KAIULWNN3VA Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 2V. Freitag am 8. März 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz­jährig 8, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am R»an, Nr. I9N, im erste« Stocke. Fieberphantasie. IHA r tobte durch die Pulse des Fieber« trock'ne Glut Und düst're, bange Bilder schuf da« erhitzte Blut. Bald schien's mir, daß als König ich Thron verlor und Neich, Und von dem höchsten Glücke ward einem Bettler gleich. — Bald sah ich Sterne winken mit süßem Zauberlicht: D» scheuchten düst're Bilder das schöne Traumgesicht; Da schien ich hingetragen weit — in ein fernes Land, Dort wo mich Niemand liebte, und niemand mich gekannt. — D'rauf sah ich mich im Traume «ersetzt in Edens Glanz, Den Himmclssaal, den großen, mit seinem Lichterkranz. — Dort nahte mir ein Seraph mit leisem Gcistergruß, Und drückt' mir »uf die Stirne des Himmels Friedcnskuß. — Und wie der Hauch, der leise, von meiner Stirne wich: D« war der Traum vorüber und ich sah — Theu're, dich. Ich sah »m Krankenlager mit feuchtem Blick' dich steh'«, D'rxm wundert es mich nimmer, daß Engel ich geseh'n. Moriz Siegerist. Orden der Tempelherren und nachmals der deutschen Nitter in Laibach. Von Anton Iellouschek. jene Stelle, an welcher heutigen Tags die deutsche Ritter-Ordens-Kirche steht, ßsWHM".??" so viel sich aus den diesfälligen Nachrichten entnehmen läßt, schon seit Römerzeiten dem religiösen (wenn auch nicht immerchristlichen) Cultus geweiht war, so mag eine kleine, vorläufige, wenn auch nicht streng zur Sache gehörige Einleitung billige Entschuldigung finden. — Ich will vor­läufig erörtern, was an der Eingangs erwähnten Stelle sich zu den Zeiten der Römer befunden habe. Nachdem der römische Kaiser Octavianus Augustus und seine Stiefsöhne, Tiberius Nero (nachmaliger römischer Kaiser) und Claudius Drusus u,Hor in dem Zeiträume von 22 Jahren — (vom I . Rom's 722 bis 744, vor Chr. 32—10) die das heutige Königreich Illyrien bildenden Provinzen, in denen damals die Iapydier, Noriker, Taurisker und südlicher gegen das Meer zu die Karnier wohnten, nach Eroberung und Zerstörung der japydischen Hauptstadt Me­ tullum und anderer festen Orte unter die römische Bot­mäßigkeit gebracht hatten; so wurde Illyrien eine prätorische Provinz (siehe Strabo lik. IV.), wo diesiegreichen Rö­mer ihrer Gewohnheit gemäß, nebst der Staatsverfassung auch ihren heidnischen Gottesdienst einführten. Die uralte Stadt Aemona wurde eine römische Colonie, gleichsam das Bild des römischen Volkes im Kleinen und, mit Rom im engsten Zusammenhangestehend, hatte sie durchaus keine andere Verfassung, als jene der neu hinübersetzten Einwohner, zum Unterschiede von Municipium, wo man die noch vorhin be­standene Verfassung zum Theile beließ. (Aulus Gellius, libr. XXVI). Die Gottheiten, deren Verehrung die Römer in Aemona einführten, waren: Hercules, Ceres und Nep­tunus. An der mehrbesprochenen Stelle, die, — wenn man die Lage des alten Aemona nach dem von unserm vater­ländischen Geschichtsschreiber Anton Li «hart im I. Band zwischen Seite 308 und 309 mitgetheilten Plane als rich­tig annimmt, — kaum hundert Schritte außer den Stadt­mauern sich befand, soll nach sicherer Muthmaßung der Tempel Neptun's gestanden sein, welcher, wenn nicht schon durch die Bischöfe Aemona's aus den ersten Jahrhunderten oder zu Zeiten Kaisers Constantin des Großen, wo Lai­bach schon meistens von Christen bewohnt war, doch bei dem verheerenden Durchzuge des Hunnenkönigs Attil a im I . Chr. 452 zugleich mit der darneben gestandenen Stadt Aemona verwüstet und zerstört wurde. Hinreichende Ursache zu dieser Behauptung ist die, daß im I . 