M-erNeM KaffioEdie IXIlfHonszeifldirlfL Erscheint monaflidi und wird vom Uliiiionshqus Msiiendork bei Sraz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Beinridi Wohnhaus F. S. C. Bezugspreis ganzjährig mit Poitzuiendung 6000 K - 300 Mk. - 3 hire. □er Beiiige Vater Pius X. hat der Redaktion, den flbonnenfen und Wohltätern den flpoifoliichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige [Beilen geielen. Bitt Empfehlung der hodiwürdigifen Oberhirfen ran Brixen, Brünn, Sraz, iieitmerih, iiinz, Oimüft, Marburg, Crient, Crieit und Wien. Best 5 und 6. daj — 3uni 1923. XXVI. Jahrgang. Die HMIonsfagiing In Brixen, Hoch gingen die Wogen der Missions-begeifterung im Jnbilänmsjahr 1922, — so hoch, daß ihre Wellen die Ufer des alten Jahres überbrandeten und sich noch weithinein ins neue bemerklich machten. Die herrliche Missionskundgebung des Münchner Katholikentages uni)' die glänzende Missionsheerschan in Aachen waren die geistigen Eltern der Missionswoche in Innsbruck. Sind auch derartige Veranstaltungen in Deutschland nichts Unbekanntes, so sah man doch mit einer größeren Spannung der Missionswoche in Innsbruck vom 26. November bis 3. Dezember 1922 entgegen. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen. Schon damals schrieb der „Stern der Neger" (1923, Nr. 1, S. 4): »Kein Zweifel, die Innsbrucker Missionswoche, über bereit glänzenden Verlauf alle Stimmen einig sind, hat den Missionseifer des Tiroler Volkes neu entfacht und das Vertrauen der Missionäre gehoben. Sie möge zu ähnlichen Unternehmungen in anderen Städten die weitere Anregung geben der Heimat zum Segen, der Heidenwelt zur Rettung, damit Christus in allen verherrlicht werde." Dieser Wunsch ging überaus rasch in Erfüllung, denn schon vom 16. bis 20. März dieses Jahres wurde die Misstonsfeier Südtirols in Brixen abgehalten. Unter den heutigen Verhältnissen in einer kleinen Stadt eine ausgedehnte Misfionsfeier zu veranstalten, ist sicherlich ein Wagnis. Um so beredter ist das Zeugnis, das die in ihrer Art großartige Kundgebung dem katholischen Volk Tirols und den opferfreudigen Veranstaltern dieser Feier ausstellte. Eine ganz und gar nicht beabsichtigte Wirkung dieser Tagung wird aber die sein, daß manche Zweifel hinsichtlich ähnlicher Feste in kleineren Bezirken oder Städten grundsätzlich beseitigt sind. Denn „können's die, warum nicht auch wir?" — ist eine Wahrheit mit mächtiger Durchschlagskraft. Der hochwürdige P. Wilfling, Rektor unseres Missionshauses in Milland bei Brixen, leitete die Feier ein mit einem Lichtbildervortrag, zu dem auch italienische Soldaten und die Offiziere der Garnison erschienen waren, die mit regem Interesse den klaren Ausführungen des Redners zu den Missionsbildern folgten. So bekundete schon die erste Stunde der Tagung die nicht genug zu betonende Tatsache, daß wir missionieren, weil die Kirche Christi nicht national, sondern katholisch ist. Der zweite Tag brachte als Hauptnummer die Missionsakademie inwJnstitute der Englischen Fräulein. P. Wilfling sprach hier in begeisterten Worten über „Mission und Frauenarbeit". Darauf folgte ein MissionsFest spiel, „Die Kraft des Kreuzes", aufgeführt von Zöglingen des Instituts. Die reife Wiedergabe wirkte überwältigend. Zum Schlüsse sprach in einer schlichten, herzlichen Weise der Hochwürdigste Herr Fürstbischof von Brixen begeisternde und bewegende Worte. Dieser Prälat erinnert in seiner Milde, Anziehungskraft und Volkstümlichkeit überaus an den Volkspapst Pius X. an sie richtete, waren voller Leben und Liebe. Sie waren, wie er selbst anführte, für den Uneingeweihten vielleicht „auffallend"; denn er sei der Ansicht, daß je größer die Opfer wären, die seine Diözese für die Mission bringe, desto reicher auch der Segen Gottes, der auf sie zurückflute. Für jeden Missionär aus seiner Diözese werde der Herr zwei Priester für die Diözese erwecken. Der Josefitag sollte den Höhepunkt der Feier bilden. Schon in der Frühe drängten sich zahlreiche Kommunikanten zum Tische des Brixen am Eisack. Der 18. Marz hatte als Glanzpunkt die Missions akad emie der Studenten in der fürstbischöflichen Studienanstalt„Vinzentinum". Es würde den Rahmen dieses kurzen Rückblickes überschreiten, wollte man auch nur annähernd all das Schöne dieser Feier berühren. Hingewiesen sei nur auf die gutdurchdachte, packende, fesselnde Festrede des Diakons Albert Weger. In sinniger Weise sprach er zu der studierenden Jugend über „Lesende Augen — betender Mund— sammelnde Hände". Trotz einer Unpäßlichkeit ließ es sich . der Hochwürdigste Herr Fürstbischof nicht nehmen, an der Mstsionsfeier seiner Studenten teilzunehmen. Die Worte, die er da am Schlüsse Herrn. Um 10 Uhr war das vom Hochwürdigsten Herrn Fürstbischof zelebrierte Pontifikalamt ; unmittelbar davor die Festpredigt, gehalten von P. Lehr, P. 8.0., Rektor unseres Missionshauses in Messendorf. Entsprechend dem Charakter des Tages behandelte das Thema: „Der hl. Josef und die Mission". Am Nachmittag fand eine Festversammlung statt, bei der ebenfalls P. Lehr die Festrede hielt. Die erhebende Feier fand ihren Abschluß durch eine tiefwirkende Rede und den Segen des Hochwürdigsten Fürstbischofs. Am nächsten Tage fand im Priesterseminar bei zahlreicher Beteiligung die Gründung des Misstonsvereins der unio cleri statt. Hochw. P. Wilfling setzte in einer trefflichen Darlegung das Ziel und den Nutzen dieser Priestervereinigung auseinander. Auch zu dieser Veranstaltung war der Hochwürdigste Herr Fürstbischof erschienen, um seinen Priestern und Theologen warme Worte der Empfehlung und Ermunterung ans Herz zu legen. Selbstverständlich sind die hier aufgezählten Akademien, Feiern usw. nur das Gerippe der ganzen Tagung. Auch andere tirolische Missionäre, wie die hochwürdigen PP. Kapuziner und die Missionäre der Gesellschaft von Mill Hill haben zu dem Gelingen dieser überaus schönen Missionsfeier wesentlich beigetragen, teils durch Predigten und Lichtbildervorträge, teils durch Beschickung der prachtvollen Missionsausstellung. Gerade die letztere war es, die ununterbrochen immer neue Scharen anlockte. Was aber das eigentliche Leben dieses Missionsfestes so recht pulsieren machte, das war die aufopfernde Hingabe an die Sache von seiten des Hochwürdigsten Herrn Fürstbischofs. Überall war er dabei. Überall verlieh seine Gegenwart der einzelnen Veranstaltung das richtige, religiöse Kolorit. Überall entfachte sein wahrhaft väterliches, aus tiefgläubigem Herzen entströmende Wort helle Begeisterung. Kein Wunder, daß die Teilversammlungen wie feingefaßte Edelsteine mit dem kostbaren fürst-bischöflichen Brillanten in der Mitte sich vereinigten zu einem herrlichen Geschmeide zu Ehren von St. Kassians Bischofstadt „im heiligen Land Tirol". "cp Die IIMionsarbeif in Donga ieif 1920.