Pränumeration»-Preise: F i> r Laibach: Ganzjährig . . . 8 ft. 40 kr. Halbjährig . . . 4 „ 20 „ Vierteljährig . . . 2 „ 10 „ Monatlich . . . — „ 70 „ M i t der Post: Ganzjährig . . . u ft. - kr. Halbjährig . . . 5 „ so „ Vierteljährig. . . L „ 75 „ Für Zustellung ins Haus vierteljährig 26 kr., monatlich 9 kr. Einzelne Nummern 6 kr. Failiacher Tagblatt. Anonime Miltheilungen werben nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zurllckgesendet. Rtimklion Bahnhosgasse Nr. 1:12. Lkprdition nnl Inserate ßiirenu: Kongrebplatz Rr. 81 «Buchhall von 3. v.Kleinmayr & ff. Ba,«W JJ' Zaserliotispreisc: Für die einspaltige Petitzeile 3 kr. bei zweimaliger Einschaltung 4 5 tr. dreimal & 7 kr. Jnsertionöstempel jedeSmal 30 Ir. Bei größeren Inseraten und öfterer Einschaltung entsprechender Rabatt. Nr. 150. Dienstag, 4. 2»li 1871. — Morgen: Domitius. 4. Jahrgang. Petroleum die ultima ratio! Die schwarze „Internationale," d. H. die unfehlbarkeitsgläubigen Ultramontanen aller Völker, die seit einiger Zeit der rothen „Internationalen" im Verhetzen, im Lügen ltnd Verleumden auf bedenkliche Weise Konkurrenz macht, hat in den Pariser Greueln einen willkommenen Anlaß gefunden, zu ihrem schon recht ansehnlichen Lügengewebe neue Maschen zu fügen. Wie sic sich freuen nnd die Hände reiben, wie sie frohlocken und jubeln wie über eilten gefundenen Schatz! Wie sie da loslegen auf Kanzeln und in Vereinsversammlungen! Wie ^ zetern in Hirtenbriefen und Zeitungsartikeln ! »©cheutt hin," rufen sic alle in einem Athem, »schauet hin auf die blutgedüngten Ldchengefilde der Seniestadt, auf die Schutt- und Trümmerhaufen derselben! Betrachtet euch die Mordbrenner- und Räuberbanden, die ehrwürdige Monnmente um-stürzen, Paläste nnd Kirchen in Asche legen, Religion und Altäre prosaniren uud das Heiligste schänden! Das ist das teuflische Werk der Liberalen! Mit sollen Mord-, Raub- und Zerstörungsgedanken tragen sich die Liberalen, die unter euch wandeln, die verbuchten Döllingerianer uud Tagblattler! Alle sind sie heimliche oder offene KommuuardS und Pctro-leurs! Spießgesellen von Assi, Pyat, Courbet, Rocht« fort, Mazzini uud Viktor Hugo. Denu alle werden in einen Topf geworfen, und die finstersten Pro-fczeiungen iverdeti auf die Verbrüderung der Re-gieningen mit den unterirdischen Gesellschaften gebaut. Das Hauptorgan der schwarzen „Internationale" in Europa, an deren Spitze beispielsweise auch Gras Bloome steht, den sich die feudal-klerikale Partei in Oesterreich als den künftigen Reichskanzler ausersehen hat, die „Genfer Korrespondenz" gibt gewöhnlich die Schlagworte und das Feldgeschrei aus, und „Rocke" uud „Danica" in Laibach uud sämmtliche Ableger der schwarzen Bande in Europa heulen es im Chorns nach. „Wohin führt diese Verbrüderung?" heißt es da, „ihr letztes Ende i st P e t r o l e u in! Das Königsschloß von Berlin, die kaiserliche Bnrg in Wien, das Schloß von Windsor in London, der Palazzo Pitti in Florenz und vor allen ändern das Escurial iu Madrid, das alleö (nämlich sämmtliche Throne) ist unrettbar dein Petroleum verfallen. In wenigen Jahren, vielleicht schon Monaten, wird der Fencrdrache, dessen zahllose und unfaßbare Ringe die große Hauptstadt Frankreichs erfaßten, mit feinen Glutspiralen alle jene Paläste umzingeln, in welchen man das Ungeheuer der Revolution grvßzog, und ihnen das Schicksal der Tnilerien bereiten." Besonders interessant ist, wie dies Blatt Oesterreich und den Grasen B eust behandelt. Man hört da ganz deutlich die Herzensseufzer deS Grafeu Bloome heraus, dessen Rettungsdienste noch immer nicht verlangt werden. „Was ist das edle Üaiser-thnni der Habsburger," so läßt'er sich vernehmen» „das so lange die Stärke und der Ruhm der christlichen Gesellschaft war, unter den Händen dieses jämmerlichen Ministers geworden, den die Revolution nur zu dem Zwecke Sr. Majestät Franz Josef an die Seite gesetzt hat, um den Kaiser sicher zn verderben und das Reich zu dcgradircn! — Wir glauben deu geheimen Monolog des sächsischen Reichskanzlers zu hören: Mögen, Gott sich hüten, die Brut der Mörder und Mordbrenner zu vertil- ge» ! Wenn sie uns fehlte, fiele uns nicht ein gewaltiger Hebel aus uusern geschickten Händen? Wie könnte es uns gelingen, von unseren Souveränen die Erlanbniß zn erhalten zur Verfolgung der Kirche, zur Unterwühluug des Christenthums, zur stets zunehmenden Entchristlichnng des Staates, wenn wir diese nützlichen Ucbelthäter nicht mehr hätten ? ... O möge Gott gnädig die Mörder und Brenner der Revolution erhalten! Wer würde ohne sie vor den Thüren der Klöster hatte», um uns in die glückliche Nothwendigkeit z» versetzen, die Orden zu unterdrücken nnd die Kirchengüter einzuziehcn? Freilich wird uns diese Kraft, wie die unersättliche Hydra, zuletzt selber verschlingen. Was thutö ? Mag kommen, was da will, wir haben zwanzig Jahre gut gelebt! — Hoch also die kosmopolitischen Mörder und Brenner! Decken wir sie mit unserem Schilde! Pflanzen wir über ihren Häuptern den Blitzableiter unserer Politik auf!" I» diesem Tone geht cs noch eine gute Weile fort. Dieses saubere Blatt der schwarze» Vügcti-bande, das an Frechheit alleö bisher dagewesene überbietet, daö sich den „pere Ducheue,“ das Pariser Brattdblatt während der KoutmuitistenwirtHschaft, zum Muster genommen zu haben scheint, bildet daö Orakel nnd das Evangelium, woran unsere Klerikalen, „Rovice" und „Danica" voran, sich begeistern, von welchem sic Fräse», Stil itnb Schlagworte für ihre Kapuziuaden gegen die Träger deö fortschrittlichen Gedankens erborgen und