Beilage;ur Laibacher Ieitung. ^>. 3O. Erster Jahrgang. H. September HO55. Poetisches Tagebuch c.' ! ,1 >D Jugend, du blühender Rosenstrauch, O Jugend, Morgensonnenschein, Nur cincn Strah! — nur einen Hauch Noch sende in mcin Herz hintiu! " ^. " Nur im Gesichtspunkt liegt allein Vcrächtüchkcit und Glorie, Du kannst für mich eine Gottheit fein Und auch eine Infusoric. * 5 * Mögt Ihr auch dcm Dichter nehmen, Das das Glück ihm gab und lieh, Gin Asyl müßt Ihr ihm lassen In dem Reich der Phantasie. 5 5 * O Thor, der du nach eitlem Ruhm nur trachtest Und selber dir das'hcit're Sem umnachtcst, Da du dcr Qual dcs Sisyphus nur lebst, Der Ruhm wird wie ein Irrlicht von dir weichen, Denn er ist einzig dann »ur zu erreichen, Wenn du ihn nicht zu haschen strebst. " 5 * " Greifst du mich mit Reimen an, Mit gegliedert, reinen, Werd' ich, als dein Gcgenmann, Sicherlich erscheinen; Aber wirfst du, wie ein Wicht, Mit dem Kolh der Gassen, Werde ich mcin Lebtag nicht Mich mit dir befassen. * 5 * Voefic ist eine Blume, Die erblühen kann zum Ruhme; Gins nur mögst du nicht vergessen: Daß dic Blumen nicht zum C'jsen. 5 5 5. Wic man bcschlug ciu stattlich Roß, Da?' sah ein Frosch im Rohr Und streckte gleich, als sein Genoß, Ein Pein zum Schmied cmpor. * 5 * Wer wüßte wohl die Stelle mir ;u sagen, Die eines Menschen ssuß betrat, 3luf welcher nicht, sobald er ihr genaht, In Erdenwch' ein Herz geschlagen? « 5 * Ich habe Viel gesungen, Nas mir das Herz durchdrungen. Und dennoch ist verklungen; Doch haben munt're Iuna/ii Auch Manches nachgesungen, Das mir das Herz durchdrungen; So ward doch was errungen Mit dem, was ich gesungen, Wcil's doch manch Herz durchdrungen. * 5 "° Die Glocke tönt mit gleichem Schall Wohl immer durch die Luft, Nur anders ist ihr Wied erhall, Wenn sie zum Scheiden rnft. * . " Ein jedes Unglück, däucht dir selbst, Ein halbes Unglück nur zuletzt, Wenn du der Mcnge nuc verhüllst, Wie tief's im Innnn dich verletzt. Fordert nicht zu viel vom lieben, Duft'gc Rosen, volle Reben Selen Euer schönster Lohn, Und das Schlimme künst'ger Tage Heitern Sinns ein Jeder trage, Wie's ertrug Anakrcon. 5 . * Dcr Falter hat zu stiegen, Auf Dolden sich zu wiegen; Das Bicnchen hat zu summen. Die Hummel hat zu hummcn; Das Vöglcin hat zu n«Heu Und froh sich aufzuschwingen; Das Fischlcin hat zu schwimmen Mit Flößen und mit Kiemen; Der Haushahn hat zu krähen, Das Lämmchcn hat zu pahen; DaS Fröschlcin hat zu quaken In seinen trüben Laken; Und ich, ich hab' zu dichten, Doch weiß ich stlbst mit nichicn. Welch' Einem von den Achten Am ähnlichsten mein Trachten. 142 » Stein in Arain. H3>s ist ein eigenthümlicher Zug im Menschen, daß er Güter, die er wirklich besitzt, nicht zu schätzen weiß und in der Ferne sucht, was ihm die Nähe mühelos bietet. Welch lieblichen Ort Laibach in seinem nahen Stein hat, scheint auch nicht allgemein bekannt zu sein, sonst würden die heißen Sommertage viel mehr der Gäste in dem, von Alpenluft und Alpengewässer kühler gehaltenem Orte sehen, unbeschadet der Anziehungskraft, die das reizende Veldcs stcts ausüben wird. So aber kann mau Wochen lang allda leben, ehe man einen Hanptstäotler erblickt; es müßte denn ein passionirtcr Alpenjäger oder ein sammellustiger Naturforscher sein, welche beide von hier aus ihre Spürgänge in die Gebirge unternehmen. Die Stadt Stein (l(»mm>Ii) liegt zwischen dem Sallen-b,erg und der Burg Oberstein an der Feistritz, und könnte an und für sich nicht als Hauptpunkt eines Ausfluges betrachtet werden; denn besonders sehenswürdige Schätze birgt sie nicht in sich, ihr schönster Schmuck ist eben die reizende Umgebung. Schon