Bellaae zur Lmbacher Zeituna. H t5. Fünfter Jahrgang. 53.3lpril ^8611 Lebe n. >!3 Leben, dn bist ein verwegenes Sfticl, Und wer dir tränt, ist betrogen; Kaum glaubt sich einer am sichern Ziel, j Gleich Packen ihn wieder die Wogen. Drnin wenn die dnnkeln Wetter ucch'n, ! Steh' dn getrost im morschen Kahn — ! Klage nicht, Zage nicht, Wage, bis es biegt nnd bricht! ! Das ist kein zärtlich verliebtes Idyll, ^ Da hilft kein Neigen nnd Bücken; Und hält man dir nicht im Guten still, So muß mit Gewalt eö sich schicken. ->" <^ Wenn einer dir die Zähne weist, ft»Z^ Zeig' dn sie wieder ihm zumeist — ! Klage nicht, ^ Zage nicht, ! Schlag' den Feind inö Angesicht! Und lastet zu schwer das eiserne Joch ! Uud kannst dn den Sieg nicht erwerben, i Je nun, so bleibt dir das Eine doch, , . ? Es bleibt dir, mit Ehren zu sterben. ' Die müden Herzen schwer wie Blei, Der Tod macht endlich alle frei — ! , Klage nicht, i Zage nicht, ,i>' nm, ,Nl<4 N5^ ! Trage mnlhig deine Pflicht! ^ , , ,5. j ! Wae Gespenst von Wallsee. (Fortsetzung.) ! ^> , ! >^o schlich denn dic Zeit dahin, das Jahr nahte seinem z Ende, und je naher die Silvesterwoche kam, um so unHeim- ! licher wurde dem Wächter des Schlosses Wallsee zu Muthe, ^ welcher in einem ebenerdigen Gemach des rechten Flügels ! wohnte. Zu Sternberg selbst war es bereits wieder in der Gaststube des „goldenen Kreuzes" recht lebhaft geworden, man sprach schon von den Weihnachtsfesten, als — die ! Thüre mit Gewalt aufgerissen wurde, und der Schloßwärter ! bleich, athemlos in dic Stube stürzte. Lange kam er nicht zu Athem, saß wie gebrochen auf dem Stuhle, und hörte keine ! der tausend Fragen, mit denen dic Gäste auf ihn einstürmten. ! — „Ich habe ihn gesehen! — stöhnte er endlich. — „Ihn, wer ist es?" riefen Einige. »Pah! Unmöglich!" meinte der Wirth. — „Es ist die erste Nacht der Syluestcrwoche!" warf fich bekreuzend der Vauer neben ihm dazwischen. — „Ja! — da drüben im ersten Stockwerk — ich sah es so klar, wie ich Euch vor mir sehe. Aleich und zahn» los, im Leichentuche ein flackerndes Licht i>: der Hand schlich der Geist den gangen weiten Gang entlang — am Ende desselben verschwand er an der Pforte des Etcrbczimmers! Ich sah es so lebhaft — mich schaudert, — um keinen Preis der Welt betrete ich in diesem Iahrc das Schloß!" Eine lange, unheimliche Stille folgte diesen mit zitternder , Stimme gesprochenen Worten. Endlich faßte sich der Wirth zuerst, und er meinte doch, daß er an derlei Elscheiniingen nicht glauben könne, sie seien Sinnentänschiing oder Betrug. Lange stritt man sich hin und her, und da der Wirth bei seiner Meinung blieb, so meinten Einige, er solle seine Courage beweisen, und ins Schloß gchen, dem Spuck ein Ende zu machen. Da ergriff derselbe aber eilig das Hasenpanier, und meinte, daß mit derlei Dingen doch nicht zu scherzen wäre, umsomchr als sie, wenn sie auch mit Scherz oder Täuschung beginnen, jederzeit ein trauriges Ende zu nehmen pflegen, wie er es vor wenigen Jahren an seinem verwegenen Bruder erlebt haben wollte. „Mein Vater, sagte der Schloßwarter, der, wie ich dieses Schloß allein bewohnte, erzählte mir oft was er gesehen und erlebt hatte, und wie er an der Wahrheit jener Erscheinung nicht zu zweifeln vermöge. Ihr wißt, daß er kein Mann der Furcht war, und doch bestärkte auch Er mich in dem Glauben an die allgemeine Sage." — „Erzählt, erzählt!" rief man von allen Seiten, und der Wächter fuhr fürt: — „Es mochte eilf Uhr Nachts bereits vorüber sein, als dereinst kurz vor der Syluesternacht ein Vote in höchster Eile an's Gitter des Schlosses kam, um zu melden, daß der Schloßhcrr mit dem frühen Murgen schon eintreffen werde. Das Ungewitter jener Nacht trug die Schuld am spaten Eintreffen des Dieners. Ermüdet, wie derselbe vom weiten Nitte war, suchte er bald das Lager; meinen Vater aber, gewohnt, rasch dem Willen seines Herrn zu gehorchen, ließ die Nachricht keine Nuhe finden, bis nicht alles in Stand aesebt »rar, den Herrn :u emvfanaen. Er zündete 58 das Licht der Laterne an, und eilte in das ersie Stockwerk, j um alles zu lüften ui,d zu saubern. Im Eifer der Arbeit ! dachte er der Sage des Volkes von dem Mordzimmer nicht, l Eben war er daselbst von seiner Arbeit bereits ermüdet in < einen Lehnstuhl gesunken, einen Augenblick zu rasten, als es ! drei Viertel auf t2 Uhr Nachts schlug. Sein müder Kopf woUte eben auf die Stuhllehne sinken, als sein Auge auf die Thüre des nächsten Zimmers siel — sein Vlut drohte zu stocken — die bleiche Gestalt des alten ermordeten Gra« fen staud vor ihm. Er glaubte zu träumen — doch er ermannte sich bald so weit, daß er die Gegenstände um sich her erkannte — er wachte, und die leblose Gestalt stand an der Pforte. Eisige Kälte durchdrang seine Glieder, zitternd erhob er sich — die Gestalt winkte ihm, ihr zu folgen.— Aber» und abermals sah er »ach ihr, sie winkte ihm neuerdings — da faßte er seine Laterne, und durch die entgegengesetzte Pforte stürzte er fort in seine Stube am Hofthor, warf den Riegel vor, und schloß die Nacht über kein Auge. — Ware er dem Winke des Gespenstes gefolgt — so wäre er verloren gewesen!" — Kaum hatte der Erzähler geendet, und alle saßen noch ergriffen von dem traurigen Ereignisse beisammen, so schrack der dem Fenster gerade gegenüber sitzende Schloßwärter tret- j scheut» zusammen, und wies mit zitternder Hand nach dem Schlosse. Alle erhoben sich in einer Gruppe voll Neugierde und der Erstere stotterte: „Seht seht — im ersten Stock — am langen Gang — lcichenweiß ein düsteres Licht in der Hand — es ist das Gespenst — es schreitet zurück — dem Ausgange zu." .... Lautlos sahen alle eine weiß,: Gestalt den Gang entlang langsam dabinschreiten, und unheimlich wurde eö den Meisten zu Muthe, dem Wirthe vor Allen, der erst nicht an ! derlei glauben wollte. An» Ende des Ganges verschwand die ! Gestalt, das Licht mit ihr, und nach und nach erst fanden > die Erschreckten die Sprache wieder. Der Schloßwärter war nicht zu bewegen, sich an seinen Posten zurück zu begeben, er schlief beim Wirth in der Stube und dort suchte ihn am zweiten Abend ein Herr, der mit einigen Dienern angekommen war, vom Schlosse Besitz zu nehmen. Es war dieß ein Russe, welcher diese Besitzung gekaust hatte, und sehr unge« halten war, das Gitter geschlossen, und den Wächter nicht auf seinem Posten zu finden. Die