i^zU-MMl«,?!^ K r Annst, Wifienschatt und geselliges Leben, Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ A4. Montag am ZO. Juli N»>! dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Glimmern, jedes Wal ein halber Voaen. Der Preis des Nlattcs ist in ?ail>och n»n«jähr>a ß, daliiühria » ff. Vurch die t. t. P»ff u»ier Onu'rrr m,i voriosreier Zusendung »aiizjädr!!! u, balbiädriq ^ ff. s,M., lind w,rd oalbiäbrig uorouS» bezahlt. Alle t. s. Postämter »cd,»e» Pränumeraiion an. In Laibach vrä'numeriri man beim Verleger am Raan, Nr. >no, >>» ersten Ttocke. VZarnung ^^ s gab der Herr jedwede,» Menschen Flügel, Die, wenn er ti'chn sie zu entfalte» weiß. Ihn aufwärts tragen über Tbal und Hügel I n goldn'cr Sonnen > gold'ner Sterne Kreis. Auch du hast solche. Doch vernimm mein Warnen: Laß »immer dich uom finst'ren Lrdeuhar,», Der Alle gern erfassen mölkt', unigarnen. Verderben bringt, umschließt er dich, sein Arm. Er netzt mit tausend Thränen dein Gesieder, Daß es zu Boden hangt, weit und erschlafft. Und wolltest du g'en Himmel steigen wieder. Es ist umsonst; todt ist der Schwingen Kraft. Carlopago. Der Savestvom in Krain. Topographisch-statistisch dargestellt »o» Kar l Premier . (Fortsetzung.) Voll Gurkfeld angefangen fließt die Saue, aus den Gebirgen getreten, durch die bis nach Kroatien dauernden Ebenen, und hat in dieser Gegend ihre größte Breite und mehre Nebenarme. Bei Munkendorf ist eine Brücke über die Gurk, wo sich die Straffe nach dem steierischen Städtchen Raan und nach Iesseniz theilet, und die von Gurkfeld herlaufende Bezirksstrassc an die Agramer Com­mercialstrasie sich anschließt. Zhatesch ist ein Pfarrdorf mit einer der Herrschaft Mokriz gehörigen Ueberfuhr über die Save, in welche hier die Gurt sich ergießt. I n dieser Umgegend befand sich ein römisches Xuviixwulim, Raan gegenüber, ein Hliinic!,>i»l», Ein dorr auf einer Anhöhe be­findlicher Terrain mit einer alcen Mauer in einem längli­chen Vierecke umschlossen, mit der 'Aussicht auf den Save­strom; hervorgegrabene Münzen, Urnen, Säulen, Denk­mäler, den Namen Ifuviuclunum zum Theile ausdrückend, so wie bei Aufdeckung neuer Schottergruben für die Com­mercialstrassen vorgefundene, unterirdische Gemäuer, Ge­wölbe, große geschnittene Steine, vor fünf Decenien her­vorgraben, sind unläugbare Beweise des einstigen Daseins eines römischen >i»!>i<'i»>»n!5 mit dem übrigens öfter vor­kommenden Namen Xovinc!»»«!». Eine halbe Stunde unter Zhatesch liegt das schöne, gräf­ lich auersuerg'sche, mit einem Park umgebene, und durch ei­ nen schönen Garten verherrlichte schöngebautc Schloß Mokriz auf einer angenehmen Anhöhe in einem fruchtbaren Boden. Iesseniz ist der Grenzort und ein Savelandungplatz; hier werden die stromaufwärts nach der Save verführten Waarenartikel verzollt, bei Gelegenheit der Stromabfabrt aber die Schiffleute einer Vidiruug ihrer Päße unterzo­ gen. Hier ist ebenfalls eine der Herrschaft Mokriz gehö­ rige Ueberfuhr. Hier an dem die beiden Königreiche Illyrien und Kroatien scheidenden Breganabache hört meine Topogra­ phie des rechten Saveufers, oder der vaterländischen Ort­ schaften auf, und ich bemerke nur noch, daß von Nat­ schach abwärts von der krainischen Seite die von Neudeck herfliessende Neurung (»lii-nni»), der lmi><>l/l» Bach, der ^t^iu.'l Bach, die breite, schon bedeutende Gurk, und end­ lich die ilre^nnll, von der steierischen aber bei Sceinbrü­ ken die Saan, dann der St . Mareiner- und Lichtenwalder­ bach (8e»li>/.