LANDESMUSEUM RUDOLFINUM IN LAIBACH Bericht fur das Jahr 1908 erstattet vom Musealkustos Dr. phil. WALTER ŠMID LAIBACH 1909 Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach S A* J ' • • S •• LANDESMUSEUM RUDOLFINUM IN LAIBACH Bericht tur das Jahr 1908 erstattet vom Musealkustos Dr. phil. WALTER ŠMID Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach I | 527979 930052ZGO Museumschronik Die Ordnungsarbeiten in den Sammlungen wurden im Anschlusse an die Neuordnung des Jahres 1907 fortgefiihrt. Die in den Jahren 1904 bis 1907 gewonnenen Funde aus dem grogen romischen Graberfelde an der Wiener Strage fanden ihre endgiiltige Aufstellung in dem grogen Schranke des Saales IV. Ebendort wurden die Funde aus altslovenischen Grabern in Krain aufgestellt und mit erlauterndem Text versehen. Neu- geordnet wurde die Waffensammlung des Museums. Eine neue Aufstellung erhielten die Gegenstande der Gewerbe und Gilden Krains. Die bisher in der volkskundlichen Abteilung aufbewahrte Sammlung des Viktor Smole wurde in dem von der Lyzealbibliothek geraumten nordwestlichen Eckzimmer auf¬ gestellt. Der dadurch freigewordene Raum wurde zur Einrichtung von zwei Bauernstuben verwendet, an die eine Bauernkiiche angeschlossen wird. An den Wanden des Ganges wurden in drei grogen Tableaux koptisdie Gewebe des 4. bis 8. Jahrhunderts neuaufgestellt und ihnen ein aus- ftihrlicher erklarender Text beigegeben. Die im Berichtsjahre errichtete moderne kunstgewerbliche Abteilung wurde ebenfalls am Gange des Siid- traktes untergebracht. Die Neuordnung der Miinzensammlung wurde mit der Bearbeitung der mittelalterlichen Miinzen fortgesetzt. Es wurden bisher 1934 italienische, 246 franzosische, 2273 deutsche und 2076 osterreichische Miinzen und Medaillen, insgesamt 6529 Stiick, neugeordnet, etikettiert und katalogisiert. Nach der noch durchzufiihrenden Ordnung der restlichen osterr. Miinzen und Medaillen ist die Neuordnung der numismatisehen Sammlung als ab- geschlossen zu betrachten, da die Sammlung antiker Miinzen leidlich ge- ordnet erscheint. Neugeordnet und katalogisiert wurde die Banknoten- sammlung in 146 Exemplaren (und 176 Doubletten). An der Reliefkarte Krains im Magstabe 1 : 25.000 wurde eifrig fort- gearbeitet, doch konnte der Geoplast B. Lergetporer in Veldes dieselbe wegen Kranklichkeit nicht vollenden. Ihre Vollendung ist fiir Ostern 1909 festgesetzt. 2 Der Besudi des Landesmuseums erreichte im Berichtsjahre die Zahl von 12.940 Personen (gegen 13.052 im Vorjahre). Die Sammlungen wurden von zahlreichen Anstalten und Volksschulen in Begleitung ihrer Lehrer korporativ besucht; die Zahl der Schiiler betrug 1250 (gegen 1450 im Vorjahre). Zoglinge des k. k. I. Staatsobergymnasiums, der k. k. Oberreal- schule und der k. k. gewerblichen Fachschule zeichneten unter Aufsicht der Professoren Fr. Suh er, Anton Koželj und Otto Grebenz bei wiederholtem Besuch plastische Denkmale, kulturgeschichtliche und volkskundliche Gegen- stande. Der Kustos besuchte auf einer einmonatigen Studienreise im August und September die Museen und Kunstsammlungen in Innsbruck, Bregenz, St. Gallen, Ziirich, Basel, Schaffhausen, Konstanz, Reidienau, Lindau, Kempten, Kaufbeuren, Miinchen, Dachau, Freising, Regensburg und Prag. Besondere Aufmerksamkeit wurde den volkskundlichen und kunstgewerb- lichen Sammlungen gewidmet. Der am 13. September 1908 in Graz verstorbene Professor Herr Dr. Kajetan Dittel hat in seinem legten Willen die Stadtgemeinde Laibach zu seinem Erben eingesegt und verfiigt, dag die Zinsen des als unan- tastbarer Fonds zu verwaltenden Vermachtnisses als Unterstiigung des Landesmuseums, der Philharmonischen Gesellschaft und erforderlichen- falls einer Volksbibliothek zu verwenden sind. Personalstand des Landesmuseums Rudolfinum im Jahre 1908 Die oberste Leitung steht dem hohen Landesausschusse fiir Krain zu. Vorsitzender: Herr Landeshauptmann Hofrat Franz von Šuklje Referent: Herr Landesausschugbeisitzer Dr. Eugen Lampe. Musealkustos: Dr. phil. Walter Šmid. Volontar: Dr. phil. Gvidon Sajovic. Praparator: Assistent Ferdinand Schulz. Hausmeister: Franz Kobal. Mit dem Ehrenamte eines Mandatars hat der Landes%ussehug fiir Krain folgende Herren betraut: Dr. Rudolf Andrejka Edler von IAvnogradski, k. k. Bezirks- kommissar in Adelsberg; Johann Baraga, Oberlehrer in Karner Vellach; Johann Berlic, Pfarrer in Wocheiner Mitterdorf; Martin Humek, Oberlehrer in Wocheiner Feistritz; Jelovšek Gabriel in Oberlaibach; Adolf Kappus Edler v. Pichelstain, Gemeindevorsteher in Stein- btichel; Johann Kušar, Gemeindevorsteher in Notranje gorice bei Laibach Josef Lavtižar, Pfarrer in Ratschach bei Kronau; Janko Lokar, Oberlehrer in Dobliči; 3 Franz Lovšin, Oberlehrer inWeinitz; Richard Megušar, Oberlehrer in Podzemelj; Leopold Podlogar, Kooperator in Aich; Johann Renier, Pfarrer in Gurkfeld; Johann Ruper, Postmeister in HI. Kreuz bei Landstrag; August Sedlar, k. k. Finanzkonzipist in Tschernembel; Johann Sašelj, Pfarrer in Adlešiči; Franz Setina, Oberlehrer in Tschernembel; Karl Ritter v, Strahi, Oberlandesgerichtsrat a. D. und Gutsbesitzer in Altlack; Hubert Završnik, k. k. Notar in Seisenberg; Michelangelo Freiherr von Zois, k. k. Bezirkskommissar, derzeit zugeteilt der k. k. Zentralkommission fiir Kunst- und historische Denkmale in Wien; Jose1' Zurc, Gemeindevorsteher in Kandia bei Rudolfswert. Archaologische Abteilung Da in der Carniola regelmagig die Resultate der archiiologischen For- schungen des Landesmuseums veroffentlicht werden, gibt der Beriehterstatter hier nur eine Obersicht der archaologischen Ausgrabungen. 1. Der Pfahlbau von Notranje gorice am Laibacher Moore. Die im Jahre 1907 begonnene Durchforsdiung dieses Pfahlbaues wurde im Berichtsjahre fortgesetzt; die Kosten derselben deckte wie im Vorjahre in hochherziger Weise die Krainisdie Sparkasse. Es wurden zwei Wohnraume aufgedeckt und audi die zum Ufer fiihrende Brucke, die auf 3'90 m von- einander entfernten Pfahlreihen angelegt war, teilweise in ihrem Verlaufe verfolgt. Audi heuer wurden reidiliche Gegenstande aus Stein, besonders Hammerbeile, darunter ein augerordentlich groges Exemplar, gefunden. Die Keramik zeigt keine oder nur sparliche Verzierung, diese vornehmlich aus Tupfen und Warzen bestehend, es fallt daher der Fund eines schnur- verzierten Gefages auf. Erwahnenswert ist audi eine Anzahl Perlen aus Holz und ein langlichrundes, mit Rillen verziertes Anhangsel aus Ton. 2. DerBronzedepotfundvonCrmošnjice beiRudolfswert. Der im Mai des J. 1908 zufallig von einem Bauer beim Pfliigen entdeckte 12 kg schwere Depotfund der jiingeren Bronzezeit enthalt 28 Sicheln, 15 Brudistiicke von Sicheln, 2 Diillenbeile, 4 Bruchstiicke von solchen, 1 mittelstandiges Lappenbeil und das Bruchstiick eines soldien, 1 Lanzen- spitze, 2 abgebrochene..Dolche, das Bruchstiick eines verzierten Helmes, 9 Armringe verschiedener Groge, einen tordierten dreifach gewundenen Ring mit anhangendem kleinen Ring, das Brudistiick eines grogen Ringes und 13 Stiick Bronzekudien verschiedener Groge und Gewidits. Die Vorstehung des Landesmuseums fiihlt sidi vor allem Herrn Ge¬ meindevorsteher Josef Zurc in Kandia zu besonderem Danke verpfliditet, der die Erwerbung dieses und anderer Funde ermoglidit hat. 4 3. Der Bronzedepotfund von Veliki Otok bei Adelsberg besteht aus 13 Bruchstiicken von Bronzeaxten in der Form der neolithischen Hammerbeile aus Stein (Gewicht 2'78 kg). Er ist besonders bemerkens- wert dadurch, dag an ihm die Form des Transportes in Gestalt von Beilen und des Verkaufs durdi Absdilagen einzelner Stiicke ersichtlidi ist. Archaologische Einzelfunde, Neolithische Zeit. Brudistiick eines am Laibacher Moore gefundenen Hammerbeiles aus Serpentin; Gesehenk des Herrn Prof. Felix von Lusdian, Direktors am Museum fiir Volkerkunde in Berlin. Bronzezeit. Ein breiter massiver offener Armring aus Bronze mit Strichreihenverzierungen; zwei kurze blattformige Lanzenspitzen aus Bronze und ein eigenttimlich verziertes Anhangsel aus Ton. Aus der Umgebung von Pustigradec. Hallstattperiode. Zwei diinne, enggeknotete Ringe (D. 6'7 cm) mit iibereinandergreifenden, spitz zulaufenden Enden, sowie vier flache Ringe, die vielleicht als Ohrgehange oder Anhangsel getragen wurden. Diese Ringe (von denen zwei zusammenhangen) sind mit Langsrillen geziert, ihre Enden greifen iibereinander, werden schmaler und spitz und sind an der Spitze mit einer Reihe von kurzen Querrillen bedeckt. Ein Ring ist doppelt ge- wunden. Gefunden auf einem Acker in St. Margareten bei Rudolfswert. Zwei groge massive geknotete Oberarmringe (D. 12'5 cm) und ein eisernes Diillenbeil. Gefunden auf einem Acker in Brezje bei Honigstein. Eine Certosafibel, das Brudistiick (Biigel) einer Certosafibel, verziert mit Querstrichen und Wiirfelaugen, zwei diinne, glatte Giirtelbleche, Be- standteile des Riemenbeschlages (wie Tafel XV Fig. 23 und 25 in der Carniola 1908), sowie ein langlicher flacher, oben durdibohrter Tongegen- stand. Aus Suhi potok bei Gallenegg. Funde aus Krainburg, beschrieben von Dr. J. Žmavc in der Carniola 1908 S. 213. Gesehenk des Herrn Dechant Anton Koblar. Latene-Periode. Zwei schmale blattformige, 38 cm lange eiserne Lanzenspitzen, eine 33 cm lange viereckige, spitz zulaufende Lanzenspitze, zwei langliche eiserne Gegenstande und das Brudistiick eines Bronzehelmes, verziert am unteren Rande des Helmhutes mit kurjen quergestellten Strichen. Aus einem Weingarten in Drenovec bei Weinitz. Weitere Nach- grabungen des Herrn Oberlehrers Fr. Lovšin forderten nichts mehr zutage. Romisdie Zeit. Eine Glocke aus Bronze; auf einem Acker des Fr. Remžgar vulgo Potokar in Brezovica bei Laibach, auf dem bereits vor langerer Zeit Oberreste eines romischen Ziegelofens festgestellt wurden (vgl. dazu den Bericht des Landesmuseums fiir das J. 1906 S. 12). Eine romisdie Provinzialfibel aus Bronze mit einem Knopf und vollem Nadelhalter. Gefunden auf einem Acker in Mačkovec bei Hof im Herbste des Jahres 1907. Ein Brandgrab auf einem Acker im Felde von Cerklje bei Munkendorf (Tiefe 50 cm), aus steingemauerten Wanden bestehend, die mit Geroll- steinen umgeben waren. Inhalt: ein schwadi konischer Beeher aus rotem 5 Ton mit schmalem Fug (Hohe 8'6 cm), das Bruchstuck eines Schiilchens aus braungelbem Ton, Randbruchsttick eines gleichen Gefages aus rotem Ton. Das Grab lag an der Wasserleitung, die von Izvir nadi Neviodunum fiihrte und deren Spuren man noch heute verfolgen kann. Der von Michelangelo Freiherrn von Zois geschenkte Lowenkopf aus orientalischem Alabaster (siehe Carniola 1908 S. 4) bildete den Deckel eines agyptisehen Kanopus (eines fiir die Eingeweide eines Verstorbenen be- stimmten Behalters). Eigentiimlich ist das Vorkommen dieses unter dem Einflug der romischen Kunst entstandenen agyptischen Objektes in einer Schottergrube bei Egk. Gelegentlich der Legung eines zvveiten Wasserleitungsrohres vom Wasserwerk Kleče nach Laibadi im Frtihjahre 1908 wurden langs der Bleiweisstrage folgende romische Graber aufgedeckt: 1. Ein Freigrab, Leichenbrand und Kohle, bedeckt mit einem Ziegel. Grabfunde: viereckiges Glasgefag, wurde von den Arbeitern zertriimmert; ein gebrochener Spiegel aus Silbermetall mit durchbrochenem Rand; Bruch- stiick eines Bechers aus gepregtem Glase, verziert mit untereinander ver- bundenen erhabenen Ellipsen; eine groge Bernsteinperle. 2. Ein Skelettgrab mit zwei Bronzearmringen, der eine glatt, gekantet mit spig zulaufenden En den, der andere aus dimnem Bronzedraht hohl gedreht. 3. Ein Amphoragrab, zugedeckt mit einem Ziegel. Der durcheinander- geworfene Inhalt bestand aus einer blauen Glasperle, einem eisernen Messer und dem Bruchstiicke einer eisernen Haarnadel. Im Garten des Hauses Gogala an der Romerstrage 13 wurden bei der Bodenbearbeitung gefunden: ein eiserner Ring, ein kleiner flacher und breiter Ring, das Bruchstuck einer Diille und eine Kleinbronze Konstantin II Mzst. Siscia J. 324-326, Coh. ViI 160, Kollektion Windischgratz VI 5760. Aus St. Peter am Karste ein schlecht erhaltenes Billon des Philippus des Alteren, mit Glas- und Tongefagbruchstucken. Aus dem Vermachtnisse des Administrationsrates Emil Gutman in Gorz ein Silberdenar Trajans Coh. 11 79 und eine Mittelbronze des Licinius pater (307-324) Mzst. Siscia J. 313 Coh. vu 66 Wg. VI 5662. Kulturgeschichtliche, volkskundliche und kunstgevverbliche Abteilung Die zum grogen Teile bereits zu wiinschenswerter Vollstandigkeit abgerundeten Bestande der volkskundlichen Abteilung wurden durdi ge- legentliche Nachschaffungen erganzt. Die Einrichtung der beiden in Aussidit genommenen Bauernstuben wurde Ende des Berichtsjahres in Angriff ge- nommen. Im Ausschnitte zeigt der Wohnraum und die anschliegende Schlafkammer ein Bild bauerlidien Wohnens. An den Wohnraum wird sich eine Bauernkiiche anschliegen. 6 Die Vorstehung des Landesmuseums hatte das vorgesteckte Ziel, die lokale Kultur Krains in iibersichtlichen Bestanden vorzufiihren, nicht so rasch erreicht, wenn nicht selbstlose Vaterlandsfreunde bereitwillig ihre tatkraftige Mithilfe dem Landesmuseum zur Verfiigung gestellt hatten. Die Leitung erfiillt eine angenehme Pflicht, indem sie ihren Dank der Frau Meta Lokar, Oberlehrersgattin in Dobliči, Frl. Leopoldine Bavdek, Lehrerin in Weinig, dem Herrn Pfarrer Ivan Sašelj in Adlešiči, Herrn Professor Anton Jeršinovič in Laibach und den Herren Oberlehrern Janko Baraga in Karner Vellach, Eduard Bohinec in Cerklje bei Munkendorf, Janko Lokar in Dobliči, Franz Lovšin in Weinig und Franz Setina in Tschernembel ausspricht. Die bisher in verschiedenen Salen aufgestellt gewesenen Mobel aus dem Nachlasse Viktor Smoles wurden in einem eigenen Smolesaale auf¬ gestellt und bieten nun das Bild eines vornehmen burgerlichen Raumes aus dem 18. Jahrhundert. Im selben Saale wurden in einem altertiimlichen Schaukasten der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts versdiiedene Gegen- stande und kleinere Sammlungen aufgestellt, die das Gesamtkulturbild der Zeitperiode sinngemag vervollstandigen und abrunden. I. Familienaltertumer Infolge Vermachtnisses der Frau Johanna Vatovec in Triest erhielt das Landesmuseum zwei Olbilder, und zwar das Portrat des weiland Land- tagsabgeordneten Johann Maria Vatovec (2. II. 1845— 11. III. 1906) und seiner Frau Johanna, geb. Ravbar (16. VIII. 1847 — 29. XI. 1907). Die beiden wurden vom Triestiner Maler Venturini im Jahre 1902 in der Tracht der Mandrieri (Umgebung von Triest) in Lebensgroge gemalt. Frau Sophie Urbas, Spitalkontrollorswitwe, vvidmete drei nicht naher bestimmte Portrats ihrer Vorfahren und das Wappenbild der Familie Urbas. Erwahnenswert darunter sind zwei lebensvolle Portrats eines Ehepaares in reicher altkrainer Tracht aus dem Jahre 1785; das Geburtsdatum des Mannes ist mit dem 27. Marž 1740, jenes der Frau mit 13. Oktober 1741 angegeben. Se. Exzellenz Herr Eduard Gaston Graf von Pettenegg vvidmete drei Familienbilder einer unbekannten Laibacher Familie, die im Janner 1840 von Jos. Kogouschek gemalt vvorden sind, sowie eine Silhouette des in Cilli, spater in Laibach lebenden Hutmachermeisters Wolf aus der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts. Herr Peter Ravh, Gutsbesiger in Freienturn an der Kulpa, vvidmete aus der Schlogkapelle ein Epitaph der Grafin Anna Elisabeth von Purgstall, geb. Grafin Gallenberg, t 1694; aus schvvarzem Marmor. Die lateinische Inschrift in Versen abgedruckt bei Sašelj, Zgodovina adlešičke fare na Belokranjskem (Zgodovina fara ljublj. škofije IV) S. 27. 