^K R28. Diustag ttm 24 Qetober K848. An Meine Völker! ^ls Mich dic' zu Wien am U. Oct. verübten Frevelthaten bewogen, cine Stadt zu verlassen , welche der Tummelplatz der wildesten und verworfensten Leidenschaften geworden war, konnte ich Mich noch der Hoffnung Hingeden, daß der verbrecherische Wahnsinn eines .Theiles ihrer Bevölkerung nicht von Dauer seyn wurde, ^ch konnte von dem sollst so gesunden und rechtlichen Sinne der Bewohner Meiner Haupt- und Residenzstadt erwarten, sie würden selbst nach Kräften dazu beitragen, damit dem verkannten Gesetze Achtung, den Verbrechern die verdiente Strafe, der Stadt die bedrohte Sicherheit für Leben und Besitz in kürzester Frist wieder werden möge. Diese Erwartung ist getäuscht worden. Nicht nur, dasi es den Urhebern des Auf-ruhts in Wien gelang, die an sich gerissene Gewalt durch eine Schreckensherrschaft, die in der Geschichte nur ein Beispiel kennt, über die theils durch Furcht gelähmte, theils in wilden Rausch versetzte Stadt zu befestigen, und dadurch die Rückkehr zur Gesetzlichkeit innerhalb der Manern Wiens zu vereiteln, — auch über diese Mauern hinaus erstreckte sich mit steigendem Erfolge die unheilvolle Wirksamkeit ihrer anarchischen Ve. strebungen. Mit einer im offenen Ausstände begriffenen Nachbarprovinz wmdcn hochuerräthe« rische Verbindungen angeknüpft, nach allen Theilen Meiner Staaten Boten entsendet, um unter dem gleisnerischen Vorwande, als gälte es die bedrohte Freiheit zu wahren, auch dort, wo die Ordnung bisher nicht gestört worden war, das Banner der Empörung aufzupflanzen, und Mei.-ne eben noch so friedlichen, einer gesetzlichen Entwickelung freier Zustände entgegensehenden Lande dem Gräuel der Anarchie, des Bürgerkrieges und des Unterganges Preis zu geben. Scit Meiner Thronbesteigung war das Wohl Meiner Wölker Meine Lebensaufgabe. Die Ge- schichte meiner Regierung, die Geschichte der letzten sieben Monate insbesondere wird dicsi einst bezeugen. Aber es hieße den Mir von der Vorsehung auferlegten Pflichten untreu werden, wollte ich langer einem Treiben gewähren lassen, welches den Thron und die Monarchie an den Rand des Abgrundes führt, und an die Stelle der von Mir gewährleisteten uerfassungsmäßigenFreiheit, ei' nen Zustand schrankenloser Gewaltherrschaft zu setzen beflissen ist. Dieser Pflichten eingedenk sehe Ich Mich daher mit blutendem Herzen genöthigt, dem sein Haupt nunmehr ohne Scheu erhebenden Aufruhr in Meiner Residenzstadt sowohl, als allenthalben, wo er sich zeigen sollte, mit Anwendung der Waffengewalt entgegen zu treten und solchen zu bekämpfen, bis cr gänzlich überwunden, Ordnung, Ruhe und Gesetzlichkeit wieder hergestellt, und die Mörder Meiner treuen Diener, der Grafen Lamberg und Latour, dem rächenden Arme der Gerechtigkeit überliefert sind. Um diesen Zweck zu erreichen, entsende Ich aus verschiedenen Theilen der Monarchie Streitkräfte geqen Wien, den Sitz der Insurrection, und ertheile Meinem Feldmarschall-Lieutenant Fürsten v. Windischgrätz den Oberbefehl über sämmtliche Truppen imganzen Bereiche Meiner Staaten, mit alleiniger 'Ausnahme der unter dem Commando Meines F. M. Grafen Nadetzky stehenden italien. Armee. Zugleich rerse^e Ich besagten Fürsten mit den entsprechenden Vollmachten, damit er das Werk des Friedens in Meinem Reiche nach eigenem Ermessen in möglichst kurzer Zeit vollbringen könne. Nach Bezwingung des bewaffneten Aufruhrs und Wiederherstellung der Ruhe wird es die Aufgabe Meines Ministeriums seyn, im Einklänge mit den Mitgliedern des con-stituirenden Reichstages durch gesetzliche Regelung der bisher mit zügellosem Mißbrauch gehandhabtcn Presse, des Vereinsrechtes und der Bolks-wehr einen Zustand herbei zu führen, der, ohne der Freiheit nahe zu treten, dem Gesetze Kraft und Achtung sichern soll. Indem Ich diese im Bewußtseyn Meiner Pflichten und Meiner Rechte mit unerschütterlicher Festigkeit gefaßten Beschlüsse Meinen Völkern kund gebe, versehe Ich Mich der aufrichtigen und kräftigen Mitwirkung aller derjenigen, welchen das Wohl ihres Kaisers, ihres Vaterlandes, ihrer Familien und die wahre Freiheit am Herzen liegt, und die in Meinem gegenwärtigen Entschlüsse das einzige Rettungsmittel erkennen werden, um dieMonarchie vor dein Zerfalle, sie selbst vor den Gräueln der Anarchie und der Auflösung aller geselligen Bande zu bewahren. Qlmütz, den 16. October 1848. FercliaiandU Wessenbcrg. HcrloaHmn Krain. Hl