-»), die ni»n?,», die Aerltnu»^,», und endlich an Kroatiens Grenzen die 8»till in die Save ausmünden. Steierische, oder am linken Ufer der Save liegende Orte sind von dem Puncte, wo dieser Strom unsere heimi­> schen, links liegenden Ufer verläßt, folgende: Steinbrüken; Herrschaft und Pfarrdorf Lock mit einer Ueberfuhr; Markt Lichtenwald mit der bekannten Rebenburg (Herrschaft Oberlichtenwald); Gut Unterlichtenwald ; Markt und Schloß Reichenburg; das Decanats-und Pfarrdorf Vi.lem, das landesfürstliche Städtchen Raan mit seiner schönen, seine Aussicht bis nach Arch erstreckenden gräflich aitems'schen Herr­ schaft ansteilem Saveufer gelegen, und das Grenzdorf Brü­ ckeldorf; lauter Gegenden, die ich zwar in meinem Jünglings­ alter auf einem Ausflüge in die mit Reben bepflanzten unteren Gegenden der romantischen Steiermark besuchte, von wel­ chen ich aber auf einem schnellen Fluge nicht viele Einzelnhei­ ten im Gedächtnisse behielt, und deren ausführlichere Bespre­ chung hier überdies; um so weniger am Platze wäre, als es der eigentliche Zweck dieses Aufsatzes nur ist, die Save und ihre Ufer blos innerhalb unserer heimatlichen Grenzen 94 zu behandeln. Ich gehe somit zu dem andern Theile mei­ner Aufgabe über, nämlich II. zur Darstellung der Veschiffung des Savestroms. Die Geschichte der Veschiffung unserer Save ist so alt, als die Geschichte unseres Vaterlandes Kram. Nach der griechischen Erdkunde war das schwarze Meer mit dem adriatischen Meere durch die Donau (Ister) verbunden. Zu den Zeiten, alsAeson in Thessalien herrschte, bestand in Griechenland eine uralte Sage, das; ein berühm­ter ägyptischer Eroberer nach einem Fluße, der sein Was­ser in den Ocean ergießt, von einem Meere in das an­dere gefahren sei, und dieser Fluß Ister Heisie. Zu Kol­chis wurde sogar eine Karte über die Verbindung dieser beiden Meere aufbewahrt. Auf dieser Karte war ein Fluß aufgezeichnet, welcher sein Gewässer in den Ocean schüt­tet, und, nachdem er eine Strecke durchgelaufen ist, an der thracischen und stychischen Grenze sich in zwei Arme tbeilt, und theils dem jonischen Meere, theils einem an­dern hinter dem siculischen Meere naher an Griechenland gelegenen, abgesonderten Meerbusen zustießt, und dieser Fluß wurde auf der Karte Ister genannt. Wenn nun der Ister die Donau, der Ocean, welcher die Donau auf­nimmt, das schwarze Meer, und der genannte, abgeson­derte Meerbusen das adriatische Meer ist, so ist der Sei­tenarm der Donau, auf welchem der ägyptische Eroberer dem adriatischen Meerbusen zufuhr, die Save, welche ihn mittelst der in dieselbe sich ausmündenden Laibach bis an die Nordseite jener Alpen führen konnte, an deren südli­chen Seite der adriatische Meerbusen liegt; denn näher kommt dem adriatischen Meere kein Strom, welcher in den Ister absticssen würde. So läßt sich nun hier das Man^ gelhafte der Sage leicht ergänze«. Als diese Sage in Thessalien herrschte, fuhr Jason, Sohn des thessalischen Königs Aeson, nach der Thessalien gegenüber liegenden Küste des schwarzen Meeres, und raubte dort in Gesellschaft seiner mitreisenden Waffengefährten die Medea, Tochter des Königs von Kolchis, Aeetes. Er floh mit ihr an die paphlagonische Küste, und berat­schlagte sich dort mit seinen Gefährten über den weiteren Zug seiner Flucht, da die Kolchier ihn verfolgten. Da trat aus der Mitte seiner Gefährten einer, Namens Ar­ges, hervor, erzählte ihm die griechische Sage von der Seefahrt des ägyptischen Eroberers, und bestimmte dadurch nicht nur den weiteren Zug der Flucht des königlichen Sohnes Jason , sondern gab auch durch seinen Rath die mittelbare Veranlassung zu der folgenden Gründung unse­rer