Oktober 1916 XIX. Jahrgang Katholische millions=2eitldirift der Söhne des heiligsten ßerzens 3eiu. r:-—-■ Organ des Marien-verelnes für Hfrlka. - $er Heilig« Vater PapS Piu« X. Hai bic Webattton, £>«n «bonnenten nn* WohUarern ben apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. - 8 grauten Redaktion und administration : miiiionshaus milland bet Brfren, Clro; Gemeinschaftliche ITlinionskommunionen. Eine Anlegung von einem Pfarrer. Das grausige Kriegsunwetter hat so manege Ährenfelder blühenden Christentums in den Missionsgebieten vernichtet und die opferfrohe Tätigkeit in den Missionsvereinen vielfach gehemmt und gestört. Aber die Missionen haben den Kampf gegen die zerstörenden Elemente uno Einflüsse mutig ausgenommen, und die Vereine suchen mit zäher Ausdauer ihre Betätigung und Entfaltung zu sichern. Freilich sind die Hemmnisse und Schwierigkeiten nicht gering. Doch sie können uns nicht entmutigen. Nur eindringlicher rufen sie uns das Apostelwort in die Erinnerung; „Gott aber gibt das Gedeihen" (1. Kor. 3, 7). Das Missionswerk ein Werk der Gnade und darum vorzüglich ein Werk des Gebets. Wir müssen beharrlich bleiben im Gebete; wir müssen noch mehr beten, noch vertrauensinniger, damit der Segen von oben den Arbeiten für die Missionen und den Anstrengungen in den Missionen reicher und reicher zuströmt. Innig und vertrauensvoll vor allem beten wir Beim Empfang der hl. Kommunion; in jener Gnadenstunde, in der wir in einem besonderen Anliegen Christus den Herrn dem himmlischen Vater aufopfern; in jener Segensstunde, in der seines Herzens Flehen erbarmungsreich mit den Bitten unseres Herzens sich vereinigt. Darum also Misstonskommunion! Nun hat der Herr versprochen, daß er unter denen weilen werde, die sich in seinem Namen versammeln. Welche Bedeutung gewinnt dieses Wort, wenn so viele, wenn Tausende und Tausende sich vereinigen, um in derselben Meinung die hl. Kommunion zu empfangen! Und wie wird die Andacht beim Kommunizieren gefördert und die Begeisterung für das hl. Werk gemehrt durch den großen Gedanken: Jetzt sind so viele, viele in der Nähe und in weiter Ferne mit Dir ver- eint im Bitten und Flehen für das Höchste Uno Erhabenste! Darum also gemeinschaftliche Missionskominunio»! Aber nicht einmal nur und gelegentlich. St. Paulus ermahnt; „Lasset uns Gutes tun und nicht ermüden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht - ermüden" (Gal. 6, 9). Darum also regelmässig wiederkehrende genieinschnftliche Missionskommunionen! Wann sollen sie stattfinden? An den Quatembertagen üben sich die Gläubigen nach Bern Wunsche der Kirche im Werke der Butze und Gottseligkeit, damit der Herr seiner Kirche würdige Priester und treue Hirten schenke. Ganz leicht kömmt also an diesen Tagen auch die Erinnerung an die Missionäre und die Missionen. So lautet nun meine Bitte; An den Sonntagen ttach den Quatembertagen mögen überall gemeinschaftliche Missionskommunionen stattfinden. Ich unterbreite diese Bitte allen Missionsver-einigungen, dem Dritten Orden und seinen Direktoren, den Eltern und Katecheten, den Pfarrern und Vorstehern der Seelsorgebezirke. Werden auf diese Weise gemeinschaftliche Mks-.sionskommunionen zu einer ständigen Einrichtung, bann werden sie sicherlich zu einer gar-reichen Segensquelle für den Missionsgedanken mit seiner einzigartigen Erhabenheit und weltumspannenden Katholizität, für die Heidenwelt unb für das religiöse Leben und Streben in der Heimat. „Erhebt eure Augen und betrachtet die Felder, die bereits zur Ernte reif sind! Wer ernten empfängt Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, daß sowohl der Säende sich freut als der Erntende" sJoh. 4, 35. 36). Dr. F. Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der IBissionsfäfigkeit der Söhne des heiligsten Berzens 3esu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des Ulissionswerkes in Wort und Schritt zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser ülissionäre ist der Sudan (Zentral»Afrika). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus IBiüand bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Hbonnementspreis ganzjährig mit Posfversendung 2 K — 2 INK. — 3 Frc. Der Heilige Vaier Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirfen non Brixen, Brünn, iieitmerilj liinz, Olmüb, Marburg, Crienf, Triest und Wien. Heft 10. Oktober 1016. XIX. Jahrgang. Der Hbendrofenkrcmz, (Surrt Monat Oktober). Der Heilige Rosenkranz.ist und bleibt, man mag ihn beten wann immer, ein Gott sehr wohlgefälliges und dem Menschen sehr nützliches Gebet, vorausgesetzt, daß es im Stande der heiligmachenden Gnade und mit gebührender Andacht verrichtet wird. Darum bildete fief)' im Laufe der Zeit vielerorts die Gewohnheit, denselben am Abend nach Abschluß der 5£a;gešoti6eit zu beten und vom Abendroseukranz wie von einer Angelegenheit zu sprechen, der man täglich gerecht zu werden hat. Ein äußerer, aber wichtiger Grund für den Abendrosenkranz liegt darin, daß man am Abend am ehesten die nötige Zeit findet; denn auch zur Verrichtung des Rosenkranz gebetes ist Zeit nötig, nicht gar so viel, aber immerhin gut 10 Minuten oder hochgegriffen eine schwache Viertelstunde. Leider finden viele auch tokfe nicht, so kurz sie ist, unto suchen ihr Gewissen, das ihnen wegen Unterlassung des hl. Rosenkranzes Vorwürfe zu machen sich erkühnt, mit der Ausrede zu beschwichtigen, sie hätten keine Zeit. Ist diese Ausrede aber auch stichhältig? Ist es möglich, daß ein Mensch, dem es mit der Sorge um sein Seelenheil ernst ist, unter den 96 Viertelstunden, die ihm täglich gewährt werden, nicht eine einzige findet, um sie für das so kostbare Rosenkranzgebet zu verwenden? — Ach ja, Zeit genug! Wenn sie nur nicht so erschrecklich lang wäre, diese RosenkranzMiertelstunde! — Merkwürdig! Eine Viertelstunde, wie schnell ist sie vorüber am Schachbrett, beim Kartenspiel, beim gemütlichen Plausch im Freundeskreis, in Gesellschaft einer ge- liebten Person! Hub diese nämliche Viertelstunde, wie schleicht sie dahin saumselig und schwerfällig, als ob sic Blei an den Fußen hätte, und will schier nicht vergehen beim — Rosenkranz. Woher nur dieser auffallende Unterschied? Wir wissen es alle: das einemal ist es Unterhaltung, das an-deremal ernste Bußarbeit. Der Abendrosenkrauz ist also ein Bußgebet. Das wäre aber gerade etwas, was ihn sehr empfiehlt. Hat man während des Tages Fehler begangen, — und wem passiert das nicht? — Fehler, -große und kleine, so ist es sehr angezeigt, sie des Abends zu bereuen und dafür eine Buße zu verrichten. „Eine schöne Buße das," höre ich einen eifrigen Rosenkvanzbeter einwenden, „die so zerstreut verrichtet wird, wie es gerade bei diesem Gebet so oft geschieht." — Macht nichts, sage ich-, wenn es nur nicht freiwillig geschieht. Die unfreiwilligen Spaziergänge unserer Gedanken, und unser Kampf gegen dieselben vermindern keineswegs den Bußcharakter des Gebetes, sondern vermehren ihn nur noch. Das nämliche gilt von der Schläfrigkeit. Der Abendrosenkranz empfiehlt sich aber auch noch aus anderen Gründen. Er ist gleichsam wie ein Abendbad für unsere Seele. Wenn wir, wie wir ja sollen, unser Hauptaugenmerk aus die zwischen die Ave-Miaria eingeschalteten Geheimnisse unserer Erlösung richten, so lockert sich so mancher Schmutzfleck unserer Seele wie von selbst, und es braucht von unserer Seite nur einer mehr oder weniger kräftigen Abreibung vermittelst der Reue und eines diesbezüglichen Vorsatzes und wir fühlen uns erleichtert und erfrischt, wie nach einem Bad: denn das Blut des -Glaubenslebens, die göttliche Gnade in allen ihren Abarten, pulsiert in uns ungehinderter, frischer und kräftiger. Der Abendrosenikranz ist ein zweites Sursmn corda, das uns die katholische Kirche allabendlich zuruft. Haben- Mt das Glück, des -Morgens oer hl. Messe anzuwohnen, so hebt uns das Sursmn corda des Priesters- empor, daß wir gleichsam dem Erdenstaube entrückt im Verein mit den himmlischen Geistern unseren ließen Gott im allerheiligsten Altarsakramente anbeten. Mit den besten Vorsätzen des Entsagens und Ertrag-ens begeben Mt uns in den Kampf des alltäglichen Lebens. Da geschieht es nur allzu leicht, — es bestätigt uns dies die tägliche Erfahrung, — daß unser geistiges Auge, vom trügerischen Glanze der Welt geblendet, allzusehr in das Diesseits- sich versenkt, und wir, unseren verderbten Herzenstrieben- nachgebend, in das Irdische herabsinken. Sollen wir nicht im Erdenst-aub und Schmutz ersticken, so braucht es einer neuen Aufmunterung von oben, ein neues Sur-smn corda, „Auf zu Gott". Diesen Ruf nun 'läßt uns Gott täglich- durch den- hl. Rosenkranz vernehmen. Der Abendrosenkranz ist uns ferner ein Stelldichein bei unserer lieben Mutter Maria. — Tagsüber zerstreuen sich die -Familienangehörigen nach- allen -Seiten hin, um zu scha-ffen und- zu arbeiten. Des Abends kehren sie wieder heim und erzählen der besorgten Mutter, wo sie gewesen sind, was sie getan, was sie gesehen, wem sie begegnet, was sie erlebt, was sie gelitten, was sie verloren, -was sie verdient haben. Und nun freuen sie sich, wieder bei ihrer Mutter zu -sein. Aber auch die Mutter ist -glücklich, ihre Kinder um sich versammelt zu sehen. — So freut sich auch allabendlich die Himmelsmutter Maria über uns, wenn wir beim Ab-endrosen-kranze ihr uns nahen, um vor ihr unser Herz auszugießen, ihr all unser Elend zu I klagen, wieder und wieder demütig zu be- Heft 10. Stern ib erreget. 219 kennen, arme Sünder zu sein, und nicht aufhören, ihr unser letztes Stündlein zu empfehlen, 50m|al wiederholend!: Heilfgje Maria, Mutter Gottes, bitt für uns arme Sünder fetzt irnü in der Stunde unferes Abfterbens. Ter Abendrofenkranz ist ein würdiger Abschluß der Tagesarbeit. Als wir uns in der Schule im freien Aussatz übten, da vergaßen wir oft am Schluffe des Satzes den Punkt zu setzen. Um uns nun diese Schreib-regel recht einzuschärfen, sagte der Herr Lehrer: „Am Schluffe des Satzes' macht man einen Punkt, damit der Satz nicht davonläuft." — Der Satz ohne Schlußpunkt läuft freilich nicht davon; aber unsere Verdienste, die wir uns tagsüber für den Himmel gesammelt haben, und die 'sämtlich ilm 'Buche des Lebens geschrieben stehen, können noch die Nacht hindurch davonlaufen-— ausgelöscht werden durch eine schwere Sünde, vor der wir auch in der Nacht nicht gefeit sind. Damit dies nicht geschehe, fetzen wir am Ende unserer Tagesausgabe einen Schlußpunkt mit einem kräftigen Gedankenstrich— das ist unser Abendrofenkranz. Der Schutz Mariens, um den wir im Rosenkranz so angelegentlich gefleht, tont) es bewirken, daß die ins Lebensbuch eingetragenen guten Werke nicht wieder ausgetilgt werden. Und was den Gedankenstrich anbelangt, so läßt der hl. Rosenkranz auch damit sich in Parallele setzen. Ist er doch, wie nicht leicht ein anderes Gebet, geeignet, sehr ernste und zahlreiche Gedanken in uns zu erwecken: Gedanken, z. B. an die unaussprechliche Liebe Gottes zu uns armseligen Geschöpfen, wie sie sich so schön in der Menschwerdung, im Leiden und in der glorreichen Auferstehung unseres Herrn und Heilandes Jesu Christus offenbart. Und diese Gedanken müßten uns, wenn wir ihnen recht nachhängen möchten, zur Gegenliebe bewegen, dieselbe wecken und pflegen und immer mehr in uns stärken. Der hl. Rosenkranz ist eine nie versiegende Quelle von Gedanken an unser geistiges und leibliches aber selbstverschuldetes Elend, — Gedanken, die geeignet sind, wenn man sich ernst in dieselben vertieft, uns mit Beschämung und tiefem Reueschmerz zu erfüllen. Weiters erweckt dieses kostbare Gebet in uns Gedanken an den gar mächtigen Schutz Mariens in allen Nöten des Leibes und der Seele, des einzelnen wie der gesamten katholischen Kirche; — wiederum Gedanken, welche uns allezeit, zumal aber in der gegenwärtigen Kriegszeit, heilsam sind, da sie uns stets neuen Mut einflößen und allen Kleinmut, Verzagtheit und Nieder geschlagenih eit von uns verscheuchen. Und schließlich wird man den Rosenkranz nicht aus der Hand geben, wenn man ihn nur halbwegs anständig gebetet hat, ohne lebendiges Gedenken an die ernsteste Stunde des Lebens, an sein Sterbstünd-lein; und da gerade wird es uns zur großen Beruhigung und süßem Trost gereichen, täglich und mit ernster Geistes-samm-lung unsern Abendroscnkranz gebetet zu haben. P. V. Religiöse Porifellimgen und Gebräuche bei den [RafumbL Nach einem Berichte von P. Ambrosius Mähe r in Kipatimu. (Fortsetzung.) Während des dritten Dampfbades trägt der fundi eine flache Schüssel voll Wasser und Kräuter ins Freie und stellt sie vor die Bettstelle. Bei der dritten Lustration bleibt das Weib sitzen, wird sodann hinausgeführt, hockt sich neben den fundi auf irie Bettstelle, erfährt hier eine vierte Lustration, und zwar mit der soeben bereiteten neuen Medizin, wobei der fundi und die Assistentinnen sie an allen Unbekleideten Körperteilen^ abwaschent Es! äst das jener Festakt, zu dem fidji ein Haufen Weiber mit Kindern ansammelt. Alle Anwesenden: Männer, Weiber, Assistentin-nen, selbst die Musikanten kommen einzeln an das hockende Weib heran, tauchen die Hände in das Wiasser mit den Kräutern,! fahren derntit dem Weibe über Arme und Füße; sodann über die eigenen Füße und auch über die Fußsohlen; andere waschen sich das Gesicht, Weiber ihre Brust und Säuglinge; eine Mutter sah ich den Verband am Fuße ihres Kindes öffnen und die SBurtöe mit diesem heilsamen Wasser benetzen. All dies dauerte sehr lange und wurde dem fundi bald zu viel, so daß er rief: „Bai, bai (gut jetzt, genug). Aber die Leute hörten nicht, bis alle einzeln an der Reihe gewesen waren. Nunmehr wird das Weib wieder born Gehilfen in den Küchenraum geführt, wo es sich dem vierten Dampfbad unterziehen muß, während welchem die Weiber draußen immer noch mit diesem wnndertäti-gen Wasser ihre Kinder waschen. Nach der fünften Lustration am hockenden Weibe wird außerdem noch ein kleines Kind (von etwa vier Jahren) herbeigebracht und wie die Alte besprengt. Während des fünften Dampfbades verziehen sich! die Leute allmählich, denn es folgen noch zwei weitere Lustvationen mit einem sechsten Dampfbad. Während dieser Prozedur sucht der Gehilfe ganz gelassen Mangofrüchte, und nachdem er von denselben einige genossen, führt er das Weib wieder zur Bettstelle; die Alte wird hier vom fundi alsbald in Empfang ge-nommen, worauf sie sich dem Felde zuwendet, um ihm den Platz zu zeigen, wo (bet Lewa-OMft aus ihr in den Boden fahren will. Sie tappt zuerst einige Schritte unsicher herum, immer mit ins Leere starrenden Augen, tastet wie blind mit ausgestreckten Händen umher, geht dann aber sicher und geradeaus auf einen zirka 25 bis 27 Meter entfernten Platz unter einem Mangobaum zu und bleibt stehen. Der fundi reinigt sofort die Stelle, holt aus seinem Koffer umständlich ein Säckchen mit Mehl hervor mb streut letzteres kreuzförmig auf die Stelle (-------1---). Das Weib geht wieder der Bettstelle zu, woselbst der Gehilfe ihm das anfänglich! Weiße Kopftuch tnrbanartig um den Kopf wik-Velt, währenddessen der Gesang einsetzt: pepo we, panga we, pepo we, panga we usw., etwa im Sinne von: Geist du, Geist du, rüste dich, rüste dich (d. h. zum Ausziehen)! Der Gehilfe bringt eine große Wanne mit gekochtem Reis. Sieg Weib nimmt zuerst toidber mit den Schweifen an dem Tanze teil, dann wird die große Reisplatte auf den Kopf der Alten gesetzt und gehalten und alles zieht so zum vorbe-reiteten Platze, wo das Weib (sich über dem Kreuze niederhockt. Weiber und Kinder 'Drängen, sich um die Alte mit Der Schüssel auf dem Kopfe nnb essen darauf los; Mütter ergreifen Reis mit den Händchen der Kleinen, damit auch diese an den Früchten dieser Beschwörungsfeier teilhaben. Ist die Schüssel leer, so reinigt alles Gesicht und Hände unD wirft die Überreste dem Weibe ins Gesicht. Nun kommt die Hauptaktion des Gehilfen. Dieser öffnet die große Tasche und hält sie zwischen den Knien fest, so daß die steifen Bastwände auseinandertreten. Mit beiden Händen ergreift er sodann den Kopf des vor ihm hockenden Weibes, zieht ihn bis vor die Tasche, löst das turbanartig verschlungene Tuch und massiert Stirn und Hinterteil des Hauptes seiner Patientin, als ob er den ausfahrenden Geist in die Tafche hineinzwingen wollte. Hierauf bringt er mit beiden Händen, ohne daß man eine sonderlich sichtbare Bewegung wahrnimmt, einen lauten Knall hervor, unter welcher Begleiterscheinung der Lewa-'tScift nun ausgefahren ist. Der fundi wiederholt dieselbe streichende Bewegung seines Gehilseix, aber da es nicht mehr knallt, ist man der Lösung des Geistes sicher; schnell bindet er die Tasche zu. Das Weib wird aufgerichtet, von.betn an ihr klebenden Reis gereinigt, von den Assistentinnen ins Haus zurückgeführt unv dort ihrer Medizinschnur entledigt. Diese und auch die Schweife werden zum fundi gebracht, der nun sorgfältig die wirksamen Heilmittel in der Tasche unterbringt. Den Rest der Wasser- und Kräutermedizin leert er derart aus, daß er stehend schnell die Schüssel umdreht und das Ganze niederfallen läßt. Am andern Tag wird auf dem Platz, wo der pepo aus betn Weibe gefahren ist, ein Ahnenhäuschen errichtet und fortab dorthin das Opfer gebracht. Die ganze Beschwörung soll nur zwei Rupies kosten, muß also nichts Besonderes und Seltenes sein, kommt aber gleichwohl Nicht billig, da für zwei Tage der fundi, die fünf Trommler, der Gehilfe und die Assistentinnen mit erstklassiger Verpflegung zu beidenken find. Meine 'Matumbi-leute, die mich damals begleiteten, erklär-teir, daß auch bei den Matumbi Diese ngoma ya Kisokota sehr oft gehalten werde. Diese lange, überaus ermüdende Beschwörung geht darauf hinaus, daß ein Ahne (oka) der betreffenden Person in den Leib gefahren ist, um sich so Gedächtnis und ein feierliches Opfer zu verschaffen. Manchmal tun die Ahnpn (moka) es auch billiger. Der einzelne Geist kann dem Hinterbliebenen, meist ist der Hausvater der Beglückte, im Traum erscheinen und heißt in dieser Eigenschaft „marota", Traumgott. Sofern der gute Vorfahre kein Bedürfnis hat, wird er seinen Schützling im Diesseits auf etwaige Gefahren aufmerksam machen und ihm Verhaltungsmaßregeln geben, um denselben zu entgehen. Meist aber wird das Trauinge-bilde dahin sich verlauten lassen: „Morgen bedroht dich ein Löwe; Bereite deshalb ein Opfer"! Hocherfreut berichtet der Ehemann diese Erscheinung seinem Weibe, befiehlt ihm, Bier zu sieden, da der marota ihm nachts gesagt hätte, ohne Bieropfer würde er morgen von einem Löwen gefressen. Auf diese Weise kommt der Hausgeist zu einem Opfer, der Hausvater aber zu einem guten Trunk. Mein Nachbar Mila-wando hat morgen einen solchen Glückstag. Bei der Heiterkeit, mit der ich schon öfter von Sem gesegnetem hochachtbaren marota erzählen hörte, scheint mir dessen Erscheinung mehr ein Vorwand trinkfester Männer zu sein, um die Weiber für Die mühselige Extraarbeit des Biersudes zu begeistern. Von dem marota berichtet eine Erzählung, daß er aus Erden wohne und mit den Leuten umgehe. Dabei behauptet er, zu wissen, wann und was die Leute träumen. ©und)1 die Probe aus das Exempel erweist er Die Richtigkeit seiner Behauptung, erregt sogar den Neid der Gottheit, übertrifft diese durch sein Allwissen, erwirbt sich dadurch, die Freundschaft der Interen und beide heißen nunmehr bandu bamo, Männer einer Art und Weise, Natur und Wesenheit. Dämonen in Schlangengelfalt. Der ngaka wohnt bei der Gottheit in der Höhe als große Schlange, und zwar in unberechenbarer Zahl. Alle Jahre stimmt ein ngaka vom Himmel. Wenn ein Häuptling ihn sieht, ruft er alle seine Leute, sie dem ngaka Reis zum Fraß bringen. Frißt Die Himmelsschlange den Reis, so gibt es ein gesegnetes Reisjähr. Geht die Schlange sodann toeüer und frißt Feldhacken, dann. 6cmen die Leute große Felder an, da eine reiche Ernte sicher ist. Frißt der ngaka aber Gewehre, dann gibt eg' dieses Jahr noch' einen Krieg. Die Leute wissen sich- einzurichten. Gemeingefährlich ist die Schlange ongo, Kongo; noch größer als die Riesenschlange, haust sie in großen Wasserlöchern, ist ganz rat und. hat zwei Füße. Aus einem solchen Wafserloch darf man kein Wasser schöpfen, Kenn wenn jemand diese Schlange sieht, so wird er augenblicklich blind und muß stehen bleiben, bis ihn ein anderer nach Hause führt. Dabei kräht die Schlange wie ein Hahn. Sehr oft hört inan von der Nangumi-Schlange, die eine Doppelnatur hat und bald freundlich, bald feindlich gesinnt ist. Nach cmfeerer Auffassung wohnt die Nangumi im Meere bei Kilwa als sehr große iSchlange, die nicht gesehen werden darf. Wem dies passieren würde, müßte sofort sterben. Hier deckt sich die Nan-gmni- offensichtlich mit der Ongo-Schlange. Am meisten ausgeprägt ist die Auffassung, die Nangumi hause in der Wildnis und es führe eine saubere Straße zu ihr hinaus. Dort frißt sie jeden auf, der des Weges kommt. Deshalb verbieten die Männer ihren Weibern, die saubere Straße zu gehen, sie sollen vielmehr den -gewöhnlichen Negerpfad