^ ZUM Mutzen und Vergnügen. -------«. 47 «»-.---- Freytag, den 22. November 1822. Beruhigung. <^ie Kräfte, die im Schoos der Erde webel», Sie führen ernst den Sinn m sich zurück. Die Nllim' erschloß den reichen Kelch mit Bebe,?, Wie lange währt des Frichlingskindes Glück? — Es kehrt des Jahres Vluthenzeit zum Leben, Zum Tode kehrt der Herbst den innern Blick! O glücklich, wer so sanft wie Frühlingsblüthen Das Aug' zum Grabe senkt, zum ew'gen Frieden. Wohl bricht kein Knöspcheu, fällt kem Vlatt vom Baume, Es wäre denn verronnen seine Zeit: Der laue West weckt Blüthen aus dem Traume, Vr küßt und schwellt der Au'n smaragd'lles Kleid, Der Schatten loclt zur Ruh' am Waldessäume lind alles steht in Lust und Herrlichkeit — Da trinkt mit vollem Zug daö frische Leben Und läßt die Brust vom leichten Äther heben. Der Sturm mag brausend mit der Eiche ringen, Er reißt den Schmuck ihr nicht vom stolzen Haupt; Und wie er kämpft mit zarten Vlüthenriugen, Sie stehen, ihres Glanzes unberaubt — Da kömmt der Herbst, und trägt auf leisen Schwingen Des Abendwindö den Schmuck zu Grab: entlaubt Wird nun der Zweig des trocknen Windes Wiege; Mild feyert die Natur des Todes Siege. Drum zeigt ein heitres Auge stets dem Leben, Das auf der Lüfte leichten Säulen ruht; 65b eure Zukunft Schieyer auch umweben, Das Eme ist deß Geistes freyes Gut; Die Kraft, was sr hier soll, kühn z„ erstreben. Der Glaube, d^ß er steht in, sichrer Hut, Und freud'ge Hoffnung, wenn die Hülle schwindet. Daß er ein höh'res Ziel im Tode findet. Adrian. Neuesse Eruption des Vesuvs. Am 21. October gegen io Uhr Vormittags begann der Vesuv Anzeichen einer bevorstehenden Eruption zugeben, welche aber so unbedeutend und gewöhnlich zu werden schien, daß man sich keinem bangen Vorgefühle überließ. Von Zeit zu Zeit warf der Berg brennbare Stosse aus, und die L<-va flosi in kleinen Srrömen an den Abhänge,, des BergeS herab. Dieß wahrte bis gegen 9 Uhr Abends; von ta sn biS gegen 1 Uhr nach Mitternacht, nahm man kein änderet Phänomen, als ein ununterbrochenes unterirdisches Don, N«!N und Getöse wahr. Am 22. October um i Uhr Morgens (menige Stunden vor der Abreise oes Königs nach Verona) brach eine furchtbare Eruotion aus dem Hauptkrater hervor, von leichten Erdstößen begleitet, welche nur in den dem Berge zunächst gelegenen Orten verspürt wurden. Der Dampf- und ^e,'??kegel, gewöhnlich „Pigna" genannt, erhob sich an vier Mi° glien himmelan, und dieLava, deren Breite schon den Zan^n Umsang des Vergeb bedeckte, mch von Sachkundigen auf eine Miglie breit geschätzt ward, theil« sich unverzüglich in zwey Hauptarme, wovon der er. sie, stets reisiendern Laufes über alte Lavafelder, sich zur Einfledelty doßen glühenden Steine sind zwey Mi-glien weit in den Umkreis des K^els geschleude«, die klenien und Schlacken in »veir größerer Entfernung geworfen worden. In manchen Stunden war die Fmssernisi so dicht, daß man den Vesuv nur in den nächsten Umgebungen wahrzunehmen vermochte. Die Hauptstadt war in lM-ermeßliche Aschenwolken eingehüllt. In Torre del Greco lagen die Schlacken einen Zoll, um B?sco tre Case, bis an 5 Palmen hoch; die Lapilli hatten die Größe einer Pomeranze. Die Gewässer der See, der Quellt» und