Bezugspreise für das ehemalige Hsterreich-Urig. ganzjährig ii 10 — halbjährig I< 5 — Mr Amerika: ganzjährig l). 2-50 Mr das übrige Ausland ganzjährig I< 12 — Erscheint am 1., 10. und 20. eines jeden Monates. Bestellungen übernimmt die H-erwattimg der Hoitscheer Zeitung in Gottschee Br. 121. Berichte sind zn senden an dis Schristkriiung der Kotkscheer Zeitung in Gottichee. Anzeigen (Inserate) werden nach Tarif be¬ rechnet und von der Ver- maltnng des Blattes übernommen. Briefe ohne Unterschrift werden nichtberücksichtigt, Manuskripte nicht zurück¬ gesendet. Poslsparkassen-Konto Sir. 842.285. Wr. 14. KoLtschee, am 10. Dezember 1919. Jahrgang I. An unsere geehrten Abnehmer! Infolge der neuerlichen Verteuerung des Papiers um 100 Prozent, des sonstigen Materials (Druckerschwärze usw.) um 1000 Prozent sowie wegen der bedeutenden Erhöhung der Drnckkosten, die im übrigen nicht übermäßig gehalten, sondern durch die steigende allgemeine Teuerung bedingt sind, ist unserem Blatte eine mehr als 100-prozentige Erhöhung der Herstellungskosten erwachsen. Wir sind demnach gezwungen, vom 1. Jänner 1920 an die Bezugsgebühr der „HoLLscheer Zeitung" folgendermaßen zu erhöhen: Für das Inland ganzjährig.X 20'— halbjährig.„ 10 — vierteljährig.. 5'— Für Deutschösterreich (wegen des Valutauntcrschiedes) ganzjährig.X 26'— halbjährig.„ 13 — vierteljährig ..„ 6'50 Die „Goltscheer Zeitung" wird vom 1. Jänner 1920 an in größerem Format erscheinen. Der heutigen Nummer unseres Blattes sind für die Be¬ nützung im Jnlande Erlagscheine der Postsparkasse bei- gelegt. Wir ersuchen dringend um freundliche Einsendung des Be¬ zugsbetrages noch im Laufe des Monates Dezember, damit in der Zusendung des Blattes keine Verzögerung eintrete. Da wir wegen der großen Kosten des Papiers die Herstellung einer größeren Menge von nicht bestellten Stücken der Jänner-Nummern nicht riskieren können, müßte die Zusendung des Blattes ssfort ein¬ gestellt werden, falls die Erneuerung der Aezngsgeöüßr nicht noch im Laufe dieses Monates geschieht. Um den geehrten Abnehmern unseres Blattes in Deutsch¬ öfterreich den Bezug desselben zu ermöglichen, haben wir vor, in Wien eine Zeitungs stelle zu errichten, und hoffen hiebei auf das freundliche Entgegenkommen und die gütige Mitwirkung unserer Landsleute dmtselbst, sowie beim Werbegeschäfte für das heimatliche Organ auch auf die werktätige Mitarbeit der geehrten landsmannschaftlichen Gottscheer-Vereine in Wien, Graz, Klagenfurt usw. Wir streben an, die Sache derart zu regeln, daß die bei der Zeitnngsstclle in Wien durch Postanweisung eiuzuzahlcnden Bezugs¬ gelder durch Vermittlung einer Bank an uns gelangen. Falls wegen Postsperre oder aus anderen Gründen die Gründung einer Zeitungs¬ stelle in Wien dermalen noch nicht möglich sein sollte, ließe sich die Sache auch so einrichten, daß die auswärtigen Abnehmer einen Verwandten oder Bekannten in der Heimat ersuchen, er möge für sie einstweilen vorschußweise den Bszugsbctrag erlegen. Dies könnte auch gruppenweise bewerkstelligt werden. Die „Gott scheer Zeitung" ist gegenwärtig das einzige deutsche Blatt in Krain und im Süden. Ihr Fortbestand ist für unsere engere Heimat nicht nur eine Ehrensache, sondern auch ein dringendes, sozusagen unabweisliches Bedürfnis, da unsere Landsleute einzig und allein durch die „Gottscheer Zeitung" über die Ereignisse in der Heimat unterrichtet werden und auch die Verordnungen und Verfügungen der Ämter und Behörden erfahren können. Wir hoffen demnach zuversichtlich, daß nicht nur alle alten Abnehmer unserem Blatte treu bleiben werden, sondern daß dasselbe in den Kreisen unserer Landsleute und der Freunde unserer Heimat noch weitere, ausgedehntere Verbreitung finden wird. Die Werwattttng der „Hoitscheer Zeitung." Bekämpfung der Teuernng und des Warenrvuchers. Halbamtlich meldet die PS.: Wie wir erfahren, hat der Ernährungsminister eine Verordnung über die Versorgung des Volkes mit Nahrungsmitteln herausgegebcn. Unter diesen Nahrungsmitteln sind auch alle Arten von Vieh zum Schlachten und Viehprodukte inbegriffen. Ferner wird ungeordnet, daß alle Nahrungsmittel beim Verkauf in den Geschäften, auf den Markt¬ plätzen oder sonst an sichtbarer Stelle mit Preistarifen gekennzeichnet werden müssen. Ebenso sind alle jene Gegenstände mit Preisen zu versehen, die sich in den Geschäftsauslagen befinden. Von dieser Anordnung sind unbedingt notwendige Artikel wie Kleider, Schuhe und Brennmaterial nicht ausgeschlossen. Gemeinden oder Stadtbehörden sind verpflichtet, auf ihren Territorien die Verkaufspreise aller Artikel zu fixieren, welche zum Lebensunterhalt nötig sind. Damit diese Preise gerecht fest¬ gestellt werden, haben die Gemeinden besondere Preis bestim- mungsausschüssc zu bilden, in denen wenigstens ein Repräsentant aus kaufmännischen Kreisen, einer aus den Kreisen der Produzenten und einer aus den Kreisen der Konsumenten vertreten sein sollen. In den Städten und Jndustrieorten sind außerdem die Vertreter der Arbeiterschaft hiezu einzuladen. Die Mitglieder dieser Ausschüsse ernennt der Präsident der Gemeinde, beziehungsweise der Bürger¬ meister, welcher die Sitzungen einveruft und ihnen präsidiert. Die Mitglieder des Ausschusses haben, obwohl der Dienst ein Ehren¬ dienst ist, zu den Sitzungen zu erscheinen. Jener Verkäufer, der seine Ware nicht mit Preisen versehen oder sich an die Preise nicht halten sollte, wird mit einer Arrest¬ strafe bis zu einem Monate bestraft. Außerdem wird er auch zum Verlust der Ware verurteilt, die dann die Behörde unter die ärmere Bevölkerung dieser Gegend verteilen wird. Sollte sich jemand wiederholt gegen die obigen Bestimmungen vergehen, wird ihm Seite 90. Goitscheer Zeitung — Nr. 14. Jahrgang I. die gewerbliche Lizenz entzogen. Alle Strafen werden von der politischen Behörde erster Instanz verhängt und es kann gegen derartige Verurteilungen innerhalb 8 Tagen an das Ernährungs- ministerium in Belgrad appelliert werden. Außerdem wird mit dieser Verordnung jede Anhäufung von Lebensmitteln verboten. Unter letzterer werden der Ankauf und das Halten größerer Quantitäten verstanden, als sie der Kaufmann in seinem Geschäfte halten kann oder gewöhnlich hält. Eine solche Anhäufung ist schon auch deshalb strafbar, weil die Vorräte dadurch dem Verkehr entzogen und aus Lager gehalten werden, um sodann wegen „Warenmangel" die Marktpreise zu steigern. Aus diesem Anlasse hat die Sektion des Ernährungsmini¬ steriums an alle diesbezüglichen Staatsbehörden eine Verord¬ nung erlassen, derzufolge alle notwendigen Schritte zu unternehmen sind, damit je früher die Preisbestimmnngsausschüsse gebildet werden und mit ihrer Tätigkeit beginnen können. Bei der Be¬ stimmung der Verkaufspreise wird Rücksicht genommen auf die lokalen Marktpreise und werden dem Kaufmanne seine effek¬ tiven Kosten, die Monopoltaxe und ein ausreichender bürgerlichkr Verdienst zugebilligt. Hinzurechnung fiktiver Forderungen und Ver¬ luste, die tatsächlich nicht bestehen und auch nicht uachgewiesen werdrn können, wird nicht gestattet. Bei Waren, welche früher an ge¬ schafft wurden, dürfen die heutigen höheren Marktpreise nicht inBetracht gezogen werden. Gleichzeitig haben die Kauf¬ leute an sichtbarer Stelle die Preise aller Artikel zu verzeichnen und diese Preistarife haben die Unterschrift und das Siegel der Behörde zu tragen. Weiters wird eine Konsignierung aller größeren Warenvorräte in allen Geschäften und Mühlen an¬ geordnet mit der gleichzeitigen Aufforderung, daß die aufgehäuften Waren im ordentlichen Wege zu verkaufen sind. Gegen Kaufleute, die Waren zurückbehalten, wird das strengste Verfahren cingeleitct werden und die Ware als verfallen erklärt. Gleich strenge wird auch gegen jene eingeschritten, die ihre Ware um höhere Preise ver¬ kaufen, als der Ausschuß sie festgesetzt hat. Die Bevölkerung wird durch besondere Kundmachungen aufmerkam gemacht werden, selbst die festgesetzten Preise nicht zu überschreiten und Mißbräuche anzu¬ zeigen. Schließlich wurde eine ununterbrochene Aufsicht der Behörde über die Kaufleute und Mühlen verfügt. Auf Grund dieser Verordnung werden alle berufenen Faktoren mit allen Kräften trachten, daß das unerträgliche Hnmufschnellen der Preise endlich aufhöre und die Preise der allernotwendigsten Lebensmittel in normale Grenzen geleitet werden. Durch eine be¬ sondere Verfügung werden die Behörden angewiesen, der Durch¬ führung der Verordnung ein besonderes Augenmerk zuzuwenden und sind alle damit verbundenen Amtshandlungen mit der größten Be¬ schleunigung und strenge durchzuführen. Zu dieser Verordnung bemerkt die „Agramer Zeitung": Die Verordnung stellt fest, daß viele Kaufleute und Gewerbetreibende sofort nach Bekanntmachung der bevorstehenden Banknotenmarkie¬ rung die Preise der Waren um 20 und mehr Prozent erhöht haben. Um diese unberechtigte Teuerung zu bekämpfen, wird ver¬ fügt, daß sämtliche Kaufleute die Warenpreise auf den vor dem 8. November geltenden Preis herabsetzen müssen, und zwar innerhalb drei Tagen nach Verlautbarung dieser Verordnung (also bis 5. Dezember d. I.). Die Warenpreise sind sichtbar an- zubringen. Die Verwaltungsorgane werden unter Mitwirkung von Fachleuten nach Ablauf dieser drei Tage in jedem Geschäfte eine Revision vornehmen, um festzustellen, ob der vorerwähnten Ver¬ fügung Folge geleistet wurde. Als Fachleute sind angesehene Kauf¬ leute und Gewerbetreibende, die diesen Dienst ohne Entgelt anzu- uehmen verpflichtet sind, heranzuziehcn. Falls von einer Partei die Anzeige erstattet wird, daß dieser Verfügung von Seiten eines Kaufmannes nicht Folge geleistet worden ist, wird die Behörde sofort die Untersuchung einleiten. Kann ein Kaufmann Nachweisen, daß er gewisse Waren nach dem 5. November angeschafft hat, so kann ihm die Behörde eine entsprechende Preiserhöhung gestatten, aber nur in dem Falle, wenn der betreffende Kaufmann nachweist, daß die Anschaffungskosten dieser Ware tatsächlich höher waren als bei den vormaligen Bestellungen. Der Käufer, welcher Nachweisen kann, daß er Waren zu höheren Preisen, als dies durch diese Ver¬ fügung festgesetzt wird, bezahlt hat, kann die Rückerstattung des überzahlten Betrages fordern. Der betreffende Kauf¬ mann wird überdies noch behördlich bestraft. Dieser Verordnung zuwiderhandelnde Kaufleute und Gewerbe¬ treibende werden mit Geldstrafen bis 20.000 K und Gefängnis bis 6 Monaten bestraft. Bei wiederholten Vergehen kann dem Betreffenden die Gewerbclizenz entzogen werden. Die verhängten Strafen und die Namen der bestraften Kaufleute werden in einem öffentlichen Zeitungsblatte verlautbart