»« Arettag den io. März 1871. X. Jahrgang. Die ie „Marburger ökitimg" rrscheiu» jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — f»»r Marburg: ganzjährig 6 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. ö0 kr; für Sustelluna . monatlich 10 kr. — mit Postversenduilg: ganziährig 3 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig Z fl. JnsertionSgebühr L kr. pr. Zeile. Was haben wir an der Kremflerer Werfaffung vertoren? Marburg, S. Marz Der vtrfajlunggcbknde Rcichstag Von Krem-sjer war nicht allrin das iieste Recht des österni-chjschtn Boltcs — wlt dürfen auch den Vcr-saftuttgsenttvurf vesselben «US ein Wert bezeichnri', um welches sogar die Ma^y.,rcn unö be-neiden mußten. Die Grundrechte ^ieseS Eutivurs^S gthören zu d'N freisinnigsten, d e j.malS elne Verfassuni^ geziert und hätten dieselben in Oesterreich wohl einen sicheren Boden gelegt für die freie Entwicklung. Nach dem Entwürfe von Krcmsier war da» Wahlrecht viel ausgedehnter, alS unser jepigeS; die „Boltstammer" verdiktzte auch d,eseu Namen und die einzelnen Ätaalen besahen in der „Län-dertammer" eine wirtliche Vertretung im Reiche. Beide Kammern liatten nicht l»los die innere Befähigung, volkSthümlichc Beschlüsse zu f.^ssen — ,s ivären diese Beschlüsse auch mit vorausbestimm-darer Gewithei» zu Gesetzen erhoben worden. Die Berfaffung von Kremsier hatte nämlich vorg,schrieben: „Ertheilt der Kaiser eineiu Reichötat^Sbe-schlufse die Sanktion, so tritt deiselbe als Reichs-gefeh in volle Kraft. Wird die Sanktion nicht erth^lit, so darf det^elbe Oesetze^vorschlag in der nämlichen Sitzungsperiode nicht wieder vorgebracht werden. Die ErklälUng der Krone über die Sanktion eines ReichStagSbeschlufseS muß jedenfalls vor dem Schlufse der Sißungspcriode erfolgen, in welcher er gefaßt wurde. — Wird dekfeliie (Aesetzesvor-schlag in dir folgenden, ordentlichen IahreSsession abermals unverändert angenointnen und wieder nicht sanktionirt. so mnß 0tr Reichstag aufgelöst »Verden. Nimmt der ncn znsaminentrctcnde Reichs tag deitjelben GejetzeSvorschlag lviedtr nnveiän-dert on. so dalf die t^tijerilche Sanktion nicht verweigert tveldrn." — Blieben dieAligevldNttcn und die Wühler sich treu, so dnlsten sie hoffen, wenigstens nach Berflup einiger I'chre ihren Willen durchzusetzen. Der Reichst'g konntc nach der Kremsierrr Berfassung nicht so liUiebig einberusen und vertagt werden, lvie der Reichsrath, Nicht so btli.big ausgelöst werden, wie daS jetzige AbgeoldnelenhauS; denn dlese Beis.tssun^ btftiittmte genau: „Der ReichNag tritt regel-Maß g jed.o Jahr an, 15. ^I»!ärz zusammen, ivenn ihn der Kaiser nicht srilher einberusl. — Dic Vertagung des ReichStag t (ourch den Kaiser) darf die Frist unkS M^in^lts nicht überschreiten und kann während dcrs^lven Sitz 'Ng^'perioSe ohnr Zustimmung des Reichstages nicht «vicd^rholi lveiden. — Jede Auflösnug einer oder beidei Kammern mnß von eincr Veroidnung zur nähme nlncr Wahlen nnniittelbar nnd ln du Art l)kglritet s in, daß dcr u ueilite Zusamincii-trilt ulcht später, als ilulcrha'b dreier Monate Vom Ta.^e dir Anflösttiig angerechnet, rrsolgi Die Auflösni g darf liinnen Iahiesfiisl »ucht wie derholtt werd'N." Und die <Ärwäl)r dieser Versassting lag nicht bloS in der slrtUgsten ^^ierantwvrtlichk'it der Mt> nisler, nicht liloö in ^er icchllichen Unmöglichkeit die Bnfassnn;^ entwedei ganz odkr lheilwe se auf zuhkbrn - jonstin aiich in nachslchender ^^n allen össultlichen B'r-uältnissen. ^^ierwirriilig aller R chtobegrifse. An i»)aö könnte sich der östeiVlichische Staatsbürger bcgeiltern? Diese Znslände sind sli' den Fortbestand dcS i5taa>co gcsäi)llich. sie sinc« eö dal)er auch siti Wien als Miltrlpnnlt des Reiches n»d für und Alle, die wir bei Beurtheilung jeder politischen Frage den Wiener Standpunkt festhalten und von diesem aussagen müssen: Wien darf nicht herabgedrückt werven von seiner Stellung. Wien muß eine Großstadt, eine Weltstadt, muß vor Allem die Hauptstadt deS Reiches bleiben! Wien hat daher die hohe Mission, in seinem eigensten Interesse, mit allen Krästen dahin zu wirken, daß der Bestand des Reiches gesichert und datier der innere Friede unter den Völkern Oesterreichs wie. der hergsstellt werde, d.ß Recht und Freiheit in Oesterreich eine bleibende Stätte finden können. Wien muß für seinen und für deS Reiches Auf-schwnng das Möglichste leisten l WaS wurde bisher, seit Beginn der „neuen,"», der „konstitutionellen" Aera gethan? Wir brachte« es endlich zu einem parlamentarischen Ministerium ! Es ging nicht! Wir haben jetzt ein außerparlamentarisches. Wird auch nicht gehen! WaS brauchen wir nun vor Allem? Ein vom Volke direkt gewähltes Parlament! Radikale Wahlresorm ist noch das einzige Heilmittel, um das dem „Staate" verloren gegangene Bertrauen der Völker wieder zu erwecken» Rur ein Volks-Parlament kann noch den Bestand des Reiches retten. Aber es muß eine radikale Wahlresorm sein, die alle Bertretungskörper vom Grunde auS umgestaltet, welche die ÄuwH^ Vertretung vollständig beseitigt. Das Bolt »>ß aber auch zelgen. daß es eine solche Wahlrefoim ernstlich ivill. Hier muß Wien allen Ländern energisch vorangehen, nnd wie für die Vertretung des Landes und Reiches die Gruppenwahlen falten müssen, so müssen auch sür den Wiener Gemelnde-rath die Mühlkörper beseitigt tverdin. Nicht StandeSinteressen. sondern Loltsinte-ressen müssen in Oesterreich endlich einmal berücksichtigt «Verden ; die Btvölkernng Wiens muß ohne Unterschied der Stände die Vertreter der Gemeinde, soivie jene des Lnndes und Reiches tvählen können, damit eitdlich einmal die volle Gleichberechtigung Aller vor dem Gesetze zur Wahrheit »verde. Daß ^e» bald geschehe, davon hängt die Zukunft der Stadt Wien ab. die Woijlfahrt seiner Bevölkernng u»»d so»Nit »lnser Äller Wohl! Die Wiener müssen in all:n öffentlichen und freiheitlichen Fragen Mln übrigen Ö sterreichern vorangehen! Wählen Sie solche Mä»»ner, welche unsere Be'hältnisle kennen, welche sich durch Patriotismus, Opfer« Willigkeit und Freiheitsliebe, sowie durch Tl/at-kraft und Gcmtinsinn onszeichnen. Wien MUß unter allen Verhältnissen eine Großstadt, eine Weltstadt sein nl»d bleiben! Eine bleilien^e Stätte sür Bildung und Wissenschaft, für FrciheitS- und Batetlandsliebe. und hiermit h^^ben Sit mein Programm! I h werde, wenn Sie mich in den Geineinderath »vieder wählen sollten, wirken mit allen Krästen für das Gedeihen und Ausblühtn meiner Vaterstadt, kämpfen für Freiheit uns Recht!" Zur Geschichte des Hages. Die Haltung der Grazer in Bezug auf die verboleue SiegeS. und Friedens-sei er dlirste wot)l daS erste Beispi'l deS gesetz lichen Widerstandes in Oesterreich sein. Nach dem Antrage deS Bürgern,eistcrS haben nämlich die Kemtittdevertreter der ^Landeshauptstadt beschloilen, der