2 [g 1963 Zum Titelbild Mag sein, daß Ihnen dieses Bild des Gekreuzigten aus Ostafrika nichts sagt. Vielleicht können Sie nicht einmal recht beten vor solch einem Kruzifixus. Das wäre sogar verständlich und würde nur bestätigen, was ich Ihnen jetzt ganz kurz andeuten möchte. Menschen anderer Kulturen denken und empfinden auch anders, als wir Europäer. So haben die Eingeborenen der verschiedenen Kulturkreise auch das Recht, ihre eigene künstlerische Ausdrucksform zu finden. Sie sollen das sogar. Papst Pius XII. sagt in seinem Rundschreiben „Evangelii praecones", daß die Missionare bestrebt sein sollten, die einheimischen Kulturen nicht auszurotten, sondern dem „Wildling" das Edelreis des Christentums aufzupfropfen. Echte christliche Kunst kann man aber auch in Afrika nicht aus dem Boden stampfen. Man kann sie nur erhoffen, erbeten und ihre ersten Ansätze fördern. Solch einen gelungenen Ansatz zeigt unser Titelbild aus einer Werkstatt der Benediktiner-Missionare in Ostafrika. Voraussetzung für ein christliches Kunstschaffen ist der gläubige Mensch, der bei seiner Arbeit von einem großen Verantwortungsbewußtsein erfüllt sein muß. Kunst kann nämlich nützen oder schaden, bilden oder verbilden, führen oder verführen. Unterstützen wir die hoffnungsvollen Ansätze einheimischen Kunstschaffens durch unser aufgeschlossenes Verständnis und Gebet. Geht auch ihr in meinen Weinberg Zwei Bilder von der Aussendungsfeier P. Rechenmachers und des Bruder Josef Pfeifer in ihren Heimatgemeinden. Oben: P. Rechenmacher empfängt aus der Hand des Hwst. Generalsuperiors R. Lechner das Missionskreuz. Unten: Bruder Pfeifer weiß um die schwere, aber auch herrliche Aufgabe, die ihn in Südafrika erwartet. item clerTslege ZEITSCHRIFT DER MISSIONARE SÖHNE DES HLST. HERZENS JESQ März/April 1963 Jährlicher Bezugspreis: DM 3— S. 15 Lire 500 Einzahlung: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Scheckkonto 862 11 Stern der Neger Herz-Jesu-Missionshaus Milland Bressanone/Brixen C. C. P. 14 7392 Trento Bestellung: Missionshaus Josefstal 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 -Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz — Herz-Jesu-Missionshaus Milland Brixen Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Ellwangen/Jagst Josefstal Schriftleitung : P. Udo Baumüller MFSC Missionsseminar St. Josef 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 Druck: Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchl. Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: Poss 1 Fides 3 Franckh 1 Kurz Starker 3 Wellenzohn 3 Hurler 3 Schmid 1 Oberstaller 4 peru — Land eines Katholizismus y0n Enrique P é 1 a c h Unsere Pferde waren ermüdet, j^ädi 15stündigem Ritt war ich in Yauyos angekommen. Ich war noch von dem über 5000 Meter hohen Llongote-Paß mit seinem eWigen Schnee beeindruckt. Nun Ijgkommen die Pferde ihren Lohn: die letzten Zuckerstücke und ein paar Handstreiche am Hals: — Ihr habt euch gut benommen! hoffnungsreichen lein, breit verstreut. Jeder von diesen Bezirken wird ständig von zwei Priestern des Opus Dei betreut. Die Einwohner des Landes sind die Nachfahren der Inkas. Man sagt, sie seien schwermütig — nicht erstaunlich für den, der diese Einsamkeit, die gewaltige und erdrückende Größe der Landschaft kennt, und um die Härte des Lebens dieser Menschen, den Kampf um Nahrung und Gras gegen einen unfruchtbaren Boden weiß. Für sie sind „Gerichtsspiele" die amüsanteste Unterhaltung. Bei den Volksfesten oder um die Totenwache erträglicher zu machen, wird ein „Gerichtstag" parodiert. Ihre Freude äußert sich auch in den Liedern, traurige und melancholische „huay-nos", bei den einfachen und langsamen Tänzen; sie bleiben immer erdverbunden, in einem Zusammenspiel, Aberglauben und Magie, das sie bald furchtsam gegen den Geist des Berges oder des Wassers, oder mitten im Gebet ernst macht oder alles vergessen läßt. Vieles ist hier traurig — und auch die Menschen. pas Lob kommt vom Herzen, denn vieles, auch das Leben, jcann vom Verhalten der Pferde beim Ritt durch die Engpässe in abrupten Landschaft von Yauyos abhängen. yauyos liegt in den bizarrsten Teilen der westlichen Anden von Peru. Zwei Drittel aller Dörfer liegen zwischen 2500 und 4500 Meter Höhe. Vier Straßen, die über 4500 Meter und zwei, die über 3000 Meter Höhe verlaufen, verbinden dieses Gebiet mit den Hauptstraßen des Landes. Vollkommen ist diese Verbindung allerdings nicht, denn einige Gebiete sind nur mit dem Jeep zu erreichen, die I meisten aber nur mit dem Reittier, das sich durch die hoch-I gelegenen Pfade durchschlingen 'muß. Vor Jahren machte der Heilige Stuhl Yauyos zu einer [sogenannten „Prälatur nullius". Sie umfaßt neun Bezirke, zu deinen eine Unzahl von Dörfern und Häusern gehören, arm, al- Das Indianerdenkmal in der Hauptstadt Lima Die verschlossene Tür Als mich eines Tages mein Weg durch ein altes Dorf führte, wollte ich die Kirche besuchen. Sie war verschlossen. In dicken Kreidebuchstaben stand auf der großen, verwitterten Tür geschrieben: Traurig ist mein Tempel, das Haus Gottes, ohne Blumen, immer verschlossen. Nachdenklich setzte ich meinen Weg fort und erreichte das Ziel der Reise: Lanca und Langayco, zwei Dörfer, die 4700 Meter hoch liegen. Die Dorfbewohner eilten mir entgegen und deuteten eine Umarmung an: „Padresito, Wunder, daß du uns besuchen kommst." Nur die Kinder waren am Anfang etwas scheu; aber bald stritten sie miteinander, um dem „Padresito" näher zu kommen. „Kommst du von Yauyos?" „Ja, gestern früh bin ich dort fortgefahren." „Und wie lange hat es gedauert bis hierher?" „Zwölf Stunden bis Laraos. Dort habe ich übernachtet und heute wieder zehneinhalb Stunden. Die Fahrt verlief gut, der Weg ist sehr schön." „Du bist lange gegangen. Bist du müde? Komm, wir geben dir Zuckerwasser zu trinken, es ist gut gegen Kälte." So sprechen sie: mit der Liebe, mit der ein europäisches Kind seine Puppe behandelt. Ich begann zu erzählen Ut) ohne es zu merken, waren v schon mitten im Katechisir^, unterricht. Sie saßen noch gji um mich herum auf (' als schon die Sonne Langayco und Lanca, den voneinander entfernt, ^ jedes seine Kirche, klein, und kalt. Das morsche Ho); kreuz auf dem Altar in der Kä pelle von Lanca wies noch ^ Rest des Kruzifixes, das es gj habt hat, einen Nagel auf. gJ einzige Ausschmückung, die dj] Kirche von Langayco besag! war eine kleine Statue des h Johannes, gerade neu gestg chen, sonst nichts, kein Kelch1 keine Paramente. In meiner Satteltasche war a| ler WieSf unterg% drei StJ les, nur keine Altardecke. In lanca breitete man die schönste fjettdecke aus, in Langayco ein poncho". jch sagte ihnen, daß ich nur wenige Tage zur Verfügung hätte, genn ich mußte noch andere pörfer besuchen. Aber viele sollten nicht auf meinen nächten Besuch warten, sondern juchten trotz der dunklen Nacht und des kalten Windes noch mit mir zu sprechen. fjein, Padresito. Wenn du dann picht kommen kannst?" Ich werde jetzt jeden Monat m euch kommen." y[ag sein, aber seit 25 Jahren gesuchte uns kein einziger Prie-5ter. Es ist furchtbar, so zu leben, und dann so sterben zu müssen." Ich sagte ihnen, daß es nun ganz anders werden soll, und daß auch durch die anderen Dörfer in Yauyos und Huarochiri regelmäßig besucht würden. Dies war einer meiner ersten Besuche. Die Bewohner empfingen damals die Sakramente: zuerst kamen die Großeltern; um sich trauen zu lassen, dann wurden ihre erwachsenen Kinder getauft und getraut, danach kam die Taufe der Enkelkinder. Die Trauungen wurden gruppenweise vorgenommen, die Zahl der Täuflinge war sehr hoch. Der Arzt und die Geister Neberr dem Priester, der Arzt. Auch er hat viel zu tun. Er hat die ärztliche Hilfe in einem breiten Gebiet organisiert, das von einer Grenze zur anderen mehr als einen 24stündigen Ritt erfordert. Zu Beginn war alles sehr notdürftig. So mußte er zum Beispiel die medizinischen Eingriffe auf zwei Brettern vornehmen, die mit einer Bettdecke überhängt wurden. Heute sind diese Schwierigkeiten zum Teil überwunden. Der Arzt hat mindestens die notwendigsten Mittel. Die Kranken freuen sich, daß man sich ihrer annimmt. In den Orten, wo bis dahin keine ärztliche Hilfe war, sind inzwischen Pfarrambulationen eingerichtet worden. Hier findet man die üblichen Medikamente gegen leichte Erkrankungen, jeweils mit konkreten Gebrauchsanweisungen des Arztes. Wenn ein schwieriger Fall vorliegt, wird der Arzt benachrichtigt. Häufig tritt die „Warzenkrankheit" auf. Bei ihrer Beobachtung und systematischen Bekämpfung, bis wir sie ausgerottet haben, hilft uns ein bekannter Arzt aus Lima. Es ist nicht immer leicht, die Kranken zum Arzt zu bringen, denn häufig schenken sie den zahlreichen „Medizinmännern" mehr Vertrauen als dem Arzt. Das