E-Book-Kollektion $ e-74 Dejan Kos Evangelium der Nähe Dejan Kos Dankgesänge Miljana Cunta Los poemas de un día Fotografía Dušan Šarotar E-Book-Kollektion $ e-74 Dejan Kos Evangelium der Nähe Übersetzer: Dejan Kos und Andrea Leskovec Dejan Kos Dankgesänge Übersetzer: Andrea Leskovec Miljana Cunta Los poemas de un día Fotografía Dušan Šarotar Traducción: Marjeta Prelesnik Drozg y David Heredero Zorzo Herausgeber $ Verantwortlicher Redakteur: Tadej Rifel Ljubljana, 2023 Digitale Ausgabe http://www.kud-logos.si/e-knjige/ Kataložni zapis o publikaciji (CIP) pripravili v Narodni in univerzitetni knjižnici v Ljubljani COBISS.SI-ID 163030019 ISBN 978-961-7155-23-5 (PDF) Dejan Kos – 3 – Evangelium der Nähe E-Book-Kollektion $ e-74 Herausgeber Gorazd Kocijančič und Vid Snoj Dejan Kos Evangelium der Nähe Übersetzer: Dejan Kos und Andrea Leskovec Gestaltung der digitalen Ausgabe: Lucijan Bratuš Herausgeber $ Verantwortlicher Redakteur: Tadej Rifel http://www.kud-logos.si/e-knjige/ Gemälde auf Umschlag: Kazimir Malevič, Supremus No 58, 1916, Russisches Staatsmuseum St. Petersburg – 4 – Dejan Kos Evangelium der Nähe Ljubljana 2023 i. Im Anfang war die Antwort. Dann trennten Fragen das Sein vom Nichtsein. – 6 – ii. Das Sein verweilt in Welten, aus denen der Körper hervorgeht, und in Welten, die aus dem Körper hervorgehen. Die einen nennen wir Materie, die anderen Erscheinungen. Die Namen heben ihre Ununterschiedenheit nicht auf. Wenn wir die Welten erkennen, nehmen die Veränderungen des Körpers die Form der Erwartungen an, die den Veränderungen des Körpers die Form der Erwartbarkeit verleihen. In diesem Geflecht entstehen Empfindungen. Nur in den Veränderungen des Körpers erscheinen also die Welten. Und die Erkenntnis entsteht, indem die Veränderungen des Körpers als Erscheinungen erinnert werden. Unempfindbar und unerscheinbar aber bleibt das Gedächtnis. – 7 – Da die Zahl der Veränderungen unendlich ist, ist ihre Wahrheit eine scheinbare. Ähnlich ist es mit den moralischen Urteilen. Diese gehen aus den Antworten auf die Antworten der Anderen hervor. Doch auch wenn wir die Veränderungen des Körpers zählen könnten, könnten wir jene Welt nicht zusammensetzen, die sich verändert. Die Erkenntnis wird immer nur ein Teil dessen bleiben, was auch aus ihr selbst zusammengesetzt ist. In der Erinnerung an die Erinnerungen eignen wir, die Erinnernden, uns die Erkenntnis an. Wir, die wir von dem, was wir nicht sind, unterschieden werden, unterscheiden zwischen dem, was ist und was nicht ist. Die Wahrheit aber kann angeeignet und zerteilt nicht sein. Wo sie ist, haben also diejenigen keinen Platz, die sie versuchen zu erkennen. Verlieren sich unsere Schritte dann in der Beliebigkeit? – 8 – iii. Lassen wir uns von der Weisheit leiten, dann suchen wir die Antwort dort, wo die Erkenntnis ihren Anfang nimmt. Es zeigt sich erneut das, was zu offensichtlich ist, um erkannt zu werden: Uns, die wir die Welt erkennen, hat jene Welt hervorgebracht, die wir erkennen. Aus der Erde ging der Körper hervor, aus dem Körper der Gedanke, aus dem Gedanken das Ich. Alles, was wir sind, ist aus dem, was wir nicht sind. Auch die Pupille ist die in sie versenkte Welt. Weil unsere Erkenntnis schon lange vor uns zu entstehen begann, finden wir an ihrem Anfang nicht uns selbst. Denn nichts, was der Welt entspringt, kann ihr Ursprung sein. – 9 – Das heißt: Der unerkennbare Ort, von dem aus wir die Welt erkennen, ist aus der Welt hervorgegangen, die wir nicht erkennen können. Wir, die wir der Welt die Form des Daseins verleihen, sind aus der Welt gemacht, die den Formen das Dasein verleiht. Mehr noch: Als wir wurden, was wir sind, hatten wir keine Wahl. Und wir haben sie nicht einmal jetzt. Namenlos ist die Entstehung eines jeglichen Namens. Wir haben weder Sein noch Nichtsein gewählt, nicht das Leben, nicht die Vergänglichkeit. Wir haben weder unseren Körper gewählt noch die Welten derjenigen, die mit uns unsere Welten gebaut haben. Sogar unsere Wünsche sind nicht unsere Wahl. – 10 – Und die Entscheidung über unsere Trennung von der Welt konnte nur die Welt treffen, von der wir uns getrennt haben. Uns, die wir der Ursprung ihrer Erscheinungen sind, lässt sie als Ursprungslosigkeit erscheinen. Schon hier und jetzt sind wir auch Nichtseiende. Die Erfül ung und Beherrschung unserer Wünsche nennen wir Freiheit. Doch auch der Wunsch nach Erfül ung und Beherrschung ist nur ein Wunsch, den wir nicht selbst gewählt haben. Die Freiheit haben wir erfunden, um Zuflucht in einer Welt zu finden, in der die Wahrheit verborgen ist. Sogar der Gedanke, dass nichts aus uns selbst hervorgeht, geht nicht aus uns selbst hervor. Aus uns selbst hervor geht nur das Nichts selbst. Die Entdeckung des Offensichtlichen nimmt uns den Grund. – 11 – Somit werden wir uns nie in den Entscheidungen finden, die unseren Wünschen folgen, sondern höchstens in dem, was über unsere Wünsche entscheidet. Welche Bedeutung hat dann das Wählen, wenn wir uns selbst nicht gewählt haben? Denken wir diese Frage zu Ende. Das Ende ist dort, wo in den Adern das Blut gefriert. An der Säule der Weisheit erkennen wir: Leer ist der Ort unserer Entscheidung. Das Ausgeliefertsein an jene Welten, die uns gewählt haben, kann durch keine Erkenntnis übertroffen werden. Dort, wo wir grundlos bleiben, ist das Ende der Beliebigkeit. – 12 – iv. Sind wir also zur Ohnmacht verdammt? Ist Ohnmacht überhaupt Verdammnis? Etwas ist jedoch sicher: Kein Gedanke hat so viel Leid verursacht, wie jener, der der Ohnmacht ausweicht. Dem Schein der Macht ist das Mitleid fern. Außerdem erfül t uns der Versuch, der Ohnmacht auszuweichen, nicht mit Macht, sondern er verbannt lediglich die Schwelle der Schmerzen in unerhörte Niederungen. Der Hochmut hat sich in einem Maße ausgebreitet, dass er unerkannt geworden ist. Die Ohnmacht, der wir nicht auszuweichen versuchen, erlaubt uns aber, dass wir nicht einmal den Schmerzen ausweichen. Zum Nichtbeliebigen führt kein anderer Weg. – 13 – Mit Schmerzen erproben und bestätigen wir unser Vertrauen in das, was größer ist als sie. Ohne sie