»639 Donnerstag dcn H. September Lied. ZiV"' ich als ein Weib aeboren, Baucht' ich meines Herzens Macht, Hieße Niemand einen Thoren, Häcce Verse nie aemacht. Mit dem reinen Frauenherzen, Das nur ruhig dulden muß, Twqt c-as Wcib die größten Scherzen ' Ohne Klag' und Uel?«rdruß. Dacht' ich mich in's stille Zimmer, Wo das 'Weib Gefühle taufcht. Wo ihr Kind beim L.il„pe»sch!il,nltr »üieqt dle Mutter, lustberaufcht z Dächr' ich nimnier jener armen Hochgelehrten Franemvelt, Möchl' ole Mcinen nur umarmen, Hauü uno ^iuche wär' mein Feld. Vaterländisches. Sesamnlelt u»l) mii^elheilt von I. s» XXXl. Die Freiherren und Grafen von- Hcrbcrstem, Dieses altadelige Geschlecht br,ic»ce sich über Steyermark, Karinen, Krain, Oesterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien aus, und blüht noch dermal in zwei Haupllinien, deren jede die gräfliche Würde besitzt. Der Ursprung dieses Geschlechtes verliert sich bis in das graue Alterthum: als ersten Stammherrn nennt man Heriberc, einen Landmann, welcher 955 in der berühmten Schlacht am Lechselde gegen die llngarn so tapfer und mannhaft kämpfte, daß er vom Kaiser Otto l. den Ritterschlag erhielt, und sich in der Folge eint Burg an den Ufern der Feistritz er»-baute, welche der Herberts - Stein (Herdelstein) ge» nannl wulds, welchen Namen sich, nach damaliger Sitte, in der Folge das ganze Geschlecht beilegre. Bis zu E^de dtS dteizehnten Iurch Ono I. svon Harprog gsnamn) 1290 wieder an die Familie gebrachl wurde. Otto II. v. Herberstein kämpfte unter Friedrich de'm Schönen in der verhängnißvollen Schlacht bei Mühl-dorf 1Z22, theilte die Gesangenschast dieses Fürsten und hinterließ zwei Sötme: Heinrich und Otto III. Der Sovn des Ersteren, Günther, beirathete um l it,Ol) die reiche Erbinn Anna von El?trstein, und kam dadurch in den Besitz großer Güter in Kärnlen, Kraln und Istrien. er starb jedoch ohne männliche Erben, und seine reichen Güter gingen an seine Vettern Oeorg und Andreas, die Söhne Ollo^S III., über, welche die noch blühenden zwei Hal'ptlinien des Hauses stif: teten. /V. Die ältere steyerische Haupllinie, Gcora v. Herberstein, deren Stammherr, glänzt in der Geschichde durch seine unerschütterliche Treue an seine Landes» fürsien; er vermehrte auch noch reichlich die ererbte» Gücer. Johann und Anton v. Herbeistein umstanden «^62 den Kaiser Friedrich III. in dcn Tagen der Gefahr» als er von den Wienern in seiner eigenen Burg belagert wurde. Bernhard v. Herberstein zeichnete sich schon in frühestre Jugend unter Kaiser Maximilian I durch Kriegslhal,!!» aus, und erlnelr durch den König Ferdinand I,, bei Gele^nkeil o,sscn Krönung zu Prag, d»n Ritterschlag. Sein ziveilglborner Sohn, Georg u, Herberstein, daile 22 Kinder, von welchen Bernardin die noch blühende steyermärkisch, l?inie sc>rt« pflanzte, Georg Andreas aber die böhmisch scblesische Linie stiftet,, welche mit dem Tod, Ioh. ^eop. Eld-mannS Grafen v. Herberstein, Nicepräsidenten der schlesischen Hoffammer, l?9Z erlosch Johann Max. v. Heeberstei», S»hn Bernardins, war l6w Statthalter der innttösterreichlscheu Länder, und wurde 1649 samml seiner Verwandtschaft durch Kaiser Ferc Vinand III, ln den ReichSgrafenstan^ nhoben. Er 146 hinterließ vier Sohne; t) Johann war Maltheser-rilter und befehligle 1686 siegreich die Malthesltflotte gegen die Türken, auch war er commandirender General in Croatien und Slavonien. 