-HS -Z -L 4g 4~ 4g 4g -A -E 4E tern öer Ueger. Katholische missions-Zcitscbrlftr « « herausgesehen von dor Gesellschaft dor „Söhne des hist, herzens 3esu“. « « Erscheint monatlich 32 Zeiten stavk. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Fr cs. M- 7. Juli 1903. Inhalt: VI. Ilchrg. Seite Wifsions-Lotterie.........................193 WaWichten aus JiitC.......................195 Ans (Mim..................................196 Wan Kairo nach ßyartum ...................200 Aus dein Wiffionsleben: Ein Lahmer als Apostel. —‘ Nutzen einiger medizinischer Kenntnisse für einen Missionar. —Missionsreisen. — Bekehrung und erbaulicher Tod eines Häuptlings.......................204 Am Warterpfalil...........................210 per hl. Antonius non Wadua .... 212 Verschiedenes: Der Marien-Verein f.Afrika. Der Leguan. — Kameelwettrennen. — Das Seite Pockerl und das Böckerl. — Wie eine Mondfinsternis auf die Wanyamwesi wirkt. — Beispiele ziehen an. — Das Lächeln im Tode. — Was für Einwürfe rc. — Wie ist der Zustand derer beschaffen re. — Wie sieht es in der Welt aus rc. — Echo aus Afrika. 214 Hebetserhörungen und Empfehlungen . . 224 Abbildungen: Gott segne unsere Wohltäter. — Ein Neger beim Fischfängen. — Mameluckengräber bei Kairo. '— Der Leguan. — Der afrikanische Strauß. — Der hl. Antonius von Padua. — Ein Dorf an den Ufern des Sobat. — Der Nildannn bei Schellal. T I I I 1 T I T I I T T f I I T I I I I I I I I i T T ! I 1 Missionshaus Mühlanä bei Brixen (Tirol). Korrespondenz dev Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 3. Juni bis 1. Juli 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gefl. Kenntnisnahme, das; wir der Einfachheit halber milde Gaben rc. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Tür das Missionshaus: Lorenz Codalonga, Kooperator, Welsbcrg Paul Premstaller, Durnholz bei Sarnthein Karl Kabatnik, Schlackenwerth Sebastian Heiß, Schwaz Elise Mayr, Lienz . . . Martina Angerer, Reutte . Dr. Josef Pflüger, Domkapitular, Wien Albrecht Graf Meran, Innsbruck Theresia Scharinger, Salzburg . Johann Dengel, Elbigenalp . . P. Felder, Pfarrer, Schwarzenberg Ungenannt, Waidbruck.... Franz Sengthaler, Hallein . . Johann Cistccky, Wien . . . Franz Große, Dechant, Fugau . Ungenannt, Köln, für ein Heidenkind (Laurenz) Jakob Germuth, Rettenegg . . . Ungenannt, Bonn..................... Marg. Rieder, Brück a. d. Ahr . . Ungenannt, Bregenz.................. Felix Erlacher, Expositus, StulS Alfred Schumpp, Kaufmann, Beuron Gebhard Sinz, Pfarrer, Lech . . . Aloisia Roleder, Odrau .... Robert Heide, Spiritual, Kaadcn, „Antonius brot" .............. Johann Hackl, Hofkirchen Ferdinand Tschörncr, Dechant, Bullendorf Josesine von Gerstenberger-Reichsegg, Friesach Andreas Winkler, Dechant, Tamsweg Franz Christanell, Innsbruck . . . Ungenannt, Eppan.................... Blasius Holaus, Dompropst, Salzburg Magnus Barbist, Reutte .... Joh. B. Lengaucr, Pfarrer, Leopoldschlag M. P., St. Martin in Passeier Ungenannt, St. Pauls in Eppan Ein Theolog in Briren . . . Dr. I. Freiseisen, Theologieprofessor, Briren W. Kemf, Pfarrer, Wien Frau Lina Christian, Majorsgattin, Salzburg Julie Donat, Georgswalde Helena Beza, Sternberg Kronen 1,— 3,— 5,— 17.— 10 — —.50 10.— 2,— 5,— 3,— 3. — 20.— 2,— 1.— 4, — 24.62 2,— 1.16 2.34 2,— 2,— 9.97 2,— 3,— 12.— 1 — 3, — 4, — 2,— 10.— 10.— 1,— 3,— 3,— 11.— 100.— 2,— 20.— 2,— 3.— 1.— 2,— Ungenannt, Kesseling, für ein Heidenkind Ungenannt, Kesseling.................... Ungenannt, Bonn......................... Ungenannt, Rech a. d. Ahr .... Legat der j Maria Zingerle, Olang, Pusterta Ungenannt............................... Aus Teis bei Briren..................... Anton Pinzger, Dompropst, Linz . . M Franke, Rudolfstal.................... Johanna Kauczor, Kl.-Strehlitz . . . Ludwig Rettl, Reisach................... Johann Ziernhöld, Graun .... Therese Huber, St. Michael a. D. . . Katharina Gruber, Hofmark, sandte 2 Wachskerzen, 3 Uhrberloques, Rosenkränze und Briefmarken. Gräfin Johanna Westerholt, Bonn, sandte eine, reich von Hand gestickte Stola (Primizgeschenk für P. B. Zorn). Dr. Ignaz Wild, geistl. Rat, Linz, sandte Bücher. Kronen 24.63 — .71 7.63 5.27 101.24 1,— 23.20 3,— 1,— 18.75 6,— 3.— 2,— Jiir heilige messen r Baronin Nagel, Vornholz . . Marianna Kuntner, Laatsch bei Mals Josef Weih, Landeck .... Anna Streitberger, Zell am See F. Noggler, fb. Ordinariat, Briren Ungenannt, Bruneck .... Ungenannt, Briren.............. Th. Feßler, Pfarrer, Hohenweiler Ungenannt, Greifenburg . . - Alois Schmitt, Pfarrer, Bliesmengen Rudolf Seiner, Kaplan, Göß Aus Zell am See . . . E. Zimmermann, Hall i. T. Elise Fröhlich, Ahrweiler . Ungenannt, Kesseling . , Ungenannt, Bonn . . . Ungenannt, Rech . . . Aus- Afers bei Brixen . Johann Spielmann, Lechleitei Aus dem Rheinland . . Josef Fink, Andelsbuch Maria Winkler, Innsbruck Kronen 32.82 200.— 5, — 3. — 120.— 4, — 10 — 25.47 10.— 22.25 31.20 4.20 2.— 8.21 8.21 3.52 23.45 2.— 6, — 23.40 12.— 2,— Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. tim 6ctte$lohm erbittet aas Gefertigte von seinen Jretmden und Gönnern Bücher, besonders ascetiscben und theologischen Inhaltes. « « t5 t* « Missionshaus lftübland bei Brixen. Juli 1903. TI. Jahrg. Es gibt nicht leicht einen Menschen, der für die Missionäre in den Heidenländern feine Be-wundernng hegte. „Na," heißt es da, „was muß der für ein Herz haben, daß er sich nicht fürchtet, so unter die Wilden, unter die Menschenfresser zu gehen! Das tät' ich nicht!" Doch damit ist der guten Sache wenig geholfen; weder kann der Missionär davon leben, noch der Heide zum kath. Christen werden. Damit das große Liebeswerk, dem die Missionäre sieh weihen, wirklich gedeihe und die Ehre Gottes gefördert werde, ist notwendig, daß es mit Geld und Gut unterstützt werde. Also ans, ihr Bewunderer mutiger Glaubensboten, auf, ihr Liebhaber und Gönner der Negermissionen! ans, ihr Freunde und Wohltäter der Söhne des heiligsten Herzens Jesu, Missionäre für ZentralafrikaI Zeiget jetzt, daß euch ernst ist mit euerer Bewunderung, die ihr allezeit für unser opfervolles Leben an den Tag legt; zeigt jetzt, im Namen des hlst. Herzens Jesu beschwören wir eitel), zeigt jetzt, daß Ihr Opfer zu bringen wißt, Opfer an Geld und Gut! Bringet Opfer an Geld! Kaufet Lose unserer Effekten-Lotterie! 1 Krone für ein Los! Es ist ein Opfer I Es kostet Geld; au Geld aber hat selten jemand Überfluß. Es ist ein Opfer, aber wahrlich kein heroisches Opfer I 1 Krone, wie leicht wirft man sie doch manchmal weg für nichts und wieder nichts! Da gilt es aber für eine so heilige Sache: den armen. Heiden, die in der Sklaverei der Menschen und des Satans schmachten und das ohne ihr Verschulden, beizuspringen und ihnen zu einem menschenwürdigen Dasein zu verhelfen. Gibt es denn überhaupt ein edleres Menschenwerk? Das wäre so die echte Menschlichkeit—und wer wollte heutzutage der nicht huldigen? — wenn man dem unter die Arme greift, der ganz außer Stande ist, sich selbst auf die Füße zu helfen! Übet also, teuerste Freunde, diese edle Menschlichkeit, bringet Opfer an Geld, bestellet Lose! Ist aber dem einen oder dem andern dieses unmöglich, so bringe er Opfer an Gut. Wir brauchen noch soviele Gewinstgegenstände! Mii dankerfülltem Herzen gegen Gott und euch, teuerste Wohltäter, bekennen wir es, daß wir mehrere tausend Stück wertvoller, sehr wertvoller und kostbarer Gewinste beisammen haben; aber 25.000 sind es noch lange nicht. Und 25.000 müssen es werden; und sämtliche 25.000 hoffen wir geschenkt zu bekommen; denn nur so ist an einen Erfolg des Unternehmens zu denken. An diesen Erfolg aber haben wir immer geglaubt, sonst hätten wir es nicht ins Werk gesetzt. In diesem Glauben werden wir durch den bisherigen Verlauf desselben bestärkt. Wer immer die bereits vorhandenen Effekten besichtigt, teilt diese Zuversicht mit uns. Wenn man nämlich diese Menge wertvoller Geschenke sieht, so kann man nicht umhin, anzunehmen, daß ein Unternehmen, für welches sich soviele Tausende von Menschen aller Klassen und Stände interessieren, für das so ungezählte demütige Gebete vertrauensvoll gen Himmel gesendet werden, das bisher so sichtlich vom Segen Gottes begleitet war, daß ein solches Unternehmen nicht anders als gelingen müsse. In unerschütterlicher Zuversicht also, daß wir jetzt erhört werden, erneuern wir heute unsere dringendste Bitte im Namen des hlst. Herzens Jesu, dessen Söhne wir uns nennen, dessen Liebe uns mit euch verbindet und uns wie euch zu Aposteln der Neger macht; int Namen des hl. Petrus Klaver, des Patrons aller Neger-missionen; im Namen des hl. Franziskus Laverius, des bewunderungswürdigen Vorbildes aller gott-begeisterten Missionäre; int Namen dieser drei, zu denen wir vom 12.—20. Juni d. I. zur Abwechslung einmal eine Sturmnovene gemacht haben, erheben wir unsere Hände und Stimmen: Schicket noch Effekten für unsere Lotterie! Alles, was einen Geldwert repräsentiert, wird dankbarst angenommen. Daß aber der guten Sache mit Silber, Gold und Edelsteinen mehr gedient ist, findet ein jeder selbstverständlich. Wer also über solches verfügt und es entbehren kaun, der ist gebeten, es uns zu überlassen. Wer solches nicht hat, dem aber sonstiges zugebote steht und er weggeben kann, der ist demütigst gebeten, es uns abtreten zu wollen! Wer aber nichts dergleichen hat, den bitten wir im Namen des edlen Zweckes der Mühländer Esfekteu-Lotterie, uns wenigstens — und da gilt keine Ausrede — das Almosen des Gebetes (hl. Kommunionen, Rosenkränze, Novellen, vereintes Gebet u. dgl.) reichlich zuwenden zu wollen, auf daß Gott unsere bisherigen Gönner, Wohltäter und Freunde segne und uns viele, viele neue erwecke. Das walte Gott und die unbefleckt empfangene Jungfrau Maria! Wie wir bereits früher bemerkt haben, hat die hochverehrte Generalleiterin der St. Petrus Klaver-Sodalität, Frau Gräfin Maria Theresia Ledo-chowska, sich sehr gerne bereit erklärt, in ihren Niederlassungen und Filialen Effekten für unsere Lotterie entgegenzunehmen und uns zu vermitteln. Wir bitten also unsere Leser, Effekten oder Geldbeiträge für unsere Lotterie recht bald entweder direkt an unser Missionshaus in Mühland bei Briren, Tirol, zu senden oder an eine der nachbenannten | straße 20. — Triest, via Sanitä 9. — Innsbruck, Adressen der St. Petrus Klaver-Sodalitiit: Salz- Universitätsstraße 3. — Krakau, Starowislna 3. bürg, Dreisaltigkeitsgasse 12. — Wien I, Bäcker- Prag VI, 33. — Bozen, Obstmarkt 16, II. Stock. NB. Dieser Dummer liegt ein Postscheck bei, dessen man sich zur kostenlosen Einsendung des Betrages für Eose oder Beiträge zur Lotterie bedienen kann. "Äg ------ ---------------------------------------- Nachrichten aus Lul. Bericht des hochw. Pater Bernard Kohnen, Sohn des hhl. Herzens Jesu. nter anderem schrieb unser hochw. Pater und Mitbruder aus Lul an den hochw. Herrn Pater Angelo Colombaroli, Generaloberer unserer Kongregation, Folgendes; „Unsere Mitbrüder haben hier der Arbeit mehr als genug. Die Brüder Jakob und Alexander haben jetzt den Rohbau für eine kleine Kirche beendigt; sie ist 9 Meter lang und 5 Meter breit. Sic ist aus Ziegelsteinen gebaut und ahmt den römischen Stil nach. Etwas Großartiges gibts zwar nicht, doch für diese Gegenden ift’g schon ein halbes Wunder! Es gilt nun, ein Dach darauf zu machen und das ist eine schwierige Sache! Im ganzen Lande hier gibts wohl keinen geraden Baum und mithin auch keine geraden Balken; alle sind mehr oder weniger krumm und so wird unser Bau inwendig ein wenig bucklig aussehen. Meine Hauptaufgabe ist jetzt, die Sprache der Eingeborenen zu erlernen. Zwar ist die Schilluk-sprache bedeutend leichter als die arabische, doch kann auch bei ihr ein wenig Geduld nicht schaden. Schon kann ich mich ein wenig verständlich machen und auch ich verstehe so langsam meine Besucher, die sich sehr zahlreich einfinden. Diese guten Wilden halten wirklich den ganzen Tag hindurch meine Hütte wie belagert; sie schalten und