Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljana 139317 "i< ^ Lander- und Völker- Merkwürdigkeiten deö österreichischen Kaiserthumes. Dritter Theil. I . ■ ~ •I Länder- und Völker-Merkwürdigkeiten d es österreichischen Kaiserthumes. Von Dv. Franz Sartori. Dritter Theil. Mit zwey Kupfern. Wien, 1809. Im Verlage bey Anton Doll. 139317 Das k. k. Lustschloß Schönbrunn und seine Merkwürdigkeiten, in Oesterreich unter der Ens. ^ <^!3er dle relnen Entzückungen liebt, mlt btnen zwangslose Natur ein gefühlvolles Herz überlascht, wer die Erscheinungen der Kunst und ihre Wechselgestalten froh an dle Seele drücket, sey er nun ein Welser, der von den Täuschungen des Lebens Abschied nahm, oder ein klebender, der ln süßer Bewußtlosigkeit sich ihnen ergiebt, er wird gerne an dieser SMe weilen, wo Natur und Kunst, Weisheit und Liebe voll Anmuth lhm begegnen. Losgerissen von dem ermüdenden Einerley der Gewohnheit mag er hier ln stillen kaubengängen den Balsam der Ruhe athmen, an A- — 4 — Hes Sprlngquells lebendiger Säule gemächlich ln die Jugend zurück sich träumen, tn der schein» baren Mldnlß Gewinden ein seelenvolleS Götter« bild bilauschen, oder die üppige Fülle oer Slu« menzlrkel bewundern, ln das Farbengemisch freundlicher Waller sich drängen, und der Pflanze und der Thiere vielfach geformtes Leben betrach» ten. Ueberall wird die Anmuth vor ihm einher-gehen, und wird sich ihm neckend ln tausend Masken ln die Arme werfen. Wenn das Herz von Sehnsucht schlägt, und her Geist ln erhabenen Zweifeln und Muthmas« sungen sich verlieret, lst dleser Garten im Men Glänze der Mondnacht am willkommensten. Freut sich das Herz wieder an der behagllchen Schlußfolge des Lebens, und erhohlt der Geist sich gern ln dem Labyrinthe der Aussenwelt, so finden sie beyde wieder sich hier, wenn ein wolkenloser Tag sein Licht über die Umgebungen ausströmt. Welches üpplge Charallergemählde drängt sich dann vor den Blick! welche lustige Welt gibt sich harmlos dem Neugierigen hin. Ein Ho-gart könnte stundenlange zeichnen, indeß auch Tizian seine Rechnung fände. Es hat sich in den zahlreichen Schattenaän« gen des Parkes ein bunter Farbensirauß auSqe-breitet. Dec brave Bürger zieht am Arme sei- ner Chewlrthlnn unter einem Schwärme fröhll« llier Kinder munter dahin, wo die Menagerie lhre Seltenheiten ausschließt. Im eleganten Modekleibe prangt die geschmackvolle Dame, und dle minder vornehme Schöne mustert fit nachblickend mit neidischem Auge. Junge Galans flattern wie — Käfer um süß aufblühend« Madchen. Seyen der Anbeter noch so vlele, dennoch blelbt deln schmachtendes Auge nicht unbemerkt^, ^ .-. Allenthalben summt dle gall'sche Sprache, denn wob! wissen die Leutchen, daß ihr Deutsch nickt so artig klingt. Unter die lieblichen Kadenzen stürmen llpre^iancio dle derben Spaße des blaug« ln welchem es aufgeführt lst. Man wir jedoch billig genug, den Baumelster zu entschuldigen, der sich nach elnem schon vorhan, denen Gebäude richten, und einen sehr oft verän» berse« P an befolgen mußte; der altzend aus. Unter dem Eingänge des Schlosses sieht man zu beyden Sciten schöngear« bettete Bildsäulen, von hartem Metalle. Die «ine Herkules, wie er den nemaschen Löwen, die andere, Herkules wie er den Drachen erlegt, der die Gärten der Hesperlden bewachte. Dte letztere ist besonders gut plazlrt, der Hracke ist zerschmettert, und wir gehen sicher ein in die he» sperisch«« Gärten. Beyde Statuen dienten ehe, Mals im Epelsesaale des Schlosses zu — Oefen. Man führte mich über herrliche Treppen durch das Innere des Schlosses; zwey dieser Treppen jiml) fticqend. Ueber der einen, welche in das erste Stockwerk führt, zeigt sich eln Freslo Gemählde oon Rothmayer, vessen wir schon einmahl gedachten. Die andere führt ln das oberste Stockwerk, cder das B elve de^ e. Es findet sich auch eine Maschine hier, mittelst welcher mehrere Personen alle Stockwerke hindurch auf und ab können gehoben werden. DciS Innere des Schlosses übertrifft jede Erwartung. Hoh«, geschmackvoll decorlrte SMe, Enfilade« von Zimmern, modern meublirt, l'chte heitere G^nge, welche dem Ganzen einen steten Zusam, wtnhanss gebc>n, erhalten o«s Gemüth in einer «NMchmen Stimmung. — ,4 — Einige Säle sind mlt Gobelins Tapeten, und kostbaren Spiegeln ausgeschmückt. Viele Gemächer prangen mlt chinesischem Porzellain, prächtigen Lustern und Gemählden. Alabasterne Büsten und Bildsäulen von Marmor erfüllen die übrigen. Die Wände des großen Saales sind mlt Trumeaux bebeckt, und mit Wandleuchlern behängt. Den Plafond schmückt ein großes Gemählde von dem berühmten Römer Guglielml, der späterhin zu Petersburg starb. Die Wirkung , welche eine vollständige Beleuchtung dieses Saales hervorbringt, muß unbeschreiblich seyn. Der llelnere Saal erhält seine schönste Verzierung durch die alabasternen Büsten Franz des Ersten, und Josephs des Zweyten. Die erstere lst von Balthasar Moll, einem Wiener, die letztere von Cerachl. Drey Zimmer mlt Landschaften von Rosa. Unter ihnen sind elnlge von vorzüglichem Werthe. Ein großer Saal mit Wanbstücken des trefflichen Martin vün Meytel's. Sie verewigen die Feyer-llchkelten, welche bey der Vermählung Josephs des Zweyten mit Isabellen von Parma Statt fanden. Die Figuren auf den Gemählden sind ungeachtet der außerordentlichen Menge lauter Portraits. Man zeigte mir auch ein KamlnstÜck — ,5 " von Alabaster, welches Plus der sechste dem Kalstr Joseph zum Geschenke gemacht hat. Ein Ammer mit dreh historischen Stücken von Meytens, dle sich sehr gut ausnehmen. Das «lne stellt ein Tournier in der Kaiserlichen Reitschule, dle anderen beyden Marien Theresien, und Franz den Ersten, bey Austheilung des The-resienorbens vor. Ein Zimmer mit Familienstücken. Die Zusammenkunft Joseph des Zweyten mit seinem Bruder Leopold. Morons gelungene Darstellung der Familie des Großherzogs. Cln Zimmer mit Hamlltonschen Jagd - und Pferdestücken. In dem Audienz SaD sieht man dle ala, basternen Büsten der Königinnen von Frankreich, und Neapel, ein porzellalnenes Monument, welches Maria Theresia ihrem Gemahl widmete. Es lst wirklich ein vollendetes Kunstwerk der Wie. ner Porzellainfabrlk. Eine schöne Klugheit von Wilhelm Beyer. In mehreren Gemächern befinden sich Minia, turgemählde von Bassegglo, und kostbare Tische mit mosaischer Arbeit, welche Leopold der Zweyte auS Florenz bringen ließ. Unttr den Kabinetten sind einige sehr schön. Viele haben Stlckereyen, Zeichnungen, Mlnia-lurgeMhld« »on Marlen Theresiens Töchtern, ja — !<5 — sogar von Franz dem ersten einige Stücke aufzu» weisen. Eines dieser Kabinette war für mich be» sonders merkwürdig. Ich meine jenes, wo die große Monarch!« an Konferenztagcn gewöhnlich mit ihren Ministern zu speisen pflegte. Damit Niemand von den Gesprächen über Tische, wel« che sehr oft eine Forsetzung der Confel-enz seyn mochten, Etwas hörte, war der Fußboden so eingerichtet, daß der Tisch auf ein gegebenes 3e!» chen fich hinabsenkte, und mtt Speisen bedeckt wieder herauf kam. Auch Kleinigkeiten bestätigen den hohen Werth dieser Regentin. Es ist nicht möglich hier Alles aufzuzahlen, wodurch diese zahlreichen Gemächer merkwürdlK werden. Nur no H zum Schluß« ble Bemerkung, daß dle Tapeten aus der Fabrlk der GobellnsV welche zu Schönbrunn aufbewahret werden, die nehmlichen sind, mlt denen zuweilen die Stephans Kirche zu Wien geschmückt wird. In einem Flügel des Schlosses befindet sich die Hofkirche. Sie hat einen marmornen Hoch« altar, dessen Blatt die Vermählung Mariens vorstellt. Es ist von Paul Troger. Die schönen Figuren, und die heilige Dreyfaltigkeit über dem Altar hat Kohl verfertigt, den Plafolib aber Daniel Grau gemahlt. Dle leibende M«t» t«r des Heilandes, und der helllge Johann der Täufer, Statuen von Metall an den Nischen zur — 57 -" zur Selte, sind eine sehr gelungene Arbeit des brav«« Kohl. Groß ist der Umfang der Kirche nicht, aber Simplicität und Geschmack geben lhr gerade den relnen Charakter, der jedes Gebäude haven soll, welches der Andacht geweiht lst- Ich lleß mir zum Schluße noch das Theater z«lg«n, und fand vollkommen bestätigt, was ich schon früher davon gehört. Es ist wirtlich schön gebaut, nnd ganz in amphltheatrallscher Form. Man hat es im Jahre 176z „ach dem Plane des Herrn von Hohenberg aufgeführt. Die Nebengebaude des Schlosses enthalten Wohnungen für den Hofstaat. Es ist für Alles gesorgt, es fehlt auch nicht an Ställen, Wa-genremlsen, Wohnungen für die Arbeiter, und Wachstuben. D. Zahl der Zimmer lm ganzen Schloße soll sich auf «002 belaufen. In den Nebengebäuden befinden sich auch dle gut eingerichteten Zimmer des Hoftratteuls Iahn, wo man noch immer mit Auswahl u,d ln massigen Preisen bedienet wird. Es ist da« selbst auch elnKaffeh- und Billardzimmer. Ausserdem lst noch ein Gasthaus für Personen vott Stande, und elnes für die gemelnere Klasse h!«r «abllrr. Merlw, M. Theil. I *- ,8 " Der Garteli. Durch ben Portikus von sonlschen Säulen, der den Eingang des Lusischloßes verschönert, lehrte ich in den Garten zurück. Die Sonne nnherte sich dem Mittagskreise, und nur wenigr zerstreute Spaziergänger wandelten in den Alleen. Ich konnte daher ungestört meine Betrachtungen fortsetzen. Der Garten von Schönbrunn ist wie das Gebäude in französischem Style angelegt. Die erste Anlage hat Adrian Steckhoven ausgeführt, die spätern Risse aber der Hofarchitekt Ferdinand Hetzendorf von Hoh«nb«rg entworfen. Eine Kopie von dem Hauptplane wurde zu Rom unter dem Porträt Marien Therefiens auf Marmor gemahlt, und bewirkte, day Hohenberg zum Mitglieds der dortigen Akademie der Baukunst erwählt wurde. Dieser große Künstler wurde 17Z2 zu Wien gebohren. Er ist nicht bloß Em> Mker, er ist auch Gelehrter, Schriftsteller, ln feinem Fache. Oesterreich hat seinem durch Studium und Relsen ausgebildeten Kunsitalente viel zu danken. Außer den Verdiensten, die er sich um Schönbrunn erwarb,hat er noch durch viele «ndereProcht-gebäude sich unsterblich gemacht. Darunter ge« hören vorzüglich das Schloß und der Gatten zu Nö'slau, das Frlefiscke Palais auf dem Josephs« platze zu Wien, und als Beweise seltner Genialität elnes 70jährigen Mannes, das Hans der laun« in kaxenb'lfg und tcr Tempel der Nacht zu Scl'önau. Seine Verdienste wurden erf.nmt vnb belohnt. Er ward Holarättett, Rath und Direktor der Klasse der Baukunst an b neres zu sehen. Gerne versammele sich die ele-gant« Welt an dlesen hohen, brelten, dunkelgrünen Wänden. Allenthalben sind Ruhesitz« angebracht, und tausend kleinere Laubengänge führen zu heimlichen Plätzchen, wo Schatten und trauliches Kühl zur Ruhe lädt. Auf der west« Uchen Selte gegen Hlehlng befwbet sich die Me« nagerie, an sie schließt sich der größte Reichthum Schönbrunns, der botanische Garten, und geht l^ngs der Mauer bis zum Schloß« hin. Ocstlich erhebt sich über den Berg ein fruchtbarer Obstgarten. Mehr gegen Süden schließt eine weitläufige Fasanerie die Peripherie hes großen G das Schloß sich erheben, und hinter einer Reihe von Ortschaften in bunter M'schung das prächtige gewl'ihlvolle Wien mit seinen hundert Thürmen und Thürmcken, mit seinen reizenden Umgebun» gen sich verbreiten. Wendet man sich, so zeigt sich die weite Ebene bis Berchtolsdorf, und das majestätische Amphitheater von Gebirgen, welches vom Leopoldsberg bis gegen Baaben hin sich auseinander faltet Der Schöpfer dieses Prachtgebäudes ist Iö» seph der Zweyte Er wottte den großen Ent, Wurf Josephs des Ersten wenigstens zum Theil ausführen, und ließ von Hohenbera die Glo« riette entwerfen, und vollenden. Die Skulptur ist von Henrlzl, die kolossalischen Armaturen und Merkw. III. Theil. C ^. Z4 >. die köwen aber sind von Hagenauer. An dem Gebäude befindet sich dle Inschrift: Josepho II. Augufto et Maria Theresia Augusta imperantibus erect. M.D.CCLXXV. Der Grund, worauf es steht, «st eln großes ^ewö«be; daher soll der Antrag gewesen seyn, diese Anhöhe zu durchbrechen und das vor der Gloriette liegende Bassin mit einem Teiche hinter demselben durch einen Kanal zu verbinden. Man hätt« dann unter der Gloriette mit kleinen Schift ftn burchfahren können. Der Entwurf kam aber nicht zu Stande. Unwllltuhrlich stimmt dleseS herrliche Gebäu« b« das Gemüth zu volleren Tönen. Die natür« Nche Erhöhung, welche schon der Standpunct auf einem Berge der Seele giebt, vereinigt es mlt einem ganz eignen Lustgefühl, Man geht gerne mlt schallenden Tritten durch die hohen, prächtigen Hallen, man laßt gerne den Blick durch diese reine Fenster auf das nachbarliche Grün, oder zu dem reinern Blau des Himmels fliegen, man verwellt hier lieber am Arme des Freundes, hört hier lauter, kühner jede Sylbe tönen. Mit sanft gehobenem Herzen verließ ich das schöne Gebäude, welches einst Metastasio in ^. 25 " reizenden Versen besang, und verlor mich hin-ten, gleich ihm, in die nahe freundliche Wllonlß Die Menagerle. Sie verdankt Franz dem Ersten ihre Entstehung, und wurde seit dem Jahre 1752, wo er sie anlegen ließ, von dem kaiserlichen Hofe sorgfältig unterhalten. Zu ihren vorzüglichsten Merkwürdigkeiten gehören dte Stücke, welche dle Freygebigkeit unsers fetzigen vielgeliebten Monarchen hinzufügte. Bedenkt man nun, daß diese Ansialt von mehreren Regenten mit großem Aufwan-de angelegt, und erweitert wurde, so wird man sich leicht eine Vorstellung von ihrem Umfang, und ihrer innern Einrichtung machen können. Sie übertrifft auch wirklich an Menge, Schönheit, und Seltenheit der Thkr«, an Auswahl unbBe^ handing des TerränS, und an zweckmässiger Anordnung jede andere ihres gleichen. Die Me« nagerie hangt durch eine Haüptallee mit dem Lustgarten zusamnlen, und besteht aus einem großen Zirkel. Den Mittelpunkt desselben nimmt ein niedliches Gartengebäude ein, um welches fich dle Wohnungen der Thiers mit ihren Rasenplätzen "nd Wässcrbehl'iltnissen reihen. Dai Gatten - Gebäude umschließt einen achteckigen Sqlon, dessen geschmackvoll verzierte C » -> 36 - Wände acht große Spiegel bedecken. Aus dm Fenstern sieht man in die verschiedenen Abtheilung gen des Thiergartens. Ueber den Fenstern sind «lnige der seltensten Thiere abgebildet, welche zur 3«it der Entstehung desselben vorhanden waren; den Plafond verschönert ein gelungenes Freskoge-mcihlde mit Situationen aus Ovids Metamor.-Phosen. I>, diesem Salon pflegte Maria Theresia öfters mit ihrem Gemahl zu frühstücken. Cln Blu-menfesion, welches von der Decke herabhängt, erinnert an ein trauliches Abschiedsfest, mit welchem die edle Tochter des unglücklichen Ludwig des sechszehnten vor ihrer Abreise ihre hohe Verwandten hier überraschte. Die eigentliche Menagerie zählt 13 Haupt-und noch einige kleinere Neben- Abtheilungen. In den ersten befindet fich eine Hyäne, zw Beyde wurden so ausgegraben, baß M großer Thell der einheimischen Crbe an den Wurzeln hängen blteb, welcher mit Blättern der Musa bebeckt, mit Stricken aus der Rinde des WdiscUä nliacsius zusammengeschnürt, und netzförmig zusammengeflochten wurde. Go konnte kelne Erde ausfallen, und die Pflanzen lebten qyf her Reise fort. Aus den entfernten Theile't "" 45 —' der Insel brächte man sie in diesem Zustande auf Kähnen übers Meer nach demPctcrshaven, und dort auf ein nach Europa segelndes Schiff. Von Marseille kamen sie zur See nach Livorno, von dort auf Maulthieren nach Wien. Beyde Sammlungen überbrachte Richard van der Schott, die dritte Bonamlcl aus St. Eusiach nach Llvorno; die vierte gleng von Martinique nach Marseille. Die fünfte Ladung, welche besonders viele Korallen und Wassergewächse zählte, brachte Joseph Vessuntin aus Curassao nach Amsterdam, starb aber auf der Weiterreise. Die sechste nahm ebenfalls die Richtung über Amsterdam, und Iac, quln selbst brachte die siebente über Ferrol nach Wien. Mehrere Monathe war ec krank gelegen, bey dem Ausbruche des Seekrieges zwischen Frankreich und England aber sogar gefangen genommen, und gezwungen worden, die Insel Montferrat, und das wüste Genooe zu besuchen. Diese reiche Ausbeute, und der immer fortgehende Ankauf seltener Pflanzen lm Auslande verschaffte dem Schönbrunner Garten eine der ersten Stellen unter seinen Rlvallen, bejoiiders, als nach dem Tode Franz den Ersten auch ble große Maria Theresia ihn ihres besonderen Schuhes würdigte. Während der Krankheit Steckho, vens litt wbessen der botanische Garten, durch dle Nachlcißtgkelt seiner Untergebenen elncn b«. - 46 - trä'chtllchen Schaden, indem ausser der Zlmmet-pflanze aus Martinique noch viele der hoffnungsvollsten , und seltensten Pflanzen lm großen Glashause erfroren. Auf Steckhoven folgte der verdienstvolle Richard van der Schott, welchen Joseph der Zweyte zum Oberaufseher aller Schön-brunner Gärten ernannte. Obgleich diesen Monarchen höhere Plane, größere Reformen beschäftigten, vergaß er dennoch diesen stillen Tempel freundlicher Göttinnen nicht. Er übertrug Iacquln die Auswahl eines jungen Mannes, der eine neue Reise nach West-indlen zur Bereicherung des botanischen Gartens machen, und einen erfahrnen Mineralogen mit sich nehmen sollte, stur dle Botanik wurde Dok, tor Stupniz, und Karl Haydlnger für die Ml» neralogie vorgeschlagen, zur Sorge für dle pflanzen aber Franz Boos, der erste Gärtnergehilfe bestimmt. Born, dem eine Reise älaOaok im Sinne lag, fügte noch den Professor der Naturgeschichte Marter, den Mahler Moll, und den zweyten Gärtnergehilfen Brebemeyer hinzu, verzögerte aber die Reise so lang, bis Joseph, der durch den Grafen Prolt statt Bciumen und Sämereyen aus Isle de France, welche auf der Reise zu Grunde gegangen waren, nur einen Catalog davon erhielt, äuf dle Beschleunigung der Sache drang, und Martern als Direktor — 47 — inlt diesem Personale nach Philadelphia sandte. Auf verschiedenen Routen durchstreiften sie, und der von Joseph in der Folge nachgesandte Gärtner Schliche ble Staaten von Nordamerika, und dle Bahana Inseln, die Antillen, die caral, bisch«« Eiland«, ja selbst die Provinzen Karakas und Paria bls an den Oronooko. Am 12. September 1788 waren si« sämmtlich in Wien wieder angekommen, und durch ihre Bemühungen Schön-brunns botanischer Reichthum außerordentlich vermehrt. Mit blesen Sammlungen noch nicht zufrle« den, ließ Joseph die Gärtner B00S und Scholl „ach den Inseln Isle des France, und Bourbon, und nach dem Cap reisen, aus welchen Gegenden sie nach und nach eine ungeheure Menge von Gewachsen nach Wien brachten. So bereinigte Schb'nbrunn die Wundergaben Florens aus Afrika, auS Ost. und Westlnblen, und selbst aus dem mitternächtlichen Amerika. Joseph ließ noch liberdem die seltenen Pflanzen des ^chwentschtn Gartens lm Haag ankaufen, und ber süngere Iacquln schickte während seiner Reise durch Europa viele ausländische Gewächse nach ^chönbrunn. Zur Ueberbringung dieser Pflanzenwelt ers baute Joseph viele neue Gebäude. Steckhovers Leihhaus wurde sehr erweitert und zwey neur — 48 - Gebäude errichtet. Das äußere besteht aus zwey Glashäusern, jedes nl Schuhe lang, 24 breit, und 23 hoch, durch elne Kammer, die in beyde führt, find sie miteinander verbunden. Es entstanden außerdem zwey neue Glashäuser, von noch größerem Umfange, und man fieng bereits an, die Pflanzen hinein zubringen, als van der Schott und einen Tag darauf Joseph der II. starb» Kaiser Leopold vertraute die Obsarge für den botanischen Garten sammt der Inspektion aller übrigen Garten dem Franz Boos. Bissin, ger erhielt die Spaziergänge des grossen Gartens, und den Obstgarten auf dem Berg«, welcher Ntttheil nach seinem Tode auf Bredemener iidergieng. Schücht bckam die Aufsicht über dm Garten längs der Flügel des Schlosses, weicher viele Oöstpflanzunflen, mehrere Glashäuser zur Unterhaltung der Ananas, und Musapflanzen, und jene herrliche gewölbte Orangerle enthält, welche die größte in Europa ist, indem das in el-nem Zuge fortlaufende Gebäude sich 6oo Schuhe in die Länge, 35? in der Breite, und 25 in die Höhe erstrecket. Kaiser Leopold rrollte auch bett Gärtner Scholl vom Kap zurückkommen lassen; aber die ttach ihm ausgeschickten Gärtner Brede-mayer, und Joseph van der Schott (der Soh« bcs vorigen) trafen zu Wlen ein, ohne den Zweck ihrer Sendung erreicht zu haben. Bald darauf wur- - 49 - wurde d«r alS Dichter der Hymnen an Flora und C,res »ühmllch bekannte Freyherr van der kühe Schönbrunner Garttndirektrr. Im September !7yl rertraute Leopold den beyden Herren von Iacquw die Sorgfalt für das Szient'fische, und übertrug ihnen die Verfassung eines Verzeichnis« ses aller Wanzen des Gartens, welches bisher noch nicht vollkommen zu Stande gebracht wer« hen konnte. Getreu dem schönen Beyspiele seiner Voe» fahren hat auch Franz der II. diese Ansialt seiner wohlthätigen Aufmerksamkeit gewürdigt. Als ein warmer Freund der Botanik ließ er ein neues prächtiges Treibhaus erbauen, um während des Winters afrikanische und ahnliche, im Sommer aber auch andere Pflanzen bahln zu versitzen. Viele von den übrigen Glashäusern wurden von Grund aus ncu hergestellt, und höher gebaut, »nd neue Sammlungen eingeleitet. Indessen hatte Scholl auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung unter Drangsalen aller Art seine botanischen Strelfzü'ge rastlos fortgesetzt. Vergebens hurr« t« er vierzehn Jahre lang auf eine Gelegen» helt, seine gesammelten Schätze nach Wien zu schicken; «r mußte sich mit wenigen Kisten be, 2nügtn, aber auch von diesen wurden manch« entwendet. Nerkw. Hl. Theil. N — 5<> ^ Als die Engländer daS Kap eroberten, mach-ien fie ihm ben Vorschlag, einen botanischen Gar» ten für sie dort anzulegen und zu unterhalten. Aber der edle Scholl lehnte das vottheNkafte Anerbieten standhaft ab, und blieb seinem Kasser getreu. Cr benutzte 1799 bie Gelegenheit nach Europa zurückzukehren, und kam mit den seltensten und auserlesensten Pflanzen seiner Sammlung bald darauf in London an. Ein großer Theil Mußte auf dem Kap zurückgelassen werben, viele schätzbare Gewächse wußte man ihm in England dadurch abzubringen, daß man seiner Abreist Schwierigkeiten ln den Weg legte. Endlich er-rtlchtt er glücklich Hamburg, und nach einer sehr langen Abwesenheit mlt vler grossen Frachtwägen VVlen. Noch lmmer war dte Ausbeute groß und sehr reich an seltenen Stücken. Darunter gehört der kafriscke Brodbaum, eilie Gattung Kalme, üus deren Frucht dle Kassern Brod backen. Herr Scholl ist gegenwärtig Hofgcirtner im Belvedere. Der botanische Garten, dessen stufenweise Entstehung und Vergrößerung wir nun geschildert haben, erstreckt sich auf der Seite von Hletzlngj über «inen beträchtlichen Theil des Schönbrunner Parkes, und besteht aus zwey Sektionen. Die iiltere von Franz dem I. gegründet, zerfallt in drey Abheilungen. Die erste enthält eine großs -» 5l — Zahl prächtiger Tulpen-und Hyazinthen Beeten,' die zweyte faßt einen seltenen Reichthum von Küchengewächsen und die Beeten in sich, wyrln dic Pflanzen aus den Glashäusern während des Sommers der freyen Luft ausgesetzt werden. Die dritte nährt eine merkwürdige Pflanzung voll Obstbäumen. Am Ende bkser Sektion zeiget sich das große von Joseph dem II. erweiterte Eteckhovensche Treibhaus. Es ist mit einem unschätzbaren Vor-rathe von eigenthümlichen Gewachsen des Vorgebirges der guten Hoffnung angefüllt, und wird daher das kaplsche Haus genannt. Rechts be» sinden sich noch sechs größere, und zwey kleinere Glashäuser, worin ebenfalls «ine große Menge seltner Pflanzen aufbewahrt ist. ^ Zur Bewässerung des Ganzen hat man mit« ten lm Garten drey Bassins angelegt, welche von Goldfischen, und Karpfen wimmeln. Vcr dem kaplschen Hause steht eln Monu». ment Franz des I , dessen Liibllnasplätz — $a — Viridarium, quod Franciscus Rom. Imp, P. P. Augustus Floribus fractibus Flor, et Plant. rarior. Colendis instituit. M. Theresia, Rom. Imp. P. M, Augusta Memoriae et Posteritati Monumentum hoc vovit MDCCLXVI. Die zweyte Sektlon hat zu ihrem Urheber Joseph den II. Sle enthält ew Arboseum von exotischen, meistens amerikanischen Bi'umen und Gesträuchen, in dessen Mitte «in großes Bassin zur Kultur der Wasserpflanzen sich befindet. Der übrige Theil deS Gartens ist größrenthells mit ausländischen Gewächsen bepflanzt, welche unser Klima vertragen. Jedes einzelne trägt eine Etiquette mit seinem Nahmen. Vier Glashäuser find mlt jenen bevölkert, deren Vegetation eine mildere Temperatur der Luft erfordert. Hier drangt dem Eintretenden sich eine berauschende Wolke von Düften entgegen, hler bll'ihet der Kokosbaum. dte Vinille, der Kaffeebaum, hier fintern seltsame Vögel unter dem üppigen Laub »lne-l Vaterlandes. Sie begrüßen den Pilger mlt fremden Akzenten, und versehen lbn an den Misssslpi, an den Ganges, an dle Küsten von Mona, nach Zeplon, oder ln dit stillen Inftln — 53 — b« Subset. Viele dieser Fremdlinge haben sich hier fortgepflanzt, und flattern frey herum, viele bewohnen schöne Käßge. Der Relssperllng, bet Papagey, der Wlttibvogel, auch der moderne Kakadu, und vlele andere sind hier zu schauen. Der kaplsche Paradiesvogel, der ln jedem Jahre Jüngling und Greis wirb, der große Kö, nlgsaeyer, Buschturteltauben vom Kap, Gesell-schc»ftsvögel, und der prächtige südamerlkanische Raab ergötzen mit ihrem bunten Gefieder den Blick. Auch eln Ichnevmon nlmmt ble Aufmerk» samkeit in Anspruch. Aber das Merkwürdigste bleibt immer das Pfianzengeschlecht in seiner wunderbaren Mischung, in seinem leisen, nur geahndetem Leben mit dem energischen Farben-spiel im Meere reiner Wohlgerü'che schwimmend. Kein botanischer Garten Europens, vielleicht selbst nicht der berühmte englische zu Kew hat diese Mannichfaltigkeit, diesen Reichthum auf, zuweisen, wenn auch die unerschöpflichen Regen der Botanybay und Australiens, in Letzteren strömen, und wechselseitiger Austausch merkwürdiger Stücke zwischen den Dtrettoren beyder Bärten besteht. In einer besonderen umschlossenen Abtheilung hlnter dem ehemahligen Wohnhause des verewigten Gerard van Swieten befindet sich noch «ndet mit Schleusten zwischen hoben Felsenwcmben, deren Sprengung unsägliche Mü« he und Zeit gtkvstet haben muß, und einen» Rs-merWerke kein« Schande machen würbe. '>> Es ist fein Zweifel daß dieser große Teich an« fangs wirklich ein kleiner Land'Sre gewesen, nachher aber durch menschlichen Fleiß gefaßt, und gleichsam umgeschaffcn worden scy. Nur das wann? und von wrm? unterliegt noch man« chem Zweifel. Herr Professor Schaller (IV. 247^ sagt: daß eine Urkunde im Bezdiezer - Hloster Karl drm Vierten dirß zuschriebe. Harls vor« züzlichste Biographen, Pelzel, und Pubilschka, aber scheinen voll dieser Urlunde nichts gewußt zu haben, sie hatten sonst wohl kaum diesen nicht Ulibclrächlliche» Bau ganz mit Stillschweige» Übergängen. Von andern wird Albrecht von Waldstein als Erbauer dieser Schlcußrn ange« geben, was sich noch schwerer glauben läßt. Ein Gerücht in dortiger Gegend sagt: die benach, barte« Dsrfschaflrn, vorzüglich die Einwohner Rund umher hat menschlichtr Anbau unh Fltlß eine schöne Natur auch zur benutzten ge, macht. Fast der ganze Halbsee ist von beträcht« llchen Dörfern und einzeln zerstreuten Gebäude« umringt. Zu seiner Rechten steht das prächtige Nmschloß, und zu seiner Linken endlich, schon etwas im Hintergründe, das romantische Ha« dichtsteln. Wahrlich, wer mit elnem, für Natur-Schönhüten empfänglichen Herzen auch nur einen einzigen heitern Sommerabend tn ble« sem anmuchlgen Thale zubrachte, den Glanz der untergehenden Soine üoer die lange Wasserebene hinsplegeln, und an der Felsenmauer sich breche« sah, wirb dieses Anblicks spat vergessen, und oft mit erneuten Vergnügen gedenken; wirb wahrscheinlich auch den Standpunct von Habicht-siein zweyfach vorthetlhaft gefunden haben; denn jnltten in dieser lachenden Flur erinnerter sich un, des Fleckens Habichtsiein, hatten 5c» Jahre daran gearbeitet. Er>t ats sie fertig geworden, habe der damahlige Besitzer von Neuschloß ihnen bewiest», daß sie ihre Mühe — auf herrschaftliche« Grund unb Boden verwendet hätten, und den Teich ihnen weggenommen. —^ Sicher ei» anti-aristokratisches Mahrchen.' das über dieß doch von sehr alten Zeiten spricht. In tteuel« tvare ja so etwas von selbst unmöglich. — 55 — lo wirkender an Vorzeit und graues Alterthum z erzeugt ein gemlsOtes Gefühl von Größe und doch auch von — Vergänglichkeit zugleich. Hluf den ersten Anblick, eine Melle in der Ferne, vergleiche sich die Form von Hoblchtstein ungemcln viel mit dem Wract eines großen Schiffes, das malten- und segellos auf einer KUppe zu schweben scheint Diese Aehnllchkelt schwln» bet freultch je näher man dem Felsen kömmt, und je deutlicher man die gewaltige Maße des' selben mlt allen ihren Vorsprangen, Rissen und Ungleichheiten zu betrachten vermag. Aber gewiß wä 5 ji auch dann die Venvunderung noch, statt sich zu mindern; und die großen, weit ln hie Luft hinaus strebenden Etelulastcn machen den seltsamsten Abstaub gegen den kle«nen Markt, flecken, der ganz sorglos unter diesem drohenden Obdach liegt, und den Fuß des Bergs, im buchstäblichsten Sinne des Worts umkränzt. Denn ein ungeheurer, aus einem einzige«, Ett'ick beste-. hender Sandblock liegt hier in Gestalt eine« auf seiner Schärfe ruhendcn pri5M2« über »iuen längliche runden, mlt Gras bewachsenen, mithin gegen seiner kahle Bürde um so mehr abstechenden Berges. Dieser Felsen selbst ist ebenfalls länglicht rund, und nur an seiner gegen West «Nord stehenden Vorderseite — was von Weitem dte schon erwähnte Schiffs-Figur vczvoll« — 6a — kommet, und gleichsam den Spiegel bes Orlogs bildet — «in wenig adgestumpfr. Sei« Umfang beträqt da, wo er gegen unten an Erbhügel aufsitzt, ,wey hundert, sieben und zva„;ig Schritte. Weit beträchtlicher aber muß der obe« re UmkrelS seyn, (der freylich an einigen stel« ten sich abschreiten läßt) denn nirgends betraft sein Uebergang unter 10 bis »2 Fuß. an mchre« ltn Orten ai»er acht m»d zwanzig, bis dreyßig. Eln schauderhaft umgekehrter Kegel, wenn man dicht unter ihm aufblickt! Bey dieser Form wli.be es auch dem geü'b-ttsten Kletterer unmöglich seyn, bloß durch Hlil-fe seiner Füße irgendwo den Felsen zu erklimmen; und der «inzige Weg x»r alten Feste hinauf geht jetzt, vermittelst einer großen Leiter, durch eine» Theil des ehemaligen Brunnens. Die Wand, durch welche er vor dem hinab bis auf die Was-sertlefe sich erstreckte, ist M'.lth,n,ßllch bey gewaltsamer Zerstörung des Schlosses selbst, ober auch später durch irgend einen Zufall abgesprengt, und seine größere untere Hälfte zur Vermeidung alles Unglücks ausgeschüttet worden. Durch diesen Eingang, der wohl mit völllgstliu Rechte für originell gelten, und eizn's abentheuerllchell Schlosses abenthenerllches Thor genannt werden kann, steiget man 24 Fuß hoch bis zur Ml'w» bung, hie ehemahls nicht ftcn von der Auszleh- — 6l -. Vtilcke styn mockle, und durch sielle in Etll» ausgehanene, n,m obcr gsrßcn shells velwittltte Slusen ewer vor d«m viereckigen Wendel» Trip« pe klimmt man bescl 'rerllch gcrng 32 Fuß wel« ler, bis zrm ersten Absatz der Festung, oder den vordern 3l'sßbrf. ^ier lst elne ziemlich bltracht« liche, mit frnö lbarcn Bcdcn btt>c6te Fleckt, auf welches noch jcht zwey Einwohner b«s Fleckens ihre gleichsam schwebenden Gärten haben. Aber «twas weiter gegen West« Nord erhebt sich der Fels wlederum 24 Fußhoch, nur etwas schmaler, so daß auf drey Seiten zwischen lhm, und des untern Burghofs äußrer Ringmauer ein zwölf Schuh blelter Gang, oder Waffenplatz bleibt, der ehemals die CteNe eines Vorberwelks bey der Festung vertrat. Der obere, südöstlich lie« gende Burghof halt 36 Schritt ins Gevierte, und lst mit einer nicht ganz Mannshohen, drey Schuh dicken Mauer umzingelt. Hler findet man mehrere in bloßem Felsen ausgehauene Behältnisse, wovon das größte vier Und zwanzig Schuh ins Gevierte haltende, ge« "öhnllch für den PfeldtstaN') die übrigen aber *) «in Pftrdesiall in dieser Hohe klingt freylich sonderbar. Indessen konnttn doch wohl die Br, sitzer im Fall «iner Belagerung ihre besten Roß, — 62 — fl'ii- Vorrathskammeen ausgegeben werben; lm-gleichen ew BllrssverÜeß von merkwürdiger Form, in lebendigem Fels ausschauen hat es die Gestalt eines Kruges, der oben schmal, unten breit lst, hält bey der Oeffl'ung kaum drltthalb, auf dem Boden ,2 Fuß lm Durchschnitte, und llt noch jetzt, wiewohl schon siark verschüttet, libcr 26 Schuh tief. In einem nahen Gewölbe entdeckte man vor wenigen Jahren ein vermauertes Menschen - Gerippe. Noch manckie andere mtterlrdlsche Keller, md Gänge mag es hier geben, doch ihr Nach-suchen lst gefährlich. *) hier hinauf schleppen. Oder der Herr, und eli ni«e sci«er vornehmsten Spießgesellen halten Pferde, um einzelne vorüber reisende Menschen hey der löblichen Straffn. Lag^runa da ein altes Schloß, — und nun beschrieb er «bm Stück für Stück unsern Berg, als stä„, de er davpr: — da wäre auf dem ober« Pl.^y auf der Abendseite ein Gewölbe, ,,nd in solchem läge eine große Menge alter Geltstücke. Unser HandSlMnn horchte anfmerksam zu, sagte kein Mörlchen, daß er da zu Haust sey, erzählte uns aber alles, als er Helm kam, und beschrieb uns den Ort stenau. E^ traf auf «in Haar z»^ Ich und der Nachbar wurden eins, nachzugraben, ^ieh da, das Gewölb« fand sich richtig'. Als wir aber schon drinnen waren, wurde es Nacht. Mit Schnlt« Ausräumen konnten wir durchaus nicht fertig werden. Wir mußten nach ^aust. Des andern Tags, als wir wiederkamen, war alles eingestürzt. Es wäre uns schlimm gegangen, warrn wirdrinnen gewesen." — Al« tirdings! ihr hältti wahrscheinlich da« Lehm - 64 - Stufen zur obcrsten Burg, od« zum letzten Zu» fiuchtsort, und höchsten Warte der Festung; eln Platz, eingebüßt! — Je nun, vielleicht auch nicht! Vielleicht hätten wirs doch noch besser g«habt, «lS die Leute in jenem Dorfe, (lndcm er auf ei, nen Ort wieß, der ohnglsähr eine Meile weil liege« mochte). — Wie meint ibr das Vater? Wie hatten es denn die? — ,,Sieht er, lieb«, Herr, d» gruben auch erst vor drey Jahren ein paar Nachbarn zusammen, und fanden ein sehe großes Gerippe, aber obne Kopf. Gevatter, den Kerl hälte ich sehen möge», wir ihm noch der Kopf zvlsche» den Achseln saß, sagte «iner zu dem andern. Was geschieht? Des Nachts klopft's an beyder Fenster. Jeder steht auf, zu sehen, wer es sey. Kin ungeheurer Riese mit Feuer» Augen steht da, »nd brüst»: Ihr habt mich mit dem Kopf zwischen den Achseln sehen wollen; schaut mich nun an. Beyde rrschra» 8. Woch verdient Ae-Nlttrmlg, daß die ersten Erbauer dlefrr Feste da, wo drr unebne Felftnrand sie an Auffnh» rung der Ringmauer hinderte, keine Gußmauee oder Bogenwert machten, sondern vor einer vorspringenden Spitze zur andern hölzern« Trame« l«g «ken herabhängt; über diesen liegt bey Ledigen das ln «wen Zopf geflochtene Haar sichtbar, bey Weibern aber versteckt. Im Winter legen fle über eben geschilderte Kleidung einen lange,» Echafpelz, und bedecken ihre Füße mlt «lner Gattung Strümpfe, welche sie sich aus 3l«gcn« haaren selbst, und sehr dicht weben; thre Schuhe bklchen ftnen ihrer Mnner. - 74 - Wer schließt nicht aus der Schilderung uns serer Stranlakinnen, daß sie ihren Mannern we-«lg gefallen werden; und das ist auch so. Von allen Reihen entblößt, wird hier das Fortpflanzungsvermögen öloß alS Bedürfniß angesehen, und so ist auch Eifersucht im Ehestande eine lh-mn unbekannte Sache; auch kennt man Verge, hungen außer dem Ehestande gar nlcht. — 75 — Bewundernswürdige Tapferkeit der Ungern. (Aus einem Schreiben des Nlklas Zrlny an de» .Stephan Wteteyedt.) <^völf Mann meiner Fußvölker streiften » 8"> -«» z'M Beyspiel von der sogenannten Finne, dem hohen steilen Berge, der dicht an Kronstadt mit-tagwä'rts liegt, auch den größten Theil von Vur-zenland, ja bis in das Land der Szekler hinein sehen, allein die Gegenden und Oertcr gegen Mt-tag, wo das Dorf Neustadt, der Marktflecken, und dle Bergfeste Rosenau und so weiter liegen, werden von den andern mehr als die Zinne in die Ebene hineinstellenden Bergen bedeckt, und -dem Auge entzogen. Auch das gegen Abend liegende Dorf Rothbach ka,n, man von derselben nicht sehen, weil es tn. einem Thale liegt, HW-" ter denjenigen Hügel, auf welchem Marlenburg sieht. Aber von lmserm Felsen ist dic Aussicht vollkommen frey, selbst auf diese wie versteckten Oerter. Ja dieser Fels steht so hoch, und hervorragend, daß man hinüber über den fürchterlichsten Abgrund um den Felsen her, mehrere kleine Berae und Hügel voll Wald zu seinen Füßen liegen sieht, und diese dem ungeachtet die Ans« stcht selbst auf die an ihrem, und an dem Fuße der ganzen Bergreihen, in welcher beschriebener-nwssen der Fels selbst ist, Negenden Dörfer Krls-ba, Heiden, Wolkenborf, u. s. w. nicht lm mindesten hindern. Im Innern des Felsen sind einige Höhlen, ln welche man nach unten zu auf der Seite, wo FH - 84 — ber Fels an dec oft berührten Bergrelhe hü'ng«, durch Felsensoalten kommen kann, die aber welter nichts Mebkwürblges enthalten solkn. Wett wlr vergessen hatten uns mit Windlichtern z» versehen, so konnte ich diese Höhlen nicht genauer untersuchen. " 85 " Dle schönen Umgebungen bon Grätz in Steyermark. ^».it einem verdollmetschenden Begleiter «lle ich durch die Mitte der Stadt auf den 50 Klafter über die Mur erhabenen Gratzerschloßberg. Dieses Gradez, welches der Stadt und den weiten Umgegenden den Nahmen gab, und welches uns die entzückendste Aussicht eröffnet, ist uns der ehrwürdigste und glücklichste Stanbpmict, an einem hellen Friihllngsmorgen das majestätische "yd pittoreske Bild der mittlern Steyermark und 'brer Hauptstadt vorzuzeigen. Hier wollen wir Uns an einer göttlichen Aussicht weiden und satt sehen, deren Natur und Wahrheit nur unsers Schiffers Pinsel mahlen, und deren Erha- - 36 - benhelt und Interessantes nur elnes Schuttes Auge fassen und wiedergeben kann. Wir wählen uns drey Stanbpuncte. Der erste fängt außer dem Grähergeblete an, und endet am blauen Horizont', zweymahl die Grenzen der Steyermark überschreitend; gen Südosten in einer sich ebnenden Fläche in das Eisenburger Comitat; gen Westen über dle hohe Pack ln den Kiagenfurter Kreis. Mehr südlich hindert der hohe Pacher zum Theile das Auge nach dem Clllier Kreise, und die höchsten Gebirgsketten der Steyermark beschließen mlt ihren noch weißen Kuppen den nördlichen Himmel noch im Schoose deS Mutterlandes. Zuerst fesselt das Auge der ost- und ostsüd-llche Umkreis. Gleich hinter dem erhabenen Parke Rosenhaln fängt eine mlt kleinen bewaldeten Bergen und bebauten Hügeln für den die Natur verkennenden Städtler etwas unfreundliche Gegend an. In der Mitte zwischen Aeckern, Wiesen, Häusern und Gehölzen an den gekrümmten Ebenen läuft die Weiherstrasse fort, die sich unter oem Maria-Trosterberge in die weltern Ber-gr und Wälder nun ganz verliert, und uns nur die prächtige Kirche auf dem Berge mit zwey Thürmen, und llnks sparsame Villen zurückläßt- Nun glaubt man ln einer Weite von 6"-s Stunden nichts als Berge und Wald zu sehenj »»» ^^ »^ nur hin und wieder zelgt eine Feldsiäche und seltener Kirchen - und Echlösserschew die verdeckten Ebenen , und laßt auf Menschen und ihr« Cultur schließen. Im Hintergrunde erscheint der Kulm*), und ln weiterer Länge links noch viele höhere und unwirthbare Berge, welche uns der Ansicht des Wechsels, des höchsten Berges*") berauben. Rechts werden die Verge seltener, niedriger, und verlieren sich allmählich nach den südlichen Grenzen bis an das Ufer der Mur bey Rad-kersburg. Von hier, auf beyden Selten des Flußes, eröffnet sich ein matter Prospekt über die Confine» von Ungern, welcher zurück über *) Der Kulm ist ein millelmastiger, ganz frey stehender Berg an der Feistriß, woraof sich ein (mit schönen Capellen) gemauerter Kreuz, weg befindet. Die Aussicht ist hi«r prächtige Er wurde bey der Bestimmung der Wic»ec-Mittagslinie, wobey er gute «Dienste leistete » bekannt. **) Der Wechsel ist einer der höchsten Berge dcp Steyermark, und bestimmt zum Theile die Grenze zwischen dem Grätzer-Kreife und Oester. reich. LiesgH»ig fand ihn 929 Wienerklas» «er höher, als die Meersoberfiache, Fallal be« stimmi» seine Höhe auf ZZ^ Parisersuß. — HI —« das nöhere Kapfenstsln ^) bey Tabor, libe-Fl'ir» sienfelb, und zwi/cken Ha-t^rq schmier und macktlger erscheint. Unt?r "'l'n an<^ diesen weiten Bezirken hervorragenden Ecb'l-sse^ l",'^ttt die sehenswi'irdige Bergftst"Ng Nieqcrsburg "), wie ein bärtiger Nlese hervor. Dieser eben bezcicknet« oMbllche TheN ent, hält ln seinem Geschoße nledri^e Berge, dle sich *) Kavfenstl-'in, ehemahls rine Ber- Bcrg Kapfenstein ist wenigstens 90 Klafter über das «nlere Dorf Iiipfenstein erbeben. Für einen Naturklinkigcn 1st dieftc Berg unb die Nachba»schafl recht in-teressant. Zwischen Klech, Glcichcnberg und ben Umgegenden umher, entdeckt man immer mehrere Liwabügel und «„verkennbare Denk-mähIer eines hier ansgebrannle,, Vulkanck. »') Nieqer^bllrg ist in der mittleren Geschichte der Steysrmark als erste Festung bekannt. Nach Liesganig's Berechnung lirgt Ätegereburg 27N Klafter höher, als das Meer. Im »-ten Iabrhund?''«? batte dieses Schloß seine Dynasten, die sich Herr?« vo« Rongerspruch schrie» l»en. Abermahl ein Wind'schkr verdeulschler Nahmc. ^ 89 -" eon ihren Mtern, den bohen Geblrgen lm Rücken , lmmer welter entfernen, gebiraiate Flache« und Hiiqel bilden, und zwischen den Flössen Mur, Rab und Felsirltz, in der nähmlichen ki-nie von Norden gegen Eüdost die Stenermark verlassen. Nur warden fene in ihrem Verlaufe in dem Verkättnlsse immer niedriger, als dle Flüsse größer werden. Die anmltthlgsien zahllosen Hügcl, dle sich von dem rauben Schecke! lostrennen, unddiemlt den sckönsti'tt Tkcilern prangend, nnunterbrochtlt den kauf de? Fliisse und Bciche beqlelten, g«H währen mal'nscl'fall^e NaturreWe und verschaffen der Weingeblrgen hinziehen, über dem Draufluße. Jenseits der Dräu, in einer io — i5melligen Entfernung, entflieht unserm Auge der übrige Theil des Marburger, und der des ganzen Cilller.-Kreises völlig. *) Auf drm Platsche findet man einen Bruch von weißem Marmor, desgleichen ganze Lagen von versteinerten Muscheln. ") Der Radrersburger.Wein ist derNationallleb-lillg. Die beßten Wcingebirge si»d : d?r Marburger, IohanncSberger, Kapeller u»d Kerfch-bacher. *»*) Die ganze Gegend um den Markt üuttenberg Herum, nicht fern« von den ungerischen Gren» zen, ist voller Weingrbirge, welche auch die Lultenberger heißen. Hier wächst der beßte Wei» des Landes, der zu den angenehmsten und stark« sien Weinen von Europa gehöret. .Dir besten Gewächse sind: dle Hlummen'berger, Ierusale» mer, und Grünanberger z die stärkste» si„d : die Nltenherger und Thättnhll'gsicr. ^» yz ^ Nur der erhabene Bacher *) sixlrt noch unsere Aufmerksamkeit. Mehr westwärts, aber vlel Näher und kennbarer, steigt eln kahleS Gebirge, die Schwanberger Alpen hervor. Ihr höchster Glpfel der Spelkkogel **), und die benachbar« ") Ist eln sehr ausgedehntes Gebirg. Cs fanzt an de« Kärntbnerischen Grenzen am südliche»; Ufer der Dräu a», un^ lauf» dann östlich 6 Meilen weit fort. Der Bacher ist der böchste Berg der Uutersteyermark, und reich an seltenen Mineralien; aber noch sehr wenig besucht/ und nicht untersucht. Iteberhaupt kennt man die großen «nd verbor» genrn Nalurschätz,: »nd Merkwürdigkeiten der Nnlersteyermark, so wie jene des benachbarte« Kroatien, noch sehr wenig; ja es hat noch kein deutscher Naturkündige ei« Land, dessen Volk und Sprache ihn, widerlich fallen mag , bereisen wollen» ") Speikkogel erhielt seinen Nahmen von der sel. jenen und dort wachsenden Pflanze, der Speie, (Valeriana Keltica) genannt, die «och anf meh« reren Bergen der Obcrsteyermarf angetroffen wird. Der meiste Spcik wird nach Egyplen verhandelt, der von dort auch nach Ostindien wan« dcrt. Die ungemei« plächtlge und weile Ans« sich» auf dem Speikkogel ha» uns Kinderman» in seinem vaterländischen Kalender vom Jahre 4»y« beschrieben. — 93 — ten Köhern Alpengeblrge aufwärts, fornmendm südwestlichen Gesichtskreis blS über dle Stubal-, pen, welche die zwey Krelse, den Grätzer und Iudenburger verbinden und den Klagenfurter« Kreis verdecken. Noch andere jüngere Berge, thells von dieser westlichen Gebirgskette abstammend, theils ven den hohen Bergendes Brucker. Kreises fort« geschoben, verbergen ihre hundertfältigen frucht« baren Hügel und Thäler an der Kainach, Stalnz und Laenltz. Sie verdecken mehrere Schlösser und Märkte , sammt Voltsberg, kankowitz und Plber ^). Ein freyeres und weites Schen eröffnen die segenrelchen Thäler und mehrere Herr^ schaftsschlösser, zwischen Prödlng, Groj^fiorlan, *) Diese Gegenden waren ehemahls wegen ihr««? großen Viehzucht bekannt. Lankowitz und Pl» der sind nun Staalsdomainen, wo Beschalle» reyen zur besseren Pferdezucht unterhalten wer« den. V«it5berg sollte die älteste Stadt int Lande, und die Viana der Römer seyn? Der Ort war einst blühend, nud in der alten und mllllern Geschichte berühmt. Vielleicht mat hierdurch die ßauplstrajse deS Noricums? I„ spätern Zeiten war sie es, da noch bey Gräß leine Commerzialstrasse brstand, »nd die Uftr >er Mus nur Mil OauNltOjsen Heiselen wurdef,. — 94 "> Ciweswald und Schwammberg bis an den Ra- bel. Noch sieht man über den Kaiserwalb und Dobel hin, Moosklrchen und einen Theil des beglückten Kainachbodens. Nun steht das bunte und schöne Eckenbergerfelb vor unsern Augen da! welches von der entzückenden Elnöd, den vielen erhabenen Vlllen und Wcingebirgen der Grätzer beschränket wirb. Die sich lnnner mehr an das Gcblrg erhebenden mahlerisch bebauten Hügel der Elnöd werden wieder von Straßgang und St. Martln her^), ringsum, bis über den kleinen Blabusch, von Bergen und Walbungen lm Hintergründe geschlossen; so wie jene sehr reihenden Anhöhen von Asgersdorf und Baadorf. In der Mitte unserer westlichen Linie, am Fuße dieser Hügelgruppen, von schönen Landhäusern der Grätzer und ihren Weinbergen umge- *) St. Martin, gewöhnlich St. Mörtcn, eln Stift Admont. Schloß mit eine? Kirche. Man genieße l)ier der reißendsten Aussicht. Höher in einer Entfernung liegen St. Florian, und St. Johann und Pauli Äischen, an den gleichnah-N'igün Bergen. Zunächst hat man erst »8"^ Steinkohlen entdeckt, decrn Bau immer größere Ausbeme verspricht. Ein schwarzer weißaderi-gcr Marmyr wird hier schon lange gebrochen- ^- 95 ^ ben, und zwischen zweyen sich nähernden Dö'r« s"n, AlgersdorfundBaadorf, präsentkt sich majestätisch das fürstliche Eckenberg *) mlt seinen geräumten Zlerb-und Lustgärten, aus welchen eine Kastantenaltee durch dle Mitte des Eckenber-gerfeldes, in die Stadt führt. Im starken Contraste mit diesen Gefilden und in einem ernstern schauerlichen Bilde, erblickt man nun die höchsten Gebirge, wie sie den ferneren westlichen Lichtkreis versperren, und den nördlichen unfreundlichen Horizont abkürzen und veröden. Die dunkeln Ruinen der zerstäubten Bergfeste Göstlng, sind die letzten traurigen Neste, dle uns erinnern, daß hier einst Menschen *) Eckvnberg, man schreibt gewöhnlich Essgenderg, «cm sehr schönes u«d weillauftiges Schloß mit trefft,chen Mahlereyen versehen, worunter jene des großen Gaals, von dem Künstler Adam Weißkircher gemahU't,. besonders die Aufmerk» san»keit der Kenner verdienen. Der weilläustige »lil großen Alleen prangende Garten ist schön, bat Springbrunnen und ist dem Gratzer Pub? licum zur Ergöyung geöffnet. Nach dem Absterbe« des reichsfürssliche« Stammes Eckenbcrst im Jahre '717 kam c/ in drn Bcsitz der Grafen von ßerberstnn, in wel, chem siß noch sind. wohnten, wo jetzt nur Gey«r und Uhu^s hausen. Das verführt uns zu glauben, daß in diesen weite« Wildnissen keine E>oe mehr, für Menschen bewohnbar, existire. Allein iil den tieftn Ab^ gründen, und am Fuße dieser bewachsenen Ael« senmassöll, krümmt sicl) ei»i graues, blendendes, sich stets regendes Wesen, in dem beschwerlichen Kampfe, sich ourch enge Felsei:-Passagen tns Freye durchzuschlagen. Es erscheint tmmer näher nüt beschleunigenden Schritten und Unge-stmnm. Da erkennt man de?i noch zürnenden Murstrom, dcü sichersten Trostoertünder, daß es im fernern Hinterhalte noch mächtiges Land und Bewohner geben müsse! Mit der Weillzettetbrü'cki verliert sich auch bald die Wiener Haupt. Commercial« Strasse zwischen die drohmden Felsenberge. Da führt vom ltnlen Ufer eine Sellenstrasse über St. Gott-harb, mner St. Veit auf die Anorltz und den Graben in die Stadt. Hier genießt man wieber über dle schonen Fluren und seltenen Weinbergs.-Hügel nach St. Veit, einer fröhlichen, alleln nur kurzen Aussicht. Bald heben sich wieder größere uno kleine Berge, neben und uoler dem Unter-schekel. Eine kleine Parchie von solchen Bergen und Hügeln, lliufr von der ^lloritz über Maria Schnee, den Rosenberg, nach ven östlichen Anhöhen, — 97 "" höhen, und brückt dem Graherpömerlum dle nördlichen Grenzen aus. Hinter diesem, in el, ner zweystü'ndigen Entfernung, erhebt sich der große und kahle Schecke!, und beschließt die nördliche Augenweide. Merkw. M.THeij. 