MtlWoch den 3. Zun 1878. lVII. Jahrgang vi- Marb»,« Setwiig« ecsch-int jede» e-nnt-g, Mittwoch und Areit-g. Preis' - für M-rdiirg ganzjährig S haldjShri, Z fl., «ierteljährig 1 fi. b0 k: sar Suke»»,,-_ins Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig S fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. JnsertionSgebühr S kr. pr. Zeile. Vom NücktriUe dts Klillisttkiiims Alltröprrg. Marbllrg, 2. Juli. Da» Ministerium AuerSperg ist zum Rlick-tritte einzig ulld allein dlirch die Erklärung verpflichtet, aus dem Amte scheiden zn wollen, sobald der Ausgleich zu Stande gekommen. Die „Wiener Zeitultg" hat diesen Ausgleich bereits als Gesetz kundgeumcht und schlägt nun sttr das Mnistermln die Stullde des Abschieds. Die parlamentarischen Verhältniffe nöthigen durchaus nicht zu diesem Schritte. Das Ministerium Auersperg ist seinem Ursprünge nach kein pallamentarlsches und könnte somit nach Belieben gehen, wie es gekommen und bisher geblieben. Wäre da» Ministerium Auersperg ein parlamentarisches, so hätte es jene Erklärung wohl llicht abgegeben und mlißte aus seilten: Posten ausharren: aus Parteipflicht, der Mehrheit des Reichsrathes zu Liebe und weil es für dasselbe gilt, zu behüten, was nach dreijährigem, schwerein Kalnpse errungen worden — weil es sich un» die Vollziehung des selbst beantragten und mit geschaffenen Gesetzes handelt. Tritt aber das Miiusterium nur wegen der bekannten Erklärung zurück und wird «die Entlaffung in diesem Sinne angenommen, bann ist die ganze Krrse nur eine Formsache und werden sich (ohne den kranken Frelherrn von Laffer und vielleicht noch ohne den einen oder anderen regierungsmüden Amtsgenossen) die Mitglieder des alten Ministeriums alle wieder im neuen zusamtnenfinden — wenigstens aus ein Jahr, bis das neugewählte Abgeordnetenhaus sie zur Abdankung zwingt. Wird der Rücktritt jedoch in vollem Ernste ausgesabt, dann hat er blos einen Wechsel der Personen und nicht des Systems zur Folge und zählen wir nur ein Jahr früher, zehn pen- sionirte Minister mehr. Der Betrag, den wir jährlich sür Nuhegehalte der Minister steuern, rundet sich tald ab zu detn vollen Dreitnal-hunderttausend. Franz Wiesthaler. Voll dkM orrloriltll Ftarkte im Vritilt. Die lebhafte Handelsbewegung, welche nach den rtlfsisch-türkischen Kriegen von 1829 und 1854 im Osten eintrat und in der Erinnerung unserer ältern Handelsherren noch hasten dürste, wird Über kurz oder lang sich neuerdings wieder geltend machen. Lebten noch alle Jene, die an dem Aufschwungs während der vorhin genannten Perioden tlieilgenommen, so dedürste es weiter keiner Anregung, utn die gesunkenen Hoffnungen unserer Handels- und Gewerbekreise wieder auszurichten, und es würden dieselben aus eigenem Antriebe all' ihre Thätig-keit konzentrisch neuerdings einem Gebiete zuwenden, nach welchem dle geograpt^ische Lage Oesterreichs sie hinweist, ans welchenr sie schon früher reiche Früchte geerntet. Seit dem letzten russisch-türkischen Kriss^e ist ein Viertel-Jahrhundert verstrichen. Der jetzigen Generation tnangelt die Erfahrung der früheren, und auch die sonstigen Verhältnisse, der Geschmack, sowie andere Anforderungen der Konsumenten haben sich seitdem geändert. Alles dies altszukären, um die Leistungen unserer Industrie mit den Anforderungen des Marktes im Osten in Einklang zu bringen, erfordert eine kurze Ausein« andersetzuttg und ein Zurückgreifen auf halbvergangene Zeitelt. Wir setzen als bekailnt utld selbstverständ-lich