MutM mid VerIMlgen. —-----—-^ Z9 ^^—.----- ^ Freytüg den 24. September 162^. ! Der verwünschte Prinz. (Beschluß.) ^rinz Grazioso hatt« sich sonach in allen Lagen und Verhältnissen des Lebens umsehen muss?». Besonders kannte er das Land seines Vaters von Orund aus, daher denn auch dieser ihn immer zu Nalhe zog und für das köstlichste Kleinod seiner Krone betrachtete. Eine Zeitlang hatte freylich eine geheime Furcht in allen Familien, Standen und Gewerben vor dem Prinzen geherrscht. Denn welcher von allen Unterthanen wußte denn, ob wahrend Grazioso's langer See° lenwandcrung er nicht auch ein Mahl in seinen vier Pfählen gewesen und Dinge gesehen hatte, die . » . » außer der Ordnung waren. Als man aber merkte, daß ?r nur dann die schuldige Vergangenheit vor seinen Nich-terstuhl zog, sobald die Zukunft ähnliche Schuld kund that, so beruhigte man sich allmählig, und des Landes Glück wuchs mit jedem Tage durch die köstlichen Er« fahvungen , welche der Prinz in seinem, zum Theil recht bittern, Wanderleben eingesammelt hatte. Da die Fee nicht einmahl bey dem Hschztitfeste ihres Zöglings zum Vorschein gekommen war, soglaub-' te schon Alles, daß sie gar gestorben sey, was sonst in der Regel nicht vorzufallen pfiegte. Bey dieser Fee aber ging eS überhaupt so wenig nach den seitherigen Gewohnheiten, daß auch so etwas keine allzu große Verwunderung erregt haben wurde. Eines Tages jedoch gegen Sonnenuntergang, hielt mit einem Mahle Grazioso's Luftschiff an dem Balkon des Schlosses, und sie selbst stieg mit einem zahlreichen Gefolge so leise aus, daß man Alles erst merkte, als die Thüre nach den Wohnzimmern des Königs-Paa« res knarrte. „Nicht wahr, Kinderchen, — begann die Fee, fast lächerlich, wenn man die schöne Frau ansah, wel« che die bejahrten Königsleute sonach als Kinder trak. titte — nicht wahr, ihr seyd' recht lange ganz bitter« böse auf mich gewesen, nnd nur erst bey der Rückkehr unsers Grazioso wieder ein wenig gut geworden? — Desto besser werden wir, hoffe ich, in Zukunft mit einander fortkommen. Meine Vorfahrerinnen hatten sich offenbar zu viel in eure Negierung gemengt. Zu unserm wechselseitigen Frieden, dachte ich gerade vom Gegentheil auszugehen. Nur gehörte, meines Erach, tenö, eine besondere Einleitung dazu. Zwar läugne ich garnicht, Herr König, daß sich unter Euerm Regiment das Land allerliebst und besser befand, als wenn die Feen immerfort auch mit hineinplapperl! wollten. Noch ein Mahl so allerliebst, wie zeicher, hätte indeß wohl ebenfalls nicht schaden können? Uno das war meine Idee bey dem Probeschusse mit dem Prinzen. Ich habe, leider! in memem tausendjährigen Leben nur allzuviel Prinzen kennsn gelernt, welche ein herrliches Gedeihen für ihr Land und für sich gehabt h>iben würden, wenn sie nicht von Kindesbeinen an das Gift der Schmeichele« hätten emsaugen müssen. Es gehört schon eine tüchtige Natur oazu, um davon nicht angegriffen zu werden. Ich schmeichle mir auch, daß mir mein Plan wohlge. lungen sey. Nu» aber kein Wort weiter von Staatssa. chen, sondern einzig von Lust und Freude." — ,54 — '4. Unter diesen floh auch der Abend wie ein fröhlicher Traum dahin. AlS das jung« Pärchen schon hin» weg, und Niemand mehr da war, als der König mit seiner Gemahlinn und die Fee, da sprach diese: „In der heutigen Nacht, das sage ich euch voraus, wird «s etwas unruhig seyn. Dafür sollt ihr aber auch ei« nen desto glücklichern Morgen «rieben." Ihr« Propß>zeyung traf ein. Floriosa wurde nähmlich von einem kerngesunden und wunderschön»« Knab° lein entbunden. Eine ziemliche Furcht wandelte wohl die Altern und besonders die