^ 3. Viertcr^llhrgang. 3Ä. Jänner R8O^. S' o n n c t t e. l. Oinkehr. H^chr' ich das Aug' hinaus auf Feld und Wiesen, Dann werd' ich traurig. Wo sind Grün und Blüthe! Des Winttrs Antlitz schwebt auf dem Gebiete, Das Ncbclziig' in kaltem Küß umfließen. Geschwinde muß ich da das Auge schließen, Und heimlich steig' ich ticf in mein Gemüthe. i Ha! wüßten sie, was ich da inucn hüthc! ^ Da ist es Leu; und tausend Blüthen sprießen. ! All' Leben, Duften, Tönen find' ich wieder, ^ Auch eine schön'rc Sonne lächelt nieder, ' ! Als dic ich fröstelnd durch den Nebel sah. ^ Komm, Freuud, entfleuch mit mir dem Wintcrgranst, ^ Leu; blüht für dich und mich in meiner Klause, Ich öffne dir: doch wie! du bist schon da? ! Ich will, o Schine, ;n deinem Preise reimen, Stimmt auch kein and'rcr Dichter helfend ein. ! Ich liebe dich, du Hiunuclsblüthe rein, ! Gefallen eben uou den Himmelöbäumeu. ! Da blühtest du (wie Kiudcrscelcu träumen. Ich glaub' cs gern!) als llarcr Edelstein. ^ Dic Erdculufi, ;u driickend, ;n gemein, Zerstört dein Schimmern bald in ihren Räume:!, i Seh' ich dich zwischen Erd' nnd Himmel schwanken,, ! Wie einen Wanderer, iu Heimgcdaukcu, Iu leisem, zweifelhaftem Niederfln^: Da möcht' ich dich voll Wchmuth fah'n uud tüffen, > Doch eilig bist du meinem ^tus; entrissen, ! Kein Hauch des Ird'schcn ist dir rein genug. ,",,, -'ül,. ^ Sin weibliches Herz. ! Lebensbild von Friedrich Stciucbach. ! Abseits von dem kleinen Orte Veseavalle, auf der Insel ^ Vcglio, stcht am romantische,, Ufer eine Mühle. Das takt- ! U'ä'ßige Geklapper der Nälcr ist meist dcr einzige Laut, wrl- ^ Her die Stille dieses al'ge/egencn Ortes sioi't, denn weit un, im Kreise ist kein Hand, keinc Hüttc z» sehen ) Vcnoni, , ! der Müller, lebte seit Jahren in dieser Einsamkeit. Sent scheuer Sinn, sein Gei; und Menschcnhaß iraren auch nicht darnach, um Gäste oder Fremde anzulocken, und sein Hund schien die Untugenden seines Gebieters zu theilen. War aber hier das Vild der Wohlhabenheit zu sehen, so lagen etwa eine halbe Wegstunde abwärts, a:n Ufer zwischen Gehölz versteckt, die Neste einer Mühle, dic Kohlenbrä'nde einer zerstörteil Wirthschaft, die Trümmer eines vernichteten Glückes , umher. Vor etwa drei Jahren war nämlich von Isirien ! herüber ein Müllermeistcr, Namens Redich, mit seinem alten ! blinden Vater nnd einer lanm 1.'jährigen Tochter gekommen, hattc sich eine Mühle erbaut und war bald dcr Liebling der ! gan;cn Umgegend. Sein Geschäft ssorirtc; in Varcavalle, 5 wie in Vcglia und Vescanuoua setzte er seine Ware mir großein Gewinne ab, denn sein Maß und Gewicht, wie die Qualität seines 'Artikels »rar besser, als bei dem geizigen, vor keiner Vcifälschnng zurückschreckenden Venoni. Redia/s Wohlstand wuchs von Tag zn Tag und die, einer üppigen Vlume gleichende, cchtitalienische Schönheit seiner Tochter Nosa war allbcwnüdert, wo immer sie gesehen wurde. Kaum war aber das dritte Jahr seiner Wirthschaft zur Hälfte vorüber, so sollte eine stürmische Nacht sein Glück, seine Hoffnung begraben. Cs war in einer düstern, sternlosen Winternacht, dcr Stur.u heulte mächtig und trieb die schäumenden Wclicn an das felsige Gestade — Nnbe hatlc bereits sich über dic Mühle gelagert und sanfter Schlaf umschloß deren Vewobner — da schlug an drei bis vier