mr. 6. Juni 1904. Vil. Iahrg. Das Ijfsf. Kerz öosu — das Zeichen des Triumphes............................. Der neue Knrstbijchof von Ariren Msgr. Dr. Josef Altenwcisel................. Weine Antwort............................ Gründung einer Wissioiisstation am Aahr- el-Hhazal............................ Khartum . . . _.......................... Christentum und Ägypten..................... Die Miitzpftanzcn Asrilias............... Ans dem Wissionsleben: Maiblumen in Assuan. — Ein junges Opfer der Sklaverei. — Me Prüfungen der verlobten Mädchen bei den Uabemba. — Das Bier bei den Negern Zentralafrikas. — Barua . . . 176 Seite Aerschicdcnes: Abreise von Missionaren nach Afrika. — Aus unserem Missionshause. — -j Was sich ein Neger alles unter „Eingemach-' tein" vorstellt. — Brot und Brotbereitung. — Vergelt's Gott (Gedicht). — Lcitspriiche. — Unsere Bitten........................185 Gelictserhörnngen und Km p fehlnngen . . 192 Abbildungen: Herz Jesubild. — Msgr. Dr. Josef Altenweisel. — Denkmal an die Entscheidungsschlacht gegen die Mahdisten bei Seren in der Nähe von Omdurman. — Ein Palmenhain. — Schuhflicker aus Kairo. — Ein Hadendoa (Staunn des östlichen Sudan). — Eingeborener zieht ein Krokodil an Land. — Ein ägyptischer Hausierer. Inhalt: Seite 161 162 161 165 169 172 175 t T TT T TT 11111111 >1111111111 l/i 1111 If I I H i 1111.1111111111111 1111 tern 6er 'Wyer. Katholische IDissions-Zeitscbrist. « « fierausgegeven von der Gesellschaft der „Söhne des bist, berzens 3esu“. « « Losch eint monatlich. — Poem jährlich mit Postveosenöung 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. mi$$ion$bau$ müb land bei Brixen (Girol). Mriefkasten < P. £. in S. Alle Erinnerungen, Skizzen, Reisen ec. bis zum Äquator vergessen? Würde bitten um einige Zeilen. Gruß an P. M. — P. Z. in JE Dank für laugen Brief und Fotografien. Nun neuer Setzer. — £. E. in Innsbruck. Dank für Briefmarken, Brief re. Dem Kranken geht es gut. — JE D. ltliincb. Es ist vielleicht Heuer noch möglich in der einen oder andern Weise. r Weöccktion. Jtn unsere Jreunde und Wohltäter. Einen großen Dienst würden uns jene erweisen, die uns ein Haus in der Nähe einer Stadt, die Gymnasium hat, anzeigen wollten, das zur Aufnahme junger Leute brauchbar ist; entweder würde dieses Haus gemietet, oder bei sehr günstigen Zahlungsbedingungen angekauft werden. WM- Zur Beachtung, -üs 1. Wir bitten unsere geehrten Leser dringendst, bei Kbonnementserneuerung oder sonstigen Wachrichten, die den „Stern der Wegcr" betreffen, stets die Schteifennttmmer anzugeben. 2. Htnserc geehrten Leser und Wohltäter werden höflichst gebeten, ihre Adressen: Name und Wohnort, recht deutlich zu schreiben und bei Geldsendungen stets genau anzugeben, wozu es dienen soll. 3. Wer unser. Wissionswerll in vorzüglicher Weise unterstühen will, der suche 12 Abnehmer des „Stern der Weger" zu gewinnen; er erhält sodann das 13. ßxemplar umsonst, für jedes weitere Dutzend wird ebenfalls ein Jrei-eremplar gegcben. Korrefpondenz der Expedition. Eingegangene Geldsendungen. Jiir das Missionshaus: (In Kronen.) A. M. Standteiner in G. 1.— * Ant. Hoffmann, Denn 2.92 * Aug. Morlang, St. Kassian 2.— * F. Fuchs, Wels 7.— * A. Häfele, Hohenems 1.— * Ungenannt aus Montan 50.— * St. P. El. Sodal. 3.41 * Ungenannt aus Graun 7.— * Schulschw. Sternberg 20.— * Ungenannt Meran 2.20 * Ungenannt aus Grauenstein 10.— * I. Panzcnberger, Regenstorf 1.— * A. Griesmayer, Strietzing 2. — * Ungenannt aus Bruneck 10.— * Prof Ammann 7.— * Pf. I. Salier, St. Georgen 20.— * Pf. Pirhofer, Villanders 14.— * Hochw. Koop. Unterfrauner 20.— * Durch hochw. Prügg nach ff El. Steiner 60.— * F. Rentier, Straß 2.— * I. Mayer, Haag 2.— * K. Pöham, Gepoldsk. 1.— * Pf. M. Jetzinger, Ried 7.— * Th. Hochreith 1.— * Tertiarschw. Pram 1.— * Th. Gruber, Pram 8.— * E. Lederer 2.— * P. Formayer, Weberndorf 1.—. (Vom 25. April bis zum 26. Mai 1904.) Jiir bl. messen: Julie Pircher, Pustertal 4.— * Gräfin Revertera 20.— * Ungenannt aus Graun 1.— * Pf.-Amt Weickertschlag 17.— * Koop. Unterfrauner 24.— 1 Pfr. Pieringer, Triftern 13.— * Ungenannt Reutte 10.— * Freiin v. Nagel 73. — * Ant. Viggas, Kapl., Judenb. 16.80 * Jos. Preindl, Leibnitz 4.— * Thom. Zankl 4.— * Luise Sax 4.— * Fuchs, Kreuzdorf 28.20 * Tammann, Borghorst 2.34 * Trenkwalder, Landeck 20.—. * * * Bachita zuvor, nunmehr Maria Agnes, wurde auf den Namen ihrer edlen Wohltäterin Witwe Agnes Radermacher aus Mayschoß, die der Mutter Gottes zu Ehren noch den Namen Maria vorsetzen wollte, getauft. Ich meinerseits ergreife diese Gelegenheit, ihr und allen edlen Wohltätern unserer Mission nochmals innigst zu danken und jedem, der mir 21 Mark schickt, auch einen Neger auf seinen Namen zu taufen. P. B. Z. Ferner sandten eilt: Math. Gaisböck, Wäsche; A. Kuppelwieser, Bücher; Direktor Stadler, Bücher; Lautner, Briefmarken. Allen unseren Wohltätern sagen ivir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. Katholische missions-Zeitscbrift. Wr. 6. Juni 1904. TIL Jakrg. Mas fitst. Merz fesu — bas Mchm bes Kriumphes. !ch wcrdc den Priestern die Gabe verleihen, die verhärtetsten Herzen zu rühren". Diese trostreichen Worte kamen von den göttlichen Lippen des Heilandes in einem jener glücklichen Augenblicke, in denen er seiner treuen Dienerin, der seligen Margareta Maria Alacoque, die tiefsten Geheimnisse seines hlst. Herzens offenbarte. Ein viertausendjähriger Fluch lastet noch schwer aufdemNacken der armen Nachkommen Chams: die Folge eines solchen Fluches ist zugleich mit der Blindheit des Geistes die größte Verhärtung des Herzens. Welch eine schreckliche Strafe für ein Volk! . .. Der liebe Gott will jedoch in seiner unermeßlichen Güte alle Menschen selig machen: das Blut Jesu Christi ist für alle, auch für die unwürdigsten vergossen worden: nur bedürfen diese eines be- sonderen Strahles der göttlichen Gnade, um auch diese der Erlösung teilhaftig zu machen. Und siehe da, auf dem Horizonte der Kirche erhebt sich einer der schönsten Sterne, einer Andacht nämlich, welche Jesus Christus selbst begründet und die bestimmt ist, Licht und Leben in die entferntesten und unzivilisiertesten Erdstriche zu bringen. — Das Bild des göttlichen Herzens Jesu leuchtet bereits vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Niedergänge und sein Licht heiligt die Welt. — Diesem hlst- Herzen ist der vollständige Triumph über alle Geister, über alle Herzen vorbehalten: wie ein fruchtbringender Strom überflutet diese Andacht immer mehr alle Länder und erweitert seine Eroberungen auf dem ganzen Erdkreis. — Oh gewiß, durch das göttliche Herz Jesu wird auch Afrika Erlösung finden! Afrika wurde schon diesem göttlichen Herzen geweiht; im Zentrum dieses Erdteiles weht schon die Fahne des hlst. Herzens und dieses Herz Jesu-Banncr wird von einer zwar kleinen doch mutigen Schar vorangetragen, welche