IV. Jahrgang. l.üV. Nr. 53. in Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die 2spaltigc Petit-Zeile oder deren Raun, Mit der Post-Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Ginschaltung L kr., 2 Mal 8 kr., 3 Wal IN fr, Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig st. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig , 2.50 Halbjährig „ 3.— Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 8, Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt »/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10. II. Stock. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümrr des Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen nicht Hauplpllltz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Freitag am 2. Juli 1869. Pränumerations - Einladung Ein halbes Jahr ist um, seit der „Irißlav" , für die Rechte der Nation unerschrocken einstehend, zweimal wöchentlich erscheint. Seine Aufgabe, sein Ziel unverrückt vor Augen, hält er unerschüttert, unbeirrt selbst durch Scheinmanöver und Flankenangriffe seitens des planmäßig vorgehenden Gegners an seiner Tendenz fest, muthig bietet er dem Feinde, der gar zu häusig ausweicht, die Stirne, nie wankt er beim Herannahen drohender Gefahren, — dieses Zeugniß wird ihm jeder Freund unserer Nation unaufgefordert ausstellen. Schon als wir uns entschlossen, den „Irißlav " zweimal wöchentlich erscheinen zu lassen, leitete uns die Ueberzeugung von der Nothwendigteit eines deutschen, in Laibach, dem Zentrum Sloveniens erscheinenden Blattes, welches mehr als ein Wochenblatt geeignet wäre, die feindlichen Angriffe in die gebührenden Schranken zurückzuweisen, Verleumder zu entlarven und täglich häufiger fabrizirte Lügen aufzudecken; denn Laibach ist die Brutstätte jener schamlosen Unwahrheiten, Entstellungen und tendenziöser Uebertreibungen, welche in Wiener Blättern in neuester Zeit allzu häusig auftauchen. Die jüngsten Vorgänge in Laibach, die durch die sogenannte „liberale" Partei entwickelte Rührigkeit, welche, wenn sie nicht eine kräftige, auf die slovenische Majorität gestützte Opposition findet, verderbliche Früchte tragen tonnte, — alles dieses fordert uns zu rastloser, vereinter Thatigkeit und Wachsamkeit auf, wir müssen mit Argusaugen alle Schritte unserer Widersacher bewachen, kein Moment darf uns unvorbereitet finden, kein Ueberfall überraschen oder aus der Fassung bringen, wir müssen auf der Handhabung unserer vom Staate gorantirten Gesetze bestehen, kurz an dem Verfassungsleben theilnehmen, das uns die liberale und konstitutionelle Aera — natürlich nicht im Sinne unserer politischen Gegner — gewährleistet. Der nationale Himmel will sich trotz des Friedens nach außen noch immer nicht entwölken, vorzüglich wegen der Bemühungen einer Laibacher Klique — den Namen „Partei " verdient sie der geringen Anzahl wegen nicht zu führen — die frech genug ist, unter der Maske von „Volksfreunden" egoistische Zwecke zu verfolgen. Dieser gegenüber müssen wir stets gerüstet, schlagfertig fein, obschon wir es aufgeben muffen, sie mit gleichen Waffen zu bekämpfen, sie in die dunklen Schlupfwinkel zu verfolgen, wo sie ihre Plane schmiedet, denn ihre Hauptwaffen sind: Entstellung der Wahrheit, Verleumdung unserer edelsten Männer und volksfreundlichen Institute, Dislre­ditirung unseres schönen Krains durch schamlos aufgeputzte Berichte in fremden Journalen, wie dieß die erst kürzlich stattgefundene, bedau­erliche, ihnen jedoch, wie es scheint, sehr willkommene Turnerafsairc zur Genüge beweist, fowie endlich der Ruf nach Polizei und Aus­nahmszustand, der aus ihren Promemoria's deutlich genug heraus klingt, wenn er nicht etwa das letzte Aufflakern des „konstitutionellen" Lichtes andeuten foll. Diesem, die genannte Klique in den Augen jedes billig Denkenden kennzeichnenden Treiben, diesen immer dreister und ungerechter werdenden Angriffen gegenüber konnten wir uns nur auf eine defensive Stellung beschränken, und es gelang uns, gestützt auf Wahrheit und offen e Vertretung der Landes- und Voltsinteressen, den Feind momentan zu verwirren, aus der Fassung und zum Weichen zu bringen; allein gestützt auf höher e Kräfte sammelte er sich stets von neuem und nun steht er, frecher und kühner als je, in geschlossener Falanr da. Bewährte Freunde unseres Volkes und Wächter seiner Rechte! I n diesem wichtigen Momente ist unsere ganze Spannkraft erforderlich, vereint müssen wir zu unserer Fahne halten, damit sie früher — denn endlich bricht sich das Recht Bahn — glänzend sich entfalte im freien, weil befriedigten Lande, damit dann kein deutsches Blatt die Interessen desselben in Laibach vertreten und die unge­rechten Angriffe im Lande selbst zurückweisen muß. Die Aufgabe eines Blattes, das diese Tendenzen verfolgt, ist also eine heilige, sie gilt der Nation , deren Wohl sie stets im Auge hat und mit allen Mitteln anstrebt, die ihm nach dem Gesetze zu Gebote stehen. Der „Irißlav " wird dieser großen, edlen und dankbaren Aufgabe sich stets bewußt sein und zahlt hiebei auf geistige und Materielle Unterstützung seitens der Freunde unserer Nation, deren Gewissenssache es ist, ein derartiges Unternehmen nach Kräften zu fördern. Und so wird er denn fortfahren, zur Entfaltung des Banners des Fortschritts und der wahren Freiheit beizutragen, nimmer wankend auf der vorgezeichneten Bahn als ein unbestechlicher Wächter der Volksrechte, als ein unerschrockener Kämpe für nationale Freiheit, für den Fortschritt auf national-liberaler Basis. Auf das Feuilleton werden wir nach wie vor Rücksicht nehmen, und demnächst im Genre der beliebten „Laibacher Typen" Bilder aus der Laibacher Gesellschaft beginnen. Der Pränumerationspreis beträgt: Mit der Post: „ ., . ^ Für Laibach sammt Zustellung ins Haus^ Halbjährig. st.-lr. Halbjährig 2 fl. 50 kr. Vierteljährig „ 50 Vierteljährig 1 „ 25 „ Pillnumerationsbetiäge beliebe man an den Eigentümer des Blattes, Herrn?eter Krassolli zu adressiren. Pranumeilltionsrückstände ersuchen wir in kürzester Frist begleichen zu wollen. ^ .^ . ^ ^,. Die RedaKwn. Verfehlt! „Minister gehen, Nationen — nie!" Die Wahrheit dieses Satzes hat sich in der Geschichte glänzend bewiesen und zwar gerade an jenen, die daran nicht glauben wollten. Es gingen nicht bloß Minister und ihr Anhang, sondern auch Reiche, Klliserstaaten und ganze Dynastien, aber die Völker blieben und kon­stituirten sich stets von neuem lebenskräftiger, weil freier, sie erreichten ihr Ziel, wenn auch oft nach langer Leidensgeschichte und hartnacki­gen Kämpfen. Das Emporklimmen an der Leiter der Freiheit und Kultur ist eben schwierig, so mancher einzelne verunglückt, aber die Masse erreicht doch schließlich die oberste Sprosse. Das slovenische Volk befindet sich in der eben gedachten Situa­tion. Die Sprossen der Leiter sind Gesetze, auf diese gestützt steigt es immer höher, trotz der verschiedenen Hindernisse, auf welche es auf diesem anscheinend freien Wege stoßt. Doch hat es mit diesen Gesetzen ein eigenthümliches Bewandtniß; es verhält sich damit so, wie mit einer Armeeliste, wornach das Heer ein sehr respektables, ehrfurchtgebietendes Aussehen hat — nämlich auf dem Papiere. Wi r haben Gesetze im Ueberfluß, wenn alle erfüllt würden, dann wäre des Guten zu viel. Wer sie alle liest und glaubt, daß sie all e gehandhabt werden, muß erstaunt ausrufen: „Ist's wohl möglich, daß die Slovenen mehr verlangen, als ihnen garantirt ist! Kann es da auch einen einzigen Unzufriedenen geben?!" Doch wir wollen über dieses sattsam erörterte und bekannte Thema keine Worte verlieren; heute besprechen wir die Maßregeln, welche von Seite der Negierung und unseren „konstitutionellen" Be­hörden nach der Ianöberg-Affaire getroffen wurden, um zur Be­ruhigung des aufgeregten Landvolkes beizutragen. Wo die Basis eine verfehlte, wo die Voraussetzungen irrig, da kann nichts, was darauf fußt, zweckdienlich, auch nur haltbar sein. Als die Regierung von der Ansicht ausging, die Urheber der jüng­sten unglückseligen Ereignisse — um uns des beliebten