CSAet*1 ^er ^Qoe 9er Zeitige Voller Pius X. hak Der Neoaktion, Den Abonnenten und Wohltätern Den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung Der liochwürdigsten Oberhirten von Brixen. Brünn, Graz. Leitmeritz, Linz, Olmüt;. Marburg. Trient. Triest und Wien. m fsalDoltlW fflponeWft Bezugspreise füi das Fahr 1925 Ganzjährig: Für Österreich 2 Schil-littge, für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tscheche kronen, für Fuaoslawien 24 Dinar, für Ungarn -4.000 ung. Kronen und für Die Schweiz 2 Franken. Herausgegeben vom Missionshaus Graz. Daulustorgasie 10, Steiermark. Rest 5. mal 1925. XXVIII. gahrg. (r Cin bedeutsames Fnrtensd)reiben ^ s über den priefterberuf. -L I allverehrte Fürstbischof Johannes von Brixen hat die Förderung von Priesterberufen zum Gegenstand seines diesjährigen Fastenhirtenbriefes gewählt. Offenbar ein hoch-dringliches Anliegen des katholischen Volkes bei der gegenwärtig herrschenden materialistischen Zeitrichtung. Der missionsbegeisterte Oberhirte gedenkt auch dabei in beherzigenswerten und ergreifenden Worten des riesengroßen Priestermangels in den weiten Heidenländern. Wir lassen die darauf bezüglichen Stellen der bischöflichen Kundgebung hier folgen in der Überzeugung. daß sie sehr geeignet sind, in manchem frommen Knaben- und edlen Studentenherzen den schlummernden Keim zum Missionspriesterberuf zu wecken und zu kräftigem Wachstum anzuregen. „ ■ . . Und es gibt", schreibt der Fürst-btfcf)of, „eine Priesternot in den Heidenländern. In der Diözese Brixen trifft es auf 300 Seelen einen Priester; in den Missionsländern einen Priester auf mehr als 100.000 Personen, die teils Katholiken sind oder es bei ordentlicher Priestertätigkeit werden könnten; so in China einen Priester auf 800 Katholiken und 100.000 Heiden, in Indien auf 860 Katholiken und 100.000 Heiden, in Afrika auf 840 Katholiken und 82.000 Heiden, in Japan auf 880 Katholiken und 220.000 Heiden. Die fernen Länder mit ihren 1000 Millionen Heiden gleichen dem armen Lazarus, der hungernd nach dem Brot des Lebens vor dem Hause des Reichen — vor Europa — liegt, denn dieses kann im Überfluß die Gnaden Gottes aus den Sakramenten gewinnen. Ist es nicht eine große Verantwortung, die Missionen so gering mit Priestern zu versorgen, wie es derzeit durch Europa geschieht? Es ist, wie wenn Europa den hungernden Heidenländern nur ein paar Brosamen zuwerfen würde. Und das zur Zeit, da es bei uns so viele Arbeitslose gibt, die keine Arbeit und keinen Lebensunterhalt finden können. 66 Stern der Neger Heft 5 Unter diesen gibt es gewiß viele, zu denen der Herr schon gesagt hat: ,Gehet auch ihr in meinen Weinberg!' (Matth. 20, 7), viele, die im Priesterberuf ihr Glück sin-den würden, hätte die richtige Erziehung sie dafür vorbereitet. Die Sorge für künftige Priester darf nun nicht den einzelnen Familien überlassen bleiben, aus denen Priester hervorgehen. Es soll als Anliegen des ganzen Volkes betrachtet und behandelt werden. Die heilige Kirche hat seit vielen Jahrhunderten die Quatemberzeiten als Gebetszeiten festgesetzt. An solchen Tagen soll das ganze Volk um Priester beten. ,Bittet den Herrn der Ernte', hat der Heiland gesagt, ,auf daß er Arbeiter in seine Ernte sende.' (Matth. 9, 28.) Wo man eifrig um gute Priester bittet, ist auch Bereitwilligkeit, dafür Opfer zu bringen. . Nach apostolischer Art schließt Bischof Johannes sein Hirtenschreiben mit Grüßen und Segenswünschen an seine „ehrwürdigen Mitarbeiter im Weinberge des Herrn", an die Seelsorger auf dem Lande, an die Priester in den Städten und Industrie-orten, sowie in den verschiedenen Lehrberufen und fährt dann fort: „Wir grüßen nicht bloß den Weltklerus, der uns Bischöfen unmittelbar untersteht, sondern auch den Ordensklerus, der auf vielfältige Weise in der Seelsorge mittätig ist und schon dadurch zu einem vielfältigen Segen wird, daß seine Mitglieder durch die Beobachtung der drei Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams das Streben nach Vollkommenheit aufweisen und den unheim- lichen Leidenschaften der Habsucht, Wollust und Hoffart einen mächtigen Damm entgegenstellen. Dafür, wie für alle Hilfe in der Seelsorge, sei in diesem Hirtenbrief öffentlicher Dank gesagt, das um so mehr, als die Welt des Unglaubens das Ordens- : leben heftig bekämpft und es vielfältigen, Spott unterzieht. Wir grüßen auch die Priester alle, welche aus unserer Diözese hervorgegangen sind, nun aber als Missionäre in den Heidenländern das Reich Gottes verbreiten und unter unsäglichen Opfern und Mühen Seelen für Gott zu gewinnen suchen. Wir beten für sie und fordern das Volk der Heimat auf, sich diesem Gebete anzuschließen. Das Gebet der Heimat ist für die Missionspriester eine gewaltige Hilfe. Das Volk soll ihre Tätigkeit aber auch durch Werke der Nächstenliebe, durch viele Almosen zu fördern suchen. So nimmt es teil anden Verdiensten dieser Missionäre..." Allen aus den Tiroler Missionshäusern heroorgegangenen Glaubensboten werden die Grüße und Segenswünsche des Kirchen-sürsten Freude und Trost bereiten und sie stärken in den Kämpfen und Mühen des apostolischen Lebens. Aber auch über Tirols Grenzen hinaus verdienen die von Fürstbischof Johannes in seinem Hirtenbrief gegebenen Anregungen zur Mitarbeit r an den Priester- und Missionsberufen durch die Familien, Gemeinden, Standesbündnisse, Vereine und Kongregationen weiteste Beachtung und