*) de} □O > Von P. Pasqual (Zrazzolara. i Wiedereröffnung der im Jahre 1916 geschlossenen Station. Als die Missionäre P. E. Pschorn, Bruder Raphael Kolenc und Schreiber dieses am 29. September 1920 in Tonga am Weißen Nil landeten, um die Mission wieder zu eröffnen, betraten sie ein wenig aussichtsvolles Arbeitsfeld. Der vorausgehende Ruf war nicht günstig. Der Einstand war auch nicht erhebend. Allerdings, schon auf dem Wege nach dem Misstonshause, das 700 m vom Flusse entfernt liegt, näherten sich frühere Bekannte der Mission und bezeugten ihre Freude über das Wiedererscheinen des „Abuna" (Pater). Das war sehr schön; aber der Grund dieser ihrer Freude war doch dazu angetan, eher stutzig zu machen, als freudige Hoffnung zu wecken. „Abuna", sagten da junge Burschen, „nicht wahr, jetzt werden die Leute von Tonga sich recht oft auf der Mission einfinden zum Tanz." Andere meinten: „Nicht wahr, jetzt werden die Schilluk Tabak, Kleider, Geld u. s. w. bekommen." Diese Begrüßungsredensarten bekam ich int Verlaufe der nächsten Wochen und Monate in allen Tonarten, von groß und klein, immer wieder zu hören. Nie vernahm ich von jemanden diese oder eine ähnliche Bemerkung: „Jetzt werden wir von Gott etwas hören." Wenn ich diesen Gedanken gelegentlich einflocht, so mußte das sofort wieder Wasser auf ihre Mühle leiten: „Ja wir werden alle zum Abuna kommen, um ,für Gott zu arbeiten'; dann bekommen wir Kleider, Tabak, Durrah, Rinder zum Heiraten u. s. to." „Na, das schaut schön aus", dachte ich mir. Die Ansichten gingen da weit auseinander. Die Mission sollte durch die aufregenden, wilden Tanzunterhaltungen der Schilluk, der Jugend Gelegenheit zum Stellvichein, zum Sichausleben bieten und dadurch Reklame machen I Oder die Mission sollte die durchaus nicht bescheiden gehaltenen Wünsche der Schilluk erfüllen, damit so sehr viele Leute die Mission bevölkerten; jetzt in der Zeit der Not! Ünd was würden das für Christen sein! Doch Gott wird auch da allmählich bessere Ideen zum Durchbruch bringen! Das Missionshaus, ein alter, verfallener Ziegelbau, war — nur zur Hälfte bewohnbar — im Frühjahr instand gesetzt worden. Jetzt sollte der andere Teil abgebrochen und neu aufgerichtet werden. Es waren das vier bis fünf Monate heißer Arbeit. Dabei verstand ich allein die Sprache, da meine beiden Mitbrüder direkt von Europa kamen — das erste Mal. Zuweilen mußte ich eilig das Rad nehmen und durch die Dörfer eilen, um *) Siehe „Wiederaufbau der Missionsstation Tonga" im „Stern der Neger" 1921, S. 21, 22. irgendwo eine Köchin aufzutreiben für die wenigen jungen Burschen der Mission, die von der Nachbarmission gekommen waren, um uns zu helfen und auf die wir uns noch am meisten verlassen konnten, sowohl was Verständnis für die Arbeit, als auch was Verantwortlichkeitsgefühl betraf. Mehr als einmal mußten sie sich abends hungrig niederlegen. Ich war übrigens das erste Mal in Tonga; kannte die Leute auch nicht, und mußte darum beim Suchen nach Arbeitern nur so herumtappen. Wie froh waren wir, als der Bau zu Ende ging und auch eine Schillnkhütte für unsere Buben und die Stallhütte unter Dach waren. Die Schule. Wahrend dieser Arbeit, die uns alle voll in Anspruch nahm, hatten wir aber doch darauf gesehen, daß die Anfangs November 1920 eröffnete Schule in Gang blieb. Unser Herz, unsere Hoffnung für die Zukunft lag dort. Wir hatten den Schulunterricht mit einem halben Dutzend Buben begonnen. Im Dezember stellten- sich auf einmal bis 30 Buben ein; aber ..., wie sie sagten, „be guoke Juok“ (um für Gott zu arbeiten). Nach ihrer Auffassung war das eine Art Lohnarbeit, für die sie regelrechte Bezahlung erwarteten. Am Sonntag kamen sie denn auch, um bezahlt zu werden. Ich sagte ihnen, sie sollten nur regelmäßig zum Unterricht kommen; wenn sie dann die Gebete und Anfangsgründe erlernt hätten, würden sie als Belohnung ein Kleid erhalten. Dieses besteht aus einem Stück Leinwand von 95 bis 110 cm Länge (je nach der Größe des einzelnen), das, an zwei Zipfeln verknüpft, über den Kopf und den einen Arm gezogen, auf der Schulter ruht. Ein solcher Unterricht, dachten sie wohl, „trägt nichts ein", folglich blieben die meisten aus. Erst später begannen wieder einige aus Überzeugung zu kommen. Inzwischen aber beschränkte sich unsere Schule auf höchstens 8 bis 10 Buben. Manchmal unterrichteten wir geduldig auch nur 2 bis 3, um sie nicht zu verlieren. In dieser Weise, dachten wir, bleibt die Schule immer offen, können wir wenigstens einige wenige sehr gut unterrichten, sie zu guten Katechumenen und dann zu eifrigen Christen heranbilden. Diese werden uns dann als Katechisten später helfen, das Arbeitsfeld weiter auszudehnen. Unsere Arbeit, wenn auch noch so unbedeutend erscheinend, wird dann nicht verlorene Mühe sein. Daß es nicht besonders erhebend ist, heute 3 Buben, morgen 10 bis 15 zu unterrichten, die dazu noch sehr häufig Gesicht wechseln, wird jeder einsehen. Die mühevolle Anfangsarbeit des Missionärs! Bei dieser Art des Schulhaltens braucht es viel Geduld und Ausdauer, um diese Leutchen ständig aufzumuntern und festzuhalten. Bei Gelegenheit gabelt man da einen und dort einen auf und die Schülerzahl vermehrt sich langsam, aber ständig. Dabei muß man immer rechnen, daß von den Eintretenden höchstens die Hälfte bleiben wird. Die übrigen entfernen sich auf Nimmerwiedersehen oder bleiben längere Zeit aus, um später doch wieder zu kommen. Das war unsere Schülerzahl für die ersten Monate. Die Zeit für die Schule mußten wir der Arbeit sozusagen wegstehlen. Von der Arbeit in die Schule und von dieser wieder an die Arbeit . . . Oft kommt vom Bauplatz eine dringende Nachricht; es heißt aussetzen und dorthin eilen, die Sache in Gang bringen und dann wieder sofort in die Schute zurückkehren. Daß die Schule darunter leidet, kann nicht vermieden werden. Antervicht außerhalb der Mission. Im Mai 1921 begannen wir einen älteren Christen — aus der Nachbarstation Lull — regelmäßig in ein nahes Dorf zu senden, um dort die Kinder zu unterrichten, die von Zeit zu Zeit zwar auf die Mission kamen, aber ihrer Beschäftigung wegen sich nicht immer einstellen konnten. Die Schule wurde in einer Schillukhütte gehalten. Doch bald mußte sie-wegen eines eigentümlichen Ortsbrauches übertragen werden. In den letzten Monaten der Trockenzeit findet sich auf der Dorfseite des Nils kein geeignetes Futtergras mehr für das Vieh. Jenseits des Hauptarmes des Nils dehnen sich dem Strome entlang zwei nicht unbedeutende Inseln aus. Die sind zur Regenzeit zum Großteil unter Wasser. Hört die Regenzeit auf und beginnt der Nil zu finken, dann wird langsam auch dort die Wasserfläche geringer unk das trockene Land weiter. Das lange, nunmehr vertrocknende Gras wird allmählich abgebrannt. Die verbrannte schwarze Fläche überzieht sich rasch mit einem anmutigen frischen Grün, da der Boden noch lange feucht bleibt durch Aufsaugung der zahlreichen auf der Insel zerstreuten größeren und kleineren Wasserläufe. Es bleibt dort teilweise grün bis zur wieder- Heft 5 und 6 Stern der Neger 37 einsetzenden Regenzeit. Auf diese Inseln nun wird das Vieh getrieben, wenn am linken Nilufer alles vertrocknet ist. Buben, junge Burschen und einige ältere Leute halten sich dann während dieser Zeit zumeist in dieser vorläufigen Niederlassung aus. In ein paar Tagen entsteht dort ein Dorf mit zahlreichen Hütten aus Ambaschstengeln errichtet, die mit Lehm nach unten verstrichen und mit Gras, wenn später der Regen droht, bedeckt werden. Am Vormittag kommen die Leute dann zahlreich mit der Milch herüber in ihre Dörfer, um zu essen. wird der Eifer der fleißigeren Schüler wachgehalten, so daß sie es dann leichter über sich bringen, auch am Nachmittag die Schule zu besuchen, die in der Mission gehalten wird. Aus dem Bestreben heraus, den Besuch der Schule zu erleichtern, in welcher Beschäftigungslage die Kinder sich auch befinden mögen, reifte der Plan zur Einführung der Nachmittagsschule um 3 Uhr. Zuerst wollte diese Schule nicht recht ziehen, denn es ist die warme Tageszeit, wo die Kinder sich im Wasser des Nils oder in den Teichen tummeln, übrigens ein Kleine Handlanger beim Hausbau in Tonga. Nachmittags kehren sie dann wieder zurück, versehen mit Nahrung für sich und die Gefährten. Will man die Schulkinder während dieser 4 bis 5 Monate nicht verlieren, so muß man ihnen nachgehen. Wir sandten also einen Katechisten täglich, zeitlich in der Früh, dorthin, der dann die Kinder versammelte in einer einfachen Hütte, um den Katechismus mit ihnen durchzunehmen. Die Gelegenheit ist an und für sich gut, um auch solche Buben langsam zu gewinnen, die sich sonst fernhielten. Auf dieser Niederlassung, BI genannt, sind sie alle beisammen; das Kommen legt keine weiteren Opfer auf. Der Missionär geht sie das eine oder andere Mal besuchen. Auf diese Weise sehr begreifliches Vergnügen, das sie nicht recht lassen wollten. Aber zunächst wenige Eifrige und dann bald auch andere stellten sich ein. Allmählich wurde dies die bestbesuchte Schulzeit. Wir haben jetzt täglich 4 Stunden Schule, je 2 vormittags und nachmittags. Vormittags freilich kommen wenige auf die Mission; dafür ist es um so leichter, die Kinder in den Dörfern zu versammeln, wo die Katechisten unterrichten. Den Lese- und Schreibunterricht, der in den Dörfern nicht leicht zu bewerkstelligen ist, besuchen die meisten, auch von den etwas entfernteren Orten, am Nachmittag. Recht viele regelmäßige Schulbesucher kann man auf diese Weise anfangs freilich nicht zur Stelle bringen; aber je länger die Kinder die Schule besuchen, um so leichter sind sie zu bestimmen, regelmäßig zu kommen. Wenn die Zahl manchmal recht gering ist, so schreckt uns das nicht. Unsere Hauptsorge betreffs der Schule besteht also darin, wie die Kinder bekommen. Wir müssen ihnen nachgehen. Darum wird unterrichtet bald im Schulzimmer der Mission, bald in einer gewöhnlichen Hütte in den Dörfern, bald mitten unterm Vieh auf den Weideplätzen. Erzielte Erfolge. Wir haben hier in nächster Nähe der Station zirka zwei Dutzend anhängliche Schüler, wovon die Mehrzahl gut lesen und schreiben kann und den Katechismus ganz oder zum großen Teil auswendig weiß. Und was die Hauptsache ist: sie sind menschlich gesprochen, von den christlichen Grundsätzen überzeugt und tief durchdrungen. Sie haben durchgehend guten Willen und zeigen sich gefügig. Sie verrichten regelmäßig ihre Morgen- und Abendgebete und dazu den Abendrosenkranz. Sie haben den lebhaften Wunsch, die heilige Taufe zu erhalten und sind zu diesem Zwecke ständig um einen herum, so daß man sie schon, so tröstlich dieser Wunsch für einen Missionär auch sonst ist, des öftern als „Plagegeister" fortschicken muß, sie auf eine günstigere Gelegenheit vertröstend. Am Wunsch und guten Willen fehlt es also nicht, an den nötigen Kenntnissen eigentlich auch nicht. Aber mit Rücksicht auf die verdorbene heidnische Umgebung und die ständige Gefahr, in der sie sich darum befinden, glauben wir sehr behutsam und eher bedächtig vorgehen und auf den zwei Vorbereitungsjahren bestehen zu müssen. Die gemachten Erfahrungen der früheren Jahre mahnen auch zur Vorsicht. Die heidnische Atmosphäre ist besonders ungünstig für die jungen Christen, was das sechste Gebot betrifft. Die ausgelassenen wilden Tanzbelustigungen sind eine besondere Quelle der Sorgen und Zweifel für den Missionär. Wo es sich deswegen darum handelt, die jungen Leute den Entscheidungsschritt tun zu lassen, da sieht er sich die einzelnen erst gut an und prüft, um sich eine moralische Sicherheit zu verschaffen vom guten Betragen der künftigen Christen. Die Landessitten oder, besser gesagt, Unsitten, sind so eingefleischt, daß es manchmal beim besten Willen Schwächen gibt, wo man es nicht erwartet hätte. Es kommt einem da so recht zum Bewußtsein, was es für solche Kinder der freien Natur bedeutet, Christen zu werden. Da wird der Missionär auch überzeugt von der eigenen Unzulänglichkeit und mit einem vertrauensvollen Aufblicke zu Gott betet er: „Herr, da sehe ich mich nicht mehr darüber hinaus, da muß deine Hand eingreifen!" Und die Gnade Gottes wirkt auch hier ihre Wunder. Unsere kleinen Schwarzen sind mutig und wollen das Gesetz Christi auf sich nehmen. Es kostet ihnen nicht wenig. Ihr ganzer christlicher Erziehungsgang aus der Mission bereitet, sie allerdings allmählich auf das Opferbringen vor. Der regelmäßige und darum wohl auch allein erfolgreiche Unterricht ist ihnen nur möglich durch beständigen Selbstzwang. Das ist am Anfang nicht zu erwarten; darum die störende Unregelmäßigkeit. Man muß sich vergegenwärtigen, daß tut Schillukland niemand auf die Dauer die Buben zum Schulbesuch („bei den Fremden") aufmuntert, aber fast alle es ungern sehen und sie abzuhalten suchen. Eltern, Verwandte, Dorfinsassen sind im besten -Fall vollständig gleichgültig, meistens aber suchen sie alle möglichen Vorwände, um die Kinder abzuhalten. Ohnedies haben auch die Kinder schon Beschäftigung genug die längste Zeit des Jahres. In aller Frühe haben sie das Vieh aus dem Stalle ztt führen und im Hof an kleinen Pflöcken anzubinden. Dann müssen sie den Stall ausmisten und gründlich reinigen. Alles natürlich mit den Händen, indem sie, auf allen Vieren rutschend, den Mist vor sich herschieben und dann forttragen. Draußen muß der Dünger zerkleinert und ausgestreut werden, damit er tagsüber trockne; mittags müssen sie ihn umrühren und gegen Abend zusammenkehren. Zu kleinen Häufchen zwischen dem Vieh verteilt, wird er alsdann abends und morgens angezündet, um durch den erzeugten Rauch die Rinder vor den Mücken zu schützen. Das ist die Arbeit der Kinder, und weh, wenn es fehlt. Da hat ganz gewiß der Missionär die Schuld. Ende vom Lied: der Bub hat auf der Mission nichts zu suchen! Damit die Kinder nun regelmäßig kommen können, müssen sie aus eigenem Antriebe in der Früh eilends ihre Arbeit fertigmachen. Wo kein besonderer Eifer vorhanden ist, lassen sie sich schön Zeit, werden spät fertig und kommen zu spät in die Schule, wenn sie überhaupt kommen. Oft reden sie sich dann ein: „Es ist eh schon zu spät". Ob die Buben aber früh oder spät kommen, die Schulzeit darf nicht hinausgeschoben werden; denn sie müssen zur bestimmten Zeit daheim sein, um die Kühe zu melken, sonst gibt es wieder Ungewitter und Schläge. Die Buben, die wirklich regelmäßig die Schule besuchen wollen, sind also die ganze Zeit angespannt; zum Spielen bleibt da wenig Zeit übrig. Anfangs war es schwer, sie für eine längere Unterrichtszeit gleichzeitig zusammenzubringen. Erst langsam begannen die Gutwilligeren sich zu erkennen zu geben durch ihre Regelmäßigkeit im Schulbesuch. Die Fortschritte in der Schule wurden auch sichtbar. Der Selbstzwang und die Opfer, die sie sich auferlegen mußten, um das „kwop Juok“ (Wort Gottes) zu erlernen, übten einen heilsamen Einfluß auf ihren Charakter aus. Es reifte in ihnen allmählich die Überzeugung, daß die Sache Gottes Opfer verlangt und Opfer wert ist. Diese Erkenntnis ist es, die sie Die Atscholi bilden die südliche Gruppe der großen Schillukfamilie. Ihre Hauptsitze liegen um den 3. Breitengrad und den 33. Längengrad. Die Provinz Mongolia trägt den Namen nach dem Regierungssitze der „Stadt" Mongalla am Bahr el Dschebel (Bergfluß — Oberer Nil) in der Nähe des 5. Breitengrades und des 31. Längengrades. Mein Oberer mußte beruflich die Dörfer der Atscholi innerhalb der Mongallaprovinz besuchen. Da dies eine ausgedehnte Reise ist, hatte er sich mit Rücksicht auf innerafrikanische Verhältnisse einen Begleiter mitzunehmen. Natürlich