benützen. Eines Tages, so erzählt man, gingen zwei Weiber auf der breiten Straße, kamen zuletzt zur Nan-gumi und befragten sie um den Weg. Die Nangumi stellte sich schwerhörig, forderte die Fragenden auf, näherzukommen, und fraß nun beide Weiber auf. Das gleiche passierte dem Ehemann, welcher tiefbetrübt nach seinen Weibern suchte. Im Bauche der Nangumi empfand der Sffla= tumbi-Jonas alsbald Hunger und wurde von der Nangumi aufgefordert, nach Belieben sich aus feem Bauche ein Stück herauszuschneiden und' zu verspeisen'. Der anspruchsvolle Manu aber durchschneidet die Luftröhre der Nangumi, an welcher glücklich verlaufenen Operation feie Nangumi krepiert. Der Mann kriecht heraus, zerschneidet feen Leib' der Schlange, und nun kommen seine beiden Weiber und alle, feie je gefresstn worden sind, unverletzt und wohlbehalten wieder hervor und werden feie Sklaven ihres Erretters. Viel schwieriger wurde die Errettung eines Mannes, feer trotz fees Verbotes seiner Mutter in feen 'iZBalfe' gegangen war, um wegen Hungersnot Fallen zu stellen. Denn eines Tages saß feie Nangumi in der Falle und- fraß den hungrigen Jäger auf. Als nun feie Mutter mit dem Beile auf feie Nangumi 'losging und ihr feen Kopf abschlug, wuchs immer wieder ein neuer Kopf hervor, denn feie Schlange hatte im Schwänze einen ganzen Vorrat von Köpfen. Erst als das Weiblein mit einer gewissen Medizin derNangumi aufden Schwanz geschlagen hatte, konnte sie den Schädel abschlagen, ohne daß ein neuer Kopf nachwuchs. Nu n g u. Am wenigsten denkt der Ma-tnmbi über Nungu, feie Gottheit selbst, nach. Nungu bedeutet einfach „Der Große". Aber es besteht kein faßbares MrhMnis zu ihm. Dagegen kann man bei den Abenüf-euern sonderbare Erzählungen über Nungu hören. Es 'bewahrheitet sich dabei, was P. Volpert S. V. D., im Anthropos 1910, S. 1026, sagt: „Wir finden hier (bei feen Chinesen),daß jedes Volk sich seine Götter selber macht, und zwar mit allen Charakterschwächen, die feem betreffenden Volke eigen sind." (Schluß folgt.) wie Ich ein Chris! geworden bin. Selbstbiographie eines jungen Dahomeers. (Schluß.) Um mir Vertrauen einzuflößen, holte Oer Pater andere Kinder herbei, die aus einem benachbarten Dorfe stammten und zwei Tage vorher zur Mission gekommen waren. Darunter befand sich der Sohn des Königs. Der Pater meinte lächelnd zu mir: „Kennst du diese Kinder?" Durch ein Zeichen des Kopfes antwortete ich bejahend. „Du siehst, daß man sie nicht getötet hat. Dir wird auch nichts Böses widerfahren. Gehe jetzt zu ihnen!" ©§ schien mir nunmehr weniger ungemütlich. Ich befand mich ja unter Freunden. Ich nahm Abschied Don meinem Vater, der mir noch anempfahl, recht brav und gehorsam zu sein. Am folgenden Tage besuchte ich mit Oen anderen die Schule. Wir waren ungefähr vierzig Knaben dort. Der Dolmetsch erWärte uns zunächst die Schönheiten des Abc. Ich muß gestehen, daß mir der Anfang schwer vorkam! $5) mußte mehrere Stunden hindurch zwischen vier Mauern eingeschlossen bleiben! Wie sehr sehnte ich mich nach iben Palmbäumen, den Feldern, nach der Lagune, Der freien Luft, nach der goldenen Freiheit, nach der heimatlichen Sonne! Von Zeit zu Zeit sollten wir uns mit dem Katechismus befassen, ©ine neue und nicht geringe Schwierigkeit für mich!! Ich hatte zwar den Namen dieses Buches zu Hause aussprechen hören, kannte es aber nicht. Die Namen Christ, Kreuzzeichen, Taufe, Geheimnis, das waren für mich unbekannte Begriffe. Man sprach uns nur selten vom Fetisch, und es geschah nur, um uns zu zeigen, daß es der Teufel sei, und daß er der größte Feind der Menschen sei. Ich sagte alsdann zu mir: „Wenn der Pater Oa die Wahrheit redet, so sind mein Vater und die Großmutter im Irrtum." Jetzt sehe ich es klar ein; aber damals wollte es mir nicht einleuchten. -I- Nach einigen Monaten durften wir unsere Eltern besuchen. Die Großmutter war ganz glücklich, als sie mich wiedersah. „Jetzt bleibst du zu Hause, du gehist nicht mehr nach Adjara!" In meinem Innern toar die Lust zur Rückkehr auch nicht besonders groß, und wenn mein Vater sein Jawort dazu gegeben hätte, so wäre ich kein Christ. Doch der Vater ging nicht auf unsere Wünsche ein. Vergeblich beobachtete ich seinen Mund, ob die erlösende Antwort nicht komme. Es blieb dlfo beim alten. Da begriff ich, daß ich zurückkehren müsse. So machte ich mich trotz der Furcht Der Großmutter, daß es diesmal meinen Tod bedeute, auf den Weg zur Mission. Doch diesmal wußte ich, wohin ich ging. Nach und nach erlernte ich einige französische Wörter; ich gewann das Rechnen und die Grammatik lieb; ben Katechismus konnte ich fehlerlos hersagen. Eines Tages, es mochte ungefähr ein Monat vor Weihnachten sein, ba wandte sich der Pater, der uns von den Verpflichtungen des Christen gesprochen hatte, zu uns und sagte: „Diejenigen, die Christen zu werden wünschen, mögen es sich jetzt reiflich überlegen und es mir melden." Mein Entschluß war bald gefaßt. - Zwei Tage später ging ich zum Pater nnlb meldete mich für bie Annahme des Christentums. Da meinte der Pater: „Ist das auch ernst gemeint?" „Ja, Pater, es ist mein innigster Herzenswunsch." „Gut, Figuakponu; bete einstweilen fleißig zum liefen Gott, daß er dir die Gnade verleihe, in deinem schönen Entschlüsse zu beharrem" Ich weilte bereits dreiundeinhalb Jahre in der Mission. Endlich kam b-ciS heißersehnte Weihnachtsfest heran. Es war ein ton066411)10= ner Tag. Mit mehreren Mitschülern empfing ich die heilige Taufe. Mein heidnischer Name wurde gegen ben christlichen Namen Philippus umgetauscht. Der Pater sagte mir, es sei dies der Name ei nes Apo= stets, der vor langer Zeit lebte, damals, als der liefe Heiland noch auf Erden iueilte. Ich war ganz stolz darüber. War es nicht eine Ehre, den Namen eines Apostels zu tragen? Und zudem heißt eben nicht jeder Philippus! * Ein Jahr später ging ich zur ersten heiligen Kommunion und empfing das Sakrament der Firmung. ©0' bin ich nunmehr ein Christ! Für immer habe ich auf die Fetische verzichtet, worüber die Großmutter nicht sehr erbaut ist. Sie behauptet, daß, ich bei den Weißen nicht besser geworden sei. Licke, teure Großmutter, wann werde ich das Glück lya= ben, dich neben mir vor dem Altar des wahren Gottes knien zu scheu? Was meinen Baker betrifft, so fragte ich mich mit Bangigkeit, ob seine Bekehrung nicht «auf große Schwierigkeiten stoßen würde. Solange er gesund und kräftig war, sonnte natürlich von einer Sinnesänderung keine Rede sein. Er hätte ja drei von den vier ihm übriggebliebenen Frauen fortschicken müssen. Gott wartete -eiben den richtigen- Augenblick ab. * Die Geschichte seiner Bekehrung möchte ich ausführlicher berichten: -Es sind jetzt -drei Jahre her. Ich- hatte die Mission seit -ungefähr -drei Jahren verlassen. Nach der großen Regenperiode klagte mein Vater sehr -über Rheumatische Schmerzen. -Er konnte nicht mehr aufstehen, hatte o>ft Fi-elberanfällle, -aß fast nichts mehr und nahm zusehends -ab. Wie man stchs leicht -denken läßt, war er nicht bei -guter Laune, sondern meist gegen mid) und meine Brüder -ausgebracht. Ans seinen Befehl wurden nacheinander alle Hühner und- -alle Ziegen, die er besaß, den einzelnen Fetischen, besonders aber den berühmtesten, geopfert. Ich beteiligte mich gar nicht an diesen heidnischen Opfern. Sie hatten aber -auch nicht den ge-ringsten Erfolg. Der Zustand unseres Kranken verschlimmerte sich mit jedem Tag. Da sagte ich zu mir selbst: „Jetzt ist der günstige Augenblick gekommen." Da sprach ich zum kranken Vater: „Water, ich will nach Adjara und ben-Pater herbeirufen. Ich glaube, daß er ein gutes Heilmittel für bits); besitzt." Er ahnte noch nicht, von ivelchem Mittel die Rede war. Er erwiderter „Gehe schleunigst und komm Bafb wieder!" Ich brachte den Pater mit. Derselbe erkannte sofort, daß er schnell machen müsse. Nachdem er ihn nach Landessitte begrüßt und ihm seine Segenswünsche zu einer baldigen Genesung ausgesp-rochen hatte, betrat er alsbald das religiöse Gebiet. Eine Medaille der allerseligsten Jun-g-fr-du, die ohne Wissen meines -Vaters ins Bett gelegt tonibe, und eine Medaille des W. BenebiituS, die in eine Spalte der Ldhmwaud gieftecft worden war, erleichterten die Arbeit. Der Kranke hörte auf* merksam zu. Ich bemerkte ihm zunächst, daß .ei* sich vergebens an alle Fetische gewendet habe, was er auch sogleich' zugab. Der Pater kam am folgenden und am zweiten Tage wieder. Das drittemal hatte die Gnade von oben den Kvanlkeu so beeinflußt, daß er sich endlich überreden' ließ. Es war aber auch die höchste Zeit. Er iberjdjdeb1 bereits in der dar au f fo l genben Nacht. Ich eilte nach Adjara, um es dem Pater zu melden. Statt traurig- zu sein, empfand ich einen großen Trost. Der Pater sprach zu mir: „Ihr tonnt über den Ausgang froh sein; dein Vater gehört zu denen, die den Himmel stehlen!" Ich für meinen Teil glaube, daß ein solcher Diebstahl nicht durch baS siebente Gebot verboten ist. Daher will ich alles aufbieten, um die Großmutter dahin zu bringen, daß auch sie ihr Leben auf die gleiche Weise beschließt wie mein Vater. * Wie die Wafiehe Anschließend an das Unschuldsopfer, von dem die Wcchehe behaupten, dieses Opfer müsse von kleinen Kindern dargebracht werden, weil sie noch unschuldig seien, sei ein Wort darüber am Platze, wie die Wahehe auch- saust der Unschuld einen hohen Wert beilegen. So liegt es in ihrer Gewohnheit, nach der Erbauung eines Hauses zur Einweihung desselben nur einen kleinen Knaben zu berufen. Derselbe weiht das Haus am Abend- ein, in= Das ist meine -ganze .Lebensgeschichte. Ich möchte aber meinen Bericht nicht schließen, ohne zu .erklären, daß ich mich der Mission gegenüBet zu großem Danke verpflichtet fühle, -ba ich in der Mission erzogen und unterrichtet worden bin. Meinen Dank werde ich dadurch abstatten, daß ich dem guten Pater, sobald er -einen Katechisten braucht, sagen werde: „Pater, ich will gerne bie Stelle übernehmen!" Ich bin überzeugt, daß die Gelegenheit sich bald finden wird. Ich hätte beinahe vergessen, hinzuzufügen, daß der Pater zurzeit die Materialien für die künftige Kapelle von Adjara herbeischafft. 