^Kfllhollsche^lssionszeUschrilt f * öerfeonäre JBöhne des heiit^erzens^esu d)rtltlettung: HMsflonsfemlnar 8t. Josef. SUwangen. Württemberg. pauluBtorgasse 10. Österreich. Verwaltung: Missionshaus 6raz. V. k. b. Inhalt: Tie Apostolische Präfektur Lydenburg im Ncgermädchen mit Schmuck 35. — P. Joses Anderer Berichtsjahre 1930 33. — Der ehrwürdige Diener mit Abendschülern in Wilbank 38. — Tembu-Negcr Gottes Daniel Coinbvni 34. — Das Goldhuhn 37. — als Tänzer 40. — Erd-Ferkel 42. — Negerfrauen Glen Cowie 41. — Unheimliche Brut 42. — Der beim Tischtennis-Spiel 44. — Tcmbn-Familie 46. Sohn des Freimaurers 43. — Abbildungen: Gebetserhörung und -empfehlung. Dank dem hl. Antonius für erlangte Gesundheit des Kindes: M. W. aus St. — Eine tiefbetrübte Mutter cnipsiehlt dem Gebet der „Stern"-Leser und der Fürbitte der Immerwährenden Hilfe, des hl. Josef, des heiligen -Antonius, Judas Thaddäus, des hl. Aloisius und der Armen Seelen ihren ungeratenen Sohn. Veröffentlichung 1 ist versprochen. Flugblatt-Verlag „Nazareth", Basel. 100 Stück 1 Schwcizersranken. Mit bischöflicher Druckerlaubnis Zu uns komme das euchuristlfche Reich! mm zum mm um mmmm »er cutDacifiiftDcn mimm in unserem Mnnfie. Mitten in unserer tausendfältigen Not im Niedergang von Glaube und Sitte, Gerechtigkeit und Liebe bei den einzelnen und in der ganzen Gesellschaft gibt es nur eine einzige Hilfe. Warum übersehen wir den Netter, der allein uns helfen kann? Er ist mitten unter uns und unserer Not, ist das graste Schicksal der Menschheit. Wcltcrlöscr damals wie heute und in Ewigkeit: Christus! Für die Mcnschhcitserlösung und Menschhcitsrettnng hat er sich auf Golgatha geopfert, für die Menschheits-retlung opfert er sich täglich neu auf den Altären, bleibt er bei uns wohnen in den Tabernakeln. Vor Anbruch unserer Sturmzeit hat uns der Himmel selbst durch den Mund des heiligmähigen Papstes Pius X. dies Siegeszeichen verkündet: Die Kinder sollen früh, die Gläubigen oft kommunizieren, die Einsamkeit um die Tabernakel aufhören! Ein eucharistischer Frühling soll anbrechen, der allen Moder und alle Fäulnis der Zeit überwindet. Am Schicksal des euchari-stischen Heilandes wird sich das Schicksal der Menschheit entscheiden. Macht die Tabernakel weit auf! Wir brauchen ein Heer von Betern in allen Kreisen der Gesellschaft, daß die Christe», besonders unseres Vaterlandes, die Stimme der Päpste hören, die Bedeutung der Tabernakel verstehen möchten. Ein Heer von Betern unter Priestern, Ordensleuten und Laien, Kindern und Erwachsenen, Armen und Reichen, Gesunden und vor allem unter den Kranken. ■ Tritt auch du in dieses I Beterheer ein! Bete mit j uns und mit den Taufen-j den um das eucharistische I Reich! Aber die Weise, wie Du beten kannst, höre folgende Vorschläge: 1. Oftmals das Stoßgebet! „Heiligstes Herz Jesu, zu uns komme Dein cncharistischcs Reich!" 2. Täglich ein „Ave Maria" zur Mittlerin aller Gnaden. 3. Einen (bestimmten) Tag (z. B. den Donnerstag) jeder Worbe mit allen seinen Arbeite», Leiden, Gebeten und Opfern und vor allem der hl. Blesse und hl. Kommunion, wenn Tn dazu Gelegenheit hast, dem Heiland in dieser Absicht aufopfern. Lu uns komme das eucharistifche Reich! m deMegw WolischeWsllmsMtschnK herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Sühne des heiligsten heiiens ssesu. preis ganzjährig: Österreich 2''50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 6 Lire, Ungarn 2-50 pengö, Dschechossowakei 12 ČK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz- 2*50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser heiliger Vater plus XI. hat wie schon früher papst pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Avosto-lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Grlxen, Grünn, 0raz, Leitmeritz, Linz, Dlmüh, Marburg, Drient, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern Lest 3. März 1931. XXXIV. Zahrgang. Die Apostolische Präfektur Lydenburg im Berichts- jähre Wenn wir auf unsere Arbeiten im verflossenen Jahre einen kurzen Rückblick werfen, so dürfen wir mit dankerfülltem Herzen zu Gott dem Herrn emporblicken. Freilich können wir nicht von Döasfenbekehrungen sprechen wie andere Missionsgebiete, die nach jahrzehntelanger, mühevoller un!d erfolgreicher Arbeit ins Stadium der Missionsblütezeit eingetreten sind, da eben unsere Mission noch in den Kinderschuhen steckt. Immerhin ist das Wasser der Wiedergeburt über 110 schwarze Krausköpfe geflossen und gegen 400 Katechumenen bereiten sich auf die heilige Taufe vor, gewiß ein ermutigender Erfolg in Anbetracht unserer schwierigen Verhältnisse. M a r i a t r o st konnte, trotz großer Opposition von seiten der protestantischen Sekten, zwei weitere wichtige Außenschulen eröffnen sin Dornhoek und Witklip), die bereits eine erfreuliche Schülerzahl aufweisen. Die eine dieser zwei Schulen war besonders heiß umstritten, da zu gleicher Zeit, als wir mit dem Besitzer der Farm, einem Protestanten, in Unterhandlung standen, auch zwei protestantische Missionäre sich dort niederlassen wollten, um durch eine Schule die Eingeborenen an sich zu fesseln. Schließlich mußten sie aber doch unverrichteter Dinge abziehen, 1930. da die Eingeborenen fast geschlosien dem Farmer gegenüber erklärten, sie hätten durchaus keine Einwendungen gegen eine katholische Schule, obgleich eine gute Anzahl von ihnen zu einer protestantischen Sekte gehöre. Die neue Schule in Witklip ist den Protestanten ebenfalls ein Dorn im Ange. Kürzlich rief der Pastor der Berliner Mission den einflußreichsten Mann unter den dortigen Eingeborenen zu sich und machte ihm schwere Vorwürfe, weil er, obschon Lutheraner, den Katholiken erlaubt habe, eine Schule zu bauen. Der Schwarze gab ihm jedoch zur Antwort, alle Leute hätten eine katholische Schule gewünscht, weil sie in einer solchen viel mehr lernen würden als in einer protestantischen. Das kleine Spital in Mariatrost kann ebenfalls auf ein segensreiches Jahr zurückblicken. Weit über 3000 Kranke wurden von den Schwestern behandelt. Unter den 38 Patienten, die im Spital starben, befanden sich 27 Erwachsene, die alle bekleidet mit der Taufunschuld in ein besieres Jenseits hinübergingen. In der Stadt Lydenburg gelang es uns, einen günstigen Platz für eine Kirche und Schule zu erwerben, mit deren Bau begonnen wird, sobald die nötigen Arbeits- 34 Stern der Neger Heft 3 kräfte zur Verfügung gestellt werden können. Gelingt es uns mit Gottes Hilfe, auch in der Stadt unter den Eingeborenen festen Fuß zu fassen, so werden wir in dieser Gegend die Protestanten überflügeln, denn außerhalb der Stadt stehen wir mit unseren sieben Schulen, die eine Schülerzahl von rund 370 aufweisen, den gesamten protestantischen Sekten, wenigstens was die Schulen anbelangt, wohl schon gleich stark gegenüber. Unser Fortschritt hat die Protestanten so beunruhigt, daß sie vor einigen Wochen alle ihre Schulen vereinigt haben, um unserem Vordringen einen starken Damm entgegenzusetzen. Dieser Schachzug stört uns jedoch weiter nicht, denn trotz aller Hetzereien und Schwierigkeiten werden wir unter dem göttlichen Schutze auch in Zukunft Erfolge erzielen und weitere Gebiete dem Gottesreiche einverleiben. B a r b e r t o n hat im verflossenen Jahre unerwartet rasche Fortschritte erzielt, denn es gelang dem Eifer des Herrn P. Zorn, nicht weniger als vier blühende Missionsschulen ins Leben zu rufen, welche zurzeit von rund 180 Schülern besucht werden. Die kleine Christengemeinde ist eifrig und im Wachsen begriffen. W i t b a n k, das wegen seiner reichen Kohlengruben viele Arbeitsmöglichkeiten bietet und daher viele schwarze Arbeiter anzieht, ist zweifellos ein sehr wichtiger Missionsposten. Herr P. Angerer konnte im abgelaufenen Jahre in der Nähe einer Mine eine weitere Missionsschule eröffnen, die bereits über 40 Schüler zählt. Die Gesamtschülerzahl der vier