war es mir äußerst angenehm, als die Wahl auf mich fiel. Einige Schwarze durften auch mit. Es waren dies Lehrjungen von verschiedenen Handwerksfächern, wie sie eben in der Mission ausgeübt werden. Die Jungens erhielten die Reiseerlaubnis aus zwei Gründen. Einmal aus Gefälligkeit, um ihnen eine Freude zu machen. Sodann waren sie ja überaus nützlich als Träger. Am Tage vor der Abreise ging es laut und bunt zu. Da hieß es zunächst die Fahrräder herrichten. Wenn wir hier auch keine europäischen Straßen haben und manchmal be- jetzt im täglichen Leben aufrechthält im Kampfe gegen die christenfeindliche Umgebung und die verlockende Sittenverderbnis. Sie haben sich gewöhnt, täglich ihre Gebete zu verrichten. In diesem Punkte sind sie alle genau. Ebenso kommen sie regelmäßig Sonntags auf die Mission, vormittags und nachmittags, wo sie den Rosenkranz zusammen beten und ihnen eine Predigt und Katechese gehalten wird. Sie haben sich gewöhnt, über die häufigen Spötteleien, Drohungen (und Schläge) hinwegzugehen und ihnen zum Trotz ständig ihre Höschen zu tragen. Das Fischen und anderweitige Vergnügen opfern sie gern, um auf den Ruf der Glocke sich zum Schulbesuch einzustellen. Dieser so notwendige Opfergeist hilft ihnen endlich auch, sich von den Tanzbelustigungen und unsittlichen Vergnügen ihrer Altersgenossen fernzuhalten, obwohl es oft Vorwürfe, Schläge von seiten der Eltern und beißenden Spott von seiten der Dorfinsassen absetzt. (Schluß folgt.) deutende Strecken durch den Urwald das Stahl-roß selbst tragen müssen, so ist es uns doch wieder ungeheuer nützlich. Für den Pater inußte ein Tragaltar bereitgemacht werden. Für jeden von uns eine Art Feldbett. Einige Kochgeschirre und Eßbestecke wurden verpackt. Allzu sorgfältig hat das nicht zu geschehen, denn Porzellan gibt's bei uns nicht. Aber eines darf nie vergessen werden ■— der Medizinkasten. Alles in allem kam Reisegepäck heraus für sechs Träger. Als erste Haltestation war Iso to aus-erseheu. Es ist dies ein Dorf des Latukastammes. Die Entfernung beträgt ungefähr 30 Kilometer. Um 7 Uhr früh marschierte die Karawane ab. Sie bestand nur aus Burschen der Missionsstation. Der Pater und ich folgten um 10 Uhr mit dem Fahrrad. Gegen Mittag holten wir sie ein. Eine kurze Ruhepause. „Der Engel des Herrn" wird gemeinsam gebetet, und dann geht es wieder weiter. Bisher war die Straße gerade nicht schlecht. Da auf einmal eine nette Bescherung. Die Straße hört plötzlich auf. Nur ein holperiger Fußpfad schlängelt sich noch durch die Durrafelder. Aus dem Fahrrad gilt's nun Kunststückchen Unter den Htichoti von Ulongalla. Reiienofizen von Br. F. Cosner, F. S. C. zu vollbringen, denn der Sattel beginnt zu federn wie in Galoppbewegung. Unsere Aufmerksamkeit wird besonders angelockt von einem herrlichen Kürbisacker. Die Riesenkürbisse schielen über und durch das geil wuchernde Kraut einladend zu uns herüber. Besser hätte es sich ja für unsere hungerigen und durstigen Burschen gar nicht treffen können. Wie gewünscht, stöbern wir einen alten Neger auf und erkundigen uns, ob er der Eigentümer dieser Kürbispffanzung sei. Allein er schüttelt ärgerlich den Kopf. Wir geben ihm darauf etwas Geld mit dem Bedeuten, er solle es dem Herrn der Kürbisse übermitteln, uns aber dafür einen großen Kürbis überlassen. Indes, alles umsonst. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als weiterzuzigeunern in der Hoffnung, im Dorfe wenigstens etwas Nahrung zu bekommen. In der ersten Etappe. 3 so to liegt in einer gebirgigen Gegend. Für uns Radfahrer besagt das soviel als: nur fest darauf losstrampeln. Aber um 1 Uhr sind wir doch schon droben angekommen. Unser Dorfkatechist, der von unserer Ankunft unterrichtet wurde, kam sofort herbeigeeilt mit einer trefflichen Schar junger' Burschen, seinen Schülern. Hierauf machten wir dem Dorfvorsteher einen Besuch. Der schwarze „Herr Bürgermeister" nimmt uns freundlich auf. Um unsern Durst zu stillen, läßt er uns auf der Stelle einheimisches Bier bringen. Die dicke, schlammartige Brühe widert einen jedoch an. Trotzdem trank ich davon, um ja nicht bei unserm liebenswürdigen Gastgeber anzustoßen. Der Alte machte mir einen sehr guten Eindruck. Er ist weit entfernt, dem Werk der Glaubensverbreitung Hindernisse in den Weg zu legen. Im Gegenteil, er selbst war in die Missionsstation gegangen, um einen Katechisten für sein Dorf zu verlangen. Gegen Abend machten wir int Dorfe die Runde. Nach einigem Hin- und Hergehen zwischen den Hütten trafen wir auf einen ringsherum abgeschlossenen Platz. In dessen Mitte war ein Pfahl aufgestellt, an dem verschiedene Tierschädel befestigt waren. Da wir den Zweck nur ahnen konnten, baten wir den Dorfvorsteher, der bei uns war, um nähere Aufklärung. „Das hier," sagte er, „ist der Ort, wo ich meine Opfer darbringe und meine Gebete verrichte. Falls zur rechten Zeit der Regen aus- bleibt, komme ich hieher mit allen Leuten des Dorfes. Sie setzen sich auf den Boden nieder. Ich aber nehme einen Durrakolben (Negerhirse) und nage und kaue ein wenig. Sodann sage ich zu dem großen Geist: ,Warum gibst du uns keinen Regen? Siehe doch unsere Felder an! Alles verdorrt. Und wie werden wir es anstellen zu leben, ohne zu essen?" Nach dieser Rede werfe ich die gekaute Durra in einen der Tierschädel und wiederhole die Zeremonie mehrmals. Auf die gleiche Weise rufe ich den großen Geist in Krankheitsfällen an." Selbstverständlich ließ sich der Pater die günstige Gelegenheit nicht unbenutzt entgehen. Anknüpfend an das religiöse Gespräch des Alten, setzte er ihm die leichteren Stücke unseres Glaubens auseinander. Er sprach ihm vom wahren Gott und von der menschlichen Seele, vom Leben nach dem Tode und der Ewigkeit. Der Häuptling tat, als ob er diese Dinge verstände. Dann aber erzählte er nach einer langen Reihe nichtssagender Worte ein Ereignis, das ihm noch ganz lebhaft im Gedächtnis gegenwärtig war. Seine Leute hatten einen Kampf mit einem Leoparden auszufechten. Das wilde Raubtier war zur Mittagszeit in die Hürde der Ziegen eingebrochen und würgte eine nach der andern ab. Vier Männer bewaffneten sich mit Lanzen und rückten der Bestie zuleibe. Doch der Strauß war hart und blutig. Als der Leopard einmal verwundet war, wurde er ganz und gar wütend. Er stürzte sich bald auf den einen, bald auf den andern, oder suchte durch die Flucht zu entkommen. Aber es gelang ihm nicht. Erst als er von sieben Lanzen durchbohrt war, siel er zusammen. Indes, auch die Angreifer kamen nicht glimpflich davon. Einer starb bald darauf an den erlittenen Wunden. Einen andern sah ich mit meinen eigenen Augen. Der Leopard hatte ihm sieben große Wunden beigebracht, Arme und Brust waren aufgerissen. Einen Schlag hatte ihm das Tier mit der Pranke aus den SJZunb gegeben und dabei einige Zähne herausgerissen. Die übrigen trugen ebenfalls schwere Wunden davon. Wir drückten den Wunsch aus, das Fell des erlegten Leoparden zu sehen. Sofort wurde es herbeigeschafft. Es trug in der Tat alle sieben Lanzenstiche. Man überließ es uns, natürlich gegen Vergütung des Geschenkes in Geld. Bereichert mit dieser Trophäe kehrten wir dann in unser eigenes Lager zurück. (Fortsetzung folgt.) fr B Die eilte Uciuffeier in Tonga nach dem Kriege. st B B — von P. Eduard Ptdiorn. B —-a Nach mehr als zweijährigem Aufenthalt inmitten der Schilluk, eines Volkes, das uns trotz seiner vielen schroffen und rauhen Sitten gleichwohl ans Herz gewachsen ist, war es uns mit Gottes Hilfe vor kurzem vergönnt, die ersten tröstlichen Früchte unserer Missionsarbeit auf hiesiger Station einzuheimsen. Sechs junge „den großen Herrgottstag" kaum abwarten konnten. Doch auch wir Missionäre teilten ihre Freude. Ist Weihnachten schon an und für sich eilt Fest, das jedes Christenherz, mehr noch jedes Priester- und Apostelherz freudiger und höher schlagen läßt, so ist das erst recht hierzulande der Fall inmitten armer, unglücklicher stramme Bürschchen — 14 bis 23jährig — waren es, die am hohen Weihnachtsfeste 1922 des Glückes der heiligen Taufe teilhaft wurden. Eigentlich wären es neun gewesen, aber eine allerletzte, scharfe Prüfung über den gesamten Inhalt des mehr als 400 Fragen zählenden Katechismus in der Schilluksprache — er muß vollständig auswendig gekannt werden — sowie einige, wenn auch kleinere Entgleisungen in bezug auf ihr Betragen während der letzten drei Monate, die dem Weihnachtsfeste vorausgingen, bestimmten uns, drei davon bis auf Ostern zurückzustellen, freilich zum allergrößten Schmerz und Leidwesen der betreffenden. Was Wunder, wenn die sechs Auserwählten den Zeitpunkt des „cang Juok men duong“ — Heiden, die noch nichts von ihrem Erlöser wissen. Unter diesen Kindern der Wildnis fühlt mau so recht den unaussprechlichen Wert des Geschenkes, das Gott der Herr einem in die Wiege gelegt und mitgegeben hat auf den Weg durchs Leben, des Geschenkes des heiligen katholischen Glaubens. Der Morgen des Weihnachtsfestes war angebrochen. Zwar zauberten nicht zarte Eisblumen einen geheimnisvollen Vorhang an die Fensterscheiben, nicht knirschte der Schnee unter unseren Tritten, noch erinnerte Frost und Kälte an das frierende Kindlein im Stalle zu Bethlehem. Im Gegenteil. Die Sonne sandte wohlmeinend und freigebig ihre glühendsten Strahlen, vom wolkenlosen Firmament her- nieder auf die jetzt gänzlich ausgedörrte, vor Hitze vielfach geborstene Erde, und ließ den Schweiß in großen Tropfen von der Stirne rinnen. Gleichwohl erfüllte heilige Weihnachts-ftimmung meine Seele. Nicht wenig hatte dazu unser im schönsten Schmuck prangendes Kirchlein beigetragen. Mit Rücksicht auf die frohe Feier des Tages hatte der Sakristan sein Bestes aufgeboten und feine ganze reiche Erfindungsgabe darangesetzt — er war vor Jahren zu Laibach ein gesuchter Dekorateur bei festlichen Gelegenheiten gewesen —, um mit geringen Mitteln dem Kirchlein eine Pracht zu verleihen, wie es seit seinem Bestände noch nie eine solche gesehen. Um 8 Uhr morgens begann die heilige Handlung. Die sechs Glücklichen, feierlich von der Schule abgeholt, erschienen in Begleitung ihrer Paten, sechs strammer, christlicher Schilluk-burschen, vor dem Gotteshause, umringt von zahlreichen Mitschülern, die, erfüllt von heiligem Neide, ganz Aug' und Ohr für die erhebenden Zeremonien waren. Denn noch nie waren sie Zeuge einer öffentlichen feierlichen Taufe gewesen. „Was verlangst du von der Kirche Gottes?" fragte der hochw. P. Obere jeden einzelnen der Reihe nach, und mit nicht zu verkennender Sehnsucht und freudig erregtem Herzen kam es von den Lippen: „Den Glauben." Damit nahm die heilige Taufhandlung mit ihren so tief bedeutsamen Zeremonien ihren Anfang. Angelangt bei der Stelle, wo der Priester den äußersten Teil der Stola auf den Täufling legt und ihn einlädt, einzutreten in das Gotteshaus mit den Worten: „Tretet ein in das Haus Gottes!", da huschte ein Zug der Freude über das Gesicht unserer Täuflinge. Endlich nach langem Warten ist es ihnen gestattet, das Gotteshaus zu betreten, und nun dürfen sie unser Kirchlein ihr Kirchlein, ihr Gotteshaus nennen. Oft hatten sie uns in den zwei Jahren um die Erlaubnis gebeten, mit den übrigen Christen in der Kirche beten zu dürfen; allein treu unserem Grundsätze, es hierin genau wie die Urkirche zu halten, die den Katechu-menen den Zutritt in die Kirche versagte, mußten sie sich immer wieder vertrösten lassen. Nunmehr war diese Schranke gefallen, und das einfache, aber schmucke Kirchlein stand ihnen offen. Ihr heißer Wunsch war erfüllt. — Der taufende Priester war bei der Zeremonie der Abschwörung angekommen. Durch die Kirche befreit aus dem Reich der Finsternis, soll der Täufling nun auch selber diesem Reiche, seinem Fürsten und dessen Werken feierlich widcrsagen und lebenslänglichen Kampf geloben. Und die ersten sechs Täuflinge, die seit Wiedereröffnung der Station Tonga dem Reiche Jesu Christi eingegliedert zu werden int Begriffe stehen, widersagen mit einer Kraft und Entschlossenheit, die etwas vom wilden Trotz der Schillukköpfe in sich birgt. Es folgt die sakramentale Handlung. Das Taufwaffer rinnt über die schwarzen Stirnen. Damit sind nun die noch wenige Minuten vorher mit der Erbschuld behafteten armen Nachkommen Chams wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, ihre Seelen reiner und glänzender als der Schnee unserer Alpengletscher. Sie sind ein Abglanz der Schönheit Gottes geworden. Was Wunder, wenn überirdisches Glück aus ihren Augen hervorleuchtet und heilige Freude sie erfüllt! Denn, was sie seit zwei Jahren ersehnt, um was sie so inständig und anhaltend im Gebete gefleht, wofür sie so viele Kämpfe, Mühen und Opfer auf sich genommen : jetzt war es ihnen zuteil geworden. Das „pi Juok“ — das „Wasser Gottes" hatte sie zu Kindern Gottes, zu Erben des Himmels, zu Miterben Christi gemacht. Ja, der Kämpfe sind es viele gewesen, die sie bestehen mußten. Man hat sie mit Stricken gebunden, mit Ruten geschlagen, man hat ihnen die Kleider vom Leibe gerissen und in lauter Fetzen zerstückelt. Man hat ihnen unter Androhung der schärfsten Strafe, ja selbst des Todes den Besuch der Missionsftation verboten. Und was taten unsere sechs und mit ihnen andere unserer Schulkinder? Da sie wußten, daß man ihnen auflauere, nahmen sie den Weg zu uns in entgegengesetzter Richtung, umgingen ihr Dorf, übersetzten bis an die Brust, ja bis an den Hals im Wasser watend, täglich zweimal, mitunter viermal den Lolo, einen Seitenfluß des Nils, um auf diese Weise trotz aller Nachstellungen doch zu uns zu gelangen. Zu den Kämpfen gesellte sich dgs Opfer. Abgesehen von den unschuldigen Vergnügungen, die sie der Schulzeit opfern müssen, ist wohl das Hauptopfer, .das größte und schwierigste für einen Schilluk, der Verzicht auf die Beteiligung an ihren heidnischen Tänzen, ihren Nationaltänzen. Und nicht nur das, selbst das Zuschauen bei denselben ist ihnen verwehrt, wollen sie zur heiligen Taufe zugelassen werden. Um die Größe dieses Opfers würdigen zu können, muß man wissen, wie der Schilluk mit Leib und Seele, ja mit allen Fasern seines Herzens an diesem Nationalvergnügen hängt, und wie von allerfrühester Jugend an schon sein ganzes Sinnen und Trachten, sein ganzes Denken und Dichten auf dasselbe eingestellt ist. Allein mit Rücksicht auf die zahllosen Ausschweifungen, zu denen diese Tänze Anlaß und allernächste Gelegenheit geben, mußten wir von unseren Taufbewerbern den ganz bestimmten Verzicht auf diese Volksvergnügungen fordern; denn nur reine Schüler sind imstande, den hohen sittlichen Anforderungen unserer heiligen Religion zu entsprechen. Zu den Kämpfen und Opfern kam als Drittes die Mühe des Lernens, eine wahrlich nicht geringe Zumutung unseren Schilluk-jungen gegenüber. Während ihre Altersgenossen in der goldenen Freiheit aufwachsen, verschont von nahezu jeglicher Fessel, müssen unsere Katechumenen sich täglich zur Schule bequemen, vormittags und nachmittags, zwei