Là- 5tern c|erTsleger Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Weihnachtsglaube in Rußland In den Jahren nach dem Sieg der Revolution wurde in der Sowjetunion von Jahr zu Jahr die Agitation gegen die christlichen Feste, insbesondere gegen das Weihnachtsfest, verstärkt. An Weihnachten arbeiteten selbstverständlich alle Betriebe. Auch die Sitte des Weihnachtsbaumes war streng verpönt. So ging es bis zum Jahre 1935. Eines Tages erschien zur Weihnachtszeit dieses Jahres auf der letzten Seite der Zeitungen eine kleine Notiz: Der Marktberichterstatter erklärte, zu seiner „Überraschung" keine „Neujahrsbäume" zum Verkauf angeboten gesehen zu haben. Längst hatte man gelernt, in den Zeitungen zwischen den Zeilen zu lesen. Diese wenigen Worte wirkten auf das Land „wie die Berührung mit einem Zauberstab" (Klaus Mehnert). Die Bevölkerung entnahm der Notiz zweierlei: erstens, es waren wieder Weihnachtsbäume erlaubt, zweitens: aber nur als Neujahrsbäume getarnt. Die Wirkung war ungeheuer. Mehnert berichtet: „Als ich am folgenden Tag nach Moskau fuhr, traute ich meinen Augen nicht: auf Hunderten und Tausenden von Schlitten wurden Hunderttausende von Tannenbäumen aus der Umgebung nach Moskau transportiert. Die wenigsten gelangten bis ins Zentrum. Schon während ihrer Fahrt durch die Vororte wurden die Schlitten von Käufern gestürmt. Dasselbe Bild bot sich, wie wir bald erfuhren, auch in den anderen Städten der Sowjetunion. Es war eine wahre Volkserhebung." Ähnlich wirkte eine weitere Notiz, in der indirekt Baumschmuck erlaubt wurde. „In der Silvesternacht standen in Millionen Wohnungen und auf vielen Plätzen und Fabrikhöfen geschmückte Tannenbäume, mehr als je vor der Revolution. Der Staat hatte eingesehen, daß die Weihnachtsgefühle der Menschen noch nicht erstorben waren." Wie zufällig blieben diese Bäume bis zum russischen Weihnachtsfest, das nach altem orthodoxen Kalender dreizehn Tage nach dem westlichen gefeiert wird, stehen. STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Jahrgang 53 INHALT Blick auf das Missionsfeld der Kirche ........................... 121 Sorgen der Kirche am Kongo ....... 122 Das große Versäumnis am Kongo .. 123 P. Adalbert Mohn: Afrika im Aufbruch ............... 125 Br. August Cagol: Apartheid, die künstliche Rassentrennung (Schluß) ................ 128 P. Adalbert Mohn: Die Katakomben ................... 130 Hugo Kocher: Die schwarze Blüte (4. Fortsetzung) .. 136 Erwin Ulrich Mozer: Das Gesicht des sterbenden Abtes .. 140 P. Oskar Hofmann: St. Leopold, der Landespatron Österreichs ...................... 141 Koko und Poko ........................ 142 Der Krokodilwächter .............. 143 Kurz berichtet ................... 144 TITELBILD Zwei Erstkommunikantinnen aus der Apostolischen Präfektur Mopoi, Sudan. UNSERE BILDER: K. Fischer 2, A. Nagler 1, A. Mohn 6, P. Schmid 3, Fides 7. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josef stal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.---S. 15 — Lire 500 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josef stal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck : Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Blick auf das Missionsfeld der Kirche Fortschritte Vor zehn Jahren gab es in der Gesamtheit aller Missionsländer 30 Millionen Katholiken und Katechumenen; Heute sind es échon mehr als 45 Millionen. Am schnellsten verbreitete sich das Evangelium in Afrika. Vor zehn Jahren zählte der Schwarze Kontinent 14 Millionen Katholiken und Katechumenen, heute sind es 28 Millionen, davon allein 2Ö Millionen Getaufte und 3 Millionen Taufbewerber schon in den von der römischen Kongregation für Glaubensverbreitung (Propaganda Fide) abhängigen afrikanischen Missionsgebieten. Hand in Hand mit der Verwurzelung des Christentums im Boden eines Landes vertraut die Kirche die Gläubigen Oberhirten und Priestern ihrer eigenen Rasse an: In Afrika und Asien — ohne die vom Kommunismus beherrschten Länder — haben von den 350 der Propaganda unterstehenden Erzbistümern, Bistümern und Apostol. Vikariaten bereits 101 einen einheimischen Bischof. In diesem Jahre 1960 erhob der Heilige Vater erstmals einen Japaner, emen Philippino und einen Afrikaner zur Kardinalswürde. Er ernannte 1960 weitere 12 einheimische Bischöfe.— 1 Pakistaner, 1 Japaner und 10 Afrikaner — und wollte den meisten von ihnen auch persönlich (am 8. Mai in St. Peter) die Bischofskonsekration erteilen. Jahr um Jahr wächst die Zahl der einheimischen Priester: Gegenwärtig sind in Asien und Afrika allein in den Propaganda-Missionsgebieten von den insgesamt dort tätigen 21 915 Priestern schon 7369 (also 33,5 Prozent — bereits mehr als ein Drittel) Landeskinder. Um die Zukunft in den Missionsländern zu sichern, sammelt die Kirche an Ort und Stelle die künftigen Priester, die Theologen, in einheimischen Priesterseminaren; es gibt in den Missionsgebieten gegenwärtig schon mehr als 80!' große (Klerikal-) Seminare, worin rund 4500 einheimische Philosophie- und Theologiestudenten sich aufs Priestertum vorbereiten. Um sichtbar zu machen, wie wichtig es ist, daß die alten katholischen Länder fortfahren, ihre Jugend in die Missionen zu schicken, überreichte der Heilige Vater persönlich 500 ausreisenden Jungmissionaren (Priestern, Brüdern, Schwestern aus aller Welt) das Missionskreuz, das sie beim Apostolat begleiten und ihnen dabei Halt und Stütze bleiben soll. Kommunismus als Haupthindernis Das Haupthindernis für die Verbreitung des Evangeliums ist der Kommunismus. Das Apostolat der Kirche, das an keinen Nationalismus gebunden, von keiner Regierung unterstützt, frei von jeglicher politischen Richtung und Ausrichtung erfolgt, muß sich heute in einer in zwei feindliche Blöcke gespaltenen Welt entfalten. Gegenwärtig muß man sich leider, auch wenn man zu Christen spricht, gleichsam entschuldigen, wenn man die hinterhältige und heuchlerische Aktion des internationalen Kommunismus demaskieren will — wer „rot siefyt" wird gern auch schon für beschränkten Geistes erachtet. Man muß aber doch wohl absichtlich blind sein, sich nicht einzugestehen und nicht klar darüber zu sein, daß die Offensive des Kommunismus gegen die Welt sich direkt gegen die Missionsländer richtet. Es sind die vom Kolonialismus befreiten Länder, auf die es der kommunistische Imperialismus abgesehen hat. Und gerade in Afrika und in Asien findet nun der atheistische Materialismus ein Hindernis in den Missionaren, die Gott verkünden. Man braucht nur die Seiten des Blattes der kommunistischen Studtenten-Union zu durchblättern, um genügend zu sehen, wie den Afro-Asiaten das Christentum als kulturelle Aggression dargestellt wird, als Überbleibsel des ausbeuterischen Kolonialismus, während die Christen dieser Länder als Verräter ihrer Heimat, als Ver-büpdete des Imperialismus und unerträglich entnationalisierte, ihrem Volk entfremdete, vaterlandslose Gesellen hingestellt werden. In den jungen Ländern, in denen — in der einen oder anderen Form — der Marxismus, ankommt und seine Infiltrationsarbeit aufnimmt, ist das Christentum der Feind Nummer eins; in den Ländern aber, in denen der Kommunismus an der Macht ist, wird die Kirche verfolgt. Was die anderen Länder angeht, die trotz Ablehnung des Marxismus und Gegnerschaft zu ihm dennoch in ihrem Unabhängigkeitskampf sich die Unterstützung der Kommunisten zunutze machen, geschieht es, daß die ständig in Rundfunk und Presse wiederholten Schmähungen und Verleumdungen gegen das Christentum schließlich allmählich eine Art Glaubenssatz werden oder zumindest eine dem Christentum feindliche Atmosphäre schaffen. ■ Sorgen der Kirche am Kongo Aus einem Aufruf des Weihbischofs Malula von Leopoldville Die übergroße Freude aus Anlaß der Erlangung der Unabhängigkeit dauerte unglücklicherweise nur einen Tag. Nach diesem Tag stürzten wir in Angst, Unordnung und Chaos. Warum? Weil bestimmte Leute an Stelle der Liebe Haß erregten. Die, die in aufrichtiger Liebe diesem Land ihr Bestes gegeben haben, würden mit Betrübnis sehen, Wenn der geistige Schwung in den Diözesen des Kongo erlahmen und die Früchte von 80 erfolgreichen und opfervollen Jahren gemindert würden, in denen sie freiwillig und großmütig für die materielle,, moralische und geistige Entwicklung dieses Landes gearbeitet haben. Gewißt ist jedes menschliche Werk unvollkommen. Aber ist es nicht eine eigenartige Kurzsichtigkeit, wenn man zum Beispiel darauf ausgeht, das gegenwärtige Werk der Kolonialisierung SO darzustellen, als wäre es nichts anderes als der Gräuel der Verwüstung, eine beschämende Ausbeutung und Versklavung der einen durch die andern? Diese einseitige Sicht der Tatsachen konnte in einer Periode der Wahlpropaganda' nützlich sein. Aber ist es nötig, sie fort-zusetzen, nachdem wir unsere Unabhängigkeit erlangt haben? Der Tag unserer Unabhängigkeit wurde mit überschwenglicher Begeisterung gefeiert. Dieser historische Tag hat in unseren Herzen schwindelerregende Hoffnungen und übertriebene Zukunfts-aüssichten erregt. Es war die Begeisterung eines Volkes, das die Selbstbestimmung gegen die Kolonialregierung eingetauscht hat; die Begeisterung eines Volkes, das