^»Z 3». »84» Naturscene. <^^as Wasser rinnt vom Fclsgestein Und furcht die moos'ge Van?, Die Gräser, hellgrün, schmal und klein, Sie steh'n umher und saugen's ei»/ Gesättigt ohne Dank. Und an die Blumen unterm Grün, Wie Nürgerstöchter stclz. In blau und roth und gold'ner Tracht, Hat sich der Schmetterling gemacht; Der saugt und küßt und schaukelt sich, Und fliegt zuletzt davon, So achtlos, daß am nächsten Tag Er kaum noch mehr erkennen mag, Wo er genossen schon. Und d'rüber rauscht der Vaum, als ob Nichts unter ihm geschah', Nach rückwärts strebt der Fels empor, Schaut g'radauS in die Höh; Die Wolken aber allzuhöchst Ziey'n hin mit Sturmögewalt. Sie weilen nicht, sie säumen nicht, Rasch wechselnd die Gestalt. Und durch das All voll Eigensucht Geh' ich mit sinst'rer Vrust, Vordem genoß'ner Treu und Lieb Halb wie im Traum bewußt. G r i l l p a r z e r. Vaterländische tBrumermtgen. Von C.l,^ — — et incm!n,'55e juvat, .Die Apfalterer in Krain. Quellen: Valvasor, Wißgrill, A. IuliuS Cäsar, än- Vusetische Archivs , Fragmente. Der Freiherr von Hormayr, dem es gegeben war, wie keinem Zweiten, vom Gehalte der meisten öffentlichen und Privat.-Archive der österreichischen Monarchie sich Kenntniß zu verschaffen, bedauert wörtlich: (Taschenbuch für 1836) «daß ganze Archive durch Brand, Wasser, feindliche Invasionen lc., mit ihnen aber auch vielen Familien, geistlichen und weltlichen Körperschaften, ihre theuersten Be-sitztitel unwiderbringlich zu Grunde gegangen sind." Hormayr sagt ferners: ,Ei.ie wahrhaft apokalyp'.i-sche Sense mähte in der ganzen Epoche der Re!i-gions- und Bürgerkriege von 1547 bis auf den, U<> gam endlich versöhnenden Szathmarner Friede.!, 1711 bis auf Karl VI. herab, ungeheure Lücken in alle Archive Oesterreichs und seiner Provinzen, — wo edle Geschlechter deutscher, niederländischer, sla» vischer, magyarischer, italienischer, ja sogar spanischer und schweizerischer Abkunft so verschiedene Arten von Proben, so verschiedene histoufche und genealogische Rücksichten begründen, wo so viele eingewandert« Familien den gemeinsamen Ursprung kaum wieder erkennen, wo so viele, während der Religions. und Meinungskriege geächtet, vertrieben, verarmt, in der Folge begnadigt, die Beweise ihrer Abstammung und ehemaligen Besitzthümer verloren haben." Das Gesagte hat gewissermaßen auch auf Krain Bezug, denn es ist nur zu wahr, daß hier zu Land namentlich Familienarchive seit geraumer Zeit fast gar nicht mehr bestehen. Und so kam es denn, daß die Frci-hcrrn von Apfaltcrer vor 140 Jahren bei der ständisch-verordneten Stelle um ein Zeugniß über das Alter ihrer ritterlichen Abstammung ei.lschreitcn mußten, welches ihnen am 20. März 1700 ausgefragt wurde; liefer zurück jedoch, als das hieliäadige ständische Archiv jemals gereicht haben mag, erstreckt sich das Alter des Hauses Apfaltercr, denn schon 1165 zog Hans Apfalterer mit Heinreich, Herzog von Kärnten und Krain, zum Turniere nach Zürich, er war also turnierfähiger Ritter; in einem Slist-briefe für das Kloster Sittich von 1268 erscheinen die Brüder Heinrich und Otto Apfaltercr als Zeugen; ein zweiter Heinrich Apfalterer, Ritter, war Kampfs- und Bundesgenosse des tapfern Niklas von Gallenberg, mit welchem er die, mit dem Adel des Landes fortwährend in Fehde gestandene Stadt 98 Stein 1370 belagerte, und den dortigen Stadtrichter gefangen nahm, welcher hierauf in dem Burgverließe der Feste Gallenberg in enger Haft saß.__ Das Alter des Besitzthums der Abfalterer in Kram laßt sich gar nicht erheben; ihre ältesten Besitzungen von nicht zu ermittelndem Datum sind Kroisenbach und Noj, dann Grünhof, welches aus dem, zur Burgruine verfallenen Noj entstand. Die Apfalterer erwarben hierauf das Gut unter dem Thurn bei Laibach, Ganischhof, Piauzpüchel, Gerbin, Schwär-zcnbach, Littcn), das Schloß Gimpelhof, den Hof Dberschischka bei Laibach, Burgstall bei Lack, das Gut Möttning, Thurn bei Tschernembl, St. Georgen in Unterkrain, Gimpelhof, Nothenbüchcl, Habach, endlich Krup, Freithurn, Neuthal, Kreuz und Münkendors. Auch Besitz und Reichthum können , Gegenstände einer historischen Erinnerung seyn, wenn die, von der Vorsehung damit Betheilten zum Wohl der Mitmenschen einen gemeinnützigen Gebrauch davon machten, was bei den Apfalterern mehr als einmal der Fall war. Auf dem Schlosse zu Landstrost (Landstmß) war 1426 Caspar Apfalterer, und von 1429 bis 1449 Heinrich Apfalterer Hauptmann oder Burggraf; Caspar erzeugte mit Anna Gall von Gallenstein, unter andern Kindern, den Sohn Georg, welcher sich mit Herzog Friedrich dem Friedsamen, 1436, am Tage des hl. Lorenz, zu Trieft zu einer Wallfahrt nach Palästina einschiffte. Friedrich hatte eben im vorhergegangenen Jahre, nach erreichter Groß-jähngkeit, die Regierung der Herzogthü'mer Steyer-mark, Kärnten und Krain nach seinem Vater, Ernst dem Eisernen, angetreten, und wollte sich im gelobten Lande den Beistand Gottes zur Regierung erflehen. Vor seiner Abfahrt schloß er zu Wien am 13. Mai 1436 mit seinem jüngern Bruder Albert einen Vertrag, nach welchem Friedrich, als der ältere, die Länder regieren, Albert aber solche Renten beziehen sollte, daß er fürstlich leben könnte; allein der leichtsinnige und verschwenderische Herzog Albert, dem sich unglücklicher Weise der verrufene Graf Ulrich von Cilli beigesellt hatte, verlangte 1439 eine neue Auszeichnung der Länder und Einkünfte, mit der Vorgabe, daß er mit dcn ihm überlassenen Ein-tünften nicht leben könnte; es fand sofort am 23. August 1440 zu Hamburg durch Schiedrichter aus den Provinzen Oesterreich, Steyermark, Krain und Kärnten ein neuer Vergleich Statt. Albert schien mit der eidlich angenommenen Theilung zufrieden; allein während Friedrich, als Kaiser bereits, zu Nürnberg zur Beilegung der Kirchenspaltung sich befand, siel Albert mit dem Grafen Ulrich von Cilli nach Krain, und belagerte 1441 die Stadt Laibach, jedoch vergeblich, äscherte aber vor seinem Abzüge das Gut unter dem Thurn bei Laibach, welches dem, seinem Kaiser treu ergebenen Georg Apfalterer gehörte, ein. Im folgenden Jahre 1442 begab sich Kaiser Friedrich IV. nach Aachen zur Krönung zum Könige des deutschen Reichs. Herzog Albert benutzte diesen Augenblick, und rückte mit Hilfstruppen des Grafen v. Cilli zum zweiten Male vor Laibach. Georg Apsalterer stellte sich als Hauptmann an die Spitze der Bürger Laibachs, und sie wiesen die Belagerer mit solchem Heldenmuthe zurück, daß als der Hauptmann Hartmann von Thurn mit 6000 Mann, und Christoph von Fladnitz mit 7000 Mann der bedrängten Stadt zu Hilfe eilten, Albert und fein Bundesgenosse bereits in der Flucht, und ihre Truppen zerstreut waren; die Umgebung Laibachs, und insbesondere die Besitzung Apfalterers, hat jedoch die Rache der Fliehenden erfahren müssen. __ Der Kaiser belohnte seine getreuen Laibacher mit vielen ansehnlichen Privilegien, deren einige noch zur Stunde in Kraft sind; unjern Helden Georg Apfalterer ernannte er aber, nachdem die Grafen von Cilli mit aller Macht und Ansehen zu Grabe gegangen waren, zum Burggrafen von Cilli, als welcher er noch im Jahre 1463 vorkömmt. In eben dicsem Jahre eilte fein Sohn, der tapfere Ritter Andreas von Apfalterer, dem Kaiser Friedrich zu Hilfe, als er von den abtrünnigen Bürgern Wiens in seiner Burg belagert wurde. So mannigfaltige Beweise unerschütterlicher Treue der Apfal-terer fanden bei dem Monarchen dankbare Anerkennung. Am Psingsttage nach St. Ursula, anno 1489, belehnte Kaiser Friedrich seinen getreuen Hans Apfalterer für sich selbst und als Lehenträger seines Bruders Philipp, mit sämmtlichen, von ihrem Vater Wolf Apfalterer ererbten Gütern, die zum Theil landesfürstliche, zum Theil Cillier - und Scharfcn-berger Lehen waren. Andreas Apfalterer, dessen wir oben erwähnten, und der durch die Stiftung eincrCaplanei und ewigen Frühmesse bei der Pfarrkirche zu Vazh (V^lle) in Krain 1474 seinen Wohlthätigkeitssinn beurkundete, erscheint 1463 in der Matrikel der Stände Krams unter jenen 79 Lanvständcn, welche schon im 15. Jahrhunderte immatriculirt wurden. Durch ihn sind also die Apsalterer den ältesten lcmdständischcn Fami, lien des Herzogthums Krain angereiht; nach ihm wurde dessen Enkel, Hans Apfalterer, 1507, Land. stand in Krain. Hans Apfalterer war eben auch ein tapferer Ritter; er vertheidigte 151 l, als kaiserlicher Hauptmann zu Gradisca, Stadt und Schloß wider die Venezianer, und war zur Zeit der ersten Belagerung Wiens durch die Türken, Kaiser Fer- , 99 dinands I. Hofkriegsrath und Untermarschall, dann von 1530 bis zu seinem, im Jahre 1538 erfolgten Tode, kaiserlicher Anwald bei dem Stadtrathe zu Wien. Dessen Enkel, Andreas v. Apfaltcrcr, hatte mit Barbara von Höutsch zwei Söhne: Hans Adam und Johann, und in zweiter Ehe mit Feli-citas von Prausperg, den Sohn Hans Sigmund Adam gezeugt. Der älteste, Hans Adam, eilte in raschem Lebensgenusse frühzcilig zu Grabe, nachdem er die ererbten Güter Grünhof, Ganischhof und Piauzvichel vergeudet hatte; diese Stammgüter wurden jedoch für seinen minderjährigen Bruder, Johann Sigmund Adam, 1631 vom Vormunde wieder aufgekauft, wornach dieser Letztgenannte als der Stammherr der jetzt bestehenden Freiherrn vonApfal-tercr erscheint. Dessen Sohn, Friedrich Ernst v. Apfattercr, von 1669 _ 1673 Verordneter der Stände inKrain, erhi.lt 1675 von Kaiser Leopold I. für sich und seine Brüder das Baronat. Das Nittcrthum mit seiner Kraft und seinen Schwächen war erloschen; eine mildere Gesittung trat an die Stelle ritterlicher Kämpfe, und der Zeitgeist brachte cs mit sich, daß vorzüglich der Adcl, wie einst mit dem Schwerte, nun durch fromme Stiftungen und in öffentlichen Würden und Aemtern hervorzuthun sich bemühte. Die Apfalte-rer blieben darin nicht zurück. Sidonia v. Apfalte-rer, eine Geborne von Zaunburg, gab ihrem Nahmen durch die Stiftung eines Bencsiciums in Stein ein bleibendes Andenken, und Ioh. Bapt. Freiherr v. Apfalterer setzte sich durch eine ständische Stiftung in Laiblich ein eben so chrenwerthcs Denkmal. Otto Heinrich Freiherr von Apfaltercr bekleidete das Amt eines Beisitzers der Land - und Hof-rechte in Kram, starb 1738; dessen Sohn Johann Ignaz, 1704 geboren, machte laut Rechnung seines Rcischofmeisters, vom 15. Juli bis 12. Nov. 1723 eine Bildungsreise in Italien; eine solche Reise galt damals bekanntlich mehr, als heut zu Tage eine Reise in entlegene Wclttheile, und wurde nur vom höhern und bemittelten Adel unternommen. Nach der Rückkehr in die Heimath widmete er sich ebenfalls dcm öffentlichen Dienste des Vaterlandes, und wurde 1740 auf dem Landtage zum landschaftlichen Zahlmeister in der Militärgränze, dann im darauffolgenden Jahre zum besoldeten Beisitzer aus der Herrnbank ernannt; hieraus wurde er k. k. Rath und General-Einnehmer im Herzogthum Krain, als wcl-cher er 1765 starb. Dessen ältester Sohn, Franz Freiherr v. Apfalterer, Herr auf Noj, Grünhof, Möttning und Laag, geboren den 30. Nov. 1729, war k. k. wirklicher Kämmerer, Rath und Kreis-hauptmann für Oberkrain, und dessen Bruder Leo- pold, geboren am 15. October 1731, Jesuit und Professor, entzog als Schriftsteller seinen Namen der Vergessenheit. Napoleon in Bonlogne. Wir befanden uns eines Abends in Boulogne mit mehreren Offizieren beim Kaiser, als ein Adjutant ziemlich rasch hereintrat und meldete, daß sich ein Sturm erhoben have und ein Kanonierboot fortgerissen worden sey. Napoleon nahm seincnHut, und ohne uns ein Wort zu sagen, stürzte er zum Zimmer hinaus, indem er zornig vor sich hin brummte: »Auch noch der Sturm!" — Wir folgten ihm und langten bald mit ihm an der Küste an. Die Nacht war finster, der Wind brüllte laut, man vernahm das Geschrei der Seeleute, hörte von Zeit zu Zeit Nothschüsse des unglücklichen Schisses. „Geschwind! eilt Euren Cameraden zu Hilfe!" rief der Kaiser. Es erfolgte keine Antwort. Darüber wird er aufgebracht, er ruft, und als er in seiner Nähe Unent-schlosscnheit bemerkt, sagt er höhnisch: „Aha! die Seeleute fürchten sich vor dem Meere! Schon gut! ich will meine Grenadiere holen lassen.« Bei diesen Worten eilt man hinzu. Der Kaiser treibt mit Reden und Geberdcn in die Boote und bald steht er fast allein am Ufer. Eine Zeitlang folgt er den Fahrzeugen, wie sie dahin rudern, mit den Augen, aber bald verschwinden sie in der Dunkelheit und hinter den wogenden Wellen. Indessen siel Schuß auf Schuß. Plötzlich steht der Kaiser unbeweglich, er schemt feinen Blick in das unermeßliche Meer, welches sich vor ihm ausdehnt, versenken zu wollen; bald blitzt es in der Ferne abermals auf, es ist wieder ein Kanonenschuß. „Sie sind über eine Meile weit von der Küste verschlagen," rief er aus, „und werden an den Felsen scheitern. Wo sind die Boote? Sehen Sie nichts?" — «Nichts, Sire!« erwiederte ich. „_ „Man muß dahin gehen __ ein Boot, schnell ein Boot!" Ein Marine-Ossizier glaubt eine Bemerkung über den Zustand des Meeres machen zu müssen; Napoleon sieht ihn an und sagt mit strengem Ton: »Sie haben also kcinc Ohren? Sie hören nicht, daß das Schiff dort im Begriff ist, unter zu gehen?" — Ein neuer Schuß siel. — „Das ist vielleicht sein letzter Seufzer.« Ein Boot wird gebracht, der Kaiser springt hinein, ich folgte ihm; wir hatten vier Ruderer und den erwähnten Marine-Ossizier bei uns. „Vorwärts, mein Herr!« sagte der Kaiser. Die Ruderer machten sich an die Arbeit und kämpften mit Macht gegen die Wogen. Der Kaiser stand im Vordertheil, mit einem Fuß auf dem Bord des Schiffes, so daß die Wellen, wrlche zuweilen über uns stürzten, sich an seinem 100 Knie brachen. Ersah starr vor sich hin. „Kommen ' wir vorwärts?" fragte er dann und wann mit gedämpfter Stimme. __ „Kaum, Sire!« erwiederte ' ,'der Offizier. — »Es fehlt Ihren Ruderern an Kraft und an Muth,« sagte Napoleon. __ „Man kann nicht mehr von ihnen verlangen, als sie thun; aber die See ist so schlimm!" — »Die See, die See," sagte der Kaiser, indem er die Wellen betrachtete, welche uns emporhoben, »sie empört sich, aber man kann sie überwinden.« In diesem Augenblick wurden wir durch eine Woge wieder dahin zurückgeworfen von wo wir ausgegangen waren. Es schien eine Antwort des Oceans zu seyn. Der Kaiser stampfte mit dem Fuße, die Ruderer singen auf's Neue an, und wir rückten vor. Ein Strahl des Mondes erleuchtete diese Scene und wir bemerkten einige Fahrzeuge. „Sie irren sich," rief der Kaiser aus, „das Kanonierboot ist da unten links. Wie ungeschickt! sie werden unter die englischen Kreuzer gerathen. Sie müssen gewarnt werden; es soll einmal gleich Jemand hingehen und ihnen sagen —.'< — Er wendete sich um und bemerkte, daß er von seiner Gewohnheit zu commandiren, sich hatte hinreißen las' sen. Er hatte weder General-Stab, noch Adjutanten bei sich; sein Wille und seine Befehle konnten nicht aus dieser Barke heraus und wurden vom Meere gefangen gehalten. Napoleon hiett seine Nabakdose in der Hand, und schleuderte dieselbe zornig gegen eine Welle, welche gegen uns herankam. Es war, als ob er den Sturm beschwören wollte. Das hielt abec das Meer nicht ab, uns ganz und gar zu überschwemmen; der Kahn war beinahe voll Wasser, die Gefahr drohend. Der Marine-Offizier erlaubte sich eine Bemerkung darüber. »Die See ist schrecklich, Sive, wir werden bald ganz von der Willkühr der Wellen abhängen." — „Wir sollen jene Unglücklichen zu Grunde gehen lassen?" sagte der Kaiser. »Sire, unser Unter« gang wird sie nicht retten," erwiederte der Ossizier. Der Kaiser sagte weiter mchts und ich winkte dem Offizier, umwenden zu lassen. Napoleon setzte sich und blieb in tiefes Nachdenken versenkt. End-,lich kamen wir wieder an's Land; wir stiegen aus, und-der Kaiser drückte mit> indem er heraussprang, den Arm mit den Worten: „Die Erde, verstehen Sie mich, die Erde, die läßt den Fuß der Soldaten nicht im Such, sie gähnt ihm nicht entgegen, sie öffnet sich nicht unter ihm. Sie ist fügsam, sie hat immer ein Schlachtfeld für einen Sieg in Be-reitschaft. O , die Erde, die Erde!« — Dabei stampfte er enthusiastisch mit dem Fuße. Indessen war es Tag geworden und es wurde gemeldet, daß oie zuerst abgegangenen Schiffe das Kanonierboot zurück gebracht hätten. Der Kaiser ging wieder nach der Stadt und ich folgte ihm; er schrieb einen Brief an Iosephine und ich erhielt denselben zur Besorgung. Ich reiste ab und übergab der Kaiserinn den Brief; sie las ihn in meiner Gegenwart und sagte: »Sie haben eine schreckliche Nacht gehabt." »Der Kaiser hat sie E^er Majestät wohl geschildert?" erwiederte ich, begierig zu erfahren, was er unter dem ihn beherrschenden Einfluß und nach dem verunglückten Versuch geschrieben haben möge; ein Sturm von des Kaisers Hand gemalt, das muß ein Bild seyn! dachte ich. „Er wird beinahe zum Dichter, sehen Sie selbst," sagte Iosephine, indem sie mir den Brief reichte, und ich las wie folgt: „Im Hafen von Boulogne am 2. Thermidor. Madame, geliebte Frau! Seit den vier Tagen, die ich fern von Ihnen verlebt, bin ich fortwährend zu Pferde un>) in Bewegung gewcsen, ohne daß es mciner Gesundheit im mindesten geschadet yätte. Märet hat nur Ihre Absicht, Montag abzureisen, mitgetheilt; wenn Sie auch nur kurze Tagreisen macycn, so können Sie nnt Bequemlichkeit in vier Tagen im Bade seyn. Wir hatten vergangene Nacyt sehr frischen Wind, und ein Kanonicrboot, welches auf der Nhede lag, wurde losgerissen und zwischen die Felsen, eine Meile von Boulogne genieben. Ich hielt es für verloren, aber es ist uns gelungen, Alles zu retten. Es war ein großartiges Schauspiel: die Nothschüsse, die Feuer am Ufer, das wüthende und brüllende Mcer, die ganze Nacht in de^ ängstlichen Ungewißheit, ob diese Unglücklichen gerettet werden, oder zu Grunde gehen würden; die Seele stand zwischen der Ewigkeit, dem Ocean und der Nacht. Um fünf Uhr morgens klärte sich Alles auf, war Alles gerettet, und ich habe mich mit der Empfindung emcs romantischen oder epischen Traumes niedergelegt, eine Lage, welche mich hätte können glauben macycn, ich sey ganz allein, wenn d'.e Ermüdung meines ganz durchnäßten Körpers ein anderes Bedürfniß als das des Schlafes hätle aufkommen lassen. Taujead zärtliche Grüße. Der Ihrige Napoleon Bonaparte." Die Kaiserinn hatte die Gewogenheit, mir diesen Brief, dessen Styl ich bewunderte, zu schenken, und ich habe ihn aufgehoben. Es war nicht em Wort von demje.ü-gen darin, was mir so merkwürdig gewesen; indessen möchle ich darauf schweren, lch, der ich den Kampf der Ungeduld des Kaisers gegen die Wogen gesehen, den festen Ton seiner stimme, als er die Erde wieder bcrühne. gehört habe, daß e.' von diesem Tage an den Ausgang einer E.'pedi.ion bc-zweiselte, bei welcher sein Wille nicht Alles vermochte. — Acht Jahre später mußte er in Nußland erfahren, daß es auch zu Lande Hindernisse gibl, welche mächtiger sind als das mächttgste Genie. ___ FröderiT Soulie. Berichtigung. Im Illyrischen Blatte Nr. i8, d. I., Seite 66, 2. Spalte, li. Zelle, lese: 172«, statt,760; dann im Blatte Nr 19, erste Seite, i. Spalte, Zeile 5: Dulder, für Olildner. Nerleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.