lnr Annst, Literatur, Theater u. geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ ^^ . Freitag am Z4 . Jänner Z.84V. D^H ^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wiichcnllich zwei Nummern, iedes Mal ein halber Bogen. Del Preis des Vlallcs is! in Lnibach naniiäbria t>, "'""^ halbiährig ,^ ft. Durch d,e f. t. Post »uler (^nuv^rt mit roriosreier Zusendung ganijabria u, halbinbr,a 4 ft, s,N,, und nnrü balb>iibr>a ü°rau?­bezahll. Alle l. k. Postomier nehmen Pranumeraiion an. I n Laibach »ränuineriri man be,m Verleger am Raa», Nr, >c,u, »» erste» Stocke. Kuß und Händedruck. Vre » Jahre sind's — da drückte mir Mein bester Freund die Hand, Da gab nur Ida de» ersten Kuß Als ihrer Liebe Pfand! War das ein Kuß! so wonnig »nd süß. Wie nichls auf Erden schien; Für hundert Händedrücke selbst Gab' ich ihn nicht dahin! — Manch' harter Fels hat seit der Zeit Ans meiner Nrust geruht, Manch' bitl'rer Gram erschütterte Und prüfte meinen Muth! — lind fremd blieb mir die Liebe d«, Sic floh das kranke Herz — Die Freundschaft nur — die harrte aus. Und thcilte, meinen Schmerz! D'rum schäz' ich nun den Händedruck Gar hoch in meine,» Sinn! — De» H ci n de dr uck — ich gab' ihn nicht Für tausend Kllssc hin! — R. R > gler. Percennius. Vaterländische Erzählung aus de,» «ten Jahre nach Christi Geburt. Von Joseph Buche »ha in. (Fortsetzung.) Der Morgen grame kaum, als sich schon ein re­ges Leben im Lager, wie in den Tagen, als man sich zu einem feindlichen Angriffe rüstete, vernehmen liest; denn vom Munde zu Munde ging es herum, der Legat sey nicht mehr. Die Anwesenheit des Sehers Percennius, einige Winke, die er gegeben haben sollte, und der durch ihn neu aufgeweckte Misimuth schienen ein Geheimnis) zu ver­bergen, dessen Enthüllung nur von dem zweifelhaften Da­seyn des Legaten abzuhängen schien. So stand es im rö­mischen Lager, doch ganz anders im Zelte des Iunius Blössus. I n seinem Flaumenbette, mit kostbaren Teppi­ chen bedeckt, lag der Legat. Sein Auge war geschlossen, sein Antlitz eingefallen, und über die bleichen Lippen schlüpfte nur selten des Lebens Odem. Um ihn herum standen die mit Heilmitteln vertrautesten Sclaven, mit unverwandten Blicken jeden seiner Athemzüge beobachtend, während Mut­ter und Tochter zu beiden Seiten seines Bettes knieend im Stillen die Hausgötter um ihren Schutz anflehten, und zu seinen Füssen stand Arno , kein Auge von dem Kranken verwendend. Die ganze ängstliche Gruppe schloßen die er­sten Centurien-Häuptlinge mit tiefem Schweigen ein. „Nicht lange kann der Kampf mehr währen," unter­brach mit einer geheimnißvollen Miene ein Sclave das ernste Schweigen, und liest einige Tropfen aus einem sil­bernen Fläschchen über die Lippen in den Mund des zwi­schen Leben und Tod Schwebenden fallen. ?„Nein, er darf nicht sterben, jetzt noch nicht!"" rief Arno , indem er den Sprecher hart bei den Schultern faßte, „„nein, jetzt noch nicht!"" „Sein Geschick liegt in höhern Händen«, erwiederte kalt und ruhig der Angefahrene. „„Nicht diese herzzerreißende Kälte! Hülfe! Hülfe für meinen armen Herrn! Hörst du? Tausende von Stimmen rufen durch mich!"" schrie Arno , und warf sich auf die Kniee vor dem Sclaven nieder. „„Gib ihm das Leben wieder, oder nimm das meine hin,"" setzte er bittend hinzu. Jetzt zuckten langsam die Lippen des Legaten, ein sanftes Roth verdrängte die Bläße der Wangen, und bald darauf schlug er die Augen auf. Arno sprang bei diesem Anblick in die Höhe und schloß feurig den Sclaven in seine Arme. „„Habe Dank! meine Ahnung sagt mir, daß er gerettet sey"" sprach er, und ein sonderbares Feuer sprü­hete aus seinem Augenpaare. Alle Anwesenden staunten. Eine solche Anhänglichkeit, eine solche Liebe und Treue war von einem Diener, zumal von einem so hart Beleidigten, nicht zu erwarten. Arno's Ahnung trügte nicht. Der Legat schritt mit jedem Tage seiner Besserung zu. Bald war er so weit hergestellt, daß er den Truppenübungen beiwohnen und seine häuslichen Geschäfte besorgen konnte. Doch mit sei­ner Besserung vermehrte sich auch durch das öftere Erschei­nen des Percenniu s die Abneigung des Heeres, welcher es unermüdet gegen den Legaten im Geheimen aufzuwie­ 3ÄO geln wußte. Eines Tages gingen alle seine Saaten in Flammen auf. Iunius Blössus erstarrte und gedachte an die Weissagung des Sehers. Auch seine Herden fielen und einige Tage nachher starb seine Gemahlin, ohne daß Jemand die Ursache ihrer Hinfälligkeit anzugeben wußte. Der Legat war beinahe vernichtet. Arno tröstete ihn nach Kräften. Er war der Einzige, der sich ihm n^hen durfte. Doch als die Truppen ihm die Unterwürfigkeit aufzugeben begannen, ward er wüthend. Mit seinem ganzen Ansehen, mit semer ganzen Macht und der mit ihr verbundenen Grausamkeit stellte er sich vor seine Legionen und wurde mit einem allgemeinen Hohngelächter empfangen. Iunius Blössus sah den Ausbruch einer furchtbaren Meuterei nahe, und schickte in aller Eile seinen eigenen Sohn an den römischen Senat, um Hülfe zu erbitten. Dem zu Folge kam des Kaisers Sohn Drusus , um durch sein Ansehen die Würde des Legaten zu unterstützen. Umsonst! Achtungs­voll begegnete man dem Imperators-Sohne, während man für den Legaten, nichts, als täglich größere Verachtung an den Tag legte. „Herr, du bist im Besitze eines großen Vermögens", nahm eines Tages Arno das Wort, „rette es, so lange es noch Zeit ist. Wer kann heute wissen, was ihm morgen begegnen mag!" Und zufrieden blickte der Herrscher auf den besorgten Diener herab. „Ich werde deiner gedenken" sagte er, „geh', rufe mir den Aufidius." Dieser war ein Mann, auf dessen Treue man bauen konnte, denn er führte die Aufsicht über das Lager. Er kam und erhielt den Auftrag, im Geheim des Legaten Schätze einstweilen nach Aquileja zu befördern; doch —trug ein böses Geschick, oder irgend die Tücke eines arglistigen Feindes die schwere Schuld — des Legaten Auftrag wurde verrathen. Nahe bei Nauporcus fiel eine Centurie den esroriirenden Aufidiu s an und beraubte ihn der ihm anvertrauten Güter unter vielfältigen Mißhandlungen des­selben. Zu diesem gesellte sich noch ein trunkener Haufe der Zügellosesten, und in einem kurzen Zeiträume heulte beinahe eine ganze Cohorte auf der Straße gegen Aemona zurück, »in ihrer Mitte unter wildem Gelächter den Auf­seher des Lagers schleppend. Dieses wilde Geheul gab den Ausschlag. Das lange unterdrückte Feuer der allgemeinen Empörung loderte nun in hellen Flammen auf. Indem einige Cohorten sich be­waffnet ihren Anführern entgegen stellten, vernichteten die andern ihre Adler, zerrissen ihre Feldfahnen und zogen, einer empörten Meeresfluth gleich, gegen die Mauern Aemo­na's, wohin sich bereits Drusus und I. Blössus in Eile geflüchtet hatten. „Heraus mit dem Legaten«! brüllten sie einstimmig, »oder Aemona ist euer Aller Grab! Er plünderte uns lange, und nun wollte er uns dem Hungertods Preis geben". Wollte Drusus die Ruhe wieder herstellen, so war Blössus verloren. Eins war so hart, wie das Andere, und ein drittes Rettungsmittel wußte Niemand anzugeben. Livi a trat auf die Stadt-Mauern Aemona's; ihre Leichen­gestalt schien bald die tobenden Legionen, bald die Götter um Nachsicht und Milde für ihren Vater anzustehen, so wenigstens konnte man ihre Bewegungen deuten. Alles umsonst ! Immer w,üthender brüllte das römische Heer und forderte immer stürmischer das Leben des verhaßten Legaten. Selbst die einbrechende Nacht konnte die empörten Gemüther nicht besänftigen. Jetzt wurde ein Querbalken über eines der Thürme hervorragend sichtbar. Alles drängte sich dahin, denn an demselben herab ließ man eine männliche Gestalt an einem engen Seile schwebend. Es war Arno . „Thörichte! warum verlangt ihr das Leben des Legaten? Zur Zeit der Reife fällt die Frucht von selbst herab,,, rief er kühn uncer sie hineintrecend. „Die Götter selbst sind gegen Euch mit ihrem Grimme. Blickt hinauf, Un­sinnige! nach dem düstern Himmel!" Aller Augen richteten sich dahin. Welch' ein Schauspiel! Von dem verfinsterten Himmelsgewölbe glozte im blutig rochen Scheine die volle Mondesscheibe herab, und vom dunkeln Roth beleuchtet, starrten eine Zeit lang die mit Grauen und Furcht erfüll­ten Legionen, dann fielen sie auf ihr Angesicht nieder, tief im Innern ihr Verbrechen bereuend. Ein großer, ein herrlicher Anblick! Auf den Mauern Aemona's eine weiße Gestalt mit zerrauften Haaren, an die Brust eines wan­kenden Greises gelehnt, welchen Drusus hohe Gestalt kräftig unterstützte, in der Mitte einer zahllosen Menge Bürger der Stadt, und tief unter ihnen Tausende von Menschen in den Staub gebeugt, umflossen von dem blu­tig rothen Scheine des verfinsterten Mondes, und rings­herum eine schwer drückende Grabes-Stille.— (Beschluß f°lZt.) Die Flucht vor den Wölfen. (Beschluß.) Während wir unsere schrecklichen Feinde vor der Thüre vernahmen, wünschten wir uns Glück zu unserer Rettung. Die Kammerjungfer, welchesich von ihrer Ohnmacht vollends erholt hatte, begann jetzt mit einer ungläubigen Geläufig­keit der Zunge Alles zu erzählen, was sie ausgestanden, und wie sie jeden Augenblick gefürchtet hätte, es werde eines der wüthenden Thiere in den Schlitten springen, und uns Alle mit einem Male verschlingen. Ich hielt Anna's Hand! unsere Blicke begegneten sich, und wir konnten die freudigste Bewegung über unsere Befreiung darin lesen. Nur der alte Rosko schien un­empfindlich über die Rettung, die der Himmel uns geschenkt hatte. Er warf finstere Blicke in das flackernde Feuer, seine Stirne war düster, und von Zeit zu Zeit schüttelte er mir dem Kopfe. Ich achtete nicht weiter darauf, ich war zu glücklich. Mi t einem Male hörten wir von Außen einen durchdringenden Schrei und blickten uns ängstlich an. Die Stärke des Schreies zeigte uns an, daß er nicht von einem Menschen ausgeflossen; aber ich kannte auch kein Thier, dem er cigenthümlich war. Er verstummte bald, und die schreckliche Klage, welche er ausdrückte, hallte n°ch lange in unseren Ohren fort. IHK „Herr!" unterbrach Noslo die Stille, „dieser fürch­terliche Schrei kündet uns den Tod Ihres Lieblingspferdes an; oft habe ich diesen Ton in den Schlachten geHort; nur junge und starke Pferde bringen ihn hervor, die bis zudem letzten Momente mit größter Anstrengung gegen den Tod ankämpfen. Ich wette, die Stute hat weniger aus­gestanden, aber gewiß ist es, daß die armen Thiere eine Beute der Wolfe geworden, die noch bei ihnen sind, und uns so noch einen Augenblick Ruhe lassen; aber bald wer­den sie hungriger und blutgieriger zurückkehren." Der alte Diener sprach die Wahrheit; sie kamen zu­rück, und fingen ihre Angriffe auf das Häuschen von Neuem an; wir konnten sogar bemerken, daß ihre Wuth sich noch vermehrt hatte, denn sie machten den Versuch, an der schrä­gen Mauer hinaufzuklettern und das Dach zu ersteigen.— Wir waren in fürchterlicher Erwartung. Unsere Augen waren auf die Oeffnung des Daches gerichtet und man konnte, wenn ein Windstoß den Rauch vertrieb, den hellen, gestirnten Himmel erkennen. I n diesem Augenblicke fiel die Kammerjungfer, nach der Oeffnung zeigend, wieder in Ohnmacht. Unsere Blicke dorthin gerichtet, entdeckten wir daselbst eine schreckliche Erscheinung: vier Wolfsköpfe mit ihren noch blutigen Rachen. Durch den Rauch hindurch glichen sie unterirdischen Dämonen, fabelhaften Ungeheuern. Nur Rosko allein behielt seine Geistesgegenwart; er warf ein Bündel Reisig in die Flamme und sagte : „Wir haben von diesen dort nichts zu befürchten, sie scheuen das Feuer, sie sind geblendet und erkennen uns nicht.« Aber mit einem Male ließ sich ein schreckliches Geprassel vernehmen. Drei der Thiere verschwanden in dem Augenblick, wo der Theil des Daches, der nur von Holz war, unter dem. vierten zu­ sammenbrach, und dieser stürzte mitten in das Feuer. »Zurück!" schrie der alte Rosko, „schießen Sie,« rief er mir zu, „aber treffen Sie gut!" Ich schoß, und zugleich machte Rosko dem Thiere mit einem Kolbenschlag vollends den Garaus. Wir trugen es vom Feuer hinweg, wo sein Blut einen dicken und stinkenden Dampf verbreitet hatte, und legten es in eine Ecke. Rosko meinte: »Das ist wahrscheinlich der einzige Versuch dieser Art, den wir während der Nacht zu fürch­ ten hatten, aber der Tag," fuhr er fort, „der Tag wird uns mehr dieser Gäste zuführen, die wir nicht tödten kön­ nen." Diese Worte hatte nur ich gehört, und ich fragte ihn halblaut, was er von dem Tage befürchte, da ich die Hoff­ nung hege, daß mit der Morgenröthe die Wölfe unsern Zufluchtsort verlassen und sich in das Innere der Wälder zurückziehen würden. „Und wenn dies auch wirklich so wäre" antwortete er traurig, „was würde uns das helfen? Die Pferde sind todt, und wie würde ein so schwaches Wesen, wie Fräulein Anna, zu Fuße das Ende des Wal­ des erreichen können? Die Nacht wird uns von Neuem überraschen und die Wölfe wissen nur zu gut, uns wieder zu finden. Aber auch diese Hoffnung ist umsonst; wo die Wölfe in so großer Anzahl sich versammeln, da fürchten sie auch das Tageslicht nicht. So lange unser Holzvorrath dauert, wird uns das Feuer vor einem Anfall von oben her schützen, aber bei Tag macht die Flamme keinen großen Eindruck auf sie. Wir müssen unseren ganzen Muth, alle unsere Kräfte für die nächsten Ereignisse zusammennehmen, um die Damen und uns bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen." Meine einzige, auf den Anbruch des Tages gesetzte Hoffnung war also gestört, unser Verderben schien mir jetzt gewiß, und Verzweiflung bemächtigte sich meiner. I n der größten Angst, Anna möge meinen Zustand begreifen, und wünschend, daß sie so lange, wie möglich, die kurze Ruhe, die uns noch übrig blieb, genießen möge, nahte ich ihr. Sie war eingeschlafen und rühre sanft, wie ein Frie­densengel, wie ein Kind, das die Gefahren nicht kennt, die es umgeben. Sie lächelte im Schlaf; das drang mir tief ins Herz. Der alte Rosko fuhr schweigend fort, das Feuer zu unterhalten. Er hatte Recht gehabt; keines der Thiere ließ sich wieder an der Oeffnung des Daches blicken, aber ihr Kratzen an der Thüre, ihr Geschrei und Geheul dauerte die ganze Nacht fort. Schon fingen die Sterne an, zu verschwinden und der gefürchtete Tag erschien. Der Augenblick, wo Rosko's Prophezeihung in Erfüllung gehen sollte, nahte heran; die Ungethüme, vom Tageslicht ermuthigt, kletterten wohl zu zwanzigen auf das Dach, das schon im Begriffe war, unter ihrer Last einzubrechen. Ann a schlummerte noch immer; ich dankte Gott da­ für. I n dieser äußersten Noch, als alle Hoffnung ver­ schwunden war, hörten wir plötzlich mehr als S0 Flinten­ schüsse. Iagdruf und Hundegebell traf unser Ohr; die Frauen erhoben sich, unsere Verfolger stürzten vom Dache herab, und entflohen unter gräßlichem Geheul. Vorsichtig öffnete Rosko die Thür, und rief sogleich: „Die Wölfe sind schon fern, so eben kommen Jäger aus dem Walde." Wir stürzten aus dem Häuschen. Wir hatten unsere Freiheit wieder, und mit ihr den Genuß der Erde, die Pracht des Himmels! Die Quelle des Lebens erneute sich in uns beim Einathmen der Morgenluft. Jetzt sahen wir unsern Retter an der Spitze einer Menge Jäger heran­ nahen, es war Leo von V"^ . Wer könnte diesen Moment malen! Außer mir und trunken vor Freude sank ich in seine Arme, denn ich wußte meine heißgeliebte Schwester, ge­ schmückt mit allen Reizen der Tugend und der Schönheit, gerettet und wohlbehalten an meiner Seite. Mi t einem himmlischen Lächeln drückte sie Leo die Hand, die dieser an seine Lippen preßte. Während nun seine Begleiter die Wölfe in die Wäl­ der verfolgten, theilten wir Leo mit, was wir erlitten hatten, und er erzählte uns dagegen, wie er zu so gele­ gener Zeit zu unserer Rettung gekommen sey. I n dem Schloße seiner Mutter war die Nachricht verbreitet wor­ den, daß aus den ungeheuer« Wäldern Litthauens ein gro­ 3R3 ner Haufe Wölfe hervorgekrochen und in den Wald einge­ fallen sey, durch den unser Weg führte. Es hatten sich schon mehrere Unglücksfälle ereignet und die Bewohner der ganzen Umgegend hatten sich vereinigt, Jagd auf sie zu machen. Leo geriet!) in die größte Unruhe; er sammelte sogleich alle Männer, die Waffen tragen konnten, und zog aus in dem Augenblicke, wo andere Gutsbesitzer mit ihren Bauern in gleicher Absicht ankamen. Zwar gedach­ ten diese nicht eher auf die Jagd zu gehen, als bis es Tag geworden, aber die Beredsamkeit Leo's, womit er unsere wahrscheinliche Gefahr schilderte, trug über sie und über die Aengstlichkeit seiner Mutter den Sieg davon. .So meine theuern Freunde," schlosi er, „bin ich so glück­ lich gewesen, etwas zu Eurer Rettung beizutragen." Logogvyuh. Kennst du dm herrliche» Mann von unerschöpflichem G,eiste, Der, mi Liebling Apollo, Sueviens Flure» entsproß? 'In dem Verse geübt, so wie in der fließenden Pros«, Schenkt' er der Werte uns viel, voll genialischer Kraft. Vor» zwe i Zeichen hinweg, so erscheint ein anderer Dichter, De» die Natur mit Talent reichlichen Maßes begabt. Weiter ein Feldherr noch, der bei Aspcrn mit Ruhme gefochten, Und ein Musiker auch, Förd'rer des deutschen Gesang's. Noch ein Zeichen hinweg, so zeigt sich ein boi'rischer Fluß dir, Der an der Grenze des Land's sich in die Iscr ergißt. Zlevue des Mannigfaltigen. I n England und Wales zählt man 457, in Schott­land «S katholische Kapellen. Die Gesammtzahl der Ka­tholiken in England wird zu 2,000.000 angegeben. I n Bailly-le-Tour, Departement der Dordogne, hat die Frau eines Forsters unlängst ein Mädchen geboren, das bei sonst völlig regelmäßigem Körperbaue vier Augen hat, nämlich zwei an der gewöhnlichen Stelle, «die beiden andern aber in gleicher Entfernung etwas darunter. I n Neapel, wie auch in Madrid wird die Milch nicht, wie bei uns auf den Markt gebracht, sondern man treibt die Kühe und Ziegen in die Stadt und melkt sie vor je.' dem Hause nach Bedarf. Das beste und einfachste Heilmittel des Bienenstiches ist der Honig. Frische Erde leistet auch vorzügliche