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VI. Jahrgang
Die «Marburger Stituiia" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise ^ für Marburg: gaiujährig 6 si., halbjährig 8 fl.. vierteljährig 1 fl. SV kr; für Anstellung ins Hau» monatlich 1b tr. — mit Postversendung: ganzjährig 3 si., halbjährig 4 s!., vierteljährig S si. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, beizwetmallger mit IS, bei dreimaliger mit tr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung Lv kr. Inserateu-Stempelgebühr kommen.
Zur Geschichte des Tages.
Die fei«rlicht Eröffnung des Reichsrathes veranlaßt die ansländische Presse, Oesterreichs ZWnft, Oesterreichs Bestand als eine Nothwendigteit zu besprechen. Nachrichten ans Berlin. Paris und London melden übereinstimmend, daß die Thronrede eine günstige Aufnahme gefunden. Wenn aber die Amtlich«« und Alle, die zu denselben stehen, deßwegen zu sehr jubeln, so machen wir sie aufmerksam, daß die GSuner' Miene der granzojen uns beleidigt — daß uns eine gewisse Röthe ins Geficht steigt, wenn Bismarcks Leibzcitung. die „Nordd. Allgemeine" ertlürt, dat auch Preußen wie Oesterreich den Schleier des Bergeffens über daß Beraangene tverfen, dem Emporblühen des Donaureiches bereit-willigst seine Thtinahme „und wo nöthig scine Unterstützung angedeihen lassen werde". Englands Rath ist gut — Englands Trost vermag Bal» sam in die Wunden Oesterreichs zu träufeln — sorgen »vir aber, baß wir Napoleons Wohltvollen nicht brauchen, daß Bismarck uns keine Un-terstützung darf „angedeihen" lassen.
Die preußische Regierung ist entschlossen, gegen die Um» triebe in Hannover mit aller Strenge vorzngehen. Ein ministerielles Blatt — die „Prov. Korr." — sagt hierüber: „Die erfolgte Anfdecknna der Verrätherischen Verbindungen lvird dazu dienen, dem unseligen Trel-ben ein für alle Mal Einhalt zu thuy. Die preußische Regierung wird vor Allem im Interesse des hannoverischen Landes selbst handeln, wenn sie ^en tinablüssigen Anreizunaen zur Anstehnung gegen die bestehende Ordnung, de« verzweifelten Anstrengungen einer Partei, welche für ihre Zwecke selbst den öandesverrath nicht scheut, durchgreifend «in Ziel scht. Die Regierung hat gegen den vormaligen König und seine bethörten A»' häng^ bisher immer wieder Rüttstchtnahme und Langmnth geübt; dieselben haben jedoch die Milde nnr mit gesteigertem Trotz erwidert —
es ist daher an der Zeit, daß die Nachficht nnnmehr der ausschließlichen Erwägung des öffentlichen Interesses weiche. Die Regieruug ist es der preußischen Monarchie ebenso wie der hannoverischen Bevölkerung schuldig, den Umtrieben mit allen Mitteln entgegenzutreten, und dem Lande die Sicherheit einer ungestörten und gedeihlichen Entwicklung wieder zu geben. Der vormalige König von Hannover aber wird mit stch zu Rathe zu gehen haben, ob er fich in das TeWck. welches ihn durch seine eigene Schuld betroffen hat. endlich mit Würde fügen oder durch weiteren nutzlosen Wiederstand nnd dnrch verrätherische linternehmungen gegen Preußen und Deutschland auch die persönliche Rücksicht vollends verscherzen will, welche die Regiernng unseres Königs den deutscheu Aür-sten. die als Opfer der vorjährigen Kämpfe gefallen sind, seither in so reithem Maße bewiesen hat. Vie Königin Marie, deren fortgesetteir Aufenthalt auf der Marienburg bei Hannover den welstschen Umtrieven, wenn nicht als Stützpunkt, doch zur Ermunterung dient, wird fich, falls sie ferner als Taft des König« von Prkußen dort verweilen will, jeden« falls den Formen und Bedingungen solcher Gastfreundschaft zu unter« tverfen haben."
Wie aus Neapel gemeldet lvird. soll der Befehlshaber der so genannten „europäischen glott»" der Bereinigten Staaten. Karragut, vorläufig seinen Sitz dort aufgeschlagen haben. Die Flotte soll aus SS Panzerschiffen der ninesten Art gebildet sein. Einige Abtheilungen bestn-den fich in der baltischen See ; der größte Theil jedoch kreu^ im Mittelmeer, in den adriatischen. ägeischen und ficiliantschen Gelvässer». Daß man in Sizilien daranf rechnet, es »erde der Amerikaner seinerzeit das Streben nach Selbständigkeit aus der Insel fördern, ses' hier nnr nebenbei bemerkt. Jedenfalls ist die Anwesenheit dieser Motte in ErwÜ-guug der politischen Arenndschaft zwischen Rnßland und Amerika ei» be« deutfames Ereigniß.
Eine Arkeiterfladt.
Im Jahre 18ü2 gründete fich in Mühlhansen (Elsaß) die ^Gesellschaft zur Erbauung einer Arbeiterstadt", bestehend aus IS Tdeilnehmern mit einem Kapital von 200.000 Franken. Jetzt zählt sie 19 Theilnehmer mit einem Kapital von 3bS.000 Franken, die Aktie zu 5000 Fr. Die Berwal-tuug der Gesellschast wird besorgt durch einen Ansschuß von 4 bevollmächtigten Mitgliedern. Bon der Staätsregierung erhielt fie eine Unterstützung von edenfalls 300.000 Frauken, lvelche aber nur für Aus-i^ben von gemeinem Nutzen verwendbar find, also für Straßengrnnd und Straßenbau, Rinnen. Zäune, Brunnen und Lindenpftanzuugen, sotvie sür zwei größere Gebänlichkeiten: ein Bade- und Waschhaus und ein, Bäckerei mit Wirthst»aus. <Die Bäckerei ist im Stande, in 3 Oefen täglich 600 fünspsündige Laive zu backen.)
Jene vom Staat bewilligte Unterstützung von 300.000 Franken war überdies an die Bedingung geknüpft, daß die von der Gesellschaft gebanten Häuser zn geringerem Preise an die Arbeiter verkauft oder zu einem Preise vermiethet werden, der 8 -/g nicht übersteige. Dnrch ihre Satzuugeu hat übrigens die Gesellschast selbst fich jeden Gewin» versagt, wie denn die Theilnehmer nur 4 °/»erhalten und etwaiger Gewinn immer für Ansgaben von gemeinem Nutzen verwendet wird.