'Er hat uns erzählt, wie die Backsteine sich anhäufen und wie im nm= gekehrten Verhältnisse seine Barmittel abnahmen. Wie es möglich ist, daß -es zugleich -steigt und fällt, daß es in die Höhe geht und zugleich sinken kann, vermag ich noch nicht zu begreifen! . . . Wer versteht es besser? . . . Hochächtungsvollst gez.: Philippus Nugbetegbe. Die richtige Abschrift beglaubigt Adrian Banzin. ie Unschuld achten, dem er mit einem Feuerbrand in der Hand, bei der Tür beginnend, um das Haus herumgeht. Dabei spricht er: „Zauberer, unterlaßt es, in dieses Haus zu tam= men! Wenn ihr aber doch zu mir kommt, so sollt ihr dort bei der Tür sitzen müssen, bis ich euch morgens in der Frühe antreffe." Als weiterer Beleg ibafür, welche Achtung die Waheh-e der Unschuld zollen und welche fast magische Kraft sie ihr zuschreiben, mag die Tatsache dienen, daß bei einer Elefantenjagd die Medizin von einem Jüngling getragen werden muß, der noch kein Weib hat. Während der Schüsse auf den Elefanten muß sich derselbe, über die Medizin gebeugt, auf den Boden legen. Der höchste Gipfel der üitelfucht. Wir wissen, daß die Titelsucht sowohl bei gebildeten als auch bei ungebildeten und wilden Völkern mitunter die üppigsten Blüten treibt. Den Höhepunkt in dieser Beziehung dürften aber Wohl die Malayen erreichen, ihn sich mit einem ungewöhnlichen Glanze zu umgeben, und die Ehr-lMrchit der Untertanen zu vermehren, logen sich die malaischen Fürsten geradezu gvo-te.Se Titel bei., in welchen sie sich als Herren über nicht existierende Wunderdinge, über Naturereignisse und Naturkräste sowie schließlich über die ganze Welt bezeichnen. In einem Dokument, das einen Befiehl des Sultans von Menang-Karban enthält, sind folgende Titel enthalten: „Der Maha-Raja von Menang-Karban, dessen Residenz zu Pagar-Rinjong ist,und der König der Könige ist, ein Wkömmling des Herrschers Jskorden Sultan Karnain; Besitzer der Krone, die der Prophet Adam vom Himmel gebracht; eines Drittels des Waldes Lamat, dessen äußerste Enden im Königreich Rom einerseits und in China anderseits sind, der Lanze, genannt Lambing Lambura, die geziert ist mit Haken von Janggi; des Schwertes, genannt Sa- mendan.g Giri, das 120 Scharten erhielt int Kampfe mit beim Feinde Si Katimuro, den er tötete; des Kris, der aus dem Stahle gefertigt ist, der sich unwillig zeigt, wenn er eingesteckt wird, und sich freut, wenn er zum Kampfe herausgezogen Miro; der Goldminen, genamtt Kudarat Kuda-rati, die reines Gold liefern; der sich aus der Schöpfung der Welt datiert und Herr von süßem Wasser ist int Umkreise einer Tagesreise; der Sultan, der seine Stenern in Gold nach dem Maße Lassong erhebt, dessen Ridirolse aus Goto mmb1 Diamanten gemacht ist; Besitzer des Gewebes, genannt Sangsista Kola, das sich selbst webt und jährlich einen mit Perlen verwebten •gier» den hinzusetzt, und wenn dieses Gewebe beendet sein wird, ist das Ende der Wielt zu erwarten; Besitzer der Pferde von der Rasse Lorimborasi; Besitzer aller Gebirge, welche Palembang und Jambing trennen; Besitzer des Elefanten, genannt Hasti Dewa, der göttliche Kraft besitzt; Herr der Lust, der Wolken, hier Erde und was in ihrem Innern ist; >Er, der Sultan Sri Maha Raja Duria, erklärt . . ." Etwas über die Krokodile in Afrika, Von P. Menyhardt 8. st., Missionär ant Zambesi. „Diese abscheulichen Tiere", so erzählt P. Menyhardt in einem Briefe an seine ehemaligen Zöglinge in Kalosza, „haben mir schon viel Sorge bereitet. Fortwäh-rend lauern sie dort in den Gewässern des Zambesi; wehe dem, der nnvorsichtiger-weise ins Wasser hinabsteigt oder allein am Wasserrande sitzt. Plötzlich stürzt das Krokodil ans dem Wasser, beschreibt eine gewaltige Schwenkung, so daß es mit dem 228 Stern der Neger. Heft 10. Schwänze seinem Opfer einen furchtbaren Schlag versetzt, um es zu ergreifen und obrnit in der Tiefe zu verschwinden. Vor unfern- Wphnung werden jährlich drei bis vier MenlKen Wirt Krokodile gefressen; ja, alle 30 Meter lauert ein solches Untier. Bei gutem warmem Wetter schlafen sie mit wettgeöffneten 'Rachen ans 'Sandbänken, und wir sahen hie und da fünf bis sechs auf einmal uns gegenüber. Nun stellt euch das hiesige heiße Klima, den großen schönen Zamfesi-Stvom vor; oer Mensch möchte so gerne baden und es geht nicht! Trotzdem baden unsere Neger, weshalb auch das Krokodil viele von ihnen fortschleppt. Meine schwarzen Schüler, groß und klein, baden ebenfalls, und zwar täglich!. Wir suchen ganz seichte Stellen auf, wo das Krokodil sich nicht verbergen kann, und da können sie in Sicherheit baden; aber nur beM)an> sind sie in Sicherheit, weil sie viele sind und ihre 80 bis 90 Kehlen so ein Höllengeschrei erheben, d'aß es auch den Krokodilen zu viel ist. Bei ttahent tiefem Wasser ist schon große Vorsicht 'geraten. Im Anfange standen wir dort mit dem Gewehre und, um die Krokodile zu erschrecken, 'gaben wir beim Beginne des Badens einen Schuß. Wir ließen über! bald davon ab, weil die Krokodile dies für ein Appellzeichen hielten und sich' scharenweise um die Badestätlte herum verbargeu. Zu-Nteilen schwammen in einer Entfernung von kaum 2'0 Metern drei Krokodile um uns herum, so daß nur ihre Köpfe sichtbar waren. Aus der Flinte machten sie sich gar nichts, da sie ihren 'gepanzerten Rücken und Köpfen nicht viel schaden kann. Bor zwei Jahren spielten meine Schüler am Feste des hl. Petrus Claver am Ufer; sie lärmten, sangen und schlugen aus Leibeskräften' sechs Negertrommeln. Ein Teil voit ihnen badete noch, als mir plötzlich der Gedanke kam, — sicher war es eine Ein- gebung ihrer hl. Schutzengel —: Wehet wenn sich jetzt das Krokodil ganz nahe hcr-anfchleicheir würde. Ich' blicke auf und sehe dort kaum sieben Meter ton meinen Zöglingen entfernt das scheußliche Ungeheuer. Als es sah, d'aß wir es bemerkt hatten, tauchte es allsogleich in die Tiefe hinunter. Ihr sönnt euch denken, wie sehr die armen Negerknaben vor dem Krokodile beben. Zuweilen, wo auch keine Gefahr vorhanden ist, baden sie so, daß ein jeder einen großen Steitt nimmt, ihn vor sich hiit ins Wjasser schleudert und erst nach ihm hineinspringt; sie spielen eine Weile im Wasser, heben dann von neuem große Steinte ans und springen so hinein. Am Ende des vorigen Jahres war die Frechheit der Krokodile schon ganz unerträglich geworden. In einemfort rissen sie Siegelt, Schafe, Hunde und auch Menschen mit sich fort. Die Brüder taten ihr Möglichstes, mm sie zu verscheuchen, allein umsonst. Sie verfertigten große Haken und senkten sie mittels Eisenketten ins Wasser hinein. Bald bissen die Krokodile den ganzen Haken weg, bald zerbrachetr sie ihn, bald wieder fraßen sie die Lockspeise herunter. Schließlich hing eines Morgens ein mächtiges Krokodil an dem Haken. 20 Leute zogen an der Kette. Schon stand das Untier halb aus dem Wasser, als es mit einer solchen Kraft um sich schlug, daß alle 20 davonliefen. Neuerdings machten sich noch mehr an die Arbeit. Kaum war es toieibcr halb aus dem Wasser, als die Kette riß, und das Krokodil schwamm mit der Kette und dem Haken weiter. Bon dort an wurden die Krokodile noch frecher. Während ich in Qnilemane war, rissen sie meinen liefen Schüler Justinus fort. Es war ein kohlschwarzer prächtiger Negerknabe; er hatte ein gutes Talent, war stets frohen Mutes, allein zu verwegen. Es ist als ob ich ihn sehen würde, wie er geschickt im Heft 10. Stern der Neger. 229 Aaimbesi schwimmt, lächelnd auf die aim Ufer Stehenden hinschaut rotiti wie aus seinem schwärzet: Antlitze die zwei Reihen von Zähnen schneeweiß hervorleuchten. An einem Nachmittage sprang er, ohne auf die übrigen zu warten, als Erster ins Wasser und schivantm in seiner guten Laune etwas weiter hinein. Mötzlich ergriff ihn ein riesiges Krokodil und verschwand mit ihm in des Stromes Tiefe. Jetzt aber wollten die Brüder um jeden Preis den Gewaltstreichen der Krokodile ein Ende ma? bloß der Kopf aus dem Wiasser.ragt. Dabei war er so glückliche, daß er bisweilen mit einer einzigen Kugel sein Tier erlegte. Er schoß sieben Krokodile in einem Monate. Da wir keine Stahlkugeln haben, mußte er sich mit Bleikugeln begnügen. Die Neger waren außer sich vor Freude und neu-neu seither den Bruder den Krokodil-töter. Dies« Tiere zeiget: sich jetzt nur mehr selten; viele sind schwer verwundet; uichts-destoweniiger sind sie längs des Ufers in großer Zahl. Das größte, welches erlogt 3agd auf Krokodile. K ^=i che». Bruder Lindlohr, ein ausgezeichneter Mann aus der Rhein,gegenü, lauerte so oft er nur konnte, aim Ufer, um sie niederzuschießen, während sie sich auf dem Sande sonnten. Er beobachtete sorgfältig ihre Bewegungen und ihre empfindlichen Körperteile. Eines Morgens sandte er mit einem geschickten Schusse einem mächtigen Krokodile die Kugel in das Genick. Das Tier ztickte zusammen und verendete. Kurz darauf schoß er an einem Tage zwei Krokodile. Bon nun an machte er auch auf die schwimmende!: Krokodile Jagd, von denen wurde, war 4,1 Meter lang; mehrere trugen in ihrem Magen kupferne Fuß- und Armbänder, woraus man schließen konnte, daß sie Menschet: Verschlro:,gen satten. Es gibt unter ihnen solche, die sechs Meter lang oder noch länger sind; diese aber sitrd sehr vorsichtig. Kleine Krokodile sind sehr oft zu seihen. Meine Schüler fandet: einst Nus ihren: Spaziergange in einem kleinen Seitenarm des Zambesi eine Krokodilbrut. Sie erschlugen oder fingen noch an dem Tage 60 kleine Krokodile, welche 0,2 Meter lang waren. „Afr.-B." Die Söhne des Mondes. Von Dr. Hugo Mioni. (gortfetumg.) „Ah, jede'n falls weißt du es selber nicht: 6ist eben auch nur ein Sklave." Das verletzte seinen Stolz un'b er erwiderte! gereizt: Zum Sultan hast du zu gehen. Ich erhob mich aus meiner sitzenden Stellung, gab meinen Gefährten! ein Zeichen, sich ruhig zu verhalten, bis ich zurückkäme, und 'folgte Rabnga. 