^K Z8. ' Mnster Jahrgang. VH. September KOOK. Ptsttchen. K ind er gc schenke. ^ülle dcr Früchte, wie auch Trübsinn aufrcgcudc Ncbcl Bietet, Antnmnus! Dein großes und mächtiges Horn; Und für die kleinen sowohl, wie die größeren Kinder, die Dichter, j Spendet es: jcncn das Obst, diesen die Melancholie. ! Der große Kleine. ! Seit ich genau nachforschte, den Nana. zn ermitteln, Cupido! ! Dcr dir, listiger Gott, unter den Schelmen gebührt, ! Geht mein Urthcl dahin: daß dn unter den Großen dcr Kleinste; ! Unter den Kleinen jedoch sicher der Großcste seist. ! Gestorben — und vergessen. j Novelle vou ^. Bruno ld. ! (Schluß.) c^3ir übergehen einig«: Zeit. Das Regiment, bei welchem ! Hilscher stand, wurde nach Bologna versetzt. An dem Tage, ! wo er Laibach verließ, wurde Brigitte zu Grabe getragen. Sie hatte ihre Liebe mit dem Tode besiegelt. — Und er, dem diese Liebe gegolten, dem diese Madchenblüthe brach, er wußte cs »icht, er ahnte es nicht. Stumm, ohne Theilnahme, ohne Freude, Glück und ! Hoffnung schritt er dem Si'ideu zu. Von allen Menschen z zurückgezogeil, lebte er seinem Schmerze. Selten erklang ein ^ Lied aus seiner Vrust. Und wenn es geschah, waren es Schmerzensrufe einer gemarterten Seele. Männern, die den Unglücklichen liebten, schrieb er: „Meine Arbeiten tragen ! die Farbe des Mißmuths', und darum arbeite ich wenig, ! das Ucbersetzen als Surrogat treibend, uud damit noch an« ^ meisten Veifall, aber sonst nichts erntend. — Und so ist es ! vielleicht Schade, daß ich als Mensch ein Griesgram und ! als Sänger ein Nabe geworden bin. Ich kann keine hei- ^ tcren Gedichte mehr machen." , ! Und so verrathen alle seine Vriefe, alle seine Worte , tiefe, innere Zerrissenheit, gänzliche Muthlostgkeit. Er blieb ! stlll, verschlossen, elend, unglücklich — ein Menschenfeind. Er wurde dieß um so mehr, da auch die scst und sicher ge» nährte Hoffnung auf ein Offizierspatent gänzlich fehlzuschlagen drohte. — Freunde wirkten für ihn. Er wurde von Bologna nach Mailand als Fourier zum Geueral-Quartiermeisterstabc versetzt. Aber auch hier genas er nicht. Er floh gewissermaßen die Erwachsenen, um sich mit desto größerer Liebe den Kindern hinzugeben. Und die liebten ihn; wo er sich zeigte, hingen sie ihm an. Neugierig, lüstern durchsuchte!' die kleinen Schelme seine Taschen, bis sie die, wie sie wuß. ten, für sie bereit gehaltenen Näschereien fanden. Trafen ihn Vekannte so vou seinen Lieblingen umgeben, pflegte er wehmüthig, glücklich zu lächeln uud wohl zu sageu: »Das ist meine größte Freude. Kinder sind die treuessen Seelen." — Und so saß er auch eines Tages, von seinen kleinen Freunden umgeben, auf der Treppe der Kirche Sau Ambrogio, als zwei Damen an ihm vorüber gingen. Sie beachteten ihn nicht. Er aber, er hatte die eine dcr Damen crkauut, er wußte, wer es war. Leise sprach er für sich.- „Eleonore!" Und üe, die er geliebt, die stets iu seiner Vrust gelebt, die sein Glück, sein Leid, sein Alles war, die er seit Jahren nicht gesehen und die er glücklich, geehrt und voll Freude glaubte — die lehnte erschöpft am Marmorpfeiler und sprach leise, schmerzdurchschaucrt zu ihrer 'Agleitcrin: „Laß mich ein wenig ausruhen. Mein Herz bricht iu tiefer Schmach, in bitterem Elende. Was nützt mir aller Reichthum, alle Ehre vor dcr Welt, wenn ich mir sagen muß, daß Alles nur hohle Maske ist, daß meine Ehe eiu Zerrbild. — Es gibt uichts Schrecklicheres für eiu Weib, als sich sagen zu müssen: Dein Gatte ist ein Ehrloser, der mit dem heilig« sten Gefühle Spott getrieben, der Dich uic geliebt, stets hilltcrgangcn hat; dcr Dich nur des Geldes wegen genommen! — Aber mir geschah schon recht! Warum llcsi ich mich von glatter Außenseite blenden, warum ging ich ciu Vünduiß eiu, wo tiefere, herzliche Neigung fehlte. Brigitte, Du bist fürchterlich gerächt! Warum wurde ich Frau — ohne Liebe zu fühlen," Uud wie in Frost crschauerüd, bcbte sie zusammen n»d weinte bitterlich! — — Hilscher hatte alle Worte vernommen; aber cs war ihm nicht möglich, sich umzuwenden uud dcr Traurigen iil das Gesicht zu sehen, ihr das eigene Autlitz zu zeigen, gleich- , 150 sam als ein,: Mahnung an frühere Schuld. Leise die Kinder, i die ihn umfangen hielten, von sich los machend, stand er ! bereits als Schriftsteller rühmlichst bekannt war, und der i seit längerer Zeit schon sich unseres Helden als wahrer Freund ungcnommen hatte. Ein Fremder schritt dem Hauptmann ! zur Seite. Als die Drei sich gegenüber standen und Marsano den Angekommenen erkannte, sagte cr freudig, zugleich auf ! seinen Begleiter zeigend: „Guten Abcud Hilscher, hier habe ich die Freude, Ihnen unsern lieben Dichter F.... aus Wien vorzustellen. Cr kennt mehrere Sachen von Ihnen ! — und war begierig, Sie persönlich kennen zu lernen." ! Der Angeredete lächelte schmerzlich, ein Zug von Ver- > legenheit fuhr über sein bleiches, krankhaftes Gesicht. „Sie ! werden Nichts an — und in mir finden," sagte er, „meine Uhr ist abgelaufen." „Nicht doch! nicht doch!" rief Marsano, fast unwillig; „Muth! Freund! — Aber, mein Gott, was ist Ihnen begegnet? Sie sind erschüttert, wie ich Sie seit längerer Zeit nicht sah)" setzte cr gleich darauf hinzu, und ergriff die Hand des' mehr und mehr Bleichwcrdcnden. Hilscher'cutgegnete leise, wie bittend: „Gönnen Sie :nir eine Stunde Nuhe, dann werde ich cs überwunden haben. — Ich habe sie so eden gesehen, der ich nie wieder zn begegnen glaubte. Sie ist in Ihrer Ehe grenzenlos clend. — Verzeihen Sie mir!" — Und linkisch beklommen sich vor Beiden verneigend, schritt er langsam gebeugten Hauptes davon. Marsano schaute ihm einige Zeit, trüben Auges, nach; dann mit seinem Begleiter weiter schreitend, sagte cr: „Lassen wir ihn gehen, nach einigen Stunden wird er sich so weit bezwungen haben, daß er in unserer Mitte kein stummer Gast sein wird. Kunst und Poesie sind die einzigen Faktoren, die sein verschlossenes Innere noch zu öffnen vermögen. Sie werden ihn lieb gewinnen, trotz seiner Verschlossenheit. -— Ich lernte ihn in Bologna kennen, und besuchte ihn dort oft in der Kaserne ui 8«-vi. Damals war er Feldwebel , und cr kaiw seinen Verufspflichtcn auf das Strengste nach. Waren dieselben aber abgethan, dann saß er einsam ni einer Ecke am Fenster, und um ihn gegen achtzig Sol' dateu, die mit ihm zugleich das Zimmer bewohnten, — und, dcnken Sie sich —> dort übersetzte cr den Byron. —> „Und, glauben Sie mir, seine 1'lcbersctznngen sind mci-llcrhaft. Deutschland besitzt nichls Aehnliches. Es ist ein großes Talent, das hier verkümmert. Doch Geduld., noch wenige Monate, da»n ist seine Dienstzeit um, cr wird sich freier entfalten — und auch seine Dichtungen werden Aner« teunung und Veifall finden; ma.n wird ihn suchen, und cr wird im Stande sein, von seinen literarischcn Arbeiten zu leben und zu bestehen. Thuen auch Sie, lieber F. . . ., was in Ihren Kräften steht, dieß beinahe schon verkümmerte Talent an das Licht des Tages zn ziehen. Er gc- l'ört zu jenen Naturen, die im Herzen ewig Kind bleiben — und die dem Sturme, den Widerwärtigkeiten des Lebens sich nicht muthvoll entgegen stellen, sondern den Nacken in Demuth beugen. Er gehört zn den Menschen, die groß jm Leiden und Dulden sind. — Und nun muß dem Unglück, lichen noch, wie ich so eben aus seinem Munde hörte, sein herzlos Lieb wieder, begegnen. Wenn es der elend ergeht, hat sie- es zehnfach an dem Armen verdient. Mit Herzen läßt sich niemals spielen, und wer's gethan, muß es, spat oder früh, einmal bitter büßen. Vergessen wir sie — um desto inniger des Unglücklichen zn denken. Lassen Sie uns darauf sinnen und darnach trachten, wie wir seine Wege ebnen und besser» können." Der liebenswürdige F. . . . entgegnete: „Ich denke, es wird nicht schwer halten, für seine Uebcrsehungen, wie für seine eigenen Dichtungen einen Verleger zu finden. Ich will ! thun — was ich vermag." ! „Thuen Sie das," fiel Marsano ein; „Sie werden ! von eigenen Dichtungen wenig finden, denn seine besten ! Sachen verbrannte cr einst; aber an Nachbildungen aus frcm« ! den Sprachen wird sich Vieles finden. — Aber kommen Sie, j lassen Sie uns jetzt den Unglücklichen aufsuchen; vielleicht i gelingt cs uns, ihn aus seinem Trübsinn heraus zu reißen." ! Und die Beiden gingen nicht vergebens. Der stets ! freundliche F . . . . wußte den Trüben so mild, so schön zu nehmen, daß Vcide, uon nun an, so oft cs möglich war, ! zusammen kamen. Mit Begeisterung, voll Andacht durch» schauert, staudcu sie zusammen vor dem Abendmahl des Leo- ' nardo da Vinci; voll Bewunderung erfüllt, bestiegen sie in l klarer Mondnacht den Dom, der, wie aus Silber gegossc-., ! sich ihren Blicken darthat. Hilscher war eiu unermüdlicher, tief durchbildetet' Ciccroue. Es gab Augenblicke, wo cr z glücklich zu sein schien, wo man glauben konnte, er habe ! jede trübe Nückeriuncrung von sich geworfen — uud er schaue ^ nun mit neuer Hoffnung, neuem Muthe in die Zukunft. ^ Freudig erregt malte er letztere sich zuweilen aus. Wenn cr frei von dem Soldatenstande, dann wollte er arbeiten; Werke schaffen, die nicht mit dem Tage, der sie' geboren, ^ verschwinden würden. Er hoffte — und schien glücklich. , Aber diese Hoffnung war nur ein letztes Aufathmen ^ des Geistes, gleich dem Auflackern einer trübvcrlöschenden ^ Lampe; cs n'aren gleichsam vom Herbste schön gelb und roth ^ gefärbte Blätter, die ja auch ein neues Blühen zu sein schie» ! neu: während sie doch nur cin Sterben sind. — Er trug seit längerer Zeit schon den Todeskeim in wunder Brust. Uud nun dieß Wiedersehen der einst so Heißgeliebten, der nun selbst Elenden. — O, die bösen, bösen Traume; wie kamen sie so oft in der Nacht und störten den Schlnm» ^ mer des Leidenden; wie kamen jetzt seiner Lieder Stimmen > und flüsterten leise, schmeichelnd, traurig: ! Du bist mir fern, und doch in meiner Nähe, > '^ Zwar aufgegeben, doch vergessen nicht; ^ Wie Wunsch und Hoffnung auch vergehe, , ^ Erinn'rnng bleibt riu liebliches Gedicht. 151 Dann sprachen sie wieder in anderm Tone: O könnt' ich dir jetzt wiedergeben, Was mich bei deinem Anblick einst entzückt, Und jeden Zug mit jenem Nciz beleben, Der Plötzlich welkte, als ich dich durchblickt. So kamen sie alle nach und »ach die Lieder, die er einst gesungen für sich, schier gedenkend) sie kamen und mahnten, wie es Liebeszcichen thun, die man längst vergessen, »»vermuthet in verborgenen Fächern findet; sie kamen und sprachen von Tagen, die nicht mehr sind, die einst ihn glücklich — nnd grenzenlos elend gemacht. Und der Engel des Todes, der am Fußende jcdeö Krankenlagers sieht, stand auch hier bereits — und schritt höher und höher hinauf, dem Herzen zu. Immer schwächer, immer kranker wurde er. Dabei flüsterten die Stimmen des Liedes: Und wenn ich schlafe in der cngm Zelle, Tief unter Blumen, die im Winde wanken, Wo Epheuschlingcn um Cypresscu schwanken,^ Fern von des Tages freundlich gold'ncr Helle; Und, du einst uah'st dem cingcsnnkiicn Hügel, Dann denke mein, doch uicht mit spater Klage, Und uicht mit Neue oder bittern Zäh'rcn. Stiller, matter athmete die Vrust. Höher und höher schritt dcr Todescngcl hinauf. Der Kranke konnte von dem Lager sich nur selten noch erheben. F..... war abgereist. Einsam blieb er. Jetzt aber verklärt ein süßes, mildes Lächeln sein Gesicht. Durch seine Seele geht jenes Lied aus dem Korsar, das er so schön verdeutscht: Vernimm mein wärmstes — schwächstes — letztes Flehn! Tic Tugend billigt Leid um Todte schon — Laß — mehr uicht — dcum mir eine Thräne sch'u. Für so viel Liebe letztet — cinz'ger Lohn. Dann griff er uach Vapier und Stift. Begeisterung durchfluthcte ihn; der Hauch der Poesie küßte die sterbende Lippe. Hastig schrieb er. >---------Und als wenige Augenblicke darauf Hauptmanu Marsano eintrat, zu seinem Lager kam, reichte er demselben die welke Hand entgegen und sagte freudig: „Willkommen! Willkommen! Höreu Sie mein Schwaucnlicd. Uebermorgen ist Allerstclentag. Dem Tage gilt mein Lied. — Und mit letzter Kraft, mit voller, tönen-, dcr Stimme sprach er: Ich denk' an euch, ihr hiugcschwuud'ucil Lieben! Vci deren Grab uicht trauern kann mein Herz, Von denen mir keiu and'rcö Pfand geblieben, Als dcr Eriun'rung Freude — ucin ihr Schmerz. Ich denk' an euch, au jede bange Stunde, In welcher mir ein Aug' uoll Liebe brach, ^ Uud an den Kuß uon manchem stummen Munde, 'Vcrstnmmt schon, als er gern noch kosend sprach. Und Strophe für Strophe entstieg seinen Lippen, biö er zum Schlüsse kam — und tief ermattet sprach: Nuht sauft! Und naht vielleicht ein Lebensmüder, Naht ciu Verwaister eurem Staube heut, -So streu' er weinend Blumen auf euch nieder, Es sei so viel, als ob ich sie gestreut. Die letzten Worte waren kaum vernehmbar. Matt schloß, er das Auge, müde lehnte er sich zurück. — Marsano entfernte sich leise. (5s war das letzte Mal, daß er ihn sah. Am Allerseelentag des Jahres 1837 hauchte dcr tiefgeprüste seine Seele aus. Auf dem Militär»Friedhof zu Mailand San Giovanio, vor der Porta Vercelliua, liegt er begraben. Wenige Jahre uach seinem Tode erschienen, von seinem Freunde F..,. gesammelt, seine Gedichte, seine Uebcr-setzuugen. --------- Wer liest sie »och? Wer kennt sie jetzt? — Der Dichter starb — die Lieder sind vergessen! Dilder aus der Heimat.» II. Sir Humphry Davy's Reisen in Krain. (Fortsetzung.) 21. Mai 1825. Wir verließen Feistritz heute Morgens frühzeitig und kehlten durch das nämliche schöne Thal zurück, durch welches wir früher gekommen waren. Sir Humphry fing auf deni Wege Fische in hinreichender Menge, um unsere Mittagstafel in Wochein-Villach (Wocheincr-Vcllach) zu versorgen, und zwischen diesem Dorf und dem Vcldeser See genossen wir den Anblick einer herrlichen Lufterscheinung. Sie sing mit einem Regenbogen an, der sich in wenige» Minuten auf einem der schönbewaldetcn Verge des Thales bildete und nun die Farben des Prisma's in der höchsten Schönheit entwickelte ; an der Vasis blau, dann roth, dann grün, indem er sich nirgends über den Umriß des Berges ausdehnte und durch dessen Farben wir ganz deutlich das dunkle «Grün der ^ Va'ume unterscheiden konnten. (5s war überhaupt die glan« ! zeudste Art Regenbogen, die ich je gesehen uud Sir Hum-phN) sagte, er habe nie einen solchen gesehen. Er blieb ! beiläufig 6 Minuten, dann zerfloß er allmälig und zeigte ! sich als Vorbote eines sehr starken Ncgeus, der eben zu i fallen begann, als wir in Aßling eintrafen. ! 22. Mai 1828. i Der Morgen war stark umwölkt und als wir Aßling j verlassen, erwarteten wir nicht viel von der Gegend vor uns zu sehen, aber um 10 Uhr heiterte es sich auf, und ! eröffnete uns die Aussicht auf die nämliche Art einer schönen ^ Szenerie, wie unter Aßling, nur daß sie wilder und roman« tischcr wurde, wie wir das Thal hinauffuhren. Kronau ist ein kleines Dorf zivischen Aßling und Nurzen, ! und das Thal, au dessen Eingang es gelegen ist, schien uns das schönste von allen, obschon die Gipfel der höheren Verge mit dichten Wolkeumasseu bedeckt waren. Wir trafen hier l viele hundert Pilger, beiderlei Geschlechts, in Gesellschaft wandernd, theils auf^ der Rückkehr, theils auf dem Wege nach dem Luschariberg, einem hohen Vcrge, etwa 6 (fran- ! zösischc) Meilen über Würzen hinaus, wo ein berühmter ^ 152 Altar der Jungfrau lst. Die Nuckkchre»den sangen Jubel' lieder über die Loösprechuug von ihren Sünden; während Jene, welche aus dem Wege dahin waren, schweigend vorwärts schritten, viele ernste und oft auch traurige Mienen zeigten. ! Würzen ist ein armseliges kleines Dorf, ein Haufe von ! einigen Dutzend hölzerner Hütten, fast 2009 Fuß ober der Meeresstachc gelegen, am Fuße eines Paffes, der von Kärn- ^ ten nach Krain führt, ahnlich jenem des Loibls, nur nicht ! so hoch. Das PostHaus ist erträglich nnd die Aussicht aus ! seinen Fenstern so herrlich, daß mich Sir Humphry ersuchte, , eine Skizze für Lady Davy zu nehmen. Der Gasthofinhaber > ist so ausgezeichnet höflich, das: Si>- Humphry beschlossen hat, i ein oder zwei Tage hier zu bleiben und einen Ausflug zum ^ Ursprung des Isonzo zu machen, der, wie man uns sagt, ! bei 20 (cngl.) Meilen von Würzen ist. Nachmittag ging Sir ! Hnmphry aus, zu fischen, nnd ich, nin den Ursprung der ^ Wurzncr Savc zu untersnchcn, welche zwei Meilen ober dem Ort einspringt, und einen ganz anderen Charakter als die 8nvi<:ci oder der Ursprung der Wocheincr Save hat. ! Der Etron: stießt hier aus einem weiten Becken, welches ! ganz isolnt erscheint, indem es in der Mitte der Felder ^ liegt, am Ende eines ausgetrockneten Wasscikanals, der auö einem der Seitenthäler kommt. Das Wasser in diesem ^ Becken ist außerordentlich klar, und am Grunde, der Mitte zu, entdeckt man eine Menge sehr großer Aushöhlungen, durch welche das Waffer hervorbricht mit einer großen Menge Luft gemischt, woduich in der Mitte des Teiches die Ober-fläche ein fortwährendes Aufwallen zeigt) das Wasser ist hier ! vollkommen kalt. *) ^ ! Nachdem sie den Teich verlassen, schlangelt die Wurzner ^ Savc sich durch das Thal als ein schöner, klarer Vcrgstrom ! über Kronau, Aßliug uud NadmannSdorf, >ro sie die Wo-chcincr Save anfnimmt, welche aus dem Wochciner See ^ kommt. Diese, beiden Arme heißen nach ihrer Vereinigung i die Sav?^ und dieser Strom durchstießt das' nach ihm bc-nannte Thal bis Krainburg, sodann nähert er fich Laibach, wo er den Fluß gleichen Namens mit vielen anderen kleineren Strömen aufnimmt und so stießt die Savc, bereits ein ansehnlicher Strom durch Krain über Agram Kroatien hindnrch und bildet dann die Grenze zwischen Oesterreich und der Türkei, bis sie Belgrad erreicht, wo sie ihre mächtigen und reißenden Gewässer, durch hundert tributbare Ströme zu einer ansehnlichen Größe geschwellt, mit jenen der Donau vermischt, und mit ihnen sich in das schwarze Meer ergießt. 23. Mai 1828. Da Sir Humfthry heute in die Marschen am Strom jagen ging, begab ich mich 6 Meilen weit, an den Weißen-felser See und hatte einen köstlichen Streifzug im Gcbirg. ^ ',F')Ich bin später zu der Ueberzeugung gckonnncn, daß oicscr Teich ! oder kleine Scc nicht dcr wirkliche Ursprung der Wurzncr Saue ^ ist, wie dic folgenden Seiten zeigen werden. Rum. d. Verf. > Dieser See ist nicht groß, aber prächtig und hoch pittoresk; i er liegt am Fuße des Mannhast, eines mit Ewigem Schnee i bedeckten Berges. Ich entwarf eine kleine Skizze vom See nnd nachdem ich ein oder zwei Stunde» an sciucn herrlichen und sonnigen Ufern zugebracht, kel..te ich nach Würzen zurück. Nachdem ich Sir Humphry erzählt., was ich auf meiner Vergstrcifcrci gesehen, verbrachten wir dcn Abend wie gewöhnlich mit Spiel und Vorlesen. — Am 24. verließen unsere Reisenden Würzen, nm die Quellen des Isonzo aufzusuchen, in Begleitung des Postmeisters, der sich aber als ein schlechter Führer erwies, denn was er für den Ursprung des Isonzo hielt, war der Fletz-bach u„d es zeigte sich, daß jener wenigsiens 10 Meilen weiter, in einer sehr wilden und nnwirthlichen Gegend zu snchen sei. Nun durchstreifcn unsere Reisenden Kärnten, Oberösterreich, Obersteier, Salzburg nnd kehren über Villach wieder nach Würzen zurück. (Fortsetzung folgt.) Dic Ueberrestc Kaiser Fothar^s. ! Bekanntlich hat Kaiser Karl's des Großen Enkel, Kaiser ! Lothar, des Herrschens müde, seine letzten Lebenslage in dcr ^berühmten Bencdiktincr'Abtci zu Prüm (in der preußischen Nheiuprovinz, Bezirk Trier) zugebracht und ist daselbst im ^ Mö'nchsgewande gestorben. Sein Leib wurde in der Kloster-kirchc beigesetzt und uoch in dcr vorletzten Kirche zeigte man scin Grab. Dasselbe verschwand erst, als di,e gegenwärtige Kirche, im Styl der Nenaissaiicezctt, auf der Statte der früheren gebaut wurde. Nachdem die jetzige Kirche alö Pfarrkirche übergeben war, fanden wiederholt Nachforschungen ! nach deni Grabe Lothars Statt. Aber c<°, ward keine Spur ' des Grabes aufgefunden. Vor Kurzem cudlich siud dic ersten ^ uud wohl wichtigslen Theile des verschollenen Grabes ent« > deckt worden. Bei dem Abbruch des alten, Hochaltars öffnete l man zufällig zwei Kisten, die seit undenklicher Zeit als Unter-^ satz für die Altarleuchtcr gedient basten, nnd fand dieselben angefüllt mit Gebeinen, die zum Theil in seine weiße Linnen ^ gehüllt waren. Dabei lagen Zettel von fast vermodertem i Papier mit lateinischer Beschreibung, welche sich auf ein, leider abhanden gekonnnenes Inventarium des alten Kloster-Archives beziehen. Einer der Zettel tiägt die Inschrift: „06sn I^nllmrii" -— Lothars Gebeine. — Von diesem merkwürdigen Funde, dessen Zustaud sofort durch eine notarielle , Urkunde konstatirt wurde, ist bereits an den königlichen General-Konservator, Herrn Quast zu Berlin, Anzeige er-stattet worden. Ein Sachverständiger, der durch seine wissen« schastlichen Leistungen auf dem Gebiete dcr Petrcfakten rühmlichst bekannte Krcisphysikus, Dr. Bictz, hat durch Feine Untersuchungen der aufgesuudcnen Körperrestc schon anthro- ,, pologisch sehr merkwürdige Resultate erreicht. Unter den' vielen Gebeinen, die vier mehr oder weniger vollständigen Skeletten augehören, zeichnen sich^'jene einer riesigen Gestalt aus. Ein Ober- und Unterschenkel zeigen die bemerkenswerthe Lauge von 3 Fuß 3 Zoll, wclcheö Maß auf die Höhe der lebenden Person, die dieses Skelett als knöAcrne Unterlage trng, von 6 Fuß 2—6 Zoll schließen läßt. 'Der ! dazu gehörige Schildknorpel des Kehlkopfes ist in seiner Hälfte ! 1 Zoll 8—9 Liuien breib lind vollständig verknöchert. Der ^ Schädel eines zweiten Skelettes zeigt eine sehr schön aus< ^ gebildete Stirnnaht, die den Fiaukcnschädeln auszeichuend eigcuthümlich scin soll. Druck und Verlag von IgN. V. Hlleinmayr L5 F. Bamberss m ^aibach. — Hjcrcintwortl.chcr Mcdaclcur ^. VlliNverg.