MITTHEILUNGEN des historischen Vereines für Krain im Februar L 8ZZ. Redigirt vom LSi». W. ,W. i43iBii. Vereins- Sccrctär und GcschäftSleitcr rc. je. Bericht über die am 14, Februar 1855 abgehaltene Jahresversammlung des histor. Vereines für Krain. (Schluß.) Bortrag des Herrn Dr. Ethb. Heinr. Costa: Kroninzias-Hefchichle in ihrem Verhältniß zur Univerflil-Geschichte, deren Theile, Quellen und sachgemäße Bearbeitung. (Sch ln ß.) <^ie Nothwendigkeit einer solchen Verfahrungswcise haben die, auch in allem Wissenschaftlichen practischen Engländer längst erkannt, oder vielmehr nie aus dem Auge gelassen. Die Geschichte des Alterthums im Zusammenhange mit den gründlichsten classischen Sprach-Studien und die Geschichte ihres Vaterlandes sind cs, die auf ihren Univcrsitätsschulen vorzugsweise betrieben werden. Wer hierüber Näheres zu erführen wünscht, vgl. I. A. Helfcrt «über Nationalgeschichte" p. 4 sq., und wer die Resultate dieser Verfah-rungsweise kennen lernen will, dem nennen wir einen Namen: T. B. Macaulay, dessen «Geschichte Englands" werth ist, dem berühmten Werke des Tukydidcs zunächst gestellt zu werden. Auch in Oesterreich scheint man endlich dem Studium der vaterländischen Geschichte sein Recht einräumen zu wollen, indem man mit dem Plaue umgeht, in Wien ein Gymnasial-Lehrcr-Seminar für diesen Zweig zu errichten, so wie dergleichen für Physik und classische Philologie bereits bestehen. Die ganze Bedeutung dieses Instituts läßt sich vor dem Bekanntwerden des Organisations-Details gar nicht gehörig würdigen, und wie viel die österr. Geschichte durch eine solche Pflanzstätte von Fachgelehrten gewinnen wird, im Voraus uicht ermessen, nur ahnen. Man kann daher nur wünschen, dH die Regierung ihre Absicht recht bald in's Werk setzen möchte. Ich kann im Vorübergehen einen Punct nicht ganz unberührt lassen: wenn wir sagen, «daß auf dem Gebiete der österr. Specialgeschichte noch viel zu geschehen hat, noch viel zu erforschen und klar zu machen ist," so ist das zwar unläng-bar, aber ein solcher oft gehörter Vorwurf nimmt sich im Munde von Männern schlecht aus, die nicht wissen, was bereits geschehen ist. Wir verweisen zu diesem Zweck wieder auf die bereits oben angeführte Schrift Helfert's, wo sich die neuern Leistungen auf diesem Felde bis Ende 1852, auf Seite 38 bis 50, übersichtlich und vollständig aufgezählt finden, dann auf die zahlreichen Publicationen der Wiener Akademie. Nur in gehöriger Würdigung des bisher Geleisteten kann man auf das noch Fehlende schließen und zugleich die Gründe erkennen, welche jede wissenschaftliche Bearbeitung der österr. Geschichte tut Zusammenhange geradezu unmöglich machten. Um zu meinem frühern Ansgangspuncte zurückzukehren: die neueste jüngste Zeit hat das Bedürfniß erkannt, Specialgcschichtc vor allem zu betreiben und zu bearbeiten. Die Berechtigung der Provinzial-Geschichte fußt wesentlich auf drei Momenten: 1. Auf der dadurch immer mehr und mehr zu ermöglichenden universal-historischen Uebersicht der Entwicklung des gesammten Menschengeschlechts; 2. auf der jeder Provinz als solcher zukommenden Achtung ihres eigenthümlichen Lebens, das eben in der Wirklichkeit der Geschichte sich ganz vorzüglich manifcstirt; 3. auf bcnt daraus fließenden practischen Ntitzcn rücksichtlich der politischen Gestaltung derselben; ein Punct, der zumeist in den Hintergrund gedrängt, doch für die gesamntte Rechtsentwicklung von unendlicher Bedeutung ist. Ad 1. Jeder Mensch, der zur geistigen oder physischen Entwicklung des gesammten Menschengeschlechts irgend wesentlich beigetragen hat, hat einen Anspruch auf Anerkennung als geschichtliche Person; in diesem Momente liegt der Unterschied zwischen der geschichtlichen Thatsache und der Anecdote. Auch die Anecdote kann historisch sein, d. h. sich wirklich ereignet haben, aber sie ist deßhalb noch nicht geschichtlich; dazu ist es nöthig, daß sie in irgend einer wesentlichen Verbindung mit dem Entwicklungsgänge des Menschengeschlechts stehe. Was vom einzelnen Menschen gilt, gilt auch von ganzen Nationen und ganzen Provinzen, und zwar treten diese in neuerer Zeit umsomehr in den Vordergrund, als die bekannte Thatsache der immer groß rat Ausbreitung der Cultur und Bildung, die Zahl hervorragender Männer, die gleichsam die Grundpfeiler der Geschichte früherer Perioden bildeten, immer mehr schwinden, und ganze Nationen, ganze Staaten als leitend in die Geschichte eintreten machte. Deßhalb hat die Biographie jedes irgend hervorragenden Mannes (oder auch Frau) Anspruch auf einen Platz darin, deßhalb aber auch insbesondere die Provinzial - Geschichte jedes Landes. Das weiß die Gegenwart wohl zu würdigen, und deßhalb wird die Geschichte jedes Städtchens mit Freude begrüßt, und über dem Kern vergißt man gern eine allenfalls unschöne Hülle. — Ich brauche auf die universal-historische Wichtigkeit Krain's nicht erst besonders aufmerksam zu machen, und ebenso wenig daratif, daß in den ausführlichsten Werken über Weltgeschichte dasselbe kaum ein Mal genannt wird: lediglich in Folge des Mangels eines guten Handbuches der Provinzial - Geschichte von Kram und der Unzugänglichkeit der Quellen. Deßhalb kann der eben gehörte Vortrag des historischen Vereins-Sccrctärs wegen Herausgabe eines „Diplomatarium Carniolicum“ mit mit so größerer Freude begrüßt werden, weil dadurch — tim eine vielleicht nur zu oft am unrechten Platz verwendete Phrase auch ein Mal gehörigen Orts zu gebrauchen — nur einem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen, eine empfindliche Lücke in der Literatur der