Punkten zugleich die Flamme durch das prasselnde Holzwci k empor; ra» seude, Wuth schien das entsetzliche Element erfaßt zu haben, uud weithin röchele die lohe Glut das nächtliche Firmament. Der Wind heulte »»heimlich durch Thal und Verg, gietig züngelte das Feuer empor und die Vewohi'l'r dieser Unglücks-statte erwachten aus ihrem Schlummer nur allzu spät zur entsetzlichen Wahrheit. Kaum mehr als das fahle Leben blieb zu rettcu, weithin keine menschliche Seele, Venoni's Thalmulde lag wie auZgcstorbcn regungslos am Strande und das nächste Dorf war von dem Olle des Schreckens — meistens die Waldmühlc genannt — etwa dreiviertel Stunden entfernt. Als Hilfe k.nn, war an keine Rettung zu denken, dic aus dem Walde heraustretenden, Leute sahen das schaurige Drama eines mächtigen Vrandcs, der slch in den wogenden Fluthen abgespiegelt hatte. Feurige Garben jagte der Wind in d,'c Lüfte, Valkcu stür;ten aufflammend zur Erde; Haus, Mühle und Scheuern sanken in Schutt und i Asche, unweit davon aber stand eine Gruppe des Entsetzens: ^ der Vater rang die Hände, die Tochter kniete im Gebete, > wahrend der Blinde, auf seinen Stab gestützt, die todten i Augen glanzlos zum Himmel erhob. So fand der erste ! Sonnenstrahl die Kindcr des Unglücks wieder, am Grabe ihres i Glückes. Wer das Feuer veranlaßt halte, das offenbar nur ! angelegt sein konnte, blieb ein Geheimniß. Nur ganz im Stillen meinte so Mancher, der Thalmüller sei seit Jahren der geschworene Feind des Verunglückten gewesen, wahrend die Knechte Venoni's behaupteten, sie hatten in später Nacht Jemand aus der Mühle hinausschleichen gesehen, ja, cs wollten Manche eine menschliche Gestalt den Strand entlang hinabeil!.'n gesehen haben. Indeß, entweder hatte Niemand Gewißheit, oder Keiner den Muth zur Klage, der Thalmüller bot keinen Anlaß zum Verdacht, sein Benehmen war ! »hne Makel und der Schuldige blieb vor der Hand mit dcm Schleier des Geheimnisses bedeckt. Es war ein ergreifender, ein entsetzlich schmerzvoller Tag, an welchem die drei Unglücklichen die Waldmühle verlassen mußten, nach Vcglia ivandernd, um dort Verdienst, wenn anch die härteste Arbeit zu suchen. Vorerst wurde ein kahles, ärmliches Dachstübchen be» zogen, nebst einer kleineu Kammer, wenn ein elender Brei» -terverschlag diesen Ehrentitel verdient. Der arme Blinde Hlicb am Thore, stch im Sonnenstrahle, dem unveräußerlichen Gemeingut der Menschen, z:i laben, während Rosa die Stube besorgte und der Waldmüller nach Arbeit ausging illit betrübtem Sinn. War gleich die Wand nur übertüncht, die Möbeln, ,-ohes, weiches Hol;, und die Betten nur mit Stroh gefüllt, nut grobem Linnen überzogen, so wußte das liebliche Mädchen dic ärmliche Stube doch so wohnlich einzurichten und tllittclst einiger Blumentöpfe, eines Vogelbauers und einigen kleinen,Portraits ihrer Eltern der Art herauszuputzen, daß ein Lächeln der Befriedigung über ihre Wangen glitt, als sie alles übersah und standen gleich helle Thränen in ihren Augen, sobald sie des armen Vaters, sobald sie des Blinden gedachte. Sie selbst kam nicht in Betracht, sie war jung und kräftig Hind ihre Kindesliebe gab ihr Muth, hätte stc »ur Leid und dummer von dein Haupte der Lieben abwenden können. Schon fiel der Abendstrahl sanft uud verglimmend in'ö Zimmer, da hörte sie die Schritte des Vaters aus der Treppe; düster trat er ein, umarmte sie zitternd, dann sank er auf den Stuhl, sein Haupt siel auf den Tisch hin', seit Jahren zum ersten Male vergoß er heiße, glühend heiße Thränen des bittersteil Schmerzes; arm an Trost, konnte das Mädchen ihn nicht trösten, den sie um Fassung und Ruhe beschwor. Der arme Waldmüller hatte heute die Welt und die Menschen nicht mehr gekannt, so waren ste verändert. Niemand mochte ihn mehr kennen' Nicm,,»d hattc Arbeit, seine Mühe wnr vergebens gewesen und trostlos kehrte er in die Dachstube zurück, unfern von Veglia, in einem elenden, abgelegenen Hause. Mit Mühe verheimlichte das c'igelsgutc Mädchen dic Tiefe des Elendes vor dem alten Blinde-'., der am schwersten den Wohlstand entbehrte. So mild wie nie leitete ihn heute ihre Hand, und das Beste, was zu finden war, blieb dcm Armen zugewendet; sie ersetzte an Liebe, was das rauhe Schicksal genommcu hatte. So gingen Tage des Kummers hin, bis der Müller endlich bei einem Zim-uiermeister Arbeit fand. welches Handwerk er zur Noth einst erlernt hatte, während Rosa ihre schönen weißen Hände blutig stach, durch die emsige Nadel, die für ärmlichen Lohn bis spät in die Nacht bei ihrer Lampe thätig blieb. In Mühe und Entbehrungen waren Monate vorübergegangen, bis es gelang, dem Blinden manche seiner Gewohnheiten wieder verschaffen zu können, und da der goldige Sonnenschein so einladend winkte, folgten an Sonntagen die thätigen Leute seinem Winke, im Freien stch von den Mühen ^ des Lebens zu erholen. Auf diesen Ausflügen schloß sich ein Iägerjunge an die arme Familie an, der von Rosa's Schönheit geblendet, ihr Herz zu erobern strebte. Der Jäger war jung, talentvoll und von gefälligem Aeußern und cs stand ! ihm in Kurzem eine Stelle in Aussicht, welche ihren Mann ernähren konnte; somit hatte der Vater nichts gegen die > häufigen Besuche desselben in seiner Dachkammer. Bald sah ! Rosa seincr Ankunft nicht mehr mit Gleichmuth entgegen, ^ ihr Herz hatte gesprochen, sie fühlte eine Glut im Innern, die sie bisher nicht gekannt hatte und sah ihre reine, edle Liebe eben so rein und edel erwiedert. (Fortsetzung folgt.) Was und wie sollen wir trinken? l Von Dr. Gauster in Stein. ! II. Das Vier. ! In Krain hat sich das Vier seit einiger Zeit mebr ein- ! gebürgert, und nur in neuester Zeit an Gebrauch etwas ab-^ genommen. Bei der Theuerung des Weines ist das Bier ^ ein viel billigeres uud ganz genügendes Ersatzmittel. ! Es besteht aus Wasser, Stärke, Gummi, etwas Zucker, ! Kleber (ein Stoff uxseres wichtigsten Nahrungsmittels, des ! Brotes; eine Substanz, die Stickstoff enthält, jeuen chemi-! schen Grundstoff, der im Fleisch, im Gehirn, im Blute u. s. w. vorkommt), weiter a»s dem Oel und Bitter des Ho» ! pfcns, aus Kohlensäure und Weingeist u. s. w. In 100 Maß Bier sind 1—8 Maß Weingeist, 80-95 Maß Wasser. Der Gehalt an Kohlensäure ist unbedeutend. Von /Kleber ist nur so viel im Biere, daß ein fünfpfün- diger trockener Laib Schwarzbrot gerade so viel enthält, als 3809 Maß Vier. Das Vier enthält somit einen Stoff, welcher zum uu-> mittelbaren Ersatz aller jener Bestandtheile des Körpers, der , wichtigsten, dienen kann, welche Stickstoff (Kleber) enthal-^ ten, doch in so unbedeutender Menge, daß