frühere Besitzerin war, so hieß es, zu Neapel gestorben, und ihr Sohn sollte erst in einiger Zeit kommen, die Etbschaftsangclegenheiteu zu schlichten. Inzwischen sollte im Schlosse alles bleiben wie es war, und der mit der Verstorbenen auf's Beste befreundete Rnsse hatte im U^brigen sich seine neue Besitzung besehen, auf der er viele Neuerungen vorzunehmen entschlösse» war. — Nicht wenig befremdet war der neue Herr dieses Schlosses aber, als er noch spät Abends den Wächter aufforderte, er möge ihn in sein neues Besitzthum begleiten, und dieser ihm rundweg erklärte, er könne dieß vor Tagesanbruch um keinen Preis thun, und sollte es ihm seine Stelle kosten. Der eben so muthige als strenge Nüsse tobte über diesen Wider- 'pruch, dessen Grund man ihm nicht mittheilen wollte. Endlich mußte der Wirth doch mit der Farbe herausrücken, und er erzählte nicht nur die ganze Volkssage, sondern er fügte auch bei, wie man an den beiden vorhergehenden Abenden wirklich den Gcisi von diesem Fenster aus gesehen habe. Der Russe erzürnte sich anfangs über diese Eiufalt der Leute, »vie er es nannte, dann fand er es besser, nur darüber zu lachen — zuletzt war er aber entschlossen, der Sache ohne Zögern auf den Grund zu sehen. — Die Einwohner waren versteinert über diese Idee, nichts desto weniger ging der Russe rasch an's Werk, und rief seine Diener. Indeß schlichen diese höchst übellaunig herbei uud wollten nichts davon hören, den Herrn noch vor Tag in's Schloß zu begleiten. — Die kurze Zeit hatte genügt, ihnen alleS Geheimnißvolle mitzutheilen und sie in Hasenfüße zu verwandeln. — Während man sich so hin und her berieth, und der Russe wüthend auf die Feigheit seiner Umgebung loslegte — erhellten sich plötzlich wieder die Gangfenster des Schlosses, die weiße Gestalt schritt vorüber; wie sonst schreitet sie langsam, schauerlich dahin, fahl und wankend, ein matt flackerndes Licht in der Hand und verschwindet an der Ecke des Hauptftügels. Alle standen bebend, lautlos nach dem Feuster starrend, nur der Russe schien ruhig zu bleiben uud er meinte, es sei keine, Zeit zu verlieren. Rasch steckte er eine Laterne, die ihm bezeichneten Thorschlüssel und einen Dolch zu sich, und versammelte nochmals seiue Diener um sich, aber keiner hatte Muth, ihm zu folgen. Erst gegen das Versprechen, daß ihm keiner in's Schloß selbst zu folgen brauche, sondern daß sie nur die Auögänge zu bewachen hätten, fanden sich einige gegen eine gute Belohnung hiezu bereit, und der Russe, welcher hier Eile für nothwendig erklärte und weit eher ein Verbrechen als eine Geistererscheinung zu ahnen schien, brach mit seinen Genossen zweifelhaften Muthes sogleich auf. Die Uebrigen blieben in allerlei Gesprächen über das Schloß im Gasthofe zurück, ohne einen Blick vom Feuster zu verwende». Keiner von ihnen hätte einen Tropfen Vlut gegeben, so sehr war all ihr Muth und ihre Entschlossenheit in Angst und Zittern , verwandelt. Sie saßen in Todtcüstille in der Gaststube, die scheuen Blicke dem Geisterschlosse zugewendet, der Dinge ^ harrend, die da kommen sollten. Der Russe vertheilte seine ^ Leute im .Freien, während er selbst, die Blendlaterne in der ^ Hand, so leise alö möglich die Gitter öffnete und jenen ! verdächtigen Gang zu erreichen suchte, waö ihm erst nach ^ langem Herumirren im weitläufigen Gebäude gelang. Die ^ dunkle stürmische Nacht, die Einsamkeit und Oede des Gc-^ bäudes, der Wind, welcher in den Gängen heulte, und der ! Wiederhall, den jeder Schr.tt in diesen verlassenen Näu-! men weckte, waren geeignet, gewaltige Schauer zu erregen, ^ und jeder minder Beherzte, als der Russe, wäre entsetzt ^ zurückgewichen. Kaum hatte er sich daselbst etwas zu orien« tiren gesucht, so glaubte er Schritte zu vernehmen und zog , sich in eine Fensterucrtiefuug zurück. In der That öffnete ! sich geräuschlos eine Thüre am C»dc des Ganges und eine 59 weiße, leichenaltige Gestalt trat aus derselben hervor. Hoch und fahl. leicht wie ein Schatten daherschreileud, eine schwach aufflackernde Lampe in der Hand, so schritt der Geist den fantastisch beleuchteten, öden Säulengang daher. Anfangs schwindelte selbst dem kühnen Nüssen, dann fasite er sich aber rasch wieder, er trat auö seinem Versteck entschlossen hervor und mit dem Rufe: „Halt, wer da!" stürzte er sich auf den nächtlichen Geist. — (Fortsetzung folgt.) N a t u r s p t e l e. Wir finden in allen Dingen, die uns umgeben, Aehn« > lichkeiten oder Nachahmungen. Die Rosen an der Wand nehmen die Gestalt von Türken köpfen und bärtigen Mauren an; die Blumen der Zitövorhänge bilden Kinder ohne Hände oder alte Männer ohne Füße; die in einandergeschlungenen ! Formen mancher Stühle erinnern an die Leistungen toll« ^ kühner Akrobaten; manche Nebentische sehen aus wie stäm- ^ mige Holländer, vierschrötig und tüchtig, oder schlank und ! zierlich wie Höflinge ans der Zeit Ludwig des Fünfzehnten, ! zusammengesetzt aus den mannigfachsten Verzierungen. Die ^ Natur selbst wiederholt eine glückliche Idee in den verschie- ^ denstcn Formen. Gin von ihr oft beliebtes Kunststückchen ist, z manchen Menschen Gesichter gleich Katzen, Pferden, Kameh« ! len zu geben (im Konversationshaus in Baden-Baden sah j ich viel ältliche Damen der Badener Aristokratie in einer Reihe 'sitzen, und jede von ihnen glich vom Kopf zur Brust j einem Kamehl), einige gleiche» Vögeln, während der Typus , jeder Hundegattung in der erstbesten großen Versammlung ! zu finden ist, die wir betreten. Adler, Sperlinge, lächerliche > Schnepfen, gefräßige Weiher, Nothkehlchcn, streitsüchtig und > selbstgefällig; Elstern, fraglustig und launenhaft; krummna« ! sigc, lärmende, orientalische Papageien — finde ich nicht ^ ste alle unter meinen theuren Freunden untermengt mit i Katzen-, Kuh« und Pferdegcfichtcrn? Affen und noch zahl« ^ reicher vertreten — aber hier ist die Aehnlichkeit auf beiden Seiten; der Affe ahmt dem Menschen uM, und oft ist der Mensch nur das vergrößerte Abbild eines-'Affen. Lange Jahre, ehe die Mode der Allongcperrücken aufkam, trug der Königsaffe simiu koli'Lomns in seinem prächtigen Haarwuchs etwaS AehnlicheZ auf dem Kopfe in den Urwäldern der neuen Welt; und ehe noch ein Perrückcn-macher an Locken und Zöpfe dachte, schüttelte der 8imiu ?l)Iic«M0l> seiu lange? Haar in der Sonne und ließ es vom > Wind fnsiren. So trug auch die hübsche kleine Meerkatze ! an den Seiten ihres Köpfchens Krausen, ehe unsere Modedamen ! breite Garnirnngcn an ihren Hauben anbrachten; und die Meer- > katze trägt solche bis zu diesem Tag, wo die Mode die mensch- ! lichen Mccrkätzchen genöthigt hat, ihre Kopfputze zu verän- > dern. Der ?!l!lLi'in 8ulcMN5 hat einen vollkommen cntwickel- ! t:n Bart, und sein Haar ist aus der Stirnc getheilt, wie ! diejenigen die unsere Großmütter in ihrer Jugend trugen. ! Noch andere Thiere ähneln dem Menschen in Aussehen ! und Betragen: das Faulthier hat die Haare in wilder Ge» nialität um den Kopf fliegen, wie das wohl einem erzen» irischen Künstler geschieht. Die (^olii-n (^nru>Ilu hat Brillen, die genau so aussehen wie diejenigen auf deiner Nase, »nein ehrwürdiger Freund! und die Kappentaube gleicht anf ein ! Haar einem alten Pfarrer; es wäre denn, daß ein kritisches Auge eine noch größere Aehnlichkeit derselben mit dem „Vater von Marshalsea" in Dickens köstlichem Romane Little Dorrit oder mit diesem unnachahmlichen alten Humbug, dem Besitzer deS „Bleedig Heart Vard" ebendaselbst entdecken würde. Der Argus hat Federn von seinem Kopf herabhängen, schimmernd und glänzend ! gleich Juwelen; und vielen der ausländischen Fasancngat-tungen hat die Natur Kopfputze verliehen, genau wie dic ! Putzmacherinen sie für unsere vornehmen Damen verfertigen wenn sie zu Hof gehen. Der Schueidervogel dreht sich die i Fäden, mit denen er dann sein Nest zusammennäht. Die i Ploninan, Gesellschaftsvögel, bauen ihre Nester zusam« i men, eine Vögelrepublik bildend, und leben in glücklicher l Einigkeit. Der Sekretärvogel hat eine einzeln niederhän-! gende Feder am Kopf, die ihm das Ansehen eines Liberalen ! verleiht. Der Paradiesvogel befindet sich im Hofkleide mit ! Schleppe und Juwelen angethan, und der Kondor trägt einen i Kragen am Halse wie es die Damen thun. ! Aber die Natur bleibt nicht bei menschlichen Nachahmun« I gen stehen; si? wiederholt sich unaufhörlich in allen ihren Schöpfungen und gebraucht ein Modell zu verschiedenen ! Zwecken. Sie erschafft ein Landthier mit lächerlich kurzen , Vordersüßeu und zwingt es dadurch, sich aufrecht zu halten, ! und sie schasst ein Thl Kinder nicht zu kurz kommen, versieht sie eines derselben, den Nashornvogel, mit einem wirklichen Horn, und mehrere andere mit nachgeahmten, als da sind: die gehörnte Eule:l. Lange ehe der Grieche die erste Lyra aus einer am Meereö-strande gefundenen Schildkrötenschale verfertigte, sie bildete den Schweif der prächtigen Menura, des LeyerschnianzeS, in ! dieser Form; unbekannt waren noch die walisischen Barden, und die Harfe Erin's lag stumm im Schooß der Zukunft, als die Natur schon eine Harfe auf dem Rücken der Robbe > gezeichnet hatte. i Am schöpferischesten zeigt sich die Natur in ihrer Werk- ! statte in der unergründlichen See. Die seltsamsten Dinge j hat sie hervorgebracht — Dinge, die aussehen wie wenn sie l die ersten Versuche wären, bevor sie gelernt hätte, ihre ^ Kräfte richtig anzuwenden. Dcr Hippcu'ampus ist das verzerrte ! Bild eines Pfcrdckopfes; der Aal gibt die Idee einer , Schlange; der Torpedo besitzt die Kraft, welche zu uervoll« ! kommncn Galvani