lnr Annst, Literatur, Theater n. geselliges Leben. ^ ÄO5. Montag am 39. April 1839. kA-« ^ Von dieser Zeitschrift erfcheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ei» halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach aanzin'hria 6, -"" halbjährig ü fl. Kxrch d,e t, f. Post unter Oouvert mit portofreier Zusendung ganzjährig u, halbjährig 4 fi, C. M., und w,rd balbjähria voran»­bezahlt.. Alle k. t. Postämter nehincn Pränumeration an. In Laibach präuumeriri man beim Verleger am Raan, Nr. lyu, >,» ersten Stocke. Die beide« Nachbar« Nc r Nachbar niir zur Rechten, der ist cm reicher Man» , Der durch, die Gunst des Glückes sich Tausende gewann! Durch alle «ander stehest du seine Voten geh'», Stolz läßt auf allen Meeren er ftinc Flagge weh'», Sein ganzes Leben stehet ins reichste» Sonnenschein — Was nur das Herz erfreuet, cr.nennt es Alles sein! Ein Weib gab ihn, der Himmel, das ist so lieb, so h'.'ld. Doch halt er es auch höher, als all' sei» Gut und G»ld, lind lheure Kinder spielen gesund und froh um ihn — Die schönsten Blume» sieht cr auf seinen Pfaden blüh'». Doch was ihn, Gott gegeben, dies schöne, reiche Gut, Empfangt er fühllos nimmer, als schuldigen Tribut; Mit dantel füllte»! Herzen nimmt er's vom Himmel an — Der Nachbar mir zur Rechten, er ist ei» reicher Mann! Und kämpft mit Noth und Sorge, mit Dürftigkeit ein Herz, Da nahet cr als Retter, da stillet cr dcn Schmcrz, Nicht lcgtc eine Rinde das Glück um seine Brust, Nei», And're zu beglück.» ist seine höchste Lust. Dcr Nachbar mir zur Linke» — wcud' ich zu ihm dcn Blick, Wie ist so arm scin Leben, so düster sein Geschick! Nie ruhet cr, nic lcgt er die Hände in den Schooß lind doch hat er errungen nichts als ei» dürfi'ges Los; Auch ih»> zwar geht zur Seite ein Weib »üt treuem Ei»», Und lheure Kinder gab ihui der Himmel zu». Gewin», Doch uni so schwerer drücket dic Sorge nun auf ihn, Wovon cr sie soll speisen, wie cr sie soll crzich'n. Ein bleicher Gast, dic Krankheit, kchrt häufig bci ihm ein, Verdoppelt seine Sorgen u»d »lehret scinc Pein. Oft fehlt ein Kleid dcni Armen, oft fehlte schon das Nrot, Und doch nur selten findet ein Freund sich in der Noth! Die Seinen Hunger» sehen — gibt's für ei» Valcrherz Wohl einen Herder» Kummer, gibt's einen größer» Schmerz? Ger» möcht' cr selbst ja dulde» und tragen schwer und viel. Fand' er für ihre» Kummer nur endlich Maß und Ziel; Oft wuß't cr's nicht zu findcn, wic er auch strebt' und sann — Dcr Nachbar mir zur Linken, er ist ein armer Mann! U»d mögt ihr ihn verdammen, wenn cr in solcher Noth De» Retter sich ersehnet, den bleichen Retter Tod? Wie er auch späh't — es cilct kein Retter ja herbei, Dcr Tod nur macht de» Armen von seinen Ketten frei' Wie sehnend oft das Auge zu »»einer Rechten blickt. Und sich der Neid will regen, daß der so hoch beglückt. Daß er allein erklommen des Lebens Sonnenböh', Von keine», Sturm getroffen, erreicht von keinem Weh', Und wenn in» Innern grollend dünn eine Stimme spricht: Warum, du cw'gcr Valcr! gabst du mir Gleiches nicht? Dann blick' ich schnell hinüber zu jenem armen Mann, Der sich 5r«y Fleiß und Mühe nnr Schmcrz und Noth gewann, Beschämt senk' ich das Auge und spreche still in mir: Vielmehr, als ich verdiente, du Ew'ger! dank ich dir! Nic dürft ich wahrhaft darben, und nie empfand mein Herz, Gleich jenem armen Manne, des Lebens tiefsten Schmerz. Die Meinen alle stehen gesund und froh um mich — D u Ew'ger! 0 wie glücklich und wie so reich bin ich! Viel mehr, als ich verdiente, gabst du mir lebenslang. Dich preise meine Seele im frcud'gcn Lobgcsang. Hermann Waldow. Vaterländische Neisebildev. Von Dr. Rudolph Puff. Das Schloß Lueg in Krain. (Beschluß.) Dies unterliegt um so weniger einem Zweifel, als das im Hintergründe der Höhle übereinandergeschichtete Ge­rolle erst einen später« Niedergang eines Theils der De­cke darthut. Wir weideten uns noch an der Aussicht auf einer schwindelnden Stelle am Schloßdache, stiegen dann mit Fackeln wohl versehen hinunter über ein schmales Bret über den Abgrund zu der unter dem Schloße befindlichen Grotte, die wir ungefähr eine halbe Stunde durchwan­derten. Hohe, kühn gewölbte Hallen beginnen; nur durch den weichen und naßen Boden etwas beschwerliche Galle­rien streichen nach allen Seiten; auch hier sind reiche, dunkle Tropfsteingebilde, aber von einer so weichen Formation, daß sie sich nach wenig Tagen, der äußern Athmosphäre ausgefetzt, in eine Unzahl kleiner Prismen auflösen. Wir begaben uns wieder in das Schloß zurück, und während ein majestätisches Gewitter mit seinen tausendfcil.tig wieder­hallenden Donnerschlägen, mit seinen blendenden Blitzen niederging, ließen wir uns das Mittagsbrot in der alrer­thümlichen Halle trefflich behagen, und würzten unsere Mahlzeit durch die Erinnerungen an die Vergangenheit, die hier aus jedem Steine, jedem Pönale, ja aus einem großen Theile der Möbeln spricht. Das Stammschloß der Lueger war vermuchlich die nun längst verfallene, von dü­stern Föhren umschlossene Veste Lueg in's Land , nord­ 458 ostlich von der Poststation Peggau in Steiermark. Der Lehre aus dem Stamme der Lueger war Erasmus, ein kräftiger, aber finsterer Krieger; er fioh nach einem ver­ hängnißuollen Zweikampfe, in welchem er das Glück oder Unglück gehabt, seinen Gegner, einen Grafen von Pap­ pe »heim zu tödten, vom Hofe Kaiser Friedrich des Friedfertigen. — Geächtet, mit Mühe seinen Verfolgern entgangen, schien ihm aus seinen Besitzungen keine eine so sichere Zu­flucht zu gewähren, als diese, selbst von den Nachbarn kaum gekannte und unzugängliche Vcste. Er kam glücklich hicher. Noch und Menschenhaß ließen ihn bald Theil neh­men an dem Näuberhandwerke, das seine Knechte trieben. Nach langem, vergeblichem Suchen und Forschen gab sein eigener Muthwille dem zu seiner Verfolgung ausge­schickten Hauptmann von Triest, Freiherrn von Räuber, die erwünschte Spur, und mit einer rüstigen Schar bela­gerte er den trotzigen Lucger. An ein Stürmen war, wohl nicht leicht zu denken, die Kugeln prallten von den kahlen Felsenwänden zurück, oder saus'ten wirkungslos in die weite Höhle. Den Plan der Aushungerung verspot­tete der alte L u eg er, indem er selbst von Zeit zu Zeit den ­darbenden Belagerern Korbe mit frischem Wildpret und Fischen hinabließ, welche er durch seine unterirdischen We­ge aus dem Wippacherthale erhalten hatte. Was Gewalt und Hunger, was Muth und List nicht vermochten, vollbrachte der Verrats). Ein Leibdiener des alten Erasmus , ihm lieb und werth, wie ein eigener Sohn, ließ sich durch Gold blenden. Oft unter sicherem Geleite mit Geschenken des höhnenden Lueger's hinab­gekommen zu den Belagerern, zeigte er ihnen ein schmales Fenster in einer Wand, die nach seiner Aussage dünn ge­nug wäre, um, von mehreren Kugeln zugleich getroffen, zu bersten. Würde Erasmus sich in seinem Gemache befin­den, so soll ein nahe daran aufflackerndes Licht das Zeichen geben. Er selbst würde die Brücke herablassen und den Stürmenden das Eindringen erleichtern. Das Gold hatte seine Wirkung gethan. I n einer verhängnißuollen .Nacht flackerte'das Todtenlicht, alle Geschütze donnerten zugleich gegen die Malier^ die Trümmer der berstenden Gewölbe zerschmetterten den unglücklichen Erasmus , die Brücke knarrte nieder, die erbitterten Feinde drangen ein, und er­würgten die Knechte auf der Leiche ihres Gebieters, indem sein letzter treuer Knappe noch als schuldiges Todtenopfer den feilen Leibdicner erdolchte. I n den geplünderten, rauch­geschwärzten Trümmern lagen die Körper der Erschlagenen, bis mitleidige Räuber sie im Stillen einscharrten. *) Wie tjefergreifend die Erinnerung solcher tragischer Ereignisse an dem Schauplatze der That selbst wirke, mag jedes fühlende Gemüch oft empfunden haben. Mi r stan­den die blutigen Schatten noch vor Augen, als mich der nächste Sonnenaufgang bereits auf der St . Hieronimus­ ') Viele werden hier sprechen.' »Das iss etwas Allbekanntes!« Wir geben es zu, und tonnten das nämliche sage»; allein, da dicsVlatt zu eineruo­ lerländischen Chronik gch bilden soll, so erscheint dem Vaterlandsfreunde diese in eine», »cuen und gefällige» Rahme» gefaßte Begebenheit der Vorzeit gcwlß nur an ihre», Platze. Anw. d. Red. kirche am Nanos begrüßte. Als ich an der weißen, weithin schimmernden Wand stand, die den muntern Schiffern, wie ein leitender Stern weithin glänzt in die- adriatische See, und erst, als ich den Gipfel dieses Felskoloßes er­stiegen , als sich vor meinem trunkenen Blicke d.es Meeres weite Spiegelstäche von tausend Segeln, wie von dunklen Möven gefurcht, ausbreitete, wie ein Traum der Vergan­genheit, die wellenkrönende Venetia sich in nebelanigen Umrissen in zweifelhafter Ferne zeigte, da schwanden die blu­tigen Schatten, wie versöhnt und ausgeglichen, aus meinem Gemütho. Der einzige Philosoph. Von M. L ül. Ich war, erzählte der Geheimrath und Director des —schen Medicinalwesens von "" , nach Vollendung meiner ärztlichen Studien erst einige Monate als Leibchirung in den Diensten des Fürsten ^'*, als dieser eine Reise'durch Deutschland und die Schweiz nach Italien antrat,, auf welcher ich ihn begleiten mußte. Mir kam die Sache nicht unerwünscht, da es mir keineswegs an Reiselust fehlte, und ich bei dieser Gelegenheit einen mir sehr theuren Ju­gendfreund zu sehen hoffte, mi,t dem ich in den letzteren Jahren außer Verbindung gekommen war, und der sich, wie ich gehört hatte, jetzt in Stuttgart befinden sollte, wo der Fürst sich ein Paar Wochen aufzuhalten gedachte. Ich fand meinen Freund daselbst auch wirklich auf; allein dieses Zusammentreffen war ein sehr unfreundliches. Seine Lebensverhältnisse hatten sich sehr ungünstig gestal-­tet, sie waren peinlich, und schienen ihm selbst, dem Lei­denschaftlichen, durchaus unerträglich. Vielfache Verluste hatten ihn getroffen; sehr empfindliche Kränkungen in ra­scher Folge auf ihn eingestürmt. So fand ich ihn denn in einem Zustande der Aufregung und Verbitterung, die, wie sie mich zur schmerzlichsten Theilnahme aufforderte, so bei meinem Freunde die unseligsten Folgen mich besor­gen ließ. — Das Schlimmste bei der Sache war, daß mein Freunds schon früher zum metaphisischen Zweifel ge­neigt, jetzt bei der leidenschaftlichen Aufgeregtheit seines Geinüthes sich dieser Richtung mit einer Entschiedenheit hingab, die jeden tröstenden Glauben an eine sittliche Welcregierung und eine höhere Bedeutung des Lebens nicht blos feindselig angriff, sondern geradezu darauf ausging, diesen Glauben gänzlich zu vernichten. Die Kühnheit und Energie des Geistes, mit welchem er bei diesem Vernich­tungsprocesse zu Werke ging, die Tiefe des Gefühls, der Reichthum und die Schnellkraft der Fantasie, die er dabei entwickelte, setzte mich, so gut ich auch die Kraft seines Geistes zu kennen glaubte, in Erstaunen, und mehr als ein Mal gelang es ihm, mich an die schwindelnden Abgründe mitzureißen, in die er hohnlachend hinabblickte und vor denen mir schauderte. I n lebhafter Besorgnis; um meinen Freund, und, wenn in meiner frühern Ueberzeugung auch nicht wankend ge­macht, des Stoffes zur geistigen Unruhe doch mehr mit mir nehmend, als mir zuträglich seyn konnte, verließ ich 419 mit dem Fürsten Stuttgart, und betrat die Schweiz. Wie rasch der Same des Zweifels Wurzel geschlagen' hatte, wurde ich durch nichts mehr gewahr, als dadurch, daß die großartigen Naturscenen, die mir begegneten, die mir so neu waren, und auf die ich mich so sehr gefreut hatte, nur einen schwachen Eindruck auf mein Oemüth zu machen vermochten. Ich suchte mich meiner Befangenheit gewalt­sam zu entreißen, allein das Nebel wurde dadurch nur noch schlimmer, und ich verstrickte mich in den Netzen nur immer mehr, in welche ich so unoermuthet gerathen war. I n einem nur ein Paar Stunden von Zürch gelege­nen Flecken wurde der Fürst plötzlich trank, und obwohl seine Unpäßlichkeit nicht sehr bedeutend war, so zwang sie ihn dennoch, das Weiterreisen für einige Tage aufzuge­ben. Ich war nun eines Tages eben von meiner Abendvi­site bei ihm auf mein Zimmer zurückgekommen, und hatte mir Licht gemacht, als die Tochter des Gastwirthes, ein Mädchen von siebzehn bis achtzehn Jahren, hereincrat, und mich bat, einem ihrer Hausgenossen, der beim Kräutersam­meln den Fuß gebrochen habe, Beistand zu leisten. Ich war sogleich bereit, ihr zu folgen, und sie führte mich" in ein kleines Stübchen im Erdgeschoße des Hinterhofes, in welchem Alles höchst ärmlich, aber dennoch mit einer unverkennbaren Sorgfalt sehr reinlich gehalten war. Der Kranke, ein Greis von ungefähr sechzig Jahren, lag auf einem Schrägen unter einer wollenen Decke. Der rechte Arm war gelähmt,,den linken Fuß hatte er gebrochen. Ich untersuchte den Bruch; er war von den schlimmsten. Die Schmerzen der Operation -des Einrichtens mußten sehr hef­tig seyn; demungeachtet entschlüpfte dem Leidenden weder eine Klage, noch sonst ein Zeichen der Ungeduld, und ich verließ ihn nicht ohne lebhafte' Theilnahme, nachdem ich, was mir nöthig schien, angeordnet hatte. — Als mir eine Stunde darauf die Tochter des Wirthes mein Abendessen brachte, erkundigte ich mich bei ihr des Nähern nach dem Manne. Er sey, erzählte sie mir, sei­nes Handwerkes ein Töpfer gewesen, und habe sich mit einem wackern Weibe mühsam, aber redlich, durchgeholfen. Von vier Kindern, die er besessen habe, sey eines im See ertrunken, ein anderes von einem umstürzenden Wagen zerquetscht worden, die zwei andern habe, als sie schon herangewachsen gewesen, ein bösartiges Fieber weggerafft. Bald darauf sey auch seine Gattin gestorben, und sein kleines Haus ihm von Grund aus abgebrannt. Er habe nun bei einem andern Töpfer als Gchülfe gearbeitet; al­lein, als ihr, der Erzählerin Bruder, eines Tages mir ei­nem trunkenen Knechte Händel bekommen, und dieser mit der Sense nach ihm gehauen, sey Willfrie d —so nannte sie meinen Patienten — gerade in der Nähe gewesen, habe den Streich des Wütyeuden aufgefangen, und die Sense sey, indem er sie demselben zu entringen gesucht, ihm selbst in den Oberarm gefahren, indem sie ihm alle Sehnen zerschnitten habe. Seit jenem Vorfalle habe ihn ihr Vater in's Haus genommen und Willfrie d habe sich jetzt darauf gelegt, für die Apotheker in Zürch Kräuter zu sammeln. Bei diesem Geschäfte nun sey es ihm heute begegnet, auf einem Felsenabhang auszuglitschen, und im Herabstürzen das Bein zu brechen. Sein Unglück gehe ihr schwer zu Herzen, denn der alte Mann sey immer so gut und so frommen Sinnes gewesen, als irgend ein Mensch es seyn könne, und sie begreife nicht, warum des Unglücks ein gar so gehäuftes Maß habe über ihn kom­men müssen. Die letztere Bemerkung stimmte so gut zu den Grü­beleien und Zweifeln, mit welchen ich mir in den jüngst verflossenen Tagen so viel zu schaffen gemacht hatte, daß ich, um mich ihnen ungestört überlassen zu können, die Mittheilung mit einigen Worten kurz abbrach. Die Theil­nahme an meinem Patienten war inzwischen dadurch nicht vermindert worden, und somit ging ich am folgenden Tage, sobald ich dem Fürsten meine Morgcnvisite abgestattet hatte, um auch bei jenem nachzusehen. Ich fand den Greis so gelassen und geduldig, wie am verflossenen Abend.- Auf seiner Stirne, die so edel gebil­det war, daß ich mich nie eine schönere gesehen zu haben erinnere, lag der stille Friede eines gottergebenen Gemü­thes, und die heiterste, Ruhe sprach aus seinem hellen, un­getrübten Auge. Ich untersuchte seinen Zustand, versprach ihm einen glücklichen Verlauf seiner Heilung, und setzte hinzu, daß seine bisherigen Verpfleger ihn wohl auch künf­tig nicht verlassen würden. „Gott lohne ihnen tausendfach, was sie an mir ge­than haben" sagte er, „aber sie können nichts weiter für mich thun. Sie haben viel Unglück gehabt, und müssen am letzten Tage dieses Monats selbst vom Hause gehen." »„Und wie wird es dann mit euch werden, da ihr eurem bisherigen Erwerb jetzt nicht weiternachgehen könnet.,,» „Ich weiß es noch nicht. Gott wird auch das bestimmt haben." „„Ih r habt des Ueblen ohnedies schon so viel erduldet, ihr Armer!«" „Viel , was mir wehe, sehr wehe gethan hat« sagte er nach dem Schweigen eines Augenblickes, in welchem ein leichtes, kaum merkbares Zucken seiner Gesichtsmuskeln ver­rieth, wie wehe der Schmerz um seine Gattin und seine Kinder ihm gethan haben mochte—„aber ein Uebel war es nicht, denn es kam von Gott; und darum muß es gut seyn." Ich werde, fuhr der Geheimrath fort, nicht mit der Mitiheilung meiner Unterredungen mit jenem Manne be­helligen, obwohl sie für mich sehr wichtig wurden, indem ich in ihnen den festen innern Halt für meine Anschauung des Lebens fand, den ich in der letzteren Zeit verloren hatte. — — Ich habe, sagte er weiter, in meiner fast vierzigjährigen Praxis die religiöse Erhebung beim Schmerz des Siechthums, und über den Schmerz des Lebens in den verschiedensten Abstuffungen angetroffen ; vom einfachsten Glauben bis zu jener höchsten Anschauung des Gottcsvcr­trauens, das seine feste Zuversicht aus dem tiefsten Born der Wissenschaft und des Denkens schöpft: aber nie habe ich die Ucberzeugung: Alles was ist und geschieht, kömmt 43» von Gott, und muß darum gut seyn, in gleicher Kraft und Wahrheit wieder gefunden, wie bei jenem Manne» Und somit mögen Sie es mir vergeben, daß ich, da uns heute unser Gespräch auf die Philosophie gebracht hat, und ich einige Ihrer neuern Wortführer ziemlich genau kennen gelernt, jenen schlichten Mann, den einzigen echten Phi­ losophen genannt habe, dem ich in meinem Leben begegnet bin. Der Philosoph erkennt, daß alles Denken über die Räthsel des Lebens einzig und allein in dem Begriff der Gottheit einen genügenden Abschluß finde. Mi t diesem Begriff aber steht als ein Nothwendiges die Ueberzeugung fest, daß Alles, was ist und geschieht, als von ihm ausge­ hend, gut sey. Die Energie nun, mit welcher wir die Nothwendigteit dieses Zusammenhanges für das Denken, wie für das Handeln erfassen, scheint mir allein des Na­ mens der Philosophie werth — der Mangel dieser Energie aber überall unbedingt geistige Flachheit zu seyn. Itevue des Mannigfaltigen. Wie kann man aus Galanterie einen Mord begehen? So fragt ein amerikanisches Blatt und gibt darauf fol­gende Antwort: Man sage einer jungen Dame, sie habe einen sehr schonen Fuß.—-Sie wird dünne, kleine Schuhe tragen, in solchen auch im feuchten Wetter ausgehen, und sich erkälten; diese Erkältung veranlaßt ein Fieber und nach einem Monate ist sie nicht mehr. Man will wissen, daß die Schauspielerin Dlle. Mar s zu Paris, dann die Tänzerinen Dlle. Fanny Elßler und Dlle. Taglioni zusammen mehr Brillanten besitzen, als die drei ersten Juweliere von Paris. I n Warschau zahlen jetzt viele Meister ihren Gesellen nicht mehr, wie es sonst zu geschehen pflegt, Sonnabends, sondern Donnerstags den Wochenlohn aus, um sie dadurch von dem sogleichen Vertrinken ihres ganzen Erwerbes ab­ zuhalten. Um ein Linienschiff von 74 Kanonen zu erbauen, sind 3000 Eichen erforderlich. Diese Eichen bedecken eine Strecke von ioo Morgen Landes und haben 100 Jahre gebrauche, um zu wachsen. Auch würden so viele Eichen das nöthige Holz für tausend Wohnungen geben können, und eine gleiche Anzahl Familien könnte darin wohnen. Korrespondenz. Pra g am 2ll. April >8zy. Gerne folge ich, bester Herr Redakteur, Ihrer gütigen Einladung, und will Ihnen einige Crayon-Skizzen über unser geistiges und ordinäres Leben miitheilen. — Ich ton,,te Ihnen eine unzählige Menge Neuigkeiten miltheilen, die aber ini Grunde wieder keine Neuigkeiten sind, weil sie, ob­wohl Neues, doch nichts Angenehmes bieten; so z. N . wechseln auf unserem Theater mit den besten Parthien die graulichsten Ausgeburten der drama­tischen Literatur, und vor der herrlichen Oper: »Zum treuen Schäfer« von Adam , siel ein gräßliches Rettungsspiel »Der Rcisewagen des Flüchtlings" von Margalethe Carl total durch. Trotz dem, wird ein neues Slürt gegeben, so rennt doch Alles nach dem Theater. Hä vucem Rennen, wir haben hier schon zwei Wettrennen gehabt, besonders war das zweit e in­teressant, weil es sich um die Errichtung eines Vereins zur Pferdeveredlung handelt, zu dessen Vorsteher ohne Zweifel Graf Clam , der beste Reiter in Böhmen, gewählt werden wird. Von Thiere» sehen wir manches. So machte ein Wollsisckgerippe bei uns seine Aufwartung, und ließ die Menschen über das Ungeheure des Thieres selbst staunen; aber ein Professor der Naturge­ schichte, der mit mir darüber sprach, lächelte schalkhaft und meinte: über die Menge der Thiere ließe sich staunen, von denen alle diese Knochen abstam« men. Die ÄLohllhntigleit herrscht in allen andern Städten, aber in Prag ist sie ganz sicher zu Hause; denn nicht genug, daß sie der Knnst, welche mit Wallsischen nach Vrot zieht, ein wenig auf die Nein« hilft, (in Prag sollen über »n.un!, Menschen das Thierchen angesehen haben, das heiß' ich unterstützen!) spendet sie durch zahllose Conecrte auch Armen und wohlthnti­ gen Instituten bedeutende Waben. Bei Conecrte» fallt mir ei», daß Sa­ phir in Prag war, und die ganze Stadt in drei Parteien getheilt hat, in seine Enthusiasten — seine Gegner u,,d die Gleichgültige». — Wenn S a- phi r halbwegs eine so starke Stimme hätte, als sein Witz treffe»» ist. so hörte ich jede seiner Vorlesungen hundertmal lieber, die im Vorbeigehen ge­ sagt, sehr gut ausfielen. Auffallend nimmt die Zahl der Literaten in Prag zu, und doch sieht man nirgends eine bedeutende Thmigteit. Palacky's ». Heft des 2. Ban­ des von der sehr geschätzten Geschichte Böhmens, ein Thcateralmaoach und Ur. Heßlers Handbuch für Phisif, Mechanik, Gewcrbskundc -e. wovon ich Ihnen schon neulich erwähnt habe, st»d die letzte» Resultate. Eber t schreibt eine Idylle: »Die Liebenden«, Gcrle ein Lustspiel: »Der Moderne' und Scidlitz, der sich jetzt hier aufhält, hat in Leipzig de» z. Band des Romans: »Der Astrolog" erscheinen lassen. Jetzt ist Bildernu^stellung, welche alle die frühern übertreffen soll, nächstens mehr davon von Ihren, Eberhard Arnold Ionok. Schlußwort. Wir sind nun angelangt auf der ersten Station un­ serer Wanderung durch das Gebiet des Vaterlandes und der Kunst, und tonnen getrost einen Blick zurückwerfen auf die zurückgelegte Strecke, wenn auch eben keinen Blick des strengsten Gerichtes, weil die sprichwörtliche Schwierig­ keit des Anfanges sich auch an unserm Unternehmen, wie an vielen ähnlichen, rrwahret hat. Der billige Kunstkenner und Vaterlandsfreund, der uns mit treuem Auge gefolgt, wird uns seine Anerkennung nicht versagen. Wir haben ununterbrochen, auf das vaterländische In­teresse unser Augenmerk gerichtet, und nebenbei das: ,,'!'<>t «l>>>i!l>, tut »e»5uz" beherzigend, auch in dem Genre der unterhaltenden Lektüre dem verschiedenen, aber gebildeten Geschmacke des Lesepublikums fleißig, und ohne die Ko­sten zu scheuen, auf eine Art gehuldiget, die unser Blatt an Originalität, Gediegenheit und Mannigfaltigkeit, dem Ausspruche vieler auswärtigen Journale gemäß , den Reihen der besten belletristischen Zeitschriften einverleibt. Wir haben demnach unsere Tendenz ferne gehalten von dem 0ll!li><>li-ic!l» des einen — und der trockenen Ge­lehrsamkeit des andern Ertremes, und ihr stets eine Rich­tung zu geben gesucht, daß sie des Kunstsinnes und der Theilnahme unserer Leser würdig sey. Mi t warmen Eifer haben sich manche einheimische ausgezeichnete Kräfte für das Fach des Vaterländischen uns angeschlossen, und indem wir dessen mit herzlichem Danke erwähnen, laden wir alle Jene zu künftiger Mitwirkung ein, die uns in dieser Hin­sicht interessante Aufschlüsse zu geben in der Lage sind. Am i . Ma i feiert die Carniolia ihren Geburtstag. Möge sie Herzen finden, die an dem jungen Frühlingskinde ferner freundlichen Antheil nehmen, und ihm Wohlergehen, Glück und Gedeihen wünschen. Möge ihr kein anderes Angebinde werden, als die fortdauernde Anhänglich­keit aller ihrer Pathen und Freunde! —7 - Und so scheiden wir also, und treten imiHig und heiter bald die neue Wanderung wieder an. — Auflösung des Logogryphs im Blatte Nr. lc>4. Grlanbe. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.