Preis ganzjährig 2-50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengö, Tschechoslowakei 12 SK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pins X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhtrten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Left 10______________Oktober 1936 XXXIX. Jahrgang Zum Weltmisfions-Sonntag. Der Weltmissionssonntag erinnert dich wieder an deine ernste Pflicht, welche du der katholischen Weltmission gegenüber zu erfüllen hast. Die katholische Kirche ist ihrem Wesen nach eine Missionskirche. Das sagt ihr Name, das besagt ihre Gründungsurkunde. Ihre Botschaft ist für die ganze Welt bestimmt, jedem Menschen hat sie etwas unsagbar Wichtiges zu verkünden. Du bist ein Katholik, du bist es mit Stolz und Freude. Dadurch bist du aber auch ein Missionär geworden. Dein Glaube darf dir nicht nur ein unverdientes Geschenk sein, sondern er ist zugleich eine laute Aufforderung, mitzuarbeiten, daß alle Menschen dieses Glückes teilhaft werden. Wie bist du dieser Aufforderung nachgekommen? Hat dich vielleicht der Heiland schon einmal gerufen und wünscht er von dir, daß du ihm durch deine persönliche Mitarbeit auf dem Missionsfeld beistehst, daß du in der vordersten Reihe die Kreu-zesfahne trägst? Warum bist du seinem Rufe nicht gefolgt? Was zögerst du zu kommen? Du sagst! Ich kann nicht hinausziehen, mein Beruf, meine Familie, meine schlechte Gesundheit verbieten es mir. Aber du weißt gut, wenn es so ist, dann will der Heiland nicht dich selber, erwartet sich aber dein verständnisvolles Interesse, erwartet deine tätige Mithilfe. Und diese Mitarbeit besteht, wie du wohl weißt, darin, daß du für die Weltmission betest und opferst. Der Heiland legt uns das Missionsgebet selber in den Mund, wenn er sagt: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter sende in seine Ernte!" (Mt. 9, 37.) Und bei diesem Gebet sollst du besonders darum flehen, daß Gott seiner Kirche eingeborene Priester in großer Zahl schenke. Sollte im Geschehen der Zeit Europa nicht mehr in der Lage sein, seine Priester in alle Welt hinauszusenden, so ist eben die Weltmission auf den eingeborenen Klerus allein angewiesen, der dann die Arbeit seiner europäischen Mitbrüder voll und ganz übernehmen muß. Zum Missionsgebet gesellt sich das Missionsopfer. Zunächst das materielle Opfer, wodurch' du der Mission hilfst, Priester heranzubilden, Schulen zu gründen, karitative Anstalten zu unterhalten: wodurch du beiträgst zum Lebensunterhalt der Missionäre. Dann können wir aber für die Mission auch dadurch Opfer bringen, daß wir die Mühsale und Leiden, die Gott uns schickt, geduldig und fröhlich ertragen und dieselben aufopfern für die Weltmission. Du kannst sagen: Ich habe kein Geld und kann keine großen Almosen für die Mission geben; aber du kannst nicht sagen: Ich habe kein Kreuz, mich drückt kein Leid, das ich durch geduldiges Ertragen fruchtbar machen könnte für die großen Anliegen der katholischen Heidenmission. In dieser Weise kannst auch du eintreten in die Reihen der Glaubensboten und kannst dem Heiland Helsen, Seelen zu retten. Und nun überlege, was der Heiland von dir wünscht, und zögere nicht lange, seinen Wunsch zu erfüllen. Jesus wird es dir nicht vergessen. Besuch des Apostolischen Delegaten von Südafrika im St.-Iosefs-Heim in Middelburg. Von P. Richard Habicher, F. S. C. Vor einigen Monaten konnte der „Stern" seinen Lesern die erfreuliche Nachricht bringen, daß unser Hochwürdigster Präfekt, Msgr. A. Mohn. in Middelburg ein Hostel erworben hat. Dieses Heim soll dem Zweck dienen, Knaben katholischer Eltern während ihrer Studienjahre eine schützende Herberge zu geben. Gewiß ein Unternehmen, das für die Präfektur von großer Bedeutung ist, namentlich wenn man bedenkt, in welch ungünstiger Lage sich viele Kinder katholischer Eltern befinden, was ihre religiöse Erziehung anbelangt. Ist doch oft weit und breit keine katholische Kirche und kein katholischer Priester zu finden. Bei solchen Umständen braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn die Kirche den Abfall Tausender von ihren Kindern zu beklagen hat. Middelburg ist das Studentenstädtchen Ost-Transvaals. Von allen Teilen des Landes kommt das junge Völkchen hier zusammen, um sich da für das kommende Leben die notwendige Ausbildung zu holen und um ein paar Prozent an Weisheit zuzunehmen. Aber was nützt alle Gelehrsamkeit, wenn das Wichtigste, die Religion, fehlt, oder vielleicht gar das Wenige, das der hoffnungsvolle Junge von zu Hause mitgebracht hat, noch verlorengeht, weil der Bub ganz und gar sich selbst überlassen ist. Solch schlimmen Umständen mußte abgeholfen werden und das ist nun auch geschehen, wenn auch unter den schwersten Opfern. Das neue St.-Iosefs-Heim betreut die katholischen Studenten nicht nur in ihren leiblichen Bedürfnissen, sondern ist vor allem daraus bedacht, ihnen in der religiösen Erziehung eine helfende Hand zu bieten, was unter der tüchtigen Leitung des Rektors, Hochw. P. Steidle, geschieht. Obwohl das St.-Iosess-Hostel erst eine Lebenszeit von fünf Monaten hinter sich hat, so ist ihm doch schon eine große Ehre durch den Besuch des Apostolischen Delegaten, Erzbischof Bernard Gijlswijk, zuteil geworden. Der 22. Juni war für den Empfang des Vertreters des Heiligen Vaters festgesetzt. Kunstsinn und fleißige Hände suchten dem hohen Kirchensürsten einen herzlichen Empfang zu bereiten. Als der Delegat in Begleitung des Hochwürdigsten Msgr. A. Mohn in den Hos einfuhr, wurde er mit einem begeisterten „Salve" aus 40 Studentenkehlen begrüßt. Die offizielle Begrüßung fand im schön geschmückten Speisesaal des Institutes statt, wo sich die Katholiken der Stadt versammelt hatten. Ein schönes Lied leitete die Feier ein und P. Rektor entbot dem hohen Gast in einer herzlichen Ansprache den Willkommgruß. In väterlicher Weise hat sich dann Se. Exzellenz mit jedem unterhalten und für den ganz unerwartet schönen Empfang gedankt. Eine besondere Freude war es für ihn, eine so stattliche Anzahl von katholischen Studenten hier vorzufinden, die nach erfolgter guter Ausbildung mithelfen sollen, auch in Südafrika das katholische Leben hochzubringen. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß der Apostolische Delegat dem Gründer der Anstalt, dem Hochwürdigsten Herrn Präsekten A. Mohn, mehrmals für dieses bedeutungsvolle Werk seine Anerkennung ausgesprochen hat. Leider haben weitere Amtspflichten den päpstlichen Delegaten schon am nächsten Tag wieder aus unserer Mitte fortgerufen. Katholische Jungens beim Empfang Sr. Exz. des Apostolischen Delegaten, Msgr. B. Gijlswijtz im Sankt-Josefs-Hotel in Middelburg. (Kongr.-Archiv.) Wenn auch sein Aufenthalt nur von kurzer in der Geschichte des St.-Josefs-Hostel un-Dauer war, so wird doch dieser schöne Tag vergeßlich bleiben. Funken aus dem Tabernakel. Von t\ Josef Angerer. Witbank ist ein Arbeiterstädtchen und verdankt seine Bedeutung einem ergiebigen Kohlenbergwerk. Die Belegschaft setzt sich der Hauptsache nach aus schwarzen Arbeitern zusammen. Dieselben sind zusammengebracht von allen Ländern Afrikas südlich des Aguators. Nur ein kleiner Bruchteil dieser Arbeiter führt ein nach unseren Begriffen einigermaßen anständiges Leben, und sehr wenige ein Leben, das man wirklich christlich nennen kann. Unverdorbene Jugend wird in kurzer Zeit ins Lasterleben eingeführt. Die meisten Arbeiter kommen als Heiden hierher oder als Anhänger irgendeiner der Hunderte von sogenannten christlichen Sekten, die, weil nun einmal die herrschende weiße Rasse dem Christentum als einer Art Nationalkirche angehört, eben auch ihr Äußeres dem Christentum anzupassen trachtet, während das Sittengesetz praktisch außer acht gelassen wird, soweit es den Neigungen der Massen unbequem ist. Viele Weiber sagen es offen heraus, daß sie nach den Arbeitersiedlungen nur deshalb zugewandert sind, weil sich da günstige Gelegenheit bietet, an einen (ober mehrere) Männer zu kommen und einträglich Bier zu verkaufen. dann auch, weil in diesen Ansiedlungen „kein Gesetz besteht". Die straffen Stammessitten lösen sich hier auf und die Gesetze der Fremden sind ihnen gleichgültig. So leben sie vielfach noch wüster wie die Heiden unter geregelten Volksbräuchen. Kein Wunder, daß die sittliche Luft in solcher schwarzer Umgebung ungesund und giftschwanger ist. In Schule und Erziehung meint man. die beunruhigenden Verhältnisse dadurch zu verbessern oder zu verdecken, daß man Gewicht auf die Nachäffung der europäischen Zivilisation legt, wie sie von Geld- und Weltmenschen verstanden wird, wie Kleider nach europäischer Mode, äußere Reinlichkeit, Schulwissen, Sport, geschraubtes, „gebildetes" Auftreten, während die innere Umbildung durch wahre Religion vernachlässigt wird. Ein wässeriger Indifferentismus in religiösen Belangen wird großgezogen. Demnach ist es begreiflich, daß es Leuten, die noch mit gesundem, sittlichem Sinn hieher-kommen, ungemein schwer, ja, ohne ganz wunderbare Gnadenwirkung unmöglich gemacht ist, sich aufrechtzuhalten, nicht in den Sumpf, der sie überall umgibt, hineingezogen zu werden oder, wenn sie schon gesunken sind, sich aus demselben herauszuarbeiten. Und doch ist die Mission gerade für diese Seelen da, sie vor der gefährlichen Atmosphäre zu schützen und vor dem Versinken zu bewahren. Für solche bedenkliche Zustände ist nur das kräftigste Vorbeugungs- und Heilmittel wirksam genug, nämlich die heilige Eucharistie. Auf dieses himmlische Heilmittel gegen innere Schäden und Grundübel wies uns der Heiland der Welt mit den Worten der Verheißung hin, indem Er unter anderem sagt (Ioh. 6, 52): „Das Brot aber, welches ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Das legt der Missionspraktik die eucharistifche Erziehung nahe. Sollen die Katholiken der Gegend und die Gutgesinnten nicht in den Übeln der Umgebung untergehen, sondern vielmehr aus die im Todesschatten Sitzenden einen verbessernden Einfluß ausüben, dann müssen sie sich zusammenschließen unter dem reinen, heilsamen Einfluß eucharistischen Lebens. Es müssen ihnen die großen Tatsachen von der wirklichen Gegenwart Christi im Heiligsten Sakramente und seiner unbedingten Königsherrschaft gegenwartswirklich zum Bewußtsein gebracht und ihr ganzes Leben danach geformt werden. Die eucharistische Erziehung konnte hier nicht recht gedeihen, solange die Mission keine Kirche besaß, sondern nur ein Klassenzimmer der Schule zur Verfügung hatte, in dem sonntags auf einem Tragaltar die heilige Messe gelesen wurde, so daß sich die Gläubigen nur einmal in der Woche auf ein halbes Stündchen der wesentlichen Gegenwart des Herrn erfreuen konnten. Anders wurde es, seitdem im Juni 1934 in der Mission ein Herz-Iesu-Kirchlein eingeweiht und dem Gebrauche übergeben wurde. Von da an begann das eucharistische Leben der Gläubigen allmählich sich freier zu entwickeln. Man kann bereits seinen wohltuenden Einfluß auf die Herzen mit Trost wahrnehmen. Drei Standesvereine arbeiten eifrig in diesem Sinne. Der Männerverein. einstweilen mit 14 Mitgliedern, unter dem Titel „Garde des Eucharistischen Königs", ein Mütterverein mit der Patronin St. Anna, mit 12 Mitgliedern, und ein Mädchenverein mit dem Titel „Mägde des Königs im Heiligsten Sakrament" sind aufgebaut auf dem eucharistischen Gedanken. Oftmalige heilige Kommunion, Erfüllung ihrer besonderen Standespslichten, Laienapostolat, Werke der Nächstenliebe, Wo St. Franziskus, der Apostel Indiens, starb. D,as kleine Heiligtum zu Ehren des hl. Franz Taver wurde auf der Insel Sancian dort gebaut, wo der große Missionär starb, den Blick auf China gerichtet. Er sollte es nicht mehr betreten, so sehr sein Seeleneiser ihn dahin zog. Die Insel 'Sanctan liegt etwa 130 Kilometer von Hongkong entfernt. Für den nächsten Februar ist aus Anlatz des Inter-n ation al en Euchar istifch en Kongresses in Manila eine Wallfahrt nach der Insel geplant. hFides-Foto.) Sorge für würdige Instandhaltung des Gotteshauses und regelmäßiger Besuch der Vereinsversammlungen sind ihre Hauptpflichten, getragen von dem Beweggrund, dem König in der Eucharistie zunächst in der Kirche, dann auch im praktischen häuslichen und öffentlichen Leben gebührend Ehre, Dienst und Freude zu erweisen. Und ich muß sagen, die Vereine haben bisher gut, willig und mit Erfolg gearbeitet, mehr als in den Konstitutionen streng verlangt ist. Dank der sanften und doch wieder strengen Organisation wird die Arbeit des Priesters tatkräftig unterstützt, vervielfältigt und vertieft. Die Mitglieder gehen dem Priester durch gutes Beispiel in tausenderlei Sachen an die Hand, indem sie bei der Bekehrung der Seelen einander stützen, alleinstehende Arbeiter und Arbeiterinnen. Kranke