Dienste. Gtwas aus dem Triester Leben. Liebe Carni 0 lia ! Der Aufenthalt von den Paar Tagen, die ich, wie du weißt, in der ersten Hälfte dieses Monates in der blühenden Nachbarstadt Tricst »erlebte, lol mir Gelegenheit, manches Interessante zu sehen und zu hören, wovon ich dir freilich gleich hatte schreiben und berichte» sollen, statt daß ich dich davon erst jetzt, lange nach meiner Rückkunft, mündlich i» Kenniniß setze. Doch da hier eine Ueberflügclung von einer andern Seite in Bezug der Novitäten nicht leicht zu fürchte» ist, so wird, hoffe ich, deine Schwatzhaft ligkeit, liebe Tochter, dieselbe» noch zeitlich genug an Manu bringen. Ein Fremder, der Triest zu dieser Jahreszeit besucht, wo er Gefahr lauft, von der Riesin Bor o »n das nächstbeste Strassencck geschleudert, oder gar davon getragen zu werde» , wird darin, weun er sich nicht in den u n-g ehe itzlen Gast- und Kaffehhäusern divertiren will, außer den, Theater an, Abende, wenig Unterhaltung finden. Auf der ganze» Reise freute ich mich deshalb auf den Besuch des le-itru Zrnncle. Gleich beim Aussteigen aus den, Postwagen schon entführte mir ein origineller Triester Vorawind­sloß den Hut;>> —das lentru grnncle wird dich für diese Unart entschädigen" dachte ich, und ging in meine Auberge. D u hast wohl schon deinen Leser» selbst erzählt, daß die Opernsaison für diesen Carneval in Triest am 2ü. De­ cembcr «. I. mit D on i z c tt i's: »6«m»>» 55u Ferlott i zu finde»! Und ich fand, daß Mad. Schobcrlech»er wohl eine gute und an­genehme, doch keine so ausgezcichuctc Stimme habe, aber diese Stmime we­der mit Geist noch Gemüth sich recht befreunde, wobei vo» einem entzücken­den dramatische» Vortrage, vo» einem Bezaubern des Ausdruck,-, von einem Hinreiße» des Spieles keine Rede ist. Vom Tenor Poggi , der den Sevcr gab, muß man auch sage»: »Poggi gewesen!" Ich faud seine Stimme schwach, sein Spiel ohne Feuer, ohne belebenden Ausdruck. Alle Theater­freunde, die ich darüber sprach, äußerten: Pogg i sey gegen einst, wo er in Triest Alles entzückte, fast nicht zu kenne». Der Nasso Ferlott i aber tan» sich tau»! den mittelmäßigen Sängern i» diese,» Genre anreihen, da ihn der zweite Nassist Ca pel l i weit üb,rlrifft. So steht es mit der Oper. Man Hort überall lautes Murre», llebrigeüs muß ich das Theaterpub­litum vo» Triest in der That als ei» sehr nachsichtiges «„rühmen, den» man muß gestchen, daß man für Zu.unu österreichische Lire, die sowohl Mad. Scho Verl c chn e r, als der Tenor Poggi für die Stagione einzeln erhalten, auch etwas verlangen könnte. Der Beifall war aber auch a» diesen, Abende äußerst lau und sparsam, und N i Z relli' s Ballet,'»IV inau-gura?.Inne llell' iüulu", welches zwischen de»! erste» und zwe,ten Alte der Oper gegebe» wurde, mußte der üblen Stimmung gleichsam als Blitzableiter die,ien, denn es wurde förmlich ausgepfiffen. Iudeß ist der Inhalt dieses Divertisscmeuts, welches theils in Europa, theils in Japan spielt, in der That so läppisch und erbärmlich, daß man es nur vor Kindern aufführen sollte, weil jeder vernünftige Zuseher dabei unausbleiblich Zahne» muß. Die Dekoration, »och mehr aber das Costunie, ist dafür in der That prächtig, glänzend und der größten Bühne würdig. Die erste Tänzerin, tlicco-UnneL, gefällt, und hat viel Routine, alles übrige Tanzpersonale will nicht ansprechen. I m 'I'eKtru lV>2ururr«r, wie im leZtro I'iloclrinnmnticn gibt man ebenfalls draniatische Vorstellungen, und außerdem ist jetzt noch durch öffentliche Bälle, Seiltänzer, Athleten, ein Marionetten-Theater, ein Wachs­figurenkabinett