vaterländischen Hauptstadt; denn Jason nahm nun an der Spitze der Argonauten seinen weiteren Zug aus dem schwarzen Meere in den Ister, aus demselben in des­sen Seitenarm, unsere Save, und in die Laibach, deren Quellen nahe gekommen er statt dem gehofften adriati­schen Meerbusen das rauhe Alpengebirge erblickte. Da es nun später Herbst geworden, und sohin nicht mehr an der Zeit war, bis an den Meerbusen selbst vorzudringen, so erbaute der Argonaute Jason an jener Hügelrcihe, an deren Ende heut zu Tage das altergraue Bergschloß Lai­bach steht, und welcher Hügelzug die große nordliche und südliche Ebene trennt, an den Ufern der damals unweit davon sich vereinigenden Flüße Save und Laibach, Schan­zen und Hütten, und nannte diese Ansicdlung Aemona, zum Andenken an sein Vaterland Thessalien, welches sonst auch Acmonien hieß. Sieh da! die ersten bekannten geschichtlichen Beschif­fer unserer Save. *) (Fortsetzung folgt.) Miniatur« ovellen. Von Heutus. l. Vom neuen Columbus. i. Biographische Skizze und Charakteristik. Don Cristoval wurde richtig einmal geboren, das wann, wo, und von wem, war aber niemals von ihm her­auszubekommen. Er pflegte immer zu sagen: ?Der An­fang und das Ende aller Dinge sind dunkel!" Daher ist es auch dem Erzähler dieser merkwürdigen Geschichte nicht vergönnt, ein größeres Licht über dieses welthistorische Fac­tum zu verbreiten, als es das allgemeine Gerücht thut, welches behauptet: Don Cristovals Vater sei ein Zu­ckerbäcker gewesen, zum zweiten Male vermählt mit der Wit­we des berühmten Mohn- und Nußkipfel- zugleich auch Zwetschkenkuchen-Fabrikanten, Namens Bisch der, und daß die landesfücstliche freie Stadt Gimpelhofen und der Markt Tschaperlburg sich um seine Geburt viel ärger strei­ten, als die sieben jonischen Städte um weiland Home­ros den blinden Harfenisten. Dem sei wie ihm wolle, so muß man doch der Analogie halber für beinahe gewiß an­nehmen, daß auch der große Don Cristoval, so wie alle anderen Menschenkinder, geboren wurde, welches er auch direct niemals in Abrede stellte. Früh schon widmete sich der geniale Knabe den Wissenschaften; genial nennt ihn der Ruf, und zwar zu einer Zeit, wo man mit diesem halb­französisch halbdeutschen Beiwörtlein noch gar nicht so frei­gebig war, als jetzt, und seine riesenhafte Bildung wurde »mit Dampf" betrieben. I n den Katalogen des steinalten Schullehrers zu Tschaperlburg findet sich auch wirklich ein Knabe mit Namen Christoval vor, welcher dort, 10 Jahre und 2 Monate alt, die Vorzugsklassen aus der kritischen Philosophie und der speculariuen Stern­kunde ausweist, aber eine mneuin, in Sitten davontrug, weil er öfters seinen Mitschülern Kirschenstrudeln, Kaffeh­und andere Zuckerln aus den Säcken stibitzte, woraus er­hellt, daß nicht nur der Anspruch des Marktes Tschaperl­burg auf die Geburt des großen Gelehrten, Don Cristo­val , stärker erscheint, als der seiner Nachbarin, der freien landesfürstlichen Stadt Gimpelhofen, sondern auch, daß es immer wahrscheinlicher wird, was das allgemeine Gerücht von dessen Geburt behauptet; denn noch hatte Don Cri­ ') Siehe dagegen den in den Nummern ?, n, Y und lo. l. I , dieser Zeitschrift enthaltenen Aufsah! »lieber die Rückkehr der Argonauten" u. s. w. »nachCarli «»„Franz M ü hleisen." — Wcnn in der Welt, in großen, kleinen und kleinsten Kreise», selbst im Kopfe und Herzen ci< »es Menschen ein Widerspruch hart «m andern steht, worum nicht auch in einem Journale? Amok. d. Red. 95 st oval in seinen alten Tagen eine wunderbare Sympathie mit allen Producten, die aus den Bureaux der Pasteten­bäcker