Geschichte ausgefüllt wird. Ad 2. Aber selbst, wenn es irgend eine Provinz, irgend eine Stadt, irgend einen hervorragenden Mann gäbe, die zu dem Menschengeschlechte in keinem Verhältnisse des Zusammenhanges stünden, würde die Provinzial - oder Stadt-geschichte, oder die Biographie des Einzelnen doch eine Berechtigung in sich tragen. Ich will nichts davon erwähnen, daß, wer fich an solche Arbeit macht, schon allein darin eine große Vergütung der darauf verwendeten Mühe findet, in dem Vergnügen, das geistige Beschäftigung jeder Art stets gewährt: ich will auch davon nichts sagen, daß der Patriotismus, die edelste aller Leidenschaften, die erste aller Tugenden, der die Judith ihre Keuschheit, der König Midas von Phrygien nach Diod or von Sicilien seinen einzigen Sohn, und die beiden Decius Mus und so viele Römer ihr eigenes Ich opferten, doch zunächst in der Liebe zu seinem engem Vaterlande sich zu bethätigen hat; denn ich müßte fürchten, in unserm materialistischen Zeitalter von den Einen gar nicht verstanden, von den Andern mißverstanden. von den Dritten ausgelacht, oder als idealistischer Schwärmer gekennzeichnet zn werden; aber ich frage, wo sollen wir eben Beispiele für unser unmittelbares Wirken für ein zweckmäßiges, den Verhältnissen des Landes und dessen Bewohner angemessenes Verhalten suchen und finden, als eben bei unsern Ahnen? Freilich nicht alles, was sic gethan haben, wird nachahmungswürdig sein; aber auch das lieble wird uns der guten Lehren genug geben durch die bösen Folgen, deren Resultate hie und da selbst die Gegenwart noch bieten mag. Um Eines hervorzuheben: die „Academia operoso-rum“ hat einst segensreich, mannigfach anregend in unserer Stadt gewirkt; wie interessant, wie lehrreich, wenn darüber Näheres bekannt würde; es ist seit ihrem Bestände nicht einmal eine so lange Zeit her, und doch — kaum, daß es hie und da Einem oder dem Andern bekannt ist, daß sie bestanden; das ist aber auch alles. Ad 3. Die Wichtigkeit des dritten Punctes endlich — des practischen Nutzens der Geschichte für das Recht im Allgemeinen und das Staatsrecht insbesondere — wird vorzüglich in solchen Ländern klar, wo der gcsammtc Rcchts-zustand durch historische Entwicklung entstanden ist, und die Codification bisher noch nicht mit der Vergangenheit „tabula rasa“ gemacht hat, wie das z. B. vor allem in England der Fall ist. Aber selbst bei uns — abgesehen von dem großen Interesse der Darstellung der Entstehung und allmäligen Weiterbildung der verfassungsmäßigen Gewalten: Landstände und dgl. — ist noch vieles jetzt Bestehende ein Resultat und Product früherer Geschichtsperioden, z. V. die Eintheilung des Territoriums, die Begränzung des Landes, der Wirkungskreis der Zupane, die Rechte der Kirchenpatronc und dgl. mehr. Ich kann in alles dieses nicht näher eingehen, sondern muß mich mit diesen Andeutungen begnügen, indem ich eben an den letzten Punct eine andere Frage knüpfe, nämlich die: in welche Theile die Provinzial-Geschichte zerfalle? Im Allgemeinen ist hier wohl zu bemerken, daß, so wie die Universal-, so auch die Provinzial-Geschichte vor allem in die politische und Cultur-, und diese wieder in die Geschichte der Kunst, Literatur, ökonomischen Fortschritte ic. zerfalle. Hiebei ist aber vor einem leider in früherer Zeit nur allzu häufigem Irrthume, der nie wieder zu ersetzende Folgen habe» kann, zu warnen. Stets von dem Grundsätze ausgehend, nur Universal-Historisches habe in der Provinzial-Geschichte Werth, haben einzelne Sammler, einzelne Historiker nur eine nach ihrer Meinung passende Auswahl der Thatsache» der Nachwelt überliefert. Aber wer mag sich anmaßen, zu entscheiden, was noch einst universal-historisch wichtig werden wird, wenn ich auch davon ganz absehe, daß ja auch weltgeschichtlich ganz und gar unwesentliche Daten für die provinziellen Zustände einst noch von Bedeutung werden können? Das ist insbesondere auch rücksichtlich aller jener Momente zu bemerken, welche zur Darstellung des Cnltnrznstandcs des Volkes in irgend einer Periode dienen. Ueberhaupt hat man erst in neuester Zeit auf diese Seite der Geschichte — tv'etp offenbar die bei weitem wichtigere ist — einige Aufmerksmu-keit gewendet. — In jedem Handbuch der Geschichte findn man in der sogenannten Einleitung einen Paragraph, welcher oft in schöner, systematischer Anordnung eine Reihe von Oud-len der Geschichte anführt, die aber weder vollständig ist noch auch für alle Zeiten und Länder gleich sein kan». Um ein Beispiel anzuführen: wie wichtig sind für die Alt nach der Reformation bis zur französischen Revolution von 1790 die geheimen Berichte und Relationen der Gesandten, Botschafter und heimlichen und öffentlichen Spione an ihre respectiven Monarchen, und wie wenig ergiebig würden selbst im Falle der Existenz solcher Papiere dieselben einem Geschichtsschreiber der neuesten Zeit sein? — Welchen Werth legte man noch vor verhältnißmäßig kurzer Zeit jedem ge-simdencn alten römischen Scherben bei; wie wenig achtet man ihn heut zu Tage auch bei uns. weil über vielleicht keine Periode so viel bekannt ist, als eben über die der Römerherrschaft, wie dieses für unser Nachbarland Kärnten Gottlieb Freiherr v. Ankershofen in wahrhaft musterhafter Weise nachgewiesen! Bor allem Urkunden, dann aber auch Traditionen des Volkes, Volksmärchen, Sagen und Lieder dürfen als die ergiebigste Quelle der Provinzial-Geschichte angesehen werden, und verdienen daher auch insbesondere alle jene Pflege in erhöhtem Maße, welche die historischen Vereine den Quellen der Geschichte im Allgemeinen