lür Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 39. Montag am H.3. Mai Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« M»l ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganz­jährig S, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl, C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am Raan, Nr. 190, im ersten Stocke. Bei der Ankunft der grauen Schwestern in Marburg. U m das Bett der Kranken schweben. Haschend nach dem müden Leben, Fiebertraume wirr und wüst: Bis dem Arzt die Larven weichen. Der »m Strande fast der Leichen Noch der letzte Retter ist. Aber ach, mit Furcht und Zittern Greifet nach dem Kelch, dem bittern. Wer verlassen einsam liegt: Wen kein liebend Wesen mahnet. Daß der Kelch die Leiden bannet. Daß die Hoffnung endlich siegt: Wenn die schaurige» Gestalten, Töchter finsterer Gewalten, Rachegeistcr eig'ner Schuld, Nicht die Liebe überwindet. Die allein die Waffe findet I n ergebener Geduld. Was kein Gold sich je erringet. Was kein Machtgebot erzwinget. Wo der Miethling feig entweicht: Leib und Seele zu erretten. Sanft den Sterbenden zu betten — Freund und Feind — habt Ih r erreicht. Betet für den Gott-Verächter, Herrlicher als Vcsta's Töchter I n der Weltgebiet'rin Rom, Bringt ihr, was kein Tod kann rauben, Der verlor'ne» Tugend Glauben Wieder in des Herzens Dom. Herrlicher als Deutschland's Frauen, Die einst Wunden ohne Grauen Pflegten mit geübter Hand, Lindert ihr des Herzens Qualen, Denen aus den Acrzten allen Keiner noch die Heilung fand. Euch geleite Gottes Segen; Er allein »uf allen Wegen Macht im Guten Euch so stark. Seid auch uns nun hoch willkommen, Mog' Euch Dank und Liebe frommen I n der deutschen Wenden-Mark. Nl. Rudolph Puff. Der Iungfernräuber. Krainisches Volksmährchen. Nacherzählt von Bernhard Tomschitsch. zs lebte einmal ein Müller, der hatte drei Töchter, Helena, Margarets) und Ag­ nes; diese drei Töchter aber waren von einer so ausnehmenden Schönheit, daßsich viele reiche Jüng­linge um dieselben bewarben, jeder jedoch, weil alle drei Töch­ter je einen der drei bei ihrem Vater befindlichen Gesellen zu Geliebten hatten, das Körbchen erhielt, worüber die hef­tigen Brautwerber schier wahnsinnig wurden. Es war am heiligen Christabende, als der Müller zu den Seinigen sprach: ?Alle, vom Kleinsten bis zum Größ­ten, sollen um Mitternacht in die Kirche sich verfügen, um das heilige Christlindlein anzubeten. Auf Dieses entgegnete sein Weib: „ Es ist recht und billig, daß wir Alle in die Kirche gehen, um das heilige Christkindlein anzubeten; es ist aber andererseits eben so norhwendig, daß Jemand aus uns, gleichviel wer, zu Hause bleibe und das Haus hüte." Der Müller nahm die Würfel in die Hand und sprach: »Die Würfel sollen entscheiden, wer von uns zu Hause bleibt, also zwar, daß der, welcher den kleinsten Wurf hat, das Haus hüten muß. — Zuerst warf der Müller, dann sein Weib, dann die Gesellen, dann die Töchter, und nachdem alle gewürfelt, hatten, zeigte es sich, daß Helena , die älteste Tochter, den kleinsten Wurf hatte. Als der Meßner zum Gottesdienste läutete, gingen alle, vom Kleinsten bis zum Größten, in die Kirche, nur He­lena blieb zu Hause. Helena, welche etwas eitel war, nahm zur Kurz­weil den Spiegel in die Hand, um zu sehen, wie schön sie wäre. Kaum aber hatte sie ein Paar Blicke hinein gethan, als Jemand, dessen Stimme sie nicht kannte, Einlaß begehrte. RS4 Auf diese