38 - Die Oeilthaler oder Silauzi in Kärnthen. ^önter den Wlnden oder Slavenzl sind ble sogenannten Gellthaler Sl« oder Selauzi verstanden. Ein Slavenstamm, welcher am weitesten nach Osten ln Europa an dem Fluß Sila (Gewalt-Dach,) wovon sie den Nahmen haben, der aber bey den Deutschen Gell genannt ist, wohnt. Dle« fer Winden, welche in «!nem nicht breiten Thale der carnlschen Alpen eingeengt sich befinde«, lst tlne geringe Anzahl, und ihr äußerster Puntt ist an den Grenzen Italiens in Westen; gegen Mittag liegt Kraln, so wie gegen Mitternacht Kärnthen, und ln Osten Steyermark, wo als" dieser Kolksstamm längs des Drave- oder Dra»-fiusses die Grenzen Croatlens erreicht. Dies" — 99 -" ganze Landesstrich wird der Natur nach ln das ober« und unter« Geilthal und die windische Mark eingetheilt, ist für seine wenige Quadrat« Fläche sehr mit Dörfern besetzt, so wie beynahe alle Gcbirglcmder des cultivirten Europa übervölkert sind, ja nicht allein die Gebirge, sondern auch wohl hin und wieder manche Provlnj des flachen Landes. Herr Gebharbi sagt in seiner Vorrebe Seite X. Das Wendische wurde hin und wieder in Kärnthen gesprochen, doch nicht in dem oben erwähnten Landesstrlch, wo diese Nation zusammenhängt. Hler kommt lm Allgemei« Nen wenig Deutsch vor, so wenig als üher denl Drauftuß, wo statt der wendischen Mundart ein grober deutscher Dialect herrscht. »_ Diese Winden sind schlanke, große und wohlgebildtte Menschen, mehr brauner, als weißer Farbe, so auch ihre Haare, wie es schon Pro cop beschrieben hat. Da sie im Kalkgebirge wohnen, so find ße ohne Kröpfe oder son« Age Ungeltaltheiten, womit ihre Nachbarn in Norden oder ble Kärnthner so sehr behaftet sind, daß das i6olk meistens blödsinnig davon wirb. Di«se ungestalteten Menschen werden dort Garrl, Dogger, Dosten auch armes H^scherle benennt. TUo« der der Kretinismus komme, davon ist schon zum Theil ausführlich in der talpatlschen Reise d«S H. HacaM gehandelt worbtn. Da nun die Körnthntr G a in dem Granlt- Schiefer, und Thongiblrge nlcht so aufgeweckt, als diese Winden sind, so wer« den letztere von solchen für schlaue «nd tückische Menschen gehalten, die viele Gewandtheit lm kleinen Handel zu bevorthellen haben. Ganz unrecht hat der Kärntner nicht, (denn ein kleiner Diebstahl traf mich selbst einmahl bey ihnen) über warum sagt baS der Italiener und Krals ner nicht von ihnen? ohne Zweifel, well ste nlcht so leichtgläubig wie erstere sind, und auS dieser Ursache verachtet der Winde und Kraine^ den Kärntner, denn wenn er einen als Tölpel schlmpstn wlll, so ftgt er zu ihm: Ty Koroshz, (du Kärntner.) Der Geilthaler lst andächtig ohne viel Gefühl dabey zu haben; er läuft wohl auch auf seinen Laschariberg (Usharse) hinauf wallfahrten, aber doch lange nicht mlt dem Enthusiast muS, wie der deutsche Kärntner. Dieser heilige Berg, auf welchem elne Kirche steht, welche ei,l wunderthätiges Frauenblld enthalten soll, dient doch oft auch nur zum Vergnügen, besonders für junge Leute, welche, nachdem sie eln Paar Stunden mit dem Hinaufsteigen zugebracht haben, in 2u Mlnuteu auf einem hohlen Vret über das dünne Gras den ganzen Weg ins Thal zu-tücklegen. Elne Schlittenfahrt, die nlcht ganz vhne Gefahr lst, obgleich dle Führer schr g" IQ! -M schickt mlt Ausweichung der Felsen umgehen kön« nen. Fröhlichkeit herrscht bey dlesem wlndlschen Volk beynahe allgemein. Ktrchtage und dergleichen werden meistens unter freyem Himmel mit Schmausen und Tänzen gefeyert. Die Vorbereitung bey dem weiblichen Geschlechte geschieht ^ts den Vorabend mit Waschen und Reinigung des ganzen Körpers, wobey die Mädchen sich ben Unterleib so mit Stroh und groben Tüchern scheuern, daß alles den andern Tag noch ganz lvth vor aller Zuschauer Augen erscheint; wenn ich sage vor aller Zuschauer Augen, so grünbet sich blest Wahrheit auf ihre äußerst kurze Tracht, ta bey bem gewaltigen Tanzen und Bockssprln-gen der ganze untere Stock vollkommen aller Schau ausgesetzt ist, woraus eine Wendiu sich nicht das geringste macht, sondern es scheint vlel-Nlrhr aus der angeführten Vorbereitung, daß es ihr Wunsch ist, da gesehen zu werden , was aber jede andere «Mlisirte Nation höchst unanständig önden würde. Indessen muß man dieß Verfahrn nicht alS sittenlos ansehen, es ist alten Her« ^Mmens, und dünkt keinem Wenden unanstän-blg, da er dessen gewohnt ist, und Gewohnheit wlrb ja zur Natur. Die Tänze dieses Volks sind eine Art Stey-llscher, die aber mlt verschiedenen Springen,. lQ2 -»" und manchmahl Auslassung seiner Tänzerinn abwechseln; mit Wegwerfung der Hüte, welche die Tänzerinn aufheben, und dem Burschen während dem Tanzen wieder auf dem Kopf setze« muß, aber alles dieß im höchsten Grad heftig. Die Männer singen wohl auch Volkslieder dabey, welche aber ohne Harmonie, und manchmahl unanständig find. Kein Voll hat gute Dichter noch achtungswürdige Vs!kslleder, wenn es ln seiner Sprache arm ist, und dleß ist der Fall hey diesen Wlnben, und ihren Nachbarn den Krainern. Die Musik besteht ln einer Geigt (GcSle) Cymbel und einem elenden Baß; manchmahl hegnügt man sich allein mit einem Dudelsack (Duda.) Bey den Hochzelten hab«n sie viel Einstimmiges mit den Krainern (Krainazl,') wovon lch welter unten Erwähnung machen werde. Der Gellthaler hat den Gebrauch des einsäenden Land-wlrths, das ist, nicht stets den Saamen obe" auf den Acker auszusäen, wo er gewachsen ist» Der Bursche oder das Mädchen sucht sich mtl-siens seinen Gegenstand aus einem andern Dorfe; lst mau übereingekommen, und «s trifft d^ Hochzeitstag (Schenltva) «in, so sieht """ den Burschen zu Pferde mit seiner Schönen v" ihm sitzend zur Kirche reiten u. s, w. Bey "« Hochzeltstünzen befindet sich jederzeit eine Vsr» ^änzerinn, welche sich durch vlele mit BandlM durchstochtene Haarzöpft von andern unterscheidet. Obgleich die Schmauftreyen ein Paar Tage dauern, so herrscht doch bey diesem Landvolk tewe Verschwendung oder Ueberftuß. In Ansehung deS Feldbaues sind die hiesigen Wenden nicht die fleißigsten Menschen; ohn« Zweifel macht sie aber das öftere Fehlschlagen ihrer Aussaat durch die spaten Frühlinge, und früher Herbstfröste, so wie lm Sommer die vielen Ungewitter mißmuthkg dagegen, so daß sich aus dieser Ursache die Männer auf's Fuhrwesen, und das ledige Weibsvolt aufs Dienen in den kleinen Landstädten legen. In den Thälern sah ich zum ersten Mahl die Trocknung des Getral-des aus Harfen (Kosouz) oder hohen Geländern im freyen Feld stehen. Die Tracht ober Cosiunn dieses Volks ist ziemlich originell, doch vor Zeiten mehr als jetzt. Der Mann trögt kurze Haare, auf dem Kopf einen hochgespltzten grünen oder schwarzen Hut, doch die Nachkommenschaft selten mehr, sondern «lnen niedern ungestolpten Hut von Filz oder Stroh, letzteren des Sommers, um den Hals nichts, aber ein Hemd mit einem großen gefalte- nen Kragen ober Kres ( Pramsh ); auf dem Leib ein rothes Wams (Hlebz) mlt elnem grilnen Hosenträger, darüber eine braune kurze Jacke; in» Winter einen Schaafpclz (Kosmata) halb lange weite Beinkleider, welß wollene Strümpfe, Stiefeln ober Bastschuhe ( Opanke. ^ Das Welb hat d»e Haare ln lange Zöpfe ge? flochten, daS Mädchen aber solche meistens mlt rothen wollenen, oder auch seidenen Bändern ge, jlert, und herabhängend. Den Kopf bedeckt bey den Weibern eine weite hinten etwas abhängende Art Haube, die aus elnem langen Streif gebildet, und rückwärts zusammen gebunden wird. Oft ist eine solche Haube mlt einem schwarzen Querband verziert. An dem Rand zum Gesicht ist eine breite Splhe, oder ein gefal' tener Streif Linnen angebracht, der tief in das Gesicht geht. lim den Hals werden gefärbte Glaskoralten getragen, unter diesen ist ein breiter von Leinwand in viele Falten gelegter Halskragen, der eineu großen Theil des anhabenden Leibchens, und gefärbten, ja oft gestrickten oder mit Bändern gezierten Brustlatzes bedeckt. Das kurze Hemd ist auf der Brust in viele Falten ge, legt. Die Aermel sind weit, mit Manschetten versehen; «m Winter wird meistens ei„c braune Ueberjacke getrageu. Der knrze Rock ist von halb ober ganz wollenem Zeug mit gefärbten Vailderl,: eingefaßt, so »v!c auch dcr eben so kurze blaue — l«l»5 — Schurz. Selten reichen diese Kleidungsstücke wel, ttr, als bis an die Waden; eine unumglinglich nothwendige Klelbungsart für eln lm hoben Ge-birg wohnendes Volk. An dcn Füßen haben sie Melsttns wollene, mehr weiße als pefti'rbte Etrüm» Pfe; die Schuhe mit Bindern oder Rlcmen zugebunden. Um den Leib kommt der sogenannte PaS oder Leibgurte!. Dleser besteht aus einem schwarzlebernen Riemen, der mlt messingenen Ctlflen beschlagen ist, am Ende desselben hängt-ein zugemachtes Messer. Hüte trägt das slavl, sche Weibsvolk äußerst selten, aber dennoch finden solche be:) unsern Wendlnnen täglich mehr Beyfall, allein dennoch werden sie nur beym Regen und allzu großer Hlye aufgesetzt. Aus der Tracht dieses Völkchens sieht man, daß dle Kleidung des Harlekin und seiner Ge-mahlm Kolumbine daher genommen worden ist; vbglcich aber die Geilthaler ziemlich aufgeweckte Menschen sind, so kommen doch diese erwähnten ^ossellretßer nicht aus diesem Lande, sondern aus «iner delttschen gebirgigen Provinz, die nicht wctt davon entfernt licgt. Die Nahrung dieses Volkes ist meistens aus ^'U Pflanzenreiche; Fleisch wird wenig und nur ^lten genossen.. Der gal^e geistige Trank, der. l') ihnen vorkommt, ist etwaS Wein und bis ^lMiannte Steinbier, wtlchcs siir elnen Fr:moen so wird der ersten, (dem zweyten seltner) wem; sie zur Kirche geht, elnc unausstehliche ^chimpl> «. no -^ Musik von bem gemeinen Volke gemacht. Dl"lne kleine Stunde vor Salzburg lst das erz, bischöfliche Lustschloß und der Garten Hellbrunn, 'ble in einer sehr schönen romantischen Gegend lle» gen, und den Bewohnern Salzburgs «lnen der angenehmsten Spaziergä'nge^gewähren. Vvr Zelten war da, wo jetzt dleses schönt Schloß sieht, und den Bewohnern Salzburgs eine der angenehmsien Promenaden gewährt, nichts, als ein mit einer mlttelmWg hohe» Mauer umgebener Berg, der noch heutiges Tags der Waldems-Berg genannt wirb, und an dessen Fuß zwey Welher lagen, worin Forellen und Ecilmllnge schwammen. Diese Welher befanden sich zunächst an einem kleinen Wäldchen, worin 112 «lnlge Damhirsche zu sehen waren, und worüber «in in einem unbedeutenden Hause wohnender Jäger die Aufsicht hatte. Erst im Jahre >6«z ließ Erzbischof Markus Slttikus zu diesem Lust-gebliude den ersten Grundstein legen. Nach,5 Monathen im Jahre 1615 stand dasselbe fertig da, wie die über dem Clngangc des Schlosses befindliche Aufschrift bezeug:^ . ,.. Dieses Schloßgebäude nebst Garien, und ollem dazu gehörigen, in so weit es durch elne zusanimenhmlgenbe Mauer nach allen Selten ein» geschlossen ist, beträgt über eine Stunde lm Umkreise. Am Ende der geraden Allee, durch welche man von der Stadt hierher fährt, kommt man vermittelst «wer kurzen Seltenfahrt zur rech« ien Hand durch tin grvßes Portal von weißem Marmor, das mlt solchen Pyramiden und Ku< geln> nebst Wapenschllden des Erbauers gezlert lst, und ein hohes DNi gelthdr hat. Dieses Thor steht zwischen zwey Gebäuden von zwey Geschossen, wovon das rechts anfangs zur Wohnung für dl: hochfürstliche Garde zu Fuß, oder N^rabanten bestimmt war, „un aber, seitdem Ms Landgericht Glaneck unter Erzbischof Gut" dowalb von dem Glaneckerpaße hierher übersetzt zvitr, dem Gerlchtsdlener eingeräumet, und mlt ÄrresiMmern versehen worden lst. Diesem nun-mchrigcn Amthaust gegenüber ist ein ähnliches Ge- — uz -- Gebäude, worln der Waldmeister, und der Um» Nlerpolierer '.hier Zimmerpalller) mit ihren Fa-wilien wohnen. (^Beyde sind viel spättr in die Höhe aufgeführet worden; bey ihrer ersten Erbauung war jenes bloß eine Wachstube, und dieses ein Thorzlmmer^ Auf dieser Seite ist ein grün angestrichenes Thor, durch das man in de« Damhirschen^ sowohl, als in den englischen Galten kommen kann, welche durch einen scl>malen Canal von einander gesondert find. Von dem Po> tale führt eine gegen 24 Schritte breite, auf bcydett Eeiten mit Mauern elngefa!?.qene Strasse, tn de-> reu Hintergründe das Schloß sich zeigt, in ewir Länge von 325 Schritttü bis lu den weiten Vorplatz des Schlosses. It, dlescn Mauern, über welche nach einer ziemlichen Strecke rückwärts gepflanzte sehr hohe W'Ubbäume emporstchen. Und einen angenehmen Schatten ül»er die Strasse verbreiten, sind beyderseits Stauungen, Futter-kammern, Remisen, Seiteneingänge zu dcn Gcir-^ len, wle auch kleine Wohnungen angebracht. Am Ende dieser schönen Strasse rechts ist die Wohnung des Beamten, ehedem Pflegers, nun Gerichtsschreibers, und links die des Hofgärt» n«vs,'jede von zwey Geschossen, und in die ^»»nbullg ausgebogen. Aviscken diesen Eckge-bänden', „nd den anstossendcn beyderseltigenFlü» Ütlgebäuden sind zwey grün angestrlckene Thoce^ Merkw. III. Theil. ' H . «- »ich "» wovon das zur rechten illsgemeln das Hasenthor genannt, in die Menagerle, und das zur linken ln den großen Garten führt. In den FKigelge-Hauben sind mehrere Wohnungen angebracht; rechts lst dle Wohnung des Oberschrelbers, das gerichtliche Schreib - und Verhörzimmer, ble Kanzelley, und dle Registratur, (welche drey letztere Zimmer gewölbt, und zur ebenen Crde sind) ; daran stößt die Hofkapelle mit einem zu Ehren des heiligen Karls von Barromä, Vetters des Erbauers geweihten Altare, und ein kleines Wirthshaus. (Laut einer geschriebenen Urkunde von i6iy waren dicht an der Kapelle neun Zimmer für die Kammerherren erbauet, oder etwa nur zu erbauen; denn der klelne Raum über dem Erdgeschosse, wie man ihn heutiges Tages sieht, müßte in der That sehr klelne Ztmmerchen, und sehr geschmeidige Kammelherren enthalten haben. Vielleicht ist aber an diesen Flügelgebäuden eine große Aenderung vorgegangen; denn man findet rückwärts am Wilthshause, so wie am Kanzel-leygeböude die Iahrzahl 1692.) Links, wo eh«-dem Tafeljwben, und neun Wohnzimmer fü'r ble Truchsessen und Offiziers gewesen seyn sollen, ist die Wohnung des Mttterschreibers, drey Küche« mit großen Heerden und Windöfen, ew Brunnen, ein Paar kleinere Gewölbchen, das Glockenhaus der Kapelle gegenüber, mit «lnen» s«^ t sichtbaren Urschilde, ein Holzgewolb, und dar« au dle Wohnung des Vrunnenmeisters. Dle Theile dieses Flügelgebäudes, welche die Kapelle l»nd gegenübcr das Glockenhaus enthalten, sind lim ein Geschoß mit zwey Fenstern erhöhet, und haben über sich runde Frontons, in deren Feldern über der Kapelle eine Sonnenuhr, und am Glockenhause elne Scklaguhr mlt ihren Schilden zu sehen find. Beyderseits dicht am Schloße führen klein« Durchgänge ln die Selten? und Hinterbezlrle des Schloßes. Der ganze Umkreis des lnnern Schloßhoses beträgt gegen Z^a Schritte. D.,s Schloß ist ln ein langtichtes Viereck erbanet, das ftlne größte Breite in dem Stlrn-aufnsse hat; ist zwey Geschosse nebst einem Kellergeschosse hoch, und hat ln ftlner Mitte elnen schmalen Aufsatz mit einem runden Stlrngiebel, der unmittelbar auf dem Dachkranze aufsitzt; lm Aufsatze ist ein Doppelfenster, und im Giebel« felbe sind zwey Mezzaninnen. Auf beyden Seiten des Schlosses sind zwey über sechs Schritte zurücktretende Risalite, welche «ine sehr spitzig zulaufende Dachung haben, worauf elne vier-ecklgte Laterne mit einem einzigen Fenster nach jeder Seite steht. Anstatt der Helmstange sind nun Blitzstrahlauffänger angebracht. Die Rist, late haben nach vorne sowohl als hinten, wo sie H2 — il6 — nur etwa zwey Schritte hervortreten, drey unter emem einzigen Giebel- in dessen Mitte eine Büste von Marmor ist, vereinigte hohe Fenster, und auf den Stein Balkons mlt zwey Fenstern, und einer Thüre, welche alle unter einem und demselben Glebel gebracht sind, der in der Mitte gebrochen ist, und eine Büste einschließt. Die Balkons werden von drey Atlanten-Termen ge-traaen. Ja das Schloß steigt man über beyder-Mqe steinerne Treppen in zwey Absätzen von 16 Stufen, welche mit steinernen Geländern und Postamenten umgeben sind, auf eine Altane, wo einst der Hoftrompeter zurTnfel zu blasen pflegte. Unter dieser Altane befindet sich cine Grotte, wo man ln einer Vertiefung, wohin man über vier Stufen kommt, einen Triton erblickt, welcher zwey Steinböcke (womit sich jedes Slttichlsche Gebäude auszeichnet) zwischen den Armen hält, die in eine Muschel Wasser speyen. Auf dee Seite sind Bänke, wie alles übrige, von Marmor. Von der Altane kommt man durch ein schönes Portal ln das Innere des Schlosses. Durch das Thor kommt man in einen Vor» saal für die fürstliche Leibwache, aus welchem beyde TI)l'iren mit Portalen von grauen Kalksteinen ln mehrere, ehedem mit alten Gemählden bchangcne Zimmer in den Carabiüiersaal, in die Garderobe, Conftctstube, und andere Kammern — i»7 — fuhren. Cine breite Treppe von 34 Stufen aus rothem Marmor führt hier in die eigentlichen Fl'irstcnzimmir, welche vor Zeiten auf alle Leder, tapeten, thcil.s mit blauem, theils mit rothem, g't'mem odtr weißem Grunde nebst untermengte« Goldzierathen hatten, nun aber bis auf den alten Markus-Slttikussaal, und das barm, stoss^nve Gondel mit schönen Papier- und andern moder« nen Tapeten geziert sind. Alle Thüren habei Einfassungen vom rothen Marmor. Im Vor« hause dieser Zimmer, so wie auch in einigen Vorzimmern selbst sieht man nebst verschiedenen andern Abbildungen seltener Thiere die MM» dung elttts großen wilden Schweins, das im Jahre i6l8 den ;ttn November auf dem Hans« berge, rechts an der Neichenhallerstrasse, ge« schössen ward, und 5 Centner, 24 Pfund wog, die Abbildung eines großen Steinbocks, der im Jahre 1617 den issten Iunlus in den Hellbrun« Ntt-Thicrgarten abgegeben ward, aber schon am 3iten des nähmlichen Monaths vor Hly« starb. Nlan sicht auch ln diesen Zimmern ei:,e sehr große Sonnenblume »on ihren beyden Selten, die im Jahre 1618 lm Schloßgalten gewachsen ist, , lvunberbarllch groß« TraubenMtter, ans dem nähmlichen Garten, einen y Fuß, y Zoll langen Hausen, welcher lm Jahre »617 den 6. Februar ln der Salza, ewe halbe Stunde von Tlttmo, — uz — nlng gefangen worden ist, und 2I8 Pfund gewogen hat, einen großen seltenen Fisch mit der Unterschrift: Anno l6l6 dieser Gestalt uud Gröle haben, Ihre hochsürsiliche Durchlaucht Erzherzog Leopold von Oesterreich, Ihro hochfürstlichen Gnaden lc. zu Salzburg einen lebendigen Fln der Ho-hc vlcle kleine Gemählde und Vergoldungen hat. Aus dieser kommt man durch zwey Thüren tn tine andere ausTofsteine, Pellmutter nnd Muscheln zusammengesetzte, deren aus aufgelösten Tofstelnttü'mmern bestehendes Gewölbe zusammen zu stliszen scheint. In Mitte der Grotte geht ein Drache aus einem Felsenloche hervor, trinket aus elncm Brunnen, und kehret dann wieder in seine Höhle zml'ick. Man höret natürliche V o« gelstlmmen, wie auch den Guquck schreyen. Die Grotte ist sonst mit allerley Thicraestalten, und einer schönen frescogemahlten Landschaft geziert. Zur Linken der Nlptunsgrotte kommt Nlan in ein ^ 1a ^lo5äi, Theile des Adfwsscs in der Mitte sitzt ein Flußgott mil einer umgestürzten Urne, woraus das Wasser fließt. Hier ist nun abermahl eln Theater, welches vor dem eben angeführten schr große Vorzüge h.it. Es ist in einem Halbzirkel trbauet, und ohne Decke, hat ringsum vier breite Stufen, auf deren obersten vorne zwey allegorische Frauen-Statuen (vermuthlich dle Komödie und Tragödie) sitzen. Die Wand, welche hinter diesen Stufen emporsteigt, tst mit Tofstelne und mit mehreren Zierathen aus weißen Peseln ln einem Grunde von solchen blauen Kleinchen bekleidet. Im Hintergrunde ln der ^ltte ,'st eine Blende, «orlu die welßnllmnornt — 126 — Statue eines Königs steht; über dleser Blende lst der marmorne Wapenschlld des Erzbischofs Marcus Sitticus: und ln der Höhe sitzt abermahl ei« ne allegorische Frauen- Statue, welche die singende Roma vvtsiellcn soll, sie ist in der Mitte zwischen vler Pyramiden, welche zu beyden Seiten über der Wand errichtet sind. Auf beyden Eei-ten dleseS Theaters sind von Quadern erhöhte Gallerten, in die man von vorne über sechs Stus fen steigt, und welche sechs Schritt« breite Gän« ge haben, die in der Mitte an ber Seitenwand des Theaters eine Blende mit den Statuen des Demokrltus, und Heraklitus tragen, und nach den übrigen Selten mit einem Dockengellinder um« geben sind, wovon aber nur die Docken voM Marmor sind. Unmittelbar außer dem Theater steht ln der Mitte eln breiter, langer Tisch von» Stelne zwischen ia steinernen Sitzen, aus dcltN Mitte Wasser emporgetrleben werben kann. Dieser Tisch war ursprünglich mit einer ^rothmarmor< nen Tafel gedeckt, ln deren Mitte Wasser zum Kühlen des WeineS emporquoll. Der Tisch hat" te nach allen vler Seiten Steinböcke von Mar« mor. Im anstossenden Weiher waren Huchen eingesetzt. Von diesem Theater geht man d^n mihmll« chen Weg zurück, und hat bann zur rechten die sogenannte Grotte des OrvlMs, in elnem g" — 127 — mauerten Häuschen, das verschlossen werben kann. Orpheus steht cm Hintergründe dleser Grotte mlt fewer keyer in der Mitte verschiede» ner Thiere, zu seinen Füssen liegt eine schlafende Echöne. Unter dleser ist eine kleine Grotte, worin «ln Stelnbock Wasser von sich giebt, das über einige Elusen ln den nahen Weiher aus« läuft. Unweit von dieser Grotte sieht man ln ei« n«m AbHange einen geebneten Play mlt einem steinernen Tisch ln der Mltte, rückwärts und auf den Selten sind Zwergen- Statuen, auf Posta-menren mit Narrenkappen, wovon zwey knteenb mlt aufgesperrten Mäulern vorgestellt werden. Man sieht auch hier Hunde von Marmor, und die zertrümmerte Statue eines Kindes, das einen Palesier loszudrücken schien. Gerade gegenüber auf der andern Seile des Weihers lst ein Einfang von Mauern, worin in verschiedenen Abtheilungen viele Silber- und Goldfasanen aufbehalten, und de» Fremden ge« > zeigt werden, auch slir besondere Arten ooi, Hühnern , z. B. Stelnhühnern lc. sind hier Behält« Nisse, ln der Mltte dieses Fasangartms sicht man auf einem höhet'. Postament die Göttin Diana Mit dem Iagdspieße, und einem Hunde, alles von Marmor. Zur Seiten dieses Gartens steht das Haus des Fasanenwämrs nebst dcn Win- M- 128 >" terbehältnissen für gedachtes Gestiigel. In der Höhe ist ein großes Taubenhaus. Wenn man hinter dem. Schloßgebäude an dem schmalen Canale hinaufgeht, weicher längst an dieser ganzen Seite bis zu dem «rosten Weiher im Hauptgatten gezogen ist, so kommt man an verschiedenen Wasserwerken, Grotten, und Statuen vorbey. Die erste, die einem auf die-sem Wege begegnet, ist ble Venus-Grotte, nickts welter, als in einer niederen Nische eine Marmorstatue der Venus, dir mit dem Fuße einen Wallfisch tritt, welcher Wasser speyet, mit einer schönen Cascade. Gegenüber jenseits des Canals (ehedem auf beyden Selten der Grotte) find fünf kleine Eplelwerke in kleinen Oteingrot' t'n, welche elnen Hafner, der in selner Werks statte arbeitet, die Andromeda und den Perseus, welcher hervorkommt, und das Mcerwnndcr mordet, die auf einer Trompete blasende Fama nebst einer schreyenden Eule, elnen Scheerenschleiier und einen Müller vorst llen, ble alle vom Wasser beweget werden. (Man sah hler auch ebemahls 22 Schildkröten und Schnecken vom Marmor, welche sich in die Rundung bewegten, und Waft ser von sich gaben.) In einer Entfernung vo" der Venus' Grotte fleht man die Göttin Cynthia auf einem Postament. OblM auf der Anhöhe ficht man lm Grase eln Waldschwein mit se'ne" Iun- Ölungen ron Marmor. Nun folgt die klelne Bteinbocksgrotte, ein Steinbock, welcher Was« ser von sich gicbt. Zwischen dieser und der Venus-Grotte ,oar vordem noch eine andere, die Grotte des Drachen genannt, welche mit Tof« steinen bcklcldet war, und einen wasserspeyen" den Dachen tn der Mitte hatte. Die Cascade gestaltete ein schönes Glas. Nach dieser kam d?r Brunnen der Curiotce, welcher mit einem steinernen Theater umgeben war, in dessen Mitte Eurloice mit einem Blumenkörbchen in der Hand, und der »,m den Fuß gewundener Schlange zu sehen war. DaS Wasser lief über vler Stufe» hinab. Etwas oberhalb der Stelnbocksgrotte jenseits des Canales ist emc hohe gemauerte N!-sche, in welcher ein künstlich zusammengesetztes nach Art der heiligen Krippchen verfertigtes Thea,. ter, nach geöffneten FlügMben zu sehen lst, worin sich alles bewegt, Handwerker, Künstler, Maurer, Wagen, Pferde, Mühlen unb dergleichen eine Meng?. Man hörr dabey ganz das »mhmliche Orgelspiel, welches man täglich zweymahl aus dem Hornwerke der Salzburgec hohen Festung vernimmt. Das Wasser treibt n'iciwälts eine horizontale Walze, mit welcher das übrige Werk m Verbindung sieht. Äiese Nachahmung des Kmtschachlschm Hornwtttes ist M>kw. UI. Theil. I bon ewem hiesigen Orgelmacher Egebacher unter Erzblschof Andreas Jacob hier errichtet worden. Dleser Nische gerade gegenüber ist ln der Höhe ein marmorsielnerner Tisch, mlt solchen Sitzen, hinter welchen Sprltzröhrchen versteckt sind. Nun folgt das Theater der Diana mlt beyderseltigen Ausschweifungen von Sandstein-Quadern ; in der Mltte Diana mlt einem Hunde ln einer Blende, vor ihr aufsprudelndes Wassers Jenseits des Kanals, 20 Schritte zurück, kommt man zwischen beyderseitigen Reihen von aufgeschichteten Sandsteinen zu einem aufgemauerten Hause, das eine Schinbelbachung, auf seinen 4 Seiten niedere Tbürmchen, und in der äußeren Wand nach allen Selten Blenden mlt dareinge-mahlten allegorischen Frauenblldern in Lebensgröße hat. Es Wird die Krotta öell' Iclow oder die Götzengrotte genannt. Diese Grotte ist sehr künstlich mit Tofstelne geziert, hat beyderseits kleine Gewölbe, welche mit Steinen von allerley Farben aeschmü'cket sind, und ln derMltte im Hintergründe einen Apollo von weißem Marmor mlt der Haut des Marsias, im Vordergründe zwischen einigen Felsen vom Tofsieine sieht man Trltvne, und in der Mitte einen kleinen Löwen, von dessen Haupte das Wasser eine vergoldete Krone kl die Höhe hebt. Hier sin» "bermahl verborgene Spritzwerke von Innen und Außen. Gerade diese? Grotte gegenüber, dleßselts des Kanals, ist ble Statue der Minerva mle derAeglde, und der Lanze in den Handen, wei, ter hinauf ist der Brunnen des Merkurs. Merkur auf einem Postamente ganz lm Freyen, mit sehr niederen Seleeneinfassungen von Sandsteinen: vorne eine abfließende Quelle, welche über 5 Stufen herabfallt, (hiet waren einst wasser-speyenbe Frösche und Nattern). Etwas oberhalb das Theater der Venus Idalta mit einer Taube ln der Hand. Die Rückwand und dte Seitenausschweifungen sind von Sandsielnquabern. Die Venus steht ln einer Blende auf einem Postamen» te, das in einer Muschel aufsitzt, aus welchet Wasser herausströmt, auf beyden Seiten sind kleinere Blenden mlt Muscheln, aus welchen wasserspeyende Wallfische sich empothcben. Die Blenden sind mlt bunten Kieseln ausgeschmückt. Querüber sieben beyderseits marmorstelnerne ^änke, auf beyden Seiten des kleinen TelcheS sind 4 leere Postamente, und nach Außen zwey Postamente mit Löwen, welche leere Wapenschll« be hallen. Von diesem Theater aufwärts sieht man ei-Ne niedere Grotte zwischen Einfassungen voll Randsteinen, ln welcher ein marmornes Monstrum — IZ2 ^. mit Menschengestalt zu sehen lst. Man fieht es dec unten anqcbrachten Beschreibung an, daß sie unter die Legenden des leichtgl.'n«b!gen Volkes gchörr, nild kann also nkcht begreifen, wle dles ses Fabelmonstmm einen Marmor, und die Ehre dieses Platzes verdienen konnte. Die letzte Grotte ist die Neptunsgrotte. Nptun sitzt mit einem Dreyzacke anf tinem Meerpferde, wclckes in einer Muschel Wasser speyet, das sich in einem kleinen Teiche sammelt, und dann vorne über 2 Stufen sehr artige Glaskaskaden macht. Hinter allen diesen Theatern, Grotten und Brunnen sind rückwärts in der Höhe des Hügels die entsprechenden Vrunnenstuben augelegt. Man kommt nun zu einem ausgemauerten Achtecke, das oben offen, und nach vorne mit einer Thüre gesperrt ist. In diesem Achtecke, dessen Wände inwendig mit 5 Landschaften bemahlt, und an denen 4 marmorne Vnnkc anqe-brackr sind, sieht man in der Mitte einen runde« Teich mit Salmen. In einer Blende steht die Stawt e'ner Wassergottlnn, welche Moßröhrs in der Hand kalt, auf ewem Postamente, bey" des von weißem Marmor. Unsern davon stand noch vor kurzem an der äussersten Ecke eitles Forellenweihers, ein äb"' liches achtecklgtts, und einem zierlichen Dacht gedecktes Häuschen, das ringsum wlt marmor« nei, Säulen geziert, inwendig ausgemahlt war, und die Statue der Flora in elner Blende hcitte. I, der Mttte war eine runde Otssnut'.g in dem Weiher, die mit einem eisernen Gcläüder umgeben war, und in welcher sich nach einigen Schlägen an das Gitter, sehr große ForeNen sehen ließen. Man konnte unter Regenwettcr sie hier, ober bey schönem Wetter, außen anf elner kleinen Brücke füttern, und bannt um sich hcr versammeln. Dieses Häuschen ist nun abgebrochen Worden. Auf dieser Seite ist nun der große Lustgarten ausgebreitet. Dieser ist in der Mitte, und auf der rechten Selte mil Weihern durchschnitten; wovon der nach einer zierlich ausgeschweiften Anlage umzngene mittlere ein sehr breites, vlerecklgtes Blumenparterre einschließt, wohin Wan über bewegliche Brücken kommt. Dieses Parterre ist auf den 4 Selten mit 8 Statuen Von Marmor geziert. Auf der lmken Seite die« ses Gartens ist vor wenigen Jahren unter ge» 3enw5rttgtr Regierung, anstatt eines magfren Obstgartens, «in sehr angenehmer englischer Gar«; ten anaeleqt worden, welcher mit verschiedenen blichen Gängen, Terrassen, einem großen Tril« ^ge, ll,^,n Taubenspitle, und dergleichen kurzweiligen Abwechslungen versehe,; ist. Rückwärts — zZ4 ^ am Schlosse sind Baumspalleren, ein llelner Irrgarten , und hinten an dem Flügelgebäude ange-baute groß« Glas - und Gewächshäuser. Dle lange Reche der Grotte längst dem Kanäle ist gegen den Garten hinter Heaen spalte«« und hohen Waldbäumen versteckt. Ein ,2 Fuß breiter Wassergraben scheidet diesen großen Lust » von dem jenselttgen Thiergarten. Dleser Thiergarten hat elnen sehr großen Umfang, und lsi nach allen Selten mtt hohen Mauern eingeschlossen. In diesem ist links eine mit einem Stangenzaune eingefangene, sehr breltt Fläche, worin man sehr viele Damhirsche wel-den sieht, für welche auch auf der Selte Wln^ terställe gebauet sind. Weiter unten ist «in gleiche falls ewgcfangcner Rehgarten, beyde Einfangs haben Oeffnmlgen nach dem zur rechten Seite stehenden Walbemsberge, dessen Abhänge mit Anftugsgesträuche, und auch zum Theile mit hohen Bäumen bewachsen sind. Dleser etwa eine kleine Viertelstunde lange, aber wo er am breitesten ist, nicht über 600 Schritte breite Berg (eigentlich Hügel) besteht aus Felsen von groben» Sandsteine, und ist ganz mit Buchen und 3?a-belholzc bewachsen. Vorne an seiner schmale" Spitze gegen den großen Lustgarten sieht man ei" kleines Schlößchen von seinem Erbauer Markus Sltikus Waldems genannt, von welchem ell»e . — 135 "- Sage erzählt, daß es um den Wknsch eines durchreisenden bayrischen Herzogs zu befriedigen, und lhn bey seiner Rückkunft mlt dessen Ausführung zu überraschen, ln einem Monathe erbauet ward, daher es auch das Monathschlößel genannt wird. Der sehr einfache Bau dieses Schlößchens widerspricht dieser Sage nlcht. Es lsi nur drey kleine Geschosse hoch, hat auf beyden Selten thurmsörmig emporstchenbe Frontons mlt Eckensplhen, ln der Mitte 2 übereln-' ander stehende Baikons, mlt Balkonfenstern, und. auf beyden Selten ln allen 3 Geschossen nur Ein Fenster. Der Eingang ist rückwärts von Selte des Waldes durch «inen gepflasterten kleinen Vorhof. Unten sind Küchen und Keller, nebst einigen klelnen Zimmern; über eine marmorne Treppe von 20 Stufen kommt man in etn Tafel-und einige kleine Wohnzimmer, dergleichen auch im dritten Geschosse sind. Man genießt hier el-ne überaus angenehme Aussicht über das ganze Hellbrunn, und nach der Stadt hinab. Erz-blschof Hleronymus hat dieses Lustgebäud-chen geschmackvoll meubllren, und zur abwechselnden Unterhaltung bewohnbar machen lassen. Hinter diesem Schlößchen führt elne breite Strasse zu einer hoch steinernen Treppe, welche vor sich «ine grosse breite Oeffnung zwischen Fel« sen hat. Man steigt da hinab, und erblicket dann, wenn man einige Schritte vorwatts ge, kommen ist, ein im lebendigen Felsen ausgehaltenes Theater, mit Aus - und Eingängen durch den Felsen; mlt künstlichen Echöhmigctt, Gängen und Sitzen. Hier hat schon der Erbauer Markus Slttlkus Pastorelle und Opern, z. B. im Jahre 1617 am ziten Angust vor dem Churfürsten zu Köln Ferdinand, dem bayrischen Herzoge Albert, und dessen Gemahlinn Mathilde, welche von einer Gemsejagd aus Berchtts-gaden hicher zurückkamen, auch nach ihm..verschiedene Erzbischö'fe dergleichen aufführen lassen. Man bringt im Vordergrunde ein Podium an, und decorlrt das Ucbrlge nach Erforberniß, bey« dersekts und in der Mitte ist überflüßig Raum für die Zuschauer unter freyem Himmel, durch einen sehr breiten und hohen Bogen, welchen em Felsenarm bildet. Von Hellbrunn bis Salzburg führt eine Allee. — ,Z7 l Gertrudens, einer Tochter H. Heinrichs des Grausamen von Oesterreich, restdirten abwechselnd ln dem Schloss?. Beweises genüg, daß es nichts weniger als unbedeutend und selbst ln militärischer Hinsicht von einiger Wichtigkeit war» Erst nach zwey Jahrhunderten, als Herzog Albert III. dle Statuen aus demselben nach Laxen-burg bringen ließ, gericth es ln Verfall und blieb unbewohnt. Dlt Beschreibung, welche «fn österreichischer Geschichtschreiber von dl»ser Burg uns aufbewah-rtt hat, enthält Züge, die uns einen Hoden Be-grlff von ihr beybringen. „Kullenbcrg, sagt er, war ein Schloß von trefflicher Lage und Bauart, auf dem Gipfel des erwähnten Berges, von Natur und Kunst gleich begünstigt, mit kö» nigllcher Prachtliebe aufgeführt, ringsum mit Thürmen, sehr festen Mauern und Werken, umgeben. In den Hallen prangen marmorne Bildsäulen, deren Glanz und Schönheit im Schlofftz - l4l — zu kaxenburg, wohin man sie selcher gebracht hat, noch heut zu Tage bewundert wird. Aber diese Burg war beynaht fünfzig Jahre unbe» wohnt; daher sind die Gebäude tn Schutt zerfallen und nur einzelne Pfeiler und Wcinde st«» heu gcblleben, bls der römische König Albert !I. um dem Patrou der dortigen Kapelle, dem heiligen Märtyrer Georg, sein« Verehrung zu bezeugen, das Schloß wieber herstellte und dem N. Graßer, einem sehr wohl um ihn verdienten Manne, die Aufsicht über dasselbe anvertraut?, der auch diesem Amte mehrere Jahre klaglos vorstand." W.ihrcnd dieser Zeit stieg es wleber zu sei, nem alten Glänze empor, bis es in dem Bürgerkriege zw schen Albert VI. und Kaiser Fried» tlch IV. im Jahre 1462 erobert und verwüstet wurde.' Friedrich blieb in der Fehde Sieger m'b ließ es biiio darauf wieder herstellen. Ill dieser neuen Gestalt fiel es i» oie Hände des Königs Von Ungern, Matblas Corvtnus, der es so gllickm lich verstand, Kraft und Glanz aus der rühmlos sen Ohnmacht seiner Zeitgenossen zu pressen. Mathias ließ die Burg der Folgezeit öde zurück; ihre gänzliche Zertrümmerung aber v ar erst ein Werk des folgenden Jahrhunderts. Il; zahlloser Menge w^'l^e', sich d»e Türken lm I^-> re ,529 vor die Maueru Miens< dle Vorstadt? Wurden ltt Brand gesteckt, die Burg auf dem Kahlenberge geschielst, das Beneficlum des H. Georg auf die Burgkapelle übertragen. Dle Barbaren verließen Oesterreich wieder, aber das alte Schloß der Babenberger blieb eine vergesse« „e Ruine. In diesem Zustande lag es bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts. Damahls verheerte die Pest Leopolds I. Hauptstadt. Sie erregte ln dem frommen Kaiser den Wunsch, dem H. Leopold hier elne Kapelle zu bauen, um durch dieses Söhnungsnllttel die Seuche von seinem Wolke abzuwenden. Schon war der Grundstein zur Kapelle gelegt, ehe aber noch der Ban vollendet werden konnte, rückten Solymans Gchaa-ren unter dem allmächtigen Vezier Kara Must«, pha siegreich durch Ungern nach Oesterreich vor und belagerten Wien. Leopold mußte fliehen; kaum war er in Korneuburg angekommen, als die Tartaren, welche gleich einem brennenden Mantel daS türkische Heer umgaben, am jenseitigen Ufer der Donau erschienen. Mit genauer Noth entkam der Kaiser nach Linz. Es ist sehr sonderbar, baß die Türken den keopoldsberg nicht besetzten; sie selbst ^leichter-ten hierdurch dem christlichen Heere die HefreyunK der Hauptstadt. Während eln Kugelregen die Belagerten ängstigte, Rüdiger von Searhemberg mlt seinem Heldenhäufiein Wiens Mauern nm-thlg vertheidigte, Ströme von Barbaren das umliegende Land verheerten, allenthalben Flam? men aufloderten und keine Rettung mehr möglich schien, sammelte sich langsam, gleich einem Un-gewltler, das christliche Heer. Johann Eobles-ky, König der Pohlen, der tapfre und einsichtsvolle Herzog von Lothringen, die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die Fürsten von Waldeck, Hollsieln, Wmtemberg, Hannover, Helden aus allen Ländern der Christenheit lenkten seine Bewegungen- Es drang unaufhaltsam bls an den Wlenerwald vor. ?lm lt. September 1633 lief dle Nachricht eln, der Leopoldsberg sey vom Felnbe noch nicht beseht; die Sachsen auf dem linken Flügel erstiegen ihn unter Anführung des Generals Cavrara und schlössen sich an die Armee an. Sie rückten nun über die Berge so geordnet herab, daß das Centrum, auS Relchstruppen und Bayern bestehend , über den Kahlenberg, der linke Flügel, Kaiserliche und Sachsen bilde« ten ihn, über den Leopoldsberg kam, der rechte Flügel aber, wo die Pohlen unter ihrem Könige standen, über Dornbach aus dem Wienerwalde hervorbrach. Mit ächter orientalischer Indolenz waren dle Mosllms ruhig am Fusse des Berges stehen geblieben. Erst dann, als die Christen Mit der Morgendämmerung dk Höhen herabzo- gen, suchten die Türken sie zu umgehen. Aber die Dragoner stiegen vom Pferde, muthig begegneten sie, vereinigt mit dem Fußvolk?, dem Angriff, Tod krachte aus den klug vertheilten Kanonen auf die Barbaren, sie flohen bestürzt, und es ward in den Ruinen der alten Burg zu jenem Siege der Grund gelegt, der die Haupt-siadt rettete, der den ersten Stoß zum Verfalle der türkischen Hoheit gab. Dieß° war die letzte Schlacht, wo Deutschlands Helden tn ungetheil-tem Bunde fochten. In den traurigen Trummern des verlassenen Schlosses, aus welchem, als stünden dle alte« Hero^ auf, die es einst bewohnten, Sieg und Heil über Oesterreich gekommen war, nistete« nun Zigeuner und Landloser aller Art. Leopold suchte wohl seine Gelübde zu lösen, und nu« zum 3e'lchen seiner Dankbarkeit für die Rettung der Monarchie die Kapelle zu bauen, aber der Tod überraschte ihn. Ja wählte sich Ignaz Alkin Graf von Seiz, Domherr zu Et. Stephan, das alte Schloß z„m Aufenthalte und beschloß, es von seinen Bewohnern zu reinigen. Kaiser Joseph I. verlieh ihm eine Rente von Zoo Neichsthalern, und bald war sein Zweck «rrelcht, das Schloß gereinigt, die Kapelle wieder hergestcht und mit einem Vcneficlum dotirt. Allein - ,45 - Altem Carl VI., welchfr durch dle großetl Werke der Architektur sich verewigt hat, dle seine Liebe zu dieser Kunst in Unserm Vaterlands hervorrief, ließ auch das Schloß a-uf dem Leo-Poldsderge von dem Architekten Beluzzi, und l2 Jahre später an dle Stelle der alten Kapelle die jetzige schöne Kirche erbauen. Fünf Altäre wit nicht gemeinen Schildereyen von Leroy und Ianfons zieren lhre Geltenwänoe; zwey Thürme erheben sich auf ihrem Giebel, und eine allmäh-llg einstürzende Ringmauer trennt fie vom Walde^ Unter Joseph II. ward dieses Beneficlum aufgehoben Utio mit dem Reltgtonsfono vereinigt; das Stift Klosterneuburg gelangte zum Besitze des Berges, die Kirche wurde gesperrt, und der Fürst be L«gne miethete und verschönerte das Gebäude, welches ehemahls die Priester bewohntem Er war gleichsam der zweyte Schöpfer dieser schönen Höhe. Auf lein Geheiß wurds der Weg, der eln Zickzack vom Donauufer bis an den Gipfel führt > gebahnt und gelüftet; h?u-hebänke entstanden; Geländer sicherten den Pfad, wo er steiler wurde; durchschnitten trugen mitten in das Gestrüppe lachende Gemählde zum Auge^ Bald ward auch für den ermüdeten Wanderer gesorgt. Wer da wollte, konnte bey einem Traiteur sich wieder gütlich thun, und über deml Staube der Ritterwelt jauchzte das wilde Volk, Merkw. III. Theil. K — l46 — . chen in seliger Unbefangenheit, von keinem Cln^ falle frecher Barbaren bedroht. Vor einigen Jahren warb die Kirche wieder renovlrt und eingeweiht, oerTralteur abgeschasst und nur am Georgstage, wohler die Kirchweihe gefeyert wird, tummeln sich noch Frohsinn und Lebenslust in d schimmernd der Gipfel des Hallstädter Gletschers. So überstiegt bis Auge mit einem Blicke das ganze Erzherzogthum Nlederöfterrelch. Eine der interessantesten Patthlen dieses un? «rmeßllchen Panorama's lst die Cbene, auf welcher Wien sich erhebt. Sie wird nordwestlich Von den Weinhügeln bey Nußdorf, Döblwg und der Tl'irkenschanze, dann von den Höhen bey Po, Helsporf, Dornbach, Ottakrwg, Gt. Veit, Mauer, Rodaun, Berchtolosdorf, Möbling, Gumpoldsklrchen, Baaden und Pottenstlin be» grenzt. Sie lauft sodann an den Vorhügeln der sogtnannten Wand bis an den Schueebcrg, ge« gen Relchenau und sofort an be» Bergen bcy Stupach, Glocknitz, Sevenstein, Pitten, Froh-siorf und Katzelsdorf hln. Dort breitet sie sich ,'iber die keylha, welche Ungern von Oesterreich scheidet, und dehnet sich aus bis an ble ungart-schen Gebirge, ble bey Hof, Mannersdorf unk Gumereln, Oestersetä)s Boden wieder berührend, über Rohrau und Heimburg gegen Preß» bürg sich erstrecken. Von dieser Stadt gleitet die Ebene über die Dsnftu bis an die nördlichen Gebirge bey LangenzerSdnrf und wieder bis ans Ufer der Donau, so, daß sie jenseits derselben e!» nen großen Theil des Viertels unter dem Man-hartsberge auSMt. Man denke sich aber diese Ebene nicht als ganz flach, sondern vielmehr als einen großen, nun ausgetrockneten See, dessen Tiefen und Untiefen nach Ablauf des Wassers bemerkbar wurden. Wahrscheinlich war diese ganze, zwischen den aufgezählten Gebirgen eingeschlossene Ebene in den Tagen der nicht historischen Vorzeit mlt Gewässer bedeckt. Damahls lst sie aber vernmthltch tiefer gewesen, bis wleber-höhlte Überschwemmung fie aymahlig erhöhten. Der verstorbene Rath Stütz gründet diese Behauptung auf die Eigenschaften des Bodens dieser Ebene. Unter der Dammerde desselben befindet sich oft mehrere Klafter tiefer Grus odec Hchotttr, der ays unzähligen, siumpfecklgen, oder ganz abgerundeten Bruchstücken von Kalksieln, Kalk oder Mergelschiefer besieht. Unter ihm liegt in horizontalen Schichten grünlich grauer ?ö'pferthon, dann abermahls Schotter. Noch eine größere Merkwürdigkeit dieser Ebene ist, daß man nach Durchgrabung der Grus« und Thonschlchten auf erhärtete Kalk- und Sanbmergel- Lagen siößt, aus welchen vielleicht jener Schotter entstand. Schlägt man diese Mergellagen durch, so bricht den Brunnengräbern solch eine Menge Wassers entgegen, daß sie nur mlt großer Geschickllchkeit sich zu retten in, Stan, de sind. Popowich glaubt daher, baß unter jenen weitgedehnten Flächen sich ein ungeheures Wasserbecken befinde, welches von der erwähnten Schleferlage, wie mit einem Gewölbe bedeckt sey. Stütz aber entkräftete diese Meynung, welche dem Lebensgenuße ihrer Bewohner so furchtbar wäre. Er beweiset, daß man bey Durchgrabung der Schotter- und Thonlagen tiefer komme, als die Oberfläche des Meeres liegt, daß aber nach Erfahrung der Bergleute allenthalben in den Schachten, wenn mqn den Punct der Meereshöhe erreicht, das Gewässer schnell hervorbringe, und in grösserer Tiefe gar nicht mehr gewältiget werben könne. Gewiß sind ihm die Einwohner Wiens und seiner Umgebungen M einen Beweis sehr verbunden; der ihrem — 154 — Hange zur Freude dieses lähmende Schreckbild aus dem Wege räumt. Allmähllg wird der Gesichtskreis beschränkter, die Sonne nähert sich der andern Hemisphäre; purpurner glüht das Gewölk, unzählbare Ströme von Licht bemahlen die Decke des Himmels und glänzcn aus dem majestätisch hlnzlet-tenden Strome wieder. Cle ist hinab gesunken. Die Kühe kehren zurück von der Weide, melancholisch hallt des Hirten Horn von den Bergen zurück, stiller wirds in Laub uuZ Gras und kühner umfasset die Luft mit ihren Armen den Baum« Das Gcwölb verschwimmt, dle Sterne leuchten, «s du^et lieblicher vom Thal herauf. Da betritt glühend, wie vom Sonnenabschied, der Vollmond dle Bahn, heller blinken des Flusses Arme aus dem dunkeln Grün, ein leises, helmliches Leben strömt über die Landschaft sich aus. Das Auge kann weniger umfassen, aber dieß Wenige lst so schön; nut Ahnungen des Gesehenen dämc mern mit den Bergen am Rahmen des zart hingehauchten Bildes; mit Wohlgefallen und mit zarter Freude taucht die Seele sich in die lichte Glorie der Umgebung. Sie hat das Gepräge bet-tern, großen Lebens voll Thätigkeit und Thatkraft mlt dem Character des süßesten Traumes aus einer lbealischen Welt vertauscht. Geister-Kimmen lispeln, wo das bunte, regellose Trei» ben Millionen Einzelner sich zum herrlichen Gan, zen ordnete. Flöten sollten tönen, wo vorhin die Orgel pomphaft ihre Hymnen mit der vollen Kapelle rauschen ließ. Weniger schön, aber doch merkwürdig durch den Contrast mit der vorigen Aussicht ist jene auf dlis Städtchen Klosterneuburg. Melancholisch ziehen uuftcunbliche Hügel ln mildernder Mischung Mit dunklem Waidgebirge ssch hin; die Donau strömt langsam unter ihren Inseln fort, das unvollendete Sllft fällt herrlich ins Auge. Denn'i« thlg schließt das Städtchen sich daran. Jenseits deS Isters breitet eine fruchtbare Fläche mit seltnen Rebenhügeln sich hin. Tor« stensohn durchzog sie eil'.st. mit seinen tapfern Schwede", nach dem Ruhme lüstern, der Eroberer von Ferdtnandtz Hauptstadt zu seyn. Aber der Stoiz des Helden ward beschämt; schon das kleine Korneuburg am Donauufer hielt seinen Slegesflug ein« Zeitlang auf, Erzherzog Leopold Wilhelm drückte mächtig gegen ihn und er kehrte nach grossem Verluste krank und mit Unmuth in der Seele zurück. Das Schloß Kreutzenstein, dessen Ruinen von der waldlchten Anhöhe jenseits des Istecs so schön im Abenbroth' erglühen, ist noch ein trauriges Denkmahl seiner Ver-ßeetungen. - .56 " Vom Gipfel des LeopolbsbergeS führet lm Zickzack eln steiler Weg, hie und da mit Stufen, Ruhebänken und Geländern versehen, durch romantisches Buschwerk zum Fuße hlnab. Mit jedem Schritte abwärts verliert die?!assicht an Umfang. Jetzt versinkt dle Residenz in Wolken von Staub und die Spitze des Stephansthurms ra^t nur noch hervor. Des Nußberges breiter Rücken deckt wle etn Vorhang das üppige Gemählde ; nur die Donau mit ihren Stlberbahnen und hie und ha Korn und Weinlanb zeigt sich dem Bllcke. , Siehe! da steiget elne glänzende Kuppel unS entgegen. Schneller ellt man den Pfad hinab und hat einen zierlichen Tempel erreicht, dessen metaltbetleidete Kuppel auf sechs dorischen Säulen ruht. Er lehnt sich a» die Felsenwand mlt der Oeffnung gegen dle Donau, einfaches Gemäuer bildet im Hintergründe einen Sttz der Ruhe, über welchem hoch oben am Plafond die, Aufschrift siehet: Optimis Vindobonensibüs Carolus Princeps de Ligne. Hat man diese Worte gelesen, so zürnet man um so mehr auf dle albernen Menschen, welche. Mt allein die Säulen des TcmpelS, sondern sogar ben Plafond unverschämt genug mit ihren rühmlosen Nahmen bekleksten. Was muß das für eine Seele seyn, die mltten in der erhabenen Freye, von so Vielem umgeben, was zum fein« sten Getmße labet, den lächerlichen Kitzel fu'hlcir kann, mit Bleystift oder Kohle thre Wenigkeit unsterblich zu wachen! Wir dankten im Nahmen unserer Lanbsleu-te dem edlen Fürsten für diesen Beweis seiner Zu, Neigung und ruhten oon unseren Anstrengungen im Tempel aus. Dann legten wir, hie und da an der reihenden Umsicht verweilend, die noch übrige Strecke bis zum Fuße desto schneller zu« rück. Die ganze Höhe des Leopoldsbcrges beläuft sich auf 14« Klafter. Demjenigen, was bereits oben ln geologischer und mwualoglscher Hinsicht vom Kahlen-gtblrge überhaupt bemerkt worden ist, wollen wlr zum Schlüsse noch hlnzufl'igen, daß man un» l manch vorbey fliegendes Schlss mlt Waaren aller Art beladen, auch viele langsamer stromaufwärts gehende Fahrzeuge geben der Betrachtung Stoff. Ein Heer von Schiffieuten zu Fuß «nb z,l Pferde, lm Strom und auf der Strasse conversirt untereinqnber mlt hohlem, unverständlichen Geschrey. Ganze Bauern- Familien kehren mit geleerten Fruchtkö'rben aus der Stadt zurück mid manche artige Väurin erwähnt eines Wiener Galans, der sie in dle Backen gekneipt und bal^ — 159 - das ließe Obst recht theuer bezahlt hat. Auch Kutschen und Relter eilen vorüber und hie und da 6ht wohl noch ein Bettler, und zählt die spärlichen Gaben. Dle Berge zur kl^en sind mit Weingärten Mschwückt oder mit verwildertem Gesträuch, ho-ber hinauf mit Bäumen bewachsen; über die Do» nau scheint fich der Himmel gleich einer Brücke zu wölbe", s« schließt sie auf beyden Enden den Gesichtskreis. Man bmgt von der Sirassc rechts in «ine kühle Au, welche sehr üpptg blüht, da ste gewöhnlich vom Fluß überschwemmt wlrd. Am Ufer liegen Pontons und andere kleinere Schiffe, um welche Pontonlers beschäftiget sind. Endlich entdeckt man dickt« Alleen von alten ungeheuren Linden, die den Duft ihrer Blüthen »veithln verbreiten. Unter ihrem Laubdache von süßen Gerüchen ergötzt und umschwlrrr von zahl-losen Bienen, die bald in den Blüthentrauben bangen, bald um dle schwankenden Blätter sum» Wen, vollendet man ln einigen Mlnuttn den Weg "ach der Stadt Klosterneuburg. Dort versicherte ^a« uns, baß diese seltenen Lindenalleen noch srößer wären, wenn Joseph II. nicht mehrere b" schönsten Bäume hätte ln den Augarten verletzen lassen. — i6cz «^» k. k. Oof - Bibliothek zu Wien, in Oesterreich unter der Ens. D. 'as Gebäude dieser Bibliothek auf bem Iö' sephsplatz, welches an die kaiserliche Burg an-gebauet lst, wurde von Kaiser Carl Vt. aufge^ führt. Der Baumeister war Fischer von Erlach^ Es nimmt eine ganze Seite des Iosephplatzes ein, auf dem es sich prächtig darstellt. Auf der Mlttelkuppel ist die Statue der Minerva in einem Triumphwagen von vier Pferden gezogen/ tie mit Decken vsn vergoldetem Metalle bekleidet sind.', und den Neid und die Unwissenheit unter die Füsse treten. Auf einem der beyde« Flügel des Gebäudes ist Atlas, der die Himmels-kugel trägt, und neben ihm zwey Figuren, welche die Astronomie vorstellen; auf dem anders ist — ,6i — lstTelluS, welche die Erdkugel hsslt, und neben lhr 2 Figuren, welche die Geometrie vorstellen; beyde Kugeln sind von vergoldetem Metalle. Unter der Minerva ist folgende Inschrift mit goldenen Buchstaben: Carolus Austrius , tlivi Leopoldi Augusti filius , Augustus Romano-*utn Imperator, Pater patriae, bello ubique confecto, instaurandis fovendisqae litteris avitam bibiiothecam ingenti librorom copia auctam, amplissimis extroctis aeclibus publi-co comrnodo paterejussit. 1726» Sic Q5i6HO" thek hat zwey Eingänge, den einen von der Burg, welcher aber nur für den Hof geöffnet wird ; den anderen gewöhnlichen an der linken Ccke des Iov sephsplahes. Man kommt an eln eisernes Gitter, worüber die Inschrift Kidliotke.cÄl'alatina sieht. Innerhalb dieses Gitters findet man el-nlge römische Alterthümer, als Säulenriimpfe, Vtelne mit Inschriften, Vasen, Büsten tc. Das Vorzüglichste barunter ist eln gut erhaltener Lel« chensarg von weißem Marmor, an dessen Selten-Wc'inden der Kampf des Theseus mit den Amazonen in erhobener Arbeit vortrefflich dargestellt ist: bleses Stück wurde von einem Grafen Fugger in der Gegend von Ephesus gefunden. Von da steigt man über eine prächtige Treppe zu dem Vlbliotheksaal hinan. Merkw. Hl. Theil. L Unbeschreiblich lst der überraschend große Eindruck, den man bey dem Eintritt in diesen Saal empfindet; er ist 240 Fuß lang, 54 breit, und von der Höhe eines geschmackvollen Tempels. Das Ganze macht ein längllchtes Viereck, !n dessen Mitte eine ovalrunde Kuppel ist; acht große Säulen stützen ihn diesseits und jenseits der Kuppel, tn deren Mitte die Statue Carls VI. ln Lebensgröße von kararischem Mar« mor steht, und rings um dieselbe zwölf andere Kaiser aus dem österreichischen Hause. Der Saal ist über dieß noch mit schönen Büsten aus dem Alterthum geziert. Marmor, ol b und Mah-lerey lst allenthalben mit verschwenderischem Aufwand angebracht. Die Gemählde sind von Daniel Gran, dessen Meisterstück die Decke der Kuppel ist, wo alle Wissenschaften ln symbolischen Figuren einen freundschaftlichen Kreis bilden. Die Bücherschränke, über welchen große vergoldete Medaillons aufgestellt sind, und dle geräumige Gallerie, welche links um den Saal läuft, und eben so viele Bücherschränke, wte die untere Wandfläche enthält, zu denen man auf vier verbeckten steinernen Treppen kcmmt, sind sammt allem übrigen Holzwerke von Nuß-b.ium, und prächtig gearbeitet. Kaiser Maximilian I. fing gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts am ersten diese — i6z -> Büchersammlung an. Rudolph II., Ferdinand III., Leopold I., Carl VI., Maria Theresia und Joseph II. vermehrten und bereicherten diesen Bücherschaß lmmer mehr, welcher gegenwärtig Über 2c»0,c>O« Bände enthält. Nebst den Büchern aus allen Fächern der Wissenschaften, worunter allenthalben auch ble kostbarsten und seltensten, sind, ist in einem besondern Zimmer die Sammlung der ersten gedruckten Bücher vom Anfange der Buchdruckerkunst bis auf das Jahr '5OQ inclusive, und diese Sammlung betrage über 6c>OO Bände. Die Mlinuscrlpte sind ln zwey besonderen Zimmern aufbehalten, und belaufen sich auf l2,ooo; kambeck und Kollar haben die wichtl« geren davon beschrieben. Nebst den Büchern und HantMrlften hat diese Bibliothek auch eine vortreffliche Sammlung von Landkarten und Kupferstichen; unter d«n erstem begreift der Bleausche Atlas allein. 3o Bande, welche Prinz Eugen von Savoyen Um ZOO0Q Gulden gekauft hat; dann ist die reiche kanbkartensammlung des Baron von Gtosch hier. Und die neueren guten werden auck stets nachge^ schafft. Von Kupferstichen sind 737 Bände vorhanden, welche gegen 26.000 Stücke enthalten. Und worunter 2,7 Bände bloß lauter Porträte ln fich fassen; «ine Sammlung, welche ln ihrer L 2 — ,64 — Art'unstreltla unter die vollständigsten von gang Europa gehört. Ferner sind dabey 20 Bände voll Mwiaturgemä'hlde, wovon e!n Theil alle Gemählde der kaiserlichen Blldergallerle sammt be», Nahmen der Meister da, stellt; und ein anderer eine grosse Sammlung von vierfl'ißlgen Thieren, Vögeln, Pflanzen, Blume» und Früchten, alle nach der Natur gemahlt, enthält. Unter die merkwürdigsten Seltenheiten dieser Bibliothek gehören (^ebst den alteren gedruckten Büchern und vielen Manuskripten) die originalen SckMen der Mexikaner; aus lauter F'guren und Symbol« buchend, welche Ro-bertlon in semer beschickte von Annrlka hat abzeichnen lasso,; die orientalischen Manuscllpte, welche »m Iah?