und Zuckermanipulanten hervorgehen. Mit dem ißten Jahre bezog Cristoval die Univer­sität Salamanca. Die feurigen Augen der dunklen Spa­nierinen kümmerten ihn wenig; denn bis in die neueste Zeit hegte er immer einen Ungeheuern Haß, r««i>«oliv« Verachtung gegen das ganze arme, andere Geschlecht, was Nichts weiß, als stricken und nähen, denn selbst kochen können die Männer besser. Und die erste Abneigung von seiner strengen Bahn zog die schreckliche Katastrophe nach sich, welche den Gegenstand dieser zu lesenden Erzählung ausmacht. Nachdem Don Cristoval alle akademischen Würden und Grade erlangt hatte, wurde er wieder in seine Hei­mat zurückberufen, und zu glänzenden Ehren befordert. I n Gimpelhofen wurde eine eigentliche, ordentliche Lehr­kanzel der Stomachologie gegründet, welche nun schon seit 3? Jahren von Cristoval eingenommen wird, und von wo aus er sein Licht über die Erde leuchten läßt. Don Cristoval war ein schöner Mann, und er wußte es auch; schlanken Wuchses, die Hüften etwas herausge­trieben; braune funkelnde Augen wurden von grauen, spär­lichen Locken überschattet, und ein blauer, immer fleißig rasiner Bart hob die gesunde und frische Röthe der Wan­gen und des griechisch geschnittenen Kinns noch mehr her­vor. Don Cristoval sprach gewöhnlich nur mit sich selbst. Wenn er nicht seinen Berufsgeschäften nachging, so las und schrieb er in seinem Zimmer fest verschlossen; weit hörte man öfters seine Gespräche mit den Geistern ande­rer Welten, warum er auch von dem gemeinen Volke als Zauberer verehrt wurde, und dieses sein Zimmer war seine Burg, sein Königreich, seine Well, was sage ich Welt, es war sein Bier- und sein Kaffehhaus. Und schritt er manch­mal über die Gasse einem Mandolettiladen zu, so sah ihn der bewundernde Haufe gemeiner Sterblichen, wie er mit den Händen gesticulirte, Gesichter schnitt, und stille Bann­formeln vor sich her murmelte. Don Cristoval glaubte nur an sein Lg« ; er war der größte und gelehrteste Mann, und doch ging er in die Falle — o-mti e«t„lel 2. Hercules am Scheidewege. So sehr Don Cristoval von jeher der Prototyp aller wackeren Junggesellen war, so hatte doch auch sein Herz eine Wunde erhalten. Tini , die schöne Zuckerbä­ckerstochter, ging ihm schon seit einigen Wochen im Kopfe herum; denn solche Indianerkrapfen hatte noch Niemand gebacken. Da saß nun wieder einst Don Cristoval in seinem Hciligthume, blies sich den Puder von den zierli­chen Händen, und schaute in den Venetianerspiegel, der zwischen seinen beiden großen Bücherkästen mitten innehing, und seinen Lippen entsäuselte folgender Monolog : „Noja, ich bin a hübscher Mensch —so nobel —ganz nobel! Wa­rum sollte ich denn nicht auch einmal einem Mädel die Cour machen? a schöne Taille, runde Stiefel, a edlen Ausdruck im Gesicht, a feinen Rock! Aber die grauen Haa­re ? A was denn — graue Haare?! waren auch amal schwarz! Na , ich muß entdecken, ob ich ihr gefalle oder nicht. — Aber bedenke, Cristoval, mit an Mädel sich abzugeben, bringt viele Unbequemlichkeiten mit sich; so ruhig werde ich freilich nicht mehr im Zimmer sitzen können; meine Studien, meine Studien. Der Rotteck wird stau­big werden, und Vatel und Newton werden ruhen, und viel Lärm werde ich dulden müßen. A! was denn, a hüb­sches Madel ist auch was werth! Gschichteln kann sie mir vielleicht besser erzählen, als der Rotteck; ha, ha, ihre Augen sind pure Sonnen, und sie redt so gescheid, daß man gleich bei ihr in die Lehre geh'n möchte, no ja!" — So stählte sich Don Cristova l in seinen Entschlüs­sen, und Hercules folgte dem Wege zur Linken. 3. Ein Feenpalast. Vom hellen Gaslichte umstrahlt saß Tini , die schöne Zuckcrbäckerin, in ihren Zaubergärten, oder, prosaischer gesprochen, in ihrem Laden im ersten, großen Hau>e, ge­nannt zum „veilchenblauen Drachen«, auf dem Hauptplatze zu Gimpelhofen. I n den köstlich politirten Mahagony­schreinen hinter funkelnden Spiegelscheiben, und vor ihr unter zierlichen Glasglocken lugien alle die Süßig- und Herrlichkeiten hervor, wie sie nur je der Zaubergewalt des Zuckers entsprangen. Verzuckerte Kastanien, lauter leuch­tende Topase; Trauben, wie erst abgebrochen, nur noch viel lockender; Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, in den herr­lichsten Strahlenbrechungen krystallisirt. Das Heer von Bonbons war vor ihr ausgebreitet.— Aber nicht blos leich­tes Geschütz beherrschte die schöne Fee Tini ; auch leben­erregende Elemente wußte sie zu vereinigen. Gerüche von Punschkrapfen, feingeläuterten Essenzen und mosaikartigen Pasteten drangen in die sich öffnenden Nasenflügel der Feinschmecker. Große Spiegel gingen vom Boden zur Decke, welche außer zur Vervielfältigung dieser Herrlich­keiten noch dazu dienten, der lieblichen Tin i genau zu zeigen, ob ihre Haube neckisch genug sitze, und ob ihre Augen noch immer Nicht« von dem unsterblichen Feuer ver­loren haben. Und welche Größen beherrschte die schöne Fee! Zierlich aus Tranganth durch ihren Wink gezaubert, huldigten ihr: Paganin i mit der dämonischen Violine, Hand in Hand mit dem m»3»» des Nordens; Malibran, Lab lache, niedlich das zuckerne Mündchen aufsperrend; gleichdaneben Vicol , Klischnig und die Giraffe. Hier dreht sich die Elster auf der Fußzehen, dort schwebte die Taglioni einher; hier bändigt der Cabecilla einen wüthenden Andalusier, dort sterben Kabylen und singen fröhliche Gascogner vor Constantine — Alles aus eitel Zucker. Ein Tempel Anadyomenens aber war die Krone von Allem; Gold waren seine Säulen, der Thron aus Rubin und Saphir; die Göttin (an der Jedermann eine wunderbare Ähnlichkeit mit Tin i erkennen wollte) war aus Traganth nur hingehaucht, und alle Völker der Erde lagen im Nationalcostume zu den Füßen der Lieblichen. I n glänzenden Rahmen stacken die Anzeigen der Theater, Lustbarleiten und Merkwürdigkeiten: Reunion, Zahntink­tur, Faust, Mulivadi, Kerker und Krone, Hutmacher und 9« Strumpfwirker, Robert der Teufel und die falsche Catc». lani, Alles friedlich nebeneinander. Mi t rothem Damast war die Glasthüre verhangen, um den Augen der Profa­ nen den Anblick dieses Tempels gastronomischer Wonnen zu entziehen, und nur von Außen lockten mit Lavidarzü­ gen: »Straßburger Pastete und Galantine« den schnüf­ felnden Gourmand. —> Da öffnete sich die Glasthüre, und herein trat der noble Don Cristoval. (Beschluß folgt.) N^annigfaltiges. (Joh n Hocke rill, ) der bekannte verdienstvolle Be­förderer der-Industrie, starb am i». Juni zu Warschau nach achttägiger Krankheit, nachdem er erst kürzlich von Rußland nach gedachter Hauptstadt zurückgekehrt war, im Z0. Jahre seines Alters. I n diesem merkwürdigen Man­ne culminirte, so zu sagen, die gegenwärtige Zeit, in ih­rer industriellen Beziehung aufgefaßt, und mit Ausnahme Englands gibt es kein Land, das nicht seinen Tribut an den Unternehmunggeist des Verstorbenen hätte entrichten müssen. Sein colossales Industrie-Institut zu Seraing, nicht fern von Lüttich, beschäftiget allein über 2000 Men­schen, verbraucht wöchentlich 80 Tonnen Eisen und zahlt in gleicher Zeit 70,000 Fr. Lohn aus ; man kann aber sa­gen, daß die von ihm geleiteten Anstalten Über die ganze Erde verbreitet