1714 bei der Grundsteinlegung zum Umbaue der jetzigen deutschen Kirche ein (nun bei diesem Gottestempel auswärts vor dem Thore linker Hand eingemauerter) Leichenstein aufgefunden wurde, mit der Inschrift: i.. c^xims 1.. 5. VVI. ?IwciII.U8. V. ^ 8IUI, LI' 1.. c^x^w, 1.. 1.. ?IWL^0 ?^?ni c^iiHi 1.. 1.. V8 An beiden Seiten waren nach Angabe des Zeitgenossen Johann Gregor a Thalberg (Lpitnmo OKruuoInZio», Ilrdi« I^lldaoeu«!», ?HK. 10S) Opferschalen, Becher und Rauchgefäße nach Art der Römer angebracht. Man sieht sie dermalen nicht mehr, weil der Stein eingemauert ist, aber der Kopf eines Stieres und ein Opfermesser sind noch zu sehen.. Bekanntlich waren Stiere die Lieblingsopfer Nep­tun's. ^VirZilii lleor^ienn I^id. V. Anton Li «hart, „Versuch einer Geschichte von Kram", I. Band, Seite 262.) — Es läßt sich daher aus den an diesem Denksteine vor­handenen Insignien die wahrscheinliche Behauptung aufstel­len, daß an der mehrbesprochenen Stelle der Tempel Nep­tun's gestanden sei. (Beschluß folgt.) Lucy Bernard. Wahre Begebenheit, übersetzt aus dem Englischen. (Beschluß) Wenige Worte waren von beiden Seiten gewechselt worden, als der Polizeibeamte ihnen ankündigte, daß die für ihre Zusammenkunft bestimmten Minuten verstrichen seien. Mi t tonloser Stimme sagte Willia m Lebewohl; aber Lucy konnte kein Wort hervorbringen. Er ward hin­weggeführt und sie blieb sprachlos ohne Bewegung dastehen, und sah ihm nach; sie war so in Gram versunken, daß sie nicht mehr wußte, wo sie war, bis endlich die Töne der Glocke in den Schiffswerften sie aufschreckten und er­innerten, daß auch sie sich fortbegeben müsse. Die Arbeiter strömten heraus und eilten über den Pa­radeplatz fort; doch konnten selbst die Gefühllosesten Lucy's kummervollen Blick nicht ertragen und einer, welcher ein sanfteres Herz hatte, ergriff ihren Arm, bahnte sich einen Weg durch den Haufen und geleitete sie sicher nach dem elenden Keller, in welchem sie ihre Wohnung genommen hatte. Ach, arme Lucy! das war denn Alles. Dafür war sie so weit hergekommen, dafür hatte sie Gefahren, Leiden, Entbehrungen aller Art ertragen, um ihn einige schreckliche Minuten lang anzublicken und dann für Jahre, vielleicht für immer, von ihm zu scheiden. Auch war nun das Ge­fühl, ihren Gatten für immer verloren zu haben, nicht das Schrecklichste, welches sie zu ertragen hatte, obgleich sie vorher gedacht, daß, wenn sie ihn nur noch ein Mal sehen könnte, ihr Unglück ihr weniger schwer fallen würde; denn unmerklich hatte sie alles Frühere vergessen gehabt, seine Entfremdung gegen sie und das Leid, welches seine schlech­ ten Gewohnheiten über sie gebracht; sie hatte ihn sich nur vorgestellt wie damals, als er ihr treu war und sie in sei­nen Gesichtszügen inner« Frieden und Heiterkeit las. Nun aber, da sie ihn gesehen, waren diese Vorstellungen ver­schwunden. Schuld und Scham hatten ihre Spuren seinem Antlitz aufgedrückt und die Gesellschaft