Nl. 43. R8H«. ^.....^ ^ ^^^^ ^^ ^»n»8tllK ÄSN 3Q. Fla«. / DieHand. Novelle von I o sep l) Vu ch en h a i n. > Fortsetzung,) KMi-af Orlowsky sah mir Schaudern il, N-apo-»leon einen zweiren Xcrreö, der seilie Armee mit Fluch beladen zur Schlachtbank geführt hatte. Er frohlockte mir den Volkern Rußland's über der Franzosen ganzlichen Sturz und glaubte jetzt ungehindert seine Heimath erreichen zu können. Stefanoff war daher, nach der Instruction des Secretärs, nach Ljubinsko vorausgeeilt. Die Herrschaft Ljubinsko liegt im Gouvernement Bia-lystock, ziemlich weit von der Hauptstadt, in einer sehr an-genehmen, waldigen Gegend, doch so gestellt, daß der Feind nur absichtlich slch hätte dahin werfen muffen, um dorthin zu gelangen. Der Weg von Kiew bis dahin war jedoch sehr lang und führre meistens durch einsame und unwirthliche Gegenden, welche bei damaligen Umständen immer unsicherer wurden. Ausreißer und Flüchtlinge der Armee, durch den Feind von ihren Fahnen getrennt und vertrieben, rorreren slch zahllos zusammen und trieben das schändliche Handwerk des Raubes. Grat Orlowsky erhielt hiervon die lebendig.-sten Beschreibungen, aber, wie die Jugend immer ist, je größer die Gefahr, desto zuversichtlicher ihre Kühnhcir und Trotz, und so geschah es, daß er alles für eitles Schreck' bild, für Lüge hielt, dem kein Glauben zu schenken sey. Die Bitten seiner jungen Frau konnten ihn nicht bewegen, ben Entschluß zur Fortsetzung seiner Reise auf so lange Zeit zu verschieben, bis Rußland's Wirren sich gelegt härten. Von einem einzigen Kutscher begleitet, rcis'te er mir seiner Gemahlin einige Tage nach der Abreise seines Bedien, ten diesem nach. Sein junges Frauchen hatte alle Abende ihre liebe Noth mir ihm, weil er sich an solchen gewöhnlich lustig zu machen pflegte über ihre unnütz ausgestandene Angst. So waren sie nahe an die Gränze des Gouvernements Bia-lystock gekommen. Es war tiefe Nachr und ein kalter Wind strich durch die schweigenden Räume der unwirthlichen Landschaft. »Eine Stunde, und wir sind außer Gefahr," sagte plötzlich der Graf zu seiner Gemahlin, welchem ihre immer steigende Angst selbst auch eine kleine Sorge zu machen ansing. „Ach, wäre sie schon vorüber," hauchte sie schmerzlich, das bethränte Auge zu ihm erhoben, und schmiegte sich näher an ihn. Ihr Herz pochte immer heftiger nnd der Graf konnte beinahe die angstvollen Schläge zählen. „Hörst Du?" bebte es nach einer langen Pause plötzlich über Lisinka's Lippen. Beide horchten. Der Graf lächelte abermals über die Angst seiner Frau. „Hunde verfolgen ihre Meute," versetzte er, sich gemächlich in den Hintergrund des Wagens zurück lehnend. Die Gräfin verdoppelte ihre Aufmerksamkeit. Es war wirklich das Gebell der Hunde, aber die Angst der jungen Frau darum nicht geringer. Um sie in etwas zu beruhigen, legte der Graf Säbel nnd Pistolen zurecht, um bei allfälliger Gefahr nicht unvorbereitet zu seyn. Alles war wieder ruhig; die Gräsin selbst fing an, sich nach und nach ihrer unzeitigen Furchr zu schämen. ,)8tl>.j!" ertönte es plötzlich. Der Wagen stand. Die beiderseitigen Wagenchüren wurden schnell aufgerissen, aber eben so schnell feuerte der Graf auf die Eindringenden seine Pistolen ab. Ein Schmer-zenölaut errönte; doch die Unbekannten wurden dadurch nur noch dringender. Der Graf handhabte nun mit wahrem Lö-wcnmuthe den Säbel, da krachte es noch ein Mal und er stürzte rücklings über den Wagenschlag hinaus. Der jungen Gräfin nahte eine eiskalte Hand, welche sic zu erfassen sich bemühte. Sie sank zusammen; der Fall eines starren Körpers in ihren Schooß raubte ihr die Besinnung. Als