seiu Ernäbrungs» werth in dieser Beziehung kaum Erwähnung verdient; doch besitzt cs eine nicht ganz unbedeutende Menge stickstofffreier Bestandtheile, daher es als sogenanntes Alhmungsmittcl, i Wärmer, einige Beachtung verdient. ! Früher braute man schwächere Viere; die derzeitigen "agrrbierc sind stärker, d. h. sie enthalten mehr Weingeist ! (Alkohol.) Größere Mengen von diesem, und hinreichende ! Menge von Hopfenöl sind zur längeren Haltbarkeit des Vieres nöthig. ! Vier und Wein haben in der Wirkung in so weit Aehn-lichkcit, alS sie beide Weingeist enthalten, also wesentlich erregend »nd erwärmend sind. Anderseits unterscheiden ne ! sich durch die Wirkung des Hopfenöls lind Hopfcnbit-ters, so wie der anderen Vcstandthcile. Das Bier wirkt ^ in etwas größerer Menge einschläfernder als der Wein; dagegen wirkt die auf der Zunge prickelnde Kohlensäure kühlend, erfrischend. Kohlensäure ist jcne chemische Substanz, ^ die beim Brausepulver und beim Vrausewein das Schau- ! men und Vrausen bcwilkt; sie entsteht in Folge der Gährung. ^ Das Vier erwärmt und regt weniger auf, als der Wein, ^ weil es in der Negcl weniger Weingeist enthält und der ^ betäubende Hopfen dic erregende Wirkung besänftigt, aber ^ cben wegen letzterem tritt sie leichter mit viel Kopfweh ein. So entsteht nach Vicrgcnuß nicht so rasch ein Nausch, "ber wenn solcher eintritt, sind seine Folgen, der Katzen- ! jammer, viel empfindlicher; auch wird man von Vier eher satt. Das Vier löscht wegen größerem Wassergehalt und > der freien Kohlensäure den Durst mehr, als ungewässerter ^ Wein. Vci fortdauerndem stärkerem Viertrinken entwickelt sich, der größeren Menge fcttbildendcr Stoffe wegen, nicht selten Fett. Es nährt etwas, jedenfalls mehr als der Wein, daher wird, wenn Jemand hungert, derselbe durch Vrot und Vier viel leichter gcsättigct, als durch Vrot und Wein. Mit Tabakrauchen verträgt es sich, wegen Mangel an orga- ^ Nischen Säuren und wegen seines Gehaltes an Gummi u. s. w., besser, als jener. ^ Der fortwährende Mißbrauch von Vier hat ähnliche ^ üble Folgen, wie der von Wein; doch wird der Mensch dabei , träger, schläfriger, weniger reizbar und aufgeregt in seiner ! Phantasie (Einbildungskraft), als bei letzterem. ! Ein gutes, der Gesundheit zuträgliches Vier darf nicht ^ 3« stark sein, muß möglichst viel Kohlensäure enthalten „nd un- ^ verdorben sein. Da das Vier fortwährend in bedeutenderem ^ Maße g-ihrt, ^g 5^ Wein, ist es für den Magen in grö° ^ ßerer Mc,,^ weniger gut, als der Wein. es wird derselbe ! relativ eher öde und wüst, wohl auch wegen der mehr näh. ! renden, fettbildcndcn Vestandthcile und dem Vorhandensein ! des narkotische (betäubenden) Hopfens. Aber eben, weil fortdauernde, wenn auch mähige weingeistige Gährung, zur Unverdorbenheit des Vieres, zur Vermeidung von Essigbildung hier nothwendiger ist, als dort, schadet das ausge-gegohrne, allcr Kohlensäure beraubte Vier. Zu junges Vier, solches, das noch nicht den höheren Gährungsgvad überstanden hat, ist aber wegen des Mangels größerer Äbscheidung der organisch zersetzten Vestandthcile für den menschlichen Körper ^iel ungesunder, als zu junger Wein. Zu junges Vier erkennt man an der Trübung, ausgegohrencs an dem säuerlichen Geschmacke. Es ist ein Fehler, daß man immer nach stärkeren Vieren verlangt. Ich habe schon ein Mal die Wirkungen des Weingeistes geschildert, und so ist es begreiflich, daß, je mehr derselbe in einem Getränke enthalten ist, dasselbe desto mehr die Beschaffenheit eines Giftes für den Menschen annimmt. Ein schwaches Vier, schmackhaft und kohlensäurereich, ist viel besser für Kopf und Magen, ein solches kann auch wegen der geringeren Menge Vierwürze (Malzaufgusfts) billiger im Preise sein. Der Mangel ordentlicher, auch im Sommer kühler Keller bei den Wirthen auf dem Lande, und die Nothwendigkeit, dasi das Vier, um nicht ;u verderben, rasch vom Fasse laufen muß, ist Schuld, daß dasselbe noch nicht die Verbreitung gefunden hat, die es vor dem theuern Weine verdient. Während von diesem die Maß !^i—H(j sr. ö. W. kostet, beträgt beim Vier der Preis 18—20 kr., da ließe sich viel ersparen. Hierlands, wie auch anderswo, herrscht nicht selten der Gebrauch, in das Vi>?r Branntwein zu schütten, lim cs stärker zu machen; die Wirthe thun es um das Vier haltbarer zu machen, und der Vancr trinkt es nicht ungern, weil cs eher seine geistigen Wirknngen an ihm zcigt, er bekommt nur Respekt vor dem, welcher stärker ist als er, und ihn bald wirft. Dieser Gebrauch ist dnrchans verwerflich. Das fort.währcnde Wechseln mit Vier und Wein, besonders ersteres nach letzterem, ist für Magen und Kopf nicht gut; der Magen, somit die Verdauung wird viel eher abgestumpft, Uebelkeit und Kopfweh treten viel rascher ein. Daher sagt schon ein altes Sprichwort: Wnn nach Vier Das rath ich dir. Bicr nach Wein Tas laß du sciu. Aus allem Gesagten ergibt sich, dasi das Vier für Leute, welche zum Fcttwerden neigen, leberkrank lind, (wobei häufig stärkere Fcttbildnng im Körper vorkommt) die einen schwachen Magen haben, welche an starken Vlutwal« lungen, heftigem Herzklopfen leide», kein zweckmäßiges Getränke sei. Für Solche jedoch, die an Sodbrennen leiden, die sehr nervenaufgcreg.t sind, wenig Schlaf haben, für Brustkranke, besonders fortdauernd Hustende und Lungensüchtige, wenn sie, nicht zugleich an starkem Herzklopfen und bedeutenden Wallungen leiden, ist das Vier als nährendes, stärkendes und wegen seiner einschläfernden Wirkung als beruhigendes Getränke allen übrigen geistigen Getränken vorzuziehen, ja eZ ist manchmal sogar ein treffliches Hilfsmittel zur Heilung ! oder Besserung der Krankheit. Das an Kohlensäure reichere z Vier ist zugleich ein gutes kühlendes und dabei stärkendes Getränke. Es ist nicht unwahr, daß Vier vermöge seiner nährenden Eigenschaften für säugende Frauen von besserer Wirkung sei, als der -Wein. Für phlegmatische, mehr schlaf« rige und wenig reizbare Personen sieht ersteres letzterem nach; für reizbare, sanguinische, kollcrische Personen, für Krauen und für mit zn starker Einbildungskraft Ve^abte ist für die Mehrzahl das Vier ein vorzüglicheres Getränke. Kindern ist es ohne ärztliche Anordnung so wenig an-zurathen als Wein; wahr ist es, daß skrofulösen, schwächlichen Kindern, welche schon das 6. bis 6. Lebensjahr überschritten haben, etwas gewässertes Bier häufig gut thut, doch ist Nichtärzten keineswegs anzurathcn, ohne ärztlichen Ausspruch damit einen Versuch zu machen, weil oft viele imkennbare Erscheinungen da sind, die ein wemgeistha'ltiges Getränke