walten darin wie in ihrer eigenen. Ganz gemütlich kommen sie herein, setzen sich neben mich und bestürmen mich mit einer wahren Flut von Bitten: dem einen gefällt dieses Bildchen, dem andern jene Schachtel; dieser möchte dies Büch- lein haben und jener meint, er würde glücklich sein, wenn er mein Brevier hätte. Selbstverständlich kann ich ihnen nicht alle diese Bitten gewähren; doch das verlangen sie auch nicht; sie versuchen nur so, wie auch bei uns in Europa soviele es machen; gelingt es, gut; gelingt es nicht, auch gut. Einen Nutzen habe ich jedoch immer von meinen Besuchern; den nämlich, daß ich mich mit ihnen unterhalten und so mit ihrer Sprache vertraut machen kann. Außer dieser Hauptbeschäftigung habe ich noch eine andere; nämlich mit meinem Bruder Heinrich, den die Schilluk mit dem großartigen Namen H a k i m - P a s ch i a zu bezeichnen pflcgcn. Zum berühmten Doktor werde ich es zwar schwerlich bringen, doch mit einigem guten Willen kann man es doch schon zu etwas bringen und das genügt hier und damit kann man hier schon sehr viel wirken. Hoffe etwas später einmal hierherum als Medizinmann zu reisen und recht viele an Leib und Seele zu kurieren. Entschuldigen Sie, wenn mein diesmaliger Bericht etwas kurz und dazu noch mager ausgefallen ist; ich schreibe ihn am späten Abend, wo ich schon müde und schläfrig bin; doch entweder jetzt ein wenig oder garnichts; morgen muß ich mit dem hochw. Herrn Administrator unserer Mission und einigen Schilluk eine Spedition zu den Denka machen, die jenseits des Nils wohnen und mit welchen unsere Bekanntschaften sich jeden Tag freundschaftlicher gestalten. — Der Engel des Herrn möge uns begleiten! Uns Hestra. Bericht des hochw. P. Hugo Larisch, Sohn des hhl. Herzens Jesu. HM it Freuden sende ich Ihnen folgende Zeilen. Wenn Sie dieselben auch veröffentlichen wollen, so glaube ich, daß sie wohl manchen interessieren werden. Es hat sich nämlich nochmals in unserer Kolonie glänzend bewährt, daß das Gebet und der Opfersinn recht viel zur Bekehrung der Ungläubigen Beitragen. Beidemal hieß eine alte Negerin, die jüngst in unsere Kolonie aufgenommen wurde. Sie war aus dem Stamme der N u b a. Wieviele Winter sie schon mitgemacht hatte, wußte sie selbst nicht und auch wir können es nicht genau konstatieren. Nach ihrem äußern Aussehen zu schließen und auch nach den verschiedenartigsten Erlebnissen, die sie uns nach und nach erzählte, mußte sie ein Jahrhundert hinter sich haben! Man nimmt an, daß sie zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Alexandrien geboren wurde. Ihre Mutter war eine Sklavin, von einem Ägyptier aus einem Kriege im Sennaar mitgebracht worden. Zeldemal war noch ein Kind, als ihre Mutter starb. Ihre Herrin, die sie liebgewonnen hatte, übergab sie ihrer Tante zur Verpflegung. War das ein Zufall oder war es eine Fügung Gottes? Zeldemal wußte es nichts ich nehme jedoch das letzte an, denn so ganz kauschel mußte ihre Herrschaft doch nicht gewesen sein: In einer gewissen Zeit verschwanden alle Sklaven, selbst die gute Tante war nicht mehr zu erblicken. Wo waren sie hingekommen? Verkauft? oder getötet? Zeldcmal allein war noch geblieben. Es schien, als ob ihre Herrschaft sie zur eigenen Familie zähle. Sie hatte nämlich eine große Freiheit und, als später wieder andere Sklaven und Diener kamen, übte sie eine gewisse Herrschaft über dieselben aus. Doch, sonderbar! Obgleich sie im Hause eine so große Freiheit genaß, außer dem Hause wurde sie immer strengstens bewacht. Nie durfte sie dasselbe allein und nur höchst selten und dann niemals ohne strenge Aufsicht verlassen. Zeldemal war von Geburt aus eine doch da sie stets in Gemeinschaft mit fanatischen Muselmännern lebte, nahm sie auch deren abergläubische Gebräuche an und wurde ebenso fanatisch wie jene. Mit der größten Genauigkeit beobachtete sie alle unsinnigen Traditionen derselben. Ihr erster Herr starb und da der Sohn sein väterliches Haus geerbt hatte, konnte auch Zeldemal noch in demselben bleiben. Sie mußte ans die Kinder des neuen Herrn achtgeben und noch dazu wie früher auf die andere Dienerschaft sehen. War sie es ja, die nun am längsten im Hause war und alle Sitten und Gebräuche desselben, auf welche die Muselmänner viel halten, am genauesten kannte. So vergingen viele Jahre. Die Kinder dieser zweiten Generation wurden unterdessen groß und als die älteste Tochter alt genug war, um sich verheiraten zu können, bekam sie unsere gute Alte als Ratgeberin mit. Was ihr dabei am unangenehmsten war, war, daß sie nun auch ihre Wohnstätte wechseln mußte. Ihre junge Herrin nahm sie mit sich nach iMro; dort sollte sie auch wieder wie früher Kindermädchen werden, sie, die Alte, die nunmehr die dritte Generation sah und erzogen hatte! Obgleich die Sklaven alle fanatische Muselmänner waren, so war ihre neue Herrschaft doch ziemlich gut katholisch, der syrischen Kirche angchörig. Zeldemal war mchreremal zugegen, wenn die Kinder derselben getauft wurden; auch vernahm sie hier und da etwas von dem katholischen Glauben, doch nur zufällig, denn von so etwas wollte sie niemals reden hören; sie war eben eine fanatische Alte und je älter sie wurde, umso schlimmer wurde sie. Für eine zeitlang zog ihre Herrschaft und folglich auch sie nach dem etwas südlicher gelegenen und gesünderen Heluan. Ihre Beschäftigung blieb immer dieselbe. Sie war nicht lange daselbst. In Heluan starb ihre gute Herrin und die Familie kehrte wieder nach Kairo zurück. Zeldemal war, wie es scheint, noch niemals krank gewesen. Wieviele gute Dienste hatte sie ihrer Herrschaft schon geleistet! Es war im Jahre 1899, als sie zum erstenmale krank wurde. Ihre Herrschaft war jedoch sehr besorgt um sie; besonders Rosina, die älteste Tochter, bewies sich ihr sehr dankbar. Schon lange hatte sie den lieben Gott gebeten, der guten Alten doch noch die Augen zu öffnen, ihren Verstand zu erleuchten und sie der Gnade der hl. Taufe doch noch teilhaftig zu machen. Alles schien vergebens! Die Alte wollte nämlich, wie schon erwähnt, niemals von so etwas reden hören. Rosina verlor den Mut nicht; sie betete noch immer weiter Nr. 7 Stern der Neger Seite 197 und immer andächtiger. Um desto leichter zum gewünschten Ziele zu kommen, die gute Alte noch zu bekehren, traf sie Anstalten, daß jene zu uns in die Kolonie nach Gcsira gebracht werde. Dort würden die braven Schwestern sie gut verpflegen und ihr an nichts mangeln lassen. Zeldemal, so überredet, nahm den Vorschlag an; konnte sie doch unmöglich an dem guten Willen Rosinas, die in ihren Armen aufgewachsen war, zweifeln! Und da sie von kräftigem Körperbau war, konnten unsere Schwestern mit Recht hoffen, das; sie sich bei einer aufmerksamen Pflege bald wieder er- holen werde. So traf es ein. Nun begann man der Alten langsam von unserer hl. Religion zu sprechen, ein wie großes Glück sie uns verschaffe und wie notwendig es sei, sie anzunehmen, da man sonst ewig unglücklich sein würde. Doch, das war keine leichte Aufgabe! Zeldemal war nicht immer aufgelegt, von so etwas reden zu hören; anfangs mal garnicht. Auch war sie infolge ihres großen Alters sehr schwerhörig und ihr Verstand schon fast mit Moos überwachsen. „Da sprechen sic mir immer wieder von eitern Sünden," sagte sie mitunter unwillig; „ich hab' keine Sünden, wozu plagt ihr euch also ab mit mir?" Unrecht konnten die Schwestern ihr nicht geben! Sie war ja von ihrer frühesten Jugend an bis zu ihrem höchsten Alter nie aus jener Familie herausgekommen; die Welt kannte sie nach fast garnicht und somit auch ihre Schlechtigkeiten nicht. Nie war sie verheiratet gewesen, und überhaupt aus ihrem ganzen Wesen konnte man schließen, daß sie eine von Gott privilegierte Seele war. Unsere Vorstellungen blieben also ohne Erfolg. Da griffen die Schwestern die Sache von einer andern Seite an: „Das glauben wir,".sagten sie zu ihr, „daß bit selbst keine schweren Sünden begangen hast, doch, gesetzt auch das, so hast du doch ganz sicher, wie alle Menschen, die zur Welt komtnen, die Sünde Adams, die Erbsünde auf deiner Seele. Um nun diese abzuwaschen und dir den Weg zum Himmel zu öffnen, ist es notwendig, daß du dich taufen läßt." Dieses, die Lehre von der Erbsünde, war ihr bis dahin noch gänzlich unbekannt gewesen. Sie machte ihr Eindruck und so fing sie an, darüber nachzudenken. „Nun," fragten sie oft die Schwestern, „hast du jetzt verstanden?" Siehst du es nun selbst ein, daß die Taufe zur Seligkeit notwendig ist?" Zeldemal gab jedoch noch keine oder nur ausweichende Antworten und vielleicht hätte es noch lange gedauert, bis sie sich zum Bessern entschieden hätte, wenn Gott sich hiezu nicht eines besonderen Vorfalles bedient hätte: Neben ihr stand das Bett einer-gewissen Theresia Gabriella. Diese war schwer krank und die Schwestern und Paters gaben sich alle Mühe, sie auf einen guten Tod vorzubereiten. Auch Theresia tat ihr Möglichstes. Versehen mit allen notwendigen Sterbsakramenten starb sie bald eines wahrhaft erbaulichen Todes. Zeldemal hatte sich alles genau gemerkt: diese aufopfernde, mitunter bis zum heroischen Grade steigende Nächstenliebe der Schwestern, das Mitleid, welches die Paters ihr bewiesen und besonders die große Uneigennützigkeit, womit man sie, die doch eine ganz fremde Person war, bediente, mußten ihr Herz erobern! Ihr Entschluß war gefaßt: auch sie wollte Christin werden und nie hat sie ihren Entschluß mehr geändert! Sobald sie ihre gute, himmlische Mutter Maria kennen gelernt, verehrte sie dieselbe mit kindlicher Einfalt und stellte sich für den Rest ihres Lebens unter ihren ganz besonderen Schutz. „Eines ist nur noch notwendig," dachte sie, „nämlich mich gut auf die hl. Taufe vorzubereiten!" Das tat sie denn auch mit aller Energie. Doch es ging trotzdem so schnell nicht, wie sie wünschte. Da sie sehr schwerhörig war, konnte sie nur sehr langsam und mit vieler Mühe unterrichtet werden. Bis jetzt war Zeldemal bei unsern Schwestern in Gesira gewesen; ihre Herrschaft, der sie so lange und so treu gedient und die sie daher aufrichtig liebte, äußerte den Wunsch, ihre gute Alte wieder zu bekommen: sie könne ja auch bei ihnen den Katechismus weiterlernen und sich auf die hl. Taufe vorbereiten. Man erlaubte es ihr; war ja vonseiten dieser guten Familie garnichts zu befürchten für sie. Im Gegenteil: Die gute Rosina, die die Bekehrung der Alten schon lange versucht und auch schon damit angefangen hatte, sollte ebendieselbe auch ganz vollenden. Sie half ihr, die nötigen Wahrheiten erfassen und nach einem Jahre wurde sie würdig befunden, das hl. Sakrament der Wiedergeburt, die hl. Taufe, zu empfangen. Ein Maroniter-Priester taufte sie im Hause ihrer Herrschaft. Das war ein Jubel! Zeldemal hieß fortan Maria, welcher Name ihr Herz vor Wonne fast bis in den dritten Himmel zu versetzen schien. Auch ihre gute Herrschaft freute sich mit ihr; da jedoch in ihrer Umgebung sich noch immer Bekenner des Islam befanden, hielt sie es für geraten, Maria wieder zu unserer Kolonie zu schicken. „Nicht, als ob wir an ihrer Standhaftigkeit zweifelten," sagte sie, „doch zur größeren Vorsicht; sie ist nämlich im Glauben noch neu und das öftere Zusammenkommen mit diesen, dem Glauben feindlich Gesinnten, könnte ihr doch sehr schaden." Wir nahmen sie wieder mit Freuden auf. Es währte nicht lange, begehrte sie auch die hhl. Sakramente der Buße und des Altars zu empfangen. Dazu war aber notwendig, daß sie sich von allem, was diese zwei Sakramente betrifft, eine genügende Kenntnis verschaffe. Also wiedernm neue Arbeit. Doch sie war unermüdlich. Ost tat es ihr leid um den armen Pater, der sie unterrichtete und der sich, da sie so sehr schwerhörig war, fast die Lunge aus dem Leibe schreien mußte. Und trotz alledem ging er immer nur langsam voran. Ein Drittel vom Vaterunser, die Hälfte vom „Ave Maria" und das hl. Kreuzzeichen waren bis dahin noch alle Gebete, die sie auswendig gelernt hatte. Glaubt jedoch nicht, daß unsere brave Maria nicht habe beten können! Umso leichter konnte sie das Gebot Christi erfüllen: „Wenn ihr betet, gebrauchet nicht viele Worte!" Sie liebte es sehr, häufige Stoßgebete zu verrichten, die sie sich selbst machte. Der liebe Gott wird sie schon verstanden haben. Besondere Freude machte es dem Pater bei seiner harten Arbeit, daß seine Schülerin so guten Willen hatte und so pünktlich war. Eines Tages stand sie im Begriff, eine Tasse Kaffee zu trinken und hatte auch schon angefangen, als das Zeichen zum Katechismus gegeben wurde; sofort hörte sie auf zu trinken und wollte sich zum Unterrichtszimmer begeben; doch erlaubte der Pater ihr, zuerst ihren Kaffee zu sich zu nehmen. Sie war stets so aufmerksam, daß es schien, jedes neue Wort habe für sie auch wieder ein besonderes Interesse. Wollte irgend ein Sätzlein oder ein langes Wort durchaus nicht in ihren alten Schädel hinein, so schrie sie es so lange vor sich hin, bis es saß. So arbeitete mein für einige Zeit, wie man zu sagen pflegt, „mit Händen und Füßen". Endlich schien sie genug unterrichtet zu sein. Sie konnte beichten und am andern Morgen konnte sie, die ein Jahrhundert zählte, zur ersten hl. Kommunion gehen. Da hättet ihr sie sehen sollen, wie sie schon früh morgens ihren schönsten Festschmuck anlegte und sobald als möglich zur Kirche eilte, wie ihre Augen strahlten vor Freude, sich nicht von dem Tabernakel-türchen trennen wollten! Wie ihre runzeligen Lippen bebten und beteten; wie erwartungsvoll sie dann und wann mal nach der Sakristeitüre schaute, ob der Pater denn noch nicht komme! Endlich kam er. Die hl. Messe begann. O, wie wurde es Maria so lang bis zur Wandlnng! Doch sie kam schließlich dem Ziele aller ihrer Wünsche doch immer näher. «Domine, non sum dignus», begann der Pater; Maria schlug mit ihrer zitternden, schwarzen Hand an ihre Brust, doch konnten ihre Augen sich nicht von der hl. Hostie trennen, die sie schon als ihr Eigentum betrachtete. Der Pater kam auf sie zu: 9Zr. 7 Stern der Neger Seite 199 «Corpus Domini nostri Jesu Christi custodial animain tuam in vilam aeternam. Amen.» Da mußte er aber die Finger schnell wieder zurückziehen, sonst . . . Wie gern wird der Heiland in dieses ihn so sehr liebende Herz eingegangen sein! Obwohl Maria auch vorher schon allen zum Muster und Beispiele gedient hatte, so wurde doch ihr ganzes Betragen von diesem Tage an noch immer erbaulicher. Besonders große Andacht hatte sie immer zu ihrer Namenspatronin. Es war ihr eine beständige Freude und sie sah es für eine ganz besondere Auszeichnung an, daß sie diesen schönsten aller Namen erhalten hatte. Stundenlang wurde sie nicht müde, vor ihrem Bilde zu knieen und hatte sie irgendwo einen Schmerz oder sonst ein Anliegen, so verschluckte sie ein wenig Erde, das sie neben der Statue sammelte und fast immer wurde ihr augenblicklich geholfen. Eine Gnade jedoch, von allen die wunderbarste, verdient es, hier besonders Erwähnung zu finden. Wie ich bereits bemerkt, war sie' sehr schwerhörig und nur mit großer Mühe war ihr etwas beizubringen. Das schmerzte sie sehr, nicht sowohl wegen der eigenen Unbequemlichkeit, als vielmehr wegen der Mühen, die sie dadurch den guten Schwestern bereitete. Was tut sie? Sie begibt sich eines Tages mit großem Vertrauen zu der Muttergottes von Pompei, nimmt ein wenig Wolle, taucht sie in das Öl der Lampe, welche vor derselben brennt und reibt sich damit die Ohren ein. O Wunder! Vom Augenblicke an hörte sie besser und bald verstand sie leicht alles, was in ihrer Gegenwart gesagt wurde. Diese Gnade dauerte bis zu ihrem Tode. Dann und wann kehrte Maria auch noch einmal zu ihrer früheren guten ^»errfc^aft; doch niemals hielt sie sich daselbst lange auf. Sie sagte nämlich: „Hier fühle ich mich lange nicht so wohl, als bei den Schwestern und bei meiner lieben Mutter Gottes daselbst!" Eine Tochter ihrer Herrschaft war unterdessen wieder so groß geworden, daß sie sich verheiraten konnte. Es war dies schon die 4. Generation, die die frühere Zeldemal hatte heranwachsen sehen. Zu ihrer Hochzeit wurde auch sie eingeladen. Es war das letztemal, daß Maria hinging. „Nimm," sprach sie zur jungen Braut, „nimm dieses Kleid. Ich habe es getragen, als ich getauft und zum Kinde Gottes gemacht wurde; mein Wunsch wäre es, daß du mich nach meinem Tode wieder mit demselben bekleidetest. Wie bin ich doch dem lieben Gott zum Danke verpflichtet, daß er mich zu den guten Schwestern geführt hat! Wenn ich dort sterbe, dann bin ich sicher, daß ich in den Himmel kommen werde!" Ihr Wunsch sollte auch und zwar bald in Erfüllung gehen. Sie wurde krank und mußte sich zu Bette legen; doch es war eigentlich keine Krankheit; ihr hohes Alter war es, das die Auflösung der irdischen Hülle verlangte. Am 26. Februar rief man den Pater. Er möge doch schnell kommen, da die gute Maria durchaus nicht mehr bleiben, sondern in den Himmel gehen wolle. Der Pater kam, spendete ihr die hhl. Sakramente und kaum war er damit fertig, als Maria schon ihren Flug nach oben genommen hatte. Keiner dachte daran, das «De profundis» für sie zu beten; vielmehr empfahl man sich ihrem Gebete und dankte dem lieben Gott für die große Barmherzigkeit, die er an ihr getan! Von Kairo nach Chartum. Bericht des Hochw. P. Antonio Sto p p ani, Sohn des hhl. Herzens Jesu. wanzig Stunden sind es schon, seit wir hier eingepfercht sind. Wir müssen immer die sitzende Stellung beibehalten; wir könnten zwar stehen, doch da wir dabei nirgends einen Stützpunkt hatten, wäre dies auf die Dauer noch lästiger und unerträglicher geworden. D, wie lang wurde uns da jede Stunde! Wir hatten in unserem Leiden keinen anderen Trost als den, den die armen Seelen im Fegfeuer haben; daß es nämlich so Gottes Wille ist und daß unsere Leiden schließlich doch einmal ein Ende nehmen werden. Alle, welche sich auf dem Zuge befanden, sehnten sich nach der Befreiung, die ihnen zu Halfaia, der letzten Station, werden sollte. Was die letzte Strecke unserer Reise an- belangt, so hätte ich nichts Besonderes davon Zu melden. Hie und da zeigte sich ein schöner, grüner Fleck am Nil, doch vom Zuge aus gesehen war das dem Auge ein so flüchtiger und magerer Trost, daß es schien, es diene nur dazu, einem den Anblick der Wüste umso schauerlicher zu machen. Bald sollten wir nach Berber kommen. Ich fiihlte schon, wie meinem Herzen daselbst eine alte Wunde wieder aufgerissen werden sollte; eine Wunde, welche der unerbittliche Tod mir und unserer ganzen Kongregation im vorigen Jahre geschlagen hat. Es starb daselbst, während er noch in seinen besten Jahren war, unser innigstgeliebter und heiligmäßiger Hirte, unser Bischof An to n io Maria Roveggio den Tod der Gerechten. Ich konnte die Tränen kaum mehr zurückhalten. Wie sind doch die Helden gefallen tm Streit! Ja, wie eine Mutter ihren einzigen Sohn liebt, also hat, o teuerer Hirte! unser bester Vater! unsere Kongregation, dich geliebt! Wollte Gott, ich wäre statt deiner gestorben, so wären doch wenigstens meine anderen Brüder nicht ihres zärtlichen Vaters beraubt worden! Doch, der Name des Herrn sei gebenedeit! Und du, o guter Hirte! schau herab vom Himmel auf deine Schäflein, beschütze, segne und leite sie auch jetzt noch an deiner liebenden Hand! So werden sie in deine Fußstapfen eintreten und dir folgen, sowohl durch die Mühen als auch zur ewigen Krone! Wie gerne wäre ich in Berber ausgcstiegen, um das Grab des teuern Hingeschiedenen zu besuchen und mit den Tränen meiner kindlichen Liebe zu befeuchten. Doch der Zug hielt solange nicht und so mußte ich mich damit begnügen, sehnsüchtig nach jener Stelle zu schauen und ihm im Geiste einen Besuch abzustatten. Die Sonne ging soeben unter. Wir aßen noch ein wenig von unseren mitgenommenen Sachen, die jedoch ganz staubig geworden waren und erwarteten mit spannender Erwartung, daß der Zug stillstehen würde. Endlich um 2 Uhr morgens hörte man einen gebrochenen Pfiff. Der Zug fuhr langsamer und blieb stehen; wir waren in Halfaia! Sofort stieg der größte Teil der Reisenden aus. Wir jedoch blieben, da wir schon von Assuan aus mit unsern Brüdern in Omderman ausgemacht hatten, daß sie uns am Morgen in Halfaia abholen sollten, noch im Waggon zurück. Platz hatten wir jetzt genug und so konnten wir unsern Beinen noch einmal ihre natürliche Position gestatten. Das tat uns wohl; wir waren fast lahm geworden. Auch der Schlaf klopfte bei uns an und da jetzt alles um uns ruhig und sicher war, ließen wir uns nicht lange nötigen. Wir schliefen wie Dachse, bis uns die Sonne weckte. Es dauerte nicht lange, so kam auch einer der erwarteten Brüder; wir stiegen alle mitsammen auf einen Nachen und fuhren Chartum zu. Dort blieben wir einige Stunden. Wir besuchten unsern Bauplatz, auf welchem sich schon eine schöne Kapelle erhebt und ergingen uns dann nod) ein wenig in der Stadt, um ihre neuen Paläste zu bewundern. Nachmittags fuhren wir nach Omderman über. Das war unser einstweiliger Bestimmungsort. Drei mutige Esel standen uns am User zur Verfügung und da die Mission noch in einiger Entfernung vom Flusse liegt, bestiegen wir dieselben und hielten so unsern Einzug ins gelobte Land. Am Missionshause angekommen, empfing uns der hochw. P. Huber mit offenen Armen. O, wie tut es einem in der Seele wohl, wenn man auch im fernen Afrika, mitten unter jenen Wilden, einen teuren Bruder findet, der die Sprache unserer Herzens und alle unsere Wünsche versteht! Ja, da ist's kein Wunder, daß alle sich in dem einen Gedanken und in dein einen Bestreben vereinigen, recht viel zur EhresGottes und zum Heile unsterblicher Seelen tun zu wollen. Nus Afrika. Bericht des hochw. Pater Antonio Vigna to, Sohn des hlst. Herzens Jesu. GVft es denn möglich," fragte ich mich oft, wenn ich in unserer Zeitschrift die traurigen Schicksale unserer armen Neger las, „daß Knaben von 15 Jahren schon soviel leiden mußten? Daß sie schon soviele Abenteuer erlebt und schon so oft den Leidenskelch bis zur Hefe auszutrinkcn genötigt waren?" Das machte auf mich einen solchen Eindruck, daß ich nicht mehr wußte, was ich dazu sagen oder denken sollte; ja, mitunter zweifelte ich fast, ob das wirklich wahr sein könne! Kaum war es mir jedoch beschieden, selbst dorthin reisen zu dürfen und meinen Fuß auf afrikanischen Boden zu setzen, als mir auch schon bald ein Licht aufging, so klar, daß ich mich ob meiner früheren Zweifel selbst schämte. Wie viele solcher traurigen Erzählungen hörte ich nicht bald aus dem Munde dieser Unglücklichen (nun jedoch Glücklichen) selbst! Noch tragen sie im Gesichte oder auf dem Arme oder sonstigen Teilen des Körpers die Narben, die die frühere Grausamkeit ihnen eingebrannt oder geschnitten! Aus Dankbarkeit gegen das hhl. Herz Jesu, das mich in seiner Güte 'auch berufen hat, etwas am Heile dieser Ärmsten auf der ganzen Erde zu wirken, will denn auch ich, wie so viele andere, meine Stimme erheben, mein Herz und meine Zunge ihrem Dienste weihen, auf daß das Echo ihrer Schmerzensklagen wie in mir, so auch in unserem mildtätigen Europa und dem noch mildtätigeren europäischen Herzen wiederhalle. Älsdann werden viele sich entschließen, diesen Unglücklichen durch milde Gaben zuhilfe zu kommen und einige vielleicht auch, ihrem Dienste s i ch. s e l b st ganz zu weihen, indem sie, dem Rufe der Gnade folgend, in unsere so schöne Kongregation eintreten und später zu uns nach Afrika kommen. In unserer ■ Negerkolonie Gesira befindet sich unter andern auch ein Knabe von ungefähr 15 Jahren. Er ist aus dem Stamm der Schilluk und nennt sich A'Giak. Seine hohe, jedoch magere Statur, sein klarer Blick und seine mangelhafte Farbe bekunden sogleich, daß er schon vieles gelitten haben muß. Auch mir war er gleich aufgefallen und da ich von Zeit zu Zeit einige Ausdrücke von ihm vernommen, die mich nicht mehr daran zweifeln ließen, daß in seinem Herzen eine tiefe und blutige Wunde sein müsse, drang ich eines Tages etwas mehr in ihn, auf daß er mir doch ganz im Vertrauen sagen möge, was ihn noch drücke. Wir saßen beide im Schatten der