m ömIIme isatholischeMswWMtöchrifl Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2-50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 Pengö, Tschechoslowakei 12 es, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, ____________________________übriges Ausland 2 (Soldmark, Unser Heiliger Vater Pius XI, hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apofto-lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olinütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generale bern. Mt 11 November 1934 XXXVII. Jahrgang Das Sterben. Bon Peter Lippert, S. J. Das sind die zwei verschiedenen, ja entgegengesetzten Aussichten, die sich dem Sterbenden eröffnen: Gott ist noch bei mir, der längst Vertraute, der Altbekannte, der Nachbar meiner Erdenwege, die Urheimat, aus der ich kam. Er ist noch bei mir und geht mit mir, so weit ich gehe. Und die andere Aussicht: Nur Gott wird noch da sein, der Rätselhafte, der Unbekannte, der ewig Unbegreifliche und Geheimnisvolle, der ewige Fremdling, der allgewaltige und erschreckend große Gott, und ihm allein bin ich preisgegeben. Aber wie entgegengesetzt auch diese beiden Ausblicke sich darstellen, es ist doch ein und dasselbe, was sie zeigen: das eine ungeheure Gebirge Gottes, das in zahllos verschiedenen Sichten sich uns darbietet. Eine einzige, allumfassende, alles umschließende Sicht auf dieses Gebirge gewinnen wir nur aus der Höhe, zu der wir uns - aufschwingen im kühnen Vertrauen: ich will zu diesem Gott gehen, sei es nun der ferne oder der nahe Gott, der mit mir kommende, mich begleitende oder der wie ein drohendes Schicksal auf mich zuschreitende Gott, der vertraute oder der furchtbare Gott. Ich will mich ihm vertrauen, ich will sein werden. Nun sehen wir auch schon die einzige Möglichkeit, die es gibt, das Abenteuer des Sterbens recht zu bestehen: aus dem ge- waltigen Schicksal, das da über den Menschen kommt, eine freie und große und starke Tat zu machen, eine eigene Entscheidung, ein Werk, größer als alles, was der Mensch sonst in seinem Leben tun konnte, sein eigentliches Lebenswerk. Die Größe der Stunde, die Einzigartigkeit der Lage, die Monumentalität des Geschehens fordert und ermöglicht auch eine einzigartige, eine wahrhaft monumentale Tat: sich frei und vertrauend und liebend mit einem ganz großen Entschluß in Gott hineinzubegeben, das Alleinsein mit Gott zu erwählen nicht als letzten Ausweg, sondern als letzte Erfüllung, wie eine 'Heimat, in die man endlich einkehren kann. Das heißt sterben in der einzig würdigen, schönen und rechten Weise, die dem Sterben seinen letzten Sinn gibt: sich in Gott hineinfallen lassen, sich und alles, was man ist und was man hat und mitbringt und zurückläßt, alles, was man im Leben gearbeitet und erarbeitet, geliebt und umfangen hat, alles, was zu unserer Seele gehört, als wäre es ein Stück von ihr. Das ganze in unserem Leben und unserer Persönlichkeit angesammelte Sein in Gott münden zu lassen mit einem tiefbrausenden, mit einem aufatmenden, mit einem hinsinkenden Vertrauen. Hier ist eine ganz einzigartige, nie mehr wiederkehrende Gelegenheit geboten: Gott ein Vertrauen von unvergleichlicher Größe und Vollständigkeit zu beweisen, aus der Preisgegebenheit an ihn eine Hingegebenheit an ihn zu machen, aus seiner Übermacht über uns eine zutrauliche Geborgenheit bei ihm, in seiner Einzigkeit seine allumfassende Liebenswürdigkeit zu sehen und endlich mit ganzem Herzen und restloser Aufrichtigkeit zu sagen: Mein Gott und mein Alles! Da wäre jede Furcht und jedes Zagen schon eine Minderung dieses kostbarsten aller Geschenke, das wir Gott darbringen können, jede Weigerung, in dieses Dunkel hineinzugehen, wäre schon ein teilweises Verpassen einer nie mehr wiederkehrenden Gelegenheit zu einer freiwilligen Tat, zu der wir in den Gedanken Gottes seit Ewigkeiten gerufen und vorbereitet wurden. Wer in solcher Weise in Gott hineinfallen möchte oder vielmehr Gott das unbeirrbare und unüberbietbare Vertrauen beweisen möchte, daß er sich in seinen Ab- grund zu stürzen wagt, der muß eigentlich dem Sterben entgegensehen wie einer Stunde, für die er einzig gelebt hat, auf die man eine Ewigkeit lang warten müßte, wenn so langes Warten möglich wäre. Da wäre es sinnlos, an dem Warten zu hängen und das Warten verlängern zu wollen, wenn es schließlich einmal zu Ende gehen will. Freilich, es gibt schon Gründe, an diesem wartenden Leben zu hängen: wenn es noch für andere Geschöpfe eine Hilfe, eine Stütze, ein Trost ist oder wenn es in irgendeiner Form noch den Strom, der in Gott münden soll, vertiefen, verbreitern, aufsammeln und anschwellen lassen kann zu einem majestätischen Wasser. Ja, man kann schon deshalb an diesem Leben hängen, weil es üoch im Grunde unermeßlich reich, hell, licht und süß sein oder werden kann. Das muß man wohl zugestehen, wenn man den einzigartigen Akt des Sterbens, des gottgeweihten Sterbens recht würdigen will. Das Leben ist farbig, froh und reich, während das Hineingehen in Gott, wie wir es im Sterben wagen, wie das Hineingehen in ein leeres, finsteres Nichts uns erscheint. Aber da entscheidet es sich, wer von seinem Gott wahrhaft groß denkt und wer seine Liebe zu Gott wahrhaft ernst nimmt, so groß und so ernst, daß die Seele es über sich gewinnt, frei, kühn, liebeskühn und liebend frei hineinzuschreiten in das finstere Nichts, wohl wissend, daß sie sich kühn vertrauend in die starken Arme dessen wirft, der alle Macht und alles Recht allein besitzt, vor dem es nie mehr ein Entrinnen geben wird, der aber so unzweifelhaft gut ist, daß man ihm für die Ewigkeit sich anvertrauen kann. Da entscheidet es sich, ob ein Mensch Glauben hat oder nicht. Da wirft er tatsächlich alles hin, was er besitzt, um etwas zu gewinnen, was er noch in keiner Weise sehen kann, was noch gew nicht da zu sein fcfjemt. Er geht in das Nichts hinein und hinter sich läßt er alles. Aber er tut es, weil er dem Niegesehenen, dem immerfort Verhüllten, dem allezeit Schweigenden so vertraut, daß kein unvertrauender Rest mehr bleibt, weil er ihm tatsächlich bis an die Grenze des Nichts vertraut. Es ist das letzte und entscheidende Vabanquespiel, wie es nur einem Liebenden und zwischen Liebenden möglich ist: ich weiß nicht, was Gott mit mir machen wird, aber ich lasse ihn alles machen, was er auch zu tun gedenkt. Mein kommendes Schicksal ist dunkel und unbegreiflich, aber ich ergreife es und ziehe es in mich hinein, in mein Herz hinein. Ich zittere vor Gott, aber so, wie die Sehnsucht unmittelbar vor ihrer Erfüllung zittert. Dieses Vabangue-spiel hat eine einzig dastehende Eigenart: je kühner, je verschwenderischer es gespielt wird, um so sicherer und vollständiger wird es gewonnen. Das Sterben ist einzig und allein eine Sache des Mutes, des Großmutes, des Liebesmutes. Wer sterbend seine Sicherheit in Gott hineinzuwerfen den Mut hat, der wird Gottes Sicherheit selbst gewinnen.* * Aus betn weben erschienenen Buche: ..Abenteuer des Lebens" von Peter Lippert. 8. J. 8°. 