verständnisvolle, ’ opferfreudige Verwirklichung zum Segen der Heimat und der Heidenländer, zum Auf- und Ausbau der Weltkirche Christi. Heft 5 Stern der Nege r 67 Had) 'Cransvaal! Reisebericht des hochwürdigen P. Sr. Matthias 3i aff ein er, F. S. C. forderungen. Zum Glück sind die meinen nach Aussage eines Arztes, der unweit Milland das Zahnreißen besorgt, aus gut gegerbter Ochsenrückenhaut gedreht, so daß go stehe tch nun auf herßem afri-Boden. Wenn es Jonas, 1^1 dem Propheten, als er auf dem Trockenen saß, ebenso wohl zumute war Zuluknaben. wie mir, dann hat er im Bauche des Fischungeheuers wohl auch dieselbe Langweile verkostet, die mich quälte auf dem Schiff „Usuramo", das uns von Hamburg in vierzig Tagen nach Durban brachte. Vierzig Tage immer „Wassertreten" mag für einen echten Kneippianer oder meinetwegen auch für einen Poeten eine ganz angenehme Unterhaltung fein; an die Ner-oen eines gewöhnlichen Menschengewächses jedoch stellt es schon ziemlich starke An- ich noch so halbwegs körperlich und geistig gesund davongekommen bin. Ich habe allerdings irgendwo ein Liedchen gelesen, das also beginnt: „Stumpfsinn, Stumpfsinn, du bist mein Vergnügen; Stumpfsinn, Stumpfsinn, du bist meine Lust"; aber bei so einer Fahrt schlägt auch des Stumpfsinnigsten Pegasus einen kläglichen Purzelbaum ins salzige Meer. Glücklicherweise konnte ich so viel Vorrat angenehmer Erinnerungen aus der weiteren und engeren Heimat mit mir nehmen, daß ich nicht bloß auf der ganzen, langen Reise davon zehren konnte, sondern daß auch noch fürs Leben reichlich überbleibt. Von Meffendorf und seiner Umgebung möchte ich am liebsten schweigen, wo das Abschiednehmen manch wohltätige Hand entdeckte und manch verstohlenes oder-offenes Tränleinstn treuen Augen schimmerte; nur der Witwe von Sarepta — wollte sagen Raaba — will ich noch von der Ferne danken für die Kerze, die sie im trauten Missionskirchlein vor dem lieben Muttergottesbilde brennen ließ, bis ich armer Wasserpilger im fernen Süden das ersehnte Land erreicht hätte. Die Gnaden-mutter und Trösterin lohne es ihr,. daß süßer Friede ihren Lebensabend verkläre. Kurz war der Abschied vom neuen Haus in Graz — vom „Priorat" — wie es im engeren Brüderkreise genannt wird, wohl wegen der Urgemütlichkeit des dortigen Obern. Der übliche Tee war freilich etwas dünn, so dünn wie der neue Bruder Koch, ein liebes Bruderherz, das erst vor kurzem dem gestrengen Noviziat entschlüpfte; um so dicker war das Bündel von Aufträgen, heilsamer und heilloser Ermahnungen, das ich vom Redakteur des „Stern der Neger" mit auf den Weg bekam. Aber ein alter Esel läßt sich zu Kunststückchen wohl schwer mehr abrichten. Die Fahrt im Schnellzug von Graz nach Brixen brachte weiters keine Abenteuer; leicht begreiflich, denn in meinem Abteil saß ja der A. R. P. General; und so konnte ich anständigerweise keine Dummheiten machen. Als ich schon aus Südtirols heiligem Heimatsboden bezüglich der derzeitigen Gewalthaber allbort einige laute — wenig schmeichelhafte, aber ganz gewiß wahre Bemerkungen machte, stellte er die nicht gerade verheißungsvolle Frage, ob ich noch vor der Ankunft in Brixen von den zweifelhaften Wächtern des Gesetzes geschlossen ins „Loch" abgeführt werden wolle. Das war nun keineswegs mein Wunsch — und mein Mundstück ging weiter. Da ich aber kein Politiker bin, so will ich diesen heiklen Punkt überspringen. Will den „Neu-Römern" nichts Schlechtes nachsagen, wünsche ihnen alles Gute — sogar das Himmelreich. Milland — für mich ein freudiges Intermezzo. Wenn die Jungmannschaft aus dem Handwerkerstande und dem übervölkerten Studentenreiche wüßte, wieviel Frohsinn, Gemütlichkeit und echte, reine Freude hinter > den Mauern eines Missionshauses blühen und gedeihen, dann würden wohl viele dort ihr Glück suchen und es auch stnden, die in der Welt nach Seifenblasen jagen oder im Schmollwinkel der Ehe elendiglich verkümmern. Selbstverständlich will ich damit keineswegs behaupten, daß im Hafen der Ehe niemand eine gute Suppe kochen kann, sondern nur, daß viele im Zugreifen sich die Finger verbrennen. Aus der grünen, oft aber auch recht dr. . . Steiermark kam ich nicht gerade salonfähig in Milland an. Muß nachträglich beichten und bekennen, daß meine alten und abgetragenen Kleidungsstücke nicht ausschließlich Blumen und Früchte der heiligen Armut waren, sondern zum Teil wenigstens Deckmantel gewisser, -nicht gerade tugendhafter Hintergedanken. Dies Bekenntnis ist mir durch den Umstand erleichtert, daß der damalige Rektor des Missionshauses, Hochw. P. Wilsling, unterdessen mein Nachfolger in der Verwaltung von Messendors geworden ist und so jedenfalls froh sein wird, daß ich in der bor« tigert, ohnehin schon armen Kasse nicht noch mehr unbeglichene Rechnungen zurückgelassen habe. Kurzum, ich spekulierte schon lange auf die Kunst der beiden im engeren Kreise bestbekannten Brüder „Schneider" und „Schuhflickermeister". Sie staffierten mich denn auch mit viel Liebe, Sorgfalt und Aufopferung in unverdrossenen Tag-und Nachtschichten von unten bis oben neu aus, und zwar in doppelter Auflage, so daß ich den alten Adam gänzlich ablegen konnte auf Rechnung meines großmütigen Gastgebers. Und er tat's gerne, was gar mancher Tiroler Pfarrer schwer glauben wollte, der steif behauptete, daß er de.n Millander Rektor nur als tüchtigen Herrn „Einnehmer" kennengelernt habe. Nun, mich freut es nur, wenn