2) Jot). Maximilian war kais. geheimer Rath. 2) Johann Franz kämpfte gegen die Türken, und siel, mit Hinterlassung von vier Söhnen, 16^ vor Fünfkirchen. Der erst? derselben, Ioh. Georg, half 1682 Wien gegen die Türken vertheidigen und Ungarn befreien. Er siel 1686 dei der Eroberung von Ofen. einen Sohn, Ioh. Maximilian, hinterlassend, der das Geschlecht fortpflanzte. Der zweite, Ioh. Ferdinand, war Mal-tdescr, und kämpfte ebenfalls mit vieler Auszeichnung gegen die Türken. Der dritte, Ioh. Otto, war Commandant im Carlstädter Generalace; dessen Sohn Ferd. Leopold zeichnete sich im sieben,ährigen Kriege aus, und starb i'85 unbeerbt. «) Ioh. Ernst war Landes-vtrweser von Steycrmark, und machte sich durch die schöne Straße über den Semmering, die er innerhalb 53 Stunden hatte schlagen lassen, unsterblich um sein Vaterland verdient. Mit seinen fünf Söhnen, wovon Ioh. Joseph, kais. Feldmarschall-Lieutenant, Ioh. Adam, Generalmajor, und Ioh. Carl, Fürstbischof von Laibach war, welche sämmtlich undeerbt starben, tllosch dessen Mannestamm, und die Linie wurde durch oderwädnlen Ioi). Maximilian, dem nachgedornen Sohne Ioh. Georgs, fortgepflanzt, dessen dritter Sohn, Ioh. Gundacker, 1750 kais. geheimer Rath war, die Herrschaft Grafenorlh in der Grafschaft Glatz erhielt, und mit Herberstein, Ncidberg und Stubenberg an scinen gleichnamigen Sohn vererbte, der früher an dem Hofe des Erzbischofs von Salzburg ledte, spater sich in sein Vaterland zurückzog, wo er den Gräbern den schonen Oarien von Eggenberg eröffnete, und 1LIU starb. Jetziger Etandeshcrr ist drssen Sohn Ioh. Hikionimus, Gcaf v. Her^rstein, Freiherr auf Neidbcrg und Gutenhaag, Erbherr auf Krem» und Lankowitz. Obersl.Elblandkämmerer und Truchseß in Ka'rucen. Herr der Herrschaften Hcrbccsiein, Sruben-derg, Neidderg, Eggenderg, Rad^ersburg, Elraß, Rcihenihurm und Plankenwarlh in Sttpermoik, und (ijrafcuoltt) in Preußisch - Schlesien, geboren den 26. ylcvembcr 1772-. V. Die jüngere mahrische Linie, ßcstif:«: von Andreas v. Hcrberstein, dem zweiten Sohne Otto's III. Dess:n SohnLeonhard v. Herbcrstein, berüdmt als der beste Reiter seiner Zeit, «hielt vom Kaiser Friedrich III. z,69 den Ritterschlag auf der Tiberdrücke in Rom, wurde dann Hauptmann zu Adclsberg und am Karst, erhielt das Amt Nippach, «ndlich die Herrschaft Gutenhang ,n Steyermark als erbliches Lehen, und vom Kaiser Maximilian die Land-hauptmannschafc Poccenau in Pacht Dessen vier Söhne. Georg, Johann, S'gmund und Wilhelm, pflanzten das Geschlecht in mehreren Linien fort. 1) Georg 711., ein tapferer Krieger, welcher im Kriege gegen Venedig dem berühmten Niklas von Salm, Wiens nachmaligem Vertheidiger gegen die Türken, das Leben rettete, und den Aufruhr der windischen Bauern dämpfte, die, 80.000 Mann stark, ihre alten Rechte wieder herstellen wollten; er hinterließ ein zahlreiches Geschlecht von Nachkommen, von denen jedoch keiner unsere Tage erbebte. Die berühmtesten derselben waren Georg IV., der mit Heldenmuthe unter Herzog Erich von Braunschweig und dem wackern Gcorg von Fceundsberg focht, und dessen zwei Söhne, Leopold und Georg Ruprecht, Stifter der Pusterwald'schen und Sierendorf'-schen Zweige wurden, wovon ersterer 1795, letztere? 1789 erlosch. Georg Sigmund (st. 1578). ein stattlicher Ritlersmann, focht vor Turin und Essegg, half Szigeth befreien, Babocsa und Korotua erobern. Dessen fünf Söhne stifteten wieder fünf besonde-re Zweige, welche in der Folge größtentheils durch Reli-gions-Spallungen u",ler einander zerfielen » und deren protestantische Glieder unter Kaiser Ferdinand II. ihr Vaterland verlassen mußten Georg Sigmund, aus der Linie Lankowitz. war 1660 kais. Gesandter in Paris» und verkauft« d!» Herrschaft Lankowitz, damit sie nicht seinen protestantischen Anverwandten zu Theil würde. Ioh. Georg, aus der Linie Gutenhaag, war 1740 kais. Feldmarschall-Lieutenant. Sigmund Friedrich, aus jener zu Miohaus, war 1700 Fürstbischof von Laibach, steuerte reichlich bei, den Bau der schönen Kathedrale dieser Stadt zu fördern, und stiftete die öffentliche Bibliothek daselbst. 2) Ioh. v. Herber.-siein, zweiter Sohn Ltonhards, focht 1/<9l gegen die Türken, dann auch gegen die Ungarn und Venetianer, und erhielt die Vesie Neidderg zum Lehen. wovon seine Nachkommen die Linie Neidderg bildeten. Einer derselben, Ioh. Sigmund, schlug mit Nadasdo die Türken vor Ofen, und starb 16li als Feldmarschall und Dircctor des Hofkricgsraches. Dessen Enkel, Leopold, war der Liebling des berühmten Eugen von Savoyen; er eröffnete 1710 den spanischen Sucres-sionbkciea. in Italien, und beschloß, als kais. Fslh.-marschall und Viceprasident deS HofkriegsratheS, 1728 die Linie Ncidbcrg. 3) Sigmund Freiheit v. Herberstein, dritter Sohn Leonhard's, dessen großen Verdiensten das ganze Geschlecht den Frei. Herrnstand zu danken hatte. In der Folge parlici-pirte diese Linie auch gleichzeitig mit der ältern die Erhebung in dcn Grafen stand. 4) Wilhelm Frei-Herr v. Herbcrstcin, der jüngste Sohn Leonhard's, dessen Nachkommen sich in dieser Linie allein bis auf unsere Tage erhalten haben, vertheidigte 1529 die Sckocten- und Bucgb^siei in Wien gegen die Türken. Dessen Enkel, Adam Freiherr v. Herberstein, war um 147 5600 zweimal Gesandter in Constantinopel; Ferdinand Leopold». Herderstein war l751 bis »726 kaiserlicher Gtscmdter am schwedischen Hofe, und wurde später zweiter Oberstbofmeister der Kaiserinn Maria Theresia. Er hinterließ drei Söhne: 1) ilnton Johann, starb 17?e» als Fürstoischot von Triest; 2) Ernst Leopold, starb l?80, war Bischof von Laibach; 2) Ios. Johann war vermählt mic der Tochter des Fcldmarschalls Frei Herrn v. Molcke, dessen Titel u:,d Güter sein Sohn Joseph erbt«, welcher durch seine Talente die A'.:f« merksamkeit Kaiser Joseph's II. auf sich zog, und als Hofk mmer-Präsident 1816 starb. Ihm folgte in dieser Linie dessen Sohn «Duo Franz Joseph, Graf zu Herbcrste-n.Mollke, als Herr dcr Herrschaften Triesch in Mahren und Landstein jn Böhmen, Oberst-Erblandkämmerer und Truchseß in Kä'rnlen, geboren den 2«. December lLll. H e r b st b l u,n e n. In des Herbstes weicher Luft Hab' ich dir dci, Strauß gepflückt, Auf der Schöpfung stiller Gruft Noch mit Farben bunt geschmückt. Alle Farbe« smd hier, schau, Wie sie n«r dec Fruhlina. bot. Violct, gelb, weiß und blau, Nur kein brennend heißes Roch- Mit der Sumnierlüfte Glül>'n ^H erloschen Nosen?rand, Ader bl^ss're Nlumen blüh'n Schön noch an des Lebens Rand. Fr. Nückert. Die Arkade Nr. R3t> (Äon s,c»n Vcrthoud.) In den Arkaden des Palais-Noyal, vor der Boutique Nr. 120, stand dcr Schneidermeister Molin und betrachtete mit Wohlgefallen die Erzeugnisse sei.-ner Nadel, die in dieser Boutique zum Verkauf« oublagen, als ihn Jemand etwas unsanft auf die Acksel klopfte. Wenig erbaut von einem solchen Zeii chcn der Vertraulichkeit, wandte er sich mürrisch um, und — griff schnell nach seinem Kopfe und hätte ge« tviß den Hut abgenommen, wenn er ihn aufgehabt hatte. Denn der, welcher dem Vater Molin so vertraulich auf die, Achsel geklopft hatte, war ein langer Mann unter einem goldbortirten Generalshute, in einer reich gestickten Uniform und mit dem großen Bande der Ehrenlegion auf der Brust. Einige Secunden lang sahen beide einander siumm an. „Nun, Vater Molin, wie geht es?