ist verständlich, da sie immer auf sich selbst angewiesen waren. Neben den Heilkräutern, die sie im allgemeinen richtig anwenden, greifen sie in hartnäckigen Fällen oft zu Mitteln des Aberglaubens oder der Magie. So glauben sie z. B. daß jedes schädliche Tier heilend wirkt, wenn man es tötet und den Kadaver, alten Riten folgend, auf die Krankheit einwirken läßt. Aber wenn es sich um „unerklärbare" Krankheiten handelt, genügen solche Mittel auch nicht: z. B. bei Appetitlosigkeit, Anämie, Wahnsinn, lautes Träumen usw., muß man zu einem Medizinmann gehen, da der Betroffene zweifellos vom Geist des Berges oder der Quelle „gepackt" ist. „Padresito, trink nicht aus der Quelle. Denn es weht ein böser Wind und du wirst lungenkrank werden." Maskentänzer bei einem Fest der Indios Eine Quelle in Huarochiri soll männlich sein, wie man mir in aller Einfalt erzählte. Trinkt eine Frau aus ihr oder setzt sie sich auch nur in ihrer Nähe hin, wird sie schwanger. Unser Anliegen Die wichtigste Aufgabe bestand hier — wie in ganz Lateinamerika — nicht so sehr in der Verkündigung der frohen Botschaft als darin, sie richtig auszulegen und in den Menschen zu festigen. Das Missionierungssystem der Spanier war breit und gewaltig: durch bewegliche Missionsposten, Bau von zahlreichen Kirchen, Volksliturgie, Christianisierung heidnischer Bräuche usw. wurde die Christianisierung sehr schnell erreicht, aber sie ging vielerorts nicht in die Tiefe oder blieb nur als Brauchtum erhalten. Im ganzen Gebiet der Prälatur von Yauyos kann man das feststellen: die christlichen Bräuche sind tief in den Menschen verwurzelt, aber es fehlt die Festigkeit der Lehre. Das blühende Gemeindeleben von damals — es wurden viele Bruderschaften o. ä. gegründet —, die Andachtsübungen in der Gemeinde usw. sind zugrunde gegangen oder — was sehr oft vorkommt -— haben sich verändert: denn durch den Priestermangel blieben diese jungen Gemeinden auf sich selbst angewiesen, feierten ihre religiösen Handlungen weiter in wehmütiger Erinnerung der Zeit, als sie noch Priester hatten. So ging nach und nach die wenig religiöse Tiefe verloren und ihr Christentum wurde oberflächlich, gefühlsbetont, spektakulär und dann abergläubig, mit einem Rückfall in die Riten und Zeremonien der heidnischen Zeit, die ihren religiösen Gefühlen Nahrung boten. So sah das allgemeine Bild vor fünf Jahren aus, als die Prälatur geschaffen wurde. Aber in diesem Wirrwarr von Religiosität und Aberglauben, Sitte und Unsitte spürten wir den Hunger der Menschen nach geistlicher Betreuung. Die Kreuzverehrung ist die meistverbreitete Form der Volksfrömmigkeit vielleicht u. a. deshalb, weil man sich das Kreuz einfacher als eine Statue oder ein Heiligenbild besorgen kann. Auf dem Dach des Hauses, am Wegesrand, am Eingang des Dorfes, am Anfang einer Wasserleitung, auf dem höchsten Berg der Umgebung: dort, wo ein Unfall geschehen ist, auf Gemeinde nach dem Festgottesdienst dem Graben — überall findet man das Kreuz: aber auch neben den Quellen, die Gegenstand eines besonderen Kults sind. Geht man am Kreuz vorbei, bekreuzigt man sich, hebt den breiten Hut, beugt den Kopf und läßt manchmal auch einige Blumen zurück. Besondere Verehrung wird dem Kreuz während der Fastenzeit zuteil. Jeden Freitag findet dann eine Prozession statt, bei der das Kreuz auf einem eigens dafür bestimmten Wagen gefahren wird. Es ist von einem herzförmigen buntverzierten Stück Holz umgeben, und viele Blumen und Kerzen schmücken Wagen und Kreuz. Sehr sonderbar ist, daß junge, aus dem Nest geholte Vögel das Kruzifix umflattern: sie sind an das das Kreuz umgebende, herzförmige Holzstück angebunden. Ich habe manchmal gefragt, was das bedeutete. Man antwortete mir: „Sie be- gleiten den sterbenden Jesus um auch zu sterben." Oder: „Es bedeutet das Klagen und Weinen der unschuldigen See. len, weil Christus stirbt." Die Karfreitagszeremonien Und tatsächlich bewegen die armen Vögel ihre Flügel unc stoßen erbärmliche Schreie aus,! bis sie selbst nach einigen Stun-: den sterben. Am folgenden Frei-tag verzieren neue Vögel das Kreuz. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten während der Fastenzeit bildet die Kreuzabnahme an Karfreitag. Im Chor der Kirche wird ein Kruzifix aufgestellt, dessen Glieder durch Gelenke bewegbar sind. Zwei runde Laternen an den Armen des Kreuzes versinnbildlichen Sonne und Mond. Den Fuß des Kreuzes umgeben grüne Zweige, wie auch den Hintergrund. Vor dem Kreuz wird das Bild der schmer- zensreichen Mutter — ebenfalls it gelenkigen Gliedern — auf-estellt. Die Gruppe wird mit ginem schwarzen Tuch verhüllt. gegen 22 Uhr ist die Kirche bis uf den letzten Platz gefüllt, ijles liegt im Dunkel — auch ^renn es in diesen Dörfern kei-nen Strom gibt, bleiben heute gelbst die Kerzen aus: nur Son-ne und Mond werfen einen matten ständen, wodurch die drei Nägel sich lösen. Bei jedem Schlag bewegt sich heftig der grüne Hintergrund als Zeichen des Schmerzes der Schöpfung. Die Gläubigen verfolgen mit gespannter Aufmerksamkeit die Handlung. Der Leichnam Christi wird mit Hilfe des Tuches heruntergelassen und auf ein weißes Tuch gelegt. Die Mutter bewegt Arme und Kopf, als ob sie den Sohn umarmen wollte. Anschließend bewegt sich die Schein, wenn der Priester ßber die Leiden des Herrn spricht oder wenn einer der Ältesten — falls der Priester nicht (ja ist — aus e'nem alten Buch vorliest. Während die Musikkapelle mit herzzerreißenden Tönen die Finsternis darstellt, kommen aus der Sakristei „die gerechten" heran: in zwei Reihen, weißgekleidet und mit kennenden Kerzen schreiten gie bis zum Kreuz. In dem Dorf Quinches, in dem unsere Erzählung spielt, sind es mehr als dreißig- Zwei von ihnen — Josef von Arimathäa und Nikodemus — stellen an der Seite des Kreuzes eine Leiter an. Der Apostel Johannes steht vor dem Kreuz, die anderen bleiben unbeweglich hinter ihm und halten Wache. Das erste Stück der dreiteiligen Krone, die die Macht Jesu als Gott, als König und als Mensch darstellt, wird abgenommen und Johannes übergeben. Dieser wendet sich zur schmerzensreichen Mutter und zeigt es ihr, feierlich das Stück hochhebend. Mit der gleichen Feierlichkeit wendet er sich zum Volk. Darauf empfängt einer der Gerechten das Stück, das er während der Prozession tragen wird. In gleicher Weise werden die anderen beiden Teile der Krone, die Dornenkrone und die Kreuzesaufschrift abgenommen. Drei schwere, dumpfe Hammerschläge ertönen in langen Ab- Sie sind arm und schlicht, aber doch glückUch Prozession zur Grabstätte; langsam und unter Singen wird der Leichnam ins Grab gelegt, dabei wird es Mitternacht. Bilder und Kästchen Die Heiligenbilder sind sehr zahlreich, besonders in den alten Kirchen. In manchen Orten werden die Heiligen mehr gefürchtet als verehrt: das erklärt, daß manchmal auf demselben Altar zwei oder drei Statuen desselben Heiligen zu finden waren: — als die neue gekauft wurde, wagte man nicht, die alte zu entfernen — oder daß bei den Prozessionen mehrere Statuen desselben Heiligen getragen werden, „damit keiner sich ärgert". Am stärksten verkörpert sich der Aberglaube in den „cajue-las“, Kästchen. Es umschließt eine Statue des Heiligen und wird von Haus zu Haus weitergetragen, wobei es in jedem Haus einen oder mehrere Tage bleibt. Mehr als einmal ist mir geschehen, daß vor dem Lesen der heiligen Messe die Leute darauf bestanden haben, das Kästchen auf den Altar zu legen, wohin sie es immer gestellt haben. Und als ich mich weigerte, sahen sie das als eine Anmaßung „des Väterchens an, das unsere Sitten nicht anerkennen will". Oft haben wir über die Gründe dieses Aberglaubens nachgedacht. Ich glaube, daß einer der Hauptgründe darin zu suchen ist, daß der Indio, der in tiefer Verehrung während der Nacht vor dem Heiligenkästchen verharrt, seelische Erlebnisse hat, die er solange wie möglich „behalten" will, nämlich indem er im Besitz des Kästchens ist. Auch die Verehrung der Mutter Gottes ist durch den Aberglau- ben zurückgedrängt worden. In manchen Dörfern hatte sich aber das Fest Mariä Lichtmeß erhalten, vielleicht, weil an diesem Tag nach alten Sitten der Tanz „de las pallas" getanzt wird. „Palla" ist ein Schilfrohr mit distelartiger Spitze, die mit Blüten geschmückt wird. Der Tanz wird von Frauen in bunten Kleidern ausgeführt und erinnert Er ist ein Meister auf seiner Harfe an die früheren Sonnentag der Inkas. Nach alldem, was bis jetzt ge sagt wurde, wird es nicht be fremdend sein, daß diese obet flächliche, laute FrömmigkejJ kaum Spielraum für die hl, charistie gelassen hat. Die hei lige Messe interessiert viel niger als die Prozession mit de^ Kästchen, Nur sehr wenige kotj. unizierten einmal im Jahr. yfenn jemand schwerkrank war, ur(je darum gebeten, man