den unwissenden be-thörtcu Masse» an den Kopf werfen. Die erbärmlichen, gottvergessenen Lügner, die augenverdrehenden Heuchler! Also die Männer des Fortschrittes, die Liberalen sind Schuld an der säubern Wirtschaft eurer Zöglinge in Paris! Feuilleton. Die Reliquiensälschung in Rom. ii. (Schluß.) In einer daranffolgenden längeren Auseinandersetzung erzählte der Schreiber nunmehr, daß jener Kustos Don Arcangelo Scognamiglio, der als blutarmer Mensch zu jener Stellung gekommen, sehr bald eingesehen habe, wie dieSAmt sich zur Hebung inner Finanzen vcrwcrthen ließe, nnd wie er die Gelegenheit wahrnahm. Die Hindernisse, welche sich chm dabei in der Person des sehr ehrenwerthen Don Giov^Battista Petrum, des D'Jgnazio Tavani und des Schreibers Colangeli entgegenstellten, suchte er 1° gründlich nnd glücklich zu beseitigen, daß er den ersten zu Tode ärgerte, den zweiten zum Schweigen brachte, den Schreiber aber, der es wagte, Einreden und Gegenbeinerkungen zu machen, zn Grunde zu achten beschloß. Es wurde gegen ihn der obige ^r°Scß angestrengt vor dem päpstlichen Tribunal ^ Vicariato, daö besser heißen sollte, wie er sagt, ”Pretorio (li Piliito.“ Die Sache wurde iu die -pande des Richters Liberati gegeben, der unter dem -©nick des Leibtrabanten des wüthenden berüchtigten Vikars, des Kardinals Patrizi, stand und den Briefsteller Colangeli Dinge in dem Protokoll anösagen ließ, welche ihm nie in den Sinn gekommen. Als dieser darauf mit eigenen Augen zu sehen verlangte, was man ihn da hatte unterschreiben lassen wollen, gestattete man ihm nicht den Gebrauch seiner Brille, die man ihm bei seiner Gefangennahme abgenommen, aber brachte ihm, als er die Unterschrift verweigerte, wenigstens eine andere. Er konnte mit derselben zwar nicht sehen, aber wollte nicht hartnäckig erscheinen und nicht Mißtrauen äußern, welches den Untersuchungsrichter verletzen konnte, und so unterschrieb er, so gut es ging, und ohne das Protokoll gelesen zu haben. „Es ist unwahr, daß ich mich schuldig bekannt und die Gnade des Kardinals angerufen, nie hätte ich mich fo weit erniedrigt. Bei dem Verhör war der Richter Liberati von dein berüchtigten Kanonikus Scalzi, dem Satrapen des Kardinalvikars, begleitet, ein Mann, der im höchsten Grade bei der Verur-theiluug meiner Person iuteressirt war, theils um sich in der Reliquiensammlung von der Anwesenheit eines Mensche« zn befreien, der ihm immer ein Stein des Anstoßes bei den dort üblichen Schlichen und Ränken gewesen war, theils weil dieser Mensch ein freisinniger war." Er fährt dann fort, den Charakter zweier gegen ihn aufgestellten Zeugen zu beleuchten, des Abbate Aufelmi und Abbate Melani, welche zusammen mit einem dritten, Namens Savani, eben jenes zum Schweigen gebrachten, mit ihm in einem Zimmer arbeiteten. Den ersten schildert er als einen schlauen Kunde», dessen sich Herr Scognamiglio als branch-bareö Werkzeug allemal bediente, wen» er, bei besonders bedenklichen Unternehmungen, sich den Rückweg decken wollte, und den zweiten als eine Kreatur deö Scognamiglio, die ihm Amt und Brot dankte und offenbar nicht gegen ihren Gönner auSfagen wollte. „Warum, fährt er fort, befragte mau denn nicht beti Tavani, ber bicht neben mir arbeitete?" Weil man feinen ehrlichen und biederen Charakter kannte und überzeugt war, er würde etwas ausge-sagt haben, was dem Herrn Kustos sehr unbequem gewesen wäre, nämlich, daß die Siegel, welche allerdings auf meinem Tische lagen, nach Herzenslust von den beiden Zeugen Anselnti und Melani gebraucht und außerhalb des Gebäudes, ihrem Talent entsprechend, benutzt wurden (liberamenti presi . . cd asportavani dalla custodia stossa per usarne a loro talento); „das sind wahrhaftig Thatsachen und keilte Erfindungen," setzt er noch hinzu. So machen wir beim nacheinander die Bekanntschaft einer ganz sauberen Gesellschaft. Nur einer Persönlichkeit sei noch Erwähnung gethan, einer ge-wissen Frau Rosa Mercurelli, welche, wie der Seit der Restauration in Frankreich 18 lö war den Ultramontanen daselbst wieder nach der kurzen Pause der Revolutious- und Kaiserzeit daö Volk alö willenlose Heerde ausgeliefert. Sie allein haben es unterrichtet, sic allein erzogen, sie haben es zur Wahlurne geführt, sic haben dein Napoleouideu, beut Freund und Beschützer des Unfehlbaren, zur unumschränkten Herrschaft verholfeu, sie sind nicht müde geworden, ihn den allerchristlichsten Monarchen, den erstgebornen Sohn der Kirche zu nennen; sie sind vor seiner fromme» Gemahlin, der Spanierin Engcnic auf den St'uieu gerutscht; sic hat ihnen Kirchen um Kirchen bauen, Nonnen- und Mönchsklöster ans-richten und die Jugend verdummen helfe it. Jahr um Jahr haben sie über das Bolk von Frankreich die ganze Fülle neukatholischer Segnungen ausge-gossen. Jahr um Jahr wurde dein Volke der sauer erworbene Groschen aus der Tasche gestohlen und Millionen um Millionen dem Moloch des pfäffifchen Hofes in den unersättlichen Rachen geworfen. Jahr um Jahr hat man mit Hilse der Polizei und des Pfaffeuthuuis, mit Larnbefsa und Cayenne, jede freiheitliche Regung im Volke erstickt. Und siehe da, im Momente, wo die unheilvolle Saat in die Halme schießt, alö daö feige, verlotterte und verlogene Regiment am Ende seines Lateins angekommen, als ein mnthwillig unternommener Krieg und die deutschen Siege die Schaudwirihfchaft gestürzt und den ganzen Pfaffentrug aufgedecki, als die von den „freres ignorants,“ den „unwissenden Brüdern," erzogenen Massen ihre fesseln sprengten nnd entsetzliche Frevel uud Greuelthaten an ihren Drängern