7 II. Hausaltertumer 1. Wohnungswesen und Hausrat a. Der Wohnbau. Der Direktor der k. k. kunstgewerblichen Fachschule Herr I. Šubic iiberwies dem Museum eine reichgeschnigte Tur aus dem Schlosse Stauden bei Rudolfswert mit dem Wappen der Familie Mordax aus dem 17. Jahrhundert. Roter Pflasterziegel mit Sternornament aus Schlog Strobelhof, 16. Jh. Geschenk des Herrn Gutsbesigers Dr. Eugen Freiherrn von Miiller. b. Mobelstiicke. Gravierter eiserner Tiirklopfer, 18. Jh. Zwei Truhenschlosser. Geschmiedeter Schliissel mit Kreuzverzierung. Graviertes Riegelschlog einer Zimmertiir. Bauernstuhl aus Ahornholz mit eingelegten Tulpen in Nugbaum und mit der Jahreszahl 1786; aus Rateče bei Bischoflack. Mehltruhe aus dem Anfang des 19. Jh.; aus Karner Vellach. Altertiimliche (an die romischen erinnernde) Handmiihle fiir Getreide; aus Dobliči bei Tschernembel. Ein Schiisselkorb (sklednik); ein gedrechseltes Loffelkorb- chen; eine geschnigte Bettschere, aus Karner Vellach. c. Leuchtgerat. Gravierter eiserner Kienspanleuchter. d. Gerat fiir Kiiche und Keller. Zwei kleine, einfach verzierte und aus einem Stiick geschnigte Milchzuber, die im Anfang des 19. Jh. von Bergknappen auf der Begunjščica gebraucht wurden. e. Geschirr in gebranntem Ton. Groge Form fiir den Hochzeits- kuchen (pogača), auf dem Boden mit verstreuten Blumen und Namenszug Jesu (die Buchstaben in verkehrter Folge) bedeckt; von der Familie Klein- dienst in Radmannsdorf. f. Geschirr in Fayence. Zwei durchbrochene Urnenvasen von antiker Form mit Postament und Hundekdpfen als Griff, Anfang des 19. Jh. Verzierte Kaffeekanne mit geflochtenem Griff und einer Birne als Deckelknauf. Kleine verzierte Teekanne. Verzierte Sauciere. Zwei Teller mit geflochtenem Rande aus der Fayencefabrik des Siegmund Freiherrn von Zois mit der Marke: Laibach. Geschirr in Steingut. Bemalter Untersagteller aus Oberkrain; nicht einheimisches Fabrikat. g. Geschirr in Porzellan. Altwiener Porzellan, Periode Sorgenthal (1784— 1805): Anbietplatte mit griinem, rot und gold gesaumtem band- artigen Streifenrande und bunten Streublumen in der Mitte und den Ecken. Ebensolche Kaffeekanne und Zuckerdose, als Deckelknauf eine Knospe. Zwei ebensolche Kaffeetassen mit Untersagteller. Durchbrochenes Obst- korbchen mit Vergoldung, auf den Gitterkreuzen aufgelegte rosa Bliiten, der Griff aus Blatterzweigen geflochten; auf dem Innenboden bunte Streublumen. Schokoladetasse mit Girlanden, in ovalem Medaillon eine in Purpur gehohte Biiste einer Frau mit Diadem; dazu ein Untersagteller. Schokoladetasse, vorn in Graumalerei eine Szene: alter Mann mit zwei Frauen; dazu ein Untersagteller. 8 h. Geschirr in Glas. Silbergefagter Pokal aus geschliffenem Glas mit erhaben gravierter Darstellung eines Hundes und eines Pferdes auf rubinrotem Grande und mit der tJberschrift: Gehorsam und Treue; bohmische Arbeit, Ende des 18. Jh. i. Geschirr in Zinn. Ein verzierter Zinnteller. k. Geschirr in Kupfer und Messing. Versilberter kupferner Teekessel, Anfang des 19. Jh. l. Geschirr in Holz. Diese Abteilung hat im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. m. E g ge r at. Verziertes Bauernegbesteck in Etui, bestehend aus einer Gabel und einem Messerscharfer; Geschenk des Herrn Karl Pibroug, Oberlehrers i. R. und Hausbesigers in Krop. n. Rauch- und Schnupfgerat. Diese Abteilung hat im Berichts¬ jahre keine Vermehrung erfahren. o. G er at zur Tuchbereitung, Spinnen und Niihen. Ein bauerlicher Webstuhl fiir Leinenweberei; aus der Umgebung von Veldes. Geschnigter Spinnrocken; aus Karner Vellach. p. Zug- und Ackergerat. r. Verschiedene bauerliche Gebrauchsgegenstande. Die beiden Abteilungen haben im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. 2. Gewebe, Tracht und Schmuck a. Gewebe. Leinener Polsteriiberzug mit Nelken in schwarzer Stickerei. Tischtuch aus Hausleinen mit schwarzer und teilweise mit roter Stickerei. Farbig gesticktes Tauftuch. Deckchen mit roter Stickerei, ungefahr 70 Jahre alt, aus Gorenja vas bei Rateče. Deckchen mit dem Monogramm Christi und Maria in roter Stickerei. Teil eines Bettuches mit roter Stickerei. Bettuch mit roter Stickerei. b. Stadtische Tracht. Ein Kinderkostiim aus Leinen mit rotem Samt verbramt samt dem grtinseidenen Vivatbande, auf dem das Gedicht Valentin Vodniks gedruckt ist: Pubizhi, Punzhike, Pulte Marjetize, Slatize, svonzhize, Dans mirov je god etc. In solchen Kleidern und mit diesem Bande geschmiickt zogen Knaben und Madchen zum grogen Friedensfeste am 10. Mai 1814 zur Wiese des Grafen Vinzenz Thurn an der Laibach, auf der sie allegorische Gruppen und Tanze auffiihrten. Dieses Kleid ihres Grogvaters widmete Frau Edith Freifrau von Miiller in Strobelhof dem Landesmuseum mit Vorbehalt des Eigentums. c. Bauerliche Tracht. Madchenhaube, der Besag aus Silberbrokat mit darauf gestickten Kreuzen; aus Šiška. Kleines weigleinenes Haubchen (kapica), besegt mit roten Schlingen und Bandera, wie es vor 50 Jahren von Madchen und jungen Frauen in Rateče bei Bischoflack unter dem 9 Haupttuche (peča) getragen wurde. Seidenes Vortueh, vor ungefahr 70 Jahren angefertigt, spater (vor 35 Jahren) umgearbeitet; aus Rateče. Rotseidenes Busentuch aus der Umgebung von Bischoflack. Gestreiftes Seidentuch und zwei noch nicht entzwei geschnittene rote, griingestreifte Seidentiicher; Geschenk des Herrn Oberlehrers i. R. Karl Pibroug in Krop. Ein Stiick eines schwarzen mit roten, griinen und weigen Blumen durch- webten Seidenbrokates. Geschenk des Herrn K. Pibroug. Brautkranz aus Krop; Geschenk des Herrn K. Pibroug. Winterspenser aus blauem Tuch. Farbige Kinderbettdecke. Mannertracht. Schon ausgenahte lederne Hose; aus der Umgebung von Bischoflack. Spigenbesegtes Taschentuch, das vor 50 und 40 Jahren beim Trauungsgange oder an Feiertagen in die Rocktasche gesteckt wurde. Reich mit Silber- und Goldborten verzierte Umhangtasche aus Seide, mit der vorzeiten Burschen in Krop Ostergeschenke, wie Ostereier, Lebkuchen und potičica, einsammelten; Geschenk des Herrn K. Pibroug. Tracht der VVeiGen Krainer. Aus der Sammlung des Herrn Gerichts- adjunkten Dr. Ludwig Treo wurden folgende Trachtenstiicke der Bojanci erworben: Zwei altertiimliche, reich verzierte Mantel; leinene Hose; gesticktes Hemd aus Hausleinen; breiter Leibgiirtel, aus Hanfleinen geflochten und an mehreren Stellen mit verschiedenfarbigen Schnuren durchflochten; alte Umhangtasche, verziert mit silbernen und goldenen Borten und Stickereien. Drei Stirnbander der orthodoxen Madchen. Reich- verzierter čapelj (Brautkranz) einer weigkrainischen Braut aus Grog- polland; besorgt von Frau M. Lokar, Oberlehrersgattin in Dobliči. Mann- liche Kopfbedeckung aus Buchenschwamm. Schilfmantel des griinen Juri; Geschenk des Herrn Pfarrers Ivan Sašelj. Mustertuch der weigkrainischen Stickereien auf Frauenhemden mit folgenden Benennungen: 1. navadno stepanje (einfacher Steppstich), 2. štepka (Kastchenstich), 3. dve štepki (doppelreihiger Kastchenstich), 4. vozlički (Zahnschnittlinie), 5. dvojni vozlički (doppelreihige Zahnschnittlinie), 6. kambice (Treppenkontur), 7. ene v druge kambice (doppelreihiger Treppenkontur), 8. sestavne kambice (doppelreihiger Treppenkontur mit verstelltem Mustersatz), 9. sestavni vozlički (doppelreihige Zahnschnittlinie mit verstelltem Mustersatz), 10. kambice in vozlički (Muster aus Treppenkontur und Zahnschnittlinie), 11. vezanka (Ajourstich). Ausgefiihrt in den landesiiblichen Farben blau, rot und orange und gewidmet von Fraulein Leopoldine Bavdek, Lehrerin in Weinig. Bauernschmuck. Ein verzierter silberner Verlobungsring, zwei Hande halten ein Flammenherz. Ein ahnlicher silberner Ring, doch ohne Herz und Hande. Schmaler silberner Fingerring mit dem Kruzifix. Siegel- ring aus Messing mit dem Monogramm Christi. 3. Denkmaler des gesellsehaftlichen Lebens Bemalte Tabakdose aus Majolika mit Darstellung einer Szene; italie- nische Arbeit des 18. Jh. Taschchen aus rotem Samt mit farbiger Perlenstickerei, Biedermeier- zeit; Geschenk der Gutsbesigerin Frau Anna Stare in Mannsburg. 10 Geschnigter Spazierstock mit verschiedenen Jagdszenen. Vier bunt- bemalte Ostereier aus Weigkrain; Geschenk des Herrn Pfarrers M. Novak in Radoviča. Zwei mit stilisierten Fichtenzweigen primitiv verzierte Hahne aus Kaše; Geschenke fiir Kinder in Koprivnik in der Wochein. 4. Handwerk und Gewerbe Verzierte holzerne Schachtel; Geschenk des Herrn K. Pibroug in Krop. III. Staats- und Gemeindealtertumer 1. Staatsaltertumer Der Miinzensammlung kamen folgende mittelalterliche und neuere Miinzen zu. Der hohe Landesausschug in Krain iiberwies dem Landes- museum folgende Jubilaumsmiinzen vom Jahre 1908: 1 Krone, 5 Kronen, 5 Kronen aus der Miinzstatte Kremnig, 10 Kronen, 20 Kronen, 100 Kronen, 100 Kronen aus der Mzst. Kremnig. Aus dem Vermachtnisse des Herrn k. k. Administrationsrates Emil Gutmann in Gorz: S a c h s e n. Linie Alt Gotha, Johann Kasimir zu Alt Coburg (1572— 1633), breiter Doppeltaler vom Jahre 1624 (ahnlich Wellenheim 6176). Sachsen, Albertinische Linie, Johann Georg I (1611 — 1656), Taler vom Jahre 1628, Mzz. M • I (ahnlich Kollektion Windischgrag 14423). Konigreich Sachsen, Johann 1854— 1873, Neugroschen vom Jahre 1856 (ahnlich Wg. 14558). Preugen. Wilhelm I (1861 — 1888), Silbergroschen vom Jahre 1862 (ahnlich Wg. 12896). Frankfurt a. M., Gulden vom Jahre 1847 (Wg. 18613). Bayern. Max III Josef (1745— 1777), Taler vom Jahre 1764; Zwanziger vom Jahre 1773. Konig Max I Josef (1799— 1825), Taler vom Jahre 1808 (ahnlich Wg. 13615). Osterreich. Leopold I (1656— 1705), Taler vom Jahre 1696, Mzst. Prag, Mzz. G-E (Wg. 3814); V* Taler vom Jahre 1703, Mzst. Kremnig (Wg. 5240); Fiinfzehner vom Jahre 1686, Mzst. Nagybanya, Mzz. P ■ O (Wg. 5261); Fiinfzehner vom Jahre 1695, Mzst. Klausenburg (Wg. 5283); Fiinfzehner vom Jahre 1696, Mzst. Wien (Wg. 329). Karl VI (1711 — 1740), Groschen vom Jahre 1725 (ahnlich Wg. 375). Maria Theresia (1740— 1780), Fiinfzehner vom Jahre 1743 und 1746, Mzst. Kremnig (Wg. 5374). Franz I (1792 — 1835), 1 Centesimo vom Jahre 1834, Mzst. Mailand. Franz Josef I (seit 1848), Doppelgulden vom Jahre 1879 auf die fiinfundzwanzigjahrige Hochzeitsfeier (Wg. 566); Vierkreuzer vom Jahre 1868 (5 St.) (Wg. 5525); Kreuzer v. J. 1862, Mzst. Mailand (3 St.); Kreuzer vom Jahre 1868 (9 St.) und 1869 (2 St.) (Wg. 5526); 1 / 2 Kreuzer vom Jahre 1851 (6 St.) und ] / 4 Kreuzer vom Jahre 1851 (3 St.) (Wg. 548). It ali e n. Napoleon I, Konig von Italien, 5 Soldi vom Jahre 1810 (Wg. 6253); Viktor Emanuel II (1849— 1878), 2 Centesimi vom Jahre 1867; Umberto I (1878 — 1900), 20 Centesimi vom Jahre 1894 (Wg. 6305). 11 Griechen land. Georg' I (seit 1863), 20 Lepta vom Jahre 1894. England. Viktoria (1837 — 1901), 50 Cents vom Jahre 1888. Vereinigte Staaten von Nordamerika. 1 Cent vom Jahre 1884. Krain. Zwei Denare von Landestrost (Landstrag), Well. 10058, der zweite durch einen Doppelschlag entstellt. Osterreich. Leopold I (1656— 1705), Taler vom Jahre 1691, Miinz- statte Kremnig (ahnlich Wg. 5239). Salzburg. Eb. Franz Anton Graf von Harrach (1709 — 1727), Taler vom Jahre 1717 (ahnlich Wg. 1641). Ungar n. Vladislav II (1490 — 1516), Florenus vom Jahre 1507, Mzz. K. H. Deutscher Orden. Erzherzog Maximilian von Osterreich, Hoch- und Deutschmeister 1590— 1618, Taler vom Jahre 1603 (Wg. 1078). Venedig. Doge Giovanni Dolfin (1356 — 1361), Zecchino (Wg. 6950); Doge Michele Steno (1400- 1413), Zecchino (Wg. 6987). Toskana. Grogherzog Cosimo III (1670 — 1723), Piastra vom Jahre 1678 (Wg. 8326). Bayern. Kurfiirst Karl Theodor (1777- 1799), Konventionstaler vom Jahre 1778. Banknoten. Ungarische Banknote fur 5 fl. vom 1. September 1848 (Kossuthnote). Siegel. Siegel des k. k. Oberpflegamtes der Bancoherrschaften in Karaten. 2. Gemeindealtertumer Alte Siegel der Ortsgemeinde Zagorica, Sairach und Vrh; Geschenk der Gemeindevorstehungen. Denkmaler der Ziinfte und biirgerlichen Gesellschaften. Zunftzeichen der Rotgerbergesellen in Laibach vom Jahre 1739 in einem Kasten vom Jahre 1805; gewidmet vom Herrn I. Šubic, Direktor der k. k. gewerblichen Fachschule in Laibach. Siegel der Weiggerberzunft in Laibach. Trommel der Nationalgarde in Krainburg aus dem Jahre 1848, mit der der Dichter Dr. Fr. Prešeren am 10. Februar 1849 von der National¬ garde zn Grabe geleitet wurde; Widmung der Stadt Krainburg mit Vor- behalt des Eigentums. IV. Kriegsaltertumer Zweihander (Bidemschwert); Widmung der Stadt Krainburg mit Vorbehalt des Eigentums. Gravierter eiserner Sabel in eiserner Scheide, Anfang des 19. Jh. V. Kirchliche Altertumer Der Verein fiir christliche Kunst stellte in den Raumen des Landes- museums folgende kirchliche Gegenstande aus. Olbilder: Valentin Mencinger (1702— 1759), hi. Luzia. Leopold Layer (1752— 1828), hhll. Valentin 12 und Jodokus, Fahnenbild; hi. Stefan, hi. Georg, zwei Fahnenbilder aus St. Martin bei Krainburg; hi. Notburga, bez. 1817, aus Slavina; Auffindung des Kreuzes Christi; Geburt Christi, bez. 1791, aus Flodnig. Johann Potočnik Stummerl (1752- 1835), hi. Martin aus der Filialkirche in Stožice bei Ježica; hi. Margareta, bez. 1786, aus Wocheiner Vellach. Andreas Herrlein (t 1817), Kronung Maria, aus Gurk (Krka). A. Perig, hi. Georg, aus der Umgebung von Zirknife. M. Langus (1792- 1855), Mutter Gottes, Fahnenbild. Kopie nach Annibale Caracci, Die Frauen beim Grabe Christi, aus dem Ursulinenkloster in Laibach. Stroj, Maria Verkiindigung, aus Ježica. Fort. Vergant, Mitte des 18. Jahrhunderts, hi. Josef. Unbekannte Maler: Predigt Johannes des Taufers, aus dem Vermachtnisse des f Dechants J. Zorec in Mannsburg; hi. Vinzenz Ferreri, aus Haselbach; Schufeengel, aus dem Ursulinenkloster in Laibach; Maria de bono consilio; Maria im Gebet, im Jahre 1714 auf Bestellung des Kooperators Thomas Jamshigk in Zeyer, eines gebiirtigen Bischoflackers, gemalt. (Vgl. dazu Tretje in četrto Izvestje društva za kršč. umetnost S. 23 und 18.) Barocker Altar, aus der Bergkirche St. Peter bei Vigaun mit den Figure n der hi. Petrus, Sebastian und Rochus; dazu das Antependium mit dem Bilde des hi. Petrus, umgeben von Tulpenornamenten. Reliquarium aus derselben Kirche vom Jahre 1759. Barocke Ampel, aus der Pfarr- kirche in Vigaun. Das Museum selbst erwarb im Berichtsjahre folgende Gegenstande: Buggiirtel aus Eisen, mit nach innen gewendeten scharfen Spifeen. Zwei Seidenbander aus einem Megbuche in der Filialkirche Mali Otok bei Adelsberg mit eingewebten gegenseitigen Bildern und dem Namenszuge des Feldmarschalls Radefeky; Geschenk der Frau Dr. M. Hudnik. Fiinf Votivpferdchen aus Wachs, aus Vigaun in Oberkrain; Geschenk des Herrn Pfarrers J. Kleindienst. VI. Kunstaltertiimer 1. Malerei und graphische Kunste Fraulein Anna Zupanec widmete dem Landesmuseum ein Gemalde des einst dem Chronisten Valvasor eigentiimlichen Schlosses Gallenegg. Das gut gelungene Bild der jugendlichen Kiinstlerin umgibt ein von ihrem Lehrer P. Žmitek gezeichneter Rahmen mit volkstumlichen Motiven. Gebildbrote aus Weigkrain, Zeichnung von P. Žmitek. Bauernmalerei: Stirnbrett eines Bienenstockes mit dem Bilde der Apostel Simon und Juda und der Jahreszahl 1833 und ein Stirnbrett mit Christusmonogramm, beide aus Martinjvrh ober Eisnern; Geschenk des akademischen Malers P. Žmitek. Ein Hausmarterl, die heilige Familie darstellend, aus Feistrife bei Podnart; Geschenk des Herrn Baurates Bol. Bloudek. 