Nro. 56. Freytag den 15. Heum. 1791. Inländische Nachrichten. Laibach den is. Hcum. Se. Majestät der Kaiser sind den ,4. d. M. sammt den beyden Er herzogen Karl und Leopoio KK. HH. zwlschen 7 und 8 Uhr Abei.ds wohlbehalten hier eingetroffen, und haben das Msteigqliartier benm wilden Mann genomen. Abends war Theater, welches Ge. Maj. mit den berden Erzherzogen KK. HH. und dem Fürsten v. L.chtenstein wir Allerhö6)stdero Gegenwart beehrten. Abends wurde dieSradt beleuchtet.—Am 12, d. ist der nach Mantua bestimmte kom-Wandirende General der Herr F. M. L. Freyherr von Schmidfeld hier glücklich angelangt, und hat seine Reise am andern Tag Morgens weiter nach Italien fortgesetzt. Wien den 9. Henm. Se. K. K. Majestät und II. KK. HH. die Erzherzoge Karl, Alexander, Leopold und Ferdinand, Gouverneur von Mailand, wie auch dessen königl. Gamahlin, haben am Frohn-"ichnamstaqe zu Manland dem Kirchengange öfentlich beygewohntt. — Se. K. "- Maj. haben Allerhöchstdero Böhmisch- Oefferr. Hofagenten Ernst von Breßlcrn und Sternau, der gesawmten K. K. Erb-landen Rittcr , in Huldvollester Erwägung seiner besonders angcrühmten Eig,nscho,fttll^ und Verdienste das Inkolat in Böhmen,^ Mahren , und Schlesien ;u verleihen , und ihn dadurch um Landmann dieser Provinzen , im Rittcrsiande, allerguadigst zu, ernennen genlhet. — Am abgewichenen Mittwoche machte Herr Blanchard allhier seine acht und dreyßigste Luftfahrt. Er erhob sich mit einem Luftballon , in? Prater, geqcn '2 llhr Mittags, in Gegen-z wart II. KK. HH. des Ercher.ogs Fran; ' und der jüngeren Erzherzoge , wie auch zahlreicher Zuschauer, blieb durch 14 Mi-' nutm sichtbar, und verschwand dann in den Molken, die ihn durch 30 Minuten -verbargen. Bevor er in die Wolken ge-ritth, schrieb er einen Briif an Seme Maj. den Kaiser, umwand ihn mit Ban- , dern und ließ ihn fallen. Derselbe ward gestern wirklich gefunden , und Sr< K. Hoheit dem Erzherzoge Franz übclbracht. Endlich sah man den Lnftsegler in- der Ferne wieder ans den Wolkcn tretten , und zu Boden steigen. Er erreichte die Erde um i Uhr in der Nähe der Stadt Groß -Enzersdorf an der Donau, 4 Smn-dm von hier, wo er von den Einwohnern an dem Stadtthore mit Musik empfangen , und mit vielen Ehrenbezeugungen in den Ort geführet , auch zum Bürger angenommen, und seine Fahne , die er der Stadt zum Denkmal anboth, in der Kirche aufgestellt wurde. Der Pfarrer und der Richter von diesem Orte führccn Hrn. Blanchard Abends hierher nach der Stadt zurück, wo er allenthalben Beweise der allgemeinen Zufriedenheit erhielt. — Der Rückkunft unsers Monarchen, welche auf den 21. oder 22. d. festgesetzt ist, wird, wie man versichert, unmittelbar der Friede mit der Pforte folgen: auch jener mit den Russen ist schon weit vorgerücket, so, daß man mit dem ersten Äurrier die sichere Nachricht darüber erwartet. — Die böhmischen Deputirten werden den '8. d. allhier erwartet, und sodann die förmliche Einladung zur Krönung machen. — Auf die Vorstellung des Hrn. Hofraths Bram-killa sollen die Regiments Chirurgi in Siebenbürgen den nämlichen Gehalt wie die übrigen , erst unlängst von Gr. Maj. erhalten haben. — Für den Qber>« österreichischen Bauer Namens Fuchs, welcher den regierenden Hrn. Fürsten v. Lichten stein hergestellet haben solle , soll dem Vernehmen nach ein Kapital von 100,000 Gulden angelegt worden seyn, welches er nnd seine Familie zu 5 procent lebenslänglich gemessen solle. — Als jüngst I. Maj. die Kaiserin den feyerlichen Frohn-leichnamsumgang in Laxenburg unter einer errichteten Hütte beywohnte , stürzte dieses, als sich kaum die Monarchin ei- nige Schritte entfernet hatte, zusammen. Ein Zufall der höchst unangmchme Folgen hatte uach sich ziehen können. Brüssel öen 29. Rrachm. Monsieur, des Königs von Frankreich ältester Bruder, und dessen Gemahlin sind den 26. Brachm. und Tags darauf ist der Graf Von Artois, des Königs jüngerer Bruder hier eingetroffen. Semlin den 29. Brachm. Hier's sy wie in Belgrad läßt man sich itzt durch nichts mehr beunruhigen, weil man nach der bekannt gewordenen Umstimmung der türkischen Minister in Szisiow, sich dermalen versichert halt, daß sie es nicht mehr wagen werden , so sehr gemäßigte Bedingungen auf eine so leichtsinnige, oder sogar, wie erzählt wird, auf eine so brutale Art aufschlagen. Die Hoffnung zum nahen Frieden ist wieder rege, und seitdem in Handlungsgeschäften alles viel lebhafter geworden. Heute ist allhier ein Schiff mit 250 Emigranten aus dem Würtembergischen angekommen, und sie sind alle für Panczova bestimmt. Temeswar den zo. Brachm. Gchon Vor mehrern Tagen hörten wir, daß die Rußen unten an der Donau einen wichtigen Streich glücklich gegen die Türken ausgeführt hätten; allein das Eigentliche war uns nicht bekannt. Itzt wissen wir, daß sie unterhalb Babat ( Babadad ) jenseit der Donau ein türkisches Korps von einigen 20,000 Mann angegriffen, isoa derselben erlegt, die übrigen in die Flucht geschlagen, und das feindliche Lager, nebst 10 Kanonen, vielen Lebensmitteln und Kriegsbedürfnissen erobert haben. Bukarest den 27. Rrachm. Der Fürst von Repnin har das über die Donau gegangene Korps beträchtlich verstärke« lassen / und hieraus muß man schlief- sen, daß silbiges nicht sogleich wie'der über diesen Fluß zurückgekehrt ist, wie jüngst gemeldet wurde; ja dttses Korps soll nur 3 Märsche Von Schiumla stehen. Ersehen nun die Rußen ihren Vortheil, so werden sie dieses Korps noch mehr verstärken , alsdenn gerade nach Schiumla mar-< schiren, und den Großwesyr mit seinen mehr schncllen als streitbaren Asiaten zum Treffen zwingen, um, wenn sie siegen, ihn bis in die Gebirge des Hamus zurück zu werfen. So wie das eine oder das andere gelingt, wird auch der Einfluß auf die Friedensunterhandlung mit Rußland seyn. llmc iiiN moi-X. — Die beyden K. K. bevollmächtigten, Frenherr v. Herbert und Graf von Esierhazy befinden sich noch in dieser Stadt, weil sie daselbst die weitere Verhaltungsbefehle ab? Warten müssen. Auf einmal kömmt das Gerücht geflogen , daß das Glück die Rußen auch bey Braila begünstiget hatte. Hermannstadt den i. Heum. Der Schleier, der über das Geheimniß der Szißtower Verhandlungen gezogen ist, ist undurchdringlich; erst gestern ist die letzte Division von Savojen Dragonern hier durch in die Wallachey marschiret. preßblirg den 6. Heum. So groß der Kriegslärm Anfangs war, so friedfertig beginnet alles wteder zu werden. Man beurlaubet wieder die Soldaten bey verschiedenen Regimentern, eben so hat auch vorgestern das hier in Garnison liegende Erzherzog Ferdmalidische Infanterieregiment , lhre einberufenen Beurlaubten abermal auf 4c> Tag entlassen, nach welcher Zeit sie zum Exerziren wieder einrücken "müssen. Der Pascha von Skutari, welcher, wie für gewiß angegeben wird., mit beyläufig !2,O0Q Mann am »4. vorigen Monats bey Widdin angekommen sey«/ und sein Lager unweit der Festung imfgeWagtu"« haben soll, kann also Mwiüig wieder» nach Hause ziehen. Der Großwesyr soll» selbst auf friedliche Gesinnungen umge- » stimmt worden seyn , und vieles zur» Herstellung des Friedens bereits beyge- > tragen haben. ' » Ausländische Nachrichten. « Rußland. « Petersburg den lo. Rrachm. Di<« Antwort unserer Monarchin auf das von « Fawkner überreichte Mcmoire ist noch nicht» erschienen. Unterdessen ist Hr. Fawkner auf« den preußischen Minister sehr übel zu« sprechen; so wie dieser seine Unzufrieden-« heit