sind. Zu bedauern ist, daß Cockerill keine Kinder hinterläßt, auf die er seinen Geist hätte über­tragen können: wir aber wollen dem Manne eine kurze, ehrenvolle Leichenrede halten durch die Worte: Thätigkeit war s/in Genuß, Arbeit seine Erholung, sein Streben Schaffen, sein Leben einfach, und er sorgte nicht bloß für das materielle Wohl der Tausende, die von ihm lebten, sondern er war bemüht, sie intellektuell heraufzuziehen, und durch Liebe und Einsicht an sich zu ketten. — (Literatur.) Von den Balladen und Romanzen des rühmlich bekannten vaterländischen Dichters, I . N. Vogl , wird nächstens des iten Bandes 2te Austage dann der 3te Band bei Wallishauser in Wien erscheinen. Derselbe Dichter gedenkt auch eine Sammlung russischer Mährchen herauszugeben, welche noch im Laufe dieses Jahres erscheinen dürfte. — Ntaifeuilleton. Mittheilungen aus den» Ta­gebuchs eines Wieners. (Fortsetzung.) Wie poetisch zart »ud sinnig hat er doch »das Gewand der Crdc«ge­lacht! Man lese oder höre es und läugne noch, daß Schönheit das ur­sprüngliche und eigentliche Gewand der Wahrheit ! »Des Froucnhcrzcns Schöpfung" hat durch der trefflichen, geistvolle!! Künstlerin Rettic h Vor­trag meinem Gefühle nach eine Bedeutung empfangen, die, weil allzusinnig und innig, nur Uon der Seele slill und tief empfunden, nicht durch irgend emen siren Wortbegriff gegeben werden kann. Der zarte, blumenstaubbe­sireute Fittig Psyches sonnte seiner mildeichimmernden Pracht beraubt wer­de,,, wen» ihn eine materielle Berührung streifte; d'rum schwebe er lieber >,» leicht- und lichtfiüßigen Aethcr des Geistes. Nur die unfehlbare Wir­kung wird sichtbar, daß man sich »litten in, Sinnen und Fühlen, träume­risch selbstvergessen!!, süßer Schwärmerei hingibt. — So hält' ich sie denn also besucht die wiener Kunstausstellung des Jahres >»4n! Fünfzehn kunstgeweihte Säle, welch' ein Bilderlabyrinlh! welche Masse Von Eindrücken! welche Fülle uon Ideen! welch' ein Farben­talleidoskop! Wie perschieden ist doch ein Kunstsalon von einem Menschensa-Ion , obgleich der letztere gar sehr oft der eigentliche Studiensaal des Künst­ lers ist, wo er zuweilen mehr fertige Kunst ffndet, als er brauchen tan»; aber ich will nicht humoristisch werden und Ähnlichkeiten oder Unähnlichsei­ten zwischen Menschen- und Kunstsälen, und zwischen Kunst und Kunst su­chen! denn um de» Vergleich zu vollende», müßt' ich wohl selbst »m Ende zu Pinsel und Pallete greifen und male» °I kreLcc, auf empfängliche Her­zen oder aber — auf Töpfe. Gewiß ill, daß, so oft ich in einen Kunst­salon trete, mir immer Herder' s herrliche Ode uo» der Schöpfung der Kunst einfallt, und daß ich nur immer den Befehl Jupiters »n Hebe er­neuert wünsche, dem Sterblichen die Augen mit himmlischem Thauc zu ne­tzen, damit er sich dünte, einer der Unsterblichen zu sein, und die Kunst, die himmelcntstiegene, so recht Uon Angesicht zu Angesicht zu schauen. Wie Vielen thäte das Noth, den» ach der Laie» und Profanen gibt's so viel, und der wahren Geweihten so wenig! Leider steht man es selbst so viele» der Bilder an, wie Wenigen, die sich da Künstler und Meister nennen, das sterbliche Auge genetzt ward, und mich dünkt die Klage des Gemäldes hör­bar, daß es i»> Ungewisse» Zwielicht der Ahnung und des Wolleus, in trü­ber Dämmerung hehrer Anschauung geschaffen worden. Was soll das Por­trait, wen» es nicht zugleich Charactergemälde? was ein Landschaftbild, wenn es nichts als bare Naturcopie und nicht cm idealer aufgefaßtes Na­lurphussognomiegebilde? was ein Blumcnstllck oder ei» Sülllebcn, wenn die sinnige