M-eMsM kscholischeWslonsrettölW Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten. Herzens Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2'50 S, Deutschland 2 Marl, Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 Pengö, Tschechoslowakei 12 SK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Kranken, ____________________________übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhtrten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmerttz, Linz. Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. §>eft 6 Juni 1934 XXXVII. Jahrgang Unsere neue Schule in Nelspruit. Von P. Bernhard Zorn. Als ich im Jahre 1930 in Barberton und Umgebung für die Eingeborenen einige Schulen errichtete, lam von Nelspruit eine Abordnung zu mir und bat mich, auch, für ihre Kinder eine Schule zu bauen. Dasselbe Ansuchen 'flatten sie bereits an den hochwürdigsten Apostolischen Präfekten gerichtet, der sie jedoch wegen Überhäufung mit anderen Geschäften auf später vertröstete. Sie wandten sich daher mit ihrer Bitte noch an den Inspektor 'für die Eingeborenen-Schulen in Johannisburg. Eines Tages nun hielt ein Auto vor unserem Missionshaus in Barberton. Der Inspektor ließ mich durch seinen Vertrauensmann fragen, was wir zu tun gedächten. Lange dachten und redeten wir hin und her; die Haupt-schwierigkeit lag in der Beschaffung der nötigen Geldmittel. Der Herr versprach mir, bei der Regierung für eine jährliche Unterstützung für unsere Schule einzutreten. Aus das hin ließ ich den Leuten in Nelspruit melden, daß sie sicher eine Schule, und zwar so bald als möglich bekämen. Das ist das erste Kapitel in der Geschichte unserer Schule in Nelspruit. Die Katholiken Nelspruits waren aus allen Teilen Transvaals dorthin gezogen in der Hoffnung, in dem sich rasch entwickelnden Städtchen Arbeit und Brot zu finden. Ihre Freude über meinen Entschluß, bei ihnen eine Schule zu eröffnen, war groß. Ich begab mich .zu ihnen und bat den Bürgermeister, mir einen geeigneten Bauplatz anzugeben, und erkundigte mich um die Kauskosten. Er lobte meine Absicht, die Ausführung, demselben sei für Nelspruit von großem Vorteils er selber jedoch könne nichts anordnen, da solche Entscheidungen anderen Instanzen zustünden. Ich möchte mich an den „town-clerk“ (Stadt-schreiber) wenden. So ging ich zu Mister Brown, einem lieben, zu jedem Dienste bereiten Mann. Er ist zwar nicht katholisch, läßt aber seine Kinder in unserer katholischen Schule in Lydenburg unterrichten. Er fuhr mit mir sofort zur Lokation (Eingeborenenviertel), damit ich mir einen geeigneten Platz aussuchen könne. Für denselben hätte ich nur einen kleinen Pachtzins zu entrichten. Mein Wunsch jedoch war, das Land anzukaufen. Einen größeren Schulbau konnte ich doch nur riskieren, wenn der Bauplatz für immer Eigentum der Mission ist. Er stimmte bei und meinte, die katholische Mission hätte übebhaupt mehr Ansehen, wenn sie nicht mitten in einer „native-location“ stünde, sondern in einiger Entfernung von ihr. Aber dann müßte ich mich eben anderswo um einen Platz umsehen und ein formelles Gesuch einreichen. Das tat ich. Einen prächtigen Platz fand ich, in der Nähe des Bahnhofes. Mein Gesuch jedoch wurde nach langen Verhand- hingen abgelehnt, da man das Gebiet als Banplätze für Europäer in der mfd) sich entwickelnden Stadt reservieren müsse. Ans diesen Bescheid hin machte ich mich wieder aus die Suche nach einem passenden Bauplatz. Und ich fand einen solchen neben einem Wasserkanal. Der hatte noch den Vorteil, daß dort einerseits bereits eine Niederlassung der Schwarzen besteht, andererseits eine große Eingeborenen-Niederlassung erstehen soll. Um den Platz käuflich erwerben zu können, reichte ich wieder beim Hauptadministrator in Prä-toria ein Gesuch ein. Nach langem Hin- und Herschreiben vom Jahre 1930 bis 1933 erhielt ich endgültige Zusage; für 300 Mk. erstand ich den Platz. Damit endigt das zweite Kapitel in der Geschichte unserer Schule. So konnte im September vorigen Jahres der Ban begonnen werden. Bruder Huber hatte den Bauplan von Lydenburg mitgebracht, den er schon im Vorjahre zur Zufriedenheit aller entworfen hatte. Uber den Verlauf des Baues nur einige interessante Einzelheiten. In der Lokation sind ein halbes Dutzend protestantische Geistliche tätig; etwa die Hälfte der Schwarzen gehört irgendeiner ihrer Sekten an, die andere Hälfte ist noch heidnisch. Wir brauchten Handlanger «für den Bau. Die wenigen Katholiken und die heidnische Bevölkerung kamen gern. Die Anhänger der Sekten aber waren von ihren Ministers gegen uns aufgehetzt worden: „Geht nicht zu den Katholiken, sie sind wahre Teufel. Die Kinder, die sie erziehen, werden unglücklich; die Knaben dort dürfen nämlich nie heiraten, die Mädchen werden in die Klöster nach Europa geschickt. Diese weißen Patres — es sind alle Deutsche — verkehren vertraulich mit den Schwarzen, schütteln beim Grüßen sogar ihre Hand und sprechen die Kaffernsprache. Die Engländer und anderen Europäer tun das nicht. Diese Deutschen sind schlau, hinterlistig und gefährlich für euch." Durch solche Reden ließen sie sich einschüchtern; doch nur anfangs. Als einige bei uns gearbeitet, jeden Abend ihren Löhn erhalten und zu Hause erzählt hatten, was sie bei uns zu essen, zu sehen und zu hören bekamen, wurden auch die übrigen bald anderer Meinung und kamen, um sich selbst zu vergewissern. Auch ein Lehrer, der drei Monate bei einer der Sekten tätig war, trat mit zwölf Schulkindern zu uns Wer. Das öffnete den Leuten bald die Augen und sie schenkten uns ihr Vertrauen und verloren es zu ihren früheren Predigern, die sie so belogen hatten. Die Hetze der protestantischen Geistlichen verstummte. Als aber der Ausbau anderer dringender Arbeiten wegen eine Zeitlang unterblieb, triumphierten sie wieder und sagten: ,-Seht, die Katholiken kommen nicht mehr weiter, das Geld ist ihnen ausgegangen; Gott hat eingegriffen und sie für ihr ver-messentliches Unterfangen Bestraft.