21. Kamstag den 22. Mai 1830. Nn Nottchens Tovtenbette. '^chon mit hohem Mittagsschimmer Strahlt die Sonne auf dein Zimmer, Und so tief noch schlummerst du? Lockt dich nicht der Wirbelklang der Lieder, Das, du auf der Sehnsucht Flügeln wieder Eilest den entthauten Fluren zu, Und dem Glutendrann der Freude, Die dir noch im niebeflcckten Kleide Lächelt, lassest ihre» freien Lauf? Lottchen! Lottchc»! wache auf! Süszes Mädchen! schläfst du gar so tief? Hortest du den Freund nicht, der dich rief? ' Soll ich mit der Hand dich rühren? Nein, nicht doch! Warum ihr den Schlaf entführen? Lcdig von des Staubes Joch Schwebt sie auf des Traumes Flügeln Jetzt vielleicht in schönern Negionen, Wo an ewig ncubebliimten Hügeln Hochrcrklärte Geister wohnen. Wie sie schläft, so lieblich, wic die Blume In des Haines tiefstem Hciligthume Unbemerkt und duftend blüht, Ntill und hehr wie ihr Gemüth! Ruhe sanft du eines Engels Hülle! Etille: Stille! — Aber darf ich — darf ich wagen, Was wein Hcrz durchbcbt, zu sagen? Mir wird grauenvoll und bang; Dieser Schlaf ist unnatürlich lang. Und fasit dünkt es mich zu hören, Wie die feierliche Luft Schneidend in das Ohr mir ruft: »Fruchtlos wagst du sie zu, stören! »Aus der Nacht, »Die den Todesschlaf gebracht, »Ist kein Sterblicher erwacht." Ist sie todt?'. Heil'ger Gott! Gib wir Klarheit'. Ist es Wahrheit, Oder täusch' ich mich, daß mildes Lächeln Noch um ihre Lippen schwebt, Das, noch mit des Odems Fächeln Wechselnd sich ihr Vusen hebt? Weh' mir! Was, ihr argen Sinne! Zaubert ihr mir trügend her? Was ich wünsche zu erspähen, All' umsonst! — Sie lebt nicht mehr! — Sah't ihr sonst sie, wie sie glühen» Auf der Flur des Frühlings Düfte tranl, Und im Tanz, wie Hebe blühend, Kunsigeübt die Sohlen schwang? Wie sie mit des Jünglings Wagen, Und dabei dcch weiblich mild, In dem Forste ging zu jagen Das cmvorgcscheuchte Wild? Kommet, kommet jetzt hicher! Aus den festgcschloß'ncn Augen Kd'nn't ihr nimmer Wollust saugen, Ach — sie selbst sieht euch nicht mehr! Und die Hand. die mit Gewalt, Doch so zärtlich sie geschwungen, Wenn sie grüßend euch umschlungen, Diese — diese Hand — ist kalt! — ^ Sieh', zerknickt die Nose! Mutter'. Mutter! und nicht haderst d« Mit dem feindgesinntettLooft, Sendest nicht Verwünschungen ihm zu? Deines Himmels ganze Wonne, Die aus ihres Blickes Sonne, Deine Seele lechzend trank, Ach, sie sank In ein leeres Nichts dahin'. Jeder Weg zum Glück ist dir verschlossen, Denn die gold'ncn Phantasien Sind i» Nebclduft verflossen. Wohl auch strömt ein Thra'iunbach Deiner Hochverkla'rten nach, Und des Schmerzes Töne dringen Aus der tiefsten Brust hervor, Daß sie im bestürzten Ohr Gellend widerklingen. Bei der Glocke Trauerklang Stimmet an den Todtensang; Leg't sie auf die dunkle Vahre, Eingehüllt in weißen Lein: Und in die gelöste» Haare Web't den Kranz der Lilien ein: Denn man möge schaudernd lesen, Nasi, wie hier des Schmuckes Last Eine Leiche nur uixfasit, Auch schon Sterben und Verwesen Mit der Wange hoher Glut, Mit dem Arm voll Kraft und Muth, Mit der Brust, die pochend schwillt, Tändelnd spielt —, Dasi, was irdisch ist, verdirbt, tiebe ewig niemals stirbt. Hugo vom Schwarz thalc. M Frühling «nv grauen, o d e r: W vas «ff" ves Neb ens. <5i>,e Vorlesung, gehalten zu München im großm Mu^um'Saale von M> G. Saphir, (Fortsetzung) Der Frühling hat nicht Blumen genug, sie machen Phantasieblumen, und wer die jetzigen Mir« ollÄNllä — weiß —,---------Schwalbe,--------------blühen, — — — gewoben, — — — Wonne -------------sind --------------so, — — — geschnoben —----------Sonne! Oder Gerüste zu einem Sonette. Mai-Mo rgen-Minne-Mannn. — —--------freuen -------------zweien — —> — —» geflossen —---------geboren .