von dem Felsenhügel in der Stadt, von der sogenannten Kleinveste, genießt man einen herrlichen Anblick der gegen ! Norden im Grintouz bis zur Höhe von 8086 Fuß übereinander- ^ gethürmten Gebirgsmassen, und wendet :nan das Auge nach , Süden, so gewahrt man eine weite lachende Ebene voll freund- ! licher Dörfer, weißer blinkender Kirchen und Thürme, die in ^ der Ferne durch den Golovz, den Laibacher Schloßberg und den ! darüber hervorragenden Krumn geschlossen wird. Aufder Klein-veste befindet sich auch die einzige Merkwürdigkeit Stein's, die dreifache Kapelle, welche augenscheinlich früher ein Theil des > Schlosses war. Ob hier jemals ein heidnischer Gottesdienst ! stattgefunden, wie die Sage berichtet, dürfte schwerlich als ! gewiß angenommen werden können, wenn auch ein genialer Maler die Wände der einen Kapelle mit jonischen Säulen bemalt hat, um dadurch vielleicht der Sage den „Anstrich" größerer Wahrscheinlichkeit zu geben. Ebenso steht es Jedem frei, was er von der andern Sage halten will, die Valvasor erzählt und nach welcher an der Stelle, wo jetzt Stein liegt, ein See gewesen sein sM, der aber in Folge eines Wolkenbruches den, die Klemv.'ste mit Oberstem verbindenden natürlichen Damm zerrissen und die Mannsburger Ebene mit Geröll überschüttet habe. Es soll hier die Aufgabe nicht sein, Geschichtliches aufzustellen, es fti dessen nur nebenbei erwähnt. Wir wollen uns mehr mit der Umgebung befassen und wandern ! deßhalb über die hölzerne Brücke am Fuße Oberstcin's, um ! letztern Verg, der, weil er sehr dicht mit Gebüsch bewachsen ist, gewöhnlich nur der grüne Verg genannt wird, zu besteigen, z Der nicht eben sehr beschwerliche Weg führt auf der südwest- ! lichen Seite in einem Bogen zu einem Einschnitt, an dem « ein Bauer ein Gehöfte gebaut hat und einige Felder bewirthschaftet. Von da gelangt man bald in die Ruinen des von dem ! Grafen v. Orten bürg erbauten Schlosses Oberstein. Der ! Eintritt in die Reste alter Größe und Macht, nun in Staub und Trümmer zerfallen, macht stets einen ernsten, fast wehmüthigen Eindruck. Diese alten Vurgen sind Marksteine der ! ! Geschichte jener starken Geschlechter, die wegen ihrer physischen Kraft immer von uns bewundert werden müssen, und wenn ! sie auch im Ganzen nicht verfehlen, uns als roh und unge- ^ schlacht zu erscheinen, so müssen wir ihnen doch zngestehen, in der Wahl der Plätze, wo sie ihre Zwingburgen aufführten, ' bekundeten sie Sinn für die schöne, freie Natur^ denn selten ! findet man eine Ruine, die wegen ihrer schönen Lage nicht Besucher anlockte. Diese eisernen Männer liebten sicher, den ^ Blick weit hinaus zu senden, und es war ihnen gewiß behaglich in den Gemächern, die der Sturmwind schüttelte und umsauste. ! Jetzt hausen Lazertcn und Molche darin, in der Mauer des ! Thurmes nisten die Eulen, die stillschaffende Natur hat die ! alten Ruinen mit grünem Moos und Ephcu verhüllt, läßt ! Gras und Gebüsche aus den Spalten sprießen und Bäume ihre z Kronen darüber neigen. Nur die Fee Romantik kann die ! Residenz ihrer Herrlichkeit nicht verlassen, sie sitzt auf dem ! verwitterten Gesteine und erzählt begünstigten Menschenkindern ! alte wunderbare Sagen. — Die Aussicht von der Ruine ist nur nach Süden offen, gegen die Alpen zu ist sie von dichten Vaumwipfeln benommen. Desto reizender ist der Blick auf die Mannsburger Ebene und nach Laibach, zumal in der Morgenbeleuchtung, wenn ein leichter Nebelftor das Gefilde deckt und die rothen Strahlen der Sonne darüber hin gleiten, wodurch dic Perspective ausgedehnter wird. Der Golovz mit seinen röthlichen Steinrutschen, der Schloßberg mit seiner