angedeihen lassen. Dann aber möge auch berücksichtigt werden, daß besonders die Gegenwart nicht außer Acht zu lassen ist. Wir freilich, die wir jetzt leben und mehr oder weniger mit Geschichte machen, oder wenigstens vor unsern Augen machen sehen, können jedes geschriebenen Commentars zu unserer Zeit entbehren; aber wir müssen auch weiter, auch über unser Leben hinaus denken, müssen denken, wie schwer es uns wird, einen richtigen Begriff von den Zuständen voriger Jahrhunderte zu erlangen, und wie leicht es uns ist, unsern Nachkommen das Verständniß unserer Gegenwart zn ermöglichen. In dieser Rücksicht ist das Eisern gegen die sogenannte Zeitgeschichte ungerecht und unklug zugleich, mag auch ein oder das andere Bedenken dagegen begründet sein. Um endlich auch hier die practischc Anwendung auf unser Kronland zu machen, erlaube ich mir, zur Erreichung obigen Zweckes folgende Frage zn stellen: Ob zur genauern Vollziehung und zur Erreichung der möglichsten Vollständigkeit bei Ausführung des, über Antrag eines Mitgliedes dieses Vereins von einer frühern General-Versammlung gefaßten Beschlusses, im histor. Vereine eine Chronik aller wichtigen Vorfälle im ganzen Kronlande Krain zu führen—nicht etwa das Ersuchen an die histor. Vereins-Mandatare zu stellen wäre, monatliche Berichte über alle in ihrem Bezirke geschehenen Vorfallen-heiten, welche auf den Charakter der Bevölkerung, auf die Cultur desselben, aus seine Sitten- und Bildungsznstände irgend welches, wenn auch noch so unbedeutende Streiflicht werfen — regelmäßig an den Verein einzusenden, welche dann der Chronik einzuverleiben und sammt dieser nach Thunlich-keit durch die „Mittheilungen" zu veröffentlichen wären?" Den letzten Punct dieses Vortrages wegen „Führung derLandes-Chronik" beantwortete Dr. Klun dahin, taji von der Direction dießfalls wohl alle thunlichen Vor- kehrungen getroffen wurden. Die bezüglichen Druck-Blan-guertcn wurden an die Herren Vereins-Mandatare mit dem Ersuchen übersendet, dieselben mit den allfälligen Vorkommnissen auszufüllen, und sie sodann monatlich, oder doch quartaliter der Direction einzusenden. Leider aber sei nur Einmal von Einem Mandatare die ausgefüllte Blanquette rückgesendct worden; —- im Ucbrigen sei darauf keine Antwort eingelangt. Er — Dr. Klun — führe privatim eine Landes-Chronik unausgesetzt, die er seinerzeit dem Vereine übergeben wird. In Bezug auf die Verfassung einer Geschichte über die Thätigkeit der „Academia Operosorum“ wies der Sprecher daraufhin, daß er Aussicht habe, mehrere darauf bezügliche Manuscripte zu requiriren, und stimmte dem Herrn Dr. Costa vollkommen bei, daß eine derartige Geschichte höchst wünschenswerth wäre. — Herr Elze bekämpfte unter andern die vom Herrn Dr. Costa über Schlosser ausgesprochene Ansicht, und lud denselben ein, die Verfassung der Geschichte der „Academia Operosorum“ zu übernehmen, was jedock mit dem Bemerken abgelehnt wurde, daß sowohl der Mangel an Zeit als die sonstigen Verhältnisse ihm dieß nicht gestatten. Der Vereins-Secrctär Dr. Klun bemerkte hierauf, daß der Verein Sorge tragen werde, für diese Bearbeitung das möglichste Materiale zu Stande zu bringen. Schließlich bemerkte der Letztere, daß an „wissenschaftlichen Beiträgen," namentlich für die „Mittheilungen" fortwährend Mangel sei, wodurch die Herausgabe sehr erschwert werde, und stellte das alljährlich sich wiederholende Ansuchen uni dicßfällige Beiträge. Der um die Geschichtsforschung Krain's so verdiente Herr Pfarrer Hitzing er hatte nachstehende Abhandlungen eingeschickt: Ueöer Öie noch ungebrucfiten ilueOfeii her Geschichte von Arain. Will der historische Verein seine Aufgabe hinsichtlich der Geschichte Krain's zur Beftiedigung lösen, so ist cs vor Allem nothwendig, daß demselben die Quellen dieser Geschichte allseitig bekannt sind. Ich will hier von dem nicht sprechen, was in gedruckten Werken in- und außerhalb Landes bereits gesammelt sich findet; nur mag ich die Bemerkung nicht unterlassen, daß solche Werke, insofern sie im Besitze des Vereines sind, besonders verzeichnet und zusammengestellt; insofern sie aber in einer andern der hiesigen Sammlungen, als wie Lyceal- und Seminars-Bibliothek oder Museum, vorhanden, doch mit Namen und Fundort bei dem Vereine eingeschrieben sein dürsten, damit der Geschichtsforscher sich nach Hilfsmitteln nicht erst umzusehen brauchte. Doch meine Bemerkungen gehen zunächst auf die noch ungedruckten Quellen, Handschriften und Urkunden ; hier muß man wohl freudig erregt sein, wenn man erkennt, welche Masse von solchen, ungeachtet vielfacher Verschleppung und Vernichtung, noch immer vorhanden ist, und wie manche solche Quellen jetzt offen stehen, nach denen ein Valvasor noch umsonst sein Verlangen richtete. Was ich nun über diese ungedruckten Quellen auszusprechen wünsche, will ich nach den Abtheilungen derselben durchführen, und zwar: 1) Das Archiv des historischen Vereines. Ueber den Reichthum und Inhalt desselben ist es nicht nöthig, sich zu verbreiten, wenn man auch vieles ftüher Unbekanntes es bereits in sich aufgenommen, z. B. von Lack, Krainburg, Landstraß. Ueber die Ordnung der Urkunden möchte ich doch dieses bemerken, daß neben der schon eingeführten Anreihung der Hauptabtheilungen nach Jahrhunderten, innerhalb derselben die Unterabtheilungen nach dem Gegenstände getroffen wären, als rote: • a) Allgemeines, das ganze Land betreffend, wie Belehnungen, Privilegien-Verleihungen, Huldigungen, Erbverträge über dasselbe, Landtags-Versammlungen u. s. w.; 1)) Freisinger, c) Brirner, d) Aqnilejer, e) Sittich er, f) Landstraßer, g) Freudenthaler. h) sonstige Kirchen-, i) sonstige Kloster- und st) Laibacher Bis-thums-Urkunden; I) Besitzveränderungen von Herrschaften durch Belehnung, Schenkung, Kauf; m) Adels- Diplome, n)........ o) ...... z) Verschiedenes. Eine solche Abtheilung würde dem Vereins-Vorstände die Führung der Cataloge erleichtern, und jedem Geschichtsforscher die Uebersicht und Auffindung der hetreffenden Handschriften ermöglichen. Eine solche Abtheilung dürste auch im „Diploma-tarium“ nicht ungeeignet sein. Was jedoch die Cataloge betrifft, so dürsten wenigstens zwei Verzeichnisse über die Handschriften und Urkunden des Vereines vorhanden sein; eines zur Hinterlegung im Archiv, das andere zum Handgebrauche für die Mitglieder, welche beide mit den neuen Erwerbungen fortwährend vermehrt werden müßten. 2) Das Archiv des Landes-Mnsenms. Dieses enthält nicht weniger, wo nicht mehr Bedeutendes als das erste, wenn auch nicht alles in Originalien; ich will nur Einzelnes ausheben: Brixner Urkunden über Schloß und Gut Velves und Jnselwerth vom I. 1004, 1011, 1040, 1054, 1058, 1067, theils lateinisch, theils altdeutsch übersetzt (tut Archiv von Kram weniger vollständig angeführt); Sitticher Urkunden und Manuseripte, namentlich ein vom Triester Probst M. Verne eingesendetes, welches die Chronik, Reihe der Aebte, Geschichte der Pfarren und den Nekrolog über die Mönche und Wohlthäter des Stiftes, bis zum I. 1719 enthält und von Fr. Paulus Pnzel versaßt ist; in diesem Manuseripte sind unter andern außer den zwei Stiftungs-Urkunden von P. Peregrin vom I. 1136 und 1145 (welche noch nirgends gedruckt zu sein scheinen), namentlich Notizen über den Markt Neumarktl (formn in Lubi-lino, formn quod in gcrmanico dicitur Neumarktl, nicht der Neue Markt in Laibaeh, wie bei Valvasor V. VIII, S. 698) vom I. 1261, 1268 und 1320; dann über Rudolfswerth oder Neustadt!, früher als Hof Graz und oppidum Markstctt vom I. 1331 und 1365 ; ferner Michelstetter Urkunden, deren Abgang bei Val- vasor und Marian die Entstehung des Stiftes in Sagn, hüllt u. s. w. Ueberdieß Alterthümer, Münzen u„d Römersteine, worunter zehn neu anfgefunden, davon acht mit dem Fundort noch nicht angegeben, wie: a) Aurelio Urseco I. V. C. I.; b) I). I. M. Aurelius Jovinus Veter, ex B. Cos. V. S.; f) J. 0. M. Deio Milli. Aurelius Domitius Q. M. F. Castone et Aur. Maximo Veratribus. V. 8. L. M.; g) Ad Salutein Aug. sacr. G. Caecina Faustinus. Ob beide Archive, das vom histor. Vereine und das vom Landes-Museum, vereinigt werden mögen, darüber will ich mich nicht äußern; doch will ich dieß bemerken, daß die Urkunden und Handschriften des Museums wohl eilte bessere Anordnung und Aufbewahrtmg bedürfen,, als es bisher geschehen, und daß der verehrte Museal - Verein dafür wohl auf besonderem Wege sorgen dürfte; denn der Museal - Custos ist (wie schon Chmel bemerkt) durch das naturhistorische Fach bereits über seine Kräfte in Anspruch genommen, außer es möchte das Naturalien - Cabinet einstweilen ausruhen und dem histor. Archiv etwas Entwickelung gönnen. Uebrigens darf ich das nicht übergehen, daß der histor, Verein für sich eine Abschrift des Handschriften-und Urkunden-Verzeichnisses vom Museum sich verschaffen sollte; ein solches Verzeichniß ist schon an sich eine Sanini-lung von Regesten, macht aber die Vereins-Mitglieder zugleich mit dem Fundorte der Quellen bekannt. 3) Daö Archiv des Dom-Capitels zu Laibach, Dieses ist besonders reich an Schriften über das Bisthmn zu Laibach, über die Pfarren, Klöster und Spitäler von Krain, und zum Theil von Kärnten und Uutcr-steier, über die bisthümlichen Herrschaften, namentlich Oberburg, über die Reformationsperiode; doch sind von diesen die meisten in das eigene bischöfliche Archiv übertragen. Sonst sind die Schriften alle in Fascikel gesammelt, und diese, so wie auch die einzelnen Schufte» mit einfachen Nummern bezeichnet, und über alle ist du sehr vollständiges und genaues Verzeichniß durch Ordinariats-Notar Kek verfaßt. Dieß erleichtert die Uebersicht und A»k findung derselben bedetitend, obgleich sie nur zum Theile nach Materien und wenig chronologisch geordnet sind. Für die Geschichte von Krain ist hier noch sehr Vieles zu ftnbcit; auch für jene von Steiermark, namentlich wegen des eilt bezogenen Oberburger Archives (die Regesten im zweite» Hefte des Archives von Krain enthalten noch lange nicht Alles). Wenn Möglichkeit vorhanden wäre, so würde fii» den histor. Verein ein Auszug aus dem Archiv-Catalog sehr erwünscht sein; das Ganze würde nicht erforderlich 1* da es manches nicht interessante Spezielle enthält. 4) Die Handschriften der Lyeeal-Bibliothcl Da diese aus den Bibliotheken der aufgehobenen Klöster von Sittich, Landstraß, Freudenthal und Duino, dann"»» Leg. XIII. gern.; Sacr. Aesculapio Lepticius teclini; bemerkt, tute | d) J. 0. M. Cantistius Treptus B. Cos. V. S. L. M.; e) J. 0. M. C. Novetius Restitutes Vet. Leg. I. A. DI, jenen in der Stadt Laibach; ferner aus den Bibliotheken Regesten des zweiten Heftes des Archives von Kram auf- von Oberburg, vom Generalvicar Peer, Baron Zois und J. Kopitar entstanden ist, so läßt es sich voraussetzen, daß sic an Handschriften nicht arm sein kann; unter andern befindet sich darin Bautscher's Historia rernm noricarum; auch sollen mehrere Manuscripte von Schönleben vorhanden sein. Dcßglcichen sind die Bücher und Schriften des bestandenen slovenischen Vereins hinterlegt. Ein Vcrzeichniß der vorhandenen geschichtlichen Manuscripte ist für den histor. Verein wünschenswcrth 8) Die Handschriften der Seminars-Bibliothek. Diese enthalten theils Abschriften aus älterer Zeit, theils Originalien, namentlich aus der Rcformationsperiodc; sie sind jedoch bisher noch weder geordnet, noch in ein Verzeichniß gebracht. Ein Catalog dieser Manuscripte ist gleichfalls für den Verein erwünscht. 