Kamstag den 13. December 1828. An das wohlthätige Dnblieum m Uaibach. IMie Beobachtung der bisher gewöhnlichen schönen Sitte, sich der sonst gebräuchlichen Neujahrs-Wüusche durch Orlaß Nartcn zu entheben, und den dafür einkommenden Betrag der hierorti» gen Armen zuzuwenden, hat fo'vorthcilhaft zur Lmderung der Noth unserer leidenden Ncbenmenschen gewirkt, daß man keine Fehlbitte zu wagen glaubt, dieselbe Wohlthat auch bei dem herannahenden Jahreswechsel ansprechen zu dürfen. Srlaßkarten können von heute angefangen im Comptoir des Armcninsiituts-Gassiers, Wrn. Ueopolv ^rörentlich gegen den gewöhnlichen Erlag ron 20 kr. für die Person, ohne jedoch bcr gewohnten Großmuth des wohlthätigen Publicums Schranken zu setzen, erhoben werden. Die Namen der Neujahrs-Gratulanten werden in gedruckten Verzeichnissen der ^,kitung heigelegt, und der eingegangene Gesammtbctrag wird besonders bekannt gemacht werden. ^on der Armeninstituts Commission 5n Naibach am lw lNerember 1828. N u h e. Drei Moment» der Liebe. l. ^ch will ruhic,, ruhig will ich senn, Kti»cn ttaut mehr gönnen meiner Kehle; Laßt nur lrst o.usjubel» mcme Sccle, Denn S'.ie licbt mich, denn Sie neunt sich mein ! - Hört cs, weichgeschass'ne MiMoneu, Hört eö,, alle Wcsen aller Zonen! Sinnt auf Jubel, unversucht und neu/ Und mit diesem Mimt dann incinem beil Nickt umsonst hat' dieses Herz geschlagen! Auch mein Tac, fand seinen Connenscheiu! Laßt nur das noch einmal laut mich sagen,. Und dann wUl ich ruhig —ruhig ssvu! 3. Ich will ruhig, ruhig will ich seyn! Nlchig in der Seele klarem Spiegel Malt sich mir der Gegenliebe Siegel, Wi, nn See der wipfelstille Hain; Die Gefühle zieh'n. nie helle Bäche, Schwci.gsamsn'omcnd, l^mgs der grünen Fläch«, M ----' Und. dem stmmngsrührten Pllger gleich, Schwelgt das Herz in diesem Feenreich! Keine Saite fühl' ich schmerzlich beben , Keine Hand greift störend in mich ein; Sanft im Gleichgewichte schwebt mein Leben, — Ja ich kann — ich will nun ruhig seyn! 3 Ich will ruhig, ruhig will ich seyn! Ach und kann. und kann nicht ruhig werden; Meines Glückes ganz Gebäud' auf Erden Brach mit einmal, dumpfnachdonnernd «in! Sie, der ich so liebend nachgehangen, Si«, die mich so täuschendwahr umfangen, Sie war falsch — wo wohnt die Treue noch? Ach! und Treue braucht der Mensch ja doch! Und ihr fordert, daß ich ruhig werde? Q seid mild, laßt mir die laute Pein! Wenn mcht auf, doch einmal in der Erde, Werd' ich ja recht lange ruhig seyn! Ioh. Gabr. Eeidl. Interessante Mittheilungen aui der >4, 2 nVer - unv ^olkerkunVe. Nach den Berichten neuerer Reisender Iagdscenen in Brasilien. Im Innern von Brasilien bieten die dunklen Wal« dir, die sumpfigen Niederungen und hügeligenFluren, w denen nur einzelne Zwergbaume sichtbar sind, verschiedene Atten von Jagd dar. In den Waldungen suchen die Jäger mit Hilfe ihrer gut abgerichteten Hunde das Hochwild, Schweine, Rehe, Onzen und den Tapir auf. Die Jagd auf den letzteren ist besonders angenehm, weil sie zuzleich gefahrlos ist. Mehrere Jäger Jellen sich in den Niederungen des Waldes auf, durch welche die Tapire aus den benachbarten Sumpfwiesen zu wechseln pflegen. Ein jeder nimmt seinen Stand an einem starken Baume, um sich, wenn das Thier gerade auf ihn zulaufen sollte, dahinter verbergen zu können, und erwartet hier das Wild, welches, durch einige Treiberund die Hunde aufgescheucht, die gewohnten Wege durch den Wald einschlägt. In den Standen oer Erwartung, welche der europäische Jäger an solchen Plä: Hen zubringt, kann er sich den Eindrücken des Stillte.-vens in einer brasilianischen Waldung überlassen. Sei-' ne Augen schweifen an den ungewohnten Formen der Baume, des Laubes und der Früchte umher, er beobachtet die Neugieroe der Assen, welche an oie äußersten Aste herabkommen, um bie fremde Erscheinung zu Ke: trachten, den stillen Krieg derInstcten, die Geschäftigkeit großer Ameisen; aber plötzlich wird der Wald lebendig; der Tapir erscheint, von den klaffenden Hunden verfolgt, und bricht mit vorgestrecktem Kopfe und geringeltem Schwänze in gerader Linie durch das Dik-kicht, alles vor sich niederwerfend, was ihm in den Weg steht. Der Lärm ist so groß, daffl selbst der geprüfte Jäger scheu hinter den Schuß seines Baumes tritt, um von hier aus das Wild in Hals oder Brust zu treffen. Die Brasilianer bedienen sich auf biescx Jagd sehr langer Kugelstinten. Kühne Jäger wagen wohl auch, dem vorüberrennenden Hapir ein breites Messer in die Brust zu stossen; dieß ist jedoch immer gefährlich, denn obgleich das Thier weder durch Zähne noch durch Klauen verwundet, so kann es doch>durch den gewaltigen Stoß, welchen es mit seinem Rüffel ausübt, bedeutend verletzen. Schwieriger und gefährlicher ist die Jagd auf die Onzen, welche in diesen an Hornvieh reichen Gegenden ziemlich häusig sind. Sie sind viel unsteter, schweifen beständig umher, ihre Fährte ist nicht leicht aufzufinden, man begegnet ihnen oft nur zufällig, wo dann die Gefahr um so größer ist. Hat man eine Gegend ev-kundet, in weicher die Onze nach dem Wasser geht oder die Heerden beschleicht, so legt man sich mit den Hunden in Hinterhalt und greift sie an, nachdem diese gepackt haben. Nach dem Schusse pflegt der Jäger augenblicklich seinen Stand zu wechseln, weil die Onze nach dem Rauch springt ; ist er nicht so glücklich dem wüthenden Thiere auszuweichen, so wird er mit einem Streiche der Vordertatzen zu Boden geschlagen, worauf ihn die Onze, nachdem sie sich, über ihm stehend, der Beut« versichert hat, eine Weile ruhig betrachtet. Mehrere Jäger sind in diesem Momente der Todesgefahr durch die Geistesgegenwart und Ge schicklichkett ihrer Gefahr, ten gerettet worden, welche die Onze auf b.m Gefallenen erschossen. Die Fluren durchstreift man zu Pferde, man erlegt daS Cuendo, eine Art Stachelschwein, welches die Bäume besteigt und sich mittelst des Wickel' schwanzes wie manche Affen, an den Ästen festlM, den großen Ameisenfresser, dessen abenthcuerliche E e-stalt die Pferde scheu zu machen pflegt, und dasStink -thier, welches durch seine stinkende Exkretion oft die Jäger zwingt, von seiner Verfolgung abzustehen. In den sumpfigen Niederungen, an ste> hendm Gewässern und schmalen Bächen findet man min-der edle Gegenstände für die Jagdlust, nämlich di? großen Amphibien, Ricsenschlangtn und Kaimans. Die Riesenschlange findet man gewöhnlich in den lichten Wäldern, wo bie Bunipalme steht, und es ist '' gefährlich, sich den tiefsten Puncten dieser Gegenden zu nähern. Bisweilen erreicht sie eine so ungeheure Größe, baß sic, im Grase liegend, auf den ersten Blick mit ei' i nem um^cs:u.>rn Sl.unme der Palme verwechselt wer- den sann. Die Riesenschlange ist nicht durch Gift, son-oern durch ihre große Stärke gefährlich. Beim Angriffe stützt sie sich durch einige Windungen 5e5Schwanzes an einen Vaum oder Felsen, und wirft sich »Von wem hast du das?« — »Von dem Dentschtschick Kurieff!« — «Schaffe mir ihn augenblicklich!« — Kurieff hatte aber die Kaiserinn nach einem Lustschtosse begleiten müssen, und es war unmöglich, daß er eher, als spät Abends, zurückkehren konnte. In vollem Grimme, dem er in dieser wichtigen Sache nicht eher Luft machen wollte, bis er den Verräther entdeckt hatte, ging nun der Kaiser in seine Drechsler« Werkstätte, wo er den Meister Andreas Nartoff und den Lehrling Boris Solkotje fand. Peter sah diesen besonders gern, denn der Bursche war sehr munter und geschickt, und so dürfte er sich schon was erlauben. Nun batte der Kaiser befohlen, daß, so oft er in die Werkstact käme, und sich an die Drechselbank setzte, Boris ihm die Mütze abnehmen sollte, wenn er sie etwa auf dem Kopfe behielte. Diesesmal geschah es; Boris lief augenblicklich herbei, griff aber so hastig zu, daß er mit der Mutze zugleich einen Büschel Haare erfaßte, und dem Kaiser empfindlich wehe that. Der Monarch, jetzt im höchsten Grade mißgelaunt, sprang auf, zog seinen Hirschfänger, denn er immer zu tragen pflegte, wenn er eben nicht Militär seyn wollte, lief jähzornig auf Boris zu, und würde ihn umgebracht haben, wenn der Bursche nicht voller Schrecken so eilig davon gelaufen wäre, daß der Kaiser bald zurück bleiben mußte. Er ging indeß in der größten Heftigkeit aus der Werkstatt, und befahl dem Meister Nartoff, ihm den Jungen zu schaffen. Gegen Abend kam der Kaiser in die Werkstatt; der Zorn war verraucht, und da er sah, baß Boris noch immer fehlte, sagte er zu Nartoff: »Der verdammte Bursche hat mich tüchtig gezaust; er hat es aber gewiß nicht so böse gemeint. Es ist mir lieb , baß «r zu rechter Zeit davon lief; wenn er wieder kommt, so sag' iym nur, es solle weiter nicht davon die Rede styn;^lnd für die Angst, die er gehabt, ihm was zu gute kommen.« — Boris fand sich aber an diesem Ta« ge nicht wieder ein. Am nächsten Morgen wurde dem Kaiser der Dentsch-lschick Kurieff vorgeführt, der die Kunde von dem Zu-Ze nach Persien verbreitet hatte. »Woher hast du die Lüge?" fuhr ihn der Kaiser an, und Jener antworte-le - .. Von dem Papagey Issrer Majestät der Kaiserinn: als ich vor zwei Tagen im Vorzimmer derselben war-len mußte, hörte ich ihn mehreremal ganz deutlich sa- gen : °kll I>ei-5i pÄ^iom ! « >—. Peter ließ sogleich den Fürsten Mentschikoff holen, führte ihn zur Kaiserinn, und fragte: «Wer hat das Geheimniß von dem Feld' zuge nach Persien verrathen?" — Wcide betheuerten feierlichst, daß sie Keinem eine Sylbe davon vertraut hätten, und der Kaiser wandte sich nun zudem Käsige des Papagey's, indem er sagte: „Seht, da sitztderVer-räther!" Er erzählte dann das Vorgefallene, und schloß milden Worten: »Weder bei Dir, Cathinka, noch bei mir darf ein solcher Ausplauderer sich aufhalten; ich schenke diesen papagey dem Boris Solkotje, und ,.^ße ihm ein Iahrgeld, wovon er ihn ernähren kann, und aucl» noch etwas für seinen^Schreck übrig behält.« Der Papagey mußte sogleich nach der Drechsler -Werkstätte gebracht werden, wo aber Boris noch immer fehlte. Peter ließ hierauf durch die Polizei in der ganzen Stadt bekannnt machen: wer etwas von seinem Aufenthalt wisse, soll es anzeigen, und den Entlause-nen zugleich versichern, daß ihn nur Gutes erwarte. Aber Boris war und blieb weg , und dos Papageys nahm sich nun Nartoff an. Endlich nach mehreren Jahren fand sich Boris Solkotje bei Nartoff ein, und berichtete ihm, er habe erst jetzt Kunde davon bekommen, daß ihm vergeben sei. Er war an demselben Tage, wo er den Kaiser mit dem Hirschfänger hinter sich sah, bis nach einem Dorfe am Ladoga-See gelaufen, und von da, unttr emem angenommenen Namen, nach der Stadt Wolog-da an der Dwina geflüchtet, wo er angab, sein Vater sei aus dem Wege aus Sibirien gestorben, und nun als Waise das Mitleid in Anspruch nahm. Ein dortiger Bürger, ein Glaser, führte ihn in sein Haus j Boris erlernte das Glaser Handwerk, und war, da sein Wohl-thäter gestorben, eben im Begriffe, dessen Tochter zu heirathen, und seine Geschäfte fortzusetzen, zu deren Erweiterung er eine Reise nach Petersburg aemacht hatte. Nartoff, der unterdeß Nath vom Hof-Comptoir geworden war, stellte ihn dem Kaiser vor, der iyn gn-tig empfing, und gern seine Bewilligung gab, daß «r als Glaser des Hofes aufgenommen werde. Auch der Papagey wurde ihm ausgeliefert, und ihm ein« Pension zu dessen Pflege gezahlt. » »- Noch unter den Kaiserinnen Anna und Elisabeth hat Boris Solkotje sein Handwerk getrieben, und er, ss wie Nartoff, haben diese Anecdote oft erzählt. Auflösung ver Kams^ime imDllyr. Vlatte Mr. 49. Weichst« Nrvactmr: ^fr. rav. Keinrich. Verleger: Dgnaz M. Gvler v. Aleinmayr.