der gute und glaubenseifrige Tiroler Klerus durch seine werktätige Missionsbegeisterung einem armen Missionsobern die „Einnehmerstelle" verschafft. Wäre es überall in katholischen Landen so, dann wäre es viel, viel besser bestellt um das Glaubensleben in den Missionsländern und in der Heimat. Gott segne die treuen Jünger des Herrn, die mit dem Lieblingsapostel Johannes am Herzen Jesu den Pulsschlag jener Liebe hören, die als Opferslamme brennt für die ganze weite Welt. Meinen ganz besonderen Dank dem großen Missionsfreund Fürstbischof Johannes von Brixen für den großmütigen Zehrpfennig. Als der Kassier der frommen Meinung Ausdruck verlieh, es sei doch etwas viel, gab Se. Gnaden die kluge Antwort, er müßte schon so viel geben, damit ich weit von ihm weggehen könne, sonst steige ich ihm bald wieder auf die Bude. Allerdings hat er nicht daran gedacht, daß man heutzutage im Notfall auch auf Radiowellen eine Blitzvisite machen kann. Von Brixen trug mich das Dampfroß über Innsbruck, Bregenz, Lindau, Friedrichshafen nach Schrezheim im Schwaben -land, in unser neues Missionskonvikt „Josefinum". In Lindau hatte ich den ersten Zusammenstoß mit den feindlichen Mächten. Der Kondukteur hatte nämlich die kuriose Beobachtung gemacht, daß einer meiner Koffer für das Wagenabteil, worin ich doch allein faß, zu schwer sei. Ich gab ihm zu verstehen, wenn der Koffer für den Waggon zu schwer sei, sei er es für mich um so mehr; er möge so freundlich sein und ihn selbst in die Gepäckabteilung schleppen; da nun dieser Versuch schon im Herunternehmen mißlang, blieb es beim alten und anstatt zu zahlen, bekam ich noch gratis eine Belehrung über die deutschen Reisegepäckvorschriften. Um aber den Gesetzesgelehrten fernerhin kein Ärgernis zu geben, gab ich meinen Sündenbock in Friedrichshafen zur schnellsten Weiterbeförderung nach Hamburg auf und war schließlich froh, daß ich ihn los war; denn er war wirklich etwas schwer. Aber als ich ihn nach vier Tagen in Hamburg auslösen wollte, gab mir der Beamte zu verstehen, daß er von meinem Reisekoffer nichts wisse — und daß nichts da sei. Schließlich erlaubte man mir die Besichtigung des entsprechenden Aufbewahrungsraumes. Dort fand ich ihn auch trübselig und verlassen in einem Winkel liegen, wo er seit zwei -Tagen über die deutschen Reisegepäckoorschristen seine eigenen, nicht gerade erbaulichen Betrachtungen machte. (Fortsetzung folgt.) fr ** Über die Zulukaffern. Von P. Bernhard Zor n, F. S. C. * ★ ^ (Schluß.) J) Heirat. man bei den Zulukaffern kleinen Schlingel, der ein kohlen hat, und fragt ihn, was er damit tue — die Zulu essen keine Eier! — fo antwortet er unfehlbar: „Ich verkaufe es." — „Und was machst du mit dem Gelde?" — „Ich spare und sammle so lange, bis ich mir ein Huhn kaufen kann, das mir wieder Eier legt."— „Und was tust du mit dem Huhn?" —„Es legt wieder Eier. Und all diese Eier sammle und verkaufe ich und kaufe dafür so viele Hühner, daß ich dafür ein Schaf oder eine Ziege eintauschen : kann." Nach einigen Jahren hat es der Bub zu größerem gebracht. Er kauft sich ein Mutterkalb. Und damit hat er den ersten großen Schritt zur Hochzeit getan. Von jenem ersten Eidiebstahl an durch all die folgenden Jahre war alles Denken und Trachten des Kindes schon auf die künftige Ehe gerichtet, deren Geheimnisse auch-den ganz kleinen Kindern der Kasiern schon keine Geheimnisse mehr sind; es hatte nichts anderes im Auge, als sich die Mittel zur Heirat zu verschaffen. Niemand bekommt bei den Zulu eine Braut, wenn er deren Eltern nicht zehn Stück Vieh (Kühe und Ochsen) als Kaufpreis zahlt. Das weiß jedes Kind und, da sie alle heiraten wollen, so richten sie sich frühzeitig darauf ein. Es hat dieser Mädchenhandel für uns Europäer etwas Abstoßendes an sich, doch den Eingeborenen ist er ganz selbstverständlich. Übrigens hat er auch feine Lichtseiten. Die Sorge für die Zukunft ist für die meisten Burschen der einzige Sporn zur Arbeit und zur Sparsamkeit; denn einst Familienvater und damit unumschränkter Herr im eigenen Haushalte zu werden, ist das mit allen Kräften erstrebte Ziel eines jeden Kaffernjünglings. Brauchte er sich nicht zu plagen und zu rühren, um später selbständig einen eigenen Haushalt zu gründen, sondern würde ihm alles von den Eltern besorgt, so würde niemand an die Arbeit und ans Sparen denken. Viele Burschen, die die Vorteile des „modernen" Afrika auszunützen verstehen, gehen in die Industriestädte, oder nehmen Dienst bei europäischen Farmern, um sich so das nötige Geld zu verdienen, womit sie sich die erforderliche Anzahl Heiratskühe anschaffen können. Das geht natürlich viel schneller und hat auch noch den Vorteil, daß sich der junge Mann in der Umgebung der Zivilisation etwas Schliff angewöhnt, was ihm in den Augen der jungen Mädchen Achtung einbringt. Hat sich der Bursche den nötigen Reichtum an Vieh angeschafft, so hält er Brautschau. Dies wichtige Geschäft besorgt er ganz allein, niemand hat ihm da etwas dreinzureden und es fällt auch keinem ein. ihn irgendwie zu beeinflussen. Ist die Wahl getroffen, so muß auch für die Zulu die wichtige Frage gelöst werden: Wird das Mädchen meine Werbung annehmen? Ohne viel Komplimente treffen sich die beiden einmal, reden, scherzen und lachen miteinander und gehen dann wieder heim. Zu Hause überdenkt jeder die Eindrücke, die er vom andern Teil empfangen hat. Wenn beide Lust verspüren, sich bald wieder treffen und sprechen zu können, so ist die Angelegenheit, was sie angeht, so gut wie entschieden. Sittliche Verirrungen, mögen Hat das Mädchen also seine Zustimmung gegeben, so geht der Jüngling zu dessen Eltern oder seinem Vormunde und trägt ihnen sein Vorhaben vor. „Hast du Vieh?" Zulufrciuen. ÖS DBÜ SB DO sie auch recht groß gewesen sein, die sich der eine Teil zu Schulden kommen ließ, bevor er den andern kennenlernte, spielen keine Rolle, man beachtet sie nicht. Dagegen vernichtet grobe Untreue nach dem ersten Stelldichein jede Hoffnung auf Zustandekommen der Ehe. lautet die erste Erwiderung. „Ja!" — „Wieviel?" — „Genug!"