« begann endlich der Offizier, nachdem er sich an dem Erstau- nen des Schneiders genugsam ergötzt. »Du scheinst reich geworden zu seyn, weil du deine allen Freunde, nicht mehr kennen willst. Schon eine Viertelstunde halle ich dir meine Hand hin, und du willst sie gar nicht drücken!" „Verzeihung, General, ich habe nicht die Ehre..." „Also zehn kurzer Jahre wegen erkennst du nicht mehr deinen besten Freund und Laden - Compagnon, den lustigen Gardesoldacen, Fran<,'0is Iosepd Lefebvre? Komm, mein alter Freund, umarme mich. Wenn man auch Herzog von Danzig und Marschall von Frankreich geworden ist, stolz ist man doch nicht! Ick lade mich zum Frühstück bei dir ein. Laß Wein zu fünfzehn Sous holen, dann zwei Coteletten, od«r lieber vier, und — es lebe die Freude! Wir werden auf unsere Jugendzeit trinken, und morgen kommst du zu mir, ich lade dich zu einem Diner in mein Palais, und du wirst mit mir und der Frau Herzoginn speisen, welche gleichfalls nicht stolz ist, und sich noch sehr gut der Zeit erinnert, wo sieden Mar-kelenderkocb auf den Achseln getragen!" Vater Molin wußte sich vor Rührung und Entzücken nicht zu fassen. Er lachte, weinte, umarmt« den Morschall, drückte ihm die Hände, schrie seinen Ladenuurschen zu: »Seht meinen alten Freund Fran-^ois," und gab ihnen hundert widersprechende Befehle in Betreff des Frühstücks. Der Herzog lehnte sich an einen Pfeiler de. Ae« kade, als jetzt plötzlich ihm Jemand auf die Achsel klopfte Er wandte sich um. — Seine Ueberraschung war nicht geringer, als vorhin jcne Vater Molin's. Cc erröthele, zog ehrfurchtsvoll den Huc. und stammelte einige Worte, in denen ihn dcr Neuangekom« mene unterbrach. „Marschall," sagte er, »ich babe meine Börse v?rgrssenj vielleicht wurde sie mic sogar gestohlen. Ich war in einem lZaf^, um zu frühstücken, und als ich zahlen wollte, fand ich kein Geld bei mir. Ich lvußle nicht, wie mir aus dieser Verlegenheit zu helfen, da erblickte ich glücklicherweise Sie. Bezahlen Sie dem Gar^on, dcr mich begleitet, meine Schuld, und geben Sie ihm einen Napoleon als Trinkgeld!" Diese Freigebigkeit stimmte wenig zu dem ab: getragenen Anzüge und dem alten Hute des kleinen Mannes; doch der Kellner wuide bezahlt, und der kleine Mann faßte den Marschall unterm Arm und führte ihn fort. Ganz bestürzt, seinen vornehmen Gast so bald zu verlieren, lief Vater Molin dem Marschall nach. »Und unser Frühstück?" rief er, „unser Frühstück, Fran^ois?" Der Herzog gebot ihm durch eine geheimnißvolle Miene Stillschweigen, und folgte dem Unbekannten. Vater Molin kehrte traurig nach sfiner Boutique zurück, und ließ seine üble Laune an seinen Burschen aus; der Marschall und sein Gefährte aber verließen das Palais-Royal und nahmen einen Fiaker. ..Sonderbar!" beqann der kleine Mann, »konnte im Caf« mein Frühstück nicht bezahlen, und hatte doch eine Anweisung von 300,000 Frcs. an den Schah in der Hand; aber natürlich, die konnte ich nicht wechseln lassen, um 5 Frcs. 50 Ccnl'mes zu bezahlen." «Eine Anweisung von ZMM^ Frcs. ?« 143 »Ja, es ist ein Geschenk, das ich zu einem Freunde, einem Gelehrten trage.