verhärteter Böse­wichter hatte ihren gewohnten Einfluß geübt. Die Stimme, welche ihr einst wie Musik klang, war rauh, seine männ­liche Schönheit, auf welche sie stolz gewesen war, hatte einen noch andern Charakter angenommen, als die Zeit ihr zu geben pflegt. Sie hatte ihn gesehen in dem Gewände der Schande, mit eisernen Fesseln an seinen Füßen, und dies Bild schwebte ihr Tag und Nacht vor. Lucy sah ihren Gatten nicht wieder, aber sie hielt sich noch zu P. auf, bis das Schiff absegelte; sie sah, wie die Segel gelöset wurden und strengte ihre Augen an, um ihnen auch dann zu folgen, als sie nur noch wie ein klei­ ner Punkt am Horizont erschienen, nur sie zu erkennen in den Strahlen der untergehenden Sonne, welche sie mit so Hellem Schein umgab, als waren sie Freudensignale gewesen. Endlich aber konnte sie nichts mehr sehen, preßte nun ihr Kind an das Herz, welches zu bedrückt war, um Thrä­nen ihr zu entlocken, wandte sich um und erblickte an ihrer Seite die Hame, welche sich bisher so gütig gegen sie er­wiesen hatte. Sie hatte sie bemerkt und war ihr gefolgt, indem sie ihre Absicht errieth und fühlte, daß die Arme in einem solchen Augenblicke am meisten des Trostes bedürfte, den sie ihr jetzt zu geben bemüht war. Aber auch ihr ge­lang dies nicht, denn es. gibt einen Grad des Unglücks, wo kein Gedanke des Himmels mehr Trost bringen kann, bei welchem nur die Zeit das Herz darauf hinzuleiten ver­mag, den Trost christlicher Hoffnung zu- empfinden. Madame M . ward bald ihres Irrthums inne und stand von ihrem vergeblichen Vorhaben ab, indem sie für jetzt allein sich bestrebte, die äußeren Leiden der armen Lucy zu mildern. Ih r erster Wunsch war, ihr die Rückreise in die Heimat zu erleichtern, wo die Liebe und Sorge der Eltern sie wahrscheinlich wieder aus ihrem Kummer herausgerissen haben würden. Aber es war klar, daß Lucy in diesem Augen­blick völlig unfähig zur Reise war, und weit entfernt, daß es sich mit ihren Gesundheitsumständen gebessert hätte, ward es vielmehr, täglich schlimmer. Die Aufregung, welche sie fähig gemacht hathe, den geistigen und körperlichen Leiden Trotz zu bieten, war nun verschwunden, und nichts vermochte sie aus ihrer Stumpf­heit zu erwecken. Sie pflegte.Stunden lang dazusitzen und ihr Kind anzublicken, bisweilen seufzend, doch nie eine Thräne vergießend. Essen war ihr beschwerlich, doch ver­suchte sie um ihres Kindes willen, das durch ihre körperliche Schwäche mit litt, etwas zu genießen. I n wenigen Tagen aber ward das kleine Wesen krank und starb,— glücklicher darin, als viele Andere, die, in kummervoller Lage geboren, leben bleiben, um dieselbe recht zu empfinden. Doch war sein frühes Hinscheiden der unglücklichen Mutter eine neue Trauer und über dem kalten Leichnam der Kleinen vergoß sie die ersten Thränen seit vielen Tagen. So fand Madame M . sie, nahm ihr sanft das todte Kind aus den Armen und nöthigte sie, sich niederzulegen. Sie sollte nie wieder aufstehen. Jeder Beweggrund zur Anstrengung war nun für sie verschwunden und sie eilte mit schnellen Schritten dem Grabe zu. Eines Tags, als Madame M. in das Zimmer trat, traf sie die Arme, indem sie einen vergeblichen Versuch machte, das Bett zu verlassen. Die Sprache war bereits undeutlich geworden und es machte ihr einige Schwierigkeit, zu sagen, daß sie ihren Trauring verloren habe. Madame M . gab ihr denselben, und wollte ihn ihr wieder an den Finger stecken, aber sie wehrte es schwach ab und sprach: „Mutter!", und Madame M . glaubte daraus zu erkennen, daß sie wünsche, daß er 79 zu ihrer Mutter gebracht werde, das einzige Andenken, welches sie m ihr einst so gluckliches Vaterhaus zu senden hatte. Das Versprechen ward ihr denn auch gegeben und ein schwaches Lächeln ging über die Lippen der Sterbenden, aber sie sprach kein Wort weiter und kurz darauf ward die leidende Seele aus den körperlichen Banden erlöset. Madame M . blieb an ihrer Seite, bis Alles vorüber war, und vergaß nie den Eindruck dieses letzten Wachens am Sterbebette der hingebenden Gattin. Es bedurfte für sie zwar nicht solcher Scenen, um sie an das Mitgefühl, welches alle Menschen einander schuldig find, zu erinnern, so wie an die Nichtigkeit alles Rangunterschiedes bei Leiden und im Angesicht des Todes. Wenn sie aber hörte, wie unter den Höhergestellten und Gebildeten über die in nie­derem Stande Geborenen gesprochen wurde, als hätten sie kein Gefühl, als wären sie für geistige Leiden unempfäng­lich, dann pflegte sie wohl die Geschichte der Leiden und des Todes der Gattin des Verbrechers zu erzählen, und die edlen Thaten hochgeborner Heldinnen mit der einfachen, weiblichen Hingebung und Liebe jener zu vergleichen, und nie ließ die Erzählung Personen, welche ein menschlich füh­lendes Herz hatten, ungerührt. Seltene Demüthigung. Der König Jakob der Erste von England hatte ein sehr heftiges Temperament, und war wohl einer der jäh­zornigsten Monarchen. Sobald er indessen zu sich selbst kam, hielt er es nicht unter seiner Würde, Unrecht zu be­kennen und das Geschehene so viel als möglich wieder gut zu machen. Einst hatte er einige wichtige Papiere, in Be­treff eines Traktats mit Spanien, verlegt. I n der Mei­nung, daß einer seiner ältesten Schreiber, Namens Gib , dem er sie anvertraut zu haben glaubte, sie verloren oder auf die Seite geschafft habe, fuhr er ihn heftig an, und forderte sie mit Ungestüm von ihm zurück. Gib , sein vertrautester Diener, der ihm in einer langen Reihe von Jahren viel­fältige Beweise von Treue und Pünktlichkeit gegeben hatte, warf sich auf die Kniee und betheuerte, die Papiere nie gesehen, nie in Händen gehabt zu haben. Durch den Wi­derspruch des Greises gereizt, vergaß sich der König und stieß ihn mit einem Fußtritte um. Jetzt erhob sich Gib , stellte sich in einige Entfernung vom König, nahm eine feste Stellung an und sprach: „Sire, ich habe Ihnen von meiner Jugend an gedient und treu gedient; solchen Lohn habe ich weder erwartet, noch verschuldet.« Zugleich neigte er sich ernst und tief, und erklärte dem Könige: er würde ihm nicht ferner dienen, um sich einer solchen Demüthigung und Beschimpfung nicht zum zweiten Male auszusetzen. Damit entfernte er sich und reisete eine Stunde darauf nach Schottland, seinem eigentlichen Vaterlande, ab. Bald nachher erfuhr ein zweiter Schreiber, was vor­gegangen war. Ih m hatte der König die Dokumente ein­gehändiget, aber vergessen, daß er dies gethan hatte. So ­gleich eilte Jener mit den Papieren zu Jakob . Unver­züglich gab der König Befehl, dem Gi b einen Courier nach­zuschicken, und' erklärte diesem dabei mit einem kräftigen Eide: er werde nicht eher essen, trinken und schlafen, bis er ihn zurückgebracht habe. Gi b kam vor den Monarchen, und der Monarch ließ sich vor ihm auf ein Knie nieder und schwur, nur dann aufstehen zu wollen, wenn ihm sein Diener die ungerechte Beleidigung, die er ihm angethan, verzeihen würde; und als dieser aus Bescheidenheit sich weigerte, das Wort Verzeihung als unschicklich vom Diener gegen seinen Herrn auszusprechen, beharrte Jakob darauf, bis ihm von Gi b — verziehen worden war. Lesefrüchte. Aufrichtigkeit , diese erste Grundstütze der Freundschaft, ist ein Spiegel, in welchemsich jedoch nur Wenige beschauen wollen. Prüfunge n des Schicksals und Unglücksfälle sieht nur der Feige , als Niesen an; dem Muthigen, dem ausdauernden Manne sind sie Zwerge nur. — Haß , diese sich selbst verzehrende Flamme, kommt mir vor, wie geronnener, ja oft sogar wie versteinerter Zorn.,— Qrdnun g ist der stereotype Grundsatz jedes Menschenglückes. Wie sie das große Weltall erhält, eben so besteht das Glück, Ehre und Vermögen aller Staaten, wie aller Familien allein durch sie. Ruh m läßt nur dann den Neid nicht aufkommen, wenn er schnell und unerwartet entstanden ist; bist du aber langsam emporge­stiegen, so fandest du gewiß alle Stufen von Neidern belagert. Idee n sind Kapitalien, aber sie tragen nirgends reiche und er­giebige Zinsen, als einzig im Hause des wahren Talentes. Schweigen ist der Klugheit Allerheiligstes, und ein Mensch, der nicht zu schweigen versteht, ist ein offener Brief, in den Jedermann nach Belieben hinein guckt. Menschenkenntniß, heut zu Tage die Menschenliebe eben nicht befördernd, ist ein Buch, welches der Verfasser oft mit mit seinem eigenen Blute schreibt. Ehre n und Auszeichnungen, die unuermuthet kamen, sind gleich neuen Kleidern; sie beengen stets und passen nicht eher, bis man sich nach und nach in sie eingefunden hat. Neugierde, obschon ein Irrlicht, das uns in Sümpfe leitet, ist doch oft das einzige Mittel gegen das Gift der Trägheit. — Leopold Kordesch. Anekdote« Jemand borgte sich von seinem Freunde einen Koffer zu einer - Reise und schickte dann denselben auf der Post unfrankirt mit der Anzeige seiner glücklichen Ankunft in die Heimat zurück. Der Freund über ein so undelikates Verfahren nicht wenig erzürnt pakte einen zentnerschweren Stein in eine Kiste und schickte dieselbe ebenfalls unfrankirt an seinen Freund mit folgenden Zeilen: »Ed­ler, zartfühlender Jüngling! — Als mir durch den mit Post­Spesen schwer befrachteten Koffer die erfreuliche Nachricht zu Theil wurde, daß du an deinem Bestimmungsorte glücklich angekommen bist, fiel mir beifolgender Stein vom Herzen!« Ein Landstreicher fand einen Handwerksburschen am Wege neben seinem Reisebündel eingeschlafen und nahm letzteres mit sich. Der Erwachte erblickte ihn noch in der Ferne, eilte ihm nach und in der nahen Stadt wurde der Dieb angehalten. Er behauptete jedoch, das Bündel gefunden zu haben. — »Gestohlen«! sagte der Richter, »hier steht der Eigenthümer«. — »Nun, was ist's denn mehr?« erwiedcrte der kecke Dieb; »ich fand am Wege einen Handwerksburschen und ein Bündel; das Bündel nahm ich mit, den Burschen ließ ich liegen.« Ein vornehmer Herr machte eine Reise zu Pferde. Sein Diener ritt schlafend hinter ihm her. »Du schläfst ja schon wie­der!