verübten und in ihrer sistematisch anerzogenen Geistesrohheit gegen alles Bestehende die frevelnde Hand kehrten, da erheben die Mitschuldigen an diesen Freveln im Ehorus ein Gezeter: Schant hin, die ultima ratio der Liberalen ist daö Petroleum! Nie noch ist eine unverschämtere Lüge ausgesprochen worden ! In keinem Laude der Welt war Presse und freie Meinungsäußerung so geknebelt, wie in Frankreich. An keinem Volke hatte der Unfehlbare ein solches Wohlgefallen, wie an den Franzosen, den Wächtern des Vatikans. Nirgends wurden die haarsträubendsten Dogmen und die Sätze des Sillabns so willig nnd so gläubigen Sinnes hingenommen, nirgends hat der religiöse Schwindel mehr Wunder und aitgciwerbrehcudc oder schwitzende Madonnen erzeugt als in Frankreich. Nirgends war der Reliquien- uud Roseukrauzhaudel einträglicher als gerade dort. Und siehe da, der Liberalismus, den mau wie eine Pest verfolgt, den man mit Stumpf und Stiel ausgerottet, der hat all die entsetzlichen Greuel verschuldet. Ihr heilloses, erbänu- Schreiber sagt, das ausgedehnteste Geschäft in Reliquien trieb und sich die alrna mater der großen (!) Katholiken (cattoliconi) Belgiens uud Frankreichs nannte, ganz besonders „ihrer lieben Zuavett," deren Mutter sie hieß. Diese Personen hatten sich bei dem Kustos einen Einfluß nnd ein Anrecht verschafft, das noch über das des Kardiualvikars ging. Kamen nämlich von ihr Kartons oder Kruzifixe, die mit Gebeinen der Heiligen ausgestattet werden sollten (uud das waren gleich 40 bis 50 ans einmal), so schrieb der Herr Kustos ans beit Umschlag, lakonisch und despotisch wie er war, tutte o subito (alle und sofort auszustatteu), und wenn es auch, wie gewöhnlich, Reliquien vom heiligsten Kreuz, vom heiligen Josef uud der heiligen Maria waren! Stand aber ein armer Geistlicher da, der nur 3 oder 4 höchstens haben wollte, so konnte er warten. Einmal schickte der Kardinal seinen Schleppenträger Don Rasfaele in die Sammlung und ließ um 2 Reliquien bitten, von denen die eine vom heiligen Josef sein sollte. Statt vom heiligen Joses dem Patriarchen gab der Herr Kustos eine vom heiligen Josef Calafanzio; „denn," fetzte er hinzu, „die von dem uugeuähten Mantel des heil. Josef brauche ich für Leute, die mir näher stehen." (Per persona a lui piti di particolare Interesse.) — Sapienti sat. licheS Lügenpack! Der Klerus und die geistlichen Orden hatten, wie vor der Revolution, so seit mehr als einem halben Jahrhundert beit ganzen Volks-unterricht in Händen und heute können von den 40 Millionen Franzosen 24 Millionen nicht lesen und schreiben, entbehren der einfachsten religiösen Begriffe; denn den leeren Formelkram uud das Herab> leiern unverständlicher Gebete wird man doch heutzutage nicht mehr Religion nennen wollen! —- Diese grundsätzlich durchgesührte Verdummung, diese Unterdrückung jeder freiheitlichen Entwicklung in so vielen Millionen und besonders tut weiblichen Ge-schlechte, diese Bevormundung eines begabten Volkes durch Pfasfeu hat die Greuelthaten verschuldet und wird immer und immer wieder ähnliche verschulden. Wenn mau den naturgemäßen Strom des Fortschrittes und der geistigen Entwicklung fort und fort staut, muß er endlich ans seinen Ufern treten und alles in feinen Fluten begraben. Auf denjenigen aber, welche die hemmende Wehr gegen diesen unaufhaltbaren Strom aufrichten, lastet allein vor der Menschheit und der Geschichte die Verantwortung! Politische SJiitnb)"chnu. Laibach, 4. Juli. Inland. Die Ernennung des Grasen Agcuor Gvlnchowski zum Statthalter von Galizien geben Wiener Blätter als bereits vollzogen an. Damit hängt auch das Gerücht von der Kaiserreise nach Galizien zusammen. Dieser Lieblingsgedanke Golu-chowski's, der bekanntlich 1868 seiner Verwirklichung sehr nahe war, würde, wenn ausgeführt, dem feudalen Grafen dazu dienen, feine nicht geringe Un-popnlarität daselbst verschwinden zu machen. Rcichsraih und Delegationen beschleunigen ihre Arbeit und werden wohl noch vor Mitte dieses Monates alle bringenden Arbeiten erledigt haben. Unter den nicht ertebigten Vorlagen wirb sich wohl auch die galizische Resolution und das Gesetz über direkte Wahlen finden. Eines ohne das andere darf in keinem Falle beschlossen werden, und da sich die Regierung den direkten Wahlen hartnäckig widersetzt — wie ja Graf Hohenwart erst vor wenigen Tagen im Budgetansschnsse des Herrenhauses eine diesbezügliche Erklärung abgegeben hat — so wird sic wohl auch auf die galizische Resolution verzichten müssen. Wir wollen nur noch erwähnen, daß das Snbkomitce des VersassnngsausschusseS seine Arbeiten wieder eifrig ausgenommen hat und vielleicht mit dem Antrag vor das Hans treten wird, um eine prinzipielle Entscheidung herbeizusührett. Heute geht das Herrenhaus an die Berathung des Staatsvoranschlages für 1871, und die daran sich knüpfende Generaldebatte wird ohne Zweifel von hohem Interesse sein, weil daö Haus diese Gelegenheit benutzen wird, seine Stellung zum Ministerium Hohenwart klar zu legen. In welcher Richtung dies geschehen wird, kamt nach den Anschauungen der Mehrheit der ersten Kammer nicht zweifelhaft sein. Die „Politik" wendet sich an die Deutschen in Böhmen mit der Versicherung, es sei den Ezechen voller Ernst mit dem „weißen Blatte," das sie den Deutschen anbieten, damit sie auf demselben die gesetzlichen Garantien für ihre nationale Selbständigkeit verzeichnen. „Politik" wird förmlich elegisch; sie sagt: „Ein langandauernder großer Schmerz läutert daö Gemüth' der Individuen, wie der Völker und erfüllt den Lebensfähigen