den schönen Titel „Söhne des hlst. Herzens Jesu führen. O göttliches Herz, wir bitten und beschwören dich, beschleunige Afrikas Erlösung und mache, daß du auch im Zentrum Afrikas deinen Triumph feiern mögest. Der neue MrMschof von Brimi. Msgr. Dr. Joses Altmweisel. "MH er seit der Resignation des für unser Missions-haus hochverdienten greisen Fürstbischofes Dr. Simon Aichner verwaiste Stuhl des hl. Kassian wird nun wieder einen neuen Oberhirten erhalten. Er ist ein Sohn des Tirolerlandes, ein Mann der Wissenschaft, auf den die Wahl gefallen, der Professor der Dogmatik an der k. k. theologischen Fakultät in Salzburg Dr. Josef Alten Weisel Hausprälat Seiner Heiligkeit und k. k. Regierungsrat. Der neue Oberhirt ist am 6. Dezember 1851 zu Niederndorf bei Kufstein in Tirol geboren und stammt väterlicherseits aus Obertilliach bei Sillian in der Brixener Diözese, wo der Großvater als Ältester von mehreren Brüdern das Altenweisel-Gut besaß. Die Gymnasialstudien absolvierte Altenweisel von 1862—1870 im f. e. Kollegium Borromäum in Salzburg und ging jzur Maturitätsprüfung nach Meran, die er mit Auszeichnung bestand. Im Herbste 1870 sehen wir ihn im Germanikum in Rom, von wo aus er die Universität Gregoriana sieben Jahre lang besuchte, um seine philosophische und theologische Ausbildung zu erhalten. In Rom, an der Konf es sio des Apostelfürsten in St. Peter, brachte Altenweisel Gott die Erstlinge seines Priestertumes dar, am 11. Juni 1876, nachdem er am vorhergehenden Tage die hl. Priesterweihe empfangen. Im Sommer 1877 kehrte der junge Doktor der Philosophie und Theo-ogie aus Rom ins Tirolerland heim. Vom Herbste dieses Jahres bis Ostern 1883 war dann Doktor Altenweisel Professor im f. e. Borromäum in Salzburg, wo er zuerst aushilfsweise Latein, Deutsch und Geographie lehrte und dann nach Ablegung der Religionslehre-Prüfung für Mittelschulen als Gegenstände Religion und philosophische Propädeutik übernahm. Außerdem lehrte er Italienisch und Stenographie und hielt im Priesterseminar Vorträge aus Philosophie. Die Ferien brachte Dr. Altenweisel immer fast ganz in seiner Heimat Niederndorf zu, welche Gelegenheit er zur praktischen Seelsorge benützte und auf der Kanzel und im Beichtstühle Aushilfe leistete; insbesondere gab er den dort und in der Umgebung arbeitenden Italienern zu Ostern Gelegenheit, ihre Beicht in der Muttersprache abzulegen. Am 4. Februar 1883 wurde Dr. Altenweisel vom Kaiser infolge einer glänzenden Konkursarbeit sofort zum ordentlichen öffentlichen Professor der Dogmatik an der k. k. theologischen Fakultät in Salzburg ernannt. Er trat diese Stelle am 1. April 1883 an und hat diese Lehrkanzel bis heute mne. Die Tätigkeit Professor Dr. Altenweisels an der k. k. Fakultät war eine sehr ersprießliche und einflußreiche, die natürliche Folge seiner mit gewinnender Liebenswürdigkeit gepaarten Energie; seine zahlreichen Schüler seit nunmehr 21 Jahren, da er da das wichtige Fach der Dogmatik und bis 1896 auch das der Fundamentaltheologie tradierte, verehren in ihm einen Lehrer von philosophischer Gründlichkeit und hoher wissenschaftlicher Auffassung. Mit großer Begeisterung wurden die lichtvollen, zeitweisen Vorträge, die Professor Dr. Altenwcisel vor Errichtung der Lehrkanzel für christliche Philosophie über verschiedene philosophische Disziplinen an ein Publikum für die Hörer sämtlicher Jahrgänge hielt, aufgenommen. Fünfmal bekleidete er die Stelle des Dekans der Fakultät, die be- kanntlich dassus I , promovendi be-sitzt. JmJuni 1901 beging Prälat Dr. Altenweisel in der Kollegien-kirche in aller Stille sein silbernes Priesterjubiläum, herzlichst beglückwünscht von seinen Kollegen im Lehr-amtc und von Seite seiner vielen Freunde und Verehrer. Große Verdienste erwarb sich Dr. Altenweisel an der Leo-Gesellschaft, deren Vertrauensmann er für Salzburg ist. Auch für den - letzten „allgemeinen Katholikentag" in Salzburg war x ' er als Obmann des vorbereitenden Lokalkomitees besonders verdienstvoll tätig. Es war eine Unsumme von Arbeit, die Dr. Altenweisel zu leisten hatte. Er wurde dafür mit der Würde eines päpstlichen Hausprälaten ausgezeichnet. Er ist Obmann des katholischen Aktionskomitees, des katholischen Büchervereins, Hauptbegründcr einer sehr blühenden katholischen Volksbibliothek usw. i Die umfassendste Tätigkeit entfaltete jedoch der künftige Bischof bis heute auf charitativem Gebiete: er ist Präsident des Zentral- und Verwaltungsrat des Salzburger St. Vinzens-Vereins und tätiges Mitglied einer Konferenz desselben; sein Hauptwerk aber ist die zu Ehren ----------------------------—n des 50jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers erbaute Kaiser Franz Josef-Kinderkrippe des St. Vinzensvereins in Salzburg, die er durch unermüdliche und umsichtige Arbeit, wie durch äußerst kluge Gewinnung von Wohltätern fast unmerklich auf das schönste einrichtete. Gelegentlich des 50. Regierungsjubiläums Sr. Majestät im Jahre 1898 erfolgte auch Dr. Altenwcisels Ernennung zum k. k. Regicrungs-rat. Dr. Altenweisel ist Berater und Helfer bei Hoch und Niedrig in allen - ' wichtigen An- gelegenheiten. Zu der großen persönlichen Liebenswürdigkeit, die stets die gebührenden Grenzen zu wahren weiß, die im Umgänge mit Hoch und Nieder gleicherweise die rechten Formen findet, gesellen sich also die vorzüglichsten Eigenschaften des Herzens und des Verstandes, großen Könnens und geübten Wollens, die uns in der geschehenen m$gr. Dr. 3o$tf Menmirel. Wahl ein Werk der Vorsehung dankbar erkennen lassen, welche für schwierige Verhältnisse immer wieder das rechte Mittel zu finden weiß. Es ist für den Erwählten gewiß ein großes persönliches Opfer, von den liebgewordenen, ehrenvollen und angenehmen Verhältnissen zu scheiden, um einer so schwierigen Aufgabe entgegenzugehen. Ad multos annos! Meine Antwort. MHu hast gewiß schon recht viel über die Heidcn-^ mission gelesen; weißt wie es da zugeht, was man alles erleben und durchmachen muß, wie man mit den Negern umgeht, was man ißt und trinkt, wie und wo man wohnt und schläft, und weiß Gott was; man hört es ja immer von den Missionären erzählen. Deshalb möchte ich dich jetzt einmal fragen, ob du wirklich auch darüber schon einmal nachgedacht hast, was denn so ein Heidenmissionär eigentlich ist? Was möchtest du mir wohl antworten?