Anordnung, der naive Wechsclbezng der stummen und doch redende» Objecte fehlt? was ein Genrebild, wenn es nicht irgend ein, eine allgemeine Wahrheit verkündender, der Wirklichkeit abgelauschter, oder aber an eine» hehren Gesichtspunkt geknüpfter Lebenslnpus und der ficht- und fühlbare Uebergang zum Historischen? was endlich das historische Gemälde selbst, weuu es nicht ein verkörpert festgehaltener, von, Lichte der Kunst überstrahl­ter, das Menschliche zugleich mit dem Göttliche» rcpräsentirendcr Thatenmo­ment? So raisonnirend durchwandert man die schöne Enfilade des Kunst­salons, und sehnt sich, plötzlich festgebannt, überrascht, ssauuend und Uo» Entzücknngsschoucrn übergössen, irgend einem Meisterbilde gegenüber zu ste­hen — der Mensch gegenüber dem sick im Farbe nza über offenbare» den Ideal. Das geschieht ^nin wohl nicht, aber man müßte ei» gar griesgrämiger Patron sein, wenn man läugncn wollte, daß !»a» des Gute», j» Trefflichen u,id Auszeichnungswürdigcn viel gefunden, und daß des Fleißes , dem, nach Herder, sich die jüngste der Götterfreu­den vermalt, weder im Schaffen noch Ausführe» gesparrt worden. Und so frag' ich mich denn, u»r welche,» der Bilder ich wohl am längsten gestan­den, nicht bloß mit dem leibliche», sondern auch, und mehr „och mit de,» geistigen Auge schauend, sinnend, von den hehren Gewalten der Kunst festgehalten, und wo der Wunsch i» mir erwacht, mich nicht mehr von ihm trennen zu müssen, mit eine,» Worte also, der Wunsch nach seinein Besitze; denn es ist de,» Mensche» gewissermaßen iustinciartig eigen, sich des auf ihn von einem hehren Gesichtspunkte aus Wirkenden dauernd versichern zu wollen, und wir nennen es Besitz, wenn wir auch, genauer betrachtet, ei­genilich davon beherrscht werden. So genommen, bin ich wohl am läiigstcn vor Danhausers »Eröffnung des Testaments« gestanden, und habe, als ich mich davon trennen mußte, in, obigen Sinne den Wunsch, es zu be­sitzen gefühlt. Es ist dies ein Genrebild, uon dem man sagen kann: Die s Bil d ein Leben, eine individualissrte allgemeine Wahrheit, der Wirk­lichkeit abgelauscht, und an eine» hehren Bezug geknüpft, ei» siebt- und fühlbarer Uebergang zum Historischen. Ist nicht diese hier »uf der Lein­wand sisirte Begebenheit, dieser durch das Zaubcrgebot der Kunst zur ewig stereotypen Gegenwart gewordene Moment der Schlußpuukt einer ganze» vor uns geistig aufgerollten Vergangenheit und die sinnige Klicissagung ei­ner eben beginnenden neuen Zukunft ? Dort das stille, bescheidene, in Geduld ergebene, treu ausdauernde Sorgen, Mühen und Wirten eines edlen, ar­men, aber an Liebe unendlich reichen, hoffnungslosen, und doch de,» Glücke so nahen, insgeheim anerkannten weibliche» Wesens gegenüber eine,» Club dünkelhafter, habgieriger, erbschleichcrischer und eitle Zukunftplanc schmiedcn­der Verwandten, mitten darunter aber ein dem Tode entgegenrcifcnder, mit de,» Blicke des Weise» hellsehender, Dinge, Menschen und Verhältnisse erforschender, die stille, anspruchslose Tugend würdigender Greis; hier das Dies- und IenMts des Grabes: drüben der verklärte, geistig ins Irdische Herüber schauende Todte, hüben die Katastrophe der voraiigedeutete» Co»­stellatio» im Enthüllungsmomtüte des letzten Willens; Euttäuschuug, Zorn und Scham der selbstbetrllgerischen Sippschaft sammt Anhang, Ueberraschunü, Ucbermaß des niegeahnten Glücks, mit Schmerz gemischte, Freude, Lieg der Tugend, warmer Anthcil wahrer Freunde, und der Genius der Zu­kunft in- der Gestalt belohnter Liebe. (Beschluß folgt.) Laibach. Druck und Verlag des Joseph Nlasnik.