nicht mit dem Dürft nach niederer Rache, sondern mit der reinen sittlichen Ueberzeugung, welche in dem Sintispruch liegt: „Was du nicht willst, daß man dir thn', das füg' auch keinem ändern zu." Wir körnten diese unserer innersten Ueberzeugung entquellenden Worte hier nur nochmals mit gutem Gewissen wiederholen: „Wir wollen so wenig uns selbst iu nationaler Beziehung majorisireu lassen, als andere in dieser Hinsicht majorisiren. Jede Garantie, die man von uns zur Sicherstellung der ruhigen nationalen Entwicklung der Deutschböhmen fordern kann, werden wir mit größter Bereitwilligkeit geben, und das, sollten wir meinen, wäre denn doch genug." Die „Bohemia" polemisirt gegen den offiziösen Artikel: „Die Deutschen in Oesterreich," bei" dieser Tage in den offiziösen Provinz-Journalen erschien und in welchem gesagt war, die Deutschen hätten durch den Ausgleich nichts zu fürchten, da ihre geistige Kraft, ihre Kulturhöhe sie gegen statische Ucbcrgrifsc schützte». Das deutsche Prager Blatt betont, daß durch dic Verlegung der politischen Aktion ans dem Reichsrathe in die Lanbtage bas einzige Battb, bas die Deutschen vereint, gelöst werde, denn dadurch würden dic acht Millionen Deutschen in Einzelgruppeu zersplittert und an mehrere» Punkten geradezu der statischen Majorität preisgegeben. Der Reichsrath, als Korrektiv und Schutz-mchr für alle Minoritäten, müsse unter allen Umständen erhalten bleiben. Die zwischen den Herren Iirecek und Rudi gier vereinbarte Auffassung des Verfassuugs-eides ruft überall das gleiche Staunen, den gleichen Mißmuth hervor. Der Herr Bischof erkundigte sich zuerst bei bett „Pönitcntiarieu in Rom,“ ob" österreichische Staatsbürger beit zur Ausübung ihres Lehramtes gesetzlich erforberlichett Diensteid ablegen dürfen oder nicht. Da die „Erlaubuiß" nur bebingt crthcilt wird, verbietet der Bischof den Mitgliedern feines Diözesauklcrtts die Ablegung des gesetzlich vorgeschriebenen Eides und somit auch den Antritt eines Ncligionölchramtcö an dcu öffentlichen Schulen. Statt ititit den Religionsunterricht durch andere Organe ertheiteu zu lassen und den Widerstand des Bischofs zuut^ mindesten zu iguoriren, läßt sich die auf die Verfassung und den Geist der Verfassung beeidete Regierung zu vertraulichen Verhandlungen mit dem widerhaarigen Bischof herbei und kriecht schließlich so weit zum Kreuze, in ucrstänbuißiuuigcut Einvernehmen mit Herrn Rudigier eine jesuitisch gewundene „Auslegung" des klaren und bestimmten Eides ans die StaatSgrnndgesetze zu drechseln und den Eid schlcchttoeg_ als unverbindlich für die Meinung und »den Ausspruch" jedes einzelnen „Gewissens" zu erklären. Selbstverständlich findet sich bei- tfitijer Bischof von bieser reaktionären Verleugnung des Geistes der konfessionellen Gesetze hoch befriedigt und erklärt mit vollem, Iciber nur zu vollem Recht, daß die von der römischen Kurie geforderte Klausel in der .famosen Auslegung des Herrn Jirecek „der Sache nach vollkommen enthalten fei." Ausland. Die Einheit Deutschlands hat in den letzten Tagen weitere Fortschritte gemacht. Baden hat sich noch inniger att das Reich an geschlossen. Seit dem 1. Jitlt steht der Großherzog zu seiner Armee nicht mehr in dem Verhältnisse eines LandcShcrru, er ist durch die Militär-Konvention mit Preußen gewissermaßen blos kommandiren-der General derselben mit kaum großem Rechten als irgend ein anderer deutscher Korpsführer. Gleichzeitig hat Baden die Vertretung feiner äußern Angelegenheiten au den deutschen Kaiser überlassen und somit das badische Ministerium bcs Aeiißern zu bestehen aufgehört. Seit einem Jahr, als der Metallschatz der französischen Bank noch 1300 Mill. Franken überstieg, hat »tan in Frankreich noch nicht so viel Gold gesehen als seit dein 26. u. M. Die An-lehens-Subskripliott hat ungeheure Schätze ans Sonnenlicht gefördert. Bauern und Pfarrer aus der Provinz brachten Säcke mit 40.000, 50.000, 60.000 Franken in Goldstücken herbei. Frankreich hat bei 4200 Millionen gezeichnet, bavon 2700 Millionen für Paris, 1500 Millionen für bie Provinz. Die Genossenschaft ber Pariser AgcutS be Change allein nahm beinahe bas ganze Aulehen. Die grüßte Subskription unter beit Krebit-Anstalten war die der Gencral-Sozictät, nämlich 50 Millionen Rente; sie überließ ihren Korrespondenten die Kommission von V«, Perzent. Das Comptoir d'Escompte zeichnete sechs Millionen Rente, darunter 200.000 Franken für Bombay. Die auswärtigen Subskriptioueu scheinen den Erwartungen nicht vollkommen entsprochen zu haben; namentlich soll England zurückgeblieben sein, wo gleichzeitig ein anderes fechsperzentiges Aulehe» stattfindet. An der Milliarde, welche inan Wien, Berlin, Frankfurt, Petersburg zuschreibt, soll der Wiener Platz einen hervorragenden Antheil nehmen. Die „Opinion Nationale" schreibt: Es ist die Rede davon, daß die Regierung beabsichtige, den ans die Anleihe gezeichneten Betrag von fünf Milliarden nicht zu reduziren, wenn die Subskribenten damit einverstanden sind. Jedem einzelnen Subskribenten soll cs freistehe», ob er eine Reduktion des vo» ihm gezeichneten Betrages haben will oder nicht. Natürlich müßte auch die Nationalversammlung hiezu ihre Zustimmuug ertheilen. Die schon iu festen Händen befindlichen Anlehcnsschcine sollen Von der Reduktion jedenfalls ausgenommen werden. Nach der Börse wurde am 1. Jnli Zperzentige Rente mit 54.27, Kpcrzentige mit 80.20 gehandelt. Gambetta hat in Bordeaux am 26. Juni eine von echt staatsmäiinischem Geiste getragene Rede gehalten. Sie ist ein oratorisches Meisterstück ttnb entwickelt mit schonungsloser Schärfe die Ursachen der Niederlage Frankreichs. Die mangelhafte Bildung führt der berühmte Republikaner als ein Hauptübel der Nation an. Ausgleichung der Gesellschaftsklassen, Versöhnung der Städter mit den Bauern, Ausbreitung der Bildung, allgemeinste Wehrpflicht und Aufrechthaltung der Republik, daö find die von ihm vorgeschlagenen Mittel zur Hebung Frankreichs. Gambetta erklärt ferner, die Regierung Thiers' schützen zu wollen und verabscheut die Kommunisten. Besonders schlagend sind seine Instruktionen für die Republikaner in der Kammer. Sie sollen alle schwankenden und zweideutigen Elemente ansscheiden und eine durchaus einheitliche und energische Fraktion bilden. In diesem Falle wird ihnen die Energie und die Einhelligkeit den Mangel der Majorität ersetzen, und die Royalisten werden angesichts einer solchen kompakten und entschlossenen Minorität keinen Staatsstreich zu machen wagen. Diese Wahlrede, welche selbst seinem unversöhnlichsten Gegner Beifall entlocken muß, dürfte heute Gambetta's Wahl in Paris gesichert haben. Wir lassen hier einige Stellen der denkwürdigen Kundgebung folgen. So hebt der Redner die Wichtigkeit der Erziehung für die künftigen Geschicke Frankreichs hervor, und sagt diesbezüglich unter anderem : „Wir müssen jenes liebet, welches unser ganzes Unglück verursacht hat, welches abwechselnd den Despotismus und die Demagogie erzeugt, die Unwissenheit nämlich, ausrotten Wir Müsse» zu erfahren streben, vermittelst welcher Maß-regeln, welcher Nerfahrungsarten wir und »ach unseren Unglücksfällen — die nicht blos auf Rechnung jener Regierung zu schreiben sind, die wir geduldet haben, sondern auch von der Entartung des öffentlichen Geistes herrühren — vor dem Zusammenstürzen, den Ueberraschnngen, den Jrrthümern und der Inferiorität schützen können, die uns so thener zu stehen gekommen sind. Studiren wir unser Unglück, gehen wir auf die Ursachen desselben zurück, besonders auf die allererste Ursache: Wir haben uns von anderen Völkern, die weniger begabt sind, als wir, die aber vorwärts schreiten, während wir auf einem Punkte stehen bleiben, den Vorsprung abgeminueu lassen." Gambetta setzt hierauf fort: „O ja, mau kauu , lmt den Beweisen in der Hand darthun, daß der Niedere Stand unserer Volksbildung es gewesen, der Un6 an den Abgrund des Verderbens gebracht, Wir Wurden von Gegnern geschlagen, denen Vorsicht, ~l6»iplin und die Wissenschaft znr Seite standen, ^enu zuletzt bleibt auch im Zusammenstöße der Materiellen Kräfte die höhere Intelligenz Sieger. J~der ist nicht die Unwissenheit und Unbildung, in eicher man die Massen dahin vegetiren läßt, die Nache all' der fürchterlichen Krisen und sozialen ii6 Utnic- die sozusagen in fest bestimmten Perioden uns hereingebrochen sind und sich fast als eine " 0,Itfche Krankheit eingenistet haben?" , f Redner schildert nun den niedrigen Bildungs-5 ,lQltb des französischen Landvolkes, daö kaum seine Muttersprache zu lallen verstehe und all' sein Sinnen und Trachten auf das ererbte Stück Acker richte, ohne von den Anforderungen des politischen Lebens eine Ahnung zu haben. Er bemerkt, daß das Wort „Bauer" zu einem Schimpfworte hcrabgcfuitfcu sei, daß man auch die Versailler Versammlung eine Bauernversammlung genannt, und fährt dann fort: „Es wäre sehr zu wünsche», daß es eine Bauernkammer im tiefen und wahren Sinne des Wortes gebe, denn eine solche Kammer würde sich nicht aus Trotteln ^ sondern aus aufgeklärten und freien Landleuteu zusammensetzen, geeignet, ihre eigenen Interessen zu vertreten; der Name würde dann keinen Schimpf, sondern eine Huldigung bedeuten, dem Fortschritt und der Bildung der Massen dargebracht, und eine neue soziale Macht würde sich erheben zum Wohle der Gesammtheit. Unglücklicherweise stehen wir noch nicht auf diesem Punkte und werden wir auch denselben insolange nicht erreichen , insolange nicht die französische Demokratie zu der Einsicht kommt, daß wenn man die Wiedergeburt des Vaterlandes anbahnen, ihm seine Größe, seine Macht und seinen Einfluß wiedergeben will, cö für sie ein vitales Interesse sei, die arbeitenden Klassen zu bilden und moralisch zu heben, die einen unerschöpflichen, noch ganz jungfräulichen Born von Kraft und Geschicklichkeit in sich tragen. Man muß das Landvolk auskläreu über das, was es der Gesellschaft leisten und was es von ihr verlangen kann. (Beifall.)... Wir können aber fernerhin unsere Augen angesichts der Thatsachen nicht verschließen, die sich vollzogen haben, und müssen gestehen, daß alle unsere sozialen Krisen Folgen der herrschenden Unwissenheit sind. Ich erkläre, daß es so lange keinen Frieden, keine Ruhe und Ordnung geben wird, bis nicht alle sozialen Klassen an den Wohlthaten der Zivilisation und der Wissenschaft theilnehmen. Erinnern wir uns an daö Wort des Amerikaners Channing: „Die Gesellschaft ist für die Katastrosen verantwortlich, die in ihrem Schöße auöbrechen, sowie die schlecht verwalteten Städte für die Seuchen es sind, wenn sie Aeser in de» Straßen un-verscharrt herumliegen lassen." (Bewegung.) Auf die Bauern übergehend, sagte Gambetta: Der Bauer wurde allzeit belogen." In Rom war am 1. Juli neuerdings mit großer Bestimmtheit das Gerücht verbreitet, der Papst werde Rom verlassen und sich nach Civita-uecchia begeben, um sich auf der Fregatte „Orenoque," welche ihm die französische Regierung zur Verfügung stellte, nach Korsika einzufchiffeu. Kardinal Autouelli hieß cö, werde die Mächte telegrafisch von der Abreise des Papstes in Kenntiiiß