— Nur heraus damit! — Doch wart, ich will dir helfen! Ich weiß ja wohl, daß du dir so manches unter einem Heidenmissionär vorstellen kannst, wahrscheinlich ist es gar nicht so unrichtig, was du dir denkst. Aber ich glaube, was ich dir jetzt sagen werde, die Antwort hättest du mir gewiß nicht gegeben. Weißt, was nach meiner Ansicht ein Heiden-missionär ist? Ein Mann mit gebrochenem Herzen! Ja wohl, so ist es; und wenn du auch überrascht dein zweifelndes Haupt schüttelst, es bleibt doch dabei. Schau dir nur einmal einen solchen Missionär näher an! Ein junger, kraftstrotzender Mann, in der Blüte seiner Jahre stehend, wo sich gerade am meisten das Ideale entwickelt, wo die Liebe zu Vaterhaus und Heimat, zu Vaterland und Freiheit am leichtesten in fantastischer Weise entflammt, da nimmt er Hut und Stock und zieht hinaus; und auf dem letzten Gipfel seiner teuren Heimatsberge stehend, blickt er nochmals um, sagt seinen lieben Bergen, seinem trauten Heimatsdörfchen Lebewohl und fort geht es auf Nimmerwiedersehen! — Soll das dieses junge Herz nicht brechen? — O nein, das bricht ihm nicht das Herz, das stärkt es nur! Aber die guten Eltern, die lieben Geschwister und Freunde, die ihm zum lctztenmale die Hände driicken, die ihm nachsehen, soweit sie können und dann verlassen und vereinsamt in das totenstille Haus zurückkehren, die ihm mit liebender Stimme als letztes Wort noch zurufen: „Es ist wohl schwer — behüt dich Gott". Dies alles muß ihm doch das Herz brechen, jenes Herz, das die Seinen ja kindlich liebte und aus Liebe zu anderen diesen heldenmütigen Entschluß gefaßt hat? — Doch, auch das bricht ihm das Herz nicht, dieses große Opfer steigert gerade seinen Edelmut! So zieht er nun hin in ein fernes Land, wo Sprache und Leute ihm fremd sind, wo nur Opfer und Entbehrungen saner harren und er für alle seine Liebe vielleicht nichts als schnöden Undank zu erwarten hat, wo er da ist, um opfernd zu leben und als Opfer zu sterben: dieses Schreckbild größter Leiden, das bricht ihm aber gewiß das Herz! Und doch, auch das kann ihn nicht beugen, ist es ja doch sein Beruf, sein freiwillig gewählter Dornenweg zum Himmel. Ja wenn nichts ihn zu beugen, nichts sein Herz zu brechen vermag, dann ist cs doch falsch, was ich dir gesagt habe, daß der Heidenmissionär ein Mann mit gebrochenem Herzen sei. Doch nein, cs ist nur ganz zu wahr! Sieh, wozu bringt er denn alle diese Opfer? Um Seelen zu retten, um diesen unglücklichen Negern zu Hilfe zu kommen, ihre geistigen und leiblichen Sklavenketten zu sprengen, lind jetzt endlich ist er drunten bei seinen Negern, und was steht er da? Wohin er nur blickt, Elend und Not. Da Krieg, dort Hungersnot, dort wütet eine furchtbare Krankheit, hier versengt die glühende Sonne jegliches Leben. Zu Tausenden siechen sie hin wie matte Fliegen und sterben verlassen; scharenweise umstehen sie seine Hütte, mit abgemagerten Händen, mit den Blicken Leidender und Sterbender flehen sie ihn an, diese ärmsten Geschöpfe: und der arme Missionär, er kann nicht helfen! Ich frage dich, muß dieser Anblick sein liebendes Vaterherz nicht brechen? Und wenn er, was jetzt Gott sei Dank schon viel besser ist, aus einen Sklavenmarkt kommt und sie dastehen sieht in Fesseln und Ketten, Männer und Frauen, Knaben und Mädchen, wie Tiere zum Verkauf angeboten; und wenn sich diese Armen flehend an ihn wenden, daß er sie kaufe und sie dem schrecklichsten Lose entreiße, muß ihm da nicht sein Herz bluten, wenn er mit leeren Händen zusehen muß, wie sie vor seinen Augen fortgeschleppt werden, — Sklaven vielleicht für Zeit und Ewigkeit? Und wenn er dann zu all diesem Elend die geistige Versunkenheit betrachtet, sittliche Verdorbenheit, greulicher Götzendienst und Abgestumpftheit gegen alles Höhere, den großen Undank der Neger, denen zuliebe er alles verlassen, was muß da Wohl sein Herz fühlen? Du stimmst also wohl gewiß meiner Antwort bei. Aber das ist nicht genug, mein Lieber! Wenn du von der besprochenen Wahrheit überzeugt bist, so ist gerade diese Überzeugung wieder eine Mahnung Gottes, dem blutenden Herzen des Hcidenmissionärs einige Tropfen lindernden Balsams auf das wunde Herz träufeln zu lassen, ihm durch entsprechende Liebesgaben die selige Möglichkeit zu verschaffen, einigermaßen dieses große Elend seiner lieben Schwarzen zu lindern. Ja, mein lieber Leser, fasse gleich den Entschluß, doch nein, lege lieber gleich etwas beiseite, sonst vergißt du wieder uud die mahnende Stimme deines barmherzigen Herzens verhallt im Weltgetümmel; es braucht ja nicht viel zu sein, Gott weiß schon, daß du nicht mehr tun kannst und wird das wenige segnen, für dich sowohl als auch für die armen Missionäre. Und wenn du dann Gelegenheit hast, schick es uns für unseren neuen Missionsbischof, den edlen Msgr. Geyer, oder einfach mit dem Bemerken: „Fürs gebrochene Herz des Heidenmissionärs".* A. W. *) Die unter dieser Bemerkung gesendeten Liebesgaben kommen unserem Missionsbischof von Zentralafrika, bent Gründer dieser Zeitschrift und unseres Missionshauses, zu, da er so notwendig Mittel braucht, um seinen lieben Negern helfen zu können. Stundung einer UWonsstalion am Vahr-el-Gha;al. Nachrichten, welche bis jetzt von der Expedition des hochwürdigsten Bischofs jpailpp Msgr. Geyer gekommen, sind sehr trostreich. Der liebe Gott hat die Reise unserer Missionäre gesegnet und hat ihnen bei den Volksstämmen, zu denen sie gekommen sind, eine unerwartet gute Aufnahme zuteil werden lassen. Die folgenden Briefe, welche loir hier veröffentlichen, werden die Herzen unserer Leser und Freunde gewiß mit Freude und Trost erfüllen. Brief öe§ hochwft. Bischofes Mfgr. Wan; Laver Geyer an öen hochwft. Pater General-Superior. Kay an go, den 13. März 1904. Ho chwürdi gster P. General! Wie ich schon früher schrieb, bin ich mit 18. Februar von Wau mit dem hochw. P. Tappi Seite 166 Stern der Neger Nr. 6 und Br. Johann gegen Nord-West abgereist, um einen geeigneten Posten zu finden und dort eine Missionsstation zu gründen. Ich besuchte zwölf Häuptlinge von acht Stämmen mit verschiedenen Sprachen. Diese Gegend war früher der Hanpt-stapelplatz des Sklavenhandels. Am 1. März war ich wieder in Wan zurück. Am 5. desselben Monats reiste ich wieder ab und nahm zwei Patres und zwei Brüder mit. Unser Weg führte nach Kayango zum Stamme der Golo. Am 7. kamen wir dort an und an diesem Morgen konnte ich schon das erste Kreuz aufrichten und einweihen und in der ersten Hütte, die sofort errichtet wurde, die hl. Messe lesen. Diese Hütte wird einstweilen als Kapelle und auch als Wohnung für die Missionäre dienen-Wir werden noch einige Wochen brauchen, um die notwendigen Hütten aufzubauen/ denn die Leute sind nicht sehr an die Arbeit gewohnt. Übrigens ist dieses Volk der Golo betriebsam und verständig. Ich will hoffen, daß der große Scheikh von Kayango, der auf Befehl der Regierung seine Leute zu unserer Verfügung gestellt hat und sogar in eigener Person die Arbeiten leitet, dieselben bald vollendet haben wird. Er ist deshalb enthoben worden, für die Arbeiten der Regierung Träger zu schicken, damit er uns besser helfen könne. Ich glaube, daß die Missionäre alles mit der Hilfe, die sie vom Volke haben, gut in Ordnung bringen können; ich werde hierauf mit dem Br. Schwer nach einigen Stunden abreisen und nach tüchtigem Laufe hoffe ich morgen früh wieder in Wan zu sein. Diese Missionsstation habe ich dem Patrone aller katholischen Missionen, dem hl. Franziskus Xaverins, anempfohlen und geweiht, die nächste Station am Bahr et Ghazal gedenke ich dem Patron der afrikanischen Missionen zu weihen, dem hl. Petrus Klaver. Ich lasse hier zwei Patres und einen Laienbruder. Sobald als möglich wird man einen zweiten Bruder nachschicken müssen. Gott der Allmächtige segne diese Mission unter dem Stamme der Golo, welcher von der Sklaverei früher so sehr gelitten hat, und er verleihe, daß unsere Kongregation hier sehr frnchtreich zum Heile der Seelen wirken könne. Von Wan, wohin ich jetzt gehe, werde ich sogleich nach meiner Ankunft mit einem Pater gegen Tondsch abreisen, um jene Gegenden auszuforschen: diese Reise wird nach meinem Dafürhalten zwölf bis 15 Tage dauern. Sobald es mir möglich sein wird, werde ich den Ansgang Ihnen, hochwürdigster Pater, mitteilen. Gott der Herr stehe uns bei mit seiner heiligen Gnade. Ich empfehle mich Ihren Gebeten und zeichne mit tiefster und kindlicher Verehrung Euer Hochwürden demütigster Diener j Xaver Geyer. * * * Um die guten Nachrichten, die im Briefe des hochwst. apostolischen Vikars enthalten sind, zu vervollständigen, fügen wir die Einzelheiten der Gründung der Missionsstation Kayango bei, welche wir einem Briefe des hochw. P. Ber tola an denselben hochwst. P. General ebenfalls vom 13. März ans Kayango entnehmen. Hochwürdigster Pater! Endlich sind wir am Ziele unserer Reise angelangt und ich beeile mich, Ihnen einige Nachrichten, die ich in Eile sammelte, zu schicken. Unsere Reise war in der Tat ein wenig lang und besonders der Weg, den wir zu Fuß zurücklegen mußten, ist vielmehr anstrengend zu nennen: es fehlte nicht an Gelegenheit, sich Verdienste für den Himmel zu sammeln. Wenn aber Gott uns im Anfange mit Trübsalen heimsuchte, so müssen wir bekennen, jetzt reichlich dafür entschädigt worden zu sein. Seit dem 7. März befinden wir uns hier in Kayango. Es ist dies ein großes Dorf beim Stamme der Golo, wo wir eine Station gründen, um hier mit Gottes Hilfe am Heile der Seelen zu arbeiten. Wie groß war nicht unsere Freude und unser Trost, wahrzunehmen, daß uns Gott mitten unter ein Volk geführt, das sich nach unserer Ankunft wirklich sehnte! Die beiden Tage, welche wir für die Reise von Wan nach Kayango brauchten, waren für uns in der Tat ein wahrer Triumph: wir waren vom Häuptling des Stammes begleitet, der mit einigen seiner Soldaten und anderen seiner Leute gekommen war, um uns in eigener Person von Wan in sein Dorf zu führen. Nr. 6 Stern der Neger Seite 167 Wir reiften am 5. März nachmittags von Wau ab. Alle waren zufrieden, denn die Nachrichten, die wir bis jetzt über dieses Volk vernommen, flößten uns große Hoffnung ein. An der Spitze unserer Karawane gingen einige Soldaten des Häuptlings, die ich aber erst dann nur als Soldaten erkannte, als mir gesagt wurde, daß es solche seien, was selbstverständlich ist, denn an der Kleidung war es nicht ersichtlich, da alle glänzend schwarz erschienen. Sie dienten uns als Führer auf den nie endenden und verschlungenen Wegen durch den dichten Wald, den wir zu durchschreiten hatten. Hinter den Soldaten kam Monsignor auf einem Muli reitend, dann der Häuptling auf seinem Esel, endlich wir, gefolgt von den übrigen Leuten des Häuptlings und unsern Trägern. In dieser Ordnung ging es I lustig voran bis zum späten Abend. Als die s Denkmal an die Entscheidungsschlacht gegen die lHahdisten hei Kererl in der nähe von Omdurman. V J Dunkelheit uns am weitern Marsche verhinderte, hielten wir an, um die Nacht dort zuzubringen. Wir waren gerade mitten in einem Urwalde; kein Zeichen von einer lebenden Seele. Hier unter freiemj Himmel hielten wir unsere Abendmahlzeit; der Häuptling beehrte unsere Tafel durch seine Anwesenheit. Nach beendigter Mahlzeit hatten wir mit dem Häuptling eine lange und lebhafte Unterredung, in der man die Pläne der zukünftigen Nieder- lassung in unserem Dorfe besprach. Nachdem wir Gott für den Beistand, den er uns im Laufe des Tages in Ertragung aller Mühen gewährt, gedankt hatten, suchte sich ein jeder von uns ein Plätzchen auf dem Erdboden, um zu schlafen. Vier Lanzen der uns begleitenden Soldaten wurden in die Erde gepflanzt und dienten uns gewissermaßen als Stütze eines Zeltes und wir legten uns so beschützt von der Vorsehung Gottes nieder und schliefen bald ermüdet ein. Um 3 Uhr morgens setzten" wir in herrlichem J zurückzulegen. Mit Gottes Hilfe verliefen auch Mondscheine unsere Reise weiter fort und um | diese. Es war ungefähr 8 Uhr, als ein Soldat 7 Uhr kamen wir zum ersten Dorfe der Golo, das dem Häuptling, der uns begegnete, untertänig ist. Hier ruhten wir ungefähr eine Stunde und der Häuptling gab uns indessen einen Beweis seiner Fürsorge für uns, indem er sofort einen seiner Leute nach Wau schickte, um uns die Kiste mit den Küchengerätschaften zu holen, die wir in der Eile des Aufbruches vergessen hatten. Ungefähr um -8 Uhr brachen wir wieder auf und während dieses ganzen Tages reisten wir beständig durch mehr oder wenig dichte Wälder und durch herrliche Landschaften. Kleine Hügel folgten beständig auf einander. Je mehr wir weiter vordrangen, desto höher kamen wir, was uns hoffen ließ, für die Gründung einer Station einen ziemlich gesunden Posten "zu finden. Die Negerdörfer des Stammes der Golo wurden immer häufiger und bei unserer Durchreise krochen Männer und Weiber durch die niederen Türen ihrer Hütten heraus, um uns zu sehen und uns nach Landessitte zu grüßen, während die kleinen Knaben, sobald sie uns von weitem sahen, davonflohen, um sich in irgend einem Winkel zu verstecken. Die heißesten Stunden des Mittags brachten wir in einem Dorfe im Schatten einer alten Rekub a (Strohhütte) zu und einige Hühner die uns von diesen guten Negern, welche von Natur aus sehr gastfreundlich sind, angeboten wurden, bildeten unser bescheidenes Mittagsmahl. Nachdem wir uns ein wenig gestärkt und einige Stunden ausgeruht hatten, reiften wir gegen 3 Uhr nachmittags weiter und ließen diese Leute ganz befriedigt, indem wir einige Stücke Leinwand und Perlen unter sie verteilt hatten. Der übrige Teil des Tages verlief ohne irgend einen bedeutenden Zwischenfall. Am Abende hielten wir wiederum wie am vorhergehenden Tage unter freiem Himmel das Abendessen und unsere Erholung; nachdem wir unsere Gebete verrichtet, schliefen wir wiederum wohl aus Müdigkeit einen süßen Schlaf in Gottes freier Natur. Am 7. März um 3 Uhr morgens waren wir schon wieder auf den Beinen; unser Herz schlug vor Freude, man hätte fliegen mögen, um recht bald an unserem heißersehuten Ziele zu sein; nur noch fünf Stunden Weges blieben uns noch übrig unseres Häuptlings in sein Horn stieß: das war das Zeichen unserer Ankunft. Ein langes Oh!!... entschlüpfte unwillkürlich unseren Lippen: unter den großen Bäumen gewahrten wir die vielen Hütten des Dorfes, wo wir unsere Wohnung aufschlagen sollten. Alles das nur Beine hatte, kam bei unserer Ankunft aus den zerstreuten Hütten auf uns zu, um uns freudig und festlich zu begrüßen. Alles erregte ihre Bewunderung, alle waren sie wie betroffen. Wir aber waren sehr müde uni) wünschten deshalb vor allem andern ein wenig auszuruhen, aber wie war das anzufangen mitten (unter diesen Leuten, die sich nicht von uns trennen konnten? Wir lagerten uns einstweilen in einer ziemlich großen Hütte, die uns vom Häuptling angeboten wurde. Es war jedoch nicht möglich hier zu ruhen, denn von allen diesen guten Negern dachte keiner daran, fortzugehen. Sie setzten sich in Gruppen um unsere Wohnung herum, unterhielten sich ganz gemütlich und lustig und machten einen wahren Heidenlärm. Wir verstanden natürlich keine Silbe von diesem Geschwätz, aber sicher werden sie von unseren Sachen gesprochen haben. Die etwas größeren Knaben faßten nach und nach ein wenig Mut, näherten sich leise der Türe unserer Hütte und da sie sahen, daß wir sie nicht vertrieben, trat einer nach dem anderen ein und hockten sich neben uns auf der Erde hin. Sie beobachteten alles mit Stillschweigen und flüsterten dann unter einander, um ihre Eindrücke einander kundzutun: Unsere langen Kleider, unsere weiße Farbe und unser Bart waren ohne Zweifel der wichtigste Gegenstand ihres Gespräches. Als wir ihnen zum Schluß einige rote Perlen und ein Stückchen Zucker gaben, war ihre Freude auf den Gipfelpunkt gestiegen und sie sprangen jauchzend wie junge Ziegenböcklein. Das, was uns nach unserer Ankunft am meisten am Herzen lag, war einen guten Posten zu finden, auf dem wir unsere Dordor oder Hütten bauen konnten. Wir gingen deshalb vom Häuptling und seinem Gefolge begleitet auf die Suche eines passenden Ortes. Wir betrachteten verschiedene Posten und wählten endlich nach gemeinschaftlichem Übereinkommen den, der uns in jeder Hinsicht als der beste erschien. Er ist vom Dorfe nicht mehr als 300 Schritte entfernt; der Ort ist auf einer Anhöhe gelegen; große Tamarinden-, Kautschukbäume und andere Arten werden unsere Wohnungen von den glühenden Sonnenstrahlen schützen. Den übrigen Teil des Tages verbrauchten wir, um den Ort und die Ausdehnungen unserer Hütten genau zu bestimmen, während der Häuptling einige Männer in verschiedene Dörfer schickte, um für den nächsten Tag eine gute Anzahl Arbeiter zu dingen. Am nächsten Morgen befand sich wirklich eine ziemliche Anzahl starker Neger am bestimmten Platze. Der Häuptling selbst verteilte die Arbeit unter die Leute: einen Teil bestimmte er dazu, den Boden zu reinigen, andere Holz zu schneiden, wieder andere für die Dächer Stroh zu sammeln usw. Trotz der weit berühmten Langsamkeit der Neger und ihrer noch sehr einfachen Gerätschaften hatte doch am Ende des Tages der Ort vollständig sein Aussehen geändert. Ein großer Teil mächtiger Bäume waren bereits umgehauen, das hohe Gras abgebrannt und der Boden gereinigt. In den darauf folgenden Tagen ging die Arbeit mit gleicher Schnelligkeit voran, ja die Zahl der Leute vermehrte sich von Tag zu Tag, so daß heute Morgen, es ist der 13. März, „Sonntag Laetare", der Bischof Und wir das große Glück hatten, zum erstenmal das hl. Opfer in dem Dordor, der bestimmt ist, der erste Tempel des wahren Gottes zu sein, Gott darzubringen. Wir sind also, hochwst. Pater, auf unserem Arbeitsfelde umgeben von einer ungeheuer großen Zahl Neger, welche von nun an der Gegenstand unserer größten Sorge sein werden. Aber ach! wenn ich unsere kleine Zahl betrachte, so schnürt es mir das Herz zusammen und es entschlüpfen mir unwillkürlich die Worte des Heilandes an seine Apostel: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige". Glauben sie,doch nicht, daß wir deshalb den Mut verlieren werden. Nie und nimmer! O beten sie und lassen sie beten, damit Gott der Herr sich würdige, diese armen Neger zu erleuchten und unsere Arbeit zu segnen. Wir aber sind bereit und versprechen, uns mit Gottes Hilfe, so weit in unseren Kräften liegt, für die Sache Jesu Christi zu opfern. (SBarfum. artnm, der ehemalige Mittelpunkt der Missionäre von Zentralafrika, die ehemalige Residenz des apostolischen Vikars, die zweite Heimat, möchten wir fast sagen, des großen Bischofs, Msgr. Comboni, erhebt sich jetzt wieder aus ihren Ruinen mit einer Schönheit und Majestät, die sie früher nicht besessen hat. Char-tum erweckt heutzutage mehr als je das lebendigste Interesse bei allen jenen, welche die Veränderungen unserer Mission im Laufe der Zeit dort kennen. Um diesem gewiß sehr gerechten Interesse zu genügen, berichten wir diese wenigen Zeilen. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gewann die Stadt Chartum eine sehr große Ausdehnung und erlangte in kurzer Zeit eine sehr große Bedeutung wegen ihrer günstigen Lage, welche sie zum natürlichen Mittelpunkt des Handels von Inner-Afrika machte, und welche sie in verhältnismäßig sehr leichten Verkehr mit Ägypten durch den Nil setzte. Der Sturm des Mahdismus, der in furchtbarer Weise am 26. Januar des Jahres 1885 über sie losbrach, hatte sie in wenigen Augenblicken in einen Trümmerhaufen verwandelt. Auf ihren Mauern, die bereits Bollwerke der Zivilisation waren, flatterten die Banner der Kalifen, die Zeichen der greulichsten Rohheit. Ströme von Blut flößen auf allen Wegen, die diese fanatische Bande betrat. Alle Einwohner der Stadt wurden niedergemetzelt. Die Geschichtswerke verzeichneten seit langer Zeit keine ähnlichen Grausamkeiten, wie sie beim Falle Chartums Begangen wurden. Nachdem man die Stadt geplündert und ihre Einwohner getötet hatte, ruhten die wilden Horden des Mahdi von ihrem Tagewerk aus. Die Stadt bot einen traurigen Anblick. Man ließ nur die Paläste und Häuser stehen, die nun als Beute den Aschraf, d. h. den Adeligen, den Eltern des Propheten zugesprochen wurden. Im darauf-solgenden Jahre starb Mahdi und Abdullahs folgte ihm nach. Dieser sah in dem Bestehen der Stadt Chartum in seiner Begeisterung ein fortwährendes Hindernis. Übrigens wollte er die «Aschraf» demütigen und sie aus ihrer mächtigen Stellung, die sie sich erworben, entfernen. Um sie zu zwingen, in seiner Nähe ihre Wohnsitze bei Omdurman auszuschlagen, gab er Befehl, keinen Stein Chartums aus dem andern ruhen zu lassen. Deshalb wurde die Stadt im August des Jahres 1886 vollkommen dem Erdboden gleichgemacht. Alles Gute, was man in ihr sand bis herab zu den Türen und den Fenstern, wurde in die heilige Stadt des Mahdismus, nach Omdurman geschafft. Nachdem man die Häuser niedergerissen — hier wurde natürlich auch das ganze Missionsgebäude geschleift — machte man sich an die Mauern der Stadt, welche aus gebrannten Ziegelsteinen erbaut waren, die man alle nach Omdurman beförderte, um sie dort zum Ausrichten neuer Gebäude zu benützen. Eine Ausnahme machte man nur mit dem Palaste des Gordon; im übrigen