'*<^!)(2g)(2ß)E2£)(2g](2g)!2!^ -m----------------------------------------------------------------------------------------------------------------~ ^ ‘ ~ * v=>- TinniiTTTTTnin s ff I iTn I m f s I s iTTTTiii i s 11 i s s i n’TTTTVTVT Inn fern öer Deger. Katholische IKissioiis-Zeltschrlit. « « heransgegeven von der Gesellschaft der „Söhne des hist. Gerzens 3e$tt“. « « Erscheint monatlich. — Preis jährlich mit PostUerfenkiung 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. Ar. 8. August 1904. VII. Iahrg. Inhall: Seite 225 Die Waffen des Missionärs.............. Die Übertragung des t Wischofs Ztoveggio von Werber nach Assuan................ Ans Assuan.............................. Die Anfänge der Mission von Kajango unter den Golo .......................232 Am Kerzen Afrikas.......................234 Warum die Katholiken Zl. L. Jiran so selir lieben und verehren............ Kleine Zintcrhaltnng mit den Schilluk . Ans dem Missionsleben: Echo Vom Mai-monat. — Ein glücklicher Schuß. — Orientalische Gastfreundschaft. — Mein erstes und letztes Spiel........................... Müttcrleins 'Klagen .................... 226 231 238 240 245 251 Seite verschiedenes: Aus unserem Missionshause. Päpstliches Breve zugunsten der St. Petrus Claver-Sodalitcit. — Wörterbuch der englischen, ibo und französischen Sprache. — Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht eitel nennen. — Ein anti-mohammedanischer Volksstamm. — Zu unseren Bildern. — Unsere Bitten . . 253 Hebctserüörnngen und Empfehlungen . . 256 Abbildungen: Die Leichenprozession den Platz in Assuan pas-sierend. — Der Einzug der Prozession in Assuan. — Der neue Friedhof in Assuan. — Kapelle und im Bau begriffenes Missionshaus in Sul. — Marktplatz von. Berber. — P. Kohnen im Garten der Mission von Lul. — Schilluk bei der Arbeit. Missionshaus Mühlancl bei Brixen (Gtrol). Mr-iefkaslen der Wedaktion. P. K. ill E. Hoffentlich die Sendung erhalten. Für Tropcnländer am geeignetesten dürften Pigmentpapiere und Platinentwicklungspapicre in verlöteten Dosen sein. — P. £. in $. Selbst die zweite Karte wurde nicht verstanden. Nun ist'S fortgeschickt. — E. D. Illüncben. Gratuliere dem Bruder. Das Gewünschte drängt nicht. Gruß und Dank. — J. 6. in $, U. Von Schrey'schcr Kurzschrift nichts, wohl aber von schnellerer Stenotachygraphie. — P. Z. inE. Die Sendung erhalten? Glückliche Reise zu den Njam-Njam. — En unsere Freunde und iüobltäter. Einen großen Dienst würden uns jene erweisen, die uns ein Haus in der Nähe einer Stadt, die Gymnasium hat, anzeigen wollten, das zur Aufnahme junger Leute brauchbar ist; entweder würde dieses Haus gemietet, oder bei sehr günstigen Zahlungsbedingungen angekauft werden. Zur Beachtung. 1. Jene unserer Abonnenten, welche den Abonnemenlsbetrag noch nicht bezahlt haben, bitten wir inständigst, dies recht bald zu tun. Wir werden jenen recht dankbar sein, welche bei ihrer Abonnementserneuerung uns einen neuen Abonnenten zusenden, den ste für die heilige Sache der Missionen Afrikas gewonnen haben. Z. Wer 21 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Wegerkindes fungieren und ihm den Wameu, den er will, beilegen. 3. Memittelte bitten wir sehr, die Wehstipendien nach Kräften hoch zu bemessen, weil ste dann eine wesentliche Kilfe für das Wisstonswerk stnd. Korrefponöenz öer Gxpeörtion. Eingegangene Heldsendungen. (Vom 26. Juni bis zum 29. Juli 1904.) (In Kronen.) Math. Roitinger, Fürth 1.— * Pf. K. Kostner, Wallern 7.— * Koop. Sir, Wien 1.— * Barmh. Schwest., Sexten 6.— * F. Huber, Els 2.— * G. Hofer, Platt. 7.— * Nußbaumer (Kasteuwell) 1.— * Pfr. Gregor, Ob. Strohlbach 5.— * Ungen. St. L. 13.— * M. Edle v. 11. Cilli 20.— * Ungen. aus Pankraz für Loskauf eines Heidenkindes 20.— * A. Schampp Beuron 6.49 * F. M. Lienz 10.— * Blumenschein, St. Ulr. 3,— * Th. Gr. Oberförster 3.— * Steyer S. I. 7.— * Th. W., Wels 3.— * Chrysantheme 10.— * Ungen. aus Graun 20.— * Ungen. aus Warth. 1.20 * K. Cw. Klosterbg. 2.— * Pfr. Jochum 32.— * Ungenannt für „d. Mann mit dem gebrochenen Herzen" 3.— * Hw. Dechant T. I. z. M. 20.— * Hw. P. L. in Stift 10.— * Hw. Prälat Schl. St. 10.— * Gr. in Wek. 10.— * Hw. Pfr. Om. 5,— * Großmann 3.— Weizenkirchen 40.— Ungen. aus X. 7.— R. Kostner 10.— * aus Buchenstein 2.— 10.— * Für den Missions-Bischof von Sudan v. M. M. Weistrach 6.'— * Redaktion d. Sendboten (Innsbruck) 20.— * P. Bernard. Grüner L. 10.— * Bern. Dutzler Schlierb. 20.— * B. St. Haag 10.— * A. Abendrieß Schw. 4.— * Andr. Schöpfer, Mitterolang 20.— * Ant. Trafojer, Bozen aus d. Nachlaß d. Peter Viehweider 50.— * I. G. aus Offenhausen 2.— * Ungen. aus Hohenweiler 24.70 * A. N. Lend „Antoniusbrod" 2,— * B. Uni, Villanders 19.— * Wohltäter aus Mitl. 10— * Hoheuleitner, Jnspektorsgattin I. 3.— * Wtw. Hostert in R. 5.80 * P. Schitko Schlackenwerth 8.— * Th. Kustascher Kulmen 5.— * Gräfin Ü. 10.— * H. aus T. 4.— * Villa W. 4.— * Erzherzogin v. W. 20.— * Don Alfonso Altmst. 20.— * Ehrw. Schwest. v. hl. Carl. Borr. 5.— * Aus Ebensee 10.— * Th. P. aus E. 10.— * Gräfin Lombella 4,— * Maria 32. aus R. 1.17 * W. 32. aus L. 10.— * Hoheuleitner, Innsbruck 3.— * Aus dem Nachlaße der f Josefa Tegischer 200.— * Mehrere aus Ebensee zum „Werke des Erlösers" 8.46 * M. Schlattner Lauterbach 5.— * A. M. Geisberger, Lauterb. F. Gegenleitner, Mitter. 1.— * K. Huber, F. H. V. T. St. 2.— * Ungen. aus * Fortunat Verocai 10.— * * Hw. Dek. Sopplü 10.— * R. P. Kostner 20.— * Ung. * I. M. aus V. am Schl. | 1,— §ic>rtfe6ung des Kabsnvsrzsichnisses. Thau 1.— * Stereder Arzt, Wartbg. 1.— * 9)1 Schlattl Wtbg. 1.— * F. Kronecker Wtbg. 1.— * Q. Moser, Hochhausgt. 1.— * Hw. L. Achleitner Abt .Kremsmünster 17.— * Hw. P. M. Stadler, Stift Schlierbach 2.— * M. Karlhuber, Lehrerin Schl. 1, -—- * M. Hebelsberger Edt. 1.— * Hw. B. Leeb, Schlbach. 1.— * Mayrhofer Traunkirch. 1.— * Frl. Anna Derfler Ebensee 24.—. * * * Mr DL messen: Er. Pr. St. L. 4.— * A. Schwab! Trappenhs. 2, — * Hw. H. Schr. Strele 100.— * Ad. Welsbg. 2.60 * Hw. Pfarraint Weikertschlag 13.— * Joh. F. Hofkirch. 4.— * Anna St. aus Z. a. S. 3.— * L. S. aus Schw. 20.— * Joh. St. aus S. 5.— * Fröhlich Ahrweil. Rhld. 11.75 — * I. König 1 11.75 * M. W. aus R. 1.75 * P. Gr. P. O. Cist. 26.— * K. Laffersdorfer Luen 2.— * Frl. Th. Dutzler, Strietzing 2.—. * * * Laben in Gegenständen: Hw. H. I. M. Schloßkaplan 3 Bände, Leben der Heiligen. * Ungenannt aus Graun, Bücher. * Th. 91 aus M. eine Alba für die Mission. * Fr. d. St. aus Graz ein schönes Buch. * Hw. H. Dechant Tsch. Bullendorf, ein Meßgewand. * Hw. H. Direktor von i Sarns einen schönen Teppich und Bücher. um weitere Unterstützung Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten dieses Missionshauses. Zue gefÄLigen Beuchtuug! Getauft werden von mir folgende Negerlein: maria Christina (Brathuhn aus Kesseling). 3oh. maria (Blum, aus Krefeld). Elisabeth maria (Gasper, aus Brück). HliChel (Groß, aus Kesseling). Gertrud Theodora (Schrandt, aus Kesseling), heim. maria (Kerp, aus Bonn). Christina maria (Kerp, aus Bonn). Ferdinand maria (Wolff, aus Rech). Gertrud maria (Wolff, aus Rech). Johann maria (Faber, aus Kesseling), iUeudelinuS (von den kesielinger Pilgern), maria Sibilla Klara (Linden, aus Brück). Obengenannten und allen edlen Gönnern unserer Mission, spricht seinen innigsten Dank aus Pater Bernard Maria Zorn Missionär für Zentral-Afrika, Sohn des hhl. Herzen Jesu. Winke, Themen mb SkiWn für Von P. Tranz battler, $. 3. Mit kirchlicher Genehmigung. 167 S. in gr. 8°. Broschiert K 1.60 — M. 1.60, in Leinwandband Rotschnitt K 2.60 — M. 2.60. Der Name des Verfassers, der bereits 40 volle Jahre teils als 9tedakteur, teils als ständiger Mitarbeiter zu den Lesern des „Sendboten" vom heiligsten Herzen Jesu gesprochen hat, bürgt dafür, daß in diesem seinem neuesten Werke den Predigern eine verständnisvolle, nutzreiche Arbeit geboten wird. Der I. Teil des Schriftchens enthält praktische Winke für die Abfassung von Herz Jesu-Predigten und verbreitet reiches Licht über den Gegenstand, die Übungen und Früchte der kirchlichen Herz Jesu-Andacht. Der II. Teil liefert 143 Themen zu Herz Jesu-Predigten, von denen 70 in kürzeren oder längeren Skizzen teils im I., teils im II. Teile ausgeführt sind. Ueriag von Tel. Rauch, Innsbruck, LKKM LL ItttMlIMilM Ein schönes Geschenk für die heranwachsende Jugend, geeignet, sie vor Gefahren zu bewahren und in der Tugend zu befestigen. Strele f. Kartmann 0. F. M. Das göttliche Her; Jesu und öie christliche Jungfrau. igdctvad?timgs= ittiö Kebetbuch. Herausgegeben von P. Philibert SeebÖCR 0. F. M. 3. Ausl. Mit fürstbischöfl. Approbation. 583 S. in 8°. K 1.20 — M. 1,20, in Leinwandband mit 9Iotschnitt K 1.80 — M. 1.80, in Lederband mit Goldschnitt K 2.40 — 9)1 2.40. „ES ist ein herziges Büchlein, welches wir in der Hand einer jeden Jungfrau sehen möchten. Die Betrachtungen zerfallen in drei Abteilungen: a) Liebesschule, b) Lehrschule, c) Übungsschule; sie enthalten alles, was zur Grundlegung und zum Ausbau des religiösen Lebens einer christlichen Jungfrau notwendig ist." Ueriag von Tel. Rauch, Innsbruck. imunim isisssllsLsiaJ isnjsi isiaaiisisfslH Dev Beruf einer I „Kitfsmisswnärin ! für Afrika". Mit einem Begleitwort von Dr. Ignaz Rieder, Theologie-Professor. I Mit Druckerlaubnis des Magisters des heil, apost. Palastes und des Vice-Gerens von Rom. I Preis: 24 h, 20 Pfg., 25 cent. I 3« beziehen durch die Herder'schen Verlags-s Handlungen in Fr ei bürg im Breisgau und in Wien, sowie durch die Zentrale der $t, Petrus Claber-Sddalität, Salzburg, Drei-I faltigkeitsg. 12 und deren Filialen und Aus-! gabestellen: thÜllCben, Türkenstr. 15/11. — I Breslau, Hirschstr. 33. — Solothurn, Ober-Stalden 69. Wiederverkäufe^ erhalten 50°/0 Rabatt. ilBlil51Eläl51 IBlälBllBMSl EMIBI IBIglSlIBlöBllä Kurzes E>eL>et, (mit einem Wild) an das ein vollkommener Jfblass für die Sterbestunde geknüpft ist, für alle, welche es einmal während ihres Lebens an einem beliebigen Tage nach würdigem Empfange des Bußsakramentes und der hl. Kommunion beten. — Solche Gebetszettel sind zu haben bei Jel. RatlCb, TUUSbrUCK. 100 Stück (weniger werden nicht abgegeben) 80 h = 70 Pfg.: 500 Stück K 3.50 = Mk. 3.— ; 1000 Stück K 6.— — Mk. 5.—. von P. Jranz Gournanize S. J. Aus dem Französischen übersetzt (nach der 10. Stuft.) von I. Schiefer. 72 Seiten. Mk. —.50 — K —.60. Dieses Merkchen richtet sich an beunruhigte der Versuchung ausgesetzte Seelen, welche von Glanbens-zweifeln heimgesucht werden: an alle diejenigen, welche, obwohl vom Lichte der katholischen Lehre umstrahlt, entweder die Gabe des Glaubens vorgeblich noch nie empfangen haben, oder dessen Verlust anscheinend beklagen. Das Büchlein wird, wie Franz Coppee sagt, Verirrte zurückführen und zahlreichen Menschen den Frieden wiedergeben, welchen nur der Glaube allein verleihen kann. Uerlag von J. X. Ce Roux § Cd., Strassburg i. £. Aus ttnmöerßare Leben öes bl. Ignatius twn Coyola. Erhältlich bei y. X. Ee Rdtix $ Cd., Strassburg 1. E. Preis 12 li = 10 Pf. Dieses Broschürchen (mit 12 Illustrationen) erzählt in gedrängter Kürze das tatenreiche Leben des Stifters, der Gesellschaft Jesu. Soöalen-Kovresponöenf für Marmnische Kongregationen. Redigiert von P. Georg Rarrasser $. 3. Wien, IX., 0anisiti$ga$$e ir. Jährlich zwölf reich illustrierte Hefte. — Preis samt Zufenöung jährlich Hifi. 2.50 — K 2.60. Jlür Sic A'änüer ües Weltpostvereins Ws. 8.08. Man aßmmierf Bei öer Eiminiftraiion der „Smliifm-üiuTrfpombu.)" Wien, I. Sonnenfelsgasse 21. NB. Gestellungen werden allezeit entgegengenommen. Früher erschienene Hefte werden nachgeliefert. Auch alte Jahrgange (1895—1903) können noch bezogen werden zum Preise von ä Mk. 2.— - K 2.—. nbtitlien an bit ztistlichtn — = und an die heil'. Mission. Von P. Franz Haltler Sr J. 32 S. in 32°. 1 St. 8 h — 7 Pf., 100 St. K 6 — M 5. Verlag tum Fel. Ranch, Innsbruck. die Mine Meile. Belehrung und Gebete von P. Jranz Rattler $. 3. 21. bis 30. Tausend. 44 S. in 32°. 1 Stück 12 h — 10 Pf. 50 Stück K 5.50 — M 4.70, 100 Stück K 10.80 — M 9,— Sehr geeignet zur Massenverbreitung. Verlag Fel. Ranch, Innsbruck. Katholische Mlssions-ZeltschiM. Wr. 8. August 1904. TIL IaHrg. Die Waffen eines Missionärs. MUie seltsam! Ein Missionär und Waffen, mit Cfsva weitstem Rechte läßt sich das vereinen ? Will sich etwa der katholische Missionär die Mohammedaner zum Beispiel nehmen, deren Praxis in Verbreitung ihrer Religion sich allerdings auf Gewaltmittel stützt? Beileibe nicht. Aber die katholischen Missionäre sind doch Soldaten, die, einer unüberwindlichen Phalanx gleichend, ausziehen, um das Reich des höllischen Feindes zu zerstören und an dessen Stelle das Banner Jesu Christi, ihres obersten Kriegsherrn, dessen Macht alle anerkennen müssen, aufzupflanzen. Kann man sich nun Soldaten ohne Waffen denken, kann ein Kampf ohne Waffen stattfinden, ein Sieg ohne Waffen erfochten werden? Also auch ein Missionär hat Waffen nötig, was aber hier in Frage kommt, ist die Qualität derselben. Nicht in Schwert und Gewehr besteht seine Waffenrüstung, nein solche Waffen schlagen ja nur Wunden; ein Streiter Christi jedoch betrachtet es als seine höchste Aufgabe, zu heilen und nicht zu verwunden. Und die Waffen, die diesem Zwecke dienen sollen, sind Kreuz und Rosenkranz, mit diesen zieht der christliche Streiter, der Missionär, aus, um für das Reich des allerbarmenden, liebreichen Herzens Jesu — wie es uns die Evangelisten schildern — neue Untertanen zu erwerben, sie zu heilen von den tiefen Wunden, die der Unglaube und das Laster unter ihnen immer rasender verbreitet. Welch' eine heilige Freude leuchtet aus unseren Augen, wenn wir ans den Berichten unserer Missionäre erfahren, wie das Missionswerk in allen Erdteilen ständig voranschreitet, trotz so vieler Hindernisse, die diesen Glaubenshelden in Verkündigung und Ausbreitung der wahren Lehre in den Weg treten. Mit der Rechten das Kreuz hoch emporhaltend, den Rosenkranz fest in der Linken, so dringt der mutige Kämpfer Jesu Christi vor, ringt mit dem Feinde, der nur durch das Gebet und das Zeichen der Erlösung zu besiegen ist. Ja Kreuz und Rosenkranz, das sind die Waffen, mit denen ein opferfreudiger, nach unsterblichen Seelen dürstender Missionär für Gott, seinen Kriegsherrn in den Kampf rückt, für dessen Interessen er alles und selbst sein Leben hingibt, wie die Vergangenheit so herrliche Zeugnisse dafür bietet. Diese zwei Zeichen sind ihm ein mächtiger Sporn zur stetigen Anstrengung und Selbstaufopferung, sie beleben seinen Mut in Not und Gefahr, sie rufen in ihm Begeisterung wach für Jesus, der ja selbst voranging, immer Sieger ward. Und würde er die ganze Welt erobern, so sind es wiederum diese Zeichen, die ihn erinnern an jene wohl zu beachtenden Worte: „Und wenn ihr alles getan habt, so saget, wir sind unnütze Knechte." Sue. 17,10. Nicht seinen Kräften schreibt er seine Erfolge zn, er weiß, daß er nur das Werkzeug in der Hand Gottes ist und ans diese Weise wahrt er sich den Schatz seiner Verdienste für die Ewigkeit. Ist es ihm sodann nicht vergönnt, mit diesen Waffen den Scheiterhanfen zn besteigen oder mit ihnen zn verbluten; liegt er vielmehr gebrochen in der Ecke einer armseligen Hütte, so umklammern seine matten Hände Crucifix und Rosenkranz, seine sterbenden Angen können sich nicht von ihnen abwenden. Sie, die beständigen Gefährten seiner irdischen Laufbahn, sie, die ihn durch heiße Kämpfe von Sieg zu Sieg geführt, müssen ihm auch beistehen im letzen Streit und nur mit ihnen will er hintreten vor seinen Kriegsherrn, sie statt seiner sprechen lassen. Die Übertragung des + Bischofs Aoveggw von Kerber nach Mnan. Q( m 2. Mai 1902 starb auf der Reise von Ali Chartnm nach Assuan der hochselige Bischof und apostolische Vikar von Zentral-Afrika Monsignor Roveggio plötzlich und unerwartet am Fieber am Bahnhöfe von Berber. Ganz verlassen und ohne den Beistand der ©einigen — er hatte seinen Begleiter nach Wadi-Halfa zur Seelsorge der dortigen Katholiken vorausgeschickt — gab er in Fieberglut seinen Geist ans unb wurde ans dem weiten gemeinsamen Wüstenfriedhof mitten zwischen den Gräbern von Kopten und Moslemin begraben. Aber nicht hier sollte ihn die Posaune zur ewigen Auferstehung rufen. Es war der Wunsch unseres nunmehrigen, geliebten apostolischen Vikars, Bischof Geyer, seinem hochseligen Vorgänger eine seiner würdige Ruhestätte zu bereiten. Da wir in Chartnm, der nunmehrigen Residenz des apostolischen Vikars, keine Kirche, sondern nur erst eine provisorisch errichtete Kapelle haben und ferner in Chartnm auch nur ein gemeinsamer Friedhof ist, so war es der Wunsch Sr. bischöflichen Gnaden, den teuren Verblichenen nach Assuan zu übertragen und dort in der von demselben erbauten, schönen Kirche der unbefleckten Empfängnis zu bestatten, in der bereits der apostolische Mann, Bischof Bomboni ruht. Der hochwürdigste Herr Bischof wandte sich in dieser Angelegenheit an die englische Regierung des Sudan in Chartum, welche nicht nur den Transport bereitwilligst gestattete, sondern auch, ohne daß solches nachgesucht worden wäre, freien Transport gewährte. So begab sich denn der Bischof am 17. Juni von Chartum nach Berber. Im Zuge befand sich auch der von unserm Bruder Heiurich Sendker, der ja manchem Leser bekannt ist, hergestellte, schöne Holzsarg, der noch einen Zinksarg einschloß. Spät abends langten wir in Berber an und wurden von unsern dortigen Katholiken, die sich herzlich freuten, ihren Bischof einmal bei sich zu sehen, am Bahnhof empfangen. Wir nahmen Wohnung bei einer katholischen Syrierfamilie. Dieselbe bewohnt ein großes, weitläufiges Haus, das aber doch auch nur aus Lehm gebaut ist. Bezeichnend für die Holzarmut des Landes ist, daß die Türen und Fensterladen auf der Rückseite ihre Abstammung von Kistenbrettern verraten. Nach dem Abendessen hatte ich zum erstenmale Gelegenheit, die orientalische Sitte des Händewaschens nach dem Essen zn beobachten, was hierzulande übrigens gar nicht so überflüssig erscheinen kann, da die Lente oft Messer und Gabel außer acht lassen und einfach mit den Fingern zugreifen. Die guten Leute gaben sich alle Mühe, uns gut zu bewirten und namentlich die Betten recht weich zu bereiten und hatten für den Herrn Bischof ein mächtiges Himmelbett hergerichtet. Als derselbe aber ein einfaches Angareb nahm und von demselben noch Matratze und Decke entfernte, mit 8 dem Hinweis darauf, daß er auch in Chartnm stets auf dem bloßen Angareb und im Freien schlafe, sagte der alte Hausvater seinen arabischen Gutnachtgruß und ging kopfschüttelnd von dannen. Am andern Morgen nach zwei, in einem Zimmer gelesenen hl. Messen ritten wir auf Eseln hinaus in die stille Wüste au das Grab des apostolischen Bischofs, das ein Sandhügel ohne jegliches Unterscheidungszeichen bezeichnete. In nächster Nähe waren zwei große Grabmäler von Kopten und mehrere Sandhügel von Muselmännern. Das zunächstliegende, gemauerte Grabmal ist das des Kopten Raphael Effendi, der Oberschreiber bei der Muderie in Berber war. Dieser brave Mann hatte dem verstorbenen Bischof Roveggio eine herrliche Leichenrede gehalten und darin den Dank der Christen gegen die Regierung ausgesprochen, die dem verblichenen Bischof ein so schönes Leichenbegängnis bereitet hatte; acht Tage darauf klopfte der unerbittliche Tod auch an seine Tür und er fand — wenigstens für einige Zeit — seine Ruhestätte an der Seite des Kirchenfürsten. Nachmittags um 4 Uhr begann die Ausgrabung; etwa ein Dutzend Schwarzer unter dem Befehl eines ägyptischen Hauptmanns und einiger Soldaten arbeitete mit großem Fleiß und wirbelte in dem trockenen Sande mächtige Staubwolken auf. Bereits nach einer Stunde kam der der schwarze Sarg mit einigen darausliegenden, verwelkten Kränzen in etwa zwei Meter Tiefe zum Vorschein. Der einfache, mit schwarzem Tuch bekleidete Holzsarg wurde an Seilen emporgezogen und neben der Grube niedergestellt. Bei den welken Kränzen befanden sich drei große Briefumschläge mit folgenden Daraufschriften: 1) From The Sudan Government. 2) A Token of Respect and Regard from The Governor General of the Sudan. 3) „In memoriam“ from H. E. El Lewa Slatin Pasha. Der englischen Widmung war dann noch auf jedem Umschlag dieselbe in arabischen Lettern beigefügt. Hierauf wurde der neue Holzsarg mit dem darin befindlichen Zinksarg offen neben den alten Sarg gestellt und auch letzterer geöffnet. Da lag er nun, der große Bischof Roveggio in ein großes Leintuch gehüllt, das auch das Antlitz verhüllte und um die auf der Brust ruhenden Hände gebunden war und hielt von seinem armseligen Sarge aus eine stumme, aber eindringliche Predigt über die Vergänglichkeit alles Irdischen. Der Körper war noch sehr gut erhalten, nur etwas eingefallen und eingetrocknet und von geschwärzter Hautfarbe. Der Mund war weit geöffnet und ließ hinter den Lippen die Zähne erblicken, der dunkle Vollbart war noch ganz frisch erhalten, die Adlernase war eingefallen und hatte sich nach unten gezogen, der ganze Körper hatte sich bedeutend gestreckt; er war bekleidet mit einem einfachen, weißen Talar und außerdem in ein großes, weißes Leintuch, das wie geölt erschien, gehüllt; die Füße trugen weiße Socken. Der Leib verbreitete mäßigen Toteugeruch. Zwei Neger hoben den Toten aus und legten ihn in den Zinksarg; der anwesende ägyptische Militärarzt hüllte ihn in den von uns in Bereitschaft gehaltenen schwarzen, bischöflichen Talar mit Schulterkragen und Birett und ließ sofort den Zinkdeckel darauflegcn, der dann auf dem Unterteil festgelötet wurde. Nach Beendigung dieser Arbeit, während welcher sich auch der Mudir Sir Hill Bey, der englische Gouverneur von Berber eingefunden hatte, wurde der mit Mitra, Stab, Kreuz und Kelch geschmückte Holzdeckel auf den Sarg geschraubt und auf einem Wagen zur nahen Station gefahren. Dort wurde er in einem eigens zu diesem Zwecke bereitstehenden, geschlossenen Güterwagen gebracht; der Wagen wurde sogleich gesperrt und darauf die Bemerkung geschrieben, daß derselbe vor der Ankunft des hochwürdigsten Herrn Bischofs Geyer in Halfa nicht geöffnet werden dürfe. Am nächsten Tage um 11 Uhr ging der Wagen mit dem Güterzuge nach Wadi-Halfa ab. Erst bei Dunkelheit kehrten wir in unsere freundliche Herberge zurück. Am andern Morgen, dem 19. Juni, einem Sonntage nahte sich eine bedeutende Anzahl von Gläubigen während der hl. Messe Sr. bischöflichen Gnaden dem Tisch des Herrn, nach welcher der hochwürdigste Herr der kleinen Gemeinde den bischöflichen Segen spendete. Am andern Abend Der Ginzug der Prozession in JTssuan. ;■ ■ Nr. 8 Stern der Ne> um 9 Uhr ging unser Zug ab; unsere Katholiken gaben ihrem Bischost wieder fast ausnahmslos das Geleite zum Bahnhof. Am 21. Juni, dem Feste des hl. Aloisins mittags um 2 Uhr kommen wir in Wadi-Halfa an. Da der nach Schellal fahrende Lokaldampfer, der auch den Sarg an Bord nehmen soll, erst am andern Morgen um 10 Uhr abgeht, so nehmen wir in einem der kleinen, am Nilufer gelegen Hotels für eine Nacht Wohnung. Wadi-Halfa, das sich unter stolzen Palmen und schattigen Eschen am östlichen Nilufer hinzieht, ist ein reizend schönes Plätzchen. Der stete, vom Flusse herüber wehende, frische Wind macht den Ort zu einem für afrikanische Verhältnisse sehr kühlen und Halfa ist daher auch ein beliebter Aufenthaltsort von Europäern, unter denen sich auch eine schöne Anzahl Katholiken hier niedergelassen hat. Halfa hängt mit dem flußaufwärts gelegenen Orte Geger zusammen, der ein großes Eisenbahnarsenal hat und Sitz eines Mndirs ist; in Geger wohnt auch der im Exil lebende Ex-König Kur der Schilluk-neger. Am nächsten Morgen wurde der Sarg vom Eisenbahnwagen auf den Dampfer geladen. Auch wir bereiteten uns, um den Dampfer zur rechten Zeit besteigen zu können; außer uns warteten noch einige andere Reisende und eine beträchtliche Anzahl ägyptischer Soldaten. Da hieß es auf einmal, das Schiff gehe erst um 2 Uhr nachmittags ab; warum wußte man nicht. Da blieb nichts anderes übrig, als sich zu gedulden und sich wieder nach einem Unterstand umzusehen. Gegen Mittag erfuhren wir dann, daß der Dampfer erst am nächsten Vormittag abgehen werde; da er noch eine Abteilung Soldaten erwarte, die mittels Sonderzuges eintreffen sollten. Spät abends noch sahen wir die mit uns angekommenen Soldaten am Landungsplätze bei ihrem Gepäcke liegen und geduldig auf die Abfahrt des Dampfers warten. Auch am nächsten Vormittag ging das Schiff noch nicht ab, sondern erst abends nach 5 Uhr. Der Dampfer führte auf drei Sandals etwa 500 Soldaten mit. Diese Sandals sind plumpgebaute, dick mit Eisen beschlagene Holzkähne und haben zwei Stockwerke. Später hängten sie noch zwei Nilbarken an. Am Morgen des 25. Juni, um 4 Uhr langte das Schiff in Schellal. an; die hochw. PP. Ben-dinelli und Besozzi von Assuan kamen an Bord. Wir begaben uns ans Land und ließen den Sarg und das Gepäck zur Eisenbahnstation bringen. Um 71/2 Uhr ging der Zug nach Assuan ab; auch der hochw. P. Zorn, der auf einem Esel von Assuan herübergeritten war, fuhr mit. Bei der Ankunft des Zuges in Assuan waren die Behörden der Stadt am Bahnhof anwesend; Militär bildete Spalier, Knaben und Mädchen trugen Kerzen. Es ordnete sich nun eine großartige Prozession, in welcher der hohe Tote zur Kirche getragen wurde. In dem herrlich geschmückten Gotteshause angekommen, wurde der Sarg auf den mächtigen Katafalk gestellt und das feierliche Pontifikal-Requiem nahm seinen Anfang. Nach den Exeguien hielt der anwesende Richter von Assnan, ein katholischer Kopte, eine Ansprache in arabischer Sprache. Darauf wurde der Sarg in eine offene, in der Mitte der Kirche, vor dem Presbyterium befindliche, ausgemauerte Grube gesenkt. Die Grube wurde später nur provisorisch bedeckt, da das Zumauern derselben vor dem Sonntag nicht hätte vollendet werden können; am Montag jedoch wurde sogleich mit dieser Arbeit begonnen. So hat denn der große Bischof in der hohen, stillen Kirche zu Assuan, seiner einstigen Kathedrale, eine würdige Ruhestätte gefunden. -Er ruhe im Frieden! Br. August Cagol. Aus Musu. Einem Briefe des hochw. P. B. Zorn F. S. C. entnehmen wir zur Ergänzung des Artikels: die Übertragung des t Bischofs Rovcggio noch folgende Einzelheiten : Großartig war die Feierlichkeit. Besonders rührend schön war der Einzug in Assuan. Ganz erstaunt war ich und kaum traute ich meinen Augen, was ich da sah. Vom Bahnhöfe bis weit in die Stadt hinein waren die Straßen besetzt. Alles schien an der Feier teilnehmen zu wollen; alle waren vertreten: Der Mudir, mit einer Abteilung Soldaten, sowohl zu Pferd als zu Fuß, um Ordnung zu halten. Der Mamur, ebenfalls mit seinen Getreuen, die der Prozession voranschritten. Auch der Kadi (Richter) von Assuan war erschienen, nebst allen Beamten und Würdenträgern in Uniform. Acht von den sich besonders auszeichnenden Personen des Distriktes trugen zwei kostbare schwarze Teppiche vor der Bahre her, tapeti della miseri-cordia (Teppiche der Barmherzigkeit) genannt. Dann folgten zwei lange Reihen von Knaben. Es waren die Alumnen der koptischen Schule. Jeder trug eine Kerze in der Hand. Ebenso einige unserer Schwestern, die mit ihren Schülerinnen, ungefähr sechzig, den erstem folgten und in arabischer Sprache gemeinschaftlich den Rosenkranz beteten. Auch der darauf folgende Klerus war zahlreich vertreten. Außer dem hochwürdigsten Herrn Bischof der vor der Bahre ging, waren gegenwärtig der hochw. Pater Obere von Assuan mit den übrigen Patres. P.Sandonü war eigens eingeladen worden, um die Diözese Vicenza, Vaterland des Dahingeschiedenen zu vertreten. Von Kairo war der P. Dominioni gekommen, er brachte vier .schöne Kränze, die vor der Bahre einhergetragen wurden. Wollte ich nun das Volk noch aufzählen,s das sich dem Zuge anschloß, so würde ich kaum fertig werden: nicht hunderte, tausende glaube ich, waren herbeigeströmt, um das seltene Schauspiel zu sehen. Langsam und in größter Ordnung bewegte sich der Zug der Mission zu. Wir hatten die Kirche schon zwei Tage vorher geschmückt: Die schwarze Farbe, Zeichen der Trauer, war künstlich gepaart mit der weißen und diese wiederum bekränzt mit dem Symbole der Liebe. Sechs schöne neue Lampen, die gerade noch im rechten Augenblicke angekommen und der Zeit gemäß, in schwarzen Schleier eingehüllt worden waren, ermahnten an das rührende Gebet der Kirche: „Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm!" In der Kirche angelangt, wurde der Sarg auf den etwa drei Meter hohen Katafalk gestellt und das Pontifikal-Requiem begann. Nach demselben begab sich der Hochtvürdigste Herr Bischof mit dem Klerus wiederum zur Grabstätte, mu die Leiche und das Grab einzusegnen. Was mögen wohl die Umstehenden gedacht und ■; empfunden haben, als sie diesen großen Wohltäter der Menschheit, ihren geliebten Vater und Oberhirten, in die zwar würdige, immer jedoch dunkle und einsame Gruft steigen sahen? — Ich weiß cs nicht; doch glaube ich, daß Herr Zaki Bey, Richter von Assuan, der die Ehre hatte, nun die Leichenrede halten zu können, aller Gedanken folgendermaßen glücklich zum Ausdruck brachte: „Er ist nicht mehr! Weinet, ja beweinet erlern dahingeschiedenen Vater; eueren Hirten und eueren Fürsprecher beim Throne des Allerhöchsten, sagt ihm ein letztes Lebewohl! In die Gruft gestiegen ist, der aus Liebe zu euch Vater, Mutter und I alles, was ihm teuer war, verlassen; der keine Mühe gespart, um sich würdig zu feinem hohen Berufe vorzubeiten. Treu feiner Fahne, feinem göttlichen Vorbilde ähnlich im Gehorsam, eilte er voll Sehnsucht aus das für ihn bestimmte Arbeitsfeld, nach Afrika zu uns, während doch keine anderen, als die himmlischen Hoffnungen seine Füße beflügeln konnten. Zn uns, sagte ich, und ich wiederhole es: Mgr. Roveggio hat uns, wenn man überhaupt einen Unterschied in seiner allgemeinen Liebe finden kann, besonders geliebt. War es nicht Assuan dem er die schönste und größte Kirche in seinem Vikariate bis dato erbaute? Waren nicht wir es, die er unter den Schutz der unbefleckten Jungfrau stellte? Wer übernahm die Sorge für die gute und religiöse Erziehung unserer Jugend? Wer war es, der nur für uns zu atmen und zu leben schien! Er ist nicht mehr! Er ist soeben in die Gruft hinabgestiegen. Darum weinet, ja beweinet eitern dahingeschiedenen Vater, euern Hirten und eitern treuen Fürsprecher beim Throne des Allerhöchsten! Sagt ihm ein letztes. Lebewohl und bittet den Herrn der Ernte, daß er noch recht viele und recht eifrige Arbeiter in seine Ernte sende, denn so erfüllt ihr den innigsten Wunsch des teuern Dahingeschiedenen, den Gott mit einer herrlichen Krone im himmlischen Sion krönen wolle!" V- Die Anfänge öer Mijston von Kajango unter den Goto. Bericht des hochw. P. Anton Vignato an den hochw. P. General-Superior. Kajango, den 18. März 1904. Hochwürdigster Pater General! Endlich bin ich in der Mission im wahren Sinne des Wortes, so wie ich es erwartete und es mir seit langer Zeit wünschte! Das Dorf, indem wir uns befinden, ist nicht sehr groß, aber es hat eine besondere Wichtigkeit, weil es der Ort ist, in dem Kajango einer der ruhmreichsten und größten Sultane des Bahr-el-Ghazal regiert. In der Geschichte des Vaters des Kajango und der ©einigen wickelt sich ein großer Teil der Geschichte aller Volkstämme des Bahr-el-Ghazal von einem Jahrhundert her ab. Obgleich erst 14 Tage verstoßen sind, daß wir uns in diesem Lande befinden und sogleich ein Urteil über die Znknnst unserer Wirksamkeit abzugeben eine gewagte Sache wäre, so glaube ich doch versichern zu können, daß, wenn wir nur ein wenig Kenntnis der Landessprache hätten, wir sofort mit der Schule und dem Katechismus beginnen könnten; so gut sind wir von diesem Volke ausgenommen und so begierig ist es, die europäische Kultur anzunehmen. Ich kann sie versichern, daß wir das vollste Vertrauen der Leute des Dorfes genießen; sie kommen fortwährend uns zu besuchen, bringen uns, was sie haben und unseren Bedürfnissen dienen kann, natürlich in der Hoffnung, dann entsprechend bezcchlt zu werden. Zum großen Teile hängt unsere gute Aufnahme vom moralischen Einflüße ab, den der Sultan Kajango nicht nur in seinem Dorfe ausübt, sondern auch in denen der Umgebung, die zu seinem Sultanate gehören. Sicher ist sein Zweck, uns zu unterstützen nicht ganz uneigennützig; er wurde bereits von der Freigebigkeit unseres hochwst. Bischofs Geyer, der ihm auch noch anderes bei seiner nächsten Rückkehr versprach, mit schönen Geschenken belohnt. Dieses dient ohne Zweifel ihn uns geneigt zu erhalten. Aber, wenn das wahr ist, was ich glaube, erraten zu haben, so ist er auch stolz daraus, als erster am Bahr-el-Ghazal Europäer, die den Zweck haben, sein Volk zu unterrichten, aufgenommen zn haben. Schon öfter sagte er mir, daß wir eine Hütte für die Schule einrichten sollen und er selbst wolle kommen, lesen und schreiben zu lernen. Er denkt sogar daran, einen Schreiber als Sekretär für sich zu besorgen. Er hat deshalb vor einigen Tagen ein Tintenfaß verlangt. Er kommt fast täglich in unsere Hütte, entweder um zu essen oder einen Thee zn trinken, der ihm gar so gut schmeckt, besonders mit viel Zucker und um dann mit uns ein wenig zu plaudern und sich in guter Beziehung zu erhalten. Gestern habe ich mit ihm ans dem Arabischen in die Sprache der Golo ungefähr zwei Seiten des Katechismus übersetzt und er zeigt sich sehr zufrieden, was dies und jenes in der Golosprache heißt; so habe ich gestern auch die Gelegenheit gehabt, ihm mchreres zu erklären : Die Erschaffung der Welt, den Fall unserer Stammeltern _ und wie die Ursache allen Unglückes und aller Übel auf Erden die Sünden der bösen Menschen sind und andere Dinge unserer hl. Religion, wie: von der Hölle der Bösen, und dem Himmel der Guten, und er hörte mich mit großer Aufmerksamkeit an und sagte dann zum Schlüße: „Du sprichst wirklich die Wahrheit; deine Worte sind gerade ohne Lüge." Ich will damit nicht sagen, ihn so schon bekehrt zu haben, das läßt sich denken; er hat ein Dorf von Häusern und in jedem derselben wohnt eine seiner Frauen: Das, was wir jedoch glauben dürfen, ist nach dem Eindrucke, den er auf mich und die anderen macht, der, daß er sich unserer Wirksamkeit nicht widersetzen wird, sondern vielmehr seine Kinder und auch seine übrigen Leute in die Schule schicken wird. Er hat ungefähr 30 Soldaten unter sich, die jedoch gar nicht unterrichtet sind. Nachdem er aber gehört hatte, daß ich früher Soldat war, will er, daß ich sie unterrichte, was ich auch gerne täte, wenn ich das Kommando in türkischer Sprache wüßte, um so zu verhindern, daß irgend ein mohamedanischer Korporal konunt, um sich hier festzusetzen. Er ist ein vom Volke sehr geliebter Mann, denn er ist sehr spaßhaft, und hält die ganze Gesellschaft in Heiterkeit. Manchmal bringt er die Leute auf diese Weise mit seinen Scherzen zu so heftigem Lachen, daß es scheint, als ob sie besessen wären. Übrigens glaube ich, daß eine der Hauptbeschäftigungen seines Volkes diese ist: zu plaudern und zu lachen, vom Morgen bis zum Abend u. z. bis sie eingeschlafen sind. Die Erde zu bebauen, Wasser zu holen, die Kinder zu erziehen, die Durrah zu bereiten u. s. w. ist Beschäftigung der Weiber. Das Lachen hat, wie ich glaube, in der Sprache und den Gebräuchen des Landes irgend eine besondere Bedeutung; so machte z. B. der Br. August in den letzten Tagen einige Sachen, die uns notwendig waren. Es ist kaum denkbar, wie viel Neugierige er um sich hatte, die jeden Augenblick in ein lautes Gelächter aufschlugen. Unter anderen Dingen machte er einen Stall für unsere Hühner. Beim Anblicke dieses sonderbaren Dinges gerieten alle in Erstaunen: zuerst bewunderten sie es stillschweigend, dann sing einer an zu lachen und den Kopf zu schütteln und diesem ahmten alle mit einem solchen Lärme nach, daß es einem vollständigen Orchester glich. Diese Arbeit gefiel auch dem Sultan so sehr, daß er einen solchen Stall auch für seine Hühner wollte. Wenn wir ein wenig eingerichtet sein werden, wird es ein Glück für uns sein, Brüder zu haben, um verschiedene Werkstätten eröffnen zu können; gewiß werden hier nicht solche fehlen, welche Handwerke erlernen möchten. * * * Wir entnehmen einem andern Briefe desselben?. Vignato vom 29. April noch diese andern Nachrichten: Deo gratias et Mariae! Dank sei Gott und Maria! Heute habe ich das erste Kind getauft, das sich in kurzer Zeit mit den Engeln des Himmels vereinigen wird, um für seine armen Brüder zu beten. Dies ist die erste Frucht der Hausapotheke, welche ich in Kairo gekauft habe. Wie das geschehen, will ich hier in kurzem berichten. Da wir uns in dieser Zeit schon ein wenig die Zuneigung und das Vertrauen in diesem und in den Nachbardörfern erworben, so kommen die Leute zu uns um Medizinen und bringen manchen Kranken mit sich. Eines Tages schickte ein Scheich, der ungefähr zwei Stunden Weges von uns entfernt ist, ein Kind von ungefähr drei Jahren, das schwer krank war, zu uns, damit ich es heile. Obgleich es ein schwerer Fall war, so gab ich ihm doch ein wenig Medizin. Das Kind hatte eine starke Lungenentzündung mit beständigem Röcheln verbunden, das es mit jedem Augenblick zu ersticken drohte. Obwohl wir alle drei die große Gefahr erkannten, ließen wir das Kind, da es noch ziemlich lebhaft war, wieder nach Hause tragen nnd vereinbarten uns mit den Angehörigen dahin, daß sie es mir nach zwei Tagen wieder vorstellen würden. Gestern am dritten Tage sah ich noch niemanden und nahm mir deshalb heute morgen, weil ich für das Heil dieser Seele fürchtete, einen dieser Orte kundigen Führer und ging gleich nach der hl. Messe zum Dorfe des Kindes. Unterwegs traf ich den Scheich, der mich besuchen kam; sogleich befragte ich ihn nach dem Befinden des Kindes, aber er antwortete mir, daß bereits alles unnütz sei, denn es sei nahe daran zu sterben. Ich sagte ihm, daß ich in jedem Fall das Kind sehen wolle und so kehrte er denn mit mir zurück und führte mich zur Hütte des Kranken. Armes Kind! Das Leben hing nur mehr au einem Faden, der notwendig war, um es zu retten: ich ließ mir ein wenig Wasser bringen und taufte es, indem ich ihm den Namen Franz Maria beilegte zu Ehren des hl. Franz Ziaver, des Schutzpatrons unserer Mission und zu Ehren des hochwürdigsten Bischofs Franz A'aver Geyer, dessen Namen er führt und den es gewiß freuen wird, da es die erste Frucht der ersten Station ist, die er gründete. Wenn sich Gottes Barmherzigkeit unser bedienen will, so glaube ich, daß ich nach kurzem die hl. Taufe einem Greise, der schwer krank ist, den ich öfters besuche und der gern von Gott sprechen hört, spenden kann. Er hat aber leider zwei Frauen; doch die Gnade Gottes, welche fortiter ,et suaviter — kräftig und sanft — wirkt, wird über jede Schwierigkeit den Sieg davontragen. Was unsere Wohnung und das Bauen betrifft, so sind wir bereits auf gutem Punkt angelangt. Wir haben schon sechs schöne Hütten gebaut, zwei von ihnen sechs Meter lang und acht Meter breit, die andern vier Meter lang und breit, außerdem noch eine größere Hütte für das Vieh und eine andere für die Hühner. Wir haben alles mit einer großen Mimosenhecke umgeben und einen über vier Meter tiefen Brunnen in den eisenhaltigen steinigen Boden mit Hilfe von Hacken gegraben. Zwischen den Hütten haben wir einen Platz für einen geräumigen Hof gelassen, der zu seiner Zeit sehr gut zum Spiele für die Schulkinder dienen wird. .Wenn uns Gott der Herr Gesundheit und Sie, hochw. Pater, uns tüchtige Missionäre schicken, so daß wir wenigstens fünf sind, so werden wir bald die Schule eröffnen können und bei der Jugend ein wenig Gutes wirken. -------- ----------------------------------- #m Kerzen Mikas. Auf der Forschungsreise zu einem für den Glauben empfänglichen Volke. Bericht des hochw. P. Karl Tappi, F. S. C. Weg führte durch einen dichten Wald, der manchmal sehr reizend war; der Boden war auf der Anhöhe von mehreren Tälern durchkreuzt, welche in der Regenzeit in Gießbäche umgewandelt werden. Um 93U Uhr kamen wir nach Paln, einer Häusergruppe der Golo. Die Golo sind ein hübscher Volksstamm von kupferroter Farbe, von schön geformtem Körperbau und lieben cs, sich gut zu kleiden und gut zu wohnen. In diesen Gegenden sind die Hütten immer mit einer starken und hohen Einzäunung oder Mimoscnhccke aus langen und stacheligen Ästen umgeben. Die Hütten sind geordnet und symetrisch in zwei Reihen angelegt; wie alle andern, sind auch diese kegelförmig, aber die Mauer, die meistens als Wand dient (manchmal gebrauchen sie eine Matte) ist ziemlich hoch und auch die Türe ist breit und hoch, so daß man mit mehr Bequemlichkeit hier eintreten kann als an anderen Orten. Unter dem Speicher, der so gebaut ist, wie ich ihn bei den Bongo beschrieben, ist der Ort für die Morraka oder Handmühle. Unter anderen (Fortsetzung. sah ich eine besonders schöne, welche aus einem gut zementierten Behälter bestand, um den drei kleinere Mühlen standen; im Behälter war der Korb, der das Mehl der Durrha, welches in den drei kleinen Mühlen gemahlen wurde, aufnahm. Solche Morraken befinden sich immer unter einer Hütte, welche, wie ich sagte, als Speicher dient, weshalb die Weiber, welche dort arbeiten, im Schatten stehen. Ich nahm auch eine Grube wahr, welche nicht weit von den Hütten sich befand, die sicher für den Kehricht diente: auch dies ein Zeichen der Kultur der Golo. Um 11 Uhr kommen wir nach Abu-Sakka, wo wir heute zu bleiben gedenken; wir treffen drei Männer mit Remingthon-Gewehren bewaffnet. Während bei der Annäherung des hochwürdigsten Bischofs der Bruder des Häuptlings ihn im Namen des abwesenden Häuptlings willkommen heißt, feuern jene drei zwei Begrüßungsschüsse ab und wir-begeben uns sogleich zu den Hütten der Regierung. Von Dakongo bis hieher hatten wir uns nach Nord-West gewendet und jetzt waren Nr. 8 Stern der Neger Seite 235 wir von neuem auf dem Weg von Dem-Ziber angelangt. Der Häuptling von Abu-Sakka hatte in seinem Dorfe zur Aufnahme der Regierungsleute zwei große Hütten gebaut, bereit Wände mit Schilf durchflochten waren, diesen gegenüber waren noch zwei gewöhnliche Hütten für die Küche bestellt. Wir fanden dort drei Angareb und einen großen Sessel. Die Angareb, oder wenn man sie Betten nennen will, bestehen aus einem Geflecht von Streifen einer Ochsenhant; obgleich sie nicht sehr weich sind, haben sie jedoch große Widerstands- Unter ihnen war die in Quadratform gebaute Hütte des Häuptlings bemerkenswert; sie war innen und außen übertüncht nnd hatte schöne Türpfosten von regelmäßiger Form; das Dach wurde von Pfosten getragen, welche die Mauer umstanden. Bemerkenswert war auch noch, daß die erste Frau des Häuptlings einen eigens abgeschlossenen Raum bewahrte. Unsere Leute wurden von den Weibern von Abu-Sakka mit einer Schüssel Madida (eine Art Polenta) nnd einer kleineren Mollä (ein Gericht) bedient. Ein jeder bekam einen gerechten Anteil, nämlich eine Der neue Jriedbof in JI$$uan. fähigkeit. Der Sessel war so ungeheuer groß, daß er sicher auch unseren Urgroßeltern gefallen hätte, wenngleich der Sitz ebenfalls aus solchen zähen und wenig dehnbaren Lederstreifen gemacht war. Angareb und Sessel solcher Art fanden wir auch anderswo, so daß man annehmen kann, daß eine solche Mode in diesen Ländern im Gebrauch ist. Die Häuser von Abu-Sakka standen in geringer Entfernung von denen der Regierung und außer der gewöhnlichen Mimosenhecke, waren sie noch mit einem zweiten äußeren Zaun aus Stroh umgeben, so daß die Hütten den Augen der Fremden vollständig verborgen blieben. Portion, die für viere von uns hingereicht hätte, diese aber hatten sie in einer Viertelstunde aufgezehrt. Der hochwst. Bischof teilte hierauf reichliche Gaben an jene armen Leute aus, welche sich sehr abmühen mußten, um so vielen Leuten Speise und Trank zu verschaffen. Die Leute von Abu-Sakka mußten ungefähr eine Viertelstunde Weg zurücklegen, um zu ihren Brunnen zu gelangen, denn sie hatten deren nur zwei. Wir begaben uns am Abend dorthin. Die beiden Brunnen dürften gegen zwei Meter tief gewesen sein, aber das Wasser war jedoch nur einen halben Meter tief; das Wasser hatte eine weißliche Farbe, wie über- Haupt das Wasser in fast allen Brunnen dieser Gegend. Im Brunnen unten stand ein Mann, der auf einer Leiter stehend das Wasser schöpfte, um es einem Weibe zu reichen, das oben stand; seinem Anssehen nach dürfte er vorher darinnen ein Bad genommen haben, doch schien der Geschmack des Wassers dadurch nicht verschlechtert worden zu sein.----------- 20. Februar. Die Träger sind heute morgen eine gute halbe Stunde vor uns fortgegangen, wir machten uns um 6 3/4 Uhr auf den Weg. Das Land bot eine beständige Abwechslung von Hügeln und Tälern dar, die ersteren mit Wäldern bedeckt, die letzteren zum Teile mit hohem Grase bewachsen. Die Landschaft wechselt in jedem Augenblicke ab und wir begegnen Überbleibseln von Hütten, umgeben von kahlen Stellen, ehemaligen Feldern, welche zum Anbau durch Abweiden und Verbrennen der Pflanzen, welche sie einnahmen, vorbereitet wurden. Hier hatten sich zuerst die Leute von Abu-Sakka niedergelassen, um den Verfolgungen und Raubzügen der Njam-Njam zn entfliehen; da sie aber für den Anbau der Durrah einen weniger geeigneten Boden fanden, verließen sie diesen Ort, um weiter nach Südost vorzudringen, wo wir sie gestern fanden. Um QVa Uhr überschreiten wir einen Bach, an dessen Ufer eine Schwarze war, die ehrbar gekleidet, das Wasser, wie es hier der Brauch ist, mit einer Kürbisschüssel schöpfte, um es dann in ihre Borma oder Gefäß zu gießen; nicht weit davon kommen einige Hütten ohne Umzäunung zum Vorschein. Wir treten unter ein neues Volk, die Emdoko, welche mit den Dschur einige Ähnlichkeit haben. Der Weg führt abwärts und wir gelangen um 103/4 Uhr zu einer kleinen Gruppe von Hütten, wo uns ein Dutzend mit Gewehren bewaffnete Männer militärisch empfängt. Ein Trompeter stößt in sein Horn, die Männer feuern Begrüßungssalven ab und präsentieren dann das Gewehr, währenddem der Trompeter eiligst zur Residenz des Limbo, des großen Häuptlings der Emdoko läuft, der einige Minuten weiter entfernt wohnt. Ans demselben Grunde wie der Abu-Sakka befindet sich auch Limbo in einem neuen Lande, wo vor vielen Jahren (und die Landkarten bezeichnen es heute noch) die Zeriba (Umzäunung) Biselli war. Um zum Dorfe zu gelangen, steigen wir in den alten Graben, überschreiten durch eine Bresche die Umzäunung und siehe da, vor uns stehen zwei schöne Hüttenreihen, und im Zwischenräume eine lange Reihe mit Gewehren und Lanzen bewaffneter Neger, die ein junger Neger anführt, der wie ein Unteroffizier gekleidet ist und an der Seite eine englische und eine ägyptische Fahne trägt. Sobald der Bischof zn den ersten Soldaten kommt, bläst der Trompeter nochmals sein Be-grüßnngslied, die Gewehre werden entladen und präsentiert, der junge Kommandant tritt vor und heißt ihn im Namen des Sultans, seines Vaters, willkommen. Der Sultan erwartete uns in der Regierungshütte, welche ein wenig über dem umliegenden Erdboden erhöht war, da aber deren Wände nur Matten waren, so war sie ein wahrer Backofen mit heißer Temperatur. Er war nach arabischer Art gekleidet: Pluderhosen, Jacke und einen Tarbusch am Kopfe; er wollte uns mit einer gewissen Snltan'schen Würde empfangen und da er uns wie Engländer behandelte, ließ er uns Tee bringen. Während wir ihn ruhig einnahmen, um die Komplimente Limbo's nicht zu verletzen, der mehr mit den Augen als mit den Worten seine Zufriedenheit kundgab, kam man uns sagen, daß die Truppe noch immer in ,Habt Acht' stand, in Erwartung einer feierlichen Musterung von Seite des Bischofs. Wir gingen sodann hinaus und der hochwst. Monsignor schritt vor allen diesen Lenten her, welche so ungefähr den größten Teil der Untertanen Limbo's vorstellten. Ich zählte zwanzig Mann mit Gewehren bewaffnet; alle Arten waren vertreten: Remingthon, Lobel (von Marchand) bis zn den ältesten Gewehren, die durch Kapsel entzündet werden. Dann kam eine Reihe von zwanzig Burschen, die nach der größeren oder geringeren Anzahl der Kleidungsstücke, die sie besaßen, geordnet waren. Endlich gegen fünfzig Ulanen, natürlich ... zu Fuß. Die Burschen waren fast alle Kinder Limbo's, der wie alle Häuptlinge dieser Gegenden mehrere Weiber hat. Er hat sich eine schöne, quadratförmige Hütte gebaut, so wie jene, die ich von Abu-Sakka beschrieb ; außerdem ist sie innen mit einer Art schwarzem Zement übertüncht, der sich int Bette gewisser Flüsse vorfindet; in derselben Weise übertüncht trafen wir auch drei Gräber, über die ein Wetterdach war, wie man sie hie und dort im Dorfe zerstreut findet. Der Tod hatte in kurzer Zeit mehrere Opfer gefordert und Limbo schrieb dies der ungesunden Gegend zu, weshalb er auch schon angefangen hat, das Dorf ein wenig nach West gegen den Fluß Ghetti zu verlegen. Die Emdoko des Limbo wollten an diesem Tage zu unserer Ehre ein Fest feiern und da jedes afrikanische Fest außer im übermäßigen Trinken auch im Tanzen besteht, bis man nicht mehr kann, so versammelten sich die Emdoko gegen Abend um ihre Musik, um zu tanzen. Die Musikinstrumente bestanden ans zwei Trommeln, eine größere und eine kleinere und aus zwei Arten von Zimbeln mit Tasten versehen, eine jede derselben hatte ihren eigenen Schallkörper, der aus einer langen Kürbisschale bestand. Auf die Metalltasten schlugen sie mit Hämmerchen aus Holz. Während des Tages wurde der Ball nur von Tänzern unterhalten; am Abend kamen auch nach und nach Tänzerinnen, um sich von den täglichen Arbeiten des Getreidemahlens auszuruhen. Die Tänzer der Emdoko sah ich wiederum bei den Dschur und bei den Golo, aber ich konnte ihre Geberdenkunst nicht gut wahrnehmen, weil sie im Dunkeln tanzen mit einer mehr langweiligen Musik und man deshalb nicht bemerken kann, wie der Rhythmus mit den Bewegungen der Tanzenden übereinstimmt. Der Trompeter, welcher während des Tages alle Zeichen gegeben hatte, gleich als ob die Residenz des Limbo ein Feldlager ober eine Kaserne wäre, blies auch in der Nacht zur Zusammenkunft und zur Ruhe, aber ich glaube, daß dies letzte Zeichen bei den Leuten dieses Landes das Gegenteil von dem bedeutet, was es bei den Soldaten bezeichnet, wenigstens die Wirkungen waren dieser Art. Bei Limbo kam uns der Herr Forstinspektor Leo Franko entgegen, der sich zu unserer Verfügung stellte und uns als Führer und Lehrer auf einem großen Teile unserer Reise diente; er bereicherte uns auch mit nützlichen Kenntnissen über die Flora des Landes, die so herrlich schön vor uns gelegen ist! III. Unter den Bahrn. — Lin guter Alter. — Nachrichten über diesen Dolfsftamm. — 3m Walde. — In Kajango. — Zwischen den Hügeln. — von Satt nach Dem Gho-naui. — Die Festen der Sklavenhändler. — Die Ranbzüge der Njam-Njain nnd ihre Folgen. 21. Februar. Um 7 Uhr reifen wir ab. Das Land ist noch immer schön und hügelig. Wir besteigen eine Art Hochebene, zwischen Hütten der Emdoko und der Golo. Um 83/.i Uhrkommen wir zu den ersten Hütten des Morgan Gali, eines Häuptlings der Bahre, wo die ersten Flintenschüsse abgefeuert werden, und wir empfangen die Begrüßungen des alten Onkels des Morgan; es ist dies ein guter Alter mit grauen Haaren, mit einem großen Hemde bekleidet, das er mit einer roten Binde gegürtet hat und am Kopfe trägt er einen Strohhut. Das, was mir an ihm am meisten gefiel, war seine Gutmütigkeit, die sich öfter durch gefälliges Lächeln kundgab. Zehn Minuten weiter entfernt, vor einer schönen Häusergruppe der Bahra, erwarteten uns vier Männer, von denen der eine, rot gekleidet, bei unserer Ankunft einen Begrüßungsschuß abfeuerte und hierauf in vollem Laufe zum nächsten Dorfe eilte, um sich an die Spitze vieler Leute zu stellen, welche dort in Reih und Glied standen. Es war dies der Häuptling Morgan Gali selbst, der auf diese Weise seine Freude über unsere Ankunft kundgab. Die Bahra unterscheiden sich wenig von ihren Nachbarn, sei es in ihrem Gesichtsausdruck, als auch in der Weise, ihre Hütten zu bauen. Das Dorf des Morgan Gali liegt am Ufer des Ghetti. In diesem Bache wie in den anderen fließt das Wasser nicht beständig in der trockenen Jahreszeit, es gibt jedoch lange Strecken, wo man es immer im Überflüsse vorfindet und es ist besser zum Trinken als jenes der kleinen Brunnen der Eingeborenen. Einige nehmen an, daß die Bahra eine kleine Kolonie der Bari des Bahr-el-Gebel seien. Wenn dies der Fall ist, so haben sie ihre Stammesgenossen nicht wenig überflügelt; dieses wäre der Nähe fleißiger Volksstämme zuzuschreiben, die sie dahin gebracht hätten, die erbliche Faulheit der Bari mit ihren schlimmen Folgen der Hungersnot und der Krankheiten abschütteln. Um 1 Uhr Nachmittags verlassen wir die Bahra nnd setzen den Weg gegen Nordwest fort. Das Land wird immer waldreicher; obgleich die hohen starken Bäume hier keine den Sonnenstrahlen undurchdringliche Wälder bilden, wie es in anderen Teilen der Fall ist, so geben sie doch durch ihre Manigfaltigkeit und Größe den Begriff einer außerordentlichen Vegatation. Wenn es der Regierung gelungen sein wird, durch den Bahr-el-Ghazal fahrbare Straßen zu eröffnen, so wird der Sudan aus dieser Provinz ausgezeichnetes Werkholz gewinnen können, das es jetzt mit großen Auslagen aus Europa beziehen muß. Um 5^2 Uhr Abends kommen wir zu einer herrlichen Ebene, auf der sich die Hütten von Kajango erheben. Auch dieser große Häuptling der Golo empfing uns mit militärischen Ehren. Ich übergehe die Beschreibung dieses Dorfes, da dortselbst eine Mission für die Golo eröffnet wurde und meine Mitbrüder, die dort wohnen, bessere Beschreibungen machen könnten. Kajango liegt in kurzer Entfernung vom Akuti, einem Bache oder Flüßlein, ein wenig kleiner als der Ghetti. (Fortsetzung folgt.) Warum öle Katholiken Kl. L. grau so sehr lieben und verehren. VmckJoh. Schweiger. drängt mich zu dem Artikel über Marien-6X9 kultus in der deutschen Literatur (Heft 5) noch einige Worte hinzuzufügen: Mehr denn je werden die Katholiken wegen der Verehrung Mariens angegriffen. Sollen wir darauf Antwort geben? Wer die Augen offen hält um zu sehen, wird finden, daß die Antwort in großartigster Weise in allen Teilen der Erde erteilt wird. Fast in jedem Monate des Jahres, insbesondere in diesem dem Jubeljahre erscheinen neue Schriften in allen Sprachen, welche die Verehrung der lb. Frau zum Inhalte haben, ihre Schönheit Preisen, ihre Macht und Güte loben, zum kindlichem Vertrauen auf ihre Fürbitte ermuntern und ihre so schönen Tugenden zur Nachahmung empfehlen. Und diese Schriften finden überall Aufnahme, bei Hohen und Niederen, bei Reich und Arni. Die alten Sänger der himmlischen Minne*) scheinen in unseren Tagen wieder aufzustehen. Die Kunst arbeitet mit Pinsel und Meißel für die Verehrung der Mutter Gottes. Auch die Tonkunst bleibt nicht zurück im Wetteifer für die Verherrlichung der Königin des Himmels; der gute Katholik fragt nicht lange, warum er Maria liebt und verehrt und sie um ihre Fürbitte anfleht. Die Liebe zur gebenedeiten Mutter ist ihm angeboren. Mit der Liebe zu Jesus seinem göttlichen Erlöser ist ihm auch die Liebe zu seiner hochgebenedeiten Mutter eingegossen worden. Da er als kleines Kind auf seiner Mutter-Schoß von ihrem Munde den süßen Namen Jesus vernommen und nachgestammelt, hat er auch den süßen Namen Maria gehört. Jesus und Maria, das sind die ersten süßesten Namen, die mit dem Vater- und Mutternamen vereinigt zuerst von des katholischen Kindes Lippen ertönen. Die ersten Gebete, welche das kath. Kind von der Mutter lernt und stammelnd zum Himmel sendet, sind das Vaterunser und Ave; es hört von einem Vater im Himmel und kann sich nicht denken, daß es nicht im Himmel auch eine Mutter habe. Es lauscht begierig den Reden der Eltern, wenn sie von der lb. Himmelsmutter erzählen; es legt sich nicht nieder ohne dem Himmelvater und der Himmelsmutter „Gute Nacht" gesagt zu haben. Es sieht das Bild der Mutter Gottes neben' dem Kreuze in der Ecke des Zimmers, wo die Lampe brennt und Vater und Mutter mit ihm beten; sieht am Altar in der Kirche das Bild seiner gebenedeiten Mutter hängen und die Gläubigen davor beten; es sieht unter der schattigen Linde am Wege das Bild der Gottesmutter mit dem holden Kindlein, bekränzt mit Blumen und Bändern und von einem süßem Gefühle ergriffen, das sich das Kind selbst nicht erklären kann, stimmt es fröhlich jubelnd der lieben Frau ein Loblied an. So wächst bei dem kath. Kinde die Liebe und Verehrung zur Gottesmutter mit auf; so wird bei dem Katholiken die Liebe und Verehrung zur Mutter Gottes zur zweiten Natur. Er fühlt es, daß er die Mutter seines Erlösers auch zu seiner Mutter hat, daß sie ihm und daß er ihr gehört. Dieses angeborne Gefühl kindlicher Liebe zu Maria, sagt einer der hervorragensten katholischen Denker, hat seine Wurzel im wahren Glauben. Darum verstehen auch unsere getrennten Brüder nichts von dem, was wir Katholiken zur Ehre Mariens sprechen und tun. Sie können nicht begreifen, daß unsere Verehrung gegen die aller- *) Liebe. Nr. 8 Steen der Neger Seite 239 seligste Jungfrau eine ganz besondere ist, tiefer stehend als die Verehrung Gottes, welchen wir ja anbeten, aber höher stehend als die Verehrung gegen die übrigen Heiligen. Sie können nicht begreifen, daß es für uns eine wahre Wonne ist, Maria zu ehren, zu lieben und zu ihr unsere Zuflucht zu nehmen, wie es einem Kinde ganz natürlich ist, mit wahrer Herzenslust seine eigene Mutter zu ehren, zu lieben, bei ihrem Mutterherzen Trost und Hilfe zu suchen. Schon ihre Sprache, welche gewöhnlich der Ausdruck der Gefühle des Herzens ist, verrät sie. Sie nennen Maria niemals Mittler, sondern nur „die Maria", höchstens die Jungfrau. Diese Lieblosigkeit gegen die gebenedeite Mutter des Herrn suchen sie mit dem Evangelium zu entschuldigen, welches so wenig von Maria und ihrem Lobe spricht. Aber sie bedenken nicht, daß in diesen wenigen Worten eine^Welt voll hoher Geheimnisse verborgen liegt. Der religiöse Irrtum hat leider fast immer den Hochmut zur Quelle. Der Hochmut kann aber nie die Demut, diese himmlische Tugend begreifen. Darum' kann auch der Irrtum das demütige, verborgene Leben der allerseligsten Jungfrau nicht verstehen; er kennt nicht, daß Maria die erste und treueste Schülerin ihres göttlichen Sohnes in der Übung der Demut und der Selbst-verläugnung gewesen ist. Weil nun unsere getrennten Brüder diese Verdemütigung der allerseligsten Jungfrau, die doch die Quelle ihres höchsten Ruhmes ist, nicht begreifen können, so nehmen sie auch Anstoß an der Ehre, die wir Katholiken ihr mit Recht erweisen. Sie nennen unsere Andacht zu Maria abergläubisch; sie bilden sich nicht wenig ein, daß sie von all' dem nichts tun, was wir der gebene- deiten Gottesmutter an Ehre erweisen und verschließen sich so selbst eine jener Quellen, aus welchen der Katholik in den trüben Stunden des Lebens den süßesten Trost und die mächtigste Ermunterung schöpft. Darum ist auch in jenen Ländern und Gegenden, wo der Irrglaube herrscht, für ein katholisches Herz das Leben so öde, so liebeleer, so kalt. Wie in einem Hause, in dem die Mutter nicht mehr lebt und waltet, alles öde und kalt ist und die Kinder gar oft entarten, so ist es auch, wo der Irrglaube herrscht. Eben dieses Leben ohne die himmlische Mutterliebe Mariens ist auch die Ursache, daß viele unserer getrennten Brüder in das trauliche Hans in die katholische Kirche zurückkehren. Bei Katholiken darf es stets als Zeichen angesehen werden, daß wenn die Liebe zur Gottesmutter erkaltet, die kostbare Gabe des Glaubens ebenfalls in Gefahr schwebt verloren zu werden. Wir Katholiken nennen Maria unsere Mutter und mit Recht; denn als Mutter des Erlösers ist sie auch Mutter aller Kinder des Erlösers. Maria ist ferner mit Recht eine Mutter aller Kinder und Glieder des Erlösers Jesu, weil sie Kapelle und im Bau begriffenes Missionshaus in Eul. durch ihre Liebe zu deren geistiger Geburt mitgewirkt hat. Maria war Mutter, aber Mutter des Erlösers, des Schlachtopfers, der sich für unsere Sünden hingab. Maria war eine Mutter, aber eine Mutter des Sohnes Gottes. Was bei dem Leiden und dem Tode in ihrer Seele vorging übersteigt alle Schmerzen, wie das Meer alle übrigen Gewässer an Ausdehnung und Tiefe übertrifft, sie ist deshalb auch die Mutter der Schmerzen. Maria ist als Mutter Jesu unsere Mittlerin und Fürsprecherin bei ihrem Sohne wie der Sohn bei dem Vater, ja sie führt sowohl beim Vater und Sohne das Geschäft unseres Heiles. Und eine solche Mutter sollen wir nicht lieben und verehren ? Kleine Unterhaltung mit den Kchilluk. Von hochw. P. Bernard So I) n en F. S. C. T7 nut, jal duong! ? Du bist, du bestehst, großer Mann, — d. h. dir geht's gut. So grüßt JI der Schilluk, indem er die flache Hand gegen den Begrüßten aushebt. — Nach Schilluk-Sitte antworte ich mit einem ausgedehnten, kalten, hm! ich bin da. Du bist; du bist gekommen! — Darauf antwortet mein Gast mit derselben Ruhe und Würde: ich bin gekommen, ich besuche dich; dich erhalte der Herr I Und ich : hm, dich bringt der Herr daher! — Jetzt sängt mein guter Gast an: Du bist mein Freund, du bist groß; du du bist gut; mein Inneres ist sehr süß (— zufrieden) mit dir, mein Freund! Darauf folgt dann das unbedingliche: ya kwajo —ich bitte — oder kürzer totian, gib mir Perlen, — ich hab keine! — gib mir Eisen — ist nichts mehr da! „Gib mir ein Kleid! Du bist doch groß, ein sehr großer Mann! warum gibst du mir denn nichts." „Dein Kleid ist doch noch gut, und wenn es zerrissen ist, komme arbeiten, dann bekommst du ein schönes Kleid." „Ah! mein Inneres ist so süß mit dir; und dein Inneres ist sehr bitter gegen mich. Du verweigerst mir ja alles." „Ich bin sehr zufrieden mit dir, du bist ja mein Freund wie alle Schilluk." „Also gib mir ein . . . ein ..." — Dann steht er da und denkt und sucht, was noch wohl da wäre zum betteln. Jetzt fangen die Lobsprüche wieder von vorne an, und noch schönere und herrlichere findet er heraus; man wird bis in die Sterne geschmiedet. Sieht der arme Gast, daß ihm auch dieses nicht viel fruchten will, dann sagt er: ya cada fac, d. h. ich geh nach Hause; dies ist der gewöhnliche Abschiedsgruß der Schilluk, wie ruan bei uns zu sagen pflegt: Adieu! leb wohl! u. dgl. Antwortet man ihm nach Schilluksitte: „geh!" oder falls es ein Alter ist: Dich führe der Herr!" Dann stoßt er ganz verblüfft die Faust auf den Mund und dreht den Kopf so schelmisd) auf die Seite und sagt: jal duong! (großer Mann), wie, was, ich gehe, ich gehe wirklich!? d. h. und du hast mir noch nichts gegeben? Dann fängt mein Gast wieder von Neuem an und zählt alle seine Herzcnsanliegen wieder auf: „Ein Wort in meinem Innern sagte (d. h. ich entschloß mich) geh! und besuche den großen Mann, er ist gut, er ist großmütig, er ist Herr über viele Sachen, er wird dir ein Geschenk geben. Sd)enke mir einen Spiegel, eine Straußfeder, wenn ick) dann in mein Dorf komme, dann werden mich alle fragen, wer hat dir den Spiegel gegeben; und ich werde antworten: Mir hat ihn der Pater gegeben; und alle werden sagen: der Pater ist gut, er ist groß, er ist unser Freund, den wollen wir besuchen." „Jetzt bin id) müde vom Bitten" — fährt er nach einer Weile fort — „ich geh nach Haus", und schlägt sich etwas unwillig auf die Brust. In Gottes Namen geh nur, denke ich mir oft, so habe ich doch einen Plagegeist weniger. Das Betteln bei den Schilluk ist eine allgemeine, alltägliche Sitte, vom König und seinem geehrten Ministerium angefangen bis zum kleinsten herunter; alle betteln wie und wo sie können, mit dem einzigen Unterschied, daß je größer der Würdenträger ist, desto mehr Recht glaubt er am Betteln zu haben und desto beanspruchsvoller ist er. „Das ist aber doch nicht schön, daß ihr Schilluk immerfort so viel bettelt." „Ya kobkenea, d. h. ich sage so — fängt mein Gast in feierlichem Tone an, — gi ocollo, d. h. Sitte der Schilluk. Der Schilluk bittet um alles, (auch untereinander), er bittet um deine Lanze, bittet um die Perlen, bittet um dein Kleid, bittet um deine Schuhe, bittet um dein Armband, nur um die Zähne im Munde bittet er nicht, sonst alles, nichts ausgenommen, und wenn es der Schilluk dem anderen verweigert, ist er kein guter Mensch." Dies kommt auch in Wirklichkeit so vor. Erhält ein armer Tropf nach fünf Tage langer für die Schilluk verhältnismäßig schwerer Arbeit sein Kleid, das ist, einige Meter langes weißes Tuch, so knüpft er auf der Stelle zwei Enden desselben zusammen und hängt es timt der linken Schulter herab um den Leib herum; und so ohne den Mode-Schneider geplagt zu haben, in bett feinsten Anzug, den sich ein Schilluk vorstellen kann, gekleidet, tritt der überglückliche Schilluk seinen Heimweg au. Begegnet ihm am Wege Jemand, dem es nach dem weißen Kleide gelüstet und sich deshalb vor ihm hinwirst und sagt: „Du bist groß, du bist freigebig und großmütig, so zieht er augenblicklich seinen Anzug über den Kopf und reicht ihn dem Bitt-Prahlhans mit den Worten: „Da, nimm!" Und er geht in seinen schwarzen Adamshosen nach Hause, so wie er vor fünf Tagen zur Arbeit gekommen war. Nur um den Ruf, großmütig und freigebig, zu besitzen, lassen sich diese Naturkinder alles gefallen, und geben alles her, um ihren Stolz zu nähren. Hat Jemand etwas erhalten, so geht er seinen Weg. Keiner denkt an das Geschehene mehr zurück; Erkenntlichkeit besteht hier nicht. Indessen gesellt sich ein Halbdutzend Schwarzhäuter zu den um utich Versammelten. Keiner bekümmert sich um die Neuangekommenen, das Gespräch geht in vollem Laufe weiter. Einstweilen hocken die Frischgekommcnen still und ruhig ohne ein Wort zu sagen auf den Boden nieder. Kommt das Gespräch zu einem kleinen Absatz, oder zu einem längeren Atemzuge, dann brechen die zahlreichen Begrüßungsformeln los ; jeder Einzelne grüßt jeden Einzelnen, und zwar die schon Anwesenden grüßen die Neuangekommenen zuvor. Der Eine sängt mit leiser, ernster, tiefer Stimme an: Yohr, (Name) i mit: du bist; — der antwortet mit einem tiefen kaum vernehmbaren brummenden lim! — dann wendet sich derselbe an den zweiten Neuangekommenen. Deng, (Name) i mit — hm! Dann an den dritten und so der Reihe nach und wären auch zwei Dutzend da, alle würden einzeln bei Namen genannt und gegrüßt werden; dabei schaut keiner der sich begrüßenden den anderen an, sondern ein jeder schaut ernst für sich hin auf den Boden. Hat der erste der Anwesenden die Neuangekommenen der Reihe nach begrüßt, dann hebt der zweite an, die ganze Reihe einen nach dem andern zu bewillkommnen. — Ist einer aus fürstlicher Familie zugegen, die sich von den anderen Schilluk einzig und allein dadurch unterscheiden, daß sie im Bitten und Betteln beanspruchsvoller und durch eine gute Portion Hochmut und Stolz mehr aufgeblasen sind, sonst sich aber durch kein besonderes Kennzeichen unterscheiden, so nähert sich der Schilluk ehrfurchtsvoll bis auf 5—6 Schritt, legt seine Lanze, Spieß und Keule, die sie gewöhnlich stets bei sich tragen auf den Boden, dann kniet oder besser hockt er nieder, streckt die Hände auf das Knie aus und ernst und finster mit den Augen zu Boden starrend sagt er: Kayo ! (Herr I) Der Große (Fürst) antwortet durch das gewöhnliche hm! i bi, du bist gekommen — und richtet einige Fragen, wie: woher kommst du? was machst du? an ihn; welche mit großem Ernst und Ehrfurcht beantwortet werden. — Und dann geht jeder seines Weges. Die Gesellschaft wird so langsam lebhafter; die schon mit uns bekannter sind, erzählen den anderen vieles von den wunderbaren Dingen des Bonyo (Fremden). „Dieser Pater", säugt einer an, „hat ein Papie (illustrierte Naturgeschichte), da sind alle Fische daraus, genau dieselben Fische wie im Fluß, Schlangen und alle Tiere." „Pater! laß uns das Papier der Fische sehen." „Gehet zum Nil, dort sind viele Fische, ich habe ja keine Fische." „Wir wollen die Fische sehen, die du im Papier hast." Die Schilluk nennen gewöhnlich das Buch der Naturgeschichte, Papier der Fische, weil die Fische den meisten Eindruck auf sie machen, da dieselben am deutlichsten die Ähnlichkeit mit der Natur zeigen. Könnte mir jemand so ein Bilderbuch der Tierwelt (auch ohne Text) und wäre es vielleicht noch in bunten lebenden Farben senden, der würde mir ein großes Vergnügen bereiten und meinen Schillukburschen manchen höchst interessanten Zeitvertreib. Unterdessen ist das wunderbare Papier der Fische zum Vorschein gekommen; jeder Fisch, der hier bekannt ist, wird bei dem Namen genannt und beschrieben, alle gaffen erstaunt in das Buch, diejenigen, die so etwas noch nie gesehen haben, lassen ihrer Bewunderung freien Lauf dadurch, daß sie die Faust auf den Mund legen, den Kopf etwas auf die Seite biegen, mit den Augen verdreht auf das Buch schielen und in ein tiefes „uuuff“ ausbrechen. „Hat das der Bonyo (Fremde) gemacht oder hat das Gott gemacht?!" Die Fische gefallen ihnen anl besten, da sie am deutlichsten sind; — vor den Schlangen aber schaudern manche zurück. Bald kommt zufällig ein Alter dazu. Gewöhnlich ziehen sich die Jungen bei der Ankunft eines Alten stillschweigend zurück, und der weist sie mit ein paar Worten ab. Aber dieses Mal — es ist ein gemütlicher Alter, — geht es gut, er setzt sich in die Mitte unter die jungen Knirpsen auf den Boden, nimmt das Buch auf das Knie und die Naturgeschichte-Erklärung beginnt. Da wird manchmal der Esel als ein Kameel angesehen, das Schwein wird als eine Maus, und die Maus als Schwein beschrieben. Der Hase wird als gefährliches Raubtier dargestellt; und so geht's fort, die Kleinen horchen aufmerksam zu, denn der Alte weiß die Sachen ja recht wohl. Ah! Da ist jetzt die Kuh, schreien alle, das ist ein besonders schätzbares und geachtetes Tier, das muß ganz beschrieben werden. „Sehet, das sind ihre Füße, die vorne, die hinten, da ist ihr Schwanz, da ihr Rücken, hier ist der Kopf; oh, genau die Kuh, die Kuh ganz genau; seht ihr da ihr Maul, die Ohren, die Hörner hier; da sind ihre Augen, aber — .... da kommt der Alte in große Verlegenheit. — Die Kuh hat nur ein Auge. Da muß ich dem alten Naturgeschichts-Professor jetzt zu Hülfe kommen. „Siehst du, mein lieber Alter, wenn du diesen Kleinen da so von der Seite anschaust, nicht wahr, du siehst nur ein Auge und ein Ohr?" „Oh, dein Wort, großer Mann, ist gut!" „Und wenn du die Kuh von einer Seite ansiehst, wie viel Augen siehst du?" „Ein Auge und das andere Auge ist auf der anderen Seite, das sieht man nicht." „So, dein Mund hat gut gesprochen; die eine Seite der Kuh ist aufgeschrieben (— gemalt) die du siehst und die andere Seite, die du nicht siehst ist gegen das Papier." Oh der Bonyo weiß alles und weiter geht die Erklärung. Aber da ein sonderbares Tier! (es ist das Gerippe einer Kuh.) — oh! schlagen sie alle mit der Hand vor den Mund, oh, was ist das für ein Tier? I — Das ist ein ... ein .... da fällt der Alte dazwischen: „aa, schweig doch, was verstehst denn du davon; das ist ein Tier dort drüben im Lande der Bonyo (Fremden), das kennt ihr nicht, hierzulande gibt es solche Tiere nicht." „Hm, der Alte hat richtig gesprochen, er weiß das ja, solche Tiere leben im Schilluklande nicht." Der alte Herr Naturgeschichtsprofessor- hatte seine Ehre gerettet. Man muß oft herzlich dabei lachen. „Was ist denn das, was da macht tik, tak?“ fragt der Eine, indem er die Ohren spitzt und lauscht, denn er hat die Uhr in meiner Tasche gehen hören. „Das ist das Ding der Sonne", erklärt ein nächster, der sich schon ganz gelehrt in den Sachen das Bonyo zeigen will. „Laß die Sonne sehen!" „Geh hinaus, und schau, die Sonne steht draußen am Himmel." „Nein, Pater, die will ich nicht sehen, sondern ich will die sehen, die du in der Tasche hast." Die Uhr wird indessen herausgezogen, die erste Frage ist stets: „Wo ist die Sonne?" Der Gelehrte fährt dann fort mit seiner Erklärung: „Siehst du das Licht hier, das ist die Sonne — meine Uhr hatte nämlich ein geschiffenes Glas, das noch aus dem schönen Bosnien stammte, jetzt aber auch schon in Ehren zerbrochen ist, dasselbe warf natürlich einen lichten Kreis, der von allen Schilluk als Sonne angesehen wurde, auf das Zifferblatt. — „Der Pater weiß immer, und wenn auch der ganze Himmel mit schwarzen Wolken bedeckt ist, wo die Sonne ist. Hörst du wie die Sonne marschiert tik tak, tik tak, so schreitet die Sonne immer fort, bis Abend; wenn sich die Sonne niederlegt, dann schweigt dieses Ding still, und die Sonne schreitet nicht mehr, am anderen Morgen aber, wenn die Sonne wieder aufgeht, dann schreitet das Ding weiter tik tak." Läßt man sie hineingncken, und sie sehen das Rädlein drin wie es hin und her schlägt, sagen sie: „Schau, schau, die Füße der Sonne." „Dies da ist die Sonne, nun zeig uns einmal den Mond, wo hast du ihn; du hast die Sonne in der Tasche, du wirst doch auch den Mond haben, fällt ein Kleiner ganz einfältig dazwischen. Dem vorigen, jetzt aber verbannten König Kur der Schilluk, schenkte der sel. verstorbene Mon-signor Roveggio bei seinem ersten Besuche eine Uhr. Wollte er, wenn ihn jemand besuchte, den Großen spielen, so zog er seine Uhr, welche schon bombenfest stillstand, heraus, schaute sie an, schaute dann zur Sonne hinauf und rief ganz erstaunt aus, von der Uhr auf die Sonne zeigend: Ganz genau, schau, schau, die Sonne ist dort! Zwei kleine Buben kehrten das Zimmer, d. h. scharrten mit der Hand etwas am Boden herum. Auf einer Kiste, die als Tisch diente, stand der Wecker; tik, tak. Sonderbares Ding I Taschenuhren hatten sie wohl schon einige Male gesehen, aber so ein großartiges Ding mit so starker Stimme noch niemals. Da standen die Knirpse da, um zu beraten, was das sein könnte. „Das ist das Ding der Sonne", versicherte endlich der Eine. „Nein", philosophierte der andere, „das kann nicht sein; der Fakim (b. h. der Arzt, unser Br. Heinrich, der hier unter den Schilluk den Arzt spielte) hat die Sonne (— also kann es diese nicht sein). Während die beiden so hin und her stritten, und jeder seine Gründe vorbrachte, zog ich und stellte den Wecker auf. Als der also plötzlich anfing „rrrr" da verstummten beide und starrten einander an. „Ah, weißt du jetzt, was das ist"; fuhr er triumphierend fort, nach kleiner Pause, „das ist die Feuerbarkes-Dampfschiff.): sieh, seine Stimme ist grad dieselbe; — nämlich die Signalglocke, die am Nildampfer vom Steuermann zum Maschinisten unten geht, hat denselben Ton, das hatte dem kleinen Philosophen den schwarzen Kopf verdreht. Dem Anderen schien die Geschichte doch etwas zu grob, aus dem Ding da ein Feuerschiff herauszuschauen, er wußte sich nicht mehr zu helfen, er sah, daß er Hilfe brauchte und schaute mich fragend an. Der eine sah hinter mir auf einem Brette an der Wand eine kleine handbreite große Lampe, die man auf der Brust in's Knopfloch zu hängen pflegt und dann bei Sturm und Nacht hinausläuft, die mir manchmal dient, wenn ich nachts zum Postdampfer hinunterlaufen muß. „Gib mir das Ding, sagte er, ich will hineinblasen, damit es schreie; er meinte nämlich eine Mundharmonika vor sich zu sehen, er nahm indessen das Ding zum Blasen herunter und bließ aus Leibeskräften in alle Löcher nach allen Seiten drehend hinein. „Aah! sagte er, das Ding schreit ja nicht, warum schreit dieses Ding nicht." „Mein Lieber, siehst du denn nicht, da drinnen das Feuer des Fadens (Docht — Kerze), sieh, das zündet man an, hängt es an die Brust und wo immer man hingeht in den Nacht hat mau stets den Weg weiß (beleuchtet) vor sich. Pooh! schlägt er erstaunt die Hand vor den Mund und zieht das Gesicht und die linke Schulter zusammen; uuhf, der Bonyo hat alles. Noch mehr Grimassen der Verwunderung machen die Leute, wenn sie eine Photographie sehen von einer Person, die sie selbst kennen. Ah! er ist es, fangen sie an, er ist es, genau er; da seine Hand, Lanze u. s. to., alles wird einzeln aufgezählt; da seine Zähne, weiß (die schönste Zierde eines Schillukburschen) — er lacht. Einer stellt sich vor ihm hin: „Schweig! warum schweigst du nicht! — Ein anderer wieder: Ah! Sprich, — nun sprich doch!" Dann brechen alle in Verwunderungen und Erstaunen aus: „Der Bonyo kann alles, der Bonyo weiß alles; ist der Bonyo nicht Gott? ja, der Bonyo ist ein kleiner Gott!" Dem Papier (Buch) wird eine wahre Wunderkraft zugeschrieben; da sie sehen, daß wir oft um etwas zu wissen, in's Buch schauen. „Ich bin krank, schau in's Papier was mir fehlt," kommt einer daher; ein anderer wiederum: „Mein Vater ist krank, wird er gesund werden, schau in's Papier!" Man hört da drüben einen Schuß (der Pater ist auf die Jagd gegangen) gleich fragen alle, „hat das Feuer getroffen?" „Das weiß ich nicht, — ist es nicht weit, sehr weit, das sehe ich nicht." „Schau in's Papier, dann wirst du sehen, ob es getroffen hat". „Ah, das steht nicht auf dem Papier, wie kann ich da sehen, ob es getroffen hat." „Wenn du sehen willst, wann das Feuerschiff kommt, so schaust du in das Papier (Kalender), und dann weißt du es gleich; warum siehst du jetzt nicht das Papier an, und du wirst es gleich sehen, ob es getroffen hat. Da der Postdampfer so ziemlich regelmäßig hier vorüberfährt, zweimal im Monat, so sagen wir oft heut oder morgen kommt das Feuerschiff. Trifft es dann manchmal, daß gleich einige Stunden später der Dampfer pfeift, dann stehen sie ganz verblüfft da: „Schau", und schlagen sich mit der Faust vor den Mund, „schau da, grad hat er es gesagt, heut kommt das Feuerschiff, und schon ist es da. Paah, der Bonyo weiß alles; alles findet er auf dem Papier!" „Ja, meine Freunde, nun höret einmal, wie ich alles das weiß. Alle Tage des Mondes stehen auf dem Papier geschrieben — die Zeitrechnung nach Monaten (genau dem Mond folgend) ist dem Schilluk gut bekannt, — und ich weiß, am ersten Tage des Mondes reist das Feuerschiff ab und ich weiß auch, es braucht 6—7 Tag auf dem Weg. Dann zähle ich auf dem Papier 1, 2, ... 6, 7 Tag des Mondes, und so weiß ich, wenn es ankommt. Wenn ihr also das Papier kennt, lesen und schreiben könnt, dann wisset auch ihr alles das." „Ooh, damit sind alle einverstanden, — aber — aber lesen, das kann der Schilluk nicht." „Ganz recht, der Schilluk kann nicht lesen; deshalb müßt ihr es eben lernen. Die kleinen Kinder der Bonyo können auch nicht lesen und müssen es lernen." „Ah, die kleinen Bonyo können das Papier nicht", — wie sie sich ausdrücken, das gefällt ihnen, — aber sie bleiben bei ihrem alten: das Papier kann der Schilluk nicht. Gegen das Schreiben haben die Schilluk einen ganz besonderen Abscheu; es ist ihnen noch ein Geheimnis; unerklärlich ist es ihnen, wenn ich z. B. einen mit einem Zettelchen zum anderen Pater schicke, mir etwas zu holen, und jener Pater weiß, sobald er aufs Papier sieht, was ich will. Kürzlich sandte ich zwei Alte mit einem Zettelchen zum Br. Heinrich, er möge jedem ein Kleid, das sie sich mit Arbeit verdient hatten, herunterschneiden. Wer muß aber das Zettelchen tragen? In der Überzeugung, daß nur der, welcher das Papier dem Br. Heinrich mit der Hand übergebe, ein Kleid bekomme, wollte es keiner lassen. — Deshalb faßten beide das Zettelchen, kaum so groß als ein Zigaretttenpapier, jeder bei einer Ecke an, und so wurde es feierlich von beiden zugleich dem Br. Heinrich übergeben. — Wie überrascht und erstaunt waren aber die guten Alten, als der Br. den Namen eines jeden herunterlas und sagte, jeder bekomme ein großes Kleid. Es wird noch wohl eine geraume Zeit dauern bis sie sich darangeben, das Papier zu lernen. Man muß ihnen d'eshalb fühlen lassen bei jeder Gelegenheit, daß wir ihnen in allem weit voraus sind, wenn sie das einmal einsehen, so werden sie sich so langsam von uns unterrichten lassen. Unterdessen ist der eine in meine Stiefel, (die mir zur Regenzeit dienen) hinein geschlupft, und beschaut sich von oben bis unten, indem er da so holperig und krummbeinig auf- und abspringt, wie ein Bübelein in den ersten Hosen, so daß alles in lautes Gelächter losbricht über die dummen Dinge des Bonyo, der so schwere Sachen an die Füße legt, daß man nicht mehr grad gehen kann. Andere sangen an zu tanzen, d. h. springen auf und ab und singen mein Lob, ein jedes endet mit demselben Vers: „Schau, Pater Bernard, mein Kleid ist zerrissen" — dieser Vers bedarf der Erklärung nicht. — Andere hocken am Boden und schreien, während sie mit den Händen am Bodenstreichen: „Schau, Pater, wir kehren dein Haus aus", machen aber manchmal so viel Staub dabei, daß man ihnen oft lieber etwas gibt, daß sie nur aufhören, als daß sie weiterkehren — Kaum ist es ihnen gelungen etwas zu erhalten, dann gehen sie. Das ist mehr oder weniger die tägliche Unterhaltung mit den Schilluk. Es sind alle noch Kinder vom jüngsten bis zum ältesten, nur fehlt ihnen die kindliche Einfalt und Aufrichtigkeit; denn die Schilluk sind voller Heuchelei, List und Schlauheit, daß es ganz unglaublich ist. Mit diesen Kindern braucht es oft eine Heldengeduld, man sucht bei solchen Gelegenheiten guten Samen auszustreuen. Die Hauptsache aber bis jetzt war ihre Sprache gut aufzufassen, was keine Leichtigkeit ist, da man weder einen ordentlichen Dol- metscher hat, noch irgend ein Blatt eines Wörter buches oder einer Grammatik von dieser Sprache geschrieben wurden; alles muß mit Gelegenheit herausgeschnappt werden. Darin bedarf es auch einer geübten Taktik; frage ich jemanden: „Was heißt das: Mein Haus", daun antwortet er: „Dein Haus heißt. . —" und „ich arbeite" — er antwortet: „Du arbeitest." Der Schilluk antwortet stets rücksichtlich auf die Person, die ihn gefragt; wer das im Anfang nicht weiß, der zielt auch manchmal daneben. „Ja, höre einmal mein Freund", frug ich eines Tags, „wie sagt der Schilluk, wenn einer den anderen beim Hals packt und zudrückt" (ich wollte fragen, was heißt das „erwürgen", ersticken): Mein H. Lehrer antwortet mir ganz ernst: Der Schilluk sagt nichts, er kann nicht sprechen, seine Kehle ist zugedrückt". — Recht hatte der H. Professor ; und ich mußte eine andere Gelegenheit abwarten, dieses Wort herauszufischen. Aus hm Mssionsleben. €cbo vom Maimonat. ehrw. Br. Placidus, Präfekt der Knaben unserer Negerkolouie von ©estra schreibt uns unterm 7. Juni folgendes: „Keinen großen Aufwand von Seide und Gold und nicht einmal viel Blumen und Lichter konnte unser Kirchlein im schönen Maimonat der Mutter Gottes darbieten. Der schönste Schmuck war jedoch die Liebe und die besondere Andacht, mit der die kleinen Neger und Negerinnen den Altar ihrer guten Mutter umgaben. Seit mehreren Jahren wurde nicht mehr jeden Abend des Maimonates gepredigt. Die Neuheit der Sache, das schöne Beispiel, das am Ende erzählt wurde und das die verkündigte Wahrheit gut bekräftigte, erregte die lebhafteste Aufmerksamkeit dieser Kinder, welche unverwandt ^ ihr Auge zum Prediger richteten; und wie sie sich jene Erzählungen gut merkten! Es entging ihnen nicht der kleinste Umstand und sie sprachen nachher davon und teilten einander ihre Eindrücke mit. Während des ganzen Monats war unter ihnen ein heiliger Wettstreit, Blümchen und kleine Opfer der Maienkönigin zu bringen; sicher konnten diese Kleinen nichts Großes für Maria tun, aber das Wenige, das sie taten, geschah von Herzen, mit Freuden. Als wir gegen Ende des Monats kamen, forderte ich sie auf, ein Brieflein an die Mutter Gottes zu schreiben, um irgend eine Gnade zu erbitten und ihre Blümchen aufzuopfern. Die Briefe sollten der guten Mutter am letzten Tage während der hl. Messe dargebracht werden. Man kann den Eifer nicht beschreiben, den sie anwendeten, um meinem Wunsche zu entsprechen. Alle waren um mich herum, um zu fragen, in welcher Sprache sie schreiben sollten, ob arabisch oder italienisch, ob sie sich unterschreiben sollten usw. usw. Ich versicherte sie, daß Maria alle Sprachen könne und die Schrift Aller kenne: sie I sollten also in jener Sprache schreiben, die sie besser kannten und um den Namen sollten sie sich nicht weiter bekümmern. Am Morgen des letzten Maies wurde ein schönes Päckchen von Briefen Maria dargebracht, während die silberhellen Stimmen dieser kleinen Neger sich mit denen der Engel vereinigten, um mit größerer Begeisterung als'je das Lob Mariens zu singen; der liebe Heiland kam auch in ihre Herzen, um ihnen jene Gnade zu bringen, die sie von seiner heiligsten Mutter erfleht hatten und um ihre Liebe und ihre Andacht zu ihr immer mehr und mehr zu bekräftigen. Die Abendandacht vollendete das Werk und war so zusagen die letzte Rose, welche diese kleinen Söhne Afrikas in den Kranz der Himmelskönigin flechteten, welche sie :äglich anrufen: Regina Nigritiae, ora pro nobis. Du Königin des Negerlandes, bitte für uns!" * * * Ein glücklicher Schuss. LMs war am 18. Mai. Hoch über den üppigen Gärten, die sich wie elegantes Gewand um die Braut, und um die hie und da hervorsprudelnden Quellen oder künstlich angelegten Brunnen schmiegen, trillerten noch die fröhlichen Lerchen ihr munteres Morgenlied. Etwas tiefer in den Kronen der Dattelpalmen schwatzten bunte Papageien und seufzte die Turteltaube ihr frommes Gebet. Zwei .... wie soll ich sagen? . . , ich selbst war nämlich einer davon! . . . schritten mit der Flinte über den Schultern, gen Norden. Keiner von uns ahnte noch, was Fortuna uns heute bereitet. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt; Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Tal und Strom und Feld!" sang ich so für mich hin und suchte vergeblich meine Beine für diesen neuen Marsch zu interessieren. Mein Begleiter, der etwas längere Hosin hatte, holte gewaltig aus. Mir war's zweierlei; denn erstens konnte ich ungestörter meinem Genius folgen, und zweitens war mein Sieg größer, wenn ich allein imstande gewesen, etwas zu erlegen. Bald weckte mich ein Schuß aus meinen Träumereien. Was gibt's? Er konnte nicht gar zu weit von mir gefallen sein und aus dem raschen, gebrochenen Echo schloß ich, daß es eingeschlagen haben mußte. Neugierig beflügelte ich meine Schritte. Schon sah ich den glücklichen Schützen mit zwei Kranichen auf den Schulten. Es waren Prachtexemplare. Fast wäre ich etwas neidisch geworden ! Der andere merkte es und pries seine Geschicklichkeit und seine Vögel um so mehr. „Warten 'S nur a Bißle", sagte ich zu ihm, „et is noch nit Abend I ... wer weiß . . . auch ich kann noch Glück haben und, wer zuletzt lacht, lacht am besten!" „Nehmen Sie die Tiere auf ihre etwas breiteren Schultern", meinte jener, wieder eine Schlauheit vou ihm! ... die der weise Lenker unseres Planeten jedoch zu meinem Vorteile wandte: Wer mich zuvor nicht einmal angesehen, grüßte mich nun respektvoll und es fehlten nicht, die mich als tüchtigen Schützen priesen. Jeder wollen mich sehen. „Bald glich ich jenen Helden, die ihren Siegeszug in Rom hielten!" — — — „Enta Hakim?“ (Sind Sie ein Arzt?) flüstert mir ängstlich eine Schwarze von der Seite zu, ohne sich jedoch nahe heranzutrauen. „Aiua“, antwortete ich ihr, „laken ana musch uahed Hakim kabir.“ Zwar bin ich kein großer Arzt, kann dir jedoch, wenn du willst, vielleicht helfen!" * * * Orientalische Gastfreundschaft. M«jlfrettnbfd&aft ist eine Tugend, die man an den Eingebornen des Orients im Allgemeinen sehr und verdientermaßen bewundert; die Ägypter haben in dieser Beziehung Anspruch auf volles Lob. Es gibt wenige Personen hier, die, wenn ein Fremder im Hause ist, daran denken könnten, sich zur Mahlzeit niederzusetzen, ohne ihn einzuladen, an derselben teilzunehmen. Ist der Fremde ein Angesehener, so muß er mit an den Familientisch; Diener essen gewöhnlich mit ihres Gleichen. Sollte es jedoch vorkommen, daß irgend eine angesehene Person samt Dienerschaft vorspricht, braucht letztere sich nicht von ihr zu trennen. Es würde für eine schimpfliche Verletzung guter Sitte gelten, wollte ein Muslim nicht zur gewöhnlichen Zeit die Tafel bereiten lassen, weil eben ein Fremder da ist. Leute aus den mittleren Ständen nehmen zuweilen ihre Abendmahlzeit vor der Türe ihres Hauses ein und laden jeden Vorübergehenden von anständigem Äußern ein, mit ihnen zu essen. Da in den Städten und größer» Dörfern die europäische Kultur, allmählich überhandnimmt, die Gasthäuser zahlreicher und deren Besucher pünktlicher werden, hat diese schöne Sitte in denselben schon sehr gelitten. Hier in Afrika geht's, wie überall: Je einfältiger der Mensch lebt und je entfernter von ihren trügerischen Kniffen, die sie als Fortschritt bezeichnen möchten, um so edler bleibt sein Charakter, um so reiner seine Sitten, um so glücklicher sein Leben. Marktplatz von Kerber. Nr. 8 Steril, der Nel Um jedoch keinen Anstoß, ja nicht einmal die geringste Gelegenheit zur Möglichkeit eines solchen zu geben, möchte ich gleich bemerken, daß ich mit Nichten gegen die Fortschritte unserer Zeit und noch viel weniger gegen die europäische Kultur und Bildung bin; im Gegenteil! Ich selbst bin zu jeder Zeit bereit, sie nach Kräften zu befördern; was ich mißbillige, ist nur das, was nicht nur tausend andere Missionäre, (hier sei ein heiliger Franziskus Laverius nicht stillschweigend übergangen!) sondern auch unzählige bedeutende und weise Männer mit Recht getadelt haben: daß nämlich manche ihr Vaterland verlassen und ihm in der Ferne durch ihr ausschweifendes Leben nur Schande bereiten. Da lehre jemand einen Schwarzen schön beten, die Kirche besuchen und oft die heiligen Sakramente empfangen, während sie Weiße kennen, die seit dreißig Jahren nicht mehr Ostern halten und das „Gegrüßet seist du, Maria," nicht mehr können! — „Was," können sie uns vorwerfen, „wir dürfen nicht mehr lügen und schimpfen? Sind's nicht gerade eure Weißen, deren jedes dritte Wort ein Fluch und das Ganze oft ein falscher Schwur ist?" Wer so was nicht mit eigenen Augen gesehen und mit zwei Ohren gehört hat, sollte es kaum glauben! Warum macht man die armen Neger so schwarz? Noch schwärzer, als sie wirklich sind; nicht nur am Leibe, sondern auch an der Seele? So verzweifelt schwarz sind sie doch nicht! Wie schon früher erwähnt, haben sie manche gute Sitten. Es ist noch nicht dagewesen, daß ein Neger Hunger gelitten, so lange sein Nachbar Herr eines halben Brotes war und was noch lobenswerter ist, kleinere Gegenstände leihen sie nicht, sie schenken dieselben. Sie haben ein Gesetz, kraft dessen jeder, dessen Verhältnisse es erlauben, verpflichtet ist, einen sich ihm vorstellenden Gast drei Tage lang unentgeltlich zu bewirten. „Da müssen aber doch Mißbräuche vorkommen!" wird vielleicht jemand denken. Und er hat Recht. Ich will nicht alles zu Gold machen was glänzt! Es ist vorgekommen, daß träge, liederliche Landstreicher sich als Reisende oder gar Pilger verkleidet und ausgegeben haben aus dem einzigen Zwecke, um so Jahrelang auf Kosten ihrer betrogenen Mitmenschen ein bequemes Leben führen zu können. Mit Fug jedoch läßt sich die große Masse nicht durch das böse Beispiel einiger Unwürdigen von der Ausübung ihrer alten, löblichen Tradizionen abschrecken. Möge der liebe Gott, der den Abraham für die freundliche Aufnahme und Bewirtung der drei Fremdlinge so reichlich gesegnet und im Glauben gestärkt, auch ihnen das Gute, das sie, obgleich selten aus reiner Liebe zu ihm, tun, göttlich belohnen und auch ihnen die Gnade des heiligen Glaubens schenken! P. B. Zorn F. S. G. * * * Mein erstes und letztes Spiel. war im Jahre 1855. Ein Dampfer fuhr, langsam sich den Strom hinaufbahnend, den Missisippi, den größten Fluß Nordamerikas, aufwärts. Unten in der Kajüte vertrieben sich vier Herren, reiche Pflanzer, die lange Zeit mit Spielen. Um sie hatten sich eine Menge Zuschauer gruppiert. Das Spiel ging sehr hoch. Ich war auch auf dem Dampfer und unter den Zuschauern. Da erlebte ich eine Szene, welche mir unvergeßlich bleiben wird. Vielleicht interessiert es auch andere Leute, sie zu hören, darum soll sie hier wiedererzählt werden. Einer der Spielenden, ein Mann in den mittleren Jahren, er war ein Baumwollenpflanzer, setzte eben seinen letzten Dollar gegen die Karte des Gegners. Er verlor seinen Dollar und stand auf, als wollte er den Tisch verlassen. „Sind Sie ausgebeutelt?" sagte der andere. „Bis auf den letzten Pfennig." „Ich borge Ihnen." „Nein", versetzte barsch der Pflanzer und fuhr sich mit der Hand über die Stirne, als ob ihm ein glücklicher Ausweg eingefallen sei, „ich kann es noch anders machen. Oben auf dem Deck habe ich ein paar Sklaven -6et mir, die kaufte ich vor Abfahrt des Bootes, eine Frau und einen prächtigen Jungen. Sie kosteten mich bar 800 Dollars. Ich würfle um sie; Zwanzig Dollar kostet der Einsatz, 30 Lose mache ich, wer kauft einen Einsatz, um das Paar zu gewinnen? Es wollte anfangs niemand sich recht herbeilassen, so verlockend auch die Aussicht war, mit 20 Dollars ein Sklavenpaar im Werte von 800 Dollars zu gewinnen. „Die Herren müssen die Ware sehen," sagte der Pflanzer, „dann werden sie eher Lust haben zum Kaufen." Und er rief einem Aufwärter zu: „He Tom, bring das Weib und den Jungen her, die ich in Natchez kaufte! Sie werden oben sein! Der Aufwärter ging und kam nach ein paar Minuten mit beiden Sklaven zurück. Ein stattliches Mulattenweib von etwa 35 Jahren. Der Junge war ihr Sohn. Er mochte wohl 12 Jahre alt sein und hatte eine ausfallend hellere Gesichtsfarbe als die Mutter. „Ein prächtiges Paar," murmelten die Pflanzer, welche sich auf diese „Ware" wohl zu verstehen schienen. Mir schauderte es; diese beiden Armen sollten wie ein Stück Vieh, wie eine bewußt- und rechtlose Ware im Spiel von dem einen an den anderen überliefert werden. Die Lose begannen jetzt abgesetzt zu werden. Ich ging rasch auf die beiden zu. „Seid ihr getauft?" fragte ich sie. „Ja, Mister," war die Antwort, „katholisch". Dabei blickten mich die beiden herzdurchdringend „Schreiben sie das erste Los für das Weib auf," sagte ich. „Was?" schrie er, „für die Sklavin?" „Gewiß," antwortete ich ruhig, „und das zweite für den Jungen!" Die beiden Sklaven schauten mich an — ihre Augen werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Auch die Umstehenden hatten mir ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt. an, daß sich meine Augen unwillkürlich mit Tränen , füllten. Ich hatte noch niemals gespielt und hätte mich I um keinen Preis der Welt dazu bringen lassen, um Geld zu spielen, aber diesmal dachte ich: „Zum ersten und letzten Male." Ich näherte mich rasch dem Spieler. „Ist noch ein Los übrig?" frug ich laut. „Ja, noch zwei," antwortete der Herr der beiden Unglücklichen. „Her damit," rief ich und warf vier Zehndollarstücke auf den Tisch. „Wie ist ihr Name?" fragte er mich. „Also der vorletzte Wurf gehört dir, Ninette," sagte der bisherige Herr zur Sklavin, „und der letzte deinem Tommy, wenn eins von Euch Glück hat, so habt Ihr Euch selber gewonnen, haha!" Das Spiel begann. Jedes won den 30 Losen warf dreimal. Der kleinste Wurf war neun, der höchste neun Sechser, vierundfünfzig, die Durchschnittszahl einunddreißig und ein halb. Unter den ersten zehn Losen war sechsunddreißig die höchste Zahl, das elfte erhielt einundvierzig, dann folgten wieder niedrigere bis zum einundzwanzigsteu, das neuuund-vierzig warf. Die Versammlung befand sich in gewaltiger Auf-regnng. Neunundvierzig tvar schwer zu überbieten. Wieder klapperten die Würfel im Becher, aber keiner warf mehr hoch bis zum achtundzwanzigsten. Jetzt kamen die beiden letzten Lose, Ninettens und Tommys. „Komm, Ninette — du bist dran!" sagte der Pflanzer. Das Weib kam zitternd näher. Nur das Puffen und Stöhnen der Dampfmaschine unterbrach die allgemeine Stille. „Will der Gentlemann, der meinen Anteil bezahlt hat, nicht für mich werfen?" fragte Ninette mit leiser Stimme, mich bittend anschauend. „Laß deinen Buben für dich werfen," antwortete ich, „vielleicht hat er mehr Glück als ich." Tommy trat vor und ergriff den Becher. Die Lippen der Mutter waren geschlossen und ihre Hände zum Gebete gefaltet. Der Junge zitterte wie Espenlaub, eine ganze Welt von Wohl und Wehe war in seine Hand gegeben. In seiner Hand hielt er das versiegelte Buch, worin sein und seiner Mutter Schicksal geschrieben stand — und der Fall eines Würfels sollte es öffnen. Er schüttelte tüchtig ■— „Drei!" Einen Moment stierte er auf die einzelnen Augen. Dann ließ er den Becher fallen und trat zurück, bleich und erschrocken. „Wirf weiter, Tommy," ermahnte der Pflanzer. „Es nützt nichts Master, ich kann nicht mehr neunundvierzig werfen." „Wirf immerhin noch einmal!" Der Jüngling warf noch zweimal — sieben und fünfzehn. Seiner Mutter Los war verschielt. „Nun," sagte ich ermutigend, das war für deine Mutter. Jetzt wirf nur für dich selber, für den Anteil, den ich dir gab. Nimm dich zusammen, mein Sohn, fasse ein Herz und möge der Himmel dir beistehen!" Es war eine nichts weniger als zur Religiosität geneigte Gesellschaft, welche sich hier versammelt hatte, aber meinem warm und herzlich gesprochenen Wunsch folgte ein fast einstimmiges „Amen!" Wieder näherte sich der Knabe dem Tische und erfaßte mit zitternder Hand den Becher. Seine Lippen waren aufeinander gepreßt und die bebenden Glieder gewaltsam zur Ruhe gezwungen. Der einzige Laut im Salon, außer dem Atmen der Zuschauer, war das Klappern der knöchernen Würfel. Da lag der erste Wurf. „Fünf — sechs — fünf — macht sechszehn," sagte der Pflanzer und schrieb ihn auf. Man sammelte die Würfel in den Becher und Tommy warf wieder. „Sechs — sechs und eine fünf! Gut! Ist siebzehn!" Der Junge wurde totenbleich, als er sich zum letzten Wurf anschickte. Die Mutter griff nach dem Treppenpfosten, um sich aufrecht zu erhalten. Da fielen die Würfel: „Drei Sechser — achtzehn. — Die drei Würfe zusammen macht einundfünfzig! — Tommy, mein Junge, ich gratuliere! Bist dein eigener und deiner Mutter Herr! Bitte, Kapitän, schreiben sie seinen Namen in den Kaufbrief und ich werde unterzeichnen. Diese Herren sind Zeugen!" Ninette und Tommy waren frei! Die nun folgende Szene will ich nicht schildern — denn ich kann es nicht. Als ich das Schiff am Halteplatz verlassen wollte, drängte sich die Mulattin mit ihrem Sohne zu mir. Anfangs begriff ich nicht recht, was sie außer ihrem Danke mir noch sagen wollte. Aber endlich verstand ich sie. Sie wollten beide bei mir bleiben und mit mir gehen; sie wußten doch nicht recht, wohin. „In Gottes Namen," sagte ich und nahm die beiden mit mir. Ninette ist seitdem ein unzertrennliches Glied in meiner Familie, meine Frau erklärt, ohne sie nicht mehr sein zu können und meine Kinder bringen sie fast um vor Liebe. Tommy ist aber alles in allem geworden und geradezu unentbehrlich. Würde es ihm einfallen, heiraten zu wollen, was schon möglich wäre, da er sich seinen Lohn bei mir bis auf den letzten Heller zusammengespart hat und bald ein reicher Mann sein wird, so bekäme ich mein Lebtag keinen solchen Diener mehr und wenn ich ihm auch einen Ministergehalt gäbe. Ich hoffe aber, daß er bei mir bleibt. Das ist die Geschichte von meinem ersten und letzten Spiel. Milkerleins Magen. Von Reimmichl. Das Pimpelhubmütterl von Hochkerntal hatte einen einzigen Buben und dieser Bub war ein Studentl auf dem Gymnasi und mit diesem Student! hatte das Mütterl große Plag' und Mühen. „O mein Gott/' seufzte oft das Weiblein, „was hat man nicht mit so einem Student für Kummer und Sorgen!.. Die blutigen Krenzerln mußt dir aus'n Fingern nagen, wochein, wochaus mußt dich schinden und dann. noch den Leuten an die Tür klopfen.... Und bei all' der Müh' mußt dich noch alleweil sorgen, ob's der Sepp Wohl fortbringt und ob er wohl nicht dnrchfallt und kein Lump wird und das Geldl nicht verworfen ist... . Menu's der Sepp zu ein' Geistlichen bringet — ich bet' dafür oft wohl die halben Rächt' — na, dann wüßt' i rein nit, was ich anfangen tät' vor Freud' und Glück. . .. Dann könnt' i wohl einmal rasten und mit Plag' und Sorg' wär's ein für allemal aus. --------Keine Plagen und Sorgen mehr! Ich kann mir's gar nicht vorstellen, wie fein und gut das sein müßt'.... Aber, o mein Gott, bis dort rinnt noch viel Wasser über die Talklamm hinunter und ich glaub' gar nit, daß i so lang bei Leben bin." Scbilluk bei der Arbeit. Und viel Wasser ist über die Talklamm hinnnter-geronnen und es ist an einein Ostermontag und in der Kirche zu Hochkerntal steht ein junger Geistlicher am Altar und vorn in der ersten Bank kniet das Pimpelhubmütterl und weint; aber nicht aus Schmerz weinte heute das Mütterl, sondern aus purgoldener, blitzblanker Freude. Der Primiziant am Altar, das ist ihr Sepp und vom Turm herunter läuten alle Glocken und draußen krachen die Pöller und rollt das Echo, im Kirchengang stehen in langen Reihen die Schützen mit ihren langen Federn und vorn ,drängen sich die weißen Kranzl-Madlen, auf dem Chor sind eine Masse fremder Sänger und singen tun sie aus der Art schön; — am Altar die vielen Geistlichen, alle mit schimmernden Kränzen am Arme — und gar der Dechant ist da — und zu allen Kirchenfenstern herein flutet der helle Sonnenschein. — Wenn die Sonnenstrahlen auf das schwere, goldene Meßgewand fallen, das der Sepp anhat und wenn sich der Sepp ein bischen rührt, dann glänzt und schimmert es, daß man grad' die Augen zuheben muß. — In dem goldenen Meßgewand kommt der Sepp dem Mütterl so schön vor, wie ein Engel — wenn nicht schöner. Und jetzt betet das Mütterlein wieder: „O mein lieb's Herrgöttl, die Freud' und das Glück! Ich weiß fast nicht mehr, wo ich bin — und ich möcht' jetzt grad alleweil da bleiben.... Menu's im Himmel so gut und so schön ist, dann ist's weiter toll schön! ... Vergelt's Gott! — Vcrgelt's Gott, lieber Herr!... Und der Sepp ist jetzt aufgehoben für Leib und Seel' — und Sorg' und Plag' hab' ich keine einzige mehr — so leicht ist mir heut wie einem Flaumfederl — kein Mensch weiß, wie i glücklich bin. ... O mein lieb's Herrgöttl, wenn ich dir grad' recht danken könnt'!" Das Mütterlein schaut unverwandt hinauf zum Altar; ein so großes, herrliches Meßamt ist in Hochkerntal noch nie gewesen. — Das Pimpel-hubweiblcin hat überhaupt sein Lebtag noch nie ein levitiertes Hochamt gesehen und darum kommt ihm alles doppelt großartig und schön vor. — Jetzt klingt's vom Altare: «Gloria in excelsis Deo!»--------------Tausend sapperlot und so fc£)ön singen kann er, der Sepp! Ich hätt's gar nit gemeint — da mußt losen!" Die Orgel rauscht mächtig durch die Hallen und die Geigen schwirren und die Sänger fallen jubelnd ein. Während sie auf dem Chor' das Gloria fortsingen, schreiten die Geistlichen mit dem Primizianten zu den rotgepolsterten Sesseln und lassen sich dort nieder; das Mütterlein aber wird blaß und fängt an zu zittern. „O mein Gott," seufzt es, „was ist denn das? — Jetzt wird der Sepp schwach, er muß niedersitzen und rasten . . . niedcrhelfen müssen sie ihm. . . O mein Gott, er hat ein’ schlechten Magen, der Bub — und bodennüchtern — und das schwere Meßgewand — und auf'n Chor hören sie nimmer auf. ... O mein Gott, hilf ihm doch, dem Bub! ... Alle heiligen Nothelfer, helft in der größten Not!" Aber jetzt stehen sie schon wieder auf und der Sepp geht ganz kräftig zum Altar hinan; cs scheint, es geht ihm doch wieder besser — Gott sei Lob und Dank! — Jetzt singt er wieder ganz frisch. Doch neue Plagen und Ängsten drangen auf das Mütterlein ein. „O, mein Gott, jetzt blattelt er wieder im Meßbuch um so lang'.. . gewiß, er findet die Gebeter nit... der Sepp hat schlechte Augen, seufzt das Weiblein; „und jetzt kommt er gar nimmer weiter; — o jögges — es singt schon ein anderer. ... Er kann's nimmer, der Sepp.... Richtig hat er zu wenig studiert, der Bub;.. . heilige Muttergottes ! Wenn er erst zuletzt bei der Messe drausgekommen wär', so dürfet man sich nicht zu schämen, aber gleich anfangs, das ist eine Schand' . .. o himmlisches Jerusalem, schau' das Evangel kann er wieder nicht. Das muß auch ein anderer singen und jetzt steht er droben, der Sepp und muß zuschauen, wie's ihm die anderen vormachen und der Dechant zieht ein so grantiges Gesicht. — Der arme Sepp. Schau', wie er rot ist und sich schämt!" Und neue Qualen kamen über das Weiblein. Beim Kredo mußte der Sepp wieder rasten und da gingen die Herren wieder alle zum Niedersitzen; der Sepp schaute so matt und schwach drein, daß das Weiblein glaubte, er müsse alle Augenblicke umfallen; das Mütterl schwitzte dicke Angsttropfen und rief alle heiligen Nothelfer an, daß sie den Sepp stärken und ihm grad noch einmal aus dem Elend draushelfen. Diesmal dauerte die Rast länger und der Sepp schien davon so gestärkt, daß er mit der Messe flink weiter kam; und können tat er's jetzt auch wieder der Bub, nur der Dechant mußte ab und zu einmal dreingreifen. — Jetzt läutete man zum Sanktus und das Weiblein betete: „O lieber Herrgott, jetzt kommt bald die Wandlung und das ist das Heikelste bei der ganzen Messe; . . . wenn er etwas falsch machen tut, nachher wird der Sepp verdammt.. . . O liebe Himmelmutter, steh' ihm bei und du, lieber Herrgott, druck' halt ein Äugt zu und wenn er sich vergachen tut, gelt, verzeih's ihm halt! — Er lest ja heut das erstemal, der Bub." Das Mutterl ist so in Angst und Sorgen und betet so inbrünstig und heiß, daß es gar nicht mehr merkt, was auf dem Altare vorgeht. Wie cs wieder einmal aufblickt, ist der Sepp schon bei der Kommunion. Und jetzt ist das Weiblein fürchterlich erschrocken: „Himmlisches Vaterland," barmt es, „das ist nicht möglich, das ist viel zu schnell hergegangen ! .. . Der Sepp hat ausgelassen — a großes Stuck! — Zu Fleiß hat er's nit getan, das weiß ich wohl, das tut mein Sepp nit;... aber g'fehlt ist bald; vielleicht hat er's übersehen, vielleicht hat er's gar nicht gekönnt. . . . O lieber Herrgott, hab's ihm nit für übet, er ward's schon besser lernen!" Jetzt mußte das Weibtein selber hinaus zur Kommunion gehen. Es zittert an allen Gliedern. Wie ihm der Sepp mit seinen leibhaftigen Händen Unsern Herrn reichte, da blitzte wieder einmal ein Strahl der Freude ans im Herzen des geplagten Weibleins; aber es konnte der Sorgen und Ängsten nicht los werden, es betete nur immer zum Herrgott, daß er dem Sepp verzeihen möge, wenn er gefehlt habe. Sobald das Amt zu Ende war, humpelte das Mütterlein eilig in die Sakristei, nahm den Sepp bei der Hand und zog ihn in einen Winkel. „Gelt Sepp, bist wohl ntitb’", flüsterte das Mütterlein ängstlich, „und bist wohl ganz der-schwacht und hast gemüßt zweimal rasten bei der Mess'". „Müd' bin ich gar nicht," sagte der Primiziant, „und gerastet hab' ich auch nicht; ich weiß nicht, was du meinst, Mntterl." „Aber du hast ja zweimal gemüßt niedersitzen beim Amt," warf das Mütterchen ein. „Das ist nicht wegen dem Müdsein," erklärte lächelnd der Primiziant, „sondern das ist bei den großen Hochämtern immer so der Branch." „Ah — so, der Branch ist's?" machte das Weiblein erleichtert; ja, ja, unsereins weiß halt nichts____Aber Sepp, gelt ein paarmal stecken geblieben bist wohl? Bist halt ein bißl scheniert und dertatert gewesen, gelt? Aber, sie haben dir gleich geholfen und es hat wohl schnell ein anderer für dich gesungen." „Stecken geblieben bin ich nicht," versicherte lächelnd der Priester; „bei den großen Hochämtern singt allemal ein anderer die Epistel und das Evangel." „Schau', schau', was man in seinen alten Tagen noch alles erfahrt. . . jetzt bin ich wohl froh, Sepp; ich hab' alleweil gemeint, du seist stecken geblieben," sprach das Mütterlein getröstet; aber Sepp, nach der Wandlung ist's gar so viel schnell gangen — hast wohl nichts ansgelassen? Hast wohl keinen Fehler gemacht? Ich tu’ mich soviel ängstigen ... bei der Mess' ist's soviel heikel — und wenn du etwas g'fehlt hättst, kämst noch gar in d'Höll'." „O du närrisches Mütterl," lachte jetzt der Primiziant; „tust dich wohl umsonst plagen und ängstigen! — Alles hab' ich recht gemacht und kein J-Tüpfel hab' ich ansgelassen —- der Dechant hat überall zugeschaut; — aber siehst du, Mntterl, wenn ich einmal Geistlicher werde, hast gemeint, dann hören Plag und Sorgen ans; und jetzt hast noch die grossem Kreuz' init’n geistlichen Herrn als wie früher mit'n klein' Stndentl. — Die Sorgen hören halt nie auf. Es ist halt eben so: Die Mütterlen sind einmal für Plag' und Kummer auf der Welt!" Er drückte warm die Hand des Mütterleins; dem Pimpelhnbweiblein aber kugelte eine dicke Träne über die runzelige Wange. Getröstet und hochbeglückt humpelte das Weiblein hinaus. (St. Aloisins-Blatt.) Verschiedenes. Jhi$ unserem Missionsdause. Der neue Obere. Infer MMonshaus hat nun in der Person des hochw. P. Mathias Raffeiner den neuen Obern erhalten. — Cr ist ein Sohn des Tiroler Landes. — Ln Lahre 1895 trat er in die Kongregation der „Söhne des hlft. Herzens 2efn" in Verona ein, wo er fein Noviziat machte und ebendort seine Gymnastalstndien vollendete. — 2m Herbste 1899 wurde er nach Rom gesandt, wo er 1901 pint Doktor der Philosophie und 1903 pint Doktor der Theologie gemacht wurde. — Schon 1902 wurde er in Trient ;nm Priester geweiht. — Zeit einem Jahre war er Professor im bischöflichen Priester-Seminar in Verona dis ihn die Odern;um Rektor unseres Missionshauses destimmten. Möge uns ihn Gott ;nin Wohie unseres Hauses auf viele Jahre erhalten. — * * * Päpstliches Breve zugunsten der $t. Petrus €laver-$Odalität. Die St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen wurde kürzlich vom hl. Vater auf ganz besondere Weise ausgezeichnet. Se. Heiligkeit nämlich, in der Absicht der genannten Sodalität und ihrer General-Leiterin, Gräfin Ledü-chowska, einen besonderen Beweis seines Wohlwollens zu geben, hat an letztere ein apostolisches Schreiben in Form eines Breve gerichtet, durch welches Er dieses, der Verbreitung und Erhaltung des katholischen Glaubens in Afrika so überaus nützliche Werk belobt und bestätigt und demselben kraft Seiner apostolischen Auktorität die jungfräuliche Gottesmutter vom guten Rate und den hl. Petrus Clav er zu Schutzpatronen gibt. Gleichzeitig bestimmt Se. Heiligkeit, daß überall, wo das fromme Institut Gotteshäuser besitzt, beide Feste als Feste Ritus duplex maior gefeiert werden sollen. Dieses Breve wird zweifellos zur größten Freude und zum größten Troste aller jener gereichen, welche, sei es unter was immer für einem Titel, als Sodalinnen, als externe Mitglieder, als Förderer, Förderinnen oder auch als Wohltäter der Sodalität bereits angehören, es wird aber auch ein mächtiger Ansporn für viele sein, dieser Sodalität beizutreten und so wirksam mitzuhelfen an der Lösung ihrer großen Aufgabe. Wörterbuch der englischen, ivo und französischen Sprache. (English, ibo and french Dictionary by the Fathers of the Holy Ghost.) So nennt sich ein soeben aus der Missionsdruckerei der St. Petrus Claver-Sodalität zu Maria Sorg bei Salzburg hervorgegangenes Werk, das 306 Seiten Klein-Oktav umfaßt. Was der unermüdliche Fleiß der Missionäre, die unter tausend Opfern und Gefahren an der Christianisierung der wilden Völker Afrikas arbeiten, geschaffen und welche, wie das vorliegende Werk zeigt, auch der Wissenschaft bedeutende Dienste leisten, ist hiermit wieder bleibend niedergelegt. Das genannte Wörterbuch führt uns in die Geheimnisse einer bisher noch nicht näher erforschten Sprache, der Jbo-Sprache ein. Was versteht man unter der Jbo-Sprache? Sobald man den Ozean verlassen hat, um in das Gebiet der Niger-Fälle einzudringen, wird man angenehm berührt durch die weiche, klangvolle Sprache der dortigen Eingeborenen, welche sich vorteilhaft von den meisten übrigen Neger-Idiomen unterscheidet. Es ist die Jbo-Sprache, welche im ganzen Gebiete der beiden Flußufer des Niger auf der über 500 km langen Strecke seines Laufes gesprochen wird. Dringt man zu beiden Seiten des Flusses in das Innere des Landes, die Hochebene von Onitsha, ein, so begegnet man zahlreichen großen Städten, so daß man die Bevölkerung jener Gegenden, welche als Wiege der Jbo-Sprache zu betrachten sind, auf mehrere Millionen schätzen kann. Die ziemlich entwickelte Fassungskraft der dortigen Eingeborenen, ihr lebhafter, geweckter Verstand, ihre Bewunderung und Nachahmung europäischer Kultur berechtigen zu den schönsten Hoffnungen auf baldige Zivilisierung und Christianisierung dieser ungeheuren Gebiete. Das genannte Wörterbuch ist elegant in Leinwand gebunden zum Preise von K 10.— (Mk. 8.75 — fr. 10.75) oder hübsch kartoniert ä K 9.— (Mk. 7.75 — fr. 9.50) und K 8,— (Mk. 6.75 — fr. 8.50) zu beziehen von der St. Petrus Claver-Sodalität Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12, oder deren Filialen: München, Türkenstraße 15 — Breslau, Hirschstraße 33 — Solothurn, Ober-Stalden 69. Du sollst den Damen des Herrn, deines Lottes, nicht eitel nennen. Als ein gewisser Herr O. heiratete, zog er mit seiner Gattin zu deren Mutter ins Haus. Herrn O.'s Schwiegermutter hatte eine Unart an sich, an der viele Menschen leiden. Sie kannte das zweite Gebot wohl, trotzdem rief sie bei jeder Gelegenheit, wenn sie eine Neuigkeit hörte oder erschrack: „Ach, Gott!" oder: „Ach, Herr Jesus." — Herr O. hörte das und sann auf ein Mittel, die Schwiegermutter von dieser Unart zu befreien, obschon sie immer erklärte, sie denke nichts Böses dabei. Hinter dem Hanse war der Garten mit einer Fliederlaube. Diese war der Mutter Lieblingsplatz. Dort saß sie gewöhnlich und strickte. O. hatte grünen Kohl im Garten, der sehr von Raupen heimgesucht wurde. Da kam ihm ein kluger Gedanke. Die Mutter hatte nach dem Mittagessen ihr Plätzchen in der Fliederlaube wieder aufgesucht, als Herr O. erschien und anfing die Raupen von seinem Kohl zu sammeln. Bei der ersten Raupe rief er: „Mutter, ich habe eine Raupe." Die Mutter sagte: „Töte sie." Bei der zweiten Raupe rief er: „Schwiegermutter, schon wieder eine," und zertrat sie. So rief er bei jeder Raupe: „Schwiegermutter, schon wieder eine." Da sagte die Mutter: „Aber, lieber D., töte doch die Raupen und rufe mich nicht bei jeder Raupe." Herr O. erwiderte freundlich: „Liebe Mutter, ich denke nichts Böses dabei. Du weißt ja doch, daß ich dich lieb habe. Schwiegermutter schon wieder eine." Darauf sagte die Mutter verstimmt: „Herr O. ich verbitte mir das. Was kümmern mich deine Raupen?" Herr O. antwortete: „Liebe Mutter ich denke gewiß nichts Boses dabei; du weißt doch, daß ich dich lieb habe. Schwiegermutter, schon wieder eine." Da erhob sich die Mutter, nahm ihre Fußbank und ging zornig ins Haus. Herr D. folgte ihr und fragte freundlich, was ihr fehle, sie sehe mißvergnügt und mißverstimmt aus. Nun machte sie ihrem Unmut Luft und sagte, sie sei eine alte Frau und lasse sich nicht verspotten. Herr O. solle sich als Schwiegersohn schämen, sich solche Scherze mit seiner Mutter zu erlauben; sie könne seine Handlungsweise auch gar nicht verstehen, da er sie sonst so zuvorkommend liebevoll behandelt habe, aber sie könne nicht dulden, daß er sie zum Gegenstände seines Spottes erlesen und bei jeder Raupe ihren Namen rufe, das müsse er selbst einsehen und so zürne sie mit Recht u. s. w. Herr O. ließ sie ruhig ausreden, ergriff dann ihre Hand und sagte, daß er sie nicht habe kränken wollen. Doch wenn sie ein armes, sündiges Geschöpf nicht ertragen könne, daß ihr Name unnütz geführt werde, wie dann wohl der König des Himmels und der Erde sich könne gefallen lassen, daß sie jahraus, jahrein täglich so unzählige Male seinen Namen leichtsinnig ausspreche und unnütz führe u. s. w. Da reichte sie ihm dankbar die Hand und versprach, von nun an jene Sünde zu bekämpfen und Herr O. solle ihr treulich mithelfen. Wirklich kämpfte sie tapfer mit Erfolg und wenn sie wieder einmal leichtfertig den Namen des Herrn aussprach, sagte Herr O. nur: „O Schwiegermutter," und das genügte, bis sie schließlich die üble Gewohnheit abgelegt hatte. Ein antimobamedaniscber Uolkstamm in Marokko. Min Marokko wurde vor Kurzem ein kleiner Volk-stamm entdeckt, der dem Islam und den Gesetzen des Koran widersteht. Er besteht aus 15— 20000 Seelen. Die Leute nennen sich Christen; in der Tat aber haben sie vom Christentume nur unbestimmte Begriffe. Sie heißen Zkara und wohnen in einer Gegend des Atlas-Gebirges. Seit dem Vordringen derMohamendaner Habensich diese afrikanischen Schwätzer in ihren Bergen verschanzt und bleiben so von jeder Berührung mit den Eindringern verschont. Sie konnten so mit ihrer Unabhängigkeit, auch ihre eigene Religion bewahren. Diese jedoch verwischte sich im Laufe der Jahrhunderte wegen Mangel des Priestertums immer mehr; es blieb jedoch immer in ihnen die Abneigung lebhaft gegen den Islam, was deshalb ihre Wiedergewinnung zum hl. Glauben sehr erleichtern wird. 5>u unseren Mitöern. Unser neuer Triedbof in Jfssuan. MUie das Bild zeigt, ist er recht schön, in Quadrat-form angelegt. Durch die Mitte führt von dem Tore aus ein breiter Gang, der vor einer kleinen Kapelle endigt. Außer dem Hochw. Peter Speek schlummern dort noch ein paar Schwestern, mehrere unserer Neger und auch schon ein paar Europäer. Wie heimlich fühlt man sich cm dieser geweihten Stätte! «Resurrecturis» steht mit großen Lettern über der Kapelle geschrieben. Ja, dort harren die mutigen Apostel, nach glücklich überstandencn Leiden dem schönen Tage der Wiedervcrgeltung entgegen! Unsere Bitten. Manche unserer Freunde und Wohltäter sind vielleicht im Besitze von ausführlichen Lebens-beschreibungeit von Heiligen, die sie vielleicht leicht entbehren könnten; uns würden solche und ähnliche Bücher große Dienste leisten. Auch fehlen unserem Missionshause noch nranche Paramente für den Gottesdienst, wie Meßgewänder für Festtage, Airchenwäsche, besonders Albeit, Ghorröcke, ferner ein schwarzes Pluviale (Vespermantel). Achon im Vorhinein sagen wir unsern edlen Wohltätern von ganzem Herzeit ein „Vergelt's ©ott!" Hebelserhörungen und Kmpfehlungen. (NB. Gebctserhörungen und Empfehlungen, bei welchen nicht der volle Name und Wohnort der Redaktion angegeben wird, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt.) M. U. Steierm. Vergangenes Jahr bat ich, das Anliegen einiger wichtiger in Verlust geratener Dokumente dem hlst. Herzen Jesu zu empfehlen. Monate, ja Jahre waren verflossen, daß ich suchte und gab deshalb mit schwerem Herzen die Hoffnung aus. Ich übergab die Sache jemandem und siehe da, alle drei notwendigen Stücke finden sich. — Zugleich bitte ich diese Anliegen dem hlst. Herzen anzuempfehlen: Um ein gutes Fortkommen für meinen einzigen Sohn; um eine brave fromme Frau sür ihn; daß mir der liebe Gott helfe in Sorgen, die mir eine Hypothek macht; um Gesundheit für Mann, Sohn und mich. S. M. bei B. Innigsten Dank dem göttlichen Herzen Jesu, den ich sür alle Bewohner unserer Ortschaft hier ausspreche für günstigen Ausgang eines Prozesses, der alle Gemüter entzweite. Bitte noch weiter am Altare zu gedenken um baldige Erledigung zweier Gesuche, um Frieden zwischen zwei Personen, für eine Kranke und bedrängte Familie und in andern schweren Anliegen. A. ©.in E. Tausend Dank sei dem hlst. Herzen Jesu und der allerseligsten Jungfrau für die schnelle Erhörung in meinen zeitlichen Anliegen. Bitte noch ferner meiner und der Familie im Gebete und bei der hl. Messe zu gedenken. M. H. Innsbruck. Jesus Christus und seiner heiligen Mutter sei es gedankt für Erhörung zweier Anliegen: im ersten vollständig, im zweiten hat sich meine Gesundheit in wunderbarer Weise in hohem Grade gebessert. N. N. dankt im „Stern der Neger", wie er versprochen, dem hlst. Herzen Jesu und dem hl. Josef sür Erhörung eines Anliegens, weshalb viel gebetet wurde. * * * Zwei Personen aus P., F. St. in E., ferner Elisabeth St. aus L., Eva M. R. aus P. empfehlen ihre besondern Anliegen den Gebeten der Missionäre zum hlst. Herzen Jesu und Mariä. Ein Benefiziat aus E. empfiehlt sich den Gebeten der Missionäre und verspricht Danksagung. N. N. in B. wird dem Gebete empfohlen, daß er vom Jähzorn und schlechtem Umgänge aus bessere Wege geführt werde. Familie B. empfiehlt einen schwerkranken Sohn dem Gebet. Th. G. bittet ums Gebet für seinen Sohn um gute Maturitäts-Prüfung. Eine kranke Frau aus M. bittet um Einschluß ins Gebet. R. St. aus M. bittet ums Gebet für einen kranken Mann. A. R. aus P, eine Person aus St. Th., A. N. und I. P. aus G. empfehlen ihre Anliegen, besonders in Krankheit dem Gebete der Missionäre. R. £. in S. Eine Abonnentin bittet herzlich ums Gebet beim hlst. Herzen Jesu in schweren Anliegen, daß Gott den Brotverdienst segne und vermehre, um guten Ausgang im Geschäfte, um Beruf zum Priesterstande, wenn es Gottes Wille ist. N. N. in G. Da ärztliche Hilfe vergebens ist, bitte ich ums Gebet um Erhörung in schwerem Anliegen. M. B. in St. M. empfiehlt schwere Anliegen unserem Gebete. A. W. in M. Bitte ums Gebet um Heilung geistiger und körperlicher Krankheit. S. W. Bitte inständigst um das Gebet beim hlst. Herzen Jesu und Maria um Erlangung der Gesundheit von einem chronischen Leiden; ebenso um den Familensrieden. Veröffentlichung versprochen. A. 28. in B. Von schwerem Schicksalsschlage heimgesucht, nehme ich meine Zuflucht zu ihrem Gebete. Auch bitte ich einer Person am Herz-Jesu-Altare zu gedenken. I. P. in S. M. In schweren Anliegen nehmen wir wieder unsere Zuflucht zum Gebet für einen verirrten Familienvater, für eine Familienmutter und ungeratene Kinder, für. einen kranken Mann und in mehreren andern wichtigen geistigen und leiblichen Anliegen. Für die Schriftleitung: Anton v. Work. — Druck von A. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixen.