Ballade mich dem Slovenischen I'roäeiits im Nibelmigenversmaß, wiedergegeben von Ludwig Zei'wonik. Skpariit-Zlbdrllck aus dem Laibach. Gedruckt bei Josef Blasnik. — '' ' 1865. Um für den Ausdruck mehr Spielraum zu gewinnen, habe ich statt der Assonanzen (Wiederkehr des gleichen Vokals) im Originale den Nibclungen- vers gewählt. Ausfüllende Worte und Reflerionslichter, letztere übrigens ver¬ einzelt, wurden unvermeidlich, obgleich nicht in der naiven Objektivität der Original-Dichtung gelegen. Daß hier kressrn einen heiklen Stoff in so voll¬ endeter Kunstform und gleichwol in der epischen Einfachheit des Volks¬ liedes behandelte, konnte eben nur das Werk eines genialen Meisters sein. Auf die Absicht, eine solche Behandlung wiederzugeben, mußte ich ebenso ver¬ zichten, wie auf die Sirophenbildung, welche man — freilich im großen Epos, ursprünglich strophenlos — erst in neuerer Zeit wieder hergestellt hat. Hier war es schwer thunlich, mit jeder vierten Zeile den Gedanken abzuschließen, was in den Uhland'schen Balladen der Fall ist, und so wurde, wie bei der Legende, der ununterbrochene Gang der Darstellung, deren Abschnitte nur durch Pausen bezeichnet sind, vorgezogen. u Auersperg im Schloßhof da steht ein Eichenbaum, Die grünen Wipfel ragen hoch in den Wolkenraum, Und an dem steinernen Tische im Schatten ringsherum Da sitzt ein Kreis von Edlen, entstammt dem Heldenthum; Denn es bewirthet wieder der Auersperg erfreut Die ritterlichen Werber um Rosamunda heut. — Es wird die Rosamunda mit Ruhm und Ehr' genannt Die Rose aller Mädchen im ganzen Heimatland. Denn wie aus klarem Himmel ein Blitz herniederstralt, So war des schönen Auges hell leuchtende Gewalt; Und was oft nicht vermochte der Waffen Stahl und Erz, Ihr Blick allein verwundet der Helden tapfres Herz. — Gar viel Barone werben um Rosamunda's Hand: Drei kamen aus dem wälschen, drei aus dem deutschen Land, Drei aus der Mark von Stehern und aus dem Krainland drei. Auch Schärfenberg, dem Spiel nur der Kampf wie das Turnei; Das stolze Herz des Fräuleins — was keinem noch gelang, Gelang dem schönen Helden — er war's, der es bezwang. Und ihm gebeut das Fräulein, daß er sie nunmehr auch Vom Vater und Verwandten erbitte nach dem Brauch. — Ihm gibt der Auersperger hierauf ein herrlich Mahl, Zur festlichen Verlobung blinkt goldig der Pokal. Und zu dem Schärfenberger der hohe Burgherr spricht: Wenn nach dem dritten Sonntag erstralt das Sonnenlicht, Die Schaar der Hochzeitgäste bringt dann am Ehrentag Daß sie, vom Hause scheidend, die Braut begleiten mag. — Sieh! ein willkommner Sänger der hohen Herrschaft naht, Desf Name weithin tönend sich Ruhm errungen hat; Da sie sein Lied verlangen, das Saitenspiel erklingt, Das von den Heldenthaten beherzter Ritter singt, Und von den Himmelsaugen, wie deren Feuer glüht Mit wunderbarer Lohe entflammend das Gemüt. — Es hält der Sänger inne, die Tante spricht sofort Nur Rosamunda preisend zu ihm solch' eitles Wort: Du Sänger, der du nahes und fernes Land geschaut, Sag an, wo blüht ein Mädchen, noch schöner als uns're Braut? Der Sänger drauf: Gott segne das Fräulein anmutreich, Gott geb' ihr Töchter blühend, gerühmt der Mutter gleich, Gott lass' die Söhne werden ein heldenhaft Geschlecht! So weit das Scepter herrschet und gilt des Kaisers Recht, Wol als die schönste Blüte, preiswürdig, ihrer Zeit Die Auersperger Rose im Iugendreiz gedeiht; In Bosnien die Schwester des Pascha nur allein Anjetzt von allen Schönen soll sie die Sonne sein! Trügt nicht des Rufes Stimme, die Welt durchklingend laut, So könnte sie nur gelten für schöner als eure Braut. — Der Braut mißfallt die Mähre, vom fremden Lobe reich, Und ihre ros'gen Wangen, der Unmuth macht sie bleich; Denn minder als die Frage ihr der Bescheid behagt, Da sie zum Schärfenberger im jähen Zorne sagt: Ich hör', der Bosniake trieb manche Christenschaar Hinweg vom heim'schen Herde, ja Schande ist's fürwahr Für unsre Helden thatlos zu dieser Stunde noch Daß ihre Christenbrüder umfängt das Sklavenjoch. Auf, Schärfenberg, umgürte das wohlerprobte Schwert, Die Knechte und Gefährten versammle, starkbewehrt, Damit ihr dort dem Pascha die Schwester kühn entfuhrt, Wenn in der That der Name von Männern euch gebührt. Das Mädchen löst der Türke dann gerne wieder aus Für unsres Landes Söhne, ziehend in's Vaterbaus. Die Ehe, die ich eingeh', sie bleibe kinderlos. Und meine alten Jahre sie seien freudenlos, Sollt' ich so schwach sein, eher zu schreiten zum Altar, Und sollte ich den Gatten zuvor umarmen gar, Bevor die Bosniakin du mir herbeigeschafft In's Schloß der Auersperge mit deiner Heldenkraft, Damit ich es auch glaube, daß wirklich solches Licht Die türk'sche Sonne ausstralt, wie laut der Ruhm es spricht. — Der Bräut'gam, ihr verlobet, er sammelte zur Stell' Die Knechte und entbietet die nahen Freunde schnell. Mit scharfem Schwert umgürtet, der Reiter von dannen braust, — Erfüllend theuren Willen — rasch in die Türken saust. Es hält des Flusses Tiefe, die Kulpa, ihn nicht auf, Auch nicht die türkischen Wachen hemmen den Siegeslauf; Das Schwert, vom Blut geröthet, in seiner starken Hand Treibt vor die Bosniaken, fliehend im eignen Land. Er bricht das Schloß des Pascha und stürzt es in den Grund, Den Söhnen unsrer Heimat wird die Befreiung kund, Des Pascha holde Schwester der Ritter nimmt mit sich, Den Engeln paradiesisch Gestalt und Bildung glich! Die Sonne aller Schönen war sie voll Lieblichkeit, Der Schönen, milde leuchtend, in jener dunklen Zeit! — Mehr noch als Rosamunda dem Sieger jetzt gefällt, Wahrhaft die schönre Leila, die er sich zugesellt, Nicht nach dem Auersberge, in's eigne Schloß heimführt; Ihr Herz, das unschuldvolle, der Helden Blüte rührt, Sie legt den Glauben Mahom's, der Türken Sitten ab, Da ihr die neue Lehre den wahren Glauben gab. Und als die Maid getauft war, folgt sie zur Trauung dann Und segnend beider Hände vereint der Schloßkaplan. — Zu Laibach Rosamunda sich stillem Kloster weiht, Und wird der Nonnen Ehre in frommer Einsamkeit!