glich die Stadt einem Haufen von Ruinen. So war das einst reiche und erhabene Chartum in wenigen Tagen eine schauerliche Wüste und die unförmlichen Steinhaufen der alten Größe Char-tums wurden Schlupfwinkel für die schmutzigen Hyänen und die gefräßigen Schakale. Wir haben diese Tatsachen angeführt, weil man dann viel besser das zu würdigen imstande ist, was die Engländer für das neue Chartum seit den wenigen Jahren der Eroberung getan haben. Und damit man umso besser die Tragweite dieser vollendeten Arbeit erfassen kann, ist es notwendig, andererseits zu erwähnen, daß die Araber des Landes, anstatt der englischen Regierung in diesem Unternehmen behilflich zu sein, im Gegenteile einen tötlichen Haß gegen Chartum im Herzen bewahrten und sie nennen heute noch diese Stadt die verfluchte Stadt der Cofär, der Ungläubigen. Und in der Tat, anstatt dem gegenwärtigen Wachstum und der gegenwärtigen Entwicklung ihre Arbeit zuzuwenden, entfernen sie sich so weit als sie nur können und sind ganz begeistert für den Aufenthalt in Omdurman, der geheiligten Stadt der ruhmvollen Taten des Mahdi und ihrer großen Kalifen. Wenn man das alles in Anschlag bringt, so muß man gestehen, daß die englische Regierung in den wenigen Jahren, seitdem sie in den Besitz des Sudan gelangten, sehr viel geleistet hat. Wegen der tiefen Lage war die Gegend, auf der man die Stadt aufbauen wollte, sehr ungesund. Man machte also zuerst den Ansang damit, daß man ihre Lage etwas erhöhte. Dazu dienten in ausgezeichneter Weise die Trümmerhaufen der alten Häuser, die dasjenige ersetzten, was man zu wenig an Material hatte. Vermittels einer nur für den Augenblick hergestellten kleinen Eisenbahn wurden diese alten Baustücke eine halbe Stunde weit zu dem neuen Bauplatz geführt. Den Fluß zwängte man durch einen, hohen und weiten Damm ein, und den Fluß entlang wurde eine geräumige Allee angelegt. Breite Straßen mit schattigen Bäumen auf beiden Seiten führen nach jeder Richtung hin. Die Gartenanlagen, welche in dem alten Chartum so berühmt waren, sind auch wieder auf dem Standpunkte ihrer früheren Pracht angelangt und zwischen den unzähligen Palmen der verschiedensten Art blühen bereits die Zitronenbäume, die Aprikosen-, Pfirsichbäume. Die Feigenbäume breiten ihre großen Blätter aus und die Weinreben schlängeln sich an den Stützen empor. Inmitten von duftenden Blumen erheben sich allmählich Landhäuser und Paläste. Der Stil dieser neuen Bauten entspricht dem jetzigen orientalischen Geschmack, der in seiner Kunst wunderbar allen Erfordernissen des Klimas Rechnung zu tragen versteht. Man sieht Landhäuser, gebaut nach griechischem oder römischen Stil, mit dem in schöner Weise der arabische verflochten wird. Die Paläste sind gegen Norden hier von kolossaler, starker Form, gegen Süden aber mit hohen, luftigen Balkönen verziert. Hier steht ein Gebäude, in dem der Baumeister die ganze europäische Baukunst verkörpern will. Dort erhebt sich eine Moschee, die noch nicht ausgebaut ist, aber doch bereits zeigt, daß sie die Perle der modernen arabischen Baukunst sein soll. Der weiße Palast des Gouverneurs, der in einer Entfernung von einigen Stunden sichtbar ist, das große Post- Stern der Neger Seite I7i Nr. 6 gebäude, die Kasernen, die Arsenale, die anderen öffentlichen Gebäude zeigen klar die Tätigkeit der Regierung in dem Aufrichten neuer Gebäude. Alle zusammen sind ein herrlicher Beweis dafür, daß der Engländer es versteht, seinem Zweck alle Kräfte dienstbar zu machen. Mitten in diesem Wirrwar vieler im Bau begriffenen Häuser wimmelt es nur so von Soldaten und Gefangenen, welche unter Aufsicht der Soldaten zur Arbeit gezwungen werden. So ersparen sie der Staatskasse die großen Auslagen. an unserer Seite mit einer schweren Walze die Wege der Stadt, die noch im Baue begriffen sind, ebnet. (Siehe obige Abbildung.) Natürlich denkt man auch an das Nützliche und an den Vorteil des neuen Chartum. Die drückende Hitze wird gedämpft durch frisches Wasser, mit dem man beständig die Straßen benetzt, ebenso wie in Europa. Wer müde ist, oder nicht zu Fuß gehen will, oder wer nicht den Mut hat, einen Esel zu besteigen, läßt sich in einem kleinen Wagen von indianischer Form von einem In der ganzen Stadt ist alles in Bewegung, alles ist Leben. Auf einer Seite sind lange Reihen von Kameelen, welche kaum ihre große Last von Ziegelsteinen tragen können; sie werden mit harten Schlägen des Korbatsch angetrieben. Weiter vorne ist ein großer Haufen Volkes, welcher auf Karren Balken und Holz zum Bauplatz befördert. Da nehmen wir eine wahre Herde von Frauen wahr, welche mit großen Töpfen auf dem Kopfe vom Flusse zurückkehren, wo sie Wasser geholt haben, um damit die Pflanzungen an den öffentlichen Straßen zu begießen. Dort erschreckt einen der plötzliche Pfiff einer Maschine, welche Esel oder einem Diener fahren. Übrigens verkehren die Automobils bereits ganz frei nach allen Richtungen hin und in kürzester Zeit ebenso auch die elektrische Straßenbahn, die alle Punkte der Stadt sehr geschickt verbindet. Das elektrische Licht spendet schon seit ziemlich langer Zeit dem neuen Chartum eine hinreichende Beleuchtung. Aber das ist noch nicht alles. Man sorgt auch für alle möglichen Erheiterungen. Der öffentliche1 Park mit seinen Konzerten, die Menagerien, das große Hotel, der englische, ägyptische, syrische, griechische Klub, der Klub der Soldaten mit einer Menge von Kaffeehäusern und Gasthöfen zweiter «Seite 172 Stern der Neger Nr. 6 Klasse, die Verkaufsläden bieten die verschiedensten Unterhaltungen dar, ebenso wie man sie in Europa in einer Großstadt genießen kann. Aber bei dem großen materiellen Fortschritt vernachlässigt man nicht die geistige Ausbildung. Mehrere Schulen und Privat-Jnstitute arbeiten mit allem Eifer an der Jugenderziehung. Unter diesen beftndet sich die Schule der Mission, in der mehrere Sprachen gelehrt werden, wie Englisch, Arabisch, Französisch und Italienisch, ohne dabei die Musik zu vergessen. Soweit man voraussehen kann, ist Chartum gewiß bestimmt, einstmals der Mittelpunkt euro- ^ päischer Kultur zu werden, welche die Stadt von hier aus über die ungeheueren herumliegenden _________. o Gegenden verbreiten wird, die noch in der Finsternis der Barbarei liegen. Es ist wahr, es sind noch große und viele Hindernisse zu überwinden und wer die Natur des Landes und seiner Bewohner kennt, begreift leicht, daß, obwohl man viel geleistet hat, dennoch viel zu tun übrig bleibt. Aber ebenso ist es wahr, daß die Tätigkeit und Tatkraft der Regierung über alles triumphieren wird und daß England trotz alldem in vollkommenster Weise seinen Plan verwirklichen wird. Das ist die Residenzstadt unseres hochw. Bischofs, Msgr. Geyer, der bereits, wie wir aus den letzten Nachrichten erfahren haben, von der Expedition nach Chartum zurückgekehrt ist. L Khrifientum unö Ägypten. ^Zweitausend Jahre vor Christi Geburt wanderte eine Familie von Sem, eines Sohnes Noes, abstammend von Ur in Mesopotanien aus. Dieselbe bestand außer Therah dem Haupte der Familie, aus dessen Sohn Abraham mit Familie, und Lot, einem Enkel Therahs. Die ganze Familie siedelte sich in Haran an, von wo Abraham nach dem Tode seines Vaters nach Kanaan zog, wo er sich bei Hebron auf dem Gebirge Juda niederlies. Hier wurde er Hebräer genannt und genoß als redlicher und gerechter Mann die Achtung der dortigen Bewohner. In Folge einer Hungersnot wanderte er nach Ägypten aus, kehrte jedoch bald wieder nach Kanaan zurück. Er diente Gott mit unerschütterlicher Treue und führte für seine Familie und Nachkommen die Beschneidung ein, zur Unterscheidung von den abgöttischen Völkern. Hiedurch bildete auch seine Familie ein geschlossenes Ganze, was für die Folge von großer Wichtigkeit war. Sein Urenkel Josef, der Sohn Jakobs, wurde von seinen Brüdern an madianitische (arabische) Händler verkauft, um sich an ihm für angebliche Angebereien, bei ihrem Vater zu rächen. So kam Josef nach Ägypten, warscheinlich in die Stadt Memphis. Dort wurde er Sklave Putiphars, des Obersten der Leibwache. Durch den Haß der Gemahlin desselben in den Kerker gebracht, wurde er durch das richtige Lösen der Träume dem Könige bekannt. In der Folge erwarb er sich dessen Gunst in solchem Grade, daß er unter dem Namen Zaphaabzenach (b. i. Retter der Welt, Heil des Jahrhunderts) zum ersten Staatsbeamten erhoben wurde. In dieser Stellung kaufte er in den fruchtbaren Jahren große Getreidevorräte und ließ dieselben in den unfruchtbaren Jahren billig an die Landesbewohner ab. Während dieser Periode ka» Josef wieder mit seiner Familie in Berührung (biblische Geschichte, Josefs Befreiung und Erhöhung u. s. to.), indem seine Brüder nach Ägypten gingen um Getreide zu kaufen.-Nachdem er diesen verziehen, veranlaßte er, im Jahre 1847 vor Christi Geburt, seine Brüder mit ihrem Vater sich in Egypten niederzulassen. Zu welchem Behufe er ihnen das Land Gosen, wahrscheinlich die jetzige Provinz Es-Scharkijeh, einräumte. Josefs Wirken in Ägypten hat sich in einer Sage der Einwohner von Fizzum sowie in dem Namen des in dieser Provinz befindlichen Josef-Kanales erhalten. Nach 460 jährigen Aufenthalt der Israeliten in Ägypten führte sie Gott durch Moses Nr. 6 Stern der Neger Seite 173 wieder aus dem Lande ihrer jetzigen Bedrücker hinaus, nach Kanaan. Im Jahre 315 vor Christi Geburt eroberte dann der ägyptische Statthalter Ptolemäus Sagt Jerusalem und schickte an 100.000 Juden, wie sie jetzt hießen, nach Ägypten, wohin ihnen vstle freiwillig nachfolgten. Aus diesen kurzen Notizen sehen wir schon, daß Ägypten und Israel — Inda — miteinander in geschichtlicher und prophetisch-vorbildlicher Beziehung standen. Als Jehova das Volk Israel vor Pharao als seinen Erstgebornen erklärte und es dann mit mächtigem Arme aus Ägypten herausführte, sollte Israel sein heiliges Volk sein, aus dessen Stamm Juda der wahre Erstgeborne hervorgehen sollte. Dem kommenden Messias also verdankt Israel seine Rettung aus Ägypten. Dieses wollte den vorbildlichen „Erstgebornen" vernichten, jenes den wahren Erstgebornen, dem es seine eigene Rettung verdankte. Diese Untat Israels diente dazu, den missiani-schen Segen dahin zu lenken, wo der Fluch, welchen Noe auf seinen Sohn Cham gelegt, verjährt, und die Erlösungsgnade mit dem Volk zuerst in Berührung zu bringen, von dem auch der erste Kampf auf Leben und Tod wider das von Gott erwählte Volk ausgegangen war. Es räumte daher Moses, mit prophetischem Seherblick begabt, den Ägyptern eine bevorzugte Stellung ein. Während er alle anderen Völker von der ^Gemeinde Israels ausschließt, sagt er, der Israelit solle den Ägypter nicht verabscheuen, weil Israel selbst lange Zeit in dem Lande als Fremdling geweilt habe. Der Prophet Jsaias verkündete für Ägypten den endlichen Sieg des Jehova-Kultus (b. i. der wahren Religion des Mensch gewordenen Gottessohnes) ; dessen Keime waren Dank der fortwährenden Berührung der Ägypter mit den Israeliten bereits eingesenkt und entfalteten sich in dem Blütenleben der ersten Kirche gerade an den Ufern des Nils in fast wunderbarer Weife. Dadurch erklärt es sich eigentlich von selbst, warum die heilige Familie gerade in Ägypten Zuflucht suchte und fand. Diesem Werke der Gnade für Ägypten fetzte das messianische Kind, da es aus Israel flüchtend die Schwelle Ägyptens betritt, die Krone auf. Es ist ein frommer Wunsch jedes Christen, Näheres über den Ort und über die Zeit des Aufenthaltes der hl. Familie in Ägypten zu erfahren. Nach der Überlieferung hielt sich die hl. Familie in der Landschaft Gosen auf, die, einst hoch-gesegnet, nun schon längst von der angrenzenden Wüste verschlungen ist. Hier mochte die heilige Familie lebhaft der Väter gedenken, welche in derselben Landschaft Jahrhunderte lang als Fremdlinge wohnten. Auch als sie weiter gegen das alte „Om" gegen Heliopolis hin in die Nähe Memphis und des ehrwürdigen Nilstromes zogen, da waren sie noch auf dem Boden von Gosen. Hier im äußersten Winkel Gosens stand der berühmte Sonnentempel, das älteste Nationälheilig-tum der Ägypter, wo zugleich mit dem Sonnender Stierdienst gepflegt wurde. Die Juden nannten Heliopolis „Om" (b. i. Licht, Sonne). Schon Strabo (50 Jahre v. Chr. geb.) sagte, daß diese Stadt verödet fei. Auf den Ruinen dieser Hauptstadt des Götzendienstes stand zur selben Zeit ein Tempel dem wahren Gott geweiht. Hier ließ sich die hl. Familie nieder und nahm in einer halbverfallenen Säulenhalle Wohnung, der hl. Joseph baute eine kleine Vorhalle an diese Ruinen an, wodurch getrennte Räume geschaffen wurden. Er arbeitete meist auswärts als Zimmermann, auch die hl. Jungfrau mußte durch Wirken, Spinnen und Flechten von Teppichen verdienen. Jedoch wurde die hl. Familie bald von hier vertrieben. Durch die Götzendiener wurden nämlich die Bewohner veranlaßt, der hl. Familie weiter keine Lebensmittel mehr zu geben, da sie daran schuld fei, daß die Götzen von ihren Altären sielen. Der hl. Joseph bepackte daher den Esel mit dem Wenigen und zog weiter nilaufwärts nach Matarea. Auch hier stürzten wieder die Götzen von den Altären. Sie wurden aber dennoch geduldet, da hier viele Juden waren. Die hl. Familie litt anfangs große Not, später erhielt der hl. Joseph Arbeit, die Leute behandelten ihn aber mehr wie einen Sklaven und gaben ihm nur. was sie wollten, auch die hl. Jungfrau mußte wieder durch Handarbeiten zum Unterhalt der Familie mit beitragen. Als Wohnung diente der hl. Familie dort ein dunkles Gewölbe, über welchem jetzt eine katholische Kirche steht, welche schon zu Zeiten der heiligen Helena erbaut worden fein soll. Wie später für ganz Ägypten, so war jetzt schon die hl. Familie ein Segen für diese Gegend, alle Bedrängten kamen zu ihr, um Trost und Hilfe