« „Einem Gelehrten?" rief Lesebvre, „einem Gelehrten 500,000 Frcs.? Da könnte man ia dreihundert arme, alte Soldaten für ihr ganzes Lehen glück» lich machen." Der Andere lachte. „Du liebst doch die Gelehrten noch immer nicht!" »Meiner Treu nicht. Was sollen sie? Sie thun nichtS als alte Bücher lesen und werden besser bezahlt, als ein Marschall von Frankreich." „Der doch zu etwas gut ist, der mein Frühstück bezahlt, und so weiter. Ader sey nicht ungerecht, diese Summe ist für Berlhollet." »Wer ist dieser Berthollet? Ich kenne ihn nicht." »Wie? du hast diesen Namen nie gehört, von ihm nie erzählen hören?" „Ich kenne die Namen Aller, die unter mir dienen; vom Generaladjutanten an, bis zur gering sien Marketenderinn h«rad. Die Andern gehen mich nichts an.« „Aergere dich nlcht. Du sollst Bertholins Bekanntschaft machen.« „Sehr verbunden, aber lieber hätte ich bei meinem Freunde, dem Schneider Molin, geflühstückc." «Ach, jetzt erkläre ich mir deinen Aerger ulier die Gelehrten. Du bist also um ein Frühstück gekommen! Dock du mußt für deine Gutschmecktrei dül>en. Anstalt des Duftes der Coteletten de,nes Schneiders sollst du Chlor, und HydrogengaS-Geruch emalhmen. Hder Richt« von Berlhollec zu wissen, dem muchigen Ber-lhollel, der die Expedition nach Aegypten mitmachte, und den keine Gefahr uon seinen gelehrt«» Forschungen abhalten konnle. Einst fuhr ei d«n Nil hinauf auf «iner Barke, Die Mamelucken sandten ihm eine Meng» Kugeln nach, Aerthollet aber pfropfte ruhig seinetilock-laschen mit Steinen voll. »Was thun Sle da?" fragten ihn seine Gefährten.« »Ich will schneller untersinken." erwiederte er, ..und diesen Schuften nicht die Freud» lassen, einen Franzosen gefangen zu nehmen." «Hm!" erwiederte derMarschall, »daa war brav!" Sie waren nun anOrt und Stelle, stiegen aus, und traten, ohne sich anmelden zu lassen, in das Ladora-»ium Ves Chemikers. Man denke sich die Uederraschung des Letzteren, als er Napoleon bei sich eintreten sah. »Warum sieht man Sie nicht mehr in den Tui-lerlen, mein Herr?" „S. Dank des Vaterlandes! — Kommen Sie. Nerthol. let, oft in die Tuilericn. Sie wissen, w,e sehr ich Ihre Besuche tiede, und wie gern ich mit Ihnen plaudere." Napoleon faßte den Arm des Marschalls, stieg in einen Fiaker, und führte seinen Gefährten nach dem Palais-Noyal vor Vater Molln's Boutique zurück. "Herr!" saate er zu dem Schneider, ..hier stellt ich Ihnen Ih»en Gast zurück. Geden Sie ihm schnell' «lwas zu cssln, denn er stirbt vor Hunger." „Wenn der Herr di»ß Frühstück mir Fran^ois... mit dem Herrn MarschaU, , wollt ich sagen, Milen wollen..." »Danke, danke, ich habe Geschäfte und muß nach Hause eilen." »Wir haben einen Kapaun mit Trüffeln, cms» gezeichneten Wein..." fuhr Vater Molin fort. »Danke t Wollen Sie aber dielleicht m»m,n Fiaker vorfahren lassen, d?n wir einige Schritte von hier stehen ließen?" Der Fiaker kam, der Marschall beqleime deir Kaiser bis zum Kutschenschlage, und kam >ann zu Vater Molin zurück. »Wer war der Herr in dem fadenscheiniqerl Rocke?" fragte der Schneider den Marschall. „Sie sollten ihm wohl zureden, daß er sich bei mir einen neuen bestelle." »Du bist wahrlich nlcht dumm, Molin, du wurdest da die größte Berühmtheit unserer Zeit zum Kunden haben. Aber wollen wir nicht endlich einmal frühstücken?" „Ja, man deckt bereits den Tisch. Wer war also der Herr?« „Der Kaiser!" „Was? der Kaiser!" rief bestürzt und gedehnt Vater Molin. »Der Kaiser! Kaiser Napoleon? Aber!« fuhr er fort. nachdem er sich von seinem Erstaunen »rholt. »einen schlechten Schneider hat er doch. HInn Vieu, wenn ich die Ehre hätte, für ihn zu nähen, da sollte er ganz anders aussehen!" sagte er mit edlem Stolze. Verleger: Kgliaz Alo^s Vvler v. Aleinmaur.