Cisternen haben nicht die geringste Veränderung und Verminderung erlitten; diese Wahrnehmung, in Verbindung mit der unermeßlichen berettS ausgeworfenen vulcanischen Masse, und des Anfhörens der Dampf' wölken aus den Kratern am AbHange des Berges, geben Hoffnung, baß alle weitere Gefahr beseitigt seyn dürfte. In Bosco tre Case schlug einer von den alls dem Krater ausgehenden Blitzen in die Kirche S. Anna, als eben die Gemeinde zum Gebeth versammelt war. Der Oberbefehlshaber der kaiierl. österreichische« Occupationiarmee, General der Cavallerie, Ba>oN Frimont, hatte gleich Anfangs alle möglichen Vorkehrungen und Maßregeln, die er nach den Umständen für angemessen hielt, getroffen, um aller Unordnung in der bestürzten Hauptstadt vorzubeugen. Die Wachtposten wurden verstärkt, die Truppen standen unter dem Gewehre. Eine Compagnie von österreichischen Pioniers leistete zur Unterhaltung der Commumcatiot! zwischen der Hauptstadt und Torre dell' Annnnziita, da die dahin führende Straße von Schlacken unwegsam geworden war, treffliche Dienste. Die öffentliche Nuhe ist nicht einen Augenblick gestört worden. Den neuesten Nachrichten aus Neapel vom l» Nooemberzufolge, hatte der Vesuv alle die letztereil Tage des Octobers hindurch noch immer Schlacken, Asche und Rauch ausgeworfen. Da es am 27. und 26. ziemlich stark regnete, so war die ganze umlieHende Gegend -mit einer, aus der Vermischung bes Negen-wassers mit Asche entstandenen Lehm-Schichte bedeckt. Am 3o. warf der Vesuv, doch in viel geringerer Quantität, noch Asche und Steine aus. Am 3i. war der, Himmel heiter. ANein laut Particular-Briefen vom i. November schleudert der Vesuv aufs neue zahlreiche Sreinregen aus, welche mit immer größerer Wuth seine fruchtbaren Umgebungen verheeren. Von Torre deü" Anüunziata fasi bis Neapel war die Sonne durch dichte Wolken ausgeworfener Materie so verfinstert, daß es Nacht zu ftp" schien; jedes Gebüsch, jeder Baum war blätterlos und ausgedörrt. Das Gewicht der ausgeworfenen Steine hat eine Kirche in der Nahe von Vosco tre Case, und in andern Orten verschiedene Bau-ernhauser zerstört; der dermahlige Ausbruch bi-ethet ?lle jene Phänomen dar, welche schon der junge Plinius in dem Briefe schildert, worin er den Tod seines Oheimä bedauert, der ein Opfer seiner gelehrten Wißbegierde geworden war. „Der Vesuv selbst," heißt es in einem andern Schreiben aus Neapel vom t. Nov., „ist nicht mehr ju erkennen. Die Hälfte seines oberen Kegels ist verschwunden. Sonderbar genug wird die.Ver-tleinerung des Vesuvs in den neapolitanischen Zeitungen fast ganz Übergängen, wahrend sie doch den bündigsten Beweis für die Heftigkeit der Explosion liefert. Der in die Luft gesprengte oder eingestürzte obere Theil des Kegels mag gering gerechnet Io toisen betragen. Der Krater ist bis auf diese Stunde noch m'cht zu-sanglich/' Beschreibung der großen Höhle von Watertown. Vor Kurzem wurde auf dem nördlichen Ufer des schwarzen Flusses, in den Ländereyen des Hr». Jacob Le Nay, dem Dorfe Natertown gegenüber, eine äußerst merkwürdige Höhle entdeckt, deren Mündung ungefähr ia Ruthen vom Flusse entfernt ist, nördlich von den Fallen der Cowans Insel. Die Größe der Höhle, die Menge der geräumigen