nicht verbergen kann , welche das« Benehmen der englischen Minister in ihm« erreget. « Rcval den z. Brachm. Die grojslW hier liegende Galeerenftotte , welche de«M Prinz von Nassau kommandirt, ist int« Begriffe, nächstens auszulauftn. AUeifiM die große Kriegsflotte, die zum Theile hier« überwinterte, ist bereits unter Segel geM gangen, und hat ihren Weg nach CronM siadc genommen. AUes ist hier in deM größten Thätigkeit, und die FestungenM nebst der ganzen Küste, sind in den vollW kommensten Vertheldigungöstand gesetzt. H Italien. M Rom den 21. Brachm. Der BW fthof von Mariana in Corsica, MonsigN Verclos, hat zwar in Pisa durch die« Dtputirten aus Bastia die Einladung er«« halten, nach der dort erfolgten Kontrere-W voluzion, das Bisthum anMrttten, aber doU sib nicht getrauet , hierin einen Schritt zu thun, ohne sich vorher bey dem Pabste anzufragen, und ist deßwegen Hieher gekommen. — Bey den vielen Krönunzen , welch? d^r Pabst wegen des Zustandes der katholischen Kirche erleidet, haben Se. Heil. mit vieler Theilnehmung vernomnen, mit welcher Warne einige McN''chenfreuld? in Parlamente Von England , si h der Selche der Englischen Katholiken ang?noiimeil haben , und wie endlich die merkwürdige P^slamentsakte erfolgt ist, wel he d-r katylisch?n Kirche in England so viele gün/kige Aussichten eröffnet. — Auch mit dein Hofe von Neapel, h-iZt es, seyn alle bisherigen Streitigkeiten abgethan, und eine für den Pabst angenehme Folge davon war, daß Se< Si;. Maj. jü'igsthin dem Pabste eine Liste von neuernannten Bischöfen , zu Sr. Heil. Bestattigung, übersandt haben. Turin den n. Srachm. Der Po^izeyvorsteher , oder hier sogenannte Vikar, heißt es, hatte vermbg? der Angabe eines Poli'^ybea'nten, auf eine sehr entehrende Art öffentlich einen Univkrsi-.tätszögling in Verhift nehnen lasftn, welcher, nach der strengsten Untersuchung ganz schuldlos erkannt wurde, un) dann die Freyheit, aber sonst keine G^nugthung erhielt. Sämmtliche Universitatsglieder «ahmen sich seiner an , um ihm syshe ;u bewirken , und wandten sich alle an Behörden, fanden aber nirgend Gchör. Dnauf faßten sie den Entschluß sich lelb'i , und zmt Gewalt Recht ni verschafen, und überfielen in dieser Absicht gemeinschaftsich das Vikariat. Da sämmtliche PoliM« beamte Zelt gesimoen hatttn, vorher sich zu entfernen, und das Haus leer.stand/ so drang die erboste Jugend ein , und verheerte alles, was sie im Hause fand. Als nun der Gouverneur der Stadt mit Mannschaft herbeykam / nahm sich diese der Studenten an, und der Auftritt war um so bedeutender, als die Truppen wenig Lust bezeigten , sich zur Gewalt brau« chen zu lassen. Inzwischen langte der König selbst an, der auf einem nahen Landgute die Nachricht von diesem Ausiau-fe erhalten hatte Se. Maj. trattcn mitten unter den aufgebrachten Haufen, rede« ten denselben entschlossen, aber a>tig zu, befahlen den Truppen sich zu entfernen, hörten denn die klagenden an, und liessen ihnen endlich dm Vikar und den Po-li eybeamten ausliefern. Damit war die Ruh? hergestellt. Am folgenden Tage war am Umversstätspalaste eine Bühne errichtet , auf welche der Vikar bis auf das Hemd entkleidet, und mit blossen Füssen geführet wurde, hier Abbitte thun, und dann die Universiräts - Thorschwclle kü ftn mußte. Dann ward er wieder in Arrest geführt, und jedes öffentlichen Amtes unfähig erklaret. Der Poli cybeamte ward mit ic>a Stockstreichen gezüchtiget« Das häufig dabey versammelte Volk äusserte lautes Eutücken über des Königs Güte und Gerechtigkeitsliebe, und hält sich seit dem ganz ruhig. Wild alle Dienst - und Frevtaae nachmittags um 4. Uhr aus dem Platze N". »33« in der von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.