seine Geschicke in die eigenen Hände genommen hat. Auch die katholische Kirche stimmte ein in die Freude über die Unabhängigkeit des Kongo. Warum sollte sie siđi nicht mitfreuen? Stand nicht gerade sie am Anfang der erstaunlichen Befreiung der afrikanischen Völker, besonders audi des kongolesischen Volkes? Die Kirche hat sie zur Erkenntnis ihrer Persönlichkeit und ihrer Würde als Menschen und Kinder Gottes geführt, und sie sieht täglich ihr Werk in voller Blüte. Mit Freude sieht sie, wie die Völker heranwachsen, bestimmt, die Grundrechte ihrer menschlichen Würde äuszuüben. Die katholische Kirche kann mit berechtigtem Stolze sagen: Ich habe dem Kongo nicht nur Diener Gottes, sondern auch Diener des Landes und Führer des Staates gegeben. Der Zeitpunkt rückt näher, da in Rom das 2. Vatikanische Konzil eröffnet wird. Dieser Gedanke erfüllt unsere Herzen mit Hoffnung. Eine schönere Vorbereitung auf diese feierlichen Sitzungen läßt sich kaum denken als ein weitausgedehntes Missionswehen, das die Christen der ganzen Welt anregt, in gemeinsamer, begeisterter Hingabe daran zu arbeiten, daß die Grenzen der Erde auch die Grenzen des Reiches Gottes werden. Erzbischof Pietro Sigismondl, Sekretär der Propagiaindhkongregation pin gnadenreiches Weihnachtsfest und Gottes Segen für das Neue Jahr wünschen wir den Lesern von „STERN DER NEGER” und allen unseren Freunden Die Schriftleitung Das grofle Versäumnis am Kongo Das Chaosi im Kongo kam überraschend. In der Welt ist man nun auf der Suche nach dem Schuldigen. Es ist immer töricht, primitiv und kurzschlüssig zu reagieren. Gewiß ist es auch töricht, den Belgiern die Schuld am Unglück im Kongo allein in die Schuhe sdii eben zu .wollen. Dreißig Jahre zu früh habe man in Afrika die Freiheit' den Schwarzen gegeben, sagen- die einen. Dreißig Jahre zu spät habe man in Afrika begonnen, sagen die andern. Und in gewisser Weise haben beide recht. Die Europäer haben das Problem der Freiheit für die sogenannten Ko-lomialvölker zu spät begriffen und angegriffen. Wenn sie diese Schuld sdiom auf sich geladen haben, müßten sie mit aller Vorsicht und Anstrengung versuchen, den rechtem Augenblick, für die Mündigkeitserklärung dieser Völker herbeizuführen und abzuwarten. In dieser Beziehung scheinen in Kongo einige Fehler begangen worden zu sein. Während man aus den Nachrichten, die aus Gebieten kommen, in denen die Kolonialmacht England hieß oder noch heißt, entnehmen kann, daß dort die Menschen, die Unabhängigkeit erlangt haben oder bald erlangen sollen, mit Hochachtung von den Engländern sprechen und versichern, daß in ihrem Bereich sich Zustände wie heute in Kongo nie ereignen könnten, muß man an der Kolonialpolitik anderer Länder, wie Frankreichs und Belgiens feststellen, daß sie nicht den Tatsachen mit dem gleichen Sinn für die Wirklichkeit Rechnung getragen hat wie die der Briten. Es läßt sich nicht abstreiten, daß die Engländer zielstrebiger als z.B. die Belgier in Kongo die Einheimischen in die Verantwortung eingeführt haben, ihnen schrittweise Aufgaben in der Verwaltung und in der Politik übergaben, so daß sie natürlich zur Selbständigkeit und Mündigkeit heranwuchsen, erzogen wurden, wie das im Leben jedes einzelnen Menschen geschieht. Man kann einen Menschen nicht bis zu seinem 21. Lebensjahr wie einen Säugling behandeln, um ihm dann plötzlich an einem Tag volle Verantwortung zu überlassem und aufzubürden. Auch mit einem Volk kann man das nicht exerzieren. Das muß immer, zur Anarchie führen. V. P. Ein sudanesischer Priester aus dem Stamm der Zande tauft eine Stammesangehörige. Eine Missionsschwester aus Verona hat die Patenschaft übernommen. Seminarist aus dem Priesterseminar Kipalapala, Tanganjika. Aus diesem Seminar gingen seit 1925 188 einheimische Priester hervor, darunter drei Bischöfe. Mädchen aus dem Bella-Stamm, Westafrika, ziehen am Tag der Gründung der Mali-Föderation (20. Juni 1960) in buntem Zug durch die Straßen von Gao am großen Nigerbogen. Afrika im Aufbruch Von P. Adalbert Mohn Das Jahr 1960 brachte für viele afrikanische Staaten die Unabhängigkeit. Während dieser Übergang zu einer neuen politischen Form in einigen Gebieten, etwa in Togo und Madagaskar, verhältnismäßig harmonisch verläuft, geht dieser Prozeß in anderen ehemaligen Kolonien nicht ohne Erschütterungen vor sich, wie in Kamerun oder im Kongo. Der einzige, dem diese Erschütterungen Freude machen und der sie weidlich für sich auszuschlachten sucht, ist der Weltkommunismus. Während die westeuropäischen Kolonialmächte die eingeborene Intelligenzschicht oft sträflich vernachlässigten, nahm sich die Sowjetunion um so bereitwilliger ihrer ; an. Im Kongo erhält Belgien die Quittung dafür präsentiert, daß es für die sichwarze Intelligenz weit weniger Interesse zeigte als die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten. Niemand weiß, wieviel afrikanische Studenten heute kostenlos in den Ländern des Ostblocks studieren. Westeuropa hat da ein Versäumnis ver- schuldet, das es vielleicht niemals wieder wettmachen kann. Trotzdem wäre és übertrieben, zu behaupten, im Wettrennen um Afrika habe der Weltkommunismus die erste Runde gewonnen. Schon viele Jahrzehnte, ehe der Kommunismus auf diè Bildfläche trat, hat die katholische Mission sidi Afrikas angenommen; nicht mit Lautstärke und Brutalität, dafür aber vielleicht doch erheblich gründlicher, als dies der Bolschewismus vermag. Äußerlich wird die Kirche im Ringen mit dem Kommunismus immer unterliegen, weil dieser rohe Gewalt einsetzt, wo die Kirche mit Liebe um die Herzen der Menschen wirbt. Wir sollten uns deshalb durch die vielen Rückschläge und die zahlreichen Gewalttaten, die Afrika in diesem Jahre erleidet, nicht entmutigen lassen. Die Kirche hat im Laufe ihrer Geschichte schon ganz andere Schläge hinnehmen müssen und sich trotzdem siegreich behauptet. 1. Kamerun Am 1. Januar 1960 erhielt die ehemalige deutsche Kolonie Kamerun ihre Unabhängigkeit. Das deutsche Schutzgebiet Kamerun, das 1911 noch eine wesentliche Vergrößerung erfuhr und dann fast 800 000 qkm umfaßte, ging im ersten Weltkrieg dem Deutschen Reiche verloren. Nach dem Kriege wurden die erst 1911 dazugewonnenen Ostgebiete Französisch - Äquatorialafrika eingegliedert. Der Westteil wurde vom Völkerbund und dann von den Vereinten Nationen unter britisches Mandat gestellt und Nigeria angegliedert (88 266 qkm mit 1 620 000 Einwohnern), während der Hauptteil — 431 320 qkm mit 3 500 000 Einwohnern — Frankreich als Mandat übergeben wurde und 1960 seine Unabhängigkeit erhielt. In Kamerun ist die kommunistische Aktivität besonders rege. Viele der schwarzen Führer haben ihre Ausbildung in Rußland bekommen. Im Jahre 1955 kam es in Kamerun zu einem Aufstand, der von den Franzosen blutig niedergeschlagen wurde. In diesem Jahre kam es mehrfach zu Überfällen auf katholische Missionsstationen, bei welchen mehrere Priester, Brüder und Schwestern den Martyrertod starben, vor allem in Nordkamerun. Fünf Priester sind spurlos verschwunden; man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß auch da der Kommunismus seiné Hand im Spiel hat. . Im Jahre 1910 gab es im ganzen Land erst 3000 Katholiken. Seitdem hatte die katholische Mission in kaum einem anderen afrikanischen Land mehr Erfolge als hier. 1960 sind von den 3,5 Millionen Einwohnern 806 000 katholisch (23 Prozent). Von diesen wohnen aber in Nordkamerun unter 1,5 Millionen Einwohnern nur 5000 Katholiken (0,3 Prozent), während von den 2 Millionen im Süden des Landes heute schon 800 000 (40 Prozent) Katholiken sind. Kamerun bildet heute eine Kirchenprovinz mit einem Erzbistum und vier Bistümern. Erzbischofssitz ist die Landeshauptstadt Jaunde (40 000 Einwohner). 1956 erhielt das Land seinen ersten schwarzen Bischof: Bischof Mongo von Duala, der größten Stadt des Landes (140 000 Einwohner) und zugleich dem bedeutendsten Hafen von Kamerun. Heute besitzt das Land bereits zwei einheimische Bischöfe. Von den 408 Priestern, die 1957 in Kamerun wirkten, waren damals 72 schwarze Priester (17,6 Prozent); heute wirken in Kamerun schon 90 einheimische Priester. Diesen stehen zur Seite 40 schwarze Missionsbrüder und 150 schwarze Missionsschwestern, von denen 80 einer einheimischen Kongregation angehören. In Duala gibt es zwei Priester-seminarien, die 1956 82 Studenten beherbergten. Den 806 000 Katholiken stehen in Kamerun nur 350 000 Protestanten gegenüber (10 Prozent). Die Zahl der Mohammedaner beträgt 620 000 (17,7 Prozent), die vor allem im Norden des Landes wohnen. Deshalb gestaltet sich dort auch die katholische Mission äußerst schwierig. Bei der Ausarbeitung der neuen Verfassung wurde der einheimische Bischof Mongo von Duala zur Mitarbeit eingeladen. Aber sämtliche Vorschläge, die der Bischof unterbreitete, ^wurden von den vielfach kommunistisch angehauchten Mitarbeitern systematisch sabotiert. Daraufhin stellte schließlich der Bischof seine Mitarbeit als aussichtslos ein. Das ist gewiß kein gutes Zeichen für die Zukunft. Trotzdem stellt die Kirche im Süden des Landes bereits eine derartige Macht dar, daß sie auch von feindseligen Politikern nicht mit einer einfachen Handbewegung an die Wand gedrückt werden kann. Die junge Christenheit Kameruns, die zu so großen Hoffnungen berechtigt, ist darauf gefaßt, daß ihr schwere Prüfungen bevorstehen, und sie ist entschlossen, keinen Fußbreit Boden gegenüber dem gottlosen Kommunismus freiwillig aufzugeben. Eine Ironie des Schicksals ist es, daß der 4070 Meter hohe Kamerun-Berg, nach dem die Kolonie von den Deutschen ihren Namen erhielt, heute im Westteil des Landes liegt, der wahrscheinlich Nigeria eingegliedert wird. Im Süden Kameruns liegt die spanische Kolonie Spanisch-Guinea, zu der auch die Kamerun vorgelagerte Insel Fernando Poo gehört. Diesen Teil des schwarzen Afrikas kann man kaum noch als Missionsgebiet bezeichnen, denn von den 220 000 Einwohnern sind bereits 90 Prozent katholisch. Sie werden von 54 Priestern betreut, von denen aber nür acht einheimische Priester sind (14,6 Prozent). 2. Togo Als zweite ehemalige deutsche Kolonie wurde am 27. April 1960 Togo (56 702 qkm, 1 107 000 Einwohner) selbständiger Staat. Togo war von allen früheren deutschen Kolonien zwar die kleinste, aber auch diejenige, die für Deutschland den meisten Nutzen abwarf. Für wie - wertvoll Engländer und Franzosen dieses kleine Land hielten, beweist allein die Tatsache, daß sie es nach dem ersten Weltkrieg der Länge nach unter sich aufteilten. England erhielt den kleineren, aber wertvolleren Teil (33 775 qkm mit 440 000 Einwohnern) als Mandatsgebiet, während Frankreich den größeren, aber weniger ergiebigen Teil erhielt. Der Westteil wurde der englischen Kolonie Goldküste eingegliedert und erhielt mit diesem Gebiet, das heute unter dem Namen Ghana bekannt ist, bereits 1957 die Unabhängigkeit. Seit--dem führt nur noch das französische Mandatsgebiet den Namen Togo, das jetzt ebenfalls unabhängig wurde. Die Sympathien für. Deutschland sind in diesem Lande genau so groß wie in Kamerun. In der Landeshauptstadt Lome (40 000 Einwohner) errichtet die Bundesrepublik an der Strandpromenade zur Zeit ein prächtiges Botschaftsgebäude. Der katholische Ministerpräsident des Landes hat Deutschland um Hilfe beim Aufbau des jungen Staatswesens gebeten. Kirchlich ist Togo in ein Erzbistum (Lome) und ein Bistum (Sokode) eingeteilt. Von den 1 107 000 Einwohnern sind 197 000 katholisch (17,9 Prozent), 35 000 protestantisch (3,2 Prozent) und 45 000 mohammedanisch (4,1 Prozent). Die geringe Anzahl an Mohammedanern läßt auch für die Zukunft ein reges Wachstum der katholischen Kirche erhoffen, zumal aüch die Regierung der Kirche gegenüber durchaus wohlgesinnt und aufgeschlossen ist. Der Übergang vom Kolonialstatus zur Selbständigkeit ging in Togo ohne Unruhen und Zwischenfälle vor sich. Auch das ist ein Grund zur Hoffnung für die katholische Mission. In Zukunft besteht die Möglichkeit, daß sich Togo mit dem wohlhabenden Ghana, dem Hauptanbaugebiet für Kakao in der ganzen Welt, zu einem Staate vereinigt. 1957 wirkten in Togo 74 Priester; davon waren allein 23 Einheimische (3l Prozent). Dieser hohe Prozentsatz an schwarzen Priestern liegt hoch über dem gesamtafrikanischen Durchschnitt mit 16 Prozent. Über ein eigenes Priesterseminar verfügt das kleine Land noch nicht; doch zählte es 1956 22 Theologiestudenten in den Seminaren der Nachbarländer. 3. Ghana Von den Nachbarländern Togos erhielt Ghana am l.März 1957 seine Unabhängigkeit. Zusammen mit Westtogo, das sich 1956 bei einer Volksabstimmung für eine Eingliederung nach Ghana ausgesprochen hatte, zählt dieser junge afrikanische Staat 237 850 qkm (etwas weniger als die Bundesrepublik) und 4 910 000 Einwohner. 1955 gab es in Ghana erst 528 000 Katholiken (11,7 Prozent); 1959 waren schon 657 000 Einwohner (13,4 Prozent) katholisch. Der Ministerpräsident von Ghana, der überaus rührige Dr. Kwame Nkrumah, war einst katholischer Missionsschüler, studierte später in England und verlor dort wieder seinen katholischen Glauben, weil sich in Europa niemand dieser jungen gefährdeten afrikanischen Christen in der modernen Gottlosigkeit unserer Großstädte annahm. Das erinnert uns an die schwere Verpflichtung, die Mission nicht als eine rein afrikanische Angelegenheit anzusehen. Gar zu oft sind die afrikanischen Studenten in Europa allen möglichen modernen Irrlehren, nicht zuletzt dem Bolschewismus, in die Hände gefallen. Um so tröstlicher ist die Nachricht, daß kürzlich unter dem Vorsitz von Kardinal Döpfner in Berlin Bild aus der Apostolischen Präfektur Gao. Auf dem warmen Sand vor den Hütten das Familienoberhaupt, links seine Frau, rechts seine geschiedene Schwester, die wieder heimgekehrt ist. Dazu vier Kinder. Studenten des St.-Josefs-Seminars Alwaye in der indischen Erzdiözese Vera-poly suchen in ihren-freien Stunden katholische , Literatur für ihre nichtkatholischen Landsleute aus. ein katholischer Studentenkongreß für afrikanische Studenten abgehalten wurde, zu dem 230 Studenten aus fast allen afrikanischen Ländern, die gegenwärtig in Deutschland, England, Frankreich, Belgien und der Schweiz studieren; erschienen waren. Vor allem in Holland und Belgien ist die Betreuung der katholischen Studenten aus den Missionsländern schon vorbildlich entwik-, kelt. Ein anderer Staat, der zwar nicht unmittelbar an Togo grenzt, aber doch in nächster Nachbarschaft liegt, erhält in diesem Jahre ebenfalls seine Unabhängigkeit: Nigeria. Nigeria ist mit 34 000 000 Einwohnern (auf 966713 qkm) der volkreichste Staat Afrikas überhaupt. In Nigeria gibt es heute schon sieben Großstädte! Von den 34 Millionen Einwohnern sind erst 2 232 000 katholisch (6,6 Prozent). Die Katholiken verteilen sich aber recht ungleich über das Land: allein im Südosten (östlich des Niger, südlich des Bénue) leben 1 650 000 Katholiken (15 Prozent der Einwohner); dort sind aber auch nur 4 Prozent der Einwohner Mohammedaner. Im Norden, der zu zwei Drittel bereits mohammedanisch ist, stellen sich der Mission größere Schwierigkeiten entgegen. In Nigeria wirken heute 776 Priester, von denen nur 54 (7 Prozent) Einheimische sind. Ihnen stehen zur Seite 117 Brüder und 452 Schwestern. Apartheid, die künstliche Rassentrennung Von Br. August C a g o 1' (Schluß) Einige Zeit nach dem Kriege sanken die heimgekehrten Soldaten ins alte, ärmliche Dasein zurück. Die Entstehung der „Armen Weißen" wird folgendermaßen erklärt. In den Tagen des „Großen Treks", d. i. vor mehr als hundert Jahren, konnte ein Mann für die sprichwörtliche Pfeife Tabak soviel Grundbesitz erwerben, als er wollte, denn es war genug Land vorhanden, das niemand im besonderen gehörte. So ließ sich denn der Trekbure auf einem Grunde von 2400 oder 4800 oder mehr Hektar nieder und nannte ihn seine „Farm". Er baute drauf ein Haus von ungebrannten Ziegeln und versah es mit einem Strohdach. Ferner zäunte er einen Hof ein und errichtete aus losen Steinen eine Hürdenmauer für sein Vieh, das untertags im Freien weidete. Er grub einen Brunnen und baute soviel an Getreide und Gemüse, als er brauchte. So wurde er der Patriarch seiner Herrschaft und sah viele Kinder und Kindeskinder, die sich alle auf der Heimstatt ansiedelten. Beim Tode des Alten wurde der Grund unter die Kinder verteilt. In der Folge wurde wieder und wieder geteilt, und schließlich wurde der anfänglich so ausgedehnte Besitz unzulänglich für die vielen Sippenmitglieder. Die klein gewordenen Besitzer fühlten keine Neigung zum Leben in der Stadt, noch waren sie erfahrene Landwirte, da sie selbst nicht arbeiteten, sondern die notwendigen Arbeiten von ihrer Dienerschaft ausführen ließen. So verarmten die Leute mehr und mehr und •sanken zum Tiefstand des Lebens der schwarzen Eingeborenen herab, ohne aber den Stolz auf ihre weiße Hautfarbe aufzugeben. Sie waren „Arme Weiße" geworden. Es ist einigermaßen verständlich, daß die Weißen im allgemeinen und die Regierung im besonderen es nicht zulassen wollen, daß es den Schwarzen besser gehe wie den am Hungertuch nagenden-„Armen Weißen". Deshalb drückte man auf die Schwarzen mit Apartheid und Farbenschranke. Es ist dies aber kein weises Vorgehen, denn die afrikanischen Völker wollen sich freimachen von der Bevormundung durch die Weißen, und Beispiele reißen hin. Die Neger Afrikas sind vom Wunsche beseelt, ihre politische Unabhängigkeit zu erwerben oder sie aufzubauen, und diese allgemeine. Unabhängigkeitsbewegung ist nicht aufzuhalten. Die führenden Köpfe unter den Afrikanern wünschen mit aller Gewalt, mit dem Zustand des Kolonialismus zu brechen, den sie für überlebt halten. Kolonialsünden rächen sich jetzt. Die Mau-Mau-Bewegung in Britisch-Ost-afrika ist ein betrübliches Zeugnis daT für. Gelegentliche Aufstände in Südafrika beweisen die Sache gleichfalls, ebenso die gegenwärtigen Zustände im ehemaligen Belgisch-Kongo. Das heutige Afrika mit seinen großen Entwicklungsmöglichkeiten ist aber auch von verschiedenen Geisfesrichtun-gen umworben. Neben christlichen Glaubensboten und Industriellen sind es vor allem Sendlinge des Islam, die die noch weniger entwickelten Volksgemeinschaften ihrer Wüstenreligion und -kultur gewinnen wollen, während der russische Kommunismus; es auf die schwarzen Industrie-Arbeiter abgesehen hat. Möchte man doch auf europäischer Seite weise genug sein, dem erwachenden Afrikaner liebevoll an die Hand zu gehen, damit er sich in seine neue Lage zu seinem Besten finden könnet Immer ist es eine wechselvolle, veränderliche Welt, in der die Kirche ihrem Evan-gelisationswerk nachgeht. Es schlagen aber für die Welt Stunden, in denen die Umwälzungen eine nahezu schwindelerregende Schnelligkeit erreichen, denen gegenüber die Kirche die Notwendigkeit fühlt, alle lebendigen Kräfte ihrer Gläubigen in Gebet und Opfermut zu mobilisieren. Erzbischof Pietro Sigismondi Hunde sind auch in Südafrika die geduldigen Spielgefährten der Kinder. Eben ist der Missionar auf seinem Roller angekommen, und schon stellt sich eine lustige Bubenschar ein. Auch das ist Südafrika: Weiße Kinder unter der Obhut einer Missionsschwester aus Graz. Die Katakomben Von P. Adalbert Mohn Unter all den vielen Erlebnissen einer Wallfahrt nach Rom ist kaum eines so packend und zu Herzen gehend wie ein Besuch in den Katakomben. Unter „Katakomben" versteht man die unterirdischen Friedhöfe Roms aus den ersten christlichen Jahrhunderten. Normalerweise haben die ersten Christen ihre Toten genau so wie wir in einfachen Gräbern an der Erdoberfläche begraben §|||im Gegensatz zu den Heiden, die ihre Toten vielfach verbrannten, und die Asche dann in Urnen beisetzten. Die vornehmen Christen bestatteten ihre Toten — wie ihre Vorfahren es auch getan hatten in Mausoleen. Unter den ersten Christen in Rom gab es jedoch einen sehr hohen Prozentsatz an Sklaven, d. h. Menschen, die keinerlei Rechte, keinerlei Achtung und -fast keinerlei Eigentum besaßen. Da nun die ärmeren Christen, vor allem die Sklavenchristen, nur dann die Möglichkeit zu einem würdigen Begräbnis hatten, wenn die reichen Christen ihnen dafür Grund,und Boden zur Verfügung stellten, andererseits die Bodenpreise sehr hoch waren und die Zahl der Christen immer größer wurde, gaben mehrere adlige Christen die Erlaubnis, unter ihren Grundstücken vor der Stadt, meistens unter den Parks ihrer Villen, ' unterirdische Friedhöfe anzulegen. Schon wenige Jahrzehnte nach der Ankunft des hl. Petrus in Rom -Š vielleicht noch im 1. Jahrhundert — wurden die ersten beiden christlichen Friedhöfe' auf diese Art und Weise angelegt. Diese Friedhöfe gehörten vorerst noch den Privateigentümern, den beiden vornehmen Frauen Priscilla und Domitilla, da die Kirche ja noch nicht vom Staat anerkannt war und noch keinen Grundbesitz erwerben konnte. Später gingen sie in den Besitz der Kirche über, heißen aber bis auf den heutigen Tag Priscilla- und Domitilla-Katakombe. Entstehung der Priscilla-Katakombe In der Priscilla-Katakombe kann man recht eindrucksvoll daš Entstehen eines derartigen unterirdischen Friedhofs studieren. Nur wenige Meter unter der Erdoberfläche befanden sich schon zu der Zeit, als die Familie der Priscilla noch heidnisch war, eine unterirdische Wandelhalle (Kryptoportikus), in der man wegen der römischen Mittagshitze im Sommer zur Erholung spazieren ging, ein heidnisches Tempelchen (Nymphäum), das den vier Jahreszeiten geweiht war, und eine Familiengruft (Hypogäum) der adligen Familie der Acilier. Die beiden ersteren Räume waren miteinander verbunden. Solch unterirdische Räume und Gänge waren im Untergrund der Umgebung von Rom sehr leicht anzulegen, weil der Boden aus einer porösen Tuffai erde, einer vulkanischen Asche, besteht, die einerseits sehr leicht auszugraben und zu bearbeiten ist und wie bei uns der Sand zur Mörtelbereitung benutzt wird, andererseits aber auch so fest,) daß bei den Gewölben der Hallen und Gänge kaum Einsturzgefahr besteht. In der Nähe der Oben genannten unterirdischen Räume befand sich außerdem ein sogenanntes Arenarium (— Sandgrube), in welcher man die Tuff erde — ebenfalls unterirdisch in unregelmäßig angelegten Gängen als Bausand grub. Im Anschluß an alle diese vorhandenen unterirdischen Räume legte man nun ein recht kunterbuntes Gewirr von Gängen an, in deren Seitenwänden zahlreiche Nischen übereinander angebracht wurden. In diesen wurden fortan die •Toten, vor allem die ärmeren Gemeindemitglieder bestattet. Die Grabnischen wurden anschließend mit Marmor- oder Ziegelplatten verschlossen, auf welchen häufig Inschriften angebracht, wurden. Im Laufe der vielen Jahrhunderte sind die meisten Grabplatten. herausgefallen. Die Gebeine, die sich zum großen Teil noch unverwest in den Nischen befanden, hat man auf den modernen Friedhöfen der Stadt begraben. In der Priscilla-Katakombe gibt es heute aber noch über hundert verschlossene Gräber, darunter auch ein Martyrergrab aus dem. 2, Jahr- Priscilla-Katakdmbe. Gang mit Grabnischen. hundert; das ist mehr als in allen übrigen Katakomben zusammen. Neben den einfachen Grabnischen an den Seitenwänden der Gänge legte man auch größere Grabstätten an, vor allem die Bogengräber (Arkisolien) ; Märtyrer,, und Päpste, auch andere hervorragende Christen, wurden vielfach in kleinen unterirdischen Kapellen beigesetzt. Ausbau und Ausgestaltung der Priscilla-Katakombe In Zgiten der Christenverfolgung stellte sich heraus, daß die unterirdische Wandelhalle wegen ihrer Geräumigkeit und ihrer Verbindung mit der Friedhofsanlage hervorragend für den christlichen Gottesdienst geeignet war. Die Friedhöfe besaßen im alten Rom nämlich das Asylrecht, d. h. niemand durfte behelligt werden, der einen Friedhof besuchte, auch nicht der Christ zu Zeiten der Verfolgung. Das deutsche Wort „Friedhof" kommt übrigens von Freithof, d. h. Hof, der die Freyung, das Asylrecht besitzt; das mittelalterliche Deutschland hatte diese Ausnahmestellung der Friedhöfe von den Römern übernommen. Der Friedhof war unantastbar und alle, die ihn besuchten. Die Ruhe der Toten durfte nicht gestört werden, Weil die Wandelhalle nun mit dem Friedhof verbunden war und schließlich ganz in die Friedhofsanlage einbezogen wurde, stand sie auch unter dem Schutz des Friedhofs. Aber bald stellté siđi heraus, daß sie für die vielen dort zum Gottesdienst zusammenkommenden Christen zu klein war. So baute man nach und nach eine Reihe von Seitenkapellen. Eine davon ist die kostbarste Kapelle, die wir in den Katakomben überhaupt besitzen, die sogenannte Capelia Graeca (griechische Kapelle). Dem Namen bekam sie rein zufällig auf Grund einer griechischen Inschrift, die man bei der Wiederentdeckung der Priscilla-Katakombe in dieser Kapelle zuerst bemerkte; dabei gibt es in den Katakomben unzählige griechische Inschriften, denn in der älteren christlichen Zeit sprach man in Rom mehr Griediisch als Latein und feierte auch die heilige Messe zuerst in griechischer Sprache'. Die lateinische Kirchensprache kam zuerst in Nordafrika auf, im heutigen Tunis .und Algerien, und setzte sich von dort kommend erst später in Rom durch. In der feierlichen Papstmesse wird bis zum heutigen Tag das Evangelium immer noch in beiden Sprachen gesungen. Das Kyrie eleison ist in unserer lateinischen Messe sonst der letzte griechische Überrest. In der Capella Graeca besitzen wir neben anderen wertvollen Wandgemälden die erste Darstellung der heiligen Messe, dargestellt als Brotbrechen. ,;Brotbrechen" war ja der erste Name, der sich für die heilige Messe bei den Christen einbürgerte. In der Priscilla-Katakombe befindet sich das älteste Marienbild. (Es ist durch eine • Lampe hinter der Alabasterplatte angestrahlt.) Die Gemälde in den Katakomben sind natürlich wegen ihres hohen Alters schon ziemlich verwittert und verschwinden wegen des hohen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft mehr und mehr, so daß man heute schon ausrechnen kann, wann die letzten Spuren dieser ältesten Zeugnisse christlicher Kunst völlig verschwunden sein werden. Außer der Capella Graeca gibt es in der Priscilla-Katakombe noch eine Reihe anderer Kapellchen im gleichen Stockwerk knapp unter der Erdoberfläche, die alle aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammen. Das schönste Kapellchen, gelegen im ehemaligen Arenarium, in der alten „Sandgrube", ist die Kapelle der Velatio, d. h. der Verschleierung. In der Mitte über dem Altar, der über einem Märtyrer- oder Heiligengrab errichtet war, sieht man eine schleiertragende Jungfrau mit betend erhobenen Armen (solch eine Darstellung nennt man „Orante"); links davon sitzt ein Bischof auf dem Thron, der unter Hilfeleistung eines Diakons der Jungfrau gerade den Schleier überreicht (heute würden wir sagen: Aufnahme der gottgeweihten Jungfrau in den Ordensstand); auf der rechten Seite sitzt auf einem Throne' die Gottesmutter mit dem Jesuskind, — sie ist ja das Vorbild jeder gottgeweihten Jungfrau. Offenbar lag unter diesen Bildern eine gottgeweihte Jungfrau begra-. ben. Diese Bilder sind wohl die künstlerisch wertvollsten von allen, die wir in den Katakomben besitzen. In der Priscilla-Katakombe befindet sich auch;#- gar nicht weit von dem-letztgenannten Kapellchen — das älteste /' Marienbild, welches die Christenheit be-* sitzt. Der untere Teil ist leider beschädigt. Dargestellt ist hier der Prophet Isaias mit einer Buchrolle in der Hand, wie er auf einen Stern über dem Haupte der Gottesmutter hinweist (als auf das Licht zur Erleuchtung der Heiden) ; rechts davon sitzt Maria auf einem Thron und trägt auf dem Schoße das Jesuskind. Das Bild stammt aus der ersten Hälfte oder der Mitte des 2. Jahrhunderts. Es ist dortin der Dunkelheit unter der Erde immer mit frischen Blumen geschmückt. Die Priscilla-Katakombe wird von Benedik-tinerinnen betreut;. Schwester Giuseppina, eine Münchnerin, die meistens die Führungen durch die Katakombe hält,. erzählte mir, daß vor einigen Jahren ein berühmter Knabenchor aus Süddeutschland eine Konzertreise durch Italien machte; dabei besuchte er auch diese Katakombe und sang seine schönsten Marienlieder vor diesem alten Marienbild. Als in den oberen Stockwerken der { Priscilla-Katakombe der Platz immer knapper wurde, entschloß man sich, ein zweites, tieferes Stockwerk äuszuheben. • Diesen Plan hat man aber nur angefangen, nicht zu Ende geführt. Dagegen hat man dann in verblüffend systematischer Arbeit ein drittes Stockwerk in etwa 25 Meter Tiefe angelegt. Der Grundriß dieses Systems von Gängen hat als Vorbild das Skelett des Fisches — die Rük-kengräte mit den vielen Seitengräten. Der Fisch, griechisch ICHTHYS, war für die ersten Christen ein Symbol Jesu Christi, weil das griechische Wort ICHTHYS die Anfangsbuchstaben der Priscilla-Katakombe : Kapelle der Velatio Worte enthält: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Die ganze Anlage des unteren Stockwerkes ist also ein gewaltiges Bekenntnis zu Christus. Die Länge des schnurgeraden Ganges, der so in 25 Meter Tiefe das Rückgrat des Fisches versinnbildlicht, ist 300 Meter! Andere Katakomben In der Priscilla-Katakombe waren etwa 50 000 Christen begraben. Es gibt aber noch wesentlich größere Katakomben, die auch vier und fünf Stockwerke haben. Die berühmteste davon ist die Kalixtus-Katakombe, in der 16 Päpste begraben waren und auch manche bekannte Heilige, darunter die hl. Cäcilia. Die Kalixtus-Katakombe liegt im Süden Roms an der Via Appia, der Appischén Straße, der berühmtesten Ausfallstraße Roms im Altertum. Ebenfalls an der Via Appia, nicht weit von der Kalixtus-Katakombe, liegt die Sebastianskatakombe, in der während der Christenver-folgungen vorübergehend die Gebeine der Apostelfürsten Petrus und Paulus beigesetzt waren, um sie vor Verunehrung durch die Heiden zu schützen. Die Priscilla-Katakombe liegt im Feier der heiligen Messe in der Katakombe. Nordosten von Rom an der Via Salaria. Ebenfalls im Nordosten an der Via Nomentana liegt die Agnes-Katakombe. An der Via Tiburtina im Osten der Stadt liegt die Laurentius-Katakombe. Die Pankratius-Katakombe liegt im Westen an der Via Aurelia. Es gibt über dreißig solcher Katakomben, und zwar nicht nur christliche, sondern auch einige jüdische. Die meisten liegen an den Hauptausfallstraßen der Stadt, alle jedenfalls außerhalb der alten Stadtmauern, weil innerhalb der Stadtmauern aus Gesundheitsrücksichten die Anlage von Friedhöfen nicht erlaubt war. über vielen Katakomben erbaute man später Kirchen, in die man die Gebeine der Heiligen aus der darunterliegenden Katakombe übertrug. So entstanden die Kirchen St. Laurentius, St. Sebastian, St. Pankratius und St. Agnes. In der Priscilla-Katakombe waren auch mehrere Heilige begraben, so der Martyrerpapst Marcellus I. (Fest am 16. Januar) und Papst Silvester I. (Fest am 31. Dezember), unter welchem die Kirche die Freiheit erhielt. Deshalb wurde über der Priscilla-Katakombe eine Silvesterkirche erbaut, in der die beiden genannten Bogengrab in der Priscilla-Kata-kpmbe. Es barg im Gegensatz zu den einfachen Grabnischen Gebeine von Märtyrern oder hervorragenden GemeindemitgUedèrn. Heiligen und noch andere Märtyrer beigesetzt wurden. Da jedoch Friedhöfe nur außerhalb der Städte angelegt werden durften, lagen sämtliche Katakomben und die darüberliegenden Kirchen vor den Toren der Stadt. So oft nun die Stadt Rom von feindlichen Heeren belagert wurde, zogen sich die eigenen Truppen hinter die befestigten Stadtmauern zurück; die Katakomben aber, die noch lange nach den Verfolgungszeiten aus Verehrung gegen die Märtyrer als Begräbnisstätten: benutzt worden waren, wurden' samt ihren Kirchen jedesmal geschändet und verwüstet, einige von ihnen sogar völlig zerstört wie die Kirchen über der Priscilla- und Domitalla-Katakombe. Deshalb übertrug man im 8. und 9. Jahrhundert — vor allem, unter Papst Pascha--lis I. (817—824)^fi die Gebeine der Heiligen in die Kirchen der Stadt oder errichtete heue Kirchen für sie innerhalb der Stadtmauern. Die. Katakomben aber wurden bis auf die Sebastianskatakombe verschlossen und gerieten in Vergessenheit. Während des ganzen Mittelalters kannten die. Römer nur einen einzigen unterirdischen Friedhof; den unter’ der Kirche des hl. Sebastian an der Appi-schen Straße. Er liegt an einer Senke der Via Appia, die im alten Rom die griechische Flurbezeichnung „kata kymbas" (an der Senke) trug; daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit für den unter dieser Senke liegenden Friedhof die Bezeichnung „Katakombe". Als nun vom 16. Jahrhundert an nach und nach die vielen anderen unterirdischen Friedhöfe wiederentdeckt wurden, nannte man sie ebenfalls „Katakomben". Es kommt immer noch vor, daß neue Katakomben oder Katakombenteile entdeckt werden, weil sie bisher verschüttet waren. Heute sind alle Katakomben Eigentum des Papstes, während die darüberliegenden Grundstücke Privateigentümern gehören. Der über der Prisqilla-Katäkombe liegende Park, die Villa Savoia oder Villa Ada, gehört dem entthronten italienischen Königshaus. Solange der König regierte, war der Zutritt zu dieser Katakombe fast völlig untersagt, weil der König immer Angst hatte, aus der Katakombe heraus ließe irgend jemand einmal eine Bombe hochgehen. Die Katakomben gehören zu den ehrwürdigsten Stätten der • Christenheit; weil in ihnen so viele heilige Märtyrer begraben wurden, weil in ihnen in den Verfolgungszeiten die Christen sich zum Gottesdienst versammelten, weil wir in ihnen die ältesten Zeugnisse Christ-’ licher Kunst besitzen, vor allem aber weil sie selber das sprechendste Zeugnis für den Glaubensgeist und das Glaubensleben der ältesten Christenheit sind. Gibt es einen schöneren Beruf, als Künder der Frohbotschaft Christi zu sein? Wer Missionspriester werden möchte, findet Aufnahme in einem unserer fünf Missionsseminare: Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Jagst), Württemberg Missionsseminar Ritterhaus, Bad Mergentheim, Württemberg Missionsseminar St. Paulus; Neumarkt, Oberpfalz Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz Herz-Jesu-Missionshaus Milland bei Brixen, Provinz Bozen Schüler mit Reifeprüfung wenden sich an das Missionshaus Mellatz, P. Opfenbach über Lindau i. B. Wer Missionsbruder werden möchte, wende sich an unser nächstgelegenes Missionshaus oder direkt an das Missionshaus Josefstal, Ellwangen (Jagst), Württemberg, an das Missionshaus Maria Fatima oder an das Missionshaus Milland Unser Missionshaus in Milland bei Brixen, Südtirol, bietet einzigartige Möglich-keitèn zu Bergwanderungen. Rechts: In luftiger Höhe Frater Prahmstrahler und p. Wellenzohn. Unten links: Die Fratres auf Wanderung durch ein winterliches Hochtal. Unteri rechts: Br. Michael Rieger, Br. Unterpertinger und Frt. Plankensteiner auf dem Gipfel des Hochfeiler. Die sckwavze, BUUe Erzählung aus der Kongomission Nach, einer Aufzeichnung von P. Spiegeleer MSC, gestaltet von Hugo Kodier 4. Fortsetzung Auf der Missionsstation Der Morgen zog über dem kleinen Dorf herauf und mit ihm kam Ingongwa. Mitten in der Nacht, als er mit sich selbst grollend allein in der Hütte lag, war es über ihn gekommen. Er mußte sich erheben, nach Pfeil, Bogen und Speer greifen und in die Nacht hineintraben. Keinen Augenblick war er in Zweifel über die einzuschlagende Richtung. Ihm war, als hörte er wieder und wieder seinen Namen rufen. Und er wußte, am Ende seines Weges fand er Marga und das Kind. Jetzt war er da. Der ersten Freude des Wiedersehens folgte eine bange Frage. „Njoli?" „Sie lebt, das Fieber ist nicht schlimmer geworden“, flüsterte Marga. „Aber wir müssen uns beeilen. Weit ist der Weg nach Bokela, dort wird unsere kleine Njoli Hilfe und Heilung finden." Marga sagte es so ruhig und sicher, daß Ingongwa nicht mehr zu widersprechen wagte. Rüstig schritt er voran, ab und zu mit dem Messer freie Bahn hauend. Wie hatte sich doch der Urwald verändert. Gestern lag er ringsum in lauerndem Brüten und starrte aus tausend tückischen Augen auf Marga nieder. Er griff nach ihr mit zähen Rankenarmen, mit Dornen und Schlingen. Heute bot er mit seinem dichten Laubdach Schutz vor der sengenden Sonne. Er reichte den Wanderern saftige Früchte, bot ihnen in Blattkelchen frisches, klares Wasser und raunte ihnen mit tausendfältiger Stimme Trost zu. Da war der große Fluß, den sie auf einem Einbaum überquerten, sicher vor Krokodilen und lauernder Untiefe. Breiter wurde der Pfad, in den hier und dort andere Wege einmündeten. Und jetzt ein seltsamer Ton, der Marga erschreckt zusammenzucken ließ. Ingongwa lächelte. Das ist die Stimme des großen Geistes von Bokela", sagte er. „Zweimal war ich schon dort, aus Neugier und um Eisen einzuhandeln. Er wohnt hoch oben in einer Hütte, die sich über dem Dach eines großen Hauses erhebt. Sein langer Schwanz hängt herab, und wenn ihn die Burschen daran ziehen, beginnt er zu rufen. Weithin hallte die Glocke von Bokela, und jetzt fürchtete sich Marga nicht mehr davor. „Komfnt, komm!" so deutet sie den niegehörten Ton. Aber, obwohl sie noch eiliger als zuvor ausschritt, senkte sich doch schön die Nacht herab, ehe sie Bokela erreichten. Ingongwa wollte im Busch rasten, ein Lager schlagen, aber Marga schüttelte den wolligen Kopf. Nein, sie ruhte und rastete nicht, ehe sie die Station erreichten. Immer wieder hob sie Njoli aus dem Tragtudi und lauschte ängstlich auf die ruhigen Atemzüge des Kindes. Auch Ingongwa. wurde von ihrer Unruhe angesteckt. Seine nachtgewohnten Augen suchten den Weg. Er schlug mit dem Speerschaft in Gras und Büsche, um die Schlangen zu scheuchen. Stets war er einige Schritte vor Mutter und Kind. Er achtete auf jeden verdächtigen Laut im Busch. Dođi nun rief er Marga ein paar aufmun-temde Worte zu. Der Wald lichtete sich, auf einem Hügel über dem Fluß zeigten sich hochragende Dächer zwischen den Palmwipfeln: „Bokela, die Missioni" Ingongwa überstieg das Gattertor und half Marga hinüber. Ein wenig zögernd näherten sie sich den Häusern, die friedlich und still in der Tropennacht lagen. Unschlüssig blieb das Paar stehen. Was sollten sie tun? Sicherlich schlief bereits alles in Bokela. Es war wohl besser, wenn sie den Tag ab warteten, sich irgendwo unter eines der Vordächer setzten. Zwei, drei Hunde schlugen an. Da kamen sie aus dem Dunkel gelaufen und wiesen den Fremdlingen die Zähne. Das waren keine feigen, flohgeplagten Negerhunde, sondern starke, mutige Rüden, die sich nicht vor den Speerstößen Einheimische Schwestern der Diözese Lydenburg, Südafrika. Ingongwas duckten. Doch ehe es zum Kampfe kam, wurden die Hunde angerufen. Zwei Wächter, die eben die Runde gemacht hatten, traten näheT. Der Schein einer Laterne fiel auf die verschüchterte Gruppe. Es währte eine Weile, ehe sich Ingongwa verständlich machen konnte. Sie waren nicht nächtlicherweise eingeschlichen, um zu stehlen, sie suchten Hilfe für ein krankes Kind. Die Wächter besprachen sich. Dann winkten sie den Urwaldnegem, ihnen zu folgen. Mißtrauisch sah sich Ingongwa nach allen Seiten um. Auch Marga klopfte das Herz vor Aufregung. Die hohen Häuser lagen wie lauernde Tiere in der Nacht, und die Luft war voll seltsamer Laute und Düfte. Dort brannte gar noch helles Licht hinter den Fenstern. In Bokela endete der Tag nicht mit Sonnenuntergang. Im Krankenhaus und in den links und rechts davon erbauten Wohnhäusern der Patres und der Schwestern gab es noch vielerlei zu tun, wozu man am Tage nicht gekommen war. Die Wächter lachten über die Unruhe und Furcht der beiden Urwaldmenschen, die nur zögernd das Haus betraten und sich in dem Zimmer, in das sie geführt wurden, sogleich in einer Ecke niederkauerten. Noch immer umklammerte Ingongwa den Speerschaft. Schritte im Flur, dazu das aufgeregte Schwatzen des einen Wächters, und nun nickte Ingongwa. Er hatte die Stimme des Fafa er- kannt, der gelegentlich in Doronga anzukehren pflegte. „Ruft Schwester Theresia, sie soll das Kind sogleich untersuchen. Wer weiß was ihm fehlt, vielleicht geht es ums Leben." Marga riß die Augen weit auf, als die Schwester in ihrer langen Gewandung mit der weißen Haube auf dem Kopf eintrat. So sah eine dèr weißen Frauen aus, von denen ihr die Freundinnen erzählt hatten. Marga verlor alle Scheu, als sie in ihrer heimatlichen Urwaldsprache angeredet wurde. „Das also ist die kleine Njoli“, sagte die Schwester. „Sie hat Sturmblut in den Adern", berichtete Marga, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. Die Schwester legte ihr den Arm um die Schultur. „Komm mit mir, Marga, wir wollen die Kleine gleich untersuchen. Es ist hohe Zeit, daß sie in Behandlung genommen wird." Marga sah nur ihr Kind, das in Fieberschauern bebend nackt auf ein weißüberzogenes Gestell, gelegt wurde, das mit vier Beinen wie ein breitrückiges Tier mitten im dem Raum stand. Hell wie eine kleine Sonne leuchtete das darüber aufgehängte Licht. Eine zweite Schwester betrat den Raum. Und wieder staunte Marga, als sie unter der Haube ein schwarzbraunes Bantugesicht erkannte. Eine schwarze Schwesterl Und nun wurde die schreiende, wimmernde Njold untersucht. Die Arztschwester lächelte beruhigend. „Du bist mit dem Kind eben noch zurecht gekommen. In soviel Tagen als du Finger an deiner Hand hast wird es wieder gesund und munter sein. Nur darfst du nichts tun, was die Behandlung stört. Njoli braucht keinen Zauber, wie ihn eure Medizinmänner gebrauchen. Das wichtigste ist vor allem Sauberkeit und eine gute Arznei." In dieser Nacht iand Marga nur wenig Schlaf. Zusammen mit Ingongwa und dem Kind hatte sie die braune Schwester in einen kleinen, luftigen | Raum gebracht. Das Fenster war mit dichten Moskitonetzen verwahrt. Zweimal während der Nacht betrat Schwester Theresia das Zimmer, um nach der kleinen Kranken zu sehen, Gegen Morgen schlief Njoli ruhig in dem weißbezogenen Korb, in den man sie gelegt hatte. Die Mittel begannen bereits zu wirken. Zwei,Tage später war sie fieberfrei, aber sie sollte noch unter ärztlicher Beobachtung bleiben. Marga summte der Kopf, denn sie bekam von der Bantü-schwester einen Unterricht in Kinderpflege. Zweimal hatte sié heimlich versucht, ihrem Kind die geisterbannende Bemalung des Abends auf Gesicht und Arme zu streichen. Schwester Theresia verbot ihr den abergläubischen Unsinn und versuchte ihr klarzumachen wie wenig das nützte. Daß es galt, die kleine Njoli immer besonders sauber zu halten, das begriff Marga rasch. Bald freute, sie sich auf das tägliche Bad ihrer Njoli, und wie schön war es, das Kind in weiche, weiße Tücher zu hüllen. Ein ganzes Bündel davon sollte Marga gehören. Die Bantuschwester zeigte ihr, wie man die Tücher verwendete und reinigte. Ingongwa sah sich inzwischen in der Missionsstation um. Er traf ein paar Stammesgenossen, die in den Hütten hinter dem Krankenhaus wohnten. Sie arbeiteten' in Bokela und bereiteten sich nebenbei auf die heilige Taufe vor. Immer wieder schüttelte Ingongwa den wolligen Kopf. Was er1 alles zu hören bekam über den. großen Geist, der Himmel und Erde erschaffen hatte, der alle Menschen wie ein gütiger Vater liebte, gleich welcher Hautfarbe sie waren, das konnte er so rasch nicht bégreifen; Er war, und blieb mißtrauisch und ablehnend. Pater Bernhard hatte seine liebe Not, ihn dazu zu überreden, sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Erst als einige andere Männer ihm mit gutem Beispiel vorangingen, fügte er sich. Ingongwa erwies sich als kerngesund. Aber am Abend hatten Pater Bernhard und Schwester Theresia eine lange, sorgenvolle Beratung. Bei der Untersuchung Margas hatte sich etwas Bedenkliches herausgestellt. Aussätzig! „Es gibt keinen Zweifel mehr, Marga ist aussätzig. Ein Glück nur, daß wir die Krankheit bei ihr schon im AnfangS-stadium entdeckten." Schwester Theresia wiegte bedauernd den Kopf. „Eine so junge und hübsche Frau, von der furchtbaren Lepra befallen. Ein Glück nur, daß unsere Neger die ganze Gefahr nicht so klar erkennen. Der arme Ingongwa!" : Pater Bernhard seufte. „Das Klima Zentralafrikas ist eben einmal ungesund. Auch der tropengeborene Neger entrichtet ihm' seinen Tribut. Arbeit in den Tropen, Arbeit in der Mission, das hat wenig mit Romantik, aber viel mit Opferbereitschaft und Hingabe an ein großes Ziel zu tun. Für viele, die als Siedler und Farmer hier anfangen, ist es ein schweres Schicksal, das sie auf sich nehmen. Doch bleiben wir bèi Marga. Sie. glauben an Heilung, Schwester Theresia?" „Ganz sicher können wir die Marga retten, aber sie muß in unsere Leprastation ziehen. Das ist ja immer das Schwierigste, sie dazu zu bringen." „Nun, gar so schwer ist es nicht mehr, seitdem die Behörden kräftig naehhel-fen", versetzte der Pater. „Ich werde mit Ingongwa sprechen und auch gleich einen Boten nach Doronga schicken. Häuptling Kamba weiß, daß er streng bestraft wird, wenn er Ingongwa in die Wälder flüchten läßt. Er wird alles daransetzen, daß unsere Anweisung befolgt wird. Welch ein Glück für das junge Paar, daß es zu uns gekommen ist. Man möchte an eine Fügung glauben. Da war doch die Geschichte mit dem in Leder- riemen eingeschnürten Muttergottes-Medaillon, das auf weiß Gott welchen Umwegen in die Hände Margas geriet. Bedenken Sie, Schwester, was früher mit solch armen Menschen geschah. Niemand kümmerte sich um sie, bis die Kiankheit abstoßend und lästig für die Dorfgenossen wurde. Dann stieß man sie aus dem Stamm aus. In einer Siedlung fanden sich die vom Tode gezeichneten Menschen zusammen und siechten von den Menschen verlassen dahin, bis sie der Tod erlöste. Sie litten Hünger und Not, es; fehlte am aller-nötigsten, konnten sie sich doch, krank und elend wie sie waren, keine Pflanzungen mehr anlegen und noch weniger fischen und jagen. Heute sorgen in den Lepradörfem der Mission die Gesunden und leicht Erkrankten für Nahrung und wenn es not tut, helfen wir nach." Ingongwa machte freilich ein verblüfftes Gesicht, als ihm der Fafa den Beschluß mitteilte. Marga, seine junge starke Frau, die eben das erste Kind geboren hatte, sollte krank sein, an Aussatz leiden? Er lächelte ungläubig. Aber dann wurde er bedenklich. Der Missionar verstand es, ihm auch die ersten Krankheitserscheinungen nachzuweisen. Er kratzte sich den wolligen Kopf. „Denke daran, welch elendes Siechtum Marga bevorsteht, wenn sie nicht in die Leprastation zieht. Ist die Krankheit erst einmal so fortgeschritten, daß ihre Haut rissig und schuppig wird, die Glieder äb-fallen, dann ist es zu spät, überdies wird ihr Leiden dich oder gar das Kind anstecken. Ja, ich bin sicher, auch deine kleine Njoli wird aussätzig, wenn wir Marga nicht behandeln.“ Das gab den Ausschlag. Für sein Kind war Ingongwa zu jedem Opfer bereit. Er war auch klug genug zu erkennen, daß er gehorchen mußte. Am Abend saß er mit ein paar Krankenwärtern und Katechumenen beisammen und besprach den Fall. Alle waren der Ansicht, daß er nicht in die Wälder flüchten konnte. Wozu auch? Das Leben im Lepra-do'rf war nicht viel anders als in Do-ronga, nur daß die Kranken unter ständiger Kontrolle standen. „Leben ist Starksein, voller Kraft sein", so erklärte Komonga —j David, der älteste der Krankenwärter, der am meisten über all diese Dinge nachgedacht hatte. „Wer aber die Lepra, den Aussatz hat, der hat nur noch die halbe Kraft, die andere Hälfte hat die Krankheit gefressen. Aber die weißen- Väter, sind klug. Deine Marga bekommt eine Spritze, die voller Zauberkraft ist. Dadurch wird sie wieder stark." Ingongwa nickte. Das 'konnte er begreifen. In ihm selbst lebte die Kraft seines Vaters, dessen kupfernen Armring er ständig trug. Von diesem ging die zauberische Wirkung auf ihn über. Njoli trug bereits die Lebenskraft ihrer Vorfahren in sich. Der ihr verliehene Name hatte sie ihr übertragen. Im Namen lebte dieselbe magische Stärke, wie in dem Armring Ingongwas. Ja, so mußte es sein. Marga sollte die Spritzen der weißen Väter erhalten, um durch sie wieder gestärkt, die Krankheit besiegen zu können. So war es gut und recht. Ingongwa dachte nicht mehr daran, sich zu widersetzen. Das alles war auch viel zu plötzlich über ihn gekommen. Ein starker Wille lenkte seine Schritte, als er mit Marga und dem Kind, das nun wieder : ganz genesen war, nach Do-rongwa zurückkehrte. Da stand ihre stattliche Hütte. Ingongwa hatte sich soviel Mühe gegeben sie zu erbauen und Marga hatte ihm dabei geholfen. Jetzt sollten sie sie verlassen. Was geschah mit, dem Elfenbein, den Fellen und Gehörnen? Ingongwa mußte sie verkaufen, einen ganzen Beutel mit klingenden Kupfermünzen tauschte er ein. Und nun war es soweit. Er rollte das Schlaffell zusammen, band es mit den Matten an das Ende eines Stockes. Am andern befestigte er einen Korb mit allerlei Hausgerätschaften. Auch die Waffen mußten mitgenommen werden. Marga liefen die Tränen über die Wangen. Gar zu viele Dinge, die ihr lieb geworden waren, mußte sie zurücklassen. Nur das Wertvollste packte sie in den Korb, den sie auf den Rücken laden wollte. : (Fortsetzung folgt) Das Gesicht des sterbenden Abtes Von Erwin Ulrich M o z e r Halbwegs zwischen dem türkischen Bahnknotenpunkt Edirne und dem griechischen Ägäishafen Alexandropolis, hart am Grenzfluß Maritza, erhebt sich in der Landschaft ein Hügel von auffallend schwarzer Erdfärbung, der die Form eines breiten Gesichts mit großer, vorspringender Nase hat. Auf ihm steht ein kleines orthodoxes Kloster, das in der Umgegend kurz und bündig Karä-bournou (Schwarze Nase) genannt wird. Seine Insassen, ein halbes Dutzend Priestermönche und zwei Laienbrüder, mußten in den zwanziger Jahren im Zuge der griechenfeindlichen Politik Kemal Atatürks ihren Wohnsitz in der Türkei räumen und siedelten sich in dem genannten Kloster an. Ich war aus Istanbul gekommen, hatte den Expreßzug in Edirne verlassen, um nach Alexandropolis umzusteigen, und wollte unterwegs in Ditymotichos Halt machen, einem . griechischen Städtchen, in dessen Nähe die Schwarze Nase liegt. Der hohe, fast neunzigjährige Abt Andreas hatte mich nämlich in sein gütiges Herz geschlossen und sagte nur „mein Sohn" zu mir, während ich in tiefer Ehrfurcht zu diesem ausgezeichneten Mann aufblickte. Er litt an Magenkrebs, und schon Monate zuvor, als ich ihn besuchte, ging es ihm nicht gut. Bei meiner diesmaligen Vorsprache empfing mich der Pförtnerbruder sehr bedrückt und sägte mir, man befürchte stündlich das Ableben des hochwürdigsten Kranken. Erschüttert wollte ich mich wieder verabschieden und bat den Bruder, dem Abt meine herzlichen Grüße und Wünsche zu übermitteln, so gern ich ihn noch einmal persönlich gesehen hätte. Aber der Pförtner wollte davon nichts wissen. „Nein, effendi aleman — deutscher Herr", sagte er, „ich werde Sie anmelden". Nach zehn Minuten kam er zurück und bat mich ins Krankenzimmer. Als er dessen Tür öffnete, sprach er nur zwei Worte in türkisch: „Mizzafir var Ä der Besuch ist da", und verschwand. Da stand ich nun vor dem Leidenden und seinem niedrigen Lager. Wir hatten noch nichts gesprochen, als sich der Abt plötzlich etwas aufrichtete Und schwer atmend, immer wieder innehaltend, mit brüchiger Stimme hervorstieß: „Mein Sohn, ich sehe dich weit von hier in einem Haus am Wasser uiid in einem Gewand, das ich nicht kenne. Fliehe, das Haus stürzt ein!" Dann sank er zusammen. Ich rannte nach der Pforte, der Bruder alarmierte die Priestermönche, und ich wartete ungefähr eine Stunde. Nach deren Ablauf kam der Bruder wieder und verständigte mich unter Tränen, daß der hohe Abt soeben aus dem Leben geschieden sei. Seit langem wußte ich, daß man ihm zuschrieb, ein „voski abaranchan", ein „goldenes Armband", zu tragen, wie man in der Osttürkei von den Menschen sagt, die die Gabe besitzen, zuweilen in die Zukunft zu sehen. Im Frühsommer 1944 stand ich als Besatzungsangehöriger wiederum auf griechischem Boden, in Saloniki. Die gegnerischen Fliegerangriffe mehrten sich, und als ich eines Abends mit ein paar Kameraden in einem Restaurant unmittelbar am Golf und unweit des deutschen Konsulats Kegel spielte, kam vom Flugplatz Sedes herüber Alarm, dem auch gleich Detonationen folgten. Die Kameraden rannten überstürzt in irgendwelche Kellerräume, ich sprang, als ob eine Hand mich fortzerrte, ins Freie, weiter, immer weiter. Da plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen, unter einem Volltreffer stürzte das Lokal zusammen, die Kameraden begrabend — ich lebte. War es nicht die prophetische Sicht des greisen Abtes gewesen, die das vorhergesagt hatte? „Weit von hier", das war Saloniki, das „Haus am Wasser" das Restaurant, das „unbekannte Gewand" meine Uniform. So lange ich atme, werde ich dieses Erlebnis nicht vergessen. Muß ich denn nicht in tiefster Dankbarkeit bekennen: „Hier ist Gott greifbar nahe gewesen!" St. Leopold, der Landespatron Österreichs Leopold ist kein Missionsheiliger im eigentlichen Sinne; denn er ist nie hinàusgezogen, um die Botschaft vom Reiche Gottes in die Heidenwelt zu tragen. Dennoch aber hat er Missionsarbeit geleistet; denn wo die zarte Saat des Christentums ihren ersten Frühling erlebte, da hat er sie gehegt und gepflegt, gestützt und gekräftigt, und wenn es nötig war, auch nach außen hin mit dem Schwerte verteidigt. Leopold stammte aus dem Geschlechte der Babenberger. Er wurde 1073 als Sohn Leopolds II., des Schönen, geboren. Im Kloster Melk erhielt er seine Erziehung. Bischof Altmann von Passau, der Heilige, der im Investiturstreit von Kaiser Heinrich IV. vertrieben worden war, weil er sich auf die Seite des Papstes gestellt hatte getreu dem Grundsatz: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen", prägte dem Herzen des jungen Leopold ein starkes Rechtsempfinden ein, das ihn zeitlebens begleitete. Aber er erzog ihn dennoch nicht zu einem Menschen, der nur seine Paragraphen kennt und darnach handelt, sondern zu einem Menschen, dessen oberstes Gesetz die Liebe ist. Und nur so war er zum Herrscheramte geeignet. Als er im Jahre 1095 die Regierung übernahm, gab es für viele Menschen eine Überraschung. Der fromme Fürst stellte sich offen auf die Seite des Kaisers. Er tat es nicht, um vom Kaiser die Bestätigung in seinem Amte zu erlangen, sondern in dem Bewußtsein, daß Papst und Kaiser zusammengehören; und sie zuammenzuführen, betrachtete er als seine erste Aufgabe. Freilich sollte ihm auf den ersten Blick hin kein Erfolg beschieden sein. Heinrich IV. tat nicht mit. Erst im Wormser Konkordat sollten die Rechtsverhältnisse zwischen Kirche und Staat geregelt und eine Zeit des Segens und der Blüte herbeigeführt werden. Daß es zustande kam, ist im wesentlichen Leopolds Verdienst. Dies erkannten auch die anderen Reichsfürsten an und wollten ihn daher nach dem Tode Heinrichs V. zum deutschen Kaiser wählen. Er aber erkannte seine Aufgabe in der Regierung der Ostmark des Reiches und bat sie daher flehentlich, davon Abstand zu nehmen, was auch geschah. IÉS Schon im Jahre 1101 hatte er, um seine von den einfallenden Ungarn gefährdete Grenze zü schützen, auf der letzten sich von der Donau erhebenden Anhöhe eine Burg erbaut und hierher seine Residenz verlegt. Damit hatte er den Grundstein für die heutige Hauptstadt Wien gelegt. 