aid ach, am 20. Oct. Ein srcismnigcr, liberaler Schweizer Republikaner laßt sich in ri»cr uns mitgetheilten Eorrespondcnz aus Wien vom l3. Oc-tober über die Wiener Ereignisse folgendermaßen ver-nehmen: „Hinsichtlich der Anschaffung eines Stutzens muß ich bemerken, daß aller Wassenhändlcr Läden seit sieben Tagen gesperrt sind, und falls ich auch einen finden könnte, wurde ich Ihnen denselben nicht schicken können, da gar klinc Waffen aus der Stadt getragen Werden dürfen. Man hätte in diesen letzten Tagen die Stutzen, die vom Gesindel ans dein Zcughausc geraubt wurden, sehr wohlseil bekommen tonnen, aber ich bin überzeugt, daß, wenn ich auch einen solchen bekäme, Sie ihn nicht gebrauchen möchten. Ich bin rücksichtlich der letzten Wiener Ereignisse ganz Ihrer Meinung, und obschon meine Ansichten ganz und gar nicht rcactionär sind, bin ich wahrhast entrüstet über das schändliche Benehmen eines Theiles der Be-völkcrung bei diesen Umständen. Glauben Sie mir, denn ich, der ich mit Villen klcincn Fabrikanten der Vor-siädte zu thun habe, kann Ihnen mit Gewißheit sa-gen, daß nur ein kleiner Theil der Bevölkerung, na- mentlich jener, der nichts zu verlieren hat, Arbeiter, Proletarier, Studenten, es ist, welcher der Sache Bewegung gibt, und leider mit Tcrrorismus übcr die andere Bevölkerung herrscht. Es genüge Ihnen zu wissen, daß sie des Nachts in die Häuser dringen, und aus den Betten Vater, Brüder, Söhne mit Gewalt herausreißen, um selbe bei einem aNsälligen Alarme gezwungen zum Kampse zu führen. Nichts wird mehr geschont, und sie sind dic Herren der Stadt. 'Ein unbärliger, schlechter Student kommt mit einigen bewaffneten Proletariern in's Kaffehhaus, ill's Wirthshaus, in euere Wohnung, und befiehlt euch im gebieterischen Tonc, mit ihnen das Vaterland vertheidigen zu helfen, und wenn man nicht Gefahr laufen will, augenblicklich ermordet zu werden, nn>ß man sich fügen und gegen seine Meinung und Gewissen seine Nrbenmenschcn umbringen. Und dieses nennt man Freiheit?! Ich versichere, theuerster freund, ich bin dieser so schr gerühmten Freiheit satt, bis zum Eckel salt, und hielte mich nicht mein Geschäft zurück, ich würde keinen Augenblick zögern, Wien das Lebewohl zu geben und mich in «in Gebirge zu flüchten, um dort wenigstens ruhige Tage zu leben. Wien ist eine wahre Räuberhöhle; alle Familien, die es nur konnten, haben die Stadt ver^ lassen.« (Ich vernehme, dasi man die Briefe öff,ltt, deßhalb habe ich meine Unterschrift abgeschnitten, weil man von diesen Freiheitsmännern alles Ueble zu befürchten hat. Jeder, der nicht ihrer Meinung ist, heißt ein schlechter Kerl, für den Galgcn reif.) Laibach, am 2».October. Die Blicke der meisten europäischen Völker sind auf die französische Nation gerichtet. und von ihr hoffen sie glückliche Eingebungen. Unglückseliger Irrthum. Frankreich ist reich und mächtig; dort blühen Künste, Handel und Industrie. Frankreich besitzt eine gemäßigte Freiheit die einzig mögliche auf Erden; dessenungeachtet ist es nicht glücklich, weil es nicht ruhig und sicher ist und seinen Institutionen nicht traut. Dieses Mißtrauen rührt vom Mangel an moralischer Kraft für eine gesetzliche Ordnung. __ Wenn in was immer für einem Staate, sey es Monarchie oder Republik, jeder Bürger Souverän zu seyn glaubt, bloß aus dem Grunde, weil cr ein Mensch ist und eine seiner Natur angeborne Souveränität zu besitzen wähnt; wenn jeder Unzufriedene jede Ordnung zu stören sich berechtiget glaubt, sobald ihn nur die Kraft und das Glück in seinen Bestrebungen begünstigen, dann hört die moralische Krast der Regierung und mit ihr die Sicherheit und die öffentliche Nuhc auf. «76 Da Frankreich gegenwärtig sich selbst nicht sicher und glücklich weiß, wie tonnte es Sicherheit und Glück den befreundeten Naiionen dringen? — Laibach, am 23, October. Wir theilen hier aus einem uns communicirten Briefe aus Schischka bei Laibach an einen Reichstagsdcputirten in Wien nachstehenden Auszug mit'. »Geehrter Herr! Ich war gestern, meiner Zusage gemäß, Nachmittag bei Ihrer lieben Familie, habe Ihre gute Frau und Ihre Kinder, die sich alle um mich drängten, von Ihrem Befinden und den Sie gegenwärtig umgebenden Verhältnissen sogestaltct un-lerrichtct, daß ihre Ruhe dabei nicht geschmälert worden ist. Das Befinden Ihrer lieben Angehörigen ist vollkommen gut, und Sie ersuchten mich Alle, Ih-ncn die herzlichsten Grüße zu melden, auch