und Volta viele Jahre brauchten. Tie ^ Seemlnis, welche zu dcn Anuelidae gehört, zeigt einc schwache, aber nicht eingebildete Aebnlichkeit mit dem grauen MäuS-chen, das Nachts an unserm Käse nagt und am Tage laut. los sich in dcn Mallerspalten verbirgt. Unter den Phonidae ssibt es viele, welche, gleichsam skizzirt, mancherlei Laudthiere vorstellen. Der Seelöwe, die Seekuh, das Scekalb ic. haben sicherlich eine gewisse Achnlichkeit mit den Thieren, deren Prototypen sie sind. Die Phonidae haben auch Aehnlichkeiten mit andern Dingen. Eine Art trägt die Photografie einer Harfe auf dem Rücken, eine andere ist marmorirt, und ^ eine dtitte Art trögt einen Kamm, ähnlich dem Helm eines Kriegers auf dem Kopfe. Alle aber haben vermuthlich Veranlassung gegeben zu der Sage von jenen bezaubernden Meermädchen, welche tief unten in der See wohnen, und junge Männer mit ihrem goldnen Haar und reizenden Gesang ins Verderben locken. Sogar die Seenesseln sind Nachahmungen. Manche sehen wie Bänder aus, andere wie Büschel verschiedenfarbiger Federn; und eine Art gleicht Schneeflocken. Eine Mollus- ! kenart, die kurxn^illl I^acliii, gleicht einem schön verzier- ^ ten Herzen. Die Korallen erinnern an Gesträuch und Blu- ! mcn. Muscheln findet man in allen Formen: einige gleichen i Helmen, andere sind becherförmig, wieder andere gleichen ^ einem Schild. Der Nautilus zeigt uns das Modell ! eines Vootes mit einem Segel; man könnte denken, daß sein ! Anblick die Menschen zuerst darauf brachte, Führzeuge zu ! bauen und mit ihnen die Wellen zu durchschneiden. ! Im Mineralreiche sind es die Achate, welche die mei- -stcn Aehnlichkciten mit andern Dingen aufzuweisen haben. ! Eine Art davon führt den Namen Katzenauge, von der ! Aehulichkeit damit. Die Vandachate schen genau so aus wie die Bänder, mit denen unsre Damen ihre Kleider und Hüte verzieren. Wieder andere zeigen Landschaften auf ihrer ' Oberfläche, gebildet durch die verschiedenfarbigen Adern die ! sie durchziehen. Auch im schwarzen Marmor kann man, !, wenn nur mit etwas Fantasie begabt, tausenderlei Dinge ! der belebten und unbelebten Schöpfung herausfinden. ^ Auch das Insektenreich weist merkwüidige Aehnlichkei- ! tcn auf. Ein Schmetterling, der Todtenkopf genannt, trägt > auf seinem Nucken die genaue Zeichnung eines solchen. Die ! prachtvollen ausländischen Insekten, der (^urculio 8pl(,>nc!i«w8 und der Vuprestis können ohne Uebertreibung lebende Edel« ! steine genannt werden; und zu dcn wundervollen, in den ^ indischen Zenanah's verfertigten Stickereien verwendet man ^ ihre schimmernden Flügeldecken. Unter den Pflanzen sind es die Orchideen, welche am ! meisten unsere Aufmerksamkeit fesseln. Eine Orchidee gleicht ! einer Fliege, eine andere einer Eidechse, wieder andere ! gleichen einem Schmetterling, einem Frosch. Die Spirito ^ Santo'Pflanzc in Panama, I'oi'^lc'i'M <'I«l» zeigt die Ge° ^ stalt einer Taube mit ausgebreiteten Flügeln. Andere Pftan- ! zcn sind eben so seltsam. Der (^no!n(.>5 v0iUl'icc>5Uill ist das wahre Ebenbild eines Schwan's mit gebogenem Hals und sanft erhobenen Flügeln. Der Schüecflockenbaum Ha« lesia, zeigt auf seinen Zweigen eine Fülle von Schnee-stocken. Es gibt einen Brotbaum, ein anderer Baum hat Früchte, deren Substanz der Butter ähnelt, von einem drit« tcn gewinnt man ein milchäholiches Getränk. Bekannt ist auch die Nepenthe; das klare Wasser, das sie enthält, hat manch' Verschmachtenden schon gerettet. Die rothe Lotosblume hat Blüthen gleich der Rose, ihre Frucht ist wie ein Wespennest gestaltet, und ihr Same gleicht den Oliven. Und so könnten wir noch eine Menge Aehnlichkeitcn aufzählen, wollen uns aber darauf beschränken, zum Schluß noch zu ei wähnen, daß das menschliche Herz ein Geäder in sich schließt, das Aehnlichkcit mit den Zweigen eines Baumes hat. (Illustr. Familienbuch.) Heilkräfte der gedörrten Zwetschken. Herr Kooperator Lallinger berichtet in den „Frauen-dorfer Blättern" : Die liebliche Pomona erfreut ihre Freunde nicht bloß durch den herrlichsten Anblick und erquicklichsten Genuß ihrer Früchte, sondern sie spendet durch gar viele derselben auch heilende Mittel. Die Trauben«, Acfelmost-, Erdbeeren« und andere Früchte-Kuren kommen mit Recht in immer bessere Ausnahme; viele Leidende verdanken ihnen Genesung oder Linderung. Besondere Heilkräfte besitzen aber die gedörrten Zwetschken. Schreiber dieser Zeilen wurde vor einigen Iah» ren von einem höchst achtungswcrthen hochbejahrten Manne, der in seinen Dreißiger-Jahren schon hämorrhoidallcidend war, Karlsbad, Kissingcn und Maricnbad ohne sonderlichen Erfolg besuchte, auch von der ihm angerathenen Jagd wenig Nutzen hinsichtlich seiner Gesundheit erzielte, durch den Genuß gedörrter Zwetschken aber bald große Linderung und endlich Heilung seines schmerzlichen Uebels fand, mit diesem vortrefflichen Heilmittel bekannt gemacht. Da die Zahl der Hä'morrhoidalen, Lcbcr-, Magen-, überhaupt Unterlcibskranken in unserer Zeit Legion ist, so dürfte dieses wohlfeile, und, wie mittlerweile Referent erfuhr, bereits von Mehreren mit Erfolg gebrauchte Mittel gar Manchem willkommen sein. Man esse täglich als Frühstück 3 —ä Stück gesottene (gut gereifte, wohlgedörrte) Zwetschken sammt ctwas kühler Brühe, auch Scmmclbrot darf man dazu genießen. Der gute Erfolg wird sich bald einstellen, Tobratimstwo. Unter diesem Ausdrucke verstehen die Morlachen und Serben eine feierliche Verbrüderung auf Tod und Leben. Es ist das eine der wundervollsten Volkssitten und mag aus dcn ältesten Zeiten stammen, da schon die Griechen von einem ähnlichen Gebrauche unter den Scythen sprechen. Wenn zwci einander innig liebende Freunde diesen Bund für die gauze Dauer ihres Daseins zu schließen und sich in jeder Fähr und Noth mit Gut und Blut zu schützen gewillt sind, so geloben sie das feierlich in der Kirche vor dem Priester und empfangen dagegen von seiner geweihten Hand den heiligen Segen. Auch soll unter den Morlachen kein Beispiel bekannt sein, daß solch ein Tobratimötwo je treulos gebrochen worden wäre. Geschähe es, so würde das Dorf oder Thal, wo es sich ereignet, höchlich entrüstet sein und zugleich den Zorn des rächenden Himmels und ein großes Unglück für die ganze Bevölkerung befürchten. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Vamberg in Laibach. — Bcrantwortlichcr Ncdactcur F. Vamberg.