« 1677 w Konsiantlnopel sind gekauft worden; elne Handschrift des Äloskort-des, mlt gemahlten Pflanzen, aus dem achten Iab'hundert; der Codex, enthaltend die fünf Deckes des Titus Llvlus; die Manuscrlpte von Kaiser Carl V.; das Original von dem lm Jahre ,267 in der St. Gtephanskirche ln Wien gehaltenen Provlnzlalconcillum; die Handschrift vom befreyten Jerusalem, vom Torquato Tasso selbst; ferner die bekannte sogenannte Peutlnge-rlsche kandkarte, das Original deS bekannten römischen 3eniw5 con»ullum, wodurch lm Jahre der Stadt Nom 567 die Bachanalien verbo- — I6F — then wurden; eln sebr alter Purpur-Codex; ble Sammlung der tl'ii-tlfchen, arabischen und persi, schen Bücher, welche in der zu Anfang deS i8ten Jahrhunderts vyn der Pforte in Konstantinopel «rrtchtecen Buck)bruckerey sind gedruckt worden; Blatter aus dem Koran, mit alter Kufischer Schrift, aus dem neunten Jahrhundert; Stücke von der ächten alten ägyptischen Papierstaude; «ine Menge wichtiger Werke in seltenen Ausgaben, auf dem sogenannten Großpapier, worun« ter dle prächtige Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen hervorsticht. Die Bibliothek hat eiue beträchtliche Summe, die zum gewöhnlichen Bücherankauf verwendet werden: wenn sich aber außerordentliche Gele« genkettcn barbiethen, seltene und zur Vollständigkeit der Bibliothek wesentliche Schriften zu «rhalten, so werden sie, ohne Rücksicht auf jene Summe, angekauft. In die Bibliothek wirb aus bekannten Ursachen ohne Begleitung eines dabey angestellten Beamten niemand eingelassen. Auch darf niemahls ein brennendes Licht hinein gebracht werden, um aller Feuersgefahr vorzubeugen. Blbliothtksprcifekt ist jetzt Graf Ossolinski; bann sind vier Custoden, worunter der berühmte Denis war, an dessen Scellt spclter der be. kannte schweizerische Historiograph, Johannes Müller kam, ferner drey Scrlploren, vier Amanuenses, und zweyLlvreedlener. Dle Bibliothek ist zum öffentlichen Gebrauch gewidmet. Neben dem Saal ist das Lesezimmer, welches im Sommer von 8 bts 12 Uhr Vormittag, und von 3 bis 6 Uhr Nachmittag, im Win-ter aber nur von 9 bis ,2 Ul>r Vormittag offen ist. Hier findet man eine lange Tafel für ungefähr 30 Personen, und noch einige Nebentische Jedermann steht es ftty, ein Buch nach Belleben zu begehren, es in diesem Zimmer zu lesen, auch sich Notaten und Auszug« daraus zu machen, zu welchem Gebrauch die nöthigen Dlntenfässer in Bereitschaft stehen. In diesem Zimmer wird tiefes Stillschweigen beobachtet, um dip Lesenden nicht zu stören. - ,67 - Der Riesengebirgsbewohner tn Böhmen. "»"lima, und Nahrungsstand machen den Bewohner des Ricsengebirgts zu einer Art Nomaden. Den Sommer verlebt er gsößtentheils entfernt von selnen Nachbarn mit selner Heerde zerstreut auf den Bergen, den Winter ln näherer Gemeinschaft mit Freunden und Verwandten ln volkreichen Dörfern. Auf den Bergen gewöhnt «r sich an Einsamkeit, lernt stille Gemüthsruhe schätzen, und wird unter der Größe und Hohelt der ihn umgebenden Natur erhabener Empfindungen fähig. In jedem Dorfe hingegen lehren lhn die tausendfältigen BerHhrungspuncte, und Beziehungen, ln welchen er mit allen steht, was — i68 — < . lhn nur legend ln und außer seiner Hütte um^ giebt, wechselsweise Verträglichkeit, Klugheit, Festigkeit und Gelassenheit. Seine einfachen Beschäftigungen bey der Viehzucht sind nicht ge, m«ht, um starke Leidenschaften in ihm zu erwecken, wohl aber erwecken sie eine beständig? Thätigkeit, lndem er nur dulch treue Sorgfalt, Wachsamkeit, und unverdrossene Pflege, Gewinn und Unterhalt aus seiner Heerde ziehen kann, und so manche unvermeidliche Unbequemlichkeiten lhm beständige Gelegenheit verschaffen, Geduld und Selbstverleugnung zu üben, werden seine Sitten sanfter, sein Charakter wohlwollen, der, biegsamer und gefälliger. Die Natur scheint lhn durchaus mehr zum gutmüthigen Hirten als zum rauhen Jäger und trotzigen Krieger bestimme zu haben; denn weder Bären noch Wölfe hater zu bekämpfen, gegen keine Räuber sein Eigenthum sicher zu stellen, lhm sind daher Wassm und Geschoß unnütz, Schlösser und künstliche Verwachungen entbehrlich. Ein hölzerner Riegel, mehr gemacht um die Thüre rauhen Nacht-stürmen zu versperren, als Anschläge böse gesinnt ter Menschen zu vereiteln, ist hinreichend, um jedes unerwarttte Einbringen unbescheidener Fremden, oder verspäteter Reisenden zu gewöhnlicher Stunde der Nacht für den ersten Augenblick zu verwahren, ab«r nle bleibt sie dem um Herberge «- i6y —> vder Speise bittenden hülflosen Verirrten geschlossen. Zwar schüchtern oder mit unverkennbarer Herzlichkeit ward mir manche Thme geöffnet, wenn längst der letzte Span, dcr den Fleiß geschäftiger Spinner geleuchtet hatte, Ul jede,- Hütte verglimmt war, und ich fand dauk-bar gerührt lm Innern mancher Baude ein Men-sä enp^ar, das trotz eigener Dürftigkeit in hoher Einfalt des Herzens, wie Philemon und Baucis, die heiligen Rechte der Gastfreundschaft übte und dessen mmllcher Heerd ein Altar der Zufriedenheit, Menschenliebe, Freundschaft, und jeder milden Tugend war. Mtt solchen Anlagen und Vorbereitungen zur Geselligkeit ausgerüstet, bekleidet der Bewohner dcs Riesengeblrges seinen ihm bestimmten Platz, als ein nützliches Glied in der großen Familie des Menschengeschlechts; ist im Ganzen ein sorgsamer Vater, treuer Gatte, aufrichtiger Freund, gefälliger Nachbar, und in jedcr Rücksicht ein guter Bürger und Unterthan. Im Allgemeinen tritt der Sudetenbewohner G um die Jahre setner politischen Mannbarkeit in den Ehestand. Männer zwischen dem 2oten und 24ten, Mädchen zwischen dem i7ten und 2iten Jahre. Vor etwa 40 Jahren heurathete der Mann nicht vor seinem Men Jahre, heut zu Tag« werden viele Ehen vor dem soten Jahr geschlossen, theils aus den im vorigen Abschnitt erwähnten Ursachen, theils weil die Menge des ,wch unbenutzten Landes auf dem Gebirge, und dle Verschiedenheit der Nahrungswege in den Thälern dem jungen Manne überall die Aussicht gewahren, auf eigene Rechnung zu leben. Die hkestgen Ehen sind ungemeln fruchtbar, 12 blS ,6 Kindbetten sind eine sehr alltägliche Sache, und vier bls fünf lebende Kinder das gewöhnliche, sechs und sieben das sehr häufige Maaß el-nes Familienbestands, Trotz dieser häufigen Kindbetten erhalten die Mütter doch weit länger ihre Gesundheit und Kräfte, als es unter gleichen Umständen ln andern Gegenden der Fall stylt möchte. Gewöhnlich schlägt der Sohn den Nahrungsweg des Vaters ein, wenn nicht etwa eine besondere bestimmte Neigung lhm eine andere Richtung giebt. Der älteste Sohn ist der Crbe des väterlichen Gewerbes, sobald er sich hey «„eichte? Volljährigkeit verehlichet hat, und sehr oft überträgt der Vater ihm, wenn er schon alt und schwach ist, zu gleicher Zeit die hausvä'terllchen Rechte, und wird Innmann oder Hausgenosse. Dadurch wlrb aber nur die Form, nicht die We» senheit der häuslichen Verhältniße verändert, denn der alte Vater mag arbeiten können, oder nicht, so wird er doch vom Sohne und dessen — 171 -. . Angehörigen ernähret, gepflegt, und — was mehr ist als dieses, geachtet und geliebt, eenn in dem Herzen dieses Bergvolkes sprechen die Gesetze der Natur so laut, als ln irgend einem Lan-de die gesetzliche Verordnungen. Arbeit, Thätigkeit ist tn jeder Familie allgemeines Gesetz. Alle, die blesem Berufe gemäß leben, haben Anspruch auf Nahrungserwerb, Lohn ober sonstige ThetlnebMllng an den gemeinschaftlichen Vortheilen. Daraus wlrd erklärbar, daß eine Stube voll Kinder hier für ble Eltern kcme Last ist wie anderswo, vielmehr, wenn sit anders nur gesund sind, von, dritten, vierten Jahre an, als ebcn so viele Mittel zur Vermehrung häuslichen Wohlstandes angesehen werden, indem ihre Nahrung und Bekleidung wenig kostet, mit ihrer Anzahl hingegen sich auch die Anzahl arbeitsamer Hände vermehret, und den Erwerb vergrößert. Cben so wenig ist das Alter eine Pürde für die übrige arbeitsame Familie. In diesem Gebirge sind Gesundheit, und Kraft über-Haupt eln sehr gewöhnlicher Antheil hoher Lebens-Iahre, und diese Kraft äußert sich noch immer auf irgend eine nützlich? Art in der Hauswirthschaft; zuletzt werden entkräftete Greise beyder-sey Geschlechts gewöhnlich noch Klttderwärter ihrer Cnkel und Urenkel; halb nackt, kindisch, einfältig, und natürlich gilt wle die Geschöpft, hie — ,72 — «uf ihrem Cchooße gaukeln, mit silberweißem Haare, erblickt de.- eintretende Fremde sie zu.vei-len ln einer Ecke der Stube, und glaubt leise schauernd die gutcn Dämonen des Hauses ln lh-nen zu erblicken. Der Nicsei^edirgs'Bewohner betrachtet den Ehestand in den meisten Fallen nur als Mittel seinen Nahrungssiand zu befördern , allein er hat dabey nichts weniger als die Absicht, die Be« schwerlichkeilen des Lebens, und die Sorgen der Haushaltung auf die Schultern setner Gattin zu wälzen, und sich selbst träger Nuhe gedankenlos zu überlassen. )m Riesengcbirge ist Sorge und Bequemlichkeit unter Eheleuten gleichförmig ver, theilt, jeder hat seme Pflichten, niemand ist da um den Erwerb der übrigen mMg zu verzehren, daher ist die Schätzung und Zuneigung des ManncS zum Weibe, und der Gattin für den Gatten ein Trieb nicht bloß sinnlicher Leldenschast und gewohnheitsmäßiger Anhänglichkeit, sondern dankbaren Gefühles, das vielleicht in den meisten Fällen wirksam ist, ohne daß sich beyde Thel, le darüber selbst genaue Rechenschaft geben. Thätigkeit und Genügsamkeit erhält den Frieden der Ehen, dieser das gute Beyspiel und die Achtung, welche die Kinder durch Arbeitsamkeit, Gehör» sam, und Anhänglichkeit lhr,n Eltern bezeigen. Hier lm Riesengeblrge wirb das meiste Gute nur A — !73 " durch Beyspiel bewirkt, weniger durch Unterricht oder Gesetze. Erzieher ganzer Völker, so wle Erzieher einzelner Menschen konnten ln diesem kleinen Kindchen von zwöif Qliadratmellen des elgentllchelt Riesen- Gebirges alle Regeln und Grundsätze lhrer schwtten Pflichten im Compendio beysammen finden. Weder Religions.Unterschied, noch Verschiedenheit der Landcshcrrschaft äußert auf das gute nachbarliche Benehmen dieser Bergbewohner einen wesentlichen Einfluß. Dil polltischl Grenze ist im Riesengebirge kelne Scheidewand der Gesinnungen, ohne Rücksicht auf sie besteht anspruch« loses Wohlwollen, wechselseitige Dieusifertiglcit^ und dle vollkommenste Eintracht. Die verschiedene Lage der Oerter auf wettläuftigen, durch tiefe Thäler abgesonderten Bergen, macht, daß oft der schlesische Baudenbewohncr nicht selnön kands« Mann, sondern einen böhmischen Unterthan zum nächsten Nachbar hat, aber dieser nächste Nach.-bar ist manchmal eine halbe Stunde und weiter entfernt, und würde lhm in jeder ^.ldcrn Gc-gend, wo Menschen näher an einander qedrängt ieben, fremd, gleichgültig, und vlelleicht niche einmahl dem Nabnie nach bekannt ftyn; hier abrr füllte einer der G.undtriebe int Menschen — Geselligkeit, unter solchen Umständen jede Lücke phy, - 174 -- sischer Entfernung aus. Eine gewlße Anhangs lichkelt und Freundschaft, ln der Elnsamkelt durch wechselseitige Bedürfnisse, zuweilen vielleicht selbst durch Langeweile erzeugt, bringt die Menschen «lnanber naher, lmb macht sie in dec Folge ein-» ander oft unentbehrlich; sehr gewöhnlich ist die» fe freundschaftlich nachbarliche Eintracht um so größer, je weiter die Wohnungen von einander entfernt sind, denn da solcher Gestalt das Eigenthum des andern weniger berührt und gefährdet wird, finden Neid und Mißgunst keinen Anlaß Zwietracht, und Feindschaft anzufachen, und der Friede der Familien ist gesichert. In den volkrel-Hen, mehr durch Kunstfielß, als durch Ackcrba,» und Viehzucht belebten Thälern halten die Bewohner einer gewißen Gegend, eines Berges oder Grundes oft zwar sehr enge zusammen, und bll-den gleichsam eil« einzige große Familie, allein gerathen sie auch einmal aus was lmmer für Ursachen in Uneinigkeit, so ist der Krieg ihrer aufge-wählten kleinen Leidenschaften ohne Ende, sie sind alsdann unversöhnlich, und ruhen cher nicht, als bis sie diejenigen, die die erste Zwiste der Urheber gewesen sind, von Haus und Grund veri drangt haben. Im Innersten der Sudeten, wo ble Menschen mehr zerstreut wohnen, fehlt es keinem all "Mitteln zur Befriedigung seiner wahren Bedl'llf- -^ '75 -> niße, und an Raum für die Weibe seiner Heer-den, keitler sieht dort dem andern in der Sonne, und wird von jenen aus seinem Platze gedrängt. Das innere, einsame, weniger bevölkerte* Riesengeblrge hat dem zu Folge an reinen nachbarlichen Tugenden seiner Bewohner vor den stark bevölkerten Thälern der Vorgebirge einen unleug« baren Vorzug. Auch der Sudeten Bewohner liebt seine Berge mlt einer Anhänglichkeit, die der Liebe des Schweißers zu seinem Valerlande kaum etwas Nachgiebt. Mitten unter den Beschwerlichkeiten seines Lebens sieht er ohne Neid die schöilcre von Stein erbaute Hütte des reichen Nachbarn im Lande, und seinen leichteren Erwerb; wie würde er sein bergichtes Geburtsland, die weite Aussicht von setner Hütte, die grüne Matte, die sich vor ihr ausdehnt, und den reinen Felsenquell der an seiner Thüre vorbeyrleselt, freywik llg gegen jene vertauschen, oder wenn «r unbe-rathen es gethan hätte, doch bald vom Heimweh und düsterer Schwermuth gefoltert den schnöden Wechsel bereuen. Der fruchtbarste Boden unter dem freundlichsten Himmel Italiens würde ihn schwerlich für den Verlust setner heimischen Bau, de entschädigen, denn seine Liebe zur Helmach ist weniger dle Frucht der Phantasie, als der Ge> wohnheit. Er liebt wie Herder sagt, sein w,d. -» »76 — sei»e Sitten, seine Sprache, sein Weib, seine Kinder, nicht well sie die besten auf der Welt, sondern wctl sie die bewahrten Seinigen sind, und er in Ihnen sich, und scinc Mühe selbst liebt." Durch Bande, deren geheimen und allmächtigen Zauber er nicht kennt, a- dm Ort seiner Geburt angezogen, dünkt jede Stunbi, die er Verrichtung halber im fernen Unterlaudc verweile»! muß, lhm für seine Glückseligkeit verloren, frohen Sinnes verläßt er die ihm zu gewühlvolle, von allen Seiten lästige Gebirgsstabt; je hoher bcn Fichtenderg er hinan schreitet, desto mehr erweitert sich ftln Herz; bald rauscht tief unter ihm derWalbstrom, fern tönt der liebllcheKlang bekannter Viehglocken in seine Ohren, schon er« blickt er dle holden Kinder tändelnd vor der Hütte, der Glückliche! «7 weiß nicht, daß cS Hie süße Stimme der heiligen Natur «st, die ihn lockt; und das Wehen ihres Fittigs, das ihli empor hcbt. Der — «77 -^ Die Schafhirten (5ukäs2) jn Ungern. 4^ie Walbungen des Sümegher Com<-tats sind selten ganz sicher. Nicht bloß die Muber beunruhigen dieselben, sondern auch, wie man behauptet, dle Schäfer dleser Gegend, Die Lebensart dleser Menschen — sie sinb von Jugend auf fast btjMolge Begleiter 05S Viehes, und kommen des SommerS nur selten unter dle Menschen -- scheint fie so ties herabzudrücken , daß sie ln dieser an sich selbst rauheir legend, als äußerst verwilderte Menschen ver* rufen sind. Merkw. III. Theil. M — 173 -" Ich will hl« eln kleines Gemählde von dieser Gattung von Menschen entwerfen, da sie der Ausländer noch selten vou dem Eingebornen zu unterscheiden weiß. Wenn die Schümegher Iu» has den Reisenden auch manchmahl schreclbar waren, lo dürften doch neue Poltzcy - und Sicherheit?. Anstalten von Selten des Sü-megher Comltats und des vortrefflichen Obergespanns Grafen von 82ecK6n)" angewandt, dem Uebel bereits gesteuert haben, und bald vollends steuern. Der Anzug eines Su'megher Schafhirten besteht aus einem langen Hemde und langen weiten Gatchenhosen von grober Lcinwand, die abex von den Fett, welches sie absichtlich hineinbringen, eine dunkle, schmutzig« Farbe, und ?en Mantel, (in dielen Gegenden tragen jle fast leine Schafpelze) sind sie noch mit einer lederüen, an einem breiten Riemen über die schultern hängenden Tasche versehen, haben zur Vertheidi» gung und Angriff eine an einem langen Stlele. befestigte kleine Axt, und zur Unterhaltung eine lange, einem Prügel ntcht ganz unähnliche Schal-Nley ln der Hand. Der breite Rlemen, an welchem die Seiten-lasche hängt, ist gewöhnlich mit zwen bis drey leihen metallener glänzender Kxöpfe geziert, für welche dl« Schäfer so eingenommen sind, daß sie oft Reisende ihrer schönen Knöpft wegen ange» fallen und mißhandelt haben sollen. Die Axt (Val^ilka) vertritt bey ihnen dle Stelle eines Stockes, im Nothfall', ist sie aber M 2 st^e furchtbare Waffe gegen Thiere und Menschen. Mit dieser Ha daxt wissen sie so geschickt umzu-geben, daß sie auf 20 bis 3«» Schritte dasl N e daher wirklich, wenn ihn auch oas Cbrlstenthum selbst nicht brlugeftd zur Pflicht machte, eine dtlrcdaus nö" thlge Poüceyansialt, die dazu führe, Verbreche« zu ve'h,'it.'N, um sodann keibes, und Lebens^ strafen zu ersparen; man sieht daraus, wie wenig jene Afterpolitiker Glauben und Zutrauen berblenett, welche behaupten? DerlandMann solle recht dumm bleiben, wle das NebeVieh' aufwachsen, und wie das« selbe nur durch Prügel u«d Zwang, nicht aber durch Pflichtgefühl gelet«? tet werde». — !82 Dle Uskukcn oder Skoko in Bosnien, Servien, Kroatien und in Krain. -"»-an weiß von keinem Slavischen VolksstaM' me so wenig sicheres über dessen Ursprung, als von den so gewöhnlich genannten Uskoken oder Ileberläufern. Da sie sich Geröll, und auch einige Lahe oder Vlaye nennen, so ist es nach der erstm Benennung wahrscheinlich, daß sie aus G-oß-Serbllen, oder aus dem alten S^malie« in das damahlige römisch? Gebiet gekommen sind-Nenn man dlese dermahls Illyrer aewordenen Slaven nach allem ihren Thun und kasscn a«'^" untersucht, so kann man nicht anders als sie M «1ne Abstammung elnes Volks aus dem Kaukasus — i83 -- halten, und zwar von dem Tscherkessislben Gtam-me. Unbeständig wie jene, ebenso beherzt und grausam , so genügsam n^t den elendesten Nahrungsmitteln, eben so wenig treu und aufrichtig, wie die Kaukasier, raubgierig wie jene, führen sie ganz eben das Pastoralleben. Stark und jÄön vom Körperbau, eben 5ie Naturfarbe wle der Tscherkasse. Gassas sagt: „dieses herumschwär« mende Volk stammt von keiner Nation ab u. s. w.", allein dieß ist nicht in der Natur der Sache gegründet, so wenlg al6 er weiter saqt: „sie seyen eben so geschwind von der Oberfläche der Erbe verschwunden, als sie erschienen seyen." Eben so unrichtig hat auch Fortls den Maglnl gefunden, wo erFolgendcs von ihm sagt: „non e auf das Grab wtrft, und mit den Füßen zertrümmert. Dle Uskoken haben ein« Trackt, die mlt jener der Unterbalmatiner sehr libereinstimmt. Der Mann verheyrathet, ober ledig trage eln rolhes Häppchen von Tuch, dle Haare ln Zöpfe geflochten, und einen Knebclbart, Hals und Blust bloß. Das Hemd (Rubacha) lst mlt weiten Germeln, die am Ninde, wie auch auf den Achselnahlen sammt Kragen und Echlly vorn auf der Brust m!t roth »md blauen türkischen Gam gestickt sind, auf dieses einen ungrlschen Wamms. lWleebz) mit doppelten Reihen von Knöpfen / rothen Schnüren und Schlägen beseht. Um den keld ewe aus rothen Gchm'iren verferligfe dreyfache Hllsarenblnde, in welcher ew Hanshar und Pistole steckt. Lange Beinkleider (Wlashe) von welßem Tuch mit U'tterhofen, dann statt Sttl'im-pfe Socken und Opanke ober Sckm'irschuhe. I« Mnter iiberd.isGanzeeinen Überrock, (Walya) auch wol)l noch elnen rothen Mantel. Da alle diese Menschen rauchen, so haben s,e stars die kleine irdene rotke Tobackspelfe in dem Hemd auf dem Genick stecken, auf der Schulter aber das — ,97 "> Hackenbell, (Tzakan) und selten find fie ohne Ring am Finger. Die Uskoken haben elnen Ofen von ganz zylindrischer Form, vier Klafter hoch, und jwfy im Durchschnitt, er besteht aus in btk Erde gesteckten Pfeilern, und mit Rüchen oder Eisern geflochten, er dient zum Kalkbrennen, Und da diese Errichtung wenig kostet, so kann «r asser Orte«, wo Kalksteine und klein Holzoder Strauchwerk vorkommen, mit vielem Vor-theil aufgeführt werden. Da der Heerd davon «Uch tief in die Erbe hält, so können ln einigen Tage» in einem solchen Ofen 14 bis «8 Klafter guten Kalk gebrannt werden. Als ihn Hr. Hac«» quer vor 26 Jahren das erstemal hier sah, gab er die Weiber der Lösghci ficht, erstaunt die bewunderungswürdigen schönen weiblichen Statuen der griechischen Künstler tu diesen Weibern wieder zu finden." Aus diesem ist zu ersehen, daß die schönen Weiber, dle man zuerst aus dem Kaukas er-htelt, ohne Zweifel durch die räuberischen Tscher-kasscn zu kaufen bekam, und sie also fi'ir Mädchen ihres Nation gehaltet, wurden, was sie doch nicht waren. Man hat ja noch täglich diese Täuschung von vielen andern Naturprodukten vor Augen, wo ein ganz falscher Nahmen, was das Locale betrifft, gegeben wird, so nennt man z. B. das kkeum kkadilrbarum Kliapanticum u. s. w. Erstens mag die Wurzel durch Kaufleute aus Persien und China über die Wolga nach Europa gebracht worden seyn, und zuerst dieses Produkt d«n Nahmen des Flusses welcher 3tha heißt, wie man bey Gtrabo sehen kann, erhalten haben, so wie fie die Rumeller noch nennen. Als aber diese Waare entweder über den Ponto, oder dle Barbarey gebracht wurde, erhielt ble Wurzel das Beywort von dem Land, FluZ, ober Meer, woher fie kommen, als z. A. Rhaponücum , Rhubarb arum u, f. tt>. So wird die Zlbethmaus die pontlsche bey den Sarmaten genan-tt, die man an diesem Meere nie dat ausfoi-sche, k^nien, sondern dle Schweife davon, welche die Kauflelttl mit dem Pelz-we? e aus dein hö'hern Rußland mitbringen, nm ihre Waaren Zegen die Motten zu bewahren, und mir die Nachricht gaben, daß sie ln diesen Läldern gefaigen werben, folglich nicht allein in Amerika, wie die gemeine Sage ist. So w^e man diese Mäuse vom Ponlo her, sch'ied, so auch vor Zeiten die Hermeline, den Bi'er und dergleichen. Eo findet man biym Plni'us vom Golo^ und Silbers Bergwerke bey Aq nleja erwähnt, wo doch niemals einige bestanden, aber aus Norlco kam das Metall ln Me Seehafen. — 2YZ — Urottely in Steyermark. ^Hch entschloß mich, da eln Regen drohtt, in einem Einkebchclufe auf meine Gefährten zu warten. Der ranzige Geruch, der w der Hütte eines Grönländers, wo ein balbfauler Seehund bratet, nicht widriger und eckelhafter dem Fremdlinge entgegen dampfen kaun, als hter, verscheuchte mich schon beym ersten Eintritte aus der Stube, und zwang mlch vor dem Hause den Kampf mit den Wespen und Roßbremcn zu bestehe^ die ln dem Mauerwerke nisteten^ Die Kinder des Hauses wagten es nicht, sich mir zu nähern: lch konnte sie nicht einmabl durch Ge» schenke und Zuckerwerke kirren. Unter vier der-selben, alle mlt Köpfen reichlich ausgestatttt,. waren zwey Fexen, und ich wellte hier nicht ek« tle Spunde, als drey andere wandernd« Fexen einkehrten, und mlt einer Bonhommle von txr Wirthin aufgenommen wurden, deren ich elne fieycische Bäuerin, nach meinen bisherigen trau? llgen Erfahrungen, nlcht Mg halten konnte. Tiefäugig, grlnzendwiePaoiane, mit struppigem Haare, mehr einem Orang-Outangeädn-lich dann einem Menschen, mlt drey bls vier Kröpfen zu jeder Gelte des Halses, sprachlock, kreischend wie SchneejMse, säbelbeinig, und den Rumpf gekrümmt wie ein griechisches 5 saßen drey Wesen hier neben einander an einem Tische, die, hätte Messerschmlo sie nachgebildet, man für Product« der grotteskesten Phantasie eher als für Copten wirklicher Menschengestchter gehalten haben wurde. Mit einem Heißhunger, alS hätten sie Monathe lang nlchtS genossen, und elnem Schnalzen mit Zunge und kippen, alS fütterte man elne Heeroe Schweine, aßen sie eine Schüssel voll Klöße von schwarzen Rockenbrote, die ihnen die Wirthin hinstellte, und glengen dann grinzenb und murmelnd zu« Bache trinken. In des Nachbars Hause wiebechohlten sie dieselbe Scene vor mir, und wer wetß, wie oft sie dieselbe wieder-höhlt haben würden, wenn mrhrere Häuser hier gewesen wären. Diese ^H5i>6renn8 (bt„n lch fand telne rothe Iris b«y lHaen) deren may fast lu jede« Dorfe Eteyermarls ein halbes Du, yend findet, genleßen, wie «s scheint, ln diesem Lande dasselbe Privilegium, baS die Blöbstnnl-gen unter den Orientalen besitzen. Die Regierung schelnt absichtlich kelne Nolih von diesen Unglücklichen zu nchmtn, well ihr Unterhalt bey lhr« ungeheuern Anzahl elne gewlß nicht unbe-^ trächtllcke Summe kosten würde, und well der Unterthan, der in seiner Famllle mit jedem neuen Ankömmlinge einen ähnlichen Fexen zu erhalte« fürchten muß, gern sein Almosen an diesen Un, glücklichen verschwendet. Man bat so vlel über hie physischen Ursa» chen der Entstehung der Cretlns und lhrer Halbbrüder der Fexen oder Drotteln und Dosteln ge^ schrieben, daß ich hier derselben nicht mehr er^ wähnen darf- Ick glaube indessen, daß das sy-oft angeklagte Wasser, der Druck der kuft> uyh>. alle die übrigen so oft nachgebetheten physische»^ Ursachen jenen Einfluß a„f die jetzig« Entste» hung dieser Fexen nicht hab,n, den man lhneil so unbedinqt zuschreibt. Ich läuane keineswegs,, daß gewisse Quellen Kröpfe erzeugen können; aber eS giebt ja auch vermmftisse Leute, ble Krö« Pfe haben, säbelbeinig, rhachlnsch u. s. w. sind: die Verbindung dieser unglücklichen Gestalt mit dem Blödsinn« der Fexen hat gewlß eben so gut moralische als physische Ursachen, 5ie jhr zum »^ 206 ^ Grunde liegen. Man bedenke den ungeheueren Abstand in Geistes-Cultur zwischen dem Bewohner der Städte und Märkte und einem Bauer, dessen ganze Sprache (und welcher Deutsche versieht sie?) vielleicht nicht fünf hundert Wörter enthä'lt, der in seinem ganzen Leben vielleicht nlcht fünf hundert verschiedene Menschen gesehen hat, der neun Monathe im Jahre elnsiedletlsch ln seiner Hütte lebt, und mit Niemanden als mit seinem Nachbar, oft mit diesem nlcht, im Ibeenverkehre sieht, — man denke, wie schwer, wie unvollkommen selbst ln den größten Städte« ble Kunst ist, seine Kinder gehörig zu erziehen; welcher hohe Grad von eigener Geistesbildung bey einem Erzieher dazugehört, seine Zöglinge zu Wesen zu bilden, die lhm gleichen, und wan wirb sich, wenigstens zum Theile, die Bestialität dieser Geschöpfe erklä-en können. Man denke sich endlich noch die evm so wohl moralisch als physisch nachfhelliq wirkenden Einflüsse deS gröbsten Schmutzes, der eckelhaftesten Unreinliche keit des Körpers und der KlelbttnMücke «nb Betten, der unverdaulichsten halbrohen mit ran« zlgem Fette gekochten Nahrungsmittel? des bey, nahe eilfmonathllchen Aufenthaltes ln den eingesperrten, niedrigen, nle venttlirten Hütten, dle Wehr fettsaures Gas als Lebensluft lnthatten "" man denke sich endlich die Rasse, die Menschen 5 welche seit Jahrhunderten unter diesen ClnsilWll lebten, erzeugen können, und man wirb, wte lch fürchte, mehr dlese Verhältnisse als Luft und Wasser anzuklagen haben. Dle Regierung kann diese ungll'icklichen Wesen nicht versorgen, sie wü^ be dabey verarmen: sie könnte aber >durch medi^ cinlsche und moralische Pollzey diesem menschlk chen Elende entgegen arbeiten, und Steyerntürk würde wieder, so wie unter Rudolphs von Habsburg Heeren, seine <5?^«x" liesern können. — 2Q5 — Der P a r k i' u, .A iFen bey Salzburg. ^lu Ort des Vergnügens, aus welchem bi« Salzburger sehr viel machen, der aber weit entfernt lst, also schon nlchl so häufig besucht wirb, lst der G-irten zu Aissen; dlcser Ort lst einer der angenehmsten und schönsten Sommerbcsuche der Stadt. Seine Lage am Fuße des Gci6berg?s, welcher weit über die Mltte seiner Höhe hinauf mit Walde bewachsen, und mit hin und wieder zerstreuten Baumchäusern, Feldern, Wleftn unb Alpenhüttm beseht lst, und b!e Verzierungen, welche Freunde der Natur durch klinstliche BauM^ alleen, angenehme Ruheplätze, Gärten und Hal-ne gar nicht sparsam angebracht haben, veröle- neu —- 2^9 — »«, es, daß man Fremde hleher führt, und durch lhre frohe Bewunderung, und ihr aufrichtiges Entzücken über die innigste Verbindung der Kunst mit der Natur für Mühe und Kosten belohnt wird. Es ist hier eine schöne Kirche, ehedem elne Pfarrkirche, welcher die K»rche zu Gnkzl einverleibt war, mit einem Freythofe, in dessen Mitte ste steht. Hinter dieser Kirche, etwas seitwärts zur Linken, steht das schöne herrschaftliche Ge, bäude von 4 Geschossen, dessen 2 unterste noch vor Kurzem einem Besiandwlrthe zu seinem Gebrauche üb^lassen waren, welches aber nun ganz aufgehöret hat, indem der Besitzer das Gebäude ganz zu seiner eigenen Bequemlichkeit herrlch» ten lleß. An diese«» Ge^ude ist ein schmaler Flügel von zwey niedrigen Geschossen angebaut, welcher quer über den Hof beschließt, und zur «denen Erde eine schöne, lichte Etalluug für die herrschaftlichen Pfeide hat, und oberhalb kleine Badezimmer für Badegäste hatte, mieer denen Nach vorne, unmittelbar die Küche zum Warmen des Badewassers angebracht war. Außerdem trifft man nach allen ^ette» reihende .Auüslchten, und angenehme SpazierglMge an. Einige Schritte vom Hauptgebäude vo<-nc, und zur rechten Seite sah man noch vor einem Monathe Gänge Nllt Buchenspalieren, emei! auf diese Art in bte Mertw. UI. Theil. O M» 2,0 -«> Mündung umgebenen Rasenplatz mit Blumenkorb ben, und «inen hoch emporgetrlebenen Springbrunnen ln der Mltte, «lnen gleichförmig eingesungenen Kuchengarten ln der Mitte elnes angenehmen Flurs, an einem kleinen Bachchen eia Paar artige Sommerhauschen, wovon eines eine Kegelbahn bey sich hatte, eln anderes dergleichen hinter dem freystehenben Badestöckchen, so daß die Gäste deS Wirths sich verschieden abtheilen, und mit allerley Spielen belustigen konnten. Wer eine Promenade wünschet, der hat hier vlele der abwechselndsten und fröhlichsten. Gleich zur lin» ken Scite des herrschaftlichen Gebäudes, unferne vom Mayerhause, besteigt «r einen überaus angenehmen, mit einem Buchenwaldchen bekränzten Hügel, insgemein den Freundschaftshü'gel ge, nannt, den «inst Freunde des verstorbenen ehemahligen Besitzers Basil von Amman mtt bequemen Gängen, Rasiplü'hchen, einlqen angenehmen Glorietten, Rasenbä'nken, selbst mit hin und wieder auf Tafeln angebrachten, den Gegenden an« passenden, deutschen Gedickten, und ln selnem höcksten Theile mit einem Freundschaftsaltart (Hmjciliile äacrnm» zu einem der wonntrelche» sien kusihalne umglschaffen haben. Wein er dieses kustwäldchen mit seinen mannigfaltigen Gängen durchstrichen hat, so gehl «r längs am May» — 2,, — erHause hinauf, geräth dann ln eine Allee von. Fruchtbäumen, und geht durch diese geradt den Berg hinan, wo lhn dann eine artige Trillag«', mit elner Statue des Dichters Anakreo», dlsse» Vüste hier auf einem Terme gesehen wird, in lhrem erquickenden Schatten aufnimmt; eln klel? ner Bassin rund um die Statue, worein Quellwasser fließt, erfrischet die Luft. Vondakommt man an eine Art von Grotte, worin sich das be.» rühmte Aiqner Badewasser sammelt, und in Röhren in die herrschaftlichen Gebäude geleitet wirb. Ueber dieser führt eln schmaler Weg W einigen Krümmungen auf den Berg empor, und dann über einige Stufen, in eine breite Aergklust, worin zwischen großen Felsenmassen, welche das Ungefähr durch Erdbeben, ober große Wasser-glisse wild und schauerlich übereinander gethürmt hat, eine einfach schöne Etnsiedclcy mit elner kleinen Brücke über ein schmales Tbal, durclj welches das Wasser elner von der Natur ange^ legten Cascade stießt, einem kleinen Blumen-gärtchen, und einem nieosjchcn Küchenbeerde, und Ziehbrunnen angelegt ist.' Diese wlldsäwne Einöde, welche der zuweilen beträchtlich vergrößerte Wasserfall zum wollüstigen Aufelithalte für gefühlvolle, sa^ftschw^rinelide Herzen macht, hat ihre meisten Kllnstperscl"'nerungen dem vor 3 Jahren verstorbeüii Hoftalhe Ernst von Gl, O 2 — 21« — lolvsll zu verdanken, welcher hier die fteublgsten Freunbschaftsg?lage, ftlbst bey nächtlicher Beleuchtung zn veranstalten gewußt, und auch die mancherley Gang! über und neben dieser Elnfie-deley mlt Kosten und vieler Mühe angelegt hatte. Won lhm ist der Grabhügel mlt liner Urne, welchen man auf elner Seite der Elnfiedeley über einem etwas erhabenen Felsensteine erblickt, ein Gang unter einem überhängenden Felsen mit 3 Spitzen, eine kleine Brücke über die Bergkluft, eln sehr frappanter Durchgang über kleine Treppen durch einen Felsen, der Aufgang von diesem über einen schmalen Steg iu das überaus angenehme Bergthal, die Iä'gerebene genannt, und von da die ausgesuchtesten Anlagen für Ruheplätze, von de„ man das ganze unbeschreiblich schöne Salzathal mit der Stadt in der Mitte, und ihren bunten Gegenden dieß - und jenseits des Stromes l'?qu.'m, mtd aanz frey übersehen kann. O w!e wohl, wle silig es einem für das Schone und Große der Natur gefühlvollen Her» zen da wirb. Es ist nur e!n Ausruf, nur ew Ton, der aus dcr gepreßten, vom Entzücken überströmenden Brust hervorbricht, herrlich! das abwechselnde Gemische von Cradt und Dörfern, von Fluren, Hainen und Wäldern, von Schlössern, Hüqesn und Se,n, von grünen, kahlen und beschneyten Gebirgen, und die unermeßliche — 2IZ ^ Ausstcht in dem dämmernden fernen Gesichtskreis gegen Bayern erzeugen Empfindungen, dle man fühlen muß, nicht beschreiben kann. An einem dieser Ruheplätze ist eln schmäler Weg quer über den Bergabhang angelegt, auf welchem man zu^ nick nach der Einsiebeley kommen kann. Man geht nun aber, da beydes, die Elnsiedeley und der am Fusse des BergeS ausgebreitete schöne Lustgarten dem nähmlichen Besitzer zügelnen, links über eine kleine Brücke den Beeg hinab, und belicht dann den herrschMchen Garten, welcher am unteren Abhänge des Berges eben so mühsam als erfinderisch augelegt ist. Dieser gehörte noch vor wenigen Jahren dem hiesigen Domherrn wel- cher baS Tttreln von einem Müller käustich an sich brachie, und dHN'ü z;l einem Garten einplanten ließ. Dieser ist wcaM sewtt vielen Abwechslungen von Terrassen, BaSketen , Garten - und Feldstücken, Parterren und Glorietten, sehr se« heuswüldig, und hat bloß das Unangenehme fewer Lage, daß man zugleich, wenn man ihn besehen wM, den Gerg htnanklemmen muß. Doch hält für diese kleine Muhe der Genuß der angenehmsten AuSsichte-: wieder schadlos. Man sieht hler eine Eremitage, elnen Grabhügel, eine im erhabensten Theile des Gartens erbaute mit Paplertapettn und Splcgttn gezierte klewe Lal» terrena mtt elner l,n Dachgeschosse angebrachten Altane, eln artiges Gcirtnerhaus, dle Anlage? tlneS Wtlnrebtnhügels, «ln klelnes Trelbhaus ln einem Thale, wodurch das an der Clnsiedeley herabstl'irzende Wasser flleßt, eln geschmackvolles Flscherhäuschen auf elner Brücke, eine Cascade, einen runden Thurm, einlge Ruinen, und mehr dergleichen, wodurch bem Freunde ländlicher, einfacher Naturfreuben dle mannlchfaltlgsten Ver? fllgungen gewahret werben. "« 2Is — Das bürgerliche Zeughaus zu Wien in Oesterreich unter der EnS. ^!^as bürgerliche Zeughaus steht auf dem Hof, und ist eln schönes Gebäude, welches dle hiesige Bürgerschaft auf lhre Kosten nach seiner jetzigen Form hat herstellen lassen. Dle Aufschrift darüber lautet: Imperante Oaro!» VI. reztaiisgvit 8. ?. H. V. ^nna l?Z2. Die Bürger von Wlen haben bey mehreren gefährlichen Gelegenheiten sehr vlele Treue, An« hängllchkelt und Muth für ihren LandeSherrn be, wiesen; sie haben, besonders bey den zwey tür, tischen Belagerungen dieser Gt«dt, durch ihre Standhaftlgkelt und Tapfertelt vieles zur Ver« theldigung und Erhaltung derselben beygetragen. Deßwegen wurden sie von ihrem Monarchen iin» — 3,6 — mer bewaffnet Massen, und besitzen sogar ihr el-genes Zeughaus. Dieses hat ewtn zlcmüch gercill-migen Hof, und rings umher ein Gebäude, das außer dem Erdgeschosse noch eln Stockwerk hoch lst. Ja diesem oberen Stockwerke sind in 3 Sci-l?n brauchbare Gewehre, nach heutiger Art für ungefähr 24,000 Mann, und zu ebener Erde ist dle verhältnismäßig dazu gehörige Artillerie, in gutem Stande, mit allen erforderlichen Gerathschafte n. Nebst ben brauchharen Gewehren sieht man in diesem Zeughause noch viele alte und beson» derS türkisch! Waffen mancherley Art, auch den Krpf bcs Großoeziers, Kara Muftapha, welcher die letzte Belagerung von Wien ccmmanblrte, aber auf Befehl des Sultans im Rückzüge zu Belgrad strangultit, von den kaiserlichen Truppen aber wieder ausgegraben wmde, welche seinen Kopf nach Wien schickten. Im mittleren Saal steht die Büste des fetzt regierenden Kaisers Franz II., «no zu beyden Selten derselben die Büsten bts Herzogs Ferdinand von Würtemberg und des Grafen Franz von Saurau, alle drey vom Herrn Fischer, Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste, gearbeitet. Diese Büsten wurden zum ewigen Andenken dtä allgemeinen österreichischen Aufgeboths hier- her gesetzt, welches im Jahre ,797 lm Mottach April erfolgte, da der franMsche General Bonaparte mlt seiner repudllkaniscken Armee aus Italien bis nach Bmck au der Mur ln Sttyer« mark vorgedrungen war, und Wien selbst nut elnem Uederfall bedrohte. Der Graf Franz von Saurau, als damahliger nlederölierrelchlscher Regierungspräsident, verwendete sich aus das thätigste, um dieses Aufgeboth zu Stande zu bringen und zu o'ganlsiren; der Prinz Ferdinand von Würtemberg erhielt das Commando barüoer, und «Ües zeigt« den größten Much u,w die größte Wlllfahrigkelt, für seinen rechtmäßigen MonarB ch^n und für das Wohl des Vaterlandes gegen den Feind zu kämpfen. Am 17. April jenes Jahres zog das Aufgeboth gegen den Feind aus; die eigentlichen Bürger der Stadt aber standen schon gerüsttt, ihre Vaterstadt, ihre Familien und ihr Elgenlhum gegen jeden Angriff zu vertheidigen: als am 18. Aprtl plötzlich die FrieoenSpraNmi» yarien zu Leoben geschloffen wurden. "" 2l5 >" Gas Schloß Raby in Böhmen. lieber dln Ruhm von einzelnen Menschen sowohl, als auch von Städten und Schlössern, herrscht oft eln lehr launlgtes, seine Gunst höchst ungleich ausspenbendes Geschick. — Durch man-nlchfache Thaten, dle sich dicht anelnanber reihe« und drängen, durch eine Anstrengung, die nie erschlaffe, steigen einige Menschen zwar sicher, doch ziemlich spät zur Zinne des Ruhms empor; ein anderer wagt eine einzige That, sie gelingt, und ihr Vollbring« ist — unvergeßlich. Wichtige Festungen, mächtige Hauptstädte sind dle Schauplätze maunlchfacher Ereignisse, dle Geschichte denkt ihrer — wie bllllg! Doch elne eln- zlge merkwlttdigc Begebenheit verbreitet auch oft ben Nahmen eines geringen Orts von Mund zu Mund; er schlüpft von bannen ln ble Jahrbücher, und verpflanzt sich auf die entfernteste Nachwelt. In alter griechischer Geschichte konnten alle jene fast zahllose Kämpfe, ble vor und innerhalb den Mauern von Theben u„d Korlnth vorgingen, diese Städte nicht unvergänglicher machen, als es das kleine bedeutungslose Leuctra durch ein einziges Treffen warb, und Canmi's Nahme dauert in römischen Annalen gewiß eben so lange, als Capua oder Tarent. Auch ln böhmischer Geschichte gibt es mehrere Oerter, die eine Unvergeßlichkelt dieser Art einem einzelnen glücklichen oder mißlichen Vorfall perbanken, und einer derselben ist zweifelsfrey — Raby. Man könnte vielleicht dieses Schloß das bö'h« mische Methone *) nennen, wenn nicht etwa der Vergleich zwischen König Philipp und Bruder Zlska eluigen Lesern zu erniedrigend scheine» Möchte, *) Eine athenische BundeS.Gtabl in Mazedonien, wo Philipp bekantlllich durch dje rachsüchtige Geschlcklichkeit des Bogenschützen Aster u» sein rechtes Auge kam, unb «ych grausamer sich gegenseitig rächte. Wenigstens glichen sich beyde Anführer an Krlsgskullst und Tapferkeit, und gew'ß war die StäatMlgyctt des sl-Kern für Griechenland noch verberblicher, als es für Böhme« dle Grausam-kclt des Letztem war. — Doch zur Sache selbst, damit der Eingang nicht länger, als dle Haupt-erzähluüg selbst werde! Das jetzt öde Bergschloß Raby liegt lm Prachlnerkreise, zwischen dm Gtaoteu Horazdlo-w'tz, uild S Mlenhofen, am Fluße Wottowa, «us einem ansehnlichen Berg, von Prag westsüd-llch 14 Meilen entfernt. Das unten am Fuße des Benies erbaute, ohngefähr aus 75 Häusern bestehend: Städtchen führt jetzt mit dem Schloß« gleiche, Nuhmcn, wttb aber in alten L.indes° Katastern auch als Eswiho.vicze ober Raby un* t?rm Schloße aufgeführt, und der erstere N'lhme ist um so t»egs«'lfi'cher, ha die Herren von Swi-howyky von Riesenber,; — ein altadellchcs Geschlecht — die erstcn Befitzcc der Stadt und des Schloßes gewesen snld. Nann blese Burg erbaut worden, ist nicht mit Gewißheit bekannt. In einem beglaubten kuszuge der alten Landtafel erschelut lm Jahre 1585 Wilhelm der Jünger, Swlhowskn von Rosenberg als Herr ?sch2lnlich vlel früher, „nd vkLelcht schon l» dte Mitte des «3. >"^ Das Schloß selbst liegt fetzt gänM"1li Trümmern, aber in Trlwmern, die einen sehr ehrenvollen Begriff von dessin ehemahliger Nlch, tlgkeit geben. Raby muß durchaus zu Böhmens festesten Burgen gehört haben. Es bestand aus drey Höfen, wovon jeder feine eigene Mauer und seine mit Fallgittern und Brücken virfthene Thore hatte. An dem dritten Thore stand ein sehr ho. her Thurm, die untere Schanzmauer war fünf Ellen, eben so viel die zweyte, und dli brlttt sogar neun Ellen dick, so daß man auf der lctz-tern zur Noth hätte herumfahren können. Alw serbem war noch ein sehr hoher, dicker, mit einer eigenen Mauer umzogner Thurm am äußersten Ende der Feste. Hier war euch eine Müd-nlühle. so hoch, baß sie dem Dache des obersten Wohngebä'udes gleich stand. Dleses oberste Wohngebäude war vier Stockwerk hoch, ein länglichtes Quadrat, dessen Mauern ohngefähr zwölf Klaftern hoch gewesen seyn dürften, und auch dieses Gebäude hatte zwey Zugbrücken. Alle drey Mauern stehen auf einem gegen sechs Klaftern hohen Felsengrund, und bey der dritten sind inwendig steinerne Stiegen angebracht, mit« telst deren man bis oben auf die Mauer klimmen Und bequem auf ihr herumgehen kann. In eben dieser dritten Mauer sieht man dicht an einander drey erhöhte Mäuerchen, wie Rauchfäng/gebaut. Mit einer kaum eine halbe Elle hohen Oeffnung; ln diese sollen (erzählen die Einwohner vom Städtchen Raby) drey Frauenspersonen lebendig ver« mauert worden seyn, well sie durch lügnerische Reben, und Verhetzungen Uneinigkeit zwischen bem Schloßherrn, seiner Gemahlin, unb seinen zwey Brüdern veranlaßt hätten. — Ein schöner Stoff zu einer halbgrausenden Rlttergeschtchte, wenn wlr deren nicht schon so viel, unb übervlel hätten! Innerhalb des dritten HofS war der Brunnen, so tief und standhaft gebaut, daß es iwar allerdings Uebertreibung, doch noch von schr verzeihlicher Art ist, wenn die dortigen Be« wohner versichern, dieser Brunnen allein habe 'ben so viel als das ganze übrige Gebäude geastet. I« eben blesem Hofe geht auf einem gro- — 2zc> — ken Platze eln koch tief hinunter, wo vor Zelten drey Kerker über einander befindlich gewesen seyn sollen, so, daß die Verbrecher nach Maaß ihrer Schuld je strafbarer, je tiefer gesessen, und durch diese Oeffnung soll die nöthige Nahrung ihncn zugetheilt worden seyn. Im Schloß unter der Er< de sind vier Keller über elnanber gebaut, und von dem untersten kann man, wie versichert wlrd, ins erste Einfahrtsthor kommen, so, baß sie auch zU unterirdlschen Gängen und Ausfällen »äugten. Das ganze Gebäude sammt den Mauern besieht aus Kalksteinen. Nirgends lst eln Dach mehr vorhanden, doch die Mauern sind noch ft weiß, als wären sie ncugedaut; «no so fest, daß man nur mit höchster Gewalt etwas davon losbrechen kann. Sonderbar genug lst es, daß man nicht mlt Gewißheit angeben kann, warum, oder wodurch eigentlich dieses ehemahls so wichtige, so merkwürdige Schloß verödet worden, und wann diese Verödung begonnen habe? Daß Azka an se« nem heutigen Ruin ganz unschuldig sey, erhellt aus dem Vorhergesagten; auch find es aröM Theils nur auswärtige Schriftsteller, dle lhn ^ indem sie die erste Belagerung mlt der zwey«" verwechseln, — Raby erstürmen, und aus 3"" über seine empfangene Wunde alles zerstört lasse». Aber auch diejenigen irren nicht minder, dk den Untergang dieser Feste lm dreyßigjährigen Krleg suchen. Sie stand noch zu Balbins Zeiten tu vollem Flore. Er sagt noch ausdrücklich: vi; nennet es auch gleich darauf wieder: arcem per eßreßiam. Vor dem Jahre »68« kann es also nicht verlassen worden seyn, aber viel später auch utcht! denn Bezkowsty (der 1700 ausge, legt wurde) setzt es wirklich schon unter die ö>en Schlösser. — Wahrscheinlich gehört es also unter die beträchtliche Anzahl von Burgen, die unter der Regierung Kaiser teopold des I, auf ausdrücklichen Befehl des Wonarchen verödet wurde». Warum dieses geschah? und ob man wohl damit that? lst hier nicht der Ort zur U», tersuchung. . >»'. — 2Z2 -^ Das Innere des Uuibersitätsgebaudes zu Pesth in Ungern, ^n dem Universitäts- Gebmlbe, einem zleiu-lich großen, zwey Stockwerke hohe», regelmäßigen Hause, das an seinem Frontlsspitze die Inschrift hat: bonis artibqs Josephus II. eic. finden Sie sowohl einen vollständigen physikalischen als mechanischen und technologischen Apparat , unb zwar !„ einer Vollkommenheit, die ma,l überhaupt selten antrifft. Unrer dem pH')' sttülischen zeichnet sich hauptsächlich der electrische IFF und optische aus. Sie sehen ElectrisirmafchtO nen, ftwohl mit Kugeln als Scheiben, nebst ansehnlichen electrischen Batterien, und dem ganzen übrigen Apparat, der vollständig genug ist, die ganze Lehre der ElectriM't durch alle erdenklichen Experimente anschaulich zu machen, desgleichen alle optischen Instrumente, von gros» sen parabolischen Vrennsplegcln und Tuben, bis zum Prisma und Mikroskop. Eben so bedeutend ist die Luftpumpe, nebst dem hydrostatischen Apparat. Unter andern finden Sie ein sehr schönes Modell der Dampf - oder Feuermaschinc. Auch hat bereits der Galvanism seinen eigenen Apparat. In dem Saale der Mechanik und Technologie finden Sie vorzüglich eine sehr vollständige Sammlung mechanischer und hydraulischer Modelle, die sehr steißig gearbeitet sind, und zum Theile sehr zusammengesetzte Maschinen darstellen. Endlich fehlt es in beyden Fächern nicht a« einer Menge der gewöhnlichen Kunsi-und Spiel» werte, deren Betrachtung eine angenehme Unterhaltung gewähret. Der physikalische Apparat hat indessen nicht nur das Verdienst großer Vollständigkeit, und Brauchbarkeit für die Erläuterung der Theorie, sondern er wird auch durch seine unmittelbar« Anwendung auf die Hellung noch gemeinnütziger Lemachf. E<) finden sich nähmlich täglich Hranktz ein, die den hellsamen Wirkungen der Elects zltät oder des Galvanism ihre Heilung oder Er« lelchterung verdanken. Die Bibliothek befindet sich dem eigentlichen Unwersitätsgebäude gegen über, und macht ein für sich bestehendes ansehnliches Gebäude aus. Man wird in dieses, so wie in jenes, mit der znvorkommenden Gefälligkeit eingelassen, und findet die Bibliothek in einem sehr ansehn» lichcn lichten Saale, der durch die Schränke, welche die Bücher enthalten, und durch lhre Verzierungen, ein gefälliges Ansehn erhält. In diesem Saale stehen die beträchtlichsten Werke aus allen Wissenschaften, mit Ausschluß der theologischen, die eln abgesondertes Behältniß haben. In Rücksicht der Erweiterung dieser Buchersammlung verfährt man nach einem, mel, nes Bedü'nkens sehr soliden und zweckmäßigen Grundsatze; nähmlich nach dem, keine anderen Werke anzuschaffen, als die einen entschiedenen und wesentlichen wissenschaftlichen und instructive« Werth haben. Sie, mein Freund, lassen dieser weisen Maxime gewiß um so mehr Gerech" tigkeit wlederfahren, da Ihnen, selbst sehr an-sehnliche, königlich funbirte Bibliotheken bekannt sind, welche, eben durch Vernachläßlgung dieser Maxime und durch das Cntetement, Universal-Bücher-Magazine zu seyn, in denen, von altM — 235 -" Urkunden und Manuskripten an, bis zu den neue« sten ephemerisch, Brochmen, nichts fehlen soll, nie ein vollendetes Ganze, und oft noch welt weniger elne gemelnnl'iyige Ansialt werben, sondern mehr als todte, aber kostbare Schätze anzusehen sind, dle mehr der kleinliche» Ostentation lhrer Besitzer fröhnen, als dem großen humanen Zwecke der Beförderung und Erleichterung wissenschaftlicher Bildung förderlich werben. Daher findet sich auch ln der Unlversitäts-Bibliothek, die ich Ihnen beschreibe, und deren Bestimmung, schon vermöge dieses Nahmens, jene Einrichtung um so angemessener ist, keine Spur von der alten Bibliothek der Könige von Ungern, die vor Alters berühmt, und zu Ofen befindlich war. Sle ist theils durch feindliche Invasionen zerstört, theils zerstreut worden, und lhre Ueberbleibsel sollen sich, wie man mich belehret hat, theils ln der Wiener-Hof-Bibliothek, theils in der Gothatschen und anderen Sächsischen Büchersammlungeil befinben. Die gegenwärtige ist erst seit «772 gegründet, und die Zahl lhrer Bände wird doch schon auf etwa 50,01)0 geschätzt. Sie können sich also vorstellen, zu welcher Beträchtlichkeit sie noch mit der Zelt erwachsen, und welch «ln geordnetes, gemeinnütziges Ganze fie immer bklben muß, wenn — 2)6 — sie immer so progressiv, und einer so weisen Ab» mlnlstratlon unterworfen bleibt. Außerdem finden Sle noch ln einem beson» deren Gebäude, welches für dle medlclnische Fa-cultät und ihre Vorlesungen bestimmt ist, ein Natmallencablnetl, und eine Sammlung anatomischer Wachsprü'parate, welche letztere, wenn tck nlcht lrre, gute Coplen einzelner Stücke aus der großen und berühmten Sammlung im Cabl-«etto Flsico zu Florenz sind. - 2Z7 — Das Mausolaum Ferdinand des Zweyten zu Gratz in Steyermark »^^eben der Domktrche befindet sich das Mau-scläunl oder dle St. Katharlnenklrche, in welcher Kaiser Ferdinand II., seine Gemahlinn Maria Anna, und der Erbprinz, Johann Carl, begraben llegt. Diese Kirche und Grabstätte ist sehr präch, tig. durchaus von geschnittenen Quaberstücken aufgeführt, und ln daS Kreuz gebaut. Dle Ar-chttectur lst lm korinthischen Geschmack. Die Facade pranget mit herrlichen Säulen und Statuen, die Mauern find von Innen mit Gyps belegt, und gemahlten Zwischenblldern und Vergoloun- -- 2zz gen ausgezlert. Das Dach lst mit Kupfer gedeckt ; auf elnem Thurme zeigt sich der kaiserliche Scepter, auf dem andern der gekrönte Adler, beyde stark vergoldet. Auf der Kugel sieht man den vergoldeten Reichsapfel mit dem Kreuz. Dieß lst das einzlge Kirchengebaude ln Grätz, welches dle Aufmerksamkeit des Kenners verdient. — HZ9 — Die l. k. Gemählde-Gallerie zu Wien in Oesterreich unter der Ens. ^lese Gallerle lst, nach mehreren Ver^nderu«-gen ihreS PlatzeS, auf Veranstaltung Kaiser Josephs U. lm Jahre 1777 in das obere Belvedere verseht worden, wo sie sich noch befindet. Dieser Monarch hatte bey fewer Rückkehr von Paris ln eben diesem Jahre den Weg uberBas«! genommen, hatte daselbst die Kupferstecherey des Herrn Christian Michel besucht, und glaubte an diesem den Mann gefunden zu haben, der dle Neue Einrichtung dec Gallerte am besten besorgen könnte; er ließ ihn nach Wien kommen; Mechel sing ln» Jahre »773 dle Arbeit an, und lm Ich.. n i7s< war er damit fettig. Cs wurden zu nllen Gemählden neue, ganz gleiche, vergoldete Aahmcn gemncht, welche allem 70,000 Gulden gekostet haben; jedes Gemählde erhielt eine Nummer, und den bekannten oder doch vermuthlichen Nahmen des Meisters. Nach dieser Einrichtung und nach diesen Nummern gab Mechel einen Katalog über die Gallerie heraus. Man hatte ih:n eine solche Menge von Gemählden übergeben, daß er aus Mangel an Naum über 2000 derselben nicht in die Gallerte aufnehmen konnte. In den folgenden Jahren hob Kaiser Joseph in allen seinen Provinzen viele Klöster auf, und ließ bey dieser Gelegenheit die guten Gemählde aus denselben, besonders aus den Niederlanden und aus Italien, nach Wien bringen; auch vermehrte er durch Ankauf und anderen Erwerb seine Gemäldesammlung. Diese Umstände machten, daß der neue Gallerie.