—„Weißt du auch, was genug heißt?" — „Ja, zehn Stück!"— „Nein, elf!" — „Du meinst elf mit dem Ochsen, den du extra bekommst?" — „Ja!"— „Und ich gebe auch noch der Mutter eine frischmelkende Kuh extra!" — „Du bist ein 72 Stern der Neger Heft 5 Mann!" ruft entzückt der glückliche Vater, „bring das Vieh und du füllst meine Tochter gleich haben! Sie ist aber auch hübsch, die schönste und beste im ganzen Lande, stink wie eine Gazelle, zahm wie eine Taube, stark wie ein Büffel, treu wie ein Hund usw." Das schmeichelt dem Freier, obwohl er das Mädchen bereits bester kennt wie der Vater und auf seine ganze Anpreisungen kaum mehr achtet. Nun werden die eigentlichen Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen: Kleider werden angepaßt, Negerbier wird gebraut und die nötigen Schritte bei der Regierung und, wenn es sich um Katholiken handelt, auch beim Missionär getan, um die feierlichen Zeremonien einleiten zu können. So naht der ersehnte Tag. Die Hochzeit findet gewöhnlich im Hause der Braut statt. Der Bursche hat alle seine Jugendfreunde und Verwandten eingeladen, damit sie ihn begleiten und sein Lob vor aller Welt fingen. Das gleiche Recht hat auch die Braut und sie macht reichlich davon Gebrauch. Es bilden sich zwei Chöre oder Tanzreihen. Zuerst kommt der der Braut, versammelt sich im weiten Hofe und singt und springt und jauchzt und jubelt. Voran tanzt die Braut, im vollen Schmuck, begleitet von ihren besten Freundinnen. Der Bräutigam sitzt unterdessen majestätisch in oder vor der Hütte und betrachtet mit sichtlicher Freude das Schauspiel. Von jetzt an fühlt er sich als wahrer König. Nun steht auch er auf und winkt seinen Freunden. Sofort versammeln sich alle um ihn, bilden einen oder mehrere Reigen und fangen an zu tanzen und das mit solchem Eifer, daß man ihr Stampfen und ihren Gesang, wenn man anders ihr Schreien so nennen kann, auf allen umliegenden Hügeln hören kann. Während sie aus der rechten Seite des großen Hofes tanzen, haben sich die Braut und ihre Tänzerinnen auf die linke Seite zurückgezogen, wo sie weitertanzen und singen. Bald scheinen beide Parteien sich einander nähern zu wollen, bald weichen sie sich geflissentlich aus. Alles geht nach genauen Gesetzen und altem Brauch. Endlich begegnen sich die Brautleute wie von ungefähr, reichen sich die Hand und der Tanz ist zu Ende. Die meisten verlassen nun das Haus und gehen heim. Nur diejenigen, die eine besondere Einladung erhalten haben, bleiben zurück und werden gehörig mit Fleisch und Bier bewirtet. Neulich waren auch wir zu einer solchen Kaffernhochzeit geladen — es handelte sich um zwei brave Katholiken. Wir leisteten der Einladung Folge, um unsere Christen aufzufordern, ihre Hochzeiten nach altem Landesbrauch zu feiern. Nun noch einiges über das fernere Leben im Stande der Ehe. Die meisten Zulll heiraten nur einmal, nicht aus Prinzip, denn auch die heidnischen Kaffern möchten gern mehrere Frauen haben, sondern nur, weil den weitaus meisten die nötigen Mittel fehlen, sich mehrere Frauen zu kaufen. Der Zulu hängt an seiner Frau und bewacht sie eifersüchtig, denn sie ist sein ganzer Reichtum; hat er ja alles, was er besaß, hergegeben, um sie zu kaufen. Sie ist ihm aber auch ein angelegtes Kapital, das Zinsen und Zinseszinsen einbringen soll. Das kann sie: einmal durch ihre Arbeit, denn der verheiratete Mann arbeitet nicht mehr; sodann durch die Kinder. Knaben befestigen den Familienstock und die Wehrmacht, Mädchen vermehren das Vermögen, weil man später für jedes derselben zehn Stück Vieh eintauschen kann. Hat ein Mann aber mehrere Frauen, so herrscht unter diesen eine unglaubliche Eifersucht. Eine, und zwar gewöhnlich die erste, ist die bevorzugte und bleibt es auch so lange, als sie sich nicht schwer verfehlt hat, oder trotzig, oder ganz ungehorsam geworden ist. In diesem Falle wird sie schwer bestraft, auch geprügelt und dann zurückgestellt. Eine so bevorzugte Frau hat aber sehr viel von ihren Nebenbuhlerinnen zu leiden. Wo sie nur können, verleumden sie dieselbe bei ihrem Manne und suchen sie zu verdächtigen. Einmal geschah es, daß drei Weiber zusammen in den Wald gingen, Brennholz zu suchen. Nur zwei kehrten nach Hause zurück und sagten ihrem Manne auf seine Frage, die dritte — es war die bevorzugte — sei zu ihrem Vater gegangen. Gleich eilte der Mann hin, um sie heimzuholen. Doch der Vater hatte sie nirgends gesehen. Er suchte sie nun in der Umgebung seiner Hütte und dann im nahen Walde, wo er sie auch, an einem Baume aufgehängt, tot auffand: die andern beiden hatten sie aus Eifersucht aus dem Wege geräumt. Ehescheidung kennt der Kaffer in drei Fällen: wenn die Frau schwer die Treue verletzt, wenn sie unverbesserlich trotzig und ungehorsam wird und endlich, wenn sie