1106 heiratete er Agnes, die Tochter Heinrichs IV., und führte eine vorbildliche Ehe, aus der 18 Kinder, darunter zwei Bischöfe, hervorgingen. Seine besondere Sorge galt der Festigung des Christentums in seinem Reiche. So unterstützte er schon zu Beginn seiner Regierung die Kreuzfahrer, die durch sein Land nach Palästina zogen, gründete neue Klöster, wie Klosterneuburg, Heiligenkreuz und Klein-Maria-Zell. Bestehende Klöster ließ er reformieren und stattete sie mit reichem Besitztum aus. Sie sollten als Bollwerke des Friedens in seinem Reiche stehen. So sorgte er sich als rechter Landesvater für die Seinen. Ich war vor wenigen Monaten in Wien im Stephansdom. Da zeigte uns der Mesner den Leopolds-altar mit einem Relief des Heiligen. Er nahm das Haupt des Heiligen in die Hand und wies uns auf die Brandspuren auf der Rückseite. Ein russischer Soldat hatte das Haupt bei der Besetzung Wiens aus dem Altar herausgerissen und in das Feuer geworfen, wo es lange lag. Das Gesicht des Heiligen wurde nicht verbrannt. Ist dies für uns nicht ein Symbol? Das Gesicht St. Leopolds wird im österreichischen Volke nie ausgetilgt werden. Oskar Hofmann MFSC Eines Tags kommt ein Papier von dem Polizeirevier, daß die Väter der zwei Knaben schleunigst sich zu melden haben. Und die tugendhaften Väter der bekannten Übeltäter ährten, daß mit Polizei manchmal nicht zu spassen sei. Wie zwei große arme Sünder, die an Stelle ihrer Kinder für den Schaden haften müssen, melden sie sich dienstbeflissen. Doch die Sache sieht sich dann nicht mehr ganz so tragisch an; denn die Herrn verlangen nur für die Buben eine Kur: Daß die Knaben brav und schön fortan in die Schule gehn, daß sie lernen lesen, schreiben, und vor allem: brav zu bleiben. Beiden fällt vom Herz ein Stein; freudig willigen sie ein. Wenn man nur sie selber schont, hat sich der Besuch gelohnt. Und ein wenig später schon gehn sie zur Missionsstation, um die beiden großen Helden in der Schule anzumelden. Als sie diese Nachricht hören; tun sie gar nicht sich dran stören; doch im stillen denken sie: In die Schule gehn wir nie! Max und seine Uhr Fritz und Max waren in dien Bergen. Abends berichtete Fritz dem Max: „Ich war heute auf der Hohen Spitze1,- in nur fünf Stunden war ich oben." Darauf Max: „Was, solange hast du ge1-braucht? Die Hohe Spitze schaffe ich in höchstens vier Stunden." Am nächsten Morgen 'stellte Max um sechs Uhr seine Uhr genau nach Radio und1 marschierte los. Als er keuchend oben ankam, blickte er auf seine Uhr und — erschrack: Sie war stehen geblieben. Betrübt stieg er wieder den Und die beiden schlimmen Tröpfe tun zusammen ihre Köpfe, und sie kommen zu dem Schluß, daß jetzt was geschehen muß. Wenn wir in die Schule gehn, ist das Leben nicht mehr schön! Nein, wir bleiben nicht zu Haus! Nein, wir reißen einfach aus! Wenig später, nach zwei Stunden, sind sie alle zwei verschwunden. Und die Väter von den zwei laufen gleich zur Polizei. Der Beamte aber lacht: „O, das hab ich mir gedacht!" In die Akten schreibt er nur: „Von den Buben keine Spur .... " ’ ADAM Berg hinunter. Und dabei wäre ihm so leicht zu helfen gewesen. Aber wie? Des Rätsels Lösung aus Heft 5 Wenn Schere und Fingerhut zusammen DM 4.40 kosteten und die Schere um DM 4,— teuerer war als der Fingerhut, hat dann- die Schere wirklich DM 4.-=|- und der Fingerhut DM 0.40 gekostet? Nein, dann wäre die Schere ja nur DM 3.60 teuerer gewesen. Die beiden Posten hießen vielmehr DM 4.20 und DM 0.20. Der Schneidermeister war leider kein guter Rechenmeister. Der Krokodilwächter Von altersher wurde folgende Geschichte erzählt. An den Ufern des Nils hielt sich ein Vogel auf, der ein großer Freund des Krokodils war. Wenn dieses Untier mit aufgesperrtem Rachen auf dem Sande lag, dann flog der Vogel herbei, hüpfte dem Krokodil in den Rachen und reinigte ihn. Das war dem großen, gefräßigen Tiere sehr angenehm, und darum verschonte es den Vogel, der nicht größer ist wie eine Taube und für das Krokodil nur wie ein Bissen gewesen wäre. Der Vogel warnte auch seinen großen Freund durch Geschrei, wenn ihm eine Gefahr drohte, ja, er pickte ihn selbst auf der Nase, Wenn er eingeschlafen war. Diese Erzählung hielt man lange für eine schnurrige.Fabel, aber glaubwürdige Naturforscher versichern uns, daß zwischen diesen beiden so verschiedenen Tieren wirklich eine große Freundschaft besteht. Man nennt den Vogel „Krokodilwächter". Er findet sich überall an Flüssen und Seen, wo Krokodile hausen. Sein Nest macht er auf hohen Stellen von Sandbänken. Seine Nahrung besteht in Kerbtieren und Blutsaugern. Seine Aufmerksamkeit wendet er Schiffen, Menschen, Tieren und großen Vögeln zu, die etwa in die Nähe kommen, was er dem Krokodil durch lautes Geschrei zur Kenntnis bringt. Mit dem riesigen Krokodil geht er um wie mit einem Freunde. Ohne Furcht trippelt er auf dessen gepanzertem Rücken herum und pickt ihm die Schnecken und Blutsauger ab, die zwischen den Panzerplatten stek-ken. Dann hüpft er in den geöffneten Rachen des Krokodils und pickt die Überbleibsel von Fischen und Fleischreste zwischen den Zähnen heraus; selbst die Zunge kratzt er ab. Auf diese Weise macht er den Rachen des Krokodils sauber. Dann fliegt er wieder ins Freie und sichert, ob sich nicht etwa ein Feind seines Freundes naht. Sieht er etwas, was verdächtig ist, dann erhebt er ein lautes Geschrei, damit das Krokodil aufmerksam wird und schnell ins Wasser gleitet, wo es sich sicherer fühlt wie auf dem Lande oder auf einer Sandbank. Genau so aufmerksam, wie er mit seinem gierigen Freunde umgeht, ist er um sein Nest und um seine Eier besorgt. Das Nest ist schwer aufzufinden, obwohl es nur eine Vertiefung im Sande darstellt, denn das Vogel Weibchen bedeckt die zwei Eier mit einer dünnen Schicht von Sand, die die Eier unsichtbar macht, aber das Brüten' nicht behindert. A. C. Ein Krokodil bewacht seine Eier Diese Hortkinder von St. Michael, Nürnberg, haben mit Prälat Kühner bei seinem Besuch in Nürnberg Freundschaft geschlossen und ihm mehrmals ihren Sparpfennig nach: Peru übersandt. KURZ BERICHTET P. Hugo Ille gestorben Am 20. November verschied im Krankenhaus Heimenkirch, Kreis Lindau, P. Hugo Ille infolge eines Verkehrsunfalls im Alter von 67 Jahren. P. Ille stammte aus Obertrauden; Bezirk Mährisch Trübau. 1905 trat ei in unser Missionshaus Milland ein, studierte dann in Bitixen und wurde 1918 in Innsbruck zum Priester geweiht. 1920 kam er in unsere damalige Mission im Sudan, 1924 bis 1933 arbeitete er in der Präfektur Lydenburg in Südafrika. Nach seiner Rückkehr nach Europa wirkte er segensreich -und mit' Eifer in verschiedenen Ordenshäusem und in der Seelsorge. Seit 1957 war er Spiritual in unserem Missionshaus Mellatz. Seine sterbliche Hülle ruht auf dem Friedhof zu Opfenbach. ., Bischof Anton Reiferer, Ly-denburg, mit P. Karl Fischer, .seinem ältesten, und P. Vitus - Grohe, seinem jüngsten, eben aus Europa eingetroffenen Missionar. Blick über den Fluß Carrion bei Palencia in Nordspanien. Zwischen den Pappeln ist das Gebäude unserer Finca zu sehen. Die Felder können durch den Carrion bewässert werden. Knabenseminar in Saldana Am 25. Oktober war das neue Knabenseminar in Saldana, Nordspanien, soweit fertig, daß es mit über 80 Schülern beizogen werden konnte. Drei Franziskanerinnen von Dillingen besorgen den Haushalt. P. Mohn schreibt: „Ich gebe .Unterricht in Latein unld Deutschi, außerdem halte ich den Buhen jeden Morgen eine kleine geistliche Unterweisung. In der Schule unterscheiden sie sich von deutschen Buben dadurch, daß auf jede Frage, ganz gleich, wen man aufruft, die ganze Klasse mit unheimlicher Lautstärke antwortet. Wir haben bereits Bulben in sämtlichen fünf Kursen und einen, der schon fertig ist und sich auf das Noviziat vorbereitet. In Latein habe1 ich Steinbrucbarbeit zu Leisten. Erstens begreifen sie nicht die Fälle und zweitens nicht die Artikellosigkeit. Es fragt sich, ob das Latein, wegen der nahen Verwandtschaft der Sprachen, für die Spanier wirklich so viel leichter ist. Bisher stelle ich nur fest,.daß sie alles wie Kraut und Rüben durcheinander werfen, so daß sie am Ende nicht mehr wissen, was Latein und was Spanisch ist. — Das 24 Kilometer entfernte Bischöfliche Seminar mit 350 bis 400 Schülern bekam durch die ununterbrochenen Regenfäille der letzten Zeit und der siđi daraus ergebenden Überschwemmung des Carrion Trinkwasserverseuchung, so daß eine Ruhrepidemie ausbrach. HoffentMdi bleiben wir davor verschont." Am 28; November fuhr P. General mit den beiden Patres Alois Hirner, bisher Seelsorger in Löffelstellzen bei Bad Mergentheim, und Alois Eder aus Uittenheim, Südtirol,; zu unsern beiden Niederlassungen Palenioia und Saldana in Spanien ab. Am 3 Dezember wurde in Saldana das Knabenseminar ein-geweibt. P. Eder wird hier als Präfekt wirken, P. Hirner. ist nun Rektor in Palencia. P. Konrad Lipp aus Stillau, Pfarrei Tannhausen bei Ell-wangen, trat am 7. Dezember die Reise in unsere Südafrikanische Mission an. Der Beruf der Missionsschwester gehört sicher zu den schönsten, aber auch den notwendigsten Frauenberufen. Wie schade, daß so manche Berufung zur Ordensschwester in der materialistischen Atmosphäre unserer Zeit erstickt wird.