voraus, daß jedes durch einen Krieg oder auch nur durch militärische Okkupationen berührte Gebiet in Folge Konsumirung und ge-tvaltjamer Zerstörung eine Einbuße an betveg« ltchen Gütern, an Erzeugnissen der Kunst und Industrie erleidet, welche unumgänglich wieder ersetzt werden müssen. Ohne hier zur Beweisführung weit auszuholen, können wir auf den Aufschwung in Oesterreich nach dem Jahre 1366. und jenen in Frankreich nach detn Jahre 1870 hinweisen. Oesterreich und Frankreich haben ihre eigene entwickelte Industrie und konnten unter den gegebenen Umständen auch selbst den Nutzen davon ziehen. Anders verhielt sich dies und verhält es sich auch heute noch im Osten. Jene Ländergebiete haben heute noch keine eigene Industrie und sind mit all' ihren Bedürfnissen auf das Ausland angewiesen. Aus diesem Grunde eben konnte Oesterreich aus allen Vorkommnissen im Osten bis einschließlich jener von 1854 — da seine Erzeugnisse noch nicht durch die sretndländische Konkurrenz verdrängt waren — Vortheile zielzen. Und nicht allein die Völkerjchasten des nächstgelegenen Ostens traten als Käufer österreichischer Erzeugnisse aus, auch die heitnkehrende russische Armee kam als Konsumentin in solchen Fällen in ganz respektabler Weise init in Betracht. Alle- in Ällein genommen, fand zu folchen Zeiten ein derartiger Begehr nach unfern Erzeugnissen statt, daß eS in den industriellen Bezirken Oesterreichs nicht Hände genug zutn regen gab, daß die Waaren — bei den damals erst in der Ausbildung begriffenen Schienenstraßen — ost trotz des theuern Postportos per Diligence befördert werden mußten und daß selbst die fremdländische Industrie, welche uns in der Folge verdrängen sollte, nicht nur Wien als Stapelplatz be»rützte, sondrvil auch ihren Erzeugtnssen den Stetnpel als „österreichische" oder auch als „Wiener SpezialttÜten" aufzudri'tcken gezwungen war, uln all der lnächtigen Handelsbewegung von damals theilnehrnen zu können. Für den Reisenden ill den Donaufürsten-ttiümern und in Südrußland konnnte es damals kein beweglicheres »ind farbenreicheres Bild geben als das geschästliche Treit'en nach Beendigttng des Krieges. In deit prilnitiven Bretterbuden wie in den eleganten Läden drängten sich die A e u i t t e t o n. Müht Ulli» Krollt. Von H. Schmied. (j^vrtseplltttj.) Unschlüssig, ob sie erwidern und was sie thun solle, Ueß Primitiva geschehen, daß er die Papiere aus ihrer Haild nahm und flüchtig überblickte. „Erlaubet» Sie", ries er, „das ich gleich tneine weitern Befehle gebe und Sie bitte, inzwischen einen Augeilblick zu verweilen! Ich habe dringelld und unauffchieblich mit Ihnen zu sprechen. Hier Heir Genchtsrath", fuhr er dann gegen dlejen gelvel»oet fort, „ver letzte Theil Ihres Kolilulissvrluins! Machen Sie sich sofort aus die Reize! Hler haben Sie die unterzeichneten Urtheile. Ihre Ausgabe ist, dafür zu sorgen, daß die Vertullvung sofort erfolgt und daß zwischen Velkülldung unv Vollzug lllcht eltt Haar breit Zlvischenroutn entsteht." Der Gerichtsrath eilte aus dem Saale; der Minister waildte sich ab und rnurmelte lnit geringschätziger Haildbewegung in sich hinein: „Geh nur! Du bist eine tüchtige Zange, wo es gilt etwa» festzuhalten oder iil die glühenden Kohlen zu soffen, aber zu mehr taugst Du nicht, und wenn die Gluth vorüber ist, gehörst Du in den Winkel." „Nutt, Exzellenz", sagte Primitiva, indein sie mit zurückhaltendem Anstand näher trat, ,!vie hatten den Wunsch ausgedrückt —" „Ich wünsche von Ihnen zu erfahre,l, ob