unfruchtbar ist. In all diesen Fällen muß der Vater aber wenigstens einen Teil des gezahlten Preises zurückgeben. Zu Hause wird die Geschiedene nicht gern gesehen: begreiflich, denn sie stellt keinen Reichtum mehr dar und etwas von seiner Habe zurückzugeben, fällt dem Zulu äußerst schwer. Deshalb sucht der Vater den Ehemann zu bereden, sie doch zu behalten, was ihm auch meistens gelingt, wenn er ihm die noch unverheiratete Schwester ohne jede Gegenleistung zur Frau verspricht. Übertritt einer ungetansten Protestantin. Von P. Hugo Ille, F. S. C. 7. bis 15. September 1924 hielt ein Redemptoristenpater pllllfj eine Volksmission in Witbank für weiße Katholiken. Verschiedene Protestanten besuchten die Vorträge und nach der Mission meldeten sich fünf zum Übertritt in die katholische Kirche. Die Schwestern des neuen Dominikanerinnenkonventes und der Schreiber dieses übernahmen den Unterricht. Nach einer nächsten Vorbereitung von bloß drei Monaten hatte ich das Glück, ein 20jähriges Mädchen, eine von den sünfen, in die katholische Kirche aufzunehmen. Die katholische Lehre kennenzulernen, war ihre einzige Beschäftigung wahrend der drei Monate gewesen. Die Schwester, die sie unterrichtete, sagte mir: „Ich glaube, die schläft auch noch mit dem Katechismus in der Hand." Am Wissen fehlte es nicht und ihren ernstlichen Willen konnte ich auch nicht bezweifeln, nachdem sie während dieser drei Monate fast täglich der heiligen Messe beigewohnt, täglich den Rosenkranz gebetet und für ihre Überzeugung beträchtliche Opfer gebracht hatte. Die Verwandten des Mädchens sind alle Protestanten. Auch sie selbst hatte sich immer für etne Protestantin gehalten, erst nach der Mission erfuhr sie, daß sie überhaupt — nicht getauft sei. So wollte ich mich des eifrigen Heidenkindes erbarmen und ihm Gelegenheit geben, Verdienste für den Himmel zu sammeln. Maria Theresia, das ist nun ihr Name, wird die Bedenken derjenigen, die glauben, sie sei zu srüh getauft worden, zuschanden machen. Den Werdegang ihrer Bekehrung soll sie uns nun selbst erzählen: Der katholische Glaube hatte mich immer interessiert. Im Alter von zwölf Jahren wurde ich in die Konoentschule nach Newcastle geschickt. Dort lernte ich in meiner Klasse zwei katholische Mädchen kennen; sie wurden meine liebsten Kameradinnen. Zwar hatte man mich ernstlich gewarnt, in freundschaftliche Beziehungen mit Katholiken mich einzulassen, da ich aber mehr Zuneigung zu ihnen als zu meinen übrigen Mitschülerinnen fühlte, wählte ich sie dennoch zu meinen Freundinnen. Im Verkehr mit ihnen lernte ich so viel von der katholischen Religion, daß ich sie als die einzig wahre erkannte. Aber so sehr ich auch wünschte, katholisch zu sein, um mit ihnen zur Kirche gehen zu können, der Gedanke, daß ich katholisch werden könnte, kam mir nie in den Sinn. Und da die katholischen Schwestern protestantischen Kindern gegenüber nie über j Religion sprachen, traute ich mich auch nicht, diesbezügliche Fragen zu stellen. Es vergingen Jahre, ohne daß ich über die Möglichkeit, katholisch zu werden, aufgeklärt wurde. Daheim in den Ferien sprach ich nie darüber, Nur einmal fragte ich die Mutter, ob sie an ein Fegefeuer glaube. „Nein," war ihre Antwort, „viele, ja die meisten glauben auch nicht, daß es eine Hölle gibt," klärte sie mich auf, „die Hölle ist aus Erden." — „Wenn du nicht an die Hölle glaubst, glaubst du auch nicht an Gott", antwortete ich damals. „O doch," erwiderte sie, „Gott sagte zwar, es gäbe eine Hölle, aber er sagte nicht. Krankheitshalber — ich hatte Malaria-fieber — mußte ich schließlich die Schule aufgeben. Ich nahm Abschied mit einem mir bisher unbekannten, seltsamen Sehnen im Herzen, wonach wußte ich selbst nicht. Ich fühlte mich nie glücklich. Oft sagte ich zu meiner Mutter: „Wenn ich nur wüßte, was mir fehlt!" Da meine Krankheit sich verschlimmerte, war man mir in allem zu Gefallen, aber ich konnte ihnen nicht sagen, wonach ich eigentlich verlangte. Ich hatte das Empfinden, als halte man mich fern von jemand, der mir lieb war. Im Gebet flehte ich zu Gott, er möge mir dieses rätselhafte Sehnen erklären. Ich glaube nicht an Träume, aber diesmal scheint Gott doch durch einen Traum auf mein Gebet geantwortet zu haben. Mehrere Monate war ich bereits unter ärztlicher Pflege, als eines Morgens — ich hatte eine schreckliche Nacht durchgemacht — meine Mutter zu mir kam und mir sagte, sie habe einen seltsamen Traum gehabt; unser Herr sei ihr erschienen und habe sie also angeredet: „Deine Tochter verlangt nach mir, sie soll zu mir kommen!" Sie vertraute mir, alle glaubten darum, ich würde sterben. Frohe Kunde war mir das, denn der Tod, meinte ich, müßte mir bringen, was mir fehlte. Indes, mein Zustand besserte sich für einige Zeit. Als ich wieder einen Fieberanfall bekam, wünschte ich allen Ernstes zu sterben, doch diesmal hieß es, es sei keine Gefahr. Mein Gebet in dieser Zeit war, der Herr möge mir einen Weg zeigen, wie ich in diesem Leben ihn lieben und ihm dienen könne. Allmählich ward mir die Gesundheit zurückgegeben und ich wurde stärker und gesünder, als ich es je in meinem Leben gewesen. Ende 1923 verlor mein Vater seine Stern der Neger 75 Heft 5 Anstellung und die Familie damit ihre Wohnung. Ich wurde zu meinem verheirateten Bruder gesandt. In seinem Hause machte ich die Bekanntschaft einer katholischen Dame, die mir später eine gute Freundin wurde. „Wie glücklich