13 2. Plastik a. In Holz. b. In Stein. Diese Abteilungen haben im Berichtsjahre keine Ver- mehrung erfahren. In Gips. Reliefportrat des Malers J. Ažbe in Munchen, modelliert von Konrad Holzer 1907; Geschenk des Herrn Legationsrates a. D. Nik. R. von Gutmansthal, Gutsbesigers in Weigenstein. c. Medaillen und Plaketten. Medaillen aus Silber und Metali auf das Gedachtnis der am 20. September 1908 in Laibach Gefallenen. Gedenkmedaille aus Metali auf die Enthiillung des Prešerendenkmals (10. Sept. 1905) in Laibach; Geschenk des Optikers Fr. Zajec in Laibach. Religiose Medaillen. Aus Grabern des 17. Jahrhunderts in Veldes vier Medaillen mit verschiedenen Darstellungen, die zusammer. mit Perlen aus schwarzem Glas, einem Glas- und einem Bronzeknopf sowie mit Resten eines Gewebes gefunden worden sind; Geschenk des Herrn Anton Hudovernik in Veldes. Bauerliche Schnigerei. Das Leiden Jesu Christi, dargestellt an seinen Leidenswerkzeugen; bauerliche Schnigerei im Glasgefag, Geschenk des Herrn Valentin Janša in Laibach. Vil. VVissenschaftliche Altertumer Mit Brillanten geschmiickte Uhr, auf der Riickseite ein Bild (Mutter und Kind im Garten) in Emailmalerei; erste Halfte des 19. Jahrhunderts; Geschenk des Erzherzogs Johann an Murgel, gelegentlich einer Jagd im Schlog Stermol, gewidmet von Frau Irma Rigmaul mit Vorbehalt des Eigentums. Stockuhr mit den Bildern der Kaiser Franz I, Alexander I und Friedrich Wilhelm II (heil. Allianz), darunter der gallische Hahn; als Pendel ein Friedensengel. Gerichtliches Weinmag aus Holz, 18. Jh. Vlil. Modernes Kunstgewerbe Bereits bei der Erbauung des neuen Musealgebaudes hat die Krainische Sparkasse an ihren munifizenten Beitrag zum Baue im Betrage von 250.000 Kronen die Bedingung geknupft, dag im Rudolfinum eine ge- werbliche Abteilung gegriindet werde. Der verewigte Kustos Karl Desch- mann hatte in einem Aufsage die Leitlinien fiir die Einrichtung festgelegt und laibacher Gewerbetreibende hatten im friiheren Gewerbesaale ver- schiedene Erzeugnisse ihres Gewerbes ausgestellt. Der gedeihlichen Fort- entwicklung des Gewerbesaales hatte jedoch das Erdbeben des Jahres 1895 ein vorzeitiges Ende bereitet, denn unzweifelhaft hatte sich die Aus- gestaltung nach dem im Reorganisationsentwurfe fur das Landesmuseum vom 22. Janner 1894 enthaltenen Normativ bewegt und ware zur Bildung einer den heutigen Bediirfnissen entspredienden modernen kunstgewerb- 14 lichen Abteilung gelangt, die durch periodische kunstgevverbliche Aus- stellungen und durch Sammlungen mustergiiltiger Vorbilder die Ver- feinerung des Geschmackes auch in den alltaglichen Bediirfnissen des Lebens anstrebt. Die Verwirklichung dieses Planeš mit deutlicherer Betonung nach der kunstgewerblichen Seite hin wurde der Museumsvorstehung vornehmlich durch die Widmung des ansehnlichen Beitrages von 4000 Kronen aus dem k. u. k. Hoftiteltaxfonds ermoglicht. Eine sorgfaltige Auswahl kunstge- werblidier Gegenstande, die zum grogen Teile auf den Ausstellungen „Miinchen 1908“ und in Prag sowie in Wien und Graz erworben wurden, macht den Besucher mit den Bestrebungen und Zielen des Kunsthand- werkes der Jegtzeit bekannt und bietet dem einheimischen Handwerker Vorbilder und Anregung zur Fortbildung und Nachahmung. Sehr gefordert wurden die Absichten der Musealleitung vom hochherzigen Mazen Sr. Erlaucht Grafen J. Harradi, der eine Kollektion von neun kostbaren Objekten seiner Glasfabrik in Neuwelt dem Museum iiberwies, die in ihrer gliicklichen Zusammenstellung ein diarakteristisches Bild der bohmischen Glasindustrie bietet. Audi die Direktion der Krainisdien Sparkasse hat mit gewohnter Bereitwilligkeit die Entwicklung der Abteilung mit der Spende mehrerer Gobelins aus der hiesigen Kunstwebeanstalt gefordert. 1. Bronzen. Biiste des Dichters Otto Zupančič, auf einem Onyx- sockel montiert; vom Bildhauer Fr. Berneker in Wien. Feldarbeiterin, Bronzefigur; vom Bildhauer Friedrich Gornik in Wien. 2. Kunstarbeiten in Elfenbein. Elfenbeinschale, verziert mit Vogelszenen, Trauben und Blattwerk, der Boden aus getriebenem Kupfer; von Alwin Schreiber, Elfenbeinbildhauer in Miinchen. 3. Lederarbeiten. Herrenschreibmappe aus braunem Leder mit Handvergoldung. Ausgefiihrt von Else Lowenthal in Miinchen. 4. Buchbindekunst. Ricarda Huch, Kampf um Rom; in modernem, handgestrichenem Pappeband. Ausgefiihrt von Minna von Poswik in Dresden. 5. Batikarbeiten. Handtaschchen aus dunkelgriinem Samt mit Ver- zierungen in Batiktechnik. Ausgefiihrt von Irene Braun in Miinchen. 6. Spigen. 24 Tafeln gekloppelter Spigen, 267 alte und moderne Muster mit dazugehorigen Bezeichnungen. Angefertigt von der Firma Franz Lapajne in Idria. 7. Stickereien. Teedecke aus Linnen mit farbiger Stickerei, Knospen und Bliiten; ausgefiihrt von Wilhelm Tronicke in Miinchen. Teedecke aus Linnen mit gestickten goldgelben Kranzen, Fileteinsagen und Durchbrucharbeit; ebendort ausgefiihrt. Nadelkissen in Handstickerei; ausgefiihrt von Helene Schmitt in Miinchen. Handtaschchen aus hellgelber Seide, bestickt mit bunten Kranzen, in der Mitte im Blumenkranze die Silhouette eines Frauenkopfes; im Biedermeierstil. Angefertigt von Emilie Maichle in Graz. Eine Schiirze, drei kleine Decken, eine Tischdecke, zwei Handtiicher und zwei Taschchen mit Stickerei nach volkstiimlichen Motiven; ausgefiihrt von der Firma Magdič in Laibach (Ausstellung „Das Kind“ in Laibach, Herbst 1908). 15 8. Textile Handarbeiten. Groger Gobelin, Landschaft, entworfen von R. Hammel. Wandfries, SeevSgel iiber den Fluten. Beide Gobelins gewirkt in der Krainischen Kunstwebeanstalt in Laibach; Geschenk der Krainischen Sparkasse in Laibach. 9. Glas er. A. Osterreichisches Erzeugnis: a. Aus der Graf von Harrachschen Glasfabrik Neuwelt im Tannwald: Gefag mit Kristallschnitt (modernes Muster). Pokal mit Gravierung (Weinlaub und Trauben). Gra- viertes rosa Weinglas. Rosa Emailvase mit eingesponnenen dreifarbigen Pfauenfedern, in Tiffanycharakter. Griine Vase mit Emailmalerei (Seerosen). Irisierende Vase. Irisierende henkelige Vase, verschiedenfarbig tiberfangen und geafet. Milchglasvase mit Gold- und Emailmalerei. Vase mit rotem Emaildekor. Alle Gegenstande Geschenk Sr. Erlaucht des Grafen J. Harrach in Prag. b. Aus der Glasfabrik J. Inwald und Sohne in Prag: Dreiteilige Jardiniere in reichem Kristallschnitt. Rosenkugel in reichem Kristall¬ schnitt. c. Aus der Glasfabrik B. & A. Kirchner in Prag: Wandspiegel, in venezianer Art geschliffen und geagt; d. Glasmanufakturen des Bohmer- waldes. Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain und Ernstbrunn: Zwei verschiedenfarbige uberfangene und geagte Jardinieren mit Brombeerranken, iiberfangene und geagte Vase mit Brombeerblattern. Joh. Log’ Witwe (Max Freiherr von Spaun) in Klostermiihle: Himmelblaue Liistervase mit Metallreflexen, rote Liistervase und Vase „Phanomen“ in Tiffanyart. Moderne Kopien alter Muster: Reichgravierte Champagnerschale nach einem Ori¬ ginal des 18. Jahrhunderts im Prager Museum, angefertigt im Auftrage von E. Bakalowits Sohne in Wien. Imitationen der Egermann- und Rauten- strauchglaser (Deutschbohmen) aus der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts: Ein Pokal und drei Glaser aus Rubinglas, ein Becher aus griinem Glas mit reicher Agung. B. Deutsches Erzeugnis. Mit Blumen bemaltes Bierglas. Glasdose, bemalt mit Mausen. Glasteller in volkstiimlicher Art mit Tulpen bemalt. Aus dem Atelier fur Glasmalerei Franziska Lehmann in Miinchen. C. Franzosisches Fabrikat. Geschnittene Oberfangglasvase und ge- schnittenes (Jberfangglas von Emil Galle in Nancy. Geschnittene Oberfang- vase mit Baumdekor von Daum freres in Nancy. Geschnittene und geagte Uberfangvase mit Pilzdekor, kleine geschnittene und geagte Jardiniere mit einer Baumgruppe; beide von Daum freres in Nancy. 10. Porzellan. Kgl. Porzellanmanufaktur Nymphenburg: Kobaltblaue Bonbonniere mit dem Bilde Nymphenburgs. Deckelvase, entworfen von Adalbert Niemeyer. Teller mit stilisierten Bliiten, entworfen von Adalbert Niemeyer. Mokkatasse,-bemalt von Aliče von Spruner. Teller mit Lowen- zahnmotiv in Unterglasurmalerei, entvvorfen von Rud. Sieck. Teller mit stilisiertem Laub in Unterglasurmalerei. Dogge, Pinguin in Unterglasur¬ malerei. Moderne Kopien alter Muster: Mokkatasse „Alt Nymphenburg“ mit bunten Blumen und Lorbeerkranzen auf goldpunktiertem Grunde im Stile Louis XVI. Vase mit Rosengirlanden in klassizistischer Manier. Durch- brochener Teller mit moderner Bemalung, Blumengehange im Stile Louis XVI. 16 Kgl. Porzellanmanufaktur Kopenhagen: Zwei Kinder mit einem Dackel, Gruppe, in Unterglasurmalerei. Alt Wien, Nachahmung von E. Wahliss in Wien: Kaffeetasse mit Untersagteller, mit Ranken bemalt und eine Mokkatasse mit Untersagteller, mit Vergigmeinnicht bemalt; beide nach Mustern um das Jahr 1800. 11. Keramik. A. In Ton: Dekorationsschiissel mit Maiblumen auf dunkelgriinem Grunde (Ausstellung „Miinchen 1908“). Blauglasierter Krug mit gelbem Reiher, von J. A. Pecht in Konstanz. Drei Dekorationsschiisseln mit volkstiimlichen Motiven, von Joh. Lipp in Mering bei Augsburg. Grtinglasierte Vase, griinglasierter Krug mit Boden und Deckel aus Kupfer und blauglasierte Schale, aus der kunstgewerblichen Werkstatte von Minna von Poswik in Dresden. B. In Steinzeug: „Ecce homo“ von J. Bilek (Aus- stellung Prag 1908). Drei kleinere und eine grogere Landschaft, entworfen von Prof. L. Beneš, ausgefiihrt von der Johann Fiirst von Liechtensteinschen Fabrik in Rakonig. C. In Majolika: Zwei Vasen mit Oberlaufglasur, eine Kuhfigur; ausgefiihrt vom Wiener Emailfarbwerk Schauer & Co. in Wien. Fries, darstellend zwei Feldarbeiterinnen, von P. Zmitek, aus- gefiihrt in der Majolikafabrik R. Schnabl in Stein, in einem von P. Zmitek entworfenen, von Gogl & Lebar geschnigten Rahmen mit volkstiimlichen Motiven (Pfauenfeder). 12. Kunstblatter. A. Lithographie: Farbige Originallithographie „Der Labetrunk" von Alois Wiener, aus dem Kunstverlag A. Vitek jun. in Prag. B. Radierungen: „Das alte Lied“, Ex libris Regina Ostertag und Ex libris Karl Ostertag; samtlich von Otto Tauschek. Bibliothek Der Ankauf von Biichern beschrankte sich auf solche Werke, welehe sich fiir die Arbeiten in den einzelnen Fachabteilungen als notwendig er- wiesen, auf die Anschaffung der Fortsegungen und alter Carniolica. Geschenkweise iiberliegen der Musealbibliothek Biicher und Werke folgende Behorden und Institute: K. k. Unterrichtsministerium in Wien: Jagic, Archiv fiir slav. Phil. 29 II —IV.— K. k. Landesregierung in Laibach: 104 Bande und Hefte nichtperiodischer Druckwerke fiir das Jahr 1908.— Landesausschug des Herzogtums Krain: Paul Schulge-Naumburg, Die Ent- stellung unseres Landes 1908.— Akademie der Kunste in Krakau: Spra- wozdania Komisiy fiziograf. Tom. 40 und 41. — Akademie der Wissen- schaften in Wien: Der osterr. Limes IX. — K. k. Erdbebenkommission: Mitteilungen N. F. XXXII. — Bosnische Landesregierung: Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen an den Landesstationen in Bosnien- Hercegovina in den Jahren 1906 und 1907. — Slovenska Matica in Laibach: Vereinspublikationen fiir das Jahr 1908. — Slov. šolska Matica: Vereinspublikationen fiir das Jahr 1907. Von krainischen Anstalten widmeten ihre Jahresberichte: Das I. und II. Staatsobergymnasium in Laibach, das Staatsobergymnasium in Krain- 17 burg und Rudolfswert, die k. k. Oberrealschule in Laibach, Oberrealschule in Idria, Zavod sv. Stanislava v Št. Vidu, Glasbena Matica, k. k. gevrerb- liche Fachschule in Laibach, stadtische Volksschulen in Laibach. Es schenkten die Herren: Prof. Dr. Jos. Gruden sein Werk, Cerkvene razmere med Slovenci v XV. stol. in ustanovitev ljubljanske škofije, 1908. — Pfarrer Iv. Vrhovnik: Slov. Branik I 1908. — Biirgermeister Ivan Hribar: Kralovske hlavni mžsto Praha, 1908. — P. Otto Kocjan in Gorz: Schema- tismus Ord. Cap. Prov. Styriae, 1908. — Dr. I. Demšar: Naši zapiski I 1902/1903 — Schulrat Ludwig R. v. Kurz zu Thurn und Goldenstein: Kunst- histor. Studien. Jahrbuch 1907. Archiv Erwerbungen. Das Namensverzeichnis samtlicher auf dem grogen Stammbaume der freiherrlichen Familie von Gali (siehe Carniola 1908 S. 6) vermerkten Familienmitglieder; in Ledermappe. „Genealogisch verfagte Familiengeschichte des Geschlechtes derFreyherrn v. Gall“ gewidmet seinem Onkel Josef Freyherrn v. Gali, kais. kon. Ober-Lieutenant (1774 — 1848), vom Verfasser. Grag 1830. Der Verfasser dieser kalligraphisch geschriebenen und sehr sorgfaltig zusammengestellten Genealogie in Folio ist Josef Freiherr v. Gali (1805 — 1869), der in den Dreigigerjahren als Oberleutnant in Laibach lebte. Ausfiihrliche Erlauterung zu dem Stammbaume der Gallen in Folio, mehrere hundert Blatter enthaltend und mit schonen Federzeichnungen geschmiickt. Infolge Vermachtnisses des Herrn Generalmajors a. D. Rudolf Freiherrn Gali v. Gallenstein (f 1907) an das Landesarchiv gelangt. Bericht uber die naturhistorische Abteilung erstattet von Dr. phil. Gvidon Sajovic Palaontologische und mineralogische Sammlung Inventiert wurde die Petrefaktensammlung von S. Robič, welche 280 Arten in 1935 Exemplaren enthalt; darunter befinden sich 153 ein- heimische Arten in 1007 Stiicken, besonders wertvoll ist die Pleurotomaria carniolica Hilber (Nr. 38). Das im hiesigen Landesmuseum befindliche Exemplar ist Originalstiick. Geschenke. 1 Kupferkies im Bleiglanz, 1 Quarzkristalldruse, 1 Quarz- kristalldruse mit Durchvvachsimgskristallen auf dem Bleiglanze, 1 Quarz- kristalldruse auf Zinkblende, 1 Bergkristall, 1 Eisenbliite (Aragonit), 1 Erbsenstein aus Karlsbad, 1 Kalzit - Kristalldruse mit Rhomboedern, 1 Kalzit-Druse mit Skalaenoedern (2131), 1 Quarzkristalldruse, dazwischen Kristalle (— und + Sphenoid) von Kupferkies (Cu 2 FeS 4 ) begriffen in der 2 18 Umwandlung in Kupferglanz (Cu 2 S); samtliche Gegenstande Geschenk der Frau Maria Schmalz, Sektionsratswitwe in Wien. Zuwachs: 10 Arten in 10 Exemplaren. Botanische Sammlung In dieser Abteilung ist keine Vermehrung zu verzeichnen. Zoologische Sammlung Wirbellose Der bisherige Konchyliensaal wurde fur die Wirbellosen insgesamt bestimmt. Es wurde ein groger Eckkasten neu angeschafft, in welchem die Koleopterensammlung von S. Robič und die Lepidopterensammlung von Fr. Dobovšek ausgestellt sind. Die Insektenschulsammlung vvurde neugeordnet und teilweise frisch gesammelt. Dem bischoflichen Gymnasium in St. Veit ob Laibach hat der Landes- ausschug liber Antrag der Musealleitung eine Mollusken - Sdiulsammlung iibergeben. Geschenk e. Korallen: 2 Madrepora verrucosa, 1 Madrepora pro- lifera, 1 Prionastraea tesserifera Ehrb., 1 Coeloria arabica Klz. v. trian- gularis Klz., 1 Goniastraea retiformis Lamk., 1 Gruppe verschiedener Stein- korallen, 1 Fungia scutaria Lamk., 1 Tubipora Hempridii Ehrb.; Geschenk der Frau Maria Schmalz, Sektionsratswitwe in Wien. Insekten: Hr. Franz Dobovšek, Feldwebelrechnungsfuhrer, iibergab dem Rudolfinum eine von ihm selbst gezogene Sammlung exotischer Schmetterlinge, umfassend 18 Arten in 27 Exemplaren. Hervorzuheben sind besonders die schonen Stiicke von: Samia cecropia c? und P, Phy- losamia cynthia 3 und P, Callosamia Promethea 3 und P , Attacus atlas <5 und P, Attacus orizaba (5 und P, Hyperchiria jo 3 und P, Morpho epistrophis (5 und P, Actias Luna 3 und P ua. — Hr. Post- kontrollor J. Hafner aus Laibach vermehrte die Krainische Lepidopteren¬ sammlung mit folgenden Formen: 1 Callopistria Latreilli (5, gefangen 10. Marž 1908 in Wippach, 2 Orthosia helvola (5 + P, gfg. 1. Oktober in Ratschadi, 1 Ammoconia senex P, gfg. 8. Oktober 1908 in Solkan, 2 Leu- cania turca, gfg. 23. August 1908 in Landstrag, 1 Miselia oxicantha, gfg. 14. Oktober 1908 in Ratschadi, 1 Nola cicatricalis, gfg. 22. April 1908, 1 Nola confusalis, gfg. 16. Juni 1908, 1 Chlorochlystis debilata, gfg. 13. Juni 1908, 1 Chlorochlystis coronata, gfg. 25. April 1908, alle aus der Umgebung von Laibach, und 1 Acidalia imitaria, gfg. 18. August 1908 in Wippach. — Dr. Gv. S. sammelte fur die Insektenschulsammlung 42 ver- sdiiedene Insekten in 73 Exemplaren. — 2 Nester der schwarzen Holzameise (Formica ligniperda) des Hrn. Ivan Valenčič in Trnovo bei Illyrisch-Feistritz. 19 Angekauft wurden: Vom Hrn. Franz Dobovšek eine Schmetterlings- sammlung, umfassend 366 Arten in 852 Exemplaren, vornehmlich die ein- heimischen Faunaformen enthaltend. Von der Firma Lenoir-Forster in Wien fiir die Insektenschulsammlung 10 Arten in 15 Stiicken. Zuwachs: 455 Arten in 990 Exemplaren. Wirbeltiere In dieser Abteilung wurde mit der Ausstellung der biologischen Grup- pen begonnen, in der die wichtigsten Bewegungsarten der Vogel und Saugetiere durch je ein Stopf- und Skelettpraparat dargestellt werden. Der Rumpf eines laufenden Saugetieres (Hund) wird durch die hohen und stiigenden Beine tiber den Boden dahingetragen. Dagegen erscheint die Gestalt der schleichenden Kage ausgestreckt und schmiegsam, die Beine kiirzer und elastischer, so dag die Form des ganzen Korpers das Dahinschleichen zum Ausdrucke bringt. Wieder anders ist die Gestalt eines springenden Tieres (Eichhornchen), mit den starken, ungleichmagig entwickelten Beinen (die Vorderbeine sind kiirzer als die Hinterbeine) und der federnden, den Sprung unterstiigenden Wirbelsaule. In derselben Weise pagt sich der Bewegungsart auch die Form des Vogelkorpers an und bei der Aufstellung der Gruppe wurde Riicksicht genommen auf die drei Hauptbewegungen der Vogel: Laufen, Schwimmen, Fliegen. Fiir das kommende Jahr ist die Fortsetzung dieser Gruppe und dann die Aus- stellung einer grogeren Gruppe aus dem Leben der Gemse und des Auerhahnes geplant. Die Erwerbungen in dieser Abteilung sind folgende: I Fische und II. Amphibien : Keine Vermehrung. III. Reptilien: a. Geschenke. Von Hrn. Franz Dobovšek in Laibach 1 rosenrote Sandviper (Vipera ammodytes L. v. rosea) und 1 gestreifte Ringelnatter (Coluber natrix v. persa; das erste in Krain beobachtete Exemplar), beide unter dem Golovec bei Laibach gefangen. b. Angekauft wurde von einem Arbeiter eine sdiwarze Askulap- schlange (Coluber Aesculapii v. subgrisea mihi) aus dem Wippachtale, die sich dort besonders gerne in den Weingiirten aufhalt. IV. Vogel: a. Geschenke. 2 Allfarblori (Trichoglossus multicolor), von Frau Maria Sehmalz, Sektionsratswitwe in Wien; 1 getiipfeltes Sumpf- huhn (Gallinula porzana L.) aus dem Laibacher Moore von Hrn. Dr. Gv. S.; 1 Knackente (Anas querquedula) von Hrn. H. Petz aus Bischoflack, fiir die biologische Gruppe in s'Chwimmender Stellung prapariert. b. Auf Exkursionen erwarb Musealassistent Hr. Ferdinand Schulz fiir das Landesmuseum folgendes: 1 Rotkehlchen, einen Kuckuck fiitternd; 1 Hausrotling (Ruticila tithys L), c? auf dem Neste mit drei Jungen; 1 Wasserpieper (Anthus aquaticus L.), ein (J auf dem Neste mit 2 Dunen- jungen; 1 Ringdrossel (Merula torquata B.), ein junges (? — alle auf der Velika planina; 1 Eichelhaher (garrulus glandarius L.) <5 im Tivoliwalde 2 * 20 beiLaibach; 2 Ringeltauben (Columba palumbus L.) <5 und P bei Škofljica; groger Brachvogel (Numenius arquatus Cuv.), drei Dunenjunge, und zwar 2 P und 1 (3 auf dem Laibacher Moore. c. Durdi Kauf und Tausch wurden erworben: 2 Haustauben (Co¬ lumba domestica) c? + P; 1 Haushenne (Galina domestica), ftir die biolo- gische Gruppe laufend prapariert; 1 Fausthuhn (Syrrhaptes paradoxus Pall.) von Hrn. E. Finger aus Prestranek (Innerkrain); 1 groger Trappe (Otis tarda L.) von Hrn. A. Kristan in St. Veit bei Sittich; 1 Nest mit zehn Eiern vom Rebhuhn (Starna cinerea); von der Firma Lenoir-Forster in Wien 3 Skelette, entsprechend prapariert ftir die biologische Gruppe, und zwar: 1 Haushenne (laufend), 1 Haustaube (fliegend), 1 Hausente (schwimmend). V. Saugetiere: a. Geschenke. 1 Eichhornchen (Sciurus vulgaris L.) aus dem Tivoliwalde bei Laibach von Hrn. Ferdinand Schulz, prapariert fiir die biologische Gruppe, springend von Ast zu Ast. b. Angekauft wurden: 1 Weinschlafer (Myoxus dryas) von einem Arbeiter aus Reifnitz; 1 Hauskatze (Felis domestica) von einem Haus- besitzer aus der Laibacher Umgebung, fiir die biologische Gruppe in schleichender Stellung prapariert; bei der Firma Lenoir-Forster 3 Skelette, entsprechend fiir die biologische Gruppe hergestellt: 1 Hund (laufend), 1 Katze (schleichend) und 1 Eichhornchen (springend). Zuvvachs: 27 Arten in 47 Exemplaren. Die Zahl der Erwerbungen fiir die naturhistorische Abteilung ins- gesamt betragt fiir das Solarjahr 1908: 492 Arten in 1047 Stiicken (gegen 35 Arten in 52 Exemplaren im Vorjahre). 21 Ein Beitrag zur Geschichte der Steiner Alpen Veroffentlicht von Dr. Gvidon Sajovic Am idyllisch gelegenen St. Ulrichsberg, von dem sidi ein weiter Ausblick ins krainer Land bietet, wirkte Simon Robič seit dem Jahre 1874 als Pfarrverweser. Ein Freund stillen und zuriickgezogenen Lebens hatte er den menschlichem Getriebe fernen Ort so sehr ins Herz geschlossen, dag er sich nicht entsdiliegen konnte, seine geliebte Bergeinsamkeit mit einem leichteren Posten in der Ebene zu vertauschen. Er lebte ganz seinem Lieblingsstudium, der Erfor- schung der Naturwelt. Seine nachste Umgebung hatte er so genau durchsucht, dag ihm jedes Steinchen und jedes Pflanzchen bekannt war. Wenn sein Amt es ihm erlaubte, machte er kurze Ausfliige sowohl in die Steiner Alpen und Karawanken, als auch nach Inner- und Oberkrain. Auf diesen Exkursionen sammelte er alles: Pflanzen, Insekten, Konchylien, Mineralien und Versteinerungen. Im Zeitraume von 23 Jahren, die er auf dem St. Ulrichsberge zubradite und wo ihn der Tod im Jahre 1897 ereilte, legte er umfangreiche Samm- lungen an, die neben vornehmlich heimischen audi manches auswartige Objekt enthielten, das er durch Tausdi erworben hatte. Der in der Heimat nur in seinem engeren Kreise bekannte Mann stand in steter Verbindung mit Zentren der Wissenschaft, wie: Wien, Berlin, London, Pariš und Amerika. Nadi seinem Tode kamen die Sammlungen an das k. k. Staats- obergymnasium in Krainburg und an das Landesmuseum Rudolfinum in Laibach. Das naturhistorische Kabinett des Gymnasiums erhielt seine uber 2000 Arten zahlende Phanerogamensammlung, das Landes¬ museum die Moose und Pilze. Unter den Moosen ist erwahnenswert „Trohobrium carniolicum", eine neue, von ihm gefundene Art, die man spater auch in Bosnien fand. Professor W. Vog benannte nach ihm zwei Pilzarten: Ovularia Robičiana und Aecidium Robičii. In den slovenischen Publikationen des hiesigen Musealvereines 1 ver- offentlichte Robič systematische Abhandlungen iiber Moose, Pilze, Flechten, sowie kleinere Notizen. Im Jahreshefte des Musealvereines vom Jahre 1862 erschien seine Abhandlung „Uber einige Grotten und Hohlen in der Umgebung von Aidi“. In das Landesmuseum gelangte ferner seine Kafersammlung und vor allem die Konchyliensammlung, welche 2759 Arten in 10.751 1 Izvestja muzejskega društva 1893: »Kranjski mahovi 1 ' (Musci Car- niolici); 1894: »Kranjska školjka z biserom"; 1895: »Kranjski lišaji" (Lychenes carniolicae); 1895: »Dodatek k Vossovi ,Mycologia carniolica'." 22 Exemplaren enthalt. In derselben sind alle einheimisdien Arten ver- treten, darunter die fiir die Molluskenfauna Krains besonders wichtigen Originale Robič’. 1 Augerdem befinden sich im Landesmuseum noch die von ihm hauptsachlich in den Steiner Alpen in den Jahren 1880 bis 1883 gesammelten Petrefakten. Bei ihrer Bestimmung unterstiitzten ihn die Palaontologen Hilber und Hoernes. Professor Hilber hat erst vor kurzem aus dieser Sammlung eine fiir die Tertiarfauna neue Schneckenart „Pleurotomaria carniolica Hilber" bestimmt. Trotzdem befinden sich noch einige unbestimmte Spezies in der Sammlung Robič’. Deshalb und weil die reiche, mit genauen Angaben versehene Samm¬ lung dem Forsdier unserer Alpenwelt ein willkommenes Hilfsmittel bieten diirfte, habe ich mich entschlossen, dieselbe zu veroffentlichen. Die Sammlung zahlt 280 Arten in 1935 Stiicken; unter diesen stam- men aus Krain 159 Arten in 1013 Exemplaren. Pflanzen Von den niederen Pflanzen, den Kryptogamen, ist der Abdruck einer Alge vorhanden, vvelcher im Graben nachst Viševca gefunden wurde. Von den Gefagkryptogamen sind acht verschiedene Blatterab dr tičke zu ervrahnen, welche in dem Doblicagraben zwischen Sidrož und dem St. Ulrichsberge gesammelt wurden. Tiere Von den Urtieren sind in der Sammlung 3 Stiicke des F or amin i- ferenkalkes, Fundort: Srebrni dol bei Sidrož. Es sind auch einzelne, aus dem Murex subl. 2 ausgewaschene Foraminiferen vorhanden, Fundort: Komenske Tunjice. Die Foraminiferen sind besonders wichtig, weil ihre Schalen machtige Kalksteine der alteren Tertiarperiode aufbauen. Unter den hoher entwickelten Tieren miissen wir an erster Stelle die Koral len (ad: Coelenterata) erwahnen, welche mit ihren Hartgebilden ebenfalls machtige Kalkmassen auftiirmen (Riffkalke). Einzelne Exemplare hat Robič im Doblicagraben bekommen, jedoch sind sie nicht naher bestimmt. Wiirmer (Vermes): Rohrčhen von Šerpu la (spec.?) ausgewasdien aus dem Murex subl., Obereocan, leg. 3 1880. — Spirorbis (spec.?), aus- gewaschen aus dem Murex subl. Arthropoda: Die Insekten fehlen, es sind aber nicht selten Krebse erhalten. So sind einzelne Stiicke eines Krebses (Cancer spec.?) aus dem Doblicagraben, bei der Brucke zwischen Viševca und Vrhovje vor¬ handen; durch einzelne Stiicke ist vertreten Cancer carniolicus, Fund¬ ort: Fahrweg Stein — Tunjice im Abstiege zur Tunjšica. Molluscoidea: weidier Bryozoenkalk, St. Ulrichsberg — Viševca. — Rynchonella spec.?, Vrhovje. 1 Dr. G. Sajovic: „Kranjski mehkužci" (Mollusca carniolica), Izv. muz. društva 1908. — 2 M. subl. = Murex sublavatus. — 8 leg. = legit (gesammelt). 23 Weitaus am zahlreichsten sind unter den Versteinerungen die Weich- tiere (Mollusea) vertreten. I. Gasteropoda (Bauchfiiger, Schnecken): Haliotis Volhynica Eichw., beim Slemechofe. — Trochus (spec. nova), ausgewaschen aus dem M. subl.; Tr. quadristriatus, im Tumpel bei Tunjice. — Turbo spec. ?, auf dem Wege Sidrož-Stein, leg. 1881. - Pleurotomaria carniolica Hilber, Tunjice, Originalstiick. — Nerita pida, beim Hause des Gerkman in Komen¬ ske Tunjice. - Paludina pachystoma Sdbgr., Doblicagraben; P. Frauenfeldii M. Hoernes, sarmatische Form, beim Hause des Gerkman in K. Tunjice gesellschaftlich mit Cerithium pictum, Rissoa, Natica helicina etc. — Hydrobia spec. ?, Miocan, auf einem Acker bei K. Tunjice, ausgewaschen aus dem M. subl.; H. spec.?, zwei Arten (eine glatt, die zweite opingestreift), ebendort. — Rissoa, spec.?, „Gerkmanov klanec' 1 in K. Tunjice; R. inf lata Andr., aus- gewaschen aus M. subl., bei K. Tunjice und in der muldenartigen Anhohe unter dem Acker des Slemec, leg. 1880. — Melanopsis impressa Kr. nach M. Hoernes, marine und Kongerienschichten, auf dem Acker bei K. Tunjice und bei Viševca dort, wo sich der kleine, eingefriedete Tumpel befindet, gesellschaftlich mit Cerithium Florianum und Rissoa inflata. — Chemnitzia spec.?, ganz glatt, Acker bei K. Tunjice, ausgewaschen aus dem M. subl., Hilber bemerkt dazu: „Bei M. Hoernes keine ganz glatte abgebildet." - Turritella Archimedii Brongn., im Doblicagraben in der Nahe des Steges zwischen Viševca und Vrhovje, dann zwischen Vrhovje und dem Hause des Slemec von der Quelle weiter, gesellschaftlich mit Corbula carinata, Cardiumarten etc.; T. Riepeli Partsch, hinter dem Hause des Slemec auf dem Wege Sidrož-Stein, leg. 1880; T. carinata Eichw., im Graben bei Viševca. - Cerithium disiunctum Sow., sarmatische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., leg. 1880 auf dem Acker bei K. Tunjice, audi im Doblicagraben am Wege gegen Vrhovje; Cer. Duboisi NI. Hoernes, sarmatische Form, leg. 1882 im Graben bei Viševca, gesellschaftlich mit Cer. Gamlitzense; Cer. Florianum Hilb., beim Dorfe Mlaka, Viševca und Tunjice auf dem Wege nach Stein; Cer. Gamlitzense Hilb., leg. 1880 auf dem Wege nach Stein bei der Harfe des Slemec; Cer. lignitarum Eichw., sarmatische Form, Vrhovje auf dem Wege vom Hause des Jernejec gegen Slemec; Cer. margaritaccum Brongn., im Graben bei Viševca; Cer. minutam Fer., Dorf Mlaka bei Tunjice; Cer. spec. nova, Vrhovje-Tunjice auf dem Felde, gesellschaftlich mit Fussus subl., Cer. pictum, Cer. disiunctum etc., von dieser Art ware die Auffindung mehrerer und vollstandiger erhaltenen Exemplare von grogem Interesse; Cer. papaveraceum Bast., Eocan, Doblica¬ graben; Cer. pictum Bast., bei Viševca im Graben zwischen Praprotnik und Velika Pustota, ferner in Vrhovje auf dem Wege vom Jernejec gegen Slanec; Cer. rubiginosutn Eichw., Komenske Tunjice auf dem Felde; Cer. nova spec., wahrscheinlich aus der Gruppe rubiginosum Eichw., auf dem Acker und bei der Harfe des Slemec; Cer. Schmartzi M. Hoernes, marine Schichten, ausgewaschen aus dem M. subl. — Natica helicina Brocc., Eocan, Doblicagraben, bei Viševca langs des Weges, K. Tunjice beim Hause des Gerkman; N. millepunctata Lam., Doblicagraben; N. spec.?, leg. 1883 auf 24 dem Hiigel bei K. Tunjice gesellsdiaftlich mit Cer. Florianum; N. tigrina, leg. 1880 im Doblicagraben zwisdien Viševca-Sidrož. — Strombus spec.?, im Graben bei Viševca. — Cassis erumena Lam., im Graben bei Tunjice; C. spec.?, im Graben von Velika Pustota. — Fussus spec.?, im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik-Velika Pustota. — Pyrula condita Brg., leg. 1881 im Graben bei Viševca, ebendort P. rusticola Bast. im Jahre 1884; P. spec.?, Eocan, im Graben zwischen Tunjice und Stein. — Bucciniutn duplicatum Sow., Miocan sarmatisdie Schichten, K. Tunjice beim Hause des Gerkman gesellsdiaftlich mit Paludina Frauenfeldi, Cer. piclum etc., aus- gewaschen aus dem M. subl., ferner zwischen Vrhovje-Viševca; B. costu- latum, Eocan, leg. 1882 im Doblicagraben. — Columbella carinata Hilber, sarmatische Form, ausgevraschen aus dem M. subl., Original (St. Florian) befindet sich im Hofmineralienkabinette. — Murex sublavatus, sarmatische Form, auf dem Felde bei