!T8350p Pleurotomaria Carniolica Von V. Hilber Mit einer Lichtdrucktafel Uber die zeitliche Verbreitung der Arten dieser Gattung geben E. B o u v i e r und H. F i s ch e r eine Ubersicht. 1 Nach der im Jura er- reichten grogten Haufigkeit beginnt in der Kreide eine stetige Ab- nahme. Aus dem Palaogen waren 1896 nach Vincent 13 Arten bekannt. Aus dem Miocan liegen vor: At/antica Cotter (Azoren), Pedemontana Sacco (Italien), gigas Borson (Italien), tertiaria M. Coy (Australien), dazu kommen nunmehr Carniolica Hilb. (Krain) und Styriaca Hilb. (Steiermark). Die von den genannten Autoren $ls miocan aufgezahlte Sismondai gehort bei Annahme des Oligocans in dieses, wahrend die von ihnen als pliocan bezeichnete gigas miocan ist; Pedemontana ist seit dem Erscheinen der Aufzahlung dazu ge- kommen. Als „quaternar“, weldies nach einem verbreiteten Migver- standnis als mit diluvial gleichsinnig vervvendet wird, nennen jene Ver- fasser Fischerei May. ms. und Duchassaignei Schramm aus Guadeloupe. Jegt leben vier Arten: Beyrichi Hilgendorf (Japan), Rumphii Shepman (Molukken), Quoyana P. Fischer et Bernardi (KI. Antillen), Adansoniana Crosse et P. Fischer { KI. Antillen). Im Jahre 1899 waren nach E. Bo u vier und H. F i s ch e r kaum mehr als 24 Stiick der jegt lebenden Arten bekannt. Die miocanen Stiicke sind grogenteils Unika. Die jegigen Pleurotomarien leben in 70 bis 200 Faden Tiefe (Zone der Brachiopoden und Tiefseekorallen), auger der japanisdien Art, in den Tropen. Sie gehoren in die zwei Sektionen Entemnotrochus P. Fischer (supramedianer Sinus, Nabel) und Perotrochus (intra- medianer Sinus, kein Nabel). 1 Bouvier E. und Fischer H., Etude monographique des Pleuroto- maires actuels. Journal de Conchyliologie, Tome 47 (4. serie, Tome 1) pag. 77, 1899. 22 Pleurotomaria Carniolica Hilb. nova forma Tafel I, Figur 1 bis 3 i J t n?/ Hohe 72, Miindungshohe 36, Durchmesser 127 mm Em mit Schalenresten bedeckter Steinkern aus grauem fein- kornigen Sandstein. Die Schale ist weit genabelt, besteht aus fiinf gleichmagig konvexen Umgangen, die auf dem legten hervortretenden kielahnlichen Kanten sind durch Druck entstanden oder verstarkt. Bei den lebenden Formen kommt den weit genabelten Arten ein supra- medianes Schligband zu. Die Basis ist wenig gewolbt, die Miindung schief zur Achse und rundlich. In den Schalenresten sind drei Sduchten unterscheidbar. Die augere Schalenschicht, die Porzellanschale, ist papierdiinn. Sie besigt eine aus erhabenen, schwadi gekornelten Spiralreifen bestehende Skulptur, welche auch auf der darunter liegenden Perlmutterschicht sichtbar ist; am Schlug des drittlegten Umganges kommen zwei Reifen auf ein Millimeter; hier und auf dem vorlegten Umgang ist diese Skulptur nur an der Basis der Umgange erhalten, auf der Schlugwindung scheint sie auf einen zwei Millimeter breiten Streifen unter der Naht beschrankt zu sein, der iibrige Teil ist nur nach an zwei Stellen in fiinf Millimetern Breite erhaltenen Schalenresten mit Zuwachsstreifen versehen. Unter dieser Schidit folgt eine Perlmutterschicht, beilaufig ein halbes Millimeter dick, und darunter eine bisher nidit beobachtete, auf den Mittehvindungen ein Millimeter dicke glanzende Porzellanschicht, welche mit Saure lebhaft braust. (Nicht so der darunter liegende Steinkern.) Auf der Schlug- windung ist diese Schicht nur einen Bruchteil eines Millimeters dick. Ein Diinnschliff zeigt, dag diese Schalenschicht aus unregelmagigen, senkrecht auf der Schale stehenden Pfeilern von bis vier Millimeter Durchmesser besteht. Sie ist in Figur 1 auf dem drittlegten und vorlegten Umgang sichtbar. Die Form hat sehr viel Ahnlichkeit mit der P. gigas BorsA, deren Unikum gleichfalls sehr unvollkommen erhalten ist. S a c c o s Photographien zeigen iibrigens eine ihm entgangene Eigentiimlichkeit, namlich einen kleinen Rest von Gitterskulptur an der Basis (Figur B) und Spiralreifen auf der Oberseite (Fig. A). Sacco sagt: „Anfractus sublaevigati vel arcuatim striatellati." Verglichen mit unserer Form ist der Nabel in gigas viel enger, die Oberflache verschieden, nach der Abbildung mit einer andersartigen, groberen Skulptur versehen. 1 Sacco, I Molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Liguria, parte XXII, pag. 3, Taf. I, Fig. A, B, Erklarung zu Tafel I Pleurotomaria Carniolica Hilb. von Tunjice Fig. 1 von hinten, natiirliche Groge. (Auf dem drittlegten Umgang die innerste Schalenschicht, dazwischen der Steinkern, sichtbar.) Fig. 2 von unten, halbe natiirliche Groge. Fig. 3 Stuck der Skulptur an dem unteren Rande des Schlusses- der drittlegten Windung, natiirliche Groge. Die weigen Bruchstiicke gehoren zur Perlmutterschale und liegen unter der (starker skulpturierten) augeren Porzellanschale. 1 b'inT us •^iiij , ikI>I , i^ aaijnuT nov .18 'i9b doii}3 8 .9f)6iO sdoihiitBn ,gnubniW nglftelllhb 19 J n n n9§9il bnu alBdagiattnmhsa ins n9iori9^ gdaiilgdiina najiisv/ 9KI .alBriagriBlIsnoa ii9i9fjuii (ri9ti9nu;tqiij>Ig i9diBjg) tab Tafel I 2 Liclitdruck v. Max Jalld, VVien. Plcurotomaria carniolica Hilbcr s 23 Vorkommen: Tunjice (Teinig) ober Stein in Krain. Original: Laibadier Museum. 2 Finder: Herr Pfarrer S. Robič. Herr Bergrat Tell er teilt mir iiber das Vorkommen mit: „Die Lokalitatsangabe Tunjice (= Teinig der Spezialkarte, Pfarrgemeinde West von Stein in Krain) ist zu allgemein gehalten, als dag man daraus auf eine bestimmte Schichte der Tertiarbildungen des Gebietes schliegen konnte. Das Gesteinmaterial des Steinkernes lagt midi aber vermuten, dag das Fundstuck aus denselben Aufschlussen stammt, aus welchen Pfarrer Robič die von Bittner in den Denksdiriften der Wiener Akademie (Bd. 48, 1884) beschriebenen Reste von Cancer carniolicus gewonnen hat. Dieselben liegen, wie ich meinen Tagebudi- notizen aus dem Jahre 1884 entnehme, an dem Fahrwege von Stein nadi Teinig, und zwar im Abstiege zum Bach Tunjščica, 350 m Ost von der Brucke iiber diesen Bach, an der Nordseite des Hohhveges. Die gelblichgrauen Kalksandsteine mit Cancer carniolicus liegen hier iiber blaugrauen sandigen Mergeln, die ganz erfiillt sind von den kreidigen Skulptursteinkernen von Buccinum costulatum, Leda nitida und Corbula gibba. Die Krabbenreste sind iibrigens mit den genannten Fossilien auch in derselben Schicht vereinigt zu beobachten. Im Be- reiche der Gemeinde Teinig sind nirgends tiefere Tertiarschichten aufgeschlossen. Die groge Pleurotomaria mit der Lokalitatsbezeichnung Teinig kann also wohl nur auf jenes Niveau des marinen Miocans von Stein in Krain bezogen werden, das ich in meinen Erlauterungen zum Blatte Eisenkappel-Kanker, pag. 109, mit den Mergeln von Tiiffer parallelisiert habe.“ Die beziigliche Stelle (pag. 110)lautet: „Uber dieser unmittelbar dem alteren Gebirge sich anschliegenden Randzone" (mariner Tegel und Griinsand von Gouze Bittner s) „folgen als machtigstes Glied der ganzen Sdiichtenreihe schlierahnlidhe, glimmerigsandige Mergel und mergelige Sandsteine mit Meletta- Schuppen, Krebsscheren und Brissopsis- Resten, welche in ihrer Fazies, wie in ihrer Fossil- filhrung dem Komplex der Ttifferer Mergel entspredien. Im Vrhovje- und Doblicagraben schliegen diese mergeligen Schichten nach oben mit kalkigsandigen Lagen und Nulliporenkalkbanken ab, welche man ohne weiteres mit den Leithakalkbanken parallelisieren kann, die sich in der benachbarten Siidsteiermark im Hangenden der Tufferer Mergel einzustellen pflegen." Von besonderer Wichtigkeit ist die an dem Stiicke und an einer gleidhfalls neuen Art (P. Styriaca) entdeckte dritte Sdialenschidit. Ob 2 Ich danke dem Herrn Kustos Walter Šmid in Laibach fiir die Mitteilung des Stuckes. COBISS 24 diese an anderen Pleurotomarien auch vorkommt, kann ich aus Mangel an Vergleidismaterial nicht beurteilen. Da ich somit nicht wei§, ob die rezenten Entemnotrochus, mit welchen unsere Stiicke nach allen anderen Eigenschaften zusammengehoren wiirden, ebenfalls eine innere Porzellanschicht besigen, kann ich unsere Stiicke weder unter jenes Subgenus stellen, noch audi ein neues aufstellen. Die zwei erwahnten Arten stammen aus Sdilier (Tiifferer Mergel). Die Ablagerungstiefe dieser Bildung an den beziiglichen Stellen mug in den Tiefengrenzen, in welchen die heutigen Pleurotomarien leben (70 bis 200 Faden, Zone der Bradiiopoden und Tiefseekorallen), ent- halten sein. Die beiden Arten zugrunde liegenden Stiicke sind die einzigen aus dem osterreichisch-ungarischen, ja aus dem ganzen augeritalisch- europaischen Neogen bekannten Pleurotomarien. NARODNA IN UNIVERZITETNA Sonderabdruek aus Carniola 1909 Heft I und II Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibaeh