Matter ans Nrain. Beilage M Laibacher Seitnng. ^H>. R9. Erster Jahrgang. 9. Mai R857. Zur Geschichte der Triglav-Ersteigungen. RInter den Ersteigern des Triglav zu Anfang dieses Jahr-Hundertes findet sich auch der Name Valentin Stanig. Dieser merkwürdige, seinen Landsleuten unvergeßliche Mann starb als Domherr und Schulen-Oberaufscher in Görz am 29. April 1847 im Alter von 73 Jahren. In den über ihn erschienenen Viograsien wird sein segcnreiches,. dem Wohlc der Menschheit gewidmetes Wirken hervorgehoben, insbesondere werden seine Bestrebungen um die Hebung der Volksschulen im Görzer Gebiete, ferner seine vielen Verdienste um die Gründung und Leitung des Görzer Taubstummen-Institutes und des dortigen Vereines gegen Thicrquälerei rühmlichst erwähnt. Einen charakteristischen Zug in seinem Leben bilden die vielen von ihm ausgeführten, mitunter waghalsigen Ersteigungen der höchsten Ge-birgsspitzen Oesterreich's, sowohl in den Zentral- als auch in den nördlichen und südlichen Kalkalpen. Stanig galt weit und breit als der beste Bergsteiger und setzte einen eigenen Ehrgeiz darein, von jedem hohen Punkte, der stch innerhalb seines Horizontes befand, sagen zu können, daß er auf denselben seinen Fuß gesetzt und dessen Höhe mit dem Barometer gemessen habe. Rasch in seinen Entschlüssen, war er für solche Erpeditionen bald gerüstet und führte sie mit ausdauernder Beharrlichkeit zu Ende, wobei ihm seine Rüstigkeit und Gewandtheit, die ihn selbst im Greisenalter nicht verließen, so wie seine ihm zur Natur gewordene Genügsamkeit trefflich zu Statten kamen. Im 1.1808, als er Seelsorger in der im Görzer'schen gelegenen Ortschaft LnM^ion war, stattete er auch dem Beherrscher der oberkrainischen Alpen einen Besuch ab. Ein von ihm verfaßtes Tagebuch enthält auf 44 enggeschriebenen Seiten die Einzelnheiten dieser Reise, welche er am 18. September, mit einem guten Reise-Barometer verschen, antrat. In der Wochen über ?0äli0iäo angelangt, wurde er durch schlechtes Wetter in der Ausführung seines Vorhabens verhindert; um jedoch die Zeit nicht mit leerem Zuwarten zu verliereu, unternahm er pr. „Apostelpost" — wie er sich ausdrückt — einen zwei Tage zur Hin- und Rückreise in Anspruch nehmenden Ausflug nach Klagenfurt, wo er seinen Gönner, den damaligen Gencral-Vikär Grafen SigiZmund Hohenwart, besuchte. Neben der mitunter hlimoristischen Schilderung dieser Kreuz-und Querzüge findet man in der besagten Schrift die von ihm eingeschlagenen Pfade und Fußsteige mit so minutiöser Genauig- ! keit verzeichnet, daß einem spätern Besucher dieser Gegenden, mit jener Anleitung in der Hand, jeder Führer beinahe entbehrlich wäre. Die Beschreibung dcs Ganges auf den Triglav bringt zwar nichts, was nicht durch die spätern Beschreibungen bekannt geworden wäre, ist jedoch immerhin von Interesse, da sie den Reigen der Schilderungen, welche auf die Ersteigung des berühmten und berüchtigten Berges Bezug haben, eröffnet. Wir wollen Einiges daraus anführen und glauben, wenn auch nichts topografisch Neues, so doch für die vielen Verehrer, welche der Verstorbene in unserem Lande zählt, einen erwünschten Veitrag zur Charakterist dieses Maunes zu liefern. Den 23. September um 