192 Seiten Text und 1 Titelbild in Kupfertiefdruck. Broschiert Mk. 3.80, Schweiz. ?5r. 4.75. Halbleder M!. 5.20, 5u\ 6.50. Verlag „Ars sacra" Josef Müller. München 13. gsriedrich-ftnrfoe 18. Am Weißen Fluß. Eröffnung einer neuen Missionsstation. Zu Beginn dieses Jahres gelang es unseren Missionären am White River (Weißen Fluß), nahe der Grenze des Swa-zilandes, eine neue Missionsstation zu eröffnen. Eine protestantische Sekte, die sich daselbst niedergelassen hatte, erkannte die Aussichtslosigkeit ihrer missionarischen Unternehmungen und verkaufte den Platz an die Apostolische Präfektur' Lydenburg. Am 25. Jänner, dem Feste der Bekehrung beg Völkerapostels Paulus, ergriffen die Missionäre von betn Posten Besitz und richteten eine Schule ein, die rasch dreißig Kinder zählte. Uber die ersten Monate der Missionstätigkeit äußert sich P. Franz Tremmel in einem Briefe folgendermaßen: „ • • • Hier bietet sich uns ein reiches Arbeitsfeld. Vor Beginn der Schulferien veranstalteten wir eine Feier mit sportlichen und gesanglichen Darbietungen sowie einer kleinen Ausstellung der Handarbeiten. Die umwohnende Bevölkerung nahm an der Festlichkeit regsten Anteil und geizte nicht mit ihrem Lobe. Die Kinder wurden mit Kleidchen beschenkt, die wir von der Petrus-Claver-Sodalität erhalten hatten. Ein Ziegenbock mußte den Festbraten abgeben. Kleidungsstücke werden hier sehr hoch geschätzt, denn es herrscht hieran großer Mangel. Viele Schwarze gehen fast nackt einher. Die Kinder besuchen mit bewundernswertem Eifer den Unterricht, obschon manche ein bis zwei Stunden von uns entfernt wohnen. Die Sepedi-Sprache hört man hier selten. Die Leute reden fast alle Swazi. Auch die wenigen Ba Pulani, die einen dem Sepedi ähnlichen Dialekt sprechen, verstehen die Swazisprache hinreichend, besonders die Männer. Im übrigen steckt das Volk noch tief im Heidentum. Das Gebot der Einehe wird häufig übertreten. Am meisten beschäftigen sich die Schwarzen mit der Viehzucht. Wir haben mit der Erstellung der notwendigen Gebäude begonnen. Unser Versuch, Trockenziegel herzustellen, ist gut gelungen. Für die Fundamente verwenden wir Quarzsteine. Die beiden Brüder müssen schwer arbeiten. Für die Erziehung und den Unterricht der Mädchen wären Schwestern sehr nötig. Mit genügend Personal und Mitteln läßt sich hier sicher eine schöne Seelenernte gewinnen. Abgesehen von den unvermeidlichen Ansangs-schwierigkeiten dürfen wir mit den bisherigen Erfolgen zufrieden sein ..." Statue des Kardinals van Rossum in Herzogen-busch. — Am 24. Juni wurde in Herzogenbusch lHolland) eine Statue des Kardinals van Rossum, des verstorbenen Propagandapräfekten, enthüllt. Das Denkmal steht auf öffentlichem Platz, der nach dem Kardinal benannt ist, in der Nähe des Redemptoristenklosters. Der Heilige Vater war bei der Feier durch Erzbischof Schioppa, den Jnternuntius im Haag, vertreten, (gibes.) Der Geist Gottes weht, wo er will. (Schluß.) Von Anna Kayser. Als die Priorin nach einer Stunde zu-ritcffam, hatte er sich bereits gefaßt. Sie fragte, was er nun tun wolle. „Ich denke, das weißt du schon. Es ist schön, im Abendrot Frieden zu machen. Ich habe ja auch an meine Brust zu klopfen. Eine Nachtigall läßt sich nicht ungestraft einsperren, sie wird krank. Das muß ich Hermine noch sagen. Aber ich bin ein alter Manu. Die Reise — „Zu ihr kannst du nicht. Aber sie wird sich erholen, wenn sie mit Gott und Menschen im Frieden ist, und wird zu dir kommen können. Schreib ihr gute Grüße, auch von mir, und sie wäre mir als Schwester jederzeit wieder willkommen." Linther schrieb noch am selben Tage nach Lugano: „Hermine! Dein Brief hat die letzte Wolke von meinem Lebensabend genommen. Nun können wir im Frieden unser Nachtgebet sprechen. Gott ist gut. Er schlägt, aber er heilt auch wieder. Vergeben habe ich Dir schon lange. Tu Du es auch mir. Daß es so kam, ist nicht nur Deine Schuld. Ich habe Deiner besondern Art nicht genug Rechnring getragen. Ich habe Dich in meinem Heim hungern lassen nach Sonne und Freude und Liedern. Ich wußte damals noch nicht, daß eine Blume sich im Schatten nicht entfalten kann. Als ich es erkannte, war es zu spät. Und da war ich auch zil stolz und zu tief verwundet, um Dich zurückzuerobern. Ich wollte meine einsamen Forschungen auch nicht aufgeben. Wann wird ein Manu je eine Frau in ihrem Tiefsten, Eigensten ganz verstehen? Vielleicht hätten wir damals mit beiderseitigem gutem Willen eine Brücke zustande gebracht, aber der eine mutete dem andern den ersten Spatenstich zu, und statt der Brücke wurde die Kluft tiefer. Wir wollen nicht mehr rechten. Der Herrgott ist trotz allem immer noch auf unserm Wege gewesen. Je kleiner wir uns vor ihm machen, um so tiefer wird er sich zu uns neigen. Ich bin nun alt, Hermine. Wäre ich es nicht, noch heute holte ich Dich heim zu mir und unsern Kindern. Aber ich vertraue, daß es Dir täglich besser gehen wird und daß Du dann den Weg findest. Wie der gute Gott uns in unsern Kindern gesegnet hat, weißt Du wohl. Auch Mechthildis schickt Dir schwesterliche Grüße und gute Wünsche für Deine Heimkehr. Schreibe früh genug, wann wir Dich erwarten dürfen ..." * Helena trug bereits den schwarzen Pro-seßschleier. Ihre Sehnsucht ging zu den fernen Erntefeldern, in denen die Schnitter fehlten. Ludwig band dort bereits seine Garben. Eher als sie erhofft, erging der Ruf auch an sie. In der nordbrasilianischen Mission war eine ältere Schwester vom Fieber hingerafft worden. Es fehlte an Ersatz, und so mußte Schwester Brigitta einspringen. Am Tage vor der Abschiedsfeier wurde ' in der Kapelle ein neues, lebensgroßes Bild aufgestellt. Ein Künstler, der im nahen Missionskloster seit einigen Monaten zu Gast war, hatte es gemalt. Jesu Abschied von seiner Mutter in Bethanien. Der Missionar, der die Abschiedspredigt hielt, wies die Eltern der scheidenden Mis-sionarinnen auf den Heldenmut und die Opferstärke hin, womit jene Mutter ihren geliebten Sohn zum Heile der Menschenseelen an sein großes Werk gegeben hatte. An diesem ungeheuren Opfer werde jeder andere Verzicht gering. „Ich habe euch vor der Welt auserwählt, daß ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe." Er wußte, in dieser Stunde war keiner unter den Anwesenden, der nicht mutig mit dem großen Seelenfischer Paulus Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Gefahr und Verfolgung und das Leben gewagt hätte für die Seelen der Unerlösten in dunklen Für Schwester Brigitta sollte dieser Tag ein doppeltes Erlebnis bedeuten. Es waren seit der Versöhnung ihrer El- tern bereits zwei Jahre hingegangen, und immer noch war ibie Mutter nicht heimgekehrt. Die großmütige Verzeihung ihres Mannes war Erlösung für sie gewesen. Aber zu ihm zurückkehren, schien ihr undenkbar. Solche Hochherzigkeit hatte sie nicht erwartet von dem Manne, bent sie sein Leben zerstört, dessen Kinder sie heimatlos gemacht hatte. Sie schrieb, sie würde in seiner Nähe ihr verlorenes Leben doppelt hart empfinden und für seinen Feierabend nur eine große Last bedeuten. Linther bat und drängte, ihre törichten Befürchtungen zu üblerwinden; Schwester Mechthildis stellte ihr vor, wie Gerhard sich gräme; Schwester Brigitta und P. Ludwig beschworen sie liebevoll, heimzukommen; sie toar bis jetzt unbeirrbar fest .geMieben. Sie verdiene soviel Güte nicht und sie wolle ihre selbstgewählte Sühne zu Ende führen. Sie sei auch nicht wert, solchen Kindern Mutter zu sein. Nun endlich hatte die Nachricht von Helenas Scheiden sie umgestimmt. Brigitta saß mit ihrem Vater im Klostergarten in einer abgelegenen Grotte. Sie standen im Banne einer fieberhaften Erwartung, wie Menschen vor dem Schlußakt eines großen Dramas. 28ie zu Zeiten, wenn Schicksal oder Vorsehung ihre Fäden über Menschen spinnen oder entwirren, sprachen sie wenig. Da rief rine Novizin Schwester Brigitta ins Sprechzimmer. Linther riet ihr lächelnd, mit der kostbaren Zeit zu knausern, er hätte sich nie in seinem Leben so als Egoist gefühlt als gerade jetzt. Ein Fremder .erto-art-ete Schwester Brigitta im Sprechzimmer. Hoch. und ernst stand er am Fenster. Als die Tür aufging, wandte er sich langsam um und kam .auf sie zu und sagte dunkel: „Gott zum 'Gruß, Elena Gorlitta." Sie ließ beide Hände unterm Skapulier und sah ihn an — und sagte fremd: „Ich weiß wirklich nicht —." „Elena, du kennst deinen Bruder nicht mehr?" „Bruder? Arno? Mein Gott!" „Wirklich und wesentlich, dein Bruder Arno." „Der geheimnisvolle Klostergast, — der das Bild gemalt hat?" Der erste Priester West-Kongos. — Mehr als 30.000 Eingeborene, viele Kolonmlbehördon und SO Missionäre hatten sich am 1. Juli zur Weihe des Paters Karl Vuya, des ersten einheimischen Priesters vom West-Kongo, in Luluabourg ein-gefunden. Die bewaffnete Macht war mit einer Kompanie von 200 Mann vertreten. Der Primiziant brachte 17 Jahre in den Missionsschulen und im Seminar zu und ist der erste Priester, der aus dem Kabwe-Seminar kommt, wo noch 30 weitere Kandidaten sind, die in den nächsten Jahren die Weihe empfangen werden. Die Missionäre von Scheut, die Pater Bupa erzogen, unterhalten 1800 Schulen in ihrer Kongo-Mis-sion und betreuen eine katholische Bevölkerung von 190.000 Seelen. (Fides.) „Ja, der das Bild gemalt hat." Erst als er sie in ihrem rastlosen Statinen auslachte, erkannte sie ihn wieder. Das war noch dasselbe schmale, bräunliche Gesicht und die braunen Augen. Aber welch eine Welt von Ernst und Kampf und Stille hatten sie seitdem in sich aufgenommen. „Weißt du es noch, Elena, — oder Brigitta, — wie du mich. vor dem Bilde der Sünde anflehtest, meine Seele nicht zu verkaufen? Und daß ich dir versprach, später einmal ein anderes zu malen? Es war ein billiges Vertrösten. Ich. hätte nie an die Vanianen-Quelle. — Im Distrikt von Kibati im Norden des Kivu-Sees in Belgisch-Kongo, wo es keine Flüsse gibt und Trinkwasser recht selten ist, stillen die Eingeborenen ihren Durst durch Aufschlitzen von Rindenstreifen und Blättern des Bananenbaumes, denen sie eine ziemliche Menge Wasser zu entziehen wissen. Immerhin hat dieser Trunk seine Nachteile, er ruft nämlich mit der Zeit Kropf hervor. (Fides.) Einlösung gedacht, wenn du mich nicht so taubenfromm und schlangenklug überlistet hättest. Du hattest recht, die Hölle hatte Pate gestanden zu der Idee. Gott hat es nicht geduldet, baj) ich sie mit meiner (£totg= feit bezahlte. Das Kreuz stand auf gegen den Dämon. Als ich es damals wie ein gespenstisches Geheimnis vor mir sah, da fühlte ich sein Gericht über mir. Ich war ja immer noch guten Willens gewesen und ich hatte meine Seele in Ketten schlagen müssen, während ich die Göttin mit ihren sieben Menschheitslastern malte. Ich weiß es jetzt, die Dämonen, die mir den Pinsel führten, hätten mich nicht mehr losgelassen. Der Anblick des sterbenden Weltheilands riß in einem Augenblicke den Wahn von meiner Seele. Ich wand mich wie ein Wurm vor ihm. Ich floh vor ihm, zuerst aus einer Heimatlosigkeit in die andere. Aber er hat mich überallhin verfolgt. Auch der Teufel folgte mir. Aber endlich hat der Gekreuzigte gesiegt." „Arno, jetzt weiß ich, warum das neue Bild mich so seltsam ergriff, als sei es mir irgendwie verwandt." „Und dieses willst du mir nicht verbrennen?" scherzte er ernst. „O, ich müßte dann ein besseres dafür malen, und das kann ich arme Klosterfrau nicht. Bist du mir sehr böse gewesen damals?" „Hätte ich gleich an dich gedacht, viel- leicht hätte es mich nicht so furchtbar hingeworfen. Ich fühlte mich von den Schauern einer unwirklichen Gewalt überwunden. Noch nach Wochen lebte ich wie in dnem spukhaften Bann. Ich begann an die Dinge zwischen Himmel und Erde zu glauben, von denen unsere Schulweisheit nicht träumt. Als mir dann eine scheue Ahnung kam, wie das „Wunder" zustande gekommen sein möchte, suchte ich dich, aber ich fand keine Spur mehr von dir. Auch Mutter und Dorotie waren verschwunden." „Du weißt doch, daß Dorotie gestorben ist?" „Ja. Auch mit ihr hat der Herrgott es gut gemeint. Sie war so unrastig und freudlos. Wie Achim Morten wäre ich damals mit Wonne an demselben fernen Strande gelandet, hätte ich den Mut dazu gehabt. Aber Mutter ist durch Doroties Tod noch einsamer geworden. Und nun darf ich dir keine Zeit mehr rauben. Bald ist es zwei Uhr." ,,£>, du weißt auch —?" Er machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Eigentlich darf ich es ja nicht verraten, ich habe die letzten Steine, über die Mutter immer noch stolperte, weggeräumt. Gestern morgen kamen wir hier an. Ich habe ihre Teilnahme an der Abschiedsfeier nicht geduldet; es hätte sie zu sehr erschüttert. Nun muß ich gehen. Sie wartet. Empfiehl mich einstweilen deinem Vater." — Klein-Afrika in Frack und Zylinder. Zwei Schläge hallten vom Turme, da hielt ein Wagen am Klostertore. Eine verschleierte Dame stieg aus, sorglich von einem jungen Manne -gestützt. — Und dann standen sich im Sprechzimmer zwei Menschen gegenüber, die Schicksal und Schuld ein halbes Leben lang getrennt hatte. Hermine wollte vor dem weißhaarigen, gebeugten Manne niedersinken, aber er zog die weinende Frau empor und sagte leise und gütig: „Hermine, nun bist du wieder daheim." Ein unsägliches Erbarmen zerbrach ihm die Stimme. War bi-efe Frau, mit dem gelbgrauen, verheerten Gesicht das frische Waldkind von -einst, die junge Frau, b-ie blühende Mutter seiner Kinder? Nur die großen, dunklen, einst so durstigen Augen erkannte er wieder. Konnten Zeit und Leid ein Menschenantlitz so durchfurchen? Was er auch an Gram un-b Vereinsamung gelitten hatte, er wußte in diesem Augenblicke, sie h-atte noch härter gelitten als er. Er saß neben -ihr und redete gu ihr wie zu einem kranken Kinde. Aber sie sprach kein Wort, sie sah ihn auch nicht -an, sie weinte nur. Da fühlte sie -einen weichen Arm um ihre Schulter. „Mutter!" Wie -eine Erscheinung aus einer andern Welt sah sie eine junge Nonne im schwarzen Schleier vor sich stehen. „Elena — das bist du? Und du kommst zu mir?" „Wir sind glücklich, daß du zu uns gekommen bist, Mutter." „O Gott!" Sie drückte Brigittas und Linth-ers Hand: „Ich -d-achte, nur der Herrgott könne so gut sein." Es war-, -als klänge eine innige Weise aus einem früh versunkenen Paradies über die -drei Menschen hin. Vielleicht war -es -der Nachhall -eines Lied-es, das ein frohes Waldkind -einstmals nicht zu Ende -gesungen. Das Kloster-glvckchen rief zur Komplet. Linther faltete die Hände: „Hermine, wollen wir unser Abendgebet sprechen?" Jesus in den Armen Seelen? Oh, es ist so schön, Jesus in den Armen Seelen zu sehen — als den Erlöser. Ich * Aus dem soeben erschienenen Büchlein: „Das Geheimnis des Fegfeuers". 16°. 128 Seiten Text und 1 Titelbild in Kupfertiefdruck. In Leinen RM. 2.15. Verlag „Ars sacra" Josef Müller, München 13. sehe diese Seelen an allen eigenen Fähigkeiten gebunden, ohne -eigene Macht; was sie tun, das muß ihnen Jesus tun. Wenn sich -die Armen Seelen melden dürfen durch irgendein Zeichen, so ist das für sie eine große Gnade und schon ein großer Fortschritt; dann sind sie schon aus der größten Dunkelheit heraus und näher dem Lichte, und dann nehmen sie schon viel mehr und immer mehr Jesus in sich auf. Und so ist es wiederum Jesus, der sich in den Armen Seelen meldet, der für sie bittet, der ihre Wünsche zu den Menschen trägt und zu den seinigen macht. So ist es Jesus, der ums Gebet bittet; Jesus, der klagt; denn er will in seiner barmherzigen Liebe ganz für -die Armen Seelen leben. Jesus tut sie pflegen — und tut ihnen alles besorgen. Oh, ich kann es nicht beschreiben, wie wunderbar schön diese Herablassung Gottes aus diesen Seelen leuchtet — und von dieser Güte ergriffen, werden sie zu immer vollkommenerer Reue und Selbsterkenntnis erweckt. Dadurch wird das böse Ich ausgebrannt — und macht Jesus Platz. Und so wird die Arme Seele immer schöner, je mehr sie ihr eigenes Ich sterben läßt. — Wie schön werden allmählich diese ewigen Lichtlein, die sich im £)I der barmherzigen Liebe verzehren. Wenn eine Arme Seele aus dem Fegfeuer mit mir sprechen darf, dann ist es wiederum Jesus, der die Sprache spricht. — „Er ist Dolmetsch im Fegfeuer." Ich fühle und höre es dann so deutlich, daß Jesus aus der Armen Seele spricht. Jedes Wort ist Jesus . . . Und warum das? — Ja, die Seelen haben halt -doch ihre Fehler mitgenommen — sonst wären sie nicht im Fegfeuer. Und würde nicht Jesus ganz allein ihre Wünsche besorgen, so könnte -doch manche Eigenliebe dort noch fortdauern — wie manches Böse würde sich noch regen. Auch die Worte d-er Armen Seelen würden ja nicht ganz himmelsrein, wenn sie selbst sprechen könnten. Darum sind sie aller eigenen Macht beraubt und gebunden, und was sie wirklich Gutes tun — tut ihnen Gott. Das ist das Geheimnis, daß man -dort gut sein darf und den lieben Heiland nicht mehr beleidigen kann. Nur noch Gott allein darf leben, nur Gott allein besorgt d-as Wünschen und Bitten der Armen Seelen. Wenn diese Seelen für uns beten, so ist es Jesus, der in ihnen betet. Wenn wir die Armen Seelen bitten — so ist es Jesus, der uns erhört und hilft. Und wenn wir für die Armen Seelen beten, so dürfen sie uns dankbar sein und auch für uns beten. Aber wiederum ist's Jesus, der in ihnen dankbar ist und der ihre Liebe zu den Lieben besorgt und die Verbindung zwischen den Menschen und dem Fegfeuer ist. Er ist's, der uns aus den Armen Seelen segnet und hilft, wenn wir für sie beten. Ich weiß, daß ich mich sehr unbeholfen ausdrücke über dieses Geheimnis. Aber ich schreibe es, so gut ich kann. So schaue ich das Geheimnis des Fegfeuers, aber es ist unbeschreiblich, wie wunderbar sich hier die Größe und Herablassung der Güte Gottes offenbart. — Darum sind auch -alle Armen Seelen so ergriffen von der Güte Gottes. Er tut ihnen ja so viele Dienste und ist immer mit ihnen und läßt keine ganz ohne Trost. Die Armen Seelen müssen auch lernen dankbar werden. Gerade die Undankbarkeit gegen Gott müssen sie büßen — durch die Reue. Jetzt, da sie so froh um Jesus sind, müssen sie einsehen, wie sie ihn vergessen und auf die Seite gestellt haben — wie sie im Leben alles allein zu machen glaubten und machen wollten. Hätten sie ihre Armseligkeit erkannt und wären sie nicht blind gewesen an sich selbst — wie hätten sie im Leben schon den lieben Gott gebraucht, und wie wären sie dankbar gewesen um ihn! Und damit sie diese Verfehlung erkennen und bereuen — lehrt Jesus die Armen Seelen froh sein um ihn! Darum müssen viele Seelen viel, viel leiden, wenn sie noch ganz im eigenen Ich leben. So müssen sie lernen, um Jesus froh zu sein, und -darum müssen sie auf Jesus allein g-anz angewiesen sein und dürfen selbst keine Macht haben. Oh, ich sehe im Fegseuer die Undankbaren zur Dankbarkeit sich umwandeln. Wie jammern sie da über all die Verluste, aber wie sind sie froh, -das verlorene Leben nochmals leben zu dürfen. Ja, es ist eine große Barmherzigkeit Gottes, daß es sogar nach dem Tode noch einen Ort gibt zum Gutmachen. Der letzte Seufzer. Von Oswald Strehlen. Da lag nun Hellmut Berger in bem Spital der fremden Stadt und wußte, daß er es lebend nicht mehr verlassen würde. Das tückische Leiden, dem er seit seiner Bühnenerfolge zu wenig Beachtung geschenkt, hatte sich zu einer todbringenden Krankheit entwickelt und die letzte Operation ihm ben Rest seines Lebensmutes genommen. Verklungen war mit einemmal das rauschende Fest seiner Theaterlaufbahn, seine Beliebtheit und Größe; was blieb, war ein müder Mann, der voll Wehmut an seine verlassene Familie zurückdachte, die er seinem Ruhme bedenkenlos geopfert hatte. Ja, er glaubte, es seiner Kunst schuldig zu sein, alles häusliche Unbehagen seinem Selbst zu opfern, und die monatlichen Zuschüsse, die er an seine Frau absandte, waren die einzigen Beweise seines Pflichtbewußtseins. Dann erhielt er einmal den Betrag zurück. „Adressatin verstorben", stand auf dem Abschnitt. Das war alles. Ob sein Söhnchen noch lebte, wußte er nicht. Aber an diesem Abend hatte er eine neue Rolle zu spielen. „Der letzte Seufzer" hieß das Stück und sein Erfolg war beispiellos. Er mußte einen Sterbenden darstellen, der sein ganzes Leben lang fern von Gott, in der letzten Stunde dennoch heimfindet. In dem Abschiedsworte nun, das ihm der Tod schon auf die Lippen drückte, lag jedoch ein solch tiefreligiöses Bekenntnis, daß das Publikum zu Tränen gerührt wurde. Vielleicht hatte ein kleines Gedenken an seine nun in der Ewigkeit weilende Frau ihn zu. dem großen Können und wunderbaren Gelingen angeeifert. Sentimentale Rollen waren doch sonst nicht seine Starke gewesen. Aber die herrlichen Kritiken, die diesem Abende folgten,, schnellten seinen, schon im Untergehen begriffenen Stern noch einmal in die Höhe. 58or' fünf Jahren war er noch einmal erklärter Bühnenliebling, und heute-. . .? Die Pflegerin war hereingekommen, maß das Fieber, wechselte den Verband, fragte ihn, ob er etwas dagegen hätte, den Spitalsgeistlichen zu sehen. Nein, er hatte nichts dagegen. — Dann -lag er wieder ganz apathisch, wollte nichts mehr wissen als ausgelöscht zu sein, nicht mehr denken müssen, aber da ging ja wieder die Tür. Wahrscheinlich war er nun allein und die Schwester gegangen. Aber gleich darauf hörte er eine sanfte Stimme: „Haben Sie große Schmerzen, mein Kind?!" Volksfeind von einem Missionär unschädlich gemacht. — Ein junger Leopard, der Semmel und Kälber zerrn; und schließlich sogar Kinder tötete, war seit einiger Zeit der Schrecken der Gegend von Bera in Abessinien geworden. Ein Kapuzinerpater verwundete ihn mit einem guten Schuß tödlich. Die mit Lanzen und alten Schießprügeln bewaffnete Begleitung bringt das Raubtier im Triumph ins Dorf. (Fides.) - v( .. /för| r Ach, tote lange war es doch her, seit jemand in solchem Ton zn ihm gesprochen hatte. Wer kann auch für ihn, den Alten, noch solche Worte haben?! i Er blickt verwundert auf und sieht einen jungen Franziskaner an seinem Bette stehen, dessen große, dunkle Augen mitleidige in sein Gesicht blicken; Augen, die ihn vor vielen Jahren einst aus dem Spiegel täglich ansahen, Augen, die er kennen müßte.. aber er hat ja Fieber, die Schwester hat es erst konstatiert. „Steht es so schlecht mit mir?" fragt er deshalb nur zurück. „Ach nein, Sie dürfen nicht erschrecken", erwidert der Priester sanft. „Ich gehe jeden Tag von Bett zu Bett, das hat gar nichts zu bedeuten!" Da ist Hellmut Berger wieder beruhigt. „Wie kommen Sie aber dazu, mich ,Kind' zu nennen, da ich vielleicht das Doppelte an Jahren zahle wie Sie?" fragte er weiter. „Für mich sind alle Kinder, seit ich Pater bin!" ist die schlichte Antwort. Das klingt so, daß der Schauspieler keine Angst mehr hat. „So nehmen Sie denn Platz bei mir, aber ich bin ein großer Sünder!" Der Mönch tut, wie der Kranke wünscht, stützt Len Kopf in die Hand und wartet. „Doch vorerst sagen Sie mir noch, wieso es Ihr Baker erlauben konnte, daß Sie die Kutte nahmen, gerade Sie . . ." Der Franziskaner schlägt den Blick zu Boden. „Ich habe meinen Vater nie gekannt!" sagt er leise. „Also Waisenkind . . .?" forscht der Schauspieler weiter. „Mütterlicherseits gewiß, aber mein Vater dürfte noch unter den Lebeüden weilen, er verließ uns, als ich zwei Jahre alt war. Meine Mutter hat es mir erzählt und darauf beteten wir gemeinsam für ihn um eine gute Todesstunde. In diesem Sinne wuchs ich auch auf, Und aus dem Wunsche heraus, meinem fernen Vater in irgend ettoaS nützlich sein zu dürfen, wurde ich Ordensmann ..." Hellmut Berger hatte sich mühsam aufgerichtet, starrte noch einmal dem Mönche ins Gesicht. „Ihr Name, Hochwürden?!" flüsterte er erregt. „Anton Berger!" erwiderte der Priester. „Ihre Mutter starb vor fünf Jahren, stimmt das auch?" fragte der Kranke weiter. „Woher wissen Sie das?" Der junge Ordensmann war bleich geworden. „Weil ich, weil ich dein Vater bin", stöhnte der Schauspieler schwer. „Vater, mein Vater!" schluchzte der Franziskaner, „wenn du wüßtest, wie ich mich nach, dir gesehnt habe alle Tage meines Lebens, wie ich meinen hl. Namenspatron angefleht habe, dich finden zu dürfen, lieber, lieber Vater!" Hellmut Berger hatte die Arme weit ge= öffnet. „Mein Kind, mein Anton, mein Sohn!" Was war die Erinnerung an all seine Erfolge gegen dieses ergreifende Wiedersehen! In der Folgezeit kam der junge Pater täglich zu seinem so spät gefundenen Vater und einmal brachte er ihm auch einen hohen Gast mit. Nach reuevoller Beichte war der Heiland in dieses müde Herz eingekehrt. Und als er die Lippen zu seinem letzten Seufzer öffnete, da war -es ein Segenswort, ein Wort der Liebe . . . Man hatte nicht umsonst für ihn jahrelang um eine gute Sterbestunde gebetet . . Heiratsqesetze der Bapedi. Von Vr. August Ca g o l. A. Allgemeines. Hand in Hand mit einer geliebten Person durchs Leben zu gehen, ist nicht der leitende Gedanke bei Eingehung der Pedi-Ehe. Diese ist vielmehr ein nüchterner, wohlüberlegter Plan zur Förderung der Fainilien-Jnteressen, fast eine geschäftliche Abmachung. Das angestrebte Ziel ist zahlreiche Nachkommenschaft, damit die Familie, die Sippe, ihre Stellung behaupte und womöglich an Anseben und Macht wachse. Daher ist eine kinderlose Ehefrau verachtet, und daher kommt auch Verhinderung des Kindersegens kaum vor, denn Kinder sind ein Vermögen und eine Ehre, nicht eine Verbindlichkeit. Heft 11 Stern der Neger 171 Bischof der Goldküste mit dem einheimischen König. — Bischof William Porter, der Apostolische Vikar der Goldküste, ist hier aus dem Bild zu sehen, wie er mit dem 14 Jahre alten Omanheue, dem „König" von Essitüman, einem Katholiken, unter dem Staatsschirm Platz genommen hat. Vorn sitzen die Schwertträger; sie halten die Schwerter mit goldenem Knauf in den Händen. Der Staatsschatzmeister hat die Schlüssel über die Schulter hängen. Das Staatshoheitszeichen trägt einer der Hofoifizierc. (Fides.) Bei den Bantu hat der Mann die Zustimmung der Frau durch einen „Brautpreis" zu erlangen. Der Sinn dieser Sitte besteht darin, daß die Frau sich dem Manne „nicht an den Hals werfe", sondern veranlaßt werden muß, ihm ihre Gewogenheit zu schenken; es mutz um sie geworben werden, ehe sie gewonnen werden kann. Es ist aber nicht genug, die Gunst eines Mädchens zu gewinnen; dieses gehört nicht sich allein, sondern ist ein Teil der Familie. Die Heirat wird daher als eine Angelegenheit zwischen zwei Familien betrachtet. 'Nach dem gewöhnlichen Vorgang tritt die Familie des Mannes an die des Mädchens mit Anträgen heran. Sind die Verhandlungen erfolgreich, so wird die Verbindung gemeinschaftlich' gefeiert. Für eine so einfache Menschenklasse, wie es ein Bantu-Stamm ist, der weder Urkunden noch Archive kennt, sind öffentliche Förmlichkeiten und Zeremonien von größter Wichtigkeit. Sie sollen die Handlung '.m Gedächtnis der Beteiligten und der Zeitgenossen überhaupt tief einprägen. Der „Brautpreis" ist das Zeichen und Siegel, das öffentlich auf das Übereinkommen zwischen den beiden Familien gesetzt wird. Der Empfang dieser Gabe seitens der Familie des Mädchens ist eine öffentliche Anerkennung für des Freiers Beziehungen zu ihrer Tochter. Diese Heiratsgabe macht die Ehe gültig und ist auch eine sehr wirksame Sicherung für die gute Behandlung der Frau, denn sie verpflichtet den Ehemann, sich so auszuführen, daß seine Frau keinen Grund hat, ihn zu verlassen. Sie bindet aber auch die Frau an ihren Mann, denn wenn sie ihn ohne triftigen Grund verließe, entstänoen Streitigkeiten mit ihrer eigenen Verwandtschaft, von welcher der Ehemann seine Heiratsgabe zurückverlangen könnte. Sie sichert schließlich der Nachkommenschaft die Rechtmässigkeit, was in dem Sprichwort wiedergegeben wird; „Nicht vom Manne werden die Kinder gezeugt, sondern vom Vieh, das er für die Mutter bezahlt hat." Die Übergabe des Brautoiehs wird daher mit großer Förmlichkeit vorgenommen. Was aber kauft oder erwirbt der Brautpreis eigentlich? Die Bapedi nehmen die Zumutung oder Behauptung, sie verkauften ihre Töchter, sehr übel. Sie betrachten den Vorgang in ganz anderem Lichte. Obwohl sie es sich angelegen sein lassen, einen möglichst hohen Brautpreis herauszuschlagen, so gebrauchen sie doch nie die Ausdrücke „kaufen" und „verkaufen". Tatsächlich wird auch die junge Frau nicht „verkauft", denn sie gehört ihrer 5'a--milie weiter an, Lei der sie Schutz sucht, wenn sie schlecht behandelt wird, oder die sie um Hilfe angeht in Zeiten von Krankheit und Not. Es ist des Weibes Pflicht, die Nahrung für den Mann zu beschaffen, zu bereiten und überhaupt für den Haushalt zu sorgen. Der Ehemann gewinnt also diese Vorteile, während die Familie der Frau einen entsprechenden Verlust erleidet. Diese Dienste sowie die Fähigkeit der Frau, Kindern das Leben zu schenken, erwirbt oder bezahlt der Brautpreis. Das Pedi-Weib hat dem Eheherrn in allen Dingen Gehorsam zu leisten. Wenn es zum Bruche zwischen den Eheleuten kommt, so mag die Frau zu ihren Verwandten zurückkehren, die ihre Sache vertreten werden, die Kinder aber mutz sie dem Manne überlassen. Die eheliche und väterliche Gewalt des Mannes ist sehr ausgedehnt. Er hat das Recht, seinen Weibern körperliche Züchtigungen zu verabreichen. Die Frauen nehmen die Prügel mit großer Ergebenheit hin; es find Fälle bekannt, wo Weiber es ableugneten, gewisse Striemen an ihren Körpern seien von der strafenden Hand ihres Eheherrn verursacht. Doch wird der Mann sich häufig mit seiner Frau oder seinen Frauen über geschäftliche Angelegenheiten beraten, besonders, wenn es sich um Verkauf oder Tausch von Vieh oder Getreide handelt. Unter den Weibern eines Mannes entsteht leicht Eifersucht, besonders wenn eine weitere junge Frau zum ersten Male im Haushalt auftaucht. Eine Frau hat wenig Aussicht, eine Klage gegen ihren Mann beim Stammesgericht mit Erfolg anzubringen, denn es gilt der allgemeine Grundsatz, Frauen müssen in ihrer niedrigen Stellung gehalten werden, ein Grundsatz, zu dessen Aufrechterhaltung die Männer zusammenhalten. Jedenfalls kann sie nicht allein vorgehen, sondern bedarf des Beistandes ihres mütterlichen Oheims, welcher der männliche Vertreter der Familie ihrer Mutter ist, zu dem sie in all ihren Schwierigkeiten Zuflucht nimmt. Ihm kommt auch ein Stück Vieh vom Brautpreis seiner Nichte zu. Daiür hat er zu sorgen, daß sie ihre Vflicht tut, aber auch, daß ihre Rechte gewahrt bleiben. B. Kinder-Verlobung. Es ist Sitte bei den Bapedi. daß Eltern ihre Töchter zur Ehe versprechen, während diese noch im Kindesalter stehen. Häufig kommen zwei Brüder überein, datz ihre Kinder sich miteinander verheiraten sollen, sei es, das; ihre Kinder schon auf der Welt sind oder erst erwartet werden. Der Zweck dieser Sitte ist die Bewahrung der eigenen Sippe vor fremdem Blute. Sobald die beiderseitigen Eltern die künftige Ehe ihrer Kinder vereinbart haben, bezahlt der Vater des Knaben einen Teil des Vrautpreises, um den Rest zur Zeit der Eheschließung zu entrichten; doch hängt letzteres von mancherlei Umständen ab. Der Grund zur Übergabe eines Teiles des Viehes schon im Kindesalter ist der, datz das Mädchen mit der Milch der Brautkühe genährt und somit auch vom Vater ihres künftigen Gatten aufgezogen werde. Hat dann das Mädchen das Alter von ungefähr zwölf Jahren erreicht, so wird der Knabe, dem es versprochen ist, von seinem Vater geschickt, damit er sein künftiges Weib zu Hause sehe. Die kleine Braut wird herbeigerufen und aufgefordert, einen Becher zu nehmen, ihn mit Wasser zu füllen und ihn dem jungen Besucher zu reichen. Weigert sich das Mädchen, diese Förmlichkeit auszuführen, so drückt es damit seine Abneigung gegen den Knaben aus. Dieser seinerseits beobachtet die ihm zugedachte Lebensgefährtin genau und wird, falls sie ihm nicht gefällt, den ihm von ihr angebotenen Becher Wassers zurückweisen und damit bekunden, datz das Mädchen ihm nicht gefalle. Der Vater wird natürlich versuchen, den wählerischen Sohn für seinen Plan zu gewinnen; wenn dieser aber unzugänglich bleibt, wird der Vater das Mädchen nach dessen erfolgter Großjährigkeit selbst heiraten, weil er sonst des Viehs verlustig ginge, das er bereits für sie hinterlegt hat. Ihre etwaige Weigerung, des alten Mannes statt des Sohnes Weib zu werden, berührt den Plan durchaus nicht. Wenn die Verlobung von beiden Kindern gutgeheißen wird, entstehen keine Schwierigkeiten. Das Mädchen bleibt bei den Eltern und trinkt die Milch der Brautkühe sorglos weiter. Es wird aber oft an sein Versprechen erinnert, damit es seine Zuneigung nicht einem anderen Jüngling schenke. Einige Zeit später hat die junge Braut die Mannbarkeitsschule der Mädchen'mitzumachen. Bei ihrem Eintritt in diese hat der Vater ihres Verlobten einen Ochsen, eine Ziege oder ein Schaf zu senden, je nach seinen Vermögensver-hültnisfen. Nach Vollendung der Schule ist das Mädchen heiratsfähig, wovon der Vater des Bräutigams verständigt wird. Dieser schickt seinen Sohn zum Kraal der Verlobten, wo er deren Eltern mit der Formel anredet: „Dunkelheit hat mich eingeholt", eine Umschreibung seiner Absicht, sein 'künftiges Weib zu holen, was auch die Bitte um Herberge besagen will. Es ist aber ein Besuch von nur zwei oder drei Tagen, während welcher Zeit er seiner Braut wenig Aufmerksamkeit schenkt. Nach seiner Rückkehr ins väterliche Gehöft wird die letzte Zahlung an Brautvieh geleistet. Im Heime der Verlobten wird ein Ochse geschlachtet und das erste Hochzeitsfest findet statt. Nach dem Schmause kehrt der junge Mann zu seinem Vater zurück, der nicht beim Feste war, und erstattet ihm Bericht. Dieser sendet den Sohn zurück und die Förmlichkeit des „Holens" findet statt. Der junge Mann wird von seinem Vater mit einer neuen Decke versehen (früher war es ein Fell-kleidj und erhält von ihm den Auftrag, sein junges Weib zu holen. Bei seiner Ankunft in der Verlobten Kraal teilt er deren Eltern mit, datz er gekommen sei, ihre Tochter zu holen. Diese wird herbeigerufen und ihr eine Schlafmatte eingehändigt, die sie, falls sie noch zur Heirat gewillt ist, in einer Hütte für ihren Heft 11 Stern der Neger 173 Freier ausbreitet. Das wird als Zeichen ihrer Einwilligung angesehen, während ihre Weigerung, die Matte auszubreiten, das Gegenteil andeutet, worauf dann allerdings ihr enttäuschter und erbitterter Vater alles tun wird, sie zur Einwilligung zu zwingen. Der junge Ehemann wird etwa ein Jahr lang in seines Schwiegervaters Kraal verbleiben, bis das erste Kind geboren ist. Dann findet die letzte Förmlichkeit statt. Der junge Mann begibt sich zu seinem Vater und teilt ihm mit, es sei an der Zeit, sein Weib heimzuführen. Daraufhin begibt sich der Alte zum Vater der jungen Frau und sagt ihm: „Ich suche einen Weg für deine Tochter, meines Sohnes Weib; mögen die Beziehungen zwischen unseren Haushaltungen freundschaftlich und dauernd sein." Dann hat er den Ochsen oder die Kuh' zu bezeichnen, durch die der Weg für die junge Frau zu ihres Mannes Heim eröffnet wird. Nach Ablieferung des Rindes wird ein Hochzeitsfest in zweiter Auflage gefeiert, worauf die' junge Frau, begleitet von ihrer Mutter, mehreren Frauen und einem Manne, der ihren Vater vertritt, sich zum