'Es war bereits Nacht geworden und dichte Finsternis umhüllte, den Palast des Herrschers. Raibuga führte mich an einer kleinen Gruppe plaudernder Weiber vorüber direkt in die Privatwohnung des Sultans, der aus einem wackeligen Stuhl saß, während' mehrere Frauen sowie nahezu ein Dutzend Kinder ihm zur Seite am Boden kauerten. — Aller Augen waren auf mich gerichtet. Vor denn Herrscher angelangt, machte ich ihm eine leichte Verneigung unib begann, ohne 'mich um das an seinem Hofe übliche Zeremoniell zu krim-mem, alsbald zu fitiagen: „Du hast mich gerufen: hier bin ich. Was willst du von Mir?" Sprachlos' vor Überraschung ob solcher Berwegvnheit, blickte mich der Sultan au, dann aber schrie er mit vor Zorn bebender Stimme: „Hast du vergessen, daß du mein Sklave bist, ich dich infolgedessen nach BÄidbön töten kann?" „Ich bin nicht dein Sklave, da täuschest bat dich. Als Sohn des Mondes habe ich mich frei toi Cig in deine Gewalt begeben, um zu sehen, ob du ein tüchtiger Herrscher bist Uirtb dein Volk gerecht zu regieren weißt." Meine Worte schienen nicht gänzlich ohne Eindruck zu sein, denn es war das erstemal in seinem Leben, daß jemand in dieser Weise mit ihm zu reden wagte. Einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen uns; dann begann er timt neuem: „Möchtest du frei werden?" „Das werde ich sein, wann es mir beliebt. Als Sohn des Mondes steht es mir jederzeit stiel, zn tun, was mir beliebt. Übrigens, was willst du denn eigentlich von mir?" „Sage mir, bist du sehr reich' und hast du große Macht und Ansehen Bet deinen Untergebenen ? " Ich bejahte es. „Also würden die Weißen, wenn sie etwas von deiner Gefangenschaft wüßten, jegliches Opfer bringen, um dir die Freiheit wieder zurückzugeben?" „Ohne Zweifel." „Gut, id) werde einen Boten nach Novo-JHdond'o senden, der bei deinen Leuten ungefähr in zehn Tagen eintreffen wird, um ihnen von deiner Lage zu berichten?" „Und was verlangst du für meine Freilassung, Geld! oder Perlen oder sonstige Tanfchartikel?" „Nein, nichts von alledem! Höre! Ich. der Sultan Käbuna, besaß einen Sohn, der ganz und gar mir ähnlich war. Den sandte ich nun vor etlichen Tagen mit einer Handvoll meiner Leute aus, Um ein benachbartes Dorf zu plündern und deren Bewohner zu Sklaven zu machen. Und nun staune! Dieses Doris hatte sich mit den Weißen ver-'brin'den und' so geschah es, daß die Unsri-gen von feindlichen Kugeln empfangen und infolgedessen einige getötet wurden, während andere, darunter auch mein Sohn, in die Gefangenschaft wanderten. — Was meinst du nun, was mit meinem Sohne geschehen wird?" „Da fragst ihn mich zu viel. — Nach der Anschauung von uns Weißen sind alle Menschen Brüder untereinander, und des- Heft 10. Stern der Neger. 231 halb verdaüimen wir die SAaveiMgd «als eines der >am meisten zu verabscheuenden Verbrechen und bestrafen es auch dementsprechend, und zwar durch harte Gefangenschaft oder unter Umständen auch mit dem Tobe." „Willst du vielleicht damit andeuten, daß mein Sohn möglicherweise getötet wurde von den Weißen?" erwiderte gereizt der Sultan. „Nein, im Gegenteil, ich wünsche es nicht." „Es wäre zu deinem Schaden: denn wisse, sollte er schon getötet worden sein, so würdest du unter den ausgesuchtesten Martern zu Tode gepeinigt werden. Und nun höre meinen Vorschuß: Ich werde den Weißen deine Freilassung anbieten, wenn sie auch meinem Sohne die Freiheit gewähren." „Was aber geschieht dann mit meinen Gefährten?" „Diese bleiben meine Sklaven." „Auf diesen Vorschlag werden die Weißen aber gewiß nicht eingehen, denn, da dein Sohn ein äußerst gefährlicher Gefangener ist, werden sie für seine Rückgabe die Freilassung von uns allen 'fordern." Doch Kabuna beharrte auf seinem Entschluß, nur mies) allein gegen seinen Sohn umtausehen zu wollen; dann fügte er hinzu: „Du wirst inir ein Zeichen geben, woran die Weißen zu erkennen vermögen, daß du bid) bei uns befindest." „Gut, ich werde ihnen einige Zeilen schreiben. Gib mir deswegen das Notiz-büchlein wieder zurück, das mir abgenoiw-inen worden ist." „Gut, das sollst du haben." „Sodann löse mir auch die Fesseln von den Händen; denn, wenn ich schreiben soll, 'muß ich dieselben frei haben." „Das wird nie geschehen!" „Dann brauche ich auch das Büchlein nicht; denn ich kann ja nicht schreiben, wenn ich die Hände nicht frei habe." „Gut, es sollen dir .Die Baude an den Händen gelöst werden. Aber wisse, beim leisesten Verdacht eines Fluchtversuches werden sich die tiengi steten Pfeile meiner Leute in dein Fleisch bohren und so deinem Leben' eilt frühes Ende bereiten. Jetzt aber, kehre in deine Hütte zurück, da wir heute noch den über euch errungenen Sieg feiern müssen." XII. Eine romantische Flucht. Nachdem ich wieder zu meinen Gefährten zurückgekehrt war, berichtete ich ihnen von meinem Zwiegespräch mit dem Sultan. Noch während ich erzählte, erschollen aus nächster Nahe laute Rufe einzelner Neger, in die bald auch Weiberstimmen miteinfielen. Sie waren das Zeichen der beginnenden Siegesfeier. Es dauerte nicht lange und es herrschte ein derartiger Höllenlärm, daß er mehr dem Brüllen wilder Tiere glich denn dem Schreien von menschlichen Stimmen. Unter das Brüllen und Lachen und Jubilieren der Menge, — die außerdem auch reichlich /belin im allgemeinen ziemlich starken Negerbier zusprach, — mischte sich das wehmütige, schmerzliche Heulen und Jammern der zahlreichen Sklaven, die in der nahen großen Hütte untergebracht waren und infolge der Qualen des Hungers und der Striemen Unsägliches litten. Nachdem ich alles berichtet hatte, was zwischen Mir und Kabuna 'gesprochen worden war, fragte mich der Leutnant: „Werden Sie also schreiben?" „Nein; ich habe vielmehr etwas anderes vor; hören Sie mal, lehnen Sie sich jetzt einmal mit Ihrem Rücken an den mehligen." 232 Stern der Neger. Heft 10. Der Leutnant wollte etwas erwidern, doch ich bedeutete ihm, daß er einfach folgen sollte. „Jetzt pressen Sie Ihre beiden Handflächen fest gegeneinander und stehen Sic ganz ruhig." Ich habe früher erwähnt, daß man uns die Hände auf den Rücken gebunden hatte, und zwar an den Pulsen und mit den Handflächen nach innen. Diese Art und Weise des Gebundenseins ist zwar schmerzlicher, als wenn die Hände kreuzweise übereinander gebunden sind, — und das hatten die Schwarzen offenbar beabsichtigt —, doch hat diese Art den großen Vorteil, daß sie eine Befreiung bedeutend erleichtert, da man die Finger beider Hände frei hat und somit seinem Mitgefangenen leicht die Knoten lösen kann. Ich machte mich alsbald ans Werk; zwar sollte es mir nicht so leicht gelingen, als ich mir's vorgestellt hatte, aber mit ein wenig Geduld ging es schließlich doch. Ein Ausruf der Freude entschlüpfte den Lippen des Leutnants, so daß ich ihm sofort einen Stoß geben mußte, doch vernünftig zu sein und nicht alles durch sein Geschrei gu verderben. Er rieb mit aller Kraft seine Arme, um das Blut leichter zirkulieren zu machen, und löste dann auch mir, Alonso und Daniel die Fesseln. Binnen einer halben Stunde waren wir alle vier unserer Bande ledig. „Was aber jetzt?" meinte der Leutnant. „Vor allem heißt es jetzt einmal warten, bis sich das Schreien und Lärmen gelegt haben wird und die Schwarzen schlafen. Ist allenthalben Ruhe eingetreten, so werde ich allein hinausgehen, um zu sehen, ob es keine Gelegenheit zur Flucht gibt." „Sollen wir denn da bleiben?" „Einstweilen wohl, und verhalten Sie sich ruhig, bis ich wieder da sein werde." „Aber warum denn? Wir könnten ja gleich alle mitsammen gehen." „Nein, das ist unmöglich; fürs erste muß ich trachten, uns unsere Waffen wieder zu holen, dann aber muß ich auch sehen, ab es nicht gelingt, die beiden Umzäunungen zu öffnen oder wenigstens ein Loch aus ihnen herauszuschneiden, durch das wir dann in§ Freie gelangen können." „Dürfen wir Ihnen dabei nicht behilflich sein, damit es geschwinder geht?" „Nein, lieber nicht; es muß alles in äußerster Stille besorgt werden, und das kann einer besser als viele. Habe ich die beiden Löcher fertig, so brechen wir gemeinsam auf. — Nur um eines bitte ich euch: daß ihr nämlich nichts, aber auch gar nichts unternehmt, bevor ich nicht zurückgekehrt bin, sondern mich geduldig abwartet. — In einem einzigen Falle lasse ich euch volle Freiheit des Handelns, wenn nämlich während meiner Abwesenheit ein außergewöhnlicher Lärm sich erheben sollte. Dies wäre ein Zeichen, daß ich entdeckt bin; dann verlasset die Hütte und versuchet zu fliehen." „Gewiß, wir werden unbedingt gehorchen; Sie können sich vollständg darauf verlassen," entgegNete namens aller der Leutnant. Bislang hatte das Schreien der Schwarzen noch immer ungeschwächt angehalten; nur das Jammern der Sklaven war verstummt. Nach zirka einer Stunde begann indes auch das Jubilieren der jedenfalls schon ziemlich betrunkenen Menge allmählich nachzulassen, und nach einer neuen schwachen Stunde erstarb der Lärm vollständig. Ich wartete noch ein Viertelstündchen, dann machte ich mich auf, nicht aber, ohne vorher nochmals meinen Gefährten dringend ans Herz zu legen, unbedingt meine Rückkehr abzuwarten. Ich warf mich auf den Boden, schob vorsichtig das Fell vor der Tür beiseite und suchte den Hof zu überblicken. Ein undurchdringliches Dunkel lagerte über dem Dorf; ringsum herrschte tiefste Stille, alles schien zu schlafen. Gleichwahl ließ ich keine Vorsichtsmaßregel außeracht. Langsam nur und mit größter Behutsamkeit kroch ich am Boden dahin, wobei ich mich möglichst eng an die einzelnen Hütten anzuschmiegen suchte, um hinter denselben sofort ein Versteck zu haben. Nach ungefähr zehn Minuten hatte ich das Zelt erreicht, too der Sultan unsere Waffen hinterlegt hatte. Sie war ähnlich der unserigen und gleich dieser ebenfalls nur mit einein Tierfell vor dem Eingang verschlossen. Die Neger kennen eben weder Schloß noch Riegel; Wertgegenstände besitzen sie nicht, und würde ihnen schon wirklich einmal etwas gestohlen, so würde man es bald wieder finden und der Dieb hätte eine äußerst empfindliche Strafe zu erwarten. Ich lauschte nach allen Seiten hin: alles war ruhig. Auch in der Hütte schien sich kein lebendes Wesen zu befinden. Ich lüftete deshalb den Türvorhang ein wenig und schob mich vorsichtig hinein. Ich stand nun auf und tastete, da ich infolge der Finsternis nicht das geringste unterscheiden konnte, langsam und vorsichtig überall um-her. Die unglaublichsten Gegenstände berührte ich dabei, Dinge, die mir sonst mein Lebtag nie unter die Augen gekommen wären: es war die reinste Rumpelkammer. Insbesondere fand ich eine ungewöhnlich große Zahl von Pfeilen und Lanzen vor, bei deren Befühlen ich doppelt vorsichtig sein mußte, um mich nicht an deren vergifteten Spitzen zu verletzen. Nach langem Umhertasten stieß ich endlich auch auf ein Gewehr, das ich bei näherem Betasten als das meinige erkannte, es war mein Hinterlader; daneben lagen — welch ein Glück! — auch die anderen uns abgenommenen Waffen, das Repetiergewehr, die Pistolen, die Revolver, ein Messer, der Beutel mit der Munition, sowie meine Geldtasche. Mehr verlangte ich nicht. — Ich kümmerte mich nicht um die uns abgenomme-nen Konserven, nicht um unsere Kleidungsstücke, ich besaß wieder meine Waffen und das genügte mir. Was ich in meinen Taschen unterbringen konnte, verschwand darin, die beiden Gewehre warf ich mir über die Schultern, und mit der gleichen Vorsicht, mit der ich gekommen war, trat ich nun den Rückweg an. Bei meinen Gefährten angekommen, löste meine Beute natürlich allgemeine Freude aus, die aber