Großälttln an, «ls die Fee darauf antrug, daß die Taufhandlung sogleich in ihrem Beyseyn vorgenommen werben möchte. Man dachte nähmlich deS betrübten Augenblick«, wo unter Fanz ahnlichen Umstanden dai damahlig« Kind, der nunmehrige Kindtaufvater/ sammt dem Bettchen verschwunden war. Graziosa merkte das und bath, ganz «ußer Sorgen zu seyn. Was Prinz Grazioso auf einem etwa» beschwerlichen Wege gelernt hätte, das könne der künftig« König ja seinem Sohne auf dem leichtesten »»n der Welt beybringen. Er könne es nicht nur, son» duü!lg ein schrecklicher Slurm die ll.rain> wieder die hohe S«e zu suchen. Noch größere Gefahr drohte dem Schiffe am i5. Februar. Das Schiffsvolk befürch. tets jeden Augenblick, von den Wellen verschlungen zu werden, und man ließ endlich das Schiff in der französischen Ban der malüuinifchen I»se!n auf den Strand laufen. Hier wuvde mit unsäglicher Anstrengung am Baue eines neuen Schiffes gearbeitet, als Capican Frey. cinet eln solcheb von einem Nordamerikaner kaufte. und ihm den Nahmen „3a Physicienne« gab. Endlich lehrt« die Physicienne nach einer Fahrt von 5 Jahren und 2 Monachen nach Frankreich zurück. — Diese Reise wird in einem so eben zu Paris erschienenen Werke beschrieben, welches alle gemachten Entdeckungen und Beobachtung'!?, hinsichtlich der Figur der Erde, des Milgnetiimus, der Schiffsahrt, Meteorologie, Zoologie, Botanik lc. uüd sehr viele Zeichnungen und Karten enthält." Technische Nachrichten. Maro tin papier. Herr Bohm in Srraßburg ließ sich unterm 24. Ocrober ,606,, ein Pacein für Frankreich, wegen der Verfertigung von Papier, 5>)s dem Marol'in ähnlich ist, geben. Zu dinem Papier nimmr man schönes, weißes, sta,rk geleimtes Pauier, bestleicht eS 4 bis 5 Mahl mit warmen Leim, uud läßt es jedeömah! trock» nen. Zu dem Leim nimmt man gewöhnlichen , den man mit etwas Fett kochc, oder man bereiret ihn aus Kalbs-füßeu, Pergainentfellen; das Fett wird nach dem Erkalten wieder weggenommen, und der Leim für den Gebrauch erwärmt. Auf daß Papier wird di» Farbe gebracht, bis der Leim sie annimmt; oft nmß man den erste» Anstrich trocknen lassen und einen zweyten geben, damit der aufgeweichte Leim sich nicht ablöst. In die« sem Falle nimmt man die losen Fardtheile mir einem feuchten Schwämme weg. Die rothe Farbe wird au< Fernambokholz, Alaun und etwas Gelbdeeren, damit sie einen schc>l':achartigen Schein erhält, und die violette, auf ähnliche An, aus Brasilholz und etwas Cssig zusammengesetzt. Blau entsteht aus durch Kreide ge< sottigterIndigo-Auslösung in Vitriolöhl, der man etwas Violet zusetzt, wenn sie in letzcere Farbe spielen soll; Gelb, aus. Gelbdeeren uud Alaun; Grün, au< Bl«u und Gelb ; mid'Schwavz, au6 Eisenvitriol-Lösung, die man mittelst eines Schwammes, auf das mit Brasilholz violel gefärbte Papier aufträgt, bis dai Schwarz hin« reichend lebhaft ist. Bringt man etwas solche Lösung auf roth gefärbte Blatter, so werden sie braun. Nan< km« und Ledenaibe entsteht aus Roth uud Oelb; Grau auZ Violcrblau und sehr verdünnter Etsenviti'iol.Lösung. Die Papiere werden nach dem Trocknen mic Leim — i56 — überstrichen, damit sie glanzend werden, und wenn dieser trocken ist/ mit einer Auflösung von Alaun, Salpeter und Weinsteinrahm , in gleichen Theilen Wa^r, Um den Leim zum Gerinnen zu bringe» und ihn im Wasser unauflöslicher zu mache». Die Marokmzeick-nungen werden mir einer Kupferplatte eingedruckt. — Auf gewöhnliche Art gefärbtes Papier kann marokinähn» lich durch Leimen und Pressen gemacht werden. Glossen. (Aus dem Wanderers Wenn die Glückseligkeit der Menschen bloß darin bestände/ daß er mit wenig Mühe