für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. ---- ---- Nedigirt von Johann Hladnik. «^? 3D, Samstag den 12. Mai. FO^O Von vleser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, Dinstag und Samstaa. Der Preis des Blattes ist im Comptoir^alnzlänria 5^V^ , jährig i fl.' 30 kr. Durch die Post ganzjährig Ä fi., halbjährig 2 fl. C. M. g"nziayrig 3 fl. halb. Der Tochtorrath. (H,us dem Sloucnischcn des Jür. Preschcnl-) «^nter's Fenster s.ines Liebchens Kommt der Treue manch, Nacht, Süße Worte mit ihm tauschen. Bis der helle Morgen tagt. Dieß erfuhr der alte Vatcr; Alte Valer, greise Mann, Stellt zur Rede seine Tochter, Und ste warnend sprach er da: «Wenn du fort am Fenster stehest» Wann vorbei dein Vuhle wallt. Im Vertrauen mit ihm kosest. Den Besuch empfangend Nachts: Lasse ich das Haus umfrieden. Mit der hohen Mauerwand, Durch den treuen Hund umbellen Uns're stille Wobnungsstatr, Will der alten Maab befehlen Daß sie fürder bei dir schläft." Gab zur Antwort il»„ die Tochter A>s sie diese Worte sprach: »Alter Vater, theurer Vater, Theurer Vater, weiser Mann! Für die Mauer bringt er Leiter. Wehrt lcn Hund mit Brot sich ab, ' Und die Magd, von ibm gewonnen, Träat mir Briefe schon !ehr lang'. Ist's wohl euer strenger Wille, Das, er nie de'M Fenster harrt. O so gebet mich dem Liebes ^'^^.7 ".N, ^^ , ' Theurer Vater, zum Gemahl, ,. ^ , F " / ^ Vaterlandlsches. ^^erAnsschuß des sloven.Vereinesin Laibach hat mit dem namhaften Beitrage, den linsel' berühmte Landsmaim, An to n Graf Anersperg aus Th urn am Hart, für das projeccirte Denkmal für !)>-. rru^rin eingesendet hat, ein Schreiben erhalten, welches gleich ehrend ist für den Verblichenen, wie für den noch lebenden Sänger, die wir Beide mit Stol; die Unseren nennen, und welches gewiß mit allgemeinem Interesse gelesen wird. Möge der hochverehrte Herr Graf im letzteren Umstände den Grund suchen, weßhalb sich der »slovenische Verein" erlaubte, aus jenem nicht für die Aeffentlichkeir geschriebenen Briefe nachstehende Zeilen seinen Landsleuten bekannt zu geben. »Meine Herren! Sie haben das schöne, dankenswerthe Geschäft übernommen, die Stelle, an welcher sich die irdischen Fußstapfen eines Unsterblichen in die Geisterwelt verlieren, den Nachkommen zu bezeichnen; Sie sammeln Bausteine für das Denkmal un^ fers trefflichen psessl-m. Als ich Ihren Anfruf las, fühlte ich mich zu einer doppelten Pflichterfüllung aufgefordert; ich folge ihm nicht nur, um als Sohn des Landes, dessen Volkssprache der vaterländische Sänger bereichert und veredelt hat, meinen Obolus für diesen Todten zu steuern; sondern ich möchte anch vor Ihnen, meine Herren, noch ein anderes Tod-tenopfer in dieses Grab senken, nämlich das des wärmster, unauslöschlichen Dankes, den ein Schüler dem einstigen Lehrer seiner Iugendtage schuldet. Wenn jemals der in der Knabenbrust schlummernde Funke zur edleren Flamme, der unentwickelte Keim zur Blüthe wurde, so danke ich es ihm vor Allen! Der Mann, dessen odysseischer Geist „Vieler Menschen Städte gesehen und Sitte gelernt hat" fühlte es gar wohl, daß eine gebildete Volkssprache der wohlthätige Strom sey, der in seinen Tiefen die Goldkörner jener höheren Gesittung führe, welche allein die in Krämpfen liegende Welt endlich zu beruhigen und nenzugestalten ver--^ mag. In diesem Sinne hat der Verewigte in seinen Schrif-, ten eines der kostbarsten Vermächtnisse für sein Volk hinter-lassen__________" Thurn am Hart am 2- Mai 1859. Besuch V der Selber Grotte, der Werg-Nuine Friedrichs/lein bei Wottschee und der Grotten von Podpel'/Kom- pol.je und Laschitz im Hugust 1848. Die Gesellschaft, bestehend aus dem Herrn Professor Meinard v. Gallenstein, dem Herrn Museums-Custos 130 Freyer, mir und meinem für das vorgesteckte Ziel sehr verwendbaren Diener, hatte sich zu Folge gepflogener Verabredung am 27. August, Morgens 5 Uhr, im Gasthofe zur Stadt Wien bei dem bereits mit Packen und sonstigen Vorkehrungen zur Abreise beschäftigten Gottscheer-Postwagenführer eingefunden, der inzwischen von den schwarzen Augen einer hübschen und recht artigen Reifnitzerin bestochen, gegen alle Erwartung durch ihre außerordentliche Aufnahme die Reisegesellschaft vermehrt hatte. Unsere Einsprache dagegen war nicht sehr energisch, eben so wenig von langer Dauer, denn bald saßen wir, durch den Schall des Posthorns dazu eingeladen, in dem Postwagen friedlich und fröhlich beisammen, und befanden uns, nachdem es recht frischweg ging, kurz darauf außer der Stadt auf dem Wege nach Brunndorf, und in Zeit von zwei und einer halben Stunde am Fuße des Berges, auf dessen Höhe das Stammschloß der Auersperge und der Ort gleichen Namens sich befindet. Das am Fuße des Berges befindliche, einsam stehende Wirthshaus lieferte dem Po-stillon frische Pferde und für unsere Magen warmen Kaffeh. Während das Frühstück bereitet wurde, hatte ich mich zu einigen in der Nähe befindlichen Felsenvorsprüngen begeben und am Fuße derselben unler Moos und sonstigen Graspfianzen O!l>u8llicl 01'Nilt») nebst 0lllN8. l)icl6H8 und I'lipI fl'UlneiNum in Mehrzahl gesammelt; eben so fand sich auf dem Fußwege zum Schlosse, den ich spater in Prof. Gallenstein's Gesellschaft mit aller Aufmerksamkeit zurücklegte, nebst den be-sagten Gegenstanden auch Ilslix pomiUia, II. imstplacu, II. nemoräli^ II. ll'Mieum, II. inearnnt^ II. vs, licillll» und H. nit6N8; dann einige wenige Exemplare von Claus, oom-nnitlllä und Oläu«. plicatula in Gesellschaft von 6)'cl08tc>-ma lnacul»wm vor. Von Auersperg ging es rasch abwärts der Mictags-Station Reifuiz zu, von wo wir gleich nach dem eingenommenen Mittags mal abfuhren und schon gegen 3 Uhr bei schönster Witterung in dem PostHause zu Gottschee anlangten. Einige Minuten später befanden wir uns in Gesellschaft des sehr gefälligen Hrn. Mü ller, k. k. F. K. Commifsär, der sich uus zum Führer und Gehilfeu angeboten hatte, mir den nöthigen Fang- und sonstigen Requisiten ausgemstet, auf dem Wege zu der '^ Stund von Gottschee entfernten, in der Nähe des Ortes Sele befindlichen interessanten Grotte, von der ich bereits in einem naturhistorischen Bericht von 28. Dec. 1847 Erwähnung gemacht habe, und waren um 4 Uhr am Eingänge derselben angelangt. Hier wurde mir nach dem Aufheben einiger Steine ein Exemplar von ?ri8lon)eliu8 klon-A3tu8 zu Theil. Beim Hinabsteigen jagten wir einige I^a-rsntia DuditIl-iN auf, die von der Tageslichte entfernt, an den Felswänden sitzend, sehr leicht zu fangen sind. Etwas tiefer in der Grotte fand ich auf kahlen Felsen zwischen Stalaktiten ein Stück der I.<)eu8t3 oilvieola, die hier seltener als in andern Grotten vorkommt. Ueber alle Erwartung ergiebig war unsere Ausbeute von HnuzM!l2lmli8 Lilimokü auf die wir besonders Jagd gemacht, und von denen Jeder von uns mehrere erhäschte, so, daß im Ganzen gegen 60 Exemplare gefangen wurden. Nebenbei fanden wir auch in Gesellschaft des Hn0nlltlinl,ml8, jedoch viel seltener, einen dem Hlisclius s>l!^illli8 nahestehenden schwarzen Hllkäm8, den ich seiner Aehnlichkeit wegen für eine Abart von Hi,«(jl,l8 l'li1ü,'ili,i8 halte. An dem entgegengesetzten 'Ausgange aus der Grotte fanden wir in einem kleinen Bachchen, da) von Außen in die Grotte seinen Lauf hat, an den darin befindliche,, Steinen, die ?illul1iu» s»p»cn nebst Ane)I>,8 ssuvilllili«. Erstere in Unzahl, und vollends außer dem Bereich der Grotte I^imng«,!« mimNlls und I^imn. pöi'uo'Ll', beide Wasserschnecken wie gewöhnlich in großer Anzahl. Der inzwischen eingetretene Abend setzte dem weitern Sammeln Schranken und veranlaßte uns die Rückkehr nach Gottschee anzutreten. Schon unter Weges hatten wir den Beschluß gefaßt, die auf einem der hervorragenden bewaldeten Berggipfel, beiläufig 600" über der Meeresfiäche in südwestlicher Richtung von der Stadt Gottschce befindliche, sehr weitläufige und se-heuswürdige Ruine Friedrichsstein zu besuchen und mit dem frühesten Morgen dahin aufzubrechen, zugleich aber auch zwei am Fuße des Berges in geringer Entfernung von einander befindliche Grotten zu besehen und zn durchstöbern. Einen Vorsatz, dem wir Tags darauf genau nachgekommen sind, ohne die gehegten Hoffnungen erfüllt zn sehen. In der Erstern fanden wir außer vielem Schlamm und Wasser, wodurch wir an einem tiefern Eindringen verhindert wurden, bloß leere Gehäuse von I^!mn»6U8 miimlus und I^imn. p6!'6A6>'. In der höher befindlichen Grotte hüigegcn eine Unzahl von I^g-rsnlia vllinwi'i» an den Fclsenwänden sitzend, auch einige (3l)naplsi-ii I.il)5tl-ix. Beide Schmctterlingsgattlingen, beson-ders aber der Wegedorn-Spanner, scheinen die Grotten zum Versteck zu wählen. Tiefer abwärts wlnden an den nassen Wänden einige weiße Asteln sichtbar. Vergebens war alle Mühe, einen H.nop!'tll»Imu8 oder sonstigen höhlenbewohnenden Käfer zu finden. Wir verließen daher die Grotte uud begaben uns auf den Weg zur Bergruine Friedrichsstein, die wir wegen mehrmaligem Aufenthalt unter Weges im Walde, um zu sammeln, erst nach 10 Uhr erreicht hatten. Unter Steinen fand ich in Gesellschaft der schwarzen Ameise zwei . Exemplare von I.c)M6elui8» einarK-inItÄ) auch ?!i8t0n)cliu8 ^ÄllldilN>8, I>IolnN8 8tl-it)l3Ul8, ^l>»X »tl-inlä UNd /Xl)»X ovg!l8, ?t«i-s>8tvelll,8 lN6t»Iliou» nebst zwei Exemplaren vom ^9l-gl),l8 O6ut26l-!l wurden gefunden. Die Ausbeute von Schnecken beschränkte sich auf II«Iix ll6M0>-nIi8, II. ino9r> nata, II. vsi-llcillus) N- Iilimo^ii-» m,d einige wenige Nsl. 80l3ri», dann ^I.-nisilia l>ülsn8^ sü»„8. cnmmnwl», 0. V6lttl-ico8» und 6. plicawla nebst pup» t'i-mnßnllim, l!v<:l08lolN3 6l6S2N8) 6)cl. maculiUmn nnd (!^c!. piltU' lum. letztere besonders in der Nähe der Bergruine. Ganz oben zwischen dem Gemäuer fanden wir tief unter Steinen Nvlix ci-oalic» und eine sehr hübsche weiße bänderlose Abart der Uslix !»il-l,Ä in lebenden Exemplaren. Auch Clau-zilia ornat» und 0läU8. 8licew6»tii; Letztere etwas größer als die gewöhnliche Alpenform. Herr Freyer hatte das Glück, einige klipula 8p6ctaliil6 und außer der Ruine ?up» 6.9- 131 ^ili zu finden. Von Käfern wurden in und außer der Bergruine ein ^ai-9l»,i«l olwlat'i», drei C!9r. 0,6,it26i>ii, zwei ^lli'. Kei-mgrii, ein rli8wn)c:l,u8 ^'»nllliinl«, drei Hplinus ln>ui!gtu8 gefunden. Von Tagfaltern sah ich auf Pflanzen Und Gesträuchen (die jetzt auf oer Stelle wachsen, wo einst die Prunkgemächer der herrlichen Grafenburg bestanden*), deren Bewohner schwerlich daran gedacht haben mögen, daß das von ihrer Größe Zeugniß gebende kunst- und mühevoll aufgeführte Gebäude in Schutt zerfallen und der fortwährend sich verjüngenden Natur Platz machen werde) äl-^nis I'«pl,ia, und ein Paar frisch entwickelte V in,6885 0. »Ilium, Fliegen, die uns, während wir unsere Mahlzeit hielten, neckend lm-.schwirrten. Angenehm überrascht wurde ich durch das zufällige Auffinden eines Pärchens von Xmillli» 8il»xn, die mir beim Ausgraben einer ?6nn,I und einiger Irispflanzeu aus dem ehemaligen Burggarten von Friediichsstein unter den Blättern am Boden sitzend, zu Theil wurden. Ich erwähne hievon bloß, weil mir dieser Nachtschmetterling bei Laibach und auch sonst nirgends in Kram bis jetzt zu Gesicht gekommen ist. Tiefer unten im Walde erhielt ich an einem Eichenstamm sitzend ein Exemplar von <^uc,i!iÄ Iigeluegs. Von den übrigen weniger interessanten Gegenständen, die wir bei diesem durch eine schöne Witterung begünstigten Besuch des Frie-drichssteins angetroffen haben, unterlasse ich es, eine genaue Erwähnung zu machen. (Schluss folgt.) Ianko und seine neunundneunzig Brüder. SlauonischcZ Volksmährchcn. Von Johann R. Vogl. (Fortsetzung.) Die Schloßfrau, welche Nedeljko mit seinen Söhnen schon aus dem Fenster bemerkt hatte, eilte ihnen entgegen und rief voll Freude zu dem Ersteren: „Willkommen, mein wackerer Freund, willkommen! Bringt ihr eure Söhne?" »Wie ihr seht," antwortete Nedeljko. „Nun, so laßt uns keine Zeit versäumen, das Glück unserer Kinder zu begründen und sie mit einander zu verbinden. ' Dann wollen wir uns Alle ungestört dem Vergnügen und der Fröhlichkeit überlassen." — Hierauf führte die Schloßfrau Nedeljko mit seinen neunundneunzig Söhnen '« den Saal, in welchem er schon früher die Madchen gesehn hatte, und in welchem sie sich nun wieder, aber alle be-"tts bräutlich geschmückt, befanden und sich nochmals so schön als damals ausnahmen. ^'Ietzt Nedeljko," sprach die Schloßfrau, „ordnet ^.^ ^,?"^ "eben einander nach ihrer Größe, und ich werde meine Achter auf ^selbe Weise ihnen gegenüber stellen." s dieses geschehen, ergriff die Schloßfrau die Hand cp d^'°^" ^'hlel- und führte sie zu dem größten Sohne l e e jos, welchem sie selbe übergab, und fuhr so fort, b's zum letzten und kleinsten Paare. H'erauf stellte sie ,^ ^ ^„ ch,onartige Erhöhung, welche zu d.esem Entzwecke in dem Saale angebracht zu seyn ") Die^Ne Fri.drichsN.in wurde vo„ F^drich. <^f «,„ (^i. schien, und rief: „Ihr Söhne Nedeljko's, hat jeder von euch seine Braut?" Ein vollstimmiges »Ja" erscholl. „lind ist auch Jeder von euch mit derselben zufrieden und Willens, ihr seine Hand zu reichen?" fragte sie weiter. Das „Ja" der Söhne wiederholte sich. „Wohlan, so verharret noch eine WeilMWhr sie fort, „Hand in Hand, wie ich euch zusammengeführt, daß ich ein Gebet spreche über eure Häupter." Nachdem sie hierauf noch eine Weile mit emporgestreckten Händen, regungslos, in einer betenden Stellung verharrte, ergriff sie zwei dünne goldene Stäbchen, band diese mit einem rothen Bande zusammen, beschrieb mit ihnen einen Kreis um alle neunundneunzig Paare, und sprach sodann: „So wie diese beiden Stabchen jetzt nicht von einander zu trennen sind, so sollt anch ihr an einander halten bis in den Tod." Nach diesen Woi ten stieß sie an eine Thür, die Flügel flogen auf, ein Feuer loderte auf einem Herde. In dieses warf sie die Stäbchen, welche sogleich mit lautem Knistern zu Asche verbrannten. „Und nun kommt, Nedeljko," sprach die Schloßfrau, diesem die Hand reichend, „kommt, meine Kinder, und laßt uns bei Wein, Tanz und Gesang eure Verbindung feiern." Hierauf führte sie Nedeljko und die fröhlichen Paare in einen prachtvoll ausgeschmückten Saal, wo ein kostbares Mahl ihrer harrte. Tänzerinnen in flatternden Gewandern umschwebten während der Mahlzeit die Gaste in den verschiedenartigsten Gruppen, und streuten die dufrendsten Blumen auf die Brautpaare, während schimmernde Pagen ihnen die leckersten Gerichte darreichten und die trefflichsten Weinsorten credenzten, und Sänger und Sängerinnen wetteiferten, das Gehör der Anwesenden durch die Silberklänge ihrer Stimme zu bezaubern. Nach dem Mahle ergingen sich die Brautpaare und Hochzeitgäste in den von buntfarbigen Blumen und fruchttragenden Bäumen übersäeten Gartenanlagen der Schloßfrau. Lachen und Schakern, Harfenklänge und Gesang erscholl aus allen Lauben und Gebüschen. Endlich berief die Fröhlichen eine rauschende Musik iu eine große offene Tempelhalle zum Tanze. Arm in Arm, geflügelten Fußes folgten die bräutlichen Paare dem Rufe und schwangen sich, die Welt um sich vergessend, in den seligen wirbelnden Kreisen, und flogen dahin auf den harmonischen Wogen der Töne. Auf diese und ähnliche Weise währte die Vermählungs-feier durch zwei ganze Tage und Nächte. Am dritten Tage endlich verließ Ned e lj ko mit seinen ueunundneunzig Paaren die Schloßfrau. Noch war es nicht gänzlich Tag geworden, als sie aus > dem Schlosse traten, und die Gegend rings umher in einen dichten Nebel eingehüllt, so zwar, daß Nedeljko kaum die Straße zu erkennen vermochte, welche ihn nach seiner Heimat führte. Nachdem sie ungefähr einige hundert Schritte fortgeschritten seyn mochten, verschwand der Nebel mit einem Male, 132 und sie sahen sich zu ihrem nicht geringen Erstaunen rings von einer ungeheueren Mauer eingeschlossen. Vor sich erblickten sie eine hohe eiserne Pforte, den , einzigen AuZgang, aus dessen Spitze ein riesenhafter Adler von grauer Farbe saß, welcher eine eiserne Kette in seinen - Krallen hi^^eren Ende u»n einen ungeheueren Felsblock geschlungen^Wj^ieser Felöblock aber lag dicht vor der Eisenpforte, und machte das Eröffnen derselben unmöglich. Obgleich Nedeljko diese Unmöglichkeit einsah, bot er dennoch seine Söhne auf, mir ihm einen Versuch zu wagen, den Stein vom Thore wegzuwalzen. Eben eilten sie dahin, um mit vereinten Kräften den Stein anzufassen, als sie die schreckliche Stimme des Adlers, die mit jener des blassen Jünglings mit dem schwarzen Spitz-barte eine auffallende Aehnlichkeit hatte, zurückschreckte. Mit feuersprühenden Augen und weitausgespreiteten Flügeln hatte sich der Adler erhoben, gleich als wollte er sich auf die Nahenden herabstürzen, und rief zu Nedeljko, welcher halb betäubt an die Mauer getaumelt war: „Halt, und wag' mit tollem Sinnen Nimmer weiter vorzudringen, Dein verwegenes Beginnen. Wird dir nun und nie gelingen, Denn für dich und tie Genossen Ist «in jeder Weg verschlossen. Und dein Leben ist verfallen Meinen mordgewohnten Krallen. Eines nur vermag zu retten Dich aus dieses Zaubers Ketten, , Wenn dn mir versprichst zu gebe». Was das Liebste dir im Leben, Vo dein Haus dir jetzt verschließt, Wähle —«h' die Zeit verfließt." — »Mein Liebstes?" — „Das Liebste, was mein Haus ver-schließt?" — fragte sich Nedeljko und überflog in Gedanken Alles, was er an Geld oder Werth in seinem Hause habe; da er aber nichts auffinden konnte, an dem sein Herz ganz vorzüglich hing, so rief er zu dem Adler: »Wohlan, du sollst es haben, und wenn es mein ganzes Hab und Gut »vare; ich überlasse es dir, wenn du uns aus diesem Orte befreiest." Plötzlich erhob sich ein fürchterliches Geröse, eine dichte Staubwolke umwirbelte in immer engeren Kreisen Nedeljko und die Seinen, daß sie ob dem Drehen und Wirbeln fast schwindelig wurden und sich aneinander halten mußten. Bald aber erweiterten sich die Kreise wieder und vergrößerten sich immer mehr und mehr, bis sie mit einem Male zerstiebten, und sich Nedeljko mit seinen Angehöligen auf offenem Felde und kaum mehr eine halbe Tagreise von seinem Wohnorte sah. Diese Entdeckung erfreute Alle über die Maßen, und mit verdoppelten Schritten verfolgten sie nun die Straße, um so bald als möglich das väterliche Haus zu erreichen. Die Abendsonne vergoldete nur mehr die Wipfel der Bäume, welche aus den Spitzen der Berge hervorragten, als die fröhlichen Wanderer singend und jubelnd Nedeljko's Wohnung erreichten. Ihre Freude wurde aber nur zu bald durch die Mutter Drag in ja gestört, welche ihnen, bleich, mit zerrauftem Haare und händeringend aus dem Hause entgegen trat. Gesang und Lärm verstummte bei ihrem Anblicke wie durch einen Zauberschlag. »Was ist vorgefallen, Draginja?" redete sie Nedeljko hastig an. »Ach!" antwortete diese, »weinet, weinet mit mir, meine Kinder! Euer Bruder, unser Ianko, ist uns auf immer entrissen." Jetzt erst siel es Nedeljko ein, daß er bei der Vermählung seiner Söhne auf Ianko gar nicht gedacht habe, daß aber auch die Schloßfrau ihre hundertste Tochter nicht zum Vorscheine gebracht, als ob sie absichtlich und gern auf dieselbe vergessen hätte. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton. Gin Scheintodter.—Das „Leko