Sie über die Vorfchläge nachgedacht habett, welche ich Ihnen über Ihre Zukunft gemacht habe." „Ueberflüssige Mühe, ,nein Herr — Sie kennen tneine Antwort." „Allerdings. Sie haben dabei nur eins vergessen, gnädige Frau", sagte Schroffensteiil mit boshaftetn Lächeln. „Rechten Sie mit den Gefetzen des Landes, ivenn es Ihnen unangenehm ist und Ihre Pläile durchkreuzt, aber diefe Gesetze machen nun eininal die Versügungen von Frauen auö den edlen Geschlechtern im Jnter-effe des Standes von der freundlichen Mit-wirkultg eines tnännlichen Beistandes abhängig. Ich bin Ihr nächster Verwaildter und Angehöriger, als folchem steht lnir die Verwaltung Ihrer Güter und die Aufsicht über Ihre Person zu." „Ich bedaure", entgegnete Priinitiva, „das ich dieses wohllhätige Gesetz nicht gekannt habe, lnein Entschlnß ist aber dartltn nicht tninder unwiderruslich. Ich kamt Sie auch mit der Mühe, tneine Güter zu verwalten, nicht tnehr bet)eUigen. Ich habe eine günstige Gelegenheit, den ganzell Nachlaß meines Vaters in erwünschter Weise zu oerwerthen, bereits benutzt, ich besitze nichts mehr. Das Stamlnschlob der Falnilie habe ich tneinem Neffen zu Genuk und Verwaltung übergebeit. Ich selbst habe »nein Vertnögell in Papiere utttgesetzt uild lt'erde eili Laud verlassen, in tvelchetn mich von allen Seiten nur fchinerzliche Erinl^erungen berühren, um in freundlicher Gegend eitle stille Zufluchtsstätte zu fuchen." Der Minister wechfelte die Farbe und hatte Mülte einen Rest von Fassung zu deHalten. „Wie?" stammelte er. „Ihre Besitzungen veräußert? Das können Sie »licht, das dürfen Sie nicht! Ein solcher Verkauf ist ungültig ohne meine Zustilntnung. Ich werde die Ge-richte zu Htllfe rufen und ihn annuUiren lassen." „Mch Veliebel!". erwiderte Pritnitiva ruhig. „Ich lverde indessen auch nicht unterlasset!, zu handeln, uttd aus der Ferne den Erfolg Ihrer Betnühungen abwarten." „Auö der Ferne?" lachte Schroffenstein gritttmig. „Sie könnten sich doch geirrt haben, Frau Gräfilt; es könnte vieltnehr geschehe»,, daß Sie den Erfolg in sehr großer Nähe abwarte»; Käufer Mann an Mann. Hier boten russische Soldaten zerlumpten und ftrapazirten Aussehens kostbare Geschmeide in antiker Fassung sllr wenige Rubel zum Nerkanf oder Tausch gegen ihnen nützlichere Waaren an. Nach der Provenienz der Kostbarkeiten zu fragen, war keine Zeit — wäre auch ^fährlich gewesen. Dort tauschten und kauften Offiziere eleganten, leicht transportablen Hausrath, Kleider, Schmuck und Reise-Requisiten zu enormen Preisen ein. In den Gast' und Kaffeehäusern flössen neben Champagner österreichische und ungarische Weine in Strömen, die Hotels und Privatwoh-nunxen waren überfüllt, das Baargeld eirkulirte massenhaft. Nach dem Abzug der fremden oder auch heimischen Truppen mußte die ständige Ortsbevölkerung Zerstörtes, Abgenütztes und Ausgezehrtes neu ersetzen, und das geschäftliche Treiben nahm, wenn auch einen ruhigern, doch nicht mi»»der einträglichen Fortgang. Ueber eigentliche Armuth hatte damals Niemand zu klagen. Wer arbeitsfähig war, fa»»d Verdienst in Hülle und Fülle; wer es nicht war, brauchte bei dem Ueberfluv der Andern nicht Hunger zu leiden. In den von der Kriegs- und Okku» pationS'Bewegung berührten Gegenden blieb bei aller Verschwendung ein Fonds an Wohlstand zurück, bei welchem Handel und Industrie für Jahre hinaus eine lukrative Existenz finden konnten. (Schluß folgt.) Zur Geschichte des Tages. Der Kongreß hat mU Ausnahme der türkischen Mitglieder