Veranlassung riß die Jungfrau das Fenster auf und bog sich über dasselbe, um zu sehen, wer so un­gestüm wäre. Aber in diesem Augenblicke faßte sie ein Kerl, den sie in ihrem Leben nicht gesehen hatte, um den Leib, zog sie beim Fenster hinaus, setzte sie auf sein Pferd, und ritt mit ihr auf und davon. Sie ritten mehrere Tage und Nächte, und das schöne Helenchen bot Alles auf, um des Räubers Herz zu rüh­ren, daß er sie losließe; dieser aber blieb unerbittlich. Als sie sah, daß sie nunmehr in einem andern Lande sich befand, fing sie an heftig zu weinen. Endlich langten sie bei einem Hause an, welches mit unermeßlichen Reichthümern auferbaut worden zu sein schien; vor diesem Hause stieg der Räuber mit der Jungfrau ab, führte sie in einen glänzenden Saal und sprach zu ihr fol­gende Worte: »Ich bin Ivan Vandovich, dessen Gold und Sil­ber, traun! mehr aufwiegt, als die Mühlsteine in deines Vaters Mühle. Der Ruf von deiner und deiner Schwe­stern Schönheit ist in meine Ohren gedrungen und hat mich, da fürder mein Glück nichts anderes, denn ein schönes Weibchen begründen kann, bestimmt, eine von Euch zu rau­ben, was mir nun gelungen ist.« Bei dem Namen »Ivan Vandovich," der jener berüchtigte Räuberhauptmann war, auf dessen Kopf man eine ungeheuere Summe Geldes gesetzt hatte, fiel Helena in Ohnmacht. Und als sie sich wieder erholte, sprach sie: »O, Ivan Vandovich! Du abscheulicher Räuber­häuptling! eher lasse ich mir den Kopf abhacken, ehe ich dich, Auswurf der Hölle, zum Ehegesponns nehme.« Bei dieser rauhen Aeußerung Helenen's wurde Iva n Vandovich so ergrimmt, daß er ihr auf der Stelle den Kopf spalten wollte. Ihre Schönheit aber machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er seinen unmenschlichen Vor­satz aufgab und sprach: »Nun wohl! ich lasse dir eilfMonate Bedenkzeit; wenn diese Zeit, die ich mir mit Raub vertreiben will, verflossen ist, kehre ich heim, und versichere dich, daß ich dir, im Falle du dich auch sodann in meinen Willen nicht fügen willst, ohne fernere Fristgestattung mit diesem scharfgeschlif­fenen Messer den Kopf abschneiden werde.« IvanVandovich gab seinen Schergen den Auftrag, die Jungfer wohl zu bewachen; er selbst aber verfügte sich in den Hof, ließ eilf seiner Spießgesellen aufsitzen und ritt mit ihnen davon. Als die eilf Monate um waren, sieh! da kehrte Iva n Vandovich wirklich, wie er es gesagt hatte, und zwar mit sehr reicher Beute beladen, zurück, verfügte sich ohne weiters in den Saal, wo Helena bewacht wurde, und machte ihr den Antrag, sich ohne Weigerung in seinen un­abänderlichen Willen zu fügen. Auf diesen Antrag wiederholte Helena nicht nur alle jene abschlägigen Worte, die sie ihm schon das erste Mal in das Gesicht gesagt hatte, sondern fügte noch einen Zu­satz der allergröbsten Ausdrücke bei, welche ihm zur Genüge beweisen sollten, wie sehr sie entschlossen sei, nie die Sei­nige zu werden. Hierauf ergriff, der zornentbrannte Räuberhauptmann mit der rechten Hand ein'scharfgeschliffenes Messer, mit der linken die unschuldige Müllerstochter bei den Haaren und machte sich bereit, ihr den,Kopf abzusäbeln. Als sich Helena auf dem Punkte des Ueberganges vom Leben zum Tode sah, erschrack sie sehr, wie sie auch früher entschlossen war, zu sterben. »Haltet ein, furchtbarer Mensch,« schrie sie, »und schont meines jungen Lebens, welches zu verlieren nicht so leicht ist, als ich es mir vorgestellt habe. Doch schwöre ich euch, wie schwer es mir auch ist, mich vom Leben zu tren­nen, daß ich doch, überzeugt, wie es an euerer Seite nur ein höchst qualvolles sein würde, da ihr mir durch all' euer« Reichthum keinen Ersatz bieten könntet für das, was ich durch euch verlieren möchte, demselben willig entsagen wolle. Kann euch eine schöne Gattin beglücken, wohlan! holt euch in der nächsten Christnacht meine jüngere Schwester Mar ­gareth , deren Schönheit die meinige so sehr übertrifft, daß ich, in einem Vergleiche mit ihr, nur häßlich genannt werden kann, und welche, wie ich weiß, gegen Männer nie eine so entschiedene Abneigung hatte.« »Wohlauf! wohlan!« sprach Iva n Vandovich, »wenn deine Schwester Margaret h noch schöner ist, als du, was kaum zu glauben, da ich noch nie eine so voll­endete Schönheit geschaut, als die, welche ich eben jetzt vor Augen habe, so sei es, wie du gesagt. Doch schwöre ich, daß, im Falle sie eben so wie du sich'weigern sollte, meinen Willen zu erfüllen, ich nicht nur sie allein, sondern auch dich meiner getäuschten Liebe aufopfern werde.« Mit diesen Worten entfernte sich IvanVandovich aus dem Gemache, welches er hinter sich verschloß. Nicht lange, so sahHelena den Räuber den nämlichen Weg da-, hin reiten, den sie passirte, als sie aus dem Hause ihres Vaters geraubt wurde. (Fortsetzung folgt.) Macht der Musik. Von Garl Grober. Vor einem der elegantesten Hotels der Residenz stand ein herrliches Gespann. I n diesem Augenblick kam eine zweite Equipage an, woraus ein Mann von würdevollem Wesen stieg; es war einer der berühmtesten Advokaten. »Habe ich vielleicht die Ehre, mit Herrn Alfre d von C * zusprechen?« fragteer, die Treppe hinansteigend, einen fashionabel gekleideten jungen Mann, der ihm entgegenrannte. »Das ist mein Name. Womit kann ich dienen?« »Ich komme in einer sehr wichtigen Angelegenheit, und wenn Sie die Gefälligkeit haben wollten, zurückzukehren« — »Zurückkehren? -Das ist nicht möglich! Die Stunde drängt, mein Pferd wird ungeduldig, das ausgezeichnetste aller Concerte erwartet mich — kurz, ich versichere Sie, nichts in der Welt, selbst nicht die schönste Dame, könnte mich bewegen, jetzt einen Schritt zuriickzuthun. Lassen wir also die Geschäfte bis morgen.« 555 Nachdem der Lion diese Worte in größter Geschwin­digkeit hervorgestossen, hüpfte er die noch übrigen Stufen unbekümmert hinab. »Ganz nach Gefallen," sagte verbindlich der Advokat, dem schnellfüßigen Enthusiasten langsam nachsteigend, »ich will Ihnen nur vorläufig mittheilen, daß ich wegen Ihres Prozesses komme. Ih r Gegner, HerrD* , ist eben gestor­ben; er hinterläßt eine sehr reiche, reizende, gebildete Toch­ter, welche die Vorurtheile ihres Vaters nicht mitgeerbt hat; eine Heirath — könnte Alles ausgleichen." »Sind Sie toll?" versetzte Alfred rasch; »Sie wol­len mich mit der Tochter eines Mannes verheirathen, der meinen Vater durch Neckereien und Aerger um's Leben ge­bracht? Denken Sie nicht daran! Sie sind, wie alle Ihre College« — das Geld vor Allem! Auf Schicklichkeit wird keine Rücksicht genommen, und die Gefühle mögen sich finden, wie sie können!" Eine Arie aus den Puritanern trällernd, sprang er leicht in den Wagen, nahm die Zügel aus den Händen seines Grooms und rollte davon. Der Advokat sah ihm kopfschüttelnd nach, stieg, um eine Hoffnung für seine Clien­tin ärmer, ebenfalls ein und fuhr auf der entgegengesetzten Seite dahin. Ein Jahr war seit diesem auf der Treppe gehaltenen Gespräche beinahe verstrichen. Der Prozeß dauerte noch immer fort. Schon war in erster Instanz ein Urtheil zu Gunsten Alfred's «flössen, eine Sentenz des Appellations­gerichtes hatte Fräulein D * begünstigt, und Alfred's Ad­vokat war im Begriffe, beim obersten Gerichtshof Einsprache dagegen zu thun, als plötzlich — der Wind umschlug. Es war Charfreitag Abends, und Alfred, ein immer lei^ denschaftlicherer Musikfreund, war in die Capelle eines Frauen­klosters gegangen, wo die Gepflogenheit bestand, alle Jahre um diese Zeit ausgezeichnete Kirchencompositionen aufzufüh­ren. Nach ein paar vorausgegangenen Gesangsstücken wur­den Haydn' s »-sieben Worte" erecmirt. Eine helle, be­wegte, weibliche Stimme mischte sich von Zeit zu Zeit in die Harmonie dieser Töne > und ergriff so mächtig, daß manche Thräne heiliger Rührung verstohlen über die Wan­gen der andächtig gewordenen Zuhörer perlte. — Der Ge­sang hatte geendet. , »Wer ist der Engel, der so bis in das Innerste des Herzens zu dringen vermag?" fragte Alfred , in sichtlicher Aufregung um sich blickend. Der Zufall wollte, daß einer seiner Freunde in der Nähe stand. »Ich weiß den Namen des Engels nicht," erwiederte der Gefragte gezwungen lächelnd, »aber wenn du ihn wie­der hören willst, so hole mich morgen Abends gegen 8 Uhr ab, und ich werde dich in ein Concert führen, das Frau von S * gibt." Unsere zwei Freunde kamen am nächsten Abend bei Frau von S * an. Sie hatten der Frau vom Hause kaum ihre Aufwartung gemacht, als das Concert begann. Die ganze Gesellschaft und besonders Alfre d war ganz Ohr; denn sowohl die Auswahl der Musikstücke als auch die Kunst der Dilettanten bot einen Genuß, wie man in sogenann­ ten »Privat-Concerten" ihn vergebens suchen würde. »Ich höre meine Stimme von gestern nicht wieder!" flüsterte Alfred seinem Freunde unaufhörlich in's Ohr. »Geduld!" erwiederte dieser, »die Soiree hat ja erst begonnen; sie wird sich schon hören lassen, ich habe noch heute Morgens Gewißheit darüber erhalten." Fast im gleichen Augenblick zeigte sich ein junges, lieb­ liches Mädchen, von Frau von S * ermuthigend vorgeführt, und sang in kunstgerechter, diskreter Begleitung des Piano­ forte eine Mozart'sche Arie mit einer so hellen Glocken­ stimme und so wunderbar ergreifendem Ausdrucke, daß sich das Auditorium abermals in andere Regionen versetzt wähnte. Es war die Sängerin von gestern. »Kann mir denn Niemand den Namen dieser Magierin, dieser Fee, dieses Engels sagen?" fragte der enthusiasmirte Liebhaber. »Ich habe ihren Namen noch nicht erfahren können," versetzte sein Begleiter. Aber rückwärts brummte eine Stimme in Alfred's Ohr: »Es ist Fräulein D*". Alfred wandte sich hastig um und erkannte seinen »Stie­ genmann." »Das ist nicht möglich!" rief der Verblüffte. »Sie werden doch zugeben, daß auch die Tochter eines so verhaßten Mannes, wie Herr D* , ausgezeichnete Ga­ ben besitzen könne?" Alfred wollte erwiedern. »Still!" winkte der Fin­ ger des Advokaten. »Hätten Sie mich damals der Ehre einer ruhigen, anständigen Unterredung gewürdigt," fuhr er in leiserem Tone, der die Schärfe seiner Worte mildern sollte, fort, »so würden Sie ohne Zweifel auch von dieser Kunst, auf die Sie so großes Gewicht zu legen scheinen, Kenntniß erhalten haben." »Dürfte ich meinen Fehler verbessern und das Ver­säumte nachholen?" fragte Alfred verwirrt und ergriff die Hand des schmunzelnden Advokaten, die er warm drückte. »Ich werde mir ein Vergnügen daraus machen, Sie mei. ner Mündel vorzustellen," entgegnete befriedigt der Advokat. Nach einem Monat waren sowohl die Prozeß- als die Herzensangelegenheiten so weit gediehen, daß man in glän­ zendem Aufzuge nach der Capelle des bekannten Frauenklo­ sters fahren und, dort die Trauung verrichten lassen konnte. Alfred' s musikalische Begeisterung ist, wie die tadel­süchtige Welt behauptet, seitdem ganz einseitig geworden und selbst auf Abwege gerathen, denn er hört jetzt nur mehr seine Frau und soll sogar an den höchst mittelmäßigen Lei­stungen zweier kleinen Schreihälse großes Gefallen finden. Blicke in die Vorzeit. (Königliche Grosimuth») Als Eduard der Vekenner, Kö­nig von England, eines Morgens wachend in seinem Vettc lag, dessen Gardinen fest zugezogen waren, trat einer seiner Höflinge in's Zimmer. Auf einem Tische stand die Chatoulle des Königs offen, aber mit Goldrollen angefüllt. Der Höfling, welcher zu den Aermsten am Hofe gehörte, konnte solcher Versuchung nicht widerstehen und nahm, da er sich allein und unbeobachtet glaubte, so viel von dem Golde, als er mit fortbringen konnte. Der König ließ ihn ungehindert gehen; als ihn aber sein Unstern zum zweiten, ja sogar zum dritten Male zurückführte, rief ihm Eduard zu: »Nimm dich in Acht, daß Hugoline (des Königs erster Kümmerling) dich nicht mehr hier trifft! Er möchte dir sonst nicht nur wieder abnehmen, was du erbeutet hast, son­ t5O dern dir wohl auch noch zu einem hänfenen Halsbande verhelfen.« — Schnell entfloh der Dieb und gleich darauf trat der Kämmer­lina ein Er erschrack heftig, als er die beinahe ganz ausgeleerte Chatoulle erblickte, aber der König tröstete ihn, indem er sagte: »Beruhige dich, mein Freund! der, welcher das Geld jetzt hat, kann es weit besser brauchen, als wir Beide.« — (Kuriose Entschuldigung.) Am französischen Hofe war es Sitte, daß, so oft der König das erste Mal der Predigt eines neuen Hofvrcdigers beiwohnte, dieser den Monarchen von der Kanzel mit einer neuen Anrede bewillkommte, und ihm so seine Ehrfurcht bezeugte. Als der Pater Seraphin das erste Mal vor Ludwig XIV. die Kanzel betrat, sagte er bloß: »Sire! ich habe die ganze Bibel durchgeblättert und ein Compliment gesucht, war aber nicht so glücklich, eines zu finden!« — Feuilleton des Mannigfaltigen. (Gin Erhängter.) Kürzlich (am 22. April) wurde in der Nähe von Lustthal, unweit Laibach, ein Bettler im Walde erhängt gefunden. Was diesem Selbstmorde (?) zu Grunde lag, ist un­bekannt. (Jenny Lutzer — vermählt!) Am 27. April d. I. ver­mählte sich die allbeliebte Sängerin Dlle. Lutz er mit dem wür­tembergischen Hofrath Franz Dingelstedt und wird dieser Tage nach Stuttgart abreisen. Der Magistrat der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien hat dieser gefeierten Gesangskünstlerin in An­erkennung ihrer anspruchslosen Bereitwilligkeit, mit der sie seit mehreren Jahren bei der zum Besten der verarmten Bürger Wiens alljährlich veranstalteten, musikalischen Akademien mitgewirkt, die große goldene Salvator-Medaille feierlich verliehen. (Ttraßenpflaster aus Gummi elasiicum.) In London werden jetzt Straßen mit diesem Material gepflastert. Ein solches Pflaster vor dem Admiralitätsgebäude wurde neulich auf wirksame Weise geprüft. Man ließ 3 Wagen, jeden mit 7 Tonnen Kohlen beladen, darüber passiren. Das Pflaster wurde davon bedeutend darnieder gedrückt, nahm aber darauf gleich wieder die vorige Ge­stalt an. (Zeitfrage.) Welche Gattung von Menschen kränkelt an der heillosesten Inconsequenz?— Die Schneider. — Denn kaum haben sie Jemanden mit der Nadel angezogen, so ziehen sie ihn auch schon mit dem Conto wieder aus. — Das ist nicht vaterländisch! — Wenn eine Zeitschrift, die sich »Vaterland « nennt"), rücksichtlich ihrer Tendenz, vaterländische Interessen betreffend, aber ebenso gut»Vandiemens° land« oder „Klov» 8einlj°i" heißen konnte, vielleicht dadurch in Flor zu kommen sucht, daß sie sich bisweilen in beleidigenden Ausfällen und Seiten« hiebcn^auf verschiedene inländische Journale gefällt, ihre Spalten groben Per» sönlichkeiten zu Turnierplätzen einräumt, und insbesondere in ihrem von einem annonymen Correspondenzler herrührenden Wieneibriefe n sowohl die ge» ochtetsten Kunstinstitute, als die begabtesten Künstler ohne Scheu zu verun­glimpfen trachtet: so ist dies, wenn auch ein origineller, doch ein eigener Weg, ler nicht in's Vaterland, sondern aus demselben hinaus führt. So lesen wir in Nr. 50 der besagten Zeitschrift unter Correspondenznach« richten aus Wien vom il . April unter Anderm folgendes: »Der Verschwel!» »der wurde von den Hofschauspielern gegeben, fiel aber nicht sehr glänzend »aus; nur Dlle. Wildauer spielte und sang ausgezeichnet. Herr Löwe »kleidete sich sehr komisch und riß stark Coulissen. Dlle. Anschütz ist zu kalt »und die Andern sind nicht weit her« :c. lc. «. — Ferner heißt es: »Bo» »lochino's Contrakt wegen des Kärntnerthor-Hoftheaters ist z» Ende und »durch seine eigene Schuld verliert er jetzt das Theater. Pokorny macht »sich Rechnung auf dies Hoftheater; aber man meint, er verwalte die Io­ »sephstadt zu gut; man sehe i», wie voll es immer sei (?) (Diabolettino nießt) »Zur Genesung!« — Das k. k. Burgtheater hat noch nicht genug. Der durch ein H — mar» kirte Wiener Lorrcspondenzler kommt wieder darauf zurück und sagt: »Da« »Hofthcater nächst der Burg florirt immer nit »Sampier«,« »Lucreti»,« »Ifflanb und Kotzebue, öfter auch mit Holbein. O Repertoir, » Pub, »litum, o Kunst, ° Histrione«, o ihr Armen! — Man erwartet jetzt Dein» »hardstein's »Modestus,« der gefalle«, und Prechtler's »Kronenwächter,« »der wahrscheinlich durchfallen wird. — Ein Herr Butterwe k von Des» *) Dieses belletristisch commercieUe Journal erscheint seit dem I. Jänner d. I . ,» Raab, wöchentlich in 3 Nummern, redigirt und herausgegeben von Herrn Richard Noisscr. »sau gastirt hie« mit Hiasco. Holbeiit will ihn »u« diesem Grunde eng«, »giren.« :c. :c. :c. Muß nicht ein jeder Unbefangene über einen solchen Angriff billigerweise erstaunen? Und kann man zur Vertheioigung des allbekannten dramatischen Künstlers Löwe oder der anderen Hofschauspieler, die nicht weit her sein sollen, etwas anführen, ohne sich selbst lächerlich zu machen? Denn wäre es nicht possirlich, eine Sache in's Licht stellen zu wollen, die ohnehin vor ganz Deutschland schon längst in so Hellem Lichte strahlt, daß es auch tausend gall­süchtige Notitzlcr und Correspondenzlcr, wie N — , wenn sie in Hinsicht ihres leichten spezifischen und moralischen Gewichtes gegen dasselbe in Massen auf» fliegen sollten, nicht verdunkeln können? — Und nun der hochgeehrte Holbein , der erste Gründer der Tantiemen für Deutschland's Bühnendichter, Pokorny , der thätige und umsichtige Di . rektor des Iosephstädter Theaters und der begabte österreichische Dichter Otto Prechtler? Sollten etwa solche Männer gegen ein obscurcs U — im »Vaterland « auftreten?— Abgesehen davon, daß diesen sämmtüchcn Herren der fragliche Artikel wahrscheinlich nicht einmal zu Gesichte kommt,stände es auch weit unter ihrer Ehre, sich gegen einen verkappten, lichtscheuen Corrcspondenten zu vertheidigcn, indem sie ganz Deutschland zu ihren freiwilligen Sachwaltern haben, und auch wir hätte» es nicht der Mühe werth gehalten, diese Sache näher zu beleuchten, wäre /« nicht, um unser höchliches Erstaunen auszu» drücken, wie die Redaktion des jungen Blattes »Vaterland « eine solche Correspondenzelei je aufnehme» konnte. Uebelmeinende gibt es, überall, aber wenn wir ihnen das Gehör versagen, wenn öffentliche Organe der Volksbil­dung ihnen die Spalten ihrer Blätter verschließen, so müssen sie im eigenen Schlamm ersticken. Wir sind der Meinung, eine Zeitschrift, die sich »Va­terland« nennt —wahrlich dir schönste Titel, den ein Journal führen kann — sollte sich durch echtpatriotische Tendenz vor allen andern auszeichnen und nicht vaterländische Kunstinstitute von entschiedenem alten Rufe, wie unser Hofburgtheater, nicht vaterländische Dichter und Künstler, von anerkanntem Renommie böswillig angreifen lassen, welche Verunglimpfung, wenn sie schon in unserer Monarchie gewiß keinen Glauben findet, doch, im eifersüchtigen Auslande etwa ausgestreut, böses Blut erregen und die Nord­deutschen in ihrer ohnehin schiefen Meinung und Beurtheilung von den Kunst­intercsscn Oesterreichs nur bestärken könnte. — Die löbliche Redaktion derZeitschrift»Vaterl»nd,« die uns dieses offen ausgesprochene Wort durchaus nicht als einen feindseligen Angriff axslegm wolle, wird gewiß bei kaltem Blute von selbst einsehen, daß wir es nur im Interesse des Vaterlandes ausgesprochen haben. — Leopold Kordesch. Gharade. (Zweisilbig.) Die erste Silbe wird als thöricht oft verlacht. Obgleich nicht minder sie, als Weisheit, glücklich macht. Die letzte gilt bei Klug und Dumm so viel. Und doch ist sie nur leichtes, loses Spiel! Die erste hat — gesteht es! — Jedermann, Und Keiner glaubt, daß er sie haben kann. Die letzte ist so eine selt'ne Gabe, Doch wähnt ein Jeder fast, daß er sie habe. De« schönsten Menschenuorzugs, den wir kennen, Zerstörung wird das Ganze dir benenne«. K. Verehrter Herr Redakteurl — Es ist mir unlieb, ersehen zu müssen, daß der Artikel meiner im letzten Aprilblatre erschienenen Correspondenz, die Leistungen des Blattes ,,5illi« " betreffend, irrig verstanden wurde. Ich beabsichtigte darin nicht, wenn ich früher von der Entstehung eines neuen Blattes und der sich an selbes anschließenden Gelehrten gesprochen, die Namen dieser literarischen Notabilitäten »uf die ,,8tiri, " bezogen !» sehen. - Es ist ferne von mir gewesen, diesem Blatte einen Vorwurf machen zu wolle«, und der Ausdruck, »daß dasselbe selten eine Lese der Art bringt,« wollte und will ich noch gegenwärtig »uf Erzeugnisse unserer steiermärkischen Gesangshelden allcin bezogen haben, von denen ich bedauerte, daßsie nie ihren anerkannt erwünschten Produkten eine Stelle in unscrm geschätzten vaterländi­schen Blatte anweise«. ^ Ich ersuche daher, dies zur Berichtigung und Begegnung eintreten kön­nender Mißverständnisse in Ihrer Zeitschrift „OaininUll" veröffentlichen lassen zu wollen. Gratz am 4. Mai 1844. Narciß Maithal. Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.