Nro. 57.
LMOer T^^^i 3tllNF.
Dienstag den 79. Heum. i79l.
Inländische  Nachrichten.
^aibach  den  13» 6<mm.    Se. Ma.t. der Kaiser haben mit den w den Er,her,ogell am 15. d. dem italienischen Lustsplele genannt : II nemenlio  Qiuciicio 'äi   ?1uw   3 '   tavor  ä' ^rlecckino  oxeiatoie   cii 1'orl.en-
ti 65 ä'w^mi, im landschaftlichen Schauspielhause, das ganz mit Wachs beleuchtet war, wgewohnt, und dle Schauspte-lerirnpp mit '30 Dukaten beschenket^ nach hierauf eingenommenem Abendmale Haben Se. Majestät der Kaiser in Begleitung der bevden Ercher-oge, und des Furstcn Lichtenstein die Reise über Marburg, bls wohin Ihro Majestät die Kaiserin mlt dem Ercherzoge Fran; K. H. den hohen weisenden entgegen fuhren, und über Graz nach Wien angetretten. — Se. Erzenen; der Hr. Jakob Graf v- Hohmwart, den Se. Maj. der Kaiser zu Höchstdero Gehei-wen Rath ernannt haden, hat am 16. d. das Anstellungs - Dckrtt erhalten.
I^ien üen 13. Henm.    Alif dle bor- ^ gestern eingegangene Nachricht,   daß Se> ^ ^>.aj. der Kaiser   auf der Anherreile   be-. griften s,yn, sind I. Maj. die Kaisenil,' mit des Erzherzogs Fran;   K. H. gcsierl,^ Morgens um halb 8 Uhr von LaMiburgi aus   Sr.  Maj.   entgegen   gereisct.     Sie 1 haben vergangene Nacht zu Brück an der! Muhr   übernachtet ,  lind   werden    heutet Abends in Oraz eintresss«.  —   Der Er/-^ Herzogin Maria Anna,   K. H. höchstwc!-^ che   durch   6  Wochen   mit    clwünschttm Erfolge   in  Baadln   das   Bad   gebraucht haben,   find gtstml   frühe     nach  Lä/m-^ bürg gegangen ,   und mit" der übrigen K'« K. Familie in die hiesige Hosburg Zurückgekommen.   —   Se.   K.   K.   Maj. habe?3 durch Hofdcsrtt vom 8. Henm. d. I. dw bisher   bestandenen   Zwang zur  Ante'MNZ der   Fideikommißkapttalien   in   öffentliche Fonds für  die Zukunft  gänzlich Kuf^uhl-
b<n,   zugleich aber gnädigst zu geruhet, daß dergleichen Kapitalien, welche bereits m öffentlichen Fonds anliege«/ dis   auf allerhöchste weitere   Entschliessung noch daselbst liegen bleiben,  sollen.    Wien den iO. Heum.' 1731.   —  Se.   K.   K.   , Maj. haben dem bey   der K. K. Arciern-Leibgarde gestandenen, wegen vieler Wunden aber an   Leibeskräften   geschwächten, und aus diesem Grunde nun in Ruhestand versetzten Rittmeister G?org v. Iahn , vermöge   k.   k.   Hofkriegsräthlichen   Dekrets vom 24.. Hcum.,   in Rücksicht auf seine langwierige Feldkriegsdienste den Majors-Charakler   2a   I10,101-23   und   den   diesem anklebenden  Gehalt allergnädigst ' zu  verleihen geruhet.  —   Se. Maj  haben, den Joseph Romuald Stix,   galizischen zweyten   Kreiskommissär  des   Sandeczer Kreises, in Ansehung  seiner in Militär-und Civil-Aemtern erworbenen  Verdienste in den galizischen Adelstand mit dem Prädikate v. Sanbergen, sammt seiner ehelichen Nachkommenschaft beyderley Geschlechts , al-lerguädigsi zu   erheben geruhet-   —   Von d<m Mgsthin erwähnten Siege der Russen bey Babada : " Im Anfange des Heum. ha» ben die Russen durch ihre auf allen Seiten ausgeschickte   Kundschafter  erfahren ,   daß ein Theil von der Armee des Großwesyrs, an der Zahl von  etwann 2s,O2Q Mann, durch   Bulgarien   nächst   Schiumla ,  der beängstigten Besatzung in Braila zu Hülfe eilen,   und selbige   von   den   sie ganz umringenden Russen entsetzen wollten.   Da diese Nachricht mit vielem   Grunde   dem kommandirenden  Generalen   Fürsten   vo» Repnin auch von einer anderen Seite bekannt geworden war,   so  säumte  derselbe nicht am 3. Heum. 922a Russen zusammen zu bringen, und auf das eiligste wider die Feinde zu führen.   Am 6. wurde