“ Doch ihre 'Schadenfreude war nur von kurzer Dauer; der Bau wurde wieder fortgesetzt und ging seiner Vollendung entgegen. Die Europäer besichtigten die Schule und staunten über die netten Räume, die bestimmt sind für die armen Eingeborenen. Bei den Schwarzen wuchs dadurch unser ^f^en gewaltig. Nochmals erhob sich der Sturm der unweit von uns stehenden kalvinistischeu Kirche und ihrer Ministers gegen unser Werk. Wie einst Josue die feste Stadt Jericho während sechs Tage umzog, so zog einer der Kalviner mit seinen 30 Schulkindern unter lautem Lärmen und Schreien und Johlen und Spotten sechs Tage lang um unseren Bauplatz; aber die Schule stand und war nicht mehr wegzu-schreien. Am 13. Jänner 1934 wurde sie eingeweiht. Etwa 100 Leute waren zugegen. Nach der Einweihung las ich in der Schule die heilige Messe und hielt während derselben eine entsprechende Ansprache. Das „Sikutusa Babawetu" (Großer Gott, wir loben dich) beschloß die kirchliche Feier, der sich eine bescheidene äußere Feier anschloß. Eigenschaften der Bapedi. Von Br. August Cagol. Die Bapedi sind mittelgroß; Gestalten ziemlich breitgedrückt; die Lippen sind über 165 Zentimeter sind selten. Der Kör- schwülstig. Das Gesicht hat Ovalform. Die per weist gute Verhältnisse auf. Die Nase ist Frauen sind kleiner, untersetzter and neigen Moderne Brllckenbauten in Afrika. — Unsere Bilder zeigen Me große Brücke Wer den Benue, einen Nebenfluß des Niger. Für die Riesenarbeit 'waren 36 Europäer und 1354 Eingeborene tätig, vielfach Katholiken aus Nord-Nigeria. Die Kosten belaufen sich auf die hübsche Summe uon 1,200.000 Pfund Sterling! Bei einer Länge von 788 Meter, einer Breite von 8 und einer. Höhe von 70 Meter wurden für den Bau der aus 13 Bogen bestehenden Brücke 96.000 Doppelzentner Stahl benötigt. Sie überspannt den Fluß Benue und verbindet Eng-lisch-Süd-Nigeria, wo die Väter vom Heil. Geist wirken, mit Englisch-Nord-Nigeria, wo die Patres der afrikanischen Missionen von Lyon ihre apostolische Wirksamkeit ausüben. (Fides.) zu Leibesfülle, was als Merkmal der Schönheit gilt. Die Hautfarbe ist die des Zimts, doch sieht man verschiedene Schattierungen, d. h. hellere und dunklere Personen. Infolge der großen Wärmeschwankungen ihres Klimas sind die Bapedi gut abgehärtet und gegen Witterungseinflüsse wenig empfindlich. Auf Märschen wie bei der. Arbeit bekunden sie große Ausdauer. Ihr Gesichtssinn ist sehr gut entwickelt; das Auge scharf, auch in der Dunkelheit. Ebenso ist der Gehörsinn fein abgestimmt; sie finden sich leicht durch Zuruf zurecht. Der Geruch- sinn scheint nicht sehr scharf zu sein; doch lieben sie gute Gerüche. Auffällig ist ihr starker Schweißgeruch, der uns Europäern, nicht aber ihnen, sehr unangenehm ist; umgekehrt finden sie unseren Schweißgeruch sehr widrig. Der Geschmacksinn ist ziemlich unverdorben; doch sehen sie mehr auf Menge als auf Feinheit der Speisen. Der Gefü'hlssinn ist wenig entwickelt. Gegen körperlichen Schmerz sind sie nicht empfindlich; jedenfalls geben sie dem Schmerzgefühl kaum sichtbaren Ausdruck. Die Bapedi sind im allgemeinen gut- mittig und gastfreundlich. Sie ehren die Eltern und die Häuptlinge und lieben die Kinder. Obschon leicht befriedigt und sorglos, sind sie dennoch sparsam, keineswegs aber geizig. Vergangene Widerwärtigkeiten vergessen sie schnell und machen sich keinen Kummer über zukünftige. Gegen Freinde bleiben sie verschlossen, doch lieben sie die Geselligkeit unter sich. Die Frauen sind sehr tätig; neben den Arbeiten in Haus und Feld betreiben sie oft noch ein Handwerk. Wie alle West-Betschuanen werden die Bapedi als listig, unwahr, faul und unsittlich bezeichnet. Sicherlich haben sie durch ihre Mischung mit den Buschmännern in sittlicher Beziehung eingebüßt. Die Bapedi zeigen sich stolz auf ihren Stamm und ihr Suto-Bolkstum. Als erstrebenswerte Lebensziele gelten ihnen zahlreiche Nachkommenschaft und Viehreichtum. Ferner wünschen sie gewisse Dinge der Weißen, wie Fahrräder, modische Kleidung und dergleichen. Infolge ihrer Lebensweise und ihres fast beständigen Aufenthaltes im Freien sind die Bapedi gute Beobachter und Kenner der sie umgebenden Natur. Auch lernen sie leicht und führen die ihnen aufgetragenen Arbeiten genau nach der gegebenen Anweisung aus. Die Behauptung vieler Europäer, die Bantu seien träge, ist meist das Ergebnis von Rassenvorurteil und Denkfaulheit. Die Eingeborenen lassen ihre überschüssige Tatkraft ab in Kanälen, die ihnen zusagen, wie Tanz, Spiel, Ringkampf, Jagd. Die harte Erfahrung von Jahrhunderten hat sie belehrt, daß der für die Zukunft Sorgende in Wirklichkeit für den Hunger seines Be-raubers vorsorgt, daß also angehäufter Reichtum neue Gefahren zeitigt. Es ist daher nicht zu verwundern, daß die Bapedi die Voraussicht nicht als Tugend einschätzen. Daß veränderte Verhältnisse sie vorsorglicher machen sollten, begreifen sie schwer. Sie haben wenige Bedürfnisse; Zeit ist ihnen nichts; sie halten es der Mühe wert, hundert Meilen weit zu gehen, um einen Freund zu besuchen. Obwohl friedliebend gesinnt, neigen sie zu plötzlichen Zornausbrüchen. Unter einem ruhigen Äußeren verbergen sie ein gemütvolles, lebhaftes Temperament, das nicht frei von Eitelkeit ist. Beweisgründen sind sie nicht unzugänglich; doch lassen sie sich leichter durch einen Scherz überzeugen als durch scharfsinnige Schlußfolgerungen. Auffällig ist ihr Versagen in Geldangelegenheiten, wahrscheinlich eine Folgeerscheinung ihres Mangels an Voraussicht. Sie besitzen ein gutes Gedächtnis, die Fähigkeit der Nachahmung und eine gewisse Leichtigkeit im Erlernen fremder Sprachen. Die Bapedi sind gute Menschenkenner. Gerechte Strafen nehnten sie willig hin, sind aber sehr empfindlich gegen jedwede Ungerechtigkeit. Für Dinge, die ihrer Obhut anvertraut wurden, tragen sie große Sorge. Sie sind im allgemeinen sehr höflich, sowohl Weißen gegenüber als unter sich. Bon den Weißen erfahren sie meist eine entgegengesetzte Behandlung; sie fühlen das, lassen es aber gewöhnlich nicht merken. Im Verkehr unter sich neigen sie sogar zu übertriebener Höflichkeit und Förmlichkeit, doch gebrauchen sie nicht nur schöne Worte, sondern helfen sich auch gegenseitig und üben vor allem großmütige Gastfreundschaft. Die Bapedi stehen im Banne der stärksten menschlichen Leidenschaft. Sie schließen frühzeitig Ehen und sind der Vielweiberei ergeben. Die Frauen zeichnen sich nicht durch eingezogenes Wesen aus. Wohl sehen die Kraalhäupter darauf, daß ihre Töchter anständig bleiben, doch sind sie dabei sehr durch die Furcht beeinflußt, das begehrte Brautpreis-Vieh einzubüßen. Der Arzt des im Sekukuniland gelegenen anglikanischen Jane-Furse-Hospitals erzählte mir folgendes Geschichtchen. Im Garten des Krankenhauses steht ein hohes Kreuz mit lebensgroßem, schönem Christuskörper aus Bronze. Ein heidnischer Mopedi wartete im Spital darauf, daß eine kleine Operation an ihm vorgenommen werde. Zum Fenster hinausblickend, gewahrte er das große Kruzifix. Neugierig erkundigte er sich beim schwarzen Wärter, einem Landsmann und anglikanischen Christen, nach der Bedeutung desselben. „Ach", entgegnete ihm dieser übelgelaunt, „den haben sie hier umgebracht und dann mit Teer angestrichen. Gib acht, daß dir nicht das gleiche begegnet!" Sofort suchte der Kranke das Weite durch das Fenster. „Er soll heute noch operiert werden", meinte lachend der Arzt. Der Geist Gottes weht, wo er will. Von Anna Käufer. Kennst du das a»4 wenn