strenge verbieten. Mlacanlay. England bat in den letzten Tagen des Jahres 1839 seinen ausgezeichnetsten Historiker verloren. Thomas Vabing-ton Ma^aulay starb am 28. Dezember 'Abends um 8 Uhr in seinem Hause zu Kensington, in Folge eines Herzleidens, an denen er seit Jahren gekränkelt hatte. Strenge Diät lind eine vorsichtige Lebensweise hatten es ihm allein möglich gemacht, seine historischen Arbeiten fortzusetzen, nachdem er im Jahre 1832 von einer langwierigen schweren Krankheit auferstanden war. Seit ungefähr zwei Jahren hatte sich seine Gesundheit sogar gekräftigt. Da trat, vor ungefähr 14 Tagen, das alte Leiden mit neuer Heftigkeit auf. Ihm ist er nun erlegen, nachdem die Aerzte ihn noch zu Ende der vorigen Woche außer Lebensgefahr glaubten. Thomas Vabington Macaulay, seit 1867 Varon uud Pair von England, war nie verhcirathet, und somit erlischt sein Titel mit seinem Tode. Geboren im Jahre 180l) zu Nothlcr-Templc, in der Grafschaft Leicesler, erfreute sich, von zarter Kindheit auf, einer sehr sorgfältigen Erziehung. Sein Vater Zach.iric war nicht nur sehr reich, sondern auch ein allgemein geachteter Mann, dem seine eifrigen Vemü-hungen um die Abschaffung der Sklaverei eine Grabstätte unter Englands großen Söhnen in der Westminsterabtei erobert haben. Ihm zur Seite wird wahrschelnlich sein berühmter Sohn bestattet werden. Letzterer studirte im Trinity-Kollegium von Cambridge, graduirte daselbst im Jahre 1822, machte hierauf in Lon« don (Liucolns-Inn) seine Nechtöstudicn und legte im Jahre ' 2826 sein regelrechtes Eramen als Varrister ab. Die Advo-katenpraris war nie sein Ehrgeiz gewesen, dafür hatte er sich schon während seiner Nechtöstudien mit literarischcn Arbeiten versucht und zwar erschienen die ersten derselben (es waren Gedichte — die, Armada und die Schlacht von Sory) in der „Eaton Revue" und in Knight's „Quarterly Magazine." Tie fanden verdicutcrwcise wenig Beachtung, desto ^ größeres Aufsehen erregte scin im Jahre 1826 in der „Eoin- ! bürg Review" abgedruckter Essay über Nilton. Es war ! der Grundstein seiner Berühmtheit, der erste kritische Auf- ! satz dieser Art, den er gcschriebcu hatte und dem die anderen Bekannten in längeren und kürzeren Zwischenräumen folgten. Aber erst im Jahre 1843, als ohue seiue Ermächtigung eine inkorrekte Ausgabe dieser Essay's in Philadelphia erschienen war, entschloß er sich, sie in England zu veröffentlichen. Sie sind seitdem vielfach vermehrt, wiederholt neu aufgelegt und fast iu sämmtlichen Sprachen übersetzt worden. Ein Wbig aus Neigung, Erziehung uud Biloung konnte es nicht fehlen, daß sci»c Partetgenoss'-n scin großes Talent bald zu verwerthen trachteten. Nachdem sie ihm eine ! Anstellung im Banfrotgerichtshofc gegeben hatte» , verschaff- ! ! ten sie ihm, als er kaum 30 Jahre alt war, den Nnter- ! haussitz für Calne und später die Sekrctärostelle im indischen ! Amte unter Earl Grey'ö Verwaltung, dessen Ncformbill er mit dem ganzen Aufwande seines Talentes und Eifers unter-. stützt hatte. Im Jahre 1832 für Leeds gewählt, legte er ^ zwei Jahre später dieses Mandat nieder und begab sich als Konseils-Mitglied und Präsident der legislativen Kommission nach Calculta. Ueber seine dortigen Leistungen können wir ^ uns hier nicht weiter verbreiten; das