6) Das landschaftliche Archiv. Dieses kann nicht anders als reich sein an Urkunden, Landtagsverhandlungen und andern Schriften; eine Registratur darüber ist auch gewiß vorhanden. Auszüge aus den Registern dieses Archives könnten für den historischen Verein eben eine Art Regesten vertreten. 7) Das Archiv des Collegiat-Capitcls zu Neustadt!. Dieses enthält eine bedeutende Zahl von Schriften und Urkunden, theils über das Capitel selbst, theils über die incorporirten Pfarren; auch ist ein Catalog darüber vorhanden, so wie die Schriften nach den Materien gesammelt sind. Es ist insofern bemerkenswerth, als es bisher weder besonders benützt, noch bekannt gegeben worden. Der Catalog dieser Schriften ist für den histor. Verein gewiß nicht ohne Interesse. 8) Die Archive von verschiedenen Herrschaften und Städten Krain's sind zum Theil durch Vereins-Mitglieder schon untersucht und beschrieben worden, namentlich durch die Herren: v. Hermannsthal, Costa, Jellouschek und Vereins-Secretär Dr. Klun; Vieles davon hat bereits früher Dr. Richter gesammelt, namentlich auch aus den Schriften des deutschen Ordens, sehr Vieles harret jedoch noch auf eine sichtende Hand; einzelne Gegenden sind noch wenig oder fast gar nicht aufgehellt, namentlich trifft dieß das ehemalige Mittel - und Jnncrkraiu. Das Lustthaler Archiv hat jedoch nicht bloß auf die dortige Gegend, sondern ltl|f ganz Kram Beziehung. 9) Außer den einheimischen Archiven kommen auch auswärtige in Betracht, namentlich das alte Archiv von l^ividalc, als ehemaligem Sitze der Patriarchen, die etwa »och vorhandenen Archive von T,riest, Brixen und 8"isingen, deren Bischöfe theils kirchliche Gewalt, theils ^igmthumsrechte in Kram ausübten; ferner die Archive des histor. Vereins zu Klagenfnrt, des Joanneums zu Graz, und drallem das k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Aus dem Archiv von Kärnten ist bereits Manches in den gezeichnet; aus dem Wiener Archive besitzt der Verein ein kurzes Verzcichniß der auf Kram treffenden Urkunden; das Archiv von Cividalc scheint nicht bloß in Bezug auf Kram, sondern überhaupt weuig durchforscht worden zu sein, abgesehen von dem, was vor hundert und mehr Jahren geschehen ist. In vielfacher Beziehung würden von allen diesen Seiten Auszüge, und zwar nicht bloß mit kurzer Aufzeichnung, sondern mehr genaue Regesten erwünscht sein. Doch reicht man mit bloßen Regesten oft nicht aus, die vollständigen Urkunden nur können Einzelnes aufhellen. Ungenau ausgezogene Regesten können auch zu Unrichtigkeiten Veranlassung geben, wie dieß im ersten Hefte des Archives von Kram unabsichtlich bei zwei Brixner Urkunden vom I. 1040 und 1067, welche sich beide auf die Gegend der Wochcin beziehen, und bei einer Oberburger Urkunde vom I. 1267, welche den Decan vom Sannthalc (Saunia, nicht Slavina) betrifft, eben auf Grund undeutlicher Auszüge geschehen. So sind auch die obigen Andeutungen aus einer Sitticher Handschrift über die ältere Geschichte von Reumarktl und Neustadt! an sich auch nicht genug deutlich, die Urkunden von Herzog Ulrich IH. und Erzherzog Rudolf können Gewißheit geben. In dieser Beziehung wird es für den Verein sehr vortheilhaft sein, wenn er sich besonders aus den entfernten Archiven, wie namentlich aus dem zu Wien nach und nach Abschriften wird verschaffen können. Nur dann wird auch das Diplomatarium Carniolicum wahrhaft Nutzen bringen können, wenn cs nicht bloß längst Bekanntes, sondern wenn cs bisher Verborgenes, aber Wichtiges an den Tag bringt. Nachträgliches über die Befestigung der Julifchen Alpen unter den Römer». Der Hauptübcrgang über die Julifchen Alpen unter den Römern war jener, welcher durch die zwischen Oberlaibach, Loitsch und Wippach liegenden Pässe führte. Hier durch zog auch die Straße zwischen Aemona und Aquileja aus Pannonien nach Italien; diese Strecke war oben durch Wälle, Mauern, Thürme und Castelle außerordentlich befestiget, wie dieß der Aufsatz „die Römerstraße über die Julifchen Alpen und deren Befestigung" (im November-Blatte 1854) näher auseinander zu setzen suchte. Außerdem gibt es noch in südlicher Richtung mehrere Ncbenpässe und Uebergängc; zunächst ist es der alte Saumweg, welcher von Laibach über den classischen Boden von Jgg, dann über die Hochebene von Rakitna gegen Zirkniz und Laas führt; dieser war, wie schon dort bemerkt, am Uebcrgangspuncte unter Rakitna mit einer Mauer gesperrt. Ein zweiter Paß ist an der Verbindungsstraße zwischen Reifniz über Oblak gegen Zirkniz und Laas; auch dieser war mit festen Mauern geschlossen. Wie mir nämlich auf meine freundschaftliche Anfrage der Curat Bevk von Kreuzberg bei Laas berichtete, sind bei Stermez in der Pfarre Oblak noch bedeutende Maucrrefte vorhanden. Ein dritter Paß ist an betn Verbindungswege von Laas über Babcn-feld in das Kulpathal; auch dieser war in alter Zeit nicht offen gelassen. Wie es mir der Pfarrer Schagar von Presid in Croaticn bestätiget, ziehen sich an der krainisch-croatischen Gränze zwischen Babenseld und Presid lange Mauerreste, welche sich nördlich bis ans den Berg Požariše südlich über die Waldung von Cubar ausdehnen; eben von dieser Mauer hat der Ort Presid (Prezid, Uebergang über die Mauer) den Namen. Der äußerste Uebergang gegen das Meer zu ist bei