„U 3. Fünfter Jahrgang. Ä9. Jänner R8OK. Slovcnische Lieder.-') Von Miroslav Vilhar. (Vom Verfasser frei übersetzt.) Aus die Derge. Dimmf in dic Berge, In schwindelnde Höh', Hin willst Du mich haben Mein Herz, ich versteh'! Ans Bergen ja blühen Dic Rosen so schön, Viel reiner schallt oben Der Vöglcin Getön. Tic Freiheit hat oben Dic reizendste Flur, Ich suche, ich finde Änf Bcra.cn sie nur. Es hängen dic Wolken So tief nutcr mir, Hoch ober mir nahmen Dic Sterne Quartier. , Auf Bergen verweilet Nie irdische Noth, Und oben und nnten, Rechts, linlö ist mein Gott! Darum — in die Berge, , ! In schwindelnde Höh', > Hin willst Dn mich haben ! Mein Her;, ich versteh'! ! Die S'lovenen. ! Ich frage nichts, hab' ich Kein Silber, lein Oold, ^ Dic Wclt ist den Herzen, Dcn liebenden hold! ^ Ich frage nichts, hab' ich ^ Kein seidenes Kleid, , Mich zieret dic Treue ^ Für ewige Zeit! i Ich fragü nichts, hab' ich ! Kein marmornes Schloß, l Nicht Glück, nicht dic Ruhe ! War dorren je groß! ^ Ich frage nichts, hab' ich i Kein Blnmlciu zum Kranz, ! Die Unschuld der Wangen, ! Entschädigt inich ganz! i ") Ans der Sammlung: Slovcnische Lieder. Text und Musik von Miroslav Vilhar. Laibach 1801. j j Ich frage nichts, hab' ich Z ! Kein Häuschen am Rain; « Ich gehe nicht niscn, « Bleib' gerne daheim! Z ^ Ich frage nichts, hab' ich 1 ! Nicht' bräntlichen Ring, ,H ! Der Dienst ist fo leichter, Z j / Die Sorge gering! H Ich frage nichts, hab' ich ^ ^ ^kein Vächlcin, kein Meer, H z Zu Waffer wird dennoch 3 ^ Mein Lieben nic mehr! Z ' Ich frage nichts, hab' ich z ! Kein Hügerl für mich, ,V Genng daß Slovcncn, Mein Liebchen und ich! Pas Jägerhaus. Z ! Novelle von Moritz Reich. ^ (Fortfetzung.) , c^cr Alte jagte in das Haus zurück, das Hallohcn begann 5 auf's Nc»e und tönte noch lange in den, Jägerhause neckend i fort. „Sie Herr," stürmte der Waldmeister in dic Stube, ! „wie heiße» Sie?" ^ ! „Heinrich!" antwortete der Fremde erschrocken. H „Mit dem Zunamen Heinrich?" 3 .Ja!" ^ „Sie, Herr Heinrich! da soll daS Donnerwetter d'rein« schlagen, he? Haben Sie den Vaum gesehen? Haben Sie ihn gesehen, Herr Heinrich?" und er faßte den Holzhä'ndler zutraulich beim Kopse. „Wie man mir meinen Vater in der schwarzen Truhe forttrug, hat mich's nicht so gewurmt, . als den Vaum da — vier Pferde wie Elefanten — werden Vorspann nehmen müssen — ha, ein Mast wird's sein, ein gehöriger Mast! Aber der Vlitz soll die Herren so niederschmettern, n-ie sie ihn niedergemacht haben, und den Hamburger obendrein! Nicht wahr, Herr Heinrich?" Leonore ersparte dem Holzha'ndler dadurch die gefährliche Antwort, daß sie rief: „Vittc zn Tische!" und den Vater mit schmeichelnden Händen in seinen AltvatersNlhl hin-einpniktizirte, dem Gaste rechts eine«: Hl>>h axwicS, ihr gegenüber, und sogleich dic duftende Suppenschüssel selber auftrug. „Aber ich hörte," sagte Heinrich, „das Hol;, wclcheS der Hambinger angekauft hat, sei überständig?" „Erlauben Sie, Herr Heinrich, was sind Sie?" frug 1« dcr Alte mit treuherzigen Auge» ihm in die Seele schauend; ! d die Lüge mußte daran, schon gebot sie nunmehr die Höflich- ! n keit. «Ich bin der Eisenhammer-Kontroleur!" sprach er g halblaut lind blickte halb bittend, halb Abbitte thuend, Leo« nore an. Diese sagte mit cmem scherzhaften Anklang: L „Lassen Sie die Suppe nicht auskühlen, Herr Kontrolleur!" g und sah ihn schelmisch an. Er gehorchte; welch' eine Weihe ! bekam das Essen für ihn durch die Gemeinsamkeit mit Leo- l noren, er glaubte noch nie so gegessen zu haben. Wie spielte ! i sie so zierlich mit dem Löffel, was sie berührte, das gehörte z l ihr auf immer; nur in ihrer Hand konnte er ein Buch un- s entweiht denken, denn sie hielt es so, als hatte sie es ge- ! , schrieben! Es war kein äußerliches Ding mehr, es war viel» ^ 5 mehr der Inhalt ihrer eigenen Seele, den sie sich vorhielt, j 1 So verlor die Speise durch ihre Berührung alles Irdische, < sie verwandelte sich gleich in den Ichor, der ihren Götter- ! , leib nährend durchströmen sollte; die feinste Sitte war ihr ! < angeboren, das einfache Naldmadchcn ging unbewußt mit ^ , dem Tischgerä'the so elegant nm, wie es nur immer die z feinste Salondame vermöchte, nur hatte sie eben die Naivetät j voraus. Sie beobachtete ihn unbemerkt ebenso beim Essen, ! und freute sich, den Adel seiner Seele auch da zu finden, ! wo Andere nur ein thierisches Bedürfniß befriedigen. Dcr Waldmeister störte sie aber in ihrer gegenseitigen > Beobachtung. „Freut mich, Herr Kontroleur, sie zu be« ^ wirthen!" sagte er aufrichtig, „aber was Sie da von über-ständig sprachen, mit Verlaub, das ist erstunken und erlogen! Die Herren sagen: Wir haben systemisirt, das Holz ist über- ! ständig! Das heißt: der Herr Graf braucht Geld, und uns geht sein Forst nichts weiter an! Weil vielleicht zweihundert Klafter überständig sind, das heißt nicht mehr zu-sondern abnehmen, wie es denn auch den lieben Menschen und dem lieben Vieh ! ergeht, daß wir wachsen und wachsen, daß mau meinen sollte, das werde immer so fort gehen, auf ein Mal dreht sich das Blatt um, und wir wachsen rückwärts in die Erd' 'nein! Weil also, wie gesagt, etwas Hol; übersta'ndig ist, schreit ^ man gleich von hunderttausend Klaftern, um bequem fällen zu dürfen, ohne roth zu werden! Ich heiße Georg Weiler und bin im Forste aufgewachsen, mein Vater war Waldmeister, mein Großvater und Urgroßvater >— Gott sei Dank, ich habe keinen Sohn, denn unter dem neuen Regimeut wär' auch nur so ein studirter Forstlügenmeister auö ihm geworden! ciixi: 's ist Lug und Trug mit dem Ueberständig!" Bei dem: Gott sei Dank, ich habe keinen Sohn! fuhr ein dunkler Schatten schmerzlicher Erinnerung über Stirn und Auge des Waldmeisters; Leonore bemerkte ihn wehmüthig. Da Heinrich's Augen sinnend auf der Vase ruhten, glaubte dcr Alte, er wuudre sich über den kostbaren Hausrath und sagte: „Das hat Leonore in Reichenau auf einer Lizitation gekauft. Freilich paßt's nicht recht zu unserem Apparat; aber 's Mädel macht allerlei Narrenstreiche — denken Sie 'mal, Herr Kontrolcur, sie studirt Botanik, was sagen Sie dazu?" »Ich schäme mich," versetzte Heinrich, „daß ich nichts davon verstehe? Aber Sie lernen wohl nicht all' die lateinischen, griechischen und sonstigen Namen, welche ich mir gar nicht von Ihnen ausgesprochen denken kann?" «Ja, ich lerne auch die barbarischen Namen!" sagte Leonore, „und hasse die für die Frauen besonders zurechtgelegten Wissenschaften, als ob wir nicht auch Ernst und Verstand hätten, als ob wir nur spielen, nur empfinden und uns unterhalten wollten!" Eine leise Zorncsröthe glühte in ihrem Antlitz bei diesen Worten und Heinrich bemerkte lächelnd: „Mit Ihnen, Fräulein, eine Lanze zu brechen, sollte mir schwer werden, ich theile ganz Ihre Meinung, nur möchte ich Eines bemerken: die sogenannten geistreichen Frauen verlieren nur zn oft, indeüi sie Männern gleich zu werden streben, die Weiblichkeit; was Wunder, wenn der Mann über diesen Verlust untröstlich ist; wenn er da nur ! mit Bedauern und Widerwillen sich selber wiederfindet, wo ! er das Andere, Höhere, das Ewigweibliche zu erwartende-! rcchtigt ist? — Ich denke nur die Seele als