auf Kosten des Verurteilten. Die Verordnung tritt sofort in Kraft. Der Erfolg dieser Verordnung hängt in erster Linie davon ab, wie sie durchgeführt wird. Die Preistreiberei und der Waren¬ wucher haben diese strenge, aber gerechte Verordnung notwendig gemacht. Hoffentlich wird sie gute Folgen zeitigen. Die Verordnung hat auch für Slowenien Gültigkeit. Auch bei uns werden Preisbildungsausschüsse errichtet werden. Hoffentlich bleiben die Bestimmungen der Verordnung nicht bloß auf dem Papier, sondern wird eine tatkräftige Durchführung dafür sorgen, daß der angestrebte Zweck erreicht wird. Aus ^tadt und Land. Hottschee. (Der Staats feiertag) am 1. Dezember wurde in Gottschee festlich begangen. Um 9 Uhr vormittags zelebrierte Se. Hochwürden Herr Dechant und Stadtpfarrer Ferdinand Erker unter geistlicher Assistenz ein feierliches Hochamt, dem die Staats¬ beamten, die Gemeindevertretung, die Schuljugend und viele An¬ dächtige beiwohnten. Nach dem Festgottesdienste erschienen Ab¬ ordnungen der verschiedenen Vertretungskörper und Berufskreise beim Herrn Bezirkshauptmann, nm den Gefühlen der Treue und Erge¬ benheit dem Staate gegenüber Ausdruck zu geben. Die Geschäfte waren während des Festgottesdienstes geschlossen, die öffentlichen Gebäude waren beflaggt. — (Todesfall.) Am 9. Dezember starb hier nach langem, schwerem Leiden und Empfang der heil. Sterbesakramente Frau Josefa Eisenzvpf, Hauptmannswitwe, im 68. Lebensjahre. Sie ruhe in Frieden. — (Aufnahme der Verein Stätigkeit in der — W o j w o d s chaft.) Sämtliche deutschen Vereine unter den Schwaben in Kroatien, Slowenien und im Banat, wie deutsche Turn-, Ge¬ sang-, Musik-, Orchester-, Theater-, Lese-, sowie Geselligkeitsvereine haben ihre volle Tätigkeit wieder aufnehmen dürfen. — (Vereinsauflvsung.) Der Verein „Deutsches Stu¬ dentenheim Gottschee" wurde über Beschluß der Landesre¬ gierung für Slowenien ohne Angabe von Gründen aufgelöst und sein auf beiläufig 1,000.000 K geschätztes Vermögen konfisziert. Der Verein verfolgte nur menschenfreundliche Zwecke, nämlich Unter¬ stützung deutscher Studierender aus dem Gottscheerlande, und hatte über Beschluß seiner letzten Hauptversammlung 10.000 X für solche Zwecke pro 1919/20 bewilligt, die nun nicht zur Auszahlung ge¬ langen können. Er bestand seit 1889. — (Für Kriegs invalide!) Aus dem Erträgnisse des seinerzeitigen „Heimkehrerabends" in Gottschee gelangen Beihilfen zu 145 I< (neugestempelt) an 5 sehr hilfsbedürftige Kriegsbeschädigte (Verwundete oder Kranke) aus dem Gottscheerlande zur Verteilung. Bewerber mögen ihre Adresse bekanntgeben au Professor Peter Jonke in Gottschee. Persönliche Vorstellung ist zwecklos. — (Einschränkungen im Eisenbahnverkehr.) Vom 1. Dezember an ist der Zugsveckehr auf allen Linien der Südbahn in Jugoslawien stark eingeschränkt worden. Infolge Kohlenmangels und zwecks Erhaltung einer Kohlenreserve bleiben diese Einschränkungen Jahrgang I. Gottscheer Zeitung — Nr. 14. Seite 91. des Personrnverkehres voraussichtlich bis Weihnachten in Kraft. — Von Laibach nach Gottschee und zurück verkehrt jetzt täglich nur ein Personenzug, nämlich in der Frühe von Gotlschce nach Laibach und abends von Laibach nach Gottschce. — (V e r s pät e t e H e r b st a r b e i t e n.) Die Welt ist verrückt und das Wetter mit ihr. An ein so nasses, regenreiches Jahr, wie es das nunmehr zu Ende gehende war, können sich selbst die ältesten Üeüte hier nicht erinnern. Fünf- oder sechsmal haben wir in diesem Herbste bereits Schnee gehabt und immer wieder fegte ihn der Föhn weg. Während wir diese Zeilen am 5. Dezember schreiben, regnet es schon wieder. Sonst pflegte man bei uns immer anfangs Oktober die Streu einzuhcimsen und die Wintersaat zu bestellen. Heuer war dies wegen der ungewöhnlichen Witterung nicht möglich. Erst in den letzten paar Tagen, an denen es nicht regnete, wurde vielfach das früher Versäumte nachgeholt. — Infolge der heftigen Regengüsse in der zweiten Hälfte des vorigen Monates wurden die Niederungen an der Rinse unter Wasser gesetzt, zu einer eigent¬ lichen Überschwemmung kam cs aber doch nicht. — (Petroleumeinfuhr.) Die Verwaltung der Staats¬ monopole verlautbart, daß bis auf weitere Verfügung die Petroleum¬ einfuhr in sämtliche Gebiete unseres Königreiches nach Zahlung der Monopoltaxe von 54.50 Dinar in Gold, bezw. in Silber nach festgesetztem Kurse für je 100 Kilogramm vollkommen frei ist. Die Z Verkaufspreise haben die Behörden im Einvernehmen mit den Ge¬ meindebehörden festzusetzen und gegen jeden, der das Petroleum teuerer verkaufen sollte, strengstens zu verfahren. — (Die Friseure und Raseure) haben ihre Tarife neuerlich erhöht. — (Die Verlautbarung von Gesetzen und Ver¬ ordnungen.) Im Sinne eines am 3. Dezember veröffentlichten Erlasses des Gesamtministcriums erlangen sämtliche Gesetze und Verordnungen ihre Wirksamkeit durch die Verlautbarung in dem in Belgrad erscheinenden Amtsblatte, werden jedoch auch ün den ein¬ zelnen Provinzamtsblättern, solange dieselben erscheinen, verlaut¬ bart werden. — (Stammaktien der Unterkrainer-Bahnen.) Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, werden die Stammaktien der Unterkrainer-Bahnen nun doch eingelöst werden. — (Staatsfeiertage.) Durch den Erlaß des Ministers des Innern vom 15. November 1919, Z- 8131, werden als Staats¬ feiertage ungeordnet: 1. Der erste Dezember als Erinnerungstag der Proklamierung der Vereinigung des dreinamigen Volkes der Serben, Kroaten und Slowenen zu einem Staate. 