grünen Bananen, welche unsere Kolonie umgeben und endlich, nachdem er noch einmal schwer aufgeseufzt, begann er seine traurige Geschichte: „Abuna (mein Vater), unter dem ganzen Himmel ist doch wohl kein grausameres und wilderes Volk als die Derwische!" Und indem er diese wenigen Worte sagte, füllten sich seine Augen schon mit Tränen. Zugleich aber funkelten sie wie drohende Blitze und dann malte sich auf seinen jugendlichen Zügen der Ausdruck des tiefsten Schmerzes. Es brauchte eine geraume Zeit, bis er sich wieder gefaßt hatte. Dann fuhr er fort: „Das Dorf, in dem ich geboren wurde, nannte sich A c c i a g o und liegt ungefähr eine Tagereise von Faschoda. Agner, mein Vater, war einer der Mächtigsten und Angesehensten unseres Dorfes; er hatte viele Freunde und selbst der Häuptling wollte ihm recht wohl, da wir viele Kühe hatten und mein Vater bereitwillig einem jeden Gastfreundschaft leistete, der bei uns darum ansprach. Meine Mutter hieß Laah. Auch sie war eine sehr gutmütige Frau; fast niemals verließ sie das Haus und war immer beschäftigt: sie bereitete das Essen, besorgte die andern Bedürfnisse der Familie und gab sich auch viele Mühe, meinen noch kleinen Bruder Guacajo gut zu erziehen. Adulo, mein älterer Bruder, brachte ganze Tage am Flusse zu, indem er mit Angel und Lanze den Fischfang so glücklich betrieb, daß er uns alle stets reichlich mit seinen Waren versorgte. Ich tat garnichts, brauchte auch nichts zu tun; darum ging ich bald mit meinem Bruder fischen, bald mit meinem Vater auf die Jagd und wenn ich weder zu dem einen, noch zum andern Lust hatte, tummelte ich mich mit meinesgleichen im lustigen Spiele herum. O, wie waren wir da alle so glücklich! Uns fehlte garnichts und wir wußten kaum, daß es außer unserem Dorfe auch noch Leute auf der Welt gebe! Bald sollte es jedoch anders kommen! Eines Tages erschienen in unserem Dorfe einige Männer mit weißen Kleidern. Es wurde uns gesagt, es seien Derwische, Anhänger eines großen Propheten, der sich Mahdi nenne. In einiger Entfernung von unserem Dorfe, nahe am Flusse, auf welchem sie zwei Kähne erbauten, schlugen sie ihre Zelte auf. Anfangs waren ihre Verhandlungen mit uns gut und schienen auch aufrichtig gemeint zu sein. Wir erhielten von ihnen Eisen und dafür gaben wir ihnen Milch, Butter, Fische u. dgl. Eines fiel uns jedoch auf: Während des Tages waren sie fast nie zuhause, sondern streiften immer umher und auf ihren Streifzügen waren sie stets mit Flinten, Lanzen und andern Waffen versehen. Bald gesellten sich zu ihnen noch mehrere andere; diese waren zu Pferde und wenn sie ausritten, kehrten sie erst nach zwei bis drei Tagen wieder zurück. Ja, ihre Zahl wuchs immer mehr! Fast täglich kamen Nachen den Fluß hinauf, andere kehrten wieder zurück und diese waren immer mit Leuten angefüllt, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren. Die Zelte dieser unheimlichen Gäste wurden immer zahlreicher und lernten unserem Dorfe immer näher. Das wurde den Schilluk unseres Dorfes schließlich doch zu verhängnisvoll! Umsomehr, da mit der Zahl auch ihre räuberischen Anforderungen immer dreister und unverschämter wurden. Sie duldeten garnicht mehr, daß einer der Unseligen zu ihnen komme; sie selbst jedoch gingen, wohin es ihnen beliebte und trafen sie etwas, was ihnen gefiel, so nahmen sie es einfach mit; zuerst kleinere Sachen, dann aber schon Schafe und Ziegen und zuletzt gar unsere Kühe. Wehe demjenigen, der es gewagt hätte, ihnen zu widerstehen! Sofort drohten sie mit der Flinte und alle zu ermorden, die im Hause waren. Mitunter kam es dennoch vor, daß sie hier und da auf Widerstand stießen; doch dafür glaubten sie das Recht zu haben, sich ordentlich rächen zu können und ihre Rache bestand gewöhnlich darin, daß sie die stärksten Kinder jener Familien mit sich nahmen und zu Sklaven machten. Oft bezeichneten sie ihren Weg mit Blm! Überall herrschte tiefe Trauer und man wußte kein Mittel, diese Tyrannen wieder los zu werden. Zu diesem Zwecke versammelten sich die Männer von Acciago mehreremale und beschlossen endlich, die Derwische in ihren Hütten anzugreifen und zu nötigen, die Gegend zu verlassen. Doch alles war umsonst: Diese rauhen Eindringlinge gebrauchten immer ihre Flinten und überallhin streuten sie Tod und Verderben. Die Unseligen hatten also garnichts erreicht; im Gegenteil, sie hatten ihre Feinde nur noch mehr erbittert. Fast kein Tag verging, ohne daß man von beiden Seiten versucht hätte, den Gegner zu überwinden. O, das waren traurige Tage für mich! Mein Vater ließ mich nie mehr zum Spiele gehen; mit meiner Mutter und meinem jüngeren Bruder hatte er mich ins hohe Gras versteckt, während er selbst und mein älterer Bruder, mit Lanzen bewaffnet, etwas entfernt von uns Wache hielten. Befanden wir uns jedoch zuhause, so hielten beide einige Dutzend Schritte von diesen! entfernt Wache. Drohte uns irgendwelche Gefahr, so gab der Vater uns ein Zeichen; wir flüchteten schnell durch eine hintere Türe und begaben uns zu unserem Schlupfwinkel. So waren wir immer, wenn die Derwische ins Haus kamen, schon in Sicherheit und da mein Vater sehr klug war, die Derwische freundlich aufnahm und ihnen alles überließ, wonach ihnen gelüstete, gelang es ihm, uns einige Zeit glücklich zu verbergen. Die Plage wurde jedoch bald zu groß; so konnte es nicht mehr weiter gehen. Die Krieger des Dorfes berieten sich von neuem und bestimmten einige der Tapfersten, auf ein gegebenes Zeichen in die Hütten der Derwische einzufallen, sie in Brand zu stecken und alle, die sie anträfen, zu erniorden. Alles war bereit; doch als der verabredete Moment Stern der Neger Seite 203 Nr. 7 gekommen nun-, waren die Derwische alle spurlos verschwunden. Wohin wußte niemand. Alan bemerkte, daß sie jedoch alles mit sich genommen hatten, sodaß man annehmen mußte, sie iviirden für immer sich entfernt haben. Bevor sie noch abgereist, hatten sie mehreren der Unserigen, die sie geraubt, den Kopf abgeschlagen und, um uns noch mehr Schrecken einzujagen, dieselben auf Pfähle gesteckt. Kaum hatte sich die Nachricht von ihrer Abreise verbreitet, atmeten alle wieder leichter auf. Man schlug die Trommel und die Freude wurde allgemein-Viele liefen zu den verlassenen Hütten, um sich mit eigenen Augen von der Wahrheit dieser frohen Märe zu überzeugen. O, wer alle die Flüche und Verwünschungen gehört hätte, die man jenen nachschickte! Rasend vor Wut und Rachbegierde schwenkte man die Lanzen in der Luft herum und verschwor sich, falls sie wiederkehren sollten, sie buchstäblich in Stücke zu zerreißen und an ihnen das Blut der unschuldigen Opfer zu rächen. Nach wenigen Tagen war schon wieder alles beiin Alten. Jeder ging seinen Beschäftigungen nach und es schien, als habe man die traurigen Ereignisse der letzten Tage schon wieder vergessen. Sechs Tage waren vergangen, seit die Derwische abgezogen waren. Da ertönte auf einmal, als man am wenigsten daran dachte, das Zeichen der Gefahr und des Krieges. Der Schrecken wurde von neuem allgemein. Die kampfrüstigen Männer ergriffen sofort ihre Waffen und begaben sich zum großen Baum, der immer als Sammelplatz gedient hatte. Auch mein Vater und mein Bruder griffen nach den Waffen unb begaben sich an den bezeichneten Ort. Meine Mutter nahm eilends meinen noch kleineren Bruder und mich, rief dem sich entfernenden Vater I noch nach, daß er Erbarmen mit uns haben möchte und fort ging es mit uns ... wo niemand uns finden würde. Mein Vater fuhr dreimal mit der Lanze durch die Luft, quer über seinen Kopf. Wir verstanden ihn, denn er wollte mit diesem Zeichen andeuten, daß man zuerst ihn töten müsse, um uns auch nur ein Haar zu verdrehen. Nach dem schrecklichen Kriegszcichen folgte ein noch schrecklicheres Stillschweigen. Die Krieger ivaren um den Baum versammelt und der Häuptling teilte die Befehle aus. Das dauerte lauge, lange, viel länger als gewöhnlich. Meine Mutter konnte es in ihrein Verstecke fast nicht mehr aushalten. Was mochte denn da vorgefallen sein? Schon wollte sie herausgehen, um sich näher zu erkundigen, als sie die.Stimme meines Vaters vernahm, welcher sich uns näherte und uns alle noch- mals zu sich rief. Wie entsetzten wir uns jedoch alle, als wir sein Gesicht so verstört, seine Augen so unruhig und fast mit Tränen gefüllt sahen! Wir hatten ihn schon verstanden: Ein großes Unglück mußte uns bevorstehen. „Es ist eine Nachricht vom Mak von Faschoda gekommen," sprach er, „daß die Derwische noch in dieser Nacht wiederkehren werden und willens sind, Hierselbst alles, was sie nicht .mitnehmen können, mit Feuer und Schwert zu verwüsten." Während er dies sagte, fuhr er so grimmig mit der Lanze durch die Luft, daß es schien, er wolle den Feind durch und durch stechen. Wir zitterten selbst bei seinem Anblicke! Wir machten uns daran, alles, was brauchbar und transportabel war, in große Bündel einzupacken; was wir nicht mitnehmen und' auch nicht verbergen konnten, zerstörten wir. Nachdem wir damit fertig ivaren, nahin mein Vater eine Ziege und opferte sie dein Geiste aller Übel, damit er uns auf der Flucht doch nicht schaden möge und wir verließen unsere Hütte, alles übrige Vieh vor uns hertreibend. Da hörte man noch einmal das schreckenerregende Zeichen: Es war das verirbredctc Signal zur allgemeinen Abreise. Was in dieser Zeit mit mir und um mich hcruiu sonst noch geschah, weiß ich selbst nicht; ich war damals noch ziemlich klein und hatte noch keine» rechten Begriff von der ganzen Tragweite unserer kritischen Lage. Von Zeit zu Zeit schmiegte ich mich an die Mutter, von der ich bemerkt hatte, daß sic jetzt ganz besonders zärtlich gegen mich war und mich oft au ihr Herz drückte, gerade als ob sic bange sei, ich möchte von ihr getrennt werden. Den Vater wagte ich kaum anzuschauen, so schrecklich sah er drein. Ein paar dicke Tränen rollten über seine rauen Wangen. Das tat mir sehr wehe, denn ich hatte ihn in meine in Leben nach nicht weinen gesehen. Auf einmal nahm mich mein Vater unter den Armen, setzte mich auf seine Schultern und fing an zu laufen, so schnell ihn seine Beine nur tragen konnten; dabei schrie und raste er, daß ich fast vor Schrecken da oben gestorben märe. Meine Mutter hatte den kleinen Bruder ergriffen und kam uns. nachgelaufen. Der ältere Bruder trieb die Herde. Wie wahnsinnig waren wir alle und —" .... Der arme Kleine stockte ... er konnte nicht mehr weiter reden. Nachdem ich ihn etwas getröstet hatte, begann er von neuem: „Ja, so mochten wir zwei Stunden gelaufen sein und mit uns noch viele andere, als der Häuptling das Zeichen zum Stillstehen gab. (Fortsetzung folgt.) Seite 2Ö4 Stern der Neger Nr. Uns dem Wssionsleben. Lin Lahmer ai$ Jfpostel. ieser große Wundertäter wird so genannt, weil > er in der Stadt Padua gestorben ist und weil dort seine Reliquien aufbewahrt werden. Er wurde geboren zu Lissabon in Portugal im Jahre 1197, wo sein Vater als Hauptmann in dem Heere diente. Bei seiner Taufe erhielt er den Namen Ferdinand. Schon in seiner Jugend zeigte er einen ernsten Sinn und ein sehr frommes Gemüt; besonders wird noch sein großes Mitleid für die Armen und seine zarte Andacht gegen die allerseligstc Jungfrau Maria gerühmt. Seine adelige Herkunft und seine seltenen Talente hätten ihm in ber Welt gewiß zu einem ansehnlichen Range verholfen; allein > seine lautere Liebe zu Gott bewog ihn, allen glanzenden Aussichten zu entsagen und den demütigen Stand eines Mönches zu wählen. Fünfzehn Jahre alt, trat er den regulierten Chorherren des hl. Augustinus bei, verließ jedoch im Drange, den Ungläubigen jenseits des Meeres das Evangelium zu verkünden, diesen Orden wieder und schloß sich im Jahre 1221 dem unlängst entstandenen, strengeren der Franziskaner an, in welchem er bald durch seine Liebe zur Armut, Demut, Unterwürfigkeit und Bußstrenge den älteren Mitbrüdern zum Vorbilde diente. Zu der Zeit war es auch, wo er zu Ehreu des Patriarchen der Mönche, des hl. Antonius, sich den Beinamen Antonius beilegte. (Der hl. A