Ausdruckes eines bekannten „liberalen" Parteiführers zu bedienen, welcher über das verführte Volk Krolodilsthränen weint — unter den nationalen Führern, in den Folgen der Tabore, in der slovenischen Journalistik suchen zu müssen, da war sie schon auf einem Abwege, alle Mittel, die sie ergriff, waren verfehlt, weil gegen jene gerichtet, welche er­wiesenermaßen keine Schuld daran hatten. Alle die vielen Erlässe, welche sehr schöne Dinge und Versicherungen enthalten, alle Maß­regeln gegen die nationale Presse, alle Zirkulare an die Behörden, Schuldirektionen, alle Aufforderungen zur schärferen Ueberwachuug der Geistlichkeit, sie alle, mögen sie in noch so wohlmeinender Absicht ge­schrieben worden sein, sind — verfehlt! Während man die nationale, durchwegs eine defensive Hal- Feuilleton. Die erste Zigarre. Humoristische Gpisodt aus der Studentenwelt. „Die erste Zigarre!" Weißt Du, geehrter Leser, welch' tiefe Bedeutung diefe Worte haben? Willst D u Di r die Mühe geben, dieselben genauer zu betrachten, oder, was noch besser, sie ganz schul­mäßig zu analysiren? „Die " ist ein ganz gewöhnlicher Artikel, in vielen Sprachen ganz überflüssig, der alles und nichts zugleich gelten kann. „Erste" ist ein Zahlwort, weil die meisten Zahlungen mit dem Erste n vor sich gehen. Seinem Werthe nach ist es ebenso häufig das beste, wie das schlechteste und ist häusig zugleich auch das letzte. „Zigarre " ist ein Substantiv, d. h. es bedeutet eine Sub­stanz, die bei der Geburt schon der Vernichtung geweiht und deren bester Bestandteil — blauer Dunst ist. Diese Begriffe zusammengefaßt bedeuten etwas an und für sich unbeschreiblich schlechtes, das zugleich den Inbegriff der sehnlichsten Wünsche, der größten Seligkeit für angehende Jünglinge bildet, die sich den Anstrich des männlichen zu geben beflissen sind. Es ist dieß die erste freiwillige Steuer, das erste bittere Opfer, das jene unbe­schreiblich unbehaglichen Zustände hervorbringt, die sich meistens immer durch Revolutionen im Kopf und Magen kund geben. Deßhalb ist die erste Zigarre unstreitig auch die schlechteste und zwar ohne Schuld der Tabllkfabriken; doch ist sie nie zugleich die letzte. Oder hörtest D u je ein Menschenkind die erste Zigarre loben? — Gewiß nicht! tung einnehmende Presse verfolgt, läßt man der offensi v auftre­tenden gegnerischen freien Spielraum, da es doch in der Natur des Kampfes liegt, daß der Angreifer stets ungestümmer ist, als der Vertheidiger, denn im entgegengesetzten Falle wäre der Streit been­det, sobald der Angegriffene stärker sein würde. Die Aufwiegler und Ruhestörer sucht man in der nationalen Geistlichkeit, trotzdem daß es erwiesen ist, in welch' friedlichem Einverständnis; dieselbe mit dem Volke lebt, ferner unter den Professoren, aber beileibe nicht unter den der „liberalen" Partei anhängenden, welche die Antipathien der Mehrzahl ihrer Schüler besitzen, ohne daß diese dazu aufgehetzt wor­den wären, sondern unter denjenigen, die sich dieser Partei nicht, wenigstens nicht entschieden angeschlossen haben. Glaubt man denn wirklich, daß den Wünschen einer Kliqu e eher Rechnung zutragen wäre, als denen des Volkes, des Landes? Sobald man dieser Ansicht huldigt, dann allerdings sind die Maßregeln, welche diese Klique auch nicht im geringsten molestiren und treffen, die richtigen, d. h. nach dem Sinne des „Tagblatt", welches übrigens in einzelnen Dingen und Tendenzen mit der „Laibacher Zeitung" identisch zu weiden beginnt. Wenn dem Lai b ach er Gemeinderathe in Lan ­desangelegenheiten die entscheidende Stimme zufällt, wenn sein, ober was dasselbe, des konstitutionellen Vereines Promemoria als Basis aller Maßregeln genommen wird, dann sind diese allerdings noch zu mild, wir haben, was dieses wünschte, einen Ausnahmszustand in toruiÄ, noch nicht, wohl aber in lauto. Welches Resultat halten die Denkschriften des Landesausschusses, des Vereines „Slovenija", der trainischen Geistlichkeit, ja welches Schicksal erfuhren sie? Vis jetzt schwebt darüber ein unheimliches Dunkel, wir sehen noch keine Früchte, es scheint nicht, als ob irgendwo Rücksicht darauf genommen worden wäre, wogegen die im gemeinde­räthlichen Promemoria zur Pazifizirung des Landes und zur Wah­rung der Sicherheit angegebenen Wege all e befolgt werden. Und was wurde bisher erreicht? Is t die Pazifizirung gelungen? Unter „Pazifizirung" verstehen wir natürlich dasselbe, was unsere Deutschthllmler, nämlich das Ausrotten der verhaßten „ZlovauzK» iäeHa" bei der Jugend, bei der Bevölkerung überhaupt. Wir glau­ben diese Frage entschieden verneinen zu müssen, denn einige, na­mentlich vom konstitutionellen Stadtausschusse verfügten Maßregeln sind geradezu possirlich, so das Fahnden auf „2n'vijo"-Rufer u. s, w. Die harmloseste Aeußerung am Weintisch, Spaße im Freundenkreise werden als Ruhestörungen angesehen und in landesgerichtliche Be­handlung gezogen, Landausflüge überwacht, und wenn sich irgend ein Gerücht verbreitet, daß eine nationale Gesellschaft irgend eine Ver­gnügungsfahrt in die Umgebung im Sinne hat, so wird schon im voraus ein Piquet Gensdarmen hingeschickt. Wozu? Der Gespenster wegen, die gewisse Leute jetzt überall sehen? Is t etwa das Vater- Es war bereits Abend geworden und trotz der Oellampen herrschte jenes nebelhafte Dunkel, das die Stadt Laibach mit der Weltstadt London gemein hat. Unter den Füßen der eilig dahin­rennender Wanderer knarrte und knisterte es scharf; man tonnte es jedem ansehen, daß er so schnell als möglich wieder unter Dach und Fach und im Bereiche des wieder zu Ehren gelangten Ofens zu sein wünschte. Man vernahm fast leinen andern Laut, als die mo­notonen Schläge der Thurmuhren und die halb erfrorene Stimme der Schloßwache oder den Lärm der Villardkugeln aus irgend einem Kaffeehause. Es ist noch nicht spät, nein, denn die Hallen des Musentempels sind grell beleuchtet und nach und nach wird die Zahl der Fußgänger, welche den Kunsttcmpel zu ihrem Ziele gewählt haben, immer größer, während glücklichere in prächtigen Kutschen mit bereiften Rossen an­gefahren kommen, um den unübertrefflichen Stel z er in einer seiner Forcerollen zu bewundern und — auszulachen. „Ach ihr glücklichen, denen der Preis für ein Billet kein Loch in eure Börse reißt!" So dachte ich, des Theaters weite Hallen wehmüthigen Blickes betrachtend, gleich der Seele eines Verdammten vor dem Himmelsthore. „Glücklich ihr , die ihr volle Börsen habt, euer ist das Theaterreich." Als armes Studentenlein hatte ich selten was bares zur Verfügung und in meinem Präliminare waren derlei außerordentliche Ausgaben keineswegs als haltbare Posten eingetra­gen worden. Während ich mich derlei düsteren Betrachtungen hingab und nicht einmal in der Ferne die geringste Aussicht sich bot, durch eine kühne Finanzoperation den Kredit zu heben und ein Anlehen zu ton­land in Gefahr? Und wer zahlt schließlich die Kosten dieser unnö­thigen Anordnungen? Etwa die Partei, der zulieb sie getroffen wer­den? Beileibe nicht, sondern jene, gegen die sie getroffen weiden. Wie lange wird es noch dauern, daß man statt durch Gewährung der Vollswünsche das Land durch Polizeigewalt pazisiziren will? Wann tritt endlich die Gleichberechtigung in's Leben? Gleichberechtigung! Erhabener Begriff und in welch' ehrfurchtsvoller Entfernung! Wie fulminante Neden lassen sich über dieses Wort halten, wie interessante Artikel darüber schreiben! Denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt das Wort als Ausfluchtsfrase zu rechter Zeit sich ein. Und vor allem wie prangt es im hellen Glanz — auf dem Papiere! unfaßbar, in der Gestalt des verlockenden Irrlichts! Doch die Gleichberechtigung existirt ja , so steht es in Erlässen geschrieben, und diesen muß man glauben, so will es die Regierung. Wer ist schuld? Unlängst brachte das „Laibacher Tagblatt" einen Leitartikel, in welchem es das Thema behandelte, daß unter dem in unserm Va­terlande bestehenden Parteienstreit und Hader di e materielle n Interessen empfindlich leiden, daß hiedurch der eine wie der andere Streittheil geschädiget wird. Diese Behauptung des „Tagblatt" ist ganz richtig, und wir sind dießmal in der Lage, ihm ganz Recht zu geben. Der Partei­kampf, welcher gegenwärtig in unserm Lande geführt wird und die besten Kräfte desselben absorbirt, schädigt im hohen Maße die gei­stigen und materiellen Interessen unseres Volkes und ist ein wahrer Hemmschuh für die Freiheit und für den Fortschritt. Allein wer ist schuld? Etwa die Nationalen, welche nur für die natürlichen und jetzt auch durch die Verfassung garantirten Rechte des slovenischen Volkes kämpfen? welche nur verlangen, daß in einem Zeitalter, wo die Freiheit und die Gleichheit aller vor dem Gesetze so laut verkündet wird, auch von der slovenischen Nationalität ein seit Jahrhunderten auf ihr lastendes Unrecht beseitiget werde? welche nur das in Anspruch nehmen, was andere Nationalitäten z. V . die deutsche, italienische, magyarische :c. schon längst haben? Oder sind es nicht vielmehr diejenigen, welche ohne einen Rechtsgrund und im geraden Widerspruche mit den liberalen Schlagwörtern, die sie im Munde führen, die Rechte des slovenischen Volkes auf das wüthendste bekämpfen und alles, was einem Volke ehrwürdig und theuer ist, verleumden, beschimpfen, besudeln und in den Koth treten; und welche — um ihre ungerechten Zwecke zu erreichen, fort und fort nach der Polizei rufen, ehrliche Leute denunziren und die natio­nalen Bestrebungen mit Bajonetten und Kerker bändigen wollen? trahiren, hatte die Musik im Orchester bereits begonnen. Bekanntlich ist dem Hungrigen der aus einer Garküche dringende Wohlgeruch von Speisen eine Toitour, der er sich entziehen würde, wenn nicht im Hintergrunde die Hoffnung lächelte, vielleicht doch etwas mehr als des bloßen Geruches theilhaftig zu weiden. Ganz so verhielt es sich mit mir. Vor Frost am ganzen Leibe zitternd konnte ich mich doch nicht entschließen, den Platz zu verlassen, die rauschende Musil übte auf mich einen überwältigenden Eindruck. „8srvn3 , Freund! Bist D u vielleicht zu einer Probe entschlossen, ob Dein Sommeranzug der grimmigen Kälte Stich hält? Gib die Probe auf, D u wirst unterliegen!" Ich wandte mich um und erkannte in dem Sprecher einen Kolle­gen, der sich vergeblich abmühete, seine nicht behandschuheten Hände in den durch des Schneiders weise Vorsicht geschaffenen Oeffnungen seines Rockes zu verbergen. Da ich im Augenblicke nichts erwidern konnte oder wollie, so fuhr er zähneklappernd und beinahe jede seinen Lippen entströmende Silbe mehrmals durchbeißend, fort: „Aha, ich begreife! Du möchtest in's Theater, hast aber kein Geld! Armer Teufel!" Ich begann zu hoffen und sah ihn erwartungsvoll an. Er war bei mir noch zwei lateinische Aufgaben im Rückstande, macht zwanzig Neukreuzer. Der Preis eines Galleriebillets betrug fünfzehn Kreuzer, um den Rest konnte ich morgen frühstücken. „Du hast's erralhen, Freund", begann ich aufathmend, „bis Hieher kommt man auch ohne Billet, weiter nicht, und Du würdest mich sehr verpflichten — " „Wenn's in meiner Macht stände, mit Vergnügen! Allein ich Wir wollen indessen die Frage nicht weiter ausdehnen, weil wir glauben, daß ja darüber, welcher Theil im Rechte und welcher im Unrechte ist, und wer somit die Schuld und die Verantwortlichkeit für die im Lande herrschende Zwietracht zu tragen hat, für nieman­den, der offene Augen hat, ein Zweifel mehr besteht. Wenn also das Bedauern der Männer vom „Tagblatt" über die materiellen Nachtheile des Landes ein aufrichtiges ist und wirklich vom Herzen kommt, nun, sie haben es in ihrer Hand, diesen Zuständen bald ein Ende zu machen. Sie brauchen nur die Ehrlichkeit zu haben, von einem Kampfe gegen das Recht und gegen das Gesetz abzulassen. Sie brauchen nur aufzuhören, ihrem eigenen Volte und ihrem eige­nen Lande feindlich entgegen zu arbeiten. Sie brauchen nur die Selbstüberwindung zu haben, sich von der fremden Hilfe loszusagen, mit ihren slovenischen Landsleuten zu vereinigen und so einem Bin ­derkampfe ein Ende zu machen, welcher für sie ohnehin aussichtslos ist. Wenn es wahr ist, was man sich erzählt, daß die Bauern am Ianöberge den Laibacher Turnern den N»th gegeben hätten: „Tra ­get auf eurer Fahne jene Farben, welche die Slove­nen tragen, dann könnet ihr ruhig im ganzen Lande herumgehen" — so war das in der That ein sehr guter und passender Rathschlag und wir wünschen nur, daß ihn unsere Gegner, wenn ihnen wirklich an den Interessen des Landes und an ihren eigenen etwas gelegen ist, beherzigen und sinngemäß befolgen möchten, Tagesnemgkeiten. Laiwch, 2. Juli. — (Preßprozeß in Aussicht.) Der verantwortliche Re­dakteur des „Triglav" wurde am 30. Juni durch eine Zuschrift ver­ständigt, daß gegen ihn wegen einer in Nr. 42 dieses Blattes er­schienenen Notiz durch die k. t. Staatsanwaltschaft die Klage wegen Ehrenbeleidigung der Armee (ߧ. 491 und 495) einge­reicht und fofort auch die Untersuchung eingeleitet worden sei. Dem­nach hat er, zugleich als Redakteur des „Brencelj", die reizende Aussicht, in Laibach zuerst vor den Geschworenen auf der Anklage­bank zu erscheinen. — (Nochmals der Generalbefeh l.) Der Grazer Kor­respondent des „Slovenski Narod" benützte die Notiz unseres Blattes: „Ein apokrhfer Generalbefehl" zu einem taktlosen Ausfalle gegen den „Triglav", der von ungerechten und beleidigenden Ausdrücken strotzt. Wir würden es nicht der Mühe werth und unter unserer Würde finden, auf diese Gemeinheiten zu antworten, aber wir fühlen uns unseren Lesern gegenüber verpflichtet, die Entstehung dieser Notiz mitzutheilen. — Am Tage, als der „Triglav" jene dem „Slovenski Narod" entnommene Nachricht von dem Generalbefehl Johns brachte, erschien der k. t. Major des hier garnisonirenden Regiments Graf bin selbst nicht besser daran, wie Du . Laß Di r deßhalb keine grauen Haare wachsen! Wenn Di r eine lustige Gesellschaft zusagt, so folge mir; Du wirst lachen, daß Dir das Zwerchfell wehe thun soll, ich garantire Dir's." „Nesser etwas als gar nichts," dachte ich, mich ihm anschlie­ßend. Wi r schritten schweigend die holperige Gasse der Gradina­vorstadt entlang, bogen dann in die Triester Straße ein und blieben vor einem Hause stehen, durch dessen hell erleuchtete Fenster uns fröhliches Gelächter entgegen schallte. „Ich werde Dich," begann mein Begleiter, „hier einführen, D u wirst ohnehin viele Bekannte treffen." „Aber — " „Kein Aber, D u bist mein Freund, ich bin hier wie zu Hause und damit Punktum!" „Sin d auch Damen dabei?" „Nun, natürlich! Wo gibt's denn ein ordentliches Amüsement ohne Damen?" „Dann gute Nacht! mir bangt vor einer gemischten Gesellschaft, ich fürchte mich lächerlich zu machen." „So haben wir nicht gewettet! Du mußt auf jeden Fall mit­kommen." Damit ergriff er meinen Arm und zog mich in's Hausthor. Mir war es nicht anders zu Muthe, wie dem armen Sünder, wenn er zum Hochgericht geführt wird; ich fügte mich indeß mit Resig­nation, fest entschlossen, sobald es thunlich, die Gesellschaft zu verlassen. Mein Führer pochte. (Forts, folgt.) Huyn, Herr Majer , in der Wohnung des Eigentümers des „Triglav" mit der Erklärung, er habe soeben wegen der gedachten Notiz bei der Staatsanwaltschaft eine Klage gegen den „Slovenski Narod" eingereicht, da, wie Herr Major Majer auf Ehren­wor t versicherte, ein welchen Namen immer habendes Schriftstück solchen oder ähnlichen Inhalts an das k. l. Offizierskorps des Regiments Graf Huyn nicht eristirt. Auf fein Ehrenwort hin erschien nun jene vom Grazer Korrespondenten des „Slovenski Na­rod" beanständete Notiz in der nächsten Nummer des „Triglav". Wir begreifen den Groll und die Entrüstung dieses Grazer Jupiter­leins ebensowenig, als wir seine Quelle für sicherer hielten wie die unsrige. Allerdings führt er einen Generalbefehl in getreuer Ueber­fetzung an, doch ist derfelbe an das Stationstommando in Lllibach überhaupt gerichtet und mag erst durch die Auffassung des genannten Korrespondenten speziel l auf die Offiziere des Regi­ments Graf Huyn angewendet worden sein; auch ist derselbe bei weitem nicht so tadelnden Inhalts, als es der „Slovenski Narod" zuerst auszugsweise berichtete. Dieß zur Orientirung des genannten Korrespondenten, auf dessen Ausfälle wir nicht weiter eingehen wollen, weil wir uns zu jener Höhe der Gemeinhei t nicht emporschwin­gen können, die wir darin finden. Wenn der Korrespondent eine so gemeine Ader in sich fühlt, so mag er sie gegen unsere Feinde ausleeren, denn das „Tagblatt" wird im „Slovenski Narod" weit glimpflicher behandelt, als der „Triglav". Weil aber diese Gemein­heiten die Redaktion durch eine Anmerkung noch raffinirt, worin der längst heimlich genährte Groll gegen den „Triglav" offen zu Tage tritt, so rufen wir ihm seine eigenen Worte zu: „Da hört in der That die Kollegialität auf." — (Was man in Wien schreiben darf.) Die „Debatte" enthält folgenden Artikel: „Die czechischen Blätter beschweren sich tagtäglich mit schmerzlichem Gesichterschneiden, daß die Wiener Iuden­klique alles verunziert, was dem Wenzel heilig ist. Frage: Was ist dem Wenzel heilig? Erstens: Ein geweihtes Reindl, das sie die Krone des vereinigten Königreiches zu tituliren belieben. Zweitens: Ein alter Löwe, der bereits keine Zähne mehr, dafür aber einen doppelten Schweif hat, und der einmal die schönste Zierde der offi­ziellen Prager Landeszeitung ausgemacht hat. Drittens: Eine drei­hundert Jahre alte Zunge des heiligen Johannes, deren Glasfutteral alle Jahre von 300.000 panslavistischen Zungen abgeschmatzt wird. Viertens: Der besagte Heilige selber, an dem nichts ist, als sein Grabmal, das 36 Zentner Silber schwer und für die Regierung eine ewige Verlockung ist, endlich einmal Silberwährung herzustellen. Fünftens: Zwei wunderschöne Handschriften, unbestimmt, ob aus dem 1900, Jahre vor oder nach Christi; auf jeden Fall gut geräuchert und präparirt und einmal bei Nacht und Nebel (das Lieblingswetter der Nationalen) chemisch untersucht. Sechstens: Ein fabelhafter Sän­ger aus der böhmischen Urzeit, jetzt in Königinhof ausgehauen, eine Ehre, die sonst nur den Deutschen und Juden passirt; ein lebendiger Beweis, daß eine erlogene Handschrift fortzeugend einen erdichteten Sänger gebiert. Siebentens: Das berühmte Thurmloch Daliborka's, der das Unglück hatte, den Czechen das Geigen beizubringen. Jetzt gehen sie bereits auch flöten, und die schöne Harmonie im Arbeiter­verein legt für die weitere Entwicklung des musikalischen Vermögens der Czechen das beste Zeugniß ab. Achtens: Endlich das letzte Heilig­thum, das alle übergoldet und mit dem Allerheiligsten das gemein hat, daß es unsichtbar ist, — das sogenannte böhmische Staatsrecht, eine Art verschleiertes Bild von Sais, wobei derjenige czechische Jüngling, vielleicht der blinde Jüngling, die schreckliche Entdeckung macht, daß hinter dem Schleier eigentlich etwas ist, was sich nicht singen und sagen läßt." — Das ist „Witz", weil es die böhmische Nation verhöhnt; würde es jemandem einfallen, von der deutschen in dieser Art zu schreiben, so wird sein Produkt als Verbrechen, mindestens aber als Vergehen tlassifizirt. Noch krasser ist der Unter­schied bei uns, wie es die neueste Geschichte der Journalistik in Lllibach beweist. Der „Brencelj" ist konfisziri worden, weil er sich erkühnte, einige konstitutionelle Größen und deren, wie er­ wiesen, resultatlose Pilgerfahrt nach Wien zu besprechen und zu be­singen und einen Verein zu karriliren, während beispielsweise „Fi ­garo", „Kikeriki", „Floh" und das gemeine „Reibeisen" ungestraft Natione n und Religionsgenossenschaften mit Wort und Bild ge­radezu verhöhnen. So erklärte erst kürzlich eines dieser Witzblätter, wenn wir nicht irren, das „Reibeisen" die Entstehung der jloveni­schen Sprache folgendermaßen: Ein Kroate zog nach Kram und ver­brannte sich an der Nationalspeise „Kascha" das Mau l (!!) derart daß er nur mehr unartikulirte Gurgeltöne hervorstoßen konnte, wor­aus die slovenische Sprache entstand. — Das ist doch Verhöhnung einer ganzen Nation?! — Gott bewahre! Das ist nur gesunder Humor. Die „Deutschen" lachen darüber aus vollem Halse! — (Treffend.) Schuselta's „Reform" fällt über die Zu. stände in Zisleithanien folgendes Urtheil: „Die Politik aller Völker des ehemaligen Kaiferlhums Oesterreich reagirt gegen die jetzige Reichstonstruktion. Selbst die beiden privilegirten Völker sind unzu­frieden, weil sie sich in der erzwungenen und erkünstelten Verbindung in ihrer freien Nationalpolitik genirt und gehemmt fühlen. Die Politik der Magyaren, obwohl ihr Königreich vollkommen an die Stelle des ehemaligen Kaiferlhums getreten ist, hat doch den klar ausgesprochenen Zweck, das, was man einen Ausgleich nennt, ent­weder auf einmal, oder doch nach und nach zum völligen Ausein­andergehen zu entwickeln. Die Deutschösterreichcr, welche Arm in Arm mit den Magyaren herrschen sollten und in kurzsichtigem Dok­trinarismus darauf eingegangen sind, erkennen bereits, daß sie sich einer Täuschung hingegeben haben, daß sie mit ihrer fysischen und geistigen Kraft, mit ihrem Gut und Blut als Stütze eines stolzen Magyarenreiches dienen follen. Die Deutschösterreicher, welche dem österreichischen Staatenverein von jeher das schwerste nationale Opfer gebracht haben, weil sie durch denselben stets von dem Kulturleben ihres Volkes mehr oder weniger getrennt waren, sie sollen jetzt nach magyarischem Diktat an Deutschland gar nicht mehr denken! Sie erkennen mehr und mehr, daß sie für diese unwürdige Stellung nicht dadurch entschädigt werden tonnen, daß die Magyaren ihnen die Erlaubnis;, ja die Vorschrift gegeben haben, die nichtdeutschen Völker „Zisleithaniens" eben nach magyarischem Beispiele zu be­handeln. Von den österreichischen Slaven aber, welche je für sich stark genug sind, um keine Herrschaft eines andern Volkes zu dulden, welche durch den natürlichen Zug des Nationalgefühls zur Verbrü­derung unter einander, in welcher sie die Majorität der Gesammt­bevölkerung Oesterreichs darstellen, und zum Ausblick nach dem großen über zwei Welttheile verbreiteten Slavenreiche bewogen weiden, von ihnen kann doch kein gerechter, oder auch nur billiger, ja selbst kein bloß kluger Mensch verlangen, daß sie sich willig dem Lose fügen sollen, einerseits von den Magyaren, andererseits von den Deutschen absorbirt zu werden und lediglich als Nusfüllstoff eines neuen Doppel­ reiches zu dienen. Selbst die Polen, obwohl sie sich von den anderen Slaven sondern, perhorrcsziren ein solches Los mindestens ebenso stark wie die russische Herrschaft. Von den Romanen gilt verhältniß­mäßig das Nämliche." — Kurz, aber gut! — (Die mikroskopischen Untersuchungen der Grains ) am Versuchshofe der Landwirthschaftsgesellschaft vom Hrn. Schollmayr vorgenommen, haben gezeigt, daß die Grains des Fräu­leins Iosefine Zurhale k und des Hausinspektors im Koliseum Hrn. Serr a vollkommen gesund sind. Korrespondenz der Administration. Löbl. öitaonica in Kailftadt: Da Sie für den II. Semester sowie für den I. nur je 2 fi. 50 tl. eingesendet haben, tei halbjährige Pranume­llltionsvreis aber 3 fl. beilägt, so ist Ihr Abonnement bloß bis Ende Ok­tober, nicht bis Ende Dezember vorgemelkt. Für November und Dezember hätten Sie noch 1 fl. nachzutragen. Verstorbene. Den 2t. Juni, Georg Petri«, Keuschler, alt 61 Zahlt, am Moor­grunde Nr. 18, am Magenkrebs. — Franz Zörer, Bettler, alt 60 Jahre, im Zivllspital, an Gehirnlähmung. Den 22. Juni. Franz PernZef, Knecht, alt 20 Jahre, im Zivilspital, an der Lungentuberkulose. Den 23. Juni. Der Frau Agatha KriZaj, k. k. Bearntenswitwe, ihr Sohn Anton Viktor, alt 22 Jahre und 2 Monate, in der Polanavorftadt Nr. 21, an der Auszehrung. — Lukas Ienko, Taglöhner, alt 75 Jahre, ins Zivllspital gähe am Schlagfiusse sterbend überbracht. — Dem Mathias Zur­lovis, Bahmvächter, sein Stiefsohn Karl Nagode, alt 13 Jahre, in der Tll-Nllüvorstadt Nr. ,5, an Gehirnlähmung, Gin guter wild gesucht. Näheres in der Administration des „Lienoel^". Eigenthümerund Herausgeber?eter<3r»88LlIi. — Für die Redaktion verantwortlich: 5»!:. ^Movo. — Druck von ^«set LlanniK in Laibach.