und Notleidende besuchen und eine feste, geschlossene Einheitsfront in die katholische Gemeinde bringen, dabei die Liebe und Achtung der Nicht-Katholiken für unsere Kirche gewinnen. Jeder Verein arbeitet mit dem anderen zusammen. Die Männer zum Beispiel geben die Ordnung an für die Arbeiten zur Reinhaltung der Kirche, verschaffen die Kerzen, das Öl, den Weihrauch und andere Gebrauchsgegenstände für den Gottesdienst; die Frauen verteilen die Arbeiten unter sich, und die Mädchen helfen ihnen. Sammlungen für Feste und besondere Veranstaltungen, Verbreitung des Glaubens u. dgl. werden von Männern und Frauen besorgt. Für den Bau der Kirche und andere Bedürfnisse haben sie bisher die beträchtliche Summe von 1600 Schilling zusammengebracht. Die Versammlungen werden im allgemeinen sehr gut und mit Interesse besucht, ohne daß Vergnügungsveranstaltungen geboten werden, wie Tanz, Musik, Festmahle. Sie wollen lernen, wie man gut katholisch lebt. Natürlich fehlt es auch unter ihnen nicht an räudigen Schafen. Der gesunde Organismus der Vereine scheidet diese jedoch bald aus oder bessert sie durch das gegenseitige gute Beispiel. Das Rosenkranzgebet wird eifrig gepflegt. In einer weitentfernten Außenstation, wo es den katholischen Kindern nicht möglich ist, regelmäßig den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, tun sie Beim Schneidermeister. Vier Schwarze verfolgen aufmerksam den Zuschneidekurs des Br. Andreas Kley auf der Missionsfarm Mariatrost bei Lydenburg. In der Schneiderwerkstatt geht es hochmodern zu: Modejournale und Schnittmuster versetzen uns fast nach Europa. (Fides-Foto.) sich dreimal in der Woche zusammen zum gemeinsamen Rosenkranzgebet bald in diesem. bald in jenem Hause eines der Mitglieder. Der Kirchenbesuch ist auch an Werktagen verhältnismäßig gut. Es ist geradezu beschämend, zu sehen, welche Opfer diese guten Leute oft bringen. Die heilige Messe beginnt an Werktagen um 7 Uhr. Wenn sonst die übrigen Leute noch schlafen, die Straßen leer und die Häuser still sind und das Wetter rauh ist infolge Frost und Wind und Regen, und nur solche auf den Straßen sichtbar sind, welche die Not hinaustreibt, sieht man Kinder und Frauen in dürftigen Kleidern der Kirche zueilen. Dort wird gebetet und gesungen. Selbst bei ärgstem Wetter waren nie so wenig An- 150 Stern der Nege r Heft 10 dächtige in der Kirche, daß sie nicht in vollem, kräftigem Chor hätten singen können. Unter den Mitgliedern der Vereine sind etliche, die tatsächlich alles, was sie haben, für die gute Sache geben. Ein armer Schlucker, der von morgens bis abends als A f r ikanis-cher B ikd h-auer. Nthenge Nthuila, ein Zweiunddreitzigjähriger, gehört zum Stamm der Akamba in Kenya. Er hat nie eine Schule besucht und nie Unterricht in der Schnitzerei genossen. Ans persönlicher Neigung und mit den primitiven Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, machte er sich an Ho-lzjchnitzereten kleineren Formats. Er ging damit hausieren. um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. So bot er eines Tages auch der zum Vikariat Zanzibar gehörigen Schule von Kaboa seine Waren an. Der Missionar sah sofort die künstlerische Veranlagung des jungen Mannes. Er stellte seine Geschicklichkeit auf die Probe, und diese Prüfung fiel so gut aus, daß der angehende Künstler zum Holzfchnitzlehrer der jungen Leute bestellt wurde. Nthenge Nthula ist noch Heide, versuchte sich aber in verschiedenen Nachbildungen des Gekreuzigten. Sein Christus trägt afrikanische Züge, aber das ganze Bildwerk ist trotz einer gewissen groben Einfachheit nicht ohne -Interesse/ (Fides^Foto.j einziger Hausdiener in einer weißen Familie voll in Anspruch genommen wird und keinem Vergnügen nachgeht, weder raucht noch trinkt noch sonst sich ein Vergnügen gönnt, spart sich mit vieler Mühe fast sein ganzes karges Monatsgeld zusammen. Er bezahlte gleich eine ganze Kiste von Kerzen im Werte von 9% Schilling. Wenn er an Sonntagen frei ist, kommt er unfehlbar zur Messe und gibt sein Scherflein in die Sammelplatte. Eines späten Abends kam er zu mir und übergab mir 20 Schilling. Sie sollen zur Deckung aller Gebühren für die verschiedenen Vereine ein für allemal fürs ganze Fahr dienen. Er hat es nicht gern, daß andere wissen, was er gibt. Einer unserer Katechisten lebt auch buchstäblich ganz für den Dienst der Kirche. Er ist stets begierig, zu hören, was gute Katholiken in Europa tun, um es ihnen nachzumachen. Außer dem Katechistendienst, den er mit bewunderungswürdiger Treue und gewissenhaftem Eifer erfüllt, nimmt er sich des Unterrichtes bis spät in die Nacht an, lehrt die Buben das Ministrieren, lehrt jene Arbeiter Katechismus, die erst abends vom Dienst frei sind, und besorgt die Geschäfte der Vereine, in denen er überall eine leitende Stelle einnimmt, mit den unausbleiblichen Schreibereien und Scherereien. Wenn immer etwas in der Kirche oder für kirchliche Funktionen zu tun ist, greift er zu, und wo immer er für den Priester etwas tun kann, ist er zur Stelle und wirkt mit Verständnis und Geschick, Umsicht und Tatkraft, Zähigkeit und Bescheidenheit. Wo es gilt, anderen zu helfen, ist er dabei. Bei Begräbnissen leistet er viele Dienste, gräbt oft das Grab, wenn andere säumig sind. Er besorgt alle Mesnerdienste, Läuten zum Angelus, das Herrichten der Sakristei, Meßdienen, Leitung bei kirchlichen Funktionen, Vorbeten, Botendienste für den Missionär, Sorge um die Kranken irrt Sprengel, kurz er ist die rechte Hand des Missionärs, ein Mann der Katholischen Aktion im vollen Sinne des Wortes. Dabei hat er für den Unterhalt feiner bejahrten Eltern, seiner zahlreichen Geschwister und seiner eigenen Frau und seines Kindes aufzukommen. Als er sein erstes Kind erhielt, hatte er naturgemäß eine riesige Freude. Sein Weib ist eine tiefgläubige, brave Katholikin. Sie lieb-, ten das Kind rote nicht leicht andere Eltern. Eines Morgens fanden sie das Kind tot im Bettchen. Das war begreiflicherweise ein harter Schlag für beide. Doch sie litten still und ergeben. Nach dem Begräbnis kam der Mann au mir und gab Geld für eine Messe mit der schlichten Bitte, die heilige Messe aufopfern zu wollen „zum Dank für Gottes Güte". So was habe ich bisher nicht erlebt. Eine schon gebrechliche Großmutter kommt oft zur Frauenversammlung zu Fuß den weiten Weg von 20 Kilometer und noch weitere 6 Kilometer zur Mis-sionskicche. Die meisten unserer Katholiken sind so bitter arm, daß man sich wundern muß, rote sie sich durchs Leben schlagen. Sie zu Haufe sehen heißt äußerste Armut sehen. Und dennoch sind es eben diese Armen, die immer noch etwas für die Sache der Religion, für Erziehung ihrer Kinder, Bücher, Schulgeld usw. zu erübrigen wissen. Es fällt einem oft schwer, etwas von ihnen anzunehmen, sie wollen es sich aber nicht nehmen lassen, zu geben. Letztes Fahr im August wurde in unserem Kirchlein statt des provisorischen Altars (eines einfachen Holzgestelles) ein schöner, fester Altar aufgestellt, mit einem würdigen Tabernakel, und darüber ein schmucker Holzbaldachin errichtet, eine gediegene Arbeit unserer Brüder. Das hat unsere Eingeborenen so gefreut, daß sie gegen ihre Gepflogenheit, ihre Gefühle wie leblos und gleichgültig oder als etwas Selbstverständliches zurückzuhalten, ihrem überströmenden Gefühl der Dankbarkeit in lebhaften Freudensbezeigungen nicht genug Ausdruck verleihen ztt können schienen. Zuerst brachten die Männer 5 Schilling und dann die Kinder 3 Schilling, um Messen zum Dank für das große Geschenk lesen zu lassen. AIs die Frauen davon hörten, wollten sie auch nicht hinter den Männern und Kindern zurückstehen und brachten ebenfalls 5 Schilling für heilige Messen in der gleichen Meinung. Das ist um so 'höher anzuschlagen, als beständig für andere gute Zwecke Sammlungen veranstaltet werden. Ohne die bereitwillige Mithilfe dieser Getreuen wäre das Wirken in der hiesigen Mission ein ganz armseliges Unternehmen. So aber ist Hoffnung vorhanden, daß die Sonne der Eucharistie vermittels .dieser Lichtträger die dunkle Gegend allmählich erleuchtet und erwärmt. Das göttliche Herz Fesu im Tabernakel unseres weit und stolz in die Umgegend schauenden Kirchleins schlägt in warmer Liebe auch für diese körperlich und geistig armen Geschöpfe. Es ist der überweltliche Brennpunkt. der alles Gute, Edle und Schöne in den Seelen belebt, hervorlockt, aufkeimen und ausleuchten und Früchte tragen läßt und endlich auch diese üble Gegend zu einer sittlich gesunden machen wird. Mögen auch unsere lieben Missionsfreunde mit ihrem Gebet vor dem Tabernakel zur Erfüllung dieser schönen Hoffnung beitragen, bitte! „Fch bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden, und was will ich anders, als daß es brenne?" Ein schwarzer Attila.* VI. Der Schrecken seiner Zeit. Von jetzt ab zog Tschako nicht mehr selbst in den Krieg, sondern er schickte seinen Oberbefehlshaber Umsiligasi, dessen Stellvertreter Manukuza war. Diese hielten sich an die eigentümliche Schlachtordnung, die Tschaka eingeführt hatte und die bei den Zulu bis 1879 in Übung blieb. * Nach verschiedenen Berichten frei zusammengestellt von Br. August Gogol, F. S. C. Wenn das Heer einen Feind angriff, stellte es sich im Halbkreis auf. Die Hörner des Halbmondes verlängerten sich allmählich, bis sie zusammenstießen und so den Gegner in einem eisernen Ringe einschlössen, aus dem wenige entkamen, da die Zulukrieger iveder Gnade gaben, noch erwarteten. Die alten und bewährten Regimenter mürben hinter der Mitte des Halbmondes in der Form eines Hufeisen-Rechteckes aufgestellt. Sie erfochten den Sieg, wenn Ärzte und Medizinmänner. Fräulein Dr. Kunz, Missionsärztin in Queenstown, Südafrika, steht in Unterhaltung mit einem Medizinmann. Die Zauberer sind überall dort, wo die westliche Kultur noch keinen Eingang gefunden hat, die Helfer in Krankheit — nach ihrer Art. (Fides-Foto.) es den jüngeren Regimentern nicht gelang, den Feind zu schlagen. In den vielen Kriegen im Norden focht Moslikatse (so nannten die Basuto Umsili-gasi) für Tschako. Er wurde aber endlich müde, seine Kräfte für einen andern aufzureiben, und verlangte danach, selbst ein großer Herrscher zu werden. So überredete er seine Krieger, mit ihm auf eigene Faust Krieg zu führen; auch bewog er junge Zulumädchen, mit seinen Kriegern nach Norden zu ziehen. Tfchaka witterte die Sache und schickte Manukuza mit vielen Regimentern aus, um Umfiligafi zu töten. Manukuza aber, der selbst der harten Botmäßigkeit unter Tfchaka überdrüssig war, verständigte sich mit Umsiligasi und zog nach Norden, wo er für sich das Königreich Motschakana eroberte. Umsilr-gasi verwüstete das Land nördlich von Tschakos Gebiet und rottete alle Bewohner aus, denn er wollte eine Wüstenei zwischen sich und den Zulukönig legen, damit dieser ihn mangels Vorräten nicht verfolgen könne. Er zog nach Nordwesten und unterjochte alle kleinen Stämme auf seinem Wege nach Kurumane im Lande der Betschuanen. Dann zog er nach Norden und gründete das Reich der Matabele mit der Hauptstadt Gebulawayo, dem heutigen Bulawayo, in Slld-Rhodesia. Tfchaka war wütend über diesen Mißerfolg. Er ließ die Führer der Regimenter, die Umsiligasi nutzlos verfolgt hatten, lebendig verbrennen. Nunmehr bestellte er für jeden Feldzug einen neuen Oberbefehlshaber, da er keinem mehr traute. Zwei treue Führer ließ er hinrichten, weil die Beliebtheit, deren sie sich bei den Kriegern erfreuten, seine Eifersucht weckte. Solches Vorgehen aber machte ihn selbst unbeliebt beim Volke. Dingana und MHIangana, seine feindlichen Halbbrüder, beobachteten das und förderten die Stimmung gegen den König. Von jetzt ab kannte Tschakos Gewaltherrschaft keine Grenzen mehr. In seiner Gegenwart zu husten oder zu niesen bedeutete sofortigen Tod des Unglücklichen. Wenn andere über dessen Los klagten, verfielen sie dem gleichen Sckickfal. Der König zwang Leute, ihre Frauen oder Brüder zu töten, und Mütter, ihre Kinder hinzuschlachten. Alte Frauen ließ er als nutzloses Gerümpel umbringen. Einst befahl er einem seiner Regimenter, über einen steilen Abhang in den sicheren Tod zu marschieren. Während dieser Zeit erhielt Tschako den Besuch mancher europäischer Reisenden, denen er in seiner Staatsklugheit nie ein Haar krümmte. 1824 begab sich der englische Schiffsleut-nnnt Farewell von der Natalbucht aus in Begleitung weniger Seeleute ins Innere von Natal und besuchte auch Tschako in dessen Hauptstadt. Er berichtet darüber an Lord Somerset, den Statthalter der Kapkolonie: „ . . . Der König empfing uns, umgeben von vielen Häuptlingen und 8000 oder 9000 bewaffneten Männern. Ich hatte häufige Unterredungen mit ihm. und er drückte den Wunsch aus, zwei Häuptlinge nach Kapstadt zu schicken . . In jener Zeit lebte ein anderer Engländer in Natal, namens Fynn, der Tschaka wiederholt besuchte, den er als einen Mann von über sechs Fuß Höhe und wohlgebaut beschreibt. 1824 begleitete Fynn einen Straszug gegen einen aufrührerischen Häuptling, namens Sinkunyana. Er schreibt darüber: „Wir verließen den Weißen Umfolosi in südwestlicher Richtung. In der Nachhut des Heeres befanden sich die Gepäckbnaben, wenige über zwölf Jahre alt, manche nicht älter als sechs Jahre. Sie hatten Matten, Kissen, Tabak u. dgl. zu tragen und das Vieh der Truppen zu treiben. Tschakos Krieger marschierten langsam. Sie waren in Regimenter eingeteilt und jedes Regiment in Kompanien. Am Berge Jkangamvula stießen wir auf den Feind und näherten uns ihm auf etwa 20 Meter. Nach kurzer Pause rannten beide Streitkräfte auseinander los und begannen sich mit den furchtbaren Lanzen zu Zerfleischen. Das Glück schwankte hin und her, doch schließlich blieben Tschakos Streiter siegreich. Alsdann begann ein widerwärtiges Gemetzel der Frauen und Kinder der Besiegten." Bon 1824 ab hielten sich drei englische Händler, Cane, Ogle und Farewell, fast ständig bei Tschaka auf, die ihm als Ratgeber gedient zu haben scheinen. Ein anderer Weißer, namens Isaacs, begab sich Ende 1824 zu Tschakos Wohnsitz, um seinen Freund Farewell aufzusuchen. Ergibt eine grausige Beschreibung der Massenhinrichtungen des Zuluherrschers, die für den blutdiirstigen Gewaltmenschen eine Augenweide bildeten. Isaacs erklärt, daß bei einer Gelegenheit 170 Männer in feiner Gegenwart getötet wurden, indem man ihnen in qualvoller Weise die Köpfe in den Nackengelenken verdrehte, welchem Schauspiel der König mit sichtlichem Ergötzen zuschaute. 1826 besuchten die Engländer Hatton und Biddlecomb Tschakos Wohnsitz, wo sie Fynn, Cane und Isaacs wohlbehalten und zufrieden antrafen. Die beiden Männer beschreiben mit Grauen die fast täglichen Hinrichtungen, deren Zeugen sie waren und die stets unter den Augen des Königs vollzogen wurden. VII. Muttermörder. (1827.) Tschaka, der nie eine Frau nach Stammessitte heimführte, wählte sich die schönsten Mädchen aus und brachte deren Zahl auf über 400. Nun hatte ihm ein Zauberer geraten oder geboten, keine Nachkommenschaft am Leben zu lassen, was getreulich befolgt wurde. Wenn aber eine junge Mutter ihr getötetes Kind gar zu sehr beweinte, wurde auch sie umgebracht. Ein Leiter der Katholischen Aktion. Die katholische Iugendvereinigung in der Mission Soppo, die zur Apost. Präfektur Buea in Britisch-Kamerun gehört, ist nach der Stammeszugehörigkeit der Mitglieder in Unterabteilungen gegliedert. Auch der Leiter ist immer dem entsprechenden Stamm entnommen. Auf dem Bild sieht man den Leiter der Sektion Bali in seinem Stammeskostüm. (Fides-Foto.) Missionär und Journalist. Ein Missionär von den Inseln der SüLsee, der die kärglich bemessene Freizeit benutzt, um in seinem einfachen Arbeitsraum für die „Agentka Fides" und die katholische MWonspresse Nachrichten und Artikel zu schreiben. (Fides-Foto.) Tschakos Mutter, Nandi, die gern Enkelkinder und Erben ihres mächtigen Sohnes gesehen hätte, verheimlichte die Geburt eines Kindes und gedachte, es im stillen auszuziehen. Tschaka aber kam dahinter und im Zorne tötete er mit seinen Sohneshänden die eigene Mutter. Als es am folgenden Morgen bekannt wurde, daß Nandi, die Mutter Tschakos, tot sei, bestreute der König sich mit Staub und rief aus: „Wehe, wehe, meine Mutter ist tot; wehe, wehe! Von anderen Hütten steigt der Rauch aus, von meiner aber nicht." Heimlich aber sandte er einen vertrauten Zauberer aus, der im königlichen Dorfe nachsehen mußte, wer von den Leuten nicht trauere mit dem König, denn, sagte Tschaka, die nicht weinten, bewiesen dadurch, daß sie seine Mutter verhext hät- ten, da nach Bantu-Auffassung alle Todesfälle durch Zauberei verursacht werden. Manche Leute, die sich auskannten, streuten sich Tabak und Staub in die Augen, damit die Tränen gewaltsam flössen. Tschaka stellte ferner Wachtposten auf den Wegen auf, die zum königlichen Kraal führten, um zu sehen, wer ohne Trauer daherkomme oder nicht weine. Alle diese ließ er in eine gewisse Schlucht abführen. Er ließ eine Anzahl Ochsen schlachten, und das Fleisch verteilen. Alle jene, die von dem Fleische aßen, wurden gleichfalls in jene Schlucht abgeführt, weil sie sich an Speise erfreuten, während ihr König trauere. Das Regiment, das Umsiligasi unverrichteter Weise verfolgt hatte, wurde entwaffnet und in jene Schlucht geschickt. Ferner befahl Tschaka, daß die ganze Sippe eines gewissen Nongogo, der ihm verhaßt war, in jene Schlucht geschickt werde. Auch gab er Auftrag, daß alle Frauen, die im Alter Nandis standen, jene Schlucht aufzusuchen hätten. Die Schlucht war nun fast gefüllt, doch befahl Tschako noch, daß alle, die zur Sippe Umsiligasts gehörten, zu jener Schlucht gebracht würden. Alsdann befahl er seinen Regimentern, alle jene zusammengepferchten Menschen zu töten, damit der Fluch von seinem Volke genommen werde. Ein jämmerliches Geschrei erhob sich, als die Metzelei begann. Tschaka fand sich am Eingänge der Schlucht ein und weidete Ohr und Auge am Gejammer der Unglücklichen und an dem entsetzlichen Blutbade. Hyänen und Geier fraßen sich voll, und doch blieben viele Leichenceste übrig. Ein unerträglicher Geruch entstand und das Wasser des Baches, der die Blutschlucht durchfloß, wurde verdorben. Die wilden Tiere ließen sich in und bei der Schlucht nieder und wurden eine Gefahr für die Bewohner des königlichen Dorfes. Nach diesem fürchterlichen Blutbad sagte Tschaka, seine Mutter müsse gewiß in Frieden sein, da so viele Männer und Frauen sie in ihrem Tode begleitet und ihr ein Bett bereitet hätten. Das Herz der Untertanen aber wandte sich voll Grauen von ihrem König ab. (Fortsetzung folgt.) Amschau. Lydenburg. (Transvaal, Süd -a f r i k a.) Wie wir betn Fides-Nachrich-lenbienst entnehmen, feierten am 14. Juli die Katholiken von Lydenburg mit großer Pracht das fünfzigjährige Jubiläum ihrer Kirche, der ersten katholischen Kirche in Transvaal und einer der ersten überhaupt in ganz Südafrika. Bei dieser Gelegenheit machte Se. Exzellenz Msgr. Gijlswijk, Apostolischer Delegat von Südafrika, feinen ersten offiziellen Besuch in Barberton und zelebrierte das Pontifikalamt, das erste in der Geschichte der Stadt, im Gemeindesaal, da die Kirche sich als zu klein erwies, um all die zahlreichen Teilnehmer fassen zu können, unter denen auch viele Nichtkatholiken waren; selbst der Bürgermeister und die Gemeinderäte wollten zugegen sein. Nach dem Pontifikalamt wurde unter dem Vorsitz des Apostolischen Delegaten von Südafrika und des Apostolischen Präsekten von Lydenburg, Msgr. A. Mohn, eine große Versammlung aller Verbände der Katholischen Aktion abgehalten, an der Vertreter aus der ganzen Präfektur teilnahmen. Die Katholiken von Barberton beschlossen, die alte Kirche durch eine neue, schönere und größere zu ersetzen, und der Bürgermeister versprach feierlich, daß auch die nichtkatholischen Kreise der Bevölkerung gern an der Finanzierung des Baues mithelfen werden. Buea. (E n g l i s ch - K a m e r u n, West-a s c i k a.) Die regenreichste Christengemeinde der Welt. Dibunja, eine Palmpflanzung in der Bota-Mission, die von Mill-Hill-Missionären betreut wird, dürfte der nässeste Fleck der Welt sein. Der jährliche Niederschlag an Regen geht über zehn Meter noch hinaus. Es regnet buchstäblich so ziemlich das ganze Jahr Tag und Nacht. Der Missionär, der Dibunja und eine andere nahegelegene Stadt monatlich einmal besucht, erzählt, daß ihm kein Besuch gelingt, ohne daß er bis auf die Haut durchnäßt wird. Jchang. (H u p e h, Chin a.) Im Mai starb in Tan-tze-shan ein in der ganzen Gegend ob seiner Frömmigkeit bekannter alter Mann. Einige Tage nach dem Begräbnis fand die Familie beim Aufräumen seiner geringen hinterlassenen Habe ein Notizbuch, ein Taufregister, wo der gute Greis Tag für Tag die von ihm den sterbenden Heidenkindern erteilten Taufen vermerkt hatte. Ohne Wissen des Missionärs, ohne daß jemand es vermutete, hat dieser brave Christ demütig und bescheiden während seines Lebens mehr als tausend Taufen gespendet. Im Banne der Ngil.* Ein Roman aus Kamerun von Hermann ©Master. (Fortsetzung.) Barnill, der sich nach^dem warmen Morgenpunsch niedergelegt hatte, erwachte gegen Mittag mit einer, wie er sich selbst gestand, famosen Idee. Er ließ Ntonga durch seinen Steward zu sich rufen. Ntonga glaubte nichts anderes, als daß es nun doch etwas zu essen gäbe, und sah in dieser Erwartung ganz fröhlich drein. „Was freust du dich so, mein Junge?" fragte Barnill. — „Herr, ich dachte, jetzt gibt es zu essen ".— „So? Hast du solchen Hunger?" — „Ja, Herr Kapitän." * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Herder & Co. in Freiburg '(Breisgau), Baden. „Du sollst zu essen haben, wenn es auch knapp ist. Doch habe ich dich nicht deshalb gerufen. Du sollst mein Diener sein, solange du auf dem Schiss bleibst. Wenn du dich gut führst, kannst du dir etwas ersparen. Ich kann dich dann auch deinem zukünftigen Herrn empfehlen. Du bist nicht dumm. Du wirst leicht Aufseher in einer Pflanzung werden oder sonst einen besseren Pasten bekleiden. Dann hättest du es gut." — „Ich danke, Herr! Ich werde mich gut führen." „Das hoffe ich. Jetzt geh zum Steward, der dich gerufen hat, und sage ihm, du sollst gleich das Frühstück hier auftragen für mich und den Ersten Offizier." — „Es wird geschehen, Herr Kapitän." Iago ritz die Augen auf, als er an dem kleinen Tische in der Kapitänskabine fatz und Ntonga erschien, um die Herren zu bedienen. „Nicht wahr, du schaust?" sagte SarnilL „Den habe ich mir als Diener zugelegt. Er versteht die Sache und spricht auch schon ziemlich Englisch. Ja, so ist’© recht", sagte er zu Ntonga, „stell nur daher. Du hast wohl schon Steward gespielt?" — „Ja, Herr." — „Wie ich doch meine Leute immer gleich richtig einschätze!" lobte sich der Kapitän selbstgefällig. Ntonga freute sich über das neue Amt. Es schien ihm eine gute Vorbedeutung für die Zukunst und die erste Stufe zu einer besseren Lebensstellung. Die Arbeit lenkte seine Aufmerksamkeit von der Vergangenheit ab. Geschickt und willig entledigte er sich seines Probestücks. Als das Frühstück beendet und Ntonga hinausgegangen war, schüttelte Iago den Kopf. „Das hätte ich aber nicht getan, Kapitän", meinte er. — „Du hättest manches nicht getan, was uns Vorteil brachte", entgegnete Barnill, „weil du nie weit genug siehst." — „Dazu braucht man doch nicht weit zu sehen. Den Kerl in Eurer Kabine schalten lassen! Ihr könnt ja tun, was Ihr wollt. Aber ich traue dem Kunden nicht." „Merkst du nun, mein kluger Iago, datz du zu kurz siehst? Gerade weil ich ihm nicht traue, habe ich ihn genommen. So habe ich ihn immer unter den Augen. Ich habe ihm eine schöne Zukunft vorgemalt. Jetzt ist er zufrieden. Und das ist mir lieber, als wenn er im Winkel sitzt und schwarze Pläne schmiedet. So kommt er am besten über den Verlust feiner Freiheit hinweg. Und ich habe an ihm einen geschickteren und besseren Diener als an dem andern." „Das ist wohl richtig", gab Iago kleinlaut zu, „aber trauen dürst Ihr ihm doch nicht." Es wurde an die Tür geklopft. Auf das „Herein" des Kapitäns öffnete Ntonga, blieb aber mit feinem ziemlich grotzen Etz-napf unter der Tür stehen. „Hast du dir dein Essen geben lassen?" fragte Barnill. — „Ja, Herr Kapitän. Ich habe aber noch eine Bitte." „Nun, dann schietz gleich los." — „Darf ich den andern, die mit mir gekommen sind, auch davon geben?" „Meinetwegen, wenn es dir Spaß macht." — „Ich danke, Herr Kapitän." Die Tür fiel ins Schloß. Barnill sah seinen „Ersten" ernst an. „Du hast dem Burschen unrecht getan. In d e m steckt ein guter Kern." — „Ach was! Das ist... na ja, sagen wir mal... weiter nichts als Raffenzusammengehörigkeitsgesühl. Das täten wir einem Weißen gegenüber auch." „Wir sind auch Weiße. Aber von einem Neger hätte ich das nicht erwartet. Alles was recht ist!" — „Er spielt sich als Patron seiner Landsleute auf.... Auf meine Kosten. Denn ich habe ihnen vorhin das Esten verweigert." Iago war ärgerlich. Barnill merkte es und lachte dazu. „Werden wir heute noch Man-war-beach erreichen?" fragte Iago nach längerem Schweigen. — „Ganz gewiß. Um drei oder vier, denke ich, sind wir da." „Der ,9tote‘ wird schon mit Sehnsucht nach uns Ausschau halten. Wenn er viel Köpfe zusammengebracht hat, wird es um die Verpflegung auch nicht glänzend bestellt sein." „Schlimm kann das nicht fein. Die Kerls werden schon etwas finden. Er hat feine beiden Flinten und Munition. Auf der Landzunge gibt es viele Affen, auch anderes Wild ist da. Wenn er Not leidet, ist es seine eigene Schuld." „Wieviel Leute erwartet Ihr in Man-war-beach?" — ,^So dreißig bis vierzig wird er wohl zusammenbringen. Zum Einladen ist Zeit genug, wenn nicht ein Unwetter dazwischenkommt." „Kommen wird schon was. Es ist heiß genug dafür. Ich will nochmals nach den Booten sehen." — „Schön. Ich gehe selber an Land. Und eine Pulle werde ich mitnehmen, damit der ,9iote‘ gleich getröstet wird wegen unseres langen Ausbleibens." „Ich werde sie ins Boot besorgen", sagte Iago, indem er die Kabine verließ. Ntonga ging mit seinem Eßnapf zu den Banoholeuten. Die beiden Wächter hatten schon großen Hunger und freuten sich. 70 Jahre Priester. Am 26. Mai 1966 konnte im kleinen Seminar von Phuc Nhac im Apost. Vikariat Phat Diem in Tanking das siebzigjährige Priesterjnbilänm des P. Claudius Deux von den Auswärtigen Pariser Missionen gefeiert werden. P. Deux wurde in der Diözese Lyon geboren -und kam 1866 als 28-jähriger Priester nach Tonking. Er ist seitdem nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt und hat vielfach als Seminarprofessor gewirkt. Das Bild zeigt P. Deux als 89jäh-rigen. Der rechtssitzende Katechist hat bei der Verteidigung eines Dorfes gegen Banditen seinen Arm eingebüßt. (Fides-Foto.) Monga lud aber auch die anbetn gum Essen ein. „Denen gibst du auch?" sagte Ekonga ebenso unwillig wie neidisch. „Die haben es wahrlich nicht verdient." — „So tut jeder Christ", erwiderte Ntonga einfach. „Ja, du willst es immer den Christen gleichtun, ich weiß es. — „Ich bin ein Christ!" Ekonga vergaß vor Staunen den Mund gu schließen, in den er gerade eine schöne Reiskugel geschoben. „Du bist ein Christ und wir wußten es nicht? Wenn man aber als Christ feinen Reis mit solchen Schuften teilen muß, dann werde ich niemals einer." „Das ist deine Sache, und der Reis meine. Ich kann ihn geben, wem ich will." Ekonga schwieg betroffen. Mpesa aber sagte: „Ntonga, du bist besser als der Ngil." — „So ist es", stimmten Suti und Janga ein. „Wir haben uns täuschen lassen"... „Das ist denn doch . . . puh, ah . . . Luft, Luft!!" — „Achtung, festhalten!" — „Bah . . . schon wieder den Rachen voll Seewasser . . . puh!" — „Achtung! Da kommt noch eine . . . Brrrr. Das ist hart! Mir geht der Atem aus." — „So ist die ,Möwe' noch nie geflogen wie heute." — „Heiliger Patrick", stieß der Steuermann unter Prusten hervor, „so etwas hab' ich noch nie erlebt." „Fein, was?" fchergte Brown, indem er helfend in die Speichen des Rades griff. „Wir sind wohl vom Kurs abgekommen?" — „Die See drückt stark nach Steuerbord." „Wir dürfen nicht gu nahe an Land. Wir wollen lieber . . ." Eine neue Sturgfee rollte über Deck, schlug über die Brücke, als wollte sie die schwachen Menschlein hinwegfegen, die sich erkühnten, den Kampf mit ihr aufzunehmen. „Ha . . . puh . . . Wollen mehr links halten." — „Hoffentlich hat's bald ein Ende. Gestrenge Herren regieren gewöhnlich nicht lange." Der Gewittersturm hatte ihnen gehörig gugefetzt. Ihre Gummimäntel konnten sie, trotz der Kapuze, nicht vor der Näsie schützen. Der Regen und die überstürzenden Wogen schlugen ihnen ins Gesicht. Das Wasser lief ihnen durch den Halskragen in die Kleider. Sie waren durchnäßt bis auf die Haut. Doch nun war's überstanden. Die Gewalt des Sturmes hatte ausgetobt. Die Wellen rauschten zwar noch über Bord, aber bis zur Kommandobrücke reichten sie nicht mehr hinauf. Das ©emitter verlor sich in der Ferne Vom Donner hatten sie beim „Beschützer tier Straßen". Man findet diese Weg-Götzen an verschiedenen Punkten des südlichen Indien auf der Linie von Salem nach Malabar. Sie vertreiben die bösen Geister, und die Reisenden opfern Kokosnüsse und andere Früchte, um den Schutz der Götter zu genießen. Der Missionär auf dem Bild gehört zu den Mis-sionsbrlldern von Mount Poinfur, die ihre Hauptaufgabe in der direkten Bekehrung der Nichtchristen in Indien sehen. (Fides-Foto.) 2$sen der See und dem Stampfen der Maschine überhaupt nicht viel gehört. Die Wachtmannschaft atmete aus. Die Ablösung Karn. Nun Konnten sie ausruhen und trocken werden. „So, Williams," rief Brown seinem Kameraden zu, „jetzt dürfen wir wieder Menschen sein. Runter in die Kabine." Der Angeredete hörte nichts. Er lies nach Steuerbord hinüber. Beim Schein eines Blitzes hatte er ein Boot zu sehen vermeint. Er wartete ein neues Ausleuchten ab. Richtig, er hatte sich nicht getäuscht. „Mann in Seenot!“ schallte es über das Deck. „Wo?" fragte Brown. — „Hier, rechts vor uns schwimmt ein kleines Fahrzeug." „Achtung, Maschtnenraum! Halt, rückwärts!" Die Bordwache drehte den Scheinwerfer und suchte. „Hier! Da ist es!" — „Es ist leer." — „Nicht doch." — „Warum kommt es denn nicht näher?" „Wersen Sie die Rettungsboje", rief Brown und lief die Treppe hinab. Williams folgte. Das Seil surrte, der Ring flog hinaus. „Ha, das hat geschnappt", sagte der Matrose befriedigt. „Er hat ihn schon." Die Boje wurde an Bord gezogen. Aber wie erstaunte die Wache, als ein Mädchen über die Reling stieg! Elesa klammerte sich an der Reling fest. Ihre Glieder erschauerten vor Kälte. Sie war vollends erschöpft. „Bitte, nehmt mich mit", hauchte sie. Niemand verstand es. „Führen Sie das Mädchen in den Kessel-raum", sagte Brown. „Vorn in der Ecke ist Platz. Da kann sie trocken werden und ausschlafen. Müde ist sie, das sieht man. Was wir mit ihr anfangen sollen, weiß ich allerdings nicht." Dann ging er zum Kommandanten. Rassles lag in den Kleidern aufs Bett gestreckt. „Kurs läßt sich nicht feststellen, Herr Kommandant. Wir scheinen stark rechts abgetrieben zu fein.“ — „Gibt's jetzt Ruhe oder zieht das Unwetter noch einmal aus? Was meinen Sie?“ „Ich hoffe, es kommt nichts mehr, Herr Kommandant. Wir haben genug." — „Dann lassen Sie Anker werfen." Rassles erhob sich und besah den Sprecher genauer. Brown sah nicht gerade salonmäßig aus. Das Wasser lief ihm aus den Kleidern und riefelte bereits in kleinen Bächen am Boden. „Herrgott, wie sehen Sie aus! Sie bringen mir ja die reinste Überschwemmung herein. Machen Sie nur six, daß Sie ins Bett kommen. Die Wachen sind doch abgelöst?" — „Zu Befehl, Herr Kommandant!" „Haben Sie sonst noch was auf dem Herzen?" — „Zu Befehl. Soeben wurde ein Mädchen in Seenot gesichtet und an Bord genommen." Wasserträger in Indien. Der wackere Inder durcheilt die Straßen der Stadt, führt seinen Büffel am Zaum und dringt das Wasser von Tür zu Tür. Auf dem Rücken trägt der Büffel das Wasser in einem mächtigen Schlauch. Der Kunde bekommt das Wasser in dem Leinensack zugemessen, den der Träger in der Hand hält, '(gtbes« Foto.) „Was? ... Ist es denkbar, daß ein Mensch bei dem Unwetter draußen sein kann, ohne zu ersaufen? Wo kommt sie denn her?" — „Ich konnte es noch nicht feststellen, Herr Kommandant. Sie ist zu erschöpft." „Das muß ein sonderbares Geschöpf sein. Bis morgen früh kann sie dableiben. Wir scheinen demnach nahe an der Küste zu sein. Schön! Jetzt machen Sie, daß Sie fortkommen. Der Steward soll da aufwischen, damit ich nicht wegschwimme." Brown ging, um die erhaltenen Befehle auszuführen. Elesa hatte sich in einer Ecke des Kesselhauses zusammengekauert. Die heiße Luft, die da heraufströmte, tat ihr wohl. Ihre nassen Kleider dampften bald. Die Wärme wirkte einschläfernd. Mit dem Trost, trotz aller Gefahr das Schiff erreicht zu haben, worauf man Ntonga gefangenhielt, schlief sie ein. Johnson wunderte sich, daß es schon Heller Tag war, als er erwachte. Die abgekühlte Luft hatte ihm einen kostbaren Schlaf gebracht. Er griff nach der Uhr, die am Kopfende seines Bettes hing. Sie zeigte zehn Minuten nach sechs. Das war denn doch noch nicht dagewesen. Hatte er den Weckruf verschlafen oder war das Wecken vergessen? Fünf Minuten später stampfte er über Deck, um sich bei der Wache zu erkundigen. Der Obermaat gab ihm einen schriftlichen Befehl, den der Kommandant noch in der Nacht durch den Steward geschickt hatte. Er las: „Wecken sechs Uhr dreißig. Raffles." Hm, der „Alte" hat doch ein Herz für feine Leute, dachte er. „Sonst nichts Neues?" — „Nachts um elf Uhr wurde ein Mädchen in Seenot gesichtet und an Bord genommen." „Um elf Uhr? Hatte da nicht Leutnant Brown die Wache?" — „Jawohl, Herr Kapitänleutnant", rief Brown von der Brücke herab. „Haben Sie die Seerose noch nicht gesehen?" „Hatte noch nicht die Ehre, Kamerad." — „Sie werden staunen." Ein Matrose lief zum Kesselhaus und brachte Elesa herbei. Und Johnson staunte wirklich. Er hatte einen Scherz aus der Zunge. Die Sicherheit und der Ernst, mit dem das Mädchen ihm entgegentrat, verscheuchten ihn. „Verstehst du Englisch?/" fragte er. — „No, Sir!" „Aber die Frage hast du doch verstanden.. Jetzt willst du wohl wieder nach Hause zurück?" setzte er mit einer Handbewegung nach der Küste hinzu. — „No, Sir“, entgegnen sie ängstlich. „Bitte, bitte, nehmt mich mit." Das letzte war in der Sprache der Banoho geredet. „Was du da redest, verstehe ich wieder nicht. Willst du mit uns fahren?" — „Yes, Sir!" : „Halt!" sagte Johnson ßu dem Matrosen. „Holen Sie mal den Senegalesen her, der Zuerst an Bord kam. Der versteht wohl die Sprache dieser Leute." Omam kam. „Frage das Mädchen, warum sie an Bord gekommen ist und was sie von uns will." Omam stellte die Frage und übersetzte die Antwort. „Sie sagt so: Ihr habt Ntonga genommen; jetzt sollt ihr sie auch nehmen." „Das verstehe ich nicht. Wer ist Ntonga ?" Elesa blickte verlegen 31t Boden, als sie die Frage hörte. Sie zupfte an ihrem Kleid' herum, wußte nicht recht, was sie antworten sollte. Nach einigem Zögern entgeg-nete sie: „Er ist mein Mann." — „Wir haben aber keinen Schwarzen an Bord, der Ntonga heißt. Sag ihr das." Ein bittender Blick aus Elesas Augen, der das ganze Weh ihres Herzens verriet, traf den Offizier. Sie hob die Hände gefaltet zu ihm auf. „Herr, schlag mir meine Bitte nicht ab. Ich weiß, daß er hier ist. Der Ngil hat ihn gefangen, um ihn als Sklaven zu verkaufen. Gestern gegen Abend haben ihn die Männer des Ngil hierher gebracht. Ich habe es gesehen. Darum bin ich auch hinausgefahren aus das Meer. Denn wo Ntonga ist, da will ich auch sein." „Das sind Rätsel", rief Johnson aus. „Sag ihr: Gestern gegen Abend waren wir noch gar nicht hier. Wir sind erst in der Nacht gekommen, gerade als wir sie auffischten." Ungläubig schaute ihn Elesa an. Nun war es ihr klax, der Mann verschwieg ihr die Wahrheit. „Herr, ich habe euer Schiss den ganzen Tag gesehen. Als der Ngil Ntonga gefangen hierher bringen lieh, sah ich das Kanu. Ich fuhr hinaus. Da kam das Unwetter, und ich sah das Schiff nicht mehr. Nachher sah ich es wieder, und ihr nahmt mich auf." Nun begann Johnson zu begreifen. „Wenn du ein Schiff gesehen hast, dann war es ein anderes, nicht dieses." „Kauft ihr keine Sklaven?" fragte sie.— „Im Gegenteil. Wir sind dazu da, um die Sklavenhändler zu bestrafen. Wohin ist das andere Schiff gefahren?" „Ich weiß es nicht, Herr. Einmal sagte der Ngil zu meinem Vater: Wenn das Sklavenschiff von uns fortgeht, fährt es nach dem Orte, den die Inglis Man-wac-beach nennen." „Du willst zu deinem Manne?" — „Ja, Herr." „Gut, dann kannst du hier bleiben. Er ist auf dem Schiss des Sklavenhändlers, den wir suchen. Wir werden ihn fangen und deinen Mann befreien." — „Ich danke, Herr." „Das ist ja ein kostbarer Fingerzeig", rief Brown von der Brücke herab. „Wenn der Kerl diesmal wieder nach Man-war-beach gegangen ist, holen wir ihn wohl noch ein." Johnson hörte es nicht mehr. Er eilte zum Kommandanten. Der war aber sehr ungläubig. „Das will ich Ihnen sagen, mein lieber Johnson, da die Fahrt nach Norden geht, gebe ich meine Zustimmung. Hoffnung habe ich keine. Es ist der letzte Versuch, muß es bleiben. Von Man-war-beach fahren wir sofort heim. Wir sind schon vier Wochen über die uns gesetzte Frist draußen. Ich kann es nicht länger verantworten." „Darf ich dem Herrn Kommandanten die Versicherung geben, daß wir alle, Offiziere und Mannschaften, bereit wären, in den dichtesten Kugelregen zu gehen, um den Erfolg für den Herrn Kommandanten herauszuhauen ?“ „Ich weiß es, und ich danke Ihnen dafür", sagte Raffles bewegt. „Doch das ändert nichts an der Tatsache, daß ich ein Pechvogel bin ... Johnson..." — „Zu Befehl, Herr Kommandant!" „Es ist der letzte Zug, den wir heute machen. Für den heutigen Tag find Sie Kommandant der ,Möwe°. Ich muß es freilich dem Namen nach bleiben. Aber Sie befehlen nach Ihrem Ermessen, ohne mich zu fragen. Ich bin abergläubisch wie alle Seeleute. Vielleicht haben Sie mehr Glück. Das bleibt aber vorläufig unter uns, nicht wahr?" „Zu Befehl! Ich danke dem Herrn Kommandanten für das mir geschenkte Vertrauen. Ich habe keinen anderen Wunsch, als..." — „Ich weiß, ich weiß, schon gut, lieber Johnson." (Fortsetzung folgt.)