die Besetzung Äos-nienS und der Herzegowina durch österreichisch-ungarische Truppen gebilligt und dürste die Vorhut unsere» Heere» bereit» auf ottomanischem Gebiete stehen. Wird die Pforte ihre Verwahrung wiederholen und ihre vierzig-tausend Mann regulären Truppen ohne Schwertstreich zurückziehen? Werden die mahomedani-schen Grundherren ruhig zusehen? Letztere wollen im Fall eine» Widerstande» der türkischen Regierung fünfzigtausend Freiwillige zur Ver-sügung stellen; auch die Miriditen und andere Stämme Albanien» sind für die Pforte ge-Wonnen und geneigt, die Waffen zu ergreifen. Die Besetzllng wird sich kaum friedlich au»-führen lassen. Die Besetzung Bo»nien» und der Herzegowina auf unbegrenzte Dauer ist die bleibende Okkupation, die Annexion. Nicht allein in Oesterreich'Ungarn wird diese Folge al» ge-wib vorau»gesehen; auch die Presse in BerUn und Petersburg faßt die Sachlage in gleichem Sinne auf — freilich mit ailderen Gesühlen und mit welchen Hintergedanken! Die Beziehungen Oesterreich- mützten; noch gibt e», Gott sei Dank, Mittel und Wege widerspenstige Weiber zu bändigen." „Gebrauchen Sie dieselben, ich hindere Sie nicht! entgegnete Primitiva. ^Wa» ich von den Gesetzen de» Lande» weiß, kann nicht zu meinem Nachtheil gedeutet werden. Meine Ehe mit Ihrem Sohne wurde unmittelbar nach der Trauung getrennt; da» Vermögen, da» ich ihm verschrieb, ist daher wieder an mich zurückgefallen. Ich bin Ihnen au» keinem Vertrage verpslichtet und' die Gerichte werden Ihnen kaum an die Hand gehen, mein Vermögen in Ihre Hände zu bringen. Eine Verbrecherin bin ich auch nicht. Mit welchem Rechte wollen Sie mich also in Ihrer Nähe zurückhalten?" ^Mit dem Rechte der Vormundschaft", rief Schroffen stein wüthend. ^Glauben Sie, der Grund, weshalb Sie einwilligten, ihm zu gehören, sei nun mit meinem unglllcklichen Sohne begraben? Glauben Sie, dab e» unmöglich wäre, eine phantastische Thörin an unüberlegten Schritten zu hindern, durch welche sie sich selbst zu Grunde richtet und die Ihrigen blosstellt? Glauben Sie, daß es keine Aerzte gibt, welche ein Gebaren wie das Ihrige für Wahnsinn erklären ? Besinnen Sie sich noch einmal, gnädige Frau l In einem Gefängniß kann ich Sie viel, leicht nicht zurückhalten, aber es gibt andere Ungarns und Serbien» gestalten sich den volkswirthschastlichen Interessen entsprechend. Der Plan, mit letzterem einen Militärvertrag abzuschließen, wird fallen gelassen — der Zoll-, Handels- und Eisenbahn-Vertrag soll aber unter günstigen Vedingnissen zu Stande kommen. Vermischte Nachrichten. (Telegraphenwesen. In Belud-schistan.) Am 19. Mai wurde in Kelat, der Hauptstadt Beludschistan», eine Telegraphen-Äation, die erste in diesem Lande überhaupt, eröffnet, und natürlich war Älle» neugierig, die Erfindung der Frendschis (Europäer) kennen zulernen. Es wurde auf dem groben Marktplatze der Stadt, der sürstlichen Residenz gegenüber, ein Tisch mit dem Telegraphen-Apparat aufgestellt, den dann der Fürst, seine Minister, Generale und zahlreiche Neugierige umstanden, voller Bewunderung die Absendung und Einlangung der Depeschen betrachtend. Einige Tage vorher hatten mehrere Hirten die Telegraphenlinie beschädigt. Der Fürst lieb einem Jeden von ihnen die rechte Hand a bhauen und dieselbe zur Warnung an einer Telegraphenstange aufhängen. Auch hat der Fürst den Zauberern seines Lande» bei Leben»strase verboten, dem Telegraphen und den dabei beschäftigten Tele-graphisten durch ihre schwarzen Künste etwa» anzuhaben. (Au» dem Lager von Bruck an der Leitha. Schiebversuche mit langen Patronen.) In der Armee-Schützenschule de» Brucker Lager» werden Schiebübungen mit den langen Patronen vorgenommen. Dieselben haben den Zweck, die Tragfähigkeit unsere» Armeegewehre» gegenwärtig 1400 bi» 1600 Schritte — bi» aus die Distanz von 2100 Schritte zu erhöhen. Die lange Patrone unterscheidet sich von der bi»her verwendeten hauptsächlich dadurch, daß ihre Pulverladung um 1 Gramm, ihr Bleigewicht um 5 Gramm mehr beträgt; außerdem ist diese Patrone mit einer Hülle von Postpapier umgeben, durch welche Vorrichtung da» Verbleien de» Kolbens verhindert werden soll. Die hier geschilderte Patronengattung ist übrigen» nicht neu, sondern schon seit längerer Zeit bei unsern Nachbarstaaten mit gutein Erfolge in Verwendung, so bei den Werder- und Mauser-Gewehren in Deutschland, bei den Gras-Ge-wehren w Frankreich, bei den Berdan-Ge wehren in Rüßland. Falls die bezüglichen Versuche auch beim Werndl-Gewehr gelingen, so soll diese Patrone allgemein bei der Armee eingeführt werden. (Post-Sparkassen.) Der General-Postmeister Deutschlands gedenkt, die Einrichtung der Post-Sparkassen vorzunehmen, wie aus der Anstalten, welche nicht so heißen und doch den gleichen Zweck ersüllen." Der Lakai, welcher vor der EingangSthür stand, öffnete dieselbe leise und trat ein. „Entschuldigen Sie, wenn ich störe l Hier ist ein Brief sür die Frau Gräsin." ^Endlich!" rief Primitiva, ihm entgegengehend und nahm ihm da» Blatt ab, welche» sie hastig öffnete und las. „Thun Sie mein Herr, was Sie glauben verantworten zu können!" fuhr Sie gegen Schroffenstein gewendet fort. „Ich bin auf Alles vorbereitet. Ich bleibe bei »neinem Entschluß, und wenn noch etwas gefehlt hätte, ihn unumstößlich zu machen, so ist er e» durch diese Zeilen geworden." „Frau Gräfin", rief Schroffenstein knir-schend vor Wuth, alle seine Mittel fehlschlagen zu sehen, „ich warne Sie zum letzten Male. Verschmähen Sie meinen Rath nicht und fügen Sie sich meinem Willen! Sie sollen sonst erfahren, daß ich die Macht habe, ihn durch-zusetzen." „So lassen Sie endlich diese Drohungen", entgegnete Primitiva sich abwendend, „und gebrauchen Sie Ihre gerühmte Macht! Noch diesen Abend bin ich außerhalb de» Bereichs derselben, und wie wenig ich Sie sürchte, mögen Sie daraus erkennen, daß ich Ihnen folgenden Meldung in einem deutsche« Blatte zu ersehen ist: „Eine Denkschrift der Reich»poft' Verwaltung empfiehlt die Änführung der Postsparkassen in Deutschland. Au» allen Lättdern, welche diese Institution annahmen, lauten die gemachten Erfahrungen recht günstig, doch hatte sich dort früher da» Spärkassenwesen nicht recht entwickeln wollen, während Deutschland zahl-reiche, gut geleitete Sparkassen besitzt. Die Postverwaltung hat diesen Sparkassen bi»her ihre Dienste zur Verfügung gestellt, die Verwaltungen sind jedoch aus die ihnen angebotene Benützng der Postfchalter al» Annahmsstellen nicht eingegangen Generalpostmeister Stephan schlägt nunmehr die selbständige Einrichtung der Postsparkassen vor. Die Denkschrist weist daraus hin, daß die Sammelkrast eines so weit sich verzweigenden Organismus, wie der Postver-waltung, über die bestehenden Sparkassen hinaus in die Tiese reiche, den Sparstnn der Bevölkerung noch ganz anders z»i wecken und folg-lich auch die nationale Gesammtersparniß von Jahr zu Jahr namhaft zu mehren verspreche. Um den vorhandenen Sparkassen keine über» flüssiae Konkurrenz zu machen, könne man den ZinSsub auf drei vom Hundert und den höchsten Annahmebetrag auf 1500 oder 2000 Mark beschränken. Dazu komme dann da» Ineinandergreifen dieser neuen Gattung von Sparkassen, da» die Verfügung über ein Guthaben an jedem beliebigen andern Postort de» Reichs gestatte, eine unentbehrliche Ergänzung der Freizügigkeit für den Arbeiterstand. Volkswirthschastlich also höchst empfehlen»werth, sei da» Postsparkassen-wesen auch finanziell keine Gefahr für da» Reich. E» werden dafür die Erfahrungen der wichtigsten deutschen Sparkassen in den Jahren 1866 und 1870, sowie der Pariser in dem letztgenannten verhängnibvollen Sommer anae-führt. (Versicherung»« eseit. „^Lgieur»-Venvrali" in Trieft.) Die Jahre»versamm. lung dieser Gesellschaft wird am 10. Juli abgehalten. Im Ausweise, welcher zur Genehmi-ung vorgelegt wird, finden wir u. A. nach-ehnde Ziffern: fl. Zahlung sür Schäden svit Gründung ljjer Gesellschast im Jahre l8S! . 122.988.391 Schadenposten im Jahre 1377 . . 15,729 Entschädigungsbetrag i. Jahre 1877 6.438,90? Gewährleistungsfond .... 21.309,320 Diese Gesellschast leistet Versicherungen in solgenden Zweigen: 1. auf das Leben der Menschen, und zwar: a) für den Todesfall und gemischt sür sür Todes- und Erlebungsfall. b) jür den Erlebungsfall, o) sür aufgeschobene und incht aufgeschobene Leibrenten; 2. gegen Feuerschäden aus Kirchengüter, Herr- da» offen sage. Ich habe von Ihrer Durchlaucht meine Entlassung erhalten und werde noch vor Einbruch der Nacht die Stadt verlassen haben." Nimmermehr!" ries Schroffenslein. „Und wenn ich Sie mit Gewalt zurückhalten mühte!" Stinunen vor der Thür nnterbrachen das Gespräch. Der Lakai hatte dieselbe halb geöffnet und sprach abwehrend mil einer Dame, welche durch dieselbe einzutreten versuchte. »Es ist un» möglich, meine Dame", sagte er. „Wenn Sie mir nicht glanben, so treffen Sie hier Personen vom Allerhöchsten Dienste, welche Ihnen auch bestätigen werden, daß Niemand zu Ihrer Durchlaucht gelangen kann. Höchstdieselben sind leidend und haben sich vollständig zurückgezogen." „So ist es in der That", sagte Schroffenstein, indem er der Fremden entgegentrat, welche vom Kops bi» zum Fuß in Schwarz gekleidet und in einen weiten Schleier gehüllt war, welcher Gestalt und Angesicht vollständig verbarg. „Der Diener hat Ihnen die Wahrheit gesagt; e» ist unmöglich, heute zu Ihrer Durchlaucht zu gelangen." .Ich will auch nicht zu Ihrer Durchlaucht", entgegnete die Fremde hastig. „Ich will zum Herzog." „Sie stnd im Jrrthum, wenn Sie Seine Durchlaucht hier suchen, er ist nicht in der Stadt." schastliche und ländliche Vtfltzungen, Wohn-und Wirthschastsgebäude und deren Inhalt, Waaren aller Art. Erntevorräthe, Holz und Kohlen im Freien, sowie gegen Schäden, verursacht durch Blisschlag und Dampfkessel' Explosionen; 3. gegen Hagelschäden aus Bodenerzeugniffe; 4. gegen Transportschäden auf Waaren und Produkte während de» Transporte» zu Wasser und zu Lande. (Volt»männer. Erinnerung an Plankensteiner.) Arnold Plankensteiner, der vor einigen Tagen in Graz gestorben, hat im Jahre t869 als Reichsrath»»Abgeordneler da» Ritterkreuz des Franz-Ioses-Ordens abgelehnt ; die betreffenden Stellen seines Schreibens an den damaligen Minister des Innern, Dr. Giskra lauten solgendermahen: „Der Berus eines Volksvertreters erheischt es. daß alle seine Handlungen dem reinsten Pflichtgesühl eitt-springen und niemals soll die Hoffnung auf Auszeichnung die Triebfeder sein, die ihn