mö-rfe ihm „die sieben Evangelien ®orbetenl'. Oder als wir ihnen von der Beichte und der Kran-^.gnkommunion erzählten, sag-n sie gewöhnlich mit rauher Höflichkeit: „Aber selbstverständlich! Padresito, alles wirst uns geben ..." per Tabernakel war in vielen lachen verschwunden. Aus Anlaß irgendeiner „Renovierung" wUrde „das Ding" weggeschafft, jja es zu nichts nutzte, ponleichnam ist praktisch unbekannt. Nur in einigen Dör-jern wird die Prozession gegiert. Wie das getan wird, erfuhr ich einmal in Tulpe. Man fragte mich: padresito, wirst du selbst dich die Monstranz kümmern, oCfer machen wir es wie gewöhnlich? " Sie haben eine schöne vergoldete Monstanz aus Silber. Ich dachte zuerst, sie wollten sie sauber machen und fragte, was sie „gewöhnlich" machten: Wir stellen darein ein weißes pappstück, rundgeschnitten. Es muß gut rund sein . .." Langsam, aber sichtbar ändern sich die Zustände. In den Dörfern, die wir mit relativer Häufigkeit besuchen können, sind es schon mehr als 50 Prozent — and in manchen mehr als 70 Prozent —, die nach entsprechender Vorbereitung die Kom-! munion einmal im Jahr empfangen. Selbst Indios, die mehrmals im Jahr kommunizieren, sind nicht mehr selten. Auch manche empfangen öfters die hl. Kommunion, aber sie sind sehr wenige. Der Einbruch des Aberglaubens und der Magie in das Christentum der Indios ist nicht verwunderlich, wenn wir daran denken, daß während der langen Zeit des Priestermangels und der damit verbundenen geringen Anleitung die heidnischen Bräuche, Sitten und Überlieferungen in den christlichen Glauben eindrangen. Es gibt in allen Dörfern eine bunte Reihe von Feiern, Riten und Zeremonien, die denselben Ursprung haben: die Verehrung der Natur und deren Geister. Diese Überlieferungen vermengten sich nun mit den christlichen Bräuchen, so daß eine gegenseitige Befruchtung stattfand: einerseits ist das Heidnische im Christlichen zu finden, andererseits kann man mitten in den heidnischen Bräuchen eine leise christliche Spur feststellen. Aber wenden wir uns jetzt zu einigen von diesen abergläubischen Bräuchen. Man glaubt, daß die Berge mit ewigem Schnee einen beherrschenden Einfluß über die Landschaft haben. Deswegen muß man dem Berg „Tribut" bezahlen, wann man an ihm vorbeikommt: Alkohol werfen, Cocablätter oder Tabakrauch. Der Geist des Berges erscheint manchmal in der Form eines wandernden Lichts auf dem Wasser oder in Gestalt eines Gespenstes. Wie sie sagen: „Der Geist versucht immer wieder zu täuschen, um dich ins Verderben zu führen." Auch den Seen und den Brunnen wird Tribut gezollt. Im Aguicha, einem Dorf, das drei Stunden von Yauyos entfernt liegt, ist ein Brunnen, in dem „eine Musikkapelle klingt; man kann besonders die Trommel hören". Ende August gehen zwei oder drei, stellvertretend für das ganze Dorf, „um den Brunnen anzubeten“ — sonst trocknet er aus. Man versucht auch, den See für sich zu ge- Ein nettes Spielzeug dieses Lamababy winnen. Die Behörden ernennen diejenigen, die „das Wasser anrufen sollen". Als Opfer bringen sie ein paar Meerschweinchen, die begraben werden. Allgemein spielen Pflanzen- und Tieropfer eine wichtige Rolle. In den Tälern von Tana und Cacra, wo die Riten und Zeremonien der Ahnen mit besonderer Treue gefeiert werden, wird am Neujahrstag ein Lama dem Berg Cotamoyok geopfert. Zuerst gießt man das Blut des Tieres auf eine bestimmte Stelle, „damit der Berg es trinkt", und dann wird mit seinem Fleisch ein Festmahl gefeiert, das von fünf bedeutenden Persönlichkeiten gegessen wird: sie sind die „justicias mayores", die Obersten des Dorfes. Am zweiten Sonntag im Juli treffen wir die Obersten wieder: um Mitternacht, beim Klang von Flöte und Trommel, spazieren sie durch das Dorf und legen auf die Schultern eines jungen Mädchens, das Jungfrau sein soll, zwei Meerschweinchen, in einer Decke eingewik-kelt: so tragen Mütter ihre Kinder. Feierlich werden die Tiere zum Dorfplatz getragen und hier wird eins von ihnen aufgeopfert. Das andere wird zu einem Brunnen am Fuße des Berges getragen und — nachdem man es mit Blumen und Früchten geschmückt und mit etwas Weingeist begossen hat — wird es losgelassen. Wenn es zurückkommt, ist es ein Zeichen, daß das Mädchen Jungfrau war und daß der Geist des Berges das Opfer annimmt: sie werden im ganzen Jahr Wasser haben. Wenn das Tier ins Dorf zurückkommt, ist es ein Zeichen, daß das Mädchen Sünderin war, und sie werden Trok-kenheit und Hunger leiden. Das Fest im Dorfe Cusi Im Dorf Cusi wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen im August ein Fest begangen. Morgens wird die hl. Messe gefeiert, anschließend findet die Prozession mit dem Kästchen und mit dem großen Heiligen von der Kirche auf der Bahre statt. Nachmittags gehen alle „die Huanca" holen. Die dieser Sitte zugrunde liegende Vorstellung ist ebenso dunkel und unverständlich wie auch von den eigenartigsten Gebräuchen begleitet. „Die Huanca" versinnbildlicht den Menschen der Berge, dessen Geist sie in diesen Tagen begleiten wird. An jedem Tag versammeln sich Männer und Frauen an verschiedenen Orten. Vielleicht aus der Vorstellung heraus, daß der Mensch der Berge kaum spanisch zu sprechen vermag, wenden sie in diesen Tagen bewußt eine falsche Sprache an. Sie nennen es „in la" sprechen, d. h. sie benutzen nur den weiblichen Artikel: so sagen sie z. B. d i e Stier oder d i e Hut. Abends versammeln sie sich im Dorf in den kuriosesten Verkleidungen, allerdings nur unterhalb der Gürtellinie. Im Mittelpunkt dieses festlichen Treibens steht ein kleiner Metallstier. Zu Beginn wird angekündigt, daß d i e Stier — sie sprechen weiter mit dem falschen Artikel! — gestohlen wurde. Ein „Richter" wird ernannt, der die Untersuchung leiten soll. Dieser weiß zwar, wer den Stier besitzt, aber er wirft einige Maiskörner und je nach ihrer Richtung fragt er die betreffenden Leute, ob sie den Stier gestohlen haben. Die Befragten entschuldigen sich daraufhin, verteidigen sich, geben Andeutungen und spielen so die verschiedensten Rollen in einer Gerichtsverhandlung. Ein „Gesetzeshüter mit Keule" schreitet ein, wenn es zu wild durcheinandergeht. Endlich wendet sich der Richter an den, der den Stier besitzt. Alle Leute werfen sich auf ihn, der Stier läuft dabei von Hand zu Hand, bis einer ihn nimmt und blindlings damit herumstößt. Damit ist der Höhepunkt des Durcheinanders erreicht. Ein wenig geordneter geht es bei dem darauffolgenden Umzug zu: alle tanzen mit der Musik voran durch das Dorf. Dabei versuchen Männer und Frauen mit kleinen Laternen, die sie bei sich tragen, sich gegenseitig das Haar zu verbrennen. Im allgemeinen kommen die Frauen besser davon, denn sie breiten ihre Decken über ihre Köpfe aus; zudem haben die Männer dem Alkohol oft zu, stark zugesprochen. Wenn einem viele Haare verbrannt werden, gibt es Lachen und Freude: „Dieses Jahr werden wir viel Gras haben." Der let2. Tag wird stiller begangen, 0)J Musik und ohne Tanz. Die tyJ ner bedecken ihre Köpfe J Papierhüten, und alle — a(J' die Frauen — begleiten letztenmal die unsichtbare n anca", den Geist des Mensd^ der Berge, der wieder in sej], Höhen zurückkehrt. Die Papiet' hüte werden verbrannt, Ul). alle kehren friedlich nach Ham, zurück, denn viel Haar wuJ verbrannt, und das bedeutet, J wird viel Gras geben in diesty Jahr. Wir könnten eine unendlich Anzahl von solchen Bräuche aufzeigen, die nicht nur Ra^ ereignisse sind, nicht nur obet flächliche, zufällige Begeben heiten, sondern im Gegentej tief verwurzelt liegen in alle. Bereichen des Lebens. In die, ser Hinsicht wäre es hervorzj. heben, daß diese Formen sj wohl das offizielle Leben et. fassen wie auch das Alltagt leben. Mehrere Male im J^, ehren die Dörfer „ihren" Hüge] „ihren" Brunnen, „ihren" sJ oder „ihre" Mutter Erde. Was tun? Die Frage drängt sich auf: w* tun? Die erste Reaktion wä Mutlosigkeit, wenn uns Gol nicht Mut und Freude zur Ai bent gegeben hätte. Schritt fü Schritt, in einer gut organisier ten und geplanten Team-Arbeit werden die Fragen angepack und wird hier und da Klarhei geschaffen, ein Teil der Frage; gelöst. Wie wir oben erwähnt habei bestand die vornehmlichste Aul gäbe darin, der Seelsorge ein regelmäßigere Form zu gebet Gleichzeitig mußte die ärztliche Fürsorge ausgebaut und kur nachher für die ganze Prälat^ . Caritasarbeit organisiert Al,eXden. Die Verteilung der Ga-^ ist keine einfache Sache. c0weit es möglich ist, werden je jnit Lastwagen oder mit Leps transportiert, oder auch wie für Nord-Yauyos — mit Eisenbahn, der höchstgele-enen Eisenbahnlinie der Welt, jie in 5000 Meter Höhe verläuft- Wenn es mit „zivilisieren" Transportmitteln nicht wei-[ergeht, wird die Ladung auf Faultiere oder auf Lamas verpackt. ■gesondere Aufmerksamkeit riehen wir auf die