einen fluthen-den Krystallsee, in dem der Geist als ein Silbcrschwan seine leuchtenden Vfade zieht; der See hat den Schwan aus ! sich geboren, nährt ihn und tränkt ihn aus sich, deun er ! findet sich selbst in ihm gestaltet; aber zuweilen wird der Schwan rebellisch gegen seine eigene Mntter, selbstsüchtig ^ trinkt er die Krysiallfluth auf, daß cr riesengroß anwächst ^ und der See vertrocknet; zu spät sieht er mit Schmerz, dah er sich den eigenen Tod bereitet, er sitzt nun traurig im ! Trocknen und schnappt nach Luft, bis er in Verzweiflung ! sich selbst zerfleischt." „Herrlich!" rief Leonore, „ich habe schon oft Augen gesehen, in denen der Schwan den See aufgesogen hatte, dcr Blick war stechend, er sing die Welt gierig auf, er ! spiegelte sie nicht ruhig ab; in Gegenwart solcher Augen bemächtigt sich meiner die peinlichste Unruhe, denn die ihrige theilt sich mir mit; ja es ist dcr schnappende Vogel, ein Mensch mit solchen Augen hat Lippen, um die ein Zug dcr ! Trauer spielt, das Antlitz ist farblos, abgespannt, es thut Einem in der Seele wehe, uud der Gang solcher Menschen — wie naturlos!" „Ja, stolz statt würdig! Mir ist's, als würden alle > Glieder durch Drähte vom Kopfe aus regiert und wollte» - nicht recht gehorchen, als wäre die Maschine rostig und aüs > den Fugeu! Wie anders ergießt sich der Seelenstrom bele-^ bend durch die ganze Gestalt. Allein, wo hatten Cie Ge-l' legenheit, solche Menschen zu sehen?" ! „Auf einem Ausflug in die Stadt!" antwortete sie ab» - fertigend; „Sie sind „ir noch die Anwendung Ihres Gleich- > niffes auf die Frauen schuldig geblieben!'i lenkte sie schnell - wieder ein, während der Alte mit dem Haupta nickend be-r jahte, d. h. sein Mittagsschläfchen hielt. >i j „In der Natur ist nicht immer getrennt, was unser » Gedanke zu trennen beliebt," erwiederte Heinrich; „wir s sagen: der Mann hat Geist, die Frau Seele! Das ist in dieser Ausdehnuug unwahr! Der Mann hat vorzugsweise s Geist, das Weib vor:uasweise Seele!" 11 „Ja wohl!" ! „Der Geist wird durch die Welt gezeigt; der Man» ^ kömmt mit der Welt in öftere Reibung, als das Weib; ^ seine Seele wird ärmer, sein Geist reicher. Ein Mittel gibt's, das Wachsthum des letzteren nicht zum Siechthum der ersteren werden zu lassen — das Weib! Wenn der ' Schwan seinen eigenen See ausgesogen hat, macht ihn der ! nie versiegende weibliche Strom wieder flott! Dieses Nehmen ! und Geben ist die Liebe in der Ehe." l , (Fortsetzung folgt.) Ueber Handwerker-/achschulen. > Von dcm Vorstände des polyt. Institutes in Hannover, Hcrrn Direktor ! Karl Kar marsch. Der angehende oder zukünftige Gewerbetreibende bedarf zu der gehörigen Ausbildung für seinen Beruf mehrjährigen Unterrichts. Es sind ihm zunächst 1. nöthig die allgemeinen Elementar - Schnlkenntnisse, in sich begreifend das Lesen, Schreiben, Rechnen, die Sprach-und Aufsatzlehre. — Er braucht 2. Kenntnisse in Mathematik, Mechanik, Naturgeschichte, Physik und Chemie, weil ohne diese das Verstehen der mci» stcn technischen Bücher, die richtige Würdigung zahlloser, fast täglich im Gcwcrbsbctriebe sich darbietender Erscheinungen, die genaue Bekanntschaft mit den «erarbeiteten Noh» stofsen, die Einsicht in Bau lind Wirkung der angewendeten Werkzeuge und Maschinen, die Beurtheilung herantretender neuer Erfindungen, die Vermeidung falscher Beobachtungen, irreführender Trugschlüsse und zufälliger oder absichtlicher Täuschungen, endlich das erfolgreiche Nachdenken, Prüfen und Eclbstcrfinden, — überhaupt also Klarheit, die Sicherheit, das Fortschreiten in technischen Dingen, theils außerordentlich erschwert, theils geradezu unmöglich ist. Vr muß 3. mehr oder weniger ein Zeichner sein, weil nur, wer selbst zeichnen kann, jederzeit leicht, schnell und sicher die von Anderen gemachten Zeichnungen versteht, ihrö etwaigen Fehler erkennt; weil Uebung im Zeichnen den Geschmack, den Formcnsinn bildet, und weil das Zeichnen dem Techni- ^ ker jeder Art und jeden Grades eine zweite Sprache, eine ^ Bildersprache ist, welche in Betreff körperlicher Dinge oft j schneller und jedenfalls bestimmter daö Verständniß vermittelt/ ! als die Wörtersprache, ja nicht selten den geistig erfaßten ^ Entwürfen zum Prüfstein dient, indem sie das leibliche Auge ! zum Mitbeurtheiler macht. Er bedarf 4. der Unterweisung in praktischen Arbeiten, weil ja ! seine unmittelbarste Aufgabe in der Hcrvorbringung von ! Gegenständen besteht, die durch Handanlegen zu Stande ! kommen, und zwar Hai die offenbare Uncntbehrlichkcit die- ! ser Seite des gewerblichen Unterrichts vielfältig zu dcm Irr- ^ thume verführt, als sei dieselbe für sich allein genügend, ^ wie denn in der That die anderen im Vorhergehenden be» ! zeichneten Kenntnisse und Fertigkeiten ihrer Mehrzahl nach ^ lange Zeit ganz außer Acht gelassen wurden und selbst jetzt noch nicht die verdiente allgemeine Würdigung finden. Die Namen „Handwerk" und „Handwerker" haben viel Ueblcs in der Welt gestiftet. Auf der einen Seite sehte sich die Gewohnheit fest, diejenigen Verufsarten,, deren Aufgaben in sogenannten Kopfarbeiten besteht, als eine unbedingt und ohne Einschränkung über dem Handwerke stehende Galtung menschlicher Thätigkeit zu betrachten. Andererseils ist zu jeder Zeit ein guter Theil der Handwerker schlaff genug gewesen, ihrem buchstäblich aufgefaßten Namen buchstäblich zu entspre« chen, also den Kopf nicht sonderlich zu inkommodiren, dadurch aber die erwähnte Nangabstufung nicht nur stillschweigend'zu billigen, sondern auch durch die That mehr oder weniger zu bekräftigen. Es kann nicht Münder nehmen, daß unter solchen Umständen ein begründetes Selbstgefühl, ^ der edle, freudige und erhebende Stolz auf die innere und l äußere Bedeutung des Berufs unter den Mitgliedern des Handwerkerstandes seltener geworden ist und bei manchen bald einer muthlosen Gedrücktheit, bald einer unklaren instinktmäßigen Oppositionssucht Platz gemacht hat; daß in ziemlichem Umfange die Ansicht praktische Geltung erlangte: znm Handwerkelchrlinge tauge allenfalls der unbeholfenste, unausgebildetste junge Mensch noch gut genug; daß dagegen viele Handwerksmeister, denen nun ihr eigener Stand nicht genugsam chrebringcnd erscheint, übertrieben bestrebt sind, ihre Söhne in eine vermeintlich höhere Lausbahn — und wäre es auch nnr die eines kümmerlich besoldeten Schreibers — zu lenken; daß das Gewicht und der Einfluß des Handwerkerstandes in öffentlichen Angelegenheiten sich nicht au» der Höhe zn halten vermochte, von der wir aus vergangenen Zeiten so viel erfahren. Ein Handwerker, der nur mit der „Hand wirkt," ist eine traurige Erscheinung und war es sicherlich auch in jener Glanzperiode seines Standes. Klarer, wohlgenutzter Ver« stand, sorgfältig gesammelte Erfahrung und gediegener (5ha-, rakter, wie sie in allen Lebcnskreiscn erforderlich sind, um den Maun von Bedeutung zu bilden, müssen auch dem Handwerker innewohnen, damit er seinen Platz in allen Beziehungen würdig und erfolgreich ausfülle. Und wer wollte verkennen, daß auch unsere Zeit Männer des Handwerks von solchem Schlage nicht selten aufzuweisen hat: wer könnte anderseits so unbillig und unpraktisch sein, zu erwarten oder zu verlangen, daß alle Handwerker ausgezeichnete, hervor« ragende Persönlichkeiten sein sollten, während andere Ve° rufskreise gerade auch keinen Ueberfluß an dergleichen zu haben pflegen? Aber die Fortschritte der Kultur im Allgemeinen, der veränderte Charakter, die neuen Richtungen, überhaupt die Eigenthümlichkeiten, wodurch unsere Gegenwart von der Vergangenheit so wesentlich sich unterscheidet, —> sie machen es anch dcm Handwerke zur Nothwendigkeit, den durchschnittlichen Vildungsstand seiner Mitglieder angemessen höher zu rücken, wenn es nicht bei dem allgemeinen Vorwärtstrciben siillestehen, d. h. in der That zurückbleiben will. Hierin hat der Stand, als Ganzes betrachtet, bisher 12 nicht das Genügende geleistet, wenn gleich einzelne derartige ^ Regungen anerkcnnungswerth genlig sind. Es ist hohe Zeit, das Versäumte nachzuholen, es gilt allen Ernstes, das Hand- ^ werk innerlich und äußerlich zu heben. ^ Was die Regierungen thun können, um dem Handwer« ! kerstandc in der Gliederung des Staates die natürliche Stcl« lung und den gerechten Einfluß bei Regelung seiner eigenen ^ Angelegenheiten zu gewahren, ist hier nicht das Ziel meiner i Betrachtung; ich kann nur sagen, daß diese ä'nßerliche Er- ^ Hebung verdient sein »rill, d. h. daß sie die innerliche He- ^ bung, zu welcher größtentheils der Stand dnrch stch selber ^ kommen muß, voraussetzt, oder daß wenigstens die letztere energisch begonnen sein soll, wenn man auf erstere Anspruch , zu machen gcWnkt. Was muß von Seite des Handwerkerstandes geschehen, ^ damit er sich selbst in seinen inneren Zuständen hebe? ^ Dieser Stand muß danach streben, der in ihm vorhan« denen Arbeitskraft eine möglichst freie Bewegung zu vcr- ! schaffen, ohne welche die höchste Entwicklung derselben nicht stattfinden kaun; er muß die kleinlichen Grenz« und Kompetenz-Zwistig-kciten fahren lassen, wobei Einer dem Andern die in den ^ Mund gesteckten Bissen nachzahlt und darüber die Zeit ver« -säumt, selbst in die Schüssel zu langen; ! er m»ß Intelligenz und Geldkraftc nicht von sich ab- ^ wehren und in den Fabrikantenstand hinüber treiben, viel« ! mehr ihnen die Thüre einladend öffnen und anerkennnen, i daß trotz allem Jammern und Schelten über das „Kapital" dieses doch einmal da ist und sein Einfluß sich nicht aus der ^ Reihe wirklicher Dinge streichen läßt; er muß durch möglichste Steigerung der technischen Ve° ' fähigung (worunter nicht allein die Handgcschicklichkeit zu verstehen ist) dem kenntnißlosen Kapital ein Gegengewicht ^ schaffen und zugleich ein Komplement, welchem fremde Geld« ! kraft gerne sich zugesellt, um in Gemeinschaft zu erreichen, was keines von beiden einzeln zu leisten vermag; er muß thunlich sich selbst und seinen Nachwuchs bil« den, uicht allein in unmittelbar-gewerblichen, sondern auch ^ in allgemein menschlichen Dingen, damit die Summe der in dem ganzen Stande enthaltenen und der Mehrheit sei« ner Glieder eigenen Bildung die entsprechende Hochachtung erzeuge; er muß endlich, ist alles vorerwähnte in Zng gebracht, seines Gewichtes mit ruhiger Würde eingedenk sein, selbst waS Rechte? auf sich halten, damit er ein gleiches von Außen her erlebe. Das Alles muß der Handwerkerstand thun, aber cr kaun cZ auch thun, wenn nur die in ihm thalsächlich vor» handenen Kräfte sich zusammenraffen, aus der sorglosen oder entmuthigten Vereinzelung hcrauötreten und zu eincm im« posanteu Kerne sich vereinigen, um das Werk der gründlichen Reform energisch anzugreife». Solchen, Streben wird jede Regierung aufmunternd und unterstützend entgegen kom- men, so weit dieß überhaupt erforderlich oder wahrhaft wünschenswert!) sein möchte; davon kaun man sich, wie ich meine, überzeugt halten. lind so sehe ich im Geiste das Bild des Handwerker« standes der Zlikuuft — einer hoffentlich nicht weit entfern« ten Zukunft; tüchtige, verläßliche Handarbeiter, wahrhaft aufgeklärte und unterrichtete Köpfe, gebildete Geister und Herzen, eifrig und unermüdlich im Fortschritte, starke Stüz« ^ zen des Gemeinwohls, geachtet im Einzelnen wie als Verein, ' von Gewicht und Ansehen vor den Behörde» des Staates, ! feste und kluge Vertheidiger ihrer wohlverstandenen Inter-^ essen, aber einsichtsvoll dem ganzen Bau der Gesellschaft sich ! einordnend. Gibt es eineil Handwerker, der diesen Zustand ! nicht herbeiwünschte? ! Ich habe als ein Hauptclemcnt zur Erreichung so schö- nen Zieles die Bildung, also den Unterricht genannt; dieß führt auf das Grundthcma der gegenwärtigen Betrachtung ^ zurück. Im Eingänge bezeichnete ich die Vielseitigkeit des ^ Unterrichts für Gewerbetreibende. Die Elementar - Schul« kenntnisse sind überall zu erwerben; für die weitergehende ^ allgemeine Geistes« und Herzensbildung sorgen die zahlreichen mittleren und höheren Schulen; die Mathematik mit ihren Anwendungen und die naturwissenschaftlichen Fächer machen sich schon letztere und noch mehr die polytechnischen Schulen zur Aufgabe; das Zeichnen zu lernen, ist vielfältig ^ Gelegenheit in den Schulen und auf Vriuatwegen; daö prak« ! tische Arbeiten wird in den Werkstätten gelehrt. ! Aber mit dcm Genannten ist nicht Alles gethan. Es ! bleibt noch cinc Lücke auszufüllen; es fehlt noch ein Zweig ! des Unterrichts, der nicht in den Elementarschulen, nicht in ! den allgemeinen Gewerb- und Handwerkerschulen, nicht in ^ den Mittelschulen und höheren Bürgerschulen, nicht in den ^ Gymnasien, nicht auf polytechnischen Schulen und Universi« i täten, uicht in den Werkstätten gefunden wird oder auch ^ nur gefunden werdcn kann. Ich meine die theoretische Fachbildung dcs Handwerkers. ^ Mancher Handwerker, dem man von „Theorie" spräche, ! möchte geneigt sein, schon beim bloßen Klänge des Wortes ^ das Haupt zu schütteln; aber jedes praktische Ding hat seine ! theoretische Seite und zum Heile führt nur ein vernünftiges ^ Zusammengeht!, von Piaris und Theorie. Die Vraris lehrt, ! wie man etwas machen soll; die Theorie w?ist nach, warum es gerade so gemacht wird. Die Theorie ist, kurzweg be-^ zeichnet, „die Wissenschaft des Warum." Aber für den Ge°> , wcrbetreibenden überhaupt, für den Handwerker im Besonderen, will ich unter „Theorie" seines Faches noch etwas mchr verstanden sehen, nämlich alles das, was er von cigent-! lich technischen Dingen zu wissen nöthig hat, im Gegensatz ! zn seinem Können, worin die Praris besteht. Die Theorie ! des Handwerks in diesem Sinne wird von keiner allgemeinen Schule, niedrig oder hoch, von keinem Lehrmeister in der ' Wcrkstättc gelehrt, und zwar aus dem einfachen Grunde, ! weil dort wcdcr Ort noch Zeit dazu ist. Beispiele mögen ! sprechen. - (Schluß folgt.) Salzgehalt des Meeres. Der reichste unserer Salzbrunnen, der von Neusalzwerk ! bci Miudcn, der in 24 Stunden 64.800 Kubiksuß Wasser liefert, müßte 2 Millionen Jahre fließen, um nür l Kubik-^ meile Salz zu geben! Die sämmtlichen Salze des Meeres dagegen machen eine Masse von 160.009 Kubikmeilcn aus, ' ^ eine Größe, die 3 Mal unsere gcsammtcn Alpen übertrifft - ! und fast ",,^ der Felsenmauer des Himalnjah gleichkommt. Druck und Verlag urii Ign. v. Äleilllt:llyr L5 F. Bamberg in Laidach. — VcrautwoNlichcr Ncd^ttur F. Bambcrg.