zu finden, und sie ward ihnen auch in dem Maße zuteil, daß diese Leute in ihren Anliegen nur sagten: „Da gehen wir zum Jesukinde!" Durch den Aufenthalt Jesu in Ägypten wurde so zu sagen dieses Land für ihn erobert, wie es sich denn auch dadurch auszeichnete, daß es gleich anfangs das Christentum begeistert annahm. Hier waren die ersten mit Taufenden von Mönchen bevölkerten Klöster. Die Wüste ward bewohnt von Hunderten von heiligmäßigen Einsiedlern. In Alexandrien war die erste christliche Hochschule, an welcher der Apostelschüler Pantänus, sein Schüler, der hl. Klemens, und dessen Schüler Origenes lehrten. So sehen wir Ägypten durch die Flucht des Jesukindes geheiligt, so daß es fast noch zum hl. Lande — Palästina — gerechnet wird und viele Pilger dorthin auch Ägypten besuchen, um die den Christen ehrwürdigen Orte dort zu besuchen, wozu in erster Linie auch der Marienbaum gerechnet wird. Schön und finnig ist die Sage von diesem Baume, unter dem bis heute die Pilger rasten, aus der nahen Quelle trinken und Laub und Wasser zum Andenken mitnehmen. Die Legende lautet: Auf dem Weg von Heliopolis in der Nähe des heutigen Matarea hart am Rande der Wüste rastete die heilige Familie, ganz ermattet, unter einem wilden Feigenbäume. Besonders die hl. Jungfrau war ganz verschmachtet, so daß sie unmöglich weiter gehen konnte. In dieser Not betete sie zu Gott um Hilfe, darauf sprudelte ein paar Schritte vom Baume entfernt eine kräftige Quelle empor, an der sie sich labten und Maria das | Jesukind wusch. Nachdem Joseph noch den Wasserschlauch gefüllt, zogen sie Nr. 6 Stern der Neger Seite 175 wieder weiter. Der vom Wasser überflossene Raum bedeckte sich bald mit Grün, und es wuchsen dort viele Balsamstauden, so daß, als die hl. Familie wieder in die Heimat zog, sie sich schon an dessen Saft erquicken konnte. Tatsächlich war um den Baum noch im Mittelalter eine herrliche Balsampflanzung. Jetzt steht er inmitten eines Gartens voll Palmen, Granaten, Orangen rc. re. Im Jahre 1656 ist er zur Hälfte zusammengebrochen, da er seit Jahrhunderten hohl war. Er mißt 6 m im Umfang und ca. 8 m in der Höhe. Wenige Schritte davon ist eine tiefe Quelle, der sogenannte Mariabrunnen, von den Arabern Sonnenquell genannt. Das Wasser dieser einzigen Quelle in Unterägypten bleibt 3 m unter dem Boden und muß mit dem Schöpf- rad gehoben werden, um den Garten zu bewässern rc. rc. Das Wasser ist außerordentlich frisch und versiegte bis jetzt nie. Die Legende erzählt weiter: Als die hl. Familie von Matarea wieder abreiste, um in die Heimat zu ziehen, wurden sie von ihren Freunden, unter welchen mehr Heiden, als Juden waren, bis zum Marienbrunnen begleitet. Die hl. Familie hielt hier wieder Rast, sammelte sich Balsam für die Reise, füllte die Wasserschläuche und, nachdem sie sich noch gewaschen, zogen sie durch die Wüste. Jesus mußte meistenteils gehen, da er schon sieben Jahre alt war; und so wanderten Jesus, Maria und Joseph wieder nach Asien — nach Nazaret —, wo unser Erlöser sich auf sein Erlösungswerk vorbereitete. Joh. Schweiger. — — ie Wutzpflanzen Afrikas. Afrika ist nicht besonders reichhaltig an Nutzpflanzen; selbst das tropische Afrika bietet den Menschen verhältnismäßig wenig Kulturpflanzen. Der größte Teil sind eben ungeheuere Steppenländer, die vielfach in große Sandwüsten übergehen, wie wir es im nördlichen Teile vom 16.—33. Grad n. B. und im Süden in der Kalaharie Steppe und Wüste sehen. Noch größere Länderkomplexe, die eigentlichen Tropenländer, sind mit Wäldern und unabsehbaren Grasflächen bedeckt und zwar so üppig, daß man sich ganz leicht im hohen Grase verbergen kann, wenn man verfolgt wird, andererseits aber auch die Raubtiere keine bessere Lauerstätte finden können. Dazwischen nun liegen vereinzelt die meist großen Negerdörser, bei denen sich dann je nach den Länderstrichen verschiedene Pflanzungen befinden. Die wichtigste Nutzpflanze, die Grundlage des gesamten Ackerbaues, bildet die Hirse in seinen drei hauptsächlichsten Arten (Panicum distichum, Holcus sorghum (Durra) und Eleusine). Die Heimat der Hirse, die über den ganzen Erdteil verbreitet ist, dürfte der Sudan zu beiden Seiten des Niger sein. Manche wollen ihn eingeführt sein lassen. Eine nicht so häufige, aber viel wichtigere Nutzpflanze ist die Dattelpalme. Diese tritt besonders in der nördlichen Grenze des tropischen Florareiches auf und dient einem großen Teil der dortigen Bevölkerung als fast einziges Nahrungsmittel. Sie ist der einzige Trost in der endlosen Sahara. In Zentral- und Westafrika tritt' auch besonders häufig die Erdnuß mit ihren knolligen, länglichen Hülsenfrüchten auf. Dazu kommen noch verschiedene Bohnen- und Erbsenarten, Melonen und Kürbisse. Außer diesen echt afrikanischen Pflanzen sind noch die aus Amerika und Europa eingeführten von großer Bedeutung; so der sehr weit verbreitete Maniok, aus welchem die Neger Brot bereiten. Ebenso kamen Mais und Tabak aus Amerika. Europa lieferte Weizen und Gerste, die aber noch nicht besondere Verbreitung gefunden haben. Aus Indien stammen die Bananen, die ganze Wälder bilden und von nicht geringer Bedeutung sind; ebenso die Kokospalme. Diese aufgezählten Pflanzen dienen ausschließlich — der Tabak ausgenommen — als Nahrungsmittel. Wie der Tabak, so liefern auch der Hanf und im Sudan die Gurunuß narkotische Mittel. Eine zweite Gruppe bilden jene Nutzpflanzen, deren Früchte großenteils ausgeführt werden. Da ist in erster Linie die Ölpalme (Elaeis guineensis) zu nennen. Diese ist eine niedrige Federpalme und erstreckt sich, wie schon der Name guineensis andeutet, auf den tropischen Westen, wo sie die wichtigste Nutzpflanze ausmacht. Sie liefert das Palmöl, den wichtigsten vegetabilischen Ausführungsgegenstand des tropischen Afrika. In Liberia und Abessinien ist besonders der Kaffeebaum heimisch; seine Frucht ist nur zu bekannt, als daß sie noch einer Anpreisung bedürfte. Einigen Absatz hat auch das Kopalharz, das von lebenden und abgestorbenen fossilen Baumstämmen gewonnen wurde. Im Atlasgebiete spielen vor allem die südeuropäischen Obstarten, der Ölbaum, der Opium liefernde Gartenmohn eine Rolle. Daß der Süden (Kapland) und der äußerste Norden vorzügliche Weine liefern, ist bekannt.* Manche Länderstriche sind wieder sehr pflanzenarm. Da nähren sich die Eingeborenen während des größten Teiles des Jahres von kleinen Früchten, Beeren, Knollen, Wurzeln, Kräutern und dem Marke mancher Bäume und Sträucher. Andrerseits haben. die Neger vielfach die ungeschickte, aber recht charakteristische Sitte, zur Erntezeit beständig Feste zu feiern, zu essen und zu trinken, und wenn dann in wenigen Monaten alles aufgezehrt ist, dann heißt's fleißig fasten. Ebenso kann man es sich leicht erklären, wie schrecklich es sein *) Verschiedene afrikanische Weine sind durch die „St. Petrus-Claver-Sodalität" zu beziehen