Mauerkrone, dem Kastell, und Laibach mit seinen Thürmen, das durch die Entfernung den Anschein ungeheurer Größe gewinnt — alles das sieht man in dem Morgensonnenlichte wie ein fernes Märchen liegen. Oft habe ich da oben gesessen, habe den Anblick genossen und mich Träumereien hingegeben, die wohl'durch die Macht der Romantik hervorgerufen wurden; denn ich sah die schöne Fee, wie sie als liebliches Mädchen leichtfüßig an mir vorüberschritt und mir freundlich zulächelte — mir war eben — als hätt' ich sie schon ein Mal in der Stadt gesehen, die ferne im Morgcnlichte lag. Und durch meine Seele klang ein Lied' Es wollen dic Licbcsgcdankm Nicht von dir lassen, mcin Kind, Ich träume von seligen Stunde,'., Dic längst vorüber sind, . Ich kann dich nimmer vergessen. Und hätt' ich den Willen dazu — Du hast mit den rothen Küssen Geraubt mir Frieden und Nuh. Da sieht man, was Einem für sonderbare Gedanken überkommen, wenn man unter dem Einflüsse der Romantik steht. Aber weiter! Wir verlassen die Ruine, um auf der nördlichen Seite des Berges in das Tucheinerthal hinabzusteigen. Ein schöner Wald nimmt uns auf. An den schlanken Schäften der Buchen und Riesentanncn empor klimmt der Ephcu bis zu den Spitzen, und oben zwitschern die Vögel so lustig und frei, daß es den Wicderhall im Herzen weckt und' man sich mit hinauf schwingen möchte in dic grünen, luftigen Räume. So wandelt man durch die schattigen Hallen hinab in das Thal, das dagegen wieder hell im Sonnenscheine liegt. Wir passiren >nm das Dorf Neul an der Neul, die sich bei Stein init der Feistritz vereinigt, und gelangen nach Mim-, kendorf. Dieß alte Clarissinnenkloster ist ein weitläufiges, schönes Gebäude, das auch Valvasor das schönste Kloster Krain's nennt. In dem ersten Jahre des 44. Jahrhunderts soll es durch die -Herren v. Gallenberg, die sich anch wohl Herren v. Munke ndorf nannten, gestiftet worden sein. Nach seiner Aufhebung dienten die Räume zur Beherbergung des gutsherr-lichen Amtes, der Kanzlei und der dazu gehörigen Beamten. Gegenwärtig ist es nur von einigen Leuten bewohnt, denen das Glöckner- und Schließergeschäft obliegt. Wir treten ein in das Gebäude, blicken in einige verlassene, Zellen, wandeln über die öden Gänge und treten auch in die heiligen Räume der schönen Kirche, besehen das daselbst aufgehängte Wappen des Stifters nebst einigen andern, und lesen einige Grabschriften — aber draußen ist es noch schöner, zumal in dem schönen grünen Haine, der gleich hinter der Klostermauer beginnt, und den zu durchwandern man nicht müde werden kann. Hier weht Einem echter Waldeszauber an, und so oft ich die grüne Einsamkeit betrat, fielen mir Eichen-dorff's, dieses liebenswürdigsten Dichters der romantischen Schule, herrliche Lieder ein: - Schweigt des Menschen laute Lust: Nauscht die Erde wie in Träumm Wunderbar mit allen Väumen, Was dem Herzen laum bewußt; Alte Zeiten, altc Trauer Und es schw'eifen leise Schauer Wcttcrlcuchtcud durch die Brust. Aber man muß ihn kennen, den Wald, nicht aus „Puttlitz" albernem Buch, sondern durch fleißiges Besuchen, wenn er uns wirklich entzücken soll. Sagt doch auch Lenau: Willst du im Walde weilen, Um deine Vrust zu heilen, So muß deiu Herz verstehen Die Stimme», dic dort wehen. So statten wir ihm denn einen Besuch ab, grüßen die stattlichen Fichten und Eichen, ruhen auch in seinen Moospolstern, die er uns freundlichst bietet, ein wenig aus, um dann unsere Wanderung um so frischer fortsetzen zu können. Doch halt! In dem naheliegenden Gutsgeba'ude, von dessen Fenstern man eine recht hübsche Aussicht auf Stein's nächste Umgebung genießt, gibt es einen Trunk kühlen, guten Weines, den dürfen wir nicht verschmähen, und nachdem wir auch noch diese Stärkung genossen, wenden wir uns in der ! Richtung nach Stein zu und überschreiten auf einem schmalen schwanken Steg die Feistritz. Dieß klare, lustige Flüßchen darf nicht vergessen werden, wenn man der Vorzüge Stein's gedenkt. In vielen Armen hüpft es gleichsam dahin, wo die Menschen ! seiner bedürfen, dreht die Schaufelräder der Mahl^äg- und Lohmühlcn und setzt die Vlasbälge der Nagelschmieden in Bewegung: ' Gs dreht das Rad sich Tag für Tag; Gs klipprrt und klappert der Hämmer Schlag: Das klare Vächlcin rauscht vorbei, Als ob das seine Freude sei. Und drinnen steht dcr ruß'ge Schmied Und singet laut ein lustig Lied. Er schwingt den Hammer hoch dabei, Als ob das seine Freude sei. Doch vorüber! Ein großes Gebäude, dessen rothes Ziegel- i dach uns schon von Ferne aufmerksam gemacht hat, und vor welchem wir einige Soldaten Wacht halten sehen, erregt unsere Neugier. Es ist di?ß ein großartiges. Etablissement: die k. k. Salpeterraffinerie und Pulverfabrik. Daö ganze Unternehmen ist erst im Entstehen. Die Salpeterraffinerie ist bereits fertig und in Thätigkeit,: von der Pulverfabrik ist das große Magazin der Vollendung nahe,: sechs bis acht Mühlwerkc werden noch ! gebaut, das Gutsgebäude „Katzenberg" niedergerissen und zu ! Wohnungen für das Verwaltungs-Personal nelf aufgeballt z u. s. w., so daß das Ganze in seiner Vollendung den Eindruck des Großartigen zu machen nicht verfehlen wird. Bemerkens- ^ werth ist, wie mir kürzlich berichtet wurde, daß man hier beim ! Graben auf eine dicke Schicht feinsten Sandes gestoßen ist, der schwerlich von der Feistritz angeschwemmt sein kann, und scheint ! dieß für die Annahme zu sprechen, daß hier ein Tee gewesen sei. Wir halten uns indeß jetzt nicht lange bei der Besichtigung der Bauten auf, sondern wandeln langsam zwischen dem Gebüsche am rechten Ufer der Feistritz fort znm „Brünnl," einer kleinen Quelle, von Vaumzweigen überschattet, wo einige Bänke uns zur Ruhe laden. Die schattige Kühle des Ortes, das Plätschern des Wassers, die stille Abgeschiedenheit mnchen das „Brunn!" zu einem höchst angenehmen Plätzchen. Trotzdem müssen wir es verlassen, denn wir haben noch dem Dorfe Teinitz einen Besuch abzustatten. .! Der Weg nach Teinitz führt immer zwischen dicht zusammen- gedrängten, theils bewachsenen, theils kahlen Hügeln hin, welche der Landschaft hier ein ganz eigenthümliches Gepräge geben. Man pasfirt das Dorf und gewinnt auf dem Hügel, wo die Kirche steht, einen Punkt, von wo aus man das ganze Gelände überblicken kann. Das tiefe, gesättigte Grün, dem das Auge ^ überall begegnet, die sanftgeschwungcnen Linien der Hügel, welche als imposanten Hintergrund die scharfgeschnittenen Alpen haben: die zwischen den Hügeln und dem Gebüsch hervorblickenden, zerstreut liegenden Häuser, welche das DorfTeinitz bilden, i alles das vereinigt sich, um der ganzen Landschaft etwas Mildes, Befriedigendes zu geben. Während die Alpen den Eindruck des Kühnaufstrebenden, Himmelragenden machen, so gibt die Gegend ! nahe um Teinitz das Bild des in sich zufriedenen Kleinlebens, und bietet so den Genuß der Abwechslung. Teinitz ist berühmt durch seinen Obstbau. Indeß scheint mir, als ob es für seinen Ruf nicht genug thäte: denn die vielen Hügel — mcist der tertiären Sandstein-Formation angehörend — könnten ein gut Theil Bäume mehr tragen, und daß man neue Anpflanzunge« macht, konnte ich wirklich nicht gewahren. S,. o .1. Die ErwerbungSHweige des weiblichen Geschlechts. Man wird kaum in Abrede stellen, daß der einzige Weg ^ zum Wohlstande einer Nation — in Fleiß, Geschicklichkcit und Arbeit zn finden sei. Man thnt in manchen Staaten viel, nm ! — Arbeit zu schaffen; man ordnet große Bauten an u. dgl. ! Dennoch zeigt es sich, daß jene Arbeit die Fruchtbarste ist, die ^ Jeder freithätig sich selbst suchte und fand> wenn er damit dem ! Bedürfnisse eines Andern entgegen kam. Sonderbarerweise ver- ^ urtheilen aber so manche Gesetzgebungen die Eine Halste der ! Nation — das weibliche Geschlecht dazu, daß sie kein eigent- ! lichcs Gewerbe antreten sollen. Nur, bei Witwen wird eine Ausnahme gemacht, indem ihnen unter manchen Bedingungen ^ die Fortsetzung des Gewerbes des verstorbenen Gatten gewahrt ist. Höchstens will man diesem Geschlechte erlauben, zu stricken, zu nahen, zu sticken, Dameukleider und Putzsachcn zn verfertigen. ^ Man weiß, daß cs unmöglich ist, bei größter Anstrengung mit ' Stricken, Nahen oder Sticken ein anständiges Auskommen zu ! fmdcn. Man weiß, daß der Fortschritt der Zeit der Handarbeit ! so viele Beschäftigung abnahm, weil nun die Maschinenarbeit ^ so Vieles leistet, die Maschine klöppelt, naht, spinnt und webt nun. Alles das war und ist noch der Frauen Haupte; werb; allein die Maschine verdrängt die Handarbeit. Nicht jeder Frauens- ! person, sondern nur wenigen ist es gegönnt — Hausfrauen zu ! werden und so, in der Wirthschaft helfend, ordnend und sparend, > dem Manne zur Seite zu stehen. Unmöglich können alle andern ^ — in Diensten unterkommen. Dennoch aber soll diese Hälfte ^ der Nation durchweg ihr Auskommen auch ehrlich finden. ^ Man ist so reich an moralischen Grundsätzen, man sieht mit Entrüstung auf jene weiblichen Wesen hin, welche da zum Fall kommen; man ermahnt sie so nachdrücklich zum Fleiße und zur Sittsamkeit, aber — man verweigert ihnen das einzige ! Mittel, welches zum Fleiß, zur Ordnung, zur Sittlichkeit führt ! — die Freiheit, ja die Möglichkeit, sich durch eine selbstgewählte ! Thätigkeit jeder für sie passenden gewerblichen Sphäre — das j Vrot zu verdienen. Wahrend die Erfahrung zeigt, wie sehr die ! Gattinnen so vieler Handwerker wahrhaft mitarbeiten und verdienen helfen, erklärt man das weibliche Geschlecht für unfähig, Personalgcwerbe gewisser Gattungen zu erlangen'. Einige Beispiele mögen den Sachverhalt beleuchten. Fast > alle Handschuhmacher lassen ihre Handschuhe von Näherinnen ! außer dem Hause verfertigen, aber — keine solche Näherin ist fähig, ein Handschuhmachergewerbc zu erlangen. Ebenso wenig könnte eine Frauensperson eine Damenschuhmacherin oder eine Strümpfwirkerin werden. Nur ein Mann kann eine Damenfriseur-Gerechtsame erlangen. Nur ein Mann kann Zncker-hä'cker, Koch, Bäcker, Weißwarenhändler, Tändler, Schnürmacher :c. werden, der Frauensperson ist solch ein Gewerbe unzugänglich. Das Ausschließen von den Gewcrbszweigen, wozu Frauenspersonen ebenso tauglich sind als Männer, hat eine Tragweite, deren Umfang erschreckend ist und noch wenig bemessen worden sein mag. Eo viel ist gewiß, daß das Hindern redlichen Erwerbes offenbar Schuld an allen jenen schauderhaften Erscheinungen trägt, welche heut zu Tage als Folgen der Grwcrblosigkeit so vieler Frauenspersonen sich aufdringen. Der Entwurf zum Gewerbgcsetze hat die ruhmvolle und praktische Tendenz, den Frauenspersonen alle Wege redlichen Erwerbes zu öffnen; — noch heute sind aber diese Wege verschlossen. Verschiedenes. VertheidiHNUOskirchen. In dem Siebenbürger Sachsenlande findet sich eine nicht unbeträchtliche Anzahl alterthümlicher Kirchen vor, deren Bauart darauf hinweist, daß man znr Zeit ihrer Entstehung nicht allein den religiösen Zweck im Auge hatte, sondern auch nebst der Kirche zugleich ein Vertheidigungswcrk haben wollte. Nicht minder interessant, als diese Kirchenburgen, aus welche seit Miles und Timon alle siebenbürgischen Geographen, Chronisten und Geschichtschreiber vielfach hinzuweisen Veranlassung genommen haben, erscheint eine Gruppe von Kirchen, auf deren Eigenthümlichkeit bis jetzt noch Niemand die öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt hat. Innerhalb jener Kirchenburgcn erheben sich nämlich in nicht geringer Anzahl Kirchen, deren crstel Anblick zuweilen ungewiß läßt, ob man wirklich ein Gotteshaus oder nur ein ungewöhnlich geformtes Vertheidigungswerk vor sich habe, Kirchen, bei denen die in Kolonien nicht seltene und erklärliche Vernachlässigung des Aeußern mitunter bis zum vollständigen Aufgeben des spezifisch-kirchlichen Charakters getrieben ist, in die man hineintreten muß, um von dcr religiösen Bestimmung des Gebäudes überzeugt zu werden. Ein kurzer Blick auf die Geschichte der kirchlichen Baukunst in Siebenbürgen wird indessen genügen, um zu beweisen, daß auch diese scheinbar durchaus abnormen Bildungen organisch aus den eigenthümlichen Verhältnissen und Schicksalen des Landes und seiner Bewohner hervorgegangen sind; Verhältnisse und Schicksale, auf welche man Nehcmia's Worte über den Wiederaufbau des Tempels beziehen kann: „Mit der einen Hand thaten sie die Arbeit und mit der andern hielten sie die Waffen." Die hungrige Vtaske. Als der Vater Ludwig's XVI., Ludwig's XVlll. und Karl'6 X. von Frankreich im I. 1747 mit der sächsischen Prinzessin Maria Iosefa, Tochter Friedrich August II!., Königs von Polen, zum zweiten Male vermalt wurde, fand nebst vielen andern Festlichkeiten auch ein Maskenball bei Hofe statt, auf dem sich ein Vorfall ereignete, der den ganzen Hof sehr belustigte. Zn dieser Maskerade ward man ohne Unterschied des Ranges zugelassen: man durfte nur eine Eintrittskarte vorweisen, die man ohne Schwierigkeit erhielt. In einem benachbarten Saale standen die Kredenzen, welche reichlich mit Speisen und Erfrischungen besetzt waren, und die, wie das bei ähnlichen Festen, an denen gemischtes Publikum Theil nimmt, gewöhnlich der Fall ist, sehr häufig besucht wurden. Unter Jenen aber, die recht oft zusprachen, fiel bald eine große Maske mit einem gelben Domino auf, die alle Augenblicke kam und unter den Spciscvorrathen eine wahre Verheerung anrich-! tete. Pasteten, Konfekte, Zuckergebackenes, ausgesuchte Weine, i köstliche Liqneure verschwanden, sobald die Nicscnmaskc sich nur ! sehen ließ und die Hofbcdicnten konnten, endlich mit schiefen und verdrießlichen Gesichtern, nicht qeuug herbeischaffen, um den Schaden wieder gutzumachen. Man konnte nicht begreifen, wie eine einzige Person nach einer kurzen Abwesenheit allemal, wie es schien, noch hungriger und durstiger zurückkehren und ! neuerdings mit so großer Gierde dcr Tascl zueilen mochte-Ludwig XV. ward selbst aus diese merkwürdige Erscheinung auf-! merksam. Er belustigte sich lange an dem immer erneuerte» ! Appetite der großen Maske und gab endlich Befehl, ihr beim Abgehen zu folgen, um seinen gefräßigen Gast kennen zn lernen-Da fand es stch denn zur großen Ergötzung des Königs, daß die ! große Maske aus dcr ganzen Kompagnie dcr 400 Schweif ! bestand, welchen die Bewachung des Palastes anvertraut w^-Sie hatten eine Eintrittskarte erhalten und benutzten den a/'lbc'l Domino dazu, mit dem erhaltenen Nückkehrbillete Einer »"" dem Andern die Freuden der Tafel gemächlich zu genießen. Druck und Verlag von Ign. v. Htleinmayr t5 F. B, '» ?aibnch. — Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.