etwas gedämpft wurde durch die Mitteilung, daß sie abermals zuwarten müßten, da nunmehr erst die Hauptarbeit zu geschehen hätte. Ich ließ meine Waffen zurück, nahm nur ein Messer und einen Revolver mit mir und entfernte mich neuerdings. Es galt jetzt vor allem, den Kaktuszaun,, der die Residenz des Sultans von den anderen Dorfhütten trennte, zu öffnen. Mein guter Stern wollte es, daß ich die Tür traf, durch die der Sultan tags vorher zu uns herausgetreten war; sie war nicht schwer zu öffnen, und so gelangte ich mit Leichtigkeit in das Dorf. Der Hauptweg, der durch dasselbe direkt zum großen Eingangstor führte, war vollständig verlassen, kein lebendes Wesen war zu bemerken, und so konnte ich mit ziemlicher Schnelligkeit die Strecke zurücklegen. - Beim Tor angelangt, merkte ich bald, daß ein,Öffnen desselben nicht so leichter-hand möglich sein würde, und ich gelangte, je länger ich mich abmühte, desto mehr zur Überzeugung, daß jeder diesbezügliche Versuch mißlingen würde. Schwere Holzketten schlossen es und eine Anzahl gewaltiger Balken bildete überdies noch eine Art Barrikade vor demselben. Es blieb somit nichts anderes übrig, als mit Hilfe des Messers ein Loch aus der dichten Kaktushecke herauszuschneiden, woran ich mich denn auch alsbald machte. Es war ein sehr hartes Stück Arbeit; einesteils mußte ich jedes Geräusch des ganz ausgedörrten Kaktus zu vermeiden trachten, um dadurch niemanden aus dem Schlafe zu wecken, andernteils verursachten mir die spitzen Dornen zahlreiche und schmerzliche Verwundungen. Es ging darum nur langsam voran. Ich mußte eine Öffnung inachen von mindestens einem halben Meter Höhe und gegen 70 Zentimeter Breite, damit ein Mensch hindurch konnte. Ich arbeitete denn unverdrossen einige Stunden und als ich mit blutigen Händen das letzte Stück herausnahm, begann es im Osten allmählich grau zu werden. Rasch erhob ich mich vom Boden, um meine Kameraden zu holen, da vernahm ich aus nicht allzu weiter Entfernung ein starkes Geräusch, wiewenn einschwerer Gegenstand auf die Erde gefallen wäre und eine Männerstimme rief erregt: „Carambal", ein Wort, das im Spanischen den Ärger zum Ausdruck bringt. Es war die Stimme Daniels. „Himmel, sollte er und mit ihm vielleicht auch die anderen nicht Wort gehalten haben! Sollte ihnen die Zeit des Wartens zu lange vorgekommen sein!" Auf den lauten Schrei hin waren sofort einige Neger aus den: Schlafe aufgefahren und durch das hastige Laufen, das sie draußen hörten, waren sie natürlich sofort zur Überzeugung gekommen, daß etwas Außergewöhnliches vorgefallen fein müsse. Sie stürzten alsogleich heraus aus ihren Hütten, und nun sahen sie, daß sich die Gefangenen im Besitze ihrer Waffen befanden und geflohen waren. Wir waren somit entdeckt. Ein Glück für uns, daß das Loch in der Umzäunung vollendet gewesen! „He! Da her, auf mich zu!" schrie ich meinen drei Gefährten entgegen; denn ich sah sie bereits den Hauptweg entlang auf das Tor zueilen. Sie waren jedoch nicht allein, schon folgten ihnen eine ziemliche Anzahl Neger hart auf dem Fuße, die durch ihr Rufen: „Die Gefangenen sind entflohen! Die Gefangenen sind entflohen!" immer mehr Neger auf unsere Flucht aufmerksam machten und nach sich zogen. „Geschwind! Geschwind! Rasch durch dieses Lach da hindurch!" schrie ich den: Daniel zu, der als Erster bei mir anlangte. „Schnell! schnell!", aber nur mit knapper Not zwängte er sich hindurch; eiligst folgten ihm der Leutnant und Alonso. Aber da waren auch schon die ersten Schwarzen in beängstigende Nähe gekommen; es war mir augenblicklich unmöglich, einen Fluchtversuch durch das Loch zu wagen, wenn ich mich nicht der Gefahr aussetzen wollte, dabei durch einen Speerwurf getroffen zu werden; und doch durfte ich.nicht lange zögern, da der große Haufe den paar ersten auch schon hart folgte. Ich mußte darum, so ungern ich auch Menschenblut vergoß, notgedrungen von dem Revolver Gebrauch machen, doch zielte ich nur auf die Beine des mir schon am nächsten Befindlichen und drückte los. Mit einem lauten Schrei des Schmerzes stürzte er zu Boden. Sein Fall brachte etwas Verwirrung unter seine Hintermänner, welche ein weiterer zweiter und dritter Schuß noch mehr vergrößerte, ein Umstand, den ich benützte. Mit Blitzesschnelle werfe ich mich zu Boden und schiebe mich, so gut oder so schlecht es ging, durch die Öffnung, ohne auf die zahlreichen Wunden zu achten, die ich mir dabei an der Kaktushecke zuzog. — Ich war frei! — Dem Himmel fei gedankt! XIII. Die Höllenmaschine. Ich befinde mich bei meinen Gefährten. „Vorwärts, fliehen wir, so rasch uns nur die Beine tragen!" rufe ich ihnen zu. Ich nehme dem Leutnant mein Rehetiergewehr oB, und nun ging's dahin in der Richtung gegen Süden. Von Zeit zu Zeit warf ich einen Blick nach rückwärts und konnte so feststellen, daß fast die ganze waffenfähige Mannschaft des Dorfes hinter uns her war. Ihr Geschrei und Gebrüll verlieh unseren Füßen Flügel. Während unseres Dahinjagens lud ich mir von neuem meinen Revolver, um ihn im Falle der Not sofort zur Hand zu haben. Meine Kameraden hielten eine geraume Zeit hindurch gleichen Schritt mit mir, aber allgemach begann Alonso, noch mehr aber der Leutnant nachzulassen; es war leicht erklärlich: müde vom Marsche des vorhergeh enden Tages, seit 'mehr! denn 24 Stunden ohne Schlaf und ohne Nahrung, war es kein Wunder, wenn unsere Kräfte langsam zu schwinden begannen. Anfangs waren wir stumm und lautlos dahingeeilt, beschäftigten doch einen jeden sehr ernste Gedanken. Schließlich aber brach der Leutnant, schon ziemlich erschöpft, das Schweigen: „Wie lang wird denn dieses Rennen noch dauern? Ich halte es nicht mehr aus!" „Ich fürchte, bis in die Nacht hinein." Einen Ausruf schmerzlicher Enttäuschung lösten meine Worte bei meinen Gefährten aus. „Den ganzen Tag? Das ist unmöglich! Hätte ich das gewußt, daß Ihr Rettungsplan so ungeheure Anforderungen an uns stellen würde, so hätte ich Ihnen nie und nimmer meine Einwilligung zur Flucht gegeben," warf der Leutnant vorwurfsvoll ein. Auf solch eine Rede war ich nicht gefaßt; zwar bin ich nicht ein Mann, der für jede Gefälligkeit gleich eine Anerkennung verlangt; aber immer nur Undank und Unerkenntlichkeit zu ernten für alle seine gutgemeinten Absichten, das tat mir gleich- wohl sehr weh und bewies mir, von welch niederer Denkungsart meine Leute waren. Ich schwieg deshalb nicht, sondern entgeg-nete in einem etwas scharfen Tone: „Leutnant, wollen Sie m i r einen Vorwurf machen? Tragen nicht vielmehr Sie selbst mit Ihren Kameraden die Schuld an unserer jetzigen peinlichen Lage? Hätten Sie Ihr Wart gehalten und hübsch gewartet, so wären wir jetzt in. Sicherheit; wir würden uns tagsüber in einem sicheren Verstecke verbergen und ausruhen können, um dann zur Nachtzeit unsere Flucht fortzusetzen. So aber haben Sie sich selbst diese Suppe eingebrockt, darum müssen Sie dieselbe auch ausessen!" Der Leutnant schwieg, er mußte mir im Herzen rechtgebeu. . . So ging's denn wieder im ununterbrochenen Laufen dahin. Immer heftiger wurde das Schreien der hinter uns daherjagenden Menge und verriet mir damit, daß der Abstand zwischen uns und unseren Verfolgern sich immer mehr verringerte. Mehr als einmal wandte ich mich um und jedesmal mußte ich zu meinem nicht geringen Schrecken die Wahrnehmung machen, daß die Verfolger uns immer nähpr kamen; ja die allernächsten waren gar nur noch ungefähr zweihundert Schritte voll uns weg. Es konnte somit nur noch kurze Zeit dauern und sie mußten uns mit ihren Pfeilen erreichen können. Das aber hatten wir um jeden Preis zu verhindern. Deshalb bedeutete ich dem Leutnant, sein Gewehr schußbereit zu halten. Während die beiden Matrosen rastlos vorwärts eilten, hielten wir beide im Laufen inne und nahmen uns die Allernächsten aufs Korn. Der meinige, ins rechte Bein getroffen, drehte sich einmal um seine Achse, worauf er zu Boden stürzte. Auch der Leutnant hatte einen kampfunfähig gemacht. Ich schoß noch viermal und jedesmal sank einer zu Boden, wenn auch nicht Zu Tode getroffen, denn dies lag nicht in meiner Absicht. Als die Schwarzen sahen, daß unsere Gewehre selbst auf eine so große Entfernung hin nach trafen, wurden sie stutzig und hielten irtne, ja sie zogen sich sogar unter fürchterlichem Wutgeschrei etwas zurück. — Diesen Augenblick benützten wir, und wieder ging es in rasendem Laufe dahin, unseren Gefährten nach. Im Laufen lud ich mein Gewehr aufs neue, was auch der Leutnant tat. — So rannten wir denn den ganzen Vormittag dahin auf der weiten Ebene, die auf einer Seite von einer mäßig hohen Hügelkette begrenzt war. Diese wollten wir erreichen; vielleicht, daß uns dort eher Rettung winkte. Aber unsere Hoffnung, glücklich bis dahin zu gelangen, schwand immer mehr; denn wir merkten, wie unsere Kräfte schon ganz erheblich abließen. Zwar schossen wir noch das eine- und an-deremal auf unsere Verfolger und streckten so gegen zwanzig von ihnen zu Boden, aber schließlich hielten sie sich in einer solchen Entfernung, daß sie unseren Kugeln nicht mehr erreichbar waren. Gleichwohl fetzten fie ihre Verfolgung fort, weswegen wir annahmen, daß sie es auf unsere schließ-liche Ermüdung abgesehen hätten, um uns dann durch Umzingelung in ihre Gewalt zu bekommen. Wir boten deshalb alles auf und fetzten unsere letzten Kräfte ein, um die Hügelkette zu erreichen. Warum wir gerade so sehr auf dieses Ziel lossteuerten, wußten wir jedoch selber nicht; nachher erst erkannten wir, daß Gott unsere Schritte gelenkt hatte, denn dort winkte uns Rettung, Erlösung! — Es war so um die Mittagstunde, da erreichten wir die ersten Ausläufer des Höhenzuges. Wir bogen, so gut oder so schlecht uns unsere Füße noch zu tragen vermochten, in das vor uns sich öffnende Haupttal ein, um aber schon bald den Weg in ein Seitental einzuschlagen. Da aber machten wir eine Wahrnehmung, die uns allen trotz unserer gänzlichen Abmattung ein freudiges, jubelndes Hurra! entlockte. Im Seitentale wiegte sich etliche hundert Schritte von dessen Einmündung in das Haupttal entfernt, unser Luftballon in sehr geringer Höhe sanft in den Lüften. „Der Ballon! Der Ballon!" schrie ganz erregt vor übermäßiger Freude der Leutnant. Wie neugeboren stürmten wir auf den Ballon los, hin und wieder einige Schüsse aus unseren Flinten abgebend, um die Aufmerksankkeit der Luftschiffer auf uns zu lenken; denn wir waren überzeugt, hier Hilfe zu finden. Auch die Neger waren in das Tal eingebogen, immer hart hinter uns her, und nicht lange dauerte es, da hörten wir sie auch schon schreien: „Der Mond! Der Mond!" Ich hielt einen Augenblick im Laufen inne und blickte mich nach ihnen um und wurde so Zeuge eines äußerst komischen Schauspieles. Die Helden hatten den Ballon sofort für den Mond angeschaut, der auf die Suche nach uns, seinen Söhnen, ausgegangen war, unb darum warfen sie sich aus Furcht vor der Rache des gewaltigen Gestirnes mit dem Gesicht zur Erde nieder. So näherten wir uns der kleinen An-höhe, auf der der Ballon verankert war, bis auf hundert Schritte, als drei Männer vom Hügel herab uns entgegenkamen. Der eine von ihnen war schlank und hoch gewachsen und vollständig grau gekleidet, angefangen vom Zylinder, der ihn zierte, bis hinunter zu seinen Segeltuchschuhen. Er trug ein gewaltiges Fernrohr unter dem linken Arme. Der andere war sein vollständiges Gegenstück. Nicht nur, daß er sehr klein war, erfreute er sich auch noch einer ganz außerordentlichen Wohlbeleibt- Heft 10. 237 Stern der Neger. heit. Auch er war grau gekleidet, wozu sein rotes Vollmondgesicht und seine Weißen Hemdärmel äußerst wenig paßten. Der dritte dieses Kleeblattes war von mittlerer Größe, aber zaundürr und mit einer un-gemein schmalen, dafür aber desto längeren und stark gekrümmten Adlernase; er war in tiefstem Schwarz gekleidet, nur die Weste, die Krawatte und die Handschuhe erstrahlten in blendendem Weiß. Er wäre hoffähig gewesen auch für die vornehmsten Kreise. Auch er hatte ein Fernrohr bei sich. Sie drei sonderbaren Gestalten erregten wirklich meine Heiterkeit, und auch die anderen konnten eine schelmische Bemerkung nicht unterdrücken. Mittlerweile waren wir zusammengekommen. „Die Schiffbrüchigen der „Lisboa"," sagte ich aus Englisch. „So habe ich also doch recht gehabt," meinte der lange Graue mit einem triumphierenden Lächeln dem Dicken gegenüber, worauf dieser dann die Vorstellung der Luftsegler übernahm: „Es gereicht mir zu großer Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin James Abney, Präsident der American Association for the Advancement of Science von Newyork. Der Herr ist mein Vizepräsident, Herr Grey, und dieser-Herr (auf den Schwarzen deutend) ist unser Sekretär, Mister Rooney; wir sind auf einer wissenschaftlichen Forschungsreise begriffen." „Wie? Wäre es möglich? Dann habe ich vielleicht die Ehre, jene Herren vor mir zu sehen, von denen ich zu San Paolo di Lo-anda im „Standard" las; ich glaube, Zweck dieser Unternehmung ist, soweit mir erinnerlich ist, das Studium einer Sonnenfinsternis, die im Monate Dezember im südlichen Afrika ungemein schön sichtbar sein soll." „Gewiß, sehr richtig. Am 22. Dezember, also in zehn Tagen, wird sie stattfinden, und ich hoffe, mir durch meine genauen Studien den ausgesetzten Preis zu erringen . . . Dock) davon später; denn Sie alle sind nach der bestandenen Hetzjagd wohl dringend der Ruhe und Stärkung bedürftig; darum vorerst einmal dem Leibe zu seinem Rechte verhelfen! Folgen Sie uns auf den Hügel!" Die drei Amerikaner nahmen uns in ihre Mitte und führten uns zu ihrer Behausung. Von den zahlreichen Negern schienen sie gar keine Notiz zu nehmen; ich machte sie darum auf die uns von ihnen drohende Gefahr aufmerksam, doch Grey versicherte mir: „Überlassen Sie diese Angelegenheit ruhig uns. Wir sind vor ihnen vollständig sicher." Er sagte mir das zwar im Tone vollster Überzeugung, aber gleichwohl wandte ich mich doch noch mehr als einmal besorgt um, ob sie wohl nicht kämen; denn ihre Unzahl stand doch in so gar keinem Verhältnis zu uns sieben Männern. Mittlerweile erreichten wir die Behausung unserer Freunde, zwei ziemlich ausgedehnte Zelte, wovon das eine zur Wohnung diente, während in dem anderen die verschiedenen Meßinstrumente aufgestellt waren. „So, vor allem anderen bitte ich, sich zu bedienen," lud uns Abney ein, inbem er uns an den mit Früchten, Wein und Brot gut besetzten Tisch führte. — Meine Gefährten ließen sich nicht lange bitten, sondern griffen hurtig zu, während ich mich mit einem Glas Wein begnügte. Der Gedanke an die schwarze Gefahr ließ mir keine Ruhe. (Fortsetzung folgt.) Fäll! nadirichfen des Th. HI. V, Ö. (Theologen-Millions-Verband Österreichs). m liniere Ziele und Aufgaben für die Zukunft. (Vom Vorort). Nachdem dank der 'Bemühungen der bisherigen Vororte die Arbeiten zur Bildung eines österr. TheoloMn-Missionsverbandes zu einem gewissen Abschluß gebracht worden sind, ergeben sich sofort wieder neue Fragen über die Weiterentwicklung und die weiteren Aufgaben unseres Missionsverbandes. Denn die Theologenmissionsbewle-gring ist iroch ganz jung und muß sich noch nach vielen' Seiten hin weiterentwickeln. Darum sollen hier vorläufig einige der wichtigsten Fragen folgen, welche in der nächsten Zeit voraussichtlich zur Sprache kommen werden. Der Zweck dieser Zeilen soll es nur sein, einen orientierenden Überblick zu geben und die werten Vereine zu diesbezüglichen Vorschlägen anzuregen. Die einzelnen Punkte werden dann im Laufe der Zeit in Verbindung mit den Vereinen besprochen und, wenn es die Umstände ratsam erscheinen lassen, auch in die Tat umgesetzt werden. Wir können diese Fragen über die Arbeiten, die uns erwarten, in drei Hauptpunkte zusammenfassen, und zwar: 1. Die Hebung ibet einzelnen Vereine und Stärkung des .ganzen Verbandes. 2. Die Anregung neuer Vereinsgriin-dungen in unseren Seminarien. 3. Unsere Stellung zu iben Akademikern unserer Univerisitäten. Bor allein wird es in Zukunlst unsere Aufgabe sein, die einzelnen Vereine zu heben! und zur Blüte zu bringen. Das 'Mittel aber, durch welches wir dieses Ziel er- reichen 'förtneti, ist: Recht reger gegenseitiger Gedankenaustausch im „«Stern der Neger". Durch Mitteilung von Erfahrungen in der Vereinsleitung, von Einrichtungen, die sich- im Vereine bewährt oder nicht bewährt haben, können die Vereine in kurzer Zeit viel voneinander lernen und manche Verbesserung einführen. Auch wenn es sich. handelt, einen Zirkel oder eine Mis-sionssektion in einen selbständigen Verein umzuwandeln, wird dieser gegenseitige Austausch von Erfahrungen und Einrichtungen die besten Dienste leisten. Wenn wir aber auf diese Weise Me einzelnen Vereine zur Blüte gebracht haben, dann wird. sich ganz von selbst auch der ganze Verband fester und inniger gestalten. Und um diesen wichtigen Anbei tsprrnkt in nicht allzu ferner Zeit in Angriff nehmen zu können, stellt der Vorort schon heute an die Vereine eine diesbezügliche Rundfrage und bittet um baldige Beantwortung derselben. (Siehe unten.) Neben der inneren Festigung unseres Verbandes wird es ferner in Zukunft unsere Ausgabe sein, unseren Verband durch Anregung neuer Vereinsgründungen zu erweitern. Noch gibt es manche Seminarien, in die der Missionsgedanke noch nicht Eingang gesunden hat. Uulb doch, wie notwendig wäre es, daß in allen Diözesen wenigstens einige tüchtige Förderer der Mifsionsarbett arbeiteten, um dem Missionsgedanken überall Eingang zu verschaffen. Bei diesem Punkte dürfen wir nicht die nichtdeutschen Seiminarien unserer Monarchie vergessen. Wenn Österreichs in bezug auf Misstonsunterstützung noch so weit zurück ist, so gilt das besonders von den nichtdentschen Völkern unseres Vaterlandles, unter welchen viÄsoch äußerst wenig für die Missionen getan und, von denselben gesprochen wird. Darum müssen wir in Zukunft unser Augenmerk auch auf die nichtdentschen SeuHNar'ien richten und sie für die Interessen iber Hei-denmilssiouen zu gewinnen suchen; wie wir bannt diese Sache angreifett müssen, um durchzudringen, das muß dann freilich noch sehr gut überlegt und besprochen werden. Ünd schließlich' wird uns, wie es auch in den Verbäudssatzungen (§ 8) ausgesprochen ist, nock) eine weitere Frage beschäftigen, nämlich die Frage über unsere Stete lung zu unseveit kakhvlischen Akademikern. Wenn, wir die so schöne MissionAbogeiste-rung betrachten, welche die deutsch'en Hock)-schulstudenten zu so vielen akademischen Missionsvereinen vereint, so fragen wir uns notwendig, ob es denn nicht möglich wäre, auch unsere Akademiker für den so edlen und- idealen ©dhanffieni der Missionshilfe zu gewinnen. Solche akademische Mis-sionsvereirte wären 'für unsere Universitäten eine Quelle des Idealismus und zu- gleich ein Beweis dafür, daß sich unsere katholischen Hochschüler auch heute noch für alles Hohe und Edle zu begeistern wissen. Wsr sehen also, daß unsere Missionsbe-wegung! sich nochl nach bieten Seiten hin weiterentwickeln kann und daß wir, wenn wir wollen, für die Zukunft Arbeiten und Beschäftigung genug finden werden. Allerdings, Schwierigkeiten werden uns nicht erspart bleiben. Aber, wenn wir alle fest zusammenhalten und eifrig, zusammenarbeiten, dann können wir hoffen, mit Gottes Hilfe alle 'Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellen sollten, glücklich zu überbrücken. Legen wir sofort Hand ans Werk! Und wenn auch infolge Der kriegerischen Verhältnisse viele Pläne setzt noch undurchführbar sind, so- wollen wir jetzt wenigstens die notwendigen Vor a r b e i-ten für die Zukunft leisten. Wenn wir jetzt die verfchiedenen Fragen im „Stern" gemeinsam besprechen, so wird es auf einem künftigen Theologen-Mifsionstag leicht sein, wirklich praktische, tiefgreifende Beschlüsse für die Folgezeit zu fassen. Wir haben damit tüchtig vorgearbeitet für die kommende Friedenszeit, um Dann dem schwer geschädigten katholischen Missionswerk Tn feiner Entscheidnngsstunde unseren hilfreichen Arm leihen zu können. Rundfrage. Zur gegenseitigen Förderung und Hebung unserer Vereine stellt der Vorort eine Rundfrage auf, welche lautet: W ie a X beiten unsere Mis sio n s ve r-c i n e? Der Vorort stellt an die Leitungen der Missionsvereine, Zirkel und Sektionen das Ersuchen, diese Rundfrage recht bald und erschöpfend beantworten' zu wollen und bie Antwort an den Vorort zu senden. Man möge in ganz einfacher Form etwa folgende Punkte ausführen: Die Anteil- nahme der Allgemeinheit an der Missionsarbeit. (Mitgliederzahl. Besuch der Ver-fnmtnlungcn usw.) Werden Mitgliederbeiträge verlangt und- wie werden die Gäben verteilt? Wie setzt sich die Vereinsleitung zusammen?' Wie oft und wo finden die Versammlungen statt? (Dauer der Versammlungen und Verlauf derselben). Besteht eine Missioinsbibliothek? Steht sie den Mitgliedern zur Benützung frei? Wivd in der Behandlung der Missionsthemata eine feste Reihenfolge eingeholten? Wurde praktisch für die Missionen gearbeitet? (Vorträge in Vereinen, Missionsveranstaltungen). Sonstige Mitteilungen von Einrichtungen und Erfahrungen. Aus den Antwortschreiben wird dann den Vorort dasjenige, was für die Allgemeinheit passend und nützlich ist, herausnehmen und zusammenstellen und dann im „Stern" veröffentlichen. fieue IIMionsfdiriffeiL A k a d. M i !s s io n sblcitt L r, J a h r-g a it g 1916, Heft 1: Das vor kurzem erschienene erste Heft beS 4. Jahrganges enthält eine äußerst gediegene Auslese praktischer und orientierender Missionsartikel unü Bereinsberichte. BesonDers ausführlich ist diesmal der Bericht über das Wirken des öftere. Missionsverdandes uns der Theologen-Missionsvereine. Wir machen die Vereine und die einzelnen Herren Alumnen auf das neuerschienene Helft aufmerksam und empfehlen es allen zu recht eifriger Abnahme. * Unter dieser Rubrik gedenkt der Borort der Österr.Theologenmissionsoereineim Priesterseminar in Brixen (Südtirol) in Zukunft neu einlangende Missionsschriften zu besprechen. Briefköpfen. Geschäftsordnung: Da infolge der Ferien der Verkehr mit den Vereinen in eine gewisse Stok-kung geraten ist, wurde der Termin zur Aussprache, betreffend den „Entwurf einer Ge- schäftsordnung", auf 2 0. Oktober verschoben. Nach diesem Zeitpunkt wird die Geschäftsordnung auf Grund der eingelaufenen Berichtigungen und Anregungen festgelegt werden. Verantwortlicher Schriftleiter Rektor P. Dr. M. Raffeiner F. S.C. - Buchdruckers „Carinthia" des St. J.