Das Berhältniß nnn zwischen der Gesellschaft nnd den'Arbeitern ist näher dieses! Die erster« baut Häuser für nur eine Haushaltung nnd verkaust fie an letztere mit Gewährung langer Ziele, oder vermiethet sie in Erwartung eines Känfers. Venn der Berkauf stattfinde» soll, so hat der Berkäuser eiue erstmalige Einzahlnng von 3—400 Franken, je nach dem Preis des Hauses, z» machen, welche Snmme ihm gntae-ichriebe» wird und zur Deckung der Berkaufskosten nnd Lerkäufsrechte dient, sobald die Zeit der Uebergab« gekommen. Ferner verpsitchtet sich der Känfer zu einer monatliche» Abzahl»ag von 18 bis ZV Franke»; es steht ihm anch frei, statt jener erstmaligen Einzahlnng eine verhältniß. mäßig größere Monatszahlung z» leisten. Bon allem so eingezahlten Geld bezieht er fortwährend S Z'nfen. hat also kin Geld i» ein« g»te Sparkasse gelegt nnd bekommt »berdieß dnrch die regelmäßig mit ihm geführte Abrechnung eine feste Bslstellung von seiner »irthschaft-liche» Lage »nd eben damit anch einen neue» A»trieb z»r Ord»nng nnd S^rfamkeit.
Anf diese Weise geschieht es, daß ein Känfer mittels jener ersta»a-
ligen 300 Fra»ke», der monatlichen Einzahlnng von Sö Hanken «nd der Sinsen ein Haus im Wertll von 3000 Franken nach Lerflnß von 13 Iahren und einige» Monaten sein freies Eigenthnm nennen kann. Jedoch folgt ihm die Erfüllung gewisser Bedingnngen noch in dieses Befitzrecht nach; er muß die Liegenschast in ihrem änßeren Bestand belassen, den zu jedem Haus gehörigen kleinen Garten erhalten und pffegen, die Berzännung des Gartens «nd die Lindenpftan« znng längs der „breiten Steine" erhalten ; endlich ist es ihm verboten, ohne ausdrückliche Erlaubniß der Gesellschaft irgend Miethsleute aufzu« nehmen.
Mit tvelchem Erfolg hat nun diese Gesellschast gearbeitet? Vom Jahre 18S3 bis 18S3 wnrden 616 Hänser gebaut «nd von diesen 550 verkaust, die übrigen vermiethet. Diese Häuser sind nach verschiedenen Plänen aebant worden, entweder, wie Anfangs, in Reihe» von 10 bis Z0 znsammenh'lngenden. einstöckigen, nnr für eine Haus-haltnng bestimmten, für sich abgeschlossenen Hänsern. mit einer gleichen Reihe. Rücken gegen Rücken zusammengebaut — oder, was später den Vorzug fand, in Gruppen von nur vier derartigen Häusern. wobei zwet und ztvei mit dem Rücken aneinander kamen — oder endlich ganz einfache Häuserreihen von vorne nnd hinten frei.
Eine jede Haushaltung ist sür sich abgeschlossen, sowohl im Hans als im Ehrten; dieser letztere fehlt niemals «nd ist eine große Zierde nicht blos der Hä«ser. sonder« auch der Straßen, überdies ein bedentendes Lnstreiuigungsmittel. Hiebe» ist «och z« bemerken, daß die Hanptstraße« eine vorgeschriebene Breite von 33 Fnß haben, von denen 9 F«ß anf die „breiten Steine" kommen.
Das Ganze gewährt immer einen reinlichen, in der Sommerszeit anch einen lieblichen Anblick Wtnn Abends nach des Taaes Last «nd Hitze der Hansvater müve und bestänbt aus der Fabrik heimkehrt, so genießt er nach de» Nachtessen hart an seiner Thüre. im Kreise der Seinigen. von Niemqfld gestört, sera vo« dem Dnmpfe« der Altstadt «och ein Stündchen die reine, kühle Abendl«ft «nter seinem Weinstock ««d Feigenbanm. Wer nm diese Zeit etwa noch die lange Napoleonsstraße dnrchwandert. der sieht nnd hört fast überall, znr Rechten «nd znr Li»ke« Seiche« ej«es vergnügten Familiealebeas. Und wie sehr mag man dieses befchetde«e Maß vo« behaglicher Freiheit «nd Anhe de« Arbeitn ^««e«, der den ga«ze« Tag« über ei« freiwilliger SNave gewesen l Hin doch ist
Napoleon hat daS Lager von Ehalons am 10. Mai eröffne« lassen. Das in dem Lager vereiniale Armeekorps von 38- bis 40.000 Mann besteht aus vier Divisionen Jnsanterie (die Zuziehung einer vierten Division war während den Verhandlungen über Luzemburg angeordnet und seitdem nicht mehr abbefohlen worde^ einer Division Kavallerie und zwAf BatteritN. Das gleichfalls zu den Mannövern berufene 19. Linien. Regiment ist bereits mit Hinterladern versehen; außerdem sollen tau« send solche Gewehre unverweilt an jedet Infanterie Regiment des Lagers vertheilt werden. In militärischen Kriisen zweifelt man nicht, daß die erwarteten fremden Herrscher in ^Gesellschaft ors Kaisers das Lager besuchen werden. Nach den Befehlen, welche der Kaiser ertheilt. sollen die Truppen besonders anlange Märsche gewöhnt und auf schnelle Leweauug eingeübt werden.
Der österreichische Gesandte in Washington ist angewiesen, in dem Augenblicke, wo die Person deS Kaisers Maximilian durch andere als die Gefahren eines regelmäßigen Kampses bedroht er« scheinen könnte, mit den siegreichen Republikanern in unmittelbare Ber-handlang zu treten. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat sich beeilt, für einen solchen Fall die Zusage zu ertiieilen, daß sie dem Gesandten mit dem vollen Gewichte ihrer moralischen Unterstützung zur Leite stehen werde.
A» dt» Mwifteri«« de« Krieg«» ««d der Ai«a»te«.
Marburg. 25. Mai.
Die erste Anfrage, die im Hause deS Abgeordneten gestellt worden^ ist die Anfrage Mühlfelds und seincr zweiundsechszig Genoffen über die lvefestignng Wiens.
Diese Abgeordneten erwägen die Unzufriedenheit, ivelche der betref« sende Entschluß der Regierung hervorgerufen — erwägen den üblen Eindruck. den die schnelle Ausführung gemacht, die schon begonnen, ehe noch der Neichsrath sich versammelt und die seitdem nur um so rascher fort-gefetzt worden. Mühlfeld und ^ seine Aenoffen ziehen daS wichtige In-tereffe in Betracht, welches nicht allein die Bevölkerung von Wien hat. sondern auch das Land, ja das ganze Reich haben „dürfte". Die Awecklvfigkeit einer Befestigung Wiens gegen den geind habe man im vergangenen Jahre an den glorisdorfer Schanzen erkannt und müssen bei der allgemeinen Geldnolh die ungeheuren Kosten berücksichtigt werde».
Mühlfeld und Genossen fragen die Ministerien des Krieges und der Finanzen, Welchen Zweck verfolgt die Reglerung mit der beschlossenen und zum theile schon in Ausführung begriffenen Befestigung? — Wie hoch belaufen sich nach dem Boranschlage die Kosten überhaupt und wie viel hat bisher der Bau schon gekostet? — Woher wurden bis jetzt die Anslagen bestritten und woher sollen sie künstig bestritten werden? Der Atuanzminister Becke versprach, in einer der nächsten Sitzungen zu ont» Worten. Welchen Erfolg wird diese Anfrage haben?
er Meusch und darf es sein und kann seines Lebens eine Weile froh werden.