-Director, Herr Rosa, im Jahre 1786 mehrere Veränderungen daselbst vornahm; man hat in den Zimmern den Raunt noch besser benützt, und mehr Gemählde aufge^ hangen, ober sie anders vertheilt; man hat c^ mge von Mechel ansgcschlossene Stücke in dle Batterie aufgenommen, und dagegen ewige dorr d'slndllche', als Stücke von niederem Werthe cusgeschlößen; man hat zwey Cabinettt a>l den ^'cken des Gebäudes geöffnet, und mit kleinen kost- - -4! - kostbaren Stücken behängen, um ln den übrigen Zimmern mehr Raum zu gewinnen ; auch sind die Nahmen der Meister über den Gemählden ausgelöscht worden: durch dlese Veränderungen ist der Catalog des Herrn Mechel beynahe ganz unbrauchbar geworden. Statr dessen ist im Jahre 1796 zwar ein neuer Catalog nach der jetzigen Einrichtung der Gallerle gedruckt worden, er ist aber noch nicht vollendet. Der große Mlttelsaal, welcher ganz von Gold und Marmor glänzt, und dessen Deckenstü'ck von Carlo Carlone ist, theilt das Gebäude in 2 Flügel, deren jedeS 7 Zimmer und 2 Cabinette enthält. In diesem Mlttelsaal sind die Porträts in Lebensgröße von Maria Theresia und Joseph II., gemahlt von Anton Maron; ferner die Porträte von Carl VI. und dem Erzherzog Leopold Wilhelm, wobey die Figuren von Solimene, die Köpfe aber von Auerbach sind. Der rechte Flügel enthält die itallenl« sche Schule, und die Z^hl der in den 7 Zimmern befindlichen Gemählde beläuft sich auf 325. Die Meister derselben find Paul Veronese, Titian, Tlntoreto, Palma, Bassano, Dolce, Glor-glone, Varotari, Bordone, Raphael, Spagno-lttto, Corrcggio, Pletro della Vechla, Porde, none, Leonardo Davinci, die beyden Carracclo, Merkw. III. Theil. Q Pietro Peruglno, Barocci, Sacchi, Gulbo Rent, Michel Angelo, Poussin, Maratt^, Fettl, Balbl, Andrea del Catto, Schlavano, Genti-laschi, Pietro da Coctona, Guilto Romano, Salvawr Rosa, Crespi, Cignanl, Guercino da Canto, Battoni, Me"gs, Schedone, Süllme-ne zc. Im siebenten Zimmer ist eln schönes Mo» salk-Stück von Regoli, vorstellend die Porträte der beyden Kaiser, Iaseph II. und Leopold II., welches Pabst Clemens XIV. lm Jahre ,77z der Kaiserinn Maria Theresia geschickt. Der linke Flügel enthä'lt ebenfalls ln sieben Zimmern die flamcindische Schule und die Zahl der Gemählde beläuft sich auf 195. Im vierten Zimmer findet man lauter Stücke von Rubens, und lm fünften auch noch »2 von eben demselben. Die übrigen M«tster sind: Campai» gne, Mouckeron, Vramer, Crayer, van Sleen, Anton Van-Dick, Courtols, Verhagen, Cort, Eanbrart, Io.daras, Diepenbeck, Seghers, Tuners, Rychoerd, 5ems ^c. Im letzten Zim» mer dkses Flügels sind auch elnige Gemählde von dc^r neueren deutschen Schule, die man ihrer kleinen Anzahl wegen in keine eigene Classe hat eintheilen wollen. Unter diesen zeichnen sich aus 2 Stricke von der Angelika Kaufmann, und das groß« Gemählde von Zoffani, welches den damahligen Großherzog von Florenz, ^nd nachherigen — 243 — Kaiser Leopold II. mlt seiner ganzen erlauchten Familie darstellt. Das elne der Eckcablnette, genannt das grüne, enthält 92 Gemählde z und das andere, genannt das weiße, 59 Gemählde; alle von verschiedenen Meistern; in diesen sind ein alter Mann und altes WNb von Denner, welche man für die Bildnisse von »hm selbst und seiner Frau hält. Im drltten Cablnett, das goldene genannt, steht eine Büste des ehemahligen Staats-mlliisters, Fürst Wenzel von Kaunitz - Rietberg, die lhm von Maria Theresia schon bestimmt und angefangen, unter Joseph II. vollendet, und im Jahre i?8i aufgestellt wurde. Die Büste ist von kararlschem Marmor, und von Cerachi gearbeitet, hat aber wenig Aehnllchkeit mit dem Original. Das vierte Cabinet! ist zu einer Capelle des Pallastes eingerichtet. Das obere Stockwerk ist in acht Zimmer eingetheilt, wovon vier auf dem rechten, und eben so viele auf dem linken Flügel sind. Rechts ist die alte und neuere deutsche Schule, welche 351 Gemählde enthält; ble Meister davon sind: Thomas von Modena, Niklas Wurmser, Dietrich von Prag, Martin Schön, Michel Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Luras Eranach, Johann Holbein, Spranger, Van» Achen, Heinz, Rottenhammer, Van-Schuppen, KB — 244 - Strudel, Kupetzfy, Toblas Bock, Daniel Gran, die Beider Hamilton, Brand, Auerbach, Rich" ter, Hauzinger, der Gallerie-Director Rosa lc. Auf der linken Seite ist dle alte niederlän-dlsche Schule, bestehend in .^56 Gemählden; die Meister davon sind: Hubert und Johann Van« Dyck, dteBreugbel, Walkenburg, Winkenboom, Savery, Huysum, Frank, de Herm, Seegers, Gneyers, Houdekonter, Fyt, kucas von 3ey» den, Mleris, Doo, Poelenburg, Wouvcrmann, Peter von Laar, genannt kambocclo, Berghen, Peeters :c. Auch sind hier noch einige Porträte von neueren Mahlern. D« Summe aller der« mahlen hier befindlich«« Gemählde beträgt also 1378 Stücke. Einlqe ganz natürliche Gemählde sind mlt grün taffetnen Vorhängen yerfthen, werden aber bescheidenen Personen ohne Anstand gezeigt. Es lst nicht erlaubt, mit Stock oder Degen in dle Gallerie zu gehen, weil unbescheidene Personen mit denselben schon Gemählde beschädigt haben. In dem unteren Belvedere sind in mehrere« Zimmern ebenfalls sehr sehenswmdige Gemählde, als dle Schlachten des Prinzen Eugen von Sa-voyen, 12 Gemählde, welche eben so viele Schlachten aus dem 30jährigen Kriege vorstellen, vlrschiedene Porträts von Personen aus dem — 245 — österreichischen Hause, ein schönes Porträt des Prinzen Eugen .'c. Allein hier ist der Eintritt nicht frey, und wer diese Gemählde besehen will, muß sich besonders an den Gallerie- Director wenden. Junge Künstler, welche Originale dieser Gallerle coplren wollen, haben sich deßhalb an den Director zu wenden, u»b e, halten ohl« Schwierigkeit die Erlaubniß dazu. 2^6 "" De«? Park zu Baden in Oesterreich unter der EnS° ^>»^le Mittagsstunde wlrd von ganz Baden, wenn das Netter nur etwas günstig ist, lm Par-ke zugebracht. Hier trlfft die alte Welt ihre be^ wahrten Bekanntschaften an; hier findet dle junge Welt die ihrigen, die sie für weit interessanter hält, wenn sie glelch noch nicht so bewährt sind. Reihende Gestalten mlt allerliebsten Stroh' hüten und weißem Morgennegllge schweben ln flüchtigem Tanze, wie die Hören um Apollos Vonnenwage», den Kiosk herum. Hier seh^ sich Glückliche, deren. Verhältniß um so zarter ist, da es niemand ahnet; hier vergißt selbst der Kranke dle Anstrengung, die lhm jede auch klel^ ne Bewegung kostet. Erquickt durch das st^ — 247 — lends freye Luftbad gelobt er vielleicht lm Tempel Acsklilaps einen Hahn fü'r seine g^liche Genesung, wenn er nicht lieber sewe sll)nlerzhaf-ten Glider lii Cilber cdlr Wachs zu den Augu« silnein verlrbt, n.o ih'/tr an den Altaren schon mehrere Vorgangtr harren. Aeskulaps Tempel tlhebtsich imHintergrun» de des Parkes, s6)on am Fuße dcs Kalvu^len-berges ftlbst. Vier Ltufen führen in die halb clrkelförmige Halle, deren einfacher, bloß mit des Gottes Schlangenstab verzierter Giebel von sechs dorischen Säulen getragen wird. In der Vertiefung erblickt man in einer Nische die Blld-säule des Gottes der Arzneykunde *), und rings an der Wand läuft eine steinerne Ruhebank hin, von der man durch die Hauptallee des Parkes und eine darauf führende Strasse bis fast mitten ln die Stadt sieht. Ruhig freut sich hier der Badegast der wachsenden Genesung, die ihm unter seinen Füssen ble gütige Natur lampsend be« reitet. ') Auch sie Hal die Hand der Einfalt mit Inschsis. le» bl'klekset. Mvu ir sü'gerl'inlgrl und zu ihrer Aetlunst ei'ir cigeue Tufel am Eingänge ausge« hangen w^rdl», mit dlr Ueberschrist: „Nczes. s«ir für jene, dir ihr« Nabmen edrr ihrr« Wltz u«tt« die Leule bri«gci^woUen." — 243 - Der Bau des Tempels aus Stein wurde in demselben Jahre (1792), wo der schon seit 175z bestehende Theressen-Garten auf Vorschlag des Stadt-Syndikus I. G. Gr'.mdgeyer durch tlnen Weingarten der Stadt zu einem Park« vergrößert ward, von einer Gesellschaft edler Badegäste besirltten, an deren Spitze der F. M. L. Graf von Lambertle sta„d. Aber das grö'stte Gewühl, der Brennpunct der eleganten Welt ist der Kiosk, dessen Nahme, grell« Bemahlung und Bauart seinen orlentallK schen Ursprung verrath. Zwey und siebzig, ln ' en sich einschließende Quadrate vertheilte, roth vcmahlte Säulen bllden eine Halle, die bloß von oben bebeckt ist, und deren Gänge gegen die hier häufigen Platzregen Zuflucht gewähren. Zwischen den Säulen sind Bänke zum Sitzen angebracht, und im Mlttelpuncte des Kiosk's, gerade unter der niedlichen Kuppel, durch die eine sanfte Beleuchtung hereinbricht, hat der Kaffc-schenker des Redouten- Gebäudes seine Kredenz aufgeschlagen, wo man m't verschiedenen Erfrischungen, und durch Vorsorge des Badearztes, Herrn Carl Schenk, mlt allen mineralischen Wässern, auch dem von der Babner Hellquelle, be dient werben kann. Eine angenehme Musik, die durch Abonnement von Badegästen bestrltten wird, erhöht in der Mittagsstunde die Annehm- Nchfelten dieses Ortes, wo der Fremde Lebensgenuß, und der Wiener seinen Prater und seinen Burgbastlons- Platz vereinigt wieder findet. Abends nach dem Theater wlrd der Kiosk beleuchtet, und schon manchmahl erböhten die holden Töne einer kaute oder Harfe, von Kü'nsis lerhänben gespielt, die stillen Zauber einer hei, tern Mondnacht. Vorzsigllch we.oen Allen die Abende unvergeßlich bleiben, an denen eine Pa, ladis dem Pianoforte die seelenvollesten Akkorde hier entlockte. So die ganze Natur ln Harmo, nlcn tonend, öffnet sich das Gemüthe zu reinem Nachklänge; die T^ne selbst werden zu Schwingen unserer Sehnsucht, die frey von Allem Irdischen ins aroße Unendliche strebt. Der Kiosk wurde im Iah? ,8oa, nach der Angabe des damahls anwesenden türkischen Gesandten, von den, durch fti-ie. niederländische Bauwerke berühmten k. k. Huf? Architects Mon-toyer ganz aus Holz qebauet. Die Kosten da--u, d'e sich auf 78864 Gulden bellefen, schoß eine Gesellschaft edler Badegäste zusammen, worunter der Graf twn kamdertle allein 220^^. Gulden beytrug. D'her liest man über den v!er Eingangen des mit einem niedern Geländer eingefaßten Kiosk's in deutscher, französischer, italienischer und türkischer Sprache die Worte: Von einer Gesellschaft dem Publlcum g 5 w! d m e t. Nie Hitze des Mittags, erlaubt es nicht, den Kaloarlenb?rg zu besteigen, und wenn auch ste tein Hinderniß wäre, so halt doch das Gewühl der scllönen frohen Gesellschaft unwldersieh-llch zurück. Man bleibt, und schlendert trst mtt Yen letzten zum Gasthause hln. 2)5 - Die königliche Burg zu Prag in Böhmen. ^)ie k. B ur g o^er das k. Restdenz-S chlo ß llegt auf dem, sogenannten Schwelnsberg. Man kann derselben sowohl der prä'cht'g«» Bauart, als auch dcr herrlichen Aussicht wegen, oh-n: allen Widerspruch, wl« solches die Ausländer gesteben, vor allen andern in den scimmtslchen österreichischen, und vielen andern benachbarten Ländern, den ersten Rang elnrü'mnen.. Dem Be richte unsers H^gek ^lfol^e soll der Herzog Mnata statt jenes Gebiud's, welche klbu-sch e am Faße des oben erwähnten Herges errichtete, elne neue Wshnunq voil Äteln gegen das Jahr 788 fl'ir sich ausgeführet Habers Dcr -herzog Wogen aber, dew dle Lage diese? !» Burg nlcht allerdings gefallen mochte, führte ge« ss-n das Iihr 8«7 auf dem Gipfel des gleichge-s.,gten Berges eine ganz neue Burg aus, welche mich der Zelt Wenzel derI. mit einer Mauer, und Przemisl Ottokar II. mit einem tiefen Graben llmgeben hatte. Dlese Burg, wie man aus des K. Carl IV. Lebensbeschreibung, die er selbst verfaßt hatte, abnehmen kann, war an «ben diesem Orte erbauet, wo ltzt das alte Oberstburggrafenamt, und das kobko-wlhlsche Haus steht, wie solches die noch heut zu Tage übliche Benennung der alten Schloßstlege, und die zwey daran sehr alt« väterlsch gebauten Thore anzeiqen. In diesem Zustande, well die folgenden Regenten bald am Wlschehrab, bald in der Burg a m Thein, bald im Königshofe, wle wlr dieselben auch dort nach der Relhe anfuhren werben, aufgeschlagen haben, blieb dlese Burg größtentheils unbewohnt bls auf das Jahr iZi6, ln welchem sie fast gänzlich elngeäsä'ett wurde. Im Jahre lZZ3 endlich führte.Carl IV. eint ganz neue Burg nach der Alt der k. Burg ln Paris auf, davon allem Ansehen nach jener Thell, der rechts an die Kirche zu allen Helligen stößt, noch tin Ueberblelbs?! lst, gab selbe ,369 mit einem lks-,? ^r^?" um, und ließ die z>vey an dieser Bui-;; abgebrachten Thürme mit vergoldetem — 253 — Bley decken. Ohngeachtet dieses nach der Art jener Zelten so niedlich aufgeführten Gebäudes, wählten dennoch die übrigen Thronfolger dle oben erwähnten Gebäude größtentheils zu ihren Wohnsitzen bis auf den K. Wludlslaw II., der sich ,48'; einer entstandenen Empörung Hai« ber aus dem Königshofe her geflüchtet hat. Cr lleß bald darauf die vom Carl IV. aufge« führte, und durch ble Länge ber Zelt schon «tni-germassen eingegangene k. Burg unter der Lel, tung des berühmten Architects Benesch von Laun wteder herstellen, befahl 1512 die k. Land, tafel nebst den sämmtlichen Reichs« Klelnodlen eben dahin zu übertragen, führte noch einen Tract an dieser Burg gegen Abend auf, woran man noch heut zu Tage an der äußern Wand gegen Norden folgende abgebrochene Schrift liest: vußHlie Nollemis 139z (1493,) errichtete darin einen prächtigen Saal, und stellte dieses alte Gebäude im Jahr 1522 ganz prächtig wie» der her, welches nachmahls die sämmtlichen Thronfolger bewohnt haben bis auf ben K. Mathias, der seinen Wohnsitz der entstandenen protestantischen Unruhen wegen nach Wien ü'bcrtta-Itn hatte. ' Ferdinand I. stellte dieses k. Schloß nach ber 1541 erfolgten Feuersbrunsi in einem üoch, "it! herrlichern Stande her, da er selbes M ctg ^. 254 — Merkliches erweitert, und m«t verschiedenen Nebengebäuden verschönert batt>. Er legte auch I5Z5 eine hölzerne aedeckte Bm'cke, die man des häufigen Sraubes wegen lusgemein dle Staubbrücke nannte, liber den vcn Carl IV. aufgeworfenen Echlofgrab?n; ^ Iah.e ,769 aber wurde diese Brücke abschaffe, und statt derselben ein mlc dreymahl ftarpirt^n Stockwerksabsätzen vcrschencr breiter Dami,. mlt einem Aufwand von «8,000 Gulden aufgeführet, darunter mittelst einer gewölbten Stelle der Bach Bruska fortläuft. Rudolph II. Unter dielem Kaiser ist das Pragerschloß, welches ihm von allen andern in seinen Erblcindern meistens gefiel, abermahl um «in merkliches veraröliertund verschönert worden. Er führte jenen TheN des Schloss s gegen den Norden auf, und errichtete darin die königliche Kunst-und Schatzkammer, wie auch die Blloergallerie, in welchen die seltensten Na-turprobucte, prächtigsten Edelsteine, und die herrlichsten Gemähloe oon Corregglu aufde-' wahret, und spater noch vtele Stücke von Ra^ phael und Tltlan hierzu beygeschafft wur-den; allein leider 5 die prächtigsten Slücke baoo« sind durch die Schweden unb Sachsen von bannett weggeschleppt; e>niqe dieser kostbaren Sachen sind unter dcm Kaiser Carl VI. nach Wien über- — 255 ^ tragen, und das übrige ,782, laut eines Hof-btsehles, an die Melstblethenden veräußert wor» den. Beyde diese Säle stehen heut zu Tag leer, und werden insgemein der große und der klelne spanlscheSaal genannt. Rudolph verherrlichte auch den von Ferdinand I. angelegten k. Lustgarten, barln er nebst der von hartemMetall gegossenen Fontalne, manche Lustgebäude aufführen, verschiedene aus« ländische Gewächse pfianzen, und den daran stos» senden Schloß-ober Hlrschgraben, dcr iu solcher Zeit mit vielen hohen Bäumen und Gebüschen stark bewachsen war, mit allerhand Wilbpret anfüllen lkß. Zur 3elt des K. Mathias bewilligten die böhmischen Stände auf dem i6< j zu Prag gehaltenen Landtage 55.3Z5 Gulden zur Verherr« lichung des Pragersch losses. Man legte noch ln dem nähmlichen Jahre die Hand ans Nert unter der Leitung des berühmten Architects V i n-cenz Scamozzl, und legte senen Flügel an, der von den k. Zimmern bis an die obenerwähnten spanischen Säle fortläuft, wie solchrS die an dem Hauptthore angebrachte Aufschrift m!e goldenen Buchstaben noch heut zu Tuge ausweiset: fc. MATHIAS ELECT. ROM. IMl1. S. AUG. HUNG. BOEM. REX, 20. FF. ANO, Canno) MDCXIV4 Allein dltß so herrlich UN- — 256 -? ternommene Werk kam nicht gänzlich zu Stande/ well der König aus der sckon obm angeführten Ursache, seine Residenz von Prag nach Wien auf immer verlegt hatte. K. Ferdinand III. ließ ohngeachtet des Krieges, den er mit Schweden führte, jene Theile des hiesigen kön. Schlosses, welche W l a-dislaw, Rudolph und Mathlas aufgeführet haben, unter der Aufsicht des berühmten Architects Dion is Miser on im Jahre 1641 mit einander verbinden. Im Jahre 1775, unter der Regierung der K. Maria Theresia, bekam endlich das prächtige fön. Pragerschloß diese Gestalt, in welcher man selbes noch heut zu Tage sieht, daran bereits »7 I^ftre und 5 Monathe, unter der Leitung der berühmten Architects Ans elm, Lorago, Anton Gunz, nnd Anton Ha« fenecker, gebauet wuroe. Dasselbe bekam jetzt eine fast ganz ncue, ordentlichere, und regelmäßigere Gestüt, als selbes ehedem hatte. Die vormahls nahe an dem Schlosse liegendm Gebäude, Buben, Wälle, daS alte Zeughaus, und die Zugbrücken, welche die freye Aussicht auS der lönlqlichen Residenz großentheils verhinderten, stud abgetragen, der Graben vor dem Schlosse gegen die Mittags - mid Abends-ftltt verschüttet, dle zwey hervoclaujMden Flügel — 257 — gel mlt einem eisernen Gitter zusammenglfligt, und mit etlichen Kolossalstatuen von Platzer dem ältern besetzt worden. Die sämmtlichen Baukosten bellefen sich auf 556,00c, Gulden. Nun wollen wir die hier vorfindlgen Merkwürdigkeiten in möglichster Kürze anführen. l) Auf dem zweyten Schloßplatze stellet sich die allem Ansehen nach von Helbelberqer 5636 verfertigte, und 17^1 wieder w vollkommenem Stand hergestellte Fontaine dar. 2) Die königliche Schloßkapelle; allwo sowohl das hohe, als anch die zwey Seitenal» tarblätter von Franz Carl Balko, einem Bruder des Xav. Balko, und die Bildhauer« arbett von I g n. Platzer dem ältern anzutreffen sind. 3) Auf dem dritten Schloßplatze sieht «in kleiner sieincrner Röhrkasien, darauf die berühmte Bildsäule des zuPferd mlt elnemDrachenkämpfendenSt. Georg zu sehen ist. Sie besieht aus Bronze, ist von einem Gusse, hält 7 Fuß uub 4 Zoll in der Höhe, und lst 1373 durch Martin und G eo ü, gen von Klussenberch gegossen wovden. 4) Der oben erwähnte Wladlslawische Saal. Er hält l« der Höhe 32, in der Breite im sichten 54, und in der Länge 2,2 Fuß. Ehedem »var der Fußboden daselbst gctäfell, und von al« ltn Selten mit Buden, in denen man verschl«» Merkw. lil. Theil. R bene Kostbarkeiten fell both, umgeben, nach dct Zelt aber sind diese Buden abgerissen, und der Bo« den nur mlt Brettern belegt worden. Auf den fünf gothischen Wölbungen laufen nach allen Seiten etliche grün angestrichene Gurten, dis «wander an der Decke durchkreuzen, und selbe ln verschiedene Felder theilen. Dieses künstliche Gewölb ist billig unter die seltenftcnWerke vondleser slrt des fünfzehnten Jahrhunderts zu rechnen. 5) Ewige der königlichen Zimmer sind theils mit Spiegeln, theils mlt prächtigen, seidenen Tapeten, theils mit schönen Gemählden gezleret, darunter sich hauptsächlich die Stücke von Lucas Giordano, Paul Veronese, Brulgel, Lucas Kran ach, Spagno? leto de Ribera, Martin de Vos, Passano, P. Rubens, Da Cento, Johann van Nichen, Albrecht Dürrer, Schwarz, Eollmene, Hardline, Bruac, Schönfeld, Rosa, Save-ri, Paul Brlll, Helm Bruigel, und H uch-tenburg auszeichnen. Ein besonderes Zimmer lst mlt 22 Porttaten der jetzigen k. k. Familie gezleret. 6) In einem der oben erwähnten Spa-Nischen Säle stand ehedem ein vonMathlas Braun aus dem schönsten weißen Marmor sehr feln und uett verfertigtes Bildniß. Dasselbe stellet K. Carl den VI. in der römischen Klei, dung vor, hält ohngefahr z Ellen in der Höhe, — 259 "» Und wlrb lnsgtmeln auf 3000 Gulden geschätzte, Die Braunischen Erben bothen selbes der K. Mart a Theresia an, aber der Kauf kam nicht zu Stande. Dieses Bllbnlß wurde also nach der Zelt aus dem Eaale weggeschafft, und bey dem königlichen Bauamte ln ble Verwahrung gebracht, wo es noch heut zu Tage zu sehen lst. 5) In dem hiesigen k. Lustgarttn sind zu Ferdinands I. Zeiten die ersten Tulpen gepfian, zet, und von bannen erst in die übrigen Theile des Deutschlands vertheilt worden, welche der kaiserliche Gesandte, Augertus von Bus« deck, wie er selbst davon in seinen Npi5wli5 5urci«i5 das Zeugniß leistet, auS der Turkey, vermuthlich aus Kapadozlen, dem Vater, lande der Tulpen, nebst vielen andern Blu, men mitgebracht hat. 8^> In dem Stiftsbamen-garten sieht man heut zu Tage zwey von Stein gehauene, und mit Inschrift versehene Pyramiden auf jenem Orte aufgestellet, dahin dit königlichen Statthalter Iaroslaw v. Mar-tlnltz, und Wilhelm Slawata, nebst dem k. Geheimschrliber, FabriclusPlatter, in, I. »big oen 23. May aus den Fenstern der k. Gtatthalterey mehr als 28 Ellen tief von den Protestanten 2chon vor ,5 Jahren hat der Ingenieur ke Mai^e hydrographische Karten von den österreichischen Provinzen herausgegeben, und durch die, selben zu zeigen gesucht, wie blese Provinzen durch lhre Flüsse und neue anzulegende Canäle erst unter sich selbst und dann auch mit auswärtigen ländern, mlt dem abrlatlschen und schwarzen Meere und mlt der Nordsee in «ine thätigere Verbindung zu bringen waren. Allein btese Vorschläge zu Canälen wurden auf keine Welse realisier. Der Mangel an Holz, welcher in ganz Eu« ropa immer größer und allgemeiner wird, ist selt Mehreren Jahren auch in Wlen stufenweise lm> Mec fühlbarer geworben. Man sann auf Mit» ttl, einen Theil des Holzes durch ankere brenn« bar« Materialien zu ersehen, und entdeckte Stein» kohlengrnben bey Wienerlsch-Neustadt und bey Oedenburg in Ungarn; well aber die Herbey« schaffung derselben auf der Axt zu theuer kömmt, so verfielen zuerst einige patriotische Prlvatmän« v ner auf den Gedanken, einen schiffbaren Canal in Oesterreich anzulegen. Sie schickten einige sachverständige keuk eigens nach England und Schottland, sowohl um ole vorthetthaftestcBau« art ver Camil«, als auch um dte Manipulation der Steinkohlen bey Eisenhämmern lc. genau zu Untersuchen, und sie dann hier nachzuahmen. Im Jahre ,797 wurde der Bau beS Canals wirklich angefangen. Velne erste Anlage ist von Met» bis Wienerlsch.Neustadt; von bort soll er bis nach Qedenburg uild ln der Folgt vielleicht Noch weller fortgesetzt werden. Er geht von der legend von kaxenburg um den Wienerberg bls Wr Stadt, durchschneidet die Linie, und läuft burch d'.e Vorstadt Landstrasse herein bis auf das Glacis, wo vor dem dermahligen Invaliden« hause das große BaOn zum Ausladen der Schiffe ^graben, mid von da sein Aussiuß in die nahe ^onau angebracht wirb. Binnen einem Jahre b er von hier bls Neustadt ganz vollendet und «^ 262 -- befahren worden. Celn Abfall wm böcksitü Punct der Neustadt bis zur Obelflüche der Donau bey seinem Ausfluß betragt 55 Klafter, und «r hat auf dieser ganzen Strecke 52 Schleußt»» Es wurden einige Canalschlsse gebaut, welche 55 Fuß in der Breite, und 72 Fuß ln dtr kangt haben, 600 Centner kabung führen, und vott elnem Pferde gezogen werden. Der HauptgcaeN^ stand des Transportes auf diesem Canale sinb die Steinkohlen; ferner Holz, wtlä)ts jetzt aus der Nachbarschaft vc'n Baden auf der Achse b!s ln die Stadt geführt wird, und dann alle Ml-gen Gattungen von Waaren und kebensbebürf^ Nissen aus den Gegenden, wo der Canal dur^ geht. Seitdem hat der k. k. Hof diesen Callsl ganz an sich gelöset. jf.jzr.u\±Qt. _Ü--'ev' -: V"t cif~en^ deö o/u^/i serllche Bestätigung über seine Befiynehmung erhallen. Schon im Jahre 1694 lst auf landesfürsili-che Veranlassung um dle Fabrlt zu erweitern, und den Unterthanen zugleich einen Nahrungs-verdienst zu verschaffen, zwischen dem damahligen Fabrik- Inhaber, und dec von Sr. Majesty durch dle Niederösterreichlsche Regierung augeord-neten Commission ein Contract geschlossen worden, daß von Seite der Fabrlk das in Men vor dem Schottenthore gelegen« Armenhaus und Soldaten- Spital mit Arbeit verlegt, im Kämmen, Kartätschen, und Vvlntten unterrichtet «erdez ^- 265 -«. das Armenbülls hat sich das erste Elnslandsrecht vorbehalten, in so fern die Fabrik verkäuflich wurde. Am 4. November ,7,6 hat das Haus die Fabrik mittels eines ordentlichen geschlossenen Vertrages mit Herrn von Kolbenthurn eingelöset. Der Vertrag würbe am 15. Januar ,717 voll Kaiser Carl den 6. bestätiget. Da aber solche keinen rechten Fortgang gewann, so ist nach sechs Jahren der schon im Jahre l7»9 zusammen ge» tretenen orientalischen Compagnie die Fabrik von dem Armenhause zum Verkaufe angetragen, und am 30. November 1722 in elnem Kaufschilling pr. zwey mahl hundert vierzig tausend Gulden neb,t dem ausschließenden Privilegium auf fünfzig Jahre vom «. Januar 17^3 anzurechnen überlassen worbien. Dieser Kauf- Contract hat unterm 27. M/irz 1724 die allerhöchste Bestätigung erhalten. Allein die Auseinandersetzung der Compagnie, welche die Lottorle Interessenten so oft begehrten, war die Ursache, daß die zugleich errichtete Schwe» chat- Kattmifabrtk 1742 weggegeben werben mußte, und auch kein großer Vortheil mit Btybehal-tung der Llnzer erwüchse; so daß sie sich unter dem letzten August 1754 bemüßiget fand, die Fabrik an allerhöchsten Hof, auf dessen Rechnung solche b!s jetzt fortgeführt wird, abzutreten, —* «66 -- Da, wie oben erwähnt, das Kämmen, Kartätschen, und ble Splnnerey anfänglich in dem Armenhaus in Wlen besorgt wurden, so lsi die Beschäftigung ln den ersten Jahren lm Lande ob der Ens nicht beträchtlich gewesen, doch hat die Beschäftigung ln der Folge also zugenommen, baß im Jahre 1754 schon bey zehn bis zwölf tau« send Menschen ihren Unterhalt fanden. Im Jahre 1764 hat der Hof als Elaenthü-mer der Ftbrlk ihr das P loilegium privativum entzogen, und die Erzeugung der Wollenzeuge für Jedermann frey erklärt. Durch die Errichtung so vieler andern Fabriken von dieser Art, hat das 5on5um0 bey ber Wollenzeug' Mannfaetur ln klnz also abgenommen, daß 177c, die böhmischen Splnnereyen aufgegeben werben mußten, vom Jahre 1772 aber an hat die damahlige Direction alles angewendet, die Fabrik wieder in siäckeren Umtrlel» zu brlngm, so, baß ,730 mit sämmtlicher Fabrik- Ärbelt bis sechs und zwanzig ta,mno Menschen beschäftiget wurden. Den