sie wieder erwachte, stand die Sonne schon hoch. D!e Gräsin aber lag in einem Strassengraben mir einer rothen Pferdedecke verhüllt. Die Decke wies das kaiserlich russische Zeichen und schien einem russischen Ofsicier anzugehören. Mit scheuem Blicke schweifte die Arme herum, als wollte sie erfahren, wo sie wäre. Der gebrochene Wagen und einige Gestalten am Boden riefen ihr die schreckliche Scene in der vcrwichenen Nachr in's Gedächtniß zurück. Sie öffnete ihren Rcisepelz, in welchem sie eingehüllt war, und eine abgehauene Hand lag in ihrem Schooße, den Zeigefinger derselben, o Himmel! schmückte ein Siegelring ihres Vaters. Die Bebende war einer neuen Ohnmacht nahe. Ein Pferdegetrapp ließ sich vernehmen und nach einigen Secunden sprengte aus einem Pulsk Kosaken ein junger Ntt Officier'hervor. Auf sein Geheiß stellte sich das Piquet an der Straße ehrfurchtsvoll auf. »Gottlob! Sie leben noch," rief der Eilfertige,, vom Sattel springend, indem er nach einem leichten Bücklinge sich dienstfertig bemühte, die Hilflose aus ihrer unangenehmen Lage zu befreien. Die. 'Angstvolle konnte kaum so viel Zeit gewinnen, den schrecklichen Fund in den Falten ihres Kleides zu bergen. Sie wankte bebenden Schrittes an der Hand des jungen Mannes. »Dürfte ich wohl um Ihren Namen bitten," nahn, der Officier das Wort, der Tieferschütterten die Hand küssend. »Ich Heisie Grafin Orlowsky; dieser hier war mein Kutscher und jener dort der mir kaum seit einigen Wochen angetraute Gemahl," erwiederte sie unter Thränen und kaum vernehmlich, auf die Beiden -am Boden liegenden deichen »'eisend. Darauf erzählte sie das Ereignis: der verwi-chenen Nachr. Der Officier harre nichr ohne innige Theilnahme die Erzählung angehört. »Und kennen Sie Niemand, theure Gräsin, welchen fragte er sie tief ergriffen. Die Gräsin seufzte und schwieg. Ihr Blick sank zu Boden. »Sollte dies: der Fall seyn, so gönnen Sie mir die Gelegenheit, Ihnen dienen zu können. Ich werde e5 mir zur angenehmen Pflicht machen, den zweifachen Mörder nnd 'Buben der strafenden Hand zu übergeben." Mörder nnd Räuber! gellte es in den Ohren der Gräfin. Ein Blick anf den misaeplnnderren Wagen hatte sie von der schrecklichen Wahrheit dieses 'Ausdruckes belehrt. Sie zitterte am ganzen ^eibe, denn sie dachte an die todte Hand und den Siegelring an derselben. Ein entsetzlicher Gedanke preßte ihr die Brust zusammen und raubte ihr die Sprache. »Sie schweigen 7 Finden Sie mich vielleicht nicht Ihres Vertrauens wertlVf Ich glaube, einen gerechten Anspruch darauf zu baben." Dieses sprechend, schlng der Unbekannte seinen Mantel zuiuck. Ein verbundener Arm wurde nnrer demselben sichtbar. Der Verwundere wies stillschweigend dar. auf hin. Die Ueberraschre zitterte heftig. „Sie nöthigen mich zu prahlen,'" nahm der Officier nach einem kurzen Stillschweigen das Wort. »Gräfin, ich habe Sie mit Gefahr des eigenen Bebens in der verwichc-nen Nacht gerettet, beider konnte ich isolirt nichts anderes thun. Ich trug Sie, begünstigt von der Dnnkelheit, Hieher . und eilte um Hilfe, und wie ich wieder komme, sind die , Schändlichen fort. Doch ich darf nicht mir dein Geschicke hadern, welches mich bestimmte, Ihr Retter zu seyn," setzte er aalant hinzu. Die Gräsin verneigte sich tief. Zu jeder andern Zeit wäre sie ihn« gerne um den Hals gefallen. So verpflichtet hatte sie sich noch nie gegen einen Mann gefühlt. Der Officier mnßte ihre innere Bewegung bemerkt haben, er lächelte und bat neuerdings um Mittheilung ihrer Muthmaßungen. Die Geängstigte schwieg abermals, sich tiefer in ihren Pelz einhüllend. Die Bitte, sie nach Bialystock zu bringen, war alles, was sie hervorstammeln konnce. Der Officier schrieb dieses Schweigen ihrem erschütterten Zustande zu, und hatte Zartgefühl genug, die Flehende lnit weiteren« Fragen zu verschonen. Er setzte sie ans sein Roß und begleitete sie, die zwei Leichname mitnehmend, mir seiner Mannschaft bis zur Hauptstadt, nachdem die Todten in den ausgeplünderten Waaen gebracht worden waren. ( Fortsstzung folgt.) X Die Spinne und ihr Gewebe. Hou M. V ' ' ' Man Ilehc oft znr Sommerzeit zwischen zwei lebenden Zäunen in der Mitte des engen Landweges, zwischen zwei Obstbäumen in e'mem Obstgarten, oder ^ gegen alle Dis- cretion - sogar in einem herrschaftlichen Parke! __ ein Netz, welches die sogenannte Kreuzspinne ausgespannt hat. Es entsteht natürlich die Frage: »Wie konnte die Spinne welche keine Flügel Hat, einen O.nerfaden als Basis ihrer ferneren Operationen ziebcn, ohne welchen man sich das Zu-standebringen ihres Gewebes nicht leicht vorstellen könnte?" -Die Sache ist wohl nicht so unwichtig, wie sie scheinen möchte,- in der gegenwärtigen, sehr industriellen Zeit dürfte die Beantwortung dieser Frage für Manchen nicht eben uninteressant seyn. In allen Bändern der gebildeten Welt gibt es Gelehrte ohne Zahl, die es in den drei Reichen der Natur dnrch ihren Fleiß so weir ^elirachr daben, das; man über den Umfang ikrer Kenntnisse schier staunen innsi. Astronomen haben die Bahnen der Himmelskörper entdeckt und ihre wechselseitigen Entfernungen ausgemessen, die Paral-lare des nächsten Firsternes auf eine Viertel'ecuude bestimmt und darnach seine Entfernung von uns auf i4 Billioneil Meilen berechnet. Die Anaromiker haben,von einer einzigen Raupe die U>l>(> Muskeln herausgeschnitten nnd in einem einzigen Fliegen-'Auge «lwft Facetten ode,' einzelne besondere Augen 'gezählt, weßwegen dieselbe, ohne den Kopf oder ihre Augen zu bewegen, nach allen Seiten sieht. Geo-logen schätzen die lebendigen Infusious-Ungeheuer auf mehrere Billionen, welche ganz allein den Grund und Boden der Stadc Berlin viele Klafter lief bilden nnd, in fortwährender Bewegung begriffen, die Häuser rütteln, daß sie Risse bekommen und in einzelnen Fällen zusammenstürzen. Wie, wenn es diesen Ungeheuern ein Mal einfiele, mit der Stadt Berlin auf ihre» Köpfen davon zu laufen? Adieu dann Berlin! -- Herr v. Ehren berg hat die Berliner beruhigend versichert, dieß sey dermals noch nicht zn befürchte». ^ Noch bekannter ist es, daß die Techniker ihre Eisenbahnen über Moräste, Flüsse und Meere, über Berge oder durch -dieselben in wagrechter und möglichst gerader Linie führen, und doch — gibt, es unter allen Diese» und tausend Andern irgend Einen, der es wüsite, wie die Kreuz- I7l spinne ihren Querfaden — ihre Eisenbahn zieht lind befestiget, auf der dieselbe hin und her rutscht? > - Kleinigkeiten, nnd oft sehr unbedeutend scheinende Beobachtungen gaben nicht selten Veranlassungen zu den größten Entdeckungen. Was har ein Apfel, der in einem Garten dem großen Newton auf die Nase fiel, bei demselben für Gedanken geweckt? Vor 40 Jahren habe ick das Geheimnis: der Spinne glücklich abgelauscht und es als solches sorgsam bewahrt, mich mic dein Gedanken fortwährend beschäftigend, auf das. selbe, als eine Kunst, ein Privilegium zunehmen; nun aber ein Engländer, laut öffentlichen Nachrichten, auf gleiche Kunst, womit Schiffbrüchigen, besonders bei starken Brandungen, ersprießliche Hilfe gewährt werden kann, ein solches genommen, will ich es großmüthig zum Wohle der Menschheit öffentlich kund geben: Meine sehr verehrten Schönen ! wenn gegenwärtige Zeilen so glücklich sind, vor ihr holdes Angesicht zu gelangen, so legen Sie das Blatt nicht auf die Seite, denn auch Ihre lobenswerthe Wißbegierde soll auf eine zarte und schonende Art befriedigt werden! — Wir leben in den Zeiten der Aufklärung und Bildung. Es steht dem schonen Geschlechte so gut an, auch Etwas von der Naturgeschichte zu wissen. Die Damen können unmöglich zu weit hinter den Herren bleiben; in Paris haben dieselben neuestens sogar eiue Aca-demie gebildet, die sich neben dem National-Institute gar schön ausnehmen wird! — — Es ist mir wohl bekannt, da ich es oft gehölt, oft gelesen habe, daß es V'cle, besonders unter dem schönen Geschlechte, geben soll, die von einer Spinne nichts hören, nichts sehen, noch viel weniger mit ihr etwas zu thun haben wollen, von jenen aus ätherischen Sroffen oder viel , feineren Nerven gebauten Damen, welche beim Anblicke einer Spinne Uebelkelten, oder gar Zuckungen bekommen, kein Wort zu erwähnen. Erlauben Sie mir aber, zu bemerken, daß ich ein Mann von Welt bin und Ihr Zartgefühl zu verehren wissen werde. Das große Geheimniß, von dem es sich hier handelt, könnte ich Ihnen doch nicht mittheilen, ohne von der Spinne zu sprechen; dieß soll aber in den delicaresten Ausdrücken geschehen, und Sie haben im mindesten nichr zu befürchten, daß dadurch bei Ihnen irgend unangenehme oder eckelerregende Gefühle geweckt werden tönnren. Vorläufig muß ich mir erlauben, Ihnen hier zu bemerken, daß wir von unseren Vorfahren — seligen Andenkens aus kindlicher Pietät ihren Einsichten völlig trauend - gar so Manches für ganz wahr, gewiß und allgemein bekannt angcerbt und angenommen haben, was sich, mit der Dackel der dermaligen Aufklärung beleuchtet, ganz ander) allsnimmt und sich als ganz anders beschaffen darstellt, und wollte man die Augen, wo es leicht geschehen kann, nichr aufmachen, um die Wahrheit zu sehen? — Wenn luan aber ganz willkürlich seineAugen derselben verschließt, so nennt man dieß im Alltagsleben und bei gemeinen Leuten : den Vorurtheilen anhangen. So ist auch von unseren Vorfahren die arme Spinne leider gar zu sehr verunglimpft und verleumdet worden; man har derselben Verbrechen angedichter, welche sie nie began-gen; man hat uus solche als ein schmutziges, eckelhaftes, giftiges, zank- und raubsüchriges Thier beschrieben. Wir haben 'Alles dieß, ohne es genauer untersucht zu haben, geradehin auf's Wort angenommen und geglaubt, einen Abscheu vor derselben bekommen, und noch immer wird sie in unseren Wohnungen als ein unwillkommener, lästiger Gast, als ein unnützes Thier betrachtet, und mir dem Auskehrichs hinausgeworfen. Selbst in den Gärte«! will man die Spinnen nichr dulde». Sagen Sie mir doch gefälligst, meine Schönen! warn», fühlen Sie denn gegen die Hausfliegen keinen solchen unüberwindlichen Haß? Diese dulden Sie dutzendweise in Ihren Parade- oder Eonversations-Zimmern, in Ihren Salons, und doch werden Sie von denselben tausend Mal mehr, als von irgend einer Spinne belastiar. Die Fliegen verunreinigen Ihnen Ihre Spiegel, Vorhänge und sonstige Möbel. Bald setzt sich Ihnen eiue auf die Nase — haben Sie diese verscheucht, sitzt Ihnen schon wieder eine andere auf Ihren rosenfarb'nen Lippe» ; waren Sie so glücklich, dieser unwillkürlich und zu Ihren, Verdruß den Garaus gemacht zu haben, dann kommc sclion wieder eiue andere auf Ihre schöne Hand oder gar auf Ihren weißen Hals! — Kaum ist das Frühstück servirr, so sind die Fliegen die ersten, welche als ungebetene Gäste vor allen übrigen nach dem Zucker greifen und die Kipfel benagen, und würden Sie wissen, meine Verehrungswürdigen! wo diese eben kurz bevor beim Fenster eiugeflogenen