Schule. Wir ha-pen beobachtet, daß die Kinder jr0E und lebendig sind, wie Überall. Erst später, wenn ihre sorglose Welt hinter ihnen liegt, verdunkelt sich ihr Blick, gje kommen in die traurige und 0ft brutale Welt der Älteren, purch eine sehr intensive kultu-relle Arbeit werden sie eines pages — so hoffen wir — bes- sere Voraussetzungen haben, mit den Problemen ihres Lebens fertigzuwerden. Unsere Bemühungen gehen in diese Richtung: die Schulen sind wieder lebendig geworden, das Interesse der Eltern wird durch Gespräche geweckt. Wir geben außerdem eine Art Wochenzeitschrift heraus, von der in zwei Jahren mehr als eine halbe Million Exemplare verteilt worden sind. Es ist dies das einzige Gedruckte, das regelmäßig bis zu ihnen dringt. Und deswegen geht diese Zeitschrift unter denjenigen, die lesen können, von Hand zu Hand und wird nicht weggeworfen, sondern sorgfältig aufbewahrt, um immer wieder gelesen zu werden. Um ihrer Frömmigkeit Richtung und Fundament zu geben, haben wir ein Gebetbuch herausgegeben, einfach und ihren Erfordernissen angepaßt, mit allen Fragen, die sie sich in ihrer Einsamkeit stellen können. Bis jetzt haben wir schon 25 000 Exemplare verteilt. Auch im Gebiet der Landwirtschaft gibt es viel zu tun. Um besser die wenigen Möglichkeiten der Landwirtschaft oder der Viehzucht auszunützen, haben wir eine Kreditgenossenschaft gegründet. Auch viele Ingenieure, Architekten unterstützen uns mit ihren Erfahrungen, sowohl was die Wohnungsverhältnisse der Leute angeht, als auch was den Kirchenbau betrifft. Eine langsame Wandlung hat sich gezeigt. Früher baten die Leute uns darum, „daß wir dem Heiligen die Messe lesen". Und so laut die Glocke auch läuten mochte, sie selbst kamen kaum: die Messe war ja für den Heiligen bestimmt! Erst am Schluß der Messe kamen sie zur langsamen Prozession. Nun geht es schneller mit der Prozession, und die Leute haben Zeit, die Messe zu besuchen, das Wort Gottes zu hören und die Eucharistie zu empfangen. In weniger als fünf Jahren haben sich viele Dinge geändert, und diese Veränderung beschleunigt sich immer mehr. Das freut uns jedesmal, wenn wir von einer der Reisen kommen, wie ich sie am Anfang berichtete. Sogar die Reisen selber werden jetzt abwechslungsreicher: manchmal muß der Priester vom vorgesehenen Kurs abweichen, weil jemand in der Nähe im Sterben liegt, weil man in einer kleinen Schule von seinem Durchzug erfahren hat und ihn holen läßt oder auch weil eine schon bekannte Familie ihn für ein paar Stunden zu sich einlädt. All das freut uns, und nicht minder die Leute selber. In aller Welt wird getanzt i ii •'iPlfliiipPjii.i-pI 3 t: i'MI| Ä-'v.,. ***** Tl HUMI . Ellwangen/J. Es ist unser größtes Knabenseminar im Bundesgebiet. 100 Buben sind froh bei Sport und Spiel. Es wird eifrig studiert und vertrauensvoll gebetet. Tüchtige Missionare sollen einmal aus diesen munteren Buben werden. Die Leitung des Hauses ruht in der Hand erfahrener und verantwortungsbewußter Erzieher. ^erR JESUS CHRISTUS HERR UNSER BRUDER |heiligstes IhERZ UNSERES HERRN Wie hätten wir je begreifen können, daß Gott die Liebe ist, wenn nicht durch Dich? Aus Liebe zu uns bist Du Mensch geworden, einer von uns, unser Bruder; und doch brennt in Deinem Herzen nicht nur die unbeständige Flamme unserer Liebe, sondern auch die unaus# löschliche Glut der Liebe Gottes selbst — und beide schlagen in dem einendodernden Brand der Liebe Deines Herzens zusammen. Ganz nahe ist durch Dich die göttliche Liebe uns gekommen: Wohltaten spendend zieht sie in Dir durchs Land, steht heilend an der Bahre der Kranken und strahlt das Licht ihrer Wahrheit in unsere Finsternis. So sehr hast Du uns Menschen geliebt, daß Du unsere Schuld auf Dich nehmen wolltest, um sie am Kreuz durch Deinen eigenen Tod zu sühnen, und daß Du Dich durchbohren lassen wolltest, um uns so die Gaben der Erlösung zu spenden. Bis zum Äußersten hast Du uns geliebt: Bis zur Durchbohrung Deines Herzens. Dein durchbohrtes Herz ist der Spiegel, in dem der Glanz der göttlichen Liebe widerstrahlt; es ist der brennende Dornbusch, vor dem wir nie# derfallen, weil aus ihm Gottes heilige Liebe selber spricht; es ist das ergreifende Zeichen, in dem die erlösende Liebe für alle Zeiten vor dem Blick der Glaubenden aufgerichtet bleibt, das Bild, das immer kündet: So groß ist die Liebe Deines Herzens, daß sie sich für uns hat durchbohren lassen. Du flammendes Herz des göttlichen Bruders, der unser Schicksal teilt, Du verzeihendes Herz, in des# sen Glut aller Schmutz unserer Sünde verbrennt, Du durchbohrtes Herz, Symbol der unsagbaren Liebe — laß uns Dein Geheimnis begreifen. (P.J. Heer) Die Probleme der entwurzelten Arbeiter Afrikas In Afrika, das den Sprung aus der Vorzeit in das moderne Industrieleben erst kürzlich und überstürzt gemacht hat, ist das Arbeiterproblem äußerst ernst und lastet besonders schwer auf den entwurzelten Arbeitern, die den Schutz und die Geborgenheit der Stammeseinrichtungen mit einer fragwürdigen Existenz in den Außenbezirken der großen Städte vertauscht haben. Wirtschaftlich, kulturell und religiös ist Afrika heute im Umbruch begriffen. Neue Ideen und Lebensweisen gewinnen immer größeres Gewicht. Es zeichnet sich so etwas wie eine Massenbewegung ländlicher Bevölkerung gegen die Städte hin ab, deren Auswirkungen bei der Größe des Kontinents mit seinen vielen Stämmen, verschiedenen Religionen, Kulturstufen und wirtschaftlichen Gegebenheiten schwer festzustellen sind. Wie rasch innerhalb weniger Jahre afrikanische Städte und Industriezentren angewachsen sind, mögen ein paar Beispiele zeigen. Von 1936 bis heute stieg die Einwohnerzahl von Dakar von 85 000 auf 300 000, jene von Brazzaville von 23 000 auf 90 000, jene von Bamako von 21 000 auf 87 000. Es gibt in Johannesburg rund 40 000 arbeitslose Männer im Alter von 16 bis 21 Jahren. Auch anderswo geht das Gespenst der Arbeitslosigkeit um. „Ich hörte von Leuten, daß ich in Dakar sicher Arbeit finden würde11, sagte neulich ein Mann von Senegal, „aber ich bin schon zwei Monate in Dakar und habe noch keine Beschäftigung erhalten. Ich muß etwas unternehmen, um Nahrung und Wohnung zu finden. Gern würde ich in mein Heimatdorf zurückkehren, aber ich besitze keinen Knopf Geld." Wenn aber jemand in einer Fabrik oder in einem Bergwerk Anstellung findet, so bedeutet' das eine ungeheure Umstellung im Dasein des Afrikaners, der bisher in der geschlossenen Stammesgemeinschaft lebte, seinen Feldern und seinen Herden verbunden, die ihn und seine Familie mit der notwendigen Nahrung versorgten. Das Sw messystem, welche Mängel m Schattenseiten auch damit vet bunden sein mögen, gab u volle soziale Sicherheit, n, ganze Stamm konnte in Dürte perioden an Hunger leijet| nicht aber der Einzelmensch, So lange andere zu essen hattgJ Es gab keine unversorgten Wjt wen, keine verlassenen Waisen Jeder hatte ein Dach über Kopf und zu essen, was die fl), rigen hatten. Die Sippe oder de, Clan nahm sich der in Not geril tenen Mitglieder an. Clan-Btu derschaft war zwar exklusiv und wenig elastisch, aber voi], ständig. Nun aber haben sich für viele Menschen im ganzen Kontinent diese Lebensformen aufgelöst. Die bisher sozial uni moralisch von der Gemeinschall und deren Traditionen getragen und gestützt wurden, erfahren nun in den gewandelten Ver. hältnissen das Los des entwur. zelten Industriearbeiters, des Proletariers, der sozial ungesi. sichert, geistig entwurzelt uni unzufrieden ist. Pfeifenpause pjes gilt nicht nur für die gro-ßgn Bevölkerungszentren wie Lagos, Johannesburg, Nairobi uSw-i sondern diese Erscheinung findet sich auch im weiten Um-^,-ejs der Städte, in den Busch-jgrfern, deren Männer in die Stadt gehen, um Arbeit und yerdienst zu suchen, und oft nl[l neuen Ideen, mit Krankhei-ten, bisweilen mit etwas Geld, jjer oft auch mit Schulden zu-rückkehren. pje soziale Entwurzelung, die (jas Ausbrechen aus dem Stammes- und Sippenverband mit sich bringt, hat ungeheure psychologische, moralische und religiöse Rückwirkungen auf diese Menschen, die sich nun in Ben-ynkanistervorstädten, Slums und Barackenvierteln zusammengepfercht sehen. Verheiratete Männer müssen oft lange 2eit von Frau und Kindern getrennt leben. Wo Familien zu-samnaenwohnen, leiden sie unter erschreckendem Wohnungsmangel, da der Wohnungsbau hei weitem nicht mit dem Rhythmus der Industrialisierung Schritt gehalten hat. All diese Dinge spielen dem afrikanischen Arbeiter übel mit. Ist er ein Christ, so befindet er sich in höchster Gefahr, der Kirche zu entgleiten, die religiöse Betätigung aufzugeben und dem Druck, der von verschiedenen Seiten auf ihn ausgeübt wird, allmählich zu erliegen. Der Gedanke an Gott tritt zurück. Dem Geld, der Macht und der Verbesserung seiner Lage ist all sein Sinnen und Trachten gewidmet. Er steht in Gefahr, ein Materialist zu werden. Die Soziallehre und die sozialen Einrichtungen der Kirche gewinnen daher eine entscheidende Bedeutung im Afrika unserer Tage. Zu oft wurde im afrikanischen Stammessystem nur das Negative gesehen. Heute können wir dessen positiven Werte, die in Europa weithin verloren gegangen sind, den Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfsbereitschaft, besser verstehen und würdigen. Soll der Afrikaner vom Leben in der neuen christlichen Gemeinschaft nicht enttäuscht werden, dann darf er darin wenigstens keine geringere Geborgenheit finden. Bei Menschen, für die die Bezeichnung „Bruder" so viel bedeutet, wird es für Christen unerläßlich, die soziale Brüderlichkeit vorzuleben und zu üben, die die Echtheit des Anspruchs geistlicher Bruderschaft mit Christus beweist. Ob sie wohl Arbeit finden und in Zukunft mit ihren Problemen fertig werden? Der große Niger und ein kleiner Diplomat Herr Siegfried Krebs ist als Beamter des Auswärtigen Amtes in Bonn zur Zeit in Nigeria tätig und mußte erleben, daß seine erste diplomatische Mission in diesem Lande an einem nicht vorauszusehenden Ereignis scheiterte. Formosa. Vor fünf Jahren gründete der Jesuitenpater Jean de Leffe das Zentrum Aurora (genannt „Der Turm von Babel“), an welchem über 1000 Studenten Kurse in Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch mitmachen. Bisher wurden 150 Studenten dieses Instituts katholisch. Südvietnam. 10 000 Exemplare der Sozialenzyklika Papst Johannes XXIII. „Mater et Magistra“ wurden in Südvietnam unter den Mitgliedern der-Arbeitervereinigung verteilt. Der Text ist mit zahlreichen Anmerkungen versehen, die die Grundsätze der Enzyklika auf die besondere Lage Südvietnams anpassen. Südafrika. Dr. Geyser, protestantischer Professor der Universität Pretoria, wurde der Häresie angeklagt, weil er sich der Rassenpolitik, die von der kalvinistischen Kirche Südafrikas gebilligt wird, widersetzte. Der kirchliche Gerichtshof verurteilte ihn als schuldig und verbot ihm die Ausübung seines Amtes. Unter anderem wurde Dr. Geyser auch wegen seiner freundlichen Haltung gegenüber der katholischen Kirche beschuldigt. Der Professor hatte seinen kalvinistischen Studenten den Rat gegeben, mit ihren katholischen Kollegen Kontakte aufzunehmen und eventuell auch freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen. Man sieht, es weht noch nicht überall der gleiche ökumenische Wind wie bei der ersten Sitzungsperiode des Konzils. Sudan. Seit im November 1962 das neue Gesetz gegen die Tätigkeit der Missionare in Kraft getreten ist, wurden insgesamt 40 Patres, 19 Brüder und 33 Schwestern des Landes verwiesen. Als Reaktion von seiten der Eingeborenen ist jedoch ein verstärkter Zustrom von Taufbewerbern festzustellen. So wurden im Laufe von drei Monaten allein in der Region des Bar el Gebet etwa 30 000 Taufen gespendet. Nigeria wird als das Grab des Weißen Mannes bezeichnet. Die afrikanische Sonne stand senkrecht über unseren Häuptern. 38 Grad im Schattenl Erst sieben Monate in diesem volltropischen Lande, sollte ich meine erste diplomatische Mission erfüllen. Seine königliche Hoheit, seines Zeichens Obi von Awka-Etiti, hatte zu seinem Neujahrsempfang eingeladen. Das halbe ansässige diplomatische Corps, Minister und sonstige Würdenträger des Landes, strömten herbei. Sie brachten dem König ihre Huldigung dar und überreichten Gastgeschenke. Ich hatte das Programm sehr gut auswendig gelernt, um ja nicht auf dem Parkett auszugleiten. Mit 21 Kanonenschüssen sollten die Feierlichkeiten eröffnet werden. Nach dem Protokoll mußte man noch viele Zeremonielle über sich ergehen lassen. Es war noch nicht so weit. Im Geiste aber spürte ich schon nach dem ersten kühlen Trunk das Wasser unter dem weißen Smoking herabperlen. Hernach war vorgesehen, die Geschenke zu überreichen und dabei verbindliche Worte und die Grüße der Botschaft zu übermitteln. Am meisten freute ich mich jedoch auf die folgenden Eingeborenentänze und Kriegsspiele. Es sollte jedoch alles anders kommen, über Ibadan —- Ife -— Akura — Benin City kam ich nach einer zehnstündigen, mörderischen Autofahrt in Asaba an den Ufern des Niger an. Vor der Fähre nach Onitsha stauten sich die Wagen bereits unübersehbar. Der gewaltige Strom hatte wieder einmal eine Autofähre außer Betrieb gesetzt. Die restlichen Transportmöglichkeiten waren diesem Verkehrsansturm nicht gewachsen. Ich stellte meinen Wagen an das Ende der Autoschlange und begab mich zum Fährhaus. Nach Rückspra-che mit dem Fährleiter wurde mir ziemlich rasch klar, daß ich froh sein mußte, überhaupt noch rechtzeitig zur Geschenküberreichung an Ort und Stelle ein-zutreffen. Aus dem Gedränge vor dem Fährhaus hörte ich plötzlich immer wieder: „yes Sir, allright Sir..." Ich fand bald heraus, daß der stattliche Nigerianer, vor dem der Fährleiter beinahe in die Knie ging, kein geringerer als der Finanzminister der Regionalregierung war. Er reiste in gleicher Mission. Ohne großes Zaudern stellte ich mich ganz einfach vor. Nach zehn Minuten stand mein Wagen ebenfalls auf der Passageliste für nächsten Morgen 5 Uhr. Das hatte ich also geschafft. Die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit erinnerte mich aber daran, nach einer Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten. In Begleitung des Ministers ging ich zu dem gjjjzigen Rasthause am Platze. ^uch sein Einfluß konnte mir ^gin Zimmer verschaffen. Schließlich durfte ich immerhin iflein Feldbett mit Moskitonetz aUf der Veranda aufschlagen. g0 befand ich mich wenigstens jjjj Schutze des Nachtwächters, ^js dieser bemerkte, daß auf feinen Schuhen die Pistole griffbereit lag — vor Schlangen ist man ja nie sicher — ließ er sjCfi nicht mehr blicken. Der den Fluß entlang streichende ^yind brachte angenehme Kühle, ich schlief sehr rasch ein. gegen drei Uhr in der Frühe erwachte ich. Außerhalb des Netzes wimmelte es nur so von vfoskitos. Kakelaken, Geckos und sonstige Mücken schwirrten durch die Luft und stimmten ein in das tausendfältige Gesumme der Tropenwelt. Einige Stechmücken hatten eine undichte Stelle meines Netzes gefunden. An mehreren Stellen blutete ich. Am ganzen Körper verspürte ich einen Juckreiz. Medikamente konnten keine Linderung verschaffen. Ich nahm einige Malariatabletten ein. Die herrliche Tropennacht! Fast über mir stand der Orion mit den drei Königen. Der Zauber der Nacht ließ mir die Zeit nicht lang werden. Das Verkehrschaos vor der Fähre hatte sich so verschlechtert, daß ein Durchkommen mit Rotchina. Es wird befürchtet, daß Msgr. P’i-Shu-Shin, Erzbischof von Mukden und Präsident der patriotischen (d. h. kommunistischen) Priester, weitere unerlaubte Bischofsweihen vornehmen wird. Bereits im Juni 1958 weihte er unerlaubterweise sechs Bischöfe. Das Nachrichtenbüro Neues China hat jetzt mitgeteilt, daß er in Kürze weitere sieben Bischöfe weihen wird. Trotzdem hängt nur ein ganz geringer Teil der Christen diesen Priestern an, die sich von Rom losgesagt haben. Goa. Die von Indien in Goa vorläufig eingesetzte Verwaltung hat bekanntgegeben, daß die großen katholischen Feiertage in Goa auch weiterhin öffentliche Feiertage bleiben. Bei Gao am Nigerbogen Langgestreckte Barken dienen dem Fischfang und Transport Indonesien. Die indonesische Armee sucht junge Leute, die bereit sind, in der Armee als Katechisten zu dienen. Sie werden den Rang eines Leutnants erhalten. Ein Jahr lang erhalten sie auf der Insel Bali militärische Ausbildung. Danach werden sie in Bandung (Java) im Verwaltungsdienst und in der Katechese unterwiesen, diese Katechisten in der Verwaltung einzusetzen, wobei sie die Verpflichtung haben, unter Leitung eines Militärpfarrers Religionsunterricht zu erteilen und Hausbesuche zu machen. Süd-Vietnam. In Süd-Vietnam haben kommunistische Partisanen zwei Katechisten gefangengenommen und lebendig begraben. Trotz dieser Bedrängnisse werden Im Bistum Quin-hon, wo dieses Martyrium geschah, weiterhin 1800 Katechumenen im Glauben unterweisen. Indien. Schwester M. Franziska Fernandes di Poona ist die erste indische Ordensfrau, die in Amerika den Doktortitel erwarb. Nachdem sie bereits den Doktortitel in Medizin und Chirurgie erworben hatte, trat sie ins Kloster ein. Dann setzte sie an der Georgetown-Universität in Washington ihre Studien fort. 1957 spezialisierte sie sich auf Pathologie und arbeitete seither am Hahnemann-Kran-kenhaus in Philadelphia (USA). Australien. Die Bevölkerung Australiens betrug 1961 10,5 Millionen gegenüber sieben Millionen im Jahre 1940. Von den 1,7 Millionen Einwanderern in dieser Zeit waren etwa die Hälfte Katholiken. Damit beträgt der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung rund 25 Prozent. Israel. Die Regierung des Staates Israel bat die Schweiz, die Bankkonten aller Juden, die ohne Erben verstorben seien, dem Staate Israel zu übergeben. 