setzen. Wie man weiter meldet, hat die italienische Regierung aus die Kunde hievon ihr Bedauern aus-drückeu lassen und dein Papste eine Ehren-Eskorte bis Eivitaveechia angeboten. Am 2. Juli heißt es: Der Papst bleibt; Frankreich zog daö Anerbieten, ihm Gastfreundschaft auf der Insel Korsika zu gewähren, zurück; wie versichert wird, wegen eines vertraulichen Winkes des Fürsten Bismarck, daß die Anwesenheit des Papstes auf französischem Bodeu die Legitimisten ermuntern und die Aktionsfreiheit der gegenwärtigen französischen Regierung beeinträchtigen würde. Der König ist am 2. Juli in Rom eilige-troffen und vorn Prinzen Hmnbert, dem Bürgermeister der Stadt Rom, beit Ministern, Gesandten, den beiden Präsidenten des Parlaments und von den Behörden begrüßt worbe». Die Truppen, die Nationalgarde und zahlreiche Dep»tatione» mit Fahnen und Musikbanden hatten sich in den Straßen ausgestellt.^ Der König wurde enthusiastisch empfangen und erschien aus das lebhafte Zurufen der Menge mehrerematc auf dem Balkon des Qnirinal-Pala-fteS. Der König war gerührt; er empfing Deputationen von 100 Munizipien. Zur Tagesgeschichte. — Graf 93 e u ft a ls Liberia Romano. Ein Leitartikel des „Vaterlandüberschrieben „Beusts römische Politik," enthält einen der heftigsten Angriffe, die je von der feudalen Partei gegen den Grafen Beust und seine Hallung in der römischen Frage geschleudert wurden. Zu demselben wird unser gegenwärtige Leiter der auswärtigen Angelegenheiten geradezu mit jenem Liberia Romano verglichen, der als Minister des Königs Franz II. von Neapel denselben au die Piemouteseu verrieth, um dafür mit einer Statthalterschaft belohnt zu werden. Dem Grafen Beust wird nun ob seiner Italien freundlichen Haltung vom „Baterlaude" eine ähnliche Absicht imputirt, und zwar soll es die Statthalterschaft von Böhmen (!) sein, die sich der Kanzler als Lohn für seinen Berrath anserfehen hätte. Gleichzeitig stellt aber der frnuale Leitartikel dem Grafen Beust dasjenige Ende in Aussicht, das jener Liberia Romano gefunden, nämlich den Tod im — Spitale! Dieser Artikel des „Vaterland" wirft gewiß höchst interessante Streiflichter auf gewisse Parteien und Verhältnisse. — Ein haarsträubender Vorfall wird aus Pest unterm 1. d. berichtet: Eine bei dem Kontrolor der Pest« Versicherungsanstalt und Hauseigenthümer Franz Motclt; auf der Soroksarerstraße bedieuftete Magd wurde vor einigen Tagen, da jeden Augenblick ihre Entbindung zu gewärtigen stand, nach der Gebärablheilung auf die Klinik gebracht, wo sie auch kurz darauf eines Knäbleins entbunden wurde. Zwei Tage später starb die Magd und wurde ihre Leiche nach der Universität gebracht, um von da aus begraben zu werden. Allein wenige Stunden, nachdem die Leiche der Mutter fortgeschafft worden war, sollte auch die des Kindes folgen, und vorgestern Vormittags erschienen die Träger mit der kleinen Leiche abermals auf der Universität. Hier stand schon die früher gebrachte Leiche eingesargt, weil sie an dem nämlichen Tage hätte beerdiget werden sollen. Der herrschenden Gepflogenheit gemäß, wurde nun auch die Leiche des Kindes zu jener der Mutter in den Sarg gelegt, und schon war dieser geschlossen, als sich plötzlich etwas ereignete, was das Herz aller Umstehenden erstarren machte: Aus dem Sarge hervor drang ein leises dumpfes Wimmern, erst kaum hörbar, dann immer lauter und lauter, und in den wenigen Sekunden, während welcher die vor Schreck erblaßten Diener hingestürzt waren, um den Sargdeckel emporzureißen, war aus dem leisen Wimmern ein herzzerreißendes Weinen geworden, und dieses Weinen kam von dem kleinen Kinde her, das nun mit offenen Aenglein und mit thränenüberflutetem Gesichtchen dalag und mit den zarten Aermchen sich in feinem Schmerze krampfhaft an die Leiche der Mutter anklammerte! 2J?an kann sich die Erschütterung vorstellen, mit welcher die Personen, welche Zeugen dieses scbrecklichen Vorfalles waren, die Wahrnehmung aufirnhmen, daß ohne das Dazwischentreten eines glücklichen Zufalls ein Kind wahrscheinlich lebendig begraben worden wäre. — Die „Breslauer Zeitung" schreibt: Die A r -beiterexzesse in Königshütte haben den Charakter der frechsten Gesetzlosigkeit und können jedem wahren Freunde der Arbeiterklassen nur die Scham-röthe ius Gesichk treiben und die Lust nehmen, siir das Recht der Arbeiter anszntreten. Wozu rohe Ge-waltthätigkeiten, wo die Forderungen der Arbeiter schon an sich unberechtigt waren? Die Betriebs-und Wirth-schastsordnnug der Gruben unterliegt in keinem Punkte dem freien Willen oder dem Rechte der Arbeiter, vielmehr geh! jeder Arbeiter bei Uebernahme einer Schicht, bei Abschluß seines Arbeitsvertrages die durch Gesetz und durch diesen Vertrag selbst ausdrücklich stipuürte und geheiligte Bedingung ein, sich der Betriebs- und Wirthschasts-, sich der Arbeitsordnung jeder einzelnen Grube zn fügen. Jede Auflehnung gegen diese Ordnung, deren Abfassung dem Arbeitsgeber, dem Besitzer der Gruben oder dessen Stellvertreter, nach Maßgabe des allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865, allein und ausschließlich zusteht, ist ein Vertragsbruch, dem der Arbeiter nur durch Aufkündigung, durch Austritt aus der Grubenbelegschaft entgehen kann. Dieser Austritt ist dem Arbeiter nicht gewehrt, vielmehr im Gesetze ausdrücklich gewahrt und in keiner Weise, auch im vorliegenden Falle der Königsgrube, ungebührlich verweigert oder erschwert seitens der Beamten. So charakterisiren sich denn die Ausschreitungen der Arbeiter durchaus als ungerechtfertigt und unentschuldbar und der Freund einer ruhigen Entwicklung der Arbeiterverhältnisse auf dem Boden der in jeder Beziehung vorläufig genügenden Gewerbe- und sonstigen den Arbeiter betreffenden.Gesetzgebung muß zugestehen, daß die Königshütter Ärbeiterexzesse die volle Ahndung des Strafgesetzes und Strafrichters verdienen. Es lag kein Grund vor zu solchem rebellischen Gebühren. — Die Dotation des Fürsten Bismarck wird nicht den votirten 4 Millionen Thalern entnommen. Sie besteht, wie bereits gemeldet, ganz allein aus dem im Herzogthum Lauenburg liegenden Grundkomplexe. In dem diesfälligen Handschreiben des deutschen Kaisers an den „Minister für Lauenburg" tBismarck) wird derselbe ersucht, „das erforderliche zur Ausführung meiner Gnadenbewilligung" an den Kanzler des deutschen Reiches rc. zu veranlassen. Jedenfalls wird das für den letzteren ein recht angenehmes Geschäft sein. Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten. Lolal-Chronik. — (Arbeiterbildungsverein.) Die vorgestrige Monatsversammlung des Arbeiterbildungsvereins war von etwa 40—50 Mitglieder besucht. Als Regierungskommissär war Herr Magistratsrath Jeras anwesend. Der Vereinsobmann beleuchtete in einer kurzen Ansprache den schwierigen Stand des Vereins unter den gegenwärtigen Verhältnissen und forderte die Arbeiter auf, angesichts vieler Verdächtigungen und Jntriguen, die jetzt gegen sie gerichtet seien, sich nicht beirren zu lasten, bei der Sache der Arbeiter treu auszuharren und auf gesetzlichem Wege die Verbesserung ihrer gedrückten Lage anzustreben. Er legte den Arbeitern dar, daß sie nur durch Bildung und Selbst« erkenntniß auf die Stufe, die ihnen als schaffenden Mitgliedern in der Gesellschaft gebührt, gelangen können. Herr Kunz besprach sodann den Mangel der zur Ausbildung des Arbeiterstandcs erforderlichen Mittel, und legte dem Ausschüsse besonders an das Herz, zu trachten, wenigstens einige Lehrkräfte für den unent-zeitlichen Unterricht im Vereine zu gewinnen. Insbesondere hob er hervor, daß den Arbeitern Roheit und Unbildung vorgeworfen, andererseits aber nicht daran gedacht werde, auch dieser bisher stiefmütterlich behandelten Klasse der menschlichen Gesellschaft irgendwelche Unterstützung und hiedurch die Möglichkeit zu ihrer größeren Ausbildung zu gewähren. Hierauf wurde die Wahl eines Vereinskassiers und zweier Ausschußmit-qlieder vorgenommen und hiemit die Versammlung geschloffen. — (Nächtlicher Uebersall.) Aus Ärain-bürg wird uns gemeldet: Zwei mit Stöcken bewaffnete Strolche überfielen am 1. Juli um 12 Uhr Nachts mitten in der Stadt den Bahnbeamten Angelo Ron-zoni, als dieser, vom Bureau heimkehrend, eben im Begriffe war, in sein Wohnhaus einzutreten. Der plötzlich Ueberfallene, seine ernste Lage erkennend, setzte sich verzweifelt zur Wehr, mußte jedoch leider der doppelten Uebermacht unter den scheußlichsten Mißhandlungen zum Opfer fallen. Die Wegelagerer entflohen, als endlich der Hilferuf des Herrn Ronzoni und das Gebell seines Hundes einige Leute herbcigelockt hatte. Man verdächtigt der That zwei durch Gemeinheit und Verworfenheit wohlbekannte Gauner, und wird hoffentlich die bereits eingeleitete gerichtliche Untersuchung nicht ermangeln, ihnen die Larve vom Gesichte zu reißen. iJur AuSfindigmachung und Ueberweisung der beiden Gauner dürste der Umstand einige Anhalts« punkie bieten, daß einer derselben eine bedeutende Bißwunde an einem Finger der rechten Hand davontrug; dieses Andenken holte sich der Strolch, als er sich ab-niühie, Herrn Ronzoni mit einem Sacktuch zu knebeln. Witterung. Laibach, 4 Juli. Heute Morgens heftiger Südwest, schwacher Siegen (0.20"' Niederschlag>, Vormittags wechselnde Bewölkung. Wärme: Morgens 6 lltjr f 15.0", Nachmittags 2 Uhr ^ 20.8°R. (1870 + 19.0"; 1869 + 16.2"). «arometcr im steigen 326.57'". Das gestrige Tagesmittel der Wärme +18.1°, um 2.9° über dein Normale. Attgckommene Fremde. Am 3. Juli. Elefmit. Pernalti, Kfm., Wien. — Lazer, Predsid. — Hnter, Privat, Planina. — Matinssi, Stein. — Cadore, Kfm., Triest. — Dekleva, Kuschaua. - Laser, Pest. — Dr. tiiojic, Gradaz — Weinberg, Professor, Pest. - -Hoffmann, Cilli - Cesuik, Graseustein. Stiult Wien. Weiß, Kfm., Wien. — Fontanella, Handelsm., Parma. - Abratin, Priester, Gvrz. — Frau Rudolf, Private, Pest. — Frau jicuit, Ingenieurs-Gattin, Krainbnrg. Moliren. Brolich, Privatier, Salloä'. — Berger, Privatier, Triest. — Steinhäuser, Lümbach. Verstorbene. Den 3. Juli. Georg Ramov), Taglbhner, alt 36 Jahre, im Zivilspital am Mastdarmkrebse. — Lnzia Ligon, Magd, alt 48 Jahre, im Zivilspital an Entartung der Ihi» terleibsorgane. Verlosung. (Wiener Kommnnal-Anlehen.) Bei der Verlosung am 1. Juli wurden nachstehende 101 Obligationen gezogen, nnd zwar von der ersten Emission: zu 1000 fl. Nr. 69 446 994 1416 1703 2041 2540 2721 3694 3748 4028 4140 4238 4250 4490 4561 und 4671; zn 100 fl. Nr. 502 608 650 748 1187 1235 1583 1827 2474 und 2533; von der zweiten Emission: zn 1000 fl.: Nr. 5109 6019 6070 6141 6478 6786 6857 6875 6908 6982 7601 7688 8155 8389 8633 8634 8863 9668 9679 nnd !866; zn 100 fl.: 2901 3123 3286 3301 3564 3674 3685 3721 3851 3963 4551 4717 5789 6132 6317 6770 6833 6965 7113 nnd 7609, und endlich von der dritten Emission: zn 1000 fl.: Nr. 10439 10716 10861 10930 11280 11374 11412 12068 12754 12928 13008 13880 13931 13975 14143 14330 14471 14543 14546 14786 15755 15769 16507 und Nr. 16558! zu 100 fl.: Nr. 7862 8031 8421 8488 8617 8642 8755 9434 10007 10050 10820 10884 10985 11675 11691 12526 13175 13435 13506 und Nr. 13583. (D o n a n - D a m p s! ch i I j a h r I - L v s e.) Bei dcr am 1. Juli d. I. in Gegenwart zweier f. f. Notare siait-gehablen 17. Verlosung des vierperzcntigcu Lottcrie-Aulehens der evstcii f. k. privilegirteu Douau-Dampsschifsahrt-Gesellschast per 6,000.000 Gulden Kouv.-Münze wuidcu folgende größere Treffer gezogen, und zwar fiel der Haupttreffer mit 52.500 fl. auf Nr. 54493, der zweite Treffer mit 5250 fl. auf Nr. 58284; ferner gewinne» je 1050 fl. Nr. 6344 42854 49283, je 525 fl Nr. 52*3 29735 42113 48417 56912 599(52, je 210 fl. Dir. 676 1209 5915 12662 25781 27567 39849 42108 42378 43453 44374 50787 57338 und Nr. 57496. Gedenktafel über die am 7. I u l i 18 7 1 stattfindenden Lizitationen. 1. Feilb., Meglic'fche Real., Kaier. BG. NaimarW. - 2. Feilb., Zabkar'jche Real., Poversje, BG. Gnrlseld. — Relizitativu Obreza'scher Real., Brezje, BG. Planina. — 3. Feilb., Penko'sche Real., Wie, BG. Feistriz. Telegramme. Paris, 4. Juli. Nach den bis jetzt bekannten Wahlresultaten gehören 80 bis 90 von 114 Gewählten zur gemäßigten republikanischen Partei, welche die Politik Thiers' unterstützt. In Marseille wurde Gambetta gewählt. In Charente inferieure ist Rouher durchgefallen. Telegrafischer Wechselkurs vom 4. Juli. 5perz. Rente öfterr. Papier 59.35. — 5perz8\ eilte iiflerr. Silber 68.90. — 1860er -staatsanlehen 101.20. -Bankaktien 774. - Kreditaktien 288.50. - London 122.55. — Silber 120 65. — K. k. Münz-Dukaten 5 78. — Na-poleousd'or 9.78'/,. _____________ Wiener Börse vom 3. Juli. Staatsfonds. Sperc.Rente, öst.Pap. dto. dto. östün SUb. t!o e von 1854 . . . do e von 1860, ganze Bo e von 1860, ffünft. Prämiensch. v. 1864 . Qrundentl.-Obl. Steiermark »uSpLt. tarnten, Kram u. Küstenland 5 * Ungarn . . zu 5 * kkroat. u. Slav. 5 * Siebenbürg. * 5 „ Aotien. Kationalbank . . . Union - Bank . . . Kreditanstalt . . . ft. ö. EScompte-Ges. ilnglo-österr. Bank . Den. Bodencrcd.-A. . Oest. Hypoth.-Bank . (Bieter. EScomvt.-Bk. Franko - Austria . . Raif. Ferd.-Nordb. . Südbahn-Gesellsch. . Sais. Elisabeth-Bahn. Larl-Ludwig-Babn Siebenb. Eisenbahn . StaatSbahn.... Kais. Franz-Iosefsb.. Fünfk.-Barcser «L.-B. mföld-Fium. Bahn . Pfandbriefe. Nation. ö.W. verloSb. klng. Bod.-Lreditanst Allg.öst.Bod.-Lredil. dto. in dau.ntdjt. Veld 59.50 69.lt 100 60 111.75 127.75 93.- 85.75 80.25 85 75 76 50 774 -27l.fcO 856 10 940. 158,60 262 — -40- U6.i5 2160 178.fO fc*2.— 249.50 172- 418.50 201.50 176.50 176.75 91.90 89.30 105.75 86.80 Ware 59.60 69 20 95.— 110.80 113.-128.— 94.— 86 — 80,50 86.-76 75 775.— 272.— 2H6.S0 945.— *5y.— 261 — 90.— 116.50 2165 178.60 *22.50 149.75 172 50 414.— 202.5( 177.-177.25 92.50 89.60 106.25 87.20 Oest. Hypoth.-Bank, Priorität»-O bllg, Südb.-Vej. zu 500 Yr dto. Bons 6pÄt. Nordb. (100 fl. CM.) Sieb.-B.(200fl.ö.W.) Staatsbahn Pr. Stück Staatsb. Pr. St. 1867 ^udolsSb.(300st.ö.W.) Kranz-Jos. (200 fl.©.) Lose. Credit 100 fl. ö. W. . Don.-Dampfsch.-Ges. zu 100 fl. CM. . . Triester 100 fl. CM. . dto. 50 fl. ö.W. . Ofener . 40 fl. ö.W. Salm . „ 40 „ Palffy . * 40 * C*arv . * 40 n St. GenoiS„ 40 * Windischgrätz 20 „ Waldstein . so „ Keglevich . 10 „ RudolsSstift. lOö.W. Wcoh»el(3Mon.) ÄugSb. lOO fl.südd.W. Frauff. 100 fl. „ „ renbon 10 Pf. Sterl. Parir 100 Francs . Münzen. ftaif. Münz-Ducaten. 20-FrancSstüS . . BereinSthaler . . Silber . . Veld 95.- 110.25 238.50 106.— 89.20 139. 137.— 91 30 96.90 177.25 122.— 59.— 33.— 43.50 32.50 38.— 31.— 24.— 24.50 15.— 15.- 102.60 103. 122.60 47.90 5.82 9.80 1.82» 120.75 Ware 95 60 110.75 839.50 106.25 89.40 139.40 138.— 91.50 97.10 177.75 102.— 124.— 60.— 35.— 44.- 33.50 39.— 88.— 25.— 25.— 17.— 15.50 102.70 103.10 122.75 48.10 5 83. 9 81 1.83* 121.— Pergament -Pnpicr zum Obfteiud n lt st c u per Elle 24 kr. und 30 kr. bei (307-i) Josef Karinger. Klemens Müllers berühmte neue Familienttähmaschinett des Singer-Sistems, sowie Wicetev & Wilso», vowe, Wvuurv & «aker, Ha»r>»äl»»lischi»c»,Ltrtir-»mschinc», Nndcl», Leide und Zwirn liefert zu den allerbilligsten Preisen en gros et en detail daS Näh- und Strickmaschinen - Hauptgeschäft von (293-2) Itmloll* NcSieir», 21 -vpernring 21 in Wien. Herrn J.G. Po|>|), prakt. Zahnarzt in Wien, Stadt, Bognergasse Nr. 2. Mit Vergnügen bestätige ich Herrn J. G. Popp* prakt. Zahnarzt in Wien, dass ich durch den Gebrauch seines Anatheriu-Miindwassers von einem vierjährigen Muiidübel (Skorbut) vollkommen geheilt wurde. (8—2) München, am 21. Mai 1870. J. Oiiinsrr, Privatier. Zu haben in L a i b a c I, bei 1‘etriöiö & Virker, A. Krisper, Josef Karinger, .Johann Krasehowilz, Ed. Mahr, F. M. Schmitt und E. Itirsehitz, Apotheker; Krainbnrg bei F. Krisper und Sei). Sehaunig, Apotheker; R 1 e i b u r g bei Herbst, Apotheker; W a r a s d i n bei Haller, Apotheker; lt u <1 o I fsw ortli bei 1>. Kizzoll, Apo-tlieker, und .loset Kergiiinnii; G u r k f c 1 d bei Fried r. Bömehes, Apotheker; Stein bei Jahn, Apotheker; W i p~ p a c li bei Anton DeiieriS, Apotheker; Gör?, bei Vontoni, Apotheker, und ,1. Keller; Wa r t e n b e r g bei F. tiadlcr; Adelsberg bei J. Kii]il'ersehmidt, Apotheker; Bi-selio flaek bei Fabiani, Apotheker; Gpttschee bei J. Kramte, Apotheker; Idria in der k. k. Werksapo-tlieke; Littai bei K. MUhlwenzel, Apotheker; Rad-in a n n s d o r f in der Apotheke von Salloehcrs Witwe. Sin schönes möblirtefi Zimmer wäre sogleich zu beziehen. Näheres im Zeituugs-Komptoir. (ÜOB) Cafe Elefant Ist täglleli *er Curefrornei -HW *»i liahen. (305 1) LruS vo« 2s« v Kkeinmadr * Fed. teamtin Saitacfi. Berieger und für die Redaktion verantwortlich: £ 11 o m a r Samberg