manchesmal Inmitten einer lauten Lust Bei ement Fest, im einem .frohen Saal Du plötzlich schweigen und stinweggeh-n mutzt? Dann legst du ttidE) aufs Lager ohne Schlaf Wie einer,, den ein schweres Hergweh traf. Lust 'und Gelächter sind iverstiebt wie Rauch, Du -weinst, w einst ohne Halt. Kennst du das auch? Die Samstagnacht sank sternenlos über die Erde. Unter ihrem dunklen Mantel trug sie ein Feierkleid und in ihrem Schoße eine frohe Botschaft: den Sonntag, ibe§ Herren Tag. Wer die Menschen auf den hellen Straßen und in den heißen Festsälen verstanden diese Botschaft nicht; sie schafften sich einen neuen trügerischen Tag. Und die Nacht floh vor der schillernden Lüge in einsame 'Gassen, in friedliche Wälder, in lauschende Täler, auf betende Fluren. Sie erzählte es der Taube in der Felsenkluft, dem Reh im Gebüsch, daß morgen Sonntag sei, des Herren Tag. In einer stillen Straße, fernab vom brausenden Nachtleben, läutete von einem schmalen Türmchen die mitternächtige Glocke. In den Klostergängen gingen die Türen der Zellen auf. Weiße Nonnen in schwarzen Kükullen huschten lautlos durch die Kreuzgänge, die Wendeltreppen hinab, zur Kapelle, halbver'hüllte Leuchten in den Händen. Die beiden Anbeterinnen, die die Wacht der Liebe vor dem Zelte Gottes gehalten hatten, legten ihr 'Engelamt in die Hände des Chores. Mit geneigten Häuptern knieten die Nonnen im hohen Gestühl. Die Stimme der Vorbeterin hub an: „Ich habe mich gefreut, als man mir 'sagte: Ins Haus des Herrn gehen wir." Der Chor fiel ein: „Glückselig, die in deinem Hause wohnen . . . Ein Tag in deinen Vorhäfen ist besser als tausend auf der Erde . . ." Da ging die Torschelle durch die Stille. Die Pfortenschwester erhob sich aus dem Türstuhl und ging, zu öffnen. Ein junges Mädchen in dunklem Mantel und weißem Spitzenschal stand vor dem Gitter. „Schwester Agnes, lassen Sie mich hinein." „Oh — Fräulein Gorlitta! Woher kommen Sie?" „Vom Tanz. Wo ist die Ehrwürdige Mutter?" Die Nonne ließ Elena Gorlitta eintreten. Durch einen Seitengang kamen sie in einen für Laien bestimmten Nebenraum des Nonnenchores. Die Nil-brücke in Jinja Bn-soga. — Während die ersten Missionäre -von der Ostküste Afrikas nach Uganda drei Monate be-nötiigten, macht man -jetzt diese Reife mit der -Bahn in zwei Tagen. Elena sank auf einen Betstuhl und ließ den heißen Kopf in die Hände sinken. Drinnen gingen die Stimmen der Anbetung: „Viel lieber will gering ich sein im Hause meines Gottes, als wohnen im Gezelt der Sünder ..." „Wie eine Palme blühet der Gerechte, der Zeder gleich vom Libanon gedeihet er im Haus des Herrn, früh morgens schon zu künden feine Huld und seine Treue in der Nacht . . ." Der letzte Psalmenlaut verklang. Paarweise gingen die weißen Nonnen zurück zu ihren Zellen. Elena verlor sich ganz an die Stille des kleinen Heiligtums. Kein Laut störte die Tabernakelruhe. Von fern nur schlug das Brausen des nächtlichen Straßenlebens an die Mauern. Da fühlte sie ihren Arm berührt. Die Priorin gab ihr einen Wink, und sie folgte ihr ins Sprechzimmer. „Kind, zu dieser Stunde? Ist Besonderes geschehen?" Elena warf den Mantel auf einen Stuhl und stand da im rosa Spitzenkleide. „Ist es nichts Besonderes, wenn ich mich immer wieder mit diesem Tand behängen muß, um Menschen zu gefallen?" Sie riß die Rosen aus dem dunklen Haar und warf Halskette und Armband auf den Tisch. „Das muß ich tragen — und ein Dornzweig aus der Heilandskrone wäre mir tausendmal lieber! Warum läßt man sie mir nicht?" „Je wertvoller ein Gut, um so tapferer will es erkämpft sein", entgegnete Schwester Mechtildis ruhig. Elena sank auf einen Stuhl und barg das Gesicht in den Händen. „Sie spielen mit ihrer Seele, die mir die Nächsten sind. Und was mir teuer ist, schmähen sie! Er weiß es — und schweigt!" Die Nonne faltete die Hände unter dem Skapulier und entgegnete mit einem Blick auf das Kreuz: „Kind, hat je eines Menschen Wort soviel gesagt als sein Schweigen?" Elena rang die Hände, an denen kostbare Ringe blitzten. „Sie in Ihrem Gottesfrieden können kaum ermessen, was ich leide. Meine Mutter, meine Schwester, meinen Bruder und all die andern hörte ich vor einer Stunde noch reden von der fröhlichen Ewigkeitsruhe im Schoße des Nichts". Mich hat Entsetzen gepackt, und da bin ich nun. Ich ertrage es nicht mehr!" „Du erträgst es so lange, bis der Himmel selbst ein Ziel setzt", sagte die Priorin erschüttert, aber entschieden. „Und weißt du so gewiß, daß Herz und Seele deiner Mutter Ja sagen zu den unsinnigen Nachbetereien? Wann war es doch, als du sie nach einem ähnlichen Fest in Tränen fandest?" Elena seufzte. „Ja, das war eine Standes die deuchte mir ein Wunder und ließ mich auf Wunder hoffen. Das war eine ganz fremde Seele, die da aus meiner Mutter weinte. Als ich aber nach einer Stunde wieder bei ihr anklopfte, hat sie sich verleugnet. Dorotie sagte mir, sie habe sich von der -Herzschlappheit" wieder erholt. Da spürte ich die Kluft zwischen uns noch tiefer. Da kann nur einer noch eine Brücke schlagen, aber er tut es nicht." „Kind!" Die Ordensfrau hob ernst den Finger. „Während du hier zagst, hat der große Herzenlenker die Brückenpfähle vielleicht schon geschlagen. Wo wäre eine Kluft, die Er nicht überbrücken könnte? Doch, wo bleibt unser felsenstürzender Glaube?" Elena stand mutlos an der Tür. „So muß ich wohl wieder gehen. Für jedes arme Gassenkind ist hier ein Plätzchen, nur nicht für mich. Und ich bin heimatloser als sie alle." Priorin Mechtildis legte ihr die Hand aus die Schulter. „Harre noch ein Weilchen, aus, mein Kind. Vielleicht ist die Ablösung näher, als du glaubst." Elena schluchzte jäh auf und lehnte einen Augenblick den Kopf an den Türpfosten. In ihr Gesicht stieg langsam dunkles Rot. „Sind Sie denn gar nicht bange um mich, Ehrwürdige Mutter?" „Warum denn?" „Ich bin doch auch ein Menschenkind von Fleisch und Blut. Es ist nicht nur die Seele in mir, die nach Glück und Erfüllung dürstet. Es ist auch anderes in mir, ein Verlangen nach einem Glück, das nicht so hoch und einsam liegt, das auch die Sinne sättigt, das nicht so strenge Absage gebietet an alles, was die Natur liebt und die andern als selbstverständlich erstreben. Dann schauert's Verschgänge mit dem Motorrad. — Der Verkehr der Missionäre Afrikas mit ihren weithin zer-[t reu te n -Lhristen-gemein-oetii hat ohn-e Zweifel durch den Gebrauch bcs Motorrades eine gewisse Erleichterung erfahren. So haben Heiligen-Geist-Mis-sionäre der Station Eme-knku in Süd-Nigeria in sechs Monaten 136 Versehgänge mit dem Motorrad gemacht nnd dab>ei 3355 Meilen zurückgelegt. Allein im Quit mußten sie für 35 Versehgänge die Strecke non 779 Meilen bewältigen. Das Bild zeigt uns eine Werkstätte der Heiligen-Geist-Missio-näre