« schalt der Herr, indem er umblickte— »Kerl, ich wette, du hast gewiß wieder etwas verloren?« — Der Bediente erwachte, sah sich um und rief: »Meiner Treu, gnädiger Herr! Sie hahen die Wette gewonnen! — Ih r Mantelsack ist beim Guckguk!« — Blicke in die Vorzeit. (Eine Neuigkeit.) Carl der Einfältige, König von Frank­ reich, hatte einen Hofnarren, Namens Jean. Diesen fragte er einst: »Nichts Neues?« Jean. Ja, es sind heute früh über vierzig tausend Men­ schen aufgestanden. König. Was? Wozu? Jean. Ohne Zweifel, um heute Abends wieder zu Bette zu gehen. 8» (Der Prophet.) Melanchthon war ein Freund der Chi­romantie (der weissagenden Handbeschauung). Einst bei dem Be­suche eines Bürgers zu Wittenberg, der viele Kinder hatte, sprach er, indem er mit Freude die Hände eines der Kinder betrachtete und betastete: »Dies Vüblein wird ein Mal ein großer Gottes­gelehrter werden«. Da entgegnete der Vater: »Uumine?nilipz>e, wenn es nur kein Dirnlein wäre. (Der kluge Narr.) Friedrich der Vierte, Kurfürst «on Heidelberg, sagte ein Mal im Unwillen zu seinem Hof- und Schalksnarren, dem sogenannnten Pritschen-Peter: »Grobian, du mußt mir sofort den Hof räumen«! — »Wohl,« antwortete Peter, »laßt mich nur gleich bei der Silberkammer anfangen.« Feuilleton des Mannigfaltigen. (Wie der Leibarzt des Kaisers von Ehiua am Krankenbette desselben z« verfahren hat.) Sollte das höchste der irdischen Wesen mit einer Unpäßlichkeit befallen werden, (denn daß der Kaiser von China je ernstlich krank werden, oder gar sterben könne, darf bei Todesstrafe nie über die Lippen seiner Unterthancn kommen): so hat sich der Leibarzt sogleich in den Pallast zu begeben. Cr hat an das Lager des Herrschers zu tre­ten, dann sich schnell niederzuwerfen und in einem vierstündi­gen Gebete dem Himmel zu danken, daß er dem durch und durch unwürdigen Leibarzte das Glück verliehen, den Kaiser auf seinem Lager erblicken zu dürfen. Sobald das Gebet vorüber, bittet er um die Alles beseligende Erlaubniß, den Puls an den Fingerspitzen befühlen zu dürfen. Sobald ihm diese gegeben, muß sich der Leib­arzt neuerdings auf das Gesicht werfen und wieder sehr lange beten für das noch beseligendere Glück, das ihm nun zu Theil geworden. Hierauf bittet er die größte Majestät der Welt, die Zunge besehen zu dürfen- I n dem Augenblicke, als der Kaiser dieses gestattet, ist der Leibarzt schon Besitzer von zwei, drei chinesischen Dörfern, und zeigt der Kaiser erst wirklich die Zunge, se nach der Länge, als er sie herauszustrecken geruht, wird der Leibarzt Kuo-i-wen oder Ka-wen-ti-ti, was bei uns entweder Graf, Fürst oder Herzog wäre. Jetzt erst hat der Leibarzt das Recht, dem Kaiser Medianen reichen zu dürfen. Gibt sich das Unwohlsein schnell, so erhält der Leibarzt einen Sack Perlen; schwindet das Ucbel langsam, so wird ihm bedeutet, daß er näch­stens außerordentliche Prügel bekommen werde; wird der Kaiser namhaft unwohl, oder verfällt er etwa gar in Irreden oder phan­tastische Aeußerungen, so wird der Leibarzt augenblicklich als Heren­meister enthauptet. Stirbt der Kaiser, so wird die ganze Familie, ja selbst die entferntesten Verwandten werden hingerichtet. Feiert der Kaiser seine Genesung, so darf der Leibarzt sich eine ganze Provinz zur Belohnung ausbitten. (Aus vuiuz' 8 in China. U? (Sonderbare Sitte.) In mehreren Dörfern Belgiens herrscht die Sitte, daß die jungen Mädchen einem Burschen, der sich seine Geliebte von einem andern abtrünnig machen läßt, die Haare glatt vom Haupte wcgscheeren. Keiner der Burschen darf diesem Gebrauche sich widersetzen und man ist unerbittlich mit den fatalen Scheercn zur Hand, sobald der Fall sich bestätigt. (Der Kaffeh) muß denn doch nicht so schädlich sein, als man ihn bisweilen verschreien will. I n Malaga starb unlängst eine Frau in einem Alter von 120 Jahren, die bis zum letzten Augenblicke leidenschaftlich gerne Kaffeh trank und schnupfte. (Die widerlichste Höflichkeitsbezeigung.) In einer Gesellschaft wurde die Frage aufgeworfen, welches die widerlichste Höflichkeitsbezeigung wäre. »Jene«, erwiederte ein Doktor, »wenn der Gläubiger den Schuldner zum Sitzen nöthigt.« — (Eine sonderbare Uhr.) Ein geistreicher Satiriker be­merkte von einem jungen Mädchen, das der Mode der Schnür­brüste unmäßig huldigte, sehr treffend: »Hier sehen Sie das Mo­dell einer Sanduhr aus Menschenflcisch.« — Korrespondenz vom Lande. Neumarktl »m 2. März 1844. Sehr geehrter Herr Redakteur! Nenn ich Ihnen, in Folge Ihrer freundlichen Einladung um Einsendung »on Berichten aus unserm Oberlande, solche« zusagte, so dürfen Sie keines­wegs erwarten, daß ich dieselben in einer sogenannt pikanten, süßelnden und alles überzuckernden Modernität der Sprache, in jenem so beliebten neuen Journal-Jargon abfassen und hierbei Phrasen und Sentenzen aller Welttheile benutzen werde, um in den Augen der Lesewclt als Genie zu glänzen. Jene Geschicklichkeit, über Nichts uicl zu schreiben, ist uns in Neumarttl unbekannt. Wir leben hier, umgeben «on unser« herrlichen Bergen und freuen uns des Anblickes der schonen Natur st wahr, so echt und herzinniglich, daß wir zu diesen unseren wahren Empfinden nicht erst eine schwächelnde Sentimentalität zu Hülfe zu rufen brauchen. Der Obertrainer ist der wahre Sohn der Na­tur! Seine Alpcnblumen, seine kühnen Berge, die Gebilde seiner Gletscher sind seine Poesie«, die immer frisch und lebenswarm »or seiner Seele schwe» be«. Dies, Herr Redakteur! zum Eingange dieses meines ersten heutigen Berichtes. Der diesjährige Winter hat uns bisher mit seinen Eisesblumcn, diesen negativen Frühlingsspenden, und seinen barocken Schnecgebilden st ziemlich verschont; dagegen aber tritt er jetzt zu einer Zeit, wo die Sonne schon wie» der Wärme gewinnen», der starren Erde das glitzernde weiße Gewand auf» thouen und diese Braut des Frühlings zum neuen, frischen Blumenschmucke vorbereiten sollte, desto ungestümer hervor. Wir hatten in Folge des vor Kurzem eingetretenen Thauwetters die Hoffnung, uns bald im Grünen erge° hen — unsere st freundlichen Gebirge besteigen zu könne«; allein in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar brach ei» fast beispielloses Schneegestöber aus, und war von einem wüthenden Orkane begleitet. Frühmorgens am 28. waren wir von allen Seiten vom Schnee eingeschlossen und jede Communitation »uf den Staatsstraßen, insbesondere jene über den Loibl , war gesperrt. Nur dem energischen Wirken der betreffenden Straßcnbaubeamten haben wir es zu danken, daß die Passage für die Fußgänger und leichte, einspännige Fuh< re» bis heute wieder eröffnet ist. Hierbei kann ich nicht unterlassen, Ihnen einen traurigen Fall bekannt zu geben, der sich am 28. Februar ereignete: Der fleißige und uns lieb gewordene Straßenbau »Assistent, Herr C. Dornt , verfügte sich «m 27. Februar zur Erhebung einiger Elcmentarfalle auf die Höhe des Loibl' s und mußte bei dem Eintritte eines nur in den Hochgebirgen so heftig eintreten könnenden Schneegestöbers die Nacht in dem Einrüumershause zu St. Ann» unter dem Loibl zubringen. In derselben Nacht fiel,eine ungeheuere Menge Schnee, und der genannte Beamte begann mit den ebenfalls in St. Ann» über Nacht gebliebenen Arbeitern die Durch­brechung der Straßenpassage. Als sie in die Nähe des sogenannten N«LunlKi pI»«') kamen, stürzten plötzlich mit einem unsäglichen Donner, begleitet vom wüthendsten Orkane »on den beiden Gcbirgslchnen zwei Lawinen zusammen herab; — nur noch l» Schritte vor — «der rückwärts, und es wäre um IN Menschenleben geschehen gewesen. — Als sich nach einiger Zeit das Schnee« wehen, welches auf Augenblicke den ganzen Gesichtskreis bedeckte, gelegt hatte, ersahen sie erst, in welcher fürchterlichen Lage sie sich befanden; «uf beiden Seiten war ihnen der Weg durch ungeheuere Schncemaffcn versperrt und jeden Augenblick donnerte eine neue Lawine nieder und drohte sie unter ihren Schneehaufen zu begraben. I n dieser tödtlichen Angst blieb ihnen kein anderer Ausweg, als zwei vor ihnen sich aufgethürmte Lawinen zu überschreiten, was ihnen nach der mühsamsten Anstrengung und unter steter Lebensgefahr in einer halben Stunde endlich gelang. — Ermüdet kamen sie bei der im Loiblthale liegenden Keusche beim Laib« »n, und nachdem sie sich von ihrer Angst er» holt hatten, trat Herr Dorn t seinen weitern Weg gegen Neumarttl an, und warnte den zurückgelassenen Straßen-Einräumer Fr»nz Graschitz ernstlich, es j» nicht zu wagen, eher nach St. Ann» zurückzukehren, bevor derst hef> tige Orkan sich nicht gelegt haben würde. Dieser beachtete jedoch bei seinem rastlosen Diensteifer die Warnung nicht und wollte nach einem kaum zweistün» digen'Aufenthalte in der Hütte des Laib» zur Arbeitcr-Compagnie, die sich ober St. Ann» »m Loibl befand, mit s Begleitern zurückkehren. Er machte sich sofort »uf den Weg, und schon hatten sie drei L«winen am LeguulKi pl22 glücklich überschritten, als sie plötzlich eine neue Lawine überraschte und — unter ihren Schneemassen begrub. — Von den 6 Begleitern des Einräu­mers waren 3 nur theilweise verschüttet; sie hatten sich durch eigene Kraft gerettet und dann sogleich die Nachgrabungen st erfolgreich begonnen, daß sie die 3 übrigen ausgruben; der Straßen-Einräumer Franz Graschitz, der »ls der Vorderste dem heftigsten Andränge der Lawine ausgesetzt war, aber liegt wahrscheinlich tief in der Schlucht und auf immer begraben. Nächstens, verehrter Freund, über die traurigcn Vorfälle in Weißenfels, Heinrich Kronberg. Auslesung der Mandeln in 3tr. 19. 4. Krebsaugen. 2. Hausthor. ») Die größte und gefährlichste Lawinenrinne der ganzen Loibl-Chaussee, der man >m Winter durch die Seitenstraße über den Bach ausweicht, Sie kommt von dem mächtigen, in der Landessprache 8tt>1 (der Stuhl) genannten Bergriescn, »n dessen jenseitigem Fuße das romantische Vi> g, u« (LsLii«) unweit R»dm,nnidorf liegt. Anmerkung der Redaktion. Laibach. Druck «nt> Verlag des Josef Vlasnik.