2. Der Peters- tag, 12. Juli, als der Geburtstag Seiner Majestät des Königs Peter I. und 3. der 28. Juni (Vickov ckan) als Gedächtnistag der Kämpfer für Religion und Vaterland in früherer Zeit. An diesen drei Tagen werden in den Kirchen Festgottesdienste abgehalten und die Schulen sind geschlossen. — (Abstempelung der markierten Banknoten.) Sämtliche markierten Banknoten sind zugleich abzustempeln, und - zwar derart, daß die Stampiglie teilweise über die Marke, teilweise über die Banknote gelangt. Jene Banknoten, die bereits markiert, jedoch nicht abgestempelt wurden (bei uns sind alle abgestempell worden), sind innerhalb des für die Markierung festgesetzten Termins zur nachträglichen Abstempelung vorzulegen. — (Zur Markierung der Banknoten.) Das „Agramer Tagblatt" schreibt, es gebe Blutsauger, die auf die Dummheit der Leute spekulieren und ihnen die Furcht beibringcn, die Bons könnten nicht eingelöst werden, sie sollen trachten, dieselben so rasch als möglich loszuwerden. Die Spekulanten kaufen diese Bons derart an, daß der Verkäufer ein Viertel des wahren Wertes des Bons verliert. Andere bieten gar einen noch kleineren Bruchteil des wahren' Wertes. — Auch bei uns herrscht vielfach die Anschauung, daß die Bons (Bestätigungen über die 20 Prozent der eingezogenen Bank¬ noten) wertlos seien. Einen Beweis dafür, daß diese Meinung eine falsche ist, bildet der Umstand, daß für die Bons in Laibach gegen¬ wärtig schon von Spekulanten 80 Prozent des Nennwertes geboten werden. Da solche Leute bei diesem Geschäfte verdienen wollen, haben sie jedenfalls die gegründete Erwartung, daß die Bons zum vollen Nennwerte werden eingelöst werden. — (Die Regelung der Valuta.) Finanzminister Dr. Veljkovic legte in der am 27. November abgehaltenen Vollsitzung der demokratischen Vereinigung dar, daß die Markierung der Bank¬ noten eine provisorische Maßnahme fei und daß die Kronennoten sofort aus dem Verkehre gezogen werden sollen, sobald genügend Staatsdinars angefertigt sein werden. Bisher sind rund 2 Milliarden Staatsdinars fertig. Der Zeitpunkt des Eintausches kann noch nicht festgestellt werden. Viele Abgeordnete gaben der Meinung Aus¬ druck, daß alle Maßnahmen vorgenommeu werden müssen, um im Augenblick des Eintausches der Bayknoten wirtschaftlichen Ungelegen¬ heiten ausweichen zu können. Es sei zu befürchten, daß auch bei uns wie in Triest und in der Tschechoslowakei die neuen Noten keineswegs höheren Wert erhalten als die alten. Die Preise, na¬ mentlich jene der Manufakturwaren und der Lebensmittel, sind be¬ deutend gestiegen. Darum sei es nötig, noch vor diesen Valuta¬ operationen das Land, namentlich die passiven Gebiete, mit Lebens¬ rnitteln, Kleidern und Schuhwerk zu versorgen. Die Regierung möge aus eigenen Mitteln im Auslände Kleider anschaffen und an verschiedene Korporationen, namentlich an Beamte und Arbeiter¬ organisationen, zu Originalpreiseu verkaufen. Für den Import dieser Manufakturwaren dürfe kein Zoll behoben werden. — (Aus der Antwort des Kabinettschefs aus die Forderungen der Opposition.) Ministerpräsident Ljuba Davidovic sagte in seinem Antwortschreiben an die Opposition u. a., das Volk selbst werde in freien Wahlen, zu welchen es sofort nach der Demobilisation berufen werden werde, die Fragen des Staates lösen. Die Regierung werde vor das Volk treten, sein Urteil verlangen und sich ihm unterwerfen. Die Bildung eines Ausschusses für die Verfassung sei ein Punkt der Regierungs¬ deklaration. ' Dieser Ausschuß werde gebildet und ersucht werden, sofort mit der Arbeit zu beginnen, sobald die Tätigkeit der Friedens¬ konferenz in Paris gewisse Kräfte, auf deren Mitarbeit die Regierung rechne, freigebe. Die Regierung werde zu dieser Mitarbeit auch die Vertreter der Opposition einladen. — (Jugoslawien und der St. Germ ainer Vertrag.) Am 26. November unterschrieben die Herren Pasic, Trümbic und folger die Erklärung, daß die südslawische Regierung folgende Ver¬ träge annimmt: 1. Den Friedensvertrag von St. Germain. 2. Den Minoritätenschutzvertrag zwischen dem Königreiche der Serben, Kroaten und Slowenen und den Hauptmächten der Entente, Dieser Vertrag wurde in St. Germain von den Vertretern der fünf Großmächte unterzeichnet. 3. Übereinkommen bezüglich des Schadenersatzes für Italien. 4 Uebereinkommen bezüglich der Teil¬ nahme an den Ausgaben zur Befreiung von der österr.