Statthalterei zn erwidern, dati die Aestfeier II, der Piintigamer Bierhalle. wenn die Vluzeige erfolgt, vom Stadtrath nicht verboten werde! denn sie falle weder unter das BernaSgesetz, noch unter da» Gtsej> über's Versammlungsrecht. — Da die st eiermärkische Statthalterei ebenso gewiß, als jene, der übrigen Länder nur im Austraj^e des Ministeriums eingeschritten, so sind wir auf den Ausgang der Sache gtspannt — nicht dtS Zweck« essens wegen, sondern wegen der Lehre vom gesetzlichen Widerstand. Die Spannung zwischen der Re-gierunstund dem Hause der Abgeordneten soll mit jedem Tag« stärker werden. — Wiener Blätter behaupten zwar, entweder müsse nun das Ministerium zuriicktreten. oder daS Abgeordnetenhaus ausgelöst werden; allein sie befinden sich in einem großen Irrthum. — Ein solches: lSutweder—oder! gibt es nicht. Dieses Ministerium wird diesem Abgeordnetenhause nicht weichen und da Eines von Beiden gehen m«^ wie di« Sache einmal gediehen ist, so wird das Abgeordnetenhaus aufgelöst werden — alle Zaghaftigkeit, alle Thatlofigkeit, alle Arbeitsscheue taun dieser Interessenvertretung nicht mehr helfen. Die blaffe Furcht des Abgeordnetenhauses vor der ^ufiölung zeigt der Regierung die Schwäche desselben, verräth nur zu deutlich die Angst, in einem solchen Kalle nicht mehr gewühlt zu werden — die geringste Strafe für alle Schuld, welche dieses Haus dem Volte Menüber auf dem Gewissen hat. In Paris yndet der Plan, die Auswan derung der Elsüßer und Deutsch Lothringer nach grankreich zn fördern, nicht mehr ungetheilten Beifall und glauben Viele, durch eine solche Auswanderung entzieh- man sich das wirtsamste Mittel, die Erinnerung an Frankreich so lange wach zn erhalten, bis die Stunde der Wieder-Vereinigung schlägt. Vermischte Rachrtchte«. (Den Freunden einer echtenHa-vana.) Die .echte Havana-Zigarre". schrelbt ein Rew-Korker Blatt, ,st heutzutage ein reines Märchen, denn es gibt in den Bereinigten Staa ten elstausend Tabakfabriten, die alle aus den Verschiedeusleu Tabaken durchaus „echte Havana-Ajgarren" fabriziren. (Aus den geheimen Papieren des französischen Kaiserreichs.) In diesen Papieren hat man einen Brief Louvet's aufgefunden. welchen dieser zu jener Sei» an Napoleon aeschriebeu, als die Kalserin Engenie das „Kind Frankreichs", den jetzt in England weilenden Prin-zen Lulu unter dem Herzen trug» er lautet: „Saumur. 17. Dezember 18öS. Vire! Die Kirche von Puy Notre Dame der Saumur besitzt eine der tostbarsten Reliquien der Ehristenheit. nämlich einen Gürtel der heiligen 3««gfrau, den Wilhelm lV. Herzog von Aquitanien. aus dei» Kreuzzügen zurückgebracht und dieser Kirche geschenkt hat. Die Tradilion besagt, dali die Jungfrau Muria selber ihn geerbt habe, und dte Archive von Puy, sowie zahlreiche geschichtliche Urkunden bezeugen d e Echtheit diejer lReliquie. Zu allen gkilen setzten die Könige von grankreich einen großen Glauben in den besagten Gürtel. Anna von Oesterreich trug ihn zu St. Germain-en-Laye im Jahre ia28. als sie mit dem Prinzen, der später Ludwig XlV. ward, niederkam. Wenn Sie geruhten. Sire, Ihre Majestät die Kaiserin unter den Schutz dieser St.li-quie während des großen Vreigniffes zu sleUen, welches Ihrem häusliche» Glücke die Krone aussetzen und die Ruhe Frankreichs befestigen wird, so zweiste ich nicht daran, daß der Herr Psarrer »nd der Bischof sich beeilen werden, dem Wunsche Ihrer Majestät nachzukommen. Ich habe dieEhre. mit tiefster Ehrerl»ietungze. Der Bürgermeister von Saumur. Mitglied des geschgkbenden Körpers: Louvet." Dies ist derselbe Herr Louyet, der. als einer der Hauptköpfe des Kaiserreichrs. mit E. Ollivier Minister wurde, aber niemals mit einer nnr einigermaßen erträglichen Rede niederzukommen vermochte. Warum hat er wohl selber den Gürtel der heiligen Jungfrau nicht umgelegt? (Landwirthschas t.) Um die Obstbaum, zucht möglichst zu fördern, hat der Staattrath des schweizerischen Kantons Waadtla.'d unentgelt-liche Naumwärterknrse angeordnet; dies.lben wer-dkn theoretisch und praktisch sein und vierzehn Tage dauern. Damit jedoch alle Landestheile diese GtleMheit leichter beiiützen können, werden vier Kurse an verschiedeiien Orten abgehalten. (Die de utschen Heere in Frankreich.) Amtlichen Ausweisen zufolge find die Deutschen Staaten mit 4S7 Feld- und 254 Landivehr-Bataillonen, 93 Feld- und 16 Landwehr Kavallerie Regimentern in den deutschsranzösischen Krieg eingetreten. An Ersatztruppen sind für sämmt-liche deutsche Staaten 145 Bataillone sormirt worden, wozu für die Ersatzzwecke der Kavallerie die 96 fünften S.chwadro»en der deutschen Feld-Kavallerie Regimenter gekommen. DaS Gesammt-aufgebot von ganz Deutschland hat also die wohl noch nie von einem Staate erreichte Ziffer vo» 1009 Bataillonen und 584 Schwadronen betragen — 1.100.000 bis 1.200.000 Mann. Marbürger Berichte Änterpellation des tieichstagsabaeordnete« Conrad Seidl an die Herren Mintfter des Innern und der Znftiz. „DerIournalistLudivig RichardZimmermann, eil» Ausländer, wurde von dem Herrn k. k. Statthalter von Steiermark mit Dekret vom S4. Jänner l. I. unter Berufung auf K. 20 der Mittisteiial-Verordnung vom 3. Mai 1853 Nr. 82 und mit der einfachen Moiivilung aus den österreichischen Staaten ausgewieskN, daß die fernere Duldung seines Aufenthaltes hierlands aus Rücksichten der össentlichen Ordnung und Sicherheit nicht mehr zulässig erscheint." Die k.k Staatsanwaltschaft Graz hat unterm 25. Jänner l. I. fünf von lhr selbst gegen Hrn. Zimmermann bei dem k.k. Landesgerichte Graz eingebrachte Prepklagen zurückgezogen. Bon diesen Klagen hatte die eine das Verbrechen der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zum Gegenstande. In Ertvägung. daß die Ministerialverordnung vom 3. Mai 1853 Nr. 82 schon in Folge der in Durchführuttg der kais. Berordnung vom 9. Fe-bruar 1857 Nr. 31 erlassenen Ministerialverord' nung vom 15. Feber 1857 Nr. 32 als aufgehoben betrachtet werden muß. jedenfalls aber durch das Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit vom 27. Oktober 1862 Nr. 87 außer Kraft gesetzt ist, welches — wie im Eingänge gesagt wird — erlassen tvurde. „um die Freiheit der Person gegen Uebergriffe de» Or.»aiie der öffentlrchen Gewalt zu schützen" und im Z. 5 bestimm», daß Niemand — daher weder Inländer noch Ausländer — außer in durch ein Gesetz bezeichneten Fällen aus einem bestimmten Orte oder Gebiete ausgeiviesen werden könne, mithin diese Austoeisung eine Rechtsverletzung ist, da sie n»1,» auf ein Gesetz bastrt ist, sondern aus eine Verordnung, die keine Gesetzeskraft mehr ttatte; in Erwägung, daß der unter fünf Anklagen gestandene Hr. Zimmermann — lvenn statts^e-fährlich --- im Falle der Berurtheilung hätte gerichtlich ausgewiesen »Verden können und müssen, daß es daher sehr bedenklich, ist, ivenn in einem Rechtsstaate zu polizeilichen Maßregeln gegriffen wird, um das zu erreichen. tvaS man unter de»i-jelben Boraussetzungtn auf gerichtlichem Wege hätte err.ichen kijnnen; in Ertvägung. daß Zimmermann. Uin ivährend der Untersuchung auf fieiem Fuße belassen zu tvelden, drm UntkrsuchungSrichter das Gelöbniß leisten mußte, sich nicht aus Graz zu entfernc»». daß die staatspolizeiliche Auswlismrg dah«r erst nach iLrlaffung de» Gelöbnisses, das ist: nach Zurückziehung der staatsanw. ltlichen Anklagen Pl.,tz greifen konnte und daß diese Anklagen ivirklich zuriickgezogen wurden; in Eriväjjung. daß die voin Zustizminister abhängige Staatsbehörde durch Zurückziehung der gelZen Zimmermann ot^schwkbenden Prozesse der Polizei in die Hände gearbeitet und sich in einer Weise benomrnei, hat, niie eS mit ihrer Würde, Selbständigkeit und Unabhängigkeit nnverein-b.nlich erscheint; in Erwägung daß durch die Zurückziehung dieser Prozesse ein gefährliches Präzedeus geschaffen wu^de. indem das Fallenlassen der Anklage doch nur als ein Ausfluß des Abolitionsrechtes gedacht werden kann, in diesem in der Rechts-geschichte Oesterreichs einzig dastehenden Fall aber das Begnadigungsrecht nur zum Nachtheile des Angeklagten geübt und dieser seinem gesetzlichen Richter entzogen wurde, um ihn der beabsichtigten Ausweisung unterwerfen zu können; in Erwägung, daß nicht angenommen werden kann, die k. k. Staatsanwaltfchaft Graz werde fünf gegen eine und dieselbe Person gerichtete Anklagen ohne höhere Ermächtigung fallen lassen, nmfoweniger, als diese An>,elegenhei» voraussichtlich großes Ausfehen. große Mißstimmung hervorrufen mußte; in Ertvägung endlich. daß die Zuläsfigkeit einer solchen Ausweisung die Existenz der zahl-reichen in Oesterreich sich aufhaltenden, hier Wohlstand findenden unl) verbreitenden Ausländer im hohen Grade gefährdeterlauben fich die Gefertigten folgende Fragen M richten: An den Herrn Minister des Innern: 1. Wie läßt sich die in Rede stehende Ausweisung vor dem K. 5 des zum Schutze der per« sönlichen Freiheit, nämlich um die Freibeit der Person gegen Uel»ergriffe l^er Organe der össentlichen Gewalt zu schützen, erlassenen Gesetzes vom 27. Oktober 1862 Nr. 87 rechtfertigen 7 2. Gedenkt Sr. Exzellenz, um den in Oesterreich sich aufhaltenden Ausländern Bürgschaft für den gesetzlichen Schutz ihrer E^stenz zu geben, die Herren Länderchefs an die Borschrift desz.5 des obigen G.setzes zu erinnern? 3. Beabsichtigt die hohe Regierung, einen das Verhäliniß der Fremden in Oesterreich regelnden Gesetzentwurf als Regierungsvorlage einzubringen ? Ü. An den Herrn Minister der Justiz: 1. Ist der Auftrag zur Zurückziehung der sunf gegen Hrn. Zimmermann wegen Preßveraehen erhobenen Anklagen von dem früheren Herrn Inftizminister ansgegaizgen? 2. Wenn Nicht, billigte derselbe das Borgehen der k. k. Staatsanwaltschaf» Graz? 3. Wie laß» sich diese gurückziehuug. durch ivetche die zur Verfolgung der strafbaren Handlungen aufgestellte Staatsbehörde fich. wenn Zim-mermann »oirklich staatsgefähilich ivar. um ihre Verpflichtung brachte, nach erfolgter Schuldfprache auf dessen gerichtliche Ausweisung anzutragen, rechtfertigen? Wien, am 4. März 1871". Diese Interpellation haben außer Herrn Seidl noch unterzeichnet die Herren: Brandstätter. Rech« bauer. Dr. Lipp, Liebl, Baron Heckelberg ^Steiermark). FuL. Dr. Weber, Dr. Benesch (Mähren). Dr. Groß, Edenberger (Ober-Oesterreich). Dr. Pjckert,Dr. Knall, Müller. Dr. Hanisch(Böhmen). Dr. Blitzfeld (Schlessen), Ritter (Kärnten). (Ans dem anderen Lager.) Am 5. d. M. wurde in St. Martin l»ti Wurmberg die konstitnirende Versammlung des katholisch-konser-vativen Bolksoereins abgehalten und den Mitgliedern insbesondere ans Herz gelegt, bei der Wahl der Volksvertreter anf die Grunds^e der Partei Bedacht zu nehmen. Die nächsten Wahlen dürsten höchst wahrscheinlich den Beweis liefern, daß die Gegensätze der Parteien sich nicht gemildert, sondern ve> schärft. (Verein „Fortschritt".) Die letzte Versammlungi des politisch volkStvir»hschaftlichen Vereins (8. März) war von vierzig Mitgliedein besucht. In Betreff der Sietie^- und FriedenS-seier tonnte ein Beschluß , nicht mehr ^zefaßt weiden, nachdem ein behördliches Verbot derselben ergangen. — Der Erklärung d,s deutschen Parteitages (26. F.bruar) »rurde z^estimmt mit dem Bedauern, daß so wenige Mitglieder des Abgeordnetenhauses daran theilgenommen.— Hinsichtlich der Frage, wie de»n hier gegründeten slovenisch-katholiich'n Preßverlin entgegengeivirkt werden könne, ward beschlasseii, daß die Mitglieder sich zahlleicher in den steiermärtischen Volks-bildungSverein werden aufnehmen lassen und daß jene Drnckschriften. tvelche den VereinSgenossen zugesandt werden, dem leitenden Ausschuß zu übergeben seien, der sie durch vertrauensivürdige Männer auf dem Lande verbreiten möge. — Die Abhaltung vda Bersafsungstagen wurde für die aUernüchfte Zeit nicht als zweckmäßig er-achtet. — In Bktreff des Dreieckes ob dem Hause der Schulschwestern rrtlärte Herr Karl glucher. in der nächsten S'Kung dcS Gein?inde-auSschusseS an den Bürgermeister cine Anfrage stellen zu wollen. — Die Stadt Radktrsdurg ha» zur Unterstüjjung der Bewohner von Win-disch-Goritz. welche durch ein Brandungliick zu Schaden gekommen, einen Glückshafen krrichtel und achthundert Loose zu 10 kr. autgegeben. Herr Julius Rtitter brachte drm Vereine zur Kenntniß, daß er deu Berkaus dieser Loose für Marburg übernommen. Viele Mitglieder tauften. — DaS Telegramm, welches die BereinSleitung an Moirz von Kaiserseld auS Anlaß der betonnten GleiS-dorser jjiede gesandt, wurde nachtraglich unter Bezeigung stürmischen ÄeijallS genehmigt. (Bortrage iiber Cliemie.) Einem mel»r-sach ausgesprochenen Wniische grmäß wird Herr Pros. Rkibenschuh seine bereits angtkiir^dkten Bortrüge über Chemie nicht in diesem Monatc. sonde»n im tilnstigen nach Schluß drr Tlieater-saison in den Abendstunden beginnen, voraus« gesellt, daß die Theilnahme der B.völtkrung dieselben überhaupt ermöglicht. Einztichnunger, finden im Berlage dits>s BlatteS statt. (Feuerwehr.) Heute Abends 8 Uhr wird im Saale „zur Liadt Wien" eine öfftNt- liche Versammlung nbgehalten. Der Ausschuß, welcher s. Z. ftewäl,lt worden, um die Satzungen, betreffend die Errichtung einer freiwilligen Keuer-wehr vorzuberathen. wird in dieser Vcrsam mlung Bericht erstatten. (Schu l k.) Herr Miklositsch ist nicht als Lehrer der hiesigen Knabenschule, sondern nur als Mitglied dtS Stadtikhulrathtö. ausgetreten. (H e e r s S di e tt st) Jene Landwehrmänner dtS Marburger Äat»ilIonS auö den Stellungs-jahren 1869 und 1870. welche biSber an der erstcn AuSl)ildung noch nicht lheilgenommrn. sind zu diesem Zlvecke aus die D^utl vom 14. Apri! blS 27. MtN eintierufen ivordcn. «-tzt- Vost. Das Verbot der Tieg,», und Friedens-feier ist auf den Antrag Hohenwartes ergan-Hen und soll Beust düser Maßregel ferne ftehe«. I« Frankreich wird aus Gründen der Sparsamkeit der gri^ßere Tl^eil des Mittel-meer Geschwaders abgerüstet. Eingesandt. Zur Warnung. Am 6. März begab sich meine Ehegattin Aloisia Koitbauer in daS GeschästSlotal der Frau Hobacher in der Herrengaffe. um dort einen Sonnenschirm zu tausm. ES waren zwei unbekannte Mädchen und die Ehegattin deS Herrn Alois Hobacher. welcher daS Veschäft für seine Mutter führt, zugegen, grau Hobacher gab ihre« Gatten, dcr sict.' im K^cheehause i)esand. Nachricht; dieser jchickle jedoch die Antwort, er habe keine 3nt. Meine Gatlin kaufte dann in der Draugasse einen Sonnenschirm. Am nächsten Tage wurde ihr vom Herrn Alois Hobacher vorgeworsen. fie habe ihm einen seidenen Sonnenschirm gestohlen. Ungeachtet die schwer Gekränkte ihre Unschuld betheuerte. verlangte Herr Hobacher dennoch, den in derDraugasse gekaufte«Schirm zu sehen, wodurch er sich von der Unwahrheit seiner Behauptung überzeugte. So eeging eS meiner Ehefrau, deren ehren-hafter Charakter noch von Niemanden bezweifelt worden ist. Wer also künstig daS Lokal deS Herrn Alois Hobltcher bnritt, möge durch daS Beispiel meiner Gattin belehrt, daran denken, sich gegen die Mög-lichkeit einer Berleumdung sicher zu stellen. Marburg. 9. März 1871. Franz Kottbauer, Schlossermeister. Gin Maskenöall. Von z. Temme. (gortsepung.) „Lege sie aus den Tisch." sagte die Dame. Die gofe legte die Blatter auf eioen Seitentisch und entfernte sich wieder. Die Dame sah doch mit einiger Neugierde nach den Zritungen. Sie suchte, sie laS dirin. Sie mußte laut auflachen. Sie laS in dem Blatt,, an welchem Hau Mitarbeiter war, Folgendes: „Am gestrigen Abend ist in unserer Stadt ein Bubenstück verübt worden. Elu harmloser, ftiedserliger, hochgeachteter Schriftsteller wurde hinterlistig und heimtückisch überfallen und aus empörende Weise mißhandelt. DaS Motiv war Rache eines elenden Menschen, der aus dlese Werse sich gemeine Genugthuung für eine unparteiische und gerechte, und darum sreilich ungünstige Re« zenpon seiner erbärmlichen schriftstellerischen Su« deleien verschaffen wollte. Der Mißt^andelte ist zu edel, um dem StaatSantvalt den feigen An-greiser anzuzeigen oder nur zu nennen." „Armer Hanl" rief die lachende Dame. „ArmerHanl" mußte sie. lauter lachend, wiederholen. Ihre Thür hatte sich uocdmalS geöffnet und diesmal war der Genannte eingetreten. Er sl'h schrecklich genug auS. Er hatte daS Gesicht sest verbunden; man s.'h dennoch, wie zerschlagen, wie verschwollen, wie braun und blau und gelb und grün es war. „Armer e In H>«i durß^. Arvis llsi» »US Vrvsövn auf dem Sosienptatze. SamAag den 11. März: Erste große Vorstellung^. Anfang 4 Uhr. Sonntag zweit? Vorstellung. Anfan^^ 3 Uhr. Montaq dritte Vorstellung. Anfang 4 Uhr. A^U'Vei jeder Vorstellung die Bestcignu,^ deS hohen Thurmseilt? von Möns. Bruno. Schulz. Julian und Miß Alexandrine. (142 Achtungsvoll I^lvn VeUIi, Direktor. jährlich, worunter > »»«pttrotkv? kl ASA.OVO I „ »»«.««» V ,, »««.««« I IS«««« I II«««« und noch eine große Anzahl ^ il. AV,VW,ZVM<>, 40,Wtt, SV,UW tt. spielt man mittelst eines An« theilscheine» meiner 8p>vlgv8v!lsvliaft Krupps unter 18 Theilnehmer zu 2S vierteljälirigen Raten a fl. K. 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