Daß nnter der Mühlhauser Arbeiterbevölkerung ein sehr staikes Verlangen nach den ehrlich erworbenen ^^orrechten und Bortheilen eines solche« Besitzes rege ist, beweist unter Anderem der Umstand, daß dnrch die Baumwollenkrifts keine erhebliche Abnahme in der Leistung der Monatszahlnngen herbeigeführt wurde: der Unterschied zwischen dem Rech-^»ngsjahr 186I/6Z und 18SS/63 betrug nicht einmal 2000 Franken Abuahme. Auch das Bade- und Waschhms wird sortwährend stark von de» Arbeitern beuützt: die Reineinnahme hiefür delief sich im Jahr 186Ä68 ans IllS Franken, nämlich für 8366 Bäder und 18.921 Wäschen. Der Preis eines einzelnen Bades ist IS Centimes (6 kr. ö. N.) früher war er 20 Cent.
Wie unermüdlich übrigens die Verwaltung der Gefellschast in der Anfsuchuna von Erleichterungen sür die Arbeiter ist. mag ersehen werden aus dem bei der letzten Jahresversammlung gemachten Vorschlag, dahin» gehend: „es soll den Arbeiterfrauen eimöglicht werden, im Hause sür die Fabrik arbeiten zu können" Zu diesem Behuf sollte für je 10 Häuser eine Spinnwerkstütte angebaut werde«, deren Maschinerie durch eine Dampsmoschine von 3 bis 4 Pferdekräften in Bewegung gesetzt würde, welche je am Ansan,; einer Häuserreihe errichtet und unterirdisch mit der Werkstatt in Verbindung gebracht werden könnte; hlefür wäre ein Aufwand von von etwa 11.000 Franken, aber eben damit auch eine Erhöhu^ des Verkaufspreises der Häuser um 30V Frauken nöthig". Dieser Ä»rschlag wurde von der Bersammluag jedoch uicht angenommen, mit dem Bemerken, daß der Läim der Maschine für die Bewohner, insbesondere für die Kinder schädlich sein könnte. Das Ganze zeigt aber, mit welch ausnahmsweiser Fürsorge viele der Mühlhauser Arbeitgeber ihrer Pflichten gegenüber den Arbeitern eingedenk sind. Ganz neuerdings sind auch sür die Vesitttr der besterhaltene» Hänser nnd am sorgfältigsten gepflegten Gärten Preise ausge setzt worden.
WMngton. Napoleon und Ätücher.
General von Müffli»g erzählt in seinen Denkwürdigkeiten : „Während des Marsches (»ach der Schlacht bei Waterloo) hatte Blücher einst die Aussicht, Napoleon gefangen zn nehmen, wonach er auch recht sehr strebte. Den französischen Bevollmächtigte», welche zu ihm gesandt wurde», um »ber ei»e» Waffenstillstand mit ih» z» verhaudel». stellte er sogleich die
Wenn wir bedenken, daß die Regierung den Entschluß gefaßt. uN' geachtet die unabhängige Presse abgerathen — ungeachtet die Bettretuug der Reichshanptstadt denselben mit den tristigsten Gründen bekämpft — ungeachtet Landtag und Reichsrath sich dage^n erklärt. . . wenn wir bedenken, daß die Regierung vom Entwurf des Planes zur Verwirklichung deSfelben mit einer Eile geschritten, die in Oesterreich gar selten: dann müssen wir überzeugt sein, daß es der ernste Wille unserer Staatslenker ist. di^e Befestigung Wiens zu vollenden.
Kann die Regiemng ihren Willen durchschen? Wenn der Fiuanz. minister in einer der nächsten Sitzungen des Abgeordnetenhauses Mühl« selo und seinen Genossen erwidert; „Die Befestigung der Reichshaupt, stadt ist Sache deS Reiches — Angelegenheiten, welche die Gefammmt« heit betreffen, gehören nicht vor die Vertreter der Westhülste — eine Körperschaft, welche über Reichssachen zu entscheiden hat. gibt eS aber noch nicht, sie muß erst geschaffen »Verden — ist eine solche zu Stande gekommen, dann werden sich die Reichsminister vor derselben veraut-Worten" . . . wenn also der Finanzminister dieS erwidert und Mühlseld und seine zweiundsechszig Genossen eS vernehmen, was können sie entget^nen — »vas vermag das Haus der Abgeordneten verfassungsgemäß ? Bitten und Beschwerden haben bisher die Regierung nicht erschüttert — Bitten und Beschwerden des Reichsrathes werden die Regierung auch künstig auf ihrem Wege nicht beirren. Sitzen unsere Abgeordneten nicht fleißiger als bisher — finden noch viele überflüssige Reden so stür-mischen Beifall, wie jene des Abgeordneten Pratobevera über den Erlaß einer Adresse — will der ReichSrath übcr den Ausgleich mit Ungarn feilschen und markten .... wie lange wird es dann wohl dauern, bis die Verantwortlichkeit der Reichsminister eine Wahrheit ge» worden?
Die Befestigung der Reichshauptstadt »verde» Mühlfeld und seine Genossen, werden alle Reichsräthe zusammen nicht aufhalten.
Je näher die Bollendung einer Thatsache ist, desto schwerer, füllt sie ins Gewicht. Gesetzt nun. die Reichsangelegtnheit der Befestigung Vieus würde nach einem Jahre schon verfassungsgemäß verhandelt, aber der Bau hätte bis dahin Millionen und Millionen gekostet: was »verde» die Vertreter beschließen, wenn sie die bange Wahl i»aben. enttveder zu geschehnen DMen „Ja" zu sagen, oder ihre Zustimmung zn verweigern und dennoch Millionen zu bewilligen, um die bereits ausgeführteu Bauten zerstören zu lasse»?
Die Abgeordneten vom Jahre 1861 haben den vollendete« That» sachen Rechnung getragen — Rechnung tragen werden trotz aller Anfräßen und Verwahrungen auch die jetzt Gewählten -w- Rechnung trage« wird jede Mehrheit in und aus der Westhälfte des Reiches, so lange «icht eine wirtliche Volksvertretung tagt.
Die verkttiikg der virthschapliche»
im öffentlichen Leben war der Gegenstand eines Vortrages, der neulich im Sechshaufer Haudels« und Gewerbevereine vom Ausschußmitzliede P. Deml gehalten »vurde.
Bediuguug. Napoleon auszuliefern. Ich wnrde vou Blücher beauftragt, dem Herzog von Wellington vorzustellen, daß der Wiener Kongreß Na-poleon f»»r vogelfrei erklärt habe und daß er entschloffen sei, ihn nieder« schießen zu lassen, sobald er ihm in die Hände falle. Dennoch wünfchte er zu wissen, was der Herzog von der Sache denke, deun wenn er (der Herzog') dieselbe Ansicht habe, jo würden sie zusammen auf die Erreichung ihres Sieles hinarbeiten können. Der Herzog sah mich erstaunt an nnd begann die Richtigkeit der Erklärung, welche siel^ der Marschall von der Wiener Proklamation mache, zu bestreiten, »veil dieselbe durchaus nicht bezwecken könne, zu einem Morde Napoleons zu berechtigen oder auzu» reizen; er meinte daher, daß man aus dem erwähnten Dokument kein Recht entwickeln könne, Napoleon tobtznschießen, falls er ^um Gefangenen aemacht werden sollte.^ auch halte er seine Stellung und die des Marschalls seit dem gewonnenen Siege für eine zn hohe, als daß sie Ach eine solche Handlung erlaube» dürften. — Ich hatte die Kraft aller Argnmente des Herzogs gefühlt, bevor ich die Botschaft überlieferte, »velche ich sehr unger» übernommen hatte, daher ich auth »icht geneigt war, dem Herzog ^u widersprechen. „Ich wünschte daher", suhr der Herzog fort, „daß mein Freund und Kollege die Sache so ansehen möchte, wie ich es thne ; ei» solcher Mord würde unsere Namen mit Verbreche» befleckt der Geschichte überliefern, und die Nachwelt würde uns sage», daß wir »icht »verth ge-wese» wäre». Napi)leons Sieger zu seii». Außerdem »vürde eine solche lhat nutzlos seiu und kann keinen Zweck erreichen". Ich benutzte von di^en Ausdrücken nur so viel, wie nöthig war, um Blücher von seinem Bordaben abzubringen".
Müffling hat in dem Anhange zu seinen Denkwürdigkeiten drei De» peschen mitgetheilt. in denen Blücher den Herzog von Wellington zur Hinrichtung Napoleons z» vermöge» suchte. Die Depesche« fi»d vo» V»eisena» unterzeichnet und lasse« keine» Zweifel, daß ma» das im Kriege vergosse»e Blut an dee Ursache desselbe» rächen wollte, wäre diese in die Hände des preußischen Befehlshaders gefalle». Es war Blüchers flze Idee, daß der Kaiser an derselben Stelle hi»gerichtet werde» «üffe. wo der Herzog von Enghien seinen Tod erhalte» hatte. Die le^e Depesche wirft dem Herzog von Wellington eine „romanhafte Groß»«th" vor. »velche «an im preußischen Hauptquartier «icht begreifen könne. — Wahrscheinlich ist es nnr wenige» Fra»zose» bekannt, daß Naps-leons Lebe» mit vieler Mühe von dem Nebenbnhler desselbe» erhalte« w»rde.
Der Fortschritt in unseren Tagen, sagte der Redner, erfolgt Haupt-sächlich in wirthschaftlicher Richtung. Die Bedeutsamkeit der wirthschast-lichen Intereffen wird allseitig anerkannt; allein diese Anertenung ist vorderhand mehr eine theoretische. In der Wir/lichkeit sehen wir die öfftNtUchen Angelegenheiten meist auS ganz andern alö wirthschaftlichen Gesichtspunkten geleitet. Dieser Widelsprnch muß gelöst werden; das ist die Aufgabe der nächsten Zukunft.
Man könnte einwenden; Nichts hindert in einem Bersafsvngsstaate. daß die wirthschaftlichen Intereffen in den Kammern eine hinreichende Vertretung finden und jenen Einfluß auf die Führung der Staatsge-schäfte erlangen, welcher einem gesetzgebenden Körper überhaupt zukommen kann. Allerding», nirgends steht geschrieben, daß Geschäftsmänner— Bankiers, Kaufieute. Fabrikanten, Rheder, Landwirthe, Bergwerksbefitzer n. s. w. ^ ^ in die Volksvertretung nicht gewählt werden sollen. Thatsache ist eS, daß fie gewählt werden; allein nicht minder ist eS Thatsache. daß in den gesetzaebenden Versamlungen die Geschäftsmänner eine Minderheit bilden, daß uberrall. in Deulfchland. in Frankreich, in Italien, in Ungarn, das gelehrte, namentlich das rechtsgelehrte Element, überwiegt. Bei dieser Iu ^mmensthung der Volksvertretung kann es nicht Wunder nehmen, tvenn das blosLormelle häufig auf Kosten des Materiellen gepflegt, wenn mehr auf das Wort als die Sache gefehen wird. Die bestgemeinten Anordnungen entsprechen oft ihrem Zwecke nicht, weil die Meinung Derjenigen nicht ^hjrt wurde oder nicht durchdringen konnte, Venen die betreffenden Lebensverhältniffe am besten bekannt find.
Es entsteht nun die Frage, ob diesem Zustand die Dinge ein noth-wendiger, ob derselbe allerwärts vorhanden sei? Diese Fraae. welche vielleicht Manche zu bejahen geneigt find, muffe entschieden verneint werden. Allein mit dieser Verneinung ist wenig oder nichts gewonnen. Eine Erscheinung, welche in fast allen Ländern Europas und unter den ver-fchiedenstea Verfaffungsverhältniffen zu Tage tritt, kann nicht daS Werk des bloßen Zufalles sein, hier muffen tiefere Ursachen wirken. Welches find diese Ursachen? Der Redner findet dieselben in dem Entwicklunj^s-aange, den das gesgmmte Staats- und Rechtsleben auf dem europäischen Fest-laude seit dem Ende deS 1ü. Jahrhunderts genommen, in der allmäliaen Verdrängung der germanischen Einrichtungen durch ein fremdes, oyne gelehrtes Studium nicht faßbares Staats- und Rechtswesen, während auf der Insel England das germanische Semeinwesen flch behauptete.
Der Vortrag schildert in Kürze die Aufnahme des römischen Rechtes in Deutschland, besonders in Wien, wo eS 149ü zum ersten Male öffentlich gelehrt wurde — wie im Volke lauter Unwille entstand über die Anwendung der fremden Rechte, und wie die römischen Juristen verfolgt und aus de» VerichtSsälen verjagt ivurden. Dennoch fiegte daS fremde Recht. ES fiegte wegen seiner innern Vortrefflichkeit, wogegen daS deutsche Recht alS höchst mangelhaft erscheinen mußte; eS fiegte, weil die Mrfteu an einem Rechte Geschmack fanden. »velcheS den Sah an die Spi^ stellt, daß der Fürst über daS Gesetz erhaben sei. wogegen nach deutschem Recht der König verantwortlich, und zwar doppelt, vor einem weltlichen und einem geistlichen Gerichte verantwortlich »var. Dem In tereffe der Fürsten entsprach dasjenige der römischen Ilzristei'. ivelche ihre Kenntnisse zu verwerthen suchten. Die im Entstehen begriffene unbe-schränkteLürstenmacht umgab fich mit Einrichtungen, welche der ständischen Einmischung entzogen waren; die römischen Juristen wurden im Fürsten-dienste angestellt und letzterer wurde immer mehr zum Staatsdienste. DaS Ergebniß war: der veamtenstaat an der Stelle der germanischen Selbst-regiernng.
Durch die Einführung der fremden Rechte wurde der Charakter der deutsche« Hochschulen geändert — kaum zu ihrem Vortheile, oder im Intereffe der allgemeine« Geistesbildung. Die englischen Hochschulen haben fich den ursprünglichen Charakter als vorwiegend humanistische Bildungs-anstalten beivahrt.; in vxfort und Cambridge «Verden keine Fachmänner, sondern Humanisten gebildet, und diesem System verdankt Engll^nd die Zierden seines Parlamentes, während das Recht in England, so w,e im mittelalterlichen Deutschland, gleich einem Handwerke dei einem Meister prakti^ erlernt iverden muß.
Die rechtsgelehrten Mitglieder des englischen Parlamentes bilden in demselben eine kleine Minderheit; eS herrschte und herrscht gegen dieselben ein starkes Voruitheil. Die überwiegende Mehrheit deS Unterhauses besteht aus bemittelten Privaten und Geschäftsmännern. Die Befähigung derselben beruht weniger auf gelehrter Vildung als praktischer GeschäftSkenntniß. erworben durch die Ausübung der StaatSämter als unbesoldeter Ehrenämter. in dem Grafschafts- und im Friedensgerichte. Das Unterhaus zählt i» seiner dermaligen Znsamensetzung nicht weniger als 4ö0 Friedensrichter, d. h. Männer von unabhängigen Vermögeusverhältniffen. welche nach t»esetzlicher Vorschrift ein reineS Einkommen von mindestens 10V Pf. St ans ein«« Landgut?, oder 300 Pf. St. IahreSrente befitzen müffen und in deren Händen der größte Theil der Landesverwaltung, der Gerichts« barkeit und Polizei gelegt ist. DieS die Bedentnng der Selbstregierung, dies die Grundlage deS Ansehens und EinfinffeS deS Parlamentes, welches seinem llrsprunge nach eigentlich ein Ausschuß der seldstregierenden Graf, schaften ist. In einer Versammlung von solchen Männern, welche die Politik nicht blos dnrch Lektüre uud Konversation kennen lernten, hat das Schönreden wenig Werth. In der That find die hervorragendsten Mitglieder deS Parlaments nichts weuiger als Redner gewesen, und die euglische Oppofition spricht ftetS unter de« Gefühle der moralischen Verantwortlichkeit, jeden Augenblick selbst daS StaatSrnder ergreifen und ihre Kritik durch die That bewähre» zu müffen. Der nüchtere Sin«, der gedämpfte Ton. die geschäftsmäßige Halting der englischen Volksvertreter ist weniger ihr eigenes Verdienst, a!s die Folge der dortigen Einrichtungen.
Der Vortrag gelangte zn dem Schlnffe, daß dnrch solche Reformen, »ie das deutsche Wechsel- und Handelsrecht fie angebahnt, namentlich aber dnrch die Selbftregiernng. die wirthschaftlichen Intereffen zur Selbst-vettretnna und Gkltendmachnng im verfaffungsmäßigen Leben gelange» können. Die Eelbstregiernng ei^fordert Gemeinfin» und Aufopf«rn»g: ihr
Wahlspruch ist: „lkeine Rechte ohne Pflichten." Kommt die Zelt, so würden Handel und Gewerbe gewiß bereit sein, die Pflichten auf fich zu nehmen, um die Rechte zu geuießen.
vermischte Nachrichten.
^ealpjäger.) Räch Berichten der Rewyorker Handelszeitung steht Amerika am Vorabende eines blutigen Indianer Krieges, der voraussichtlich „manches junge Glück zertrümmern, viel Elend verbreiten und viele Opfer kosten wird". „Die Regierung." fthrt die Rewyorker Handelszeitung fort, „scheint das Berhältniß mit den Rothhäuten lange nicht ernst genug ausgefaßt und nicht die unerläßlichen Vorbereitungen getroffen zu haben, wodurch jetzt eine sehr bedrohliche Lage entstanden ist. Ueberall erhebt in de-? Ebenen des fernen Westens der Sohn der Wildniß den Tomahawk und betritt den Kriegspfad. Unsere Besatzungen sind bereits auf ihre Forts beschränkt und werden in denselben belagert. Der General Hancock, dem die Leitung der Operationen obliegt, kam mit den Häuptlingen der Chevennes und Sioux zusammen und erhielt von ihnen die schönsten Versprechungen; aber als er am nächllen Moraen weiter mit den Stämmen verhandeln wollte, ergab es fich. daß dieselben nächtlicher Weile ihr Dorf geräumt und Feindfeligkeiten begonnen hatten, worauf das Dorf von den Unserigen verbrannl und somit der Vernichtungskrieg begonnen wurde. Der kühne Reiter-General Euster setzt dm Entwichenen nach, kann fie aber nicht einholen uud auch die Verfolgung nicht fortsetzen, weil es seinen Pferden am gewohnten Futter gebricht. Vereiuulne Anfiedlungeu werden überfallen, die Einwohner ermordet. Wäre den Lesern damit gedient, so könnten wir ihnen eine Galerie der haarsträubendsten Vorfälle liefern. Beispielsweise sei nur erwähnt, daß ein alter Mann bei Greenwood im Severner Thal von Indianern mit Keulen erschlagen wurde, tvorauf fie seine beiden 1ö uud 18 Jahre alten Töchter fortschleppten, mißhandelten und zuletzt auf die schanderhastest« Weise zu Tode marterten. Es versteht sich von selbst, daß es ein Verbrechen iväre. anS übertriebener Empfindsamkeit für die Indianer die Ansiedler ihrem Schicksal zu überlassen und die fernere Anfiedlung an den äußersten Grenzen der Civilisation unmöglich zu machen. Ein regelmäßiger, großer Feldzug ist unvermeidlich; derselbe ist mit furchtbaren Mühseligkeiten und Gefahren und «it großen Kosten verbunden."
tSin^rauVia^ Statistik.) ES iik berechnet tvorden, daß 78.V9V Menschen in Englaiid an Krankheiten wegen ungenügender Nahrung leiden, und davon ungefähr die Hälfte mit Tod abgeht. In dem letzten Bericht des General Registers ist eS schtvarz auf weiß zu lesen, daß alljährlich in London allein 7500 Menschen an Erschöpfung in Folge ungenügender Nahrung sterben. Glücklicher Weise gibt eS in London reiche Anstalten, welche fich mit solchen Kranken beschäftigen. Die großattigste dieser Anstalten, 1860 gegründet, sührt den Titel: „DaS NordLondoner Spital für AuStelirung und Kopfweh." Rührend bei dieser Musteranstalt find die alljährlich wiederkehrenden Geschenke von ehemaligen Gästen, die in beffere Umstände gekommen; diese Geschenke betrugen im vorigen Jahre über ü00 Pfund.