Gemacher, Hallen und Kammern, woraus sie bestehet, und die ungeheure Meng« von kalkartigen Versteinerungen, von der Harte des Kalkmörtels, bis zu den schönsten Stalaktiten, so hart wie Marmor, welche sie enthalt, machen es schwer, wo nicht unmöglich, dieselbe zu beschreiben; ich will also nur die Beschreibung von drey oder vier Kammern zu geben suchen.,— Der Eingang zur Höhle ist in einer kleinen Vertiefung, ungefähr 5 Fuß unter der Obesfläche dcs umgebenden Bodens. Vonta steigt max 16 i.!2 Fuß abwärts, und gelangt in ein Gemach von ungefähr i6Fuß, bey 20 und 3 Fuß hoch, und befindet sich einem großen flachen oder Tafelfelsen gegenüber, von 12 bis ,4 Fuß im Gevierte, 2 Fuß in der Dicke und ungefähr 4 Fl'ß vom Boden der Hohle abstehend; die Decke ist mn Tropfstein bedeckt, wovon einige bis beynahe auf den Tafetfelsen heradreiche»,. Auf der linken Seite ist ein Bogengang von 100 Fuß und 5« Fuß, und auf der rechten befindet sich ein anderer Gang, welcher am Boden 6 Fuß breit und 6 Fuß boch ist, und der in ein großes Gemach führt. Ungefähr 2c» Fuß weiter kommt man zu einein andern Bogengang, welchev in einen Saül von 10 Fuß Weite und 100 Fuß Lange und zwischen 5 und L Fuß Höhe führt, von Pfeilern und Bogen getragen, und die Seilen mit Drapperien in den verschiedenartigsten Formen und der blendendsten Weiße behängen. Beynahe in der Mitte dieses Saales ist ein Bogengang, durch welchen man in ein großes Gemach kommt, welches, wie der Saal, mit Vorhängen umgeben And mit Tropfstein behängen ist. Gehet man in der Halle zurück, so gelangt man durch einen andern Bogengang in eine Menge Kammern auf der linken Seite, welche wie die vorigen mir Vorhängen und Tropfstein umhängen sind. Alsdann steigt man zehn Fuß tief in ein zwanzig Fuß ins Gevierte haltendes Gemach, welches gleichfalls Vorhänge und Tropfsteine hat. In einem Winkel dieser Kammer brßndeb sich eine kleine Erhöhung vbn ungefähr zwölf Fuß im Umfang und drey Fuß in der Höhe, deren Gipfel hohl und von dem Tropfen der Stalaktiten, wovon einige biS beynahe ans Becken reichrn, mit Wasser angefüllt ist. Von diesem Zimmer hinabsteigend, gelangt man durch einen andern Dogengang in einen Saal, in welchem sich ein anderes Wasserbecken befindet, das sich ungefthr vier Zoll über den Boden erhebt. Es hat die Größe, Gestalt,und Dicke eines großen Theebretes, und ist voll des durchsichtigsten Wassers. Die Meng« und Größe der Gemächer mit be» herrlichen weißen Vorhängen, tie sich drep Fuß vs» der Decke in der grßßten Manigialtigkeit hinziehen, und den schönsten Tapeten gleiche!,, und tzie bestandig hän-zenden großen Wassertropfen, und die Spitzen dcr zahllosen von der Decke herabreichenden Tropfsteine; ANd die auf Fufigessellen rufenden Pfeiler vonTpath, tie an einigen Stellen die oberen Bogen zu tragen bestimmt scheinen ; der Wiederschein der Lichter und der große Umfang und die ungemeine Manigfaltigkeit der Scene, bilden zusammen eine der herrlichsten und auf-fallendsten Schauspiele, die man sich denken tann. Da die Hoble nur erst ;um Theil untersuchr worden ist, so ist zu vermuthen, daß sie noch weit größer gefunden »erden wird. Die Walder in Brasilien *). Die Urwalder Brasiliens sind für den Reisenden Beynahe undurchdringlich, der hier außerdem noch mit Sümpfen, Waltströmen und andern Hindernissen zu kimpfen hat. Dennoch vergißr der Reisend« bey dieser immer aufgeforderten Thätigkeit die Beschwerden, welchen er unterworfen ist, und der Anblick jener herrlichen, erhabenen Weltnatur, gewährt Icdem durch immer neue und wechselnde Scenen Beschäftigung; denn besonders der Europäer, der zum ersten Mahl in jene Wälder eintritt, bleibt in einer beständigen Zerstreuung. Leben und üppiger Psianzenwuchs ist überall verbreitet, nirgends ein kleines Platzchen ohne Geivochfe, an allen Stammen blühen, ranken, wuchern und heften sich Pflanzen, manigfaltige Farrenkrä'uter, Flechten und Moose verschiedener Art. Das Dickicht bilden die Geschlechter der Palmen und Feigen, und Tausende von «ndern größtentheils noch unbekannten Baumarten, deren abgefallene Blüthen man auf oer Erd« liegen sieht, und kaum errathen kann, von welchem der Riesenstamme sie kamen; andere mit Blumen völlig bedeckt, leuchten schon von Ferne weiß, hochgelb, hochroth, rosen-«oth, violet, himmelblau u. f. w<, und an Sumpfstellen drangen, dicht geschlossen, auslaugen Schäften die *) Aus der Schrat: Neis« nach Brasilien, in den Iah« reu i»i5 bis,817^01, Maximilian, Prinz zu Nied-Nenwitd. H. Vaud. Frankfurt a. M. 182» bey H. L. Vr«nn«r< großen, schönen elliptischen Blätter der Helicomen sich empor, die oft zehn biszwolfFuß h^ch sind, un> mit sonderbar gebildeten hochrothen ober feuerfarbener Blüthen vra^gen. Auf den höchsten Stämmen, hoch oben in des Theilung der Aste, wachsen ungeheuere Bro« melia-Stauden, mit großen Blumenkolben oder Trauben , hochzinnoberroth oder von andern schönen Farben; von ihlien fallen grcße Bündel von Wurzeln, gleich Stricken herab, welche bis auf die Erde niederhängen, und unten den Reisenden ein neues Hinderniß bereiten. Solche Bromelia-Stauben füllen alle Baume an, bis sie nach Jahren absterben, und, vom Winde entwurzelt, mit Getöse herabstürzen. Tausendfältige Schlingpflanzen, von den zartesten Formen bis zu der Dick« eines Mannsschenkels, von hartem, zähem Holze, verflechten die Stamme, steigen biS zu der höchsten Hohe der Baumkronen, wo sie alsdann blühen und Frucht tragen, ohne daß je ein menschliches Auge sie fah° Manche derselben sind so wunderbar gebildet, wie zum Beyspiel gewisse Bauhinia-Arten, baß man sie ohne Staunen nicht betrachten kann. Aus vielen derselbe« fault der Stamm, um den sie sich geschlungen, Heraue, und hi?r stehl dann eine kolossale gewundei« Schlange, deren Entstehung sich auf diese Art leicht erklären läßt. Wer vermöchte anschaulich das Bild i/ner Wälder dem, der sie nicht selbst gesehen hat, zu entwerfen! Wie weit bleibt hier die Schilderung hintt« der Natur zurück! Charade. Mein Erstes klingt nicht selten naseweis. Und hat dem Klügsten oft zum Denken Stoff gegeben» Mein Zweytes nährt und lohnt des Bauers Müh' und Schweiß, Flocht um des Helden Schlaf schon manchen LorberrtiS, Und kostete schon Millionen Lehcn. Mein Ganzes ziert ein großer Mann, Den Deutschland stolz den Seinen nennen kann. Auflösung der dreysylbigen Charade in Nro. 46. Halskette. Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen von Hleinmayr.