Nr. 22. SaniMg den 5. Juni 1865. 9. IchtMnz. glätter aus Arain. sVcilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationsprcis ganzjährig 2 si. ostcrr. Währ. Oft in der stillen Nacht. Wenn ich gedenke der Freunde all, ^ Welche so fest verbunden, So wie im Winter der Blätter Fall , Sind sie dahin geschwunden; ! Ich fühle cs mit, ^ Wie Einer, der tritt ^ In die verlassene Spcisehalle: ! Erloschen der Lichter Glanz, ^ Entblättert der Blumcu Kran;, l Geflohen die Gäste alle. ! So in der stillen Nacht, ! Eh' mich des Schlummers Kette umfangen, Trübe Erinnerung erwacht An Tage, welche längst vergangen! ^ Wallctljlein in Laibach. Historisch-novellistische Skizze von Leopold Kordesch. (Fortsetzung.) Am 30. Juli 1617, früh um 9 Uhr, stand die Expedition Wllllensteins, 1180 Mann stark, zum Aufbruche bereit. Der stattliche Führer sprengte heran uud die Mannschaft fetzte sich in Bewegung. Der Marsch ging links von Sagrado aufwärts über den Karst und war ziemlich beschwerlich, besonders für die Cavallerie, da es über unwirthbares Gestein und über Felsen zu übersetzen war. Erst Nachmittags traf die Truppe ermüdet und halb verdurstet vor Hitze in Wippach ein, wo sie die Muud- und Kriegsvorräthe aufladen sollte. Wohl hatte wan aufwärts von Sagrado im Gebirge hinter einem Vergucken eine starke Abtheilung der Venetianer bemerkt, aber plötzlich war diese zwischen den Felsen und Schluchten verschwun- den, und die Truppe erreichte ganz unangefochten ihr Reiseziel Wippach. Der Feldhauptmann wurde ins Schloß geladen, wo sich auch der General-Armee-Proviantmeister Graf Panizol befand, und es wurde beschlossen, weil die Hitze des Hochsommers sehr drückend war, der Mond aber die Nächte eben in seiner Vollkraft beleuchtete, daß die Erpedition des andern Tages inWippach ausruhen und erst des Abends mit dem Getreide und der Munition in das Lager sich zurückbegeben sollte. Während des Tages hatte man in Wipvach von Reisenden erfahren, daß der vcnetianische Obercommandant durch starke Truvpenabthcilungen den Karst durchstreifen lasse. Wahrscheinlich war ihm die Absicht der Wallenstcm'schcn Expedition bekannt gegeben worden. Als der Abend anbrach, machten sich Reiter und Fußvolk nach einem gastlich gebotenen Imbisse der wackern Wippacher marschbereit. Jeder Reiter führte einen halben Metzen Getreide, jeder Mann vom Fußvolke 20 Pfund Pulver nebst einem Packet Zündstrecker mit sich. Walleiistcin schwang sich nach einer freundlichen Veabschie-düng von den gastlichen Honoratioren Wippacbs und vom Grafen Panizol auf seinen feurigen Rappen und sagte: „Soldaten! Es will mir vorkommen, daß wir am Rückwege mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden. Desto besser! Wir wollen zeigen, daß wir Krieger sind, die sich lieber ihr Leben, als das anvertraute Gut entreißen lassen. Wohlan, ich rechne auf Euren Muth und werde stets au? Eurer Spitze ,'cin. Seht Euch vor und nun vorwärts!" Ein anhaltendes, weithin schallendes: „Hurrah, hoch Wallenstein!" brach aus und der Trupp setzte sich in Bewegung. Georg ritt dicht hinter seinem Hcrrn. Seine Augen glänzten vor Kampflust und Kampfbegierde: war ihm doch zum ersten Mal Gelegenheit geboten, an der Seite feines triegsbcrühmten Gebieters zu kämpfen. „O wäre es mir vergönnt, mit meinem Leibe Dich zu decken, für Dich zu fallen — keine größere Gunst erbitte ich mir vom Himmel," dachte er sich im Stillen. Der Weg, den die Truppe einschlug, war dieß Mal ein anderer. Sie zog über Heidenschaft und bog dann links einen gut gebahnten Gebirgsweg über den Karst ein. Als die Expedition in der Nacht den Marsch fortsetzte, der des steinigen Weges halber au vielen Stellen beschwerlich war, kamen ihr auf der Höhe des Karstes drei Männer in Landestracht entgegen, die beim Anblick des starken Trupps seitwärts in ein Gebüsch abbiegen wollten. „Reite auf die Kerle zu und bringe sie hierher!" sagte Wallenstein zu Georg. Bald standen die Drei schlotternd vor dem Commandanten. 86 „Wer seid Ihr, woher kommt Ihr, wohin wollt Ihr?" ! ließ sie Wallenstein durch Georg fragen. > „Herr, wir sind Landleute aus einem Dorfe bei Rubbia und reisen in Geschäften nach Adelsberg und Loitsch." „Sage ihnen, sie sind Spione und daß ich die Bestien , sogleich an jenem Vaum dort werde hängen lassen!" herrschte Wallenstein streng. „Nein, Herr, das sind wir nicht!" betheuerten sie nach ! Verdolmetschung dieser schrecklichen Drohung und warfen sich ! auf die Knie, um ihr Leben siehend. „Zum Veweise, daß wir > die Wahrheit sprechen, sind wir erbötig, der Truppe zum Führer ! zu dienen, denn die Wege weiter unten gegen die Ebene theilen ^ sich in 3 Richtungen, auch wollen wir melden, daß sich in der > Ebene starke Truppen-Abtheilungen der Venetianer ausbreiten." „Gut!" rief Wallenstein, „macht also: kehrt Euch! Ihr ^ könnt ja auch ein ander Mal Adclsberg und Loitsch aufsuchen. Finde ich Euch unverdächtig nud bringt Ihr uns auf dem kür- j zesten Wege bis gegen Nubbia, dann sollt Ihr von mir beschenkt und entschädigt werden." Vergnügt gehorchten die Landleute und bald befand sich ^ der Trupp auf besserem Wege, dessen die Wegweiser kundig i waren. Tie Sonne des nächsten Morgens hatte schon längst ! den hohen Nanos überstiegen, als man in die Niederungen > gelangte, wo Wallenstcin die Neiter absteigen und die Pferde ! zu einem Vache zur Tränte führen ließ. Nach kurzer Frist zog die Expedition weiter. Als endlich Nubbia in der Entfernung ^ hervortrat, ließ Wallenstein durch Georg jedem der Wegweiser ! drei Ducatcn auf die Hand gebeu, belobte sie und entließ sie sofort. Das muldenartige Terrain in derselben Gegend gestattete oft nicht viel Ausblick. Ein steiniges Hügelchen stand vor dem andern, eine Anhöhe verdeckte die zweite, die Aussicht theil-weise oder ganz versperrend. Endlich übersetzten Wallensteins j Krieger den Kamm eines Hügels, als sie in der Ebene auf i beiden Seiten gegen den Isonzo hin Kriegshaufen bemerkten, ^ die sich in Bewegung zu setzen schienen, was aus dem Blitzen ! der Musquetten und der Picken zu entnehmen war. ! «Jetzt gilt's!" rief Wallenstein, sick hoch aufrichtend und ! sein Schwert ziehend. Bald war das Treffen formirt. Die >, feindlichen Cckaaren rücltcn in großer Uebermacht näher. Wallen- ! stein's Reiter standen ruhig wie eine Mauer. Ihre Aufstellung war keilförmig. Plötzlich brachen sie auf ein Zeichen wie der Vlitz hervor, durchbrachen wie ein Sturmwind die feindlichen Colonnen, mäbten furchtbar unter den holländischen Arkebu- z sieren, während die hinten folgende, pulucrtragcnde Fußmannschaft rechts und links feuerte. Bald war der Feind in voller Flucht und mehr als sechszig Feinde waren gefallen. Wallen-ftein verlor hierbei nicht mehr als 3 Pferde und 4 Musquet-tiere. Kaum ein Orkan könnte fchncllcr sein, als sich Wallenstein in diesem Scharmützel gezeigt. Er ließ nach Beendigung ! desselben einige feindliche Pferde auffangen und sie mit den ^ wenigen Todten und Vlessirt.'n seiner Mannschaft beladen. Georg war leicht in der Schulter verwundet, indem er einen Hieb parirte, den ein nassau'scher Reiter-Offizier auf Wallenstein führte Dieser hatte die Waffenthat Georgs gut bemerkt und reichte dem Jünglinge die Hand, die höchste Gunst, die der stolze Mann Jemanden seiner Untergeordneten je gewährte. Ohne nur einen Sack Getreides zu verlieren, langte die Expedition des Nachmittags im Lager an und noch am nämlichen Abend wurde Gradisca verproviantirt. Auf die erstattete Nachricht von dieser Wassenthat kam vom Hofe dem ritterlichen Wallenstein und der krainischen Ritterschaft eine besondere, sehr ehrenvolle Belobung zu. Die belagerte Festung Gradisca war nun bis September mit dem Nöthigsten versehen. In diesem Monate aber singen die Feinde ein Schreiben aus der Festung an das österreichische Armee-Eommando auf, worin der wieder herrschende Mangel an Lebensmitteln und Munition auf das Kläglichste dargestellt und um Hilfe gebeten wurde. Die Penetianer zogen sick» nun noch näher an den beiden Isonzoufern gegen die Festung, überwachten sorgfältig die Sternschanze, aus welcher immer die Ver-proviantirung besorgt wurde und erschwerten die Ausführung derselben gewaltig. Ton Marradas beschloß jedoch, der Festung in jedem Falle zu Hilfe zu kommen. Es wurden 365 vom Grafen Thurn uon Tybcin und anderen Herrschaften requirirten Saumrosse mit Mehl, Zwieback, Pulver und anderen Kriegs-vorräthcn beladen und unter einer Bedeckung von 3000 Mann glücklich nach der Sternschanze gebracht: aber es wollte nur theilweise gelingen, die Communication zwischen diesem Fort und der Festung Gradisca zu unterhalten, so daß die VerproMkN'-tirung mißlang. Da war es wieder Wallenstein, der im Kriegsrathe aufsprang und bei seiner Ehre schwur, von der Sternschanze aus Gradisca mit allem Nöthigen zu versehen, oder nicht lebend zurückzukehren. „Um die Verschanzungcn von der Sternschanze an bis zur Festung zu nehmen," sagte er, „kommt es nicht auf die Menge der Stürmenden, sondern bloß auf den Angriff an und diesen will ich leiten, so der Kriegsrath dahin ausfällt!" Alle anwesenden, berathenden Oberoffizierc sahen mit Staunen auf den kühnen Mann, dcr sich jetzt an Ton MarradaZ wandte. „Herr General, ich brauche nur 1000 Mann Fußvolk und meine eigenen Neiter, mehr wäre Ueberfluß, und in 24 Stunden soll Gradisca Vorrath haben!" „Ich trage kein Bedenken, Euch die glückliche Ausführung dieser Waffenthat zuzutrauen — zieht dabin und Negent und Vaterland werden Euch danken," sprach Marradas, die kühne Hand Wallensteins ergreifend und sie freundlich schüttelnd. (Schluß folgt.) , ___________ , , ^ Ueber dieDeMge und die Installation der Landes-hauPtlcutc in Kram. ! > Im Jahre 1558 wurde Jacob von Lamberg, Freiherr ! zu Stein und Gutcnberg, kais. Rath und Landesverweser zum l Landeshauptmann ernannt. Mit kais. Verordnung vom 26. Juli 1558 wurde Ehristoph v. Knüllenberg, Viccdom in ^ . Krain, angewiesen, dem neu ernannten Landeshauptmann seine l „gewöhnliche Besoldung" jährlicher 100 fl. Rh. aus den Ge- ^ fällen des Vicedomamtcs mit allen Nutzungen und Einkommen ! aus Wäldern und Hölzern, dann Kleinrecht, Hühner, Hahnen i und Eier, zu erfolgen. Die Besoldung des Landesverwesers , bestand ebenfalls in 100 si. Rh. aus dem Vicedomamte. ! Bei der Uebernahme der Landeshauptmannschaft fand auch ! die Uebergabe des Laibacher Bergschlosses mit allem Inventar ^ Statt, da der Landeshauptmann auf diesem Schlosse residirte. ! So erließ Erzherzog Carl 12. December 1566 an Hanns Khisel i Zu Kaltenbrunn, Landesverwalter und Georg Höfer zu Hüflein, ^ den Befehl: Nachdem Jacob v. Lamberg Alters wegen von der ^ LandeZhauptmannschaft auf sein Ansuchen entbunden, und selbe dem ! Horwart Frcih. zu Auersperg, Oberstlieutenant auf der „krabatischen ^ Granizen" in Ansehung seiner Schicklichkeit, Tapferkeit, Redlich- ! keit, Verstands und adeligen guten Wohluerhaltens verliehen ! wurde, so sollen Landesverwalter und Vicedom dieß der Landschaft zu Ende dcs Monats zu wissen thun, darauf ihm Freih. ! v. Auerspcrg die gewöhnliche Eidespflicht abnehmen, und ihn ^ den Eid auch der Landschaft „was sich gebiert und von Alters ! Herkommen ist" leisten lassen, und ihm sonach die Landcshaupt- ! Mannschaft mit Aufnahme eines Inventars über Alles, was im Hauptschloß Laibach vorsindig, cinantworten solle. Das erste Inventar, das wir im Vicedomarchive vorfinden, ist vom Jahre 1581. Da der neu ernannte Landeshauptmann HannZ Ambros > Freih. v. Thurn und zum Kreuz wegen mancher Geschäfte, be- i sonders aber wegen des Grazer Landtags, seine Reise nach z Kram noch nicht antreten konnte, so wurde ihm mit Erlaß Erzherzog Carls, 15. November 1581, bewilligt, die Landes-haupttnannschaft „verwaltungswcise" (commissarisch oder provisorisch) seinem Bruder Wolf Frciherrn v. Thurn übergeben zu ! dürfen. Christoph Freiherr v. Auersperg, als Landesuerweser ^ und Verwalter der Landeshauptmannschaft und Niclas v. Von- ! Homo zu Wolfsbüchel, Vicedom, wurden als Commissäre hiezu ! bestimmt. Sie fanden im Laibacher Vergschlosse vor: Erstlichcn ^ im Gewölb auf der Tafelstuben gegen der „Phisterkuchel" ^ ein schlecht Tisch. Zween cisne eingemauerte Ring, dadurch ein i Stangen gestoßen. Der alten Herren Landeshauptleute Wappen, ! 10 an der Zahl. In der gemalten Stuben ein rund ! Tafel mit 12 „Fürsctzstuellcn" (Stühlen). In der Frau- ! Zimmer Stuben ein kleiner Tisch sammt einem Schenktisch! z auch 2 großen und ein kleinen Fürstuhl. In der Haupt- ! dirnkammer zunächst dem Frauenzimmer ein Spannpet mit , dem Himmel. Wehr ein Neißpethl (Bett.) In dem alten ^ Frauenzimmer ein schlecht Tisch. In der großen neuen i Stuben ein alter Sessel. In der andern kleinen Stuben darin ^ ein langer Schanktisch. In der Kammer ob des Stalls ein ^ alts Spannpcth. In der Phisterst ub en bei der Erden aus z der Kuchel ein großer Trog zum Vrodbaäen. Mehr 2 Mehl- ^ siebe. In dem großen runden Thurmgang der Pollen ein Stuct auf Rädern mit des Kazianers Wappen und der ^ Jahreszahl 1533. In dem Thurm ob der Thorstuben 8 ! Doppclhacken und 1 kleiner Tisch. In des Purkgrafen ! Zimmer oberhalb des Thurms ein kleiner Tisch. In der ! Speis oder Fleischkammer ein Faß zum Salz. Mehr ein Fleisch- ^ trog. Item ein Fleischschragen. Mehr ein kleiner Tisck. In der Gesindestuben zwei schlechte Tisch. Unter dem gemalten Saal in der Stuben ein Tisch mit cin Truhe oder Schubladen. — Im Jahre 1595 nahmen die Stände den neu ernannten Landeshauptmann Freiherr Georg Lenkovitsch selbst in Eid und Pflicht, was der Viccdom, dem die Installation oblag, nicht hindern konnte und als ein abgekartetes Spiel der Stände erklärte, indem der zum l. f. Commifsär ernannte Vicelandcsvcrwalter Franz Seyfried Gall sich krank gemeldet und die Vornahme der Installation so hinausgeschoben hatte. Der Vicedom berichtete auch am 23. März 1595 den Sachverhalt an den Erzherzog Maximilian, der unterm 29. April desselben Jahres den Ständen deshalb cincn strengen Verweis ertheilte, und dem Landesverweser Georg Khisl Freih. zu Kaltenbrunn und Gonobiz und dem Vicedom Ludwig Camillo Schwarda befahl, die Installation dcs Landeshauptmanns nachträglich vorzunehmen. Demzufolge verfügten sich dieselben am 12. Mai auf das Schloß, lasen dem Landeshauptmann die Eidesformel vor, die er auch unweigerlich „prästirte" und übergaben ihm das Schloß durch Einhändigung der Schlüssel und zugleich das Eommando über die Schloßguardia *). (Schluß folgt.) ß Ein interessanter Proceß. i Gewisse Processe haben das Vorrecht, zu einer traurigen Auszeichnung zu gelangen und Generationen hindurch zu spielen. ^ Selbst das Grab versöhnt die Ueberlebenden nicht. Verrath ^ gegen Liebe, Glanz gegen Elend, ein fürstlicher Verführer und cin gebrochenes Herz, eine verlorene Ehre, das ist ein Blatt aus dcr Geschichte der Mcnschensecle, auf dem wir nicht ohne tiefe Bewegung lesen. Der an ergreifenden psychologischen Momenten so reiche Proceß dcr Gräfin Ciury gegen den Herzog Carl von Vraunschweig tritt nach zwei- ^ jähriger Ruhe auf's Neue vor die Oeffentlichkeit. 1825 entführte der damals junge liebenswürdige Fürst die 16jährige, unschuldige, schöne Tochter dcs Admirals Colville von London nach Vraunschwcig. Er umgab sie mit fürstlichem Glänze, und glückliche Jahre dcr zärtlichsten Liebe sah man am Hose von Braunschweig. Jubel herrschte im ganzen Lande, als nach einem Jahre Lady Colvillc eine Tochter — die jetzige Gräfin Civry — gebar. Seit dem Tage seiner Geburt wurde das Kind mit allem Glänze umgeben, der nur vom Throne ausstrahlen kann. Die Lieferanten der Krone schufen die wunderbarsten Kostbarkeiten für dasselbe. Dcr Hofwagenmacher verfertigte ein kleines Meisterwerk von Carrosse. Bei der Taufe, wclcbe mit großem Pompe vor sich ging, waren die Pathen des Kindes der regierende Fürst und der Herzog, sein Bruder (jetzige Souverän). Es erhielt die Namen Maria Elisabeth Wilhclmine von Este-Vraunschwcig. Um seine Wiege schaarte sich Alles, was der Hof Vornehmstes hatte. Aber mit dem Kinde war die «) Ursprünglich die SchloszbesalMig, welche später in friedlicheren Zeiten nur die Bewachung der Arrestanten und andere Efccu-tioncn zu verrichten halte nnd deren Erhaltung, den Burggrafen, inbegriffcn, im Jahre 1751 600 fl. tostctc. ^ Liebe de5 Fürsten zur Mutter dahin, die Knospe erbrochen und ! zertreten. Was kümmerte ihn das Glück des Herzens? Es ! siel ihm ein, zu reisen, an den Höfen Europa's frische Blumen ^ zu pflücken, und traurige Zeiten verlebte die arme Lady, ver- ! lassen, im Schlosse von Braunschweig. Es wurde ihr klar, daß der Herzog niemals sein Wort, welches sie ihm blindlings ge- i glaubt, sie zur legitimen Fürstin zu erheben, wahr machen ! werde. Eie sah sich betrogen und verließ heimlich Vraunschweig ! mit Hinterlassung sämmtlicher Kostbarkeiten, nur ihr Kind und ! das Nöthigste an Geld und Kleidern nahm sie mit sich. Das ganze Land trauerte über ihre Abreise, die edle Frau war allgemein geliebt. Sie ging nach England, wo das einst so reizende, junge Mädchen, das von Glanz und Hoheit ge- ! blendet, durch ihre Unerfahrenhcit der Täuschung Preis gegeben. ^ einen kurzen Traum des Glückes mit einem langen Leben voll ! Leid, Elend und fruchtloser Reue büßte. Sie starb im Jahre ! 1841. Der Herzog versuchte das Kind wieder zu erlangen ! und als ihm dieß nicht gelang, entriß er es ihr. Er sorgte ! für die fürstliche Erziehung desselben erst in London, später in ^ Paris. Die Aufsicht war dem Baron von Andlau anvertraut. ! Inzwischen verlor der Herzog Thron und Krone, und Elisabeth ! war 17 Iadre alt geworden, ein Bild vollendeter Schönheit, ! ausgezeichnet an Geist und Herz. Da vertauschte sie den Prote- ! stantismus mit dem Katholicismus. Der Herzog ist wüthend, ! entzieht ihr Alles und verstoßt sie für immer. Schutzlos und verlassen findet endlich Elisabeth Aufnahme bei der Gräsin Civry und heiratet 1847 deren Sohn. Ihr Trauschein nennt sie: > Marie Elisabeth Wilhclmine von Este-Braunschweig, Gräsin von ! Colmar, älteste Tochter Sr. k. Hoheit des Fürsten Carl Friedlich ! Wilhelm August von Estc-Vraunschweig, Herzog von Braun- ^ schweig-Lüneburg uud der Lady Colville. Nach langen ehrer- ! bietigen Bitten, nach Jahren voll Traurigkeit, Prüfungen und ' UnglückZfällen entschließt sich jetzt die Gräsin, ihre Rechte vor ! Gericht geltend zu machen. ! Wie ein Blitz zog der Schimmer der Macht über ihre ! Jugend dahin, und nach zwanzig Jahren einer grausamen und unverdienten Verlassenheit ist ihr nichts > davon geblieben, als ! das Andenken an die Zärtlichkeiten, mit denen sie einst über- ! häuft wurde, nichts als der Trost einer ausgezeichneten Erziehung, der Muth einer edlen Seele im Umglück. Stände sie ! allein, so wäre sie zurückgetreten, aber sie ist die Gattin des Grafen Civry, die Mutter von acht Kindern. Das ist die Entschuldigung ihres Auftretens gegen den Herzog von Vraunschweig, ihren Vater, dem sie so gern nur mit der äußersten Liebe und Verehrung genaht wäre. Und der Herzog? Keine > edle That findet sich in seinem Lcbensbuche, er weidet seine ! kalten Augen, seine ausgebrannte Seele an Diamanten und ^ Edelsteinen, anstatt die echte Perle zum Troste für sein Alter ! zu besitzen, die sich seine Tochter nennt und unglücklich, Hilfe- ! flehend ihm die Arme entgegenstreckt, für sich und ihre Kinder um Unterstützung bittend. Im Juli 1863 wurde die Entscheidung erster Instanz bekannt, welche von der Gräfin weitere Beweismittel verlangte. Dieselben sind jetzt beigebracht, bestehend in einigen hundert Briefen von hervorragenden Persönlichkeiten des Staates und der Kirche. Darunter an 100 vom Baron von Andlau an Elisabeth Wilhelmine, der er 17 Jahre zur Scite gestanden, sowie an deren Mutter, als sie geflohen war. Jeder feiner Briefe ist voll Achtung vor der legitimen Fürstin, voll Treue zu der unglücklichen Frau, und darum sind heute die Briefe falsch, wie der Vertheidiger des Herzogs in seiner scharfsinnig zugespitzten Rede behauptet. Er sagt ferner: „Elisabeth ist mit Empfehlungen von Bischöfen herumgereist, sie hat die höchsten Würdenträger der Kirche Englands und Deutschlands in ein geschicktes Complott gelockt, und diese allgewaltige Armee ist aufgestanden für sie. In dieser Unternehmung der jetzt katholischen Frau gegen den protestantischen Vater scheint eZ wahrlich, als ob sie eine Revanche für ihr Lutherthum nehme. Alles, was sie zu fordern hätte, sind nur 20 Thaler jährlich! Denn es gibt etwas, das mehr zu achten ist, als das Elend und die Noth, die Grundsätze des Rechts. Es gibt etwas Heiligeres, als das Mitleid, die Gerechtigkeit." Marie, der Vertheidiger der Gräsin Civry, entrollte noch einmal in glänzender, meisterhafter Rede ein tief ergreifendes Lebensbild der beiden unglücklichen Frauen. Der Gerichtshof wird in nächster Woche das Urtheil sprechen. Auch ein Argument. ch^H^ Die Medisance in Gra; beschäftigt sich mit einer hübschen Dame, die nach dort gekommen ist, um sich der dramatischen Laufbahn zu widmen und auf dieser den Kreis ihrer Verehrer zu erweitern. Eie wird zur Probe zugelassen, bei welcher sie wie ein Vorbeter declamirt, mit einer Stimme, die kaum im Souffleurkasten zu hören. Der Director entschuldigt sich, sie wegen ihrer schwachen Stimme nicht auftreten lassen zu können. Die Schöne beschwört den strengen Bühnenleiter, sie doch spielen zu lassen, sie werde aus Leibeskräften bei der Vorstellung schreien, die prächtigste Toilette entfalten und gewiß gefallen, „da sie — von allen Hufarenoffizieren gekannt werde." Literatur. Das Maiheft von Wcstcrman n's illustrirtcu deutschen Monatsheften enthält wiederum die ausgesuchtesten Beiträge. Wir glauben dasselbe am besten durch einfache Aufzählung des Iuhnlts zu empfehlen. Eine größere Erzählung von Julius Grosse: „Eine alte Liebe", eröffnet das Heft. Dieser folgt eine interessante Skizze „Mozart'S Aloysia" aus der Feder des bekannten Musikhistorikers Ludwig Nohl. Carl von Holtei theilt vier bisher unge-druste Briefe Goethe's au den Freiherr» von Schuctmann mit, Hcttncr gibt die Fortsetzung seines classischen Aussatzes über „Herder" uud Carl Vogt den zweiten Theil seines naturwissenschaftlichen Artilcls über „Das Meer." Hieran schließen sich „Kleine Natnrbeobachtungcn" von Ew. Schröder, ein sehr interessanter Aufsatz von Fr. Mohr „Ueber die Entstehung der Steinkohle" und endlich die Mittheilungen ! des „Neuesten ans der Ferne." Von den Illustrationen heben wir ! neben mannigfachen Ansichten von der Insel Madeira, besonders die beiden Porträts von Mozart und seiner Iugcndgcliebten hervor, welche sich durch eine seltene Klarheit des Schnittes auszeichnen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Htleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr st F. Vamberg in Laibach.