von rini-gen bekannten Landleutcn unter Groß-Kahlenbcrg, Vischmarje, St. Veit, Draule, Ober- und Unter-Schischka; dann von dem Herrn Bezirks-Commissar Matauschek habe ich Ihnen Gruße und Empfehlungen zu entrichten. Alle sind der Meinung, daß Sie zurück kehren sollen, sobald Sie sehen, daß sich die Zustände Wiens nicht ändern, und daß sich zum Wohl der Provinz Kram nichts thun läßt, was un möglich geschehen kann, so lange der Reichstag un-vollständig ist und die meisten Mitglieder abwesend sind. So viel ich in der Steyermark vernommen ha-be, und auch hier zu vernehmen ist, will man von Seite der Provinzen gegen alle Beschlusse Protestiren, die seit der Abwesenheit so vieler Reichstagsmitgliedcr bis jetzt gefaßt worden sind und gesaßt werden soll-ten, «bevor alle Reichstags.-Deputirten wieder in Wien und in der Kammer versammelt sind." »Einzelne Stinnmn wolleil sogar und tragen darauf an, daß die gegenwärtig in Wien a»we-senden M^gliedir dcS Reichstages für ihre Handlungen, in so weit diese auf die Provinzen cincn Ein-fiuß nehmen und haben, zur strengsten Vcrantwor-tung gezogen werden sollcn. Die Mehrzahl abcr erklärt, daß der Reichstag zu tagen aushören müsse, und nur dann wieder fü'r den österreichischen Gc-sammtstaat seiner Pflicht getreu, thätig zu scyn be ginnen könne, wenn allcNcichstagsmitglicder in Wien wieder anwesend sind und den Sitzungen in derKam-mer beiwohnen. Man will unter Einem auch den Antrag stellen, daß in der Folge die Stelle eines Mitgliedes des hohen Reichstages sogleich durch einen Stellvertreter besetzt werden müsse, sobald ein Reichs.-tagsdeputirter, durch Krankheit verhindert, die Sitzungen zu besuchen außer Stc.ndc ist oder aber auf Urlaub zu gehen wünscht und geht. „Ich wünsche recht herzlich, daß es den angestrengten Bemühungen des hohen Reichstages durch seinen Ausschuß und allen zu dicscm Ende wirkenden Behörden bald gelingen möge, der Residenzstadt Ruhe, Frieden, Gewcrb- und Geschäftstätigkeit wieder zu geben, die durch das kaiserliche Wort besiegelten Er. rungcnschastcn ausrecht zu erhalten und AUes zu cut fernen, was diese auch nur im Geringsten zu gefährden im Stande ist." Die hohe Rnchsvcrsammlung hat iil der Abend-sitzuna. vom >>>. d. M. folgenden Beschluß gefaßt: Die abwesenden Abgeordneten werden aufgefordert, binnen zehnTagcn, vom Tage dcr Kundmachung gc^ genwältigen Beschlusses zu rechnen angefangen, desto gewisser zu erscheinen oder ihre Abwesenheit zu rechtfertigen, widrigens für selbe neue Wahlen ausgeschrieben werden würden. Welches in Folge hohen Erlasses des Ministeriums dcs Innern vom I<>, erhalten am 23. d. M., Z. 6<)(j0M!, mit dem Beifügen zur Kenntniß ge-bracht wird, daß der Tag, an welchem dieser Bc-Muß in der Provinzial-Zeitung eingeschaltet erscheint, als der KundmachungStag anzusehen ist. ^"m r, k. illyr. Landcöprasidium. Laibach am 23. October l848. l ' Laibach, an, 22. October. , W i e n e r Eorre spondenz vom Donnerstag l9. October) Vormittags. In der gestrigen Nachmittags--sitzung theilte der Abgeordnete Schuselka als Berichterstatter dcr permanenten Sicherheits - Eonunission mit, daß sich über die Stellung dcr ungarischen Armee gestern die Nachricht verbreitet habe, daß dieselbe die österr. Gränzen bereits überschritten hätte. Heute aber sey ein Mann aus dem un.qar. Lager gekommen, welcher die Mittheilung gemacht hat, daß die ungar. Armee laut ungar. Neichstagsbefehl den Rückzug nach Ungarn antreten werde. Der Ausschuß hat in Folge dcr Gerüchte, daß im Lager fünf Studenten gehängl wurden, an Au er s per g geschrieben , welcher antwortete, daß davon nichts wahr sey. Der Abgeordnete Sturm berichtet hieraus über sein Schicksal im Lager. Er begab sich aus Steyermark nach Wien, wurde in Wiener Neustadt von dem Inf. Bataillon Baumgartc-n, unter dem Major Augustinct, gefangen genommen. Er wurde sehr brutal behandelt, und auf seine Vorstellungen, er sey Reichstagsabgeordncter, gab ihm dcr Major zur Antwort,: In Wien sey kein Reichs, tag mehr! dort sitzen nur die Mörder Latour's und über diese bluttriefende Partei seyen bereits bieWür-fel gefallen. Nur einem glücklichen Mißverständnisse habe cr es zu verdanken, als wäre er ein slavischer Abgeordneter und wolle mit Iclla<-io sprechen daß er unter Escorte nach Baden geführt wurde. Schuselka verlas die vom Ausschusse entworfene Adresse an den Kaiser und das Manifest an die Völker Oesterreichs. Die