volle Jahre hindurch, und außer Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen den über 400 Fragen umfassenden Katechismus vollständig auswendig lernen. Es war und ist das eine gewaltige Anforderung an ihren guten Willen wie nicht minder an ihren Verstand. Doch sie unterzogen sich großmütig und mit Beharrlichkeit dieser mühevollen Arbeit, und ich muß sagen, ich bin von Staunen und Bewunderung erfüllt ob des guten Gedächtnisses dieser Bürschlein. Ohne daß sie auch nur buchstabieren konnten, wie. das im Anfang unseres Kommens der Fall war, und ohne jegliches Buch zu besitzen, erlernen sie den ganzen Katechismus wortwörtlich und sagen alle Fragen mit einer Schlagfertigkeit und zugleich mit einem Verständnis auf, daß es ein Genuß ist, sie anzuhören. Freilich stellt die Art des Beibringens des Katechismusinhaltes auch an den Missionär und seine Geduld keine geringe Anforderung. Muß doch gar jede einzelne Frage, nach vorhergegangener Erklärung, so oft vorgesagt und vorgekaut werden, bis sie von allen und jedem einzelnen beherrscht wird. Allein diese Mühe wird weit ausgewogen durch den Trost des Erfolges und durch das Bewußtsein, daß die Kinder noch weit größere Opfer bringen. * * * Somit wären seit Wiedereröffnung der hiesigen Missionsstation die Erstlinge in die Kirche eingetreten und damit der Grund zur weiteren, so-Gott will, gedeihlichen Ausbreitung und Entfaltung unserer heiligen Religion unter den Schilluk auf der großen Insel Tonga gelegt; andere fünf junge Bürschchen werden am heiligen Osterfeste 1923 die Zahl der Neuchristen seit Wiedereröffnung der Mission auf elf erhöhen. (Ist geschehen. Die Schriftl.) Missionsarbeit ist ein Arbeiten im Sinne des Weltheilandes; ein Arbeiten, das sich zwar in Liebe verzehrt, das aber den Erfolg ganz Gott überläßt, beseelt von der Überzeugung, daß der Herr nicht nach dem Erfolg, sondern nach der Größe der Liebe lohnt, die in die Arbeit hineingelegt wurde. Ein Begräbnis bei den Schilluk, Von P. Hoiei Hagerer. (Schluß) Die Totengräber steigen ins Grab, das so tief ist, daß kaum ihr Kopf daraus hervorragt ; sie übernehmen den Leichnam, senken ihn in die Grube hinab und schieben ihn mit einiger Gewalt in die enge Seitenhöhlung (Nische) hinein; dann wird eine geschlachtete Henne, in eine kleine Matte gehüllt, die sonst zum Zudecken der Bierkrüge dient, neben die Tote hingelegt und die zweite Hälfte des obenerwähnten Felles über seine Herrin gezogen. Jetzt erst kann der blaue Vorhang, der auch noch über das Grab sorgfältig von zwei Frauen gehalten wurde, entfernt werden. Nun wird aus den am Grabesrande bereitstehenden Krügen Wasser über Lehmerde gegossen und mit derselben zu einer Masse zusammengemischt, so daß ein Mörtel entsteht, womit eine Art Mauer zwischen der Nische und dem Grabe hergestellt wird; die Leiche liegt also gleichsam eingemauert hinter einer dicken Wand. Ist das geschehen, dann wird die Grube bis zur Höhe der Seitenhöhle mit Erde gefüllt, langsam und fast ehrerbietig. Sind die Todengräber damit fertig, dann beginnt der Höhepunkt der Trauerfeier, eine schaurig-schöne Szene. Die erste Hexen- Meisterin gibt einem Manne aus der Ver- j wandtschaft der verstorbenen Frau in die eine Hand eine Erdscholle, in die andere Hand eine ; Keine, zierlich geflochtene Strohmatte. Der Mann kehrt dem Grabe den Rücken zu und geht so rücklings, ohne sich umzusehen, hart an den Rand des Grabes heran, wirft rasch die Gegenstände in seinen Händen zu gleicher Zeit in die Öffnung des Grabes hinter sich und kehrt wie in eiliger Flucht an seinen Platz zurück. In demselben Augenblick folgt ein Schauspiel, das einen erschütternden Eindruck machen müßte, wüßte man nicht, daß es größtenteils leere Zeremonie ist. Sobald nämlich die Totengräber das Grab zuzuwerfen beginnen, erhebt sich ein wüster Lärm. Die Frauen ringsum erheben ein herzzerreißendes Klagegeschrei, sie heulen förmlich auf, weinen und jammern wie wahnsinnig. Viele werfen sich, wie von namenlosem Weh gepeinigt, platt auf den Boden; andere knien hin, beugen sich tief nieder, bis die Stirne die Erde berührt, krallen die Finger, wie von grenzenlosem Schmerz überwältigt, in der Erde ein und verharren zitternd und schluchzend in dieser Stellung, als könnten sie sich vor grimmer Verzweiflung nicht mehr erheben. Auch die Krieger sind in ihrer vollen Ausrüstung wieder an das Grab herangetreten und führen ihre Kunststücke auf; die Trommel tönt dumpf durch das Klagen, Hörner von Rindern und Antilopen erschallen geisterhaft heulend durch die Luft, Kuhschellen werden geläutet, ein Chor von Frauen überbietet sich gegenseitig in wildem Schreien, aus dem man Grabgesänge heraushört; kurz, der Abschied von der teuren Toten wird mit einem Getöse gefeiert, daß man meinen sollte, die Erde müsse bersten — aus Schmerz über den Verlust der Begrabenen. Diese Szene dauert an, bis das Grab vollständig zugedeckt ist. Dann verstummt allmählich das Geheul, die Leute zerstreuen sich und gehen ihren gewohnten Beschäftigungen nach. Eine Viertelstunde noch, und alles ist wieder in einer Stimmung, als wenn nichts vorgefallen wäre,alle Trauer scheint wie weggeblasen, wie ein Traum. Mancher Leser wird wissen wollen, was alle diese Zeremonien bedeuten. Auch ich möchte deren Sinn verstehen und wäre neugierig, wie die (Singebornen selbst darüber denken. Frage ich sie aber, dann komme ich nie zum Rechten. Es sind nur wenige in die Geheimnisse dieser uralten Gebräuche eingeweiht, aber gerade diese Sachkundigen wollen dem Fremden gegenüber nicht mit der Wahrheit herausrücken oder sind untereinander selber nicht einig darüber. Frage ich aber irgendeinen andern, so schaut er mich blöd und mitleidig lächelnd an, als wollte er sagen: „Dumme Frage das"; er wird mich unfehlbar mit dem Nichtssagenden: „So hat man es immer gemacht" abspeisen. Die meisten fassen die Sache eben als ein Schauspiel auf, bei dem sie entweder auch mitmachen und sich hervortun können, oder sehen darin bloß eine willkommene Gelegenheit, ihren Durst nach Abwechslung in ihrem eintönigen armseligen Dasein zu stillen, wenn sie auch bei solchem Aufzug und Krawall nur zuschauen können. Auf den Grund von Dingen und Erscheinungen einzudringen, oder gar mit Kopf und Herz bei der Sache zu sein, ist bekanntlich bei den Negern nicht Brauch. Die alten Männer schauten dem ganzen Vorgang im Schatten ihrer Hütten — denn gegen die brennende Sonnenhitze sind sie ebenso empfindlich wie gegen die nächtliche Kühle — anscheinend gedankenlos zu. Ob sie wohl dachten, daß bald die Reihe auch an sie kommen werde? Die nächsten männlichen Verwandten der Frau waren während der Trauerfeier gar nicht zu Hause, Selbst der Mann der Verstorbenen war am Abend vor ihrem Hinscheiden verreist und hatte die Arme herzlos ihrem Elend überlassen; verwandte Frauen sollten der Sterbenden beistehen. Andere männliche Verwandte müssen sich von der Hütte eines Sterbenden fernhalten. So will es die abergläubische Sitte. Die noch unerwachsenen Kinder des Hauses brauchen beim Begräbnis gar nicht anwesend sein. Befinden sie sich im Dorfe, so werden- sie während der Bestattung ihrer Mutter in eine benachbarte Hütte geschickt, wo, sie in kindlicher Sorglosigkeit ihren Spielen nachgehen. Einen kleinen Sohn der Verstorbenen fand ich zufällig nach dem Begräbnis an der Tür eines Kuhstalles zusammengekauert hocken und verstohlen zum Grabe seiner Mutter hinüberlugen, seine Tränen mühsam unterdrückend. Es war ein kleiner, aber geweckter Katechumene aus der Mission. Alle, die etwas mit der Leiche zu tun hatten oder gar mit ihr in Berührung kamen, müssen sich und ihre Kleider sorgfältig waschen und andere Kleider anziehen, denn jene, die sie beim Begräbnis getragen, dürfen sie den betreffenden Tag auf keinen Fall benutzen. Sie müssen sich auch gewissen Zeremonien bei einem Hexenmeister unterziehen, damit sie so gereinigt mit den übrigen wieder verkehren können. Näheres weiß ich nicht darüber. Doch sah ich, wie die Haupthexenmeisterin, noch bevor die Leute auseinander gingen, Stock, Geschirre und Grabwerkzeuge fein säuberlich wusch, um sie zum profanen Gebrauch wieder tauglich zu machen. Das beschriebene Begräbnis galt einer armen, einfachen Frau. Bei Männern, gar bei reichen und mächtigen, werden wesentlich die gleichen Gebräuche eingehalten, nur ist alles mit größerem Pomp umgeben im Verhältnis zum Ansehen und Besitz des Betrauerten. Das Opfertier eine anerzogene, erkünstelte, die sie gewissermaßen zur Schau tragen und die ihre innersten Empftndungen und mächtigsten Gefühle so unterdrückt, daß die Leute oft gar nicht mehr unterscheiden können, welches ihre persönliche Überzeugung und ihre wirkliche Empfindung ist. Dieser Mangel an Selbständigkeit im tiefsten Grunde ihres Herzens ist, wie leicht begreiflich, ein schweres Hindernis für die Christianisierung dieses Volkes. Das Christentum allein in seiner alles überwindenden Kraft j:~” . FrcE7: Die malerischen Ufer des Kinati (Uganda). mag dann ein Ochs oder deren mehrere sein, die Zahl der Klageweiber und der Krieger ist bedeutend größer, dementsprechend auch das Geheul und der Lärm mit Trommeln, Hörnern, Glocken. Der Eindruck aber, den ich vom Ganzen mit nach Hause nahm, war der, daß ich wieder mehr den Spruch verstand, den die Schilluk selbst oft im Munde führen: „Das Innere des Schilluk ist tief." Ihre Psychologie ist' ein für Europäer schwer lösbares Rätsel, als wenn sie zwei verschiedene Seelen in sich trügen: eine natürliche, wirkliche, angeborne, die sie aber vor den Leuten möglichst verleugnen, und kann das Innerste dieses vom Äußerlichen so sehr abhängigen Stammes wirkungsvoll erfassen, klären und festigen. Der eine Gott in drei Personen gibt dem Missionär mit der Sendung auch die Macht, Einfachheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit in dieses verkümmerte und verkrüppelte Geistesleben zu bringen. Möge mit der bevorstehenden Vermehrung der Missionsstationen Gottes Gnade in reicherem Maße auf die Seele dieses Volkes niederströmen und sie befähigen, zur Erkenntnis und Liebe dessen zu gelangen, der sprach: „Ich bin die Wahrheit und das Leben; wer an mich glaubt, wird ewig leben." nMionsrubrik für die Jugend. Von P. Jakob hehr, Rektor, Die Dichtkunst der Sdiiiluk. (Fortsetzung.) Wohlklang und Wohllaut, Anschaulichkeit und Lebhaftigkeit werden in der Poesie bewirkt durch Reim und ungewöhnliche Wortfiguren. Dazu kommt noch als dritter Bestandteil der Rhythmus oder kunstgemäßer Tonfall. Das Versmaß bindet eine bestimmte Anzahl von betonten Silben in einer einheitlichen Gruppe zusammen. Darum spricht man von den Versen als von der gebundenen Rede. Sagen Kinder ein Gedicht aus, indem sie den Rhythmus gleichmäßig hervorheben oder, was dasselbe ist, den gleichen Tonfall beibehalten, so sagt man, sie „leiern ein Gedicht herunter". In diesem Sinne gibt es keinen Rhythmus in der Schillukpoesie, da es ja kein selbständiges Gedicht bei den Schilluk gibt. Jedes Gedicht ist nur Lied und kann als solches nur musikalischen Rhythmus haben. Jeder Schillukdichter ist sein eigener Komponist. Aber der Schöpfer des Liedes ist nicht zuerst Dichter und dann Komponist, sondern beides zu gleicher Zeit. Ja, man möchte sagen, das Gedicht sei oft eher das Werk des Komponisten als das des Dichters. Denn ganz banale Verse zünden, nur weil sie bekleidet sind mit dem bunten Rock einer trefflichen Melodie. Die künstlerische Priorität der Musik vor dem Text hat zwar nicht zur Folge, daß ähnlich wie in manchen europäischen Kompositionen der Text einfach sinnlos auseinandergerissen wird, aber oft muß ein Satzteil wiederholt werden, damit die natürliche Betonung der Wörter nicht unter dem musikalischen Rhythmus leidet. Die Hauptakzente der Verse fallen so mit den Gipfelpunkten der Melodie zusammen. Nun besteht aber der Ausbau einer Melodie in dem kunstgemäßen Abwägen der einzelnen Teile. Die Schillukverse werden daher eigentlich nicht gemessen, sondern vielmehr gewogen mit dem Gewicht der darauf ruhenden Melodie. Davon leitet sich wohl ursprünglich die Erscheinung ab, daß der Schilluk unsern Reim durch die Wiederholung eines ähnlichen Gedankens zu dem vorhergehenden Vers ersetzt. (Vgl. Nr. 1, S. 14.) Es ist bei den heutigen Verhältnissen leider nicht möglich, mit Notenbeispielen diese Wechselbeziehungen hier näher darzulegen. Nur ein ganz einfaches Liedchen, das eine leicht verständliche Umschreibung zuläßt, möge das Gesagte erläutern. Dem Text nach lautet das Liedchen: „Nyikängo — yä pid lyep, Kwäe — yä pid lyep.“ Zu deutsch: „O Nyikang! ich bin müde (geworden) der Nachstellungen. O Ahnherr! ich bin müde (geworden) der Nachstellungen." Inhaltlich ruft ein Bedrängter den Stammvater der Schilluk um Lilfe an. Formell ist Nyik a ng — A h n h e r r. Man vergleiche damit etwa unser.: S e v r — erbarme d i ch unser! Chrisstus — erbarme dich unser! Allein beim Vortrag werden die Anrufe Ny ik an go und Kwae (o Ahnherr) sehr stark hervorgehoben. Das musikalische Gefühl verlangt aber Abwechslung. Am nun das musikalische Gewicht der Anrufe auszugleichen, wird der schwächer und flüchtig gesungene zweite Äalbvers ya pid lyep wiederholt. So erhält das Liedchen beim Singen die Form: Nyikango — ya pid, ya pid, ya pid lyep. Kwäe — ya pid, ya pid, ya pid lyep. Musikalisch umfaßt dieses Liedchen die gewöhnliche absteigende Tonleiter. Die Anrede, langsam und feierlich, — fällt die Melodie mit jedem ya pid einen Schritt der Tonleiter. Der zweite Vers setzt einen Schritt unter dem Endton der Melodie des ersten Äalbverses ein und vollendet so den zweiten Teil der Tonleiter. Die zweite Melodie steht also nur fünf Töne tiefer als die erste, gleicht ihr aber sonst im ganzen wie im einzelnen aufs Äaar. Der sogenannte „P aral l e lismus der Glieder" ist also hier textlich und musikalisch auf die Spitze getrieben. — Sf ^ Kinderblatt T^T t^F T^r n. Meister Lampe und Frau Lyäne. (Fortsetzung.) Liebe Kinder! Letzthin hat Euch der Onkel Jakob eine längere Geschichte mitgeteilt, so wie sich eben die Schillukkinder, groß und klein, einander erzählen. Leute will ich Euch noch einige kleinere Streiche des 5)äsen im Schilluklande kundtun. Die Lehre dieser Fabeln ist,, daß man doch nicht einem Schelmen trauen soll, weil man bei großer Leichtgläubigkeit immer draufzahlen muß. Also hört, wie der schlaue Lase die gutmütige Lyäne wieder hineingelegt hat! Eines Tages ging die Lyäne am Äser des Nils spazieren. And wen glaubt ihr, den sie da antraf? Es war ihr Vetter, Meister Lampe. „Yf nin“, grüßte sie, „hast du gut geschlafen?" Auf gut deutsch heißt das: „Nun, wie geht es dir?" Es ging ihm aber sehr gut. Denn er saß vor einem glühenden Aschen-haufcn und röstete sich einige Fischlein. Da kam aus einmal der Lyäne wieder das Anrecht in den Sinn, das sie letzthin beim Kühestehlen durch den Lasen erlitten hatte. Anwillig brauste sie jetzt auf: „Labe ich dich endlich, du Erzschelm? Ohne eine Tracht Prügel kommst du mir diesmal nicht davon!" — „Ach, Schwesterchen," flötete Lampe, gerade als ob er die Drohung gar nicht gehört hätte, „versuch' einmal diesen schmackhaften Fisch hier!" Dabei hielt er ihr ihn auch schon unter die Nase. Der Duft war zu verlockend, und die Lyäne verspeiste den Fisch. „Nun/ sag' mal, wie stellst du es eigentlich an, um solche Fische zu bekommen? Du hast ja keine Angel und keinen Spieß." — „O Tochter meines Onkels," frug jetzt lauernd der Lase, „wirst du mich auch auffressen, wenn ich dir das Geheimnis meiner Kunst verrate?" — „Nur heraus damit!" bat die Lyäne in einem Ton, der volle Verzeihung in sich schloß. Mit der unschuldigsten Miene der Welt erzählte darauf Lampe, daß er sich ins seichte Wasser setzte und seinen Schwanz hineinstreckte. Alsbald kamen kleine Fischlein und verbissen sich in den Schwanzhaaren; ein Sprung ans Land und die Beute war sein. Die Einfachheit dieses Kunststückchens überraschte die Lyäne völlig und ohne langes Besinnen saß sie schon im Wasser. Aber, o weh! Im Nu kam ein Okvk Wels, der größte Fisch des Nils) herbeigeschwommen und biß der Lyäne in den Schwanz, die nun wie angenagelt dasaß und vor Schmerz heulte. Der Lase tat zuerst ganz verwundert. Dann machte er höhnisch ein Männchen — und fort war er. Einige Zeit später traf die Lyäne den Lasen im Walde an. Als ob er nie ein Wässerlein getrübt hätte, rief er ihr freundlich zu: „Y i bi?“ — „Bist du gekommen?" Was soviel bedeutet als „Guten Tag!" Sie sagte aber nicht das gebräuchliche „Yä bi“ — „Ich bin gekommen", sondern fuhr ihn rauh an: „Freundchen, heute entkommst du mir nicht!" Indes,■ der Lase ließ sich nicht einschüchtern, sondern leckte auffällig und schmatzend seinen Bart ab. „Was hast du da?" herrschte sie ihn an. „Lonig, feinen Lonig!" antwortete er und leckte wieder seinen Bart ab. Dabei streifte er wie zufällig das Maul der Lyäne mit Lonig. Nun konnte sie nicht mehr widerstehen, „Wie kommst du zu dem Lonig?" fragte sie. „Schwesterchen, wenn ich es dir sage, frißt du mich auch noch auf?" — „Nun, sag' mir, wie bekommst du Lonig?" — „Einfach, ganz einfach," erwiderte er, „ich stecke meinen Kopf in das Loch, wo die Bienen Hausen." Allerdings verschwieg er, daß er einen abgestorbenen Bienenstock wußte. Er führte aber die Lyäne hin zu einem voll lebendiger Bienen. Sie hatte die Schnauze noch nicht recht hineingesteckt, so fing sie auch schon wie wahnsinnig zu heulen an. Der Lase jedoch war weggelaufen und rief von der Ferne spöttisch zurück: „Schwesterchen, mau-kitsch dotsch en“ — „der Lonig ist süß." Schillukrätsel. 1. Am Abend verschlingt es uns völlig. And speit uns am Morgen dann aus. Antwort: Die Schillukhütte. Sie hat nur eine kleine Öffnung, die als Tür dient und hier als „Mund" betrachtet wird. 2. Ein großer Gürtel ist's, der uns alle um-, schlingt. Antwort: Die Schillukhütte. Ihre aus Lehrn hergestellte Mauer ist kreisrund. nadiridifen des UieoIogen=IM[ions=Verbcmdes. Brünn. Von deutschen Theologen wurden zwei Missionsvorträge gehalten. Wir besitzen noch keinen Missionszirkel. Die Missionsbibliothek ist im Entstehen begriffen. An Geld wurden 270 Tschechenkronen aufgebracht. Ein Teil davon wird für Missionsbücher verwendet. Zeitschriften werden acht gehalten. Im Sommersemester wird es wohl zur Gründung des Missionszirkels kommen. Wir wollen nicht zurückbleiben in der „Entscheidungsstunde der Weltmission".. Brixen. (Wintersemester 1922/23.) Für die letzten Sommerferien hatten wir erstmals namentlich Missionszelatoren aufgestellt. Die Frucht waren mehrere Missionsvorträge und eine kleine Missionsakademie, aufgeführt von, Kindern unter Leitung des Herrn Vereinskassiers Theol. Egger in Jnnichen. Im neuen Schuljahre kam die Missionsarbeit des Vereins und Zirkels gleich wieder ins Rollen auf den alten, erprobten Geleisen, Anfangs November war der Münchener Universitätsprofessor Dr. Aufhauser (Lehrkanzel für Missionswissenschaft) in Brixen — auf einer Studienreise nach Ostasien begriffen. Er hielt uns einen lehrreichen Vortrag mit vielen Bildern über Fernasien. Wir führten ihn in alles ein und erhielten manchen wertvollen Aufschluß. Der Verein gab ihm ein Stipendium zur Feier des heiligen Opfers in und für Ostasien. In den geistlichen Opferstock kamen die Gebetsbegleitung für die Innsbrucker Missionswoche, von der uns P. Rektor aus Milland einen begeisternden Bericht erstattete, und das Abhalten der „Weltgebetsoktav". Der Missionsstudienzirkel (31 Mitgl.) hatte sechs Vorträge über die Missionen in Neuseeland (Josefsmissionär P. Webhofer),Ozeanien, Neupommern, Australien und Amerika. Was die Vereinsmitglieder (90 Interne und 54 Externe) von der Mission nahmen, waren Zeitschriften, Kalender, Benutzung von Lesetisch und Bibliothek; was sie gaben, waren Gebetbücher zur Versteigerung, Marken, Binden von Zeitschriften (Altobmann Herr H. Franco), ein Paar Schuhe, ein Salonrock it. a. Etwas vom Schönsten aber, was ständig gegeben wird, ist die Überzeugung aller: Die Mission ist keine Modesache. Gott selbst ist es, der in unseren Tagen für die Heidenseelen zusammenläutet! Innsbruck. Die Arbeit des beginnenden Schuljahres 1922/23 stand ganz im Zeichen des Missionskurses, der alle Kräfte in Anspruch nahm. Die Erwartungen waren groß, der Verlauf aber auch glänzend, würdevoll, tiefgehend und nachhaltig in der Wirkung. Von den Versammlungen sei erwähnt ein Vortrag: „Über unsere Aufgaben als Theologen." Im Studienzirkel wurden behandelt: Missionsgedanken in der Adventsliturgie, in den Evangelien, beim hl. Paulus. Besonderes Gewicht legt man auf selbständige Arbeiten der Mitglieder nach den Vorträgen, um den Missionsgedanken selbst in den Quellen nachzuforschen, welches Vorgehen auch der Missionskurs als nützlich und notwendig betonte. Die Übung der täglichen Missionskommunion hat sich trefflich entwickelt (täglich bereits 3—4 Missionskommunionen). Eine kleine Markensammelzentrale wurde geschaffen, die mit dem Ausland schon in Verbindung getreten ist. Stift St. Florian, O.-Ö. Das Vereinsjahr 1922/23 wurde am 15. Oktober mit der Wahl des neuen Vorstandes und der Berichterstattung über die Tagung in St. Gabriel eröffnet. Im Laufe des Semesters fand monatlich eine Versammlung mit Referat statt. Da die , vor zwei Jahren vom Vorort St. Pölten ausgegebene Parole: „Einheitliches Arbeiten der Studienzirkel" nicht durchgeführt werden konnte und dem Verein die Weisung zuging, selbständig weiterzuarbeiten, so war unsere Hauptaufgabe im ersten Semester die, einen genau umschriebenen Arbeitsplan durchzuführen. Wir sind nun zu folgendem Ergebnis gekommen : 1. Bei den monatlichen allgemeinen Missionsversammlungen die praktische Missionsbetätigung des Seelsorgers zu behandeln, z. B. als Jahresprogramm: „Mission und Kind", „Mission und Jugend", „Mission und Erwachsene", „Mission und Vereine" usw. 2. Die Erwerbung von eigentlichem, tieferem Missionswissen, wenigstens über ein Missionsgebiet anzustreben. Das geschieht durch beliebig viele, ganz kleine Missionsarbeitsgruppen (Zirkel von drei oder höchstens vier Mitgliedern), die wenigstens 14tägige Arbeitsstunden halten. Ihre Aufgabe ist es, kurze Übersichten auszuarbeiten. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Wessendorf Nr. IW bet Graz Veraniroortlicher Schristleiter: Isidor Kronsteiner, Laienbruder, in Messendorf Nr. 102 bei Graz. Untversttäts-Buchdruckerei „Styria" in Graz.