vem Fürsten, ver das Forps sslbst  kom-mandirte, hinterbracht, daß sich der gall--ze türkische Haufe gegen Tulza zu wenden anfange ,  und   vermuthlich  nach   Braila ziehe, weil die Feinde zugleich einen Transport von beynahe 2220 Wagen mit Proviant bey sich   hatten.    Am   7.   endlich brachte man dem Fürsten   die Nachricht, daß die Qsmanen bey Babada einen Flecken nächst Tulza in Bulgarien /   nur  etwann höchstens 6 Meilen von der Festung Braila entlegen, standen.   Am 8. haben die Russen geruhet und sich  zum  Streit vorbereitet.   Weil sie nur in einer kleinen Entfernung   von   den   Türken lagen ,  so brachen   sie   am 9 Morgens   um 3 Uhr auf, und kamen bey dem  Orte  Babada den Türken  unter das Gesicht,   die  von dem Anmarsch der  Russen schon unterrichtet zu seyn schienen, weil sie zu Fuß und zu Pferde,   zum  Aufbruch   und  Angriff bereitet standen.   Kurz hierauf fingen die Kanonen von  beyden Seiten   zu   spielen, und die Vorposten zu fechten an.      Man kam sich  immer näher,  der  Feind war heftig, verwegen,  und   schien   auch   dem Kanonenfeuer trotzen zu wollen;   nachdem aber durch  das   lebhafte  Kartätschellfeuer schon beynahe 620 Türken am Wahlplatze lagen, fing der rechte Flügel des Feindes an zu weichen,   am lmken Flügel föchte die Rußische Kavallerie,   von der Artillerie unterstützet,  mit der  feindlichen  Nci-terey.   Dieses Gefecht dauerte  über   zwey Stunden / und war eines der hartnäckigsten ; die Tapferkeit der Russen überwand aber alle Schwierigkeit,  und  so  wurden innerhalb  dieser   kurzen   Zeit  bey   150a Türken   niedergemacht ,   und   wurde der ganze wilde Haufen zerstreuet.   Die Nußett haben 23 meßingene Kanonen,  8 Mörser , über Ion) türkische Flinten,  und
den ganzen Transport, der  für Braisch bestimmt'war/ erbeutet, folglich auch dm ganzen Vorschlag der Türken vereitelt. —> Für den in Niederland als Generalmajor angestellten französischen Prinzen Lambesce ist bereits das Generalmajors Patent dahin abgeschicket   worden.  —   Verschiedene Hauptleute   besonders   von    den   hiesigen Grenadirs haben   ihren   Compagnien   wegen der   ausserordentlichen   Theurung aus eigenen   Mitteln   ein   Vorschuß  gegeben, damit sie   sich einen Vorrath von Erdäpfeln und anderen Zuspeisen auf dem Lande einkaufen, und dabey besser bestehen können. — Der   bey dem Hofkriegsrath  bestellte Hofrath N. Ursini ist vom  Schlage berührt worden, und liegt äusserst gefährlich darnieder. — Am versiossmen   Freytag in der stüh,  nachdem die sämmtliche Tandler vor dem Kärnterthor vollkommen cusgelegt hatten,   sind Kommissarien  mit Polizeywachen   auf den   Play erschienen, und  die vorgefundenen  militärische Mon-tirullgsstücke sind   in Beschlag a/nommcn worden. —   Wie man aus Briefen vom Schloßhof vernimmt,  so   hat   allda  der Beamte   Herr   Weißenbacher ,   dann   zu Ekertsan der Beamte Hr. Wischkozill wc-g?n   ihrer   bey   dem   niederösterreichischen Bkschellwesen bezeigten   thätigen   Verwendung von Sr. Maj.   jeder   eine  Belohnung pr. l5O fi. erhalten.
Graz den 14. Heum. Am 13. d. sind Ihre Majestät unsere allergnädigste Kaiserin und Landesmulter mit dem Erz-her-oge Franz K. H., Höchstwelche Ihrem Durchlauchtigsten Gemahl entgegen reisten, w Graz angekommen, und giengen heute weiter nach Marburg, wohin unter einen die hohen Reisenden über Laibach anlangen dürften.
Brunn ben 9. Heum. Die Deputaten der mährischen Hrn. Stande, welche nach Prag zu der Krönung mitgehen, sind folgende : Der Brünner Herr Bischof — der Hr. Baron' Hantzwitz Domherr zu Otlmütz — der Hr. Graf Peter Blümegen , k. k. mahrischer Appellazions-rath — der Herr v. Wllersdorf, k. k. Appfllazionsrath — der Hr. v. Werthen-preiß, Magistratsrath von Ollmütz, und Hr. Johann Zikan, Magistratsrath von Brunn. — Der Qllmützer Hr. Fürst und Erzbischof Colorcdo , als (^omes Ke^i« (^apeilX, nimmt folgtNde Herren Kapitu-laren mit, den Hrn. Baron Münquitz von Münquitzburg, Domdechant — den Hrn. Grafen Vetter , Domherrn und Prälat bey St. Anna — den Hrn. Grafen v. Sereni, Domherrn.
Brüssel den 3. Heum.    Die Huldi-digung  Sr. Maj. des   Kaisers   und   Königs , als Herzog von Lothier, Brabant und Limburg,  ist hier am 30. Brachm. mit   allen dabey sonst   üblichen   Feyerlich-keitcn vor sich gegangen.    Die 3  Stande von Vrabant,  und die Abgeordneten der Stände von Limburg haben sich des Morgens in das königl. Schloß begeben, um Se. K. H. den Herzog von Sachsen - Te-schen /   als Bevollmächtigten   Sr.  K. K. Maj. nach der St.  Gudula - Kirche   zu begleiten,   wo Se. K. H. von dem Kar« dinalerchischofe   von   Mechlln    und    dem Domkapitel am Eingänge empfangen wurden.   Se. K. H.  begaben sich  unter  einem   nächst   dem   Hochaltare   errichteten Prachthimmel und wohnten dem Hochamte und dem Veni creawi- bey,   welches der Kardinalerzbischof   absang.      Nach   dem Meßopfer beschworen Se. K. H. auf das Ihnen von dem Kardinalerzbilchose darge-nichte Missale,  in Sr. K« K. Majestät
Namen, die Rechte und Freyheiten   der Vraöanter Kirche,   und hierauf den von dem Dechante der Kirche  vorgelesenen besondern Eid zur Aufrechthaltung aller der St.   Gudula - Kirche   Verliehenen   Rechte und  Freyheiten.   —   Se. K. H. begaben sich dann von sämmtlichen Standen, und all?n  Scaats  und Hofbeamten   begleitet, in einem fenerlicheu Zuge nach der Place Royale, bestiegen die hier zur Huldigung errichtete  Bühne   und   setzten   sich   unter den  Prachthimmel,   unter   welchem   des Kaisers Vildniß hing.   Vor demselben stand eine   mit   Goldstof  bedeckte   Tafel ,  auf Welcher die Zeichen der   K. K. und  Her-zogl. Würde, das Missale, und das kais. Patent über die  Ioyeuse   Entree,   nebst den allerhöchsten Vollmachten für Se. K. H. ,  wie   auch dis   Eidesformeln ,  auf Goldküffen lagen. — Nachdem alles versammelt war, setzte sich Se.   K. H. mit bedecktem Haupte unter den Thronhimmel. Der königl. Räch und erste Wappenkönig geboth Stillschweigen, und hierauf erklärten Ge. K   H. in   einer   kur-en   Anrede den Gegenstand dieser Versammlung.   Nach der darauf  von   dem  Pensionsrathe und Gri fier der Brabantischen Stand? ertheilten   Antwort ,   las   der    erste   Wappenkönig mit lauttr Stimme,  die von dem Kalser Sr. K. H. verliehenen Vollmachten, und hierauf das Pcuenc über die Ioneuse Entree und endlich die gewöhnlichen Eidesformeln.    Bey dem  54. und bey dem 59. Artikel nahmen Ge. K. H. ( wie auch alle Versammelten )  dm Hut ab, und schwuren   auf  das Ihnen von   dem   Kardinal ErMchofe vorgelegte Missal?.    Nach En-digung dieses Eides   las ein königl. Se-
kretär den von Standen m leistenden Eid des Gehorsams und der Treu.'     Die Glieder der Staude gingen nach ihrem Range eines nach   dem andern  vor den   Thron, beugten hier die Kniee und schwuren durch die Worte:   So   wahr   mir   Gott   helfe und l>in? Heiligen! Hierauf trat der Wap« pcnkönig hervor  und   rufte   dre i'lal mit lauter Stimme :     l3s   lebe Leopold II. Anser /   Rönlg   von Nngarn und  Vöh-mcn,   Herzog   von   Aothicr ,   Bradant und Markgraf  des   heiligen Rönnschett Reichs. —   Die Deputirten der Provinz Limburg und des Landes jenseits der Maas, nahten sich nun auch  dem Throne , und nachdem   ihr  Pensionair  Sr. K. H. den für diese Provinz zu leistenden Eid vorgelesen hatte, ward solcher von Sr. K. H. in die Hände des Kardinals - Erzbischofs von Mecheln geschworen, und hierauf legten die Deputirten eben so wie die Stande von Brabant, den Eid  ab.   —   Der WappeMniq tratt dann wieder vor  und rufte dreymal :      Ü5s lebe Leopold II. / König vcm Nngarn und Böhmen, Herzog von limburg '.   — Das Volk wiederholte den  Freudenruf.    Zugleich ertönten Musikchöre mit Trompetten und Pauken , eine drenfache Salve der Artillerie und die Glocken.   Unter das Volk wurden Gold und Silberlnün.en geworfen. —- Nach ge-endigter Feyerlichkeit wurden Se. K H von den Ständen nach dem  königl. Schlosse zurück begleitet.    - Des Abends wann in der Stadt Beleuchtungen , Feuerwerke und alle Arten von Freudenfesten.   Der Magistrat ließ unter das Volk Wein auetheil«'«. — D?n 6, Heum. sollte die Huldigung als Graf von Flan^rn, zu Gent vor sich gehm.
Held alle Dienst - und ^ey^ae nachmittags :i:n 4. Mr aus dem Platze Nor. l33. in 3er von Kleinmayersche« Buchhandlung ausgegeben.