Debatte übcr diesen Gegen-stand und die Sitzung selbst mußte aber unterbrochen werden, weil wegen mittlerwciliger Entfernung mch» rcrcr Deputirten das Haus nicht mehr vollzählig war. In der Abcndsilning, an welcher sich ,?U Abgeordnete bethelligten, theilte Abgeordneter Schnei, dcr mit, daß sich die Nationalgarde dcs Städtchens Bielitz den, Reichstage zur Disposition angeboten habe, und auch beryls unter Führung dcS Fürsten S u l. kowski auf dem Wege hierher war, aber in Prerau entwaffnet und arrctirt wurde. Schusclka eröffnet, daß dcr in Stein verhaftet gewesene und vom Mili. tär mit Standrccht bedrohte Nationalgarde Walter in Folge Einleitung dcs Ausschusses srei gegeben wurde. Die neue Adresse an den Kaiser wurde durch den Präsidenten vorgelesen und einstimmig angenommen. Dagegen wird das Manifest an Oesterreichs Völker über Antrag dcs Abgeordneten Um lau st ei-ner nach Gouvernements zusammen gesetzten Eom-Mission zur Revision übergeben. Die Wahlcn werden durch Acclamation bestimmt. In Folge cino,i den Ungarn an den Reichstag gerichtete Adresse in der Kammer vortrug, in welcher auch dieses Begehren nicht gestellt, sondern nur gesagt sey, die Ungarn würden den Iellaöi«'- versolgcn und sich so auf den völ-kerrechtlichen Boden stellen. Da endlich die Ungarn jetzt zu Olmütz in Unterhandlungen stehen, müßte der Allsschuß gegen einen ähnlichen Aufruf sogar pro-testiren. Am l8. Abends röthtte ein fürchterlich schönes Meteor unsere», Horizont. Dcr Himmel hatte das Aussehen, wie grrothetcs Gold. In tiefer Nacht wur. de er dunkelrolhfmrig; man glaubte die ganze Staot stehe in Flammen. Gestern Abend erneuerte sich diese Erscheinung, welche unter dem Volke um so mehr Bedeutung gewinnt, als man ein großes, blu-tige5 Schwert am Himmel gesthcn haben will, und weil sie den Abend dcr Völkerschaft bci Leipzig b^ zeichnete. Nachdem die Posten von Berlin und Paris heute abermals ausgeblieben sind, so vermuthet man, daß an diesen beiden Orten neuerdings Unruhcn Bus-gebrochen scyn dürften. Die französische Gesandtschaft soll auch schon Nachricht erhalten haben, d.,ß Mar. schall Vugeaud an E a v a l g n a c's Stell< trat. (??) Die Vorposten des Fürst W i ndi schgra tz'schen Armeccorps stehen nun gleichfalls hart an den Linien Wiens. Die Haupttruppc wird zwischen Wottersdorf mid Stammcrsdorf ein Lager beziehen. Die Insel Lo-bau wird jetzt auch mit Kanonen besetzt. Ecit gestern ist es eine Unmöglichkeit, aus dcr Stadt zu kommen, ohne ein »Wer da?" dcr Vorposten beantworten zu müssen. Von allen Seiten hat man das alte Wien abgeschlossen und die Einwohner ihrer eigenen Krast und ihrem S/dicksale überlassen. Nachmittags. In unseren Zuständen hat sich seit gestern wenig geändert. Die Leopoldstadt undIä, gcrzrile wird gegen die Truppen dcs Wi n d isch grätz im großartigste!, Maßstabe verbarricadirt und mit Kanonen versehen. Man spricht auch vom Auswerfen deckender Schanzen und will die Dolia»brücke in Biand stecken, welches aber schon des dadurch er. schwertcn Verkehrs wegen um so mehr zu hindern wäre, als dic im Besitze der Insel Lobau besindücken, mit Pontons versehenen Truppen durch Vernichtung dcr Donaudrücken in keinen wesentlichen Nachtheil kämen. In der gestrigen Reichstags-Abendsitzuug zeigte die, mit Redaction des Manifestes an die Völker Oesterreichs betraute Commission an, daß dasselbe noch nicht zu Stande gebracht sey. Die Kammcr > konnte ihr Staunen über eine solche Zeitverschwen. dung nicht unterdrücken. W i e „ Bei den verschiedenen Ministerien und den UN' tergeordnetcn k. k. Behörden und Aemtern haben aus Anlaß dcr jüngsten Ereignisse sich mehrere Beamte von ihrrn Dienstpostcn entfernt, ohne vorschriftsmäßig einen Urlaub erwirkt zu haben. 637 Mio Laa auigehl'n. ^)ie Hoispiitze lilce zu lvohi,er unserer Stcielluark in .'.Ileli Adsll!>l!ngl'n sei- blicke mehr als je nothwendig ist, daß Jeder auf dein ihm anvertrauten Dienstposten alisharre und seine Wicht erfülle, so werden alle jene Beamte, welche sich eigeninächtig von dm, A,ntsortc entfernt h^bcn, so wie auch jene, deren Urlaubszeit bereits abgelaufen ist, alisgefordert, längstens innerhalb drei Tagen zu, rückzukehren und sich über ihre eigenmächtige Entfernung od>r ihre Urlaubs - Uebnsckrritung bei d.n Vorstehern der Behörden oder Aemter, welchen sie ange-hören, standhast zu rechtfertige»,, oder wenn sie auf ihre Dienststellen nicht einrücken könnten, die Hindernissc, die ihrer Rückkehr entgegenstehen, anzuzeigen, widri-gens sie die nachthciligen Folgen sich selbst bcizumeft sen haben wurden. In Folge des Allerhöchsten Patentes vom 2l. März ,818 wird am 2. November d. I., uin 10 Uhr Vormittags, die einhundert und fünf und neun.-zigste Verlosung der älteren Staatsschuld in dem für die Verlosungen l'csti'mnten Locale in, Bancohalise in der Singerstraße vor^enonnnen werden. Die Nachricht, daß die Magyaren kein Heer über die Gränze schicken, bestätigt sich. Wir knüpfen an diesen Umstand keine weitere Betrachtung; wir bemerken nur, daß viele erfahrene Leute, welche in der Politik den Verstand und nicht das Hcrz zu Rathe ziehen, von vornherein bezweifelten, daß dir Magyaren dcu Wienern etwas anderes senden würden, als hochtrabende Phrasen lind bombastische Versprechungen; wir begnügen uns mit der Anführung der nackten Thatsache, daß die Ungarn kein Heer über die Gränze geschickt haben. Im Laufe der letzten Woche wurden bei den öffentlichen Bauten unter der Leitung der k. k. Pro-vinzial-Baudirection noch 4li27 Arbeiter verwendet, und zwar bc! den Bauten in oder nahe bei Wien 38 len, diplomatischen Ausdrücken das ungarische Heer von der Gränze zurück, weil keine legale Behörde e5 nach Oesterreich geladen. Der ungarische Advocat, der beide Noten aus einem Munde dictirte, Mißte aber nur zu gut, daß in Wien gar keine, zu solchem Herbeirufen competent«? Behörde jetzt cristire. Eine zweite Ursache der ernsten Gemüthsrichtung unserer Bevölkerung ergab sich aus dem Umstände, daß ein großer Theil der Vorstadtbewohncr und Arbeiter, müde des unthätigen Zuschaucns, aufgereizt durch die Neckereien des Pöbels, der Hindernisse in der Prouianczusuhr lc., kampflustig die Ossc>'s"'e ergreifen will. Ein seltsames Schauspiel bietet es, daß jener Theil dcrWas-fentragenden, von dem man am ersten Beistimmung zu solchem Schritte hätte erwarten sollen, die acadc, mischen Legionäre, im besonnenen Geiste zur Ruhe und defensiver Haltung auffordert. Nach Berichten vom Stephansthurmc sah man Üestem ein starkes Feuer in der Gegend von InzcrS- Im Auerfpcrg'schen L.igcr ist nach den Berichte, eines dasselbe passirenden Reisenden bereits ein tai serliches Manifest vom «6. October datirt, und vo> Wessen berg contrasignirt, angeschlagen. (Siehe di, heutige Zeitung.) Alis der Höhe des Wiencrbcrges wird sorlwäh rend an den Verschanzungen gearbeitet. Auch sielen dort, so wie in der Gegend am Spitz, in der Nach, und heute Morgen öfter riozelne Kanonenschüsse. Dak Plänkeln vor der Matzleinödorser Linie wiederholt sich hau flg. S t e i c r m n r k. Die »Gratzer Zeitung" von« 20. Oct. bringt aut Eilli u. l«. Oct. folgende Eorrefpondenz: Es ist s^n. derbar, daß oft verständige Männer klare Dinge nicht ganz klar scheu wollen. So ist es Ihrem Eillier Korrespondenten vom l2. d. M. ergangen, welcher die Mission des Gratzer Vertrauensmannes zur Aufbietung dcs Laudsturnns in (Mi nur darum für verunglückt hält, weil man lins keinen Redner gesandt hat. Er ist, wie er behaup. tet, sogar gewiß, daß eine zweite Gelegenheit fruchtbareren Boden siudcn werde, wenn der rechte Ackers-mann mit dem rechten Tamen kommen sollte. Im Interesse der bei uns bisher noch nicht gestörten Ruhe und Ordnung, so wie in Rücksicht für die persönliche Sicherheit solcher Kommissäre oder Emif. fare müssen wir jedoch versichern, daß solcher Samen aus unserem Boden nicht grdriltt, das; wir, reif genug, die Bedeutung der neueren Ereignisse selbst zu wür digen, allen gegentheiligen Einflüsterungen nur den felsenfesten Entschluß entgegensetzen werde», einer Umsturzpartei, welche, den Namen der heiligen Freiheit mißbrauchend, das Vaterland nur einem fürchterlichen Tcrrorismuö Preis gibt, in keinen, Falle hilfreiche Hand zu bieteil, da wir in ihr selbst den gefährlichsten Bundesgenojl'.'!! der Reaction erblicke». Daß die Worte des von ihrem Korrespondenten genannten Hrn. v. Schickh in allen Gemüthern noch immer den lebhaftesten Antlang findcn, beweise Ihnen niclit allein der Umstand, dcisi l'losi zwei aus 'unserer Mitte dem Rufe zum Landsturme gefolgt sind; der wahre Triumph liegt darin, daß sogar Einer dcrsllben, der selbst den Grayer Kommissär mit Wärme und Begeisterung unterstützt hat, bereits zurückgekchlt ist, da er, eben nur für die wahre Freiheit glühend, sich schon aus seincr Reise die Ueberzeugung verschafft hatte, daß es durchaus die gute Sache nicht zu seyn scheine, für welche wir zu Hilfe gerufen worden stnd. Was die Empfänglichkeit des Landvolkes für einen solchen Aufruf betrifft, so mögen Sie dieselbe nach dem Umstände bemessen, daß in mehreren Gegenden schon der Wunsch laut wurde, einen solchen Emissär zu Gesichte zu bc^mmcn, um ihn nach Gebühr zu behandeln. Jene Herren mögen also die Versicherung hin-nehmen, daß hier nur schlechte Geschäfte zu machen wäien, jetzt um so mehr, seitdem man sich mit Krain und namentlich mit Laibach in eine innige Vcrbin-du:.g gesetzt hat, >vo ganz derselbe Geist herrscht, und wo man bcrcils entschlossen war, mit bewaffneter Hand gegen uns aufzutreten, falls wir dein an uns ergangenen Rufe gefolgt wären. Wie Ein Mann steht die ganze slovenische Bevölkerung da, anarchische Wühlereien entschieden von sich zu weisen; sie fürchtet es'nicht, das hohle Gespenst der Reaction; sie baut aus das kaiserliche Wort, und erwartet Treue vou ihren» Kaiser, dem sic selbst mit Treue und Anhänglichkeit ergeben ist. Mögen Eichen und Berge wanken — scst steht die Treue des Slovene,,! Gratz,, den 19. Oct. Heute war seit dem vcr-hängnißvollcn 6. October der erste Tag ohne Volksund Vcreinsvcrsammllmg, u„d ohne auch nur d<> geringste Störung der Ruhe vorübergegangen. Das Eomit<> hält regelmäßig ftine Sitzungen und hat nun eine leichte Aufgabe, für Ausrechthaltung der Ordnung und Ruhe zu sorgen, weil der Biedersinn der Em ner GeseUschaftsschichten solche silbst nls eil, theueres , Gut ausrecht erhält. Nicht Vereine können da in der - Art wirken, wie es eil, Vcrein thut: es ist der Vcr- > ein der Gesammtheit, und diese Gesammtheit wird ? bei lins durch ein Kcrnvolk rcpräsentirt, - Der Verein der Slovenja ist in den Theilen unserer Steier- > mark, den seine Nation belebt, sehr thätig. Es wird , jetzt seine Hauptaufgabe seyn, über die wahren Gründe t der letzten Revolution aufzuklären, und insbesonders > zu belehren, daß die Bewegungen des Iella<-iö > durchaus keinen nationalen Charakter hintcr sich ha-ben. Nichts wäre in diesem Momente für den Erhalt der Monarchie gefährlicher, als eben die Präpo- ! tenz irgend einer Nationalität — sie würde zu dem Bürgerkriege den noch weit blutigeren Kampf der Nationalitäten fügen. Deutsche und Slovene», der Steiermark! wir wolle» in dicsir trüben Zeit der politischen Wirrnisse seyn, was wir durch Jahrhunderte waren: ein eiuigcä und einziges Volk. Die Männer der Revolution aber, welche die Schrecken derselben auch über unsere Heimat zu tragen versuchten, wcrdcn durch die letzten Ereignisse be-lehrt worden seyn, daß Stciermark kcin fruchtbarer Boden für ihre Pläne sey — die gesunde Nerglust unserer Heimat widersteht kräftig den zwei größlen derzeitigen Uebeln Europa's: der Revolution lind der Eholera, Gcjicrn'ichischrs Sustrilland. Die „Gratzer Zeitung" vom l7. Oct meldet aus Görz von, 13. Oct. l8^8, Abends 9 Uhr: So eben kam der Kriegs-Eommissär von Udine an, wcl-cbcr die Nachricht brachte, daß die Veste Osoppo heute sich durch Kapitulation ergeben habe. Sie erhalte freien Abzug mit Kricgsehrcu; die näheren Bedingungen sind noch nicht bekannt. Man weiß uun, daß sie auch U Kanonen, ihre Munition, Mundvorräthe mituchmcn wollten, und zudem noch begehrten, nach Venedig geführt zu'wcrdcn; dies; wurde jedoch verweigert Einige gut angebrachte Naketenfthüsse, auch einige weittragende Bomben mögen die Besatzung überzeugt l>il'sii, daß sie sich jetzt, wo die Veste enge eernirt, das Dorf am Eingänge abgebrannt war, sie daher von dort nicht mehl- Succurs haben konnte, wie es bisher war, durchaus nicht mehr länger halten konnte. Bei der letzten Erstürmung dcs Dorses fand man auch 2 Verwundete von Hrabowskv., welche man als vermißt gehalten hatte. Sie wurden von den Dorfinsassen zwar gut behandelt, allein warum lie-slei, sie dieselben nicht zuin Bataillon? Da sieht man die Gesinnung der österreichischen Unterthanen; sie hielten, wo sie konnten, mit den Piemontesen. Die Udincser, die früher so viel Wesens machten, als der Befehl zur Wassenabliesciung ertheilt war, und von denen man Widerstand erwartete, licsien sich wie Lämmer dazu herbei, als außer den am Schloßberge schon befind, licbcn Kanonen noch einige Mörser mit der Mündung gegen die verdächtigen Häuser gerichtct waren; sie lieferten willig alle Waffen ab, sogar die Schrotte und Kapseln, und sie hatten sehr viele und durchaus schöne