Freytag den 10. Iuny 162Z. L a li d w i r t h s ch a f t. Von Verwahrung der Dorfgebäuke gegen- deren schnelle Zerstörung durch FeuerSbrünfie. (Aus dem Wanderer'-)' !3)ie Feuersblüüste sind im gegenwärtige,, Sommer beynahe in alle., Gegenden sehc houftg, und werden vermuthlich während der wcirmern und trockene» I^h' r,eSl!>ir sich noch vermehren. Die Ursachen desEinstehcnö dieser Feuer siiid äußerst selten zu entdecken möglich, und sie werden dahet immer nur dem Höfen.Vorsätze oder der U'worsichtigteit zugeschrieben^ da doch auch zuweilen aus der Selbstent z ü n 0 u n g,, besonders im trockenen heißen Sommer durch die Einwirkungen der atmosphärischen Stoffe, Feiiersbrinisle einstehen können. Ich habe,die,bereits erforschten Scl^stenczün-dungen und deren Ursachen in dem Volksd!,,nte des Wanderers Nr. i54 vom 2. Iuny 1624 und Nr. »5ö vom 4, I„n» n. I. 'bekamN gemacht, und muß nur noch nachträglich bemerken, daß selbst der wa.m.e Rauchs wenn er aus dim Schornsteine steigt und von der O,r-oder Süolust auf ein nahes ausgetrocknetes ali.s Strohdach h^rabgedrückt wird, dessen schnellere Zerseku.ig, durch die chemischen Emwirkungen und zuweilen eine Entzündung bewirken kann, besonders wenn zugleich Sonne und Luflelerlricität mit einwirke»,, was oft dec Fall ist. Die häusigen Feuersbrünste auf dem i.ande wer. den ferner am meisten durch die Banart der Hauser begründet und erhalten. Denn die Dächer voi, leicht entzündbarem Holze oder Stroh, di? gährenden Dung» Haufen, die Anhäusungen^von, feuchtem Heu, von Bür-telu>. Stroh, die unmittelbare Verbindung der Hau« ser dmch deren Dacher, und noch viele andeie Ursachen müssen das schneite Verbreiten des Feuers sehr begün« siigen. So' lange diese Ursachen der Feuersbrünste und deren Vergroßeruüg nicht entfernt sind/ so lange we-r» den auch' die Feuerlösch-Anstalten ohne günstigen ßs-folg bleiben, weil das in den Dörfern sehr schnell UM sich greifende Feuer nicht mehr unterdrückt werden kann. Kaum sind ore Hauftr abgebrannt, so werde», sie wie« der so erbaut/' wie sie fiüh/r bestanden, wodurch die Feuergefahr erneuen ist. Nur,sehr wenige Landleute destken das Vermögen, anstair der abgebrannten Stroh« oder Schindeldächer eine Bedachung,pon Ziegeln oder Fencrmauern u. f w. errichten ^u rönne». Es wäre d^iher über de»v PoNzng zll wachen, daß nach jeder Feuersdrlinst die abgebrannte»v Häuser nur so wieder erbaut oder gedeckt werden dürfen, damit die frühere Gefahr durch gröbere Feuersicherheit entfernt bleibe. Ist aber daS Vermögen hierzu nicht vorhanden, und konnten daher die Häuser nur auf die vorige Art wie« der hergestellt werden, so wäre mit Strenge darauf zu sehen, daß folgende SichersteUungsmittel a/gen Feuers-brünste bey der Erbauung oder Eindtckung vollzogen werden müssen^ In jedem Hause soNen die hölzernen Decken der Zimmer, Stallungen und anderer Gemacher oben auf dem Boden mit gestampfter Lehmerde, wenigstens einen halben Schuh hoch, bedeckt werden, pm hsts Dmch' in die Zimmer zu verhindern.— Ied.eS Haus muH, nebst kleine» Feuerdecken, auch mehrere ungebrannte Ziegel vorrächig haben, um mit denselben wahrend einer Feuersbrunst die Fenster und Thüren schnell verlegen und wie durch eine Mailer versperren zu 5ön-»ien, zur Verhinderung d^s Feue«,indringenH in düe Gemächer. DasH^uSdach ist von seinem angranzenden, wenn die uncere Hauptmauer es gestattet, durch eine, we> nigstens aus ungebrannten Ziegeln bis zum Dach auf» gefühvce, und dann mit gebrannten Ziegeln oben belegte und bedeckt« Feuermauer abzusondern. Da5 ganze verbaute Holz in einem Hause, was dem Regen nicht ausgesetzt ist, besonders der Dach^ stuhl, die hölzernen Decken in drn Gemächern, Stal> lungen und Schupfen,, tiie Bodenstiegen, Thore u s. w. sollen mit guier, haltbarer Thon. oder Lehmr>-strichen w vor sie aufgenagelt wird, in einen Mörtel geraucht werden, der aus gutem, im Fluß- od<« N«ü«,«vasser aufgelösten Kalt und sehr 7emem feinen Sand (WeU- sand) be-stehe:. Durch diesen dünnen Überzug sind die Dacher gegen chnetk Entzündung, Verbrennung und Faulnlß gestchen, «nt» wenn auch in der Folg/« auf der obern äußern Dechfeite vom Regen dmrd, ist es in Wasser einzutauchen , worin gute Thon ^ oder Lchm-u?nden und fest zusammen zu drücken. Ist das Dach fertig, so wird feine uncere Seit« auf dem Boden an dem Dachstuhle mit jenein Überzug aub Lehmerde dicht überstrichen. Die« ser Überstrich konnte auch auf der äußern Seite voll» zogen werden, und eS ist eben so wenig wie bey den .Havaner^Dachern zu befürchten, doß er vom Regen bald abgewaschen werde, weil die Thonerde zwischen die Strohhalme sich hineinsetzt,, ln di< dann kein Ne< gen leicht eindringen tann. D^st ein solches Dach zu »schwer sey und einen ztt festen, daher cheuereu Dachstuhl benöchige, ist gänzlich ungegründet; denn jen^r dünn< Überzug des Daches und der einzelnen Struhstiele betragt bey «ncr Bedachung v^n 100 Quadractlaftern k^uin 5 Centner im Gewicht an Lehmorde, welches unbedeutend und ei« ungleich geringeres Verhältniß ist, als bey den schwereren Havaner-Dache,». Jener liber. >zug tlögt auch zur Festigkeit und D^uer der Dächer bey. Besonders sind die untern und diejenigen Theile der Strohdächer, welche bey den Rauchfangen sich be« sinden, dichter mit j stuhl wieder zu bedecken, als das Haus verbrennen zu lassen, besonders weil jen^s in aufgelöster Lehmerde ge« - beitzd« Stroh >nit der Zeit ei,«n guten Dünger gewahrt, r Auf die außer den Dörfern oder in deren Höfen « befindlichen Grtreidestädel ist vorzügliche Aufmerksamkeit r :u richten, weil dieselben, als entfernt von den Woh-r nungen, am leichtesten auö bösem Vorsah unbemerkt «ntzündet werd-en tonnen,) mdem i"d die Siädel selbst mit Stroh geiüllt sind. Leiber werdet, diese Scädel gewöhnlich a>, einem Plake nahe beysammen erbant, und so ein Raub der Flammen, die ihrer Größe wegen bild die Häuser ergreifen. "Um diese große FeuerSgefahr zu entfernen oder zuvermin^rn, soll jeder Stadel vom andern wemg-stens 6 Klaftern entfernt, und dieser Zwischenraum mit hohen, schartigen und saftigen Bäume» besetzt seyn. Auch ist es vortheilhaft,, wenn solche Plätze, worauf mehrere ScäHel sich besinden, gegen die Feueranlrger mic ein.s.ge!cs5en Thone zu dArchdringen und sammt dem Dach'nchle auf beyden Saiten zu überziehen, vorzüg-lich die uine>n Theile, damit dieselben nicht von Menschen leichc entzündet werden tonnen. Die gewöhnlich aus Bretern bestehenden Seidenwand« der Stadel, die Thore u»ü alles Heizwert,, w«den mit ^enem Anstriche dichc und dick überzogen« Jener Überzug der l^cht brennbaren Gegenstände mit unverbreimbarer Lehmerde, kann an allen Orten leicht und uneingeld'lich von d>lch?n diese imposante Scen< hervorbrachte, will ich Ihnen zu entwerfen versuchen. Bey Loreto, «lwa eine italienische Meile außerhalb der Porta orien« tale, durch welche d«r Zug in die Scadt anlangte, war am Ende einer, in gerader Richtung auf das Thor führenden Allee ein überaus geschmackvoller Pavillon errichtet worden, in welchem der Hof, von dem kaiserlichen Lustschlosse von Monza kommend, aus dem Reisewagen stieg/ um m den Galla-Equipagen Platz zu nehinen. Schon den ganzen Vormittag wogte in dieser )lllee, so wie in den Gassen, durch welche der Zug seinen Weg nehmen mußte, eine ungeheure Menschenrasse auf und nieder. Gegen vier Uhr ward das Gedränge auf der über drey italienische Meilen langen Strecke des Einzugs unbeschreiblich. Die Fenster aller Häuser waren dem Landesgebrauch gemäß mit Tapeten behängen, die Bal-cons geschmackvoll decorirc; längs der Allee von Loreco bis zur Scadt hatten kllrge Soeculanten elegante/meist mit Blumen gezierte Tribunen errichtet/ an welchen be deutendeSummen geivoni^en wurden,denn sie waren zum Erdrücken gefüllt. Die Regsamkeit im Volke, nnd besonders die vielen unverkennbar frohen Gesichter, bildeten in meiner Erinnerung einen sehr bedeutenden Contrast mit ähnlichen Festlichkeiten, denen ich in früheren Zeiten beygewohnt hacce. Inder Negel nähmlich sticht der Mailänder ganz gewaltig gegen seine südländischen Mitbrüder durch Ernst und Snlle bey solchen Gelegenheiten ab/ und die glänzendsten Aufzüge vermochten es bisher lncht/ das lombardische Phlegma stark zu erschüttern. Allein schon die Neugierde schien dießmahl wen mehr als sonst gespannt zu seyn; denn nichc die Bewohner der Stadt allein / Landvolk aus den entferntesten Nmge. bungen, die Einwohner der n>:he gelegenen Städte, wie z. B. aus Pavia — dessen Studenten in Corpore alle Schiffe auf dein Naviglio zur Herkunft in Beschlag genommen hatten — waren den ganzen Vormittag herge. strömc;uno auch nur einer so unglaublichen Menschenmenge konnte es gegeben jeyn, die langen Streclenvom Puncte der Ankunft in Lorelo bis zum Domplaye so enge auszufüllen. Gegen fünf Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, Ich verweise Sie hinsichtlich seiner Ordnung scheinungen gehört, ?lls besonders nach dem Kirchengang der Kaiser sich dem auf dem Doinpla^e versammelten , oder rnel-mehr dort eng zusammen gedrängten Volke vom Bal< coü au» zeigte, erscholl ein Freudengeschrey, das noch nie an diesem Platze, an welchen sich seit 25 Jahren so manch? Erinnerungen knüpfen , ertönte. Ein Theil der Garnison befand sich im Zuge-, ein anderer Theil bil« dece oie Spaliere längs- den Gassen; alle,in nur auf ius-nigen Orten/ dorr wo Truppen in Parade standen, war dem Publicum der Andrang zu dem Wagen verwehrt ; die anderwärts sehr dünne gestellien Posten lie« ßen willig das Vo>k vordringen. Es war ein eigener Anblick, ganze Eolonnen, sobald der Wagen des Kaisers vcnüberzog, durch die erwartende Menge gewalt« sam brechen zu sehen, um ihn nur einige hundert Schritte abermahl weiter schauen zu tonnen. Abends war di« Stadt zum ersten Mahl? seit vielen Jahren vollständig beleuchtet; dcr Hof f,.h, ui'ter lautem Jubel deo Volks in offenen Wagen durch ein Gewühl, welches in engen Gassen Besorgnisse errvgen konnce; kein Gewaffneter, außer z>vey lombardischen Ehrengarden, begleiteten die Equipagen- In den Tiraßen war kein Mllltär außer den gewöhnlichen i)^achtposten aufgestellt, keine Poli» zeymanilschafl ersichtlich, und überhaupt n'rcht die mM' deste allßerordentliche SicherheilSmaßreg«! ergriffen, und doch siel die ganze Nacht nichc die mindeste Unc oronung vor. W e t t e. M Lord Kensingron hat um loon Guineen gewettet daß er am 6 Iuny zwischen Sonnen-Aufgang und Sonnen Untergang auf dem nähmlichen Pferde voll London nach Oxford reiten wolle. _________ ^__ sr Gedruckt bey Ignaz A I o y « Vdlen »vn Kltlnmayr.