(Eisenbahnen.) Rußland hat jetzt 278 Meilen im Betrieb; im Vau find 334 und projektirt1100 Meilen, so daß daS ganze Netz 1700 Meilen umfaffen würde, die fich auf 41 Bahnen vertheilen.
(Absatzfähiakeit österreichischer Waaren in Portugal.) Ein Konsularbericht aus Liffabon macht auf die Wichtigkeit des portugiefischen Marktes sür österreichische Erzeugniffe aufmerksam. Die Portugiesen widmen sich, in natürlicher Folge der Ergiebigkeit deS BodenS, im Allgemeinen dem Landbaue und der Viehzucht, ausgenommen die von Fischerei und Schiffahrt lebenden Küstenbewohner. und so führt denn auch Portugal fast keine Industrieartikel, sondern nur LandeSpro-dukte aus. vielmehr ist Liffabon genöthigt. fast alle Manufaktur- uud Kurztvaaren. überhaupt industrielle Produkte vom Auslände zn beziehen. Der Bericht hebt hervor, daß es schon auS diesem Grunde allein wohl sehr wünschenSwerth wäre, wenn ein HandetSvertr.ig mit Oesterreich zn Stande käme, der. auf gegenseitiger Unterstützung der Nemden Industrie beruhend, sicherlich für daS Kaiserreich von dem größten Vortheile sein würde. Vor Allem ist die Brünner Tuchfabrikation hervorzuheben, für welche fich. wenn ebenso geschützt wie die franzöfische uud englische Manufaktur. eine um so wichtigere Absatzquelle bieten würde. alS die portn-giefischen Kolonien ihren Bedarf ausschließlich über Liffabon beziehen.
festere. N at i on a l i, a n k.) Die Bankdirektion hat beschlossen, dem Finanzministerium mitzutheilen daß die Kationalbank in die Lage kommen werde, für daS Jahr 1867 von der ihr durch daS lleberein-kommen vom Jahre 1863 zugesicherten bedingten Verzinsung des Darleihens von 80 Millionen Gebrauch zu machen, und daß fie fich bezüglich der Entschädigungsansprüche der Nationalbank an den Reichsrath wende.' Der belegte Ansprich gründet sich darauf, daß die Bank mit Zustimmung aller gesetzlichen Faktoren durch entgeltlichen Vertrag ein Recht erworben, das durch die Gesetze vom Jahre 1866 gebrochen wurde, wodurch ihr. wie sonst niemand Anderem, ein Recht aus Entschädignng crivächst.
^ie Grazer Handelskammer) hat an den Minister / von Becke eine Eingabe gerichtet, welche fich durch ihren Freimuth auszeichnet. Die Wünsche der Handelskammer gehen vorerst auf eiu ueues Gesetz über Handelskammern hinaus, damit letztere zur besseren Geltung gelangen : «omentlich soll eS nicht dem Ermessen deS Handelsministeriums überlasten bleibe«, welcher Handelskammer ei» Gntachteu in Handels- und Gewerbe Angelegenheiten abznnehmkn ist. DaS bestehende Handelska««er.
gesetz findet aber die Grazer Handelskammer dadurch verletzt, daß ohne Einvernehmen der Handelskammern Handelsverträge geschloffen und Zolltarifs Aendernuzen vorgeno»men wurM bnv em Vertrag «it der Sud-bahn Gesellschast platzgreifen könnt. Noch unbegreiflicher bleibt es, wie in
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jüngster gtit der Sntwvrf ein<r Civilproecß Ordnung nur den Advokat<n kammern zur Vegutachtuna mitgetheilt wurde; daß an einer schnellen und billigen Rechtspflege der Handels« und Gewerbeftand ein grSßercs Zntereffe habe. alS der Advotatenstand, bedarf wohl keiner weitläufigen Auseinandersetzung. Trotz der beabfichtigten Nerbtfskrungen vermißt die Handelskammer in dem neuen Entwurf einer Konkursordnung die unbe« schränkte Einräumung des Selbstveltretungsrechtes für den HandtlS- und Oewerbestand. Endlich erklärt fich die Kammer gegen die. Bereinigung des Finanzministeriums mit dem Handelsministerium.
Marburger Berichte.
(Die öahl de r^ lüderlicden Dirnen). die, seit dem 1.3än-«er 1S67 hier abgestraft und fortgeiviesen. einmal oder noch öfter zurückkehrten und die Stadt wieder verlassen mußten, beträgt 3S, darunter 11 aus dem Bezirke Pettau. Im vorigen Jahre bklief fich diese Zahl nur auf ZS.
(Giftverkauf.) B. T. aus Gonobitz. seit tlf Jahren sechsmal Wege» unbefugten Giftverkaufs bestraft, ist vorgestern neuerdings wegen dieser Uebertretung dem hiesigen Strafgericht überliefert worden: man hatte ein Pfund Arsenik bei ihm gfsundrn.
(Die Weingärten) habtn in Aolge der bedrohlich kalten Witterung am Donnerstag und Freitag, so weit unsere Erkundigungen reiche«, keine« Schaden gelitten: auf einiaen Berghalden bei St. Lorenzen «nd Heil. GeiK ftnd jedoch unterm Schneedruck viele Obstbäume zu-fammtngtbrochen.
(Herr Kratky - vas chik). Zauberkünstler am englischen Hose, wird heute, vielleicht auch morgen, im Theater rine Borstellung geben Nach Zeitungsberichten aus Wien. Pest. Graz. Klagenfurt, Agram habeu die Leistungen des Herrn Kratky i lbst bei Aachmanoern die vollste Anerkennung gesunden und darf auch das hiefige Publikum fich einen genußreichen Abend versprechen
(Die landschastliche Musikkapelle von Sauer« brun«), SS Mitglieder stark und steirisch gekleidet, wird unter der Leit««g des Herrn Albert Hohl am Freitag nach dem Orte ihrer Be-ftimmung abgehen, zum Abschiede jedoch am Dienstag und Mittwoch i« Garten des Herrn Kartin. bri ungünstiger Witterung im Saale des«
selben, eiue mufikalische Unterhaltung veranstalten. Seit sünf Jahrm hat Marburg nicht mehr das Bergnüaen gehabt, diese Kappelle voll« zählig zu höxLN : dieselbe wird an beiden Tagen Märsche, Berschiedenes aus den beliebtesten Opern und die neuesten tanzweisen, die hier noch nie gespielt worden, zur Aufführung bringen. Mdge fich die Kapelle, deren tüchtigste Mufiker bei Schillers Glocke von Romberg so trefflich mitgewirkt. zum Abschied eines sehr zahlreichen Besuchs ersreuen.
Letzte Post.
Die WeßsuZea für die kroatische« Irrvn«i>a4abaeord>eee« be« to«t »te «z»tchstell»«g mit Ungar», die Gelbftaiidtsrett des »reiei-„ige« KAnigreiches «»d die «emeinsamkeßt beider n«r t» der Kr»»» und in der ArA»«»g.
Pre»ße» will die Luxemburger Besatzung «ach Raftutt Verlege« : Ara«?reich würde darin ei«e Beleidiguua erblieke».
I» SkumAnie» werde» alle Juden ausaewiefe«.
Die griechische Regier««« setzt ihre «iiftuuge« f»rt.
Kaiser Maximilian soll ftch noch i« ivnerenero befinde«.
Telegraphischer Wiener CourS vom 25. Mai. .... 60.—
b'/, Metalliques - . - . . öv, Nattonal Anlehen .... 70.1V Igvver Staats-Anlehen . . . 88 20 Bantaktien.......728.—
Kreditaktien...
London .....
Silber.....
K. K. Münz'Duketen
181.-1Z7.»» 1Z4.7» 5.SS
Geschästtberichte.
Marburg. Zb. Nai. tWocheaMarktsbericht.) veizen fl. S.10. Kor« ff. 4 65. Gerste fl. 3.20 Hafer fl. S.—, Kukurutz si. S.70, Heiden st 3.80, Htefebeet« fl. 8.—, Erdäpfel fl. 1.60 pr. Netzen» Rindfleisch ZS tr., Kalbfleisch S4 ?r., Schwein» fleisch jung S4 tr. pr. Pfund. Holz, hart 80" fl. 8.—, 18- fl. 4.05, detto weich 30-fl. 6.—, 18" fl. 8.0ö pr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.S0, «eich N. 0.40 pr. iltetzen, Heu fl. 1.40, Stroh, Laaer. N. 1.10, Stteu- fl. 0.90, Futter- fl. 0.— pr. Centner.
Pettau, 24. Mg». (WochenmarttSbericht.) veizenfl. b.50.Korn fl.3.60, Verfle fl. 0.—, Hafer fl. t.ü0, KuturuP fl. S.30. Heiden fl. -.80, Hirsebreln fl. b.S0. Erdäpfel fl. 1.1S pr. Metzen. Rindfleisch 22. Kalbfleisch ohne Auwage 22, Gih«einsieisch jung 24 n. pr. Pf. Holz 36- hart fl. 7.ü0, detto weich fl. b.v0 pr. Klatter. Holzkohlen hart fl. 0.50, detto weich fl. 0.40 pr. Metze». He« fl. 1.S, Gtroh, Laßer, fl. 1.—, Stteu' fl. 0.85 pr. Centner.
varaßdin, 2S.Mai. (Wochenmarktsbericht.) Netzen fl. S.—, Kern fl. S.80, Gerste fl. 0.-, Hafer fl. 0.—, Kukurutz fl. 8.30, Srdüpfel fl. 1.S0 pr. Metze«.
«r. 3721.
Edikt.
i282
Vom t. k. Vezirk^erichte Marburg wird bekaunt gemacht. Ss sei über «nsucheu der Erben «ach de« zu Marbu^ am 6. Rovember 1866 verstorbenen NealitStenbefltzer Thomas Stella dt« freiwillige Veräußerung der zu dessen Verlaffe gehörigen Realitäten
und	Kärntnergaffe zu Marburg gelegenen, 1 Stock bohen Hauses E. St.
182 alt, 210 neu, mit einer Kontlänge von 8 Klft. und einer Breite von 10 Blst., eine« rückwärtigen 1 Stock hohen. 5 Klst. langen und 5 Klafter breiten Seitentratte, eine« gewölbten Keller auf 24 Startin in Halbgetinden, zwei Einsetzkellern, einem vertauftgewSlbe, einem Magazine, zehn Simmern sammt zugehörigen Lokalitäten, einem geräumige« Hose, einem Pferdchall mit 5 Stück, zwei Sch»einstallungen. einer vagen« remise und einem Haußgarten von 100 ^kl. im gerichtlich erhobenen Schätzwerthe pr. 102S0 fl. A. «ähr.
d) Ves t« der Kärntnergafse zu Marburg gelegenen. 1 Stock hohen Hauses C. N. 166 alt, 222 neu und Urb. Nr. 286 aä Mahrenbera mit einer ^ontlänge von 4'/, »lft. «nd einer »tefe von 14 Klf.. Zwei Kellern, zusammen auf 5i) Startin tn Halb, sedinden, zwei VertNufßgewölben, slinf Simmern fammt zugehörigen Lokalitäten und gemauerten ^tten i« Hosraume in der Sefammtbreite »on 5 «nd tn der Länge von s Klst. im gerichtlich erhobenen Schätzwerthe pr. 6220 jl. ö. Nähr.
o) Der in der Gemeinde Kärntnettbor, am sogenannten Montebello. nächst Mae. b«rg gel«eaen Realität Urd..»r. 119'/. »ä Schleinitz, beflehend aus einem gemauerten, zum Sirt^haußbetriebe geeigneten Hause, mit 2 Kellern i^uf 20 Startin in Halbae« binde«, 3 Simmer« sammt Küche, dann Schweinstallunaen, 1 Joch 1269 lUkl. U«r 4L LZkl. Garten «nd 249 l^tl. Hntweide im Schätzwerthe pr. 2066 fl. 91 tr. ö. W., dann der bei dieser Realität deflnolichen an? 12 fl. 80 kr. ö. V. geschätzten Fahrnisse.
ä) Der ebenda gelegenen Realität Urb.-Xr. 73g'/4 »6 Vnra Marburg, destehend a«» 1 Joch 70 Nkl. «ker im Schätzwerthe pr. 417 fl. 50 kr. ö. währ.
a) Der ebenda gelegenen Realität Urb.-Rr. 789'/, aä Gnrg Marburg, bestehend aus 2 Soch 1518 l^kl. Acker im Schätzwerthe pr. 1179 fl. 50 kr. ö. vähr.
f) Der e^nda gelegenen Realitat Nrb.'Xr. 119—121'/, nnd 121 d »ä Schlei« Nitz, besehend ans 6 Joch 558^kl. Acker und 1 Soch 1028 L^kl. Weide im Schätz, »e!^ pr. 2588 fl. 72 kr. ö. Mhr.
ss) Der in der Gemeinde Gamß gelegenen Realität Urb.«Nr. 109 »ck Faal, bestehend anß einer theil» gemauerten, thetl» gezimmerten vinzerei mit Keller, Presse und Stallung. 1 Joch 268 Lljkl. Acker, 29 l^N. Garttn, 1 ^ 1043 ^kl. Mein
3« der Filiale der
l'llvtvsrspllie karisivan« von 8. Volkmann in ZNarkurg (Slichl's Harten-Saion)
finden die Aufnahmen jeden	(474
vo» M bis » Uhr und von S bis IB Uhr bei jeder Witterung statt.
neuer pr. Mast »4 kr. — alter pr. Maß 4Q kr.
im Ausfchanke des	(Z80
Varl 8elimeiner'» Wale, krnservorstnitt.