am Unteren Kongo (Angola). -(Fides.) mich vor den kühlen, weißen Lilien in einsamen Klostergärten, und ich möchte alle Rosen der Erde an mich reißen und mich in süßen Rausch trinken. So war es eben wieder, als Morten mir überschwenglich das Glück an seiner Seite schilderte und mich beschwor, ihn endlich zu erhören. Seine Seele ist der meinen fremd, er höhnt und leugnet den, der mir alles ist. Und doch — und doch, in diesem Augenblicke riß die Inbrunst seiner Stimme mich mit, ich fühlte mich von aller Kraft verlassen. Bis es mich jäh durchzuckte wie ein strömendes Weinen. Da wurde ich mir bewußt, daß E r mir wieder über die Schulter sah, der mich schon einmal am Scheidewege zurückriß. So sicher war es, als läge seine Hand auf meiner Schulter und als sagte mir eine Stimme glückselig und gebietend ins Ohr: ,Jn meine Hände habe ich dich geschrieben, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, und du bist mein/ Mir ging der heiße Saal mit seinen Menschen und feiner bunten Lust wie ein Wirbel um; da bin ich ^geflohen. Hätte ich es nicht getan, ich wüßte nicht, was ans mir geworden wäre." Sie schlug aufweinend die Hände vors Gesicht: ,/Wenn ich mal nicht mehr fliehen könnte!" Es war zum erstenmal, daß sie der mütterlichen Freundin den Kampf der beiden gegensätzlichen Mächte in ihrer Seele offenbarte. Schwester Mechtildis nahm die bebende Mädchenhand in die ihre und drückte sie einen Augenblick an ihr Skapulier, unter dem ruhig ein in Gott stillgewordenes Herz schlug. „So ist es recht, Kind, nicht mit fliegenden Fahnen und auf bequemen Wegen zieht der Streiter in den Kampf, nein, in Hitze und Mühsal erklimmt er die steilen Höhen, durchbricht- er feindliche Wehren, überwindet er Abgründe und schlägt er heiße Nahkämpfe ab. Welch ein Kriegerschild ist dir lieber, einer, der blank und glänzend und unberührt vom Kampfgetümmel bleibt, oder der in tapferem Streit zerbeulte, vom feindlichen Speer zerstochene und doch unzerbrochene? Sei guten Mutes, Kind Elena, du bist nicht allein. Viele beten auf dem Berge Gottes, während du im Tale kämpfst. Du wirst es einmal erfahren." „Damit vertrösten Sie mich schon so lange", sagte Elena leise, „aber warum darf ich es heute noch nicht erfahren?" „Heilige Neugier", drohte die Priorin lächelnd. „Wirst dich schon noch gedulden. Eines nur, Donnerstag abend acht Uhr spricht in der Heiligen-Geist-Kirche ein fremder Pater über ,Kirche und Mission'. Willst du hingehen?" „Oh,' gern." „Du könntest dich einer unserer Missionsschwestern, die zur Erholung hier sind, anschließen." Die Nonne dachte einen Augen- blick nach: „Halb acht sei im weißen Kleide und schwarzen Hut am zweiten Pfeiler." Elena sagte verwundert zu. Dann raffte sie die Mosen vom Tisch, warf den Kapuzenmantel über, flüsterte einen leisen Dank und ging. Alle Fenster des Hauses am Südwall waren noch hell erleuchtet. Schon von weitem hörte sie die Klänge der Tanzmusik. Sie lief durch eine stille Gasse und gelangte durch eine Seitentür ins Haus. Herzklopfend huschte sie um den Granatpfeiler in der Diele. Im Begriffe, die Treppe zu nehmen, kam ihre Mutter aus dem Blauen Salon, an ihrem Arm Doro-tie. Ein schwüler Duft von Rosen- und Fliederparfüm kam ihr entgegen. Frau Gorlitta ließ die Schleppe ihres gelbseidenen Kleides vom Arm fallen und stürzte auf Elena zu. „O Kind, da bist du! Wo warst du nur? Ich bin halb tot vor Angst!" Sie schlug den Arm um Elena und raunte: „Morten ist rein von Sinnen. Warum quälst du ihn auch so? Er ist hinreißend heute. Eva Römeht und Ada Möhr zehren sich krank nach ihm. Komm rasch, daß er sie und seine Not vergißt . . ." Elena schob die Mutter sanft, aber entschieden zurück. „Ich habe Kopfschmerzen, Mutter. Laß mich zur Ruhe gehen." „Was, zur Ruhe gehen, mitten aus dem Fest, das wir um dich allein feiern?" fuhr Frau Hermine zornig auf. „Laune, nichts als Laune. Jeder unserer Gäste hat zur Mitternacht die Bekanntgabe deiner Verlobung erwartet. Wie eine Königin sahst du aus, als du mit Morten am Flügel sangest. Alles staunte dich an. Ich dachte, daß ihr euch endlich gefunden hättet. Aber kaum wandte ich den Rücken, da warst du verschwunden. Morten hat dich gesucht." „Ich ertrug die heiße Luft nicht mehr, Mutter, und bin ein Stündchen hinausgegangen." „©o, du vertrugst die Luft nicht? Andere vertragen sie. Und du meinst, nach solchen Grillen früge deine Mutter? Ich wette, es steckt wieder irgendeine Kutte 'boijmter oder so ein Aschengesicht von Nonne. Vielleicht gar die arge Person aus der Klosterstraße." Sie wurde blaß und ließ sich auf eine Polsterbank fallen. Elena verstand sie nur mehr halb. „Immer war sie gegen mich ..." Sie sprang wieder auf, ihre Augen flackerten. Sie faßte Elena am Handgelenk. „Wo warst du eben? Ich bin deine Mutter und will es wissen." Elena sah die zornige Frau ruhig an: „Ich war beim lieben Gott, Mutter." „Bei ihr warst du!" keuchte Frau Gorlitta heiser. „Sie hatte es schon auf dich abgesehen, als du noch in der Wiege lägest. Da steckte sie schon hinter deiner Wärterin, daß sie dich mit Medaillen behängte und dich Nonnengebete lehrte. Sie hätte dich damals schon gern in den Aschensack gesteckt. Aber das sage ich dir heute, ich werde die Treibereien dieser gefährlichen Frau zu vereiteln wissen." Elena stand bleich und stumm am Dielenfenster und sah in die Nacht, die nur hie und da ein Stern erhellte, wie Gnadenfunken in dunklen Wirrnissen. Wie ein Spuk umgeisterte sie das Unglaubliche, was die Mutter in ihrem Groll verraten hatte . . . Aus dem Blauen Salon kam Lachen und Lärmen und der Auftakt zum Abschiedsmarsch. Wenn Morten sie hier sähe! Sie griff nach der Hand der Mutter: „Gute Nacht, Mutter." Wie ein banges Reh sprang sie die Treppe hinauf. In den Festräumen verhallten die Festklänge erst, als schon der Tag über die Firnen stieg, der Sonntag, des Herren Tag. (Fortsetzung folgt.) Umschau. Das Missionsjahr 1933. In seiner Radi Botschaft vom 31. Dezember 1933 kennzeichnete der Kardinaipräfekt der Propaganda das verflossene Fahr als ein Krisenijuhr auch für die Missionen. Die Welirnirtschaft strife zieht ihre Kreise und muß na tun runtime mb iy auch die in fo vieler Hinsicht abhängigen Missionen erfassen. Es ist kein Zweifel, daß Äiaririnal Fumafoni-Giondi damit das Richtige getroffen hat. Nicht blinder Optimismus, nur klares Schauen kann auch hier von Nutzen fein. ^-1 s Wirkungen de r W e li m i r t-s ch a f t s lk r i f e müssen m ir -eine Minderung, wenn nicht gar ein Werfiegen mancher örtlichen Hilfsquellen und ihren Rückschlag auf die Gebefreudigkeit der Gläubigen buchen. Auch die ein- heimischem Christen werden masfenw-eise in das Glend hineingerissen und die nolle id end>en