sich seine Nahrung verschafft, und die langst« Zeit des Lebens mil Nichtsthun zubringen kann; nienn das faule Leben auch ein seliges wäre, und die Genüsse der geistigen Kraft ganz entbehrlich auf unserer irdischen Laufbahn, so waren die Bewohner der Inseln im Südmeere, dann die der FreundschaftS-und Gesellschaftsinseln die glücklichsten Geschöpfe auf Erben; denn sie bedürfen, um ihren Hllnger zu stillen, bloß den Besitz einiger zwanzig Ko^ kosnußbaume, eben so vieler Brotfruchtbäume, eines Ackers von einem Metzen Aussaat, um darauf ihre achtzigpfündigen Vamiwurzel«, und Erdäpfeln zu bauen. Fische liefert die See, Vögel und Schweine geben die Fleischnahrung, Binsen sin.d hinreichend, den Stoff zur Kleidung zu liefern; Wasser und Palmenwein lö. schen den Durst und sind überall umsonst zu haben; die Hütte braucht bloß einige Hölzer, die man mit Palmenblattern deckt; Matten sticht man selbst aus Schilfrohr, und zu allen diesen Arbeiten und Geschäften reicht die Mühe von einigen Wochen hin; die übrige Zeit bleibt dem Müßiggange übrig. — Aber der Mensch, dem auf Erden nur ein Abglanz b«? himmli» schen Seeligkeit dämmert, sehnt sich nach andern Freuden und Genüssen, und sindet das wahre Glück nur in solchen Kostbarkeiten, welche außer dem Gebiethe der Sinnlichkeit liegen. Nicht, was dem Körper lüstet, sondern waS Geist und Herz erhebt: die Tugenden, welche dem Himmel entstammen ; reme siebe, Freundschaft, die Erkenntniß unserer künftigen ewigen Be- stimmung, die Wunder der Natur und Schöpfung; das bewußtvolle Gefühl unseres herrschen Loses, die liebevolle Anhänglichkeit an die guten Menschen unseree Umgebung; die rege Theilnahme an ihrem Lebe" ; die Bereiiwilligkeit es ihnen zu versüßen, jeden Schmerz und Gram zu zertheilen, zu heben oder zu lindern; eigene Selbsithätigkeit, zum Glücke Anderer beyzutta« gen; unermüdeter Fleiß in Erwerbung und Ausübung nützlicher Kenntnisse — dieß sind die Bedingungen, unter welchen wir die irdische Seligkeit erwerben, die Heiterkeit und Zufriedenheit der Seele erlangen, und die uns froh und vergnügt durch das Leben zu dem herrlichen Ziele führen, welches unser wartet, wen« wir unserer Bestimmung vollkommen entsprochen haben. Unser Leben ist nicht an die Erde gebunden, und was es versüßt, ist nur der Abglanz der himmlischen Seligkeiten. Die Widersprüche der Einsicht und der That sind im menschlichen Leben eine der räthfelhaftesten Erscheinungen. Mit voller Ueberzeugung der Richtigkeit eige» ner Ansichten, verlangt man von Andern die Befol< gung des Guten und Wahren, indeß man sich selbst zu Fehltritten hinreißen laßt, mit vollem Bewußtseyn, daß man fehlen wird. Strenge wirb darauf gesehen, daß jeder, der uns Gehorsam schuldig ist, den Pfad der Tugend wandle, und bitter wird auck das kleinst» Versehen getadelr und gerügt, aber der eigene Sün* dendock galloppirt in Einem fort auf Abwegen, und waren es auch, was gemeiniglich und am öftesten der Fall ist, bloß lassige Sünden gegen das hausliche ö<-ben, die er schonungslos mit Füßen tritt. Immer heißt es: Du sollst — und niemahls: i ch soll. Der mensch' liche Verein wäre weit glücklicher, wenn jeder stets bey seinem eigenen Ich ansinge, wenn der Hofmeister M selbst behofmelstürte. — Wann wird das werden? —-Die Welt steht schon so viele tausend Jahre, und die Menschen sind im Allgemeinen sich immer gleich geblieben, zeitweilig besser, zeitweilig schlechter. Das Rad der Zeit drehet sich unaufhörlich, und die Mensch«" mit ihm und ihren Lastern und Tugenden; bald sind diese, bald sind jene oben. Polt. Gedruckt bey Ignaj Al« y « (5 dItn von Kl»i „ mayr.