bliebe außerdem auch das Leiden der Anderen unerkennbar. Wahr ist aber auch, dass durch unseren Schmerz die Anderen nicht erlöst werden können. Und die Kraft des Vertrauens kann auch ohne ihn unerschütterlich bleiben. Daher verdient es das Leiden weder verleugnet noch verherrlicht zu werden. Und außerdem: Das Leben kann nicht gelebt werden ohne Schmerzen zu empfangen und zu verursachen. Genauso, wie auch ihre ungleichmäßige Verteilung nicht vermieden werden kann. Ungleichmäßigkeit versuchen wir mit Gesetzen und mit Moral zu beherrschen. Diese helfen uns dann, wenn unser Wohlergehen beschränkt wird, um die Schmerzen der Anderen einzuschränken. – 14 – Doch auch sie verdienen es nicht, verherrlicht zu werden. Nicht nur, dass sie die Ungleichmäßigkeiten oftmals nicht beseitigen, sie verstärken sie sogar. Gesetze und Moral können nämlich den Schein der Macht nicht beseitigen. Sie können das nicht beseitigen, was das Bündnis mit den Schmerzen zerriss. Der Schein der Macht entfernt uns von der Erkenntnis, dass wir dem ausgeliefert sind, das größer ist als Schmerz. Auch das, was uns überwältigen wird, sind wir. – 15 – Was uns die Erfahrung des Überlebens schenkt, entreißt uns die Erfahrung des Lebens. Solange wir die Ohnmacht nicht auf uns nehmen, können wir sie nicht bewältigen. So lange werden wir von den Schmerzen überwältigt. Wenn es Genügend gibt, die der Entsagung der Macht zugeschrieben sind, werden diejenigen, die sich die Macht zuschreiben, machtlos bleiben. Dem Ausgeliefertsein aber kann man nicht entsagen. Jeder Gedanke, jeder Bau findet hier sein Fundament. Den Weg der verlorenen Schritte können wir nur in den Trümmern der Selbstverständlichkeit verlassen. – 16 – v. Ausgeliefert sind wir also auch dann, wenn wir vom Gegenteil überzeugt sind. Durch diese Erkenntnis werden wird von der Selbstverständlichkeit erlöst. Selbstverständlichkeit tritt dort auf, wo Erscheinungen ihren Gegensätzen ausweichen. In ihren Untiefen bleiben sogar starke Reize ohne starke Wirkung. Doch erst dasjenige, dem wir versuchen auszuweichen, kann uns dem Unausweichlichen nähern. In den Harmonien des Gegensätzlichen klingen die Erscheinungen aus und das Nichtgegensätzliche lässt sich in den Körper nieder. Die Regungen des Körpers werden zum Brunnen der Schönheit. Beim Zusammensetzen der Welten fäl t die Welt auseinander. Die Schönheit ist die Schneide, die das Gehirn durchschneidet. Beliebige Bedeutungen überfließt Blut. – 17 – Sogar die gestampfte Erde erhält den Namen des Himmels und dem Himmel werden die Geschichten entzogen. Nicht einmal den Schmerzen und den Freuden bleibt die Eindeutigkeit erhalten. Die Erscheinungen werden zur Materie und die Erde erholt sich. Stünde die Säule der Schönheit für sich allein, würden wir vor den hohen Liedern ausbluten. Wir wissen aber nicht, ob auch das Blut beliebig ist, durch das die Beliebigkeit weggeschwemmt wurde. Die Verbundenheit mit dem Sein wird uns nicht verklären. – 18 – vi. Lassen wir die Schönheit hinter uns, erwartet uns dort, wo wir die letzte Stütze der Welt erwartet haben, Leere. Wir, die wir auch Nichtseiende sind, erinnern uns im al umfassenden Sein an ein al umfassendes Nichtsein. Das Eis in den Adern verkündet: Nicht nur, dass wir nicht sein könnten. Es könnte nichts sein. Die Welten aber sind. Aus der Erscheinung des Nichtseins erwächst jetzt die Erfahrung jener Kraft, die das Nichtsein verneint. Denn das Nichtsein konnte nicht durch die Leere verneint werden. – 19 – Die Abwesenheit des Nichts wird genauso unfassbar, wie das Nichts selbst unfassbar ist. Am Beginn der Erkenntnis ist nicht das Sein, das uns gewählt hat, sondern das, was das Sein wählte. Erst vor dem Hintergrund der Leere erkennen wir, dass das Geheimnis, das wir nicht erkennen können, nicht leer ist. Selbst die Leere ist nur eine Erscheinung, die durch ihre Entstehung verneint wurde. Ohne Verneinung des vol kommenen Nichtseins würde es auch den Zweifel nicht geben. Das Geheimnis hat dessen vol kommene Abwesenheit geopfert, um sich schenken zu können. – 20 – In der Erfahrung des erschaffenen Zweifels offenbart sich das, was unzweifelhaft und unerschaffen ist. Ihr Geheimnis ist genauso vol kommen, wie das Dasein vol kommen ist, das das vol kommene Nichtsein verneinte. Der Ursprung der Welten ist ewig undurchdacht und unverschleiert. Deswegen können die leuchtenden, erleuchteten und nicht erleuchteten Welten nur in dem gebaut werden, was ihnen das Glühen verleiht und verwehrt. Auch die Sonnen sind Gefäße des Lichts. Und auch das Betrachten ist aus dem Unbetrachtbaren. Das schwarze Licht der Pupille kann nur das Heim einer größeren Offenbarung sein. – 21 – vii. Je mehr wir uns von diesem Geheimnis entfernen, desto eher werden wir zu seinem Versteck. Diejenigen, die das wissen, haben die Erfahrungen des Glaubens oder Nichtglaubens schon hinter sich. Beide sind Ausdruck von Hochmut. Wie könnten wir, die nicht einmal den eigenen Blick sehen können, ohne Hochmut sagen, nicht an das zu glauben, was unsichtbar ist? Oder sogar behaupten, an das, aus dem auch der Glaube hervorgegangen ist, zu glauben? Der Blick des Glaubens und Nichtglaubens reicht nur bis zu den Namen, die wir dem Ursprung verleihen. Ihn aber kann kein Name benennen. Und keine Geschichte in Worte fassen. Denn Geschichten haben Anfang und Ende. Im Labyrinth ihrer Beliebigkeit verliert auch die Kraft, die die Wünsche wählt, leicht ihre Richtung. Der Nichtglaube verstummt mitten im Sprechen, der Glaube beginnt dort zu sprechen, wo schon alles gesagt ist. – 22 – Der unbeirrte Gedanke aber weiß, dass er das nicht denken kann, wodurch das Denken geschaffen wurde. Und dass das Sprechen nur in der Rückkehr zum Schweigen seinen letzten Gedanken findet. Groß ist das Geheimnis der Sprache. In ihr, die dem Gedächtnis die Gestalt verleiht, erinnern wir uns, dass die Gestalten auch dem Vergessen verschrieben sind. In der Erinnerung an den Tod sind wir geboren. Sogar der tiefe Glaube setzt den Zweifel an dem voraus, ohne das wir nicht einmal zu zweifeln in der Lage wären. Nur in dem, was die Wünsche