40 000 nordafrikanische Juden sind während des vergangenen Jahres in Israel eingewandert. dem Wagen aussichtslos war. Auf dem Wege an das Flußufer stolperte ich über schlafende Menschen. Gepäck und sonstige Gegenstände lagen herum. An der Fähre erfuhr ich, daß mein Wagen sofort verladen würde. Das war schön, aber nun unmöglich. Ich hätte meinen Wagen durch die Luft herzaubern müssen. Er stand eingekeilt zwischen anderen Fahrzeugen. Dem Herrn Minister erging es wie mir. Er entschloß sich, den Fluß ohne Auto zu überqueren und seinen Wagen nachkommen zu lassen. Am anderen Ufer angekommen genügte ein Anruf von ihm und es stand ein Ersatzwagen zur Verfügung. Ich dagegen war auf mein Gefährt schon wegen der Rückreise angewiesen. Ich sah meine Mission Kraft höherer Gewalt als gescheitert an und entschloß mich ganz kurz, hier an den Ufern des Niger einige Urlaubstage zu verbringen. Ich bezog das Chalet des Ministers, welches aus Schlaf-und Wohnzimmer, Bad mit Toilette und Veranda bestand. Von hier aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Fluß. Was wollte ich eigentlich mehr? Ich setzte dann ebenfalls mit einem Boot nach Onitsa über, um wenigstens den weltberühmten Markt miterleben zu können. Hier kann man vom Hosenknopf bis zum Flugzeugmotor alles kaufen. Ich kam voll und ganz auf meine Rechnung und kaufte einige Feuerwerkskörper für Silvester. Den Nachmittag verbrachte ich an den Gestaden des Niger, der an dieser Stelle wohl dreimal so breit ist wie der Rhein bei Bonn. Zum Abendessen gab es Truthahn und zum Nachtisch Plumpudding. Beim Essen machte ich die Bekanntschaft von Baronesse de Bouer von der holländischen Botschaft Ihr erging es wie mir. Wir kamen überein, den Silye sterabend gemeinsam auf m6j ner Terrasse zu verbringen. ßej Chianti ließ es sich ganz feiern. Wir wechselten nur w6 nige Worte. Jeder war in danken zu Hause in Europa bej seiner Familie. Bei jedem Schluck Chianti rann uns det Schweiß von der Stirne und voj, Rücken. Plötzlich schoß es aus allen Enden und Ecken. Qje Hölle schien losgelassen, über, all ertönte High-life-Musik, die zur Unabhängigkeit erfundene Musik, welche nichts weiter ajs den natürlichen Tanztrieb des Volkes därstellt. Es gab eine katholische Kirche und so be-schlossen wir, sie aufzusuchen Auf dem Kirchplatz wimmelte es nur so von Menschen. Selbst die Säuglinge wurden nach Lan-dessitte Huckepack mitgebracht, Wollte sich einer damit absolut nicht einverstanden erklären bekam er ganz einfach die Brust und somit war ihm der Mund auf ganz einfache und natürliche Weise gestopft. Als wir in den Vorhof eintraten, ertönte es uns von allen Seiten entgegen: „Oi-bo welcome!" „Willkommen weißer Mann!" Hatte ich mich einmal gewundert, in einem Kirchlein in der Normandie dieselben Kreuzwegstationen wie bei mir zu Hause in Untergriesheim zu entdecken, so war ich sprachlos, dieselben Farbdrucke mitten im afrikanischen Busch wi e d erzufinden. Ich saß noch lange und starrte in die schwarze Nacht, bis ein Moskitostich mich an die Gegenwart erinnerte. Das Geschenk für den Obi habe ich wieder mit nach Hause gebracht. Vielleicht bekommt er es im nächsten Jahr. odsudan. Die sudanische Reglern hat einen »totalen Krieg" ge-ren das Christentum angekündigt. j|on seiten des Unterrichtsministe-urnS ist erklärt worden, daß man her®it sei’ ^rei Viertel der Bevölke-ng des Südsudan „abzuschlachten", ^enn dadurch erreicht werden kann, der Rest der Bevölkerung gefü-ic, vvird. Ein Beamter des Ministeriums erklärte gegenüber Ordens-5C(,vvestern: „Dieses Land soll und irt| mohammedanisch werden.“ genegal- 12 000 Gläubige nahmen an jner Wallfahrt zum Muttergotteshei-ligtum von Popenguine teil, unter .^en auch der Staatspräsident Leonid Senghor. Der Erzbischof von pakar feierte am Wallfahrtsort eine pontifikalmesse. „Die Kirche hat in Afrika ihre Großjährigkeit erlangt“, ^klärte Msgr. Maury, der Internuntius im Senegal und Apostolische Delegat pr Westafrika nach Ernennung der „euen einheimischen Bischöfe für die Hauptstädte der vier westafrikanischen Staaten Senegal, Mali, Guinea snd Togo. „Diese Ernennungen beweisen die Sorge des Heiligen Va-ters, die höchsten kirchlichen Würdenträger jeweils aus den Kindern des Landes auszuwählen. In gleicher Meise darf die Selbstlosigkeit der bisherigen Erzbischöfe und Bischöfe bervorgehoben werden, die auf ihr Amt verzichteten, um afrikanischen Bischöfen Platz zu machen.“ Südafrika. Nach der Priesterweihe von fünf Neupriestern in der Kathedrale von Kapstadt erklärte der Generalvikar des Erzbistums Kapstadt, daß überall Berufe zu keimen beginnen und zu den schönsten Hoffnungen berechtigen, daß aber die vermehrte Zahl von Berufen die Sorgen des Erzbischofs vergrößere, wie er alle -diese Seminaristen zum Ziele bringen könne, da ihm weithin die finanziellen Mittel fehlen. Msgr. Hugh Boyle, der Bischof von lohannesburg, weihte in seiner Bischofsstadt, im Stadtteil Craighall Park, die erste Kirche Südafrikas zu Ehren des hl. Martin de Porres, des ersten Mischlings, den die Kirche zur Ehre der Altäre erhob. Das ist umso bemerkenswerter, als ja in keinem Land der Erde der Rassenkampf zwischen Weißen, Schwarzen und Mischlingen derart heftig tobt wie in Südafrika. In der Kirchenprovinz Pretoria ist die Zahl der katholischen Schulen von 718 im Jahre 1957 auf weniger als 600 zurückgegangen, da sie keine staatliche Unterstützung mehr erhalten und von der Kirche allein auf die Dauer nicht unterhalten werden können. Die Zahl der Mittelschulen für Eingeborene ist von 33 auf 30 zurückgegangen. Die katholischen Missionsschulen werden von 50 193 weißen Kindern, 3811 indischen, 379 chinesischen Kindern, 31 395 Mischlingen und 279 516 Kindern der schwarzen Rasse besucht. Der Ministerpräsident der Südafrikanischen Union, Dr. Hendrik Frensch Verwoerd, gab bekannt, daß in diesem Jahre das erste Reservat für Eingeborene in Südafrika eröffnet wird, deren Zutritt für Weiße verbo- ten ist. Das ist der erste Schritt der Regierung bei dem Versuch, die verschiedenen Rassen auch gebietsmäßig voneinander zu trennen. Die Passionsspiele, die in Durban (Südafrika) stattfanden, wurden zu einem großen Erfolg. Bei jeder Vorstellung blieben Hunderte von Personen vor den Türen, weil sie keinen Einlaß mehr fanden. Der Verfasser des Textes ist ein Oblate von der Unbefleckten Empfängnis, der von der Presse als bedeutender Theaterautor von Südafrika gefeiert wurde. 3000 Katholiken haben in Durban 250 000 katholische Flugblätter unter ihren protestantischen Mitbürgern verteilt. Sie nannten ihre Aktion „Klingelaktion“, da sie von Haus zu Haus insgesamt 60 000 Familien besuchten, um herzlichere Beziehungen zu den von uns getrennten Christen herzustellen. In Südafrika wird in Kürze eine Militärakademie für Mädchen eingerichtet. Der Verteidigungsminister hat angeordnet, daß auch alle Mädchen die Handhabung der modernen Waffen erlernen müssen. Kreuzwegandacht. 11. Station. Im Vordergrund wälzen sich einige Klageweiber zum Zeichen ihres Schmerzes am Boden. Schlangenpriester im Urwald „Schlangenpriester", das ist der Name, unter dem man ihn kennt. Schlangenpriester sagen die Indianer am Amazonas zu ihm und Schlangenpriester nennen ihn auch die weißen Waldläufer, die ihr Leben gegen tausend Urwaldgefahren einsetzen, um Orchideen zu sammeln, Kolibris zu fangen oder Curare und Gummi zu gewinnen. Pater Viktor van den Brook war einer der besten Urwaldkenner am Amazonas. Seit Jahren hatte er sich an die Würgegriffe der Natur gewöhnt. An seiner Hüfte hing die Machete, das Buschmesser, neben der Pistole. Oftmals konnte er sich nur noch durch die Kugel aus seiner Pistole von den Urwaldbestien befreien. So durchzog er seit nahezu zehn Jahren den Urwald im Inneren Brasiliens. Sein Leben hieß Wandern, Gefahr und Entbehrung. Wochenlang ruderte er mit seiner treuen indianischen Begleitmannschaft durch die Fluß- und Sumpfgebiete, um abgelegene Indianersiedlungen zu besuchen und Ratschläge in allen Fragen des Lebens zu erteilen. Schwer machten es die Indianer ihm nicht. Sie waren an ihn gewöhnt. Mit manchen Stammeshäuptlingen hatte er Pfeife geraucht und einige waren nach indianischer Sitte seine Blutsbrüder. Lange war es her, daß in seinem Wirkungskreis etwas geschah, was ihm Sorge bereitet hätte. In seinem „Revier" herrschten Frieden und Eintracht. Die Gebiete, in denen seine Ordensbrüder noch mit Giftpfeilangriffen oder Blasrohr- attacken zu kämpfen hatten, lagen weiter im Westen. Die Zivilisation hatte sich in den Urwald vorgeschoben. Gefahren gab es aber noch genügend in seinem Wirkungsbereich. Ja, sein Gebiet war sogar wegen einer Gefahr besonders bekannt geworden. Nirgends waren die Opfer des „kriechenden Todes" größer als in sei- nem Revier. Und so kam denn, daß Pater Viktor van Brook „der Schlangenpriesn! wurde. Immer wieder traf er J' die Opfer der Giftschlang^' Wie oft stand er in einem Bq1* vor dem Sterbelager eines r dianers, der unter schrecklich Qualen dem Schlangenbiß erla " Daß er nicht helfen korm^ quälte ihn. Mehrfach hatte ' versucht, die Bißwunden ausz^ glühen, wie es in den Bücherj] stand, die sein Ordenshaus jj^ geschickt hatte. Die Erfolge abe blieben aus. Er versuchte es auch mit anderen Mitteln. ^ pgutschland ließ er sich Medi-jj, jcornmen. Es half wenig. Und jerj,noch bat man ihn immer nieder um Hilfe. Die bekehrten Indianer glaubten, er müsse hel-[@n können. Ohnmächtig aber jtand er an den Sterbelagern. pann kam die Begegnung mit-n jrn Urwald auf dem schma-ien Fluß Cingo. Der Pater und jgirie drei indianischen Beglei-ter ruderten das Boot um eine Biegung, als ihnen ein fremdes j(anu begegnete. Ein Weißer ^jt einem fast schwarzen Bart finkte ihm freundlich zu. „Sie sjnd wohl Pater Brook?" rief er „Ich habe von ihnen gehört! Ich muß sie mal sprechen!" Und s0 kam es unter einem Wirrwarr von Lianen zu einem Geplauder im Urwald. Pater van den Brook aber erfuhr von dem Reißen allerlei, was ihn bren-nend interessierte. Carlo Macolo war Schlangenfänger für I ejn großes Institut in Sao Paulo, das der Regierung gehörte. Er wollte von dem Pater einiges über die Schlangen seines Gebietes hören. Aber Pater van den Brook war es, der ein Verhör anstellte. So erfuhr er erstmalig von den Bemühungen der Regierung Brasiliens, Impfstoff gegen Giftschlangen herzustellen. Er hörte von dem großen Schlangeninstitut Butantan und von dem Instituto Pinheiros. Der Pater war begeistert. Das war ja gerade das, was er gesucht hatte. Carlo Macotillo und der Pater übernachteten unter den Lianen. Am nächsten Tage war man sich einig. Der Pater hatte einen neuen Beruf neben seiner Berufung. Er wollte nicht nur Priester, sondern hinfort auch Schlangenfänger sein. Er wollte dazu beitragen, daß die brasilianischen Institute genügend Impfstoff hersteilen konn- ten, um damit Menschen zu retten. Konnte es überhaupt eine schönere Aufgabe für ihn geben? In Pater van den Brooks Reiseboot wurden nunmehr stets bienenkorbartige Behälter, die Ser- pentarios, mitgeschleppt. In ihnen sammelte der Pater die giftigsten Schlangen des brasilianischen Urwaldes. Ein heldenhafter Kampf begann. Ein Pater kämpfte gegen giftige Schlangen. Es war ein gefährlicher Kampf. Ein Kampf auf Leben und Tod. Einmal stieß der Schlangenpater unerwartet auf eine offenbar schlafende Klapperschlange. Schnell hatte er sein gegabeltes Stückchen zur Hand, das er blitzschnell hinter dem Schlangenhalse in den Boden stieß. Nun kam Leben in das Tier. Aber alles half nichts. Der Hals lag zwischen der Astgabelung und gab dem todbringenden Haupt den Weg nicht frei. Pater Brook rief Anucho, einen seiner Indianerbegleiter, mit dem Serpentario heran. Als Anucho herbeieilte, schrie er auf. Im gleichen Augenblick spürte der Pater einen Nadelstich in der rechten Wade. Auch Rosario eilte herbei. Eine zweite Klapperschlange hatte die mörderischen Zähne in die Lederschäfte der Reitstiefel geschlagen, die Pater Brook zu tragen pflegte. Ein wuchtiger Schlag zerschmetterte den Leib der Schlange. Rosario konnte wie kein Zweiter im Dschungel mit Steinen zielen. Anucho und Fredrigo, der dritte der Indianer, brachten die gefangene Klapperschlange in Sicherheit. Rosario zog seinem Herrn eilig den Stiefel aus. Man sah an der Stelle der gewohnten zwei nadelfeinen Löcher nur eines. Der Pater stellte beruhigt fest, daß ihn nur der eine Zahn verletzt hatte. Ohne Betäubung schnitt Rosario die kleine Wunde auf. Das Blut lief dem Pater an der Wade herunter und schwemmte das Gift aus. Einige Stunden später brach der Pater zusammen. Eine bleierne Schwere hatte ihn ergriffen. Mitten im Urwald schlug man ihm ein Lager auf. Wie lange er auf diesem Lager gelegen hatte, wußte der Schlangenprie-' ster der grünen Hölle später nicht zu sagen. Seine indianischen Getreuen taten alles für ihn. Langsam wurde er wieder gesund. Damit war der Reigen der Schlangenbisse eröffnet. Insgesamt 13 Schlangenbisse trug Pater van den Brook bei seinem gefährlichen Handwerk davon. Die Folgen wurden teilweise geringer. An einzelne Gifte schien sich der Schlangenpriester gewöhnt zu haben. Er dachte dabei an die indischen Fakire, die sich durch Schlangenbisse immun gemacht hatten. Aber Sachkenner der Schlangengifte wurden nicht müde, den Pater zu warnen. An einem schweren Regentag fing Pater Brook mit Anucho, Rosario und Fredrigo zwischen Morgen und Abend 32 Crola-tica-Schlangen. Ein anderes Mal waren an einem einzigen Tage zwölf große Klapperschlangen die zwischen zwei und drei Meter maßen, die Beute. Es ist Brauch bei den großen brasilianischen Schlangenfarmen, die gefangenen und abge-lieferten Giftschlangen nicht mit Geld, sondern mit Ware zu bezahlen. Hierdurch sah sich Pater Brook in der Lage, seinen Indianern in den verstreuten Dörfern seines Gebietes manches kostbare Geschenk zu bringen, das ihnen das Leben erleichtern sollte. Einen Teil der Geschenke schickte er aber regelmäßig weiter in den Westen des unendlichen Urwaldes hinauf, wo einige seiner Ordensbrüder in einem schweren Kampf gegen indianisches Heidentum standen. Als er wieder einmal vor einem sterbenden Indianerjungen stand, der das Gift einer brasilianischen Kobraart in seinem Blut hatte, kam dem Schlangenpriester eine Idee. Er legte an einzelnen Stellen des Urwaldes kleine Lager mit Schlangenimpfstoff an. Einen besonders einge-weihten Mann machte er mit der Art der modernen Impfstoffbehandlung vertraut. Dann gab er allen Dörfern Kunde, wohin sie sich wenden konnten, wenn einem ihrer Stammesmitglieder etwas zugestoßen war. Diese kleinen Urwaldlager wechselte Pater Brook in regelmäßigen Zeitabständen wieder aus, denn die Impfstoffe sind nur eine begrenzte Zeit haltbar und wirksam. Nach einiger Zeit sprach sich im Urwald herum, daß die Methode des Schlangenpriesters das Schlimmste verhüten konnte. Die ersten Menschenleben wurden so gerettet. Keiner war stolzer und befriedigter über ein etwa 30 Zentimeter lail seinen „zweiten Beruf" als Pa- schwarzes Band mit einem Qr ,S ter Brook. In den Schlangenfar- eck auf dem Rücken. Es lag jg1' men freute man sich über den los auf dem trockenen Sand dg Eifer, mit der ein Pater die Ser- Flußufers. Die drei Indianer ]U pentarios schickte, deren gefähr- den den Inhalt des Bootes QlJ 1 lieber Inhalt wieder anderen während Pater van den Brp U Menschen in aller Welt helfen interessiert die fast winZj würde. Schlange betrachtete. Sie Eines Tages machten sie weitvorgeschoben im Gebiete der noch wenig friedlichen Araucas Station. Noch zwei Serpentarics galt es zu füllen, ehe man die Heimreise antreten konnte. Hier bei den Araucas wollte der Pater noch seine Missionsaufgabe erfüllen. Am Abend der Ankunft sah Pater van den Brook neben seinem aufgeschlagenen Zelt ihm unbekannt. Bisher hatte er noch kein derartiges Exemplar gesehen. Er kannte nur die Schlangen seines Gebietes. Hier war etwas Neues. Giftschlange oder harmloser Wurm? grübelte der Pater. Die Beantwortung dieser Frage war durch Rosario nicht mehr zu verhindern. Er sah das Unglück zuerst, als er einen Seiten- b)ick auf seinen Herrn warf. Es gschah so unerwartet, so blitz-clinell, daß der erfahrene ggjjlangenpriester den Biß wehr-j0s hinnehmen mußte. Es war ein voller, kräftiger Biß, der ihm Jas gesamte Gift des „harmlo-sen Wurmes" ins Fleisch getrieben hatte. Fredrigo sagte es zu-erSt: „Zwergkobra", und das ejjje Wort bedeutete Pater van jen Brooks Todesurteil. ßr hatte eine der giftigsten Schlangen der Welt mißachtet. gr fühlte, wie plötzlich sein g[erz zu rasen begann, wie rote Schleier sich vor seine Augen jährlich ein heißes Eisen. Darju erhitzen sich die Gemüter, und Streitgespräche wollen nicht mehr enden. Heikel, ungemein heikel ! Wenn ich nun versuche öfter als nur einmal an dieser Stelle — über dieses Thema giniges erklärend darzulegen, dann bin ich mir bewußt, daß ich bei vielen wie ein Elefant im Porzellanladen wirken könnte. Es soll aber nichts zertrampelt, sondern vielmehr wieder zurechtgerichtet werden. Zunächst eine Abgrenzung. Es soll hier nicht die Rede sein vom Kitsch oder Kunst im Liedgut unserer kirchlichen Gesangbücher und Poesie, auch nicht über gewisse liturgische Formen, sondern nur vom Kitsch oder der Kunst i;n der bildenden Kunst. Im christlichen Alltag begegnen uns auf Schritt und Tritt Bilder ufid Bildwerke, die das Heilige ifloJiahzureichender Weise dar-StetleridoEs ist beängstigend zu legten. Er, der so viele Menschen zur wahren Religion geführt hatte und ihnen in mancher schweren Stunde beistand, kniete nun todkrank an den Stamm einer riesigen Caracara gelehnt und betete. Hier war menschliche Hilfe am Ende. Nicht lange dauerte der Kampf mit dem Tode. Das Augenlicht des tapferen Missionars brach. Drei Indianer ruderten schweigsam den Strom hinab. Ein hartes Männerleben im Urwald hatte sich erfüllt. (aus „Priester, Forscher, Pioniere" v. H. Klingler) sehen, mit welcher Zähigkeit der Kitsch sich in unseren Kirchen und im christlichen Heim behauptet und sehr oft gegen die bessere Einsicht geduldet wird. Bilder sind Vermittler von Wirklichkeiten, als solche voller Macht für das Kind, dem sie die einzigen Zugänge zur Erkenntnis höherer Wirklichkeiten, wie sie die Wahrheiten unseres Glaubens darstellen, vermitteln. Bilder sind aber auch voller Macht für den Erwachsenen, weil sie als Leitbilder seinen Lebensweg begleiten. Die Welt um uns herum ist sich der Macht der Bilder und ihrer Wirkung bewußt. Film, Illustrierte und Fernsehen überbieten sich darin, das Wort zu unterstützen, ja zu ersetzen. Können wir im christlichen Lebensraum tatenlos Zusehen, daß sich so viele minderwertige und falsche, ja unwahre Bilder religiöser Wirklichkeiten einschlei- chen? Bei unzureichenden religiösen Darstellungen handelt es sich ja um mehr als um einen Verstoß gegen den guten Geschmack oder gegen die Bildung. Wenn der Kitsch nur das wäre, könnte er nicht so gefährlich werden. Der Kitsch ist aber eine unmittelbare Gefahr für den Glauben! Erinnern wir uns der Bilder, auf denen Gott-Vater wie ein greisenhafter Trottel, Christus als sanftgelockter Jüngling, die Engel als süß verniedlichte Mädchen und die Heiligen als verzückte Wesen abgebildet sind. Bilder dieser Art sind im Kern ihres Wesens eine Lüge; sie verfälschen die Wirklichkeit; sie nehmen den Wahrheiten des Glaubens die umstürzende und bestürzende Macht, sie erniedrigen alles auf die Ebene einer bequemen Gefühlswelt. Wenn der Kitsch schon dem Kinde das Verständnis für das Erhabene vorenthält, das Große nicht als groß erkennen läßt, wie soll dann der Erwachsene damit leben können? Nur wenige haben die Kraft, sich von den unzureichenden Bildern der Kinderzeit zu lösen, ihre Albernheit, ihre Sentimentalität, ihre Lüge zu überwinden und sich frei zu halten von dem Geist der Gipsschablonen, welche aus mißverstandener Pietät immer noch auf vielen Altären und im Hause ihren Platz behaupten. Wie viele gescheiterte Beter, wieviele aufsässige und abtrünnige Glieder der Kirche haben die Hersteller und Händler solcher Ware auf dem Gewissen? Wir brauchen wieder stärker die Gabe der Unterscheidung, die Fähigkeit, alle Trägheit des Herzens und des Geistes zu überwinden, um nicht dem zer- fCitsch und Kunst im Christenleben setzenden Gift des sich so harmlos anbietenden Kitsches zu er-* liegen. Alle religiöse Kunst hat zur Wahrheit dessen hinzuführen, was sie darstellt. Es gibt untrügliche Maßstäbe dafür, ob sie dieser Aufgabe gerecht wird oder nicht. Die mittelalterliche Philosophie hat die Lehre verkündet: „Das Schöne ist der Glanz der Wahrheit." Erinnern wir uns daran, daß dieser Glanz der Wahrheit durch allen Zeitstil hindurchleuchtet, wie wir es an den unvergänglichen Werken unserer christlichen Kulturepochen bis hin zur Schwelle des 19. Jahrhunderts immer wieder beglük-kend erfahren. Seit dem aufsteigenden Industriezeitalter und mit dem steten Vordringen der Massenherrschaft ist aber ein Wandel eingetreten. Das künst- Kommunismus in Afrika über die Bemühungen der Kommunisten, auf dem afrikanischen Kontinent Fuß zu fassen, berichtete ein Kenner der dortigen Verhältnisse, der Provinzial der Weißen Väter, Professor Franz Gyp-kens. Er warnte davor, jede Regung, die uns nicht paßt, und jedes Durcheinander in Afrika auf das Konto Moskaus zu verbuchen. Nicht immer sei der Kommunismus am Werk, sondern das Welt-gottlosentum. Der erste Ansturm Moskaus in Afrika mit Geld und Wirtschaftshilfe sei mißglückt. Die sei dem ungeheuer gesunden Menschenverstand und einer unglaublichen Nüchternheit des schwarzen Mannes zu danken. Unsere Besorgnis, die Afrikaner könnten durch Annahme von Hilfe aus dem Osten gefährliche Bindungen eingehen, entlocke diesen nur ein Lächeln. Moskau suche nun neue Wege, in Afrika Fuß zu fassen. Einer dieser Wege führe über die Missionsgebiete des Islams in West-und Ostafrika. Dieser Islam biete Berührungspunkte, so die klassenlose Gesellschaft und den Schicksalsglauben, der unempfindlich gegen diktatorischen Druck macht. Ein anderes Einfallstor für den Kommunismus sei die Südafrikanische Republik, wo ein einseitiger Nationalismus viele Afrikaner am Westen wegen seiner Selbstsucht verzweifeln lasse. Die Entscheidung werde im Gürtel Zentralafrikas fallen, wo die gesündesten Staaten im Werden sind. Hier gebe es auch die meisten Christen. Sowohl der Westen als auch der Osten sucht' aus diesen Gebieten Studenten zu bekommen. Die in Moskau, Prag und Belgrad geschulten Afrikaner kehren aber meist als dialektische Materialisten und Feinde des Ostens, die im Westen geschulten als praktische Materialisten und Feinde des Westens in ihre Heimat zurück. Ein weiterer Weg Moskaus führe über die Gewerkschaften. Gegen diese Methoden wende sich der Westen unter Führung Amerikas. Seine Bemühungen würden mit großem Mißtrauen von den Afrikanern verfolgt, da sie vielfach nur der Stützung der Macht des Westens dienen sollen. Die einzige wirkliche Macht gegen den Kommunismus sei das Evangelium. (Herder-Korrsp.) lerische Empfinden und die cherheit des Geschmacks gjn '' verloren. Industrie und Tecl^/' förderten durch die Erzeug^ so vieler geschmackloser Dh, ' diesen Auflösungsprozeß, jy6 Gegenwehr blieb aus. Da a'* christliche Kunst mit der tyj verwoben ist, zog leider ailr.^ in die Kirche die geringe QUa lität ein. Ein Kunstwerk verlangt eit,,, ernste Aufnahmebereitschaft die Neuzeit hat sich aber für cf,,' breite Masse mit den Aus drucksformen des Kitsches be gntigt, welcher jedes Bemühen jede Tiefe zu ersparen sucht umj die Trägheit des Herzens und des Geistes unmittelbar unter-stützt. „Du sollst dir kein falsches Bild machen!" heißt es schon auf det ersten Gebotstafel, die Moses vom Sinai zu den Israeliten trug. Er konnte freilich nicht ahnen, „daß im 19. und 20. Jahr-hundert ,der Vater der Lüge' in, Kitsch ein so bequemes und wirksames Mittel erhielt, die Masse dem Heime zu entfrem. den." Wie durchschaue ich nun diesen Vater der Lüge? Was ist Kitsch! Dieses Mal möchte ich nur handeln über das Inbild im Geist und der Vorstellung des Künstlers. Wenn ein Künstler z.B. ein Marienbild malen möchte, dann wird er sich lange Zeit innerlich mit diesem Thema beschäftigen und versuchen, seine wahre und lautere Vorstellung der Gottesmutter auch in den Pinsel oder Meisel fließen zu lassen. Gelingt ihm das, dann ist sein Werk ein echtes Kunstwerk. Siehe das nebenstehende, gotische Marienbild. Das groß und lauter erlebte Inbild des Künstlers wurde hier meisterhaft gestaltet. Ehrfurcht vor ^ Frau, der Auserwählten gottes. Man kann wohl allgemein sagen, daß es kein erfüll-teS Frauentum gibt ohne religiöse Weihe. Beim Anblick die-^er gotischen Madonna wird man emporgeführt zur rechten ^furcht vor der Frau überhaupt- Filier bekommt man einen ectiten Begriff von der Gottesmutter, weil es eben der Künstle fertig gebracht hat, seine jjefe und wahre Vorstellung von her Gottesmutter auch in sein y/erk einfließen zu lassen. Rehmen wir nun im Vergleich Hazu das andere, kitschige Ma-jienbild. Hier ist das innere Erlebnis des Künstlers, sein Inbild, abgebogen und bewußt verflacht zum Sinnlichen und Geglichen hin. Das Antlitz die-ses Marienbildes ist merklich leerer und von schablonenhafter Lieblichkeit“. Es ist ein zartes Allerweltsgesicht. Dieses ist so typisch, daß es ohne weiteres von den Kitscherzeugern, mit gart, als Christusantlitz verwendet wird. Es ist nicht mehr das Antlitz eines von einer religiösen Aufgabe geprägten und erfüllten Menschen. Hier erscheint Maria nicht als Zuflucht der Sünder und Königin der Märtyrer. Das traut man solch einem Gesicht nicht zu. Es gibt letzten Endes keine Kraft zu christlicher Lebensmeisterung. Für dieses Mal kann man wohl abschließend sagen, daß die Wurzel des Kitsches immer im Inbild des Künstlers, in seinem geistigen Erleben liegt. Leistet sich der Künstler einen geistigen Erlebnisschund, dann wird es auch im gestalteten Werk zu künstlerischem Schund, zu Kitsch kommen. P. U. Oben: Gotik Unten: Kitsch Das uralte, aber ewig junge Thema in der wunderbaren Schöpfung Gottes Mein bester Schuß von Pater P. Schmid