indische Zivilgerichts- verfahren verdankte ihm eine wesentliche Umgestaltung, und , diesem seinem Aufenthalte in Indien verdankt die Welt zwei i seiner herrlichsten Essay's über Clive uud Hastings. Kurz nach seiner Rückkunft — es war im Jahre 1839 ^ — übernahm er unter Lord Melbourne's Premicrschast den ! Posten Ves Kriegssekrctärö, den er bis zum Sturze des Whigministeriums (!841) behauptete. Eiu Jahr früher war er in Eoinburg zum Uuterhaus-Mitglicde gewählt wor» ^ den, doch dekrctirten ihm seine Wähler im Jahre 1847 ein ' Mißtrauens-Votum, nachdem er ihre protestantischen Gefühle durch seiue Befürwortung des Mayuooth-Kollegiums verletzt hatte. Darüber empört, wollte er sich von der Politik für immer lossagen, aber Lord John Russell bewog ihn, in Glas" ! gow zu tauoidiren. Dort wurde er wirklich gewählt, uud , wieder bekleidete er von 1846 —1848 einen hohen Posten ^ bei der Regierung als General-Q-uartiermeistcr. Seme parla- ^ meutalischru Arbeiten hatten ihm während dieser Jahre ge< nügeud Zeit zu seinen historischen Studien gelassen. Im Jahre 1842 erschienen von ihm. ^<>^ ol' uiicics,!, ttomu , und im Jahre 1848 die beiden ersten Baude seiner cngli- i schen Geschichte, gleichzeitig aber auch die ersten Symptome ! dcr Krankheit, die ihn dahingerafft hat. Er mußte nch fortan ^ geistig und physisch viele Entbehrungen gefallen lassen. Die ! Folge davon war, daß der 3. uno 4. Band seincs Gcschichts- ^ werkes, die mit dem Ryswicker Friede» abschließen, erst im ^ Jahre 1833 erscheiueu tonnten. Seitdem ist der 3. und der ! größte Theil des 6. vollendet worden. Im Jahre 1832 hatte er die große Genugthuung, in ! Eoinburg, das ihn so schwer gekränkt hatte, ohne seln Zu« ! thuu. wieder in's Parlament gewählt zu werden. Er nahm das Manoat an, aber zwei bis drei große Nedcu abgerechnet, die gewissermaßen über dem Niveau dcr Debatte standen uud sorgfältig gearbeitete Essay's waren, hat er sich an den parlamentarischen Kämpfen weiter nicht bcthciligt. In: Qberhause, das er seit seiner Eruenuuug zum Pair (1837) uur selten besuchte, war seiue Stimme, weun wir nicht irren, auch nicht ein einziges Mal gehört worden. Die Aerzte hatten ihm das Reden auf's Strengste untersagt. Maeaulay war kleiu von Wuchs, ruud und, sein Körper hatte eine Hineigung zu den Mißverhältnissen eines Naths-herrn. Auch sein Kopf hatte die unschöne Rundung wie sein Körper uud schien auf demselben so fest wie cin Nagel-topf zu sitzen. Dieß war so ziemlich die Summe seiner körperlichen Mängel, aUes andere, die Stimme ausgenommen, war zu seinen Gunsten. Sein Gesicht strahlte von einem genialen Ausdrucke, besonders war das Auge bedeutend und geistvoll. Wenn er über die Straße ging, oder vielmehr schweifte, so schien er in einem Zustande gänzlicher Zerstreutheit zu sei», von nichts zu wissen, was nm ihu vorging, und sich ausschließlich mit seinem rastlos arbeitenden Geiste ! zu beschäftigcu. Die Literatur war für ihn nicht bloß Beschäftigung und Zweck, sondern sie w.ir cin Theil von ihm sclbst geworden, als ob geschichtliche Probleme und auali-tische Kritik ciuen Theil seiner täglichen und regelmäßigen g^istigeu Nahrung ausmachen. Trutt und Hnlag vru Igll. V. Kleinmttyr t5 F. Bnmbevg in Laidach. — ^crc>!>t!rmt!ich>r N>c>',cttur ^'. Vamkcl'g.