2 Uhr Morgens wnrde von Mitterdorf, in Begleitung eines Führers aus ^reka, aufgebrochen. Der Weg ging über Lelopohe, der höchsten Alpentrift, welche am Fuße des Triglav gelegen ist. Das weitere Aufsteigen von den Sennerhütten daselbst beschreibt Stanig folgendermaßen i „Nachdem wir in L^opol^ uns beim Weine gütlich gethan und das entbehrliche Gepäcke zurückgelassen hatten, begannen wir gegen den Triglav hinanzusteigcn. Nach einer bedeutenden Strecke, die wir zurücklegten, bekamen wir die mittlere Spitze wieder zu Gesichte, und hatten zu unserer Linken den mit Schnee ausgefüllten Kessel zwischen der mittlern und höchsten Kuppe. Man muß den Gang so einrichten, daß man unter den mittlern Triglav ziemlich rechts von der Spitze kommt, so wird man an der südlichen Seite eine Schlucht gewahr, die zwischen dem mittlern und kleinen Triglav zum Rücken führt. Durch diese Schlucht arbeiteten wir uns auf die Vergkante empor, von wo aus man eine herrliche Aussicht genießt. Ich würde diesen Punkt als das non s>k,5 ulli-g für weniger geübte Bergsteiger bezeichnen, denn der weitere Gang ist wirklich mit Gefahren verbunden. Mein bequemer Führer wollte nun nicht weiter gehen. Schon auf dem Wege bis dahin suchte er mir Schrecknisse aller Art einzujagen, um das vorgehabte Ziel mir aus dem Kopfe zu schlagen. Er erzählte mir auch Histörchen von Stadtherren, die er hinauf begleitet und die ihm versprochen hatten, wenn er sie wieder gesund vom Gipfel zurückbringen würde, ihn vom Kopf zu den Füßen in Seide und Sammet zu kleiden, welche Bekleidung sie später in Geld rcluirt hätten. Ich errieth wohl seine Absichten, daß es auf eine Prellerei abgesehen war, und auf seine Weigerung, ! weiter zu gehen, sagte ich ihm: „Nun gut, warte mich hier, ich will die Spitze allein erklimmen." Ich hatte nämlich schon früher die Vorsicht gebraucht, sowohl von den frühern Ersteigern in der Wochein als auch von ihm Alles, was sich auf die lokale Orientirung bezog, zu erfragen. Da er seine Spekulation scheitern sah, sagte er mir, er wolle auch hinauf auf die Spitze. Wir begannen nun zu klettern. Vom Standorte iwn Mi« Mra wendet man sich gegen Norden und schon gleich im Anfange geht es ziemlich schwer; man steigt nämlich ans dem Ende der Schlucht gerade hinauf gegen die mittlere Triglav den Steinen wuchs. Nicht ohne Beschwerde kam ich zu dem von mir genannten ncm pllis ulli-«, weil ich den Barometer trug und den leidenden linken Fuß nicht recht ausstrecken konnte. Wir ! nahmen hier die zuvor zurückgelassenen Winkelmaß-Instrumente ^ mit und stiegen über das lockere Stein- und S.indgerölle hinab. Hier blühte in voller Schönheit die Hl^nsali,^ nun«. Kaum battcn wir das iwii plu8 ulli'n verlassen, als ein bedeutender Schnce- > fall eintrat. Im fortdauernden Schneegestöber und in dichte ! Wolken gehüllt gingen wir zu sehr westlich und mußten nochmals umkehren, um auf den Fußsteig unter der Wand ober ilolo^aijo zu tommen. Nun hörte es zu schneien auf, und ein starker Regenguß trieb uns in die erwünschten Hütten. Um alle möglichen Witterungszustände durchzumachen, hatten wir mit einbrechender Nacht auch noch ein starkes Donnerwetter." Mit der Ankunft in Mittcrdorf am folgenden