-------------------umgössen---------------Weiland --------- — Maien --------------hören --------------------neuen --------------Eiland ---------------genossen --------------geschlvoli!, — -.------. entschlossen--------------Mailand Ist nun der Frühling da, werden die Gerüste schnell aufgeschlagen,' Iamben, Trochäen und Daktylen wcr> den durch rhythmisches Seegras.zusammengekittet, das Gerüste darum herumgeschlagen und die neugeborncn frischen Frühlingspasteichen sind fertig, so mürbe, baß sie einem im Munde zergehen. Ich glaube auch fest, daß der Frühling diese Gedichte als Molkenkur gebraucht, und daß sie bei ihm die Schafgarben und Sauerampfer heraustreiben. Ich will auch aus Mitleid mit ihm den ersten Theil meines «ff« beschließen, den ich mit dem Frühling ansing, weil ich zu viel Ehrfurcht vor den Frauen habe, um mit ihnen anzufangen,- ich will mic ihnen enden, damit man sagen könne: Ende gttt.< Alles gut. Zweite Abtheilung. zi — Z Fraue n. «si Die Frauen sind die beglückenden Gnadenbriefe n der Schöpfung cm die Männerwelt. Die Verheirathe- ^ ten sind schon an ihre Bestimmung gebracht, die Le- l digen haben noch keine Adresse, und die welche gar nicht 5 heirathcn, das sind die unbestellbaren Briefe, die auf l der Post liegen bleiben. Die Ehemänner zahlen das < Postporto oft sehr theuer, aber es macht uns Man- ,< nern sehr wenig Ehre, daß wir mehr auf die Calli- ^ graphie der Briefe sehen, d. h. ob sie schöne Züge ^ haben, als auf den Sinn und den reellen Werth derselben. In dieser Hinsicht stehen wir Männer wieder tief unter dem weiblichen Geschlechte. Der gebildetste Mann liebt in dem Frauenzimmer nur die Form, das . Frauenzimmer liebt aber an dem Manne den Gehalt, den Werth, den Charatter, den Geist, den Grad der Achtung, den er im Leben genießt, und nicht bloß die Form. Es gibt zwar eine Form, der sie vorzüglich zu« gethan sind, die Uniform, man würde Anen aber Unrecht thun, wenn man spöttischerweise sagen wollte, sie lieben das ?uitü-^ec oder die Ausschläge, sie lieben den Muth, den Heroismus und den Gedanken von Schutz, weil sie ganz richtig wissen, daß der wahre Muth nur bei Biederkeit, bei hohem Character und dei einer freien und ungeschwächten Seele wohnt. Sie lieben den, der kühn sein Herzblut für daS Vaterland hergibt, weil sie glauben, dasselbe Herz würde auch sein Blut für seine Liebe hergeben. Das liebe schöne Geschlecht ist oft sehr verkannt worden, und warum? weil wir Männer die Sitten-düchlein und Erfahrungsregeln schreiben, Wd nicht die Frauen. Wir schreiben über sie, was uns eben einfällt, und da man viel pikanter seyn kann, wenn man Schwächen enthüllt, als wenn man sie verhüllt, so haben wir bloß die Schattenseiten des weiblichen Herzens hervorgehoben. Wenn einmal aber die Frauenzimmer alle zu schreiben ansingen, wofür uns übrigens der liebe Herrgott bchüthen möge, da würden wir Männer bald um unser Vischen Vorzug kommen, welches wir nach dem »^ar tei «t notte plaiäir« uns selbst beilegen. Leider aber sitzen Frauen, die das Muscnroß ^steigen, auf demselben auch wie auf dem Reitpferde, "ur einseitig. Ich mag aber den Pegasus als Damenpferd nicht sehen. Ich will hiermit nicht sa-äen, daß ein Frauenzimmer nicht auch hier und da in den Stunden der Müsse, den gefälligen Musen einen freundschaftlichen Sonnenblick ablauschen dürfte. War-wn sollte das weibliche Geschlecht den süßen Besuch der Muse nichr empfangen dürfen? Ich kann nur ein- zig und allein das sogenannte V üch erkoch en der Frauen nicht leiden und ihr