Missionskassen noch weiter entleert. Die landwirtschaftlichen Ausfuhrprodukte der Missionsländer finden temen kaufkräftigem oder überhaupt keinen Absatzmarkt. So h>aben der Kautschuk vier Fünftsb die Kopra (Kokosnuß) drei Viertel, die Sisal»(Ägwve-)Fwser gmci Mn stel ihres Wertes vom Jahre 1929 eingebüßt. Weit ausgedehnte Kautschukpflanzungen mutzten der Wildnis überlassen. die Arbeiter (Sammler) entlassen wer-den. Anderswo unterhält man gramr noch die Pflanzungen!, ohne aber die Schröpfumgen vorzunehmen. Die KolonialbUdgets!arbeiten allenthalben mit Defizit und die staatlichen Zuschüsse an die schulischen und medizinischen Missions--anstalten roerbem stark gekürzt oder gang eingestellt. Die Bergwerksindustrile macht keine glänzenden Geschäfte mehr. Dem Diamant fehlt das Absatzgebiet, die Felder von Kimberley wurden geschlossen. Der Kupfermarkt 'ist im einem solchen Maße zurückgegangen, traft die Minengesellschaft in Katanga zwei Drittel ihrer Belegschaft kündigen mußte. Die Handarbeitskrife, wie sie vor fünf Jahren grassierte, hat jetzt überall der Ar- beitslosigkeit Platz gemacht. Der Dollarsturz und die Pfundschwankungen haben die Wirtschaftskrise um die Geldkrise verschärft und einen langfristigen Kredit zu einer Unmöglichkeit gemacht. Die Einnahmen des Werkes der Maubensver-LreitUng. die!scho>n 1982 eine Minderung von 13 Millionen erfahren hatten, haben neuerdings um 3 Millionen abgenommen. Das bedeutet eine 30prozentige Senkung gegenüber dem Einnahmen von 1930. Man tint gut daran, sich zu erinnern, traft die Einnahmen durch tras Werk der Glaubensverbreitung, Apostel-Petrus-Werk und Werk der heiligen Kindheit nur etwa ein Zehntel der Jahresausgaben der katholischen Missionen dek-£en. Was aus der Kaffe der Missionsinstitute oder -aus direkten Spenden Wfließt, ohne traft eine Statistik es erfassen kann, wurde ebenso hart 'Betroffen. Oft handelt es sich um Neuschöpfungen, Seminare, einheimifch>e Diözesen, Universitätsinstitute, tne errichtet wurden und 'aus Mangel an Betriebskapital während d-er ersten Jahre ihres Bestehens unbedingt Hilfe brauchten. Die wirtschaftlich-finanzielle Krise hat sie im schwierigsten Augenblick erfaßt und oft steht ihre Existenz auf dem Spiel. Kinderbegräbnis in der Kolonie Kenya in Ost-afrika. — Kikuyu-Kind er kehren von der Beerdi-guirg eines >ihrer Spiel-unb Altersgenossen heim. Der Priester auf dem Bild ist ein geborener Kikuyu und arbeitet mit den Con-solata-Missionären von Turin zusammen. Die Schwestern von derselben Iuriner Kongregation unterrichten mit den einheimischen Lehrern in diesem Abschnitt von Kenya 7000 Kinder. (Fides.) MM 90 Stern der Neger Heft 6 Trotz alledem herrscht im großem g en. Die Schaffung neuer Sprengel wurde vielleicht durch die Krise etimas verzögert, keineswegs ausgehalten. Der zahlenmäßige Zuwachs der Katholiken war am stärksten in Zentralafrika, in Belgisch->Kongo mit Ruamd'a und llrundi, wo die Getauften die erste Million überschritten. Mit Einschluß der Tausbewerber kommt man auf ein und eine halbe Million. Der jährliche Zuwachs übersteigt' hunderttausend. Der Eucharist is che Kongreß für die drei Vikariate von Nieder-Kongo (Matadi, Leopoldville, Kisantu) war mit seinen 12.000 Teilnehmern ein Ereignis. Auch Kamerun im Süden des Sanaga (den Norden hält der rasch südwärts vordringende Islam) ist der Schauplatz von Massenbewegungen zum Christentum, desgleichen das Zentrum von Madagaskar mit seiner starken Katholischen Aktion, ähnlich in Indien Chota Nag- pore und die benachbarten 'Gebiete, wo die Bewegn n.g noch an Baden gewinnt. Die Erzdiözese Goa hat 600 Priester und stellt andern Diözesen Indiens 90 Missionäre. Die vier syro-malaba-rischen Diözesen zeigen zumal in Changana-cherry und Ernakulam eine Fülle von Berufen, die -ganz Indien zugute kommen. Die Unions« bestrebungen der Jakobi ten in den zwei Diözesen mit malankarischem Ritus — Trivandrum und Tiru valla — dauern an. Hingegen hat die Selbstachtungsbewegung unter den Parias im Süden chrtstenfeindlichen Charakter .angenommen und Abfälle hervorgerufen. In Japan ist der Fortschritt außerordentlich langsam; bei einer jährlichen Zunahme der Gesamtbevölkevung um eine Million beläuft sich der Zuwachs der Katholiken in der gleichen Zeit auf 2000! In China haben die Katholiken nach der letzten Statistik von 1932 um 30.000 zugenommen. Bei 77.000 Kindertaufen in christlichen Familien und 57.000 Er.wachsenentaufen müßte bas Resultat ein anderes sein, wenn die Hindernisse nicht wären. In den islamitischen Ländern ist soviel wie kein merklicher Fortschritt zu verzeichnen. Die S ch u l o r g a n i s a t i o n hat sich behauptet. Trotz der oft zugespitzten Innenpolitik mancher Länder erlitt die Fortführung der bestehenden Institute keine Unterbrechung. Neben der schon erwähnten Aurora wurde auch die katholische Universität Peking (,Fu-jen") von der chinesischen Regierung anerkannt. Sie ging bekanntlich aus den Händen der amerikanischen Benediktiner in die der Patres vom Göttlichen Wort (Steyler) über. Am 15. 'September konnte in Hue (Hinterin-dien) die erste katholische Mittelschule unter dem Namen Kolleg der Vorsehung eingeweiht werden. In den Zeitschriften Europas und Asiens wurde der Gedanke der Gründung einer katholischen Universität in Indien eifrig besprochen. Ihre ExistenKerechtigung tritt um so mehr hervor, als dort zwei mohammedanische, eine hin-duistische (Benares) und mehrere neutrale Universitäten bestehen. Die Zahl der misfionswissen-schaftli.chen Fakultäten nimmt in Europa zu. Die 11. Massivnswiss enschastliche Woche fand vom 27. bis 30. August in Löwen statt; 300 Missionäre haben dort den ganzen Fragenkomplex der Katholischen Aktion behandelt. In Lille nahmen an dem 8. Einführungskurs in die medizinische und andere praktische Wissenschaften 34 Hörer teil. Bei der Ausstellung des heiligen Rockes in Trier, auf dem Wiener Katholikentag, der den Steg Uber die Türken vor 250 Jahren beging., auf der Breslauer Generalversammlung der Frauen-Missionsvereine wurde die theoretische und praktische Seite des Missionsaposto-lates erörtert. Auch der zweite Katholikentag Indiens in Madras verdient Erwähnung. Der Tod hat auch diesmal in die Reihen der Missionäre empfindliche Lücken gerissen. Wir nennen außer den Genera'lsuperioren der Lazaristen und der Afrikanischen Missionen von Einweihung -der neuen Schule in NÄspruit am 13. Jänner 1934. Lyon bie fictkt bet fol-genben kitchRchen Spreu-g-d: Msgr. Mntel <6eul), Teixeira (Myliapore), Coppel (Nagpur). Eorostarzu (Punnanfu), van Hoeck (Ranchi), ©nangeon (Quinhon), Jarlin (Peking), Sheehan <2)nfiang), van der Pas (M-a'lanlg), Blessing (Limon)'. Von Naturkatastrophen verzeichnen wir die M-erschrvemm-nn-g des Gelben Flusses (Hon-wn, Hopei, Shantung), den Taifun vom 1. Nvveinib-er in An-nam, den Wirbslsturm von Far-a-fangana (Madagasbar) und die große Dürre in Südafrika. hFides.) Der letzte Franziskaner von Texas.* Eine geschichtliche Erzählung (Fortsetzung.) Wkui Der Indianer war der eine von den beiden finsteren Dämonen von Texas. Im Jahre 1819 erschienen die ersten Pioniere der germanischen Rasse. Es war, als ob zur Strafe der Mexikaner die höhere Vorsehung -gesagt hätte: „Ich will das Land, das ich dir gezeigt habe, einem andern geben." Verzweifelt stemmte sich die mexikanische Regierung dem anwachsenden Völker-strom aus den Vereinigten Staaten entgegen; vergebens warf sie ihre Soldaten in die verlassenen Forts und Mifswusstativnen an der östlichen Grenze; umsonst erließ Bustamento 'seine scharfen Dekrete -gegen die Einwanderer, führte -Santa Anna seine Scharen an den Jacinto: der nord-amerikanische Mann wußte zu sterben — und zu siegen. Im Alamo und- in Goliad starb -er den Heldentod, und siegreich stand er auf am Jacinto. Unter !denen, d-ie von Osten nach- Texas einwanderten, -gab es viele edle -Männer. Aber es -tauchten -auch- Leute -auf, d-ie als Schisfbrüchi-ge in moralischer und religiöser * A. Laumannsche Ve»tcigSbuchh-and-lu-ng in Dülmen in Westfalen. von Robert Streit, O. M. I. verboten.) Beziehung an der texanisch-en Küste gelandet waren. Texas wurd-e zum Abz-ngs'kanal für -d-ie schlechten Elemente Europas und Nordamerikas, und das to-ai lange Zeit hindurch das große Unglück des Landes. Erst n-ach Jahren, geläutert durch Feuer und Schwert und neu belebt durch- d-as Wort -gottbegeister-ter Missionäre, sollte Texas sich wieder erheben. In der Zeit unserer Erzählung bildete d-er Sabine-River die -Grenze zwischen Texas und den Vereinigten -Staaten. Lange hatten die Grenzstreitigkeiten gedauert. Um dieselben zu schlichten, war man auf den unglückseligen Gedanken gekommen, zwisch-en dem Sabine- und b-ent Ealcasieu-River ein neutrales Gebiet, „neutral ground“, zu errichten. Es mochte an 33 Meilen messen und war sozusagen ein „nomansland“, ein „Niemandsland". Aber in -gewissem Sinne hätte man -auch- sagen 'können, ein „Jed-erman-ns-land". Hier ließen sich nämlich alle diejenigen nieder, die sonst keine Heimat hatten oder haben -durften. Ihr -Gesetz lautete Gewalt, ihre Sprache redeten Revolver und Dolch, ihr Leiben war Verbrechen, ihre Moral hieß 92 Heft 6 Stern der Neger Schlechtigkeit. Religion hatten diese Menschen keine. Und so zogen sie raubend und plündernd durchs Texas. Das Banditen- und -Geheimbündlerwesen war der andere Dämon von Texas. Dies war die Lage der Dinge in Texas während der dreißiger Jahre . . . Einer der schönsten Oktobertage neigte sich zu Ende. Die Sonne hatte ihre heiße Strcch-lenglut gemildert und schwebte, ein purpurnes Lichtmeer, am westlichen Himmel. Allmählich aber nahm Farbentiefe und Lichtstärke ab. Die Dämmerung breitete sich schnell über Prärie und Wald, und bald begann die Nacht ihre -schwarzen Flügelpaare zu schwingen. Den Ufern der Sabine näherte sich eine Anzahl Reiter. Sie bildeten einen wohlgeordneten Zug. In der Mitte zogen langsam und schwerfällig dreißig bis vierzig Pack-tiere. -Schwere Lasten waren den armen Geschöpfen aufgebürdet toörben, und es bedurfte mancher Zurufe und Ermunterungen von seiten der Treiber, um die ermüdeten Tiere voranzubringen. An der Spitze des Zuges ritten mehrere bewaffnete Männer. Auch die Nachhut wurde von Bewaffneten gebildet. Einzelne Reiter sprengten an der langsam sich, vorwärtsbewegenden Reihe auf und ab. Jetzt mochten wohl die Tiere die Nähe des Wassers gewittert haben. Sie stürmten mit einem Male voran und bald schimmerte der Helle Wasserspiegel der Sabine durch, die Userbäume. Dem Flusse war noch kein eindämmender Zügel durch Menschenhand angelegt worden. Er erfreute sich, noch seiner naturwüchsigen Ungebundenheit und ging seine eigenen Wege. Das aber oft in sehr mutwilliger Weise. Hier wandte er sich wie schmollend und grollend von dem Uferrande ab, ließ den SSoibm -öde und -sumpfig und bohrte sich, dort auf der andern Seite tief in den schwarzen Waldgrund hinein. Hier ließ er die Wasser- und Schlingpflanzen, die so üppig aufgewuchert waren, im heißen Sonnenbrände verschmachten und spielte dort mit seinen Wassern um die Riesenleiber der alten Eichen. Aber wenn eine derselben, vom Sturm geknickt, sich zu ihm herniedergelassen oder -wenn sie, altersschwach und -müde, sich zur Ruhe gelegt hatte, dann trieb er, zornig rauschend und triumphierend, seine Wellen über die braune Waldeiche hinweg und zierte sie eitel mit -silbernen Sch-aum-krönchen. Dort, wo das Land halbinselartig in den Fluß hineinragte, hielt der Reiter, welcher bisher schweigsam und ernst vorangeritten war. Mit raschem Blicke überflog er die Umgebung, und 'sich, im -Sattel aufrichtend, rief er seinen zurückgebliebenen -Gefährten zu: „Hier wollen wir -für diese Nacht haltmachen. Morgen kreuzen wir dann die Sabine und übermorgen, so der Himmel es gnädig- -fügt, !sind -wir in Nacogdoches. Da will ich gern Unserer Lieben Frau von Los Pilares eine dicke, pfundschwere Wachskerze opfern und Pater Diaz soll seinen Seg-en darüber sprechen." „Ihr könnt in der Tat von -Glück sprechen, Mister Allen", sagte einer der Männer, welche jetzt neben ihm ihre Pferde anhielten. „Wir sind bisher unbehelligt geblieben, lind -das will -viel heißen in unseren Zeiten." „Der heiligen Madonna -sei Dank, daß wir den ,neutral ground' hinter uns haben", en-tgegnete Mister Allen. „-Er war meine größte Sorge. Unser neu engagierter Führer, Mister William, hat seine Sache vortrefflich' gemacht. Er kam uns wie ein Helfer in der Not, als in Natchidoches drüben uns der alte John so plötzlich krank wurde. Die heilige Jungfrau von Los Pilares helfe ihm bald wieder auf die Beine. -Es ist ja wahr, frischem Holz -und -fremden Leuten soll man mißtrauen und' sie erst probieren, aber bisher bin ich mit Mister William zufrieden. Er ist ein Westmann bester -Sorte, und bei einem solchen darf man den äußeren Men-sch-en nicht -so genau nehmen. Nun, vorsichtshalber -ließ id), noch den ,redman‘ (Indianer) anwerben, und wenn sich auch die beiden, wie mir scheint, nicht gut einander in -die Augen sehen können, so ist doch- ein jeder bestrebt, es dem andern vorzutun. — He, Mister William! Wir wollen hier unser Nachtquartier aufschlagen. Was meint Ihr?" „Kann -mir recht sein", lautete die Antwort des Mannes, der langsam am Zuge herauf,geritten -kam. „über den Fluß noch heut zu kommen, wäre ohnehin kaum möglich. Die Tiere sind müde und abgetrieben." Der Sprecher -war eine kurze, gedrungene Gestalt. Als echter amerikanischer Westmann trug er auf ton Kopfe einen breiten Filzhut, dessen Krempe das sonnenverbrannte Gesicht weit überschattete. Nur ptoeilen blitzte es unter iben schwarzen, -bufchii-gen Augenbrauen voll Lift und Verschlagenheit hervor. Die Kleidung des Mannes bestand aus einem alten bockledernen Jagdrocke unb aus tot Leggins, welche ganz nach- Jndian-erart gebunden und mit Fransen besetzt waren. Um ibte Hüften schlang sich ein dicker roter Schal. Die Griffe einer Pistole und eines Bowiemessers waren durchaus sichtbar. Uber die Schultern hing eine doppelläufige Büchse. Der Westmann sprang vom Pferde und sagte: „Mister Allen, wenn -ich- -Euch einen Rat geben soll, so ist's der: Werdet vorsichtiger und schlürft dies -auch recht den Wachtposten ein, die Ihr d-es Nachts -ausstellt. Den Cal-casieu-iRiver -und das, was drum und dran hängt, haben wir zwar hinter uns, aber die Gegend hier ist nicht minder gefährlich-. 