wählt, sind die Erwartungen erfül t. Das Schweigen ist das Wort, das Ursprung blieb. Würden wir das verneinen, was die Prinzipien der Vernunft überschreitet, würden wir die Prinzipien der Vernunft verneinen. Der Glaube der Vernunft an ihre eigene Vol kommenheit ist völlig unvernünftig. Das Grundlose ist anwesender als wir. – 23 – viii. Es stimmt aber auch, dass ohne Labyrinth der Ausweg nicht zu finden ist. Genauso, wie das Nichtgegensätzliche ohne Gegensätze nicht verwirklicht werden könnte. Das Sein ist nur in seiner Anwesenheit vol kommen. Wie hätte sich das Nichtbeliebige anders schenken können als so, dass es uns der Beliebigkeit schenkte? Wie hätten wir etwas dort finden können, wo nichts verloren werden kann? Indem wir die Bedeutung der Beliebigkeit erkennen, bleibt die Beliebigkeit bedeutungslos. Da aus uns selbst nur das Nichts hervorgeht, ist das Schweigen unsere einzige Entscheidung. Nur in ihm ist das hörbar, was uns die Stimme schenkte. Der Ausweg ist vor dem Anfang des Weges. – 24 – Je mehr wir uns uns selbst nähern, desto näher ist unsere eigene Abwesenheit. Wo wir uns die Erkenntnis zuschreiben, ist nur der Ort, wo sich das, was die Erkenntnis erschaffen hat, zu sich selbst wendet. Unser Sein hat dieselbe Kraft gewählt, die das Sein der anderen gewählt hat. Sie hat alles gewählt, was wir sind und all das, ohne das wir nicht wären. Unsere Mitte ist das, was uns dem gleich macht, was wir nicht sind. Die Leere öffnet der Kraft, die die Wünsche wählt, einen unendlichen Raum an Möglichkeiten. Doch alle Möglichkeiten verweisen auf eine einzige Anwesenheit. Wo wir uns von der Unfreiheit befreien, bleiben wir ohne Wahl. – 25 – Was nicht geteilt ist, hat geteilt, um sich schenken zu können. Das Sein ist die Vervielfältigung des Unendlichen. Was von uns verschieden ist, übergibt uns dem Nichtunterschiedenen. Nur in dem, was uns als sein eigenes Gewölbe gebaut hat, übersteigen wir den Himmel. Das Ausgeliefertsein ist die einzige Freiheit. Alles, was ist, ist in der Erscheinung der Leere in der Einheit seines Seins verbunden. In dieser Verbundenheit waren die Gegensätze immer auch schon nichtgegensätzlich. Wo wir ohne Wahl bleiben, bleiben wir gewählt. – 26 – ix. Wie könnte der Ursprung des Seins mit etwas anderem gefül t sein, als mit dem, das alles fül t, was ist? Daher offenbart ein einziges Sein das Sein einer einzigen Nähe. In der Abwesenheit unserer Mitte finden wir das, was jegliche Abwesenheit übertrifft. Was jede Abwesenheit übertrifft, ist in allem Anwesenden. Nur die Nähe entleert die Erscheinungen, nur sie fül t die Leere. Sie berührt uns dort, wo die Materie in die Erscheinungen übergeht und die Erscheinungen in die Materie. Am Grunde des Herzen. Die Erscheinungen der endlichen Welt benötigen wir um zu überleben. In ihrer Leere erfül t uns das im Leben Unendliche. Der Ursprung der Einheit ist in der Einheit anstatt des Grundes. – 27 – Wie könnten wir, die wir nicht aus uns selbst entspringen, mehr erfahren, als das, dass wir von nichts getrennt wurden und dass sich nicht einmal das, aus dem alles entspringt, von nichts trennen konnte? Der Schein der eigenen Ursprünglichkeit hat nur in der Selbstverneinung seinen Sinn. Auch das, was uns von der Welt am meisten unterscheidet, entstammt der Welt, von der wir uns unterscheiden. Dort, wo wir den eigenen Grund erwartet haben, wartet das Grundlose auf uns. Es wartet die Leere, die nicht entleert werden kann. In der Verneinung der erfundenen Fülle sind wir mit nichterfundener Bestätigung erfül t. Das Grundlose ist die Nähe, die Nähe ist das Grundlose. Was in beiden Namen dasselbe ist, übergibt uns dem, was keinen Namen hat. – 28 – x. Die Erscheinungen sind die Schneide, die in das Unzerschnittene gelegt ist. Daher sind sie auch in der Abbildung der Vol kommenheit unvol kommen. Sie erzählen lediglich über die Anwesenheit von etwas, dessen Vol kommenheit sie nicht abbilden können. Auch die Leere können die Erscheinungen nicht zerteilen. Doch das Unzerteilte durchbohrt das Herz. Nur die durchbohrten Herzen sind tiefer als Grund. Wo die Erscheinungen Beliebiges bedeuten, bedeuten sie nichts mehr. Wo die Erscheinungen nichts mehr bedeuten, empfangen sie die Bedeutung von allem. Karg sind die Zeichen, die das nicht hervorrufen, wodurch sie bezeichnet wurden. – 29 – Jetzt wissen wir: In der Schönheit schwemmt das Blut die Bedeutungen dorthin, von wo es selbst weggeschwemmt wurde. Der Himmel beugt sich zur Unterwelt nieder. Wo Beliebigkeit allgegenwärtig scheint, ist das Nichtbeliebige nahe. In der Nähe wird das Geheimnis offensichtlich: Ein einziges Blut, das aus einem einzigen Sein entstanden ist, trägt in sich den einzigen Ursprung. Und was offensichtlich ist, wird zum Geheimnis. Verworfen sind wir in uns selber, in Anderen erlöst. Dort, wo das Blut hinfließt, wird das Blut geboren. Die Nähe, die ein ständiges Gebären ist, ist aber immer schon dagewesen. Weil sie auch im Blut verweilt, schwemmt sie das Bluten nicht hinweg. – 30 – In der Suche nach unserem Selbst finden wir nichts. Wenn wir am Ort unseres Selbst das Nichts finden, finden wir alles. Denn wir selbst sind nicht die Mitte. Die Mitte sind auch nicht jene Welten, die uns geschaffen haben. Und nicht die Kraft, die diese Welten schuf. Die Mitte ist ein einziger Pulsschlag von allem. Ein einziger Pulsschlag des Blutes in der Erde und des Herzens unter dem Schädel. Ein einziger Pulsschlag des Grundlosen am Grunde des Seins. In dem, was kein Ende hat, verströmen wir uns in alle Richtungen. Als wir erkannten, dass es in uns nichts gibt, was nur wir selbst sind, endete die Selbsterkenntnis. Entleert ist, was sich widerspricht. – 31 – xi. Das, was wir sind, benötigen wir also nur, um uns in dem zu finden, was wir nicht sind. Denn die Nähe sind auch wir. Wer könnte sich sonst in uns finden, wenn wir verloren wären? In der Leere inmitten von uns, die wir aus der Welt hervorgehen, wird das offenbart, woraus die Welt hervorgeht. Die Erschaffung des Nichtseins nimmt auch dem Sein seine Selbstverständlichkeit. Wo der Blick dem ausgeliefert ist, was in ihm sichtbar wurde, ist das Unsichtbare nahe. Näher als jegliche Erscheinung ist uns die Nähe. Nichts sind wir also, außer, dass wir aus allem und in allem sind. Und alles ist nichts außer in dem, was in allem ist anstelle des Grundes. Die Materie ist schwerelos, die Nähe ist schwer wie die Materie. – 32 – Nur sie, die sogar durch die Leere bestätigt wird, durchbohrt das Sichtbare. Zu tief ist sie, um mit ungeschlossenen Augen erblickt zu werden. In ihrer vol kommenen Verbundenheit sind wir mit dem Vol kommenen verbunden: Dem geschenkt, das sich in ihr schenkte. Inmitten des eigenen Nichts mehr als alles. Das Grundlose ist die Pupille des Al s. Unsichtbares Glühen erfül t uns im schweigenden Gebet. Die Materie ist die durchsichtige Erscheinung der Gnade. In der erlösenden Offenbarung des Offensichtlichen trägt uns der lebende Pulsschlag unter dem Schädel mit sich. Jegliche Pupille, jegliches Blut, jegliche Erde überschwemmt er. Im Gebet stechen wir uns die Augen aus. – 33 – Die Welt, die wir als Ganzes umarmen, umarmt uns als Ganzes. Die Umarmung aber ist nicht von dieser Welt. Die durchbohrten Herzen sind die Tempel dessen, was nicht ausbluten kann. Wenn alles Veränderliche verschwindet, bleibt die Nähe unverändert. Der Tod ist dem Tod erstattet, dem Lichte das Licht. Der Unvergessenheit das Gedächtnis. Immer, wenn sich das Offensichtliche offenbart, nähert sich das All dem an, aus dem es entstanden ist. Und auch wenn die anderen unsere Nähe nicht finden, findet uns die Nähe, die wir in uns gefunden haben. – 34 – xii. Der, den die Nähe überschwemmt, hat die Untiefen überschwommen. Er erkennt nicht nur den Ursprung seines Seins im Anderen, sondern auch in allem den Ursprung, der größer ist als Sein. Die Gebundenheit an das Sein ist genauso überflüssig wie die Gebundenheit an den Körper. Und wie das Vermeiden des Unvermeidbaren überflüssig ist. Auch unsere Pupille durchbohrt den Grund des Al s. Wir geben aber durch die Nichtgebundenheit den Körper freilich nicht auf, nicht seine Freuden und nicht seine Schmerzen. Schließlich hat sich gerade in der Materie und in den Erscheinungen auch die Nähe selbst geschenkt. – 35 – Wir geben nur den Gedanken auf, selber unser eigener Ursprung zu sein. An dem Unvermeidbaren sind wir beteiligt. Nichts kann die Nähe so vertiefen, wie sie durch die Unvermeidbarkeit der Schmerzen vertieft werden kann. Und nichts außer Nähe ist tiefer als die Unvermeidbarkeit. Auch die Ohnmacht ist nur ein Schein. Die Vergänglichkeit erweckt uns zum Leben, im Leben offenbart sich das Nichtvergängliche. Weil die Nähe beides ist, erschüttert sie uns stärker als das Leben und als das Vergehen. – 36 – Ihre Grundlosigkeit bestätigt sich in jeder Wiederholung. Sie ist vol kommene Huldigung der vol kommenen Schenkung. Im Vergleich mit ihr ist sogar das Böse langweilig. Ihre Freuden sind der Unendlichkeit zu nahe, um nicht schmerzhaft zu sein, ihre Schmerzen sind der Endlichkeit zu nahe, um nicht freudig zu sein. So, wie wir dem Ursprung danken, dass er uns von der Gebundenheit an den Körper erlöst, sind wir dem Körper dankbar, dass er uns die Gebundenheit an den Ursprung offenbart. Wie könnten wir verlieren, was uns nicht gehört und ohne dasjenige bleiben, dem wir gehören? Das Grundlose ist unser einziges Zuhause. – 37 – xiii. Uns wurde der Schlüssel zur Erlösung geschenkt, doch wir, Unglückselige, erfüllen unsere Ursprungslosigkeit mit uns selbst. In der Verherrlichung dessen, was kleiner ist als Freude, opferten wir das, was größer ist als Leiden. Wo uns die Erlösung gewählt hat, haben wir die Verdammnis gewählt. Der Nähe, die uns in sich selbst gebaut hat, verwehren wir den Zutritt in ihr eigenes Heim. Das Böse geht aus dem Missverständnis hervor. Im Vermeiden des Unvermeidbaren irren wir ewiglich. Der Verzicht auf das, was uns nicht gehört, gibt uns aber das wieder, dem wir gehören. Die Gefahr ertönt in der Stille dessen, was uns einzig die Angst nehmen kann. – 38 – Die Möglichkeit des Missverstehens benötigen wir, um die Möglichkeit des Verstehens zu empfangen. Denn wir, die wir uns auch anders nennen könnten, wüssten ohne Namensunterschiede nichts davon, dass die Wahrheit eine einzige ist und dass sie keinen Namen hat. Genauso, wie wir ohne den Schein der Freiheit nicht erkennen könnten, dass auch die Unfreiheit scheinbar ist. Auch die Nähe könnten wir nicht finden, wenn wir nicht die Möglichkeit hätten, uns zu entfernen. Solange wir aber nicht verstehen, dass der Zugang zur Nähe der einzige Sinn der Entfernung ist, behält das Böse seine Macht. Unverstandene Entfernung ist ein überflüssiges Gefühl, das überflüssiges Leid verursacht. Das Leid ist überflüssig, wenn es die Nähe nicht vertieft. – 39 – xiv. Das Böse vernichtet sein Gegenüber. Die Nähe aber sieht ihr Gegenüber nicht einmal im Bösen. Wäre sie nicht größer, könnte sie nicht bestehen. Wenn wir das erkennen, gibt es nichts mehr, was die Nähe nicht vertiefen könnte. Erst das Verstehen offenbart jenes, ohne das Missverstehen gar nicht erst erscheinen würde. Die andere Wange halten diejenigen hin, die nicht besiegt werden können. Die Annahme, das Böse ließe sich nicht bewältigen, ist daher ein trauriger Irrtum. Immer und überal . Nichts wirklich Zwingendes verhindert das Bestehen einer Welt, in der die Nähe sogar die Wohltätigkeit unerforderlich erscheinen lässt. – 40 – Wohltätigkeit beseitigt nicht die Gründe für die ungleichmäßige Verteilung von Freude und Schmerz. Wenn wir den Anteil unseres eigenen Wohlergehens aufgeben, damit andere weniger benachteiligt sind, ist die Entfernung immer noch nahe. Die Entfernung aber wird niemals die Unendlichkeit füllen. Nur ihre Abwesenheit kann das. Das Aufgeben unseres Anteils ist daher kleinlich. Wir selbst sind nämlich ein Anteil. Ein Anteil jener Welten, die uns gewählt haben. – 41 – xv. Uns, die wir uns selbst nicht gewählt haben, gehört nichts, außer das, was sich in unserer eigenen Schenkung schenkt. Sie kann durch nichts, was uns genommen und nichts, was uns nicht gegeben wird, verringert werden. Sich selber zu schenken heißt nur, auf das zu verzichten, was uns nicht gehört. Die Schenkung ist glorreich in ihrer Gewöhnlichkeit. Wenn wir das finden, was uns gefunden hat, geben wir zurück, was uns nicht gehört und werden dem zurückgegeben, dem wir gehören. Weil wir unseren Ursprung nicht mit uns selbst füllen können, eignet sich in der Aneignung dessen, was die Leere nicht füllen kann, die Leere uns an. – 42 – Nur im Verzicht auf das Überflüssige wird die Unvol kommenheit verklärt. Nur in der Unvol kommenheit kann sich die Vol kommenheit offenbaren. Nur in der Verneinung sind wir bestätigt. In der Gewissheit des nicht angeeigneten Selbst offenbart sich die Gewissheit des nichtentleerten Ursprungs. Nur in dem, was wir nicht sind, leben wir. Auch die Leere ist dem Ursprung ewiglich ausgeliefert. In der Selbstverneinung des Ursprungs sind wir geboren, beschenkt mit der Gnade der eigenen Verneinung. In der Ekstase verstreut, verklärt im Staub. Seit jeher an dem Ort, zu dem wir aufbrechen. Das Sein ist das Zeichen des Allgrunds und das Nichtsein ist sein Spiegel. In der Verwandtschaft des Entfernten ist alles offenbart. Im Spiegel ist der Abglanz des Himmels. – 43 – Die Abwesenheit unseres Grundes öffnet uns der Grundlosigkeit des Anwesenden. In sie können wir nur gänzlich niederknien. Die Schenkung ist die Danksagung an das Unvermeidbare. Der Körper fängt in der Erde an und die Erde im Anfang. Aus der lebendigen Quelle quil t das Leben. Die Erfahrung der Rückkehr verklärt uns in dem, das niemals den Aufbruch erfährt. In das ewige Wachsen fallen wir. In der Schönheit vernichtet, in der Vernichtung gesät. Der Verklärung auszuweichen – das ist die einzige Sünde. – 44 – Die Wahrheit bewahrheitet sich, wenn wir das Offensichtliche auf uns nehmen. Es ist offensichtlich, dass wir der Ursprung nicht sind. In dem Ausgeliefertsein dem eigenen Nichtsein sind wir dem ausgeliefert, dem das Sein ausgeliefert ist. Wie sol ten wir, die sich im Geschenkten Schenkenden, uns etwas aneignen? Auch jegliches Vergessen ist mit dem Urgedächtnis überfül t. Es gibt nichts mehr, was uns hindern könnte, niederzuknien. Nur die Taten prägen auch den Körper. Sich zu ergeben, kann nur eine Tat sein. Der Körper ist das einzige Maß der Ergebenheit. – 45 – xvi. Jede Schenkung ermahnt uns daran, dass uns die Nähe nicht schützt. Mehr noch: Dort, wo sie ist, verzichten wir auf Zufluchten. Die Zufluchten baut die vergängliche Macht, um sich den Kräften zur Wehr zu setzen, die uns bedrohen. Doch nichts, das vergänglich ist, hat die Macht, diese Kräfte auch abzuwehren. Allerdings kann uns das, das wir nicht vermeiden können, retten. Ohne die Bedrohung durch die Endlichkeit, könnten wir die Unendlichkeit dessen nicht erfahren, das durch nichts bedroht werden kann. In der Ergebenheit an das Unvermeidbare werden zur Zuflucht wir selbst. Der Körper kann ganz nur durch den Überfluss des ewigen Schenkens geprägt werden. – 46 – Die Nähe verbindet uns zu Wänden eines unvergänglichen Tempels. Uns ist seine Festigkeit gegeben, um die Macht dessen zu fühlen, das sich verströmt. Es verströmt sich das, was uns verbindet und was uns zersetzt. Wir selbst werden zu ummauerten Säulen des Lichts. Das Leuchten verkündet den Ursprung und die Verbundenheit verkörpert ihn. Die Kräfte, die uns bedrohen, wehren wir ab, um uns ihnen am Ende der Überflüssigkeit zu ergeben. Die Nähe ist ein einziges Geschenk. Sie hat uns in sich selbst erschaffen, um uns in sich selbst zu zersetzen. Überflüssig ist jegliche Nichtergebenheit. Mit der Nähe, die uns gefunden hat, enthüllen wir die Nähe, die die Anderen finden wird. Dieses Testament ist alt und dieses Testament ist neu. Nur dort, wo Nähe sich verbreitet, werden die Gefundenen die eigene Schenkung überleben. – 47 – Was uns zersetzt und in was wir uns zersetzen, kann nicht zersetzt werden. Was uns wegschwemmen wird, nimmt uns die Vergänglichkeit. Es gibt keine größere Kunst als diejenige, die uns lehrt, mit der Unsterblichkeit zu überleben. Daher erleuchten die Säulen des Lichts den Raum, in dem nie Dunkelheit herrschte. Seit jeher bewahrt er das Testament der Nähe auf. Genauso, wie der Überfluss ihres ewigen Schenkens seit jeher unsere Körper aufbewahrt. Die Knie berühren die Erde und wir beugen uns zum Glühen im dunklen Boden nieder. Er ist es, dem wir auch noch unzersetzt gehören: dieser Himmel. Nur im ewigen Licht wohnt der Körper. Nur im Verschwinden die Anwesenheit. Der eine des anderen Nahrung. – 48 – Wer die eigene Schenkung nicht vermeidet, ist mit dem Unvermeidbaren durchbohrt. Er wird dann entlohnt, wenn diejenigen, die die Schenkung vermeiden, in seinen Handlungen das erkennen, womit sie seit jeher auch selbst beschenkt wurden. Wer sich nicht schenken wird, wird geschenkt. Doch: Wer weiß, wieviel Glühen bewahren die nichtdurchbohrten Herzen auf? Am Himmel sind kein Westen und kein Osten. Der Körper weist uns mit der eigenen Zersetzung den Weg nach Hause. – 49 – xvii. Der Weg zwischen den Säulen der Leere und der Anwesenheit hat den Kreis geschlossen. Sein Ende und sein Anfang sind in seiner Mitte. Dort ist eine untiefe Grube gegraben, die das Antlitz eines unendlichen Abgrunds hat. Nur den Verlorenen erscheint sie als letzte Zuflucht. Was also wird vom Licht übrigbleiben, wenn Mitternacht kommt? Es scheint, als verkündete die Erscheinung des Grabes jene Zeit, in der die Welten, aus denen der Körper hervorgeht, endgültig die Oberhand gewännen. Die Zeit, in der die Materie die Welten verdecken würde, die aus dem Körper hervorgehen. – 50 – Aber die Welten, aus denen der Körper hervorgeht, gehen aus jener Macht hervor, die das Nichtsein verneinte. Sie ist es, die in ihnen wohnt. Sie kann durch nichts verdeckt werden. Der Körper kann Wasser sein oder Eis. Er kann Feuer sein oder Asche. Die unauslöschbare Macht aber kümmert sich nicht um Übergänge. Unverändert verweilt sie auch in Feuer und Eis. Das Grab ist schwarz wie die Schwärze der Pupille. Die Leere öffnet den Grund des Seins. Das ewige Ende der ewigen Dunkelheit sind wir. Wo ist das? Wann ist das? Das können die Vermesser von Welt und Zeit nicht vermessen. Denn die Nähe selbst ist das einzige Maß der Unendlichkeit. – 51 – Könnten wir sie erkennen, wäre sie unvol kommen. Aus dem, wovon wir uns kein Bild machen können, sind nämlich auch wir selbst gemacht. Das Gebet ist das Flüstern der letzten Erkenntnis. Wo die Wahrheit verborgen ist, erfinden wir Sinn. Doch der ganze Sinn ist in ihr, die uns erfand. Sogar das Selbstverständliche ist unergründlich. Die Wahrheit, die vor den Erscheinungen und vor der Materie beginnt, kann also dort, wo die Materie die Erscheinungen verdeckt, nicht enden. Ihre Endgültigkeit bliebe dieselbe, auch wenn alles anders wäre. Nur in der Blindheit für die eigene Blindheit kann der Verstand dem eigenen Zusammenbruch ausweichen. Nur der gebrochene Verstand erträgt aber die ungeheuerliche Wahrheit. Das Unveränderliche blieb auch dann, als es sich in das Verändern veränderte, unverändert. – 52 – Das, aus dem alles hervorgeht, was wir erkennen, erkennt uns. Die Ergebenheit gibt uns dem eigenen Ursprung zurück. Die Erkenntnis können wir nur werden. Das Leben hat sich schon ereignet. Der Tod öffnet den Körper der Erkenntnis. Die Nähe stirbt nicht mit uns. Im Ursprung bezwingt nicht einmal der unbezwungene Schmerz das Vertrauen. Es gibt keine Dunkelheit, in der die Macht nicht leuchten würde, die sie erschaffen hat. Zur Erkenntnis werden wir, indem der Verstand in den knienden Körper zusammenbricht. Gebaut ist die Erde, in der wir die Gräber bauten. In Zeichen des Todes erhielt das Leben seinen Namen. Im Abgrund des Bauens wohnen wir. – 53 – Daher ist das Vertrauen darauf unerschütterlich, dass sogar denjenigen die Vergütung ihrer Schmerzen zuteilwird, denen es nicht gegeben war, unerschütterlich zu vertrauen. Keine Schulden gebühren den Verlorenen. Die Nähe verweilt nämlich auch dort, wo sie unentdeckt bleibt. So unergründlich der Ursprung ist, so unergründlich ist auch die Vergütung für überflüssiges Leid. Das unerschütterliche Vertrauen geht über das Nichtsein hinaus. Das Nichts, das aus uns hervorgeht, ist überall ausgebreitet, außer dort, wo uns das zunichtemacht, aus dem wir hervorgehen. Wer überzeugt ist, ihm gehöre das Leben, ist auch überzeugt, ihm gehöre der Tod. – 54 – xviii. Die Erscheinungen des Ich, der vergessenen Vorgeschichte, wird man den Erscheinungen des zukünftigen Gedächtnisses überlassen. Ihre Leere erinnert uns an das, was nicht vergessen werden kann. Die Form des Gedächtnisses sind wir, die sich einzig an die aus ihr geborenen Welten erinnert, nicht aber an die Welten, aus der sie geboren wurde. In der Vergessenheit sind wir gebaut. Wo sind unsere Gedächtnisse vor ihrer Geburt gewesen, wenn nicht in allen Welten? Und wo sind alle Welten vor ihrer Geburt gewesen, wenn nicht in dem einzigen Gedächtnis? Aus der Erde sind wir ganz, die ganz aus dem Himmel ist. – 55 – Daher kehren wir in der Erinnerung an den Tod in das Gedächtnis zurück, aus dem auch der Tod zurückkehrte. In die ewige Unvergessenheit, aller Formen und Nichtformen heim. Die Erinnerung ist der Raum der Welten. Sein Wind weht auch dort, wo einst Knochen waren. Das Sterben ist das Enthüllen des Ungeborenen. Der Ursprung kann sich nicht schenken, ohne das erschaffen zu haben, was sich von ihm unterscheidet. Wir aber verabschieden uns mit der eigenen Schenkung von allem, was wir niemals gewesen sind. Auch aus Wunden, die nicht unsere sind, bluten wir. Wie könnten wir ohne zu irren mehr erwarten, als die Spuren der eigenen Schenkung in dem Ursprung aller Spuren? Das Vergehen gebührt nur dem, was uns dem Unvergänglichen überlässt. Die Krankheit ist ein Vogel des Himmels. – 56 – Das nichteigene Blut offenbart den einzigen Pulsschlag. Nur in ihm wird die ewige Nichtunterschiedenheit verwirklicht. Mit sich selbst erfül t waren wir schon immer geringer als Leben. Daher ist das Grab die Wiege unseres Seins. Die Prophezeiung dessen, was wir waren und was wir sind: Die Grube des Ich. Das Ende des Nichts. Und die Vergänglichkeit ist ergiebiger Boden. Jegliches Nichtvergehen pulsiert auf dem Grund jeglicher Pupille. Fruchtbar ist der Schmerz der Unsterblichkeit. Ohne sich an das Nichts zu erinnern, hätten wir uns nicht in den Schoß der Unvergessenheit legen können. In der Schönheit strahlt das Ausgeliefertsein. Im Tod der Überfluss des Lichts. – 57 – xix. Sein im Nichtsein, ist das nun die Antwort? Das unverständliche Dasein des Verstandes wird vielleicht verkünden: Alle Gräber sind immer schon leer gewesen. Das Geheimnis der Geburt aus dem Nichts und des Zunichtemachens des Geborenen ist in uns geboren. Wo das Sein und das Nichtsein einheitlich sind, gibt es kein Sein und kein Nichtsein mehr. Nur die Einheitlichkeit bleibt übrig, die Ungeborene. Der Verstand ist der Tod, der zur eigenen Geburt zurückkehrt. Bei der Rückkehr ist seine Auferweckung endgültig. Unfassbare Klarheit durchbohrt uns. Im eingestürzten Verstand kehrt das in die Welt zurück, aus dem die Welt zurückkehrte. Die Vernichtung, die sich in uns verkörperte, vernichtet auch sich selbst. Verklärt ist das ewige Heim der Erscheinungen und Nichterscheinungen. – 58 – In der Einheitlichkeit, die, bevor irgendetwas war, nicht nichtseiend gewesen ist, wird auch das Vergehende mit dem Ruhenden vereinheitlicht. Diese Gleichung ist todübergreifend. Ruhend ist die unendliche Strömung. Nirgends sind wir dem Geheimnis näher, als in der Erinnerung an den Schein des eigenen Seins. Es gibt uns weder am Anfang noch am Ende der Selbsterkenntnis. Nur im Anderen sind auch wir unser unendlicher Ursprung. Der Anfang erwacht in jeglichem Vergehen. Der stille Strom der Unvergessenheit wird durch die ruhende Erinnerung verwundet. Doch das Schenkende ist von jeglicher Wunde, von jeglicher Einheit auch größer. Im Tod ist es verheilt. – 59 – Im tiefen Osten ist die Unendlichkeit das unfassbare Morgengrauen. Wieso sol te unser gegenwärtiges Sein ein kleineres Wunder sein als die nichtgegenwärtigen? Der Tod nimmt die Vergänglichkeit jeglicher Geburt. Was unerschaffen ist, ist im Geteilten ungeteilt. Was ungeteilt ist, ist größer als Entfernung. Nähe können wir noch im letzten Atemzug erfahren. Die Nähe, die ursprungslos ist, schenkt sich in den Welten, die aus ihr entspringen. Wenn wir sie ausatmen, atmet sie uns ein. In unserer eigenen Schenkung werden ungeteilt auch wir selbst. In der Erinnerung an den Tod werden die Fragen vergessen sein. Deshalb ist die Erkenntnis im eigenen Anfang endgültig. Wir, die wir auch das sind, was wir erkennen, kehren geschenkt in die Erkenntnis zurück. – 60 – Nur die Nähe bringt uns an die Zeit vor der Erinnerung die Erinnerung zurück. Nur sie kann die Macht und die Ohnmacht verneinen. Nur sie bleibt durch das Sein und das Nichtsein unverneint. Das Vergehende schenkt den Körper der Erde und die Erde dem Ursprung. Der Schein der eigenen Ursprünglichkeit bekehrt sich in der eigenen Schenkung zum Ruf des Schenkenden. Der Tod zeigt uns den Weg dorthin, wo auch er selbst geboren wurde. Er ist schon das Heim unserer Geburt gewesen. Die Leere, die aus uns hervorgeht, verschwindet in dem, aus dem die Welten hervorgehen, aus denen wir hervorgegangen sind. Wo das Gedächtnis beginnt, ist die Unvergessenheit unendlich. Das nichteigene Blut offenbart das einzige Sein. Und die Nähe ist die einzige Wahrheit. – 61 – xx. Nur im Gedächtnis wohnt das Ende. Nur vor dem Gedächtnis der Anfang. Nur in der Nähe kehren wir dorthin zurück, wovon wir zurückkehrten. Die Antwort gibt es also weder im Sein noch im Nichtsein. Der Anfang lebt unendlich in der Einheit des Endlichen, das in ihm anfing. In den grundlosen Ursprung zerfallen stets die Körper. Eine einzige Durchsichtigkeit wohnt in unserem Grund. Auch nichtseiend sind wir, die wir sind, und wir werden auch Seiende sein, die wir nicht sein werden. Die Vorübergehenden. Dem Ursprung, der sich in der Selbstverneinung schenkte, schenken wir uns in der Verneinung der eigenen Ursprünglichkeit. Für die eigene Dankbarkeit dankbar. – 62 – Der Anfang ist der endgültige Beweis der Unendlichkeit. Und das Wissen über die Unwissenheit ist das Geschenk. Nicht einmal das Nichts selbst gebührt dem sich Schenkenden. Die Leere des Todes wird das bestätigen, wodurch die Leere des Todes nicht bestätigt wurde. In ihr, der wir geweiht sind, sind wir unverneint. Aus dem Licht sind wir ins Licht geworfen. Unser Nichts ist sein Körper. Das ewige Geschenk ist und aus der Nichtwelt, was sich in uns selbst uns selbst nicht aneignet. Im Leben, das wir uns nicht aneignen, offenbart sich das, was sich nicht einmal den Tod aneignet. Länger als die unendliche Nacht ist die Geburt des ersten Tages. Das Licht des Lebens ist vom Licht des Todes ununterschieden. – 63 – Das Sterben ist die Schenkung des Geschenkten. Und der Anfang ist die einzige Prophezeiung. Das erste Wort sind alle Namen. Das schwarze Licht der Pupille blendet die Blindheit. Lebendig ist die Quelle des geöffneten Lichts. Das verneinte Sein schenkt uns dem, was das Nichtsein verneinte. Das Sterben ist aus dem Unsterblichen geboren. – 64 – xxi. Ungeboren ist die Liebe. – 65 – Pantone Cold Gray 1 C 80 % Dejan Kos Dankgesänge E-Book-Kollektion $ e-74 Herausgeber: Alen Širca Dejan Kos Dankgesänge Übersetzer: Andrea Leskovec Gestaltung der digitalen Ausgabe: Lucijan Bratuš Herausgeber $ Verantwortlicher Redakteur: Tadej Rifel http://www.kud-logos.si/e-knjige/ Gemälde auf Umschlag: Kazimir Malevič: Gebete Das Buch wurde im Rahmen des von der Slowenischen Buchagentur kofinanzierten Buchprogramms veröffentlicht. Dejan Kos Dankgesänge Ljubljana 2023 Rückkehr des Nichtgegangenen Hier sind wir. In die Welt gerufen, ein Ruf der Welt. Unter dem Kreuz des Schicksals, blühend. Jeder Ruf weckt uns in einer unhörbaren Erfahrung. Auch der Körper ist sein Geheimnis. Die Körper sind die Rufer des Gleichgewichts. Sie haben kein anderes Gedächtnis. In der körperlosen Erinnerung an den Körper erwacht aber ein Gedanke: aus der Abgründigkeit geborener Grund. Der Gedanke ordnet die Formen, die es nicht mehr gibt, und jene, die noch sein werden. Jeder Grund ist ein Grund der Blindheit. — 4 — Die Formen der Körper, hervorgerufen aus dem Nichts, und das Nichts, hervorgerufen in die Formen der Körper, kreuzen sich in derselben Erinnerung. Diese Überkreuzung kann der Gedanke nicht ordnen. Und so bleibt auch der Ruf undurchdacht. Wie soll sich der Entstehung das erinnern, was entstanden ist? Noch die Erinnerung ist das Vergessen all dessen, was nicht seine Form angenommen hat. Die einzige Form des Erinnerns ist das Ruhen. Nur in ihm bekommt auch die Veränderung ihre Form. Deshalb kann die Zeit des Nichtseins nur in der Zeit des Seins wohnen. Das Geheimnis aber ist das, was die Formen zurückruft. Das, was schon gesagt wurde. Wenn in der Zeit alles vorher und nachher ist, dann ist zuerst die Nicht-Zeit. Denn die Sprache ist der Gedanke, der sich schenkt. Der, dem er geschenkt wird, ist ernannt und benennt. Die Unendlichkeit ist die einzige Form des Menschen. — 5 — — 5 — Der geschenkte Gedanke erklingt in einer unhörbaren Bedeutung. Die Stille bringt die Gabe zum Ausdruck, die sie hervorgebracht hat. Nur im Schnittpunkt von Existenz und Nichtexistenz öffnet sich die Erinnerung dem Nichtvergessen. Beim Aneignen eines Namens eignen wir uns den Gedanken an und angeeignet ist auch der Körper. Die Aneignung ist eine Ahnung des Gleichgewichts. Was uns am Leben erhält, ist für das Leben blind. Nur die Ahnung kann sich in der Anerkennung der sich schenkenden Quelle verleugnen. In der Verleugnung wird sie geäußert. In der Erinnerung an das Äußern verstummen wir. Was nicht vergeht, äußert in sich selbst das Vergehen, um darin unvergänglich zu bleiben. Das ist das erste Geschenk. — 6 — — 6 — Im Abgrund der Nichtaneignung verschwindet die Ahnung. Der Mensch bleibt das einzige Licht der Leere. Ihr Grund sind die Pupillen eines anderen Körpers. Miljana Cunta Los poemas de un día Fotografía Dušan Šarotar Colección electrónica $ e-74 Editores de la colección: Gorazd Kocijančič y Vid Snoj Miljana Cunta Los poemas de un día Fotografía Dušan Šarotar Traducción: Marjeta Prelesnik Drozg y David Heredero Zorzo Diseño de la edición electrónica: Lucijan Bratuš Editor $ Para el editor: Tadej Rifel Forma de acceso (url): http://www.kud-logos.si/e-knjige/ Miljana Cunta Los poemas de un día Fotografía Dušan Šarotar Liubliana 2023 6:00 La mañana es la clara sonrisa de una blanca novia, revoca la tristeza de los cuerpos abandonados. La calle se lava el ruido ceniciento, de la noche solo quedan unos serpen-teantes regresos a casa. La vieja casa se desembaraza torpe del traje de la oscuridad, la claridad naciente ya revela las arrugas de las paredes. El número de la casa es el único signo de comienzo, atemporal. Eternamente joven, se des-pierta a un nuevo día. Allí cerca, allí lejos, en un hueco rincón de la vieja casa respira profundo un cuartito su paz. A este espacio accedo como niña, con una lengua que aún no existe. Como no hay objetos, hay huel as de una memoria que se desliza. Como cuando nadie escucha, como cuando nadie se preocupa —oigo desatarse la voz. El primer rezo parece una mano abierta y en el simétrico espacio de ofrenda se aglomera la esperanza. De cuando en cuando tan solo un tropezón con una palabra olvidada, una titubeante invocación de lo perdido, y adelante, hacia el inevitable así son las cosas. El cuerpo envejecido es sim-plemente una de las cosas que viven este temprano tiem-po, cada vez más encorvado, cada vez más orientado a los secretos. Igual de inmóvil es que la lamparil a encendida que despacio pierde su función. 13:00 Desde la carretera alta en el monte en el dedal de la bahía —el mar. Desde la carretera abajo en el suelo de inabarca-bles inmensidades —el mar. Y vamos precisamente al á, al fin de los anhelos. El dulce aroma de los pinos teje su red sobre el azul mientras nos movemos por la densa sombra hacia los márgenes del mundo. Hemos tomado de la casa solo lo imprescindible para alimentar nuestros cuerpos; ahora por fin estamos donde no hay carestía. Los ojos bien abiertos aprenden a mirar el turbio mundo bajo la superficie, los erizos de mar crean ornamentos en los talones. El dolor ardiente lo lleva el mar a las profundidades, el aliento a ras de la superficie es un destello del cuerpecito que reside en otra parte. Un silencioso duelo por la puesta de sol y un nuevo día, del todo el mismo, del todo otro. La vieja señora sostiene la mano diminuta. Es un pesado gan-cho que arrastra hacia sí el cuerpo que ha conocido el mar. En las resbaladizas rocas flaquea el paso cansado, se bam-bolea como una barca ante el envite de las profundidades y siento apretar mi mano. En un inesperado instante, soy fuerte. En un inesperado instante, soy yo. Viva como el mar, terriblemente libre, llevando solo su oleaje a la lonta-nanza y más al á, al otro lado del horizonte, se vuelve hacia la costa con el desdén del triunfador que mira cómo su pasado lo persigue en vano. 20:00 La mesil a de noche está llena de prohibiciones. Sumerjo en las profundidades del agua bendita mi mocosa nariz, toco el Corazón expuesto. Todos los secretos están al al-cance de la mano. Mi Ángel Santo de la Guarda está junto a la cama, hermoso y erguido todo él, en lugar de flores de altar hay una pared de un verde opaco con un espejo, en el que por fin le veo la espalda —de verdad le están crecien-do las alas. Ahora se me acerca, pero no es cada vez más grande, es cada vez más pequeño. Es diminuto y jovial y se asienta en tus labios, que cada vez son más grandes y de ellos salen cada vez más voces, bril antes como piedreci-tas bajo un torrente y borboteantes. Mi Ángel Santo de la Guarda muestra ya por tercera vez su tierno rostro. Ahora soy minúscula yo también y me escondo bajo las arrugas de las sábanas, riendo entre dientes. Me gustaría tocarlo, ponerlo conmigo en la almohada. Pero entre nosotros hay un estrecho sendero de nariz a boca, lo recorro varias veces, arriba, abajo, solo a atravesarlo no me atrevo. Esta maniobra te pertenece a ti, pero no como árbol que ahon-da su certeza en la tierra, sino como nube a la cual obser-va el solitario a través de la ventana y, mientras su aten-ción la acapara el ajetreo al otro lado de la calle, el viento la esparce por el cielo. 21:00 Que el pijama sea planchado a raya, que las toal as sean dobladas a la mitad, que la colcha huela a viento que sopla con la fuerza justa, que las cortinas escondan lo revelado, que se vea el ordenado lujo de la vieja señora y que no se vea —cuando el filo de la plancha intercepta lo indomable, cuando la mano interrumpe el baile primaveral de la co-lada, cuando el dedo sigue una historia de unas letras del tamaño justo dejando tras de sí el rastro rojo oscuro de nimios bichos, cuando el cerezo sin podar se planta ante la ventana. Y la habitación cierra los ojos... Con la oscuridad llega el pensamiento aquel de que los cuerpos de las fotografías se saldrán del marco y vendrán a calentar sus pies helados a nuestra cama. Todos pasábamos frío cuando éramos pequeños, dirás de nuevo desde el umbral de los sueños, cuando yo ya esté hasta los tobillos en el gélido Soča, que es hermoso y no me quiere, y ya no pueda mo-verme. 01:00 Una diminuta nota en un libro olvidado, apenas visible, agrisada, cursiva, apartada, oprimida por sí misma, casi ilegible, destaca poderosamente como un letrero sobre la imagen del espejo: el Corazón se queda colgado en el va-cío cuando te vas. Como la hoja firma de una vid salvaje, enrojece bajo la luz. Todo alrededor, despacio despacio, con la naturalidad de la vida cuando transcurre, se cons-tituye un nuevo cuerpo, sin rojez, sin curvas. Regresa el día de la separación, como viento que corre entre matas de tomate pero solo un par de pasos más adelante pierde el dulzor. Habrá días de olor traslúcido, el cuerpo queda-rá colgado de un flácido abrazo, despacio despacio será inventado un nuevo nombre. Dirán quién es ese, entre la maleza de una vejez estancada busca el camino a mar abierto. Coge las palabras, llevándolas como una bola de nieve. Al volver, buscará las huel as del don perdido en el empapado suelo. 02:00 Y sin embargo: de ningún modo descendamos al abismo del cuerpo, al abismo del cuerpo que vaya tan solo el cuerpo.