Fiume, wo die Straße von Aguileja bei dem alten Tarsatica vorbei nach Dalmatien führte; doch auch hier mußte die Kunst der Nattir zu Hilfe kommen. Es ging eine Mauer vom Meere aus in nördlicher Richtung, welche sich wahrscheinlich mit der oben angeführten bei Presid verband. Von dieser Mauer gibt Valvasor in seinem Werke (B. XII, S. 100), Bericht und aus der Abbildung der Stadt Fiume eine Vorstelltmg. In einer zweiten, mit dem Birnbaumer-walde zusammenhängenden Linie findet man in südlicher Richtung wieder Mauerreste aus den Hügeln östlich von Dornegg. Die einzelnen, oben angefiihrten Mauern waren wohl nicht vereinzelt, sondern unter entander in Verbindung gebracht, so daß sie mit dem natürlichen Bollwerk des Gebirges zugleich einen künstlichen Wall bildeten, und so Italien gegen den Andrang der Barbaren schützten. Ein eigenes Geschick ist cs wohl, daß diese römischen Befestigungen so ganz vergessen werden konnten, während man vom Römerwall in Britannien und Germanien, von den Römerschanzen itt Pannonien und vom Trajanswalle in Mösien im kleinsten geographischen Buche spricht. Doch der Bauer kennt die heidnischen Mauern bei uns gut, und der Gebildete fragt ihn darum nicht. Ztnn Schluffe noch die Bemerkung, daß der Uebergang aus Noricum gegen Italien über den Berg Adrans, auf der Straße von Celeja nach Acmona, gleichfalls stark befestiget war; Reste von einer längern Mauer sind unterhalb der Kirche 8. Hermagorae noch kennbar, und die ausgedehnte Gemeinde Podsid (Podzid, unter der Mauer) hat davon den Namen. Hitzing er. UeOev die arten Oapoöen *). Von Davorin Terstenjak. Unter den Urbewohnern Krain's nennen die griechischen und lateinischen Geo- und Historiographen die Japodcn, Japyden, inschriftlich auch Japuden genannt. So viel man aus den Gränzbestinimungen bei Strabo und Plinius entnehmen kann, erstreckten sie sich vom mons albius bis zum Flusse Tedanius. Alterthumsforscher erkennen in dem mons albius den heutigen Schneeberg und im Tedanius den Zermanja. Strabo sagt noch, daß albios ein saudisches Wort sei, und so viel als Berg bedetite. Gelehrte Sprachforscher versichern, das Wort aXßw? sei ein Gemeingut der arischen Sprachen, und finde sich im deutschen Albe mmrdartlich Alm, wo wir den Laritwechsel b in m sehen, wie dieß auch sich in andern Wörtern findet, z. B. Huem faint, statt Hube, Falbe u. s. w. Im Slavischen haben wir lb lob, lub, daher die Bergnamen Löbelj, Ljubel, Lobnik, Lboje, Liboje it. s. w. Dionys v. Halykarnaß nennt die Japoden einen keltischen Volksstamm, Strabo aber eine aus Illyriern und Kelten gemischte Völkerschaft. Daß Dionys schlecht unterrichtet war, sehen wir aus einer andern Stelle Strabo's, wo er sagt, daß sich die Japoden tätomirteii, wie die übrigen Illyrier und Thraker. Wir finden aber den Gebrauch des Trätowirens nirgends bei keltischen Völkerschaften; Cäsar schildert sie uns wohl als ein sehr puh-süchtiges Volk, aber von der nordasiatischen Sitte des Täto-wirens erzählt er trichts. Die Japoden sind also Illyrier gewesen, und die Illyrier Thraker, da wir bei beiden Stämmen das Tätowireii finden. Aber wer waren denn die Thraker? Alle bisherigen Schriftsteller zählten sie zur indo-europäischen Familie, und der gelehrte Rylander wies in einem eigenen Werke nach, daß das Albanische, der einzige Ueberrest der alten thrakisch-illyrischen Sprache, im Sanskrit, dem treuesten Repräsentanten der indo-europäischen Ursprache, seine Erklärung finde Damit sind wir einverstanden, können jedoch nicht zugeben, daß die Thraker ein ostarischer Volksstamm gewesen seien, und die Hellenen itnb Lateiner seien Zweige, wie man bisher allgemein behauptete. Ich habe dieß unlängst in der „Novice“ berührt, auf Aristoteles gestützt, der die Thraker als eine eigene Rape bezeichnet, und zwar als eine kupferrothe, und habe ferner die gründliche Erörterung des hochgelehrten Cardinals Wiseman angeführt, der ebenfalls der Ansicht iß, die thrazischcn Stämme gehören der mongolischen Rape ar Ich möchte lieber den Ausdruck skythisch wählen, oder nordisch und den Thrakern einen Platz in jener Familie anweisen, deren Glieder in Europa die Jberier, Finnen oder Tschuden, von den Griechen und Römern Skythen genannt, gewesen sind. Daß zwischen obgenannten Völkerschaften unter einander und den asiatischen Mongolen eine sprachliche Verwandtschaft bestehe, haben Rask und Klaproth bis z»r Evidenz erwiesen. Ich zähle somit die Thraker und Illyrier zu de» Skythen"), wenngleich ich zugebe, daß zwischen dem ©tan« *) Da vorliegender Aufsatz, der nur zur Vorlesung in der Jahresversammlung des Vereines) bestimmt war, ausführlicher ausgearbeitet in diesen Blättern wird veröffentlichet werden, so werden auch die bezüglichen O.ucllinstellen damals angeführt werden. (Der Redacteur.) *) Unter den thrakischen Völkerschaften werden die Gcten oder ®af<® als die stärksten und mächtigsten genannt; über diese sagt®0 Cassius, daß sie gewissermaßen Skythen seien. 8c ¥ uns auch den Namen eines dakischen Großen aufbewahrt. t“ Dingis lautet, ein Name, der noch heutigen Tages «Ulf ber Thraker und Skythen bezüglich der Sprachverschiedenheit ein solches Verhältniß obwaltete, wie zwischen den Gliedern bcr ostarischen Familie Germanen und Slaven. Ob dieses Verhältniß richtig angegeben ist, müssen sprachliche Forschungen darthun. Alle Sprach-Jndividualisirungen sind in vorhistorischer Zeit eingetreten, und wir können uns geschichtlich nicht zu der Zeit erheben, wo alle germanischen Idiome und alle slavischen, oder das Griechische und Lateinische nebst dem Umbrischen und Oskischcn Eine Sprache waren. Doch so viel steht fest, was auch vom großen Bopp anerkannt wird, daß die Absonderung der lettisch-slavischen Idiome von der asiatischen Schwestersprache — dem Sanskrit — später eingetreten ist, als die der classischen und germanischen Sprachen, doch noch vor der Spaltung des asiatischen Theiles unseres Sprachgebietes in den medo-persischen und indischen Zweig, dessen ersterer Sprößling sicherlich die Sprache der sogenannten turanischen oder skythischen Stämme ist. Da uns der gelehrte österr. Consul Herr v. Hahn ein vollständiges albancsisches Lexicon verfaßte, und wir auf dem Gebiete der nordasiatischen Sprachen gründliche Arbeiten von Klaproth besitzen, so wird cs ermöglicht, eine Vergleichung anzustellen und zu sehen, um wie viel das Albanesische jünger ist, als seine asiatischen Schwesterdialectc. Nebst der Bemerkung von Aristoteles und seines Commentators Julius Firmicus, daß die Thraker eine kupferrothe Rape waren, der Beschreibung Homer's, der sie als axQoxofioi beschreibt, d. h. als solche, die ihr Haar nur auf dem Scheitel des Kopfes tragen — ein auffallendes Merkmal der kalmukischen Sitte — finde ich noch einen priefterlichen Zusammenhang zwischen den Völkern des hohen Nordens und den Illyriern. Schon bei Herodot finden mir, daß die skythischen Wdouen Opfergabcn, in Wcizenhalmc gepackt, nach Dodona zutragen pflegten. Dieses von Herodot gemeinte Dodona lag in Epyrus, dem eigentlichen Sitze der Illyrier. Dem Franzosen Poupuevillöe ist es gelungen, die Lage der Stadt Dodona auszumitteln, und zwar bei der jetzigen Burg Castriza und den eigentlichen Sitz des dodonai-schen Orakels in den Ruinen von Gardike, Die Opfergaben dieser skythischen Pilger haben dodo-uaische Priester in Empfang genommen. Honier nennt diese Priester Scelli, die mit ungewaschenen Füßen auf die Erde gelagerten; Pindar nennt sic Hdli. Kallimachus bezeichnet diese Empfänger genauer, und nennt die Priester „Priester des immer schallenden Kessels.'" Stephanus Byzantinus nennt sie auch Tomari, Tomuri, Tmari, und meint, das bedeute so viel, als Verschnittene; ich möchte es lieber durch Beschnittene erklären, llluch ägyptische Priester waren beschnitten, und diesen rcli-giösenBrauch finden wir nicht bloß bei den Hebräern, sondern °uch bei andern semitischen Völkerschaften. Klaproth's Behauptung — Bei jenen Völkern, die Nachkommen der uralischen Skythen sind, häusig vorkommt. Sie heißen „Priester des immer schallenden Kessels." Nach Strabo stand im Tempel zu Dodona ein eherner Kessel, über welchen ein Erzbild lag, das eine kettenartig dreifach gewundene Gerte hielt. Daran hingen Würfel, die, vom Wind bewegt, unausgesetzt den Kessel schlugen. Der Schall hallte 4 Minuten lang. Diesen schallenden Kessel finden wir auf dem Grabe des thyrenischen Königs Porsena, wie Varro erzählt, was anzunehmen berechtigt, die Thyrener sind mit den Thrakern in einer religiösen Gemeinschaft gestanden *). Allein die Opfergaben blieben nicht in Dodoua, sondern das Ziel der Reise war die h. Insel Delos, wo die aus dem Lande der Hyperboräer entflohene Latona die Zwillinggöttcr Artemis und Apollo geboren, dieser sein erleuchtetes Orakel hatte. Die Garben, in welche die Opfer eingepackt waren, hießen in der Sprache der Hyperboräer „Juli,“ deßwegen die aus dem Lande der Hyperboräer gekommene Demeter auch Julo hieß, und ihr ebenfalls aus Hyperborea zu den Griechen gekommener Bruder Apollo mit einem Achrenkranz gebildet wurde. Hyperboräer nannte der Grieche alle jenseits des Hämus wohnende Völker, weil von dorther der kalte Nordwind kam, somit Hypcrborei so viel als Uebernord-windige bedeutet. Den Dienst des schallenden Kessels finden wir auch an den Ufern des Sees Mäctis, wo Vetus Scythica lag; somit haben wir einen neuen Beweis, daß die Thraker zum großen skythischcn Stamme gehörten. Auch.auf der kymerischen Halbinsel findet man dieses Kessclwescn, welches bei allen Feierlichkeiten der Skythenvölker eine wichtige Rolle spielt. Der ftytischc Volksstamm war also in Ansehung seiner Ausbreitung auf der Oberfläche der alten Welt einer der allergrößten in der ganzen Menschheitsund Völkcrgeschichtc, und selbst der ungemein ausgebreitete Slavenftamm war eine Kleinigkeit gegen ihn. Er reichte vom Eismeere bis zum schwarzen Meere und von da bis an die Ufer der Adria. Erst später hatten sich gallische Völkerschaften nicht viel 280 vor Christo in Thrazien ansässig gemacht, und übten so ihren Einfluß auf thrakisch-illyrische Sprache, Sitten und Gebräuche, deßhalb Strabo die thrakisch-illyrischen Japoden ein Mischlingsvolk von Celten und Illyriern nennt. Dieser Volksstamn: war ohne Zweifel der erste Einwanderer aus Asien in Europa durch die Pässe des Ural, unö ließ sich nicht bloß an den Ufern des Pontus Euxinus nieder, sondern auch zwischen den *) Die Thyrener werden von griechischen Schriftstellern als pelas-gische Colonisien bezeichnet. Herodot sagt auSdriicklich, daß die Sprache der PelaSger von der griechischen verschieden gewesen sei. Die Gelehrten haben sich noch nicht geeinigt, zn welcher Familie die Pelasger gehören. Jedoch insofern stimmen alle überein, daß sich in Allem, was uns von den Pelasger» bekannt ist, kaldaisch-svrische Elemente mit arischen Bestandtheilen vermischt vorfinden, also wieder keine reinen hinterasiatischen Stämme, wie Lateiner, Germanen, Slaven und Litthauer. Karpathen und betn Balkan bis jttitt User der Adria, und jenseits der Karpathen bis an das kurische Has und von da über Finnland und Lappland. Von der Adria siedelten einzelne Stämme nach Unteritalien und nach Kleinasien; im ersteren finden wir thrazisch-illyrische Japyger, Danner und Peligner, im letzteren Phryger, Mysier, Lyder, und am Pontus Euxinus Makroner Chalyber, Driler, Tibarener. Merkwürdig ist es, daß in Jllyriciim auch Fluß- und Orts-namen nach den skythischen Völkerschaften Driler und Tibarener vorkommen, der Dril und Tibar. Ein weiterer Beweis, daß thrazisch - illyrische Völkerschaften der nordischen Völkerfamilie angehörten, liefert der Esel im Kult des hyperboräischen Apollo. Kallimachus erzählt, der Apollo erfreue sich besonders der hyperboräischen Eselopfer, des glänzenden Eselgelages. Diese Hyperboräer nennt Clemens Alexand Skythen. Dieses Thier finden wir wieder nur int religiösen Cultus der semitischen Volksstämme. In Ägypten ist der Esel das Thier Typhous, des Bösen in der Natur Urhebers, was die Pythagoräer dadurch erklärten, weil er ein unharmonisches Thier sei. Ganz eigentlich ist der Esel das Thier Silen's. Diese mythologische Gestalt kannten wieder die Hyperboräer, und selbst die Griechen setzten seinen Ursprung nach Rysa, das in Baktrün lag. Somit hätten wir einen neuen Beweis, daß die thrako-illyrischen Völkerschaften einer west - oder nordarischen Familie angehörten. Die einzigen Ueberreste des thrakisch-illyrischen Volksstammes sind die heutigen Albanesen. An der Stelle der alten Japoden wohnen heute die Cicen, die einen . erratischen Dialect sprechen. Man wäre bald versucht, die Cicen für slavisirte Thraker zu halten, wenigstens findet man für die Bezeichnung Cie int Slavischen keine Wurzel. Das Land der Finnen, auch eines Zweiges der nordischen Völkerfamilie, deren Glieder nebst den Finnen die Bas ker, die Nachkommen der alten Jberier in Spanien, die Lappländer, Grönländer, die kaukasischen Völker, mit Ausnahme der Osseten und Durgoren, und der oberasiatischen Völker der Türken, Tataren oder Mongolen und Tungusen sind, nennt der russische Annalist Nestor „Skufia.“ Die heutigen Albanesen nennen sich selbst „Schkipier.“ Möglich, daß die Völker dieser Familie diesen heimischen Gesammt-namen führten, und daß dann die Volksetymologie aus Skuf, Skip und Čič gemacht hat (?), wie z. B. aus peregrinus — Pilgrim n. dgl. Gewiß werde« sich im Sprachdialeete der Cicen noch mehrere unslovenische Worte erhalten haben. Würde sich Jemand die Mühe nehmen, die noch vorfindlichen Eigenthümlichkeiten in Sprache, Sitte und Gewohnheiten zu sammeln, gewiß würde man dadurch über manches Dunkle Aufklärung finden. Wir scheiden somit den thrazisch-illyrischen Volksstamm aus der ostarischen, daö ist jener Familie, zu deren europäischen Hälfte die Germanen, Lateiner, Slaven, Hellenen und Litthauer gehören, aus, und reihen ihm einen Platz in der west - und nordarischen ein. Ich schließe diesen Vortrag mit der Bemerkung, deß ich bei mehr Zeit und Muße die hier ausgesprochene Ansicht ausführlicher ausarbeiten und in den Vereinsschriften veröffentlichen werde. Einstweilen ersuche ich die Herren Mitglieder dieses Vereines, die int oder in der Nähe des stge-nannten Čičen-Vodens leben, nachzuforschen, ob nicht einige Erinnerungen in der Sprache und den Gebräuchen zu finden seien, die an eine Stammverwandtschast, mit den Schkipier oder Schkipetaren schließen ließen. Die Čičen sprechen zwar gegenwärtig einen kroatischen Dialect, und find spätere Einwanderer in das von ihnen bewohnte Gebiet; allein es ist immerhin möglich, daß sie. slavisirte Albanesen sind. Jedenfalls ist die Benennung „Cie“ eine eigenthümliche, die in der slavischen Sprache keine Begründung und Erklärung findet. V. Statutenmäßig hat alljährlich Ein Directions-M-glied auszutreten. Die Reihenfolge traf dießmal Herrn Prof. Poklukar; die Versammlung wählte jedoch per acclama-tionem wieder den Austretendeu, und Hr. Prof. Poklukar erklärte, diese ehrenvolle Wahl anzunehmen. VI. ■ a) Zu Ehrenmitgliedern des Vereines find die P. T. Herren gewählt worden: Ueber Antrag des Dr. Klun: Dr. Johann Freiherr v. Aufseß, Vorstand des germanischen Museums in Nürnberg :c.; Alois Auer, k. k. Regieruugsrath, Director der Hof- und Staatsdruckerei, Besitzer mehrerer hohen Orden, Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften ic., in Wien. Ueber Antrag des Dr. H. Costa: Josef Chmel, k. k. Regierungsrath, Vice-Director int Haus-, Hof-und Staatsarchive, Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften u. s. w., in Wien. Ueber Antrag des Domherrn J. Novak: Dr. Andreas Gollmayer, Fürst-Erzbischof von Görz ic. Ueber Antrag des Dr. C. Reichel: Dr. Stiftn» Klemm, königl. sächsischer Hoftath und Oberbibliothekar in Dresden. Ueber Antrag des Dr. Eth. Heinr. Costa: Dr. Albert Jäg er, k. k. Professor der Geschichte, Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaftenu. sw-, in Wien. b) Zu correspondirendcn Mitgliedern: Ueber Antrag des Dr. Klun: Dr. Carl From mami, Vorstand des Archives und der Bibliothek am ger-manischen Museum in Nürnberg; Dr. Max L.Liim, Professor und Secretär des Gesammtvercincs dkl deutschen Geschichtsvereine u. s. w., in Dresden. Ueber Antrag des Dr. Sfr. Costa: Franz Herman» v. Hermannsthal, k. k. Ministerial - Secretär tt, in Wien. Da keine Separat-Anträge gestellt worden sind, erklärte der Vorsitzende hiermit die Jahresversammlung für Decttbei. Laibach am 14. Februar 1855. Hier;» als Beilage „bns Mitglieder - Verzeichnis mit Beginn des Jahres 1855," l,l|!l „Verzeichniß der gelehrten Gesellschaften," mit denen der Verein im Schriftentanschc »»* wissenschaftlichen Verkehre fleht. Druck von Igu. v. Klcinmayr Fedor Bamberg in Laibach.