leitet. Will eine Regierung diesen Berus ehren, seine unabhängige Stellung respektiren, so mub ste selbst Alles zu vermeiden trachten, was geeignet sein tSnnte, die Lauterkeit der Gesinnungen eine» Volksvertreters in Zweifel zu ziehen. . Es widerstrebt meinen demokratischen Gestn-nungen durch Annahme und da» Tragen eines Ordens den Schein auf mich zu laden, als dünke ich mich besser als Andere, und wenn ich derjenigen meiner Mitbürger gedenke, welche verdienftreicher gewirkt haben als ich und mit keiner Auszeichnung bedacht wurden, so müßte mich die» sehr beunruhigen. Da ich die Ueber« zeugung in mir trage, daß durch die Verleihung eine» Ordens die Uneigennützigkeit de» Volk»-vertreter» in Frage gestellt werden kann, so werden Euer «xeellenz e» entschuldigen, wenn ich den mir zugedachten Orden ablehne und die Bitte beisüge, von dieser Ablehnung amtlich Notiz zu nehmen ..." Berichte. (Uu » hils»kasse - Berein.) Die Au»hils»kasse in Marburg hat bi» Ende Juni l. I. an Einlagen nnd rUckgezahlten Darlehen 167,739 st. 20 tr. eingenommen, dagegen an Behebungen und Darlehen 167,077 fl. tr. verau»gabt. Einlagen werden mit 6 Perz. verzinst. (Sparkajse-Au swei».) Im Moimt Juni wurden von bS0 Parteien lö0.S20 fl. 4b kr. eingelegt und von 7S5 Parteien I3l.21Z fl. 9S kr. herau»genommen. (To de» sali.) Die Winzerin Maria Steflitsch in Roßwein, welche am 28. Juni Nachmittag aus» Feld zur Arbeit gegangen, wurde daselbst todt aufgefunden; sie war am Schleimschlag gestorben. (Schadenfeuer.) In Drachendorf, Gerichtsbezirk Pettau, entstand neulich ein Brand, welcher gelegt worden. Die Flammen ergriffen auch zwei Nachbarhäuser und beträgt der Schaden 4000 fl. Sämmtliche Gebäude waren versichert. (Für arme Schulkinder.) Das Gartenfest, welches am letzten Samstag in Roth-wein (Gasthof „zur deutschen Flagge") stattgefunden, war von herrlichem Wetter begünstigt und dürfen die Veranstalter mit der Theiln ahme, besonders von Seiten der Marburger, wohl zufrieden sein. Der Lehrer Herr N. Jager hatte aus der Zahl seiner begabtesten Schüler einen gemischten Chor (zwanzig Mitglieder) und eine Mnsttkapelle (acht Knaben) trefflich eingeübt und wurde nun abwechselnd gesungen, musizirt oder ein Ehor mit Mufitbegleitung vorgetragen. Der Reingewinn des Tombolaspiels wird zum Besten der armen Schulkinder verwendet. (Aus der Gemeindestube.) Morgen Nachmittag Z Uhr findet eine Sitzung des Gemeinderathes statt und kommen u. A. zur Verhandlung: Erwirkung eines Landesgesetzes zur Einhebung des Gemeindezufchlages M Fleischsteuer voll auswärtigen Parteien, welche Fleisch und geschlachtete Thiere zum Verkauft nach Marburg bringen — Abänderung der Gemeindeordnung und der Wahlordnung sür Marburg — Gesuch der Herren: Franz Bind-lechner und Karl Huberger um Bestilnmung einer Baulinie — Verpachtung der Grasnützunx auf dem Exerzierplätze. (Feuerwehr.) In St. Lorenzen an der K. B. (Gasthof des Herrn Rattei) wird ain 7. Juli ein Konzert stattfinden, an welchem auch Mitglieder des hiesigen Mäilnergesang Vereins mitwirke». Der Ertrag ist zu Gunsten der Feuerwehr bestimmt. Fürsten Bismarck. Die englische Gesandtschaft. )ie türkische Gesandtschaft. Die ruffische Ge-andtschaft. Die österr. Gesandtschaft. Die Er-üffnungS-Sitzung. — Ein Kopte. Desuk. Zeichnungen von L. E. Müller. (Aus dem Prachtwerke: ,,Egypten", von G. Ebers. Verl. von Ed. Hallberger in Stuttgart.) — Bad Schmeks. Nach einer Skizze gezeichnet von I. I. Kirchner. — Texte: Späte Vergeltung. Roman