sind Sie, daß Sie in der katholischen Kirche geboren sind", sagte ich einmal zu ihr. Da erfuhr ich zu meinem freudigen Erstaunen, daß sie Konvertitin sei. So war j Kirche aufgenommen werden könnte. Sie gab mir einen Katechismus mit der Bemerkung, alle diese Fragen sollte ich auswendig lernen. „Ja, werde ich das fertigbringen?" dachte ich mir. Doch die Liebe überwindet alle Schwierigkeiten. Als mein Bruder meine Absicht merkte, erklärte er mir kurzweg, wenn es mir ernst sei, katholisch zu werden, dann wolle er mit mir nichts mehr zu tun haben, und einige es also auch mir möglich, katholisch zu werden? „Du kannst katholisch werden, wenn du nur willst!" Der Gedanke erfüllte mich mit Jubel. Meine Freundin lud mich ein, einmal einer heiligen Messe beizuwohnen. Wie seltsam glücklich ich mich fühlte bei dieser ersten heiligen Messe! Ich bat sie darauf, mir mehr über ihren Glauben zu sagen, und was ich tun j müßte, um katholisch zu werden. Aber ich erschrak nicht wenig, als ich hörte, das brauche so zwei Jahre, bis man in die Tage später erklärte mir seine Frau, ich möge das Haus verlassen. Ich hatte mich mit meinem Bruder immer gut verstanden und es tat mir bitter weh, nun aus seinem Hause gewiesen zu werden, zumal ich nicht wußte, wo ich unterkommen sollte. Meine ältere Schwester hatte die Mutter zu sich genommen und ihr Haus war überfüllt. Da bot mir meine katholische Freundin an, ich könne unterdes bei ihr wohnen. Doch bevor ich ihr freundliches Anerbieten annehmen konnte, er- krankte ich ernstlich und mußte ins Spital. Gott verläßt die Seinen nicht! Als ich soweit hergestellt war, daß ich das Krankenhaus verlassen konnte, hatte mein Vater wieder ein Heim gegründet und ich konnte während meiner Rekonvaleszenz bei meinen Eltern wohnen. Nach einigen Monaten sühlte ich mich stark genug und beschloß, bei den Schwestern der neuen Konventschule in Witbank Religionsunterricht zu nehmen. Ich teilte meine Absicht den Eltern mit. „Du gehst weder in den Konvent noch in eine katholische Kirche, sonst erlaube ich dir überhaupt nicht, in die Stadt zu gehen", war der Bescheid des Vaters. Eines Tages kam ein katholischer Geistlicher an unserem Hause vorbei, und da gerade niemand zugegen war, sprach ich mit ihm von meiner Absicht, katholisch zu werden. Daraufhin lud er mich ein, der katholischen Volksmission beizuwohnen, die nächstens in Witbank gehalten würde. Mein Entschluß war gefaßt: da mußte ich um jeden Preis dabei sein. Ich zog die Mutter in das Geheimnis und erhielt ihre Erlaubnis. So ging ich nach Witbank und wohnte während der ganzen Mission bei den Schwestern. Wie mir die Mutter nachher mitteilte, hatte sie dem Vater gesagt, ich sei zur Erholung bei Freundinnen. Mit dem festen Entschluß, katholisch zu werden, kehrte ich von der Mission nach Hause zurück. Schließlich teilte ich meinen Entschluß den Eltern mit: es hieße gegen mein Gewissen handeln, wenn ich nicht katholisch würde. Taube Ohren! Man habe mir den Kops verdreht. Gleichwohl ging ich noch zweimal zum Unterricht zu den Schwestern. „Wenn du nochmals hingehst, bleibst du mir aus dem Hause!" entschied der Vater, als er es erfuhr. Es wollte mir das Herz brechen. Durch einige Tage lag die Liebe zu den Eltern im Kampfe mit der Liebe zu Gott; es war ein heißer Kampf. Gib alles auf und bleibe daheim! Doch nein, Gott hat sein Leben für mich gegeben, ich will das Elternhaus für ihn opfern. Der Herr wird dir helfen; wenn ich jetzt Vater und Mutter und alles, was mir lieb und teuer ist, verlasse, vielleicht nimmt er das Opfer an für die Bekehrung meiner Eltern. Ich rief die seligste Jungfrau Maria zu Hilfe und entschloß mich, die Eltern zu verlassen, in irgendeinem katholischen Haushalt Arbeit zu suchen und mich weiter unterrichten zu lassen. So erklärte ich den Eltern, daß ich entschlossen sei, eher das Vaterhaus zu verlassen, als den wahren Glauben aufzugeben. Da eine neue Schwierigkeit: die Mutter bittet mich, ich solle doch um ihretwillen zu Hause bleiben, ich sei das letzte Kind, das ihnen noch verbliebe, ich solle doch nicht so undankbar sein. „Noch größerer Undank wäre es gegen Gott, den Glauben aufzugeben, den ich als den einzig wahren erkannt", erwiderte ich. Tränen waren die Antwort der Mutter und diese Tränen machten es mir am schwersten. Beinahe hätte ich nachgegeben, doch meine himmlische Mutter kam mir zu Hilfe. Sie, die Gottesmutter hat ihren Sohn für uns unwürdige Geschöpfe hin-geopsert! Was mußte sie dabei gelitten haben! Und da war meine Mutter, die aus bloßem Starrsinn ihr Kind hindern wollte, Gott zu ehren. Den nächsten Tag, da ich gerade daran war fortzugehen, kam die Botschaft von meinem Vater, ich könne zu Hause bleiben und dennoch zum Unterricht gehen, wenn ich es mir schon in den Kopf gesetzt hätte. Das wäre soweit in Ordnung gewesen, wenn nicht Freunde meines Vaters sich wieder eingemischt hätten. „Hast du so wenig Einfluß auf deine eigene Tochter? Willst du sie diesem katholischen Gesindel nachlaufen lassen?" Sooft sie zu Besuch kamen, machten sich meine Angehörigen vor ihnen über mich lustig, und wenn sie weg waren, kam die Nutzanwendung, was ich doch sür ein undankbares Kind sei. So wurde mir das Elternhaus zuwider und ich hatte es niemals eilig heimzukehren, wenn ich im Konvente beim Unterrichte gewesen. Der stille Friede des Konventes war Balsam für meine Seele. Ich betete und empfahl mich besonders der bl. Theresia vom Kinde Jesu, „der kleinen Blume", daß sie mir die baldige Aufnahme in die heilige katholische Kirche erflehen möge. Bald darauf, am 28. Dezember 1924, ging mein Wunsch in Erfüllung: ich wurde getauft und empfing die erste heilige Kommunion. Es war der glücklichste Tag meines Lebens, und was ich auch durchgemacht hatte, ich fühlte, daß dieser Tag es wohl wert war, an dem ich zum ersten Male den lieben Heiland in mein Herz aufnehmen konnte. Ja, ich glaubte, die Freude nicht ertragen zu können; ich meinte, das Herz müßte mir zerspringen vor Wonne beim Empfang des Sakramentes der Liebe. Wenn ich an meine protestantischen Verwandten denke, an ihre Schmähungen gegen die katholische Kirche, so kann ich sie nur bedauern, daß sie das Glück nicht kennen, das ein Katholik empfindet, wenn er Gott in der heiligen Kommunion empfängt. Wie gut war Gott zu mir, daß er mir die Gnade gab, ihn lieben zu lernen, ihn und seine heiligste Mutter, unsere Mutter! Meine Verwandten finden sich damit ab, ich sei dem religiösen Wahnsinn verfallen. fr * Aus der Mssionsgeschichte 'Japans. ★ 1 M iF VS (Fortsetzung.) — Beim Heiligen Vater. immer und überall tritt uns die rührende Erscheinung entgegen, daß die Neubekehrten mit innigster Liebe an dem Papst hängen. Sie alle haben kein größeres Verlangen, als ihn einmal in Rom sehen zu können. Freilich ivird nur den wenigsten dieses Glück zuteil, denn über die Mittel zur Romreise verfügen nicht viele. Auch der Fürst Protasius wäre gerne nach der Hauptstadt der Christenheit zum Statthalter Christi gepilgert, doch er war schon zu alt. Er ließ sich darum durch einen Enkel vertreten. An der Reise nahmen noch andere Fürsten teil. Es war der erste Pilgerzug aus Japan nach Rom und er wurde geführt von einem Missionär, der gerade von seinem Ordensobern nach Rom abberufen war. Am 20. Februar des Jahres 1582 schifften sie sich in Nagasaki ein. Nach 18 Tagen gelangten sie nach Makao, einer portugiesischen Niederlassung in Südchina. Der Bischof, der Statthalter und das ganze Volk zog ihnen zum Empfange entgegen und veranstalteten zu ihrer Ehre ein großes Fest. Wohl wären die Prinzen gerne weitergefahren, aber es raste ein Sturmwind und machte die Schiffahrt unmöglich. In jenen Gegenden herrschen die Passatwinde, bte. jetzt in einer und nach einer bestimmten Zeit genau in entgegengesetzter Richtung streichen. Daher waren die Pilger gezwungen, bis zum Dezember sich in Makao auszuhalten. Sie benützten diese Zeit, um Latein zu lernen, um mit dem Heiligen Vater selbst reden zu können. Endlich am letzten Dezember 1582, stachen sie wieder in See. Doch bald überraschte sie einer jener schrecklichen Stürme, wie sie nur in den Grenzen des Kirchenstaates überschritten, erhielten sie ein Ehrengeleite von 200 päpstlichen Fußtruppen in den farbenprächtigsten Galauniformen. Sie sollten j erkennen, wie innig der Vater der Christenheit auch sie liebe. In allen Orten, die sie durchzogen, sammelte sich eine große Menge Volkes um sie. Als sie noch zwei Tagereisen von Rom entfernt waren, sandte ihnen der Heilige Vater drei Abteilungen östlichen Meeren wüten. Während viele I Schiffe, die sich gleich dem ihrigen auf dem Meere befanden, von den tobenden Wogen verschlungen wurden, waltete über ihnen sichtbar die Vorsehung Gottes. Wir übergehen alle anderen Ereignisse dieser gefährlichen Reise. Es genügt zu wissen, daß sie erst nach drei Jahren in Rom ankamen. Der Heilige Vater Gregor XIII. war selbst voll Verlangen, seine Kinder aus dem Reiche der aufgehenden Sonne an sein Vaterherz zu drücken. Als sie nun die Kavallerie entgegen. Die Prinzen hätten es freilich in christlicher Demut vorgezogen, still und unauffällig in Rom einzuziehen, doch der Papst und die Kardinäle hatten beschlossen, sie feierlich zu empfangen, um der Welt die ungebrochene Lebenskraft der Kirche zu zeigen. In Deutschland, England, der Schweiz und den nordischen Landen hatten die Reformatoren und ihre Nachfolger Tausende den Armen der Kirche entrissen, darum führte ihr der Herr in seiner Verheißungstreue andere Tausende int fernen Osten wieder zu. Durch die Stadtpforte „del popolo“, an der die Gesandten fremder Fürsten empfangen wurden, sollten auch die japanischen Pilger einziehen. Den Vortrab bildete die päpstliche Leibgarde zu Pferd, hinter ihr marschierte ein Aufgebot schweizerischer Fußtruppen, alle in glänzenden Uniformen. Darauf kamen die Beamten der Kardinäle in violetten Mänteln, denen sich die Abordnungen der gerade in Rom weilenden Regenten anschlössen. Unmittelbar vor den japanischen Prinzen waren die Großbeamten des Papstes eingereiht. Die Pferde der Japaner waren mit dem ganzen Prunk der damaligen Zeit gezäumt und mit schwarzen: Sammet gedeckt. Die Prinzen selbst trugen ihre einheimische Kleidung. Ihr Leibrock bestand aus feinster Seide und war nach japanischer Art mit Sternen und Tierformen, Blumen und Laubwerk gestickt, vorne frei und offen. Die weiten Ärmeln reichten bis zur Erde herab. Um den Hals hatten sie einen sehr kostbaren Schleier geschlungen und das Haupt war mit einem Turban bedeckt. An der Seite trugen sie zwei überaus kostbare Säbel, reich besetzt mit schimmernden Edelsteinen. Zu beiden Seiten der Prinzen ritten Bischöfe. Sodann folgte der ganze Adel Roms und Umgebung zu Pferd, während das Volk auf der Straße jubelnd sich drängte. Als der Zug vor der Engelsburg anlangte, überdonnerten die Geschütze die Freudenrufe des Volkes. Die Japaner wurden in die Burg geführt, wo der Papst auf herrlichem Throne inmitten seiner Kardinäle sie erwartete. In kindlicher Ehrfurcht warfen sich die Pilger nieder und küßten den Fuß des Heiligen Vaters. Er aber fiel ihnen um den Hals und begrüßte sie als seine Kinder. So groß war seine Rührung, daß die Tränen in seinen grauen Bart Herniederflossen. Darauf übergaben die Abgesandten die Briefe der christlichen Fürsten Japans. Der des Protasius lautete also: „Dieses Schreiben komme in die Hand dessen, den ich als den Statthalter Gottes auf Erden verehre! Der Gnade Gottes, meines Schöpfers, verdanke ich es, daß ich diese Zeilen an Ew. Heiligkeit richten darf. Es sind nun zwei Jahre verflossen, daß ich, gerade zur heiligen Fastenzeit, da die Kirche ihre Kinder an das furchtbare Leiden unseres Herrn erinnert, mich von allen Seiten von Feinden umringt sah. Zwar war ich damals noch in der Finsternis des Heidentums begraben, allein mein Unglück ließ mich mehr denn je an den Zustand meiner Seele denken. Da gefiel es dem Vater der Barmherzigkeit, mich mit seinem Gnadenlicht zu erleuchten und mir die Priester der Gesellschaft Jesu als treue Führer an die Hand zu geben, die mir und meinen Untertanen das Wort Gottes verkündeten und uns in der hl. Taufe himmlische Gnade übermittelten. Solche Wohltat kann nie hoch genug eingeschätzt werden. Mit ganzem Herzen bin ich dem allerhöchsten König und Herrn dafür zu Dank verpflichtet, in aller Demut erkenne ich Ew. Heiligkeit als seinen Statthalter aus Erden und obersten Hirten der allgemeinen Kirche. Gerne hätte ich meinem Verlangen nachgegeben und mich Ew. Heiligkeit persönlich zu Füßen geworfen, um sie in Demut zu küssen, allein die Menge hochwichtiger Regierungsangelegenheiten und drohende Kriegsunruhen machen es unmöglich. Im ! Hinblick auf diese Hindernisse habe ich meinen Vetter Michael als Abgesandten beordert, diesen Ehrenerweis an meiner Statt gehorsamst abzulegen. Ich schließe mit dem Ausdruck gebührender Unter« wersung und der schuldigen Bereitschaft zn allem Gehorsam. Gegeben am 8. Jänner 1582. Protasius, Fürst von Arima, unwürdig, die Füße Ew. Heiligkeit zu küssen." Die japanischen Pilger verlebten in Rom schöne Tage. Der Heilige Vater war äußerst zuvorkommend und treu besorgt. Als er in der Kirche „Unserer Lieben Frau zur Minerva" Gottesdienst hielt, ließ er die Japaner in seiner allernächsten Nähe weilen. Persönlich zeigte er ihnen die seltenen Schönheiten und Schätze seines Palastes und als einer von ihnen krank wurde, schickte er seinen Leibarzt zu ihm. Bald aber mußte sich der Heilige Vater selbst aufs Krankenbett legen. Es wurde sein Sterbebett. Aber selbst da noch erkundigte er sich nach dem Wohlbefinden der Japaner. Auch sein Nachfolger, Papst Sixtns V., ließ den japanischen Gesandten seine Güte angedeihen. Als der Ordensgeneral der Jesuiten ihm die Glückwünsche der Gesellschaft darbrachte, fragte er sofort: „Und wie steht es mit unseren japanischen Gesandten ?" Auch machte er eine Stiftung von 4000 Gulden für neue japanische Kirchen und 2000 Gulden für Unterrichtsanstalten. Bevor sie abreisten, reichte er ihnen persönlich die hl. Kommunion und übergab ihnen herrliche Geschenke. Protasius von Arima erhielt ein kostbares Schwert, dessen Knauf mit hochgetriebenem Gold und Silber verziert war, dazu einen Hut aus Sammet, besetzt mit kostbaren Edelsteinen, ein Kreuz aus purem Gold, in dem ein Stück vom echten Kreuze Christi eingelassen war, und endlich das folgende Sonderschreiben: „Geliebtester Sohn im Herrn! Vor allem Unseren väterlichen Gruß! Euer j Schreiben, das Herr Michael, unser geliebter Sohn, überbrachte, ist glücklich angelangt in die Hand Unseres Vorgängers, der nun im Himmel den Scharen der Auserwählten beigezählt ist. Es wurde im Beisein aller Kardinäle, unter denen auch Wir uns befanden, verlesen. Nie ist dem Volk, das sich aus allen Gegenden hier eingefunden, ein größerer Festtag geboten worden wie damals, als sie sahen, wie die Prinzen dem Apostolischen Stuhle den Gehorsam in Eurem Namen kundgaben. Bald daraus hat es der göttlichen Vorsehung gefallen. Uns die Würde des obersten Hirtenamtes aufzuerlegen, wobei Wir gleichermaßen die ergebene Zuneigung und den treuen Gehorsam, den Uns Eure Abgesandten gelobten, mit väterlicher Huld empfangen haben und wodurch Ihr Euch höchst würdig machtet, den christlichen Fürsten als Unser vielgeliebtes Kind beigezählt zu werden. Zum Beweis dafür haben Wir dem vorerwähnten Michael für Euch ein Sücklein des hochheiligen Kreuzes übergeben, an dem unser Herr und Heiland Jesus Christus, König aller Könige und immerwährender Priester, für unsere Sünden sich hat anheften lassen. Das möge Euch ein genügender Hinweis sein, um Euer Gemüt zu inbrünstiger Gegenliebe gegen Gott anzueifern. Zugleich übersenden Wir Euch ein Schwert und einen Hut, die nach dem wohllöblichen Brauch Unserer Vorfahren, der römischen Päpste, durch den Segen von Uns geweiht wurden. Wir beten zu Gott, daß er Euch in allen Widerwärtigkeiten schirmen wolle. Gegeben zu Rom unter des Fischers Siegelring, den 26. Mai 1585." (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustor-gafse Nr. 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Misstonsbruder in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Universitäts-Buchdruckerei „Styria" in Graz.