Junge englische Schweine,
l besonders zur Zucht zu entpfehlen, find zu verkaufen. Niihere Auskunft
garte«, 1 Jach 546 l^. Hntweide und 6 Zoch 863
l^N. Hochwald im	^
»r. «40 ». 7ö k.	d-i»> d.« didei	».»«»«lft» «»	Borstaid! d«r Ätmeinde Sorftwald 'i>'z''s«d'i>.
»r. » fi. »o k. ». «ihr.
d) Der in der Gemeinde Roßwein gelegenen Realität Urb -Nr. 64 »6 Roth, wein und Urb..Nff. 776 «ä Sttaß. bestehend aus einem gemauerte« Herreuhause mit einem Keller anf 10 Startin. zwei Zimmern und 1 Preffe, einer gemauerten vinzerei ««d Mirths^stggebänden. 90 Lllkl. Garten, 2 Joch 479 LlZkl. Weingarten. 1 Joch 1381 l^. Kseide und 9 Joch 1096 lükl »ald im Schatzwe^ pr. 2859 fl. 12 kr. ö. dann dabei befindlichen Fahrnisse im Schätzwerts pr. 161 fl. 26 ö. Währ.
Am 27. Mai d. I von 10—12 Uhr Bormittag wird von einer nächst der Stadt Cilli in der Gemeinde Aorstwald ge^e«e« Niese bester Qualität mit über ö'/, Joch das Gras an der Wurzel gegen jätz^rt^ Aleich ^are Bezahlung^ lizitando verkauft. Die Lizitations-Bedingniffe ftud
i) Der in den Gemeinden Schleinitz und Radisell gelegene»^ Realität Urb. Nr. 3 «ä Schleinitz, beflehend aus 385 ^tl. Bauarea. 7 Joch 6ZD LIZN. Wies^ und 2 Joch 285 gn. Hochwald im Schätzwerth« pr. 2032 fl. 21 kr.
29» LZkl. Acker. 4 Joch
k) Der in der Gemeinde Aschretten gelegenen Realität Do«. Rr. 4 »6 Schleinitz, destehend aus 2 Joch 110 l^kl. Waldung im Schätzwerthe pr. 1S5 fl. 50 kr. ö. Wä^. bewilliget und zur Soruahme derselben die Zagsatzung u»d zwar bezüglich der Realität: ») ans den 15. 3u«i l. Z. Vormittags von 11 biß 12 Uhr in der AmtSkanzlei, 2.
Stock. Simmer Rr. 12,
»6 d) anf de« 18. Iuui l. I. Vormittag von 11—12 Uhr ebenda.
»«i o) und der dabei beflndliche« Fahrnisse auf de« 19. Znni l. I. Vormittag »on 8 biß 9 Uhr an Ort «nd Stelle in der Gemeinde Kärntnerthor, am soge«a«nten Montebello, nächst Marburg.
»ck ä) anf denselben tag Vormittag von 9—10 Uhr ebenda.
»ck a) anf denselben tag Vormittag »on 10—11 Nlsr ebenda,
»6 k) anf denselben taa Veemittag von 11—12 Uhr ebenda,
«l «nd der dabei bestndlichen Fahrnisse aus deu S1. Juni l. A. Vormittag» van 10—12 Uhr an Ort und Stelle in der Gemeinde Gamß,
1») ««d der dabei b«st«dlichen Fahrnisse auf den 24. Juni l. 3. Vormittags von 10—12 Uhr an Ott nnd Stelle in der Gemeinde Rotzwein,
»ä i) anf den 26. In«i l. S. Vormitta«» von 10—12 Uhr a« Ort nnd Steile des
abgebrannten Hanseß i« der Gemeinde Schleinitz,
»6 k) anf denselben tag Rachmittagß von 3—4 Nh, an Ort ««d Stelle t« der Se« meinde tfchveNen
mtt de» Veitntze an^ordnet worden, daß diese Realitäten nnd Fahrnisse nur n» oder Ader den Schätz«»erth »nd letzter« gege« sagleiche Barzahlung hintanaegi^ werden.
Zeder Kauflnstige hat, bevor er a«f die Realitäten einen An^ z» machen de« rechtigt ist. ei« Vadinm von 10«/, deß Schätzwertheß der betreffenden Realität entweder dae ober in Sparfassadscheln oder in 5'/, österr. Staatßpapieren nach dem letzten BsesenFnrfe »n Händen der Serichtßkommissio« »n erlegen. ^ Die übrigen Lizitationß« detzinßnisfe. Gennddnchßezxtrakte, Schätznngßprotokolle nnd Stenerdüchei könne» in der hterßenchtUchen Registratnr »nd auch in der Kanzlei deß t. t. Rotaeß Herrn Lndwig Ritter va« Bitterl eingesehen werden.
K. t. Bezirkßßericht Marbnrg am 11. Mai 1867.
im timptoir dies»« Klsttt«.

Gras-Verkauf
auf der Wurzel bei 20 Joch in mehreren Partien am Krauenhof in Ober-St. Kunigund am 27. Mai Bormittag um 9 Uhr gege« fogleiche Barzahlung an den Meistbietenden.	(262
Gras-Verkauf.
Warnung.
Die Unterzeichneten »varnen hiemit Jedermann, auf ihren Name« Geld oder Geldeswerth zu geben, da sie in keinem solchen Aalle Zahlung zu leiste« verpflichtet finV	(283
Marburg, 2b. Mai.	Gil»e»i'U
garten - Anzeige.
Unterzeichneter erlaubt Ach hiemit ergebenst anzuzeigen, daß vou heute angefangen «Ke GONutuße bei Wnstiger Witterung Gz«?<O3«»»MDtl4. abwechselnd von der Kapelle der Sitdbahn Werkstätte ««d der städt. Kapelle. ShAt Entrees und shue s«mmluuß abgehalten wird, wobei uur das frisch vom Eiskeller gkschenkte Mtl^eutter das Krügl » tv kr, echte gute Weine und geschmackvolle Speise« u« de» gewöhuliche« Preis servirt werde«. Er ladet daher das hochverehrte ?. I'. P«blik«« z«« recht zahlreiche« Bes«che höflichst ein uud wird stets bemüht sei«, die geehrte» Gäste i« aller und jeder ;^iehuug besteus z«friede« z« stelle«.
Anfaig der Mnfik «m 6. Sude um 11 Uhr.
Es wird auch fortwühr<«o u«ter der Woche alle Abende eiue Auswahl vou Speiseu bereit sei« ««d stets fei«es Märzeubier bas Kri^l «m 8 kr. ausgesche«kt.	^	.
lU»»»
,ij7)	Guftmieth t» her Gtf«ze?»»tO«tze.
Schöne Wohnungen.
I« der Mihlgaffe Nr. 161 si«d drei Woh««»gt«. jede mit z«»e Zimmer«. Sparherdkiche ««d Holzlege, z« vermieth^ Si«e Wshuung iß sogleich, die ^ide« «beige« bis Z. I««i z« beziehe«.	(266
r: Franz Wießthnler.
». R. St. G.
Dr»< «nd »«rl«g »»n Ednard Za»schitz in M«!»««.