Fliegen wa,°en, wo sie gesessen und was eingesogen haben? ------nein, nein — ich darf es nicht sagen — ich habe mein Wort verpfändet, gegen Sie auf das Delicateste zu verfahren. - llnd wenn Sie sich in die Küche begeben, um zu dem bevorstehenden Fest in mit Ihren eigenen zarten Händchen ein Paar ausgezeichnetere Gerichte zu bereiten, da kommen die Fliegen und wollen schon im Voraus alle dazu gehörigen Ingredienzen verkosten ; manche ist noch so zudringlich und unverschämt, dasi sie sich »nit einrühren läßt! Sie wollten so oft im Salon Ihre Siesta halten, aber wie oft werden Sie in Ihrem süßen Schlummer von Fliegen geweckt und in Ihren, so behaglichen, halb wachenden, halb schlafenden Zustande von denselben gestört; Sie nahmen die „Theater-" oder »Illustrirte Zeitung," ein interessantes Buch in die Hand, allein die verdammte Fliege gab keine Ruhe; neun Mal verscheucht, kam sie immerzurück. Mit großem Unwillen legten Sie das Buch hin und fingen^ an zu gähnen und von der Langeweile geplagt zu werden. Was hätten Sie in diesem Zustande dafür gegeben, wenn sich die verwünschte Fliege oben in, Winkel Ihres Salons in das heimlicher Weise ausgespannte Netz einer Spinne verirrt hätte und in demselben hängen geblieben wäre? ^ Hätten sich nicht da in Ihrem gefühlvollen Herzen die Gesinnungen der innigsten Dankbarkeit gegen die unbekannte Wohlthäterin geregt? ( F or t se tz un g folgt) 172 Feuilleton. (Der Haupttreffer) der Güterlotterie - Ziehung vom 9. Mai fiel auf das Loos Mr. 5997. Merkwürdig ist, daß das Loos erst am Tage vor der Ziehung i» einem ^005-verkaufsgewölbc in Wien gekauft wurde. Der Käufer war ein junger Mann. (Königin Victoria) ist eine gemüthliche Frau. Am 26. April gab sie zur Unterhaltung ihrer Kinder eine Fäte, zu welcher mehrere Gesandtineu und Damen der Aristokratie mit dem jugendlichen Theile ihrer Familien eilige-laden waren. Nachdem ein Taschenspieler und eine Pianistin für die Kurzweil der Kleinen gesorgt hatten, begab sich die ganze Gesellschaft in den Speisesaal, wo es an Leckereien natürlich nicht fehlte. (Sonderbarer Fall.) Im Spiegel lesen wir: Am »6. d. M. hat auf der Schlachtbank in Pesth, sonderbarer Weise, ein Ochs einen Flcischhacker geschlachtet. Der gute Mann wollte eben den Todcsstreich führen, als er bemerkt, das; er das Messer in der Hand hat. In der Eile steckt er es in die Brustrasche und, siehe da, der Ochs fangt mir seinem Horn das Heft des Messers auf, bringt es in wag.-rechte Richtung mir der Brust des Fleischhackers und mir einem mächtigen Stos; der Stirne war das Messer auch bis ans Heft in dein Herzen des Schlächters. — Um ahn-lichcn Unglücksfällen vorzubeugen, sollte das Vieh nie ohne Schlinge um den Hals geschlachtet werden. (V3iener Sparcasse.) Im Jahre 184.» betrugen nach den kürzlichst veröffentlichten Ausweisen die Einlagen in die Wie-„er Sparcasse 7.674,000 fl. C. M., welche von 114.900 Parteien geinacht wurden; die Rückzahlungen dagegen belle. fen sich nur auf 6.280.000 fi. an 75.000 Individuen. Papierkorb des Amüsanten. Der »Humorist" erzählt Nachstehendes: Der Theseus im Volksgarten hac unlängst in der Nacht jämmerlich gestöhnt und gejammert. - - Der Unglückliche war noch nicht im Stande, die Lind zu hören. Er kann nichr abkommen. Ein bärbeißiger Referent in Pesth berichtete neulich, das; er beim Anhören eines Ehores seine Ohren verloren hätte. Das war allerdings ein großer Verlust, aber nach dem zu schließen, was wir serner von ihn: lasen, scheint er sie wieder gefunden zu haben. In der Biographie des berühmten Berliner Arztes Heim, von welcher so eben eine billige Volksausgabe