-ungarischen Monarchie. Auch dieses Uebereinkommen wurde von den fünf Großmächten schon am 18. September in St. Germain unterzeichnet. — (Die Wahlen in Frankreich und der Bolsche¬ wismus.) Die Sozialisten haben bei den jüngsten Wahlen in Frankreich eine sehr schwere Niederlage erlitten. Das Wahler¬ gebnis bedeute! eine scharfe Absage an den Bolschewismus, mit dem die französischen Sozialisten kokettierten. Der Bolschewismus hat ausgehört eine Gefahr zu sein, seitdem ganz-Europa aus un¬ mittelbarer Nähe die Folgen dieses Systems in Ungarn kennen lernen konnte. Trotzdem ist heute die Furcht vor den Kommunisten noch so groß, daß die ganze bürgerliche Welt über die Niederlage der Sozialisten in Frankreich die größte Genugtuung empfand. — (Dr. Renner über das Verhältnis Deutsch¬ österreichs zu Südslawien.) In der Sitzung der National- Versammlung am 26. November äußerte sich Staatskanzler Dr. Renner über das Verhältnis der Republik Österreich zu Jugosla¬ wien: Mit Jugoslawien leben wir im Frieden, wenn auch der Friedensvertrag beiderseitig noch nicht unterzeichnet wurde. Darum haben wir ja doch mit Jugoslawien einen Handelsvertrag zwecks Beschaffung von Lebensmitteln, wovon unsere Existenz abhängt Seite 92. Gottscheer Zeitung — Nr. 14. Jahrgang I. Natürlich müssen wir bei der Leitung der auswärtigen Politik darauf achten, daß sie nicht von unverantwortlichen Faktoren ab¬ hänge. So schreibt beispielsweise eines unserer Blätter im Süden (ein Grazer Blatt. D. Schriftl.) gegen den St. Germainer Frieden und gegen Jugoslawien, indem das Blatt dabei für die großkroa¬ tische Idee agitiert, da dies die rechte österreichische Politik sei. Ich erkläre, daß wir auf dem Standpunkte des St. Germainer Friedensvertrages stehen und insbesonders, daß wir mit Rücksicht auf den südslawischen Staat keine Sonderpolitik betreiben, wie dies einige Blätter im Süden tun. Diese Politik verurteile ich amtlich und niit offenem Herzen. — (Getreide für Zucker.) Kaufmann Fürst forderte in der Hauptversammlung des Landesbundes der Kaufleute in Agram, daß man sich in den Kompensationsverträgen nicht ausspielen lassen solle. Für einen Waggon tschechoslowakischen Zucker geben wir als Kompensation vier und einhalb Waggon Getreide, während der Marktpreis auf dem internationalen Markte für Zucker 2 Francs für das Kilo ist und für Getreide 80 Centimes (französischer Ba- Inta); wir aber bezahlen nach dieser Rechnung 3.60 Francs für ein Kilogramm Zucker. — (70 Lokomotiven für Jugoslawien.) Minister Kristan hat es in Wien durchgesetzt, daß sich die österreichische Ne¬ gierung verpflichtete, 70 Lokomotiven nach Jugoslawien zu liefern, mit denen der Verkehr in weitem Unfange verbessert werden kann. — (Fahrtunterbrechung zwischen Spielfeld und Ehr en Hausen.) Für die Zeit der Markierung der Krvnennoten wurde der Eisenbahnverkehr für Personen an der Grenze gegen Deutschösterreich derart unterbrochen, daß die Passagiere von Spiel¬ feld nach Ehrenhausen zu Fuß öder mit Wagen reisen müssen. Die Züge werden nicht über die Grenze gelassen, um Geldschmuggel zu verhindern. Auch werden für die Zeit der Notenmarkierung keine Einreisebewilligungen nach Jugoslawien erteilt. Sobald die Mar¬ kierung der Banknoten beendet ist, wird der regelmäßige Eisenbahn¬ personenverkehr wieder ausgenommen werden. — (Ausgleichung der Warenpreise.) Es kommt vor, daß für ein und dieselbe Ware in verschiedenen Geschäften ver¬ schiedene Preise verlangt werdey. In dem einen oder anderen Geschäfte wird z. B. eine Ware ohne ersichtlichen Grund im Preise um 1 K höher gehalten als in anderen Geschäften. Dieser Sonder¬ barkeit wird nun durch die neue Verordnung über die Ersichtlich- machung der Warenpreise in den Geschäften ein Ende gemacht werden. — (Erhöhung der Tabakpreise.) Vom 3. Dezember an sind die Preise für Zigarettcntabak, Zigaretten und Zigarren um ungefähr 300 Prozent erhöht worden. Sämtliches Rauchzeug ist demnach seit der Friedenszeit um über 1000 Prozent gestiegen. Ein Rückgang des Verbrauches ist trotzdem nicht zu bemerken. Auch in Oesterreich und in der Tschechoslowakei sind kürzlich die Preise für sämtliches Rauchzeug sehr bedeutend erhöht worden. Die österreichische Regierung plant, wie verlautet, die Verpachtung der Tabakregie. — (Zur Banknotenmarkierung.) Die Banknotenmar- kierung dauert noch bis einschließlich 13. Dezember. Der 13. De¬ zember ist für die Nachzügler vom Lande bestimmt. Da der An¬ drang groß ist, müssen die Kommissionen bis in den späten Abend hinein amtieren. Bemerkenswert ist, daß nicht wenige Parteien ziemlich viel Bargeld zu Hause haben, ohne es fruchtbar anzulegen. Das ist doch nicht recht wirtschaftlich. Am ersten Tage der Mar¬ kierung hatte sich hier das Gerücht verbreitet, daß Hundertkronen- noten, welche eine höhere Serie als 2000 haben, ungültig seien. Dieses Gerücht war selbstverständlich falsch.. Nur Banknoten, welche die Jahreszahl 1918 tragen und erst nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie erzeugt worden sind, sind in unserem Sraate ungültig. — Bis 7. De^m^rr wurden hier im ganzen Banknoten im Werte von über 6 Millionen Kronen markiert. — (Jugoslawische Gesandtschaft in Wien.) Der bisherige jugoslawische Gesandte in Wien Herr Pogačnik ist zurück¬ getreten. Herr Miha Mihajloviö übernimmt die Agenden der Ge¬ sandtschaft in Wien. — (Scialoja für eine Verstänhigung mit den Südslawen.) „Journal des Debats" meldet: Tittonis Nach¬ folger im Außenministerium, Scialoja, setzt sich sehr für die Ver¬ ständigung Italiens? mit Jugoslawien ein. — (Parlamentswahlen.) Nach der Belgrader „Po¬ litika" werden die Wahlen in die Konstituante nach dem serbischen Wahlgesetz durchgeführt werden. In der Hauptsache wird ein Ab¬ geordneter auf 40.000 Einwohner gewählt werden, so daß sich im Parlamente insgesamt 320 Abgeordnete befinden werden. (Auf Kram dürften demnach etwa 12 bis 13 Abgeordnete kommen. A. d. Schrift!.). Wählen wird jeder großjährige Staatsbürger, ohne Rücksicht darauf, ob er Steuer zahlt oder nicht. Die Frauen werden kein Stimmrecht haben. — (Unsere neuen Banknoten.) In Belgrad sind 5 Waggons neue in Paris ausgearbeitete Banknoten (Dinarnoten) angelangt. Bis Ende dieses Monates werden 2 Milliarden dieser Geldscheine fertiggestellt werden. Sollte nun gelegentlich der Geld¬ markierung festgestellt werden, daß sich im Verkehr nicht mehr Kro¬ nennoten befinden, als vorhergesehen ist, werden die Kronen im Jänner eingezogen und umgetauscht werden. — (Neue Nickelmünzen.) In der Ministerratssitzung vom 26. November wurde beschlossen, Nickelmüngen zu 20, 10 und 4 Para zu prägen. — (Keine Einberufung des Parlaments.) Nach einer ?8-Meldnng aus Belgrad wird das Parlament nicht einbe¬ rufen, sondern höchstwahrscheinlich auf zwei Monate vertagt werden. — (Minister Bukseg über die Fiumaner Frage und über den Minoritätenschutz.) In einem Gespräche mit dem Chefredakteur des „Jl Lavoratore" (Triest) äußerte sich Mi¬ nister Bukseg u. a.: „Die ganze südslawische Nation und die süd¬ slawische Regieruug haben sich ausdrücklich für den Schutz der Nationalminderheiten erklärt. Das alte System Österreich- Ungarns wurde verurteilt und jede Minorität muß ihre Freiheitsrechte genießen. Sollte Reka (Fiume) von Jugo¬ slawien losgerissen werden, würde dies soviel bedeuten, als ob man Jugoslawien den Ausweg zum Meere versperren wollte." Bakar (Buccari) oder Kraljeviča würden nicht genügen, denn in einem solchen Falle würde es besser sein, an Split (Spalato) zu denken. Der Chefredakteur bemerkte, daß nach seiner Meinung die italienische und die südslawische Nation den Krieg verhindern müßten. Hierauf erwiderte der Minister: „Diese Meinung ist richtig. Ich betone, daß Jugoslawien noch vor Weihnachten die Demobilisierung zu Ende führen wollte, der Putsch d'Annunzios machte jedoch die Demo¬ bilisierung unmöglich und erregte die Besorgnis, daß es noch vocher zum Kampfe mit der eingeborenen Bevölkerung und den Freiwilligen¬ legionen, die nicht aufzuhalten sind, kommen werde." Die Frage des Chefredakteurs, welchen Ausweg aus dieser unsicheren Lage der Minister finden könnte, beantwortet dieser: „Die einzige Hoffnung liegt in der Änderung der italienischen öffentlichen Meinung, die ein südslawisch-italienisches Einverständnis ermöglichen könnte. Der Ausfall der Wahlen in Italien wird höchstwahrscheinlich günstig wirken. Für uns ist wichtig dies, daß es über Reka keine Souve¬ ränität gäbe." Auf die Frage, ob Jugoslawien darauf eingehen würde, daß Fiume zur Freistadt werde, erwiderte der Minister: „Warum nicht? Es wäre besser, wenn Reka unser sein würde, es wäre jedoch günstig, wenn es zur Freistadt unter südslawischem Protektorate würde. Eine solche Lage würde unseren Interessen nicht schaden." Minister Bukseg schloß mit den Worten: „Sagt den Kollegen in Jralien und ganz Italien, wir würden sehr be¬ dauern, wenn die Unternehmungen Eueres Dichters unseren Staat, der sich durch den siebenjährigen Krieg verblutet hat, in einen neuen Krieg treiben würden!" — (Handelsverkehr.) „Trgovinski Glasnik" (Belgrad) stellt fest, daß mit Deutschland V- Handlungen zwecks Wiederauf¬ nahme der Handelsbeziehungen geführt werden. Man möge nur Jahrgang I. Gotlscheer Zeitung — Nr. 14. Seite 93. nicht in den alten Fehler verfallen und einen Kompensationsvertrag abschließen. Am besten wäre es, den vor dem Kriege gültig ge¬ wesenen Handelsvertrag wieder in Kraft zu setzen. Es besteht kein Zweifel, daß die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Deutschland für unseren Handel von großer Wichtigkeit wäre. — „Beogradski Dnevni?" wünscht, der Handel möge derart geregelt werden, daß wir dem Auslände nicht unsere Artikel zu lächerlich billigen Preisen überlassen; im inneren Handelsverkehr dürften die Kaufleute keine Wucherpreise fordern. — Wie die Belgrader „Pravda" erfährt, soll der Handelskompsnsationsvcrtrag mit Österreich mit Einwilligung der Wiener Regierung sür nichtig erklärt worden sein. — (Die Vermögensabgabe in Österreich.) Der Staatssekretär für Finanzen Dr. Reisch äußerte sich einer Abordnung der bäuerlichen Vertreter gegenüber, daß die Vermögenssteuer bei Vermögen von mehr als 15.000 Kronen beginnen werde. Als oberste Grenze seien 25 Prozent vorgesehen. Ob diese Steuer in Kriegsanleihen gezahlt werden kann, darüber werde die National¬ versammlung entscheiden. — (Eine Warnung vor der Auswanderung.) Aus New-Jork wird dem „Atlas" (15. Nov.) geschrieben: In vielen deutschen Briefen wird nach den amerikanischen Arbeitsvcrhältnissen, Löhnen usw. gefragt, woraus ersichtlich tst, daß zahlreiche Deutsche an Auswanderung denken. Vor einer Auswanderung nach den Vereinigten Staatrn kann augenblicklich nicht dringend genug ge¬ warnt werden. Die Löhne des amerikanischen Arbeiters, durch¬ schnittlich vier Dollar den Tag, mögen besonders bei der jetzigen deutschen Valuta verlockend erscheinen. Sie reichen jedoch kaum aus, um in den Vereinigten Staaten den kargen Lebensunterhalt einer kleinen Familie zu bestreiten. Die Lebensmittel sind riesig im Preise gestiegen. Fast ein Viertel des Lohnes muß für Miete aus¬ gelegt werden. Das Arbeitsangebot ist sehr groß. In New-Jork ist kaum die Hälfte der heimgekehrten Soldaten in Stellungen unter¬ gebracht. Die starken Gewerkschaften bekämpfen jede billige aus¬ ländische Konkurrenz auf dein Arbeitsmarkt und verlangen eine scharfe Beschränkung der Einwanderung. Arbeitersürsorge, Krankeu- kassa, Kündigungsfrist sind hier unbekannt. Die Arbeitskraft eines Mannes wird gekauft, solange sie tüchtig und nötig ist. Der Arbeiter liegt auf der Straße, sobald er überflüssig wird. Die Zahl der großen Streiks geht in die Tausende. Für den kaufmännischen An¬ gestellten, den Handluugsgehilfeu, Bimoarbeiter n. dgl. sind die Ver¬ hältnisse noch schlechter. Ihr Gehalt ist geringer als der Lohn des Arbeiters. Dazu kommt noch, daß der Deutsche in den Vereinigten Staaten auf Jahrs hinaus den Haß und die Verhetzung des Krieges empfind eu wird. — (Interpretation des Minderheitenschutzes.) Aus Belgrad wird gemeldet (22. November): Die amtliche Antwort, die der Oberste Rat dem Präsidenten der südslawischen Friedens¬ delegation übermittelt hat und die auch den Vertrag über die Minderheiten betrifft, besagt: Der Oberste Rat hat niemals bezweifelt, daß das gewesene Königreich Serbien den internationalen Verpflichtungen gegenüber den Nationalitäten im Königreiche Genüge geleistet hat und erklärt, daß diese Antwort an Stelle einer be¬ sonderen Bestimmung im Friedensvertrage angenommen werden könne; eine Änderung des Friedensvertrages sei jedoch nicht möglich, da er bereits von allen alliierten und assoziierten Mächten unterschrieben worden ist. Die Unterzeichnung des Friedens¬ vertrages durch die Delegierte!: des Königreiches SHS entspricht nach Anschauung der Ententemächte völlig dem Zwecke, den sie durch Aufnahme des Z 51 in den Friedensvertrag erreichen wollten. Daher werden die alliierten und assoziierten Mächte vom Königreiche SHS keine ne nie N n t e rschrift gemäß den Bestimmungen des Friedens¬ vertrages verlangen, welche sich auf den Schutz der Minder¬ heiten beziehen. Die Forderung, daß diese Bestimmungen für den Schutz der Minderheiten auf serbischem Gebiete nicht gelten sollen, konnte der Oberste Rat nicht erfüllen, und zwar deshalb, weil eine solche Änderung den Charakter des ganzen Vertrages und keines¬ wegs nur eines einzigen Punktes die Grundsätze des ganzen Friedens¬ vertrages verletzen könnte. Aus Punkt 11 geht hervor, daß der Völkerbund erst auf Wunsch eines der im Bunde vertretenen Staaten, keineswegs aber ans Wunsch eines einzelnen, der bloß der Minderheit angehört, eine Aktion unternimmt. Was Konfliktsfälle betrifft, so konstatiert der Oberste Rat, daß das Schiedsgericht einen richterlichen und keineswegs einen politischen Charakter hat. Übrigens geht dies ganz klar aus der Tatsache hervor, daß alle strittigen Fälle dem ständigen Schiedsgerichtshof unter¬ worfen sind, welcher ein wirkliches Gericht, keineswegs bloß ein politisches Organ ist. Kommt es also bei der Durchführung einiger Bestiminungen des Friedensvertrages zu einem Streit, so kann jede Bestimmung leicht geändert werden, wenn sich hiefür die Mehrheit des Völkerbundes ausspricht. Die alliierten und assoziierten Mächte erklären auch jetzt bereitwillig, daß sie nicht gegen Än¬ derungen sind. Dii alliierten und assoziierten Mächte wurden darauf aufmerksam gemacht, daß die mohammedanischen Staats- bürg er nicht jene Rechte genießen, welche im Fricdesvertrage fest¬ gesetzt sind. Der Oberste Rat begnügt sich mit den: Vertrauen darauf, daß die Negierung des Königreiches SHS nicht beabsichtigt, der oltomanischen Bevölkerung die Staatsangehörigkeit zu verweigern, wenn sie die Bedingungen der Rechte erfüllen, welche Punkt 4 den Staatsangehörigen österreichischer, magyarischer und bulgarischer Nationalität zuerkennt. Der Oberste Rat fordert daher die Dele¬ gation des Königreiches SHS auf, ihnen dies schriftlich ^zu be¬ stätigen. Als die alliierten und assoziierten Mächte diesen Vertrag redigierten, hatten sie nicht die Absicht, d e n M i n d e r h e i t e n besondere Privilegien zu verbürgen, sondern sie hatten bloß im Sinne, Kämpfen der einzelnen Rassen dadurch vorzubeugen, daß sie für die Minderheiten einen gerechten Schutz anerkennen und eine schriftliche Garantie aller Rechte fordern, damit die An¬ gehörigen der Minderheiten loyale Staatsbürger würden. Naturgemäß darf dies nicht derart ausgelegt werden, als ob sie von der Erfüllung der ihnen ebenso wie allen Staatsbürgern auf¬ erlegten Pflichten befreit wären. Die Alliierten und Assoziierten haben die Ehre, hievon die Delegation des Königreiches SHS zu verständigen und sind bereit, jedem Staat, welcher den Vertrag über den Schutz der Minderheiten unterschrieben, hat, dieselbe Ver¬ sicherung zu geben. — (Kräftige Worte des Admirals Horthy.) Der Oberkommandant der nationalen magyarischen Armee, Admiral Horthy, erklärte vor ausländischen Journalisten, daß noch niemand seine Armee derart beherrscht habe, wie er. „Mit dieser Armee", sagte Horthy weiter, „werde ich jede neue bolschewistische Bewegung in Ungarn noch an demselben Tage unterdrücken. Unser armes Land hat viel gelitten. Die Zeiten sind vorüber, wo jeder Schuft Minister sein und den Ehrenmann hängen könnte. Das Volk er¬ kannte, daß die Gleichheit eine schöne Sache wäre, wenn die Mensch¬ heit aus lauter Schuften bestände. Dies hat auch unsere Arbeiter¬ schaft nach den Erfahrungen mit dem Kummunismus erkannt. Das Volk muß zur Arbeit zurückkchren. Solange keine geordneten Verhältnisse eintreten, dulde ich keine Streiks. Es darf nicht von den Launen des Arbeiters abhängen, ob wir hungern oder frieren. Wir müssen mit Kohle versorgt werden. Später können die Arbeiter machen, was sie wollen. Die Bergwerkarbeiter, die sich zu arbeiten weigern, müssen einrücken und werden nut anderen ersetzt. Ihr fragt, ob ich ein Vertrauensmann des Königs Karls bin. Als ehrlicher Mensch sage ich offen: Ich bin Royalist, ebenso wie 95 Perzent der Bevölkerung Ungarns royalistisch gesinnt sind. Ich beharre auf dem Standpunkte der Legalität und Legitimität, wir sind jedoch noch nicht soweit- um darüber sprechen zu können, wer der Herrscher sein werde. Darüber wird die Nationalversammlung und nicht die Gasse entscheiden, denn wenn die Gasse den König einsetzt, kaun sie ihn auch verjagen. Die Gasse wird bei uns keine entscheidende Stimme haben. Wir bleiben ruhig und warten die Entwicklung der Dinge ab. Eine Propaganda benötigen wir nicht. Die beste Propaganda machen unsere Gegner selbst." Seite 94. Mitterdorf. (Gestorben) ist am 4. Dezember die Witfrau Maria Juki Lisch in Oberloschin 15 im Alter von 82 Jahren. — (D i e D i e b e i n d e r T v t e n k a m m er.) Ans der Toten¬ kammer ans dem hiesigen Friedhöfe ist unlängst der eiserne Ofen samt Röhre und ein langer Strick gestohlen worden. Es werden bald die Leichen in der Erde vor Beraubung nicht mehr sicher sein. Die im Kriege ungescheut und ungestraft in großem Maßstabe ver¬ übten Betrügereien an Staats- und Privateigentum wirken ermun¬ ternd noch immer nach und es wird einige Zeit brauchen, bis die Welt den Unterschied zwischen Mein und Dein wieder erkennen wird. Kirkerrdorf. (Trauung.) Am 30. Oktober l. I. wurde Herr Rudolf Mosch, Besitzer eines Friseursalons, mit Fräulein Hermine Högler, Tochter des Georg Högler, Grundbesitzers in Knkendorf, in der Kirche zu Rattenberg in Tirol getraut. Wieg. (Wie helfen wir uns?) Die Teuerung ist bereits ins Unermeßliche gestiegen. Zu jenen Artikeln, die hierin voran marschieren, aber doch in jedem Haushalte unentbehrlich sind, ge¬ hört Wichs. Wir meinen nicht jenen Wichs, der einem gewissen Körperteile verabfolgt wird, sondern Schuhwichs. Ein Schachterl, das früher um vier Kreuzer zu haben war, kostet jetzt 80 Kreuzer, also eine Preissteigerung um nicht weniger als 2000 Prozent. Wie Jahrgang l. helfen wir uns? Dadurch, daß jede Hausfrau Wichsfabrikautin wird. Das geschieht in folgender Weise. Ein halber Liter Milch wird mit so viel Ofenruß vermischt, als man mit beiden Händen fassen kann. Dazu gibt man drei zerstampfte Knostlauchlörner und einen Eßlöffel Zucker. Ein Eßlöffel Zucker wird stark geröstet, mit etwas Milch vermischt und diese Mischung mit der früheren ver¬ mengt. Das Ganze wird eine Stunde lang gekocht und man erhält eine Schuhwichs, die der Schuhpasta iu nichts nachsteht. Dann dreht man allen Wichsfabrikanten eine lange Nase und wichst sich seine Schuhe mit eigenem Fabrikat. Dieses hat noch den Vorteil, daß es dem Leder ganz unschädlich ist. Wien. (Verein der Deutschen aus Gottschce.) Die geehrten Mitglieder werden hiemit aufmerksam gemacht, daß die geselligen Zusammenkünfte von nun an statt am Donnerstag jeden Sonntag von 5 Uhr nachmittags an stattfinden. Diese Abände¬ rung erfolgte auf Wunsch vieler Mitglieder und infolge des ein¬ geschränkten Verkehres und der strengen Sparmaßnahmen. Die ge¬ ehrten Mitglieder werden höflichst eingeladen, sich an den Sonntag¬ abenden möglichst zahlreich, wie früher an den Donnerstagabenden, einzufinden. Man erhofft dies um so mehr, als ja am Sonntag jedermann über genügend freie Zeit verfügt. Der Vorstand. Gotischen Zeitung — Nr. 14. Bei einmaliger Einschaltung kostet die viergesxaltene Aleindrnckzeile oder eren Raum fsO Heller, bei mehrmaliger Einschaltung 8 Heller. Bei Einschaltungen durch ein halbes Jahr wird eine zehnprozer tige, bei solchen durch das ganze )ahr eine zwanzigprozentige Ermäßigung gewährt. Mreigen. Reichhaltiges Lager der bestell und billigsten MnMr unü IMlnaschlnen für Familie nnd Gewerbe. Msm Zax H Zehn « Läkbseft MenerEazze Nr. ,5. Derem Ar vemschen s. Bomchee --- in Wien. Litz: l., HimmelpsorLgasse Ur. 3 wohin alle Zuschriften zu richten sind und Landsleute ihren Beitritt anmelden können. Irtfammeuknnkt: Jeden Sonntag inr Wereinssteim ^auk Aeierks Gastwirtschaft, Kaöenöergerstraße Ur. 5 a. Ehrenerklärung. Endesgefertigter nimmt die beleidigenden Worte, die er über Franz Skiber gesagt hat, hiemit zurück. Stephan KmügNMNU. 9 acht Wochen alte Kerkel reinrassig, hat preiswert abzugeben Matthias Z>erz in Wooswatd. Schlossers Weltgeschichte 18 Bände Maynes Universum 4 Bände mit Lcderrücken, alles sehr gut erhalten,- sind preiswert zu verkaufen. Zu besichtigen in der Buchdruckerei I. Pavlicek, wo auch Auskunft erteilt wird. Das Amtslokal der Sparkasse der Stadt Gottschce be> findet sich im Schloßgebände am Auerspergplatz. » s 8 Einlagenstand Ende Dee.ernber 1918: k 11,272.732-27. Zinsfuß für Einlagen (ohne Abzug der Rentenstsuer) 3V2°/o. Zinsfuß für Hypotheken im Bezirke Gotische; 5, in anderen 4V2°/o. Amtstage jeden Montag und Donnerstag von 8 bis 11 Uhr und an allen Jahrmarkttagen von 9 bis 11 Uhr vormittags. Verant-worrlicher Schriftleiter C. Erker. — Herausgeber und Verleger Josef Eppich. — Buchdruckerei Josef Pavlice? in «sottschee