von ^zieronylnus Lorm. (Fortsetzung.) — Jean Jacques Rousieau. — Der Berliner Kongreß. Von S. L. — Fürst Bismarck'« neue Residenz. — Pariser Weltausstellung 1878: Oesterreich in Jlldustrie-Palaste. Von Max Nordau III. Schluß.) — Aus der hohen Tatra: Bad Zchmeks. — Egypten von G. Ebers. Ein Frauenliebling. Roman von E. v. Schwarz. ^Fortsetzung.) — Kleine Chronik. — Schach. — Magisches Buchstaben-Quadrat. — Rösselsprung. — Silbenräthsel. Wochenkalender. Letzte Vost Die Wavder»ersa»mlung der bvmischen Landwtrthe hat dte ErtlSrung abgegeben, »O sei der Weg der AktivitStSpoltttt et«z« schlagen. In den entscheidenden militärischen Kreise» wird die Frage erwsgev, ob fich nicht eine weitere Mobilmachung al» nothwendtg erweise. Die Pforte will gegen den Einmarsch in Bosnien Herzegowina keinen Widerstand leisten, lehnt jedoch die Verantwortung für die Folge« ab. Beffarabie» füllt an Slnßland, die Dobro»dscha bi» Maugalia an «««äniea; letztere« bleibt die Gulina. Die soeben erschienene Nummer 40 der illustrirten Familienblattes „Die Heimat" enthält: In todter Hand. Roman von E. von Dincklage. (Fortsetzung.) — Illustration: Lok'-meyr'sche Glasgefäfse. — Letztes Lied Walters von der Vogelweide. Gedicht von Bauernfeld. — Eine chinesische Heiratsgeschichte. (Aus dem Orlginaltexte.) Von —N.— — Illustration: Edel-Fisailen. Nach der Zeichnung von F. Specht. — Oesterreichs Glasindustrie. Von Dr. A. Jlg. II. Gegelmärtige Blüte. — Spaziergänge — hier und dort. Von Friedrich Schlögl. III. In der jüngsten Stadt Oesterreichs. (Schluß.) — Pariser Weltausstellung. Die Stadt Paris als Ausstellerln. Von F. Groß. — Trocadero-Figuren. II. Von F. A. Baccioeco. — Aus aller Welt. (Ein Paradies für Duellanten. — Napoleon auf dem Theatervorhang. — Der erste Wiener Journalist. - Die Bettlerbrücke in Florenz. — Der Kunstverein in Graz.) Mit?tr. 41 beginnt auch die Veröffentlichung der PreisnoveUe. Abonnements auf die „Heimat" viertelj. 1 fl 20 kr., lnit Postverfendung 1 fl. 4b kr. — auch in Heften a 20 kr. (am !b. und letzten eines jeden Monates). Durch alle Buch» handlnngen und Postanstalten zu beziehen. Aom Nüchertisch. „Neue I l l u st r i rt e Z e i l u n g' Nr. 40. Illustrationen: Jean Jacques Rousseau. — Vor de»n Schlosse. Gemälde voll Adam. — Der Berliiler Kongreß: Die neue Residenz des Eingesandt. Au die Adreffe des „8Iov. Lo8poi>af." Wir erlauben Ul^s in Bezug auf die kürzlich im ^Llov. M^Gute HMmannskoft in einem BürgerShause. Auskunft im Eomptoir d. Bl. (708 Vomwis-Ltollo. Im Spezerei-, Manufaktur- und Nürnberger-waaren'Geschäft dcS F. G. Haftnbichel in Go-Nobitz findet ein junger tüchtiger Mann sofortige dauernde Eondition. Militärfreie Vorzug. (731 vom Staate geneymigt^und garantirt. Dieselbe besteht auS »^«.000 chriginat-^^osen und 44.S0U ^<,ewinnen: 1 Haupttreffer ev. 4ö0,(1l)t) i» 300.000 „ 150,000 „ 80.000 „ 60.000 „ 40.000 „ S0.000 „ 25.000 „ 20,000 „ 15.000 1 Haupttreffer u 12.000 22 „ „ 10.000 1 „ „ 8000 4 „ „ 6000 t-L „ 5000 5 „ „ 4000 1S8 „ „ 3000 213 „ 2000 523 „ „ 1000 ReichS'Mark u. s. w. (632 Die erste Ziehung findet statt NM 18. uneferanten äes li. un6 k. KriexsminiLterium». Sr. I^aj. lirieesmarine. vieler UumsnjtLtsanstsIten etc. etc. Gin Gewölb mil 2 Magazinen vom 1. September an zu vergeben: Herrengassc Nr. 8. (734 Zwei Gewölbe (köl^nen auch vereint werden) sind zu vergeben in der Herrengasse, Supan'sches Hauo. AuSkunst erlheilt Herr Alois Naöko. 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