-V. in Klagenfurt, Kärnten. — ---------------- Inhaltsverzeichnis: - --------------= Der Abendrosenkranz '217. Religiöse Vorstellungen und Gebräuche bei den Mntumbi 220. — Wie ich ein Christ geworden bin 224. Wie die Wcihehe die Unschuld achten '226. — Der höchste 'Gipfel der Titelsucht 2'27. — Etwas über die Krokodile in Afrika '227. — Die Söhne des Mondes 280. — Nachrichten des Th. M. B £>. 238. Abbildungen: Die Mutter Gottes als Rosenkranzkönigin 219. Jagd auf Krokodile 229. ßebetserhörungen Eine eifrige Förderin des Stern empfiehlt sich recht angelegentlich dem Gebete aller Stern-Leier in einem schweren Anliegen. — Desgleichen bittet ein Gönner unserer Mission, recht inständig um das Gebet für seine Schwester. und =empfehhmgen: Dem Memento werden empfohlen: Deggen- dorf, Herr Jakob Weber; Wien, Herr Josef For-manek. ßabenverzeichnis (bis d. 3uli 191b). in Kronen. Opferstock: Arad, I. S. 80,—; Braunau I. W. 5,—; Bozen, L. W. 20,—; Brixen, Tert. Sch. 20,—; Ebcnsee, F. H. 10,—; Ettelried, Pfr. B. 34,50; Hotting, J. A. 1,-—; Kollmaun, N. N. 60,— ; Milland, P. 10,—; Mühldorf. I. D. 100,—; Münstereifel, Sr. C. 14,—; Plainfeld, R. K. 50,—; Puch, C. S. 1,80; St. Kassian, Pfr. M. 5,— ; Ung. 3,—; Salzburg, K. C. 4,— ; P. Cl. Sod. 3,50; Täufers, Sr. A. L. 5,—; Tschars, Schult. 7,—; Trient, V. F. 3,—; Weistrach, I. M. 20,— ; Wien, O. P. 3,—. Für hl. Messen: Afers, R. T. 6,— ; Abtei, M. D. 50,— ; Brixen, Ung. 4,—; N. N. 6,—g N. N. 2,50; N. N. 4,—; B. Sch. 2,— ; Koop. F. 9; Ofen-Pest, A. B. 4,— ; Cöln, S. C. 36,59; Datteln, R. W. 5,76; im Felde, I. D. 45,—; Hochkretscham, F. M. 32,14; Kitzek, A. 186,—; Klepsau, F. S. 8,28; Klagenfurt, Dir. O. 67,84; Kesseling, L. Sch. 106,— ; Milland, M. P. 20,— ; N. N. 6,— ; Münstereifel, S. C. 151,90; Nieder- heimbach, B. W. 28,57; Nikolsdorf, N. N. 34,— ■ Pfunders, M. W. 20,— ; Rech, M, W. 11,20; 8,28; Rüstorf, Th. Z. 14,—; Radkcrsburg, F. A. 4,80; Schidlberg, I. S. 8,—; Schmötzing, F. S. 20,—; Sailaus, Psr. R. 20,70; Sternberg, Schw. 96,—; Trens, N. N. 2,—,; Trient, V. F. 4,—; Teising, Ben. B. 512,67; Ungenach, E. T. 250,—; Untermoj, E. D. 12,—; Bahru, I. P. 8,—; Vornholz, B. b. N. 34,38; Weitcntal, Ung. 4,— ; N. N. 4,—. Zur Taufe von Heideukindern: Cölu, Kl. St. M. 29,40 (Josef Ferdinand) ; Hochkretscham, F. M. 28,— (Judas Thad.); Mellaun, R. M. 30,— (Josef) ; Münzkirchen, Sch. Ob. 24,— (Maria) ; Rüstorf, Th. Z. 20,— (Maria); Stroheim, P. T. H. 24,— (Johannes Ev.); Teising, B. B. 84,— (Jakob, Sebastian, Leonard) ; Toblach, S. B. 25,— (Anton b. P.). Für Bischof Geyer: Münstereifel, S. Co. 14,—. Für das Werk des Erlösers: 58,—. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Die Prinzessin von Uganda. Schauspiel in fünf Akten bort M. Th. Ledöchowska. 114 Seiten. Verlag der St. Petrus Claver-Sodalität. Salzburg. Preis broschiert 3 K (Mk., Fr.) oder 50 umeril Cts. — Mit glücklichem Griffe wählt die uner-itiüdliche Verfasserin, der wir schon mehrere von der Kritik und vom Publikum sehr beifällig aufgenommene Stücke verdanken, diesmal eine charakteristische Begebenheit aus der neuen Mls-sionsgeschichte Ugandas und führt uns in einem packenden, dramatisch äußerst wirksamen Bilde die Schwierigkeiten, aber auch die siegreiche Kraft des katholischen Missionsgedankens vor in seinem geistigen Kampfe mit der anglikanischen Mission. Die kräftig aufstrebende katholische Partei macht durch ihre lebensvolle Entwicklung den ersten Regenten von Uganda (der Mitregent ist katholisch) um den weiteren Einfluß seiner (der anglikanischen) Partei ernstlich besorgt und er beschließt, vom Reverend Flower beraten, sie dadurch zu stärken, daß er die Prinzessin Kamu-handa dem fähigsten Katechisten Flowers zur Frau gibt. Aber der Plan schlägt fehl. Der Katechist meldet sich, durch Forschen und Gebet von der Unhaltbarkeit des Anglikanismus überzeugt, als Katechumene der katholischen Mission und auch die Prinzessin faßt denselben Entschluß. In diesen einfachen Rahmen baut nun die Verfasserin die eigentliche Handlung ein, die in immer steigender dramatischer Spannung ihren Abschlug findet in dem heroischen WillenSakte der gegenseitigen freiwilligen Entsagung auS Liebe zu Christus. Handlung und Gegenhandlung sind em Meisterstück dramatischer und psychologischer Durcharbeit. Mit feinem Takte hat die Versch-serin alles zu vermeiden gewußt, was bei dem heiklen Stoffe den Andersgläubigen berechtigten Anstoß hätte geben können, so daß das Stück auch in der Zeit des „Burgfriedens" sich auf jede Bühne wagen kann. Die Aufführung ist schon auf bescheidenen Bühnen möglich, seine ganze Größe wird das Stück aber erst auf reichbesetzter, technisch gut ausgestatteter Bühne zur Entfaltung bringen können. Dr. Rud. Pfingstner. Die Familienzeitschrift „Ave Maria" (Pretzver-ein Linz, jährlich 12 Hefte 2 K, nach Deutschland 2 Mark) bringt in den beiden letzten Heften Juni und Juli wieder reichen, interessanten Stoff. Wir erwähnen den Artikel „Prophetenstimmen" von Dr. Marianus, mit einer Anzahl von Prophezeiungen über Strafgerichte Gottes, die reichillustrierte Schilderung der kunsthistorischen interessanten Muttergotteskirche zu Deutsch-Alten-burg, äußerst spannend ist die Schilderung eines Stierkampfes in der spanischen Reiseschilderung, der Humor findet in den Erlebnissen aus dem Schul- und Kinderleben sein Plätzchen, die Erinnerungen au Katharina Emmerich, die Erzählungen „Die Muttergottes mit dem blauen Mantel", „Der Friedensengel", „Barabbas" sowie die stets sehr reichhaltige „Weltrundschau" und hübsche Gedichte vervollständigen den Inhalt der mit 29 Illustrationen geschmückten Hefte. Die Illustrierte Frauenzeitschrift „Elisabeth-Blatt" (Pretzvereiu Linz, jährlich 12 Hefte 2 K, mit Post 2 K 24 h, nach Deutschland 2 Mark 2 Pfg., mit der Kinderbeilage „Kleines Ave-Maria" 3 K, nach Deutschland 3 Mark), die auch im Kriege einen schweren Stand hat/ ist gerade in dieser trüben Zeit ein vielbegehrter Tröster und Berater der Frauen in den verschiedenen häuslichen, wirtschaftlichen und familiären Angelegenheiten. Aus den Artikeln heben wir hervor: „Nicht raunzen und nörgeln" "von M. P., „Was können die Frauen für die gute Presse tun?" „Für die trauernden Mütter, Gattinnen unv Bräute". „Soll man den Kindern Zeitungen jti lesen geben?" „Etwas über die Bescheidenheit". Treffliche Lehren geben die Erzählungen „Bei der Prozession" von E. Düker, „Muttertränen — Himmelsperlen" von Liensberger, „Mutter und Sohn" von Weber, „Habsburgs Töchter" von Hermine Proschko behandelt die Töchter Ferdinands T., der Artikel über die begnadigren Frauen erzählt die Wunder der Sprachengabe, mit größtem Interesse werden stets die Artikel vom ärztlichen Mitarbeiter Dr. Mayer gelesen, der in der Rubrik „Ärztliche Auskunftstelle" ohne Kosten jedermann mit Rat und Tat zur Seite steht. Wie immer sind die Rubriken „Weltrundschau", „Praktische Hausfrau", „Mode- und Hand-arbeitsteÄ" usw. überaus reichhaltig. Die Zeitschrift, die trotz ihrer Billigkeit soviel leistet, verdient die weiteste Verbreitung. Das neueste Heft (Nr. 34) der „Allgemeinen Rundschau", Wochenschrift für Politik und Kultur, Begründer Dr. Armin Kausen, München, Bezugspreis vierteljährlich Mk. 2,70, bringt aus der Feder des Reichstagsabgeordneten Hofrat Dr. Eugen Jaeger einen „Haben wir wirklich die Sentimentalität verloren?" überschriebencn Artikel, der sich in kühl und nüchtern abwägendem Gedankengange mit dem Kampfe um die Kriegsziele und den Angriffen auf die Politik des Reichskanzlers beschäftigt und zu einem aus der Gesamtlage begründeten realpolitischen Ergebnis gelangt. Aktuelles Interesse beansprucht auch der Aufsatz von Hauptmann a. D.-Hartwig Schubart über „Die Schweiz und Deutschland". Auf Grund von Beobachtungen aus nächster Nähe formt er sein Urteil über die durch die Gewaltmaßnahmen der Entente verursachte Spannung der deutsch-schweizerischen Handelsbeziehungen und gibt beachtenswerte Fingerzeige für die weitere Stellungnahme der deutschen Regierung, wirft nebenbei auch interessante Streiflichter aus die Wandlung der Stimmungen in der Schweiz gegenüber Deutschland. Die weiteren. Beiträge runden den Inhalt des Heftes wieder zu einem den verschiedensten Bedürfnissen Rechnung tragenden, geistig anregeirüen Gesaml-bild ab; sie behandeln: Budgetfragen und Budgetsorgen im bayerischen Landtag. II. Von Abg. Prälat Dr. v. Pichler, Dompropst. — Das Erstarken eines deutschen theosophischen Mystizrs-mus. Von Benefizint Ludwig Heilmaier, — Soziale und earitative Frauenschule in Bayern. Von Marie Amelie Freiin von Godin. - Das drille Kricgsjahr. Wochenschau von Fritz Nienkemper. — Meine Frau Königin. Von Sophie Nebel von Türkheim. — Das künstliche Bedürfnis. Von F. Schrönghamer-Heimdal. —- Chronik der Kriegsereigntsse. — Vom Büchertisch. —- Bühnen- und Musikrundschau. Von L. G. Oberlaen-der. - Finanz- und Handelsrundschau. Von M. Weber. I Klöstern und Instituten empfehlen wir für ihren Bedarf an Reis, Kaiiee und BüHeniröctifen die Firma 3oL 3anauickek, Wien III :: Srofjmarkthalle ::