L 7^ » ^Ae^L ^ - »—«8»—-!-'L--'.— ^Der von der ständisch verordneten Stelle der Stä'ndeversammlung vom 15. October 1821 vorge- tragene, und von Letzterer mit Beifall aufgenommene Entwurf zur Gründung eines vaterländischen Museums für Kram, ist die Veranlassung des gegenwärtigen Aufrufes. Vaterlandsliebe durch Vaterlandskunde zu nähren, ist ein von vielen gutgesinnten und erleuchteten Männern des österreichischen Kaiscrstaates angenommener Wahlspruch, dem .viele Museen anderer Provinzen ihre Entstehung verdanken. Kram war in gewisser Hinsicht früher als manches andere Erbland von obiger Wahr¬ heit durchdrungen, wie dieses die Hcaclonna oxorosorurn (gestiftet 1693) und ihre Tochter, die unter der glor¬ reichen Regierung der Landesmutter Maria Theresia im Jahre 1767 gegründete Gesellschaft des Ackerbaues und der nützlichen Künste beweisen. Wenig noch hat sich die Provinz von den durch Kriegsstürme, und den Druck fremder Machthabung erlittenen Drangsalen erholt, und war kaum unter den milden Scepter des allverehrten und allergnädigsten Mo¬ narchen Franz I. wieder zurückgekchrt, als auch schon das bishin der Gewalt des Verhängnisses gewichene Streben der Bewohner derselben nach dem Schönen und Nützlichen wiederum erwachte, und in den Jahren 1814 und 1816 die philharmonische und die Ackerbaugesellschaft ihre Wiedererrichtung erlebten. Diese Anstalten sind in ihrem Kreise so wirksam, als cs Zeitumstände und sonstige Verhältnisse gestatten. An die Bemühungen zur Vervollkommung des Ackerbaues, und zur Verbreitung der in das gesell¬ schaftliche Leben mächtig einwirkenden Tonkunst, soll sich auch das Bestreben anreihen, durch genaues Aussam¬ meln der vaterländischen Natur- und Kunstproductc dem Industrial-Fleiße Sporn zu geben, durch Zusammen¬ stellung geschichtlicher Urkunden und Denkmähler den Nationalwcrth in seiner Entwicklung zu zeigen, und Ver¬ dienste der Vorfahren in regem Andenken zu erhalten. Kram ist in Ansehung seiner Eigenthümlichkeiten, in naturhistorischer — seiner im Lande einst bestan¬ denen römischen Colonien, in alterthü'mlicher — seiner vielfältigen Schicksale, in geschichtlicher Beziehung so reich, daß cs an Materialien zu einem vaterländischen Museo nicht fehlen kann. Wenn es dem Lande an eigenen Forschern in jeder Hinsicht bisher nicht gebrach, so fehlte cs doch an einem Vereinigungspuncte, wo alle gemachten Entdeckungen jeder Art, zum allgemeinen vaterländischen Gebrauche hinterlegt werden könnten. Diesen Vereinigungspunct soll das Museum liefern. Derlei Museen sind bereits in einigen Provinzen des Kaiserstaatcs entstanden. Es bestehen solche Anstalten in Grätz, unter dem Namen Johannäum; in Pesth , mit der Benennung N a t i o n al-Mu se u m; in Brünn, als mährisch-schlesisches Landes-Museum; in Prag, wo sich eine eigene Gesellschaft zur Errich¬ tung des vaterländischen Museums gebildet hat. Krain's Bewohner werden um so minder in diesem edlen Streben zurückbleiben, je mehrere eigcnthüm- liche Gegenstände für dasselbe Hierlandes vorhanden sind. Um Jedem, der zu dieser Anstalt mitwirken will, den Umfang derselben zu zeigen, wird hier die Hauptskizze von dem zur Begründung des vaterländischen Museums entworfenen Plane mitgetheilt. Das vaterländische Museum soll überhaupt alle in das Gebieth der National-Litteratur und Natio¬ nal-Production gehörigen Gegenstände in sich fassen, und die Ucbcrsicht alles dessen vereinen, was Natur und menschlicher Fleiß im Vaterlande hervorgebracht haben, was zur Aufbewahrung des Andenkens an die Schicksale des Landes, an die Verdienste seiner Bewohner beitragen kann. Nach dem Muster des Iohannäums werden zwei Hauptpuncte ausgestellt, nämlich: Itcns Sammeln und Ordnen, und 2tens das Gesammelte gemeinnützig machen. Die erste Beschäftigung ist das Sammeln und Ordnen. Für dicscs werden insbesondere jene Gegen¬ stände vorgezeichnet, die dem Plane des Iohannäums zum Grunde liegen. I. Geschichte. II. Statistik. III. Naturgeschichte. IV. Technologie. V. Physik und Mathematik. I. Für die Geschichte sind zu sammeln: a) Alle Urkunden, die auf irgend rin Landes-Interesse Bezug haben, entweder in Originali, oder in getreuen Abschriften. K) Alle im Lande vorfindigc Denkmähler der Vorzeit, Grabsteine, In- und Aufschriften, Statuen u. s. w., entweder die Sache selbst, oder richtige Zeichnungen und Beschreibungen davon. c) Münzen, sowohl von dem inländisch bestandenen, als von dem durch die Colonien der Römer in die Provinz gebrachten Gclde. b) Wappen, Siegel und Stammbäume der adelichen Familien des Landes, Abschriften der Adels- Diplome und Lehensbriefe. o) Manuskripte von Gelehrten, die sich mit der Geschichte befassen, und historische gedruckte Werke über das Land. f) Abbildungen und Lebensbeschreibungen der Landcssürsten, der Großen des Landes, die sich beson¬ dere Verdienste erwarben, Gelehrte oder Künstler, oder sonst um das Land verdienter Menschen, welche Einge- borne des Landes sind. g) Volkssagen und Ma'hrchen, Volkslieder und Beschreibungen von Gebräuchen, die dem Krainer bei gesellschaftlichen Handlungen, wie z. B. Hochzeiten u. dgl., eigen sind. II. Zur Statistik der Provinz müssen Karten gesammelt und Auskünfte cingeholt werden. Was in Ansehung der natürlich- und künstlichen Production im Lande zur Statistik nöthig ist, würde bei den Fächern III und IV vorkommen. III. Die große Reichhaltigkeit des Landes an den mannigfaltigsten, und darunter dem Lande ganz eigenthümlichcn Naturprodukten, läßt einen großen Schatz für die Naturgeschichte in allen drei Reichen der¬ selben hoffen, und zwar um so mehr, als es hierlandcs an Männern nicht fehlt, die in diesen Fächern vorzüg¬ liche Kenntnisse besitzen. IV. Zn der Technologie wird die zu veranstaltende Sammlung zwar zuerst alle im Lande übli¬ chen Verarbeitungen und Naturprodukte durch Kunst und Industrie enthalten müssen; allein sie wird sich auch auf die Kunstproducte der Nachbar-Provinzen, und selbst des Auslandes nach dem Beispiele des Johan- näums — ausdehnen müssen, insbesondere in jenen Zweigen, welche hier schon betrieben, oder wofür im Lande die rohen Stoffe gesunden werden. V. Ueber Physik und Mathematik und deren Zweige wird das Sammeln zuerst auf dasjenige hinausgchen müssen, was zur Statistik des Landes beitragen kann, als z. B. Gränzbestimmungen, astronomische Ortsbestimmungen, Höhen-, Kreis-, Gemeinde-, Güter-, Sumpf- rc. Vermessungen; Vergleichungen in- und ausländischer, gegenwärtiger und vormaliger Maße und Gewichte untereinander u. dgl. mehr. Die Oberleitung dieser vaterländischen Anstalt behalten sich die Herren Stände vor; die Verwaltung derselben hat, über dahin geschehenes Ansinnen, die löbliche Ackerbaugesellschaft auf sich genommen. Die Aufstel¬ lung und Ordnung, dann die Erweiterung aller dieser Sammlungen, werden Auslagen verursachen, so wie zur Erhaltung dieses Institutes jährliche Zuflüsse erforderlich seyn werden. Es läßt sich bei dem Patriotismus der Krainer, den dieselben in ruhigen Tagen, so wie in Tagen der Gefahr und des Dranges schon öfters beurkundeten, durch thätige Mitwirkung das Gedeihen einer Anstalt mit Zuversicht erwarten, deren vorgestecktes Ziel es ist, die wichtigsten Kenntnisse für das practifche Leben zu erweitern, Verbesserungen in allen Zweigen der Industrie hcrvorzurufen, und die zweckmäßigste Verwendung der innern Schätze des Vaterlandes zu bewirken. Zur Begründung und Erhaltung des gemeinnützigen Unternehmens der Errichtung eines National- Museums kann jeder Einzelne Mitwirken: entweder durch Entrichtung einer Geldsumme ein für alle Mal, oder durch Darbringung einer bestimmten jährlichen Gabe, endlich durch Beiträge an Materialien für einen der obge¬ nannten Sammlungszwcige, und dicß in Sammlungen oder einzeln. Man erfreut sich um so gewisser der angenehm beruhigenden Ucberzeugung, daß die Bewohner dieser Provinz die Gründung und den Bestand des National-Museums wirksamst befördern werden, als schon jetzt, ehe noch gegenwärtiger Aufruf erschien, und selbst die Idee der Errichtung dieses Institutes noch zur allge¬ meinen Kenntniß gelangte — mehrere Beiträge an Geld und Materialien zu dem beabsichtigten Museo einge- gangcn sind, und von der löblichen Gesellschaft des Ackerbaues in die Verwahrung übernommen wurden. Alle, welche auf ein oder andere Art zur Errichtung und Erhaltung dieser Anstalt beitragen, werden als Stifter des Museums in das Errichtungsbuch zur Verewigung eingetragen. Beiträge und Geschenke, oder Erklärungen zu periodischen Unterstützungen für das Museum, von jeder Art, wird der beständige Ausschuß der k. k. Ackerbaugesellschaft in Laibach übernehmen. In vollem Vertrauen auf den jede gute Sache freudig unterstützenden Patriotismus der Landesbewoh¬ ner, fordert die ständisch verordnete Stelle Jedermann, der durch Beiträge an Materialien oder am Gelde zur Bedeckung der Auslagen zu diesem Unternehmen eines Landes-Museums mitzuwirken vermag, zum Beitritte auf, und verpflichtet sich dagegen, von dem Fortgänge der Anstalt und der Verwendung der zu leistenden Unter¬ stützungen, öffentliche Rechenschaft von Jahr zu Jahr vorzulcgen. Bon der ständisch verordneten Stelle in Krain. Laibach am 15. Februar 1823. I. C. Freiherr v. Schmidburg, Gouverneur und Präsident der Herren Stände.