Kraal ihres Mannes begibt. Dort wird sie der Vertreter ihres Vaters der Sippe ihres Mannes übergeben und neuerdings einschärfen, daß gehörig für sie gesorgt werde. Dann folgt eine dritte Hochzeitsfeier und nach einigen Tagen kehrt die Begleitung der jungen Frau in den eigenen Kraal zurück. Bei Kinderverlobungen kann das Mädchen älter fein als der Knabe und daher heiratsfähig, wenn dieser sie noch nicht ehelichen kann. In diesen Fällen wird die „ho-hlapetscha"-Sitte („des Behlltens") eingehalten. Das Mädchen wird nämlich einstweilen jemand anderem, fast ausnahmslos dem mütterlichen Oheim, übergeben, bis ihr Verlobter alt genug ist, sie als Gattin anzusprechen. Es fommt aber auch vor, allerdings weit seltener, daß der jüngere Bräutigam beistimmt, daß seine ältere Braut einen andern heiratet, während er ein jüngeres Mädchen erhält. C. Gewöhnliches Werben. Obschon es des Vaters Pflicht ist, seinen Sohn mit den nötigen Mitteln zur Beschaffung einer Frau zu versehen, so hindert ihn oft die Armut, das schon während der Kindheit seines Sohnes tun zu können. Es ist daher die Kinder-Ver-lobung nur in wohlhabenden Familien Sitte. Die Förmlichkeiten gewöhnlicher Freierschaft sind langwierig. Wenn der Jüngling seine Wahl getroffen, tritt er dem betreffenden Mädchen gegenüber und sagt ihm. datz er Vieh besitze. Damit deutet er an, daß er um es anzuhalten gedenke. Ohne große Gefühlsentfaltung scheint das Mädchen die Sache wie ein gewöhnliches Geschäft aufzufassen, selbst wenn der Antrag seinen Beifall finden sollte. Alsdann wird heimlich ein Bote zu des Mädchens Vater geschickt, ihn von dem Einverständnis der beiden jungen Leute zu unterrichten. Der Freier wird auch seinen eigenen Vater oder seinen Vormund von seinen, Wunsche, heiraten-zu wollen, ver- Sandwüsten. — Ein Bild aus der Wüste >Gobi an den Grenzen der Außen-Mongolei. Die weiten Flächen zwischen den Bergen der Mongolei stellen tatsächlich zumeist Wüste dar. Pferde-, Kamel- und Schafzucht bilden die Hauptbeschäftigung; der Ackerbau verschwindet dem gegenüber. Die Äußere Mongolei geriet nach dem Krieg unter den Einfluß Rußlands. Russische Gesetze und Währung wurden übernommen. Mit ihrer bekannten religionsfeindlichen Einstellung gehen die Sowjets darauf aus, den Buddhismus im Lande auszurotten. (Fides.) ständigen und ihm die Erkorene nennen. Der Vater befrägt in gutgespieltem Ärger seinen Sohn, ob etwa schon ein Heiratsanträg gemacht worden sei, sei es dem Mädchen, sei es dessen Eltern gegenüber. Der junge Mann verneint es und wird von seinem Vater entlassen, der wohl weiß, datz der Junge die Unwahrheit gesagt hat. Nachdem der Jüngling nun seinem Vater oder Vormund die Angelegenheit übergeben, kümmert er sich nicht um die weiteren Verhandlungen. Die Väter der beiden jungen Leute nehmen die Sache in die Hand. Der Vater des Freiers begibt sich ohne Zeitverlust zu des Mädchens Heim, wo er die Hausleute in förmlicher Weise begrüßt und entwever nach einem kleinen Hunde frägt oder um einen Trunk Wassers Bittet. Des Mädchens Vater wird hierauf fragen, ob er einen Hund für sich oder für seinen Sohn suche. Im weiteren Verlauf des Gespräches erklärt sich der Vater des Mädchens mit allem einverstanden und der Besucher geht mit dem Bewußtsein heim, daß die Sache gut eingefädelt sei. Nichts aber ist einstweilen bindend. Die Förmlichkeiten werden viermal wiederholt, mit je einigen Monaten Zwischenzeit, ehe der Vater des Mädchens die Angelegenheit den Mitgliedern seines Haushaltes mitteilt. Der Zweck dieser Wiederholungen ist der, sicher herauszubringen, ob der Freier wirklich ernste Absichten habe. Wenn die Verwandtschaft des Mädchens nichts gegen die geplante Heirat hat, wird Vier bereitet und der Vater des jungen Mannes zum Gelage eingeladen, der bei dieser Gelegenheit durch einen Vertrauten einen öffentlichen und förmlichen Antrag auf des Mädchens Hand stellen läßt. Sobald eine zusagende Antwort erfolgt ist, werden sechs Mann beauftragt, das Heiratsvieh abzuliefern. (Schluß folgt.) Amschau. Deutsche Schwestern übernehmen Aussatzpflege. Vunapope (Rabaul, Ozeanien). Seit Mitte vorigen Jahres befinden sich auf der zur Inselgruppe von Neu-Hannover gehörigen kleinen Insel Anelana deutsche Missionsschwestern vom heiligsten Herzen, um dort sich in die Aussätzigenpslege dinzuar-'5eitert. Brüder der Genossenschaft vom heiligsten Herzen folgten und errichteten die notwendigen i@ebäube für das Pflegepersonal. Seit März haben nun die deutschen Ordensleute die Pflege von 430 Aussätzigen übernommen. In der Anlage des Asyls wurde das rühmliche Vorbild von Makogai (Fidschi-Inseln) befolgt. Das Werk steht noch in den Anfängen. Die deutschen Qrdensleute haben aber schon jetzt außerordentlich große Karitasarbeit art diesen armen Menschen geleistet, die aus Heimat und Familie herausgerissen werden. Der letzte Franziskaner von Texas.* Eine geschichtliche Erzählung (Schluß.) (Nachdruck 12. Das Testament des letzten Franziskaners von Texas. Nacogdoches spielt in der Geschichte von Texas, sowohl in religiöser als auch in politischer Beziehung, eine nicht unbedeutende Rolle. Es war im Osten der äußerste Grenzposten, den die Spanier gegen die Franzosen und später gegen die Amerikaner errichtet hatten. Die Stadt war im Jahre 1715 als Presidio und als Mission gegründet worden, denn so war es die Sitte der alten Spanier, die mit Schwert und Kreuz vorangingen. Ihre Niederlassungen waren immer ein politischer und ein religiöser Stützpunkt. Das Presidio bildete die Garnison der Soldaten; daran schloß sich die Mission mit der Kirche, Schule und Kloster. Die Gebäulichkeiten eines solchen Presidio wurden in einem Viereck erbaut und bildeten somit in der Mitte einen großen freien Platz, den sogenannten ,,plazza de * A. Laumannsche Verlugsbuchhandluma iu Dülmen in Westfalen. von Robert Streit, O. M. I. verboten.) armas". Die äußern Wände und Wälle des Presidio formten eine Art Bastion, die mit einer Anzahl Öffnungen für Kanonen und kleinere Geschütze versehen war. Diese Presidio mit ihren hohen steinernen Mauern, engen Torwegen und dunklen Gewölben mußten einen unheimlichen, beengenden Eindruck auf die Indianer machen. Sie, die an die freie Prärie, an Licht und Sonnenschein gewohnt waren, liebten diese steinernen Wigwams der Bleichgesichter nicht, deshalb erbauten die Missionare die Missionsstationen meistens außerhalb der Presidio, und mir bei Gefahr flüchteten sie mit den Christen hinter die schützenden Mauern des Forts. Der Bau des Presidios von Nacogdoches stammte aus dem Jahre 1778. Kapitän Gily Barbo, Kommandant von Nacogdoches, hatte es an Stelle der alten baufälligen Befestigung erbauen lassen. Einige Blockhäuser lagen in der Nähe. Sie gehörten den Ansiedlern und Händlern, die sich hier niedergelassen hatten. Denn von Nacogdoches führte der berühmte „old San Anto-nio"-Weg über San Antonio quer durch Texas bis nach Mexiko hinein. Man kann sagen, daß ein gutes Stück texanischer Geschichte auf dieser Verkehrsstraße sich