erschienen ist, werden einige artige Anekdoten von ihm erzählt. Eine an Kopfweh leidende Dame befragte Heim, ob sie wohl ein ihr angerathenes »Hausmittelchen" gebrauchen solle, nämlich den Kopf mit Sauerkraut zu belegen. »Ganz gut," erwiederte der alte Heim sehr ernsthaft, „nur dürfen Sie nicht vergessen, eine Bratwurst oben darauf z« thun." Auf der Anhalt'schen Eisenbahn reis'sen ein Herr und eine Dame allein in einem Wagen zweiter Elasse. Der Erstere versuchte ein Gespräch mit der Dame anzuknüpfen; diese gab jedoch erst kurze, dann gar keine Antwort. Darauf zündet der Herr sich eine Cigarre an,-die Dame jedoch, wohl wissend, daß das Rauchen auf dem zweiten Plahe nur mit Bewilligung der übrigen Reisegesellschaft gestatter ist, will ihren Nachbar darauf hinweisen und bemerkt in schnippischem Tone: »Mein Herr, Sie scheinen den Unterschied der Plätze auf Eisenbahnen nicht zu kennen." — »O ja," erwiedert er, »der Unterschied ist der: in der dritten Classe ist der Condlicreur gegen die Passagiere grob, iil der ersten sind die Passagiere grob gegen den Condlicteur und in der zweiten sind die Passagiere gegen einander grob." In einer Gesellschaft wurde die Frage aufgeworfen, warum man jetzt den meisten Reisenden den modernen Namen »Tourist" beilege. »Dieß geschieht," meinte lachend ein jovialer Handlungsagenl, »weil die meisten Reisenden selbst gestehen, daß das Reisen eine Tour ist." Joseph Leitermeyer's musikal. Soireen. Wir haben der Annonce von den L e i t e r me« er'schen Produktionen (siehe „Illur. Blatt" Nr. 33) die Bemerkung beigefügt, den Erfolg derselben am Achlusse besprechen zu wollen. Mehr des gegebenen Wortes eingedenk, als aus einer andern besondern Veranlassung, folge hierüber und zwar etwas lange >i<>.<, lc^ni», — Herr Leitermeyer hat uns bereits, wen,, wir nicht irren, am 22. d. M. verlassen — Nachstehendes: Herrn L e i t c r m ey er's tn verschied.nen liocalitaten arrangirten musika; lischen Abexduntcrhaltungen baden im Allgemeine» angesprochen »nb sick eines lebhaften Zuspruches zu erfr.uen gehabt, besonders war die soir/: im (5c>nc.rlsaa! der philharmonischen Gesellschaft von einen, sehr gewähl-t,n Publikum besucht, allein bei dem dermaligen ganzlichen Slagniren der öffentlichen Unterhaltungen in Laiback, kommt die lebhaftere Theilnahme an diesen Prodllctioncn zum Theil auf Rechnung des Bedürfnisses, sich ju zerstreuen, zu schreiben und: ..püi-mi Ivl.'>l:;l<.>z !>,- !>c>>':;»u >>5t, i-ui" sagt treffend ein Kprickwort. Das Violinspiel des Herrn Leiterineyer tann zwar auf eine besondere Virtuosität keine Ansprüche machen, verräth aber viel Präcision, »i»!»!« und Feuer, Solostück.'< gespielt von Lei» termayer. wurden beifällig aufgenommen; Ouvertüren und größere ernstePiecen ließen oftVieles zu wünschen übrig, Besonders angesprochen habe» die schönen, melodiereicken, steurischen Alpenweisen: ,,8!!>ii S t e c chi - O t h e l l o< ominösen Andenkens . im verflossenen Winter auf unserem Theater. — ^!>^i,?»!l «ul! Leopold Korde sch. B e r i ch t i g « n g e n. In unser letztes Blatt. Artikel: ..Seltenheit/' im Feuilleton s3. Seite. 2. Vpalte. 5. Zeile von unten), hat sich ein sehr unliebsamer Fehler eingeschlickei». Statt die daselbst befindlichen Worte: ..ein, Kornähre." wolle gefälligst: ,, cabinetten;" Seite 165, Spalte 2. Zeile 7 von oben : „Zallustianischc" statt „3alustlaniscke;" Seite 166, Opalte 1. Zeile 13 von oben, ..ergeht' statt .ergötzt;" Seite 166, Spalte 1, Zeile 16 von oben, lese man: ,.soliden" statt „gebildeten. Auflösung der Charade in Nr. 4V: Hühner au g e n. Verleger: Igna; Alois Edler v. Kleinmay r.