u-t o n i u s v o n P a d u a ist also der hl. Ferdinand von L i ssa-b o n.) Sein Vorhaben jedoch, als Missionär zu den Mauren nach Afrika zu gehen, wurde vereitelt, da ihn auf der Reise eine schwere Krankheit befiel, welche ihn zur Umkehr nötigte. Das Schiff, welches ihn nach Portugal zurückbringen sollte, wurde vom Sturm nach Messina in Sizilien verschlagen, von wo aus er sich nach A s s i s s i begab, wo der heilige Franziskus eben ein Ordenskapitel hielt. Von dem Anblicke und den Unterredungen desselben wurde er so hingerissen, daß er beschloß, Italien nicht mehr zu verlassen, um dieses große Vorbild immer in seiner Nähe zu haben. Man wies ihm ein kleines Kloster bei B o l o g n a zum Aufenthalte an und dort verrichtete er mit un- Dcr bl. Entonius von Padua. geheuchelter Freude die niedrigsten Dienste, ohne je die Fülle seiner Gaben und Kenntnisse im mindesten zu verraten, bis es endlich Gott gefiel, sie ans Licht zu bringen. Er wurde mit mehreren seiner Brüder nach Forli geschickt, um dort die heiligen Weihen zu empfangen und nach dieser Feier versammelte man sich im Kloster der Dominikaner. Hier mußte er auf Befehl seiner Obern unvorbereitet eine Rede halten und tat dieses mit solcher Ordnung, Kraft und Salbe, daß seine Zuhörer in höchstes Staunen gerieten. Sobald der hl. Franziskus davon hörte, bestimmte er den vielversprechenden Jünger zum Predigtamte und schickte ihn nach V e r c e l l i, um sich da in der Theologie gründlich auszubilden. Bald konnte Antonius selbst den Lehrstuhl besteigen und hielt Vortrüge zu Toulouse, Montpellier, Bologna und Padua. Aber er lehrte nicht bloß vom Katheder, sondern predigte auch das Wort Gottes und setzte dieses sein ganzes Leben hindurch fort zum Heile für eine große Menge Menschen. Der Zudrang, ihn zu hören, war so groß, daß oft über 30.000 sich versammelten und er seine Kanzel auf freiem Felde aufschlagen mußte. Unzählige wurden durch ihn in den göttlichen Wahrheiten unterrichtet, Unzählige aus dem Zustande der Lauheit und Gleichgiltigkeit aufgeschreckt, Unzählige zur Erkenntnis ihrer Verirrungen und zur Buße gebracht, sehr viele Irrgläubige in den Schoß der Kirche zurückgeführt und nicht wenige Ungläubige bekehrt. Der Heilige durchwanderte als Rcisepilger Italien, Frankreich und Spanien, allerorten, wo seine Stimme erklang, Segen verbreitend. Seine Worte bekamen durch die Wundergabe, mit welcher ihn der Herr begnadigt hatte, umso größeren Nachdruck. Auch die Gabe der Sprachen besaß er; denn als er einst in Rom vor einer Versammlung predigte, die aus den verschiedensten Völkerschaften: Griechen, Orientalen, Deutschen, Engländern und Franzosen bestand, glaubten alle, er rede in ihrer Muttersprache. Von der Kanzel eilte er in den Beichtstuhl und diente den Sündern oft bis Mitternacht. Dann überließ er sich seiner Andacht und nicht selten fand ihn die Morgensonne noch im Gebete. Wie für die Christenheit im allgemeinen, stiftete er auch für seinen Orden viel Gutes und eiferte, zu verschiedenen Würden erhoben, jederzeit für die genaueste Beobachtung der Regel. Gegen das Ende seiner Tage kam er nach Padua und schrieb daselbst einen Teil seiner Reden nieder; zugleich hielt er die Fllstenpredigten, fühlte aber bald darauf eine Le- , deutende Abnahme seiner Kräfte. Er erkannte hierin einen Vorboten des Todes, bereitete sich zum Über- • gange in die Ewigkeit vor und verschied am 13. Juni 1231 mit dem Ausrufe: „Ich sehe meinen Herrn!", erst 36 Jahre alt. Schon das Jahr darauf versetzte * ihn Papst Gregor IX., durch zahllose Wunder bewogen, in die Reihe der Heiligen. Im Jahre 1261 erbaute man ihm zu Padua eine prachtvolle Kirche, in welche seine Überreste gebracht wurden. Der Gebrauch, ihn mit dem Jesuskinde in den Armen abzubilden, stammt daher, daß ein frommer Bürger von Limousin in Frankreich, in dessen Wohnung er sich einige Zeit aufgehalten, mit Augen gesehen und mit einem Eide beteuert hat, wie ein Kind von unaussprechlicher Schönheit, nach allen Seiten einen göttlichen Lichtglanz verbreitend, über der aufgeschlagenen Bibel vor Antonius schwebte, die Hände ihm entgegenstreckte und ihn liebkoste. Der Heilige selbst aber hatte in seinem Leben nie ein Wort von dieser Erscheinung verlauten lassen. , In der ganzen Welt wird der hl. Antonius verehrt und man ruft ihn besonders an, um verlorene Dinge wiederzufinden. Verschiedenes. Der marien-Uerein für Afrika, Pfarr-gruppe St. Rochus in Wen, hielt am 8. Juni im großen Gemeindesaal Mb. eine Plenarversammlung ab, die trotz vorgerückter Jahreszeit sehr gut besucht war. Nach Eröffnung vonseire des Hochw. Konsulenten Herrn Pflüger, der seiner Freude Ausdruck gab, gerade in der Dreifaltigkeitsoktave zwei Trinitarier hier begrüßen zu dürfen, sowie vor allem auch den hochwürdigsten Kanonikus Schöpf-l e u t h n e r, geistl. Rat Gold und hochw. Herrn Sir, hielt der hochw. Herr Kanonikus eineseiner zu Herzen gehenden Ansprachen, in welcher er vor allem seinen Dank aussprach für den Eifer, mit welchem in dieser Pfarrgruppe von der hochw. Geistlichkeit, den Ausschußdamen und beitragenden Mitgliedern gearbeitet wird, sodaß eben wieder der hochw. Herr Konsulent 120 Kronen von den eingenommenen Beträgen übergeben konnte. Hochw. Redner zeigte nun in anschaulichen Beispielen, wie alle 7 Werke sowohl der leiblichen als geistlichen Barmherzigkeit durch die Wohltaten des Marienvereins den armen schwarzen Sklaven zuteil werden, wobei oft die ergreifendsten Schilderungen der Leiden derselben vorgeführt wurden und schloß mit der Erinnerung an den Ausspruch des letzten sonntäglichen Evangeliums: Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist und wie auch wir dann Barmherzigkeit erlangen werden! Die zweite Ansprache hielt der hochw. Provinzial-Vikar der Trinitarier, P. Fr. Taver ab Immaculata. Derselbe wies darauf hin, was in Werken der christlichen Liebe unter dem Schutzmantel der hl. Kirche geschehe und wie wir besonders nach Rom schauen müssen, um zu sehen, was für die Befreiung der Sklaven durch die Päpste und Konzilien getan wurde. In interessanter Weise wurde dann die Entstehung des Ordens der Trinitarier durch den hl. Johann v. Matha, die Bedeutung der schönen Tracht derselben erzählt, sowie von den großen hl. Märtyrern und den Erfolgen dieses Ordens, Stern der Neger Seite 215 Nr. 7 der 900.000 Sklaven schon befreite. Es wurde mit dem frommen Wunsche geschlossen, daß der Engel der Liebe uns einst zum Throne der hl. Dreifaltigkeit geleite. In den Zwischenpausen hatte der Regenschorist von St. Rochus, Prof. Schmidt, die Güte, mehrere Gesangsvorträge mit Klavierbegleitung zu arrangieren, wobei besonders die Solovorträge des Frl. Capek, sowie ein Duett, vorgetragen von derselben und Frl. Elsa Schmidt, wohlverdienten, großen Beifall erhielten. Mehrere Fräuleins von der Marien-Kongregation aus der Apoftelgasse bei den ehrw. Schulschweftern trugen den musikalischen Wettstreit vor, welcher zur allgemeinen Erheiterung diente und außerordentlich gut aufgenommen wurde. Der Vorsitzende schloß die Versammlung mit dem Lobspruche: „Ehre sei Gott dem Vater" usw. * * -i- Der Leguan (Seite 207). Der Leguan ist eine Eidechsenart, die sich im südlichen Amerika, aber auch in Asien und mitunter auch in Afrika vorfindet und sich in den feuchten Gegenden aufhält. Seine Länge beträgt 5—6 Fuß, wovon der gleich dem Leibe walzig geformte, aber sich zuspitzende Schwanz zwei Drittel einnimmt. Der dickste Teil des Leibes beträgt einen Fuß im Umfange. Der Kopf ist an den Seiten zusammengedrückt, oben platt und mit schwarzen Schuppen geschützt. Rücken, Bauch und Schwanz sind ebenfalls mit dachziegelartig über-einandergeschobenen Schuppen geschützt. Längs dem Rücken aber bis in die Mitte des Schwanzes und einem Teile des Kehlsackes von dem Maule abwärts zieht sich ein Kamm dornartig aufgerichteter, spitzer Schuppen hin. Der Kehlsack hängt tief herab; ihn kann das Tier willkürlich aufblasen. Jede Kinnlade ist mit einer Reihe dreieckiger, scharfgekerbter Zähne besetzt und auch an dem hintern Rande des Gaumens befinden sich zwei kleine Zahnreihen. Der gemeine Leguan ist gelblich und reingrün marmoriert; der Schwanz braunverlaufend geringelt; in Spiritus wird er dunkelblau und violett schimmernd, nach untenher blässer. Natürlich findet man nach Alter, Geschlecht und Vaterland verschiedene Farben. Der Leguan lebt von Baumblättern, Blüten, Würmern und Insekten. Der Leguan ist sonst ein friedsames Tier; doch würde man das Weibchen, das etwas kleiner, aber viel farbenreicher ist, zur Zeit, da es die Jungen nährt, belästigen, so würde dies sonst so gemütliche Tier auf einen losspringen. Nicht selten kommt es vor, daß es sich alsdann so wütend auf seinen Gegner stürzt und ihm die Zähne so tief einhackt, daß man es totschlagen muß, um es davon wieder zu trennen. Das Weibchen legt nach dem Ende der Regenzeit 13—15 Eier, die es in den Sand des Meeresoder Flußufers legt. Sie halten sich auf der Erde, doch bisweilen auch im Wasser auf. Schwimmen können sie nicht gut; sie laufen aber behende und schwingen sich mit großer Geschicklichkeit vermittelst des sehr geschmeidigen Schwanzes auf den Bäumen umher. Sind sie satt, so setzen sie sich zur Verdauung auf einen über das Wasser streckenden Ast. In diesem Zustande werden sie auch am besten und zwar mit Schlingen und Hunden gefangen. Das Fleisch ist schmackhaft, aber ungesund. Obgleich der Leguan ein sehr zähes Leben hat und mehrere Tage ohne Nahrung zubringen kann, so kann man ihn sehr leicht töten, indem man ihm z. B. nur einen Strohhalm in die Nase steckt. * * * Kameelwettrennen. Die Sportfreunde in Astrachan haben einen neuen Sport entdeckt. Da es in Astrachan keine Pferde zum Wettrennen und Wettfahren gibt, so hat man dort angefangen, Kameele anstatt der Pferde zu diesem Sport zu benützen. Hierüber berichtet eine Astrachaner Zeitung Folgendes: Das Hauptinteresse beanspruchte bei einem der hiesigen Wettrennen die Dressur der Kameele, die unter dem Sattel laufen sollten, bei einer Distanz von einer Werst (1066'79 Meter). Es sollte hiemit, wie angekündigt worden war, etwas in seiner Art ganz Neues geboten werden. Doch die Ausführung des Rittes entsprach ganz und garnicht der Ankündigung. Schwachnervige Zuschauer wurden beim Anblick dessen, was sich ihren Augen darbot, fast ohnmächtig. Die Kameele waren äußerst wild, schlugen aus, bäumten sich, versuchten zu beißen und weigerten sich in jeder Beziehung, der Leitung der sie führenden Kalmücken zu folgen; man versuchte, die Kameele durch Hiebe anzuspornen, aber sie reagierten nur mit lautem Gebrüll. Auch beim Wettrennen selbst, zu dem die Tiere sich endlich entschlossen, ging es sehr gegen alle hergebrachten Regeln her: ein Teil der Kameele brach aus der Bahn und war auf keine Weise zu bewegen, die gewünschte Richtung einzuhalten. Mehrere Kameele warfen sich sogar hin und waren durch nichts zu bewegen, wieder auszustehen. Interessant wäre es, zu erfahren, ob auch ein Totali-sateur fungierte. * * * Das Pocum und das Böckerl, Das Dockerl und das Meeker!. Ein junger Bock, viel besser g’fagt; a Böckerl, Sah wo in einer Küche lieg'n a Weckerl; Und weil das Weckerl schmackhaft schien dem Böckerl, So sah das Böckerl lüstern hin aufs Weckerl. Ein Indian dageg'n, genannt auch Pockerl, Sah ebendaselbst ein delikates Nockerl; Und weil das Nockerl sehr gefiel dem Pockerl, So sah das Pockerl gierig hin aufs Nockerl. Drum sprach auf einmal ’§ Pockerl zu dem Böckerl: „Du möchtest, Böckerl, wohl ein Bröckerl Weckerl?" Und allsogleich sprach's Böckerl zu dem Pockerl: „Ich möcht es wohl, wie du, o Pockerl, 's Nockerl!" Drauf ging das Böckerl keck und dreist ins Eckerl Und sprach: „Ich nehm' mir jetzt ein Bröckerl Weckerl!" Das Pockerl aber rief: Dort unterm Stockerl Halt' ich mein Hockerl jetzt und speis' das Nockerl." Doch weh! sowohl dem Böckerl wie dem Pockerl Ward nicht vergönnt das Weckerl und das Nockerl, Weil plötzlich kam der böse Hund, der Tschockerl, Bedrohend