K. Tunjice; M. spec. juv., ausgewaschen aus dem M. subl.; M. spec. ?, im Graben bei Viševca. — Pleurotoma Doderleini M. Hoernes, Miocan, sarmatisdie Schichten, leg. 1884 auf dem Felde bei K. Tunjice. — Calyptraea chinensis L., mediterrane Schichten, Doblicagraben, Viševca. - Rostellaria pes carbonis Brong, Eocan, Doblicagraben. - Fasinella spec.?, auf dem Felde bei K. Tunjice. - Purpura exilis Partsch, St. Ulrichsberg-Viševca langs des Weges. — Oliva spec.?, im Graben von Velika Pustota. — Bulla Lajonkeireana Bast., ausgewaschen aus dem M. subl. — Ancillaria glandiformis Lam., Vrhovje beim Hause des Jernejec. — Lepralia spec.?, im Doblicagraben. II. Scaphopoda (Grabfuger): Dentalium Badense Partsch, auf dem Wege Sidrož-Stein ober dem Hause des Slemec, leg. 1880; D. spec.?, Viševca-Vrhovje, im Doblicagraben am Stege. III. Beinahe ebenso zahlreich wie die Schnecken sind die Muscheln (Lamellibranchiata) zu finden. In der Sammlung Robič befinden sich aus dem Bereidie der Steiner Alpen folgende Arten: Nucula Mayeri M. Hoernes, leg. 1883 im Doblicagraben gesellsdiaftlich mit Natica helic., Buccinium cost. etc. — Leda nitida, zahlreich auf der Anhohe bei Stein und Viševca. — Arca barbata Lam., im Doblicagraben am Stege zwischen Viševca-Vrhovje; A. diluvii Lam., im Graben bei Viševca zwisdien Mali und Veliki Praprotnik; A. Noae Lam., im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik-Velika Pustota, ebendort A. turonica, genannt nach Touraine (von da und von der Umgebung von Bordeaux stammen die ersten Kennt- nisse liber die Miocanzeit). — Pectunculus glycemeris Lam., Doblicagraben; P. Fichteli Desk. auf dem Wege Stein-Žuljna. - Isocardia cor. Lam., leg. 1881 im Graben bei Viševca. — Lucina inf lata Bast., sarmatische Form, „Gerkmanov klanec" in K. Tunjice, ferner im Graben zwischen Mala Pustota- Veliki Praprotnik bei Viševca; L. miocaenica Mich., Doblicagraben bei dem Stege; L. spec.?, Tunjice-Stein. - Chama gryphoides L., Doblicagraben am Stege zwischen Viševca-Vrhovje gesellsdiaftlich mit Venus, Arca, Cardium- arten etc. — Cardium hians Bron., leg. 1881 im Graben bei Viševca im blaulichen Sandsteine; C. obsoletum Eichw., sarmatisdie Form, leg. 1883 im »Gerkmanov klanec" in K. Tunjice; C. papillosum P. bei Vrhovje; C. souca- 25 tense Mayer, leg. 1880 auf der linken Seite des Baches zwischen Praprotnik- Velika Pustota; C. Suessi Bast., sannatisdie Sdiichten, ausgewaschen aus dem M. subl.; C. spec. nova, ausgewaschen aus dem M. subl., Hilber vermerkt: „aus der Gruppe von obsoletum Eichw., aber gekielt"; C. spec.?, Doblica- graben; C. spec.?, augerordentlich kleine Art, ausgewaschen aus dem M. subl. — Cardita Jouanneti, leg. 1881 im Graben bei Viševca; G. scabri- costa Mich., im Graben bei Viševca. — Cytherea spec. ?, im Graben bei Viševca. — Venus Aglaurae Hoernes, im Graben zwischen Praprotnik und Velika Pustota im bunten Sandsteine, leg. 1881; V. elathrata D., Doblica- graben in der Nahe des Steges gesellschaftlich mit Pectunculus glyc. und Venus Aglaurae; V. islandicoides, leg. 1880 bei Viševca; V. multi- lamella Lam., im Graben bei Viševca; V. spec.?, Eocan, Doblicagraben.— Tapes vetula Bast., im Graben bei Viševca zvvischen Praprotnik und Velika Pustota. — Tellina spec.?, Doblicagraben gesellschaftlich mit Natica helic., Buccinium cochl. und Cardiumarten. — Thracia ventricosa Phil., leg. 1882 im Graben bei K. Tunjice, in vveldien der Bach Tunjščica fliegt, im grauen Sandsteine, sehr zahlreich. — Psammobia spec.?, Doblicagraben. - Solen spec.?, im Graben bei Viševca. - Ervilia podolica Eichw., sar- matische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., ebenso Mactra podolica Eichw. — Lutraria crassissima M., im Graben bei Viševca. — Panopaea Menardi Desh., Doblicagraben nachst des Steges. — Corbula carinata D., mediterrane Sdiichten, Doblicagraben zvvischen Viševca-Vrhovje, leg. 1883 am Stege, ferner vom Hause des Slemec und von der Quelle vveiter langs des Fugsteiges, gesellschaftlich mit Turitella Arch, Cardium, Venus etc.; C. gibba, Eocan, im Doblicagraben, leg. 1880, mediterrane Sdiichten in K. Tunjice, leg. 1883. — Myophoria Kefersteini, Raibler Sdiichten bei Vele- sovo. _ Philadomya alpina, leg. 1881 im Doblicagraben; P. pectinata, am Wege vom St. Ulridisberg liber Viševca im braunen Sandsteine, leg. 1881; P. spec.?, Stein. — Mytilus Haidingeri /VI. Hoernes, Graben zwischen Praprotnik-Velika Pustota, am Wege vom St. Ulridisberg iiber Dobrava nach Komenda. — Modiola marginata Eichw., sarmatische Form, aus- gewasdien aus dem M. subl., ebenso M. volhynica Eichw. — Lithodomus spec.?, Doblicagraben zwischen Vrhovje-Viševca. — Monodotita angulata Eichw., Graben bei Viševca. — Diplodonta spec.?, Tunjice. — Pecten aduncus, im Graben bei Viševca zvvischen Praprotnik-Velika Pustota, eben- dort P. Besseri Andr., P. opercularis und P. nimius Font.; ferner nodi fiinf unbestimmte Pektenarten, weldie bei Viševca und im Doblicagraben gesammelt vvurden. — Lima inflata und L. sguamosa, Doblicagraben, am Stege zwischen Viševca und Vrhovje. — Spondylus (spec. nova), leg. 1880 im Doblicagraben ober dem Stege zvvischen Praprotnik-Velika Pustota, gesellschaftlich mit Venus Aglaurae. — Anomia spec.?, leg. 1880 im Graben bei Viševca. — Pina Brocekii, im Graben bei Viševca zvvischen Praprotnik und Velika Pustota, leg. 1881. - Ostrea crassissima (longirostris) Lam. bei Viševca; O. fimbriata, im Doblicagraben an der Stelle, wo nach Braun- kohle gegraben wurde; O. lamellosa Broc., auf dem Fahrvvege Sidrož- Stein hinter dem Hause des Jernejec, leg. 1881, auf dem Ackervvege bei 26 der Kirche in Tunjice (postpliociin), ferner noch im Doblicagraben am Stege am linken Bachufer, gesellschaftlich mit Pectunculus glyc., Venus, Cardium etc. - Gryphaea spec. und Ostres communis Desh., zusammen in einem Steine im Doblicagraben; typische Formen fiir Eocanschichten. Zahlreich entwickelt waren auch die Staehelhanter - Echinodermata, unter ihnen besonders die eiformigen oder halbkugeligen Seeigel. Robič hat in den Steiner Alpen folgende Stachelhauterpetrefakten gesammelt: Echinas spec.? (dux Laube?), im Doblicagraben und bei Viševca; Cidaris spec. ?, bei Viševca im blaulich grauen Sandsteine, gesellschaftlich mit Panopaea Men., Pekten und Cardiumarten, jedoch nur die keulenformig gestalteten Stacheln („Cidaritenstacheln“) vorhanden; Spantaganus reginae Forbes, Doblicagraben bei Viševca im grauen Sandsteine, gesellschaftlich mit Tellina und Philadomya alpina. Oberreste von Wirbeltieren (Vertebrata) sind in den Steiner Alpen nieht besonders reichlich. Man findet vereinzelt Skelettabdriicke und Zahne der Fische, eingelagert in Schiefer (Fischschiefer). Robič hat in seiner Sammlung nur Haifischzahtie , die er im Doblicagraben gesammelt hat; einige grogere lose und zahlreiche, in Schiefer eingelagerte kleinere. Saugetieruberreste, gew5hnlich in diluvialen Schotteranhaufungen und in Hohlen, sind sparlich. Erwahnenswert ist vor allen der HShlenbdr (Ursus spelaeus Cuv.). Die Sammlung Robič’ enthalt nur einen linken Eck- zahn dieses diluvialen Raubtieres, welcher aus der von Robič entdeckten Hohle auf der Mokrica ober Stein stammt. Ein vollstandiges Skelett des Hohlenbaren aus der angefiihrten Hohle wird im Landesmuseum Rudol- finum aufbewahrt. Der Hausrat eines krainischen Edelmannes zu Valvasors Zeiten Von Dr. phil. Walter Šmid Der hoch- und wohlgeborene Herr Johann Herbart Kazianer, des heiligen romischen Reichs Graf von Kagenstein, Freiherr auf Flodnig, Piberpach und Steinhaus war am 13. Oktober 1681 in Laibach in Gott verschieden und in der Gruft der St. Ulrichskirche zu Vigaun an der Seite seiner Ahnen zur letjten Ruhe bestattet worden. Sein dem Dienste des Vaterlandes geweihtes Leben war reich an Ehren und Wiirden. In den Jahren 1665 bis 1677 standischer Verordneter, war er seit 1667 als Landesverweser Landrichter und Vertreter des Landeshauptmannes bei den Gerichtssigungen und seit Als Quellen dienten die Schaglibelle des Schlosses Kagenstein vom 13. Mai 1637 und 27. April 1682 (im Landesarchive) und Valvasors Ehre des Herzogtums Krain. 27 dem Jahre 1672 auch noch Landeshauptmann von Gorz. Vom Kaiser Leopold wurde er zum geheimen Rat und wirklichen Kammerer ernannt und am 28. Mai 1665 zugleich mit der Verleihung des Erb- amtes als Oberstsilberkammerer in Krain in den Reichsgrafenstand erhoben. Valvasor riihmt ihn als einen gelehrten und verstandigen Herrn, der sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Johann Herbart hatte das Schlog Kagenstein in Vigaun, das seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unausgesegt den Stammsig der Familie gebildet, nach dem Jahre 1637 aber wegen Verschuldung in den Besig des Burkhard Higing und dessen Solmes Ferdinand Ignaz iibergegangen war, im Jahre 1664 wieder zuriickgekauft. In der Epoche der glanzvollen Regierung Kaiser Leopolds I hatte der Adel allenthalben in osterreichischen Erblanden nach dem kaiser- lichen Beispiel angefangen, Schlosser in jenem vornehm schlichten Spatrenaissancecharakter zu bauen, den die oberitalienischen Archi- tekten so gliicklich den Verhaltnissen des Landes angepagt haben, und als deren herrlichstes in Krain der Fiirstenhof in Laibach erstand. Durch das Beispiel seiner adeligen Genossen angeeifert, baute Johann Herbart das vordem ziemlich baufallige und magig groge Gebaude zu einem herrlichen und geraumigen Herrensig um, wie er in Valvasor abgebildet erscheint und noch heute in seinem damaligen Umfange besteht. Kurz vor der Vollendung starb jedoch Johann Herbart und hinterlieg Kagenstein seiner Frau Eva Kreszentia, geborenen Grafin Khevenhiiller, die fiir den minderjahrigen Sohn Leopold Engelbrecht, der nach Vollendung seiner Studien auf Reisen in fremde Lander ging, mit Hilfe des Administrators Karl Jobst von Kirchberg das Vermogen verwaltete. Die nach dem Tode ihres Gemahls notwendige Schagung des ehevogtlichen (eheherrlichen) in Kagenstein befindlichen Verlasses Johann Herbarts iiberwies die Witwe einer Kommission, an der Siegmund Ehrenreich Freiherr von Wagen, Wolf Siegmund von Stroblhof und Hans Andreas von Gallenfels mit dem Schreiber J. Leonhard Wobesch teilnahmen. Die Vollmacht zur Vornahme der Inventur erhielten die Kommissare, da das Landrecht nicht tagte, am 9. April vom Landesverweser und Landesverwalter Georg Siegmund Grafen von Gallenberg, dem sie auch das Ergebnis ihrer am 27. April durchgefiihrten Revision mitteilten. Die Schagung beschrankte sich auf die im Schlosse befindlichen Mobilien, iiber die ein Inventar bereits vorhanden war, da eine Schagung des Schlosses und der dazugehorigen Giiter nicht beabsichtigt war. Valvasor schildert uns in der ihm eigenen lebhaften Art an- schaulich die Lage des Schlosses, das nach der Sitte damaliger Zeit 28 von herrlichen Garten umgeben war. Hinter dem Schlosse dehnte sich ein geraumiger Baumgarten aus, angepflanzt mit herrlichen Obst- sorten. In ihm befand sich ein groger Teich, in dem sich Forellen tummelten und daherschwammen, sobald sich jemand dem Ufer naherte, da sie sich durch haufige Fiitterung an Menschen gewohnt hatten. Noch anmutender war der ausgedehnte Lustgarten, in dessen Mitte ein zierlicher Springbrunnen, aus grogen Steinen ausgehauen, platscherte. Die zweite Halfte des 17. Jahrhunderts hatte eine be- sondere Vorliebe fiir fremde und seltene Zierblumen. Solcher Zier- garten erwahnt Valvasor mehrere, so in Ainod, Ehrenau, Kroiseneck und besonders die Garten des Deutschen Hauses und des Fiirsten Auersperg in Laibach vor den Stadtmauern. Die herrlichsten Blumen jedoch ziichtete in ausgedehnten Glashausern Herr Leonhard Mercheritsch auf Schlog Gayrau, dessen Garten eine der grogten Sehenswiirdigkeiten damaliger Zeit in Krain bildeten. Auch Johann Herbart pflog dieser Liebhaberei und Valvasor ervvahnt an zwei Stellen seines Werkes den ausbiindig schonen Garten von Kagenstein. Der Bau des Schlosses war beim Tode Johann Herbarts fast bis zur Vollendung gediehen. Auch die innere Ausschmiickung und Einrichtung war bereits zum Teile durchgefiihrt worden. So bietet uns das am 27. April des Jahres 1682 aufgerichtete Schaglibell ein klares Bild der Wohnart und der Lebensweise unseres Adels zu Valvasors Zeiten. Die Wande der Gemacher schmiickten schone Bildnisse, die vom Geschmacke damaliger Zeiten erzahlen. Rege geistige Be- ziehungen mit dem Auslande - Valvasor selbst gibt das beste Beispiel — , gepflegt durch das Studium vieler Junker aus Krain auf auswartigen Universitaten und das Reisen nach der Vollendung der Studien, das einen wichtigen Bestandteil damaliger Bildung aus- machte, bewirkten, dag manche in der Fremde erhaltene Anregung daheim liebevoll gepflegt ward. So wurden die adeligen Herren auch Gonner der bildenden Kunst. Die Maler der in jenen Zeiten ent- standenen Bilder diirften zum grogen Teile herumziehende Kiinstler gewesen sein, die, oft im Besige einer bedeutenden Maltechnik, auf den Schlossern gleichsam auf der Štor arbeitend, je nach dem personlichen Geschmack der vornehmen Auftraggeber, die Raume mit verschiedenen Bildern schmiickten; obwohl Ahnenbilder in einer Schloggalerie nicht fehlen durften, verlangte die damalige vornehme Welt doch vor allem modische Malereien, wie sie gerade im Schwange waren. So hatte derselbe Herr Wolf Siegmund von Stroblhof, der bei der Schagung in Kagenstein anwesend war, die Šale des Schlosses Stroblhof vom hervorragenden niederlandischen Maler Almanach und anderen Kiinstlern ausschmiicken lassen. 29 Die im Jahre 1682 in Schlog Kagenstein vorhandenen Bilder lassen sich in mehrere Gruppen, Stilleben, Landschaften, Bilder mit biblischen, mythologischen, poetischen und sittenbildlichen Gegen- standen einteilen. Blumenstiicke und Fruchtstiicke, auf denen Friichte und Blumen ein malerisches, farbenpraehtiges Durcheinander boten, die in der hollandischen Malerei so beliebten Friihstiickstische mit Backwerk und Konfitiiren, Stilleben von toten Tieren, Wildbret, Hasen, die sogenannten Kuchelstiicke mit Kalbsvierteln und Wiirsten bildeten jedenfalls den Schmuck des Speisesaales. Die in erster Linie dekorativ aufgefagten Bilder haben fast alle ein groges Format und waren in der Regel nur auf Blendrahmen gespannt, ohne Rahmen, wie man noch heutzutage viele alte Bilder in den Gangen und Salen der einheimischen Schlosser trifft; nur wenige Bilder waren mit einem einfachen schwarzen Rahmen versehen. In den Darstellungen lustiger Bauerngesellschaften und Trink- szenen haben wir eine Art jener Bauernmalerei vor uns, die sich von Haarlem aus iiber die Niederlande ausgebreitet und iiberall Nachahmer gefunden hatte. Man wird an Szenen erinnert, die die bedeutendsten Vertreter dieses Genre, Adriaen van Ostade und der jiingere David Teniers, mit eigenartigem Reize zu umkleiden \vugten, wenn das Schaglibell anschaulich von Bildern berichtet, auf denen sich Bauern bei Trunk und Spiel ergogen. Dekorativen Charakter hatten auch die Landschaften, von denen das Verzeichnis vierzehn, die meisten ohne nahere Angabe der Darstellung, vermerkt und deren Hinter- grund manchmal ein altes Schlog oder auch ein Feuerberg bildet. Dekorationsgemalde sind ferner Bilder mit biblischen, mytho- logischen und poetischen Darstellungen. Vier als Pendants gedachte groge Bilder gleichen Formates stellen den gefundenen Moses, Lot, Herkules und ein poetisches Gedicht mit dem fliegenden Pegasus dar. Der Neigung des Jahrhunderts tur mythologische Szenen tragen Rechnung vier poetische Venusstiicklein in kleinerem Formate, eine mittelgroge Darstellung der Entfiihrung der schonen Helena und ihrer Seefahrt sowie ein Bild der keuschen Lukrezia. Das Inter- esse an Seltsamem und Fremdem bezeugen vier Darstellungen aus dem Zigeunerleben. Religiosen Inhaltes sind die Bilder von Adam und Eva, ein Gemalde Unserer lieben Frau und des gekreuzigten Heilandes. Die Ahnengalerie des Schlosses enthielt zehn Konterfeien der graf- lichen Familie. Dag die Bilder von fremden Kiinstlern stammen, mug aus ihrem Schagungspreis geschlossen werden, der sich zwischen zehn und zwei Gulden deutscher Wahrung bewegt. Die in jener Zeit in Laibach ansassigen Maler waren mehr Handwerker und berechneten 30 die Erzeugnisse ihres Pinsels bedeutend billiger, wie aus der Rechnung Johann Peter Gimblers vom Jahre 1683 ersichtlich ist (Wallner, Bei- trage zur Geschichte der Laibacher Maler und Bildhauer im XVII. und XVIII. Jahrhundert, in den Mitt. des Musealver. f. Krain 1890, S. 117). Unvollendet wie der Bau war auch die Einrichtung des Schlosses. Nur die Zimmer des unteren und ein Zimmer des oberen Stockwerkes waren mobliert. Die Innenraume damaliger Zeit waren nicht so mit Hausrat angefiillt, wie es der Geschmack der heutigen Zeit fordert. Die Zimmer enthielten in der Regel einen grogeren Tisch, viereckig oder oval, der in der Mitte stand, wanrend an den Fenstern und in den Ecken kleinere Tischchen oft paarweise oder symmetrisch aufgestellt waren. Die Einrichtung vervollstandigten mit Stoff oder rotem Korduanleder iiberzogene Lehnstiihle. Kasten waren selten, in Kagenstein waren sie auger im Speisesaal nur noch in zwei Schlafzimmern vorhanden. In der Mitte des Speisesaales stand eine groge Tafel mit Fliigeln aus Nugbaumholz, mehrere grogere und kleinere Tischchen aus Nugbaumholz, die manchmal massiv und dann an einzelnen Stellen zur Erhohung der Wirkung schwarz ge- beizt, manchmal aber schwarz furniert oder auch aus Fichtenholz und dann nugbraun angestrichen waren, sowie ein schwarz gebeiztes Tischchen mit dem beliebten Brettspiel. Neben einem Dugend alter Sessel erganzten das Mobiliar des Saales eine schwarz gebeizte Wand- uhr, ein hoher Kasten und das Prunkstiick, der groge Schenkkasten, auf dem das Tafelgeschirr aus Zinn, Majolika und Silber aufgestellt war. Das Tischservice bestand aus Majolika; das Schaglibell zahlt 24 groge und mittlere und 6 kleinere weige Schusseln, 5 Suppen- skutellen, 2 Servierplatten und 8 Tischschalchen auf. Dieses Geschirr sowie 18 groge zinnerne Kredenzschiisseln waren zum Servieren be- stimmt; zum personlichen Gebrauche dienten 82 zinnerne Teller. Waren vornehme Gaste zu Tische, beniigte man bemalte Skutellen fiir die Suppe, die mit Blumen, allerlei Darstellungen und oft mit dem Familienwappen geziert waren. Beim Trunke bediente man sich be- malter Trinkskutellen. Auch stand noch ein Willikumbbecher aus Serpentin samt einem kleineren Becher bereit. Auf dem Biifett standen ferner Zinnkriige, jeder drei halbe Mag haltend, und kleinere Halbviertelmagkannen fiir den Wein. Das Tafelgerat bestand aus fiinfzehn silbernen Loffeln, zwolf Paar eisernen Messern und Gabeln mit eingelegten Silberzieraten und zwei Salzfaglein aus massivem Silber. Das kostbarste Stiick jedoch war ein groges silbernes und ver- goldetes Handbecken, geschmiickt mit dem Stibichischen Wappen, das nach damaliger Sitte im Speisesaal zum Handewaschen vor dem Essen bereit stand. Es war Privateigentum der Witwe Grafin Eva Kreszenzia. 31 Die Beleuchtung im Speisesaal wurde mit Wachskerzen und Talglichtern in Tafelleuchtern aus Messing besorgt. Das Schlafgemach des ausgehenden 17. Jahrhunderts war ein- facher ausgestattet als heutzutage. Es enthielt in der Regel nur das Bett, ein oder zwei Tischchen und einige Stiihle, manchmal eine Truhe, nur selten einen Kasten. Das groge Himmelbett mit Vorhangen war fast iiberall ver- schwunden; ein kleiner Uberbau war manchmal iibrig geblieben oder man verkleidete die Wand am Kopfende des Bettes mit einem Spalier aus Atlas, wie es bei dem grogen bemalten Spannbett in Kagenstein erwahnt wird. Allgemein gebrauchlich sind die einfacheren Spann- betten (Betten mit einem Gurtenboden), die besseren aus Nugholz, seltener Birnbaum- oder Eichenholz, mit schwarzen oder schwarz ge- beizten Leisten und geschnigten Zieraten geschmiickt. Manches dieser Spannbetten hatte nahe am Boden noch ein Schubbett, das man abends herausziehen konnte. Auf diese Weise konnten bei Anwesen- heit zahlreicher Gaste mehrere Raumlichkeiten zu Schlafzimmern umgewandelt werden, denn das Schaglibell erwahnt auch mehrerer Tische, die mit einem Schubbett versehen waren und an denen vorne ein harassener geblumter oder gestreifter Teppich als Vorhang angenagelt war. Die Fullung des Spannbettes bestand aus einem Strohsacke, einer Roghaarmatrage, einem oder zwei Leilachern (Leilach, leinenes Bettuch), einem Kissen, Polster aus Roghaar oder Federn und einer Bettdecke (Kolter, Kulter, lat. culcitra, alt- franz. coultre). Die feineren Decken waren aus verschiedenfarbigem ungemusterten oder gestreiften Atlas, Taffet oder Samt. Gewohnlich hatte die reichere Dečke ein andersfarbiges Blatt; so erwahnt das Schaglibell eine gestreifte Atlasdecke mit einem Blatt aus gold- durchwebtem Brokat und eine mausfarbene Samtdecke mit rotem golddurchwirkten Samtblatt. Die einfacheren Bettdecken waren aus Meslan (Messallana, mezzalana) oder Harag (Rasch, mhd. arraz nach der Stadt Arras, ein Gewebe aus Wolle und Flachs, dasselbe wie mezzalana). Die weitere Zudecke im Winter bildeten Kogen, Bett¬ decken aus Schaffellen, Federbetten und Federtuchenten. Ein Waschtisch wird nirgends erwahnt, wohl aber ein einziges altes Handbecken samt Kanne aus Zinn, in dem man sich die Hande wusch und vielleicht auch das Gesicht reinigte. Man darf nicht ver- gessen, dag man sich damals gewohnlich im Bade wusch. Zur Ausschmiickung der Raume verwendete man mit Vorliebe Teppiche. Es waren in Kagenstein ein groger, alter, persischer Teppich, 13 grogere und kleinere Tischteppiche aus rotem Korduan, mit welchem auch mehrere Lehnsessel iiberzogen waren, und zwei 32 ausgediente harassene Teppiche, die nur mehr zu Decken verwendet wurden. Zur festlicheren Ausschmiickung des Speisesaales waren drei Portieren bestimmt, auf denen das Allianzwappen der Familien Kazianer und Khevenhiiller angebracht war, ebensolche geschmiickte Uberziige fiir sechs Lehnsessel, ein gleicher groger und zwei kleinere Tischteppiche. Anstatt der friiher gebrauchlichen Tafelungen verkleidete man die Wande jegt mit Tapeten, und zwar mit bemalten und ver- goldeten Ledertapeten oder dem aus Seide und Leinen gewebten Spalier, das mit Holzstaben und Spalierhaken an der Wand be- festigt war. Bevorzugt war besonders der venezianische Spalieratlas von Rosetti, von dem in Kagenstein 140 Ellen in zwei Qualitaten, einem rot und gelb gestreiften und einem blauen Atlas, vorhanden waren. Fiir einfacher ausgestattete Gemacher verwendete man ge- streifte harassene Spaliere, aus welchem Material auch einfachere Bettspaliere am Kopfende des Bettes, Teppiche und Bettdecken waren. Aus der kleinen Schlogbibliothek fiihrt das Schaglibell nur die illustrierten ledergebundenen Folianten namentlich an, die Opera des weisen Aeneas Seneca mit Illustrationen von Iustus Lypsius und den Ehrenspiegel des Erzhauses Osterreich von Jakob Fugger von Kirchberg. Die Biicher wurden im ganzen auf 24 fl. geschagt. Sehr reich waren die Leinenvorrate des Hauswesens. Nicht allein das gewohnliche Hausmacherleinen war in grogen Vorraten vorhanden, das an langen Winterabenden vom weiblichen Hausge- sinde aus dem Robotflachs gesponnen worden war, es wurde auch viel feines Linnen von anderen Orten bezogen. Das Schaglibell fiihrt mehrere Rollen linzer Tischzeug an, das vor kurzem angelangt war und noch in blauem Papier eingewickelt lag; es war sowohl glatt gewebt als auch gestreift und gemustert. Das feinere wurde zu Bettiichern fiir die Betten der Herrschaften und Gaste, zu Tischtiichern und Handtiichern verarbeitet; aus demselben Leinen waren auch die Servietten (Salvet, ital. salviette) angefertigt. Das billigere Leinen wurde zum Bettzeug der Hausoffiziere (bessere Be- dienstete) verwendet. Das zeigt auch der Preis. Ein Paar Leilacher fiir die Herrschaft werden mit 2 Gulden deutscher Wahrung be- rechnet, fiir die Hausoffiziere mit 1 Gulden und fiir die Lakaien und das Gesinde nur mit 30 Kreuzern. Fiir das einfache Tisch- und Bettzeug sowie die sonst notige Hauswasche (Kiichenhandtiicher, Loffeltiicher) wurde Reistenleinwand, rupfene Leinwand und blau gestreifter Zwillich verwendet, deren Preise verschieden angegeben werden. So kostete ein Štab (Elle) linzer Tischzeug 30 Kreuzer deutscher Wahrung, ein Štab grob- 33 fadiges Hausleinen (aporstene Pratte) 24 Kreuzer krainischer Wah- rung (das Hausleinen ist wegen des allerorts iiblichen Preises immer nur in krainischer Wahrung angegeben), ein Štab rupfener Hauslein- wand 15 Kreuzer deutscher VVahrung; rupfene ungebleichte Leinwand wird noch billiger, mit 15 Kreuzern krainischer Wahrung angegeben. Augerdem befanden sich in zwei grogen eichenen Truhen groge Mengen Flachs in verschiedenen Stadien der Verarbeitung, sowohl ungebrochener (aporsten Spinnhaar) und geschwohrter [in einer Wanne, im Bade kiinstlich erschwerter] Haaraporsten 1 (Pfund per 6 Kreuzer d. W.), als auch gehechelter Flachs (abgezogene Reiste, Pfund per 15 Kreuzer d. W.) und auch in Wickeln, den Graf Hans Jakob Kazianer der Frau Grafin zu Geschenke gemacht hatte. An Schafwolle waren vier Sacke mit 350 Pfund vorhanden und das Pfund mit 2 Libre berechnet. Es bietet so das Schaglibell auch ein Bild iiber die damals im Lande kursierenden Geldwahrungen. 2 Reichlich waren auch die Vorrate an gegerbtem Leder, Kuh- hauten, Kalbfellen, rotgegerbten Bockhauten, Schaf-, Lamm- und Kitzhauten; aber auch weiggegerbte Schaffelle fiir Riemenzeug waren vorhanden; man hatte das Leder zu verschiedener Verwendung im Hause vorratig. Wenden wir uns nun der Kiiche, dem Keller und der Getreide- kammer zu. Am offenen Herde der Kiiche hing der groge kupferne Feuerkessel, in dem fliissige Speisen zubereitet wurden. Zum Fleischkochen wurde ein eigener Fleischkessel und zum Saftsieden Messingbecken verschiedener Groge verwendet. Fiir Fische waren groge Fischpfannen vorhanden, und fiir die Roboter, die an ihren Arbeitstagen von der Herrschaft verkostigt wurden, wurde in einem eigens dafiir bestimmten grogen Messingkessel gekocht. Olkessel, Brennkessel, Kiihlkessel, Bratwurstroste, Feuerhunde, eiserne Schopf- 1 Borstenhaar, Barsthaar, Haar der Flachsgarbe, Flachs. 2 In Krain waren um diese Zeit drei Geldwahrungen im Umlaufe. Neben dem bei den Amtern iiblichen offiziellen Gulden deutscher Wahrung zu 60 Kreuzern und dem Kreuzer zu 4 Pfennigen kursierte auf dem flachen Lande auch der geringere Gulden der krainischen oder Landeswahrung eben- falls zu 60 Kreuzern (der Kreuzer jedoch nur zu 3 Pfennigen); doch wurden 10 Gulden krainischer "VVahrung mit nur 8 Gulden 26 Kreuzern und 1 Pfennig deutscher Wahrung berechnet, 1 Gulden deutscher Wahrung war demnach 1 Gulden 11 Kreuzer und Va Pfennig krainischer Wahrung wert. Es wurden aber auch Zahlungen in Kronen geleistet, die mit 1 Gulden 52 Kreuzern und 2 Pfennigen bewertet wurden. Augerdem kursierte im Lande noch die venezianische Libra (Lira), die im Jahre 1682 mit 11 Kreuzern und 1 Pfennig deutscher Wahrung berechnet wurde. 3 34 loffel, Schaumloffel (Faumbloffel), Hackmesser, blecherne Metall- wannchen, ein kupferner Sechtkessel sowie zwei zinnerne Kessel zur Wasserdestillation vervollstandigten das Inventar der Kiiche. An Viktualien fand die Kommission nur etwas Speck und geselchtes Fleisch vor; im Keller dagegen vier Fasser mit Wein, und zwar ein drei Eimer haltendes Fagchen Egkwein von den Coglie bei Gorz, ein ebenso groges Fag mit rotem Wein aus Medea bei Cormons und drei Fasser Marweines (Unterkrainer), neun Eimer haltend. Von diesem Wein war aber manches Mag „teils auf die Commissiones und andere Notdurft aufgegangen“, so dag der noch vorhandene Wein auf 60 Gulden geschagt worden ist. Der Getreidekasten barg groge Mengen an allerlei Getreide und Greislach (Getreidegrieg), das von den zinspflichtigen Bauern abgeliefert worden war. Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Hirse, Wicke, Bohnen, Linsen, vor allem Buchweizen, wurden insgesamt auf 694 Gul¬ den 31 Kreuzer d. W. geschagt. Bemerkenswert ist, dag die Getreide- preise nach Merling (Mernig des Schaglibells [4 Merling = l Star]) fast durchgehends in krainischer Wahrung angesegt sind, so Weizen und Bohnen mit 44 Kreuzern, Korn, Hafer und Gerste mit 30 Kreuzern, Buchweizen mit 24 Kreuzern. Nur gemischtes Getreide und Hirse wurden der Merling mit 2 Libre und 1 Merling Erbsen (Anveigen) mit 45 Kreuzern d. W. berechnet. Der Meierhof wies einen reichen Viehstand auf. Im Stalle standen 2 alte Schimmel, die das Gnadenbrot agen und eine braune mit 12 Gulden bewertete Stute, 22 Melkkiihe (jede mit 6 Gulden geschagt), 17 Galtkiihe, 1 Stier, 9 Kalber und 163 Stiick Schafe, Widder und jahrige Lammer (das Stiick mit 45 Kreuzern), sowie 12 Schweine (jedes im Werte von 3 Gulden) und 3 Geigen (1 Gulden 30 Kreuzer). An Rog- und Stallzeug zahlt das Schaglibell mehrere Dienerreitsattel, einen alten Frauensattel und lederne Satteldecken fur ein Handpferd auf und erwahnt augerdem noch drei Land- schlitten aus Fichtenholz und zwei Halbschlitten sowie das fur den Feldbau notige Werkzeug. Schlieglich sei noch der Bestand der Waffenkammer erwahnt, den 4 Doppelhacken und ein altes eisernes „Stuckl“ ohne Lafette bildeten, alte, ausgediente Kanonen, die nur mit 9 Gulden bewertet wurden. Uber die Giiter und Giilten, die zu Kagenstein gehorten, gibt ein friiheres Inventar Auskunft. Driickende Verpflichtungen der geseglichen Erbfolge gegeniiber jiingeren Briidern und Schwestern scheinen Georg Balthasar Kazianer in so migliche Verhaltnisse gebracht zu haben, dag uber sein Ansuchen das Schrannengericht am 13. Mai 1637 eine 35 Schagung seines gesamten Vermogens anordnete und dariiber ein Inventar aufrichten lieg, das die Grundlage fiir den Verkauf des altererbten Stammsiges bildete. Die Schagungskommission, zu deren Mitgliedern Heinrich Freiherr von Paradeiser, Max Paradeiser, H. Ludwig Rasp, Barth. Valvasor, Leopold Rambschiigl und Karl Portner gehorten, bewertete die Herrschaft Kagenstein samt den dazu- gehorigen Untertanen, Gilten und Giitern auf 40.400 Gulden. Auger dem Schlosse gehorte dazu ein Meierhof und eine Miihle im Dorfe mit vier Gangen und einer Stampfe. Die Acker, die mit ihrer naheren Lokalbezeichnung pri zidu (per sydu), smrekarica (smrekerza), perisnica (perisniza), za oglom (sa voglam), prangarica (prangarza), pri lesi (per lessy), žabka (schabka), za Čukom (sa Tschukam), za Zgošo (Sguscha), Kerpin und im Baumgarten angefiihrt werden, wurden auf 40 Tagbaue berechnet und jeder Tagbau auf 50 Gulden geschagt. Ferner gehorten dazu die Wiesen Kerpin, plešivica (pleschiviza) neben dem Baumgarten, die Wiese unter Prylekh oder hinter dem Bach, die Wiese unter Studenčice (Studentschiz), za logi (sallogy), ječevka (jetschevka), v olšah (zu volschach), v zadnjih logih (v sadnich logich), pesek (pessick wiese), eine sogenannte Wechselwiese, die abwechselnd vom Vrbanec zu Prilek gemaht wurde, und ein Gereut hinter (der Ruine) Stein, Učelnik (Vtschelnikh) genannt. 1 Diese Wiesen hatten einen Jahresertrag von 180 Fuder Heu und 30 bis 40 Fuder Grummet, von denen das Fuder mit 48 Kreuzern berechnet wurde. Der Zehent wurde nach dem von den Briidern Georg Andreas und Christoph Kazianer am 20. November 1590 aufgerichteten Urbar geschagt. Den in eine Geldabgabe umgewandelten und mit 4 Gulden von jeder Hufe angeschlagenen Zehent entrichteten 14Hufen zu Smokuč (Smakutsch) und 3 Hufen in Spodnje Podbrezje (zu Nider podt wresiach). Verpachtete oder, wie das Schaglibell sich ausdriickt, in Bestand gegebene Zehente waren in v olšah, am oberen laz (laag = Gereut), im Dorfe Letenice, Mišače (Miischaz), Priilikh, Studenčice, Dobro polje (Guettenau). Der Zehent bei Laibach war an Grafen Ludwig von Thurn und zum Kreuz um 2332 Gulden und ein Zehent in der Selzacher Pfarre an Hans Kos (Khoss) in Bischoflack um 400 Gulden verpfandet; von diesen beiden Zehenten mugte die Landsteuer von den Kazianern selbst, nicht von den zinspflichtigen Bauern geleistet werden (vom Laibacher Zehent 33 fl. 53 kr.). Auger diesem Zehent, der insgesamt auf 8350 Gulden geschagt wurde, waren im Jahre 1619 noch andere Zehente vorhanden, die 1 Die angefiihrten Flur- und Ortsnamen kommen in der Umgebung von Vigaun noch heutzutage vor. 3 * 36 jedoch seit diesem Jahre verkauft wurden, so die Zehente zu Unter Herzogsforst, Mišače, Spodnje Podbrezje (Unterpodwresiach), Pera- šice (Peraschig), Vrba (Velbez, Velben), Dermitsch und der Zehent von der Hufe des Trebušec (Trebuscheg). Auger einigen anderen, sehr weit entlegenen Grundstucken, die nicht geschagt worden sind, ge- horte zu Kagenstein noch eine mit 100 Gulden bewertete Alm, der Wald Preska (Presigka) mit einem Bestande von Fichten, Eichen, veredelten und wilden Birnbaumen, der zwischen Stein und Guten- berg (heute beide Schlosser Ruinen) lag und ein kleiner mit wenig Eichen bestandener Wald oberhalb Dornecks, die beide zusammen auf 150 Gulden geschagt worden sind. Von den 63 Untertanen oder Hufen hat man nach der Ortsgewohnheit jede Hufe mit 300 Gulden ange- schlagen; von den 31 Untersassen oder Hofstatten hat man jedoch je 5 Hofstatten als einer Hufe gleichvvertig erachtet. liber den Ursprung der krainischen Volkstracht Von Dr. phil. W alt er Šmid „In der Kleidung tragen sich die Laibacher so ehrbar, sauber und reinlich, dag sie damit keinen Biirgern einiger beriihmten Stadt in Deutschland weichen. Die Vornehmen gehen entweder deutsch oder franzosisch; darin ihnen auch die Toditer und Weiber der an- sehnlichsten Burger folgen. Und wie diesem Frauenzimmer die Prachtlust gleidisam angeboren ist, also trachtet gemeinlich eine die andere in Schmuck und Zierat zu iibertreffen. Ilir Aufsatz, wom.it sie den Kopf decken und zieren, ist ein weiger Schleier oder gekrauster Flor. Dieses war vormals ebenso wohl der adeligen und hochvornehmen Matronen Tracht; aber damit dieselben vor dem gemeinen Volk mochten was besonderes haben und sich von dem- selben untersdieiden, fingen sie endlich an, nach deutscher Manier schwarzseidene Kappen oder Flore zu tragen. Denen tun es nun die Frauen und Jungfrauen der vornehmsten Burger auch also nach; weil diejenigen, so den Ratsherren angehorig sind, mit unter die Edlen gerechnet werden. Die weigen Schleier aber sind durch ganz Krain von Alters her audi denen Bauernweibern gebrauchlich; aus- genommen, dag diese ihre von groberem Gewirk, wiewohl dennodi auch kraus und auf gleiche Weise zusammengefaltet sind.“ Diese Augerungen Valvasors (XI 708) bieten ein kurzes aber trefflidhes Bild der Laibacher vornehmen Frauentracht zu seiner Zeit, in der bereits der charakteristisdie Kopfsdimuck, das weige Haupttuch, die 37 Petsdie, von der schwarzseidenen Haube verdrangt worden war. Dieser Wechsel, wie jener der damaligen Mode iiberhaupt, vollzog sich viel langsamer als heutzutage, denn die schwarzseidene Haube tauchte bereits zwei Generationen friiher auf, noch zur Zeit der vollen Prachtentfaltung des Haupttuches, wie aus der Besdireibung der Kleidungsstiicke und des Schmuckes der Laibacher Biirgersfrau Uršula Mahorčič (Machortsdiitsch), geborenen Hofman, ersichtlich ist, deren Aufnahme nach dem Tode ihres Mannes Josef von der Verwandt- schaft verlangt und vom Biirgermeister Adam Eppich und dem Stadt- richter Niklas Khlain am 2. September 1620 vorgenommen worden ist. Dieses im Landesarchiv aufbewahrte Verzeichnis ist insofern von Bedeutung, weil es die mehr allgemein gehaltenen Ausfiihrungen Valvasors durch wesentlich charakteristische Details erganzt. Die Verstorbene besag zwei Rodce, einen aus schillerndem Taffet und einen alten tobinenen Rock (Tobin ist ein gewasserter Seiden- stoff, Moireseide). Beide Ročke waren am unteren Rande mit zwei Strichen (Streifen aus Samt oder Atlas) verziert. Dieselbe Verzierung zeigte eine abgetragene sdiamblotene Sdiiirze (der Schamelot, Schamlot, Camelot, schamblat, ein Seidenstoff). Ein einfacheres spinat- farbiges Vortudi war mit weiger Stickerei verziert und mit Spitzen besetzt. Ubereinstimmend mit Rock und Sdiiirze waren auch die Spenser (Wamser) ausgestattet; aus schillerndem Taffet, maus- farbenem Doppeltaffet, schwarzem oder aschenfarbenem Atlas waren sie mit Streifen aus Samt und Seide oder auch mit Seidenschniiren verbramt. Im Vergleich zu der bisher aufgezahlten Garderobe iiberrascht der ansehnliche Vorrat von neun Haupttiichern. Und zwar ist die Petsche aus weiger Reiste (Leinwand), mit weigen Spitzen besetzt oder audi mit Weigstickerei versehen, der Werktagskopfschmuck, wahrend an Feiertagen Festtagshaupttiidier getragen wurden, die mit schwarzer Seide und Gold ausgenaht und mit goldenem »Kleckhl- werk“ (gekloppelter Besatz) und goldenen Spitzen besetzt waren. Es ging iiberhaupt ein reger Handel mit den Petschen, denn das Inventar verzeichnet eine gelbe bohmische Petsche mit goldenen Kettchen und eine zweite solche „gar subtil gelbe“ Petsche, die mit roter Seide ausgenaht war.. t Neben dem Haupttuch meldet sich aber leise der bei Valvasor bereits vollzogene Obergang in der Kopftracht, denn Frau Uršula Mahorčič trug schon eine sdnvarze rohseidene Frauenmiitze (Sdiiilrekhl genannt). Die Tradit des 17. Jahrhunderts vervollstandigte ein Ketten- giirtel um die Hiiften, der im Wandel der Zeit ebenfalls seine Form geandert hat. Ein silberner Kettengiirtel mit vergoldeten Knopfen 38 und ein Frauengiirtel aus rotsamtenen Borten (Streifen) und ein- getragenem Gold, der mit weigsilbernem Beschlage geschlossen wurde, werden bereits als altvaterisch bezeichnet; daneben gab es schon anders geformte weigsilberne Kettengiirtel mit vergoldeten Knopfen und Zier. Auger den Kettengiirteln trug Frau Uršula blog eine Ko- rallenschnur als Halssdimuck, wie ihre Toilettenbehelfe nur noch in einem kleinen Spiegel bestanden. Als Erinnerung an ein jungver- storbenes Kind diirfte sie eine Schnur mit allerlei eingefagten Steinen und Pfennigen (Schaumiinzen) aufbewahrt haben, „so die Kinder anzutragen pflegen“, wie es heigt, sowie ein spinatfarbiges Kinder- hemdchen, das mit roter Seide und Gold ausgenaht war. Die Spinat- farbe scheint eine Modefarbe gewesen zu sein, da das Inventar neben der bereits erwahnten spinatfarbigen Sdiiirze auch zwei spinatfarbige, mit roter Seide ausgenahte Polsteriiberziige vermerkt. Farbige Ver- zierungen waren jedenfalls sehr beliebt, denn neben einem Paar reistener Leiladier (Leinenbettiicher), die mit Weigstickerei verziert und mit Fransen besetzt waren, befanden sich in der Truhe noch ein Paar Leilacher, die mit rostfarbenem Zwirn ausgenaht waren. Betrachtet man das anschauliche Bild der Frauentracht, wie es uns das Inventar vom Jahre 1620 und Valvasor schildern, etwas genauer, so sieht man, dag die hier geschilderte Tracht der adeligen und biirgerlichen vornehmen Frauen im Laufe des 18. Jahrhunderts aus vornehmen Hausern verdrangt und zur Bauerntracht geworden ist, die sich auf dem flachen Lande noch in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts behauptet hat. Die Ročke, die Stoffe und ihre Verzierungen, die im Jahre 1620 bereits nicht mehr modernen Kettengiirtel, die verbramten Spenser, alles das ist ein Bestandteil der in ihren Resten noch jetzt vegetierenden Volkstracht geworden.' Denn Valvasor schildert (VI 279) eine seinerzeit iibliche, wesentlich ver- schiedene Bauerntracht in Oberkrain: An den Rock, der aus gewohn- lichem Stoff oder schwarzer Leinwand bestand, schlog sich das Mieder an „aus unterschiedlichem gemeinen Zeuge“. Neben dem blauen, vier Finger breiten Giirtel, der „gar dick und hart“ gewirkt war, trugen die Frauen einen eisernen, selten messingenen Giirtel (skle- panec), von dem Hacquet im Jahre 1801 beriditet, dag er nur mehr 1 Vgl. dazu Hacquet, Oryctographia Carniolica III. T. 1784, S. 40 ff.; Hacquet, Abbildung und Beschreibung der stidwest- und ostlichen Wenden, Illyrer und Slaven, 1801, S. 19 ff. Tafeln III und IV, die Abbildungen 2 bis 18, 23 und 28 in dem vom E. Korytko angelegten und von Kurz von Goldenstein gezeichneten Trachtenalbum Slowianščyzna, T. I, Iliria, sowie die von Matthaus Langus in den Jahren 1846 und 1847 gemalten Trachtengruppen auf dein Kuppelgewolbe der Kirche am Groggallenberg. 39 selten getragen wird. Die Petschen, die die Krainerinnen zu Valvasors Zeiten trugen, waren aus glatter Leinwand, selten gestickt und, wie aus der Beschreibung und dem Bilde bei Valvasor ersichtlich ist, so zusammengefaltet und auf dem Kopte drapiert, wie noch heutzutage Italienerinnen Kopftiiciier tragen. Diese einfache Petsche wurde im 18. Jahrhundert von dem feineren, mit der biirgerlichen Tracht iiber- nommenen Haupttuch verdrangt, das mit Weigstickerei und Spitzen verziert war und das ganz anders getragen wurde und noch wird. Wahrend ein Ende, die mit Stickerei reich verzierte, quergestellte „Rose“, mit dem beiderseits am Rande sich himvindenden „Kranze“ breit liber den Riicken talit, werden zwei andere, am Rande mit Spitzen oder schmaler Stickerei besetzte Enden hahnenkammformig iiber dem Kopte kunstvoll gebunden, wenn die Tragerin ein Madchen ist, bei der verheirateten Frau aber mandimal unter dem Halse herumgeschlungen und oben einfach zusammengeknotet, so dag eine nonnenahnliche Kopftracht entsteht. Die Ubernahme dieser Petsche aus der vornehmeren und von deutscher Mode beeinflugten Welt deutet noch heute die in Oberkrain allgemein iibliche Bezeichnung aptah (Haupttuch) an. Jedoch selbst der Name peča verriit, dag das Haupttuch der Krainerinnen zur Zeit Valvasors nicht aus dem Volke hervorgegangen, sondern, wie bereits aus der Tragart ersichtlich, von Italien heriibergenommen worden ist; pezza, pezzo bedeutet das Stiick, Leimvandstiick. Und diese Erinnerung ist auch bei Valvasor, obwohl nach seiner Bemerkung das Haupttuch seit alters im Lande iiblidi war, noch lebendig, da er die Petsche einfach eine „Leinwand“ (Leinwad) nennt und ihre Lange mit anderthalb Ellen angibt. Dag der Ursprung dieses Trachtstiickes sowie der Goldhaube, die erst seit der Theresia- nisdien Zeit, wahrscheinlich von Bayern iiber Tirol und Oberosterreich her, nach Krain gelangt ist, 1 kein einheimischer ist, nimmt nicht weiter wunder, wenn die Tatsadie naher betrachtet wird, dag neben dem italienischen Einflug, dem infolge des lebhaften Eisenhandels nach Italien Tiir und Tor offen stand und der daneben noch durch zahlreiche Einwanderung italienischer Bergwerksarbeiter und Unter- nehmer (die Sagen von den italienischen Schatz- und Goldgrabern leben noch heute unter dem Volke) gefordert wurde, auch ein mach- tiger deutscher Kulturstrom ins Land drang, der, durch den Besitz der Freisinger und Brixener Bischofe in Bischoflack und Veldes seit Jahrhunderten in Oberkrain eimvirkend, infolge der starken Durch- 1 Ihre Verwandtschaft mit der Rad- oder Reginahaube des bayerischen Oberlandes ist unzweifelhaft. Vgl. dazu Doering, Oberbayerische Volkskunst- museen in Westermanns Monatsheften, 51. Jahrg. S. 629 ff. (mit Abb.). 40 setzung der einheimischen Bevolkerung mit oberdeutschen Kolonisten die landliche Kultur so sehr durchdrang, dag bajuwarischer Einflug iiberall sichtbar ist und nur wenige volkskundliche Gegenstande 1 zu den spezifischen Eigenheiten des slovenischen Volkes gezahlt werden konnen. Eine Betrachtung bayerischer Trachtenbilder des 18. Jahrhunderts zeigt auch auf den ersten Blick die Ahnlichkeit krainischer Volkstracht mit der bayerischen. 2 3 Ebenso wie die Frauentracht des Volkes ist auch die Manner- tracht nur veraltete stadtisdie Mode, die aus der Stadt aufs Land gewandert ist, mit der selbstverstandlichen Vereinfachung, die bei der Ubernahme infolge der verschiedenen Lebensweise der Trager bedingt wurde. Das ist um so erklarlicher, wenn man die wirtschaft- liche Abhangigkeit des Bauern von der Stadt erwagt, der in der Stadt seine Produkte verkauft und fiir den Erlos andere Waren, vor allem aber Stoff fiir Kleider einhandelt; es wirkt dabei auf den Schnitt die stadtische Tracht, besonders deren bewahrte Formen. So ist die bauerliche Kniehose nur der Uberrest jener allgemeinen und alten Hosentracht, die von der franzosischen Revolution zu Grabe getragen worden ist. Dasselbe ist mit dem breiten bauerlichen Hut der Fali, der aus dem Rubens- oder Rembrandthut entstanden ist und bei seinerWanderung vielvonseiner urspriinglichenVerwegenheit verloren hat, bis er bei dem biederen Kopfdeckel unserer Altvorderen angelangt ist; die zylinderartigen Formen gar sind sehr jungen Datums, denn sie lehnen sich an den Zylinder der Biedermeierzeit an. Und es ist noch in Erinnerung, dag Zylinder und lange Hosen vor ungefahr einem Jahrhundert noch die Tracht der Umstiirzler und Freigeister bildeten. Heutzutage aber verleihen Frack und Zylinder, „die beiden zahmgewordenen Revolutionare", wie Ed. Heyck s sie nennt, ihrem Trager etwas Konservatives. 1 Z. B. die bemalten Stirnbretter der Bienenstocke und die Spinn- rocken, die aber eine Weiterentwicklung der Werggabeln bilden. Vgl. dazu meine Aufsatze: „Der bildliche Schmuck der Krainer Bienenstocke" in den Mitteilungen des Musealvereines fiir Krain 1905, S. 103 ff. und „Krainische Spinnrocken" in der Carniola 1908, S. 44 ff. 2 Vgl. dazu das Exvotobild vom Jahre 1748 in Andree, Votive und Weihegaben des katholischen Volks in Siiddeutschland S. 172 und das Exvotobild vom Jahre 1779 in der Benefiziatkirche der Muttergottes in Krop; auch die Beschreibung bei Hacquet S. 34 ff. 3 Die Herrenmode im XIX. Jahrhundert in Velhagen & Klasings Monatsheften, XXII. Jahrg. S. 337. 41 Ein ahnlicher Umwandlungsprozeg vollzog sich auch beim Bart. Die Gepflogenheit des 17. Jahrhunderts, die den Bart verkiimmeni lieg und nur ein schmales Schnurrbartchen gestattete, hatte die all- gemeine Sitte des 16. Jahrhunderts, einen Vollbart zu tragen, so sehr verdrangt, dag der in modernen Anschauungen aufgewachsene Val¬ vasor den krainischen Bauern, die an der Vater Sitte zahe festhielten, den Vorwurf madit, „dag sich die Bocke hierin keines Vorzugs wider sie zu riihmen haben“. Heute jedoch tragt nur noch die altere Generation unter den Landleuten ein bartloses Gesicht und verrat damit, dag auch die bauerliche Bevolkerung dem allgemeinen Zuge der Mode seit der Wende des 17. Jahrhunderts gefolgt ist. An diesen charakteristischen Beispielen ist hinreichend gezeigt, wie die Bauerntracht langsamen Ganges der allgemeinen - vor allem stadtischen - Modetracht folgt. Dag dabei manche sachgemage Ab- anderungen vorkommen, die den veranderten Lebenskreisen an- gepagt werden, ist erklarlich. Vor unseren Augen vollzieht sich derselbe Prozeg: die moderne Tracht der Frauen und Manner ist bereits von dem grogeren Teile der bauerlichen Bevolkerung iiber- nommen worden, und die Volkstracht ist nur soweit noch vorhanden, als man eine Anzahl Kostume bewahrt hat, die man bei besonders feierlichen Anlassen aus der Truhe hervorholt. Eine Wiederbelebung der alten Trachten bei uns ist ausgeschlossen, da der Sinn dafiir im Volke, nicht so gepflegt wie in den weltabgeschiedenen tiroler Talern, bereits abgestorben ist und sich eine neue Volkstracht im Anschlusse an die biirgerliche Tracht gebildet hat. Dieselbe Vorsicht, wie bei der Erorterung der Frage nach dem Ursprunge der Volkstracht, mug auch bei der Betrachtung der volks- tumlichen Stickereien beobachtet werden. Es ist natiirlich, dag man die Stickerei und ihre Ornamentik als etwas Individuelles betrachtet, in der sich noch am ehesten die charakteristische Eigentiimlichkeit eines Volkes offenbaren kann. Dem ist nicht so. Die im slovenischen Volksliede so haufig besungene Nelke (nagelj, Nagerl), sowie ihre Schwester, die Tulpe, die auf den Petschen so oft erscheint, sind keine spezifisch slovenischen Blumen; sie bilden einen Hauptbestand- teil namentlich der oberdeutschen Ornamentik. Dasselbe ist mit Blumen der Fali, die auf den volkskundlich so anmutenden barocken Megkleidern aus Linnen vorkommen, mit der Passionsblume, Rose, Tiirkenbund und anderen. Dieselbe Ornamentik trifft man im ganzen bajuwarischen Gebiete und sie ist sogar bei den Alamannen der Schweiz heimisch (ein gleiches Megkleid bewahrt das historisdie Museum der Stadt St. Gallen). Auch die auf den farbigen Hand- tiichern Weigkrains vorkommenden stilisierten Vogel, deren Steifheit 42 den byzantinischen Einflug gleichsam gewahrleistet, sind kein aus- schliefjlich dem Osten eigentiimliches Motiv, da sie auger auf bohmi- sdien Handarbeiten selbst im augersten Westen der Schweiz (Histo- risches Museum in Basel) vorkommen . 1 Man wird daher nur mit Vorsicht auf einzelne nationale Be- sonderheiten in der Tracht hinweisen konnen, im iibrigen aber — besonders hinsichtlich der von der westlichen Kultur beeinflugten Volker — die Volkstracht als ein durch lokale und nationale Eigen- tiimlichkeiten differenziertes europaisches Allgemeingut betrachten miissen. Kleine Mitteilungen Ornithologika filr das Jahr 1908. Die vorliegenden Notizen geben uns durchaus kein vollstandiges Bild liber das Leben unserer Vogehvelt im heurigen Jahre. Sie sollen den Anfang eines standigen Jahresberichtes iiber die wichtigeren Erscheinungen derselben bilden, der von Jahr zu Jahr vervollstandigt werden soli und an dem alle Vogelfreunde mitarbeiten sollten. Notizen dariiber wurden bis jetzt meistens zerstreut in nicht hei- mischen Blattern veroffentlicht. Es ist dies zu bedauern, da soldie planlose Veroffentlichungen keinen Nutzen fiir die Heimatkunde haben. Vorliegende Aufzeichnungen sind teils aus der Tagespresse gesammelt, teils meine eigenen Beobachtungen. Fiir viele Auskiinfte mug ich Herrn Museal- assistenten F. Schulz danken. Friihjahrszug: Turmfalke, Tinnunculus tinnunculus L. (5 und P, 29. Marž, auf dem Felde bei Krainburg gesehen. — Gemeiner Kuckuck, Cuculus canorus L. 11. April nadimittags bei schonem Wetter in der Saveallee bei Krainburg ein Exemplar vom St. Margarethen- berge her gehort, 16. April vormittags im Walde bei Okroglo und auf dem St. Margarethenberge je ein Exemplar gehort. — Wiedehopf, Upopa epops L. 18. April nachmittags, schones und windstilles Wetter, auf der Wiese niichst „Straheča dolina" bei Krainburg ein Exemplar ge¬ sehen. — Rauchschwalbe, Hirundo rustica L. 29. Marž vormittags bei Krainburg die ersten fiinf Exemplare gesehen. Es war schones, wind- stilles Wetter. Aus Unterkrain langten Berichte ein, dag sidi dortselbst die Schwalben verspatet haben und in ungewohnlich kleiner Anzahl er- schienen sind. Wie ich einer Notiz im »Slovenski Narod" entnehme, wurde in der Umgebung von Rudolfswert die erste Schwalbe am 15. April bei regnerischem Wetter, in der nordlichen Richtung fliegend, beobaditet. — Hausschwalbe, Chelidon urbica L. 15. April um 8 Uhr vormittags bei heiterem Sonnentage in der Stadt Krainburg zwei Exemplare gesehen. — Monchsgrasmiicke, Sylvia atricapilla L. 16. April vormittags in dem Kankertale bei Krainburg ein Exemplar gesehen und gehort. — Feldlerche, Alauda arvensis L. 23. Februar in Unterrosenbach bei Laibach ein Exemplar gesehen und gehort, 29. Februar vormittags, sonniger Tag, auf dem Felde bei Rupa (Bezirk Krainburg) zwei Exemplare gesehen 43 und gehort. - Anser segetum Gm., Saatgans,.. und Anas boschas L., Stockente, in der Nacht vom 1. bis 2. April in Laibach beobachtet. Die „Laibacher Zeitung" schreibt dariiber: „Wildganse und Wildenten zogen in einigen Sehwarmen in der Nacht vom 1. zum 2. April iiber Laibach und verschwanden in nordlicher Riditung. Die beleuchtete Stadt schien sie in ihrem Fluge gestort zu haben, da sie einigemal die Stadt wild sdireiend umkreisten, bevor sie den verfehlten Weg wiederfanden.“ Das Liebesleben und Brutgeschaft ist bei unseren gefiederten Lieb- lingen augerordentlich wertvoll fiir das Verstandnis ihrer Eigenart. Der Fortpflanzungstrieb ergreift sie manchmal derart, dag der Ernahrungstrieb und die Sicherheitsmagregeln vollkommen auger acht gelassen werden. Das beste Beispiel dafiir ist der Konig unserer Walder, der Auerhahn (Tetrao urrogallus L.), der bei seinem Liebesliede taub fiir alle Ge- fahren ist. Der erste Hahn wurde heuer vom Laibacher Biirgermeister Ivan Hribar am 1. April um 5 Uhr morgens, 1 / 4 Stunde von Podlipa ent- fernt, in fast ebenem Terrain erlegt. Ein zweiter wurde an demselben Tage vom Pfarrer S. Šolar von Lipoglav erlegt. Die Balz ist ganz normal verlaufen. Im ganzen wurden nach der Meinung des Musealassistenten F. Schulz beilaufig 250 Hahne (voriges Jahr 230) zur Strecke gebracht, die letzten zwei am 24. und 25. Mai; er selbst bekam deren 89 zum Aus- stopfen. Fiir das schone Waldhuhn konnte man mehr Schonung empfehlen. — Zwei schone, alte Exemplare vom Birkhahn (T. t e t r i x L.) erlegte Barth. Kemperle aus Stein am 10. Mai bei schonem Wetter auf Kržišče oberhalb von St. Ambrož. In Oberkrain ist dieses Waldhuhn ein nidit seltener Standvogel, welcher von Mitte Mai bis Mitte Juni balzt. — Von den Herren Dr. Ponebšek, Musealassistent F. Schulz und S. Schweiger wurden im Stadtwalde bei Laibach drei ungleich entwickelte halbflugge Dunenjunge (2 <3 -j - 1 £>) vom grogen Brachvogel (Numenius arcuatus L.) 1 zerstreut eingefangen. Das Nest und das vierte Junge — bei uns legt dieser Vogel vier Eier — konnten nicht entdeckt werden. Der groge Brachvogel ist auf dem Laibacher Moore ein standiger Brut- vogel. — Von seiner Exkursion auf die Velika planina (1555 m) in den Steiner Alpen am 14. Juli brachte F. Schulz unter anderen ein Nest vom Hausrotschwanzchen (Ruticilla tithys Scop.) 2 mit dem <3 und drei noch nackten Jungen, ferner ein Nest vom Wasserpieper (Anthus aquaticus B.) mit dem <3 und zwei schon halbfliiggen Jungen. Beide Arten sind bei uns Zugvogel, von denen die erste unter 600 m Seehohe in Krain nirgends vorkommt, die andere aber vereinzelt in der Gesellschaft von Wiesenpiepern im Herbste auf dem Laibacher Moraste erscheint. — In den letzten Jahren haben sich in der nachsten Umgebung von Laibach, im Tivolibereiche, die Schvvarzamseln (Merula merula L.) etwas zahl- reicher niedergelassen; voriges Jahr zahlte F. Schulz 17 Paare, welche daselbst briiteten, heuer soli die Zahl zugenommen haben. — Ein standiger 1 „Der groge Brachvogel", Laibacher Zeitung 1908, Nr. 122. 2 „t)ber das Vorkommen von Erithacus Domesticus in Krain", Falco 1908. 44 Brutvogel in diesem Bereiche ist seit 1897 auch der Star (Sturnus vulgaris L.). Das Verdienst, diesen Vogel bei uns eingefiihrt zu haben, gebiihrt dem oben genannten Ornithologen, welcher im Jahre 1897 Star- bruten noch in Nestern aus Amstetten bekam. Diese zog er nun mit groger Sorgfalt auf und als sie fliigge geworden, lieg er sie in der Umgebung des Schlosses Thurn an der Laibach aus. Ein Teil siedelte sieh im Jahre 1906 in der Nahe des Schweizerhauses an, wo sie in Herrn Kenda einen guten Freund bekamen. In dem folgenden Friihjahre sturzten jedoch zwei alte Baume, die mit zahlreichen Nistkiistchen behangt waren, unter der Schneelast nieder. In den Kastchen waren bereits Eier vorhanden. Durch rasches Einsetzen neuer Brutkastchen hat man den verscheuchten Sangern wieder ihr Heim hergestellt. Heuer zahlte er in den Tivolianlagen zwolf Starnester. — Auf meinen taglichen Spaziergangen hatte ich hinter Rosen- bach bei Laibach die Gelegenheit, ein rotriickiges Wiirgerpaar beim Nestbaue zu beobachten, welches das Nest beilaufig in einer Woche (Sonntag bis Samstag) fertigstellte. Nachsten Montag nachmittags fand ich das Nest am Boden liegen, zerstort von feindlicher Hand. Als ich zwei Tage darnach, Donnerstag gegen Abend, an jener Stelle vorbeiging, be- merkte ich zu meiner Verwunderung ein neues Nest, welches aber nicht so fest gebaut und auch nicht dermagen befestigt war, wie das erste. Wenn man erwagt, dag am darauf folgenden Sonntag im Neste schon ein drei- ziihliges Eiergelege zu finden war, so ist es nicht zu wundern, warum sich das Wurgerpaar mit dem neuen Nestbaue so beeilt hat. Herbstzug.’ Die regnerische Sommerwitterung hatte zur Folge, dag die insektenfressenden Vogel schon ziemlich friih auf die weite Wanderung zu denken gezwungen waren. So schreibt man aus Veldes (Oberkrain), dag sich dortselbst die Rauchschwalben (Hirundo rustica L.) aus nordlich gelegenen Gegenden bereits am 12. bis 15. August in grogen Scharen ein- stellten, um ihre kiimmerliche Nahrung um den See herum zu finden. Ein Teil zog am 15. August ab, die anderen verschwanden in der zweiten August- halfte. Auch aus anderen Teilen des Landes berichtete man iiber den auger- gewohnlidi friihen Abzug der Schwalben, welche unter normalen Ver- haltnissen erst um den kleinen Frauentag (8. September) herum unsere Gegenden verlassen. — Den rotriickigen Wiirger (Lanius collurio L.) habe ich Ende August noch im Kankertale beobachtet, wo er sich in einem Garten aufhielt. Anfang September ist er verschwunden. — 15. November nachmittags unter dem Rosenbach zwei weige Bachstelzen (Motacilla alba L.) gesehen. Am 1. November auf einem Stoppelfelde nachst Rupa bei Krainburg bei schonem, windstillem Wetter drei Feldlerchen (Alauda arvensis L.) beobachtet. — Ziemlich friih meldeten sich heuer auch die ganseartigen Vogel an den Fliissen Laibach und Save. — Im grogen und ganzen erscheint der heurige Herbstzug wegen ungiinstiger Witterungs- verhaltnisse verfriiht, diese Beobachtung wird auch aus anderen Landern bestatigt. 1 „Zum Vogelzug zu Ende September", Laibacher Zeitung 1908, Nr. 232. 45 Das VVinterleben scheint sich heuer fiir die gefiederte Welt ziemlich streng zu gestalten. Schon die friihen Abziigler verkiindeten uns einen harten Winter, welcher auch in der Tat eingetreten ist. In einer ansehn- lichen Zahl ist heuer der Huhnerhabicht (Astur palumbarius L.) zu beobachten, wahrend der Mangel an Mausebussarden (Buteo buteo L.) und Eulen auffallt. An den Futterplatzen in der Umgebung von Laibach erschienen in groger Anzahl die gewohnlichen Wintergaste, nur der Bergfink (Fringilla montifringilla L.) ist in auffallend kleiner Zahl vertreten. Auch hat er sich erst in der zweiten Dezember- halfte gezeigt, wahrend wir schon seit der ersten Novemberhalfte Schnee liegen haben. Im Kankertale bei Krainburg habe ich ihn schon Ende No¬ vember in grogen Scharen gesehen. Zugleich habe ich auch dort sieben Bluthanflinge (Cannabina sanguinea Landb.) beobachtet. Dieser Vogel iiberwintert in der Ebene, mit dem kommenden Friihjahre zieht er sich aber in die Bergwalder zuriick. Zu den seltenen Gasten, welche heuer unsere Gegenden besuchten, miissen wir rechnen: Der groge Trappe (Otis tarda L.), 1 welcher in Unterkrain im Reviere Mrzla Luža bei Velika Loka am 2. Janner erlegt wurde. — Am 24. Mai wurde auf den Feldern der Herrschaft Kreuz bei Stein ein altes P des Halsband-Giarols (Glareola pratincola L.) 2 geschossen; zuletzt wurde dieser Vogel von Baron Zois im Kleingraben im Jahre 1841 beobachtet. — In Innerkrain erschienen auf ihrer Wanderung die Stepp enhiihner (Syrrhaptes paradoxus P ali.); 3 es wurde auf der Gestiitsalpe Wille bei Prestranek eine Kette von fiinf Stiick beobaditet, ein altes C? aber erlegt. Bei dieser Gelegenheit mug ich meine Mitteilung iiber das Steppenhuhn in der Carniola I insoweit richtigstellen, dag audi im Jahre 1888 ein Stiick erbeutet wurde, und zwar bei Honigstein im Bezirke Rudolfswert. Beobachtet aber wurden im Bezirke Loitsdi bei Martinjak am 14. Mai zwei Stiick und in der Umgebung des Schlosses Thurn am Hart zu Haselbach acht Stiick. Der damalige Besitzer Erwin Auersperg lieg sie nidit schiegen oder irgendwie verfolgen, in der Meinung, dag sie sich vielleicht niederlassen vviirden. Sie wurden nodi im Winter 1888 gesehen, ver- schwanden jedoch im Friihjahre. — An der Save nachst St. Martin bei Hrastje sah am 30. Oktober Herr J. Gričar drei Zwergscharben (Carbo pygmaeus Pal h); davon erlegte er ein altes Mannchen. Die Zwergscharbe ist bei uns ein seltener Zugvogel. Im Landesmuseum sind drei Exemplare ausgestellt. Das eine Stiick wurde bei Reifnitz im Jahre 1841, das andere bei Wordl unweit Rudolfswert im Jahre 1854 erlegt; bei dem dritten ist der Fundort nicht angpgeben. Dr. Gvidon Sajovic 1 „Der groge Trappe in Krain“, Carniola I p. 64 und Ornithologische Monatssdirift 1908, Nr. 6. 2 „Ein seltener Gast“, Laibadier Zeitung 1908, Nr. 125. 3 „Sadža na Kranjskem", Slovenski Narod 1908, Nr. 177 und „Faust- oder Steppenhuhn in Krain“, Carniola I p. 218. INHALT Seite Bericht des Landesmuseums Rudolfinum in Laibach fiir das Jahr 1908 1-20 Dr. Gvidon SAJOVIC, Ein Beitrag zur Geschichte der Steiner Alpen.21-26 Dr. phil. Walter ŠMID, Der Hausrat eines krainischen Edel- mannes zu Valvasors Zeiten.26 — 36 Dr. phil. Walter ŠMID, Uber den Ursprung der krainischen Volkstracht.36-42 Dr. Gvidon SAJOVIC, Ornithologika fiir das Jahr 1908 . . 42-45 NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 00000522654 Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani # 327979