Heißabsieden der Schrift-Aellerei. Wir Männer, wenn wir schriftstellen, so .warten wir, bis wir einen herzlichgünstigen Blick von .unserer Parnaßdame bekommen,- die Schriftstellerinnen .aber überlaufen den Parnaß. Sie müssen alle > Tage ein Paar Vogen sieden oder braten. Das Schrift- - stellern ist bei vielen Frauen .bloß eine verfehlte Putz-^ sucht, denn die Federn zieren sie nur auf dem Kopfe - aber nicht in der Hand. Es ist auch ein großer Unter- - schied in der Art und Weise, wie die Frauen die Schrif-. ten der Männer lesen, und der, wie wir Männer ein - Buch von einem Frauenzimmer lesen. c DiH Frauenzimmer betrachten das Buch als Na^ l turpaß des Autors, sie wollen aus dem Buche gleich z alles herausfinden, was den Verfasser betrifft, ob er , klein oder schlank, dick oder dünn, schwarz oder blond c ist, ob er liebt, ob er gerne Kaffee trinkt u. s. w. e Wenn wir aber ein Buch von einem Frauenzimmer lesen, so denken wir gar nichts dabei, als höchstens: « «das ist gar nicht übel gestrickt.« Die Frauen schrei-r ben wie sie reden, mit aller möglichen Bequemlichkeit !, und Ausführlichkeit. Sie schreiben einen Roman in !- drei dicken Bänden, im ersten erfährt der Leser: An-n ton und Sophie haben sich gesehen, im zweiten: An-,e ton und Sophie haben sich geliebt, und im dritten: d Anton und Sophie haben sich geheirathet. Ich kenne ie Schriftstellerinnen, die, ivenn sie erzählen wollen: d Luise trank ein Glas Wasser, dieses ungefähr in fol-ch genden Worten ausdrücken: «Horch! dort wo im düstern Schatten der finstern Buchen der bemosete Felsen lt sein Haupt in das Gezweige hüllt, rieselt eiy munte-:- rcs Bächlcin durch schaukelndes Schilf. Am Ufer, auf ie Blumen hingestreckt, ruhte Luife schmachtend in drücken-,i- der Hitze der glühenden Strahlen der brennenden Son-in ne. Unfern stand Robert und lauschte den Lüften, t, die blühende Blüthen auf Luisens wallendes Leben her: r- abschüttelteni da hob Luise den sehnenden Blick, in n- welchem die tiefere Sehnsucht nach des Baches spru, 1s delnder Labung hoch aufleuchtete, zu ihm und lispelte n- leise erröthend: «Robert,- bringt mir ein Glas Was-es ser.« Die meisten Schriftstellerinnen schreiben ihre No-)st mane in Briefen, weil sie sich da immer selbst mit-oß schreiben lassen, und gewöhnlich hangt noch ein Roman >e, als Postscriptum daran. — lls Wagner, Oken, Walter und alle Anhänger der a- Identitätsphilosophie stellen das Weib niedrig, allein in Schiller, Göthe, Humboldt u. s. w. geben ihm die en Rechte zurück, welche der herzlose Verstand ihnen lr- rauben will. Die Philosophen haben sogar schon Un->er tersuchungen geschrieben, ob die Frauenzimmer wirklich in-' zn dem Menschengeschlechte gehören, allein was haben unsere Philosophen nlcht schon alles untersucht! nur das haben sie noch nicht untersucht, ob sie selbst zu dem Menschengeschlechte gehören, und ob nicht bei ihnen der Mensch aufhört, wo der Philosoph anfängt.' Andere Schriftsteller erheben die Frauenzimmer weit über die Männer. Vocaccio erhebt sie zu den Engeln, Plutarch sagt, sie können sich schwerer berauschen, Agrippa sagt, sie können länger schwimmen; diese Erfahrung bestätiget sich täglich, sie schwimmen länger als die Männer, gegen den Strom. Plinius erzählt, sie werden weniger von den Löwen angefallen. Leider sind wenig Löwen unter unsern Jünglingen, wir können also diese Wahrheit nicht ergründen. Die Geschichte'der Achtung, welche die Frauen von jehcr ge-noßen, gleicht einem Schichtengebirge, aus dessen verschütteten Lagen und Anschwemmungen durch Zeit und Völkerumwälzung man seinen Character erkennt. In den ältern Zeiten ist der Character der Frauen wenig hervorgetreten, sie standen nicht als sittliche Grazien, als Bildnerinnen des Schönen im Leben da,- Staatsverfassung und Erziehung wiesen ihnen eine rohe Stellung an. Die Griechen haben ihnen gestöhnt, aber sie nicht geachtet. Homers Frauen sind groß, edel, aber höchst einfältig. Die griechischen Tragödien geben ihnen eine heroische Gestaltung, eine resignirende Tugend, aber die Vlurne der weiblichen Grazie erblühte ihrer Muse nicht, ihre Frauen sind duftlose Nosen, marmorne Gestalten, kalt ohne Seele. Mit den Rö-, mern begann die edlere Stellung der Frauen und ihr Eintritt in das gesellige Leben. Aber es war doch eine profane Verehrung, eine Gnadensache, und manche erlaubte Genüsse waren ihnen untersagt. Nicht alle Frauen aber wissen es, daß es einer der vielen Segen des Christenthums ist, welcher den schönen Morgen auch über das weidliche Geschlecht heraufführte. (Der Beschluss folgt.) A u r i o s a. Auf dem Postamte zu W. traf kürzlich ein Brief ein, welcher folgende originelle Aufschrift hatte: »Diesen Brief abzugeben auf der Schmiedestrasse, da wohnt ein Zinngießer, der heißt M., da wohnt ein Schneider im Hause auf einem Saale, bei dem ist ein Schneidergesell, der heißt I. G. V.« In dem Vaswn (^lii-onicla (vereinigte Staaten von Nordamerika) vom 26. December liest man Folgendes: »In Hannover, Staat Newyork, wird Liebes- brief-Papier verfertigt, das nach No^en und Gera-nium riecht. Der Geruch hält sich Jahre lang, und seine Dauer wird wenigstens auf eine längere Zeit ver-bürgt, als die der Hälfte der Liebesversicherungen/ welche auf das Papier geschrieben werden dürften.« In einer Gewerbefleiß - Ausstellung hing ein Stück Sohlenleder mit einem Zettel daran, worauf geschrieben stand: »Dieses Sohlenleder ist von einem inländi-fchm Ochsen verfertigt worden.« A n e c v o t e n. Jemand kam zu einem Freunde und sagte zu ihm > »Sei so gut und leihe mir hundert Thaler." — Dieser antwortete: »Sieh', lieber Freund, hättest Du auft richtig mit mir gesprochen, so hätte ich sie Dir gege-ben, so aber ist es mir unmöglich, ich zweifle sehr an Deiner Redlichkeit.« — „Und wie hätte ich denn sprechen sollen?« erwiederte Jener. — »Das will ich Dir erklären. Wärest Du aufrichtig^gewesen, so hättest Du sagen müssen: Sei so dumm, und leihe mir huN-dert Thaler.« Ein Justi'zdirector glitt, als er den Sessionssaal verließ, an der obersten Schwelle aus, und fi«l dc'e Treppe ganz hinunter. »Nun wahrlich,« sagte eil» Zuschauer, »so schnell ist hier noch nichts erpedirt worden.« Ein Landedelmann schickte seinen Sohn in b>e Stadt, um ihn dort studiren zu lassen, und gab ib" zu einem Bürger in die Kost. Der Knabe erhielt ab^ in dem Hause des Bürgers sehr sparsame Nahrung/ ^" daß er fast immer hungrig vom Tische ging, trotz dew? daß sein Vater monatlich eine bedeutende Sumw^ Kostgeldes sandte. Er ward endlich dieser karge" Mahlzeiten müde, und schrieb an seinen Vater, cr mochte doch dem Manne, bei dem er wohne, in del Folge etwas mehr Geld senden, denn für bloßes Kost' geld bekomme er nur die Speisen zu kosten. ______________________ ^ ,,,,<-^ K a ch r i ch t. Herr Niclas Merk, Inhaber des Hofes Sdusch, hat M«'^ Vitte mit: Nalvasors Ehre des Herzogthumö Kram, beantwort ' da in dem XI. Vuche, Seite 696, deutlich augemerkt ers^ „ct. das, Michael Hitler durch ein Capital von 6c>auc> fi. S> ter des Klosters geworden sci: eine weitere Folge dieser looy^ thätigen Handlung, mag also die Verleihung des päpstl'"^ Sporn-Ordens gewesen seyn. Franz Graf v. Hochei'wart' Kevacteur: ^r. ^av. Weinrich. Verleger: Dgnaz Al< Gyler v. Kleinmaler.