Nlo. XXI. Laibacher Zeitung. /i5 den 25. Mai. ^. ^M tvien. i"tan redet schon allgemein von elnem grossen Entwürfe. Nach diesem Entwürfe soll das iuge Schan-»el samt der Maut nach Nußdorf hinauskommen , der Arm der Donau, ^ izt die Stadt und Leopoldstadt Aneinander trennt, soll indiegroft >e Donau geleitet, und statt dessen nur ein beschrankter Kanal für kleine ^aZdschjffe gezogen, daß leere Flußbett angeschüttet, der Grund zum Nauserbau verkauft, die Bruken weggerissen , die Festungswerker der ^tadt umgeworfen, die Materialien ?" dle Hauserbauer verschenkt, und Mlt das grosse Werk, nämlich die .Peinigung der Stadt Wien mit U)rer Nachbarin der Leopoldstadt, "usgefähret werden. — Möglich ists klmnal Hewiß. Die gegenwärtige Marklzeit schaft uns wieder neue Beweise von ,0er glücklichen Wirkung des Maut-lpatents auf inländische Industrie. Nicht nur einige Hüten, di« sonst leer standen, sind jezt besezt, sondern auch neue errichtet, und man berechnet, daß die Zahl der heurigen Einkaufer gegen jene der vormaligen wie 3 zu 1 sich verhalte. Die Mautbeamten wenigstens wenn auch ihre Angab etwas übertrieben, versichern, daß sie noch einmal soviel an diesem als an andern Markten zu arbeiten haben; Unter andern sind auch am hohen Markte 4 Hüten errichtet, worin allerhand Gattungen von Holzarbeiten , so wie sie bisher von Berch-toldsgaden ganz allein geliefert wurden, von Oberösterreichischeu Unterthanen verkauft werden. Paters Wieser Streitsache ist nun entschieden: Dsr Kardinal verfaßte seinen über diesen Punkt an die Regierung erstatteten Bericht so kritisch, daß er zu sagen schien, er wolle sich zwar auf höchstes Verlangen hierüber berichtlich äusscrn, erwarte aber, daß der Ausspruch ihm als einzig kompetenten Richter überlassen werden würde. Der Hof fand diese Anmassung ungegründet/ und befahl der Negierung, über diesen blos politischen Fall nach der vorhandnen Aussagen und Schriften das Urtheil zu fällen. Dieses hieß, Herr Wieser solle wieder predigen , aber so viele Maffigung und Bescheidenheit dabei brauchen, als nöthig sei, um mit den Teufel — man beschuldigte ihn, daß er keinen glaube: in keine Zäukerei mehr zu gerathen! Seit 4 Wochen sind gegen 222 Gefangene anf den Wasser zum Schiffsziehen abgeführt worden: der Anblick des Elendes von dicscn Leuten ist schröcklich, und von Fünfen sterben immer vicre des Jahrs. Man hat ihncn deswegen neuerlich etwas Fleisch nnd Wein bewilliget, um sie in den Stand zu sehen, daß sie das Elend länger ertragen können. Morgen geht wieder ein Trans< pott Unglücklicher, 5 und 5 mit eise-nm Ringen am Halse zusammen geschlossen/ und am Schiffe angeschmiedet, zum Schiffziehen nach Ungarn ab. Italien, Das am 9. März in Sizilien ausgcbrochene Erdbeben war, Ms man nun vernimmt, sehr heftig und verwüstend. Das neuerbaute Messina ist davon fast gänzlich zusam-mengestürtzet; am ymsten leidet dabei die Kaufmannschaft, welche ihre Waaren in die neuen MaM zine gebracht lMe. Die schöne und feste Stadt Melazzo im Thal Demona, deren Einwohner größ,^ tentheils von Thunsischfang stA nährten, und wo das beste Ma>^ na gesammelt wird , liegt mehr als zur Hälfte in ihrem Schütte. Dle kleine Stadt Patti ist ganz i" Grund gerichtet. Miszellanien. Es ist vor einiger Zeit der Atli bau der Sonnendlumen empfohlen worden, weil die Kerne davon ew vortrefliches Oel geben, das dem Baumöle nichts nachgiebt. Zu grol^ serer Empfehlung dieses Anbaues verdient noch nachgetragen zu wer^ den , daß ihre trocknen Stengel zum Feuer im Ofen wenigstens st er giebig sind, als Weidenholz, l^w Landmann in der Gegend dcs Mai^ stromcs bauet seit mehrern IahM' dieses Gewächs zum Oelpressen, uno jeder Morgen Landes , Per lhm u^ gefähr 36 fi. an Oel eintragt, "' sparet ihm zugleich be, der Aeue rung2 bis 2 ,/2 Klafter Holz welches, zumalen m jener GeZen^, em wichtlger Gewinn ist, mdew die Klafter dort gewöhnlich 6 bis^ 7 Gulden kostet. ! Mainz. Das Schicksal des Hrn. Win. - kopp , der wegen seiner äußerst freien Schreibart hier vor einiger Zeit^ eingesperrt wurde, ist nun entschie-. den; der Churfürst von Mainz hatt ihn in eigener Person untersucht, Bedenken und Fragen vorgelegt/ Gründe und Antworten hierüber an-z gehört, und nun ist er nicht nun seines Arrestes entlassen, sondern, hat in den ersten Häusern von Mainz freundschaftlichen Eintritt, und ausdrückliche Erlaubniß seinen deutschen Zuschauer, der bisher der An-lloßstem für ihn Mir, mit aller Möglichen Freymüthigkeit selbst in Mainz schreiben zu darfen. Paris vom 29. April. Matt will jetzt vor gewiß ver. sichern, der König habe nach der neulichen zu Gunsten des Kardinals Nohan ausgefallenen kunne. VinZt- Sache, dem Kardinal dar über ein Glückwünschungskompli-went machen, und ihm sagen lassen , Se. Maiestat hofften , er wer-de in der zweiten Sache eben so ' unschuldig als in der erstem befunden werden. Günstiger könnte nichts für denKardinal lauten, und nun fas sen seine Freunde täglich mehr Muth. Man hofft auch diese unendliche Sache bald ausgehen zu sehen; Sicher wird sie sich aber als Tragedie für Mad. La Motte endigen, wenn erwiesen werden soll^ te, was immer wahrscheinlicher wird, daß sie ihre Kammerfrau, (die neulich mit Symptomen be-kommenen Giftes gestorben) solle vergiftet haben. Diese Kammerfrau spielte die Rolle der Madame de Kourville bei dcr Kurats^ inmgue mit dem Chevalier Fages. Die Demoiselle Oliva ist am 27. in der Bastille von einem Knaben entbunden worden. Der Mitschuldigen in der Halsschnursache werden täglich mehr und die Bastille zuletzt zu enge für sie. Am 2)sten muste ein gewisser Do> lvilla dahin wandern, ferner ein Abbe, dessen Namen man noch nicht weiß, und gestern auch der Herr von Marsilly, der sich bei der Heu-rathsintrigue zwischen dem Herrn von Fages und Madame Kourville für eine Gcrichtspcrson ausgab. Bei den Afrontationen zwischen Kaglio-stro lind Madame de la Motte fallen häufig? Scharmützel vor. Bei einer derselben ergriff diese Furie einen auf den Tisch stehenden Leuchter , um ihn ihrem A - oder E - fronte an den Kopf zu schmeissen. Aus dem Unschuldigen Kirchhofe werden sctt einiger Zeit die Gebeine der Leichname, welche dieß Quartier so ungesund machten, weggeschafft. Bei dieser Operation ereignete sich dieser Tagen ein seltsamer Zufall. Indem man die Gebeine aufzuladen beschafftigt war, sah man emcn Kopf etliche Schritte sich bewegen, und auch 2 bis Mal etliche Zoll hoch von der^El-de in die Höbe springen. Die Tod-tengraber überfiel ein spanisches Schröcken; die Haare stunden ihnen zu Berge; keiner getraute sich hin; sie wollten endlich einen Geistlichen kommen lassen, als sie auf einmal aus dem Kopfe einen grossen Nahen kommen sahen, der sich Zweifelsohne seit einiger Zeit darin logirt, und wahrscheinlich auf Kosten des Gehirns des Verstorbenen gelebt hatte« In Böhmen ist ein Weib mit sechs Kindern entbunden worden. Alle Zeitungen melden dieses, aber die Aerzte und Naturforscher ziehen noch das galne Faktum in Zweifel, weil der Nterus ohnmöglich so viel Gästen Dach und Fach geben kann. Anjetzo kommt die Mode auf, 4 Uhren in der Hosentasche zu tragen. Diese jungen Herren sehen nunmehro einem Glückshafen ganz .ähnlich, und bei manchen heißt es Ivriklich: Oinuia mea mecum porto, wenn die Uhren anders schon bezahlt sind. TotdenverZeichniß Den isten Herr Franz KarlHöf-fel Zewester k. k. Bankal-Aktuarius alt 6o Jahr in bürgl. Spital Nro. 241. Den 15. Frau Maria Tozolauka bürgerliche Krammerwittib alt 75 Jahr nächst der Domkirchen Nro. 196. Den i6ten dem Herren Thomas Christoph bürgerlichen Backen-meister seine Tochter alt 4 Iahe auf der Petersvorstadt Nro. i43< Den i?ten die Iosepha Ursulinin ! ein arme Wittib alt 86 Jahr in der Rosengassen Nro. 43' ' Den i7ten die Maria Urbanetisin bürgerliche Strümpfstrikerwittw alt 6o Jahr hinter Maria Verkündigung Nro. 151. Den 18. der Johann Georg Sch"^ ster Zewester Kutscher alt 7c) 3' in der FranziskanergasseNro. 214» Den 2oten dem Joseph Raagl Taglöhner sein Weib alt 43 Jahr auf der untern Polanna Nro' 37. Den 2osten die Maria Mdenza Taglöhnerwittib alt 8o Jahr hintern Schloßberg Nro. 69. Den 2,ten der Bartholome Ko-patsch ein Malcr alt 45 3"^ vor dem deutschen Thor N ro- Zs- Wird alle Donnerstag in der Herrngajse N. 350. im Baron Joseph vB Zoisischen Hause im 2ten Stok ausgetheilet.