Morgen schließt die Beschreibung. Da Stanig oben seiner Ersteigungen in den Salzburger ! Gebirgen Erwähnung macht, so möge zum Schlüsse noch Einiges aus der Zeit, als er in Salzburg studirtc, folgen. Der berühmte deutsche Botaniker Hoppe kam dort mitStanig in Berührung und schreibt in seiner „Selbstbiografie" (herausgegeben von Fürnrohr, Negensburg ^8Ä9) Folgendes über ihn: „Im I. 4890 lernte ich in Salzburg einen jungen Naturforscher an dem Kandidaten der Theologie, Namens Stanig, aus Krain gebürtig, kennen, der zugleich Famulus bei dem dortigen Professor der Mathematik, Hrn. Schieg, war, und dessen Geschichte treulich beweist, wie sehr die Erlernnng der Turnkunst nützlich anzuwenden sei. Er hatte sich einmal bei mir auf dem Steinbruche am Untersberg so lange verweilt, und als er solches gewahrte, sprang er in vollem Galopp den Berg da hinab, wo die Steinbrecher den übrig gebliebenen Schutt hinabrollen lassen, um zum Kalkbrennen bei der Kugelmühle gebraucht zu werde»; ein Abhang, den Andere kaum hinabzukriechen wagen möchten; dabei legte er den l ^stündigen Weg nach Salzburg in der Hälfte der Zeit zurück und war somit der erste Schnell-Länfer, den die Welt gesehen. — Stanig wohnte in einem zum Kloster gehörigen Gebäude auf dem Nonnberge, welches um 9 Uhr Abends geschlossen, dann aber nicht mehr geöffnet wird. — An dem skarpirten Felsen vor diesem Gebäude, der als Festungsmauer dient, ist die schönste Aussicht in das Salzburger Gebirgsland gegen das Tennengebirg hin, und jeder Fremde wird von den Lohnbedicntcn dahin geführt. Der Magistrat von Salzburg, erstaunt über das Ansuchen Stanig's, an diesem Felsenabhang, aus dessen Ritzen nur hie und da ein Paar Gesträuche herausgewachsen waren, einen Garten anlegen zu dürfen, gab nach mehrmaligen Bitten die Erlaubniß, und Stanig baute an diesem jähen AbHange eine Laube, in welcher ich oft mit ihm gefrühstückt, und eine Kegelbahn, in welcher ich jezuweilen mit ihm gekegelt habe. Jetzt ist freilich das Alles wieder verschwunden, denn es hat sich kein zweiter Waghals I gefunden, sich an diesem Platze, wo Stanig bei früher Morgenszeit gewöhnlich studirte, häuslich niederzulassen." „Auch bei dcr Glockner-Vesteigung war Stanig gegen- ! wartig, und zwar der allerhöchste, denn nicht zufrieden damit, ! daß er die höchste Spitze erreicht hatte, kletterte er auch noch an. die 42 bis 15 Schuh hohe eiserne Stange, die das Kreuz trug, hinan, um sich den obigen Beinamen zu verdienen." „Das wichtigste mir bekannt gewordene Stück der Turnkunst Stanig's besteht im Folgenden: Der Professor Schieg hatte beschlossen, die Höhen der Berge um Salzburg durch Nivellircn zu bestimmen, und zu dem Ende auf den Spitzen dieser Berge hohe Stangen mit Vretter-Fahnen errichten lassen, die zum Sehepunkt für das Fernrohr bestimmt waren. Einst-nialen ergab sich, daß die Fahne von der Stange auf dem Galsberge herabgefallen war, und Stanig erhielt den Auftrag, dieselbe wieder herzustellen. Dieser benutzte die Gelegenheit dazu, als ich mit Hrn. v. Braune und Hrn. Hofkanzler Hechen-berger eine botan. Erkursion nach der Spitze des Gaisberges , machte. Hier angekommen, schien es uns unmöglich, das Vorhaben des Hrn. Stanig ausgeführt zu sehen, denn die'an ! 40 Schuh hohe Stange war unseres Vedünkens nach weder zu ersteigen, noch auszuheben und aus's Neue aufznrichteu. Doch Stanig suchte unsern Zweifel dadurch zu heben, daß er 2 etwa ! 3 Schuh lange Stricke hervorzog, die auf einem Ende in eine ^ Schlinge gebunden waren, mit dem andern Ende aber nun i ebenfalls in einer etwas lockern Schlinge um die Fahnenstange gebunden wurden. Während nun Stanig die untern Schlingen als Steigbügel gebrauchte und in dieselben trat, schob er wechselsweise die obere Schlinge der Stricke an der Stange in die Höhe, und, miindijo visu, gelangte so in Zeit einer kleinen halben Stunde, freilich mit viel Mühe und Beschwerde, bis zur Spitze hinan. Nun ließ er einen Bindfaden herab, an welchem die Fahne von uns angebunden und dann von ihm hinaufgezogen wurde. Man muß sich hier seine Situation geuan vorstellen. Er gebrauchte beide Hände, um sich in seiner Lage festzuhalten, gleichwohl mußte er zugleich beide Hände wieder gebrauchen, um die Fahne hinaufzuziehen und festzubinden. Dabei wurde uns das Gefahrvolle seiner Lage immer ersicht-- licher, denn seine Füße flogen wie der Perpendikel einer Thurmuhr immer hin und her, und wir baten ihn daher dringcndst, seine Arbeit zu beschleunigen. Stanig mochte seine Lage selbst genau kennen, denn er eilte, mehr als wir vermuthet hatten. Aber, hilf Himmel, welch ein Zufall! Hatten wir vorher gefurchtet, den guten Stanig herunterstürzen zu sehen, so trat jetzt die Möglichkeit ein, ihn mit einem Bein aufgehängt zu erblicken, oh»e ih,« i», Geringsten helfen zu können. Die Schlinge um den rechten Fuß hatte sich so fest zusammengeschnürt, daß es rein unmöglich war, ihn herauszuziehen, so viele Mühe sich Stanig auch gnb, und so vielfältige Mittel er dazu auch anwendete. In dieser verhängnißvollen Minute kam mir der glückliche und allein rettnngbringende Gedanke, ihm zuzurufen, er möge versuchen, den Schuh selbst mit Hilfe des andern Fußes auszuziehen, denn glücklicherweise hatte er keine Stiefeln an, und dieß Kunststück gelang auf der Stelle. Stanig ließ sich nun mit allen Vieren, die Stange umklaffend, Anfangs mit der gehörigen Langsamkeit, zuletzt aber, als ihn die Kräfte fast völlig verlassen hatten, schneller herab, so daß er ohnmächtig am Fuß der Stange liegen blieb. Wir waren hiebei unbesorgt nach dem bekannten ce«89nt6 c»u83 e68«»t etti8) und hätten ihn auch in keinem Falle thätig unterstützen können. Im Gegentheil machte Hr. v. Braune den Lachmann dergestalt, daß unser geistlicher Herr bereits zu moralisireu anfing, v. Braune fand nämlich das Lächerliche dcr Szene darin, daß ein Fremder, der etwa heute oder morgen die hohe Stange erblickte, die Ursache sich nicht deutcu tonne, warum hier eine hölzerne Fahne, zwei Stricke und an dem einen ein Schuh aufgebunden sei." „Endlich ermannte sich Stanig wieder, und im ersten Blicke nach seinem Schuh äußerte er sich dahin, daß er denselben wieder haben müsse, uud ohne ihn weder den Berg hinab, noch in die Stadt hineingehen könne. Den Schuh, erwiederte ich mit Bestimmtheit, wollen wir bald wieder haben. Freudig und als ob er ihn schon wieder angezogen hätte, fragte Stanig, auf welche Weise, und als ich nun entgegnete, da liegen ja Steine genug, um ihn herabzuwerfen, gab er völlig mißtrauisch zur Antwort: ha, Narrcnspossen. Er würde es wohl nicht gesagt haben, wenn er meine Fertigkeit im Werfen gekannt hätte. Nun fragte ich meinerseits auf welche Weise denn, und als er nun seinen Vorsatz dahin äußerte, in dem Walde eine Stange zu holen und den Schuh herabzuschlagcu, nahm ich die Gelegenheit wahr, ihm die Narrenspossen zurückzugeben, denn in dem alten Tanncnwalde war kein junger Baum zu finden, auch wäre er nicht im Stande gewesen, eine Stange zu handhaben, um den Schuh herabzuschlageu. Indessen Hr. Stanig ging und ich ! fing an, zu werfen. Der erste Stein hatte die gerade Richtung j gegeu dcn Schuh, flog aber uicht hoch genug, und siel in einem ! Bogen dicht unter dem Schuh wieder herab. Der zweite gewor-l fene Stein flog über den Schuh weg, berührte den Strick obcr-! halb desselben, daß der Schuh in eine Perpendikular^Vcwegung gerieth. Der dritte Stein flog unmittelbar in den Schuh und siel mit demselben herab, da das Gleichgewicht dadurch gehoben und auch die Schlinge locker geworden war. Es war eben noch Zeit, Hrn. Stanig zuzurufen, und dieser kehrte freudig zurück, ^ da er den Schuh nicht mehr erblickte, sonach schon wußte, wie viel es geschlagen hatte." „Stanig machte späterhin ein Gedicht über die ganze Geschichte, davon mir aber nur der eine Vers noch, den Schuh betreffend, erinnerlich ist: ' Dcs Stanig's Schuh hmg hoch am Vaum, Zu sth'n dcr Mühe wcrth. Doch Hoppc warf drci Stcinc kaum, So sicl der Schuh zur Erd'." ! „Stanig ist nachher in Krain als Pfarrer angestellt wor- ! den. Vor einigen Jahren habe ich ihn auf meinem Durchfluge i des Kraincrlandes erfragt, aber sein Aufenthaltsort lag mir zu ^ weit aus dem Wege; er würde mich sonst wohl mit Freuden ^ empfangen haben." Verschiedenes. Farbeublindheit. Es sind schon Werke über Farben-blindhett veröffentlicht und eine Menge lehrreicher Fälle bekannt i geworden. Gewöhnlich war das Nebel schon bei der Geburt vorhanden; im vorigen Jahre aber wurde im Philosophikal-Ma- ! gazin ein Fall vom spätern Eintritt dieser sinnlichen Schwäche angeführt. Kapitän C. hatte die Mußestunden am Vord mit der etwas seltsamen Beschäftigung eines Seemannes, nämlich mit Stickereien, ausgefüllt. Eines Abends war er begierig, noch eine Vlume zu vollenden, und setzte seine Arbeit in der Dämmerung fort. Plötzlich erhielten die Farben vor ihm eine überraschende Veränderung, namentlich war er nicht mehr im Stande, rothe Farben zu unterscheiden. Er eilte auf das Deck in der Hoffnung, daß eine größere Fülle von Licht ihm seine Sinne wieder geben würde. Umsonst! Von jenem Tage an blieb er farbenblind. Er verwechselte Grün mit Noth, hält einen Silbcrschilling für eine Guin^e, und vermag in einem Sonnen-Spectrum nur überhaupt zwei Farben zu unterscheiden. DieSchneider haben nun auch ihre Hochschule. „Deutsche Vckleidungs-Akademie" heißt die neue Anstalt und ist am 22. April in Dresden eröffnet worden. Der Direktor Müller erflehte den Schutz des Himmels für sie und brachte dem anwesenden Minister v. Beuft ein Hoch. Dann hörte man viel von einem unabhängigen allgemeinen deutschen Zuschneide-Systcm. Mit 3t) Zöglingen ist die Anstalt eröffnet worden. Zur Statistik Nram'5. (Vorgetragen in der 43. Monats-Versammlung des historischen Vereins am 7. Mai.) In C. Vcllmann's Verlag in Prag erscheinen „gcografisch-ftatisiischc Tabellen des östcrr. Kaiscrstaates." Das ganze Wcrf, aus 23 Tabellen bestehend, von denen monatlich drei erscheinen, fostet 7 ff. 40 kr. Jede einzelne Tabelle 24 kr. Als Verfasser finden sich genannt: A. V. Gavcnda, Hauptmann, und E. Iovitsich, Lieutenant. Die 6. Tabelle behandelt Krain. Cs hat meine Ncugicrde gereizt, dieselbe einzusehen und ich halte es nunmehr in meiner Pflicht, Jedermann von dem Ankaufe derselben zu warnen. Ich will nicht davon reden, daß der Preis für das Wenige, was sich darauf findet, ein unvclhältniß-mäßig hoher ist —- nicht dauon, daß sich einzelne Gegenstände, z. V. die so wichtige Eiutheilung in kirchl. Beziehung (Diözese, Dekanate, Pfarren); die Mincralbädcr (Töplitz, St. Margarethen, Puschcndorf bei hl. Kreuz) u. dgl. mehr, gar nicht berührt finden — wenn nur die angegebenen Daten richtig und genau wären. Aber das sind sie in keiner Beziehung. Eine Zusammenstellung der Angaben der vorstehenden Tabelle mit den genauesten offiziellen Daten, welche ich theils den Mittheilungen der Direktion der administrativen Statistik entnehme, theils der freundlichen Güte unseres verehrten Mitgliedes Herr» v. Nautncr verdanke, welcher dieselben den Katastral-Vermessungen entnahm, macht jede weitere Kritik überflüssig. Ich übergehe, daß weder die geografischcn Längen- und Breiten-Grade richtig sind, noch die VevölkerungS-Verhältnisse zu den zuletzt veröffentlichten offiziellen Daten stimmen, und wende mich sogleich zu den grübcrn Verstößen. Unter den Feldfrüchten ist der Weizen, der doch unter den 4 Hanpt-korner-Gattungen die Hauptfrucht ist — dann die Gerste, gänzlich übcr-gangcn. — Obst am Karste dürfte schwer zu finden sein; dasselbe wird im Gegentheil vorzüglich in Ober- und Untcrkrain gezogen. Falsch ist cS, „baß die Viehzucht unerheblich sei und für den innern Bedarf nicht hinreiche." Ist Krain auch kein Fabrikland, so ist es doch unwahr zu sagen, „eigentliche Fabriken besitze es nur wenige." Nach Kluu's Angaben („indnstriellc Briefe" Nr. VIII) hat es 102 Fabriken und fabriksmäßig betriebene Unternehmungen. Die Straßenzügt betreffend, su gcht die Straße vrn Prcwald nicht , nordwestlich, sondern westlich über Nippach und Hcideuschaft nach Görz; nicht westlich, sondern südwestlich über Sessaua nach Trieft; nicht nördlich, sondern östlich von Ncnstadtl nach Gurkfcld; nicht westlich, sondern nördlich nach Ratschach. Endlich führt keine Straße von Ncustadtl südlich über Tschcrncmbl nach Möttling oder Gottschee. Der „Paß von Krarcn" ist eigentlich bloß der Hügel zwischen St. Oswald und Trojana. Westlich von Idria gibt cs keine Ebene, wohl aber in Nordwcst. Nicht erwähnt sind die Ebenen bei Radmanusdorf, Krainburg — das Zaierfcld am linken Ufer der Savc gegen Stein, Mannsburg bis über Aich, dann bei Sittich und Gurkfcld und St. Barthclmä. Das Planinathal heißt richtiger Unzthal. Nicht erwähnt sind das Kankcr-, Schacher-, Tuchaincr-, Neu-, Tschcrna-, Morüutschcr-, Lust-, Zirknitzcr-, Rcka-, Gurk- und Pöllanderthal. Der Prcdil liegt zwischen dem Küstenlande und Kärntcn, nicht aber an der Landesgrenzc Krain's. Die Benennung „Kraincr-Alpcn" ist neu. Die Straße über dcu Loibl, 4030' hoch, ist nicht erwähnt. Triglav hat nicht 9267, sondern 9036'. Der Virubaumerwald hat 3990', der Schnceberg 5670', das Mokritz-Gebirge 3336', was sich Alles nicht auf der Tafel findet; der Krimbcrg mit 3504' fehlt ganz. Die julischcn Alpen sind nicht niederer als die karnischcn, und senden ihre Acstc durch das ganze Land. Die Gurk entspringt nicht bei Weirelburg, sondern bei Obergurk aus Felsen. Die Kulpn entspringt nicht in Krain, sondern in dem einstigen Fiumaner Kreise. Unter den Nebenflüssen der Savc fehlt rechts die Neurin und die Zaicr, links die Feistritz, Kankcr uud Media. Die Savc ist nicht bei Tschcrnutsch und Görtschach, sondern bei Littai, Tschcrnutsch, Krainburg und Radmaunsdorf überbrückt. Der Wochcincr-Sce ist 56l, Wcldcstr 254 und Zirknitzcr bei 300 ! Joch und nicht 3 lüMcilcn groß, wie dic Tabelle angibt. Falsch ist die alte Mähre, die sich auch hier vorfindet, daß „ein Theil des trockenen Bettes des letztgenannten Sees bebaut" werde. Die Namen der Bezirke hätten doch in geografischcr oder alfabe-tischcr Ordnung genannt werden sollen. Das Kastell von Laibach wäre in der Rubrik „Festungen" aufzuführen gewesen, gewiß mit- ebenso viel Recht als die „Merkwürdigkeit," ' daß „dic Festungswerke desselben l809 von de» Franzosen gesprengt wurden." ^ Laibach hat ein Lyceum — gehabt; derlei Lehranstalten gibt es in Oesterreich seit 1850 nicht mehr. Dic topograsischtn Rubriken wimmeln überhaupt von Anachronismus und fehlerhaften Angaben. Dahiu gehören: dic Lcinwarcn-Fabrika-tion von Krainburg, dic Spitzcn-Klöpplerei von Stein, dic Fruchtbarkeit der Ncustadtlcr Gegend, dic Wollweberei von Wcirclburg, dic Töpferwaren von Gottschee, dic Leinwand-Erzeugung, Seiden-Webereien und Branntwein-Brennereien von Idria, dic Pferdezucht von Adelsberg, die Lcinwcbcrci von Oberlaibach, die Glasfabrik von Zirknitz, die Nleigrubcn von Iaucrburg und Kronau, die Kettenbrücke von Sava u. s. f. Sittich soll voll Grotten sein; die „Amfibie pi-otcu? ist ein blinder Fisch." Die Villachcr-Straßc führt nicht bei Radmannsdorf vorbei, sondern liegt weit weg; Scnosctsch, mit bedeutendem Holzhandel und Fuhrwerk, ist bei ^ den Dörfern nicht genannt, u. dgl. mehr. Genug der Kritik. Der Gedanke, dic statistisch-gcografischen Verhältnisse des Vaterlandes in tabellarischer Form darzustellen, ist zweifelsohne eben sowohl höchst dankbar als auch cimr ungemciu fruchtbaren Anwendung fähig. Aber daß cs dazu nicht genügt, aus dem nächstbesten gcografischcn Handbuche, olme Prüfung und Kritik, die betreffenden Daten bloß auf ein schematisch rastrirtcS Blatt einzutragen, sondern, daß auch dazu Kenntnisse und guter Wille, Fleiß und Lust gehören, wie zu Allem auf der Welt — ist von selbst klar. Ein warnendes Beispiel, wie gefährlich jede bloß aus Spekulation unternommene Buchmachcrci, jeder Dilettantismus ist — gibt uns dic obgcnanntc Tabelle. I^, ß ^ ^^ Drnck und Verlag von Ign. V. Meinmayr §5 F. VtlMberg in Laibach. — Veraütwottlichcr Redacteur: F. Vamberg.