abgespielt hat. Sie war die Heerstraße der spanischen Söldnertruppen, die nach Osten zogen gegen die texassüchtigen Franzosen und Amerikaner, sie war der 2Beg amerikanischer Empressarios, Trapper und Abenteurer, die sich beutelustig nach dem Westen aufmachten. Hieraus ergibt sich die Bedeutung von Nacogdoches. Ein französischer Edelmann, de Payes, bereiste 1766 Texas, und er hat uns die Mission Naquadock (Nacogdoches) beschrieben. Er erzählt, daß die „halbwilden" spanischen Soldaten des Presidio auf ihren Pferden so recht an die Rittergeschlechter vergangener Zeiten erinnert hätten. „Dieser spanische ,bold-rider° (Draufgänger)", sagt er, „trägt einen Küraß ans Antilopenleder, einen Schild, einen Karabiner und ein paar Pistolen. Mögen auch Ausrüstung und Waffen etwas schwerfällig erscheinen, die Leute haben Mut und sind vortreffliche Kämpfer." Eine neue Zeit für Texas brach mit dem 19. Jahrhundert an, und in Nacogdoches nahm sie ihren Anfang. Dasselbe bildete gleichsam den Torweg, durch den die Freiheit in den stone Star Stall einzog. Von hier aus hatte schon im Jahre 1797 Philipp Nolan als erster Amerikaner in Texas dreimal einen Versuch, in das Land einzudringen, gemacht, fiel aber dem Dolche der Mexikaner zum Opfer. Bon hier aus zog dann 1806 Herrera, um im Verein mit Mayae zum ersten Male den Gedanken an eine freie, unabhängige Republik von Texas zu verwirklichen. Und von hier aus endlich ertönte 1819 an alle Texaner der Ruf, das mexikanische Joch abzuschütteln. Aber der Mexikaner war nicht gewillt, sein Texas so leichten Kaufes dranzugeben. Nacogdoches wurde wieder befestigt und Kolonel Piedras zum Befehlshaber ernannt. Jedoch der stone Star" war einmal aufgegangen und sein Lauf bis zur hellen Mittagshöhe war nicht mehr aufzuhalten. Bald nahm der große Bowie Piedras gefangen, und Nacogdoches war für Mexiko verloren. Das war die Lage in Nacogdoches zur Zeit unserer Erzählung. Die alten Missionen der Franziskaner waren in diesen Wirren meistenteils zugrunde gegangen. Pater Diaz de Leon hatte nur mehr auf Trümmern gestanden. O wie mußte ihm das Herz geblutet haben, wenn sein Blick hinschweifte über das öde Missionsfeld! Wo waren sie hin, die blühenden Gemeinden? Die Mission Dolores unter den Bidays? Die Mission an der Sabme unter den Addays, und die der Tonkeway am Trinity? San Saba unter den Apachen und Komanchen? Orquizakas am Jacinto? — Wilder Efeu rankte um die Ruinen, der Indianer irrte hirtenlos in der Prärie, und nun war auch der letzte jener wackeren Missionare, die über ein Jahrhundert Gut und Blut für Texas geopfert hatten, dahingegangen. Es war einige Tage nach dem Präriebrande, als eine Anzahl Reiter sich den * „Lasset die Kleinen zu mir kommen." — Gemälde des chinesischen Künstlers Sy-Yip ein schönes Beispiel christlicher chinesischer Kunst. (.Fides.) Toren von Nacogdoches näherten. Tiefer Ernst lagerte auf den Gesichtern der Männer, und wie ein Leichenzug ritten sie schweigend voran. Ans dem Kommandantengebände trat ihnen Kolonel Beaus entgegen. „Der Madonna sei Dank", sagte er, sich zu Mister Allen wendend, „daß wir unsern Freund wieder heil und gesund in unserer Mitte haben. Wo habt Ihr denn aber Pater Diaz gelassen? Wo ist er?" „In der Ewigkeit!" erwiderte Mister Allen. „Wir sind vaterlos geworden. Ist Dr. Manuel Santos hier?" „Hier bin ich", antwortete der Gesuchte. „Ich habe Euch den letzten Brief aus der Hand unsers Paters Diaz zu überbringen. Er hat ihn in dem Hause des Mister Bordon geschrieben in der Nacht vor seinem Tode." „O gebt ihn mir! Er soll mir zeitlebens ein kostbares Andenken sein und bleiben!" Mister Allen überreichte ihm stillschweigend das versiegelte Schreiben. Er öffnete es mit zitternder Hand, und mit bewegter Stimme las er: „Haus des Mr. Plenties Bordon. Am Sonntag, den 4. November 1834, kehre ich in dies Hans ein, und es scheint mir, als ob es der letzte Tag meines Lebens sein 'werde. Gott weiß, warum. Ich richte meine schwache, sterbende Stimme an alle meine vielgeliebten Pfarrkinder von Nacogdoches, und rufe ihnen aus tiefstem Herzensgründe mein letztes Lebewohl zu. Adios! Adios! Zum letzten Male grüße ich sie von ganzem Herzen, und Tränen entquellen meinen Augen. Besonders grüße ich Mr. Roberts, Leutnant Kolonel Elis Bean, Mr. Adolph, meine Freunde Mrs. Allen, Roque und Chones, und alle und einen jeden, welche ich liebe in Christo Jesu. Lasset kund und offenbar werden das, was ich erbitte und vollziehe: Verzeihung von einem jeden und von allen, die ich beleidigt habe. Desgleichen verzeihe ich im Geiste, auf den Boden niedergeworfen, allen und einem jeden, die mich beleidigt haben, von ganzem Herzen, was immer es auch sein möge. Alle ohne Ausnahme drücke ich als meine lieben Kinder in der Liebe Jesu Christi, unsers Herrn, an mein Herz. Auch dem Alkaden von Ayuntaniento, Don Juan Worn, rufe ich zu: Leb' wohl! Leb' wohl! Amen! Amen! Amen! Diesen Brief, mit dem Ausdruck meiner Liebe, richte ich an Dr. Manuel Santos. Er möge ihn, wenn möglich, an alle meine Freunde senden, damit mein Herz allen meinen Psarrkindern offenbar werde. Sie beschwöre ich bei den Wunden unsers Erlösers Jesu Christi, standhaft auszuharren in der Beobachtung der Gebote Gottes und der Verpflichtungen, die sie mit der heiligen Taufe. übernommen haben. Auch bitte ich ihn, dies Schreiben meinem Neffen, Santos Antonio Avilles, auszuhändigen, damit er es abschreibe und er lebe im Andenken des Schreibers, Frater Antonio Diaz de Leon." Dr. Manuel Santos hatte den Brief zu Ende gelesen. Tiefe Stille herrschte im Kreise der Männer. Vergebens suchten sie die Tränen zu verbergen, die ihnen über die Wangen in den Bart tropften. Ein jeder von ihnen fühlte, daß er einen Vater verloren hatte, und daß es eine große, eine heilige Liebe gewesen fein mußte, welche in dem edlen Herzen geschlagen und die ihre letzten Worte als teures Vermächtnis in diesem Briefe niedergelegt hatte. Endlich sagte einer der Männer: „Sein Tod ist für uns ein Verlust, für den Himmel aber ein Gewinn. Laßt uns seinen Lehren und seinem Andenken treu bleiben." Und so geschah es. Zwar ist der Ort, wo die sterblichen Überreste des heiligmäßigen Missionars ruhen, unbekannt geblieben, aber das Andenken an Pater Diaz de Leon lebt fort in Nacogdoches und in ganz Texas. Und wenn die Rede ist von der heiligen Kirche Gottes, wie sie gekämpft, gelitten und gesiegt hat im Lande am Rio Grande und an der Sabine, dann wird man auch in Verehrung und Liebe sprechen von dem letzten Franziskaner von Texas. Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten verzens.Jesu. Verwaltung: Missionshaus ..Marta Fatima". Post Unierpremstätten b. Graz. Simt. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Wtlf-ling. F. S. C., Generalassistent. Missionshaus ..Maria Fatima". Post Unrerpremstäiten bei Graz: für Deutschland: P. Heinrich Wohnhaus. F. S. C., Missionsseminar St. Joses. Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Unwersttäts-Buchdruckerei ..Styria . Graz-