Gewehre. Die Ereignisse in Wien verstimmten hier Alle; man schreibt sehr viel, ja Alles dem Reichstage selbst zur Last, da er den, tollen Treiben dcr Republikaner — identisch in Wien mit Anarchisten — ruhig zusah. Es mögen alle Wiener Deputirteu hierher kommen, um die Vorgänge persönlich zu berichten, nie wird man ihnen glauben; hätten sie redlich gehandelt, so I brauchten sie nicht in die Provinzen zu gehen und ihr Verfahren erst zu rechtfertigen. In Padua fand man außer vieler kleiner Ml,, nition hinter den Bibliothekdüchern eines Gelehrten sogar Vombcnkugeln und Waffen in Masse. Gott gebe, daß wir in Wien keine Militärherr-schast erhalten, uud daß sich alles ohne dieses letzte Mittel beruhige. C r a a t i e n. In der „Agramer Zeitung« vom 19. Oct. lesen wir untcr dcr Ausschrist «U nerklär liches« FolMd.es: Hilfe. 678 Wer dättc cs gedacht, daß die verschrienen Slaven Oesterreichs, ,enes Volk, das vom Hosc sowohl, als von allen Deutschen und Magyaren seit Jahrhunderten als Feinde Oesterreichs und der Dynastie Habs-burg betrachtet wurde; daß jenes Volk, welches in den letzten Jahrhunderten nur als ein heimtückisches Thier, das an der Kette schmachtend, mit Sehnsucht der Stunde der Rache harrt, von allen Seiten verdächtigt, welches als Rebell von Natur bezeichnet wurde; daß dieses so schmählich verkannte Volk die rinzigeStütze des kaiserlich königlich konstitutionellen Thrones in Oesterreich werden würde! — Wer hatte cs gewagt, zu behaupten, daß der Kaiser von Oesterreich mehr Liebe und Anhänglichkeit bei den stets als Stiefkinder behandelten Slaven und Romainen, als bei den mit besonderer Vorliebe gepflegten Deut-schen und Magyaren finden weide?—Wer hätte cs je gedacht, daß dcr Kaiser voi, Oesterreich mit seiner hohe n Familie, (ja hohe n ! höre es, ultraradicale republikanische Brut!) —das harmlose deutsche Wien verlassen, und am Ende in einem slawischen Lande Schutz vor den Ausbrüchen eines sanatisirten Pöbels suchen werde? — Das sind scheinbar geringfügige Ergebnisse dcr Zeit; wir betrachten sie aber als eine merkwürdige Fügung des Schicksals; wir sehen eine Kette von großen, unberechenbaren Folgen für die politische Gestaltung des Slaventhuins; wir staunen mit Scheu das wirre Gewebe der ewigen Schicks.»lsverkettungen an, und glauben, ja, wir glauben an einen all» waltenden Gott! V ö h m e n. Prag, 16. October, Mit dein heutigen Nach-mittag/'train worden drei Magy.nen imtcr Militär-Escorte von Olmütz hierher gebracht. Sie sollen als Agitatoren bei der letzthin gemeldeten Flucht der Hu-sarcn-Escadron aus Schlan dethciligt gewesen seyn. Wahrscheinlich geschah diese Hierhcrbcsörderung zur erleichterten Konfrontation derselben bci einem einzuleitenden Prozesse. M ä h r e n. Die Neisc des Kaisers, dcr Kaiserin, des Erzher, zogs Franz (5arl und deiner Söhne durch Mäh-ren war äußerst festlich. Nebst dcr Auswartung aller, Eivil- und Militär-Autoritäten fanden sich überall! die Nationalgardcn und die Landgemeinden mit lautem Jubel ein. Häufig begleiteten berittene Bauern den Zug. Die Brünner Deputation, aus Gliedern des Gemeinde - Ausschusses und dcr Nationalgarde, die dem Kaiser nach Seclowitz entgegen eilte, hielt! folgende Anrede: „Eure Majestät!« „Als Organ der Stadt Bn'inn heißen wir Euerc Majestät auf unserem heimatlichen Boden willkommen." „Die Bevölkerung von Brunn schätzt sich glück' lich, daß Euer Majchät unser Vaterland erwählt haben, um daselbst jene Ruhe und Erholung zu genießen, die Euer Majestät in der Nähe dcr Residenz vermißten." „Wir hegen die Hoffnung, wir hegen die Zuversicht, daß Euer Majestät diese Nuhe und Erholung in unscrcm Hcimatlande finden werden.« Aus diese Anrede antwortete Se. Majestät der Kaiser- „Ich liebe Ihr Vaterland und bin deßhalb hierher glkommcn." Ein Brief Selowitz Orte vom 15. October in dem constitutioncllen Blr. Dampsbootc von Eat taro der Adjutant des Vladica von Montenegro, Hr. Filippo Vucowich, mit noch zwei andern Ossicicren der Ehrcngarde in unserer Stadt an. Heute reisten sie über Gospich, mit einer besondern Mission an den Ban Iella<'-i5 beauftragt, nach dessen Lager ab. Tie Municipal-(5o,igregation in Z.na hat den F. M. 2- Baron von Welden wegen seiner Ernen-nung zum Eivil- und Militärgouverncur von Dal maticn eine Glückwllnschadresse zugesendet. D e u t s ch l a n d. Frankfurt, l4. October. Die Abgeordneten und badischcn Bevollmächtigten bci der EcntralLM'alt, Welcker lind der frühere oldenburg'sche Bundestags--gesandte Mosl<5, sind als Rcichscommissäre nach Wien gesandt worden. Grojjl'ritallnicll und Irland. London, v. 9. Oct. Der erste von den Staats-Prozessen in Clonmel ist beendigt. William Smith O'Brien ist von der Jury des Hochvcrraths schuldig gesprochen, jedoch der königlichen Gnade empsoh» lcn in dcr Hoffnung, daß sein Leben geschont, d. l). oie gesetzliche Todesstrafe in Deportation verwandelt werde. Die Kunde von dieser Verurtheilung soll in Dublin keinen sonderlichen Eindruck gemacht haben, obgleich man dort, dein Berichterstatter des M. »Ehroni clc« zu Folge, O'Briens Freisprechung erwartet hatte. London, 9. October. Die „Times» behauptet jetzt auch, Oesterreich habe die englisch-französische Vermittlung in den italienischen Angelegenheiten definitiv abgelehnt. Der »Standard" will sogar wissen, daß man eine baldige Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zwischen Sardimm und Oesterreich zu erwarten habe, und daß ein Agent des Königs von Sardinien mit den nöthigen Fonos vor wenigen Tagen in England eingetroffen sey, um «00.000 Gewehre, wenn möglich Percussionsgcwehre, zn lausen. Ein Zu» satz des „Standard" selbst ist es wol)! ohne Zweifel, wenn derselbe behauptet, L o rd Pa l mer sto n werde, wenn nicht die volle Zahl der Gtwehre in Biiming-ham zu haben sey, das srhlcnde aus den Towervor» rathen liefern. London, II, Oct. Nacl) Berichten ausElon-mel vom 9. d, hat dcr Gericktslws das Todcsurtheil über S. O'B rien gesprochen. Der Schluß desselben lautet dahin, daß er, als des Hochvrrr.ithes schuldig befun. den, aus einer Schleife zum Richtplatze gebracht und dort am Halse aufgehängt werden solle, bis er todt sey; daß später der Kops vom Rumpsc getrennt und der Körper gevicrt!,eilt weiden solle. Die ticsste Be-wcgrmg in der ^cr!>!nmllin^ solgte der Verkündigung des <^ttafurtl)ciis. Nach einer Pause stürzten mehrere Per,oncn in d>c Schwülen, nm von dem Gesänge-»cn Abschied zu nehmen, der ihnen herzlich die Hand drückte. Er war kalt und gefaßt, scm Benehmen ruhig und männlich. Er verließ seinen Sitz mit festem Schritt und lächelnder Miene, um in das a>,stoßende Wachzimmer gesührt zu weide». Als die Kunde von ocm Todesu»theil in die Straßen gelangte, sammcl, ten sich V0lkshaufcn beim Gerichtsgebäuoe und tiefe Aufregung gab sich kund. Gsmmuschcs Neich. Eonstan tinopel, 27. Scot. Die beiden fran» zösischcn hiesigen Journale beschäftigen sich vicl mit den Angelegenheiten der Donaiisürstenthümer, verbreiten aber' dcßimgeachtet doch sehr wenig Licht über das jetzt dort Vorgehende oder zu Erwartende. Auf ssnad Essen di setzt man große Hoffnung. Suleiman Pascha wurde, wie man versichert, von dort zurückgerufen, weil er zu deutlich merken ließ, was die Pforte eigcutlicl, will. Das »Journal von (Honstantinopel« meldet, die türkischen Truppen unter ocm Befehl Omer Pascha's seyen von Giurgcwo und Galacz weiter vorgerückt und wülden an der wakichi-scben Gränze bci Fokschan sich ausstellen, um zwischen den Russen und Buckelest zu seyn. Nach Briefen aus <>!alacz sollen aber die Russen schon im Anmarscl) aus Buckarcst seyn. — Die Rüstungen Serbiens sol. len gegen den Fürsten Milosch gerichtet seyn. So berichtet wenigstens das „Journal von Eonstantinopel.« Verschiedene,» Nachrichten zu Folge habe Fürst Ml-losch Wien verlassen und sey auf dem Weg nach Serbien, wodin er schon W.'ssen vorausgesandt habe und an dessen Gränze eine Schwär von Freiwilligen ihn erwarte. Man versichert, Fürst Milosch wolle sich zum Fürsten von Serbien, Bosnien und der Herzegowina auswerfen und sich als solcher zum Vasallen der ungarischen Krone erklären. Darum habe dir Pforte den Fürsten Alexander von Serbien ermächtigt, seine Streitkräste zu vermehren und sich für alle Fälle zu rüsten. Griechenland. Atlicn, den 8. October. Da die Kammern ausgesetzt sind, völlige Nuhe im Lande herrscht und die Jahreszeit zu cincm Ausflüge einladet, so durchreisen die Majestäten dcrmals die Insel Euboa, Am Tage seiner Abreise hat der König eine Amnestie erlassen, von der— wie billig — diejenigen ausgenommen sind, welche die im verflossenen Frühjahre ertheilte Amnestie mißbrauchend, aus türkischem Gebiete Scharen von Abentheurcrn zur Verwüstung des griechischen Gebietes hinter sich herzogen und im S^ldr der Opposition die Regierung verdrängten, von ihr abcr auj's Neue vertrieben wurden. Be-