Witbanker Missionsschulen beläuft sich jetzt auf etwa 240. Trotzdem die Zahl der Katholiken noch klein ist, erfreut sich doch unsere Mission bereits eines großen Ansehens bei den Schwarzen. Kürz-lich kam ein schwarzer Minister (Prediger) zum Herrn P. Angerer und bot seine protestantische Schule uns zur Benützung an. Gestalten sich die Verhältnisse weiterhin günstig, so wird nach endgültiger Anstellung eines katholischen Lehrers die Schule ganz in unseren Besitz übergehen. In Carolina schenkte uns eine gute katholische Familie ein Grundstück für eine Schule, ein seltenes Entgegenkommen von Seiten der weißen Bevölkerung in diesem Lande. Das Grundstück liegt ganz in der Nähe des Eingeborenenviertels und ist daher sehr geeignet für die Errichtung einer Missionsschule. In Glen Cowie sind nach Überwindung der bestehenden Hemmnisse und Schwierigkeiten die Wege zu einer regen Missionstätigkeit nun so weit geebnet, daß mit dem Bau einer Kirche und dreier Schulen begonnen werden konnte, von denen die erste bereits fertiggestellt ist. Die Errichtung eines kleinen Spitals wird auf diesem vorgeschobenen Posten von Tag zu Tag dringender, zumal die Protestanten in der Nähe schon eines besitzen. In E r m e l o haben die Schlehdorser Dominikanerinnen 1928 eine Konventschule errichtet, die gleich den Konventschulen in Witbank und Lydenburg von den Kindern der weißen Bevölkerung ohne Unterschied des Bekenntnisses stark besucht wird. Sind wir auch im verflossenen Jahre einen guten Schritt vorwärts gekommen, so harren doch noch viele Arbeiten und Werke der Ausführung im neuen Jahre. Möge es uns gelingen, bald jene Posten zu besetzen, die uns jetzt noch offen stehen, die aber, bei Nichtbesetzung von unserer Seite, mit der Zeit den protestantischen Sekten in die Hände fallen würden und dann nach menschlichem Ermessen für uns verloren wären. P. Adolf S t a dtmüller, Lydenburg. Der ehrwürdige Diener Gottes Daniel Comboni. (Fortsetzung.) 2. Die Standeswahl. Schon frühzeitig erwachte in Comboni der Gedanke, sich dem Heidenapostolat zu weihen. Im Alter von 15 Jahren las er die vom hl. Alfonsus von Liguori verfaßte Geschichte der japanischen Märtyrer. Die ergreifenden Schilderungen, die der Heilige von dem heldenmütigen Tode jener Blutzeugen entwirft, weckten in dem jungen Daniel die Sehnsucht, als Missionar nach Ostasien zu ziehen und sein Blut für den heiligen Glauben hinzugeben. Diese Begeisterung war kein rasch aufflackerndes Strohfeuer. Er sann auf Mittel, seinen Wunsch in die Tat umzusetzen, und dachte daran, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Doch die Vorsehung hatte ihn für ein anderes Betätigungsfeld ausersehen. Drei Jahre später, im Jänner 1849, kehrte der Missionär Angelus Vinco, ein gab er sich nun dem Studium der arabischen Sprache und der Medizin hin, ohne indes seine pflichtmäßigen philosophischen und theologischen Studien zu vernachlässigen. Stets war er einer der Ersten und erhielt in allen Fächern die Note Eins. Gleichzeitig war er aber auch mehr als früher bestrebt, NegermKVchon mit Schimick. JWtßH* des Mazzaschen Institutes, von aus dem Woge der Tugend Fortschritte zu Khartum nach Verona zurück, um Mitarbei- machen. Er begann zu fasten, sich den Schlaf ^r und Mittel für die zentralafrikanische abzukürzen und seinen Körper für die kom- Mission zu werben. Die interessanten Er- inenden Strapazen zu stählen. Sein Gebets- zählungeN und feurigen Reden dieses Glau- eifer und namentlich seine Andacht zur hoch- bensboten übten auf Comboni einen so ge- gebenedeiten Mutter des Herrn wuchsen wältigen Eindruck aus, daß er den Entschluß merklich. faßte, seine Kräfte für die Rettung der Im September 1850 hatte er das geistliche Ichwarzen Rasse einzusetzen. Mit allem Eifer Kleid empfangen, am 29. Februar 1852 di? Tonsur und die beiden ersten niederen Weihen, am 15. Mai 1853 die folgenden zwei niederen Weihen. Im Jahre 1854 erteilte ihm der ehrwürdige Diener Gottes Johannes Nepomuk Tschiderer, Fürstbischof von Trient, die höheren Weihen, und zwar das Subdiakonat am 10., das Diakonat am 17. und die hl. Priesterweihe am 31. Dezember. Die Primiz feierte der Neugeweihte in seiner Heimat Limone. Nach Verona zurückgekehrt, bot sich ihm eine glänzende Gelegenheit, seinen Mut und Seeleneifer zu erproben. Im Sommer 1855 mittete in Oberitalien die Cholera und forderte viele Opfer. Da sandte der Bischof von Verona unseren Comboni nach Buttapietra, einer Ortschaft unweit der Stadt, um den bejahrten Dorfpfarrer zu entlasten. Comboni war nun Arzt, Priester und Krankenwärter in einer Person, manchmal auch Totengräber. Im Fluge gewann er sich die Herzen aller. Um möglichst rasch zur Stelle zu sein, schlief er des Nachts auf einer Bank. Manche kleine Vorkommnisse, die sich damals ereigneten, zeigen die Großmut seines Geistes und den Adel seines Herzens. Bei einem nächtlichen Dienstgang hatte er im Hause eines Kranken seinen Geldbeutel liegen lassen. Als er ihn am folgenden Morgen holte, fand er ihn seines Inhaltes beraubt und bemerkte lächelnd: „Man hat ihn entleert, damit es mir keine Mühe koste, ihn zu tragen." Um jedoch den Diebstahl nicht offenkundig zu machen, schwieg er nicht bloß, sondern gab dem Besitzer noch ein Zwanzigkreuzerstück, das letzte Geld, das ihm noch verblieben war. Erst gegen Ende des Jahres, nach Aufhören der Seuche, übersiedelte er wieder nach Verona, ohne jedoch die ihm zugesprochene Entschädigung anzunehmen, erhielt aber vom Vertreter der österreichischen Regierung ein Dank- und Anerkennungsschreiben. In Buttapietra wurde die opfervolle Wirksamkeit des jungen Priesters nicht vergessen. Voll Hochschätzung und Dankbarkeit nannten ihn die Bewohner einen Heiligen. Die Vorbereitungen zur Reise nach Afrika zogen sich in die Länge. Im Sommer 1856 hatte Provikar Knoblecher acht Negerkinder aus der Missionsschule zu Khartum zwecks weiterer Ausbildung nach Europa gesandt, deren vier im Institut Mazza Aufnahme fanden. Bei dieser Gelegenheit gab Don Mazza dem edlen Dr. Mitterrutzner, Augustiner-Chocherrn aus Neustift bei Bri-xen, der die Kinder in Ägypten abgeholt hatte, die Absicht kund, einige tüchtige Priester seines Institutes unter die Fahne Kirob-lechners zu stellen, wenn die Reisekosten vom Wiener Marienverein bestritten würden. Mitterrutzner versprach, sich hiefür beim Vorstand in Wien verwenden zu wollen, der auch alsbald die gewünschte Summe nach Verona überwies. Allein eingetretene Schwierigkeiten verzögerten die Abreise noch um fast ein volles Jahr. Endlich, um die Mitte des Jahres 1857, war alles bereit. Comboni fühlte, daß nun seine Berufsfrage in ein entscheidendes Stadium getreten sei, und erbat sich am 9. August in dieser wichtigsten Lebensangelegenheit den Rat des Oberen der Stigmatiner in Verona, Johannes Merani. Nach langer Unterredung fällte dieser die Entscheidung mit den Worten: „Ihr Beruf zu den Missionen ist einer der klarsten, die ich je gesehen habe. Gehen Sie in Frieden ...!" Von jener Stunde an fühlte sich Comboni seines Berufes durchaus sicher. Schon einen Monat später schiffte er sich mit fünf anderen Priestern in Venedig nach Alexandrien ein. Seinen bejahrten armen Eltern fiel der Abschied von dem priesterlichen Sohne überaus schwer. Zwar machte der Vater nicht viele Schwierigkeiten, wohl aber die Mutter. Von den acht Kindern des Ehepaares waren sechs schon im Kindesalter und ein Sohn mit 21 Jahren gestorben. Daniel, der junge Priester, war allein übriggeblieben. Der Schmerz der alten Mutter ist darum sehr begreiflich. Doch ergab auch sie sich schließlich in Gottes Willen. Von Verona aus sandte Comboni an die heißgeliebten und nun so tief betrübten Eltern seine Photographie. Man erzählt, daß die trostlose Mutter beim Empfange des Bildes es geküßt und weinend ausgerufen habe: „Von acht Kindern, die mir Gott geschenkt hat, ist mir nur ein papierenes übriggeblieben." (Fortsetzung folgt.) Das Goldhuhn. Eine Jugenderinnerung Von Rochus Kohlbach. (Fortsetzung.) Über einen Holzstiegel führte es in einen Fichtenwald. Am Rand war er stark gelichtet. Die alten mächtigen Bäume waren abgeschlagen, junge Stämmlein waren nur vereinzelt nachgeforstet. Zwischen den vermorschten Strünken und dem spärlichen Jungmast war reichlich Raum für üppig sproßendes Krautwerk und Beerengerank. Waren einmal Heidelbeeren. Dunkelblau, silbern bereift lugten und lockten sie aus dem blaßgrünen Laub und den schwanken Stengeln, die sich unter der Last der Früchte tief senkten. Muß meine Goldhenne wohlbehalten nach Hause tragen. Das leidet keinen Aufschub! sagte ich mir selber und wandte die Blicke fest zur anderen Seite. Denn Heidelbeeren waren nicht mein Geschmack. Allein zur anderen Seite blühte und reifte gleichfalls die Versuchung. Im hohen dichtverwachsenen Blattgestrüpp hingen sie schwer, dunkelrot und fleischig. Himbeeren in ganzen Zöpfen. Ich suchte mir einzureden, daß diese vollsaftigen hochreifen Früchte gar nicht so prächtig mundeten, als sie sich am Strauche ausnahmen. Schal und süßlich. Und sobald sie überreif sind, sollen sich kleine Würmchen darin finden. Das pflegte wenigstens Michel Beit zu behaupten, der sie leidenschaftlich gern aß. Durch derlei Gespräche suchte er Kameraden, die am selben Strauche naschten, den Appetit zu vertreiben. Aber er konnte auch recht haben. Also schritt ich, wieder um einen Sieg über mich reicher, meinen Pfad, der sich immer tiefer in den Wald bohrte, dahin. Aber jetzt! Da! Um einen verfallenen Baumstrunk, zwischen wildverzweigten Wurzeln würzige Erdbeeren. Wie winzige Rosenknösplein leuchten und duften sie aus dem samtqrünen Blattwerk. Erdbeeren waren mir nebst Stachelbeeren, die in meinem Gäu äußerst spärlich gediehen, und Brombeeren, die erst im sväten Herbst genießbar wurden, die liebsten Wald- früchte. Gerade heuer hatte ich noch nie so recht nach Herzenslust Erdbeeren schmausen können. Und es waren sicherlich schon von den letzten, die sich mir da, im Schatten dunkler Fichten wohlerhalten, verlockend darboten. Anderwärts waren sie längst verdorrt und abgefallen. Ich beschloß, rasch die Goldhenne, die auf einmal so schwer im Arme wog, nach Hause zu tragen und sodann ungesäumt wieder hieher zu eilen. Wenn ich flink war, konnte es noch vor Dunkelheit gelingen. Hoffentlich findet nicht inzwischen ein Wanderer die köstliche Erquickung. Allein das Plätzchen liegt hart am Wege. Und wer weiß, ob nicht zu Hause just Arbeit war, die mich für heute und morgen festhält. Und übermorgen waren sie sicher schon gepflückt oder verdorrt. Die Zunge fühlte sich auf einmal so trocken an. Also in Himmelsnamen. Nur kosten. Nur einen ganz bescheidenen Vorschuß. Vorsichtig bückte ich mich, griff nach den leckeren Bissen und zerdrückte sie mit Behagen zwischen Zunge und Gaumen. Hei, wie das munbete. Drei, fünf, acht und mehr der köstlichen Dingerchen schob ich hurtig hinter die Zähne. Man sollte auch am Nachhauseweg etwas zu naschen haben. Gedacht, getan. Ich pflückte mir eine gute Faustvoll und suchte sie in die Tasche zu stecken. Dabei entfiel mir die arme Goldhenne und plumpste schwer in das beerenbesäte Gestrüpp. Jäh erwachten Gewissen iirtlb Angst. Erschrocken sah ich um mich, ob jemand mein Mißgeschick und meine Pflichtvergessenheit mitangesehen, dann riß ich das leis gackernde Tier an mich und hastete wie gehetzt das Steiglem entlang, das sich nun beinah in das Dickicht verlor. Derart eilig holte ich aus, daß ich nach kurzer Zeit keuchend innehielt und mich zu kleiner Rast auf ein Holzbloch niederließ. Die Henne hielt ich mit beiden Händen zwischen den Knien. Vornübergebeugt sah ich erschöpft und tiefsinnig nach den dürren Reistgnädoln, die den kahlen Erdboden bedeckten. Mit einem Male blieb mein Blick erstarrend haften. Geier noch einmal, was lag dort . . .? Ich muß hier ein kleines Geständnis machen. Wie andere Bergbauernkinder hatte ich nie über kostbares, kunstvolles Spielzeug verfügt. Kein Bilderbuch lag in malerischen Fetzen um meine Wiege. Kein Teddybär hockte in der Ecke meiner Kinderstube. Niemals paradierte buntgesprenkeltes Schichtgestein vom Bach herauf, dazu vielfältige, vielfarbene Glassplitter und Tonscherben hatte ich da zusammengetragen und fein säuberlich nebeneinander gereiht. Fruchtzapfen, die glattglänzenden, harzigen der Fichten, die auf-geblusterten blaßbereiften der Tannen, die niederen, schön gekanteten der Föhren und die minderwertigen, weil simpel gestalteten der Lärchen, dazwischen Haselnüsse und Buchecker hatte ich zu lieblichen Häufen getürmt. Daran kramte ich stundenlang an stillen Nachmittagen oder saß gleich einem P. Josef Anderer mit Abendschülern in Witbank. ich im Helm und Säbel stolz vor dem Hause auf und nieder. Niemals durfte ich durch einen schmetternden Stoß in eine Silbertrompete meine Spießgesellen zum Räuberfang oder Jndianerkrieg laden. Ich hätte, was derlei Habseligkeiten anlangt, im ärmsten Arbeiterviertel noch als Prolet gelten können. Allein die Natur in Wiese und Wald und Bachbett sorgte für die Notdurft kindlicher Bedürfnisse. Käfer nnlb Schmetterlinge waren meine ersten Gespielen; Blumen, Früchte, Steine und Fedevblust mein erster, treugehüteter Besitz. Ganze Sammlungen hatte ich mir da angelegt. Schieferplatten aus Felsklüften und Glimmerblättchen aus Hohlwegen, schneeweißen Kiesel von der Alm herunter und frommen Muselmann in stummer Betrachtung davor. Mein Stolz war die Federnsaminlung Da hatte ich sie beisammen die ordinären Schwarzspieße der Krähen, die bläulich angelaufenen der Wildtauben, die grau-gesprenkelten des Falken, die weichflaumigen der Eule, die grüngetupften des Spechtes und die schillernden des Eichelhähers. Doch das alles war wohlfeiler Trödel. Als vollwertig, tagelangen Suchens würdig, fähig, bei glücklichem Fund mein kindlich Herz in höchste Wallung zu bringen, galt nur das Gefieder des Edel- und Hochwildes in den Lüften: Birkhuhn und Auerhahn. Für eine sanftgekrümmte Stoßfeder des Schildhahnes gab ich die halbe Seligkeit, für eine breite, weißrandige, vorne pfannförmig ciemmbete, wie sie den Fuß des Urhahns umkleiden und späterhin den Steirerhut schneidig zieren, mein ganzes Vermögen. Es war nicht so seihr Farbe und Form, die mich entzückte. Überhaupt nicht die Feder, deren Besitz mich derart beglückte. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soü. Beim Anblick einer Schwinge dieser königlichen Vögel überkam mich verwirrend, berauschend gar die Hochstimmung freien Höhenfluges, das prickelnde Kraftgefühl: Herrschaft über niederes Gefleuch und Geflatter in den Lüften. Schulmäßig ausgedrückt: Die Romantik verblauender Hochwälder, sonnüberfluteter Almkuvven, schrankenloser, fesselloser, zeitloser Himmels- und Sonnennähe. Nur ein höheres Besitztum kannte ich noch, ein Funld hätte mich noch freudiger erregt und berauscht: Rehkrickel und Hirschgeweih. Mancher meiner Schulkameraden wies mir mit glänzenden Augen solches Kleinod, das er im Walddickicht aufgelesen. Mir ist das Schicksal diese stolzeste Freude eines Bergbauernbuben auf ewig schuldig geblieben. Meine Jugend hat lange schwer an dieser Enttäuschung getragen. Nun aber, was lag armbreit vor meinen Augen? Ein Häuflein Federn, flaumig, weißgrau gesprenkelt, an der Spitze pfannenförmig ewölbt. Kein Zweifel, echte, rechte Auer-ahnstoßfedern. Unwillkürlich, sinnverloren ließ ich die kostbare Goldhenne zwischen den Knien aufs Reisig gleiten. Wie von höheren Mächten geleitet, kroch ich beinahe auf Knien gegen bas Federhäuflein, dann gegen die Stämme hin, zwischen denen ich sofort weiteres wertvolles Gefieder gewahrte, weiter gegen das Dickicht, wo achtlos hingebreitct ein ganzes Nest seltenster Beutestücke lag. Keuchend vor Unrast und Eifer raffte ich zusammen, was zu erraffen war, katzenartig spähte ich in der Dämmerung nach allen Seiten, ob noch ein verstreutes Juwel zu meiner Krone sich finde. Denn noch nie war ich der Erfüllung meiner kühnsten Knabenträume so nahe denn jetzt: Einen ganzen Kegelstoß von Auerhahnfedern zufammenzukriegen, wohlgemerkt, aus felbeigen aufgelesenen Teilen. Der ganze Schulhof, ach was, der ganze Kirchplatz müßte vor Neid erblassen, wenn ich dortselbst mit meinem stolzen Schmuck am hochgereckten Haupte erschien. Als ich bereits ein zierlich Stößlein bei-sammen und es zur Probe auf mein Filzhütlein gesteckt hatte und fand, daß es mir ganz unglaubbar schneidig stand, gedachte ich erst meiner Pflichten. Ich eilte gegen den Ruheplatz von vorhin. Da hörte ich noch ein halblautes Gegacker, das Schwirren schwerfälliger Fittiche, aber ersehen konnte ich nichts. Mein anvertrauter Schützling, die Goldhenne, war verschwunden. Was half's, daß ich nunmehr scharfsinnig nachdachte, wie sich das falsche Biest frei gemacht. Ob sich das Band an dessen Füßen durch eigenes unauffälliges Bemühen gelockert hatte oder durch das lange Tragen. Was frommte es, daß ich luchsäugig zur Höhe spähte, ob nicht irgendwo in den Ästen oder Lüften gar eine Spur der Ungetreuen sich zeige. Überlegen, Besinnen war nutzlos. Also stürmte ist besinnnungslos gegen das Dik-kicht, duckte mich, kroch, hüpfte wie Füchse, die zum Raub losstürzen. Vergebens. Ich stieß gegen die rissigen Stämme, dürre Ast-stummel spießten nach mir, der ganze Wald, der zn einem einzigen Gestrüpp sich verfilzt zu haben schien, zerriß mir jämmerlich die Kleider, zerkratzte mir schandvoll das Gesicht. Vergebens. Atemlos, blutend, todmüde sank ich auf das Moos. Um mich wieder zu erheben und wie irrsinnig durch das Gedachs zu rasen. Mittlerweile war es dunkel geworden. Schwarze Schatten sanken gleich Riesen-schmetterlingen zwischen den Stämmen nieder, hingen sich gleich Riesenfledermäusen in die Äste, breiteten sich und woben sich gleich Riesenspinnefäden auch um mich, der ich gleich einem Einsiedler, der sich müdgewerkt und -kasteit hat, ein Häuflein hilflosen Unglücks, zwischen den mächtigen Stämmen saß. Auch in meinem Herzen und Köpflein war es dunkel geworden. Wie Nachtvögel flatterten meine Gddanken ermattet und angstvoll hin und wider: Heimweg mit leeren Händen. Ankunft unter Vorwürfen und Spott von seiten Gundels und der Schülerschaft, der sie es morgen boshaft vorplaudert. Und niemals darf ich wieder zur gu- ten Keuschmutter und zu ihrem blaugeblüm- Das gab mir soweit die Besinnung mieten, goldgeränderten Honigteller . . . der, daß ich mit geänderter, verbesierter In einem Anflug von Verzweiflung faßte Taktik noch einen Versuch machte, mein ich den Kopf zwischen die Fäuste. Dabei ge- treulos verlaufenes Huhn wiederzugewin-wahrte ich das Stößlein am Hute. Tröstlich nen. Tembu-Ncger als Tänzer. erhellte sich mein Gemüt: In Gottes Namen stillgehalten und durchgehalten im Sturmgewitter der Schelte und Spöttelei. Am Sonntag aber ist es wieder schön, und ich steh' doch mit meinem Hahnfederstoß stolz und umneidet auf dem' Kirchplatz. Da es schon gegen die Nacht ging, hatte es sich gewiß schon unter einem Busch oder Wurzelgeäst zur Ruhe niedergelassen. Also nicht mehr geräuschvoll stürmen, sondern lautlos schleichen, vorsichtig heranpirschen. (Schlich folgt.': ;!! Glen Cowie. (Schluß.) Die eingeborenen Heilkünstler unterscheiden sich in Kräuterkenner, Wahrsager und Regenmacher. Der erstgenannte Berus findet reichlich Beschäftigung. Die Gebühren dieser einheimischen Arzte sind unverschämt; ein Ochse ist der Preis für eine gewöhnliche Behandlung. Die Kenntnis heilkräftiger Arzneien geht vom Vater auf den Sohn über. Europäische Arzte glauben, ihre schwarzen Kollegen verfügen über Gifte und Arzneistoffe, die der abendländischen ärztlichen Wissenschaft unbekannt sind. Es ist erklärlich, daß diese einheimischen Heilkünstler sich großer Achtung erfreuen und ebenso sehr gefürchtet sind. Der Zauberer ist noch mehr gefürchtet. Er ist imstande, jedes Geheimnis zu enthüllen, Übeltäter aufzudecken oder künftige Dinge vorherzusagen. Des Volkes Aberglaube ist seine Hauptstütze. In früheren Zeiten, z. B. unter Sekukuni I., waren die Zauberer häufig Ursache des Todes Unschuldiger; denn der König handelte nach ihrem Äate. Der Regendoktor gibt vor, Macht über Blitz und Wolken zu haben. Bei anhaltender Dürre wenden die Leute sich an den Häuptling, daß er die Dienste des Regenmachers in Anspruch nehme. Dieser erhält Auftrag und Bezahlung urib begibt sich ans Werk. Ein kleines Kind wird getötet und zusammen mit dem Fleische einer schwarzen Ziege gekocht sowie mit gewissen Teilen wilder Tiere und Vögel und bestimmten Kräutern. Das Gemisch wird dann auf den Feldern der Leute unter vielen Zeremonien verteilt. So war es früher der Brauch; aber auch jetzt noch hört man hin und wieder vom plötzlichen Verschwinden kleiner Kinder; allein man erfährt nichts Bestimmtes; der Schwarze schweigt über derartige Dinge wie das Grab. ^Die Bapedi sind Ackerbauer und Viehzüchter zugleich. Die Frauen tun die meiste, wenn nicht die ganze Feldarbeit, während die Männer das Rindvieh und die Ziegen besorgen. Seit etwa 80 Jahren sind Pflüge im Gebrauch. Gebaut werden Mais, Durra, Erdnüsse, Kürbisse, Wastermelonen, Zuckerrohr, Bohnen. Das Getreide wird in großen, wohlgeflochtenen Körben aufbewahrt. Zur Zeit der Hungersnot oder Mißernte leben viele Bapedi von Kaktusfeigen, die auf verschiedene Arten zubereitet werden und auch ein sehr starkes Bier ergeben. Außerdem werden wilde Früchte genosten. Aus der Marulafrucht wird ein starkes, anregendes Getränk bereitet. Kein Eingeborener kann zu pflügen beginnen, ehe nicht die Pflügezeit vom Häuptling als eröffnet erklärt ist. Zuwiderhandlungen müssen durch Bußen an Vieh, das an den Häuptling abgeführt wird, gesühnt werden. Die meisten Häuptlinge erheben eine Kornstöuer von ihren Leuten, einen Korb voll von jedem Haushalt gleich nach der Ernte. Seitdem die Bapedi nach auswärts, in die Industriegebiete der Weißen, zur Arbeit gehen, ist es üblich, daß sie bei ihrer Rückkehr einen Teil ihres ersparten Lohnes, wenigstens 1 Pfund Sterling (20 Mark) an den Häuptling abgeben. Die Bapedi besitzen alte Perlen von großem Werte, die als Familienerbe betrachtet werden und von Geschlecht zu Geschlecht gehen. Es ist nidht gelungen, den Ursprung dieser Perlen nachzuweisen. Die Bapedi zeigen Sinn für Kunst. Das beweisen der Wandschmuck ihrer Hütten sowie ihre sorgfältig geflochtenen Rohrmatten; das zeigt auch ihr Farbensinn in der Kleidung der Frauen und Kinder, in der schöne Farbengegensätze, wie grün und rot, beliebt sind. Die Bütten sind sehr nett und stark gebaut und häufig mit einem soliden Stützpfeiler und schweren Dachsparren versehen, zum Widerstand gegen heftige Stürme und schwere Regen, wie sie hier oft vorkommen. Die Zahl der Bapedi wird auf 60.000 geschätzt, die über einen Flächenraum von 2600 Geviertmeilen (6730 Quadratkilometer) zerstreut leben. Leider ist ihr Gesundheitszustand nicht der beste. Bruder August Cagol, F. S. C. Unheimliche Brut. Bon Br. August Cagol. (2. Fortsetzung.) Unter 26 Arten von Schlangen mit hinterständigen Eiftzähnen sind die Vaumschlange und der Schafschläger zu nennen. Obgleich ihr (Bist dem der Schildviper nichts nachgibt an Tödlichkeit, so sind sie doch weniger zu fürchten, da die rückwärtige Stellung ihrer Giftzähne es ihnen erschwert, gefährliche Bisse auszuführen. Unter den 14 Arten mit vorderständigen Gift-zähnen kommen die tödlichsten aller Schlangen lieben es, sich auf feuchtem Sandboden zu wälzen, wobei die schnellen Schlangen leicht Gelegenheit finden, ihr Gift an weicheren Kör-perteilen, wie Kinn, Augenlidern oder Rüsselspitze, anzubringen. Der Tod des gebissenen Opfers tritt gewöhnlich innerhalb sechs Stunden ein. Das Gift wirkt auf die Atmungsnerven-zentren zerstörend ein und führt schließlich zur Lähmung der Lunge. Anzeichen sind Müdig- Erd-Ferkel. vor. Die gefährlichste davon ist die Mamba oder Königsschlange, die in zwei Arten auftritt. Die schwarze Mamba erreicht eine Länge von 3% Meter und wird gewöhnlich am Boden gefunden; die kleinere grüne Mamba zieht niedres Gehölz vor. Beide sind häufig angriffslustig und bewegen sich mit unglaublicher Schnelligkeit. So kann die schwarze Mamba selbst über unebenen Grund mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes dahingleiten, und das mehrere hundert Meter weit. Das Gift der Mamba gilt als das stärkste bekannte Nervengift; zwei Tropfen davon genügen, einen Ochsen zu töten. Selbst Elefanten soll die Mamba verderbenbringend werden trotz deren dicker Haut. Diese großen Tiere (eit, abnehmende Gewalt über die Muskeltätigkeit, Atembeschwerden, unüberwindliche Schlafsucht und plötzlicher Tod infolge Lungenlähmung. Gelegentlich einer Jagd mit Hunden stellten diese eine Mamba, die sich gegen die Meute wandte, von den empörten Tieren aber zerbissen und zerrissen wurde. Während des kurzen Kampfes war es der Schlange aber gelungen, sechs der Hunde zu beißen, die bald darauf dein Gift erlagen. Im Zululand schrieb eine Farmerfrau an einem einfachen Tisch, von dem ein Stück Zeug als Vorhang niederhing. Plötzlich hörte sie ein schwaches Geräusch, das wie leises Pfeifen klang, doch achtete sie nicht darauf. Nach einiger Zeit kam es ihr aber zum Bewußtsein, daß nie- mani) in Ver Nähe [ein könne. Deshalb bückte l'ie [ich und hob den Vorhang auf und sah in oie unheimlichen Augen einer Schlange, deren Giftzähne entblößt waren, bereit zum Bisse. Die Frau sprang unwillkürlich zurück und rief nach ihrem Manne. Dieser suchte die Schlange mit einem Revolver zu erschießen, allein sie zog sich hinter eine Leiste des Tisches zurück. Erst nach einiger Zeit konnte das Tier hervorgezogen und getötet werden; es war eine schwarze Mamba von 2,10 Meter Länge. Ein Farmer in Natal verlor fünf Milchkühe vurch eine einzige grüne Mamba, die, von einem Baume herabhängend, die Tiere innerhalb einer Stunde biß. Ebenso giftig wie die Mamba sind die vier Arten der Kobra oder Schildviper, die aber nicht so beweglich und schnell sind wie jene. Diese Schlangen ziehen in gereiztem Zustand den sehr dehnbaren Hals scheiben- oder schild- förmig auseinander. Sie werden etwa einundeinhalb Meter lang. Jemand überraschte eine Eidechse von nur 20 Zentimeter Länge, die sich in die Gurgel einer Schlange verbissen hatte, die wild um sich schlug, sich aber von dem lebendigen Schraubstock nicht befreien konnte. Nach einer guten Stunde des Herumbalgens streckte die Schlange sich so wahrheitsgetreu, daß der zuschauende Naturfreund sich betören ließ, nicht jedoch die Eidechse. Die Schlange blieb über eine Viertelstunde „tot" um den Gegner dann plötzlich zu überraschen, doch dieser ließ sich nicht überraschen. Der Zuschauer ging zum Mittagessen heim. Am Nachmittag war der Kampf noch unentschieden. Am folgenden Morgen fand er die Schlange, eine gelbe Kobra von 1,10 Meter Länge, wirklich tot, während die, siegreiche Eidechse sich auf einem nahen Steine sonnte. (Fortsetzung folgt.) Der Sohn des Freimaurers. Von Anita Kay >' er ' (Fortsetzung.) Ruth jal) eine Weile mit starrem Blick und ohne Atem zu ihm hin. Sie meinte, jetzt müsse es kommen, wie sonst so oft, wenn er ihr einen Schabernack gespielt oder sie mit irgendeiner Gaunerpost genarrt hatte. Jetzt müsse er aufspringen und loslachen und sie ausfoppen: „O kleines Ruthmädel, laus doch weg! Ein Bär mit sieben Tatzen hat dich erwischt!" Aber nein, diesmal lachte er sie nicht aus, ließ er sie unter der düsteren Wolke, die näher und näher kam und ihr schon die ganze Sonne dunkel machte. Sie wollte etwas sagen, wollte fragen, aber sie bebte vor seiner Antwort. Und im Halse und in der Brust war's ihr so eng und so heiß. Und er saß immer noch ruhig da. Mit einem Male hob er den Kopf, ließ den Stock fallen, verschränkte die Arme und schaute verloren ins Land hinaus: „Weißt du noch^ Ruth, wie wir als Kinder unten am Seeufer ^ saßen und Zukunftspläne machten?" Sie nickte verloren und ein jähes Rot stieg ihr ins Gesicht. Gewiß wußte sie's noch. In jener alten Burgruine wollten sie wohnen, er der tapfere Ritter, sie die Burgherriu. Ganz schön wollten sie sie wieder aufbauen, mit einem hohen, stolzen Turm. Und wenn dann wieder ein Kreuz- * Druck and Verlag der Bonifatius-Druckerei in P zug ins Heideirland ginge, dann wollte sie ihn tapfer ziehen lassen, gar nicht weinen wollte sie wie die Ritterfrau Edeltraut. Oder sie wollte mit ihm ziehen und mit ihm sterben für den Heiland, der in jenem heiligen Lande gelebt hatte. Sie sah Herbert scheu von der Seite an. Ob er das meinte? Nein, das meinte er nicht. Er würde doch sonst einmal zu ihr hinsehen. Da begann er wieder: „Als der Pater Gerhard drunten im Kloster zum erstenmal aus der Mission kam und von den schwarzen Heiden, den großen und kleinwi, erzählte, weißt idu's noch, Ruth, wie wir wochenlang nichts anderes gesprochen haben? Und nichts gespielt als Missionär und Missionsschiwester?" Jetzt sah er sie an mit einem Lächeln aus einem vergessenen Einst. „Deine Puppe, die schwarze Jra, weißt du noch, Ruth, wie ich sie unter viel Zeremonien ,Lilli' getauft habe und du Mama und Patin zugleich warst? Als Lilli in dem allzu nassen Bad ihren schwarzen Wollschops verlor und uns mit weißer Glatze anstarrte, dachten wir es uns als Zeichen, daß sie rein sei, und sie bdkam ein weißes Kleid und einen neuen, blonden Schopf von Tante Mathilde. — Und als wir dann, als Pater Gerhard wieder abreiste, absolut mit ihm wollten, weißt du's noch, Ruth, wie du Onkel und Tante um eine Gondel quältest, daß wir übers Meer zu den Heidenkindern fahren könnten? All deine Puppen sollten mit für die kleinen Negermädels." Er schwieg ein paar Atemzüge lang, weil Ruths lautloses Stillsein ihn unsicher machte. So war es auch gestern abend bei der Mutter gewesen. Aber je stiller sie geworden Er raffte sich innerlich zusammen, trat das, was ihn von innen heraus so warm und weh und mit wirrer Gewalt überfluten wollte, mit gebieterischem Wollen nieder und rettete sich in den vorigen leichten Ton: „Was meinst du, Ruth —, ist der Heri jetzt wohl groß und stark und mutig genug, solch eine Fahrt zu wagen? Allerdings — deine Gondel wird ein wenig zu zart und zu schade sein. Aber auf so einem flotten Bremer Dampfer ..." Negersrauen beim Tischtennis-Spiel. war, um so uilgestümer hatte es aus ihm herausgedrängt, was heraus mußte. Aber das war eben sein kleines Heldenmütterchen, das aufrecht unter einem schweren Lebenskreuze ging. Geweint hatte sie wohl und gezittert, wie vor einem nahen Orkan Baum und Butsch erzittern. Aber dann war sie wieder die starke Frau, in Natur und llber-natur gleicherweise verwurzelt. Sie gab ihn hin, um ihn zu gewinnen. Herbert fühlte — er sträubte sich gegen diese Erkenntnis —, daß ihm das entscheidende Wort Ruth gegenüber schwerer wurde als das gestern abend. Sprach er es heute nicht —, ob er es noch morgen können würde? Er brach ab. Er fühlte mehr, als er ee sah, daß Ruth ihn ganz verstanden hatte und daß sie sich ihm zuwandte mit starrem Blick, ein so großes Unverstehen, Nichtfassenkönnen in den erschrockenen Augen, als sei soeben eine ungeheuerliche Botschaft rni ihrem Ohre vorbeigeglitten, die sie ganz und gar nichts angehen konnte, weil sie zu unmöglich, zu schrecklich war. In ihrem Auge lag eine einzige, beschwörende Bitte: „Sag', daß es nicht wahr ist, daß du mich nur erschrecken wolltest." Als sie ihn so ansah, scheu im Blick, ihr ganzes banges, zitterndes Herz, da erlosch ihr auch das letzte Hoffnungslicht. Die Wolke mar nun ganz über ihr, sank Wer sie, sank über einen ganzen wonnigen Lenzgarten and seine morgentrnnkenen Blüten. Und sie stand hilflos in dein Dunkel und wußte nicht, wohin tasten noch einem Halt ober Fünkchen Licht. In ihrer Hilflosigkeit wußte sie nicht, wohin sie blicken, wo sie ihr Weh verbergen sollte. Ein Zucken ging über ihr Gesicht. Und dann — ein erschütterndes Weinen . . . Es war, als brächen drinnen jähe Wellen auf, heiß und erstickend, und sie konnte nichts tun, sie zu dämmen. Wie ein Bäumchen unterm ersten Aprilstürmen durchschüttelte sie dies würgende Weinen. Da sprang Herbert auf und zog ihr die Hände vom Gesicht. „Ruth, liebe Ruch —, was habe ich dir getan? Ich war zu ungestüm! Ich wußte nicht, daß . . . Komm, sei wieder gut! Laß uns heute nicht mehr davon sprechen." In herbem Mädchenstolz sprang sie auf und trocknete hastig ihre Tränen. Und zwang sich zur Festigkeit: „Laß! Es war — der Eltern wegen. Wie kannst du ihnen . . . das nur antun? Wissen sie es denn schon?" „Mit der Mutter sprach ich gestern. Sie ist wohl traurig, aber sie wird mir helfen. Doch der Vater . . ., ich fürchte, das wird schwer werden." Aber an den Vater dachte er kaum in dieser Stunde. In seinem Herzen stritten Schmerz und Seligkeit. Wurde es ihm doch erst in diesem Augenblick ganz zur Gewißheit, was Ruth in herbjungfräulicher Art ihn nur hatte ahnen lassen —, daß er ihr mehr als Bruder und Kamerad geworden roar. Früher hätte ihn diese Gewißheit mit tiefem Glück erfüllt, jetzt beklemmte und verwirrte sie ihn und sein Denken und Wollen und Entschließen. Einen Sturm beschwor sie in ihm herauf, der ihn in kurzen Augenblicken in Höhen und Tiefen riß, seine Sinne in einen süßen Taumel hüllte, in dem all sein schöner Starkmut, das Bewußtsein unbegrenzter Opferfähigkeit, das er am Morgen aus Messe und Kommunion mitgebracht, zu schlaffen Nebelschemen wurde. Er kannte Ruths Eigenart und wußte, rote tief eine solche Enttäuschung sie treffen mußte. Sie war kein Schmetterling, der heute von dieser, morgen von jener Blume nippt, sondern einer jener ernsten Menschen, die vom Leben entweder ein einziges him- melweites Glück oder ein strenges, unabänderliches Entsagen empfangen. Er faß halb abgewandt. Und heftiger begann es in ihm zu stürmen. Dieser Kamps rührte an die feinsten Saiten feiner Seele, verwirrte mehr und mehr sein zielsicheres Denken. Warum nur soll er die liebsten Menschen in Weh und Einsamkeit senken? Was ist das für eine Macht, die mit so absoluter Gewalt sich ihm in den Weg stellt? Ihn auf diesen Weg voll Dornen zwingt, wo er nach der lieblichsten Blume nur die Hand auszustrecken braucht? Ein Wort: „Ich bleibe!" würde das junge, traurige Menschenkind an seiner Seite mit jübelndem Glück erfüllen. Warum spricht er es nicht? Lockende Glücksbilder stiegen betörend auf, drohten ihm Herz und Sinne zu verwirren. Mit heftiger Bewegung wandte er sich ab. Er durfte nicht hinschauen, sollte er nicht seiner Seele besten Teil an Menschen verlieren, wo er Gott bereits verschrieben war. Ruth war aufgestanden und lehnte mit abgewandtem Gesicht am Stamm einer Buche. Müde sah sie ins weite Land und sah doch nichts. Ihr war, als fei bei jenem verhängnisvollen Worte etwas in ihr zerbrochen, was für immer zerbrochen bleiben würde. In der Knospe war ihr saunt bewußtes Glück dahin. Herbert stand auf, raffte sich mit Gewalt aus der Wirrnis, die ihn ganz umfangen wollte, und griff nach ihrer Hand. „Ruth", sprach er bittend, „hast du denn kein gutes Wort für mich? Es tut mir ja auch so leid, daß es so kommen muß, aber ich darf nicht anders handeln. Tch hub's ja selbst kaum gewußt, was es eigentlich war, was mich seit Jahren, ich glaube feit der Knabenzeit, hin und her zieht. Der Herrgott selbst ist's gewesen, der mir nachstellte. Ich habe ihn nur nicht erkannt. Erst durch Helmut riß er mir ganz die Binde von den Augen. Nun muß ich wohl dem Königsruf folgen. Und — ich will es auch." Er schwieg eine Weile. Dann fuhr er fort, indem er ihre Hand, die sie ihm entzog, fallen ließ: „Laß uns stark sein, Ruch. Auch ich hatte einmal gedacht . . ., hatte gehofft ..." Er sah sie an in verhaltener Zärtlichkeit . . . „Gott will es anders; laß es uns tragen wie gute Kameraden, gelt?" Sie nickte, sah ihn aber nicht an. Zu 46 ■pest 3 Stern der Neger sprechen war ihr unmöglich, wollte sie nicht aufweinen. Mit dem Starkmut schwergetroffenen Frauenstolzes beherrschte sie sich. „Laß uns gehen. Onkel und Tante werden mit dem Essen warten", bat sie leise. Sie schob ihren Strohhut an den Arm und wandte sich zum Gehen. Still ging sie neben ihm her. Kaum, daß sie wußte, daß er noch bei ihr war. Ihr war, als hätte die hoffnungslose Einsamkeit ihres Lebens schon be- durch die Stille. Aus dem Buschwerk brach in jagendem Lauf ein Reh, ein verfolgtes, wundes. Blutspuren zeichneten seine Bahn. Als es die beiden Menschen sah, prallte es zurück. Dann war es, als wollte das angstgehetzte Tier Schutz bei ihnen suchen. Ein Blick traf Ruth aus den braunen, brechenden Augen, daß sie im Mitleid aufschluchzend den Kopf an Herberts Schulter lehnte. Aus dem Gehölz gellte das Kläffen der beute- Tembu-Familie. gönnen und sic ginge allein durch eine Wüste ohne Ende. Ist denn das dieselbe schöne Gotteswelt, die sie noch vor Stunden so entzückte? Da trillerte hoch im Atherblau glückstrunken die Lerche, und nun steht die Sonne hinter Wolken — die Lerche sank zu Tale, und nur die Nachtigall schluchzt im Gebüsch über den kurzen Erdenlenz. Und der eben so munter sprudelnde Bergquell murmelt jetzt immer nur sein Heimwehlied: „Weißt du noch .. .?" Sic schrak plötzlich auf und griff nach Herberts Arm. Ein Geräusch wie von brechenden Asten und rollendem Gestein kam hungrigen Rüden. Im letzten Aufbäumen der Todesangst stürmte das Reh ins nahe Dickicht, um an einem heimlichen Plätzchen zu sterben. Ruth erfüllte Todesweh. Und doch, das Reh durfte seine Wunde in der Dunkelheit bergen, durfte ungesehen daran verbluten. Sie aber muß ihren Schmerz unter die Menschen tragen, und keiner darf darum wißen. Auch er nicht . . . „Das arme Tier! Die grausamen Menschen! . . . Sich an solcher Todesangst z» weiden!" Herbert nickte traurig. „Im Paradiese Stern der Neger 47 Heft 3 war es nicht so. Da wohnte der Löwe friedlich beim Lamm, und das Reh kannte keine Wunde . . - Auch die Menschen nicht!" Sie schwiegen, und waren, ehe sie sich's versahen, am Parktor der heimischen Villa angekommen. Da hielt Herbert Ruch noch einen Augenblick auf. „Ruth, was ich dich bitten wollte; wirst du beim Vater nicht gegen mich sein?" Sie sah ihn an und nickte: „Nein." Dann gingen sie hinein. Ruth lief die Treppe hinaus' und warf sich auf ihrem Zimmer weinend vor ihrem Bette hin. Hier brauchte sie ihren Schmerz nicht zurückzudrängen. Dieser Raum hier war ihr eigenstes Heiligtum, das all ihr friedliches Kinderglück und seliges Mädchenträumen miterlebt hatte. Wäre nur erst alles vorüber . . , und er schon fort! Ihm winkt ein neues, hohes Glück. Er darf seinem Ideal, ob es auch noch auf fernen Bergen liegt, zustürmen wie ein kühner Feldherr. Ob er dabei all die zagen Blüm-lein, die eine reine Mädchenliebe ihm aus den Weg gestreut, zertritt, was wird's ihn kümmern? All die heilige Glut, die sie drinnen in nnentweihter Grotte für ihn bewahrt und gehütet hat wie eine Vestalin ihr geweihtes Feuer, was wird es ihn an seinen kühlen Altären einmal anfechten, wenn sie, niemandem zunutze, verglimmt wie Kerzen in Grüften? Er wird seine Liebe zu einem fremden, wilden Volke tragen, das ihn nichts angeht, das doch solch ein ungeheures Opfer weder erfassen kann noch zu' schätzen weiß. Ruth erschauert, da sie an die Strapazen und Greuel denkt, von denen Pater Gerhard der Tante und ihr unlängst aus seinen „wilden Jahren" erzählt hat. Solch ein Leben will Herbert wählen, die Bequemlichkeiten und den Komfort des Elterithauses mit einem Nomadenleben im dunklen Erdteil vertauschen. Sie selbst hat stets mit unbegrenzter Verehrung zu der ernsten Aszetengestalt Pater Gerhards aufgeblickt, hat sein unbegreifliches Opferleben bewundert, aber nie ganz begriffen. Ihr schaudert, wenn sie sich Herbert in der rauhen Kutte denkt. t Bitter und fassungslos weinend lag Ruth eine ganze Weile auf den Knien. Bis nach und nach ruhigeres Denken gegen den Sturm aufzustehen wagte: Ist Herbert denn vornehmer als der hoch-geborene Fürstensohn von Gonzaga, der das Prinzenkleid gegen das arme Gewand eines Jesuitennovizen vertauschte und mit dem Bettelsack durch die Straßen Roms zog? Ist der Geist, der Herbert drängt, derselbe, der jenen zu solcher Opfertat drängte, dann, ja dann tut sie ja Unrecht, wenn sie sich gegen eines Höheren Gesetz sträubt. Darf sie Herbert den Kampf noch schwerer machen? Ist es nicht Selbstsucht, ihr Glück in den Vordergrund zu stellen? Darf sie noch ihre Wünsche auf ein Gut richten, darauf Gott selbst die Hand gelegt hat? Wenn sie ihn einer irdischen Rivalin hätte abtreten müssen, dann, ja dann würde sie stolz — und sei es mit brechendem Herzen — den Weg freigegeben haben. Ist nun ihr Schmerz nicht ungleich milder, da sie ihn von Gott empfangen hat und ihn zu jeder Stunde wieder zu ihm bringen darf? Sie sprang auf und zwang die wirren Geister der Erregung zur Ruhe. Kühlte die brennenden Augen und trat zum Fenster, um sich zu sammeln. Unten mußte man sie bereits vermissen, und es sollte doch keiner merken, welcher Sturm ihr Innerstes in seinen Tiefen durchbraust hatte. Sie sah in den Park hinab. Auf Busch und Baum und Blüte lag die sengende Glut des Hochsommers. Unten sah sie Herbert unter schattigen Akazien gehen. Mit starkem Willen wandte sie sich ab. Er durfte ihr das nicht mehr sein, was er ihr war. Es dünkte sie wie Gottesraub. Sie trat vor den Spiegel, um zu prüfen, ' ob kein Gesichtszug ihre Seelenstimmung widerspiegelte. Überrascht sah sie auf ihr Bild. Sie erkannte sich kaum wieder. War sie denn in Stunden um Jahre älter geworden? Sie erschrak vor dem strengen Ernst, der ihr aus den eigenen Augen entgegenschaute. Kindheit imb Jugend hatten einen jähen Abschluß gefunden. Ein Sturm hatte des Maien ganze Blüten weggefegt und nichts gelassen als einen Sommer ohne Ernte. Sie ging hinunter. An der Tür des Wohnzimmers trat ihr die Tante entgegen. Wieder begann es um Ruths Mundwinkel zu zucken. Frau Werner sah es und nahn: in in die Arme. „Kind, wein' dich aus>. Du bist bei deiner Mutter!" Ruth machte sich los und preßte einen Augenblick die Hand an die Augen. „Wir muffen ihm helfen, Tante", sagte sie leise mit einer Festigkeit, über die sie selber staunte. Ihr Mädchenstolz mochte ihr zu Hilfe kommen. Nicht einmal die Tante sollte wiffen . . . Frau Mathilde sah überrascht Ruths gefaßtes Wesen. Wie war das nur möglich? Sollte sie sich über ihre Gefühle getäuscht haben? „Ich hatte gedacht, Ruth . . . Weißt du denn nicht . . .?" „Ich weiß alles. Aber — darf ich begehren, was Gott gehört?" Frau Mathilde staunte. War dieses junge, verwöhnte Kind, dem noch auf keinem Wege das Leid begegnet war, in Stunden zum starken Weibe geworden? Da hörten sie draußen einen Schritt — Herbert. _ Ruth drückte einen Kuß auf der Tante Stirn und preßte einen Augenblick unter dem neu aufsteigenden Weh ihre Hand. Dann gingen sie zusammen ins Eßzimmer, wo der Hausherr, bereits aus die Damen wartete. Justizrat Werner stand, lebhaft redend, mit Herbert an einem Seitentische. Vor ihnen lagen Pläne, Zeichnungen: das Projekt zu einer reizenden Gartenvilla — seine Gratulation für Herbert zum Staatsexamen. Der Justizrat. war enttäuscht, daß sein Sohn für seine Überraschung so wenig Freude zeigte. „Schau her, Ruth, das reinste Feenschlößchen! Und der Doktor Werner junior steht daneben, als wäre ihm ein schlechter Streich gespielt." „Mitnichten, Vater. Der Plan ist herrlich. Aber ... für wen hast du dir das ausgedacht? Ich meine, unser Haus hat Raum in Fülle. Du hast es zu gut mit mir vor, aber ... ich bin wirklich nicht so anspruchsvoll." „Na, aus dir spricht plötzlich der besonnene Jurist. Aber das sollst du erst an zweiter Stelle sein. Erst Mensch, der dem Leben das Schönste abgewinnt. Dein Vater macht dir die Wege eben." Als keiner ein Wort sagte, fuhr der Justizrat fort: „Ist es nicht prächtig? Hier die Vorderfront auf den See hinaus, mit Erker, Balkon und einer breiten Terrasse. Nach der Südseite der Wintergarten und anschließend ein langer Weinlaubengang, der das Schlößchen mit unserem Heim verbindet. Nach Osten der Eichen- und Tannenforst. Kinder, hätten die Götter einen herrlicheren Plan erdenken können?" „Sicher nicht, Vater. Aber . . ." Herbert stand auf glühenden Kohlen. Da machte der Vater arglos Pläne. Und er ...? Ist es nicht wie ein Schlag ins Gesicht, was er ihm schon in den nächsten Stunden antun will? Frau Werner machte sich am Eßtisch zu schaffen. Ruth schaute auf die Zeichnungen und sah nichts als Nebel. „Zum Donnerwetter, was ist los, Kinder? Ich glaube, ihr habt euch gezankt. Ist ja, als gingen die Leichenbitter im Hause um." „Kouml, Kurt, laß uns effen und gleich weiterprojektieren. Die Hitze erschlafft die Lebensgeister", kam Frau Werner vermittelnd dazwischen. „Meinetwegen. Das Examen mag dem jungen Herrn noch in den Gliedern sitzen." Aber auch beim Esten lag es wie ein Alp auf der kleinen Gesellschaft. Herbert fühlte das Damoklesschwert über seinem Kopfe. Immer wieder mußte er den Vater ansehen. Wie lange würde er ihm noch ein liebevoller Vater sein? Wie lange ihn noch „seinen" Jungen nennen? Ruth würgte schweigend ein wenig hin- I unter. Wie im Traume hörte sie Herbert vom Examen, von seinen Freunden, vom Leben in der Residenz und in den Zirkeln erzählen. Der Juftizrat interessierte sich für alles. Man sah ihm an, wie stolz er aus seinen Sohn war. Ruth war erlöst, als sie in ihre vier Wände entfliehen durfte. Herbert sah ihr mit einem Blick ins Gesicht und staunte über den fremden Ausdruck. „Sie hat rasch überwunden", dachte er in ehrlicher Selbstunterschätzung. „Wäre ich nur auch erst so weit!" (Fortsetzung folgt.) Sigentümer, ÄerauSgebrr uno Verleger: Kongregation oer Missionäre «oyne ves llstllgfren Lerzens Jesu. Verantwortlich« Redakteur für Österreich: P. Alois WUfling. F. 8. C., SeneralasWent, MisstonSbauS Graz; für Deutschland: P. Leinrich Wohnbaag. F. S. C., MsstonSseminar 6t. Josef. Ellwangeii-Iagft. Württemberg. — UniversitätS-Buchdruckerel ,6tt>rta*, Graj. 5>ie Lourvespttgersonderzüse 6er 31. und der 32. Österreichischen Sodalen- und Volkswallfahrt gehen am 15. Mai und 5. August 1931 von Wien, Linz. Salzburg und Innsbruck ab. Ausenthaltsstationen: Einsiedeln. Luzern, Basel, Paray-le-Monial, Revers, Paris, Lisieux, Biarritz. Lourdes, Toulouse, Marseille, Nizza, Monaco, Mailand, Padua, Venedig, Villach und Salzburg. Prospekte über das I7tiigige, bequem eingeteilte Neiseprogramm sind erhältlich durch das Marianische Lonrdes-komitee per Adresse Rudolf Zeilberger, Steyr, Ob.-Öst., Enge 7. Sehr frühzeitige Anmeldung ist empfehlenswert, da die Plätze dieser Sonderzüge zumeist schon einige Monate vor Abfahrt vergriffen sind. Bücherbesprechungen. Verlag der Schulbrüder in Kirnach Villingen, Baden. Geschichte einer Seele. Selbstbiographie der hl. Theresia vom Kinde Jesu. Vollständige Volksausgabe. 07.—77. Tausend. 8°. 581 Seiten. In Ganzleinen RM. 5.—. Die „Geschichte einer Seele" ist schon in Millionen von Büchern über die ganze Welt verbreitet und in rund 40 Sprachen übersetzt, über dieses Buch ist auch schon sehr viel und stets mit Bewunderung geschrieben worden. Selbst ganz anders eingestellte Tageszeitungen, wie die „Frankfurter Zeitung" (1929, Nr. 117), widmen ihm große Besprechungen an vornehmer Stelle. Alle bewundern die kindlich anmutige und zugleich dichterisch edle Sprache, die in frühlingfrischer Unbefangenheit die Geschichte einer Seele malt, die das Zauberische der Unschuld mit der Kraft stillen Heldentums im Leiden verbindet. Dem Inhalt ganz gerecht zu werden, ist schwer. Viele können es nur ahnen, welche riesenhafte Größe sich unter dem Schleier dieser kleinen Blume verbirgt. Diese „Geschichte einer Seele" steht einzig in der katholischen Weltliteratur da. Die hl. Theresia vom Kinde Jesu lehrt die „kleinen Wege der geistigen Kindheit" klein für den Schein der Augen, aber groß durch die alles beseelende, grenzenlose Liebe. Verlag Herder & Co., Freiburg im Breisgau, Baden. Der junge Don Vosco. Dörfler Peter. Mit Bildern von Rudolf Hesse. 8°. (VI u. 118 S.). Kartoniert Mk. 2.30; in Leinwand Mk. 3.30. Der junge Do» Bosco ist ein Wunderkind, körperlich und geistig. Wie er sich durchsetzt, wie geheimnisvolle Kräfte ihn führen, wie äußere Entbehrungen ihm nichts bedeuten, da ihn der Traum seines Zieles immer neu beglückt, das erzählt dieses Buch. Der Führer, der Erzieher, der große heilige Mann, die gewaltige Persönlichkeit, alles ist schon in dem tapferen Knaben. Unsere Zeit, die oft so müde und schwächlich vor den Nöten des Lebens kapituliert, braucht solche Gestalten, die froh und ungebrochen ihren steilen Weg gehen. Vilderbibcl fiit unsere Kleinen. Herausgegeben von V. Scherer, Fr. Schoeller und B' Jung, Hilfsschullehrerinnen in Düsseldorf. Bilder von Kunstmaler Willy Reetz in Düsseldorf. (37 ganzseitige mehrfarbige Bilder mit kinder- tllmlichen religiösen Texten in Sütterlin-schrift.) 12° (62 6.). Kartoniert Mk. 2.— ; in Leinwand Mk. 2.80. Eine neue Hilfe bei der religiösen Unterweisung vier- bis achtjähriger Kinder im Hause und in der Schule; ein religiöses Bilderbuch, das gleichwohl bereits planmäßig der Erziehung und dem Unterricht gewisse Grundlagen schafft. Die 37 Bilder sind in vier Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe enthält Bilder zum Alten und Neuen Testament; die zweite zu den heiligen Sakramenten; die dritte zu den täglichen Gebeten und die vierte zu den Hauptteilen der heiligen Messe. Jedes Bild veranschaulicht ein Ganzes aus der Religionslehre, und unter jedem steht in einem wohldurchdachten Kernsatz (in Sütterlinschrift) das Ziel, zu dem es führen will. — Für vorschulpflichtige Kinder und Kinder im ersten Erundschuljahr, bzw. in den beiden ersten Hilfsschuljahren im höchsten Grade geeignet. Verlag „Ars sacra“ Josef Müller, München 23, Werneckstr. 9. Tage mit Gott. Von Pater Beda Naegele, Eines der schönen Zeugnisse, das uns beschau-0. Carm. D. 8°. 128 Seiten Text und liche Klöster schenken können aus ihrer Fülle. 15 Kupfertiefdruckbilder. Ganzleinen Mk. 3.60, Daß mir auf unsere Weise innerlich leben 8 6.—, Franken 4.50. lernen, mit Gott gehen alle Tage. Im Geiste der Kindschaft, des Vertrauens, der Liebe. „Betrachtungsbücher" im alte» Stil, in ihrer Breite und steifen Methode — oder auch ihr neueres Gegenstück: liturgische „Laienbreviere" — sind im Grunde für wenig Menschen brauchbar. Sie sind von Ordensleuten für ihresgleichen oder für solche, die es sich leisten können, klösterlich in der Welt zu leben. Was hier der Karmeliter bietet, ist für alle. Und gerade für jene, die in angestrengtem Berufe leben. Religiöse Leitgedanken für jeden Tag. Ein paar Zeilen jeweils, eine schlichte innige Wahrheit für die Seele, die man in 5 Minuten erwogen hat. Aber sie wird „nachklingen in der Seele wie eine liebe Melodie" und „weiterleuchten wie ein stilles Licht im Herzen". Mitten im äußern Werk. Und io wird eine Gewöhnung, die der Apostel „immerwährendes Beten" nennt, „Wandel mit Gott": Einung des Herzens — Sinn und Ziel aller „Übung"'. Maria. Was uns Gottes Wort von der Aller-seligsten Jungfrau kündet. Von Johannes Kleine-Natrop. 8". 128 Seiten Text und 15 Bilder in feinstem Kupfertiefdruck Mk. 5.50, 8 9.20, Fr. 6.90. Ich kenne nur zwei Marienbüchlein, die ich mit ungeteilter Freude und Erbauung gelesen habe' ... — und die vorliegende biographische des Essener Religionslehrers Johannes Kleine-Natrop, der das Seelenleben der Mutter Jesu auf Grund der hiblischen Quellen zeichnet. Ohne seinen Ursprung ganz abzustreifen — es ist aus Konferenzen für die weibliche studierende Jugend entstanden —, fesselt es auch den reifen Menschen durch die Lebensnähe, Wahrhaftigkeit und feine, niemals aufdringliche Nutzanwendung Und so edel und gewählt die literarische Form ist, nirgends verliert sie sich in jenes un- echte Pathos rednerischer „Begeisterung", dem sonst so leicht gerade im Marienlob die Sache geopfert wird zum Schaden echter, kernhafter Religiosität. Endlich ein Marienbüchlein, an dem jeder Katholik, ob ungebildet oder gebildet, sich an Geist und Herz erlaben kann — und in dem auch (ohne daß der Verfasser daran gedacht haben wird) der andersgläubige Christ — sofern er nur Christ ist, Erbauung schöpfen und einen Begriff von katholischer Marienverehrung bekommen kann. Frau Lia und der Knabe mit den Gcrstenbrotcn. Eine biblische Geschichte von Josefine Gräfin Lerchenfeld. 12 °. 32 Seiten Text und acht Kupfertiefdruckbilder. Mk. —.40, 8 —.65, Franken —.50. Wie die arme kränkliche Näherin Lia von Capharnaum ihren Wunsch erfüllt bekam, den Herrn Jesus beherbergen zu dürfen — in Gestalt nämlich eines noch ärmeren mißhandelten Waisenknaben — und wie sie in ihren alten Tagen noch glücklich wird in Entfaltung ihrer verkümmerten Mütterlichkeit: kurz, wie „erlösende Liebe" zu „erlöster Liebe" wird. Diese alte und immer neue Wahrheit wird hier in Form einer anmutigen biblischen Erzählung behandelt. In jener Einfalt, die zum Evangel>um paßt, ohne alle Phrase». Aber es ist Feinsinn und Gemüt in dieser Legende, gläubige Einfühlung in die Welt der Bibel und vor allem herzliche Menschenliebe. So wirkt sie eindringlicher als viele Abhandlungen über Karitas im Sinne dessen, der gesagt hat: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen". — Möchte die Verfasserin uns weiter solche biblische Bilder schenken! Man verlangt danach. Verlag der St.-Petrus-Claver-Sodalität. Salzburg, Treifaltigkeitsgasse 19; München 2 NW.,, Gabelsbergerstraße 5/1. „Echo aus Afrika". Katholische Monatsschrift zur Förderung der afrikanischen Missionstätigkeit. Herausgegeben von der St.-Petrus-Claver-Sodalität. — Gesegnet von de» vier letzten Päpsten. — Erscheint in deutscher, italienischer, französischer, englischer, spanischer, polnischer, tschechischer, slowenischer, ungarischer, spanischer und kroatischer Sprache. — Preis jährlich postfrei für die deutsche Ausgabe 2 Mark. „Das Regerkiild". Illustrierte katholische Mo- ■ natsschrift zur Förderung der Liebe zu unser» ärmsten schwarzen Brüdern. Herausgegeben von der St.-Petrus-Claver-Sodalität. — Erscheint in deutscher, italienischer, französischer, englischer, spanischer, polnischer, tschechischer, slowenischer, ungarischer, kroatischer und katalanischer Sprache. Preis der deutschen Aus-gahe jährlich postfrei 1 Mark. Bei Mehrbezug. besonders für Schulen und die hochwürdige Geistlichkeit, weitgehende Preisermäßigung. „Katholische Missions-Propaganda". Monatsblatt zur Weckung und Verbreitung des Mij-sionsgedankens. Verlag der St.-Petrus-Claver-Sodalität. Jährlicher Bezugspreis 40 Pfg. Man kann nicht weniger als 5 Stück mit der Post beziehen zu 2 Mark, und ist dieser Betrag im voraus zu entrichten. „Vaterunser und Heidenmission". Dramatische Bilder aus dem Mifstonsleben von Klara B e h u n e ck. Herausgegeben von der St.-Petrus-Claver-Sodalität. 38 Seiten Eroß-oktav. Preis 50 Pfg. Sehr sinnig und ungezwungen ist die Missionsidee mit jeder Bitte des Vaterunsers von der schlesischen Dichterin Behuneck zu einem Weihespiel verwoben worden. Die Szenen wechseln harmonisch zwischen Heimat und Mission. Bei einer Erstaufführung in Breslau anläßlich einer großen Miffionsverfammlung fand das reichhaltige Stück großen Beifall. Universitais-Buchdrackerei..Styria", ffiraj.