'Es treibt sich da viel rotes Gesindel uncher. Ihr könnt allen vierzehn Nothelfern Sans sagen, wenn Ihr -unbemerkt und ungeschoren durchkommt. Zudem habt Ihr Euch da selbst eine Rothaut -auf den Hals geladen. S-eht zu, wie Ihr sie loswerdet; weiß nicht, ob es gut enden wird. Der ,redman‘ trägt kein Stammeszeichen. Warum nicht? Aber ich -kenne die Kichis und will nicht William heißen, wenn es keiner von dieser Halunkensorte ist." „Habt Dank, Mister William", antwortete Allan. ,Muter Rat ist Goldes wert, und der ©urige soll immer soviel als möglich befolgt werden. Doch der Jndis-hm-an hat mir bisher noch keinen Grund zu irgendeinem Verdachte gegeben. Übrigens haben wir in zwei Tagen unser Ziel erreicht. Es ist immer besser, in Frieden zu scheiden." „Wie Ihr -wollt", versetzte der Westmann. „Des Menschen Wille ist sein Himmel oder seine Hölle." Damit wandte er sich -der nahenden Karawane zu. An -die stillen Ufer des Sabine-Rivers war mit einem Male reges Leben gekommen: ein geschäftiges Durcheinanderhasten und -rennen und -rufen. Die Treiber sattelten -die Tiere ab, und die armen Geschöpfe stürzten sofort im Galopp dem Wasser zu, tun -den brennenden Durst zu löschen. -Auf dem freien Platze aber, 'dicht an -den Ufer-gebüschen, erhoben sich schon -die weißen Lagerzelte, und am prasselnden Feuer wurde das Abendbrot bereitet. Es war ein schwerer Tag gewesen, und doppelt angenehm wirkte nun die Mühe. In verschiedenen Gruppen verteilt, saßen -die Männer um die wärmende Glut, -denn kühl weihte bereits beim Nach-twerden 'der Wind von -dem Wasser herüber. Bald wurden die Wolldecken hervorgeholt, um sich -dem wohlverdienten Schlafe hinzugeben. Das Lagerfeuer brannte kleiner und kleiner, und immer enger schloß sich der schwarze Nachtkreis um die Schläfer. Am Himmel aber -war in wunderbarer Fülle und Pracht die Sternenwelt heraufgezogen und funkelte herab auf die schlummernde Erde wie eine ewige -Verheißung des Die Netspru-it-SchuIe. — Rückseite. Friedens hoch über dem irdischen Kampfplätze. 6. Eine Störung. Am SabineMiver war es still geworden; mir in dem Buschwerk des Uferrandes zuweilen ein Knistern und ein Knacken der Zweige. Es waren Raubtiere, die nun ihr nächtliches Handwerk begannen. Bon den Bäumen tönte der schrille Ruf der Eule. Der Mond stand am Himmel, und sein fahles Bild zeichnete sich im zitternden Wasserspiegel des Flusses. Die Nacht war bereits vorangeschritten. „Henry", rief einer der wachthabenden Knechte. „Hast du nicht eben den Ruf von dort drüben gehört?" „Wo dort drüben?" frug der Angeredete, und er rieb sich schlaftrunken die Augen. „Dort drüben, vom Flusse her." „Wirst geträumt haben", meinte der andere. „Nein, träumen ist nicht meine Sache. Doch still! ... Da wieder . . . !" Beide Wächter lauschten aufmerksam. „Wahrhaftig, da ruft jemand . . ., es ist ein Hilferuf!" „Wir müssen hin!" „Halt! Das Lager dürfen wir nicht unbewacht lassen. Ich will schnell Mister Allen wecken." Der Mann lief zu den Lagerzelten, und bald waren einige der Leute auf den Beinen. Als die Männer hörten, um was es sich handle, griffen sie zu den Gewehren und machten sich mit den Wachen auf den Weg. Sie wandten sich dem Uferrande zu und schritten vorsichtig und langsam den Fluß hinauf, in der Richtung, aus welcher der Ruf gehört worden war. Es hielt schwer, durch das wirre Schilf- und Busebgestrüpp vorwärtszukommen. Wie ein Flüchtling, der sein Geheimnis zu verbergen sucht, trieb der Fluß, schnell und unheimlich rauschend, seine im bleichen Mondstrahl zitternden Wellen vorüber. Einer der Männer strauchelte über die Wurzelknoten, welche das Wasser längs des Ufers ausgewaschen hatte, und dabei entlud sich das Gewehr des Mannes. Das Echo des Schusses war noch nicht verklungen, als von neuem, und zwar in unmittelbarer Nähe, vom Flusse herüber ein Ruf ertönte. Die Männer hielten an. „Hallo!" rief einer derselben. „Ist dort drüben ein Christenmensch in Not?" „Hilfe! . . . Hilfe! . . ." wimmerte eine Stimme. Die Leute schauten erschreckt zum Flusse hinüber. Aber erst allmählich gewöhnte sich das Auge an den schwarzen Dunstkreis, der über dem Wasser lagerte. Nur ein dunkler Gegenstand, welcher mit den Wellen Vorwärtstrieb, war bemerkbar. „Barmherziger Himmel!" rief plötzlich einer der Männer. „Dort schwimmt ein Mensch aus einem Baumstamm im Wasser." „Weshalb lenkt er nicht zum Ufer . . .?" „Stoßt ans Ufer herüber", schrien mehrere von den Leuten hinüber. „Hilfe . . .", die Stimme verlor sich, und ein Plätschern ließ sich vernehmen, ein Zeichen, daß der Mensch dort mit den Wellen zu kämpfen hatte. „Er ist auf dem Baumstamm festgebunden", bemerkte jetzt ein anderer. Die Männer strengten ihre Augen an, und nun erkannten sie deutlich die Umrisse eines Menschen, der auf einem dicken Baumstamm ausgestreckt lag. „Hier können wir ihm nicht beikommen", sagte Mister Allen. „Wir müssen dort hinunter zum Lager, wo sich das Wasser in der Krümmung staut. Mir nach, Leute." Etliche dreißig Schritte flußabwärts, in der Nähe der Lagerzelte, machte der Fluß eine scharfe Biegung nach rechts. Infolgedessen trat das linke Ufer weit in den bisherigen Wasserlauf hinein, und es bildete sich auf diese Weise hier eine kleine Bucht. Hierher eilten die Männer und blickten mit Ungeduld auf den Wellengang, welcher den Baumstamm langsam heranschwemmte. Wie Mister Allen richtig vorausgesehen, mußte das Holz mit dem Wasser in der Biegung stauen und konnte vom Ufer aus leicht erreicht werden. Einige Männer sprangen rasch entschlossen in den Fluß und stießen den Baumstamm nahe an den Uferrand. Man hatte sich nicht getäuscht. Der Schwimmer war mit Stricken an den Stamm festgebunden. Ein paar Schnitte mit den scharfen Messern befreiten ihn von der schwankenden Lagerstelle. Hierauf zog man ihn ans Land. „I thank you, gentlemen“, rief her Unbekannte, indem er sich reckte und dann seinen Rettern kräftig die Hand schüttelte. „Thunderstorm! War'das eine Fahrt!" „Dankt es der Vorsehung, Mister, daß Euch die Krokodile nicht holten", sagte Mister Allen. „Müssen keinen Appetit nach der Lederjoppe des alten Jackson verspürt haben. Aber alle Wetter, es war doch die höchste Zeit, ich fühle meine Knochen nicht mehr." „Kommt, Mister Jackson. Nachher könnt Ihr uns von Eurer Fahrt erzählen. Ein paar Glas Brandy werden Euch die Lebensgeister wieder sammeln. Und hungrig wird Euch die nasse Reise auch gemacht haben!" Man schritt zum Lager. Hier war inzwischen der Vorfall bekannt geworden, und alles drängte sich neugierig den Ankommenden entgegen. Nachdem Mister Jackson trockene Kleider angezogen und etwas gegessen hatte, begann er zu erzählen: „Gentlemen! Die Zeiten werden immer schlechter. Mit jedem Tage nimmt mehr und mehr das rote Raubgesindel überhand. Es plündert, stiehlt, lyncht und skalpiert, daß es nur so eine Art hat. Kein Mensch, am allerwenigsten der weiße, ist vor ihren Messern sicher. Daß sie mir heute nicht meinen Haarpelz abgezogen haben, sondern mich schwimmen ließen, daran ist folgende Geschichte schuld. Sie stammt aus alten Tagen. Doch verzeiht, Gentlemen, vergaß ganz, mich vorzustellen. Bin Trapper seit Jahren, und der alte Jackson hat manchen Tierbalg umgedreht. . Kurz, 's war drüben am Trinity-River. Da hatten die rothäutigen Kichis einem Farmer bei Nacht und Nebel die besten Pferde aus dem Stalle genommen. Der Farmer war mir ein guter Freund, und so half ich ihm halt die Langfinger einsangen. Wir kriegten den Häuptling, Quayhamkay (Steinschuppe) hieß er, in unsere -Gewalt, und nach altem Farmerbrauche ließen wir ihn auf dem Trinity schwimmen, just wie's mir heute passierte. Wir hätten dazumal die Rothaut einfach aufknüpfen sollen. Nun, es war geschehen, und Quayhamkay schwur uns Rache. Vor einigen Wochen war ich nun mit meinen Fallen an den Sabine-River gezogen und fiel hier in die Klauen der Feinde. Da habt Ihr, Gentlemen, meine Geschichte. Und nochmals sag' ich's", wetterte der alte Graubart weiter, „alles kommt davon her, daß man die roten Gesellen mit zu zarter Hand anfaßt. Zu Paaren sollten sie getrieben werden, dann kurzer Prozeß und mit ihnen hinüber in die andere Welt." „Ei, ei, Mister Jackson, laßt Euch im Eifer und im Zorne nicht die Zunge durchgehen. Der rote Mann ist halt auch ein Mensch, den der liebe Herrgott geschaffen und ein Recht zu leben gegeben hat." Mister Allen hatte diese Worte gesprochen, und er fuhr fort: ,/Sr muß eben zu einem brauchbaren Menschen erst gemacht werden . . ." „Pah, Sir", fiel ihm der Trapper ins Wort. „Da habt Ihr noch wenig Erfahrung. Wie lange seid Ihr schon im Lande? Unser Texas wär 's schönste Land der Erde, wenn diese roten Schufte nicht wären. Manche Missetat steht ihnen auf dem Kerbholz. Geradezu unerhört sind die Grausamkeiten, die sie sich am weißen Manne erlauben. Habt Ihr denn nicht gehört, Sir, wie's die Komanchen vor zwei Jahren in San Saba getrieben haben? Dann die Karankahuas am Kolorado? Die Apachen oben am Rio Grande?" „Vergesset nicht, Mister, daß auch viele Weiße sich an ihnen versündigten. Warum behandelt man sie als solche, die kein Recht haben? Warum hat man ihnen die Missionäre genommen? Die hätten noch etwas Brauchbares aus ihnen machen können." „Mister Allen, das sind Ansichten. Wenn Ihr aber meinen Rat annehmen wollt, so seid auf Eurer Hut, wo immer eine Rothaut sich blicken läßt." ,/Ener Rat ist gut. Bisher bin ich jedoch mit unserem Jndishman zufrieden." „Wie", rief der Trapper, „Ihr habt einen Indianer bei Euch?" „Er ist dort drüben bei den Knechten am Feuer." „Hm! . . . Wann ist er zu Euch gestoßen, Sir?" „Ich habe ihn in Natchidoches als Führer angeworben." „Thunderstorm! Mister, wenn Ihr da keinen dummen Streich gemacht, will ich Euch Glück wünschen. Wenn ich an Eurer Stelle wäre, müßte die Rothaut auf der Stelle dort am Aste baumeln. Eine Kugel wäre viel zu schade. Und am Ende ist es gar einer von diesen Kichis. He, Rothaut! Laß dich einmal am Lichte besehen." Der Indianer saß stumm und etwas abseits von dem Feuer, um welches mehrere Knechte lagerten. Keines der Worte, die der Trapper gesprochen, war ihm entgangen, aber in dem bronzenen Gesicht verriet nichts die geringste Bewegung. Auch jetzt schien er die Aufforderung des Trappers überhört zu haben. „Bist du taub, Rothaut?" rief Jackson erregt und stand auf. „Woher kommst du und wer bist du? Aha! Seht, Mister, der Kerl hat kein Stammeszeichen, und die Farbe hat er abgekratzt. Farblos . . . Mister Allen, nehmt Euch in acht!" Der Indianer hatte sich langsam erhoben, und indem er einen stolzen, verachtenden Blick auf den Trapper warf, sagte er: „Wer ist dieses Bleichgesicht, und woher kommt es?" „Warte, elende Rothaut; ich will dich Höflichkeit lehren", schrie Jackson, noch mehr durch das Benehmen des Indianers ausgebracht. Dieser aber, bewahrte eine kalte Ruhe. Langsam näherte er sich dem Trapper und rief ihm leise einige indianische Worte zu. Ein bleicher Schatten flog über Jacksons Gesicht, und für einen Augenblick war der Trapper wie sprachlos; dann aber rief er zornig auffahrend: „Das wagst du mir zu sagen?-----------Das sollst du mir büßen!" — Und er wollte sich auf den Indianer stürzen. Dieser aber zog blitzschnell ein Messer aus dem Gürtel und erwartete den Gegner. „Seht", rief der Trapper, indem er sich zu Mister Allen wandte und auf das Messer deutete, das der Indianer bisher in seinem Gürtel verborgen getragen hatte. „Seht, da zeigen sich schon des Esels Ohren oder des Tigers Krallen, wie Ihr es nehmen wollt. Gebt acht, ob nicht bald das rote Gesindel aus den Gebüschen dort über Euch herfällt." Ein starker Windstoß, welcher durch die Bäume fuhr, verlieh diesen Worten noch mehr Nachdruck. Erregt sprangen die Männer, welche bisher lautlos der Szene zugeschaut hatten, vom Feuer auf und griffen zu den Waffen. Mister Allen gebot Ruhe. Er war gleichfalls durch diesen Austritt peinlich berührt. Was konnte der Trapper für einen Grund haben, mit solchem Haß dem Indianer zu begegnen? Vielleicht mochte es die erlittene Unbild sein. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger! Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung! Missionshaus „Maria Fatima", Post Nnterpremstätten b. Graz, Stink Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois toils-ling, F. S. C., Generalassistent, Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstäiten bei Graz; für Deutschland! P. Heinrich Wohnhaas, f. 8. C., Missionssemiuar St. Josef, Ellwangen^Jagst, Württemberg. — Universitäts-Buchdruckerei „Styria", Graz.