letz-ten August 1754 hat sich die landesfürstliche Verwaltung angefangen; von neuen Einrichtung«« ist ln diesen Zeiten nichts sonderbares bekannt, indem dle Acbeitsleute beybehalten, die nähml^ chen Tage und Wochenlöhnungen, und alles l« dem schon eingeführten Gange fortgeführet wor-5 welt hinausgeschoben, daß man aus Mangel d statt dessen ein 9 Klafter von dem Haupt« gcbcmoe enlseltltcs Ovalgrbäude mit ewemGlo" tttNthurm hergesttln, balln «ine vtersettige Uh^ angebracht ist. Die 4 Selten dieses Gebäudes «Nthalten auf die 4 Hauvtepochen der Fabrlk anpassende Inschriften sammt Wappen. Es ist hlerln dle Feuerwache sammt den seit 1775 an-geschafft«« b«nöthigten großen Feuerspritzen, und ledernen Wasserampern. In diesem Hofe befinden fich 4 Brunnen, an jedem Ecke einer, auch werben einige Feuerrequifiten ln demselben aufbehalten. Im Jahre 1753 wurde das gegen Wcstsii-ben über 9 Klafter von dem Hauptgebäude ent» fernte Zwirnhaus erbaut. Es ist Schade, daß dieses Haus, da es bey Z Klafter gegen den Donauarm vorgerückt, dem Hauptgebäude vor» siehet, demselben alle Aussicht gegen die Stadt, und das Prachtige dem fernen Auge so lange «Mzieht, bis man sich ganz der Fabrik nähert. Dieses Haus enthält die seit «774 nach und nach «baute lv FUalorlen, nach italienischer Bauart, jedes hat 360 Spulen, und wirb ganz leicht von einer Person in Bewegung gesetzt, sie verrichten weit besser ihre Dienste, als ble vorhin gehabten ^remmelmü'hlen. Das schon 1773 mir der daransiossenden, lHo Klafter langen Wiese, von HanS Georg Poll erkaufte sogenannte Lambl, (Lamm), Wirthshaus, welches bey 5 Klafter vom Zwirn« hause rückwärts gegen ble Wiese entfernt stcht, — 27H — zst von jeher zu Unterbringung zweyer Beamtett bestimmt, und hterzu auch zugerichtet worden. Im Jahre 1764 wurde die neue Färberey nach dem Modell der oberkalb beschriebenen großen Färberey erbauet. Sie ist von dem Hauptgebäude gegen Norbost y; Klafter entfernt, und siehet in der Mltte zwischen der an dem Donauarm in gerader, doch gegen das Hauptgebäude gegen 3 Klafter zurückstehender Linie erbauten Kämmerey und dem rückwärts angebauten Waschhaus und daran siehenden neuen Drockenboden; diese 3 zusammenhängende Gebäude messen in der Länge 29 Klafter, 3^ Schuh, und in der Breite 5 Schuhe. Die Kämmerey begreift l» sich 2 sehr große Werkstätte, in welchen immer bey 4NO Personen arbeiten. Die Wollenschlägerey und ble Kammenmacherey-Werkstätte sind ln diesem Gebäude angebracht, der gegen die Lubl stehende Dn'ickerboden, der die ganze Länge dieses Gebäudes im zweyten Geschosse, ln der Höhe aber 2 Geschosse einnimmt, ruhet auf der unterhalb mit guten Gewblbern versehenen Stück-wascherey, und da dieser, um die benöthlate Luft zu gewinnen, auf allen 4 Selten mit eben so hohen, zwischen den gemauerten Pfeilern g^ setzten Ialouxglttern geöffnet, oder gesperrt werden lann; so ist eS seinem Zwecke vollkommen gemäß. Es ist dieses Gebäude von den der Län? ge — -73 — K« nach riickwa'rts stehenden, zwar gemauerten, «ber nur mit Schindeldächern gebeckten Kohl-Eisen- Zimmermanns - und Bindershütten, nebst Strohmagazin, 3 Klafter, 4 Schuh entfernt; so breit nähmlich der Weg auf der Holzstätte ist; welcher sich mit einer Länge von 34 Klaftern bis "n den Ausfluß der Ludl in den Donauarm erstrecket; und ungeachtet sich die an der Kämme-rey anfangende Weite von Z7 Klafter, nach und nach durch die Fortdauer ihrer Büge «also verliert, daß sie am Ende nur 16 Klafter der Weite behält, so ist der Raum doch hinlänglich, die das Jahr hlnburch benöthlgte drey bis vier lausend Klafter Brennholz, nebst den Bauholz- und Kalkgruben unterliegen. Da sich dk Fabrik-Wiese big auf die Hälfte des gegen Eüdwesten gelegenen Zucht- und Ar-deithauses mit 96 Klaftern erstreckt, so besteht der ganze von der Fabrik der Länge nach elnge» nom nene Bezirk in 2R» Klaftern, die Breite ist aber nach Verschiede,heit der Gebäude, der Strassen, und der auf beyden Selten einschlitse senden Wässer verschieden, doch kann solch« an dcn meisten Orten auf 56 Klafter angenommen werden. Oie Fabcik besitzt noch ein mit der Fabrik» Wiese zwar in gerader Lmie laufendes, aber dnrcy das Arbeithaus führenoe Strasse getrenn» Merkw. M. Tyell. S — 274 -^ tes llelnes Stück Feld, es liegt solch eS rückwärts, der Caserne gerade gegenüber, wo ehevor die bürgerliche Sckießsiätte war, und im I. 1755 von der Fabrik verkauft wurde. Auf diesem kleinen Felde befindet sich die Fabrlksstätte süe Breter und Bauholz. Ungeachtet die orientalische Compagnie schon Mlhrere kleine Mäuler und Wiesen an sich erkaufet hat, theils um den Fabrikbau ungehindert fortführen zu können, theils ihre Gebäude außer Feuersgefahr zu setzen, so sind doch bey noch mehr angewachsenen Gebäuden, deren noch meh< rere erkauft worden, um die Fabrik ringsherum frey, und besonders von Feuerstätten sicher zlt macken, wozu am melsien jene große Feuersge-fahr, in welcher dle Gebäude im Jahre 1755 den 2 5. May, wobey die ganze Caserne abge-brannt, ausgesetzt gewesen, Anlaß gab; daher auf allerhöchsten Befehl die zwischen der Caserne und der Fabrik gestandene acht Häuser den Eigenthümern auch wider ihren Wlllen doch in deM vom ihnen verlangten Werthe noch in dem nählü" Uchen Jahre also abgelöset wurde: Den »l. August wurde die bü'rgerl. Schleß-siätte um .... 45" ^' — Z«. Sept. des Peter Mtttelachers Haus um . 4 . . 7"v 6' — 275 -" Den nähmlichen Tag des Börtrager Glöckners Haus, siatt dessen die Fabrik jenes oberhalb der Caserne gegen-überstehendes Haus auf der gewesenen Brandstätte erbauen mußte pr. . 650 fi. -— 1. October die Spltalwtese, im Werthe von damahligem Spltalver-Walter Johann Michael Algner pr. 40a fi. -» 3. Oct. die Heuberger Wiese von Herrn Gchmldtbauer von Mannsdorf 40c/ ft. — Z8. Novemb. von Ignaz Iungwirth dessen Haus und Wlese pr. . ,600 fi. — 4. December drey Häuser von Hrn. Schmldtbauer von Mannsdorf pr. 1250 fi. Und also alle acht Häuser sammt Wiesen um .... 5450 fi. erkaufet, und alsu die Fabrik außer fremde Feuersgefahr geseht. Die Fabrik hatte sich noch wider die Anfälle des Wassers sicher zu stellen. Dle Elsstöße haben das hölzerne Beschlag, so längs der Fabrik hinabginge, beynahe alle Jahr« zu Grunde gerichtet, also zwar, daß man bey etwas hohen Wasser mit Schiffen aus der Fabrit aus und einfahren, und die Strasse gänzlich zu Grunde gerichtet schtn mußte, so, daß das Wasser S 2 «" 276 -> nur noch drey Schritte von der Kammerey ent> fernt beständig eingedrungen. Diesem Uebel wurde von der damahliges Fabrlkdl.'ectlon abgeholfen, indem mit allerhoch^ sien Bewilligung vom Jahre 17/5 bls ,77s gemauerte, so dauerhafte Beschläge, soweit das Fabrikgebäude laufet, hergestellt, datz. sowohl die kostbaren Reparationen erspart, als die Fabrik der weltmi Gefahr einer Ueberschwemmung Völlig gesichert ist. Dle von der Fabrik «ine Stunde welt ent-sernte nnd bey Kleln-Ml'tnchen an der Traun gi^ legene Walkmühle war zwar auch zu dem Fabrikgebäude zu rechnen, da solche 17Ä6 von der Fabrik erbauet worden, da ihr aber weder der Grund, noch Wasser eigenthümlich lst, so bezahl let sie jährlich 15a Gulden Zlns. Höfe hat die Fabrik vier, einen großen lll» Hauptgebäude, und drey kleinere zwischen de» Seitengebäuden, die Bestimmung der Höft lst hauptsächlich, die Gebäude zu trennen, bey e^ nec entstehenden Feuersgesahr aller Orten zukonl^ nuu zu können, und ftle nöthigen Requisiten z"^ zuführen, dann sind auch größtenthtils die 2s Ziehbrunnen, so die Fabrik hat, darin angebracht» Aufschriften sind keine vorhanden, als jene, die lm Jahre 1775 verfertiget, und an den viec Ecken des in der Mitte des großen Hofes stehe«- -» 277 " b«n Gebäudes angebracht worden; lhr Inhalt, der sich nur auf die vier Haupt-Epochen der Fas brlk-Inhaber bezieht, lst folgender: - ,) Gegen Nordost: Anno MDCLXXII, Regnante Leopoldo Imperatore haecFabrica a Christiano Sind, Mercatore, Cive Licensi errccta, et Anno 167S Mathias Kolb tradita suit, quern Anno 1693 Haercs secutus est, Frater Dominicus de Kolbenthurm, quorum prior Anno 1682 primus privilegio privativo a Josepho primo sequent! dein Saeculo conV firm a to utefratur. 2) Geqen Ostsübenl Anno M. D# CC. XVl, Regnante Carolo VI, Imperatore haucFabri-ca a magno Xenedochio Viennensi cum pri-vilegiisjam ante eoncessis, et iterum anno 1716 confirmatis, reliquisque omnibus, quae JUuc pertinebant, conductore Abrahamo Spitz Judaeo cum in finem emta suit, Ut inodi* pfesti Magno ac certo Icvarent Ursub^idip« — 2/8 — Z) Gegen Südwcsten: -Anno MDCCXXII, Regnante Carolo VI. Imperatore Orientales Societates hanc Fabricam cum omnibus pri' vilegiis jam prius concessis; et non solutfi Anno 1724 confirmatis, sed etiam multurst auctis emit. Per annos 31. Associati varia terra manque agunt negotia. Ampliatocjue Veteri aedificio plures alunt Operas, 4) Gegen Westnord f Anno MDCCLIII. Sub Mariae Theresiae R, I. ac Francisei I» R. I. gloriosissimo Kegimine haec Fabrica ad ipsam Augustissimam Domura delata, et dein privilegium privativum suppressum est, ab hoc tempore praesertim ab anno 177s? regnante Maria Theresia ac Josepho II. #• I. plurimae emendationes factae sunt et io maximum totius Austriae Superioris emolu" mentum ultra «3 Subditorum millia continue labore sustentantur. Hinc etiam novoruM aedisiciorum exstructio. Labore atque industria obti^entur omni# coDCurrite, -» 27Y -^ Am Cnbe einer jeden Inschrift lst has Wa» pen eines jeden Inhabers mit Farben geschildert zu sehen. Das erste scheint eine bloße Intentions« Wiipen zu ftyn, lndem sie bloß zwischen den Beynahmen Sl>ld eine Anspielung auf ble Adams-Sünde in sich enthält. Auf der rechten Seite d^S lli »zlichten etwas ausgeschweiften, und un» terhalb mit einer Spitze versehenen ln zwey Felder getheilten Schilds stehet lm rothen Felde der Engel in römischer T acht, ln der rechten Hand das Flammenschwert führend, mit der linken den Austritt gebiethend, im Silberfelde zur linken Hand stehet auf einem Hügel ein Baum, von welche n ole aufwärts umwundene Schlange mit abwärts acstrectten Kopfe «wem rothen Apfel auS dem Munoe yarbiechet, auf dem oberhalb stehenden ganz geschlossenen Helm lst der nähmliche Baum aufgesetzt, die Einfassungen des Schildes sind von de? Höhe des Helmes zur Rechten mit schwarz und gelben, zur Unken mit roth und weißen Farben gezogene willkürliche doch mu, schelförm ge Zlerathen. Das zweyte Wappen enthält lm Silberfelde das Salvator- Haupt ln elnem Brustbilde im ganzen Profil mit der Umschrift a.n innern Ran« he: des «69Z zu Wien neu aufgerichteten Ar-menhaus G. Slgell.; von der Brust gegen den Mund gehen die Worte: yua6 pauper!, gerade gegenüber rückwärts: lniki: Das dritte Wapen ist eln runder zur untern Halbscheid schwarzer an der oben, Hälfte gelb oder goldfarbiger Schild rückwärts an zweyen aufrecht kreuzweis übereinander aesteNten Schiff" ankern ruhend, darinnen schregs nach den vier Ecken ausgebreitet eln rothes bm'Midlsches Kreuz, in dessen obersten gelb oder goldfarbigen Winkel in der Mitte den schwarzen kaiserlichen doppelten Reichsadler mlt den beyderseits roth ausqeschlagenen Zungen, und hock» ausgespannten Flügeln, auf dessen Brust das österreichische Herzschlldl m!l der silbernen Querstrasse in rothen Felde auch oberhalb mlt dem Erzkerzoghut gezieret. Dann schnurgerade unterhalb ln mittern schwarzen Winkel dett Kaisers Nahmens Buch« siaben C. VI. goldfarbig erscheinen. Das vierte gegen das Hanpteinfahrts- Tbor stehende Wappen ist der kaiserliche doppelte schwarze Adler in seiner vollkommenen Gestalt mit dett gehörigen Farben in dem Herzschllbe und Krone unterschieden. Dem ehemaligen Director Herrn HofrathCon-rad von Sorgenthal wurde mlt Anfang dcs 1772* Jahres von Allerhöchsten Orte die Direction anvertrauet, ,r warb im Monath April 1772 von Yem damahligen Landes- Chef Sr. Exccllenz Herrn Grafen von Tbc'irhelm dem scimnttllche« Fabrlksperson.ile fcyerlich vorgesieNt. Die nenen Einrichtungen, welche von dieser 3elt getroffn worden sind, bestehen vorzü'qlich barl": daß der Director selnen ordentliche« Wohnsitz ln dem Fabrik- Gebäude zu klnz haben soll. Dle Aufsckr^unasart lst welt luve"lä'ff!a«c nach der von der Hofrechnunaskammer aen ^m^-> ten Methode zu Stande gebracht worden, die Gebäude, wie oben ana^'isis? worden, sind,,« besserm Manu^actur-Nm^l^b bergesssllt, vlele neue Masci lnen, und Pr ssen angesckaft, '" d nbers'nl'pt d'hln ae^ackf?f worden, durch !V^f, fin»rnng der von ciNe:hö'6st^n Ort ;<:r Einfuhr erlaubten,fremden Wcllcnwaa^en w der ssorc»"-^,^ so viel nur lmmer möglich qlefch ^, kommen, welchen durch den flihrslck'en starken ^flchlelß der Fabrllswaaren auck, der Erfola ^/^r^f. Zu den Oberbeamfen -l« gen sind Unterbeamte. Die Aulnaftme der erssern und letztern muß an der Ho^kammer 'n W^n an, gezeigt und die BewMigunq darüber erkalten wer< den. Der Dlrect!on ist nur dk Auinchmung und Dsetzung der Wochiylchntt einZersumt, die Be- solbungen werden alle monathlich aus der Fa-brikscasse bezahlt. Stückweise werden bezahlt die Kartätscher, die Kämmer, die Wolteschläger, dle Wolle- und Garnwascher, die Epnller, die Zwirner und die Weber. In Wochenlöhnungen stehen dle Wolleklauber, die Stückwäscher und Walker, dlo Preß- und Farbhelfer, sämmtlichen Gespunsten Sortirer, die FilatorienArbeleer und Schwelfer. Die Zahl der Fabrik- Arbeiter war 1780 diese: Wolleklauber waren achzig, Kämmer vier hundert, Kartätscher zehn, Garn» und Wolle-schläger vierzehn, Spuller, Dopplirer und Sei^ denwlnberinüen ein t^uftnl, sechs und vierzig, Zwirner, Sortirer und Schwelfer ein hundert und dreyßig, Farbhelfer sieben und fünfzig, Preßhelfer acht und sechzig, Stückwäscher und Walker zwölf. Der Stand der Webermeister war dieser: auf ungefähr neun hundert Weberstühlen sind wirklich fünf hundert neunzehn Meister, und drey hundert acht uno dreyßig Gesellen, und da jeder Stuhl wenigstens eines Gehülfens zu Aufspul-lung der Schützenspüllerl benöchlget ist, so sind auch nebst den Mistern und Gesellen neun hun-bett Gehülfen mit beständiger Arbeit belegt. Die Stadt-und Laudwebermelsterschaft steht mit den Fabrik- Webern ln der nähmlichen V^ bwdung. Der Fabrik stehet zu Folge allerhöchsten Privilegium bevor, nach dem Bedarf ihrer Arbeit einzuschränken oder zu erweitern, sie nimmt Stadt-und Land'veber nach diesem Verhältniß auf, daher auch jedem Fabriks, Weber freystehet, die Fabrlks-Arbeit zurückzulassen, dem ungeachtet hahen sie doch bey der Labe,- wo sie gemeinschaftlich auflegen, einen eigenen Fabrlks-Weber Vorsteher, auch haben die Fabriks- We-Ver eine besondere Lade unter sich, ln welche sie von jedem gelieferten Stücke l bis 3 Kreuzer ein« legen. Dieses Geld lst zur Begräbniß des ein' gelegten Meisters oder dessen Frau bestimmt. Dieser Begräbnißbeytraa besieht in zehn Gulden. Dergleichen zusammengelegte Gelder haben auch t>le Wolleklauber und Kämmer, und der Begrab-nlßbeytrag besteht ebenfalls ln zehn Gulden. Nebst der großen Anzahl jener, welche tag, llch ln der Fabrik selbst arbeiten, und sich gegen eln tausend Personen belaufen, sind noch ein tausend sechs und vierzig Spuller, Dopplirer und Seldenwlnderinnen, dann sieben hundert fünf und vierzig Webermeister, Gesellen und Gehü'l« sen, welche in und um Linz mit Inbegriff des Ufers wohnen, und also zwey tausend, zwey hnn, dert sieben und neunzig Personen ihren Unterhalt gewinnen. -- 284 -- Dle Anzahl auf dem Lande ln Oesterreich ob ber Cns zertheilten Weber, und der unter vler und zwanzig in verschiedenen österreichischen Ge« genden aufgestellten Sptnn, Factoren befindliche,, Splltnerleute belauft sich auf zehn tausend, acht bundett zwey und fünfzig Personen. Ne^st dem böhmischen Zeugmacher Hand, werk ln Eger, Königsberg und A.issengrü'n, deren bey sechzig Meister mlt Fabrik- Arbeit bes legt sich, befinden sich noch unter neun ln ver« schilderen Kreisen aufgestellten Splnn» Factoren zehn tausend, ein und neunzig Spinnersleute. In Mähren tn der Gegend Znaym (hler wohnt der Factor) bls Ollmütz zählt man zwey tausend ein hundert zwey und siebzig Gpinnerlm-te, außer den B^mten, Markts » Flranten und Helf?rn, deren vier und zwanzig ln Wien auf dem Comtolr sind, ist kein weiterer Fabrik, Ar« heiter im Lande unter der Ens vorhanden. Es belast si l, baker das qanze zur k. k. Fabrik ar< beitende ',»» im Nzbrungsoerbienst stehende Ver^ sonale auk fünf und zwanzig taufend , neun huN4 bert und neunzig Personett. Oer beträchtlichste Stoss, welcher dle rohe Schzfvalle ilk, und wovon fäkrlich über fünf tausend Centner verarbeitet werden, kommt mei? stms ausbem Blnnat, aus der Wallache»), aus Servil, Bulgarien unb von Ungarn. — 285 "- Außer wenigen Farbwaaren, dk dle osiers Nichlschen Länder nicht erzeugen, und die un, Nlittelbar aus Holland und Frankreich verschrieben werden, wird alles übrige vom Inlande gehöhlt. Das Consumo beläuft sich jährlich auf beyläufig 4Q,ool> Etücke. Die Gattungen Zeuge, welch« bey der k. k. Wollenzeugfabr!k verfertiget, und wovon jährlich die gedruckten Preiszetteln ausgetheilt werden, sind: Amlens, BallaUa, alle Gattungen der Barcans, als Dreydrath, Fweydrath, Klar« faden und Grobfaben, Halbseiden und Wollen, Battavie, Beuteltt'icher von allen Gattungen, Ohallons, Crepp, Crepons, englische Decken, halbseiden Damast, alle Gattungen der Ettamins, Telpe von Wolle und K!u ä'^ußora, alle ge-käpperte, glatte, gedruckte, gestreifte und perill Flanellen, » ebener Erde sind die Waarenlager, allwo Mit 6 Lageibeamten oder Fleranten, einem Ccor-tisien und einem Helfer der ganze Verkauf in Wien, in Grätz, in Brunn und Krems versehen wird; sie stehen alle unmittelbar unter der Fa-brikrDirectlon. Der Fabrik Waarenmeberlagcn sind eigentlich nur zwey, nähmlich ln Wien und in Linz in der Fabrik selbst, dessen ungeachtet hält di? Fabrik Waarenlager auch zu Grätz und zu Brunn, wo aber außer den Märkten nichts verkauft wird, daher hat sie auch keine entfernten Factore. Der meiste Verkauf geschieht in Wien, wo die Waaren das ganze Jahr von Früh acht Uhr btS Abends um sechs Uhr, so wie in Linz, zu haben sino. Außer den Märkten wenden sich die sammt" lichen kaiserlichen Erbstaaten mit Inbegriff Un-aelnv UM Siebenbürgens nach d?r Ortsentlegel" heit entweder "ach L>nz oder W»en. Der Wärttt, welche d«e Fabrik besucht, sind in Wlen ore»), zu Gray zwey , zu Brunn, vier, zu Krems zwey, dann zu Lu»i ebenfaUö zwey. So So wie diese Fabrik seit 17^4 bis 1775 unter dem k. k. Hof-Commercien-Rathe stand, eben so hängt vermahlen nach aufgehobenem Commercien - Rath die Fabrik - Direction von der k. k. Hofkammer ab. Die Verbindung der k. k. Landeshauptmann? schaft (jetzt Regierung) mit der Fabrik besteht nur in so ferne, als dle Landeshauptmannschaft die Fabrlke in ihren Gerecktsamen zu schützen, die Befugniß hat, und in koluici^ wirb sie gleich jeder andern Privatperson behandelt, nur hängt sie in Ansehung der Fabriksmanipulatlon vermög ihrer Octroy unmittelbar von der Hofstelle ab. Die aller Orten aufgestellten Kammer. Procura-toten haben die Fabrik bey Crida-Abhandlungen, Schuldforderungen, ober anderen gerichtlichen. Streitigkeiten zu vertreten. Die Zahlungen, welche die Fabrik an Beamte lc. zu machen hat, betragen gewöhnlich im Jahr zu Linz 300,000 Gulden, nähmlich die Wochenlöhner 50,000 Gulden, die nach Stück, Gewicht bezahlende 25,000 Gulden, Splnnerey ,2o,uoa Gulden, Weberlohn 90,000 Gulden, Reparationen, Anschaffung der Requisiten 3000 Gulden, und das übrige an Besoldungen. Diese sind also bloß im Lande verbleibende, dem armen Unterthanen und Conttlbuenten zu Guten kommende Löhnungen. Mlrkw. Hl. Thell. T Dle Fabrik.Hauptertragniß, worauf sie zu sehen hat, ist die wahrhafte Beschäftigung der Unterthanen, sie ist von elnem wuchernden Ge< winn eben so weit als von dem niedrigen Schleichhandel entfernt, fie führt an das Etaatsärarlum jährlich eine ansehnliche Summe ab, ohne ihr Vermögen zu schmälern, und behält den Rest des Erträgnisses für einen weltern Fond, der ihre Erwerbungskräfte nlcht nur erhält, sondW, auch vermehrt. — äZl Die Goral en in Gallzie n. »^/te Goralen (ihr Nahme kommt von Gora, ^erg, und Gorale, bedeutet einen Bergbewohner) sind die Bewohner der galizischen Berge an den ungrlschen Grenzen. Sie scheinen elnen ei« Zenen Menschenschlag auszumachen, der fich von den übrigen slavischen Stämmen durch eine mehr charakteristische Physiognomie; elne längere Nase, und feinere kippen auszeichnet. Die kleinen Augen aber und der hervorragende gekrümmte Rü« cken nähert fich gleichwohl dem slavischen Vtam-me, wovon sie wirklich nur ein Zweig find. Indessen find sie lebhafter, stärker, gelehriger und verschmitzter als die Slaven, welche die Ebenen bewohnen. Diese Bergbewohner und die Ein, T2 — 2Y2 -" wohntr der Flächen in Gallzlen hassen sich wechselseitig auf das stärkste. Die letztern, reicher und mächtiger als die armen Bergbewohner, unterdrücken dies« bey jeder Gelegenheit, und necken sie, wo es nur immer möglich ist; die Bergbewohner hingegen, um dieses Unrecht zu rächen, fallen von Zelt zu Zelt räuberisch ln die Ebenen herab, deren Bewohner es nicht wagen dürften, ln die von Goralen bewohnten Bergschlüchte einzudringen. Sollte stch etner zuweit dahin wagen, so würde er auch sicher nicht mehr zurückkehren. Erst seit das Haus Oesterreich Gallzien wieder erworben hat, und man ein Dutzend Goralen auf einmahl henken ließ, kann man sicher unter diesen Bergbewohnern reisen, die, ungeachtet es ihnen das Gesetz verbiethet, immer die Hacke ln der Hand spazieren gehen. Sie wissen auch dieses Instrument so gut zu brauchen, daß sie es nicht einmahl beym Tanze weglegen, und daß man überzeugt seyn kann, sie würden ihr Ziel beym Werden nicht verfehlen/ wenn sie auch 40 Schritte davon entfernt wären. Ungeachtet dieser Besserung der Goralen, fürchten sie die Flächenbrwohner doch noch immer, und man wollte mich überreden, mich mit Pistolen und Dolchen zu dieser Reise zu bewaffnen; als wenn lch einen Zug um die Welt vor mir hätte. Ich aber vertraute auf die Rechtschaffen- helt der Bergbewohner, welche ich überall treff, llcher als bte 3eute auf der Fliche gefunden bat» te, und bewaffnete mich nur mit meiner Schreib« feber und meiner Tabackspfeife. Es ist wabr, daß der erste, der während meines Aufenthalts in Krakau gehenkt wurde, weil er einen Reisen^ den umgebracht hatte, aus der Gegend des Dor-fes war, wo wlr zur Nachtzeit ankamen, um dort zu schlafen; aber ein solcher Zufall kann nur einem Furchtsa nen Schrecken einflöße«. Es gibt zwey Arten von Goralen, ble lat« serlichen, welche auf den Domamen wohnen, und die Goralen, welche den pohliuschen Großen angehören. Diese, welche nicht mehr das Ortginelle ihres Characters leiben, smd induttriöser, als die andern, welche keine Juden unter sich leiben. Aber doch lieben mehrere davon dm Branntwein so sehr, als die andern, und da sie starker sind, so brauchen sie auch etne größere Menge dieses Getränkes. Es gibt hler Leute, die wle unser Wirth zu Babia G6ra sechs Quarts bes Tages trinken, das macht sechs Pfunde ober drey Maaß Branntwein. Wirklich etne physio» logische Seltenheit, die bemerkt zu werden ver« dient, und welche ich nie geglaubt hatte, wen« mir sie nicht eine Menge von Personen versichert hätten, die den Trunkenbold oft dlcsl ungeheure Dosis hlnabschlingen sahen. Wir lebten ln der Hauptstadt der Goraten auf spanische Welse, das ist, der Wirth gab uns nichts als dk Erlaubnlß, uns seines Heerdes zu bedienen. Die nöthigen Eßwaaren mußten wir uns selbst suchen und zubereiten. Zum Glück fanden wir bey dcm Inspector vortrefflichen alten Ungerweln, von dem wir auch einen Vorrath für den Rest der Reise nach Babta G«ra mitnahmen. Ich wurde überrascht, zu Makow eine sehr gut eingerichtete Schule zu finden, wie ich sonst noch nirgends in Gallzlen antraf. Man lehrt dort auch die deutsche Sprache, und mehrere Kinder, mit denen wir uns unterhielten, fingen in dieser Sprache sehr naiv zu plaudern an. Die Ooralen sind sehr gelehrig, sie haben viele Fähigkeiten , und sind unendlich thätiger und aufge« weckter als die übrigen pohlnlschen Bauern, Es würbe leicht seyn, dieß Volk mehr zu bilden, wenn man sich die Mühe geben wollte. Der Mensch ist immer besser auf den Gebirgen; unter einem harten und rauhen Aeußeren, das er mit seinem Boden zu theilen scheint, verbirgt er oft, wie klefe, kostbare Schätze. — ^5 — Inhalt deft dritten Theiles. e^ Seite ^'as k. k. Lustschloß Schönbrunn und seine Merkwürdigkeiten bey Nlen in Oester-reich unter der Ens .... 3 Die alte Bergfeste Habichtstein in Böhmen 56 Die Gtraniaken w Nähren ... 72 Bewunderungswürdige Tapferkeit der Ungern . . . . . . 75 Die Heldenburg im Burzenlaude in Sie« benbürgen . ... 7g Die schönen Umgebungen von Grcitz in Steyermark ..... z;^ Die Geilthaler ober Eilauzl tn Kärnthen 93 Die Hockzeitgebraucke der Krawer . 107 Das Lustschloß und der Garten Hellbrunn im Herzogtbume Salzburg . . üi Der keopoldsberg bey Wlen in Oesterreich unter de«Cns .... 13^ «- 2HÜ Seite, Die k. k. Hofblbliothek zu Wien ln Oe- l sierreich unter der Ens . . . 162 Der Riesengeblrgsbewohner w Böhmen 167 Die Schafhirten (^ukäsx) ln Ungern . 177 Die Uskoken oder Skoto in Bosnien, Servien, Kroatien und in Kraln . >82 Die Trotteln l« Stcycrmark . . 203 Der Park zu Aigen lm Herzogthume Salzburg ...... 208 Das bürgerliche Zeughaus zu Wien in Oesterreich unter der Ens . . . 2l< Das Schloß Raby in Böhmen . . 21! Das Innere des Univetsttäiegebäuoes zu Pesch in Untern .... 23^ Das Mausoläum Ferdinand II. zu Grätz ln Steyerm(,rk . . . . S3! Die k. k. Gemählde. Gallerle zu Wien in Oesterreich unter der Ens . . sF Der Park zu Baden ln Oesterreich unter der E»s ..... ^ Die königliche Burg zu Prag ln BbhMtN ^5 Der neue Canal ln Oesterreich unter der Ens ... . . s6 Dk WoNenzeuq-Manufactur zu Linz ln Oesterreich ob der Ens , . . ^ Die Goralen in Galizien . . . ^