Böckerl, Pockerl, Weckerl, Nockerl. Denn Tschockerl jagte 's Pockerl um das Stockerl So lang herum, bis es verlor das Nockerl; Entriß dem Böckerl keck sodann das Weckerl Und fraß im Eckerl gierig 's letzte Bröckerl. Drum rief das Böckerl zornig hin aufs Pockerl: „Hilf mir bekämpfen doch das Vieh, den Tschockerl!" Der aber sprach: „Ihr macht bald 's letzte Meckerl, Mir kommt zuhilf der Nachbarshund, der Heckerl." Nun kämpfen Tschockerl, Pockerl, Heckerl, Böckerl, Da kain die Köchin, nahm sogleich ein Stöckerl, Karbatschte Höckerl, Böckerl und den Tschockerl Und stach dann ab voll Wut beim Stockerl 's Pockerl. „£. utib 21." -i- * * Mir eine Mondfinsternis auf die iüanyaiu--wesi Wirkt, schildert Pater von Aken in Tabora (Deutschostafrika) in der Missionszeitschrift „Gott will es" folgendermaßen: „Gelegentlich einer totalen Mondfinsternis glaubten die Eingeborenen, es nähme jetzt die Welt ein Ende. Ganz Tabora war auf den Beinen: Männer, Weiber Kinder, sämtliche mit Spaten oder Hackmessern bewaffnet, schlugen damit auf Töpfe oder sonstige Geschirre, daß einem Hören und Sehen verging. Alles sprang tanzend umher, nicht gerade vor Freude, sondern wirklich vor lauter Angst. Der Polterlärm dauerte bis spät in die Nacht hinein; es war unmöglich, ein Auge zu schließen. Am nächsten Morgen kamen meine Schüler in die Schule mit der frohen Meldung: ,Bwana, da find wir heute nachts doch gut weggekommen. Die Sonne hatte den Mond beim Kragen, und so waren sie dort oben miteinander in Streit geraten. Aber wir haben die Sonne vom Monde weggejagt. Als sie' uns rufen und schreien hörte, hat sie den Mond vor Angst losgelassen. Und das war unser Glück auch, sonst wäre es um uns Alle geschehen gewesen'. — ,Jhr Burschen/ sagte ich, ,ihr seid doch richtige Dummköpfe. Ich will Euch erklären, wie eine solche Mondfinsternis entsteht.' Ich gebe ihnen auf der Wandtafel, so weit es nur eben angeht, eine Vorstellung von diesem Phänomen. ,Seht nun gut', so sage ich in der Mitte meiner Erklärung, ,die Sonne steht still, die Erde, auf der wir wohnen, dreht sich um die Sonne und ebenso der Mond um die Erde'. Ein par Schlaupelze fühlen allsogleich mit der Hand auf den Boden, sich zu überzeugen, daß die Erde doch wirklich fest unter ihren Füßen liegt und nichts minder tut, als sich herumdrehen, und dann guckt Einer den Anderen an, als wenn er sagen wollte: ,Sollte es beim Bwana (Herrn) heute wohl richtig unterm Hut sein? Sonst ist er immer so klug, aber heute, nein, er hat's gewiß nicht beim rechten Ende!' Und einer der Schlauberger erklärte gerade heraus: ,Glauben Sie nur, Bwana, was Sie wollen, aber wir bleiben bei unserer Meinung'". Beispiele Liehen an. Zwei Offiziere, alte.Kameraden, die bei demselben Regiment gedient, begegneten sich auf der Straße. Es war ein Festtag. Der Eine von ihnen kam aus der Kirche, wo er die heilige Kommunion empfangen hatte. „Wie kommt es doch," sagte zu ihm sein Kamerad, „daß du, an den Waffendienst ebenso gewöhnt, wie ich, wiederholt zur heiligen Kommunion gehst?" „Wie das kommt? O, das ist sehr einfach und doch merkwürdig. Ich bin in religiöser Hinsicht ganz und gar geändert worden, durch einen Prediger, der mir nie ein Wort von Religion gesprochen — durch meine Frau. Sie war fromm und da ich sie wirklich liebte, achtete ich ihre gläubige Überzeugung, obwohl ich dieselbe nicht teilte. Als junges Mädchen nahm sie teil an verschiedenen religiösen Vereinen Nr. 7 Stern der Neger Seite 317 und unterschrieb sich immer „Marienkind". Dieses kleine Wort machte mich lächeln, aber es gefiel mir, obschon ich nicht wußte, warum. Als junge Frau widmete sie sich ganz mir, aber sie blieb, was sie war: fromm, gewissenhaft, fleißig im Besuche der Kirche. Nie konnte ich merken, daß ihre Andachtsübungen sie auch nur die geringste ihrer häuslichen Pflichten versäumen ließen. Selten sagte sie mir ein Wort von Gott, aber ich las, was sie in dieser Beziehung dachte, aus ihren Augen. Und wenn mir bei meiner bösen Gewohnheit ein Fluchwort entschlüpfte, so sah ich sie bleich werden; mitunter trat auch eine Träne in ihr Auge; aber das war Alles. Bald schenkte sie mir wieder einen freundlichen Blick und zeigte sich aufopfernder als vorher. Sie sagte mir nie, daß ich etwas Böses getan, aber ich fühlte es in ihrer Nähe. Wenn sie unter meinen Augen betete am Morgen und am Abend — und sie unterließ es nie — dann wurden ihre Züge verklärt. Da gab es Augenblicke, wo ich mich gern an ihrer Seite auf die Knie niedergeworfen hätte, aber meine Aufgeklärtheit hielt mich zurück. Und wenn sie ans der Kirche kam, wo sie kommuniziert hatte, da schien es mir, als wäre sie von einer viel reineren, himmlischen Atmosphäre umgeben. An einem solchen Tage war sie besonders heiter und anmutig. Sie erschien mir wie ein Engel. Ich bin gewiß, daß ich ihr durch meine religiöse Gleichgiltigkeit oft tiefen Schmerz bereitete, aber sie ließ michs nicht merken. Und siehe da! nach sechs Jahren so eindringlicher Predigt ivurde ich ganz umgewandelt und von dem Verlangen erfüllt, Gott zu lieben, jenen guten Gott, der ihr jene Tugenden verlieh, die den Zauber meines Lebens bilden. Ich konnte mir selbst nicht Rechenschaft geben über dasjenige, was in mir vorging. Aber eines Tages, als sie wieder von der Kommunion-bank kam, da öffnete ich ihr unwillkürlich meine Arme und sprach: „Johanna, führe'mich zu deinem Beichtvater!" Ruhig und heiter und doch die Augen voll Tränen, umarmte sie mich mit den Worten: „D, ich wußte es, daß du das einmal sagen werdest; ich habe ja so viel in dieser Angelegenheit gebetet!" Und seit dieser Zeit ist alles anders. Ich gehe fleißig in die Kirche und zur Kommunionbank. Doch komm lieber recht bald zu uns und überzeuge dich, wie glücklich wir sind!" — So erzählte der Offizier. Wir haben dieser anmutigen Erzählung nichts beizufügen als das: liebe Leser, gebet in Allem ein gutes Beispiel, wie diese vortreffliche Frau! Ein Licht zeigt den Weg: gute Beispiele führen uns und Andere den rechten Weg zum Himmel. — Das Lächeln im Code. Ein frommer Greis war dem Tode nahe und seine Kinder und Enkel standen um sein Sterbebett. Er schien zu schlafen und lächelte dreimal mit geschlossenen Augen. Als er die Augen wieder öffnete, fragte einer seiner Söhne, warum er denn-dreimal gelächelt habe. Der fromme Greis sagte: das erstemal gingen alle Freuden des Lebens vor mir vorüber und ich mußte lächeln, daß die Menschen dergleichen Seifenblasen für etwas Wichtiges ansehen können. Das zweitemal erinnerte ich mich an alle Leiden meines Lebens — und freute mich, daß sie nun für mich ihre Dornen verloren haben und daß die Zeit da ist, wo sie nur Rosen bringen werden. Das drittemal gedachte ich des Todes und mußte lachen, weil man ihn so sehr fürchtet, während er doch für die Gerechten der Übergang zum ewig glückseligen Leben ist. * * * lüas für Einwürfe Dringt man gegen die Teilnahme am llferüe der ölauDensoerDreitung vor und sind sie stichhaltig? „Jetzt ist nicht die Zeit, mit so was anzufangen, die Verhältnisse sind zu ungünstig}!" — so werden manche sagen. Darauf ist zu erwidern: Die Teilnahme am Werke der Glaubensverbreitung ist nichts Neues; die Sache, um die es sich dabei handelt, nämlich die Unterstützung der kathol. Missionen zur Verbreitung des Glaubens durch Gebet und Almosen, bestand auch bisher schon, nur die Form soll eine andere werden, wobei es aber den Teilnehmern mehr erleichtert als erschwert wird. Tritt dem Marien-Verein bei, heißt es einfach; du hast dabei nicht mehr zu beten als früher, keinen größeren Beitrag zu leisten als früher, ja, wenn es dir bei deiner Armut nicht möglich ist, den ganzen Beitrag zu leisten, so wirst du, wenn du nur das tägliche Gebet verrichtest und an Almosen monatlich soviel gibst, als dir eben möglich ist, dadurch teilhaftig aller Gnaden und Ablasse, die überhaupt den Teilnehmern zugesichert sind. Es ist also einem jeden Katholiken, auch dem ärmsten, möglich, am Werke der Glaubensverbreitung teilzunehmen. Daß aber jeder Katholik daran Anteil nehme, ist wohl jetzt in besonderer Weise an der Zeit: nicht bloß, weil die Not und das Elend all der vielen Millionen, die im Un- und Irrglauben sich befinden, überaus groß ist, sondern auch, weil die Verhältnisse für die Verbreitung des hl. Glaubens günstiger sind, als es zu andern Zeiten der Fall war. — Ein Priester, der seit 30 Jahren das Missionswesen mit großem Interesse verfolgt, schreibt: „Es ist eine augenscheinliche Fügung Gottes, daß, um nicht mehr zu sagen, zwei der größten Mächte unserer Zeit, welche über Hunderte von Millionen Menschen gebieten und über die großartigsten Hilfsquellen verfügen, nämlich England und Nordamerika, den Glaubensboten unserer Kirche volle Freiheit gönnen, ja dieselben mitunter auf eine Weise unterstützen, wie man es von katholischen Regierungen nicht besser erwarten könnte." Diese Stellung, die zwei der bedeutendsten Mächte gegenüber der Verbreitung des Glaubens nehmen, hat natürlich auch auf andere Mächte Einfluß und ist jetzt auch das Verhalten der meisten derart, daß man damit recht zufrieden sein kann: die Missionäre können ohne besonderes Hindernis ihrem Berufe nachkommen. Auch sonstige Umstände sind dem Missionswesen günstig: der Verkehr nach allen Teilen der Welt ist sehr erleichtert; Länder, in denen früher den Europäern der Zutritt mehr oder minder verschlossen war, werden immer mehr zugänglich, die Völker selbst einander näher gerückt, weltliche Gesellschaften veranstalten Entdeckungsreisen in unbekannte Länder u. dgl. — lauter Umstände, die für die Verbreitung des hl. Glaubens zunutzen gemacht werden können; ja, es wäre ein grober Fehler, wenn es von kathol. Seite aus nicht geschähe, da die Andersgläubigen dann gleich am Platze sein würden. Auch kann das, daß die ll/erhältnisse in unseren Ländern vielfach recht bedenklich sind, kein Grund sein, daß man deshalb es unterlassen sollte, sich am Werke der Glaubensverbreitung zu beteiligen. Oder wäre es vernünftig und christlich gehandelt, wenn ein Katholik, der in Betreff seiner zeitlichen Verhältnisse dies oder jenes befürchtet, deswegen andern kein Werk der Liebe und Barmherzigkeit erweisen wollte, obwohl es ihm durchaus nicht unmöglich wäre? Wird man nicht mit Recht sagen: Gerade in solchem Falle sollte er besonders darauf schauen, soviel als möglich Werke der Barmherzigkeit zu üben, damit auch der Herr ihm Barmherzigkeit angedeihen lasse und dies oder jenes, was er befürchtet, abwende oder doch zu einem guten Ausgang führe? Dasselbe gilt aber offenbar auch für ein ganzes Land: also je trüber unsere Zustände sind, desto mehr brauchen -wir den Segen, die Barmherzigkeit Gottes und, sollen diese durch Werke der Barmherzigkeit, unter denen sicher die Teilnahme am Werke der Glaubensverbreitung eines der ersten ist, zu erlangen suchen, Manche mögen auch einwenden: „Man kann jetzt mit so was nicht anfangen, denn die Leute sind zu arm!" Darauf ist zu erwidern: Die Armut der Leute ist durchaus kein Grund, weshalb jemand mit Recht denken könnte: „Der liebe Gott verlangt von mir so was nicht." Denn das, was das Wichtigste bei dieser Teilnahme ist, nämlich das Beten, das kann auch der Ärmste; und was den Beitrag zu diesem Werke anbelangt, so ist ja dem Armen nicht vorgeschrieben, wieviel er geben soll; er ist, wenn er in der Tat nicht mehr geben kann als im Monat 1 kr. oder vielleicht nur gar einen halben Kreuzer, also 6 kr. im ganzen Jahre, ebensogut ein eigentlicher Teilnehmer am Werke wie derjenige, der in der Woche 2 kr. oder vielleicht selbst 10 kr. gibt. „Wer viel hat, gebe viel und wer wenig hat, gebe von dem Wenigen gern!" — dieses Wort gilt auch in Bezug auf das genannte Werk. Und die nahezu 2!/3 Millionen Gulden, die jährlich geopfert wurden, bestehen auch größtenteils aus den Kreuzern der Armen. Auch hat der Arme, wenn er von dem Wenigen, was er hat, etwas Weniges gibt, keinen Verlust, sondern vielmehr Gewinn. Der hl. Paulus hat bei Sammlungen den Christen zugerufen: „Richt als suche ich eure Gabe, ich suche vielmehr reichlichen Gewinn für euch" (die Gebenden). Darum sagt auch das gläubige Volk: „Almosengeben (in der rechten Weise nämlich) macht nicht arm." Also man würde es mit den Armen nicht gut meinen, wenn man sie nicht auch zur Teilnahme an der Glaubensverbreitung aneifern würde. Eine solche Teilnahme trägt sicher nicht die Schuld au der Verarmung des Volkes; wer dieser steuern will, der muß die Leute von ganz anderen Dingen zurückhalten, als von solcher Teilnahme. Was zur Verarmung des Volkes führt, das sind: Genußsucht, Vergnügungssucht, Putz- und Modesucht, Großtuerei u. dgl. Und gerade um solch verderblichen Dingen zu steuern, ist die Teilnahme am Werke der Glaubensverbreitung ein geeignetes Mittel; diese Teilnahme ist ein mächtiger Sporn zur Selbstverleugnung und Einschränkung. Als Beweis hiefür ein Beispiel. Im Waisenhausc zu Temesvar erhielt ein Mädchen, das kurz zuvor dem Werke der hl. Kindheit beigetreten war, von seiner Patin eine Torte zum Geschenke. Gewiß hätte das Kind selbe gerne verspeist. Aber was tut cs? Es trägt die Torte in die Küche und bittet die Küchenschwester, ihr doch für diese Torte 70 kr. zu geben, damit auch der kleine Bruder an dem Werke der hl. Kindheit teilnehmen könne und damit es für sich und ihn etwas für die armen Heidenlinder geben könne. Wie edel und rührend ist ein solcher Zug! Ähnliche Gaben kommen auch für die Verbreitung des Glaubens gar viele. Wenn ein solcher Geist recht allgemein geweckt und genährt würde, wäre nicht das eines der wirksamsten Mittel gegen Verarmung? Das Werk der Glaubensverbreitung ist es aber, das diesen Geist weckt und lebendig erhält. „Wir haben daheim selbst Bedürfnisse genug und können nicht für die ganze Welt sorgen!" Mit diesem Einwurfe wollen auch einige die Unterstützung der Missionen kurzweg abweisen. Haben sie Recht? Durchaus nicht! Man gibt gerne zu, daß wir im eigenen Lande Arme und auch sonstige Bedürfnisse, wo Hilfe not tut, genug haben; man wird auch nie sagen: der Katholik brauche sich um die Armen und die Wohltätigkeits-Anstalten im eigenen Lande nicht zu küm-mern, sondern stellt vielmehr als christliche Regel hin: das Eine tun und das Andere nicht unterlassen. Aber wollte man nach dem erwähnten Zusatze sich richten, so würde der lebenskräftige Verband des katholischen Christentums, der uns nicht allein Pflichten auferlegt, sondern auch unermeßliche Vorteile sichert, bald zur bloßen Einbildung werden. Auch dürfte es keinen besonderen Scharfblick verraten, zu einer Zeit, wo halb Europa von außereuropäischen Lebensmitteln zehrt, wo bald chinesische und japanische Schiffe eine gewöhnliche Erscheinung in europäischen Häfen werden dürsten, uns engherzig abschließen zu wollen. Ganz im Gegenteile müssen wir in den gehörig gewürdigten Verhältnissen der Gegenwart eine mächtige Aufforderung sehen, unserer Aufgabe als Bürger des w e l t umfassenden Gottesreiches der katholischen Kirche nach besten Kräften gerecht werden. Manche bringen gegen die Missionsgaben auch den Einwurf: „Es geht dabei viel zu viel Geld ins Ausland." Dieser Einwurf ist wohl in dem eben Gesagten schon abgefertigt. Hier möge nur noch das bemerkt sein: Diejenigen, die so ängstlich besorgt sind, es möchte zuviel Geld ins Ausland gehen, könnten ihre Sorgfalt besser dorthin richten, wo sich's mehr lohnt; es gehen Millionen und Millionen Gulden ins Ausland, z. B. für Kaffee, Tee, Tabak, Weine, Seide rc., aber dagegen haben sie nichts einzuwenden, nur wenn Tausende für Misfionszwecke aus dem Lande gehen, da foH’§ ein so großer Schaden für's Land sein! O wahrlich, es gibt Leute, denen kein Einwarf zu läppisch ist, wenn sich's um Dinge handelt, die nicht nach ihrem Sinne sind. Schließlich noch einen Einwurf, den man mit-nnter aus dem Munde von Geistlichen hört: Seite 220 Stern der Neger Nr. 7 „Für kirchliche Zwecke wollen die Leute nichts geben" und daunt halten sie sich auch entschuldigt, wenn sie den Leuten nichts von solchen Zwecken sagen, sie zur Opferwilligkeit hiefür nicht aufmuntern. Ist dieser Einwurf wahr? Im allgemeinen ist er nicht wahr, wie dies die Ausweise von Gaben für' kirchliche Zwecke genugsam beweisen. Aber gesetzt auch, es wäre wirklich hie und da eine Gemeinde, wo es an Opferwilligkeit für kirchliche Zwecke bedeutend fehlen würde, dürfte sich dadurch der Geistliche abhalten lassen, eine solche Gemeinde zu solcher Wohltätigkeit für kirchliche Zwecke aufzumuntern? Nimmermehr. Ja gerade dort, wo es hierin wirklich fehlen sollte, täte dies umsomehr not und zwar nicht so fast wegen des Erträgnisses von der Wohltätigkeit, sondern wegen den Leuten selbst; es ist das in ihrem eigenen größten Interesse. Schreiber dieses kannte eine alte Frau, die immer herzlich dankte, wenn man sie zu einem frommen Zwecke um etwas ansprach. Die gute Frau anerkannte nämlich, daß es ihr selbst einen großen Nutzen bringe, wenn sie eine Handlung geistlicher Barmherzigkeit ausübe. Ja gewiß, man erweist den Leuten eine große Liebe, wenn man sie zur Wohl-tätigkeit und besonders zur Wohltätigkeit für religiöse Zwecke ermuntert und zwar wegen des überaus reichen himmlischen Segens, der darauf ruht und weil die Leute gerade dadurch, daß sie für die Religion Opfer bringen, die Religion selbst liebgewinnen; ihr Herz wird viel empfänglicher für die Aufnahme derselben, ihr Verständnis für religiöse Dinge wird viel besser, ihr Wille mehr bereit zur Beobachtung dessen, was die Religion fordert. Daß dem so sei, wird jeder Priester bestätigen, der sich um die Förderung religiöser Zwecke mehr angenommen hat. Leidet vielleicht der Seelsorger an seinem Ansehen bei der Gemeinde, wenn er zum „Bettler" wird? Das eben Erwähnte läßt schon mit Sicherheit schließen, daß eine derartige Furcht unrichtig sei. Und die Erfahrung bestätigt das Gegenteil: das gläubige Volk legt es dem Seelsorger gut aus, wenn er um Christi willen für andere zum „Bettler" wird, er gewinnt dabei an Liebe und Zutrauen; dagegen macht es keinen guten Eindruck, wenn er sich mit so was nicht abgibt. Auch die leider herrschende materielle Richtung unserer Zeit, die wuchernde Genuß- und Vergnügungssucht ec. wird heutzutage mehr denn je den seeleneifrigen Priester dazu bewegen, die Leute darauf hinzuweisen, daß es für den Christen andere, höhere Interessen gebe, denen er sein Augenmerk zuwenden, deren Förderung er sich angelegen sein lassen soll. Und so wird denn ein Seelsorger besonders auch das Werk der Glaubensverbreitnng als ein will-koimnenes Mittel ergreifen, um in seiner eigenen Gemeinde den Glauben zu beleben und zu stärken und ein echtes Glaubensleben zu fördern. tiJie ist der Zustand derer beschaffen, die sich im tin- oder Irrglauben befinden ? Wenn auch der erste und höchste Grund, weshalb Gott will, daß alle Menschen zum wahren Glauben gelangen sollen, der ist, damit sie so den allein wahren Gott, ihren Schöpfer und wahren eigentlichen Herrn kennen lernen und ihn als solchen ehren und lieben und ihm dienen, so will er dies aber in seiner unendlichen Liebe und Erbarmung auch deshalb, weil er will, daß alle Menschen selig werden sollten. Das ganze Erlösungswerk und die in der wahren Kirche gegründete Heilsanstalt hat ja diesen Zweck. Der Zustand jener Menschen, die im Unglauben und Irrglauben leben, ist ja in vieler Hinsicht höchst unglückselig. Was zunächst den Zustand in der Ewigkeit betrifft, so ist die Glaubcnswahrheit: „Außer der Kirche ist kein Heil," allerdings nicht in dem Sinne zu verstehen, daß alle, die äußerlich außerhalb der allein wahren Kirche stehen, verdammt werden, nein, das hat die katholische Kirche nie gelehrt; mit der genannten Glaubenswahrheit ist nur das gesagt, daß wer aus eigener Schuld außerhalb der Kirche steht, wer aus eigener Schuld den wahren Glauben nicht hat, der werde verdammt werden; dagegen können diejenigen, die ohne ihre Schuld zwar dein Körper nach außerhalb der Kirche stehen, aber aufrichtig die Wahrheit suchen, nach der erkannten Wahrheit leben, die der Stimme ihres Gewissens folgen, also das natürliche Gesetz, das Gott der Herr in die Brust eines jeden Menschen legt, treu beobachten, diese können selig werden; solche gehören aber auch dem Geiste nach zur Kirche. Aber wenn den Heiden und den Irrgläubigen auch das ewige Heil keineswegs abgesprochen wird, kann man denken, daß ihr Heil überhaupt nicht in Gefahr sei? Umgekehrt wird man zugeben müssen, daß man alle Ursache habe, sehr für ihr Heil fürchten zu müssen. Wie sehr hat man nämlich Ursache, zu fürchten, daß sie infolge der Verderbtheit der menschlichen Natur und anderer Umstände wohl höchst selten dem Naturgesetze, der Der Mdarnrn bei Scbelall (Siehe nächste Nummer) Ein Missionär, der im höchsten Norden Amerikas ' den Menschen die frohe Botschaft des Heiles verkündete, bezeugt Folgendes: „Die Frauen, welche überall, wo das Evangelium nicht herrscht, so zurückgesetzt sind, fühlen, daß zu allererst ihnen die Heilsbotschaft gebracht worden ist. Es war bei diesen Völkern gebräuchlich, daß die Frauen erst nach den Jagdhunden die Nahrungsüberbleibsel bekommen durften, die man ihnen, wie aus Mitleiden, zuwarf. Jetzt, (b. h. nach der Bekehrung zum hl: Glauben) sehen sie sich allmühlig als Gattinen, Mütter und wahre Lebensgefährtinnen behandelt." In Afrika sind zahllose Negerstämme Fetisch-Anbeter. (Fetisch ist soviel als Götze, Götzenbild. 1 Fetisch kann alles werden: ein Klotz, ein Stein, ein Baum, eine Schlange, ein Krokodil, kurz alles, worauf die Phantasie dieser Heiden fallt.) Der Neger ehrt seinen Fetisch und nimmt in jeder Not und Arbeit seine Zuflucht zu ihm, wobei er ihm reichliche Opfer bringt: Ruhm und Palmwein, Öl und Korn, Geflügel, Ziegen und Schafe; die dem Fetisch angenehmsten Opfer aber find Menschen. Gewöhnlich werden Kriegsgefangene dazu gebraucht. In Afrika besonders trifft man auch die Greuel der Sklaverei. Um Sklaven zu bekommen, werden dort förmliche Sklavenjagden gemacht. Ein Augenzeuge berichtet über solche Sklavcnjagden Folgendes: „Ganze Dörfer werden in Brand gesteckt und die inneren Stimme des Gewissens, treu folgen, sondern vielmehr in wichtigen Sachen demselben zuwiderhandeln und folglich schwer sündigen. Man denke z. B. nur an den bei den Heiden so häufig vorkommenden Kindermord. Wie schlimm schaut es da mit der Beobachtung des Naturgesetzes aus, wo so schreckliche, unnatürliche Verbrechen ohne Scheu begangen werden! Und in vielen anderen Stücken steht es nicht besser. Wenn schon der auf dem Boden der Kirche stehende und darum von so vielen Gnaden gestärkte Katholik soviele Mühe hat, um gegen Fleisch, Welt und Teufel einen guten Kampf zu kämpfen, muß man da nicht mit Grund für das Heil derer fürchten, die dieser hilfreichen Gnaden ganz oder doch zum großen Teil entbehren? Und ist nicht auch der Zustand in dieser Welt bei den außer der Kirche Stehenden ein höchst bedauernswerter? Wie unendlich traurig ist bei den armen Heiden z. B. das Los der Kinder, der weiblichen Personen, der Sklaven! Hier ein paar Züge dieses traurigen Zustandes: Bewohner ergriffen, wenn sie schreckensbang vor den I um ihre Wohnstätten zusammenschlagenden Flammen j fliehen; die Betagten aber und Gebrechlichen werden niedergemetzelt, weil sie zur Frohnarbeit nichts taugen. Der Säugling wird von der Mütterbrust gerissen, um ohne Erbarmen am Schreine des Götzen als Opfer geschlachtet zu werden. Sind nun die Sklaven auf diese oder andere Weise Besitztum des Sklavenhändlers geworden, so werden sie auf die großen Sklavenmärkte getrieben. Der Transport unterscheidet sich durch nichts von dem Transport einer Herde Viehes, nur daß man die männlichen Sklaven, denen man nicht recht traut, noch etwas grausamer behandelt als das Vieh. Sie werden nämlich auf der Reise an eine lange Stange gebunden, bei der das eine Ende an dem Sattel eines Kameeles befestigt ist, während das andere, welches gabelförmig ist, auf jeder Seite des Halses des Sklaven durchgeht und hinten mit einem starken Stricke zusammengebunden ist, damit er den Kopf nicht herausziehen kann. Außerdem hat man ihm auch noch die rechte Hand an die Stange, nicht weit vom Kopfe, gebunden. So geht er den ganzen Tag hinter dem Kameele her; des Nachts macht man ihn von der Stange los und legt ihn in Ketten. Sind die Beschwerden der Reise endlich überstanden, und die armen Sklaven auf dem Markt angekommen, so harrt ihrer neue Oual und unmenschliche Behandlung. Wir wollen zunächst einen ägyptischen Sklavenmarkt kennen lernen. Das Sklave'n-verkaufshaus ist ein wirres Gemisch von Höfen, Ställen, Zimmern und Räumen. Schon am Eingänge sieht man „die Ware" (die Sklaven) vor sich. Der Sklavenhalter ladet den Angekommenen ein, „et Farchaht" (die jungen Tiere) zu besichtigen. Ist dieser ein Kauflustiger, dann erhebt jener sich wohl auch, um ihn zum Sklaven zu begleiten; unbekümmert um Alter oder Geschlecht gebietet er diesem, die Zähne zu zeigen, um bei diesem, wie bei einem zu verkaufenden Pferde, einen Schluß auf das Alter und die Brauchbarkeit des Individuums ziehen zu können, verschiedene Stellungen und Biegungen des Körpers vorzunehmen, um die Gelenkigkeit desselben kundzugeben. Noch ärger sieht es auf den südlicheren Sklavenmärkten aus. Ein solcher ist z. B. zu Schendi in Nubien. Hier stehen die Sklaven vom Morgen bis Sonnenuntergang, den glühenden Sonnenstrahlen ausgesetzt; aber man bedient sich der Vorsicht, sie morgens tüchtig mit Öl einzureiben, damit ihre Haut konserviert bleibe und nicht von der Sonnenhitze aufspringe: ein gleiches vollzieht man an den geschorenen Kameelen. Menschen und Tiere stehen I dort im eigenen Unrate und dieser, sowie der gewaltige Schweißgeruch verpesten die Atmosphäre. Die Sklaven werden aus Sennaar, Kordofan, Darfur, AbyssiNien und oft noch weiter aus dem inneren Afrika hergebracht. Jährlich verhandelt man zu Schendi deren an 4000 und zählt sie gewöhnlich mit dem Vieh in einer Rubrik; wer einen derselben tötet, hat nur den Preis dafür zu bezahlen und die Sache ist abgemacht.^ In Ägypten allein — und zwar zum größten Teile zu Kairo — gibt es bei 50.000 Sklaven beiderlei Geschlechts und ungeheuer ist die Zahl derjenigen, welche nach Konstantinopel und überhaupt in die Türkei, nach Asien, in die Südsee-Jnseln rc. verschleppt werden. Nach zuverlässigen Berichten beträgt die Anzahl solch Unglücklicher, die in Afrika zu Sklaven gemacht werden, an 600.000 Personen. Was man mit den armen Sklaven weiters für entsetzliche Dinge treibt, davon darf man garnicht reden. Und wieviele Millionen Menschen gibt es erst unter den Heiden und Türken, die, wenn sie auch nicht gerade „Sklaven" heißen, doch nicht viel anders behandelt werden. Wie entwürdigend ist z. B. die Stellung der Frauen bei den Türken! Wer ist es, der solch traurigen Zuständen ein Ende macht? Etwa die sogenannte „Zivilisation"? Nimmermehr; längst hat die Geschichte den Beweis geliefert, daß die Zivilisation solchen Zuständen gegenüber ganz machtlos ist, ja mitunter waren es selbst sogenannte „Zivilisierte", die sich an dem Sklavenhandel beteiligten; also nur das Christentum ist es, das, wenn es in einem Lande Eingang gefunden und alle Verhältnisse mit seinem Geiste durchdrungen hat, die Bande der Sklaverei löst und sonstige traurige Zustände zum Besseren wendet. Auch was die Irrgläubigen betrifft, wird der Katholik, der sich der Segnungen der kathol. Kirche bewußt ist und selbe zu schützen weiß, und weiß, daß die Irrgläubigen mehr oder minder derselben entbehren, sicher nie denken, daß sie deshalb nicht schlechter dabei seien, sondern wird sie vielmehr aufrichtig bedauern; er wird dem Grafen de Maistre zustimmen, wenn derselbe zu der Wahrheit: Außer der Kirche kein Heil" die Bemerkung macht: Außer der wahren Kirche auch keine rechte Freude, kein wahrer Friede, weder im Leben noch im Sterben; in allen wichtigen Lebensverhältnissen gewährt die Kirche den ihrigen den süßesten Trost, den der Irrgläubige entbehrt. Also gewiß, der Zustand der Heiden und Irrgläubigen ist sehr besorgniserweckend, wenn wir den Blick in die Ewigkeit richten und ist auch höchst unglückselig selbst in dieser Welt. Äle siebt es in der Kielt aus in Bezug auf Religion? und was ist hierin 0ottes tiJilie? Auf der ganzen Welt leben nach den neuesten Berechnungen ungefähr 1420 Millionen Menschen, und von diesen sind höchstens 215 Millionen kathol. Christen; diese allein haben also die wahre Religion; von den andern 1205 Millionen Menschen sind weitaus die meisten noch Heiden, sicher an 900 Millionen, die übrigen 305 Millionen verteilen sich auf die Muhamedaner (die als Religion ein Gemisch aus Heidentum, Judentum und Christentum haben), auf Juden (die bis zum Ende der Welt auf den kommenden Messias warten), auf Protestanten (deren Vorahnen Katholiken waren, die aber vor mehr als 300 Jahren vom wahren Glauben abgefallen und der Irrlehre verfallen sind) und auf die nicht-unierten Griechen (die eine katholische Glaubenswahrheit und das von Gott gesetzte Oberhaupt der Kirche nicht anerkennen). Also so viele Millionen Menschen befinden sich in der „Finsternis und im Schatten des Todes", oder leben im traurigsten Irrglauben oder sind wenigstens getrennt vom lebenspendenden Mittelpunkte der Kirche Christi! Kann nun ein Christ in Betreff dieses religiösen Zustandes denken, daß dies etwa der liebe Gott so wolle? Gewiß nicht. Gottes heiliger Wille ist es vielmehr, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, daß Ein Hirt und Eine Heerde werden soll; deßhalb hat der göttliche Heiland seinen Aposteln den Auftrag gegeben: „Gehet hin in die ganze Welt, lehret alle Völker, taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe". Diesem Auftrage sind auch die heilige» Apostel mit aller Treue nachgekommen, und haben Denen, die sie daran hindern wollten, erwidert: „Urteilet selbst, ob es billig sei, den Menschen mehr zu gehorchen als Gott"; sie haben lieber Blut und Leben hingegeben, als der ihnen erteilten Sendung untreu zu werden. Diesem ausdrücklichen Willen Gottes, die frohe Botschaft des Heiles allen Menschen zu bringen, ist auch die heilige Kirche alle Zeit nachgekommen, sie hat selbst inmitten der grausamsten Verfolgungen ihre Glaubensboteu in alle Teile der Welt gesendet, die in der Überzeugung: „Gott will es", durch nichts sich von der Erfüllung ihres Berufes abhalten ließen, und Millionen von Märtyrern legen dafür Zeugnis ab, daß sie es ebenso sehr als den Willen Gottes anerkannten, den ihnen verkündeten heiligen Glauben dankbar annehmen und standhaft bekennen zu müssen. Wenn es nun aber dennoch so viele Millionen Heiden und Irrgläubige gibt, so liegt der Grund davon in den Menschen selbst. „Er kam in sein Eigentum und die Seinigen nahmen Ihn nicht auf" — heißt es im Evangelium des heiligen Johannes; und an einer andern Stelle: „Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse". Aber obgleich von vielen Seiten verschmäht und zurückgewiesen, zieht der Herr in seiner Erbarmung doch nie den gegebenen Auftrag zurück: „Gehet hin in die ganze Welt, lehret alle Völker" zc. — also immer bis ans Ende der Welt ist und bleibt es sein hh. Wille, daß alle Menschen zum wahren Glauben gelangen möchten. * -1- * GCbO au$ Afrika. Illustrierte, kathol. Monatsschrift. Herausgegeben von der St. Petrus Claver-Sodalität. Preis jährlich mit Post oder Zustellung Kr. 1.20. — Probenummern gratis. Jnhaltsverzeichnisder siebenten (Juli-) Nummer: Der hl. Benedikt von St. Fidadelfo, genannt der „Mohr". — Missions-Korrespondenz: Apostolische Präfektur vom Unteren Niger (Onitscha' P. L. Le-jeune, C. S. Sp., Apost. Präfekt). — Apostolisches Vikariat Süd-Zanguebaa (Dar-es-Salaam, Msgr. Cassianus Spieß, 0. S. B., Apostol. Vikar). — Nach-1 richten aus der Propaganda. — Die Sodalität des hl. Petrus Claver (von Dr. Hugo Mioni, Fortsetzung). — Chronik der St. Petrus Claver-Sodalität. Rom. Triest. Illustration: Msgr. Spieß 0. S. B., Apost. Vikar von Süd-Zanguebar. Bestelladresse: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. Gebelserhörungen und Empfehlungen. Aus Köln. Hatte in voriger Nummer Ihrem frommen Gebete am Herz Jesu-Altare eine Person empfohlen, deren geistiges und leibliches Wohl mir sehr am Herzen lag. Wunderbar! Von da an ging eS gleich besser. Ich hoffe, daß das hhl. Herz Jesu wie immer so auch hier sein Werk vollkommen machen wird! Hs Aus Tirol. Mein Bruder wurde wider alles Erwarten von einer ziemlich schweren Krankheit wieder gesund. Dafür sage ich dem hhl. Herzen Jesu, der unbefleckten Gottesmutter und auch Ihnen, hochwürdige-Patres, als meinen Fürbittern, meinen innigsten Dank! Aus Tirol. Ich berichte Ihnen hiermit, daß ich Sie um Ihre Fürbitte beim hhl. Herzen Jesu und Mariens gebeten habe und auch sogleich erhört worden bin. Nehmen Sie bitte die beiliegenden 6 Kronen als Almosen für Ihr Haus und zugleich als Beweis meiner innigsten Dankbarkeit gegen meine himmlischen Wohltäter. Bitte jedoch meinen Namen nicht zu veröffentlichen. Reife nberg (Bayern). Zwei Jungfrauen, die ihre Anliegen Ihrem frommen Gebete anempfohlen hatten, danken hiermit dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Jungfrau Maria für die erlangte Gnade, die darin besteht, daß beiden das so lang ersehnte Glück zuteil wurde, in ein Kloster aufgenommen zu werden. Hr- Ebendaselbst läßt jemand dem hhl. Herzen Jesu und seiner unbefleckten Mutter Dank sagen für die Aussöhnung zweier Familien, die in großen Zwistigkeiten lebten und der ganzen Gemeinde zum Ärgernis waren. ifc Unterweilersbach (Bayern). Eine Frau, schon längere Zeit nervenleidend, wandte sich an die Söhne des hhlst. Herzens Jesu und läßt nun dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Jungfrau für die bereits erfolgte Besserung ihren innigsten Dank sagen. Aus Kältern. Vor einiger Zeit hatte ich Ihrem frommen Gebete am Herz -Jesu-Altar den guten Erfolg zweier Missionen empfohlen. Für die gnädige Erhörung sei dem hhl. Herzen Jesu und Mariä tausend Dank gesagt. HH Aus L a n d e ck. Viel tausend Dank dem hhl. Herzen Jesu und allen feinen Heiligen! Mir ist bald schon nach Absendung meiner Bitte und zwar vollständig in dem empfohlenen Anliegen geholfen worden. Der Kranke, den ich Ihrem frommen Gebete empfohlen hatte, ist wieder gesund und munter. N. N. * * * -Sjf Lustenau (Vorarlberg). Zwei Eheleute, die beide krank sind, bitten Sie inständig, ihrer am Herz Jesu-Altare gedenken zu wollen. Aus Tirol. Leide sehr an Schwermut; bitte doch für mich zu beten, damit die liebe Gottesmutter mich entweder ganz von diesem Leiden befreie oder mir doch die Gnade erlange, es geduldig und Gott zu Ehren zu ertragen. H;. Aus Tirol. Ich befinde mich in einer sehr schwierigen Lage: mein Mann ist gestorben und nun befinde ich mich, da er kein Testament gemacht hat (niemand hätte ja noch an so etwas gedacht!) insehr verwickelten Verhältnissen. Möchte Sie daher bitten, am Herz Jesu- und Muttergottes-Altare meiner eingedenk zu sein. N. N. Lienz. Empfehle Ihrem frommen Gebete am Herz Jesu-Altare meine kranke Mutter. K Aus Tirol. Ein guter, braver Dienstknecht empfiehlt sich dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Jungfrau um die Befreiung oder standhafte Überwindung von sehr großen ünd lästigen Versuchungen. Rie l. Beten Sie gütigst etwas zum hhl. Herzen für mich, damit ich, wenn es zu meinem Seelenheile gereicht, doch eine bessere Gesundheit erlangen möge. Innsbruck. Habe ein sehr großes Anliegen! Wollten Sie nicht die Güte haben, dieses auch auf die Gnadenaltäre zu legen und um dessen Erhörung zu bitten? Im Falle der Erhörung teile ich Ihnen dies nicht nur gerne mit, sondern übersende Ihnen zudem auch noch '50 Kronen Almosen. 4^ Willen: Empfehle recht innig die großen Anliegen meines Bruders. Dies gereicht ihm nicht nur zum leiblichen, sondern auch zum geistigen Wohlc. Für die Schriftleitung: Anton r>. Wärt. — Druck von Ä. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixen.